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GovRadar und Goethe-Universität schließen Kooperation zur Berechnung und Beschaffung von Luftfiltern
Damit der Präsenzbetrieb an Schulen und in Kitas fortgesetzt werden kann, unterstützt die Bundesregierung die Anschaffung mobiler Luftreiniger. Die Fördermittel stehen zur Verfügung – doch sie werden nur schleppend abgerufen. Die wohl größten Hürden sind die Beschaffung und das Vergaberecht. Eine Kooperation zwischen Goethe-Universität und dem Münchner Unternehmen GovRadar soll Schul- und Kita-Träger entlasten.
FRANKFURT. Welchen
Luftfiltertyp brauchen wir für unsere Schule? Wie viele Geräte werden insgesamt
benötigt? Und wie müssen wir vorgehen, um die Vorschriften des Vergaberechts
einzuhalten? Fragen wie diese stellen eine große Hürde dar auf dem Weg von
Schulen und Kitas zur Reduzierung des Infektionsrisikos durch Luftfilter. Dabei
unterstützt die Bundesregierung die Anschaffung mobiler Luftreiniger, um den
Präsenzbetrieb in Schulen und Kitas möglichst sicherzustellen. Insgesamt stellt
der Bund den Ländern 200 Millionen Euro dafür zur Verfügung. Doch die
Fördermittel werden nur schleppend abgerufen.
Um Schul- und Kita-Träger bei dem aufwändigen Verfahren zu
entlasten, sind das Münchner Unternehmen GovRadar und die Goethe-Universität
Frankfurt eine Kooperation eingegangen. Der am Fachbereich
Wirtschaftswissenschaften von Professorin Anna Rohlfing-Bastian entwickelte
Luftfilter-Rechner erleichtert den öffentlichen Beschaffern im ersten Schritt
die Berechnung der Luftfilterbedarfe. Über klare Parameter wie Klassenraumgröße
und Personenanzahl kann ausgerechnet werden, wie die jeweilige Schule optimal
mit Luftfiltern ausgestattet werden müsste, um ein wählbares Infektionsrisiko
nicht zu überschreiten, und welche Installations- und Folgekosten dabei
entstehen.
Auf Basis dieser Angaben erstellt die Firma GovRadar mit ihrer
Software vergaberechtskonforme, produkt- und anbieterneutrale
Leistungsbeschreibungen für die Ausschreibungsunterlagen, die direkt für das
Verfahren verwendet werden können. Sie können an den zuständigen Sachaufwandsträger
weitergeleitet oder direkt ausgeschrieben werden. „Der Beschaffungsprozess von
mobilen Luftfiltern wird auf diese Weise und durch die Einbindung beider
Softwareentwicklungen deutlich beschleunigt und vereinfacht“, sagt
Rohlfing-Bastian. Viele Schulen hätten ohnehin bereits eine Lizenz für die
GovRadar-Datenbank, die auch bei der Beschaffung von digitalen Geräten und
Dienstleistungen unterstützend wirkt. Mit Hilfe der Innovectis GmbH, der
Wissenstransfergesellschaft der Goethe-Universität, wurde für den
Luftfilter-Rechner ein zugehöriger Software-Lizenzvertrag mit GovRadar
abgeschlossen.
Das Kalkulationstool, das von GovRadar nun genutzt wird, wurde von
Prof. Rohlfing-Bastian gemeinsam mit Dr. Gunther Glenk von der Universität
Mannheim entwickelt, um so die Suche nach der passenden und kostengünstigsten
Ausstattung von Klassenräumen mit Luftfiltern zu erleichtern.
Der Kooperationspartner GovRadar ist ein junges Münchner
Unternehmen, das 2020 von Sascha Soyk gegründet wurde und vergaberechtskonforme,
produkt- und anbieterneutrale Leistungsbeschreibungen automatisiert erstellt
und so komplette Ausschreibungsunterlagen auf Knopfdruck ermöglicht. Das
Unternehmen wird unter anderem vom Xpreneurs Programm der Technischen
Universität München und von der Regierung von Oberbayern gefördert.
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Anna Rohlfing-Bastian
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
Professur
für Rechnungswesen, insb. Management Accounting
Goethe-Universität Frankfurt
E-Mail: rohlfing-bastian@econ.uni-frankfurt.de
Homepage: https://www.accounting.uni-frankfurt.de/professoren/professur-rohlfing-bastian/startseite.html
GovRadar GmbH
Baaderstraße
76
80469
München
Deutschland
Tel: +49
176 64948166
lena.ziesemer@govradar.net
www.govradar.net
Land Hessen und Pitzer-Stiftung finanzieren nachhaltige Entwicklung einer neuen Professur über die nächsten zehn Jahre
Die Virologin Prof. Sandra Ciesek wird vom Land Hessen mit 1,4 Millionen Euro im Rahmen einer LOEWE-Spitzenprofessur ausgezeichnet. Durch diese Auszeichnung und die großzügige Förderung der Willy Robert Pitzer Stiftung ist es der Goethe-Universität möglich, die führende Virologin und Medizinerin an der Goethe-Universität und somit in Hessen zu halten. Aus diesen Mitteln wird unter anderem eine weitere Professur am Institut für Medizinische Virologie, das Ciesek leitet, für fünf Jahre finanziert. Zur Sicherung der Nachhaltigkeit dieser neuen Professur wird die Willy Robert Pitzer Stiftung sie als „Willy Robert Pitzer Stiftungsprofessur für Virologie“ für weitere fünf Jahre mit 1,75 Mio. Euro fördern.
FRANKFURT. Der
Präsident der Goethe-Universität, Prof. Enrico Schleiff, freut sich über die
langfristige und umfangreiche Förderung der Virologie an der Goethe-Universität
und dem Universitätsklinikum Frankfurt: „Professorin Ciesek ist eine
ausgesprochen vielseitige Wissenschaftlerin und forscht seit dem Beginn der
Corona-Pandemie intensiv an SARS-CoV-2. Ihrer Entdeckung, dass auch
symptomfreie Patienten das Virus übertragen können, hat die wissenschaftliche
Grundlage für ein effektives Pandemiemanagement gelegt.“ Professorin Ciesek ist
sowohl in der Aufklärung molekularer und zellulärer Infektions- und
Resistenzmechanismen von SARS-CoV-2, in der Entwicklung innovativer Verfahren
zur Diagnostik des Virus sowie in der klinischen Forschung zu
COVID-19-Medikamenten aktiv. Zur Einschätzung des Pandemiegeschehens hat unter
anderem eine Studie beigetragen, die sie mit 800 Kita-Kindern durchgeführt hat.
„Jetzt ermöglicht der Schulterschluss von LOEWE-Spitzenprofessur
mit der Willy Robert Pitzer Stiftung eine nachhaltige Forschungsförderung der
Virologie an der Goethe-Universität“, so Prof. Schleiff weiter. „Dass wir mit
den Fördermitteln eine weitere Professur am Institut für Virologie einrichten
können, das Professorin Ciesek leitet, wird der herausragenden Rolle ihrer
virologischen Forschung gerecht.“
Prof. Stefan Zeuzem, Dekan des Fachbereichs Medizin der
Goethe-Universität, erklärt: „Frau Professorin Ciesek hat mit Ihrem Team der
Virologie hervorragende Arbeit in Forschung und Lehre geleistet. Mit der
LOEWE-Spitzen-Professur wird dieser Erfolg bestätigt und die Leistungsfähigkeit
der Virologie weiter gesteigert – das ist für den gesamten Fachbereich Medizin
sehr erfreulich.“
Dr. Helmut Häuser, Vorsitzender des Vorstands der Willy Robert
Pitzer Stiftung, ist überzeugt: „Die Willy Robert Pitzer Stiftung verfolgt das
Ziel, Forschung und Lehre in der Medizin zu fördern. Wir sind daher froh, dass
wir die Goethe-Universität und das Universitätsklinikum Frankfurt mit der
Stiftungsprofessur unterstützen können und damit auch dazu beizutragen, die
Bindung von Professorin Ciesek an Frankfurt zu stärken.“
Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/106803868
Bildtext: Professorin Dr. Sandra Ciesek. Foto: Universitätsklinikum
Frankfurt
Neuer Sammelband aus der Goethe-Universität richtet sich an die interessierte Stadtöffentlichkeit
Aktuelle Fragen der Stadtentwicklung stehen im Mittelpunkt einer
Neuerscheinung aus der Goethe-Universität. In dem Sammelband setzen sich
verschiedene Autorinnen und Autoren mit den Anforderungen an die Stadt der
Zukunft auseinander.
FRANKFURT.
„Frankfurt am Main – eine Stadt für alle? Konfliktfelder, Orte und soziale
Kämpfe" – so lautet der Titel des Buches, das im transcript-Verlag
erschienen ist. Die insgesamt 40 Beiträge diskutieren in anschaulichen
Formaten, welche strukturellen Bedingungen, gesellschaftlichen
Kräfteverhältnisse und Akteure die Mainmetropole prägen. Sie analysieren, wie
neoliberale und autoritäre Tendenzen soziale Ausschlüsse produzieren. Dabei
legen die Autoren und Autorinnen auch einen Fokus auf die vielfältigen sozialen
Kämpfe und zeigen Wege hin zu einer solidarischen und demokratischen Stadt für
alle auf.
Wirtschaftsgeograph Prof. Peter Lindner von der Goethe-Universität
schreibt zusammen mit Prof. Stefan Ouma von der Universität Bayreuth über
„Frankfurt als Ort post-industrieller Arbeitsverhältnisse?“. „Der Stachel des
Widerspruchs: Wohnungspolitik und soziale Kämpfe in Frankfurt am Main“ lautet
der Titel eines Beitrags von Prof. Sebastian Schipper und Prof. Susanne Heeg,
beide Goethe-Universität. Und mit den Bodenpreisen und der damit verbundenen
Politik befasst sich der Frankfurter Humangeograph Prof. Bernd Belina. Das
„Wilde Frankfurt“ steht im Fokus des Beitrages von Prof. Robert Pütz und Elisa
Kornherr, hier geht es um Nilgänse und die mit ihnen verbundenen Konflikte. Weitere
Beiträge befassen sich mit Entmietung, dem Erstarken der AfD, Drogen und der
„neuen Altstadt“.
Außer Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, Aktivistinnen und
Aktivisten, kommen auch Betroffene und Akteure der Zivilgesellschaft zu Wort.
Der Band richtet sich gezielt an die Stadtgesellschaft und an eine breite
Öffentlichkeit.
