​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Jul 14 2021
14:41

Lore-Steubing-Institut vernetzt Forschung zu Artenvielfalt und -verlust in Hessen – Hessische Ministerien für Umwelt und Forschung geben Unterstützung

Goethe-Universität an neuem hessischen Biodiversitätsinstitut beteiligt

Neben dem Klimawandel ist der zunehmende Verlust an Tier- und Pflanzenarten die größte Umweltbedrohung. Um die Forschung über Biodiversität zu intensivieren, haben sich heute mit der Goethe-Universität die Universitäten Gießen, Marburg und Kassel, die TU Darmstadt, die Hochschule Geisenheim, die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie zu einem hessischen Kompetenzzentrum zusammengeschlossen, dem Lore-Steubing-Institut für Biodiversitätsforschung. Das Institut wird zudem mit im Naturschutz engagierten Akteuren und Verbänden kooperieren. 

FRANKFURT. Der Präsident der Goethe-Universität Frankfurt, Prof. Enrico Schleiff, betont die Bedeutung des Forschungsnetzwerks: „Mit dem Lore-Steubing-Institut erhält die Biodiversitätsforschung in Hessen ein Momentum, das nicht nur dem Natur- und Artenschutz in Hessen zugutekommen wird, sondern das auch für deutschlandweite Ausstrahlung sorgen wird. Ich freue mich, dass die Goethe-Universität hier einen wichtigen Beitrag leisten kann. Ganz besonderer möchte ich Dekan des Fachbereichs Biowissenschaften, Prof. Sven Klimpel, zum Erfolg dieser Gründung beglückwünschen, der einen zweijährigen, intensiven Planungsprozess krönt.“ 

Präsident Schleiff weiter: „Biodiversitätsforschung ist seit vielen Jahren einer der strategischen Pfeiler der Goethe-Universität. Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen die gravierenden Veränderungen, die Landnutzung und Klimawandel auf Arten und Artengemeinschaften haben, wie Arten sich anpassen, wandern oder aussterben und wie Arten in der erdgeschichtlichen Vergangenheit auf Umweltänderungen reagiert haben. Auch die Vereinbarkeit von Landnutzung mit dem Artenschutz und die Erforschung von Natur-Gesellschaftssystemen gehören zu unseren Forschungsthemen. Institutionell wird dieses Forschungsengagement sichtbar in der engen wissenschaftlichen Vernetzung mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und Forschungsverbünden wie etwa dem LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik, das sich mit den genetischen Grundlagen der biologischen Vielfalt befasst. “ Nicht zuletzt gehöre die Entwicklung pädagogischer Konzepte zur Vermittlung der Werte von Biodiversität zum Forschungskanon der Goethe-Universität, so Schleiff. 

In einem Festakt wurde das Lore-Steubing-Institut für Biodiversitätsforschung heute gegründet. Als Würdigung ihrer Verdienste ist es nach der 2012 verstorbenen Gießener Botanikerin und Ökologin Prof. Dr. Dr. h.c. Lore Steubing benannt. 

Link: Pressemitteilung des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie 


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Jul 14 2021
14:02

Das Wissenschaftsmagazin Forschung Frankfurt der Goethe-Universität nimmt die körperlichen Langzeitfolgen der SARS-CoV-2-Infektion in den Blick

Long-COVID: Das Herz nach Corona

Selbst wenn das Virus verschwunden scheint, ist COVID-19 bei vielen Menschen noch nicht vorbei: SARS-CoV-2 hinterlässt häufig einen geschädigten Herzmuskel. In der aktuellen Ausgabe von Forschung Frankfurt schildern Wissenschaftler:innen ihre beunruhigenden Erkenntnisse aus der Untersuchung eigentlich genesener Patientinnen und Patienten und ihre Suche nach den Krankheitsmechanismus. Unter dem Titel „Pandemie: Was bleibt?“ versammelt das Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität ein facettenreiches Spektrum von Forschungsprojekten, Einschätzungen und Analysen von Forscherinnen und Forschern der Goethe-Universität zu den Auswirkungen der Pandemie auf Menschen und Gesellschaft. 

