​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
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Veranstaltungen

Sep 8 2016
11:44

Bürgermeister Leonhard Helm und Vizepräsident Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz laden ein

Goethe-Universität zu Gast in Königstein im Taunus

FRANKFURT.Die Goethe-Universität Frankfurt war bereits aus Anlass des Jubiläums „100 Jahre Goethe-Universität“ im Jahr 2014 zu Gast in Königstein. Die daraus entstandene Freundschaft und Zusammenarbeit wird nun in einem feierlichen Abend im Haus der Begegnung in Königstein allen Königsteiner Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt.

Bürgermeister Leonhard Helm und Vizepräsident Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz laden zu diesem gemeinsamen Abend mit anschließendem Umtrunk ein:

Mittwoch, 14. September 2016, 19:00 Uhr,

Haus der Begegnung (Königstein, Bischof-Kraller-Straße 3)

Bürgermeister Leonhard Helm wird als Gastgeber die Gäste begrüßen und Vizepräsident Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz stellt die Stiftungs-und Bürgeruniversität vor. Die Grußworte des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung überbringt Dr. Stephan Bredt, Abteilungsleiter Wirtschaftsordnung, Finanzdienstleistungen, Börsen. Der Gastredner des Abends ist Prof. Jan Pieter Krahnen, (Center for Financial Studies der Goethe-Universität). Er geht in seinem Gastvortrag der Frage nach: „9 Jahre Finanzkrise – bleibt noch etwas zu tun?“. Begleitet wird das Programm durch Solisten der Frankfurter Universitätsmusik.

Über eine Ankündigung der Veranstaltung, Ihr Kommen und eine anschließende Berichterstattung würden wir uns sehr freuen.

Veranstaltungen

Sep 7 2016
15:12

Startups des Goethe-Unibators mit dem Goethe-Innovationspreis ausgezeichnet/Preisgelder von insgesamt 17.000 Euro/Erlöse der Veranstaltung kommen Goethe-Unibator zugute

Innovationen made in Frankfurt

FRANKFURT.Bühne frei beim 5. Innovationsforum von Goethe-Universität und Handelsblatt für junge Gründer und Startups mit Bezug zur Goethe-Universität: Sie sind erst 18 und 20 Jahre alt und halten als Unternehmensgründer auf der Bühne vor insgesamt 600 Gästen bereits den mit 2.000 Euro dotierten Goethe-Innovationspreis in den Händen: Das Schüler-Team bestehend aus Pascal Lindemann (18), Christian Schorr (18) und Dominic Libanio (20) – alle frühere „Jugend forscht“-Gewinner – hat einen Roboter zur Handrehabilitation entwickelt. Der smarte Roboter der drei Jungunternehmer und ihres Unternehmens LIME medical überzeugte nicht nur die Jury, sondern weckte auch das Interesse von KUKA-CEO Dr. Till Reuter, der beim Innovationsforum die Keynote sprach und die drei Gründer ausdrücklich zu einer Kooperation ermunterte. Mit-Gründer Pascal Lindemann bekannte bei der Preisverleihung, er habe sich im Wintersemester für ein Studium an der Goethe-Universität eingeschrieben.

Der Handroboter war nur eine von mehreren guten Startup-Ideen, die gestern Abend (6. September) beim Innovationsforum von Goethe-Universität und Handelsblatt im Casinogebäude auf dem Campus Westend ausgezeichnet wurden. Den 1. Platz und 10.000 Euro Preisgeld erreichte das aus der Goethe-Uni hervorgegangene Life-Science-Unternehmen RhabdoTec (Kenan Bozhüyük, Florian Fleischhacker, Dr. Darko Kresovic und Felix Wersich), den mit 5.000 Euro dotierten 2. Platz das Startup Legalhead (Dr. Clemens Reichel, Samuel Ju und Fabian Schebanek), ebenfalls Absolventen der Goethe-Uni.

Für den von den Freunden der Goethe-Universität gestifteten Preis hatten sich insgesamt 10 Startups beworben:Dr. Friederike Lohse, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Vereinigung von Freunden und Förderernund Initiatorin des Innovationsforums sowie Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff gratulierten den Gründern der drei Gewinner-Startups, deren Unternehmen aus dem Goethe-Unibator – der Startup-Brutstätte der Goethe-Uni – hervorgegangen sind. Die Erlöse des Innovationsforums kommen der Weiterentwicklung des Goethe-Unibators zugute.

Nach der Preisverleihung übernahm Handelsblatt-Herausgeber Gabor Steingart die Regie auf der Bühne. In einer unterhaltsamen Gesprächsrunde diskutierte Steingart mit Frank Strauß (Vorstandsvorsitzender Deutsche Postbank AG), Olaf Koch (Vorstandsvorsitzender Metro AG), Petra Justenhoven (Vorstand Pricewaterhouse-Coopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft) und Klaus Rosenfeld (Vorstandsvorsitzender Schaeffler AG) über Innovationen und Ideen von morgen.

Kurzporträts der prämierten Unternehmen:

Platz 1 (10.000 Euro): Das Life-Science-Startup RhabdoTec ist seit Januar 2016 im Unibator-Programm und hat ein neues biotechnologisches Verfahren entwickelt mit welchem neue pharmazeutische Wirkstoffe und Wirkstoffderivate schnell und kostengünstig entwickelt und hergestellt werden können. Das Verfahren erlaubt das gezielte Programmieren von Mikroorganismen zur Produktion von Peptiden, wie z.B. Wirkstoffen von Antibiotika, Antikarzinogene und Immunsuppressiva. Das Unternehmen ist von Doktoranden und Mitarbeitern des Instituts für Molekulare Biowissenschaften (Prof. Helge Bode) gegründet worden.

Kontakt: kenan.bozhueyuek@bio.uni-frankfurt.de

Platz 2 (5.000 Euro): Legalhead ist die erste mobile juristische Jobsuche- und Jobwechsel-App für Berufseinsteiger und berufserfahrene Anwälte. Seit dem Start im Oktober 2015 konnten die drei Gründer bereits mehr als 30 renommierte Partnerkanzleien und Wirtschaftsunternehmen und eine vierstellige Zahl an Anwälten von der Plattform überzeugen. Durch den klaren Fokus auf den juristischen Bereich und die innovative Technologie ermöglicht Legalhead ein effektives Matching von Bewerberinnen und Bewerbern mit Unternehmen und ist eine mobile, interaktive und kostengünstige Alternative zum klassischen Stellenmarkt und zu Personalberatern/Headhuntern. Als einziger Anbieter im juristischen Personalmarkt beteiligt Legalhead die Berufseinsteiger oder Jobwechsel mit 1/3 der erhaltenen Vermittlungsprovision. Unter dem Dach der Muttergesellschaft, der Mobilehead Holding GmbH, ist im 4. Quartal dieses Jahres der Launch von weiteren Plattform für Ärzte (Medihead), Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (Taxhead) und Consultants (Consulthead) geplant. www.legalhead.de

Kontakt: samuel.ju@legalhead.de

Platz 3 (2.000 Euro): LIME medical entwickelt, produziert und vertreibt innovative Rehabilitationsrobotik zur Nachbehandlung der Finger. Aktuell ist die Nachbehandlung der Hand nach einem Arbeitsunfall oder einem Schlaganfall durch einen Mangel der Fachkräfte und Mittel sehr unzureichend. Mit dem Therapiegerät HERAX erweitert das Startup das bereits für Knie und Schulter etablierte Konzept der Roboter-Physiotherapie auf die Therapie der Finger. Der Patient erhält nicht nur eine intensivere Bewegungstherapie, sondern kann diese auch bequem zu Hause auf dem Sofa durchführen. Angesteuert wird HERAX mit einer übersichtlichen Smartphone-App, die die Behandlungen automatisch an den Patienten anpasst. www.lime-medical.de

Kontakt: lindemann@fingertherapie.de

Foto zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/63129694

Bildunterschrift: Geballte Innovationskraft: Alle Gründer zusammen mit Uni-Präsidentin Prof. Birgitta Wolff und Freunde-Vorstand Dr. Friederike Lohse sowie Prof. Andreas Hackethal und Dr. Sebastian Schäfer vom Goethe-Unibator (3. und 1. v.r.).

Die Veröffentlichung ist honorarfrei bei Urheberangabe: Foto: M. Joppen

Personalia/Preise

Sep 7 2016
13:34

GDCh zeichnet Dr. Björn Corzilius und Dr. Johannes Wittmann aus

Preis für Methode zur Verstärkung von Kernspin-Signalen

FRANKFURT.Für seine Methode zur Verstärkung von Kernspin-Signalen erhält Emmy-Noether-Nachwuchsgruppenleiter Dr. Björn Corzilius einen angesehenen Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker. Sein Postdoktorand Dr. Johannes Wittmann wird ebenfalls ausgezeichnet.

Die NMR-Spektroskopie ermöglicht es, Informationen über die chemische Umgebung von Atomen sowie die Struktur und Bewegung von Molekülen im Sekunden- bis Nanosekunden-Bereich zu erhalten. Als Kernspinresonanz wird die Methode auch zur Bildgebung beispielsweise in der medizinischen Diagnostik eingesetzt. Dr. Björn Corzilius stellt in seinem Vortrag eine weltweit einzigartige Methode vor, die eine Signalverstärkung in biologischen Molekülen durch natürlich vorkommende Metallionen erlaubt. Er untersucht damit RNA-Moleküle im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Molekulare Mechanismen der RNA-basierten Regulation“ an der Goethe-Universität.

Dr. Björn Corzilius hält die Felix-Bloch-Lecture zum Auftakt des Treffens der Fachgruppe Magnetische Resonanzspektroskopie der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), das vom 12. bis 15. September an der Universität Düsseldorfer stattfindet. Die Auszeichnung wird in diesem Jahr zum zweiten Mal vergeben. Sie ist nach einem der beiden Begründer der Magnetischen Resonanzspektroskopie – auch als Kernresonanzspektroskopie oder NMR-Spektroskopie bezeichnet – benannt. Bloch erhielt 1952 für die Entdeckung der magnetischen Kernresonanz den Nobelpreis für Physik.

Am zweiten Konferenztag werden zum 20. Mal die Ernst Awards an drei Nachwuchswissenschaftler verliehen, unter ihnen Dr. Johannes Wittmann, Post-Doktorand in  der Arbeitsgruppe von Björn Corzilius. Ausgezeichnet werden einzelne Publikationen, die im Lauf der Doktorarbeit des jeweils vorherigen Jahres erzielt werden konnten. Weitere Preisträger sind Christian Hintze (Universität Konstanz) und Katharina Märker (Universität Grenoble). Richard Ernst setzte einen wichtigen Meilenstein in der Weiterentwicklung der NMR-Spektroskopie. Dafür erhielt er 1991 den Nobelpreis für Chemie.

Ernst-Preisträger Johannes Wittmann befasste sich in seiner Doktorarbeit an der ETH Zürich mit der Verbesserung von Radiofrequenzpulssequenzen zur Aufnahme mehrdimensionaler NMR-Spektren. Basierend auf einem Verständnis der theoretischen Zusammenhänge konnte er die Effizienz und Reproduzierbarkeit von NMR-Experimenten deutlich erhöhen.

„Wie wir unseren wissenschaftlichen Nachwuchs unterstützen, ist ein wichtiges Gütezeichen für unsere Universität. Deshalb freut es mich sehr, dass Björn Corzilius als Leiter einer Emmy-Noether-Gruppe und sein Post-Doktorand jetzt zeitgleich mit diesen wichtigen Auszeichnungen geehrt werden. Wer den Ernst-Preis und die Felix-Bloch-Vorlesung der Fachgruppe Magnetische Resonanz der GDCh erhalten hat, der hat bisher immer eine große Karriere vor sich!.“ so Prof. Harald Schwalbe, stellverstretender geschäftsführender Direktor am Zentrum für Biomolekulare Magnetischer Resonanz (BMRZ) der Goethe-Universität.