Mehr Infos und eine Übersicht der Beiträge und Themen finden Sie
unter: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-5477-6/frankfurt-am-main-eine-stadt-fuer-alle/
Publikation: Johanna Betz, Svenja Keitzel, Jürgen Schardt, Sebastian Schipper,
Sara Schmitt Pacífico, Felix Wiegand (Hgg.): Frankfurt am Main – eine Stadt für
alle? Konfliktfelder, Orte und soziale Kämpfe
September
2021, 450 S., kart., durchgängig vierfarbig. 25 Euro (DE), ISBN
978-3-8376-5477-6, E-Book:
PDF:
21,99 € (DE), ISBN 978-3-8394-5477
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Sebastian Schipper
Geographische Stadtforschung
Institut für Humangeographie
Goethe-Universität
Telefon: +49 (0)69 798 35165
E-Mail: s.schipper@geo.uni-frankfurt.de
Homepage: http://www.humangeographie.de/schipper
Das Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema „Pandemie: Was bleibt?“ liegt jetzt in englischer Übersetzung vor
„Pandemie – Was bleibt?“ – so lautet der Titel der jüngsten Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, dem Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität. Nun liegt das Heft auch gedruckt in englischer Übersetzung vor.
FRANKFURT. Schon
seit 2019 sind ausgewählte Beiträge des beliebten Wissenschaftsmagazins der
Goethe-Universität ins Englische übersetzt worden; nun liegt erstmals ein
gesamtes Heft in englischer Sprache gedruckt vor. Das Schwerpunktthema lautet
in der Übersetzung: „The Pandemic: What's Here to Stay?“. Sämtliche Beiträge
sind nun auch für Leser ohne deutsche Sprachkenntnisse zugänglich.
Hier ein kleiner Einblick in den Inhalt:
RISKS FROM THE LABORATORY?
Controlling security-relevant biological
research
INOCULATION 400 YEARS AGO
How its smallpox policy kept the Qing
Dynasty in power
LONG COVID
The heart after COVID-19
AFFLICTED DEMOCRACY
The coronavirus pandemic has further
weakened our political system
FINANCIAL CRISIS AS BLUEPRINT?
Politics has done some things better in
the coronavirus pandemic
LESSONS LEARNT
What ails the healthcare system
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2021) in
englischer Sprache kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: ott@pvw.uni-frankfurt.de
Alle
Beiträge sind online erhältlich unter: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de.
Chemiker legte 1997 an der Goethe-Universität seine Promotion ab.
FRANKFURT. Die
Goethe-Universität Frankfurt gratuliert ihrem Alumnus, dem Chemiker Benjamin
List, herzlich zum Nobelpreis für Chemie. Wie die Königlich-Schwedische
Akademie der Wissenschaften heute bekannt gegeben hat, wird List, Direktor am
Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim/R., die Auszeichnung
gemeinsam mit dem Briten David McMillan für die Entwicklung der asymmetrischen
Organokatalyse erhalten. Dies habe große Auswirkungen auf die pharmazeutische
Forschung gehabt, hieß es in der Begründung der Akademie, und die Chemie
umweltfreundlicher gemacht.
„Wir gratulieren Benjamin List ganz herzlich zu der wohl größten Auszeichnung,
die man als Wissenschaftler erlangen kann. Die Verleihung des Nobelpreises in
Chemie ist ein wirklich großer Tag für das Fach in Deutschland und auch an der
Goethe-Universität. Denn wir freuen uns natürlich besonders darüber, dass
Benjamin List einen Teil seines wissenschaftlichen Werdegangs an der
Goethe-Universität verbracht hat. Hier hat er im Jahre 1997 seine Promotion, die
ja bekanntermaßen der erste Schritt einer wissenschaftlichen Karriere ist und
in welcher die Grundlagen für den weiteren Werdegang gelegt werden, zum Thema
‚Synthese eines Vitamin-B12-Semicorrins‘ bei Prof. Johann Mulzer abgelegt“,
betont Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität.
„Der
Fachbereich Biochemie, Chemie, Pharmazie gratuliert Herrn Benjamin List zum
Nobelpreis für Chemie! Wir freuen uns, dass mit dieser Auszeichnung seine
Arbeiten zur asymmetrische Organokatalyse gewürdigt werden. Dieser sehr
elegante Ansatz hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt und verfügt
über ein enormes Anwendungspotential“, sagt Prof. Clemens Glaubitz, Dekan des
Fachbereichs Biochemie, Chemie und Pharmazie.
Geboren in Frankfurt am Main, studierte Benjamin
List Chemie zunächst an der Freien Universität Berlin. Im Lauf der Promotion
kehrte er mit seinem Doktorvater, Prof. Johann Mulzer, in seine Heimatstadt
zurück, wo er im Jahr 1997 das Promotionsverfahren an der Frankfurter
Universität abschloss. Die entscheidenden Anregungen für die nun mit dem
Nobelpreis geehrten Arbeiten erhielt er bei einem anschließenden
Forschungsaufenthalt in den USA. Schon seine ersten eigenen Veröffentlichungen
fanden in Fachkreisen große Beachtung, auch in Frankfurt, wo man versuchte, ihn
für eine neu geschaffene Professur zu interessieren. Das Max-Planck-Institut
für Kohleforschung in Mülheim, eine der weltweit führenden Institutionen für
Katalyseforschung, war jedoch schneller. In Mülheim entwickelte sich Benjamin
List innerhalb kurzer Zeit zu einem der international angesehensten Chemiker
auf dem Gebiet der “Organokatalyse”. „Damit sind Verfahren gemeint, die
chemische Reaktionen mit Hilfe metallfreier kleiner Moleküle wie Aminosäuren
beschleunigen und selektiv in bestimmte Richtungen lenken können. Solche
Methoden spielen heute eine wichtige Rolle, um beispielsweise die Herstellung
von Pharmaka umweltverträglicher zu machen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse
geben aber auch Hinweise, wie bestimmte für die Entstehung des Lebens wichtige
Moleküle ursprünglich einmal entstanden sein könnten“, erläutert Prof. Michael
Göbel, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Organische Chemie und
Chemische Biologie.
Internationale Konferenz im Jüdischen Museum befasst sich mit Geistes- und Kulturgeschichte von Emanzipation bis NS-Zeit
FRANKFURT. „Das jüdische Frankfurt. Geistes- und Kulturgeschichte von der Emanzipation bis zum Beginn des Nationalsozialismus“ lautet der Titel einer internationalen Konferenz, die
am
Sonntag, 10. bis Dienstag, 12. Oktober
im
Jüdischen Museum Frankfurt
Bertha-Pappenheim-Platz
1
60311
Frankfurt am Main
stattfindet.
Die Stadt Frankfurt nimmt in der
deutsch-jüdischen Geschichte einen einzigartigen Platz ein. Lange Zeit bestand
hier die größte jüdische Gemeinde Deutschlands, und bis 1933 war die Stadt
eines der wichtigsten Zentren jüdischen Lebens in Deutschland und Europa. Die
Geschichte Frankfurts wurde geprägt durch ihre jüdischen Bürgerinnen und
Bürger, sie hatten einen wesentlichen Anteil daran, dass Frankfurt zu einer der
bedeutendsten kulturellen und wirtschaftlichen Metropolen Deutschlands wurde.
Andererseits zwang Frankfurt auch als erste
Stadt die Juden dazu, in einem Ghetto zu leben, und hob diesen Zwang als eine
der letzten auf. Von den rund 30.000 Juden, die 1933 in Frankfurt lebten, haben
kaum mehr als 100 den Nationalsozialismus in der Stadt überlebt. Tausende
wurden ermordet, viele mussten fliehen. Trotzdem hat sich die Frankfurter
jüdische Gemeinde heute wieder zu einer der größten und lebendigsten in
Deutschland entwickelt.
Die Konferenz widmet sich der Geschichte
der Juden in Frankfurt als herausragendes Beispiel für die deutsche und die
hessische jüdische Geschichte, für die Beziehungen zwischen Juden und
Nichtjuden. Wie hat sich Frankfurt zu einem so bedeutenden jüdischen Zentrum
entwickelt? Und wie konnte es zu einem Ort der Ausgrenzung und Verfolgung
werden? Wie gestaltete sich das Verhältnis der Frankfurter jüdischen Gemeinden
zur Stadt Frankfurt und zu deren jüdischen und nichtjüdischen Bewohnern? Welche
Bedeutung hatten die Stadt und ihre jüdischen Gemeinden für die Juden in der
Region und darüber hinaus?
Die Konferenz bringt dafür international
renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen und präsentiert
die neuesten Erkenntnisse der Forschung zur jüdischen Geistes- und Kulturgeschichte
Frankfurts. Den Auftakt bildet am Sonntag, 10. Oktober, ein Keynote-Vortrag des
Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Professor Salomon Korn, zum
Thema „Die Frankfurter Jüdische Gemeinde im 19. und frühen 20. Jahrhundert“. Am
Montag, 11. Oktober, spricht Professor Micha Brumlik einen zweiten
Keynote-Vortrag zum Thema „Frankfurt und seine Juden – ein Fall von
Zugehörigkeit“.
Die Konferenz ist Teil des von der
Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der
Goethe-Universität Frankfurt, der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden in
Deutschland und dem Institut für Christlich-Jüdische Studien an der
Augustana-Hochschule Neuendettelsau durchgeführten Projekts
„Synagogen-Gedenkbuch Hessen“, das sich eine umfassende Erforschung und
Dokumentation der Geschichte der hessischen jüdischen Gemeinden und ihrer
Synagogen zum Ziel gesetzt hat. Sie wird in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen
Museum Frankfurt und dem LOEWE-Projekt „Religiöse Positionierung“ organisiert.
Zum
Programm der Tagung siehe https://www.uni-frankfurt.de/105475546/buber_Programm_Das_J%C3%BCdische_Frankfurt_final.pdf
Aufgrund
der durch die Corona-Pandemie notwendigen Beschränkungen ist eine Teilnahme nur
online möglich. Die Konferenz wird live übertragen über die Youtube-Kanäle der
Martin-Buber-Professur (https://www.youtube.com/channel/UC3nXa7GsCUKLklTuMI5S-oA
) und des Jüdischen Museums Frankfurt (https://www.youtube.com/channel/UCLs02UuJNRdwi1Yb2lKXqww).