FRANKFURT. Dass selbst ein milder Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion langwierige Herzprobleme nach sich ziehen kann, musste die Spitzensportlerin Juliane Wolf am eigenen Leib erfahren: Nur langsam erholte sich ihr Herz von der Entzündung, die das Virus verursacht hatte. In der aktuellen Ausgabe von Forschung Frankfurt schildert Prof. Eike Nagel vom Institut für Translationale Kardiovaskuläre Bildgebung des Universitätsklinikums Frankfurt, dass es vielen COVID-19-Patientinnen und –Patienten ähnlich geht: Bei 78 Prozent der Probanden einer von seiner Kollegin Dr. Valentina Puntmann und ihm geleiteten Studie waren zwei Monate nach dem Beginn der Infektion Veränderungen am Herzen feststellbar. Er berichtet über seine Forschung an möglichen Therapien für solche frühen Formen der Herzmuskelentzündungen, ebenso wie die Herzforscherin Prof. Stefanie Dimmeler, die feststellen konnte, dass Herzmuskelzellen auf einem etwas anderen Weg infiziert werden als Lungenzellen.

In weiteren Beiträgen der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ berichten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität darüber, welche Schäden die Pandemie im demokratischen System hinterlässt, wie sich die fehlende Nähe zu Kranken und Sterbenden auf die Psyche vieler Menschen ausgewirkt hat, ob das Homeschooling auch nach dem Lockdown eine Option bleibt und welche Chancen ein Neubeginn nach der Krise für Reformen in Wirtschaftspolitik und Gesundheitswesen bietet.

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2021) kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: sauter@pvw.uni-frankfurt.de 

Alle Beiträge sind online erhältlich unter: www.forschung-frankfurt.de

Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Jul 13 2021
16:29

Goethe-Universität erhält Landesförderung für „mutige“ Forschungsprojekte

Innovative Forschung: KI in der Archäologie, Langzeitzucker-Test ohne Piks und neuartige Schmerztherapie 

Forschungsprojekte, die besonders innovativ sind und damit gleichzeitig auch ein hohes Risiko haben zu scheitern, unterstützt das Land Hessen in der Förderlinie LOEWE-Exploration. Forscher der Goethe-Universität haben sich jetzt mit drei von zwölf LOEWE-Explorationsprojekten erfolgreich um Forschungsgelder in Höhe von jeweils 200.000 bis 300.000 Euro beworben. 

FRANKFURT. Die drei Frankfurter LOEWE-Explorationsprojekte befassen sich mit der Verwendung Künstlicher Intelligenz (KI) in der Kolonialismus- und Provenienzforschung archäologischer Objekte, mit einem nicht invasiven Verfahren zu Bestimmung des Langzeitzuckerwerts zur Diabetes-Diagnose und -Überwachung sowie mit einem neuartigen Therapieansatz zur Behandlung chronischer Schmerzen. 

Mit der wirtschaftlichen Ausbeutung von Kolonien und kolonialartigen Machtstrukturen ging oft eine kulturelle Plünderung einher. Archäologische Funde wurden in Mengen außer Landes gebracht und verkauft. Deren wissenschaftliche Bewertung ist heute eine Herausforderung. Inwiefern Künstliche Intelligenz dabei helfen kann, das wollen der Archäologe Dr. Matthias Recke und der Informatiker Dr. Karsten Tolle in einem gemeinsamen Projekt herausfinden, das in enger Kooperation mit dem Winkelmann-Institut der Humboldt-Universität Berlin unter Prof. Stephan Schmid geplant ist. Als Beispiel dienen die Grabungsfunde des aus Sachsen stammenden Max Ohnefalsch-Richter (1850-1917), der seine Sets aus archäologischen Stücken auf 100 großformatigen historischen Fotografien darbot, um sie bei der Berliner Gewerbeausstellung zu verkaufen. „Wir wollen dem Computer beibringen, die Artefakte zu erkennen“, hofft Recke. Mittels automatisierter Bilderkennung und neuronaler Netzwerke sollen die rund 5000 Objekte analysiert und eingeordnet werden. Langfristig könnten sich neue Möglichkeiten für die Aufarbeitung entsprechender Materialkomplexe in Museen und Sammlungen ergeben und Einblicke in die Verschränkung von Kolonialherrschaft und Antikenhandel. 