Dr. Björn Corzilius ist seit 2013 Emmy Noether Nachwuchsgruppenleiter am Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der Goethe-Universität. Er promovierte 2008 an der TU Darmstadt in der Physikalischen Chemie. Von 2009 bis 2013 war er Post-Doktorand am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, USA.

Dr. Johannes Wittmann studierte Chemie an der Universität Bayreuth und schloß seine Promotion über Methodenentwicklung in der Festkörper-NMR-Spektroskopie 2016 an der ETH Zürich ab. Seit Juni 2016 ist er Post-Doktorand in der Gruppe von Dr. Björn Corzilius.

Bilder zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/63125181

Bildtext: Sekundärstruktur eines RNA-Moleküls (Hammerkopf-Ribozym), sowie die Strukturformel der rot markierten Mn2+-Bindungsstelle. Dieses gebundene Mn2+ ersetzt den nativen Co-Faktor Mg2+, wobei die Funktionalität der RNA erhalten bleibt. Mn2+ ist paramagnetisch und erlaubt in diesem Fall die 8-fache Signalverstärkung des NMR-Spektrums der RNA mittels dynamischer Kernpolarisation (Spektrum rechts).

Informationen: Dr. Björn Corzilius, Institut für Physikalische und Theoretische Chemie, Campus Riedberg, Tel. (069)- 798-29467, Corzilius@em.uni-frankfurt.de; Dr. Johannes Wittmann, Tel. (069)- 798-29587, jowi@solidstatednp.de.

Veranstaltungen

Sep 6 2016
14:15

5. Jahrestagung des House of Pharma & Healthcare zu Wettbewerbsfähigkeit des Pharmastandorts Deutschland

Weiter an der Spitze oder bald abgehängt?

FRANKFURT. Präzisionsmedizin auf der Basis von Big Data und Genomforschung sowie die Wettbewerbsfähigkeit des Pharmastandorts Deutschland sind die beiden Schwerpunktthemen auf der 5. Jahrestagung des House of Pharma. Sie findet am 12. und 13. September auf dem Campus Westend der Goethe-Universität statt. Mit mehr als 500 Anmeldungen hat die Teilnehmerzahl in diesem Jahr einen Rekordwert erreicht.

In den USA ist der medizinische Fortschritt Chefsache. Im Januar 2015 kündigte Präsident Obama dort eine groß angelegte Präzisionsmedizin-Initiative an. Langfristig sollen unter der Ägide der Nationalen Gesundheitsbehörden in einer Gruppe von mindestens einer Million freiwilliger Probanden große Mengen digital erhobener Verhaltens-, Gesundheits- und Krankheitsdaten analysiert werden, um „uns einer Heilung von Krankheiten wie Krebs und Diabetes näher zu bringen – und uns allen Zugang zu der personalisierten Information zu geben, die wir brauchen, um uns selbst und unsere Familien gesünder zu erhalten“, so der amerikanische Präsident.

Was bedeutet die Konvergenz von Big Data und Genomforschung, auf der diese Initiative basiert? Wie wird sie die Medizin verändern? Inwieweit ist die deutsche Forschung an diesem Wandel beteiligt? Solchen Fragen widmet sich die Podiumsdiskussion „Game Changer Precision Medicine und Big Data – Wird Deutschland abgehängt?“, die von einem Impulsvortrag von Dr. Edward Abrahams, dem Präsidenten der amerikanischen Personalized Medicine Coalition, eingeleitet wird.

Auch das zweite Schwerpunktthema der 5. Jahrestagung des House of Pharma & Healthcare hat mit der Wettbewerbsfähigkeit des Pharmastandorts Deutschland zu tun. Es handelt von den Ergebnissen des im April dieses Jahres abgeschlossenen Pharmadialogs, in dem Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft anderthalb Jahre lang darum gerungen hatten, welche Rahmenbedingungen notwendig seien, damit „der Pharmastandort Deutschland im internationalen Wettbewerb auch weiterhin stark bleibt“.

Erfüllen die Ergebnisse des Pharmadialogs und deren geplante Umsetzung durch die Politik diesen Anspruch? Oder gibt der jüngst veröffentlichte Gesetzentwurf des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) „falsche Signale“, wie die Pharmaverbände meinen? Darum geht es in einer Podiumsdiskussion, an der auch BMG-Staatssekretär Lutz Stroppe teilnimmt.

Neben den beiden Schwerpunktthemen bietet die Jahrestagung ihren Teilnehmern wieder die Möglichkeit, in zweimal vier parallelen Workshops weitere aktuelle Themen zu diskutieren. Die Jahrestagung des House of Pharma & Healthcare hat sich seit 2012 zu einer bundesweit wichtigen Plattform der Begegnung und des Meinungsaustausches innerhalb der Pharma- und Gesundheitsbranche entwickelt.

Die Tagung beginnt am 12. September mit einem Vorabendempfang auf Einladung der Hessischen Landesregierung. Dabei hält der Medizinjurist Prof. Jochen Taupitz von der Universität Mannheim, der seit 2001 dem Deutschen Ethikrat angehört, den Eröffnungsvortrag zum Thema „Genomchirurgie beim Menschen – neue Hoffnungen, neue Befürchtungen“.

Was? 5. Jahrestagung House of Pharma & Healthcare
Wann? 12. September, 19 Uhr, und 13. September, 9 bis 16 Uhr
Wo? Casino, Campus Westend, Goethe-Universität Frankfurt am Main

Das House of Pharma & Healthcare (www.houseofpharma.de) verfolgt das Ziel, den Pharma-Kompetenzcluster Hessen weiterzuentwickeln und die Innovationslücke in der Arzneimittelentwicklung zu schließen. Zu diesem Zweck fördert es die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren der Gesundheits- und Pharmabranche in Deutschland und bietet ihnen eine neutrale Diskussionsplattform. Es wird geleitet von Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz (Goethe-Universität) und Prof. Dr. Jochen Maas (Sanofi).

Dem Vorstand des House of Pharma & Healthcare gehören für die beteiligten hessischen Hochschulen Prof. Prof. Dr. Michael Bölker, Vizepräsident der Philipps-Universität Marburg, Prof. Dr. Frank Runkel, Vizepräsident der Technischen

Hochschule Mittelhessen, Prof. Dr. Dr. Peter Kämpfer, Vizepräsident der Justus-Liebig-Universität Gießen und Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Universität Frankfurt am Main an.

Informationen: Joachim Pietzsch, Pressestelle des House of Pharma & Healthcare e.V., Tel.: (069) 36007188, presse@houseofpharma.de

Das detaillierte Programm der Jahrestagung finden Sie hier (PDF).

Personalia/Preise

Sep 6 2016
14:13

Auszeichnung des Vereins für Socialpolitik geht an Frankfurter Ökonomin

Nicola Fuchs-Schündeln erhält Gossen-Preis

FRANKFURT.Nicola Fuchs-Schündeln, Professorin für Makroökonomie und Entwicklung am House of Finance der Goethe-Universität Frankfurt, ist mit dem Gossen-Preis 2016 des Vereins für Socialpolitik ausgezeichnet worden. Die 44-Jährige erhielt den wichtigsten deutschen Ökonomen-Preis im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung des Vereins am Montagabend in Augsburg. Der Gossen-Preis wird jedes Jahr an einen Wirtschaftswissenschaftler oder eine Wirtschaftswissenschaftlerin aus dem deutschen Sprachraum verliehen, die durch ihre Forschung internationales Ansehen gewonnen haben. Der wichtigste Maßstab für die Vergabe sind Veröffentlichungen in international anerkannten Fachzeitschriften.

Monika Schnitzer, die Vorsitzende des Vereins für Socialpolitik, würdigte in ihrer Laudatio die bedeutenden empirischen Forschungsbeiträge von Nicola Fuchs-Schündeln im Bereich der politischen Ökonomik, der Ökonomik von Haushaltsentscheidungen und der Entwicklungsökonomik.

Nicola Fuchs-Schündeln untersucht schwerpunktmäßig das Konsum-, Spar- und Arbeitsangebotsverhalten privater Haushalte sowie die Endogenität von Präferenzen. Ihre Arbeiten sind unter anderem in der American Economic Review, im Quarterly Journal of Economics und in der Zeitschrift Science erschienen. Fuchs-Schündeln hat seit 2009 eine Professur an der Goethe-Universität, wo sie unter anderem als Principal Investigator am Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und als Programmdirektorin am LOEWE-Zentrum „Sustainable Architecture for Finance in Europe“ (SAFE) mitwirkt. Die vergangenen zwölf Monate verbrachte sie als Gastprofessorin an der Stanford University in Kalifornien. Im Jahr 2010 erhielt sie einen Starting Grant des European Research Council, eine der höchstdotierten wissenschaftlichen Auszeichnungen in der Europäischen Union. Vor ihrem Wechsel nach Frankfurt war Fuchs-Schündeln an den US-amerikanischen Universitäten Harvard und Yale tätig.

Der seit 1997 verliehene und mit 10.000 Euro dotierte Gossen-Preis ist nach dem preußischen Juristen Hermann Heinrich Gossen (1810–1858) benannt, der mit seinem Buch „Die Entwicklung der Gesetze des menschlichen Verkehrs, und der daraus fließenden Regeln für menschliches Handeln“ als einer der wichtigsten Vorläufer der modernen Grenznutzenschule gilt.

Forschung

Sep 6 2016
14:06

Reaktion auf Klima- und Landnutzungswandel

Ältere Schreikraniche initiieren kürzere Zugrouten

FRANKFURT.Der weltweite Klima- und Landnutzungswandel führt dazu, dass einzelne Vögel nicht mehr so weit in den Süden ziehen – so auch die beinahe ausgestorbenen Schreikraniche. Die neue, kürzere Reise Richtung Süden des größten nordamerikanischen Vogels wird von den älteren, erfahreneren Individuen einer Population initiiert, berichtet ein internationales Team, darunter Wissenschaftler der Goethe-Universität und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung heute im Fachjournal „Nature Communications“.

Da soll noch einer sagen, dass Alter unflexibel macht – zumindest bei Schreikranichen ist dies nicht der Fall. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität, des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, der University of Maryland, der International Crane Foundation und des U.S. Geological Survey untersuchten Daten zu den Aufenthaltsorten von 175 Schreikranichen (Grus americana) im Zeitraum von 2002 bis 2016.  Sie fanden heraus, dass die Kraniche ihre Überwinterungsgebiete in die Nähe ihrer Brutgebiete verlagerten und somit ihre Zugrouten verkürzten.

Initiatoren dieser Veränderung sind nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler die älteren, erfahreneren Vögel in den einzelnen Fluggruppen. „Die neuen Standorte werden zuerst von Gruppen ausgewählt, zu denen auch ältere Vögel gehören“, erläutert die am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und der Goethe-Universität tätige Claire Teitelbaum, Hauptautorin der Studie. Dabei konnten die Forscher nachweisen, dass sich die älteren Vögel zuvor schon einmal in der Umgebung des neuen Winterquartiers aufgehalten hatten. Im Mittel verringerte sich der Abstand zwischen Brutgebiet und Überwinterungsgebiet pro Lebensjahr des ältesten Vogels in einer Gruppe um 40 Kilometer.

Die älteren Schreikraniche einer Gruppe initiieren nicht nur das Abkürzen des Winterzugs, sondern geben dieses Verhalten auch an jüngere Vögel weiter. Während 2006 noch keiner der ein Jahr alten Schreikraniche den Winterzug abkürzte, taten dies 2015 bereits 75 % der einjährigen Schreikraniche.