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Den
Flyer zur Veranstaltung finden Sie zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/106330161
Informationen:
Dr. Stefan
Vogt
Wissenschaftlicher
Koordinator des Projekts „Synagogen-Gedenkbuch Hessen“
Martin-Buber-Professur
für Jüdische Religionsphilosophie
Fachbereich
Evangelische Theologie
Campus
Westend
Telefon
0179-5281106
E-Mail s.vogt@em.uni-frankfurt.de
Internet https://www.uni-frankfurt.de/40998908/Profil
Mitmachen erwünscht: Goethe-Universität präsentiert zwei virtuelle Vorlesungen morgens live für Schulklassen, nachmittags für alle
FRANKFURT. Kurz vor den Herbstferien ist es wieder soweit: Am 6. und 7. Oktober lädt die Goethe-Universität Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren zur 18. Frankfurter Kinder-Uni – wegen Corona ausnahmsweise im virtuellen Format. Diesmal geht es um die Geschichte der Mathematik und um Klimaforschung. Eine Wissenschaftlerin und ein Wissenschaftler erklären ihren Forschungsbereich auf anschauliche und für Kinder unterhaltsame Weise. Ziel ist es, auf Wissenschaft neugierig zu machen und einen Eindruck vom Uni-Leben zu vermitteln.
Das Programm
Zum Auftakt am Mittwoch, 6. Oktober, erfahren die
Kinder-Uni-Studis von der Wissenschaftshistorikerin Prof. Annette Warner, wie
die Ägypter die Zahlen erfunden haben und wofür sie sie brauchten – zum
Beispiel beim Pyramidenbau oder beim Eintreiben von Steuern. Während nur wenige
Ägypter diese Kunst beherrschten, lernen die Schülerinnen und Schüler bei der
Frankfurter Kinder-Uni, wie man ägyptische Zahlen enträtselt und knobeln
gemeinsam mit der Professorin und ihrem Team an antiken Aufgaben.
Am Donnerstag dann wird sich der Klimaforscher Prof. Joachim
Curtius einer sehr gegenwärtigen Frage widmen: Was geschieht eigentlich beim
Klimawandel, über den alle reden? Wie kommt es, dass es auf der Erde immer
wärmer wird? Es wird um den Unterschied zwischen Wetter und Klima gehen und
darum, was Treibhausgase sind, wo sie herkommen und wie man sie vermeiden kann.
Mit anschaulichen Experimenten bringt Curtius den Kinder-Uni-Studis sein
Forschungsgebiet nahe.
Die Organisation
2020 musste die Frankfurter Kinder-Uni coronabedingt abgesagt
werden. Da die Bedingungen für eine Präsenzveranstaltung mit 1200 Kindern pro
Vorlesung aber noch immer nicht gegeben sind, findet die Kinder-Uni in diesem
Jahr in einem interaktiven Online-Format statt: Für die Zoom-Veranstaltung am
Morgen sind insgesamt mehr als 300 Schulklassen angemeldet, sie können während
der Veranstaltung ihre Voten abgeben und Fragen stellen. Stellvertretend für
alle ist in jeder Vorlesung eine Schulklasse im Hörsaal präsent.
Am Nachmittag ab 14 Uhr steht die Aufzeichnung dann auf der
Kinder-Uni-Homepage www.kinderuni.uni-frankfurt.de zur
Verfügung. Bis 18 Uhr können via E-Mail Fragen zur Vorlesung am Vormittag
gestellt werden. Und bis zum Abend des 8. Oktobers können die Kinder –
ebenfalls auf der Homepage – Quizfragen zu den beiden Vorlesungen online
beantworten. Es winken tolle Preise: Bücher und Spiele zu den Themen der
Vorlesungen, aber auch Kinder-Uni-T-Shirts und andere Merchandising-Artikel. Ab
Montag, 11. Oktober, sind die Quizfragen und die richtigen Antworten einsehbar.
Seit dem Jahr 2015 wird die Frankfurter Kinder-Uni von der Dr.
Marschner Stiftung finanziell ermöglicht. Peter Gatzemeier, Vorstand der Dr.
Marschner Stiftung, zur diesjährigen virtuellen Frankfurter Kinder-Uni: „Ich
bin sehr gespannt auf die virtuelle Frankfurter Kinder-Uni. Natürlich ist es
schade, dass das Gewimmel auf dem Campus diesmal ausbleiben wird, aber ich bin
überzeugt, dass auch die virtuelle Kinder-Uni beeindrucken wird. Und ich freue
mich, dass sich so viele Klassen aus Frankfurt und Umgebung angemeldet haben
und dass die Kinder auf diese Weise wieder unabhängig von Elternhaus und
Schulart in die Universität hineinschnuppern können. Das ist ein sehr wichtiger
Baustein auf dem Weg zur Bildungsgerechtigkeit.“
Prof. Christiane Thompson, Vizepräsidentin der Goethe-Universität
für Lehre, Studium und wissenschaftliche Weiterbildung: „Die Kinder-Uni ist
eine sehr wichtige Veranstaltung, da Kinder auf diesem Wege unabhängig von
ihrer sozialen Herkunft mit der Universität in Kontakt kommen. Die Kinder
lernen Menschen kennen, die sich der Entdeckung neuen Wissens verschrieben
haben und die ihnen eine positive Haltung zum Fragen und Forschen vermitteln.
Ich freue mich, dass es unserem Team gelungen ist, trotz der schwierigen
Umstände ein interaktives Format zu entwickeln.“
Medienpartnerin der Frankfurter Kinder-Uni ist auch in diesem Jahr
die Frankfurter Rundschau, die täglich über die Veranstaltungen berichten und
eine eigene Verlosung veranstalten wird.
Das
Kinder-Uni-Logo finden Sie zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/68282161
Informationen: Dr. Anke Sauter und Dr. Markus Bernards, Wissenschaftskommunikation,
Campus Westend, Tel: (069) 798-13066 und 798- 12498; kinderuni@vdv.uni-frankfurt.de; Homepage: www.kinderuni.uni-frankfurt.de
Cornelia Goethe Colloquien thematisieren im Wintersemester Diversität und Wandelbarkeit literarischer Kanons
FRANKFURT. Wessen Literatur wird gedruckt, verkauft und gelesen, und welche sozioökonomischen und kulturellen Faktoren sind dabei entscheidend? Damit befasst sich die Reihe „Ökonomien der Diversität: Literarische Kanonprozesse im Umbruch“ an sieben Terminen im kommenden Wintersemester. Eröffnet wird die digitale Reihe
am Mittwoch, 27.
Oktober, um 18 Uhr c.t.
auf der
Online-Plattform Zoom (Anmeldung: https://kurzelinks.de/cgc1027)
mit einer Lesung und einem Gespräch mit dem
profilierten Protagonisten der Queer und Trans Studies Paul B. Preciado in
englischer Sprache. Preciados Buch An Apartment on Uranus. Chronicles of the
Crossing handelt von Reisen, Übergängen, Körper, Lust, Politik und
Revolution. Im Mittelpunkt stehen seine langsame und selbstbestimmte hormonelle
Transition und das in between dieses Prozesses als ein Prisma, das eine
Vielzahl von Übergängen wahrnehmbar macht. In den Chroniken des Übergangs
verhandelt Preciado Gesellschaftskritik aus queer* und trans*theoretischer
sowie postkolonialer und kapitalismuskritischer Perspektive, ohne dabei das
Utopische sexueller Dissidenz aus dem Blick zu verlieren. Moderiert wird die
Veranstaltung von der Professorin für Erziehungswissenschaften und Gender
Studies Bettina Kleiner.
Das Cornelia Goethe Centrum für
Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse lädt in
Kooperation mit der von der Literaturwissenschaftlerin PD Dr. Martina Wernli
initiierten Gruppe #breiterkanon (https://breiterkanon.hypotheses.org/),
dem GRADE Center Gender, dem Fachbereich Erziehungswissenschaften und dem
Gleichstellungsbüro der Goethe-Universität zu dieser öffentlichen Veranstaltung
ein. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung erforderlich (s.u.).
Weitere Termine:
10.11.2021
Wie geht Kanon-Kritik in Handel und
Verlag?
Linus Giese und Lina Muzur, Moderation:
Miriam Zeh
(Anmeldung: https://kurzelinks.de/cgc1110)
24.11.2021
„Vielfalt allein macht noch keine gute Geschichte.“
Literaturwissenschaftliche Perspektiven auf die Diversity-Debatte in der
Kinder- und Jugendliteratur
Andrea Karimé, Ute Dettmar und Élodie
Malanda, Moderation: Martina Wernli
(Anmeldung: https://kurzelinks.de/cgc1124)
08.12.2021
Sexismus, Rassismus und Klassismus –
Machtdynamiken im literarischen Feld
Alice Hasters, Nicole Seifert und Daniela
Dröscher, Moderation: Martina Wernli
(Anmeldung: https://kurzelinks.de/cgc1208)
12.01.2022
Kanon machen. Preise. Institutionen,
literarische Gattungen.
Sandra Vlasta und Anna Bers, Moderation:
Esther Köhring
(Anmeldung: https://kurzelinks.de/cgc0112)
26.01.2022
Frauenzeitschriften – Frauenverlage
– Frauenbuchläden.
Ulla Wischermann, Ulrike Helmer und Andrea
Gollbach, Moderation: Carola Hilmes
(Anmeldung: https://kurzelinks.de/cgc0126)
09.02.2022
How to do a Feminist Festival?
Sonja Lewandowski und Svenja Reiner,
Moderation: Miriam Zeh
(Anmeldung: https://kurzelinks.de/cgc0209)
Anmeldung:
https://kurzelinks.de/cgc1027
Information:
PD
Dr. Martina Wernli
Institut
für deutsche Literatur und ihre Didaktik / #breiterkanon
E-Mail:
wernli@lingua.uni-frankfurt.de
Dr. Marianne Schmidbaur
Cornelia Goethe Centrum
E-Mail:
schmidbaur@soz.uni-frankfurt.de
Näheres
zum Programm unter https://www.cgc.uni-frankfurt.de/cornelia-goethe-colloquien/. Unter https://breiterkanon.hypotheses.org/files/2021/09/Booklet_WiSe_2021_e06_web.pdf ist das Programmheft
abrufbar.
Die Cornelia Goethe Colloquien werden diesmal von der Gruppe
#breiter Kanon, dem GRADE Center Gender, dem Fachbereich
Erziehungswissenschaften und dem Gleichstellungsbüro der Goethe-Universität
unterstützt.
Zweite Ausgabe der Konferenz am 8. Oktober an der Goethe-Universität.