Anhaltend hoher Blutzuckerspiegel über Wochen will Prof. Viktor Krozer vom Physikalischen Institut der Goethe-Universität zusammen mit Prof. Dr. Pablo Acedo von der Universität Carlos III in Madrid mit einem neuartigen Verfahren bestimmen, bei dem kein Blut abgenommen wird. Bisher erfolgt ein Langzeitzuckertest über den so genannten HbA1c-Wert. Hier wird Blut abgenommen und in spezialisierten Laboren daraufhin untersucht, wie viele Zuckermoleküle am roten Blutfarbstoff Hämoglobin gebunden sind. Erhöhte Werte deuten auf die Erkrankung Diabetes mellitus hin; bei Diabetikern hilft die Untersuchung, die Therapie zu kontrollieren. Das neue Verfahren, das an der Goethe-Universität entwickelt wird, „durchleuchtet“ die Hautfalte zwischen Daumen und Zeigefinger mit elektromagnetischer Strahlung im Millimeter-Wellenlängenbereich und bestimmt so nicht-invasiv den Langzeitzuckerwert im Blut. Bisher ist für die Auswertung der Messergebnisse ein erfahrener Wissenschaftler nötig. Künftig sollen die Daten über selbstlernende Computerprogramme (maschinelles Lernen) interpretiert werden, damit solche Messsysteme einmal in Point-of-Care-Stellen aufgestellt werden können. 

Die Behandlung chronischer Schmerzen ist schwierig, wenn sich das schmerzverarbeitende System dauerhaft verändert und überempfindlich wird. Denn auf diese Weise überdauern die Schmerzen den eigentlichen Heilungsprozess des entzündeten oder verletzten Gewebes, und viele Schmerzmittel wirken nicht mehr. Prof. Robert Fürst vom Institut für Pharmazeutische Biologie und Prof. Achim Schmidtko vom Institut für Pharmakologie und Klinische Pharmazie (beide Goethe-Universität Frankfurt) untersuchen, inwieweit Sensibilisierungsprozesse im schmerzverarbeitenden System durch eine gezielte Hemmung der Protein-Biosynthese (mRNA-Translation) beeinflusst werden können. Im Projekt werden die beiden Forscher zum Beispiel untersuchen, wie sich verschiedene Translationsinhibitoren auf die Protein-Biosynthese in Nerven- oder Blutgefäßzellen auswirken und welche Nebenwirkungen damit verbunden sind. Dies könnte die Grundlage für eine neue Klasse von Schmerzmitteln legen, die spezifisch gegen chronische Schmerzen wirken würden. 

Weitere Informationen

„Künstliche Intelligenz zur Erschließung kolonialer Verwertungspraktiken archäologischer Objektsammlungen“ 

Dr. Matthias Recke
Institut für Archäologische Wissenschaften
Goethe-Universität
Telefon: 069 798-32301
recke@em.uni-frankfurt.de

Dr. Karsten Tolle 
Institut für Informatik
Goethe-Universität
Telefon: 069 798-28434
K.Tolle@em.uni-frankfurt.de 

„Selbstlernende Systeme für nicht-invasive Diabetesüberwachung“ 

Prof. Dr.-Ing. Victor Krozer
Physikalisches Institut/ Terahertz-Photonik
Goethe-Universität
Tel. 069 798-47212 
krozer@physik.uni-frankfurt.de 

„Gezielte Hemmung der mRNA-Translation zur Therapie chronischer Schmerzen“

Prof. Dr. Robert Fürst
Institut für Pharmazeutische Biologie
Goethe-Universität
Tel. 069 798-29655
fuerst@em.uni-frankfurt.de 