Auch von anderen Zugvogelarten ist bekannt, dass sie aufgrund des Klimawandels Winterquartiere wählen, die näher an den Brutgebieten liegen. Das spart Energie und ermöglicht ihnen eine frühere Rückkehr in ihre Brutgebiete. Bei den Kranichen wird dieses Verhalten durch den zunehmenden Anteil an Ackerland in den nördlichen Winterquartieren gefördert. Zudem verzeichnen diese Gebiete einen stärkeren durch Klimawandel bedingten Temperaturanstieg. Getreide ist eine wichtige Futterquelle, die jedoch nur zugänglich ist, wenn kein Schnee liegt. Das Forschungsteam vermutet daher, dass ein Zusammenspiel von Klimawandel und veränderter Landnutzung es den Kranichen erleichtert, weiter nördlich zu überwintern.

„Unsere Studie zeigt, dass Tierarten ihr Migrationsverhalten ändern und neue Aufenthaltsorte suchen können. Wahrscheinlich nützt ihnen dabei ihr Langzeitgedächtnis und die Fähigkeit aus Erfahrung zu lernen“, erklärt der Ko-Autor der Studie, Prof. Thomas Müller, der am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum forscht und an der Goethe-Universität lehrt.

Die Wissenschaftler verwendeten Daten aus einem Zuchtprojekt, bei dem in menschlicher Obhut großgezogene Schreikraniche im Norden der USA 2001 ausgewildert wurden. Die jungen Kraniche lernten die Flugroute in den Süden einmalig, indem sie einem Ultra-Leichtflugzeug nachflogen, das von einem Piloten im Kranichkostüm gesteuert wurde.

Interessanterweise kürzen die ausgewilderten Vögel mittlerweile ihre Zugwege deutlich mehr ab, als die einzige noch existierende Wildpopulation von Schreikranichen, die im Winter von Nord-Kanada an die texanische Küste zieht. „Möglicherweise hat die am Anfang noch junge Population der ausgewilderten Schreikraniche mehr Potenzial für Innovationen wie die Verkürzung der Zugwege geboten. Im Gegensatz zu den in der Studie betrachteten Schreikranichen dürfte es für viele Populationen und Arten sehr viel schwieriger sein sich an Landnutzungs- und Klimawandel anzupassen”, resümiert die Ko-Autorin Sarah Converse, Ökologin am U.S. Geological Survey.

Publikation:

Teitelbaum, C.S., Converse, S.J., Fagan,W.F., Böhning-Gaese, K.B., O’Hara, R.B., Lacey, A.E. und Mueller, T. (2016): Experience drives innovation of new migration patterns of whooping cranes in response to global change. Nature Communications, doi: 10.1038/NCOMMS12793.

Bilder zum Download finden sie unter: www.senckenberg.de/presse

Informationen: Jun. Prof. Thomas Müller, Institut für Ökologie, Evolution und Diversität /Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Tel. (069) 7542 1889, thomas.mueller@senckenberg.de.

Veranstaltungen

Sep 5 2016
15:29

Wichtigste europäische Initiativen zum Datenschutz diskutieren in Frankfurt anlässlich des Annual Privacy Forum 2016

Goethe-Uni im Zeichen des Datenschutzes

FRANKFURT.Nach langem Ringen wurde im Mai 2016 die EU-Datenschutz-Grundverordnung veröffentlicht. Kenner wissen, dass sie zwar ein Meilenstein ist, aber nicht das Ziel auf dem Weg zum Datenschutz im Internet-Zeitalter. Den Herausforderungen dabei widmen sich auf Initiative von Prof. Kai Rannenberg in dieser Woche an der Goethe-Universität Frankfurt zwei Veranstaltungen. Dem renommierten Wirtschaftsinformatiker wird es dabei gelingen, die wichtigsten europäischen Initiativen zum Datenschutz an einem Ort zu versammeln.

Beim Annual Privacy Forum (APF), das am 7. und 8. September in Kooperation mit der ENISA, der IT- und Netzsichersicherheitsagentur der EU, stattfindet, diskutieren Forscher und weitere Entscheidungsträger über die Frage, welche Maßnahmen und Rahmenbedingen für nachhaltigen Datenschutz nötig sind.

Der am 9. September mit dem Europäischen Datenschutzbeauftragten veranstaltete Workshop des Internet Privacy Engineering Network (IPEN) hat „Privacy by Design“ zum Thema: Wie kann man Datenschutz so rechtzeitig in Systemen verankern, das dieser nicht umständlich und teuer nachgerüstet werden muss?

Das APF, eröffnet von Universitätsvizepräsident Manfred Schubert-Zsilavecz, dem Executive Director der ENISA, Udo Helmbrecht, sowie dem Stellvertretenden Europäischen Datenschutzbeauftragten Wojciech Wiewiórowski, kann mit hochrangigen Keynotes aufwarten: Thomas Kremer, Vorstand der Deutschen Telekom für Datenschutz, Recht und Compliance hält den Eröffnungsvortrag zu „Datenschutz in einer digitalisierten Welt”. Mikko Hypponen, Chief Research Officer von F-Secure, spricht zu „State of the Net” und Jacoba Sieders, Global Head „Identity & Access Management” der holländischen Großbank ABN AMRO schildert Beobachtungen aus der Perspektive der Sicherheit.

Dazwischen diskutieren Datenschutzbeauftragte, Industrievertreter und Forscher Fortschritte der technischen Implementierung von Datenschutz, etwa bürgerorientierte Werkzeuge zum Datenschutz im Internet und Werkzeuge zum Testen von Datenschutztechnik. Auch die nötigen Änderungen zur Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung sind Thema eines Panels.

In Vorträgen werden die besten aus einem internationalen Call for Papers hervorgegangenen wissenschaftlichen Publikationen präsentiert. Das umfasst Datenschutz bei aktuellen Technologien wie elektronischem Identitätsmanagement und dem Internet der Dinge. Gleichzeitig gibt es auch Beiträge dazu, wie Bürger und Organisationen Datenschutzrisiken erkennen und Datenschutzstrategien besser formulieren und umsetzen können.

Das vollständige Programm der APF findet sich auf http://privacyforum.eu/programme .

Auf dem Workshop des Internet Privacy Engineering Network werden mehrere Ansätze für Privacy by Design vorgestellt, speziell Methoden für Software- und Systementwickler, Erfahrungsberichte europäischer Projekte wie PRISMACLOUD und CREDENTIAL zu Cloud-Computing und elektronischen Identitäten und  Vorgehensweisen in großen Unternehmen.

Das vollständige Programm des IPEN-Workshops findet sich auf https://secure.edps.europa.eu/EDPSWEB/edps/site/mySite/IPEN_Workshop_2016

Medienvertreter sind herzlich eingeladen, an den Veranstaltungen teilzunehmen. Anmeldung zum APF erfolgt über info@m-chair.de, Anmeldung zu IPEN über die IPEN-Webseite.

Sonstige

Sep 2 2016
14:58

Der Wirtschaftswissenschaftler entwarf die Grundzüge seiner später mit dem Nobelpreis gewürdigten Arbeit in Frankfurt

Goethe-Universität Frankfurt trauert um Reinhard Selten

FRANKFURT. Die Goethe-Universität Frankfurt trauert um ihren ehemaligen Studenten, Promovenden und Habilitanden Reinhard Selten, der 1994 als erster und bislang einziger Deutscher den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt für seine Leistungen im Bereich der Spieltheorie. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Selten am 23. August im Alter von 85 Jahren verstorben.

Die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Birgitta Wolff, sagte: „Reinhard Selten war ein Wissenschaftspionier. Er verfolgte damals vollkommen neue Ansätze in der experimentellen Wirtschaftsforschung. An der Goethe-Universität fand er in den 1950er und 1960er Jahren, als er in Frankfurt studierte, promovierte und sich habilitierte, Mentoren und Förderer, die seine Ideen teilten und ihn ermutigten, den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen. Sein Tod macht uns sehr traurig. Wir freuen uns über den großen Erfolg seiner Arbeit, die Schule gemacht hat.“

Raimond Maurer, Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften: „Die deutschen Wirtschaftswissenschaften verlieren einen international hochgeachteten Forscher. Als Vorbild bleibt er uns mit seiner Neugier, seiner Beharrlichkeit und seiner wissenschaftlichen Ambition in vieler Hinsicht erhalten.“

Reinhard Selten begann 1951 an der Goethe-Universität mit dem Studium der Mathematik, das er mit dem Besuch von Vorlesungen in Volkswirtschaftslehre und Psychologie ergänzte. Bereits in dieser Zeit entflammte sein Interesse an der ökonomischen Bedeutung von Spielen. Seine Diplomarbeit über die „Bewertung strategischer Spiele“ (1957) entsprach nach Aussage seines Betreuers Ewald Burger bereits dem Niveau einer Doktorarbeit. Während sich Selten in dieser Arbeit noch auf Spiele mit zwei Spielern beschränkte, weitete er die Betrachtung in seiner Doktorarbeit, „Bewertung von n-Personenspielen“ (1961), aus. Diese Arbeit, für die ihm der Doktor der Mathematik verliehen wurde, entstand während seiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl des Ökonomen Heinz Sauermann, einem der Vorreiter der Mathematisierung der Wirtschaftswissenschaften in Deutschland.

Neben der Weiterentwicklung seiner Spieltheorie baute Selten gemeinsam mit Sauermann das zweite große Standbein seiner wissenschaftlichen Arbeit auf, die experimentelle Wirtschaftsforschung, deren Ziel es ist, reales menschliches Verhalten in Laborsituationen zu untersuchen. Beide Interessen gingen Hand in Hand. Die Verfeinerung des Nash-Gleichgewichts mit Seltens Konzept der Teilspielperfektheit ist noch heute elementarer Baustein der experimentellen Wirtschaftsforschung. Den Grundstein für seine Arbeit in diesem Bereich, für die ihm später der Nobelpreis verliehen wurde, legte Selten 1965 mit der Publikation „Ein Oligopolmodell mit Nachfrageträgheit“.

1968 habilitierte sich Selten am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften mit einer Arbeit über „Preispolitik der Mehrproduktenunternehmung in der statischen Theorie“ – laut Bewertung seiner Gutachter eine der wichtigsten deutschsprachigen Beiträge zur ökonomischen Theorie der Nachkriegszeit. Nach insgesamt 17 Jahren an der Goethe-Universität nahm Selten 1969 einen Ruf an die Freie Universität Berlin an. Weitere Stationen seiner wissenschaftlichen Karriere wurden Bielefeld und Bonn.

Mit der Verleihung des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften 1994 an die drei maßgeblichen Vertreter der Spieltheorie John Harsanyi, John F. Nash und Reinhard Selten würdigte die Schwedische Akademie der Wissenschaften die ökonomisch-mathematische Erforschung des strategischen Verhaltens von Menschen in Spielsituationen, die lange Zeit eher als Randaspekt der Ökonomie galt, und machte sie – und ihre Vertreter – international auch über die Grenzen ihres Faches hinweg bekannt.

Veranstaltungen

Sep 2 2016
14:50

Eine Ausstellung im MUSEUM GIERSCH der Goethe-Universität

Kommen und Gehen – von Courbet bis Kirkeby. Künstleraufenthalte in der Region Frankfurt / RheinMain

FRANKFURT.Die Region Frankfurt/RheinMain prägt seit jeher eine ständige Zu- und Abwanderung. Auch viele Künstlerinnen und Künstler kamen und gingen, verbrachten hier eine zeitlich begrenzte Lebens- und Schaffensphase. An ausgewählten Persönlichkeiten thematisiert die Ausstellung die Wechselbeziehungen zwischen Künstlern und ihrer temporären Wahlheimat: Mit welchen Erwartungen kamen sie? Was brachten sie an künstlerischem Potential mit? Wie engagierten sie sich in der Kunstszene und weshalb zogen sie wieder fort?