FRANKFURT. Große Datenmengen bringen große Verantwortung mit sich — unter diesem Motto steht die zweite Ausgabe der TechConference an der Goethe-Universität. Nachdem über 1.200 Personen im letzten Jahr an der Erstausgabe der studentisch organisierten Konferenz teilgenommen hatten, werden dieses Jahr noch mehr Gäste erwartet. Hochkarätige Speaker von Google, Facebook, Microsoft und IBM stellen sich der Diskussion mit Studierenden, Europaabgeordneten, der Wissenschaft und gesellschaftlichen Organisationen.
Mit
zunehmender Digitalisierung des alltäglichen Lebens fallen große Mengen Daten
an. Wie verarbeiten die führenden Tech-Konzerne diese sensiblen Daten? Bezahlen
wir mit unseren privaten Informationen und auswertbaren Nutzungsverhalten einen
zu hohen Preis für meist kostenlose Suchmaschinen und Social Networks? Oder
sollten Nutzer Tech-Konzernen für den offenen und kostenlosen Zugang zu
Informationen und Kommunikation dankbar sein?
Die
internationale und für Gäste kostenlose Online-TechConference am 8. Oktober
stellt diese Fragen Unternehmensvertretern, der Wissenschaft und Politik und
diskutiert, wie ein verantwortungsvoller Umgang mit Big Data möglich ist.
Was
Künstliche Intelligenz heute bereits abseits von Hype und Buzzwords leisten
kann, erklärt Dr. Stefan Ebner, Head of AI von Google Cloud. In einer weiteren
Keynote wird der Chief of Staff von Facebook für Zentraleuropa, Felix Bauch,
darauf eingehen, wie der Konzern hinter dem gleichnamigen sozialen Netzwerk,
Instagram und WhatsApp mit den höchst sensiblen Nutzerdaten umgeht. Direkt aus
dem Silicon Valley wird die Tech-Influencerin Aishwarya Srinivasan von IBM
zugeschaltet sein, ebenso wie das Mitglied der Geschäftsleitung von Microsoft
Deutschland, Andre Kiehne aus München.
Soziale
Netzwerke und digitale Plattformen buhlen stark um die Aufmerksamkeit der
Nutzenden und bedienen sich dabei teils kontroversen Praktiken. Kann es eine
“Attention Economy for Good” geben? Das diskutieren unter anderem der
Mitbegründer der Piratenpartei Deutschland und Mitglied des Europäischen
Parlaments, Dr. Patrick Breyer und die Autorin und Technologieexpertin Nicole
Formica-Schiller.
“Die
inhaltliche Debatte um die Digitalisierung nimmt zu wenig Platz in der
Öffentlichkeit ein — besonders kurz vor der richtungsweisenden Bundestagswahl”,
begründen die studentischen Organisatoren von TechAcademy e.V. die Initiative.
“Wir wollen das mit der TechConference ändern und damit unserer jungen
Generation eine Stimme bei den wegweisenden Digitalisierungs-Entscheidungen
geben.”
Darüber
hinaus werden der Traditionskonzern Siemens, die Digitalbank ING, der
kontroverse chinesische Tech-Konzern Huawei, der Discounter Lidl, das
Chemieunternehmen LANXESS, der Pharmakonzern Merck KGaA, sowie
Risikokapitalgeber vom High-Tech Gründerfonds und DB Ventures, die renommierte
KI-Expertin Prof. Iryna Gurevych von der TU Darmstadt und das Startup Optalio
ihre Perspektiven auf das Konferenzthema in interaktiven Sessions präsentieren.
Schirmherr
der TechConference 2021 ist der Präsident der Goethe-Universität: “Unsere
Universität ist ein Ort für die wichtigen gesellschaftlichen Debatten — ganz
besonders das Zukunftsthema Digitalisierung”, so Prof. Enrico Schleiff. “Ich
freue mich besonders, dass die ehrenamtlich tätigen Studierenden von
TechAcademy wieder ein solch hochkarätiges Programm an unserer Universität
umsetzen und lade Sie ein, die Goethe-Universität am 8. Oktober bei der
TechConference digital zu besuchen.”
Die
TechConference wird ehrenamtlich durch die Mitglieder der studentischen
Initiative TechAcademy e.V. organisiert. Bei TechAcademy können jedes Semester
rund 90 Studierende aller Fächer der Goethe-Universität in einem innovativen
Konzept Programmierkenntnisse in Data Science sowie Web Development lernen. Für
diesen Einsatz wurden die Studierenden von TechAcademy kürzlich vom Deutschen
Hochschulverband und dem Deutschen Studentenwerk bundesweit als “Studierende
des Jahres 2021” ausgezeichnet. Studierende aller Fachbereiche der
Goethe-Universität können sich jetzt bis zum 29. Oktober auf der Website
tech-academy.io für das Wintersemester 2021/22 bewerben.
Neue Veranstaltungsreihe „StreitClub“ des Forschungsinstituts gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) im English Theatre Frankfurt
FRANKFURT. Er gehört zum Leben und ist doch oft negativ besetzt – der Streit. Häufig mit Eskalation, Wut, Enttäuschung oder Aggression assoziiert, wirkt schon der Begriff für viele Menschen abschreckend. Dabei brauchen wir den Streit, um uns als Gesellschaft weiterzuentwickeln und als Demokratie zu erneuern. Streitkultur als die Kunst des produktiven Streitens steht im Mittelpunkt der neuen Veranstaltungsreihe StreitClub, zu dessen Premiere der Frankfurter Standort des Forschungsinstituts gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) an der Goethe-Universität
am Montag, 4.
Oktober um 19:30 Uhr
ins English Theatre
Frankfurt,
Gallusanlage 7
60329 Frankfurt am
Main
einlädt.
Zwei streitfreudige Gäste treffen auf zwei streiterprobte Gastgeber: Nicole
Deitelhoff, Sprecherin des Forschungsinstituts und Politikwissenschaftlerin an
der Goethe-Universität führt gemeinsam mit dem Frankfurter Publizisten und
Moderator Michel Friedman, geschäftsführender Direktor des Center for Applied
European Studies (CAES), durch den Abend. Ihre Gesprächspartner sind beim
Auftakt der Staranwalt Christian Schertz und der Kabarettist Florian Schroeder.
Diskutiert wird eine der großen Streitfragen der Gegenwart: Wie weit geht die
Meinungsfreiheit?
Die
Grenzen des Sagbaren sorgen immer wieder für Debatten – ob anlässlich von Jan
Böhmermanns Gedicht über den türkischen Präsidenten oder bei Provokationen
rechter Gruppierungen im Wahlkampf oder im Fall von Hasskommentaren und
Shitstorms im Internet. „Was darf man sagen?“ – diese Frage stellt sich immer
wieder neu und fordert eine Auseinandersetzung mit den Inhalten, aber auch mit
eigenen und fremden Sichtweisen. Beim StreitClub mit dabei ist jeweils eine
Schulklasse aus dem Rhein-Main-Gebiet. Die Schülerinnen und Schüler analysieren
und visualisieren den Streit, können aber auch intervenieren.
„Streit
ist für stabile zwischenmenschliche Beziehungen unabdingbar, denn im Streit
loten Menschen ihre wechselseitigen Grenzen aus, lernen an- und voneinander.
Das gilt genauso für das gesellschaftliche Zusammenleben: Erst im Ringen
miteinander entdecken wir uns selbst und erleben uns als Teil einer
Gesellschaft. Im Streit entwickeln und testen wir politische Alternativen, die
unser Zusammenleben strukturieren“, erklärte Prof. Deitelhoff heute vorab in
einem Mediengespräch. „Streit ist der Sauerstoff der Demokratie, davon gibt es
nicht zu viel, sondern zu wenig. Allerdings ist Hetze, Gebrüll und Monolog nicht
Streit, sondern unzivilisiertes Verhalten“, betonte Prof. Michel Friedman.
Das
English Theatre Frankfurt (ETF) versteht sich über seine Funktion als Theater
hinaus als Ort des Austausches zwischen „International Community“ und
„natives“. Das ETF veranstaltet Konzerte, Lesungen, Podiumsdiskussionen und
„Talk Backs“ und platziert durch die Spielplangestaltung gesellschaftlich
relevante Themen. Das ETF ist überzeugt, dass gravierende Konflikte und heikle
Themen über ein Theatererlebnis erschlossen werden können, was nach den
Vorstellungen hoffentlich zu angeregten Diskussionen in der Bar führt. Auch in
der aktuellen Spielzeit widmet sich das Theater mit Stücken wie „American Son“,
„The Totalitarians“ oder „Malala – A Girl with a Book“ verstärkt politischen Themen.
Die Kooperation zwischen dem
Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ), dem Center for
Applied European Studies (CAES) und dem ETF hat zum Ziel, eine Brücke zwischen
Wissenschaft und Kultur zu schlagen. Die zweite Ausgabe des StreitClubs ist für
Montag, 6. Dezember, geplant.
Der StreitClub ist ebenso wie die Formate
„StreitBus“ (in Kooperation mit dem DemokratieWagen von mehralswählen e.V. und
dem Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung) und
die Online-Debattenreihe „Kontrovers: Aus dem FGZ“ Teil des Projekts „Frankfurt
streitet!“ des Frankfurter FGZ-Standorts.
Tickets für die Veranstaltung sind für 12
bzw. 10 Euro über das English Theatre Frankfurt erhältlich.
Pressekarten für die Veranstaltung können bei Katja Maasch, maasch@em.uni-frankfurt.de angemeldet werden.
Informationen:
https://fgz-risc.uni-frankfurt.de/streitclub-grenzen-der-meinungsfreiheit/
Rebecca
Caroline Schmidt
Administrative
Geschäftsführerin
Forschungsinstitut
Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Telefon
069 798-31401
E-Mail
rebecca.schmidt@em.uni-frankfurt.de
www.fgz-risc.de
Uni-Präsident Schleiff: „Forschung ermöglicht mehr Freiheit in der Pandemie!“
FRANKFURT.
Die Impfbereitschaft gegen das Corona-Virus ist schon seit geraumer Zeit ins
Stocken geraten – auch in Frankfurt. Goethe-Universität, Universitätsklinikum
sowie die Freunde der Universität haben daher mit Unterstützung der Ströer Deutsche
Städte Medien GmbH eine öffentliche
Kampagne auf vielen Plakatwänden und Litfaßsäulen sowie digitalen
Informationsbildschirmen in Frankfurt und Teilen des Rhein-Main-Gebiets
gestartet, um für das Thema Impfung zu werben
Ziel der Kampagne unter dem Motto „Corona
betrifft uns alle. Impfen rettet Leben. Machen Sie mit!“ ist es, noch möglichst
viele Unentschlossene zu einer Impfung gegen Corona zu motivieren: Sechs Motive
mit unterschiedlichen Persönlichkeiten aus Universität, Uniklinikum und
Hochschulrat werden auf den Plakaten gezeigt, u.a. auch Universitätspräsident
Prof. Dr. Enrico Schleiff: „Jeder, der sich impft, schützt nicht nur sich
selbst, sondern macht unser Zusammenleben in Frankfurt und darüber hinaus
wieder sicherer und unbeschwerter. Dank enormer Leistungen in der Forschung ist
mit den vorhandenen Impfstoffen wieder mehr Freiheit möglich!“, appelliert
Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff.