Prof. Dr. Dr. Achim Schmidtko
Institut für Pharmakologie und Klinische Pharmazie
Goethe-Universität
Tel. 069 798-29376
schmidtko@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Jul 12 2021
13:29

Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema „Pandemie: Was bleibt?“ – Politologin Heike Holbig spricht im Interview über Chinas Vorgehen in der Coronakrise

„Die Wahrung gesellschaftlicher Stabilität hat Vorrang“

Wer erinnert sich nicht an die Bilder vom Januar 2020? Ein neuartiges Virus kursierte, und im Land der Mitte schien Chaos zu herrschen. Doch derlei Nachrichten verschwanden schon bald von den Bildschirmen, abgelöst durch eine Erfolgsmeldung nach der anderen. Wie erfolgreich war der autokratische Staat tatsächlich bei der Pandemiebekämpfung? Dieser Frage widmet sich ein Interview mit der Politologin und China-Expertin Prof. Heike Holbig in der neuen Ausgabe von Forschung Frankfurt, die heute erschienen ist. Das Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität nähert sich unter dem Titel „Pandemie: Was bleibt?“ dem Thema Pandemie aus unterschiedlichen Perspektiven. Das Heft kann (für Journalisten kostenfrei) bestellt werden über sauter@pvw.uni-frankfurt.de. Online steht es unter www.forschung-frankfurt.de/ zur Verfügung. 

FRANKFURT. Was Anfang 2020 geschah, war den Machthabern in China ein Dorn im Auge: Weltweit verbreitete sich die Ansicht, in China herrsche Chaos, das Gesundheitswesen sei zu schwach, um die vielen Kranken aufzufangen, und die Maßnahmen gegen das Virus seien rigide und menschenverachtend. Vor allem aber: Viel zu spät habe man reagiert und die Weltöffentlichkeit über die drohende Gefahr informiert. Doch nach kurzer Zeit hatte die chinesische Führung die Situation offenbar besser im Griff – oder vor allem die Nachrichtenlage? Seither feiert sich China für seine Erfolge. Doch wie erfolgreich war das chinesische Vorgehen tatsächlich? Kann der Westen gar von China lernen? Und wie hat sich der Status Chinas in der Welt verändert? Darüber gibt Prof. Heike Holbig, Politologin und China-Expertin, in der neuen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ Auskunft. Sie macht deutlich: Pandemien gelten in China als „hochgradig sensibel“, und „die Wahrung gesellschaftlicher Stabilität hat Vorrang.“ Was China uns ebenso wie die demokratischen Staaten Asiens voraushatte, war die Pandemieerfahrung. Aus Corona zu lernen, dass sollte auch für den Westen ein Gebot der Nachpandemiezeit sein. 

In weiteren Beiträgen der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ schauen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität denn auch genau hin: Was wissen wir über die körperlichen Langzeitfolgen von COVID, insbesondere bei kardiologischen Beschwerden? Wie können wir unser Gesundheitssystem für künftige Pandemien besser aufstellen? Wie hat die Coronapandemie unser Zusammenleben geprägt? Wie kann es trotz der Kontaktverbote menschlich bleiben? Was wird im Schulalltag übrigbleiben von Homeschooling und Distanzlernen? Und wie kann die Wirtschaft noch besser gewappnet sein? Ein Blick in die Vergangenheit lehrt, wie im alten Athen Seuche und Exzess Hand in Hand gingen, wie sich in Europa die Juristen in der Pestbekämpfung durchgesetzt haben – und dass in China schon einmal die erfolgreiche Pandemiebekämpfung den Status der Machthaber festigte – bei den mächtigen Kaisern der Qing-Dynastie.