Die Ausstellung nimmt den Zeitraum von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis an das Ende des 20. Jahrhunderts in den Blick. Im Kontext sich stetig wandelnder historischer Konstellationen traten Künstler wie beispielsweise Gustave Courbet und Bernhard Hoetger, Willi Baumeister und Max Beckmann, Karl Otto Götz und Per Kirkeby mit der hiesigen Kulturszene jeweils auf ganz eigene Art und Weise in Beziehung.

Die Mobilität vieler Künstler bestimmte im Wesentlichen ihr individuelles Netzwerk. Vor allem die Aussicht auf Verkaufs- und Verdienstmöglichkeiten bewog die Kunstschaffenden zum Ortswechsel. Familie, Freunde, Lehrer, aber auch Sammler und Händler informierten über Standortgegebenheiten und vermittelten Kontakte, die den Aufenthalt in der Region Frankfurt/RheinMain als förderlich erscheinen ließen. Jedoch erfolgte die Zu- und Abwanderung nicht immer frei von Zwängen. In den Jahren 1933 bis 1945 mündete staatlicher Terror in Vertreibung und Vernichtung. Nach Kriegsende ermöglichte dann der erneute Zuzug auswärtiger Künstler den Anschluss an das internationale Kunstgeschehen.

Die vielfältige, lebendige Kunstszene der Kulturregion Frankfurt/RheinMain verdankt sich somit auch den zahlreichen Impulsen migrierender Künstlerinnen und Künstler.

Der Katalog erscheint im Michael Imhof Verlag und kostet 29,- € im Museum.

ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN

Jeden Sonntag außer 25.12.2016 und 1.1.2017 um 15 Uhr;

Mittwoch, 5.10., 2.11., 7.12.2016 und 4.1.2017 jeweils um 17.30 Uhr.

Kosten: 2,- € (zzgl. zum Eintritt)

GRUPPENFÜHRUNGEN

Dienstag bis Freitag 60,- € // Samstag, Sonntag, Feiertag 65,- € (zzgl. zum Eintritt)

Anmeldung unter 069/13821010.

MUSEUM GIERSCH der GOETHE-UNIVERSITÄT

Schaumainkai 83 // 60596 Frankfurt am Main

Fon 069/13821010 // Fax 069/138210111

www.museum-giersch.de // info@museum-giersch.de

Kuratoren: Dr. Manfred Großkinsky, Susanne Wartenberg M. A.

Öffnungszeiten: Di–Do 12–19 Uhr; Fr–So 10–18 Uhr; Mo geschlossen

Sonderöffnungszeiten nach Vereinbarung

3.10., 25.12., 26.12.2016 und 1.1.2017 10–18 Uhr geöffnet;

24.12. und 31.12.2016 geschlossen

Ansprechpartnerin für die Presse: Dipl. Kffr. Christine Karmann

Fon: 069/13821010 // E-Mail: presse@museum-giersch.de

Texte und Bilder zum Download für die Presse: www.museum-giersch.de

Pressekonferenz: Donnerstag, 22. September 2016, 11 Uhr 

  • Dr. Manfred Großkinsky, Leiter MUSEUM GIERSCH der Goethe-Universität
  • Susanne Wartenberg M. A., wissenschaftliche Mitarbeiterin MUSEUM GIERSCH der Goethe-Universität

Ausstellungseröffnung: Sonntag, 25. September 2016, 11 Uhr

  • Begrüßung: Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Universität
  • Dank: Dr. Manfred Großkinsky, Leiter MUSEUM GIERSCH der Goethe-Universität
  • Einführung: Susanne Wartenberg M. A., wissenschaftliche Mitarbeiterin MUSEUM GIERSCH der Goethe-Universität

Forschung

Aug 30 2016
10:45

Ergebnisse aus der experimentellen Ökonomie zeigen: Wir treffen oftmals großzügige finanzielle Entscheidungen, wenn die Kosten auf viele Köpfe verteilt werden

Eins, zwei, viele: Entscheider wälzen Kosten oft bedenkenlos auf große Gruppen ab

FRANKFURT. Die meisten Menschen handeln bei der Verteilung finanzieller Mittel nicht rein eigennützig, sondern berücksichtigen die positiven wie negativen Folgen für alle Beteiligten. Zahlreiche Beispiele deuten jedoch darauf hin, dass vielen ein effizientes Abwägen von Kosten und Nutzen schwer fällt, wenn die Kosten auf mehrere Personen verteilt werden. In einer aktuellen Publikation, die in Kürze in der Review of Economic Studies erscheint, präsentiert Michael Kosfeld, Professor für Organisation und Management an der Goethe-Universität Frankfurt, gemeinsam mit Heiner Schumacher (Universität Leuven), Iris Kesternich (Universität Leuven) und Joachim Winter (LMU) die Ergebnisse einer experimentellen Untersuchung, in der sich zwei Drittel der Testpersonen insensitiv gegenüber Gruppengrößen verhalten: Ab einer gewissen Personenzahl beziehen sie die Größe einer Gruppe an negativ Betroffenen nicht mehr in ihre Entscheidungsfindung mit ein, sodass ihr Handeln insgesamt widersprüchlich ist. Sie berücksichtigen das Kosten-Nutzen-Verhältnis, wenn die Kosten nur auf eine oder sehr wenige Personen verteilt werden, nehmen jedoch ein exorbitantes Missverhältnis von Kosten und Nutzen in Kauf, wenn viele Leute betroffen sind und somit die Kosten pro Kopf klein erscheinen.

Abbildung 1 zeigt die Ergebnisse des Experiments, in dem ein Entscheider den Betrag a pro verteilter Einheit erhält, einem Empfänger den Betrag b zugesteht, auf Kosten eines oder mehrerer Zahler, die den Betrag c pro Einheit bezahlen müssen. Es zeigt sich, dass die Entscheider die Gruppengröße berücksichtigen und die Verteilung eines Gutes reduzieren, wenn statt einer vier Personen den gleichen Betrag dafür bezahlen müssen. Dagegen passen sie ihre Entscheidung nicht weiter an, wenn sich die Gruppe der Zahler weiter vergrößert – bei gleichbleibenden Kosten pro Person und somit deutlich steigenden Gesamtkosten.

 

Abbildung 1: Durchschnittliche Ergebnisse für Experimente mit 1 bis 32 Zahlern, in denen ein Entscheider den Betrag a pro verteilter Einheit erhält, ein Empfänger den Betrag b und der/die Zahler den Betrag c pro Einheit bezahlt/en. Beispiel: In Spiel 17 werden bei einem Zahler 8 Einheiten verteilt, was einen Gewinn von je 8 für Entscheider und Empfänger, insgesamt 16 bedeutet, bei Kosten von 8 für den Zahler, insgesamt 8; bei 32 Zahlern werden 5,6 Einheiten verteilt, ein Gewinn von je 5,6 für Entscheider und Empfänger, insgesamt 11,2, bei Kosten von 5,6 für jeden Zahler, insgesamt 179,2.

Die Ergebnisse legen nahe, dass Menschen Schwierigkeiten damit haben, Gruppen als Gesamtheit in ihr Urteil einzubeziehen. „Es fällt schwer, sich in die Position einer Gruppe von Menschen hineinzuversetzen“, erklärt Michael Kosfeld. „Daher tendieren wir dazu, die Position eines repräsentativen Mitglieds der Gruppe anzunehmen. Das kann dann dazu führen, dass wir die Größe der betroffenen Gruppe außer Acht lassen.“ Ob dann 10, 100 oder 1000 Personen von einer Entscheidung, die einigen wenigen nutzt, negativ betroffen sind, spielt keine Rolle mehr.

Ein solches Verhalten kann je nach Ausmaß enorme gesellschaftliche Kosten verursachen. Vor allem Politiker, aber etwa auch Ärzte stehen regelmäßig vor Entscheidungen, die positive Folgen für einige wenige zu Lasten großer Gruppen mit sich bringen: Steuerzahler, Bevölkerung, Versichertengemeinschaft. Wenn in solchen Entscheidungssituationen das Verhältnis von Kosten und Nutzen nicht adäquat berücksichtigt wird, drohen große gesamtwirtschaftliche Schäden.

Letztlich kann aber auch jeder Einzelne auf diesen Denkfehler hereinfallen: Um einer oder einigen wenigen Personen Gutes zu tun, sind wir oftmals äußerst großzügig – etwa in Form von Spenden –, wenn es dagegen um Kosten für eine große Gemeinschaft geht – Stichwort Steuersparmodelle – schauen wir nicht auf die Gesamtkosten, sondern nur auf die minimalen Kosten pro Bürger.

Schumacher, H., Kesternich, I., Kosfeld, M., Winter, J. (2016), „One, Two, Many – Insensitivity to Group Size in Games with Concentrated Benefits and Dispersed Costs”, forthcoming in Review of Economic Studies.

Sonstige

Aug 29 2016
12:35

Der Physiker Claudius Gros über Reise eines automatisierten Genlabors zu Himmelskörpern außerhalb unseres Sonnensytems

Das Genesis-Projekt: Neues Leben auf Exoplaneten

FRANKFURT. Lässt sich Leben auf Himmelskörper außerhalb unseres Sonnensystems bringen, die nicht dauerhaft bewohnbar sind? Mit dieser Frage setzt sich Prof. Dr. Claudius Gros vom Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität in einem wissenschaftlichen Aufsatz auseinander, der in Kürze in der Fachzeitschrift Astrophysics and Space Science erscheinen wird.

Die Suche nach Exoplaneten hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass es sehr unterschiedliche Typen gibt. „Es gilt daher als sicher, dass wir viele Exoplaneten entdecken werden, welche zeitweise, aber nicht dauerhaft bewohnbar sind. Auf diesen Planeten wäre Leben zwar möglich, es hätte aber nicht die Zeit, sich selbständig zu entfalten“, so Gros. Er hat vor diesem Hintergrund die Frage untersucht, ob es möglich wäre, Leben auf Planeten mit transienter Bewohnbarkeit zu bringen.

Technisch wäre die Genesis-Mission schon in einigen Jahrzehnten mittels interstellarer unbemannter Mikro-Raumschiffe realisierbar, die sowohl passiv beschleunigt wie abgebremst werden könnten. Ein automatisiertes Genlabor an Bord der Sonde würde bei der Ankunft eine Auswahl einzelliger Lebewesen mit dem Ziel synthetisieren, eine Ökosphäre aus Einzellern auf dem Zielplaneten zu etablieren. Diese könnte sich anschließend autonom und eventuell auch zu komplexen Lebensformen weiterentwickeln. „Auf diese Weise könnten die zirka vier Milliarden Jahre übersprungen werden, die auf der Erde notwendig waren, um das präkambrische Entwicklungsstadium zu erreichen, aus dem sich die Tierwelt vor etwa 500 Millionen Jahren entwickelt hat“, erläutert der Physiker. Um etwaig vorhandenes Leben nicht zu gefährden, würden Genesis-Sonden nur unbesiedelte Exoplaneten ansteuern.