„Mit der Kampagne wollen wir zudem ins
Gedächtnis rufen, dass es gerade auch die Errungenschaften von Wissenschaft und
Forschung sind, die uns innerhalb kürzester Zeit befähigt haben, mit
Impfstoffen das Coronavirus wirksam zu bekämpfen. An der Entwicklung wirksamer
Therapien gegen das Corona-Virus sind auch Forschende der Goethe-Universität
beteiligt.“ Dass die Impfung wirklich ein Gamechanger sei, erkenne man an den
sich inzwischen dramatisch unterscheidenden Inzidenzwerten von Geimpften und
Ungeimpften sowie den sehr hohen Hospitalisierungsraten Ungeimpfter.
„Wir alle wünschen uns wieder mehr
Normalität – auch für die Präsenzlehre der Goethe-Universität mit ihren mehr
als 46.000 Studierenden im gerade beginnenden Wintersemester“, so Schleiff.
„Als eine der größten Einrichtungen Frankfurts tragen wir hier eine besondere
Verantwortung. Der Einstieg in ein Präsenzsemester wird umso besser gelingen,
je mehr Menschen geimpft sind. Daher mein dringender Appell: Machen Sie
ebenfalls mit!“
Plakat
zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/105917394
„Frankfurter interdisziplinäre Live-Debatte“ geht in die nächste Runde
FRANKFURT. „Studieren, Forschen, Lehren trotz Corona-Pandemie“ – das ist das Thema bei der zweiten Runde der „Frankfurter interdisziplinären Live-Debatte“, die am 21. September 2021 um 18 Uhr auf der Videoplattform Zoom zusammenkommt.
Ausgehend von der Beobachtung, dass sich der gesamte Bildungssektor durch die Corona-Pandemie stark verändert hat, wird sich das hochkarätig besetzte akademische Panel sowohl mit den Vorteilen als auch den kritischen Aspekten der Digitalisierung von Bildung beschäftigen und über die Folgen diskutieren, die dadurch für Hochschulen, Gesellschaft und Arbeitswelt zu erwarten sind.
Ursprünglich als Blog-Plattform initiiert, wurde die „Frankfurter interdisziplinäre Debatte“ als Serie von Live-Podiumsdiskussionen im Mai 2021 neu gestartet. Neben dem Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE zählen zu den Gründungsinstitutionen des im Jahr 2020 begonnenen Blogs „Frankfurter Debatte“ das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), der Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität sowie das Exzellenzcluster „Cardio-Pulmonary Institute“ (CPI) der Universitäten Frankfurt und Gießen zusammen mit dem Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung.
Am Podium der „Frankfurter Live-Debatte“ beteiligen sich SAFE-Direktor Jan Krahnen, HSFK-Leiterin Nicole Deitelhoff, Stefanie Dimmeler als Vertreterin des CPI sowie Rainer Forst und Klaus Günther von „Normative Ordnungen“. In dieser Besetzung sind die Wirtschafts- und Naturwissenschaften ebenso fest vertreten wie Rechtswissenschaft, Politologie und Philosophie. Die Runde trifft regelmäßig zusammen, um die Veränderungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik über die akute Corona-Krise hinaus zu reflektieren. Moderiert wird auch die zweite Debattenrunde von Doris Renck, Journalistin des Hessischen Rundfunks.
Information und Anmeldung: https://safe-frankfurt.de/de/aktuelles/veranstaltungen/einzelansicht/frankfurter-interdisziplinaeren-live-debatte-studieren-forschen-lehren-trotz-corona-pandemie.html
Felix Kretz
Leitung Kommunikation
Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE
E-Mail: kretz@safe-frankfurt.de
Telefon: +49 (0) 69 798 30024
Netzwerk bringt Expert_innen aus Zivilgesellschaft und Wissenschaft zusammen
Die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Goethe-Universität hat heute mit der feierlichen Abschlussveranstaltung des ersten Jahrgangs des MENTi Mentoring-Programms ihre ALUMNi-Arbeit aufgenommen. Das ALUMNi-Netzwerk soll die AIWG Multiplikator_innen und Schlüsselpersonen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu spezifischen Themen und gesellschaftlichen Anliegen miteinander in Kontakt bringen.
FRANKFURT. Den Austausch von Ideen für eine religiös-weltanschaulich diverse Gesellschaft zu fördern und Diskurse zu Zukunftsthemen anzustoßen, dieses Ziel will die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) mit dem neu gegründeten ALUMNi-Netzwerk erreichen. Das Projekt wird durch die Stiftung Mercator gefördert. Das ALUMNi-Netzwerk, dessen Start heute im Rahmen der Abschlussfeier des ersten Jahrgangs des MENTi Mentoring-Programms bekanntgegeben wurde, soll Schlüsselpersonen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft miteinander in Verbindung bringen, unter anderem, um die Entwicklung von konkreten Projekten und Initiativen zu ermöglichen. Die AIWG will mit ihrer ALUMNi-Arbeit die ersten Absolventen und Absolventinnen des MENTi Mentoring-Programms sowie des AIWG Praxisfellowships für die zukünftige Zusammenarbeit, den Ausbau gemeinsamer Netzwerke sowie langfristige Projekte zusammenführen.
Dr. Jan Felix Engelhardt, AIWG Geschäftsführer, über den Start der ALUMNi-Arbeit: „Mit dem neu gestarteten, bundesweiten AIWG Netzwerk von zivilgesellschaftlichen und wissenschaftlichen Expert_innen schaffen wir eine Plattform für Dialog und Diskurs zu Islam und Muslim_innen.“
Mariam Ahmed, Projektmanagerin Stiftung Mercator über die Alumni-Arbeit der AIWG: „Die Stiftung Mercator widmet sich in ihrer Arbeit unter anderem dem Themenfeld ‚Teilhabe und Zusammenhalt in einer diversen Gesellschaft'. Daher unterstützt die Stiftung ausdrücklich die Aufnahme der Alumniarbeit der AIWG. Denn hier können Begegnung und Dialog zwischen verschiedenen Akteur_innen und wechselseitige Einblicke in unterschiedliche Lebenswirklichkeiten auf Augenhöhe professionell weitergeführt werden."
Zum Auftakt der ALUMNi-Arbeit hat die AIWG ihre ALUMNi-Seite online geschaltet. Hierüber können sich alle ehemaligen Mentees, Mentor_innen, Praxisfellows und wissenschaftlichen Begleiter_innen, die der AIWG weiterhin verbunden bleiben möchten, anmelden. Die AIWG wird ihren neuen Alumni Service- und Informationsangebote bereitstellen, die sukzessive ausgebaut werden. Geplant sind regelmäßige Netzwerktreffen, Themen- und Regionalgruppen. Darüber hinaus bietet die AIWG ihren Ehemaligen die Möglichkeit, sich als Mentor_innen zu engagieren, um ihr Wissen und ihre Erfahrungen an die jüngere Generation weiterzugeben.
Mehr über die ALUMNi-Arbeit der AIWG erfahren Sie auch im digitalen Grußwort von Dr. Jan Felix Engelhardt, AIWG Geschäftsführer – sowie unter https://aiwg.de/transferformate/#alumni.
Über die AIWG
Die AIWG ist eine universitäre Plattform für Forschung und Transfer in islamisch-theologischen Fach- und Gesellschaftsfragen. Sie ermöglicht überregionale Kooperationen und Austausch zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der islamisch-theologischen Studien und benachbarter Fächer sowie Akteurinnen und Akteuren aus der muslimischen Zivilgesellschaft und weiteren gesellschaftlichen Bereichen. Die AIWG wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und durch die Stiftung Mercator.
Über die Transferformate der AIWG
Mit dem Mentoring-Programm MENTi möchte die AIWG den wissenschaftlichen Nachwuchs der islamisch-theologischen Studien sowie engagierte Personen aus der muslimischen Zivilgesellschaft darin unterstützen, ihre Qualifikationen und Potenziale weiterzuentwickeln und sich gesellschaftlich einzubringen. Das AIWG-Praxisfellowship richtet sich an ideenreiche Persönlichkeiten mit praktischen Erfahrungen zu Fragen der Religion und der gesellschaftlichen Teilhabe von Muslim_innen in Deutschland. Es unterstützt ihr persönliches Engagement und ihre individuellen Projektideen und ermöglicht ihnen, ihre bisherigen Kenntnisse zu islambezogenen Themen auszubauen und sie in die Wissenschaft einzubinden.
Über die Stiftung Mercator
Die Stiftung Mercator ist eine private, unabhängige Stiftung, die auf der Grundlage wissenschaftlicher Expertise und praktischer Projekterfahrung handelt. Sie strebt mit ihrer Arbeit eine Gesellschaft an, die sich durch Weltoffenheit, Solidarität und Chancengleichheit auszeichnet. Um diese Ziele zu erreichen, fördert und entwickelt sie Projekte, die Chancen auf Teilhabe und den Zusammenhalt in einer diverser werdenden Gesellschaft verbessern. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Europa will die Stiftung Mercator durch ihre Arbeit stärken, die Auswirkungen der Digitalisierung auf Demokratie und Gesellschaft thematisieren und den Klimaschutz vorantreiben. Die Stiftung Mercator engagiert sich in Deutschland, Europa und weltweit. Dem Ruhrgebiet, Heimat der Stifterfamilie und Stiftungssitz, fühlt sie sich besonders verbunden.
Weitere Informationen
Stefanie Golla
Koordinatorin Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft
Goethe-Universität
Telefon 069 798-22459
E-Mail golla@aiwg.de
Homepage https://aiwg.de/
Psychologen der Goethe-Universität relativieren Rückschlüsse von Physiognomie auf Verhalten
Zeige mir Dein Gesicht, und ich sage Dir, wer Du bist! Was in der Kriminalanthropologie begann, hat im Zeitalter massenhafter digitaler Gesichtserkennung Konjunktur: Studien, die von Gesichtsmerkmalen auf Verhaltensdispositionen schließen. Ein Team um die Psychologin Prof. Dr. Sabine Windmann an der Goethe-Universität hat nun untersucht, warum breite Gesichter aggressiver wirken. Ein Ergebnis: Wie breit ein Gesicht erscheint, hängt vor allem von der geäußerten Emotion ab.