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2021) kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: sauter@pvw.uni-frankfurt.de

Alle Beiträge sind online erhältlich unter: www.forschung-frankfurt.de/ 

Weitere Informationen 

Prof. Dr. Heike Holbig
Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Area Studies China/Ostasien
Goethe-Universität 
holbig@soz.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jul 8 2021
13:24

Die deutsche Konferenz zum EU-Forschungsprojekt „Working, Yet Poor“ findet an der Goethe-Universität statt

Warum Arbeit nicht immer gegen Armut hilft

FRANKFURT. Wie kann es sein, dass im reichen Europa fast zehn Prozent der Erwerbstätigen von Armut betroffen sind? Selbst in Europas führender Wirtschaftsnation Deutschland ist das Phänomen „arm trotz Arbeit“ verbreitet. Das europäische Forschungsprojekt „Working, Yet Poor“ (WorkYP) soll den Ursachen und Mechanismen auf den Grund gehen. Die Konferenz zur Situation in Deutschland findet

am Montag, 19. Juli, von 10 bis 16 Uhr
auf der Online-Plattform Zoom

statt, organisiert an der Goethe-Universität. Hier ist auch das deutsche Teilprojekt angesiedelt, nämlich an der Professur für Arbeitsrecht und Bürgerliches Recht von Prof. Dr. Bernd Waas. Unter der Projektleitung von Dr. Christina Hießl wird untersucht, welche sozialen und rechtlichen Gründe dafür verantwortlich sind, dass immer mehr Menschen auch hierzulande trotz Erwerbstätigkeit armutsgefährdet sind.

„Die Konferenz dient dazu, das Problem ‚Armut trotz Arbeit' für Deutschland möglichst transparent zu machen und Lösungsansätze zu diskutieren“, erklärt Projektleiterin Dr. Christina Hießl im Interview für Goethe-Uni online (Link s. unten). Die Beiträge auf der Frankfurter Konferenz werden von hochrangigen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und von den Sozialpartnern bestritten. Katharina Erbeldinger, die Federführende Referentin für Armuts- und Reichtumsberichterstattung der Bundesregierung, spricht zum Beispiel über die Sicherung auskömmlicher Erwerbsarbeit als gemeinsame Aufgabe von Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Prof. Dr. Ulrich Walwei vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung befasst sich in seinem Vortrag u.a. mit aktuellen Befunden der Armutsforschung, und Prof. Dr. Thorsten Schulten, Leiter des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, wird die Bedeutung von Mindestlöhnen und Tarifbindung für die Eindämmung des Niedriglohnsektors beleuchten. Die Rolle des Niedriglohnsektors und atypischer Arbeitsformen wird von Benjamin Baykal aus der Sicht der BDA und Ruxandra Empen aus der Perspektive des DGB beleuchtet.

Fast zehn Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung der EU waren 2017 von Armut bedroht, das entspricht etwa 20,5 Millionen EU-Bürgern. Außer den negativen Folgen für den Einzelnen wie soziale Ausgrenzung und mangelnde Teilhabe gefährdet Armut trotz Erwerbstätigkeit auch ein wesentliches Merkmal der EU-Staatsbürgerschaft: den Anspruch auf ein menschenwürdiges Leben. Grundlage staatlicher Maßnahmen ist die Kenntnis der Ursachen, wozu das WorkYP-Projekt ins Leben gerufen wurde.

Die Verteilung der Armut trotz Erwerbstätigkeit fällt in Europa sehr unterschiedlich aus, was auf unterschiedliche soziale und rechtliche Systeme oder Maßnahmen zur Armutsbekämpfung zurückzuführen ist. Die Gründe für diese Unterschiede werden jetzt im Rahmen des WorkYP-Projekts untersucht; die Situation in sieben EU-Ländern mit unterschiedlichen Sozial- und Rechtssystemen (Luxemburg, Belgien, Deutschland, Italien, die Niederlande, Polen und Schweden) wird analysiert, um Best-Practice-Lösungen zur Bekämpfung der Armut trotz Erwerbstätigkeit in allen Systemen vorzuschlagen.

Horizon 2020 ist das Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation, das 2014 ins Leben gerufen wurde und Kooperationsprojekte in Forschung und Innovation fördert. Teilnahmeberechtigt sind Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Unternehmen. Horizon 2020 finanziert jährlich 6.000 Projekte.