Die eigentliche Missionsdauer spielte beim Genesis-Projekt keine Rolle, da sich die Zeitskalen für die nachfolgende geo-evolutionäre Entwicklung des Zielplaneten in der Größenordnung von einigen zehn bis hundert Millionen Jahren bewegen. Das Genesis-Projekt hat daher keinen direkten Nutzen für die Menschen auf der Erde. „Es würde uns aber ermöglichen, dem Leben etwas zurückzugeben“, so Gros. In diesem Zusammenhang diskutiert er auch, ob biologische Inkompatibilitäten zu erwarten wären, falls eine evolutionär voll entwickelte zweite Erde kolonialisiert würde. „Das scheint derzeit jedoch höchst unwahrscheinlich“, dämpft der Frankfurter Physiker zu hohe Erwartungen.

Publikationen: Claudius Gros, Developing Ecospheres on Transiently Habitable Planets: The Genesis Project, Astrophysics and Space Science (in press); http://arxiv.org/abs/1608.06087

Interview mit Claudius Gros: How to Jumpstart Life Elsewhere in Our Galaxy, The Atlantic, http://www.theatlantic.com/science/archive/2016/08/genesis-missions/497258/

Informationen: Prof. Claudius Gros, Institut für Theoretische Physik, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798 47818, gros07@itp.uni-frankfurt.de.

Sonstige

Aug 25 2016
11:34

Lernexperte Prof. Andreas Gold zum Start des neuen Schuljahres an hessischen Schulen und zu seinem soeben erschienenen Buch

Mehr Toleranz für unterschiedliche Lerngeschwindigkeiten von Kindern

FRANKFURT.Zum Schulstart in Hessen plädiert Andreas Gold, Professor für Pädagogische Psychologie an der Goethe-Universität, dafür, dass Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen mehr Toleranz für unterschiedliche Lern- und Entwicklungsgeschwindigkeiten von Kindern aufbringen.

In einem Interview mit dem Magazin „Goethe-Uni online“ macht sich der Psychologe Gold dafür stark, unterschiedliche Lerntempi mit größerer Gelassenheit zu akzeptieren und eine höhere „Langsamkeitstoleranz“ zu entwickeln. „Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass Lehrer meist nicht lange genug abwarten, bis Kinder auf ihre Frage antworten, oft schon nach 3 Sekunden Stille die Antwort selbst geben oder die Frage neu formulieren.“ Mindestens 5 Sekunden Nachdenkzeit seien aber sinnvoll, damit Schülerinnen und Schüler überlegt antworten könnten.

Sich auf die unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten und Lernfähigkeiten der Einzelnen einzulassen, in einer leistungsheterogen zusammengesetzten Klasse zu unterrichten, ist für die meisten Lehrer zwar nichts Neues, bleibt aber eine besondere Herausforderung. „Gemeinsam Verschiedenes lernen“, formuliert Gold das Ziel, das nur erreicht werden könne, wenn Lehrer Methoden, Lernzeit und Lernziele an die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen ihrer Schüler anpassen.

In seinem soeben erschienenen Buch „Lernen leichter machen – Wie man im Unterricht mit Lernschwierigkeiten umgehen kann“ beschäftigt sich der Psychologe mit der Förderung von Schülern, die erhebliche Schwierigkeiten beim Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen haben. Immerhin sind das 15 bis 20 Prozent aller Kinder und Jugendlichen. Hinzu kommen die Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Lernen – weitere knapp 3 Prozent. In einer Klasse mit 25 Schülern sind somit durchschnittlich vier bis sechs Kinder betroffen. Engagieren müssen sich Lehrer wie Schüler gleichermaßen, um die Schwierigkeiten zu überwinden – dazu Gold: „‚Lernen leichter machen‘ heißt nicht, Kindern die zum Lernen notwendige Eigentätigkeit abzunehmen oder ihnen Abkürzungen anzubieten, die ganz ohne Mühen zum Ziel führen. Es geht vielmehr darum, Wege und Hilfsmittel aufzuzeigen, die sich nutzen lassen, um dorthin zu kommen, wohin andere Kinder auch ohne solche Hilfen gelangen.“

Der Unterricht müsse kognitiv aktivierend und emotional unterstützend sein. Guter Unterricht zeichnet sich für Gold dadurch aus, dass Schüler zum Denken angeregt und in ihren Lernprozessen individuell unterstützt werden. Auch dass ihre Lernfortschritte kleinteilig beobachtet und sachbezogen rückgemeldet werden, gehört dazu. „Regelmäßige Lernfortschrittsmessungen informieren die Kinder darüber, wo sie stehen und was noch zu tun ist. Und die Lehrerin zieht daraus Rückschlüsse über die Angemessenheit ihres bisherigen Vorgehens und Konsequenzen für ihr weiteres Handeln“, so Gold.

In dem Buch, das sich an Lehrer aber auch an Eltern wendet, stellt Gold ein abgestuftes Konzept vor: So sollte möglichst schnell festgestellt werden, ob ein Kind im Regelunterricht durch individuell angepasste Maßnahmen zusätzlich unterstützt werden müsse. „Reichen diese nicht aus, müssen intensivere, unterrichtsadditive Fördermaßnahmen veranlasst werden. Erst ganz am Ende der Maßnahmenkette ist eine separate Förderung in besonderen Einrichtungen zu erwägen“, erläutert Gold.

Ausführlich beschäftigt sich der Psychologe auch mit der Wirksamkeit verschiedener Förderprogramme bei Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwierigkeiten: „Es gibt zwar eine große Anzahl von Förderprogrammen. Aber nur selten ist deren Wirksamkeit in kontrollierten Studien überprüft worden.“ Wirksam seien symptomspezifische Programme, die direkt an den beeinträchtigten Lese-, Rechtschreib- oder Rechenprozessen einsetzen. Nicht wirksam seien dagegen unspezifische Trainings, alternativ-medizinische oder ganzheitliche Verfahren.

Gold kritisiert, dass es vom Wohnort abhängt, wie pädagogisch und schulrechtlich mit Lernschwierigkeiten umgegangen wird. Individuelle Förderung, Nachteilsausgleich oder Notenschutz werden in den Bundesländern sehr unterschiedlich gehandhabt. „Es gleicht einer Landeslotterie, ob man mit dem Notenschutz das große Los ziehen kann und wie häufig eine Legasthenie oder Dyskalkulie überhaupt diagnostiziert werden.“

Andreas Gold, Lernen leichter machen – Wie man im Unterricht mit Lernschwierigkeiten umgehen kann, Göttingen 2016, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, ISBN 978-3-525-70194-2, 159 Seiten, 18 Euro.

Informationen: Prof. Dr. Andreas Gold, Institut für Psychologie, Fachbereich Psychologie und Sport, Campus Westend, Tel. (069) 798-35357, E-Mail: gold@paed.psych.uni-frankfurt.de

Link zu dem Audio-Interview im Magazin „Goethe-Uni online“ http://tinygu.de/interview-gold

Veranstaltungen

Aug 18 2016
10:07

Rahmenprogramm des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ zur Ausstellung „Unter Waffen. Fire & Forget 2“ im Museum Angewandte Kunst / Pressekonferenz am 8. September

Waffen, Notwehr, Cyberwar – Gewalt und ihre Rechtfertigungen

FRANKFURT.Wer weiß schon, wie oft der „Peacemaker“ genannte Patronenrevolver der Firma Colt wirklich für Frieden gesorgt hat? Und warum eigentlich wurde ausgerechnet der Tarnjackenlook zum Hingucker in der modernen Mode? Von der Welt der Waffen scheint eine ambivalente Faszination auszugehen. Ihren Spuren in Kunst, Mode, Design und Alltagskultur folgt das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt ab dem 10. September. Kooperationspartner ist der Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, der seinerseits im Rahmenprogramm nach gesellschaftlichen Rechtfertigungsmustern für den Gebrauch von Waffen fragt. Dabei ist der Begriff selbst schon erklärungsbedürftig – zumal in Zeiten autonom agierender Drohnen, Pistolenteilen aus dem 3D-Drucker und Cyberwar-Attacken, bei denen kein einziger Schuss fällt.

Die Ausstellung „Unter Waffen. Fire & Forget 2“ ist bis zum 26. März 2017 zu sehen. Das vom Exzellenzcluster verantwortete Rahmenprogramm aus Vorträgen, Diskussionsrunden und Filmscreenings umfasst 14 Einzeltermine, gleichmäßig verteilt über die Laufzeit der Ausstellung. Die Beteiligten sind Mitglieder des Forschungsverbundes mit Sitz an der Goethe-Universität, weitere Wissenschaftler und Künstler sowie Angehörige des Kuratorenteams. Den Auftakt bildet ein Vortrag von Klaus Günther, Professor für Rechtstheorie, Strafrecht und Strafprozessrecht an der Goethe-Universität und Co-Sprecher des Clusters. Er widmet sich am 14. September um 19 Uhr im Museum dem Thema: „Mit Waffen wehren sich Mann und Frau. Die Rechtfertigung der Selbstverteidigung“.

Wer Gewalt anwendet, erzählt fast immer eine rechtfertigende Geschichte – sei es von Ehre und Schande, Not und Unterdrückung oder Ausbeutung und Erniedrigung. Und zuweilen geht es auch um nichts Geringeres als den schicksalhaften Kampf zwischen Gut und Böse. Eine klassische Erzählung rekurriert auf die Notwehr und das Recht, sich bei einem Angriff selbst zu verteidigen. Wie aber sieht eine angemessene Reaktion aus, und wie viel Rachefeldzüge braucht es, um einmal erlittenes Unrecht endlich zu sühnen? Das Gewaltmonopol des Staates bereitet dem kräftezehrenden „Kampf aller gegen alle“, wie es der Philosoph Thomas Hobbes nannte, ein Ende. Nun schützt prinzipiell die Gemeinschaft – der „Leviathan“ (Hobbes) – den Einzelnen, der nur noch in Ausnahmefällen selbst aktiv werden darf.

Enge rechtliche Grenzen gibt es auch, wenn man jemandem zur Seite stehen will. Das Völkerrecht kennt den Begriff der Schutzverantwortung („responsibility to protect“), die eine humanitäre Intervention in Ländern mit massiven Menschenrechtsverletzungen erlaubt und auch gebietet. Ganz werden sich das Recht auf Selbstverteidigung und die Schutzverantwortung also nicht abschaffen lassen. „Aber man sollte ihren jeweiligen Rechtfertigungsnarrativen aufmerksam zuhören“, so Klaus Günther, der Aspekte dieses Themas auch in der Publikation bearbeitet, die begleitend zur Ausstellung im Distanz Verlag erscheint. Sie heißt AMMO in Anlehnung an die Kurzform von „ammunition“, dem englischen Wort für Munition.

Die Frage, wann Waffengebrauch legitim erscheint oder legal ist, zieht sich wie ein roter Faden durch die Beiträge. Dabei geht es auch um die rechtliche Definition dessen, was überhaupt eine Waffe ist, um die besondere Situation in den USA und um die Folgen, die ferngesteuerte Drohnen, das Internet und der 3D-Druck auf das staatliche Gewaltmonopol haben. Beleuchtet werden die jeweiligen Themen nicht nur aus juristischer Perspektive, sondern auch aus einem philosophischen, ethnologischen, historischen, politik-, kunst- und medienwissenschaftlichen Blickwinkel. So beschäftigen sich einige Veranstaltungen mit der Darstellung und vermeintlichen Rechtfertigung von Gewalt in Kinofilmen, wobei Waffen eine zentrale Rolle spielen, wie in dem Western „Winchester ‘73“, oder diejenigen im Mittelpunkt stehen, die besonders gut mit ihnen umgehen können, wie in dem Irak-Kriegsfilm „American Sniper“.