FRANKFURT. Die Gesichtsmerkmale eines Mannes lassen auf seine kriminelle Veranlagung schließen. Diese These vertrat der italienische Arzt Cesare Lombroso, der im 19. Jahrhundert die kriminalanthropologisch ausgerichtete Kriminologie begründete. Von ihr führt eine direkte Linie zu den Nationalsozialisten: Diesen dienten Lombrosos Thesen und seine Methoden der Vermessung von Gesichtern als Vorlage für rassenbiologische Theorien und medizinisch-eugenische Programme.
Spekulative Annahmen zur Physiognomie gerieten in der Nachkriegszeit zu Recht in Misskredit. Im letzten Jahrzehnt jedoch haben neuere wissenschaftliche Erkenntnisse der Verhaltensendokrinologie, eine Disziplin, die den Zusammenhang zwischen Hormonen und Verhalten untersucht, neue Impulse gesetzt. Einzelne Befunde erweckten den Verdacht, dass Testosteron in der Pubertät sowohl die Entwicklung neuronaler Schaltkreise im Gehirn prägt als auch das Breitenwachstum der Gesichtsknochen. Die Wissenschaftler vermuteten: Wenn ein hoher Testosteronspiegel in der Jugend die Entwicklung sowohl aggressiv-dominanter Persönlichkeitszüge begünstigt als auch der Gesichtsbreite, dann müsste sich das eine an dem anderen „ablesen“ lassen. Sie parametrisierten sodann die Gesichtsbreite als horizontale Distanz zwischen linkem und rechtem Wangenknochen relativ zur Gesichtshöhe (gemessen als vertikaler Abstand von Nasenwurzel zum oberem Lippenrand), womit ein Maß definiert wurde, das von der reinen Größe des Gesichts unabhängig ist.
Und tatsächlich wurden in der Folgezeit zahlreiche Studien publiziert, die rein korrelativ zeigten, dass Männer mit relativ hohem Gesichtsbreitenwert von sich selbst und anderen als aggressiver und dominanter eingeschätzt werden, häufiger lügen und betrügen, im Sport aufgrund von Fouls vermehrt Strafen erhalten, in gewaltsamen Auseinandersetzungen weniger häufig unterliegen und (im Staat Florida) sogar häufiger zum Tode verurteilt werden.
Prof. Dr. Sabine Windmann, Psychologin an der Goethe-Universität, hat nun die Korrelation von Gesichtsbreite und Aggressivität gemeinsam mit einem Team von fünfzehn Studierenden genauer untersucht. In einer Reihe von Experimenten wurde die Perspektive auf das Phänomen gewechselt, indem nicht mehr die mehr oder minder breiten Gesichter von mehr oder minder aggressiven Persönlichkeiten vermessen wurden, sondern umgekehrt Beobachter gebeten wurden, Gesichtsformen gemäß einer Persönlichkeitsbeschreibung zu generieren. Die Forschungsfrage lautete: Nutzen Beobachter Gesichtsbreite als Signal für soziale Bedrohung und Dominanz? Kennen sie die Verbindung; existiert diese in ihrer mentalen Vorstellung?
Im psychologischen Labor wurden Proband*innen gebeten, das Bild eines aggressiv-dominanten Mannes im Vergleich zu einem friedfertig-unterwürfigen Mann entweder frei zu zeichnen, aus einer Auswahl von vorgegebenen Gesichtsmerkmalen verschiedener Größe und Form zusammenzusetzen oder durch Veränderung einer neutralen Vorlage am PC zu „fotoshoppen“.
Die Resultate schienen zunächst das bekannte Muster zu bestätigen: Die gezeichneten und die foto-editierten Gesichter wiesen für aggressive Männer im Mittel eine breitere Wangenpartie auf für friedliebende Männer; nur in den Puzzles fand sich kein Zusammenhang. Auffällig war allerdings, dass die „breiteren“ Gesichter häufig einen ärgerlichen, wütenden Gesichtsausdruck zeigten. Vor allem waren die Augenbrauen in der Mitte nach unten gezogen, wodurch sich das Höhenmaß änderte und damit der genutzte Parameter. In einer weiteren Studie forderten die Psychologen die Probanden deshalb auf, die Gesichter als „Pokerface“, also völlig emotionslos, darzustellen. Prompt reduzierte sich das Verhältnis von Gesichtsbreite zu –höhe. Weitere Untersuchungen und statistische Modellierungen bestätigten, dass die Verbindung zwischen Gesichtsform und Persönlichkeit so gut wie vollständig von der dargestellten Zustandsemotion abhing. Dabei war nicht die Breite, sondern die Höhe des Gesichts entscheidend. „Wir können davon ausgehen, dass die knochenbasierte Gesichtsbreite in der Vorstellungswelt keine nennenswerte Bedeutung für den Schluss auf die Persönlichkeit hat“, schließt Windmann. „Überzeugender scheint, dass eine geringe Gesichtshöhe mit Zustandsemotionen wie Ärger und Wut verwechselt und dann mit Aggressivität und Dominanz gleichgesetzt wird.“ Das könne in der Vorstellung ebenso geschehen wie in der Wirklichkeit.
Ironischerweise kann die konsistente Unterstellung von aggressiven Charakterzügen durch Beobachter im Endeffekt dieselbe Wirkung haben wie der ursprünglich vermutete testosteronvermittelte Zusammenhang. „Stellen Sie sich vor, dass alle Menschen, die Sie nicht gut kennen, Ihnen mit Argwohn und Misstrauen begegnen würden, weil sie Ihnen aufgrund Ihrer tiefstehenden Augenbrauen ein hohes Aggressivitätspotential unterstellen – wieder und wieder, ein Leben lang“, erklärt die Professorin. „Wie denken Sie, würde sich das auf Ihre Persönlichkeitsentwicklung auswirken?“ Wissenschaftlich sei es essentiell, den vermittelnden Mechanismus zu verstehen, gerade wenn Diskriminierung und Stereotypisierung drohen. Darüber hinaus seien ausreichend große Fallzahlen und Replikationen erforderlich, um zufällige Scheinbefunde zu entlarven. Hätte Lombroso diese Prinzipien beherzigt, hätte er die Abwegigkeit seiner Thesen vielleicht selbst erkannt.
Publikation: Sabine Windmann, Lisa Steinbrück, Patrick Stier: Overgeneralizing Emotions: Facial Width-To-Height Revisited, Preprint in Emotion Study (September 2021); https://psyarxiv.com/r84hb/
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/105445537
Bildtext: Nutzen Beobachter Gesichtsbreite als Signal für soziale Bedrohung und Dominanz? So lautet die Forschungsfrage einer Studie an der Goethe-Universität (Quelle: Windmann/Goethe-Universität)
Weitere Informationen
Prof. Dr. Sabine Windmann
Institut für Psychologie
Goethe-Universität
E-Mail: s.windmann@psych.uni-frankfurt.de
Teilnehmende für Online-Studie der Goethe-Universität gesucht
Nach Aufhebung der Kontaktbeschränkungen infolge der Corona-Maßnahmen erleben viele Menschen die Schwierigkeit, sich wieder an das normale soziale und berufliche Leben anzupassen. In einer Online-Studie der Goethe-Universität wird untersucht, welche Barrieren hierbei auftreten und welche Faktoren diese Anpassung an eine „veränderte Normalität“ beeinflussen. Verantwortlich für die Studie sind Prof. Dr. Ulrich Stangier, Abteilungsleiter der Klinischen Psychologie und Psychotherapie an der Goethe-Universität, und sein Mitarbeiter M.Sc. Schahryar Kananian.
Die Umfrage richtet sich an alle Personen, die mindestens 18 Jahre alt sind und im Laufe der Pandemie keinen positiven Coronatest hatten bzw. lediglich negativ getestet wurden. Die Bearbeitung dauert ca. 15-20 Minuten. Die Teilnahme ist freiwillig und kann jederzeit ohne Konsequenzen abgebrochen werden. Zudem werden die Antworten vollständig anonym behandelt, sodass kein Rückschluss auf Personen möglich ist. Die Daten werden ausschließlich zu Studienzwecken verwendet und nicht an Dritte weitergegeben. Nach Abschluss der Studie, voraussichtlich im März 2022, werden auf der Website erste Ergebnisse veröffentlicht.
Weitere Informationen: https://www.psychologie.uni-frankfurt.de/86877362/Studie_zum_Umgang_mit_Corona
Zur Studie: https://www.soscisurvey.de/Cave-Syndrome/
Kontakt:
Prof. Dr. Ulrich Stangier, M.Sc. Schahryar Kananian. Institut für Psychologie, Goethe-Universität Frankfurt, Varrentrappstr. 40-42, 60486 Frankfurt am Main. nerad@psych.uni-frankfurt.de
Bad Homburg Conference zum Thema Klimawandel / Interview mit Prof. Matthias Lutz-Bachmann, Direktor des Forschungskollegs
FRANKFURT/BAD HOMBURG. Gut eine Woche vor der Bundestagswahl lädt das Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität zur Bad Homburg Conference 2021. Thema diesmal: der „Klima, Politik, Wandel – Wie gestalten wir die Zukunft“. Im Interview mit dem Webmagazin der Goethe-Universität spricht Prof. Matthias Lutz-Bachmann, Direktor des Forschungskollegs und Professor für Philosophie, über die Konzeption der Konferenz – und kündigt einen neuen wissenschaftlichen Vorstoß mit Blick auf den Klimawandel an. Den Hauptvortrag auf der Konferenz hält Prof. Klement Tockner, der neue Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. „Sein Thema ist von allgemeiner Bedeutung: die Domestizierung der Natur. Das ist übrigens ein altes Thema auch der Frankfurter Schule, der Philosophie und der Sozialwissenschaften: Wie gehen wir als Menschheit in Technik und Industrie mit dem um, was nicht nur die äußere Natur, sondern auch unsere, die menschliche Natur ausmacht“, so Lutz-Bachmann. Die Konferenz wolle bewusst ein Forum bilden für die Positionen sowohl der Natur- als auch der Geisteswissenschaften, aber auch für die Perspektiven der freien Wirtschaft.
Lesen Sie das vollständige Interview unter https://aktuelles.uni-frankfurt.de/gesellschaft/ein-altes-thema-der-frankfurter-schule-interview-mit-prof-lutz-bachmann/
Programm, Anmeldung und Teilnahme
Das Programm sowie die ausführliche Konferenzbroschüre finden Sie im Anhang sowie auf der Webpage des Forschungskollegs Humanwissenschaften (www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de).