Anmeldung zur Konferenz „Armut trotz Arbeit in Deutschland“ bis 14. Juli bei Frau Anna Jansen (jansen@jura.uni-frankfurt.de).

Das Programm finden Sie unter https://www.uni-frankfurt.de/102999140

Link zum Interview mit Dr. Christina Hießl bei GOETHE-UNI online:
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/gesellschaft/interview-dr-christine-hiessl-zum-horizon-2020-projekt-armut-trotz-arbeit

Informationen:
Dr. Christina Hießl
Professur für Arbeitsrecht und Bürgerliches Recht
Fachbereich Rechtswissenschaft
Goethe-Universität Frankfurt
E-Mail: hiessl@jura.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jul 8 2021
13:05

Bericht über ein ungewöhnliches Geschenk, das vom Universitätsarchiv der Goethe-Universität angefertigt wurde, im neuen UniReport.  

Bewegender Moment: israelischer Staatspräsident erhält das Frankfurter Studienzeugnis seines Vaters

FRANKFURT. Frank-Walter Steinmeier sprach danach vom „vielleicht emotional bewegendsten Moment meiner Amtszeit“. Bei seinem dritten Staatsbesuch in Israel übergab der deutsche Bundespräsident seinem Kollegen Reuven Rivlin eine Urkunde von hohem historischen wie auch familiären Wert:  Es handelt sich um das Studienzeugnis von Yoel Yosef Rivlin, dem Vater von Reuven Rivlin. Im November 1922 immatrikulierte sich Yoel Yosef Rivlin sich an der Universität Frankfurt, seine Studienfächer waren Semitische Philologie und Islamwissenschaft. 1927 promovierte er mit einer Arbeit zum Thema „Das Gesetz im Koran. 1. Teil: Kultus und Ritus“. Nach der Promotion ging Rivlin an die Hebräische Universität von Jerusalem, wo er später als Professor lehrte. Ein Geschenk, das seine Wirkung nicht verfehlte: „Vielen Dank, mein Freund Präsident Steinmeier, für diese bewegende Geste“, schreibt der scheidende Staatspräsident Reuven Rivlin auf Twitter.

PD Dr. Michael Maaser, Archivar der Goethe-Universität, beschreibt im neuen UniReport die Hintergründe eines außergewöhnlichen Staatsgeschenks. Die Idee dafür entstand auf Anregung von Uwe Becker, dem „Beauftragten der Hessischen Landesregierung für Jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus“. Ausgewählt haben das Dokument die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Universitätsarchivs, die Frankfurter Kunsthandlung Julius Giessen rahmte das Zeugnis. Auf der Rückseite des Bilderrahmens unterschrieben der Bundespräsident, Uwe Becker sowie der Präsident der Goethe-Universität, Prof. Enrico Schleiff.

Weitere Themen im aktuellen UniReport:

- Angriffe auf die Wissenschaft: Der Historiker Ralf Roth hat einen Sammelband über politische Unterdrückung und ökonomische Gefährdung der Wissenschaftsfreiheit herausgegeben.
- Wie die Erde bewohnbar wurde: Die Mineralogin Sonja Aulbach bringt mit ihrer Forschung zur Plattentektonik und zur Metamorphose der Gesteine Paradigmen ins Wanken.
- Weg mit der Papier-Biologie: Der Biologie-Didaktiker Paul Dierkes setzt sich dafür ein, dass Schülerinnen und Schüler Begegnungen mit realen Objekten haben.
- Lebendiger Austausch mit dem Denken in anderen Traditionen: Der 50. Band der Reihe „Herders Bibliothek der Philosophie des Mittelalters“ ist erschienen.
- Schulschließungen: Lerneffekt wie nach den Sommerferien? Ein Interview mit dem Pädagogischen Psychologen Andreas Frey über seine Untersuchungsergebnisse – und die Reaktionen darauf.
- „Frankfurt Alliance soll Forschungsexzellenz besser vernetzen und Wissenschaftsstandort international attraktiver machen“: Ein Beitrag von Universitätspräsident Enrico Schleif.
- Zwischen Bühne und Bibliothek: Wie der Frankfurter Master „Comparative Dramaturgy and Performance Research“ beides zusammenbringt.
- Corona: weniger Bewegung und Wohlbefinden, zeigt eine internationale Studie unter Frankfurter Leitung.
- Ein Versuch, die eigene Zeit in Gedanken zu erfassen: Der Philosoph und Publizist Rolf Wiggershaus über die bei Suhrkamp erschienene Zwischenbilanz des Frankfurter Forschungsprogramms „Normative Ordnungen“.
- Wie die Digitalisierung Räume und Orte der Arbeit verändert: Die Britin Lizzie Richardson ist seit letztem Jahr Professorin für Digitale Geographie am Institut für Humangeographie.
- „Worum geht es darin also? Schlichtweg um alles“: Wolfgang Schopf über Eva Demskis Roman „Scheintod“, der in diesem Jahr im Zentrum von „Frankfurt liest ein Buch“ steht.
- Der Westen ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt: Der Kultur- und Literaturwissenschaftler Ladislaus Ludescher hat in einer Langzeitstudie untersucht, wie der Globale Süden in den Nachrichten behandelt wird.
- Vom abgebrochenen Studium ins Handwerk: In Frankfurt geht das gemeinsame Projekt von Handwerkskammern und Universität weiter.

Der UniReport 4/2021 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe

Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jul 7 2021
16:24

VW-Stiftung fördert neue Projekte an der Goethe-Universität zur Entwicklung von Medikamenten gegen SARS-CoV-2

COVID-19-Behandlung: Erforschung zweier Angriffspunkte des viralen Stoffwechsels

Zwei Forschungskooperationen der Goethe-Universität zu neuen COVID-19-Therapieansätzen fördert jetzt die Volkswagenstiftung mit insgesamt rund 1,4 Millionen Euro: Ein Projekt wird erforschen, wie die Genregulation des Virus gezielt gestört werden kann („Target-RNA-antiV“, zusammen mit TU Darmstadt). Das zweite Projekt wird untersuchen, wie ein für die Virusvermehrung wichtiges Virenprotein blockiert werden kann („CoVmacro“, zusammen mit RWTH Aachen, LMU München und Forschungszentrum Jülich). Die Projekte werden für jeweils 36 Monate unterstützt.

FRANKFURT. Mit kleinen Wirkstoff-Molekülen wollen Forschende der Goethe-Universität in Kooperation mit weiteren Institutionen SARS-CoV-2 lahmlegen. Kleine Moleküle werden in der Wirkstoffforschung häufig eingesetzt, weil sie leichter in menschliche Zellen eindringen können als große Moleküle und weil sie verhältnismäßig leicht zu synthetisieren sind. Ist eine potenzielle Zielstruktur etwa eines Virus bekannt, lassen sich ganze Bibliotheken solcher kleinen Moleküle durchsuchen, um die Kandidaten zu identifizieren, die an die Zielstruktur binden.

Das Projekt „Target-RNA-antiV“ setzt bei der Wirkstoffsuche direkt am viralen Erbgut RNA an. Dabei bauen Prof. Maike Windbergs und Prof. Harald Schwalbe (beide Goethe-Universität) und Dr. Julia Weigand (TU Darmstadt) auf Arbeiten des internationalen COVID-19-NMR-Konsortiums auf (vgl. https://tinygu.de/GenomFaltung), das im Genom von SARS-CoV-2 insgesamt 15 Steuerungselements identifiziert hat. Mit deren Hilfe dirigiert das Virus den Infektionsablauf in der menschlichen Zelle. Eines dieser Steuerungselemente steht im Fokus von „Target-RNA-antiV“. Es handelt sich um eine Art Schalter, mit dem das Virus aus demselben Stück Erbgut zwei verschiedene Virusproteine herstellen kann (RNA-Pseudoknotenlement). Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden kleine Moleküle suchen, die diesen Schalter blockieren, sodass das Virus eine Reihe wichtiger Proteine nicht mehr herstellen kann. Viel versprechende Wirkstoffkandidaten sollen dann als Spray auf 3D-Zellkulturmodellen der menschlichen Lunge gesprüht werden, um die potenzielle Anwendbarkeit als Therapeutikum zu testen.