Die Welt der Waffen weist auch starke symbolische Bezüge auf, was ebenfalls thematisiert wird: Schwerter im frühen Mittelalter hatten die Form eines Kreuzes, rund tausend Jahre später inszenieren sich junge Jihadistinnen im Internet mit Burka und Kalaschnikow. Und auch der Zerstörung von Waffen kommt Bedeutung zu, wie beispielsweise bei der öffentlichkeitswirksamen Entsorgung syrischer Chemiewaffen auf hoher See. Bleibt noch die Alltagskleidung und ihre erstaunliche Affinität zum Kriegerischen. „Anziehend militärisch? Camouflage, Uniform und Parka in der Mode“ heißt die zweite Septemberveranstaltung des Rahmenprogramms (20.9. um 19 Uhr). Diskutanten sind: Miloš Vec, Professor für europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte an der Universität Wien und assoziiertes Mitglied des Clusters, Ingeborg Harms, Professorin für Modetheorie und Kulturwissenschaften an der Universität der Künste Berlin, und Dr. Mahret Kupka, Kuratorin für Mode, Körper und Performatives am Museum Angewandte Kunst..

Von Oktober bis Dezember stehen noch vier weitere Veranstaltungen auf dem Programm. Im Jahr 2017 folgen bis Mitte März acht Termine. Medienpartner des Rahmenprogramms ist das Journal Frankfurt. Der Eintritt zu den Veranstaltungen des Rahmenprogramms beträgt 5 € (erm. 3,50 €); freier Eintritt für Studierende/Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Goethe-Universität und des Exzellenzclusters bei Vorlage des Universitätsausweises an der Kasse.

Offiziell eröffnet wird die Ausstellung „Unter Waffen. Fire & Forget 2“ am Freitag, 9. September 2016, um 19 Uhr.

Ein Hinweis an die Medien:

Die Pressekonferenz zur Ausstellung und dem Rahmenprogramm findet am Donnerstag, 8. September 2016, um 11 Uhr statt. Ort ist das Museum Angewandte Kunst, Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt am Main.

Kontakt:

Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“: Bernd Frye (Pressereferent), Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de/

Museum Angewandte Kunst: Dorothee Maas (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit), Tel.: 069/212-32828, presse.angewandte-kunst@stadt-frankfurt.de, www.museumangewandtekunst.de

Alle Termine des Rahmenprogramms:

www.normativeorders.net/unterwaffen

Veranstaltungen

Aug 9 2016
15:16

Biologen der Goethe-Universität bieten Führung zu Pflanzen des Mittelmeeres und der Tropen an

Sommer im Wissenschaftsgarten

FRANKFURT.Zu zwei Führungen lädt Prof. Georg Zizka vom Institut für Ökologie, Evolution und Diversität an der Goethe-Universität Interessierte in den Wissenschaftsgarten auf dem Riedberg ein: Die Tour „Vom Mittelmeer bis zu den Tropen" führt am Freitag, 19. August, die Besucher zu den Pflanzen der Mediterrangebiete, der Subtropen und Tropen im Wissenschaftsgarten. Insgesamt rund 2000 Arten aus diesen Klimaten werden im Gewächshaus des Gartens kultiviert und dienen der Lehre und Forschung. Die Führung stellt die großen Lebensräume zwischen Etesienklima und Äquator anhand typischer Exemplare aus der Sammlung vor und gibt Einblicke in die universitäre Nutzung.
Beginn der Führung ist um 16.00 Uhr (Ende ca. 17.30), Treffpunkt ist im Eingangsbereich des Wissenschaftsgartens.

Eine weitere Sonderführung des Wissenschaftsgartens am 19. August hat "Vergängliche Pracht - die Pflanzenwelt der Ruderalflächen am Riedberg" zum Thema. Gemeinsam führen Prof. Georg Zizka und Dipl. Geogr. Dirk Bönsel zur Pflanzenwelt der brachliegenden Rohbodenflächen (Ruderalflächen), wie sie zurzeit am Riedberg im Zusammenhang mit der Bautätigkeit in großer Zahl zu finden sind. Diese Standorte sind durch besondere, extreme Umweltbedingungen gekennzeichnet, meist nur kurze Zeit (wenige Jahre) vorhanden und verfügen dennoch über eine reiche, spezielle Pflanzen- und Tierwelt (insbesondere so genannter Pionierarten). Die Vielfalt der Blütenpflanzen erreicht auf solchen Flächen leicht 200 Arten und mehr.
Beginn dieser Führung ist um 18.00 Uhr (Ende ca. 19.30), Treffpunkt ist im Eingangsbereich des Wissenschaftsgartens, von dort aus geht es zu ausgewählten Brachflächen.

Der Wissenschaftsgarten kann mit den Linien U 8 und U 9,  Haltestelle Campus Riedberg, oder mittels PKW über die Altenhöferallee gut erreicht werden.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Georg Zizka, Fachbereich 15 – Biowissenschaften, Goethe-Universität, Tel. 069/798-42176; Georg.Zizka@senckenberg.de

Sonstige

Aug 8 2016
16:14

Der Politikwissenschaftler Andreas Nölke analysiert in einem aktuellen Essay die ökonomische und politische Krise Brasiliens

Olympische Spiele in einem „paralysierten Land“

FRANKFURT.Seit dem Wochenende bietet die wohl größte Sportveranstaltung der Welt in Rio de Janeiro wieder spannende Wettkämpfe in zahllosen Disziplinen. Doch bereits im Vorfeld wurde die Freude auf die Olympischen Spiele eingetrübt, nicht nur durch die Dopingvorwürfe. Ein weiterer Grund für die eher verhaltene Begeisterung weltweit ist die angespannte Lage im Gastgeberland Brasilien. Andreas Nölke, Professor für Politikwissenschaft an der Goethe-Universität und Experte für Internationale politische Ökonomie, hat sich intensiv mit dem Schwellenland Brasilien beschäftigt. In seinem Essay schaut er auf die soziale Situation im fünftgrößten Staat der Erde, erklärt die Schwäche der von Amtsenthebungsverfahren und Korruptionsvorwürfen gebeutelten Regierung und diskutiert den Niedergang der brasilianischen Wirtschaft.

Brasilien, ein Land mit einer traditionell hohen sozialen Ungleichheit, habe durchaus mithilfe von Sozialprogrammen arme Bevölkerungsschichten am Wirtschaftsboom partizipieren lassen, sagt Nölke. Doch habe der Konsumboom zu einer Überlastung der Infrastruktur geführt; zudem mobilisierten die Eliten im Land gegen das soziale Wachstumsmodell. Soziale Proteste blieben angesichts einer fehlenden Zukunftsperspektive schwach, was Nölke auch auf die Krise der Regierung zurückführt. Der vom Amt suspendierten Präsidentin Dilma Rousseff drohe die Amtsenthebung, die Zustimmung zur Regierung des amtierenden Präsidenten Michel Temer, der auch der Korruption überführt wurde, sei im Schwinden begriffen. Nölke spricht von einem „dysfunktionalen parlamentarischen System“ – der einzelne Abgeordnete sähe sich als „politischer Unternehmer“, der „immer auf der Suche nach geeigneten Geldgebern“ sei.

Auch die Wirtschaft sei paralysiert und befinde sich in der „tiefsten Krise seit Jahrzehnten“, so Nölke. Jedoch sei dafür nicht, wie häufig behauptet, der Einbruch der Preise wichtiger Exportgüter verantwortlich; auch die Korruptionsaffären könnten den wirtschaftlichen Niedergang nicht erklären. Vielmehr führe in der „staatlich-durchdrungenen Wirtschaft“ die angedrohte Verfolgung von Preisabsprachen zwischen Staat und Unternehmen dazu, dass sich niemand mehr traue, Investitionsentscheidungen zu treffen, aus Angst vor Staatsanwälten „Investitionen sind allerdings in einer relativ stark geschlossenen Wirtschaft wie der brasilianischen […] absolut unabdingbar, um die derzeitige Krise zu überwinden“, betont Nölke.

Der Politikwissenschaftler kritisiert ferner die „Gigantomanie von Sportereignissen“: „Der soziale wie der volkswirtschaftliche Nutzen hält sich in engen Grenzen, wenn er überhaupt eintritt.“ Wettkämpfe, Sportstätten und Verkehrsinfrastruktur nutzten vor allem der oberen Mittelschicht; Teile der Bevölkerung hingegen litten unter Zwangsumsiedlungen und einer „unsozialen Verwendung fiskalischer Ressourcen“, sagt Nölke.

LINK zum Artikel Nölkes auf Goethe-Uni online: http://tinygu.de/noelke-essay 

Weitere Informationen: Prof. Andreas Nölke, Institut für Politikwissenschaft, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Tel. (069) 798-36501;  a.noelke@soz.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Aug 4 2016
16:28

Neue Ausstellung im MUSEUM GIERSCH der GOETHE-UNIVERSITÄT zeigt bekannte und unbekannte Schätze aus der Kunstsammlung der Goethe-Universität.

„Goethe und die Dame in Blau – Köpfe der Goethe-Universität“

FRANKFURT.Die Ausstellung „Goethe und die Dame in Blau“, die vom 12. bis zum 28. August 2016 im MUSEUM GIERSCH der GOETHE-UNIVERSITÄT gezeigt wird, gibt durch ausgewählte Exponate der Kunstsammlung der Goethe-Uni Einblicke in die über hundertjährige Geschichte der Hochschule. Zugleich lädt sie die Besucherinnen und Besucher ein, sich anhand der Kunstobjekte mit der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung der Universität anhand ihrer herausragenden „Köpfen“ auseinanderzusetzen.

Das Gedächtnis der Universität - so kann man das Universitätsarchiv der Goethe-Universität gut und gerne bezeichnen, beherbergt es doch die gesamten schriftlichen Hinterlassenschaften der Hochschule, die universitäre Kunstsammlung, Nachlässe berühmter Frankfurter Professoren sowie historische Fotografien. Das Archiv bewahrt dies nicht nur für die heutige Forschung, sondern auch für die nachfolgenden Generationen und prägt damit nachhaltig die Identität und die Außendarstellung der Universität. Auch die im Archiv gesammelten Kunstwerke dienen im Besonderen der Erinnerungskultur an der Hochschule: Büsten, Porträts und Medaillen bedeutender Persönlichkeiten erinnern an herausragende Leistungen in der wissenschaftlichen Forschung und Lehre sowie der Stadt Frankfurt als Wissenschaftsstandort. Als Stiftungsuniversität 1912 von der Frankfurter Bürgerschaft ins Leben gerufen und 1914 eröffnet, ist die Goethe-Universität im besonderen Maße dem Andenken an die Stifterinnen und Stifter verpflichtet, denn ohne deren Engagement wäre die Gründung einer Hochschule nicht möglich gewesen.

Dabei erinnern die in der Ausstellung gezeigten Werke aber nicht nur an die „guten“ Zeiten der Goethe-Universität: Unter der NS-Herrschaft wurden nicht nur die jüdischen und politisch unliebsamen Professoren, Dozenten und Mitarbeiter entlassen, jüdischen Studierenden die Berechtigung zu studieren entzogen, sondern auch die Erinnerung an die jüdischen Stifterinnen und Stifter getilgt. Somit erinnern die Werke, welche die „Säuberung“ und die Zerstörung der Frankfurter Universität überstanden haben, nicht nur an wissenschaftliche Leistungen und stifterische Unterstützung der „Köpfe der Goethe Universität“, sondern auch an das an ihnen begangene Unrecht.

Mit dem Logo von Adrian Frutiger, das zum „Markenzeichen“ der Universität wurde, ist Goethe als Namensgeber omnipräsent. Neben den Werken rund um Goethe, den Büsten und Gemälde von Stiftern und Professoren werden aber auch diejenigen, die für das universitäre Leben essentiell sind, anhand der Fotografien in ihren Akten präsentiert: die Studierenden.