Weitere Informationen
www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de;
Telefon 06172 13977-0
Beate Sutterlüty
Wissenschaftskommunikation
b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Wie ultrakonservative Netzwerke Politik mit Frauen und Familie machen – zweitägiges Forum des Frankfurter Kunstvereins und des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität
Wie ultrakonservative Akteure weltweit gegen die Errungenschaften der Frauenbewegung Allianzen schmieden und eine vermeintlich „natürliche Ordnung“ wiederherstellen wollen, ist Thema des zweitägigen Forums am 18. und 19. September im Frankfurter Kunstverein und online. Neben anderen Referent*innen spricht die renommierte politische Philosophin Prof. Dr. Nancy Fraser von der New School for Social Research.
FRANKFURT. Gerade einmal fünfzig Jahre nach der Frauenbewegung stehen Errungenschaften, die wir längst für selbstverständlich gehalten hatten, unter Beschuss. Weltweit sind politische ultrakonservative Akteure auf dem Vormarsch, die eine vermeintlich „natürliche Ordnung“ wiederherstellen wollen. Aufgeweicht oder abgeschafft werden unter anderem das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung, das Recht auf Schutz vor häuslicher Gewalt, der Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen sowie zu modernen Fortpflanzungstechnologien. Auch auf dem Arbeitsmarkt, in der Politik und der Kultur herrscht keine Geschlechtergerechtigkeit, vielerorts sinkt der Frauenanteil sogar wieder.
Mit den Strategien radikaler Konservativer gegen eine pluralistische Gesellschaft befasst sich ein Forum des Frankfurter Kunstvereins gemeinsam mit dem Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität am 18. und 19. September. Unter dem Titel „Your body is a battleground – ultrakonservative Strategien zur Wiederherstellung einer ‚natürlichen Ordnung'“ werden Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen und Journalist*innen über Vorgehensweisen und Ziele von ultrakonservativen Netzwerken debattieren.
Dabei geraten Akademiker*innen, religiöse Gruppierungen, Aktivist*innen, Adelige und Oligarchen in den Blick, die sich in transnationalen, also grenzüberschreitenden Allianzen zusammenschließen. Die Politik mit Frauen und Familie dient dabei auch einem allgemeineren Zweck: Mithilfe dieser Themen bauen Ultrakonservative weltweit ihre Netzwerke und ihre Macht aus. Durch veränderte Begriffe, Sprache, Bilder, kommunikative und operative Strategien gelingt es ihnen, fundamentalistische Positionen als normal darzustellen und so im Mainstream zu verankern. Diese Verschiebung der öffentlichen Debatte nach rechts hat gravierende Auswirkungen auf demokratische, pluralistische Gesellschaften und das alltägliche Zusammenleben.
Es referieren und diskutieren unter anderem Prof. Dr. Thomas Biebricher, Copenhagen Business School und Forschungsverbund „Normative Ordnungen“, mit der Politikwissenschaftlerin und Publizistin Natascha Strobl und Prof. Dr. Sarah Speck, Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt auf Frauen- und Geschlechterforschung an der Goethe-Universität Frankfurt unter der Moderation von Rebecca Caroline Schmidt, Geschäftsführerin des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“. Eine weitere Referentin ist die renommierte politische Philosophin Prof. Dr. Nancy Fraser, New School for Social Research. Der politische Philosoph Prof. Dr. Rainer Forst, Co-Sprecher des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ wird in ihren Vortrag einführen.
Interessierte können an der Veranstaltung kostenlos und ohne Voranmeldung teilnehmen – vor Ort im Frankfurter Kunstverein oder online. Alle Beiträge werden live auf dem Youtube-Kanal des Frankfurter Kunstvereins übertragen (www.youtube.com/FrankfurterKunstverein).
Die Veranstaltung wird vom Dezernat für Kultur und Wissenschaft sowie dem Dezernat für Umwelt und Frauen der Stadt Frankfurt gefördert.
Ausführliches Programm vom 18.und 19. September und aktuelle Informationen: https://www.normativeorders.net/de/veranstaltungen/your-body-is-a-battleground https://www.fkv.de/veranstaltung/forum-september-2021/
Bilder zum Download: https://www.fkv.de/presse/your-body-is-a-battleground/
Bildtext: Photographer: Frankfurter Kunstverein; ©Frankfurter Kunstverein
Weitere Informationen
Anke Harms
Referentin für Wissenschaftskommunikation des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität
069/798-31407
anke.harms@normativeorders.net;
www.normativeorders.net
Presseteam des Frankfurter Kunstvereins:
Jutta Käthler und Lotte Laloire
069/219 314 - 30
presse@fkv.de
Erfolgreiche Behandlung am Zentrum für Psychotherapie der Goethe-Universität – Noch freie Therapieplätze verfügbar
Seit diesem Jahr können Personen, die nach traumatischen Erfahrungen an starken Scham- und Schuldgefühlen leiden, am Zentrum für Psychotherapie der Goethe-Universität an einem für diese Symptomatik entwickelten Therapieprogramm teilnehmen. Derzeit gibt es noch freie Therapieplätze.
FRANKFURT. „Traumatisierungen wie sexuelle oder körperliche Gewalterfahrungen oder schwere Verkehrsunfälle können zu starken Schuld- und Schamgefühlen in Bezug auf das Erlebte führen, die sehr belastend sind und einer erfolgreichen Verarbeitung der traumatisierenden Erfahrungen im Wege stehen“, erläutert Traumatherapeutin und Studienleiterin Dr. Meike Müller-Engelmann. Ein vielversprechender Behandlungsansatz sind die aus dem Buddhismus stammenden Metta-Meditationen (deutsch: „Liebende Güte“), die darauf abzielen, sich selbst und anderen Menschen bedingungsloses Wohlwollen und Freundlichkeit entgegenzubringen. Erste wissenschaftliche Untersuchungen konnten bereits zeigen, dass durch das Praktizieren dieser besonderen Meditationstechnik Selbstkritik verringert und das Gefühl der Verbundenheit mit anderen Menschen verbessert werden kann. Auch für die Behandlung psychischer Störungen wie der Posttraumatischen Belastungsstörung und der Depression zeigten sich Hinweise auf die Wirksamkeit der Metta-Meditation.
Das Therapieprogramm besteht aus sechs wöchentlichen Einzelsitzungen, bei denen gemeinsam mit einer Psychotherapeutin zunächst über den Inhalt der Schuld- und Schamgefühle reflektiert wird. Dann lernen die Teilnehmenden verschiedene Metta-Meditationsübungen kennen, welche auch täglich zu Hause geübt werden sollen. Die Therapie wird durch diagnostische Untersuchungen und Fragebögen wissenschaftlich begleitet, was durch eine finanzielle Förderung durch die Eden-Stiftung und die Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität ermöglicht wurde. „Die Rückmeldungen der Patientinnen und Patienten sind sehr positiv ausgefallen. Dies spiegeln auch die erhobenen Daten wieder“, freut sich Projektkoordinatorin Stella Kümmerle. „Viele berichten von einer deutlichen Erleichterung nach der Therapie, sie machten sich sehr viel weniger Vorwürfe, ihr Wohlbefinden sei verbessert“, erklärt Studienleiterin Dr. Müller-Engelmann.
Wer nach einem traumatischen Ereignis unter Schuld- und Schamgefühlen leidet und am Behandlungsprogramm teilnehmen möchte, kann sich an die Projektkoordinatorin Stella Kümmerle wenden. Die Patienten sollten zwischen 18 und 65 Jahren alt und aktuell nicht in psychotherapeutischer Behandlung sein. Eine Abhängigkeit von Drogen oder Alkohol sollte nicht vorliegen.
Information und Anmeldung:
Zentrum für Psychotherapie der Goethe-Universität
Telefon: 069 798-23994
E-Mail: schuld-scham-studie@uni-frankfurt.de.
Presseanfragen:
Dr. Meike Müller-Engelmann
Projektleitung
E-Mail: Mueller-Engelmann@psych.uni-frankfurt.de
M.Sc. Stella Kümmerle
Projektkoordination
Kuemmerle@psych.uni-frankfurt.de
Bad Homburg Conference 2021 lädt zur Diskussion mit Fachleuten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft
FRANKFURT/BAD HOMBURG. Kaum ein Thema bestimmt die Tagesordnung aktueller Debatten auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene so sehr wie der Klimawandel und seine Folgen für alle Bereiche der Gesellschaft. Ob der kürzlich veröffentlichte Bericht des Weltklimarates, der für September angekündigte globale Klimastreik, die Parteiprogramme für die Bundestagswahl oder die Agenda der für November geplanten UN-Klimakonferenz in Glasgow: Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft ringen darum, wie wir mit dem Klimawandel umgehen können und müssen.
Das Forschungskolleg Humanwissenschaften und die Stadt Bad Homburg v. d. Höhe laden Sie sehr herzlich dazu ein, diese drängenden Themen bei der diesjährigen Bad Homburg Conference vertiefend zu reflektieren.
Die öffentliche Konferenz „Klima. Politik. Wandel. Wie gestalten wir die Zukunft?“ findet statt am Freitag, 17. September, 18 Uhr bis ca. 21 Uhr am Samstag, 18. September, 10 bis 17 Uhr im Forschungskolleg Humanwissenschaften Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg v. d. Höhe (Präsenzverantaltung und Livestream).
In vier Diskussionsrunden sind regionale Energieanbieter und global agierende Konzerne ebenso vertreten wie deutsche und internationale Klimaaktivistinnen und -aktivisten sowie Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft. Den Eröffnungsvortrag hält Prof. Dr. Klement Tockner, seit kurzem Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.
Auf den Podien
Prof. Dr. Gerhard Adrian (Deutscher Wetterdienst, Wiesbaden), Dr. Markus Coenen (Süwag, Frankfurt am Main), Joachim Curtius (Goethe-Universität, Frankfurt am Main), Dr. Jutta Deffner (ISOE-Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt am Main), Prof. Dr. Marc Fleurbaey (Paris School of Economics), Mechthild Harting (F.A.Z., Frankfurt am Main), Prof. Dr. Niklas Höhne (NewClimate Institute, Köln), Ingrid-Gabriela Hoven (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, Bonn), Dr. Oliver Jedynak (Bürgermeister der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe), Renata Koch Alvarenga (EmpoderaClima, Rio de Janeiro), Andreas Kuhlmann (Deutsche Energie-Agentur, Berlin), Viola Lutz (Sustainability Rating Agency ISS ESG, Zürich), Annette Mann (Lufthansa Group), Prof. Dr. Darrel Moellendorf (Goethe-Universität, Frankfurt am Main), Nicole Mommsen (VW AG), Line Niedeggen (Fridays for Future, Heidelberg), Dr. Artur Runge-Metzger (Europäische Kommission, Brüssel), Prof. Dr. Thomas Schmid (Hessisches Landesamt für Naturschutz, Wiesbaden), Jürgen Vormann (Infraserv Höchst), Dr. Christoph Wolff (World Economic Forum, New York)
Die Bad Homburg Conference 2021
Die Konferenz ist die fünfte Ausgabe der Bad Homburg Conferences, die jährlich im Herbst stattfinden und sich an die allgemeine Öffentlichkeit wenden. Die Veranstaltungen werden vom Direktorium des Forschungskollegs Humanwissenschaften – einer gemeinsamen Initiative der Goethe-Universität Frankfurt und der Werner Reimers Stiftung – unter der Leitung von Professor Matthias Lutz-Bachmann geplant und von der Stadt Bad Homburg finanziert. Ziel ist es, so der Oberbürgermeister der Stadt Bad Homburg, Alexander W. Hetjes, „drängende gesellschaftliche Fragen auf hohem Niveau mit der Öffentlichkeit zu diskutieren und Anregungen für die Gestaltung unserer Zukunft zu geben. Eben deshalb ist es der Stadt Bad Homburg als Wissenschaftsstandort daran gelegen, die Forschung ebenso zu fördern wie den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern über deren Resultate.“ Für die Bad Homburg Conferences werden stets Fragestellungen ausgewählt, die zugleich von namhaften interdisziplinären Forschungskonsortien an der Goethe-Universität langfristig bearbeitet werden.
Programm, Anmeldung und Teilnahme
Das Programm sowie die ausführliche Konferenzbroschüre finden Sie im Anhang sowie auf der Webpage des Forschungskollegs Humanwissenschaften (www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de).
Teilnahme vor Ort
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt und ausschließlich nach vorheriger Anmeldung und Erhalt einer Teilnahmebestätigung möglich. Es gilt die „3-G-Regel“. Email-Adresse: anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Anmeldeschluss: Sonntag, 12.09.2021
Teilnahmebestätigung: Versand ab 13.09.2021.
Livestream und Online-Teilnahme
Die einzelnen Veranstaltungsteile werden auf dem YouTube-Kanal des Forschungskollegs Humanwissenschaften live übertragen. Über die Chatfunktion von YouTube ist die Teilnahme an den Diskussionen möglich. Der Übertragung auf YouTube können Sie ohne Anmeldung folgen. Für die aktive Teilnahme am Chat ist eine Anmeldung bei YouTube erforderlich. – Die Videos der Konferenz werden im Anschluss an die Konferenz dort auch dauerhaft zu finden sein.
Pressegespräche
Wir laden die Medien herzlich dazu ein, vorab oder am Rande der Konferenz Interviews mit den für das Konferenzprogramm verantwortlichen Wissenschaftlern der diesjährigen Bad Homburg Conference zu führen: Prof. Dr. Joachim Curtius (Professor für Experimentelle Atmosphärenforschung, Goethe-Universität), Prof. Dr. Dr. Matthias Lutz-Bachmann (Professor für Philosophie, Goethe-Universität, und Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften) und Prof. Dr. Darrel Moellendorf (Professor für Internationale Politische Theorie mit dem Schwerpunkt Klimagerechtigkeit, Goethe-Universität) zu führen. Gerne stellen wir auch den Kontakt zu weiteren Referentinnen oder Referenten her. Bitte wenden Sie sich an Beate Sutterlüty (b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de, 06172 13977-15).
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Iris Helene Koban
Geschäftsführerin des Forschungskollegs Humanwissenschaften
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Dr. Thomas Schimmer
Wissenschaftlicher Projektreferent
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Beate Sutterlüty
Wissenschaftskommunikation
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Mögliche Anwendungen als Nano-Halbleitermaterialien
Zwei neue Stoffklassen im Bereich der Nanomaterialien haben Chemiker der Goethe-Universität Frankfurt entwickelt und zusammen mit ihren Kooperationspartnern an der Universität Bonn untersucht: Erstmals gelang die Herstellung eines Nano-Balls aus Siliziumatomen und eines Bausteins für einen diamantähnlichen Kristall der Halbleiter-Elemente Silizium und Germanium. Die beiden neuen Stoffklassen haben Anwendungspotenziale zum Beispiel in der Miniaturisierung von Computerchips, bei hochauflösenden Bildschirmen etwa für Smartphones oder in Solarzellen und Leuchtdioden mit höchsten Wirkungsgraden.
FRANKFURT. Nur wenige Nanometer groß sind die neuesten Generationen von Computerchips, die durch die fortschreitende Miniaturisierung immer energiesparender und leistungsfähiger werden. Da die klassischerweise verwandten Ätzverfahren bei der Chipherstellung zunehmend an ihre Grenzen stoßen, ist die Entwicklung neuer, nanostrukturierter Halbleitermaterialien essenziell. Auch bei der Umwandlung von Strom in Licht und umgekehrt spielen solche Nano-Halbleiter eine zentrale Rolle.
Einem Team der Goethe-Universität Frankfurt unter der Leitung von Matthias Wagner gelang jetzt die Synthese molekularer Nanobälle aus 20 Siliziumatomen, so genannter Silafullerane. Bei der zweiten neuen Stoffklasse handelt es sich um Kristall-Bausteine aus 10 Silizium- und Germaniumatomen, die eine Diamant-ähnliche Struktur haben. Entscheidende Einblicke in die elektronischen Strukturen der neuen Verbindungen gewährten computergestützte theoretische Analysen aus der Bonner Forschungsgruppe von Stefan Grimme.
Die 20 Siliziumatome des Silafullerans bilden einen Körper, der aus regelmäßigen Fünfecken zusammengesetzt ist, einen Dodekaeder. Er umschließt ein Chlorid-Ion. An jeder Siliziumecke des Körpers ragt ein Wasserstoffatom nach außen. Doktorand Marcel Bamberg, der das Molekül synthetisiert hat, erklärt: „Unser Silafulleran ist der lange gesuchte Stammvater dieser neuen Stoffklasse. Denn die Wasserstoffatome kann man leicht durch funktionelle Gruppen ersetzen und dem Silafulleran dadurch verschiedene Eigenschaften verleihen.“ Der Bonner Quantenchemiker Markus Bursch ergänzt: „Diese gezielte Erzeugung potentiell nützlicher Eigenschaften unterstützen wir durch theoretische Vorhersagen der sich ergebenden Effekte.“
Das Silizium-Germanium-Adamantan repräsentiert den Baustein einer gemischten Silizium-Germanium-Legierung. Benedikt Köstler, der die Verbindungen im Rahmen seiner Doktorarbeit entwickelt, sagt: „Jüngste Studien haben gezeigt, dass Silizium-Germanium-Legierungen den reinen Silizium-Halbleitern in wichtigen Anwendungsbereichen überlegen sind. Die Herstellung solcher Legierungen ist allerdings sehr schwierig, und man erhält häufig Mischungen unterschiedlicher Zusammensetzung. Uns ist es gelungen, einen einfachen Syntheseweg für den Grundbaustein von Silizium-Germanium-Legierungen zu entwickeln. Unser Silizium-Germanium-Adamantan ermöglicht daher die Untersuchung wichtiger chemischer und physikalischer Eigenschaften von Silizium-Germanium-Legierungen am molekularen Modell. Außerdem wollen wir sie künftig zur Herstellung von Silizium-Germanium-Legierungen mit fehlerfreien Kristallstrukturen nutzen.“
Der den Elementen Silizium und Germanium chemisch sehr ähnliche Kohlenstoff kommt in vergleichbaren Formen vor wie die beiden neuen Stoffklassen: Hohlkugeln aus Kohlenstoffatomen („Fullerene“) entsprechen den Silafulleranen, und aus Adamantan-Untereinheiten sind die aus Kohlenstoff bestehenden Diamanten zusammengesetzt. Fullerene erhöhen zum Beispiel den Wirkungsgrad organischer Solarzellen, könnten die Batterien von Elektroautos sicherer machen und verheißen Fortschritte in der Hochtemperatur-Supraleitung. Nanodiamanten finden ebenfalls vielfältige Anwendungen, die von der Pharmazie bis zur Katalyseforschung reichen.
Vor diesem Hintergrund sind die Forscher in Frankfurt und Bonn gespannt, auf welchen Gebieten sich ihre Silafullerane und Silizium-Germanium-Adamantane durchsetzen werden. Matthias Wagner meint: „Mit nanostrukturiertem Silizium und Germanium in Form von Quantenpunkten lässt sich bereits heute Licht in allen Farben des sichtbaren Spektrums erzeugen, was für Computer- und Handydisplays und in der Telekommunikation erprobt wird. Abgesehen vom chemisch-technischen Potenzial fasziniert mich persönlich die hohe Symmetrie unserer Verbindungen: So ist unser Silafulleran einer der fünf platonischen Körper und einfach zeitlos schön.“
Publikationen:
(1) Marcel Bamberg, Markus Bursch, Andreas Hansen, Matthias Brandl, Gabriele Sentis, Lukas Kunze, Michael Bolte, Hans-Wolfram Lerner, Stefan Grimme, Matthias Wagner: [Cl@Si20H20]−: Parent Siladodecahedrane with Endohedral Chloride Ion. J. Am. Chem. Soc. 2021, 143, 10865–10871 https://doi.org/10.1021/jacs.1c05598
(2) Benedikt Köstler, Michael Bolte, Hans-Wolfram Lerner, Matthias Wagner: Selective One-Pot Syntheses of Mixed Silicon-Germanium Heteroadamantane Clusters. Chem. Eur. J. https://doi.org/10.1002/chem.202102732
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/105049499
Bildtexte:
(1) Die Siliziumkugel [Cl@Si20H20]−, die erstmals von Chemikerinnen und Chemikern der Goethe-Universität Frankfurt synthetisiert wurde und neue Anwendungen in der Halbleitertechnik verspricht. Blau: Silizium, grün: Chlorid-Ion, grau: Wasserstoff. Grafik: Goethe-Universität Frankfurt
(2) Baustein für Silizium-Germanium-Legierungen: Ein Ausschnitt aus dem in Frankfurt synthetisierten Silizium-Germanium-Adamantan (ohne Substituenten). Blau: Silizium, magenta: Germanium. Grafik: Goethe-Universität Frankfurt