Die Ausstellung wird am 11. August um 19 Uhr eröffnet. Die Grußworte sprechen Prof. Dr. Werner Müller-Esterl, Museumsbeauftragter des Präsidiums, und PD Dr. Michael Maaser, Leiter des Universitätsarchivs. Enrico Dunkel, Kurator und Referent der Kunstsammlung, führt in die Ausstellung ein. Bei der Ausstellungseröffnung wird auch das neue Museumslogo präsentiert.

„Goethe und die Dame in Blau“ wird bis einschließlich des Frankfurter Museumsuferfestes (26.-28. August 2016) zu sehen sein, auf dem das MUSEUM GIERSCH der GOETHE-UNIVERSITÄT und die Hochschule die Ausstellung mit einem bunten Programm für Jung und Alt begleiten.

Museumsuferfest:

Freitag, 26. August 2016, 10.00–17.00 Uhr

Samstag, 27. August 2016, 10.00–22.00 Uhr

Sonntag, 28. August 2016, 10.00–20.00 Uhr

Programm des MUSEUM GIERSCH auf dem Museumsuferfest

Kuratorenführungen: Samstag, 15 und 19 Uhr; Sonntag, 11 und 15 Uhr

Workshops für Groß und Klein: Sa und So 12–18 Uhr

Antiquariatsmeile: Fr ab 15 Uhr, Sa und So ab 11 Uhr

Freitag, 26. August

16–19 Uhr Infostand der Goethe-Universität mit Fotobox

12–17 Uhr Wiener Kaffeehaus (Kurhausgastronomie Wiesbaden/KÄFER’s), Meike Göpfert (Piano solo)

Samstag, 27. August

10–20 Uhr Infostand der Goethe-Universität mit Kinderschminken (12–18 Uhr) und Fotobox (14 – 20 Uhr)

12–22 Uhr Wiener Kaffeehaus (Kurhausgastronomie Wiesbaden/KÄFER’s)

15–20 Uhr Meike Göpfert (Piano solo)

Sonntag, 28. August

10–20 Uhr Infostand der Goethe-Universität mit Kinderschminken (12–18 Uhr)

12–20 Uhr Wiener Kaffeehaus (Kurhausgastronomie Wiesbaden/KÄFER’s)

14–19 Uhr Meike Göpfert (Piano solo)

Informationen: Enrico Dunkel, Referent Kunstsammlung im Universitätsarchiv Frankfurt, dunkel@em.uni-frankfurt.de; Christine Karmann, Pressearbeit, Museum Giersch der Goethe-Universität, ck@museum-giersch.de; Dr. Annabelle Hornung, PR und Kommunikation, Goethe-Universität, hornung@pvw.uni-frankfurt.de

MUSEUM GIERSCH der GOETHE-UNIVERSITÄT

Schaumainkai 83

60596 Frankfurt am Main

www.museum-giersch.de

Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 12.00 – 19.00 Uhr

Freitag bis Sonntag 10.00 – 18.00 Uhr, Montag geschlossen

 

Universitätsarchiv Frankfurt

Kunstsammlung

Senckenberganlage 31-33

60325 Frankfurt am Main

www.archiv.uni-frankfurt.de 

Veranstaltungen

Aug 1 2016
11:45

21 Dozenten aus Zentralafrika zu Gast an der Goethe-Universität

Sommerschule „Wald, Klima, Umwelt“

FRANKFURT.Zu einer achtwöchigen Sommerschule mit dem Thema „Wald, Klima und Umwelt“ treffen sich ab dem 1. August 21 Dozenten aus 10 Ländern Zentralafrikas an der Goethe-Universität. Ziel ist es, weitreichende Kompetenzen im Bereich Umwelt, Ressourcenmanagement und Organisationsentwicklung sowie bei der Afrikaforschung gebündelt und zur Weiterbildung der Teilnehmenden zu nutzen.

Organisatoren sind das Zentrum für Interdisziplinäre Afrikaforschung (ZIAF) an der Goethe-Universität und die AMBERO Consulting GmbH als technischer Partner im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Die Teilnehmenden kommen aus den 22 Mitgliedsinstitutionen des Netzwerks der Aus- und Weiterbildungsinstitutionen im Bereich Forst- und Umweltwissenschaft in Zentralafrika (RIFFEAC).

Im Anschluss an die Sommerschule sollen die Teilnehmenden in ihren Heimatländern als Multiplikatoren fungieren und das erworbene Wissen einsetzen und verbreiten. Dies geschieht unter anderem über ein Transferprojekt, das im Rahmen der Sommerschule entwickelt und im Anschluss in der Heimatinstitution mit fachlicher Unterstützung durch das GIZ-Programm „Regionale Unterstützung der Zentralafrikanischen Waldkommission“ umgesetzt wird. Beispielsweise entwickeln die Teilnehmer eine Weiterbildung, aktualisieren einen Studiengang oder erarbeiten eine Marketingstrategie für Bildungsangebote.

Um einen regen fachlich-methodischen Austausch zwischen den Mitgliedsinstitutionen von  RIFFEAC und deutschen Institutionen zu initiieren und etablieren, schließt sich an die Sommerschule für Dozenten  eine Studienreise unter Einbeziehung aller Direktorinnen und Direktoren der RIFFEAC-Institutionen in Deutschland und den Niederlanden an. Sie führt unter anderem an die Universitäten Göttingen, Hamburg und Köln sowie das International Training Center (ITC) am „International Institute for Geo-Information Science and Earth Observation“ in Enschede (Niederlande) und dem Nationalpark Kellerwald/Edersee.

Informationen: Prof. Jürgen Runge, Institut für Physische Geographie und ZIAF, Campus Riedberg, Tel.: (069)-798-40160, -40155, J.Runge@em.uni-frankfurt.de.

 

Forschung

Jul 29 2016
12:49

Struktur unterscheidet sich grundlegend von früheren Modellen

Alzheimer-Fibrillen atomar aufgelöst

FRANKFURT.Langestreckte Fasern (Fibrillen) des Beta-Amyloid-Proteins bilden die typischen senilen Plaques im Gehirn von Alzheimer-Patienten. Einem europäischen Forscherteam ist es jetzt zeitgleich mit einem US-amerikanischen Team gelungen, die Struktur des für die Krankheit bedeutendsten Beta-Amyloid-Peptids 1–42 mit atomarer Auflösung aufzuklären. Dies erleichtert die gezielte Suche nach Arzneistoffen zur Behandlung der Alzheimer-Demenz.

Weltweit sind mindestens 60 Prozent der Demenzerkrankungen auf die Alzheimer-Krankheit zurückzuführen. Sie verursacht enormes menschliches Leid und bringt hohe Kosten mit sich. Heilung oder eine ursächliche Therapie gibt es bis heute nicht. Unter anderem deshalb, weil der genaue Ablauf der Krankheit auf molekularer Ebene im Gehirn noch viele Rätsel aufgibt.

Bekannt ist, dass das Beta-Amyloid-Protein eine entscheidende Rolle spielt. Es handelt sich um ein 39 bis 42 Aminosäuren langes, für Nervenzellen giftiges Peptid, das langgestreckte Fibrillen (Fasern) bilden kann. Beta-Amyloid-Peptid 1–42 und Beta-Amyloid-Peptid 1-40 sind die beiden Hauptformen, die in senilen Plaques vorkommen. Warum diese zum Untergang von Nervenzellen im Gehirn führen, ist nicht bekannt, aber von größtem Interesse für die Entwicklung von Alzheimer-Arzneimitteln.

In einer Zusammenarbeit zwischen der ETH Zürich, der Université de Lyon und der Goethe Universität Frankfurt am Main ist es, in Zusammenarbeit mit Kollegen an der Universität Irvine und dem Brookhaven National Laboratory, jetzt gelungen, den Aufbau einer Fibrille des für die Krankheit gefährlichsten Beta-Amyloid-Peptids 1–42 mit atomarer Auflösung aufzuklären. Die Forscher bauten dabei auf Arbeiten der Universität Chicago über die Struktur von Beta-Amyloid Monomeren auf. Weitere immunologische Untersuchungen wiesen nach, dass die untersuchte Form der Fibrillen besonders krankheitsrelevant ist.

Proteinfibrillen sind in elektronenmikroskopischen Aufnahmen zwar sichtbar (Abb. 1), aber es ist sehr schwierig, ins atomare Detail zu gehen. Die dafür gebräuchlichen strukturbiologischen Methoden setzen voraus, dass das Makromolekül entweder als möglichst regelmäßiger Kristall oder in Form einzelner gelöster Moleküle in Wasser vorliegt. Fibrillen sind jedoch langgestreckte Gebilde, die unter sich verkleben und weder Kristalle bilden noch in Wasser gelöst werden können.

Einzig die Festkörper-Kernresonanzspektroskopie (Festkörper-NMR) ist hier in der Lage, Einblick auf atomarer Ebene zu bieten. Neue methodische Entwicklungen erlauben es, ein Netzwerk von Distanzen zwischen Atomen der Proteinmoleküle in einer Fibrille auszumessen (Abb. 2). Daraus konnte in umfangreichen Rechnungen der atomare Aufbau der Fibrille rekonstruiert werden.

Der Hauptteil des Beta-Amyloid 1–42 Peptids nimmt die Struktur eines doppelten Hufeisens an (Abb. 3). Jeweils zwei gleiche Moleküle in einer Ebene bilden, aufeinandergestapelt, eine lange Fibrille. Viele Wasserstoffbrückenbindungen parallel zur Längsachse geben der Fibrille ihre hohe Stabilität.

„Die Struktur unterscheidet sich grundlegend von früheren Modellstudien, für die kaum experimentelle Messdaten zur Verfügung standen“, erklärt Prof. Peter Güntert, Professor für Computergestützte Strukturbiologie an der Goethe-Universität.

In Fachkreisen haben die Publikationen der europäischen und amerikanischen Teams, die einander bestätigen, für Aufsehen gesorgt, denn erstmals ist es möglich, auf Grundlage der Struktur gezielt nach Arzneistoffen zu suchen, die Beta-Amyloid Fibrillen angreifen. Die Forscher hoffen, dass in den nächsten ein bis zwei Dekaden der vor 110 Jahren von dem Frankfurter Arzt Alois Alzheimer erstmals beschriebenen Geißel des Alters der Schrecken genommen werden kann.

Publikationen: Wälti, M. A., Ravotti, F., Arai, H., Glabe, C., Wall, J., Böckmann, A., Güntert, P., Meier, B. H. & Riek, R. Atomic-resolution structure of a disease-relevant Aβ(1-42) amyloid fibril. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, DOI 10.1073/pnas.1600749113.

http://www.pnas.org/content/early/2016/07/27/1600749113

Colvin, M. T., Silvers, R., Ni, Q. Z., Can, T. V., Sergeyev, I., Rosay, M., Donovan, K. J., Michael, B., Wall, J., Linse, S. & Griffin, R. G. Atomic resolution structure of monomorphic Aβ42 amyloid fibrils. Journal of the American Chemical Society, DOI 10.1021/jacs.6b05129.

Xiao, Y., Ma, B., McElheny, D., Parthasarathy, S., Long, F., Hoshi, M., Nussinov, R. & Ishii, Y. Aβ(1–42) fibril structure illuminates self-recognition and replication of amyloid in Alzheimer’s disease. Nature Structural & Molecular Biology 22, 499–505 (2015).

Bilder zum Download finden sie hier www.uni-frankfurt.de/62697618

Bildtexte:

Abb. 1: Elektronenmikroskopische Aufnahme der Alzheimer-Fibrillen.
Abb. 2: Netzwerk der Atome im Proteinmolekül
Abb. 3: Struktur der Amyloid-Beta 1–42 Fibrille

Informationen: Prof. Peter Güntert, Institut für Biophysikalische Chemie, Campus Riedberg, Tel.: (069)-798-29621, guentert@em.uni-frankfurt.de.

Sonstige

Jul 19 2016
16:19

Sammelband mit Beiträgen zu jüdischen Wissenschaftlern und ihren Gegnern an der Universität Frankfurt vor und nach 1933 – Ergebnisse einer internationalen Tagung zum Jubiläumsjahr der Goethe-Universität

Neuerscheinung: „Politisierung der Wissenschaft“

FRANKFURT. Die Besonderheit der Frankfurter Universitätsgeschichte bietet auch die Möglichkeit für eine ungewöhnliche und neuartige Fragestellung: Wie gestaltete sich in Frankfurt das Verhältnis zwischen scharf rechtsgerichteten, „völkisch“-antisemitischen Wissenschaftlern auf der einen und liberalen, deutsch-jüdischen Gelehrten auf der anderen Seite vor und nach 1933? Überraschenderweise lassen sich gewisse Gemeinsamkeiten erkennen: So wollten Vertreter beider Seiten die von ihnen als defizitär wahrgenommene Politik in der Weimarer Republik mit Hilfe der Wissenschaft reformieren. Jeder nutzte auf seine Art das wissenschaftliche Etikett der Objektivität und erteilte auf dieser Basis politische Handlungsdirektiven.

Wie sich der politische Geltungsanspruch Frankfurter Wissenschaftler auswirkte und welche Arbeitsatmosphäre dadurch an der Universität entstand, wird in dem soeben erschienenen Buch Politisierung der Wissenschaft“. Jüdische Wissenschaftler und ihre Gegner an der Universität Frankfurt am Main vor und nach 1933, herausgegeben von Moritz Epple, Johannes Fried, Raphael Gross und Janus Gudian, in zahlreichen Beiträgen erforscht.

Da sich 1914 viele jüdische Frankfurter Bürger an der Gründung und finanziellen Ausstattung der neuen Universität beteiligten, nutzten sie auch ihren Einfluss, um die an den übrigen deutschen Universitäten vorherrschende Berufungspolitik zu verändern: Jüdische Bewerber, die aufgrund ihrer Religion an vielen anderen deutschen Hochschulen benachteiligt wurden, bekamen im liberalen Frankfurt eine Chance, wo das konfessionelle Moment keine Rolle spielte. Es waren nicht zuletzt jüdische Wissenschaftler - hier seien etwa der Mediziner Paul Ehrlich, der Religionsphilosoph Martin Buber oder der Historiker Ernst Kantorowicz genannt – die maßgeblich dazu beitrugen, dass die Universität Frankfurt in der Weimarer Republik als ausnehmend progressiv und „modern“ galt. 1933, als diese im Zuge der nationalsozialistischen Politik vertrieben wurden, stellten sie ein Drittel des Lehrkörpers der Goethe-Universität.

Wie konnte gerade die an der Frankfurter Universität betriebene Wissenschaft eine so hohe gesellschaftspolitische Außenwirkung erlangen? Welche Arbeitsatmosphäre herrschte dort, wo bekannte „völkische“ ebenso wie bedeutende jüdische Wissenschaftler ihre Fragen und Theorien entwickelten? Welchen Einfluss hatte gerade diese Koexistenz auf die gesellschaftspolitische Innovationskraft der Wissenschaft? Mit diesen Fragen beschäftigen sich im vorliegenden Band international renommierte Forscher wie der französische Philosoph Emmanuel Faye, der amerikanische Geschichtsphilosoph Martin Jay oder die israelischen Historiker Shulamit Volkov und Moshe Zimmermann.

Der Wahrheit verpflichtet, suggerierte die Wissenschaft nur allzu leicht, dass auch ihre Ergebnisse objektiv seien. Deshalb musste gerade in der um politische Stabilität ringenden Weimarer Republik eine Politik, deren Forderungen aus der Wissenschaft abgeleitet wurden, wie eine Art Heilsversprechen erscheinen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Wissenschaftsverständnis des im Tagungsband untersuchten Soziologen Franz Oppenheimer, der die Absicht hatte, mit seiner Wissenschaft zur „Erlösung“ der Menschheit von irdischen Übeln beizutragen: „Oppenheimer war von einem starken Sendungsbewusstsein durchdrungen und wollte die soziale Frage lösen, indem er gegen die sozialen Missstände anging“, so der in Graz forschende Ökonom Heinz D. Kurz. Für Oppenheimer lag die Ursache der Armut in der historischen Tatsache begründet, dass der Boden in Privateigentum übergegangen und es damit zu einer künstlichen Verknappung der lebensnotwendigen Ressourcen gekommen sei. Infolgedessen forderte er, den Boden in Gemeineigentum zu überführen, wobei dies mittels Genossenschaften erreicht werden solle. Allerdings können die auf wissenschaftlichem Weg gewonnenen politischen Haltungen zum Gegenteil des eigentlich Intendierten führen: „Wie soll man gegen eine politische Ansicht argumentieren, die sich das wissenschaftliche Etikett der Objektivität anheftet bzw. einen wissenschaftlichen Wahrheitsanspruch erhebt?“, fragt Janus Gudian. Wenn jede qua Wissenschaft gewonnene politische Meinung auf „ihre“ Objektivität pocht, werden ihre Geltungsansprüche widerstreiten, statt einen Konsens herbeiführen.

Doch gerade in der entscheidenden Frage, wie gesellschaftlicher Konsens erzeugt werden soll, unterscheiden sich die beiden genannten Gruppen eklatant voneinander: Während „völkische“ Wissenschaftler primär Gesellschaftsmodelle entwickelten, die auf eine homogene Bevölkerung zielten, indem sie „Andersartige“ ausgrenzten, stand den mehrheitlich liberal denkenden jüdischen Gelehrten eine heterogene Gesellschaft vor Augen, geprägt vom Gedanken der Inklusion. Als Beitrag zum 100. Geburtstag der Goethe-Universität organisierten das Historische Seminar und das Fritz Bauer Institut im Rahmen des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften 2012 eine internationale Tagung zur politischen Wissenschaftskultur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aus der nun dieser Sammelband hervorgegangen ist. „Jubiläen haben sich zu hochpolitischen Ereignissen entwickelt, mit deren Hilfe nicht nur Identität gestiftet, sondern auch die Zukunft gestaltet werden soll. Zu diesem Zweck wird die kollektive Erinnerung an die Vergangenheit des Jubilars erneuert. Damit schlägt bei einem Jubiläum traditionell die Stunde des Historikers“, so der wissenschaftliche Bearbeiter des Bandes, Janus Gudian.

Bibliografische Angaben

Moritz Epple, Johannes Fried, Raphael Gross und Janus Gudian (Hrsg.): „Politisierung der Wissenschaft“. Jüdische Wissenschaftler und ihre Gegner an der Universität Frankfurt am Main vor und nach 1933. (Schriftenreihe des Frankfurter Universitätsarchivs 5), Wallstein Verlag, Göttingen 2016, ISBN 978-3-8353-1438-2, 505 Seiten, 39,90 Euro.

Mit Beiträgen von Steven E. Aschheim, Mitchell G. Ash, Peter C. Caldwell, David Dyzenhaus, Emmanuel Faye, Janus Gudian, Jeffrey Herf, Martin Jay, David Kettler, Carsten Kretschmann, Heinz D. Kurz, Robert E. Lerner, Alexander von Schwerin, John C. Stillwell, Shulamit Volkov, Michael Zank und Moshe Zimmermann.

Informationen: Janus Gudian M.A., Historisches Seminar, Campus Westend, Tel. (069) 798-32426, E-Mail: gudian@em.uni-frankfurt.de

Forschung

Jul 19 2016
08:20

Christen wurden nicht wegen ihres Glaubens verfolgt

Die Entdeckung der Religionsfreiheit in der Antike

FRANKFURT.Die Geschichte der frühen Christenverfolgung werde in der jüngeren historischen Forschung weitaus weniger dramatisch gesehen als früher, so der Leibniz-Preisträger Prof. Hartmut Leppin. In seinem Beitrag zur „Entdeckung der Religionsfreiheit in der Antike“ in der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins „Forschung Frankfurt“ erklärt der Althistoriker: „Man beobachtet eine Politik des Gewährenlassens, aber keine bewusste Toleranz und kein Recht auf Religionsfreiheit.“

Eine Trennung zwischen Staat und Religion gab es in der Antike nicht. Die wichtigsten Kulte waren solche, die von der Republik getragen und finanziert wurden. Politiker bekleideten als wichtige Stufen in ihrer Karriere auch Priesterämter. „Wenn im Kult etwas falsch gemacht wurde, drohte der Zorn der Götter, der das ganze Gemeinwesen treffen konnte“, so Leppin. Insofern gehörte es zu den Aufgaben des Senats, über die Ausübung des religiösen Kults zu wachen. Beispielsweise beschäftigte er sich im Jahr 186 v. Chr. mit dem ausufernden Kult zu Ehren des Weingotts Bacchus.

Doch lief die Politik des Senats nicht nur darauf hinaus, das Bestehende zu bewahren. So wurde die phrygische Fruchtbarkeitsgöttin Kybele während des zweiten Krieges gegen Karthago eingeführt – trotz der für die Römer schockierenden Praxis der Priester, sich selbst zu kastrieren. Auch der aus Ägypten stammende Isis-Kult wurde nach einem wechselvollen Schicksal schließlich durch die römischen Kaiser im 1. Jahrhundert n. Chr. gefördert.

Die Christen wurden nicht wegen ihres Glaubens verfolgt, sondern weil sie sich weigerten, den Göttern zu Opfern und mit diesem Kultfrevel das Gemeinwesen gefährdeten“, erklärt Leppin. Den römischen Beamten sei es gleichgültig gewesen, ob das Opfer mit innerer Anteilnahme dargebracht wurde. So konnten Christen, die opferten, ungeahndet ihrem Glauben weiterhin anhängen. Eine systematische Christenverfolgung setzte erst im 3. Jahrhundert n. Chr. unter Kaiser Decius ein. Er war in einer Zeit militärischer Bedrängnis an die Macht gekommen und forderte alle Bürger des Reiches auf, die Götter durch Opfer gnädig zu stimmen – und diese Anordnung wurde streng kontrolliert.

Auch unter den nachfolgenden Kaisern erlebten die Christen über Jahrzehnte anhaltende Bedrängnis. In diesem Kontext entstand die Idee der Religionsfreiheit, die erstmals um 200 n. Chr. bei dem römischen Autor Tertullian dokumentiert ist. Ihre politische Umsetzung durch Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert blieb jedoch ein Zwischenspiel. Denn die christlichen Kaiser begannen bald ihrerseits, andersgläubige zu bedrängen; zunächst Christen anderer Konfession, dann zunehmend auch Heiden und Juden. Der Gedanke der Religionsfreiheit blieb in verschiedenen Texten über die Jahrhunderte erhalten. „Da das Argument schon einmal durchdacht worden war, ließ es sich leichter zur Geltung bringen. Insofern gehört der Gedanke der Religionsfreiheit, obwohl er seinerzeit nicht besonders bedeutend war, zu den wichtigsten Elementen des Erbes der Antike“, schlussfolgert der Althistoriker.

Informationen: Prof. Hartmut Leppin, Historisches Seminar, Exzellenzcluster Herausbildung Normativer Ordnungen, Tel.: (069)-798-32462, h.leppin@em.uni-frankfurt.de.

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ können Journalisten kostenlos bestellen: ott@pvw.uni-frankfurt.de. Im Internet steht die Ausgabe „Gott und die Welt“ unter: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de.