Das Projekt „CoVmacro“ fokussiert auf das Virenprotein nsP3, mit dessen Hilfe SARS-CoV-2 unter anderem die zelluläre Abwehrreaktion unterbindet. Dass ein bestimmter Teil von nsP3, die sogenannte Makrodomäne, ein Angriffspunkt für Medikamente sein kann, hatten bereits frühere Arbeiten zeigen können (vgl. https://tinygu.de/Remdesivir). Mithilfe der Makrodomäne sorgt das Virus dafür, dass es Zellen nicht mehr gelingt, Signalwege zu Stress- und Abwehrreaktionen zu aktivieren. Biochemisch verhindert die virale Makrodomäne, dass der Zucker ADP-Ribose an entsprechende zelluläre Signalproteinen angehängt wird, um die Signalkette zu aktivieren. Prof. Stefan Knapp (Goethe-Universität) sucht gemeinsam mit Prof. Bernhard Lüscher, Dr. Patricia Korn (beide RWTH-Aachen), Prof. Andreas Ladurner (LMU München) und Prof. Giulia Rossetti (Forschungszentrum Jülich) nach kleinen Molekülen, die die virale Makrodomäne hemmen und damit die zelleigene Abwehr stärken können. Da die Makrodomäne bei vielen anderen Coronaviren, bei Hepatitis-E-Viren und Alphaviren wie dem Chikungunya-Virus sehr ähnlich aufgebaut ist, könnten mögliche Therapieansätze auf bei anderen Viruserkrankungen greifen.

Weitere Informationen:

Target-RNA-antiV
Prof. Dr. Maike Windbergs
Institut für Pharmazeutische Technologie,
Buchmann-Institut für Molekulare Lebenswissenschaften (BMLS)
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 798-42715
windbergs@em.uni-frankfurt.de

Prof. Dr. Harald Schwalbe
Institut für Chemie und chemische Biologie
Center for Biomolecular Magnetic Resonance (BMRZ)
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. 069 798-29137
schwalbe@nmr.uni-frankfurt.de

CoVmacro
Prof. Dr. Stefan Knapp
Institut für Pharmazeutische Chemie und
Buchmann Institut für Molekulare Lebenswissenschaften
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 69 798-29871
knapp@pharmchem.uni-frankfurt.de
https://www.uni-frankfurt.de/53483664/Knapp


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Jul 7 2021
13:52

Die Forschungsgruppe „Rekonfiguration und Internalisierung von Sozialstruktur“ (RISS) untersucht den sozialen Wandel der Gegenwart

Wie sich die Gesellschaft verändert

Unsere Vorfahren würden staunen: Frauen und Arbeiterkinder im Arztkittel, Menschen mit Migrationsgeschichte in der Richterrobe und in den großen Firmen hochqualifizierte Beschäftigte aus der ganzen Welt. Dies sind Beispiele für soziostrukturellen Wandel, der Auswirkungen auf die sozialen und politischen Orientierungen der Menschen hat. Einerseits erleben wir ein hohes Maß an sozialer Mobilität und Teilhabe, andererseits nehmen auch Benachteiligungen und gesellschaftliche Konflikte zu. Was passiert da mit der Gesellschaft, und wie wirkt sich das auf den Einzelnen und das Kollektiv aus? Damit befasst sich eine neue Forschungsgruppe unter Beteiligung von Soziologie und Politologie an der Goethe-Universität.  

FRANKFURT. An der Goethe-Universität gibt es eine neue Forschungsgruppe: Wie die DFG gestern bekanntgegeben hat, kann das Projekt mit dem Titel „Rekonfiguration und Internalisierung von Sozialstruktur“ („Reconfiguration and Internalization of Social Structure“, RISS) im Herbst die Arbeit aufnehmen. Die Förderung für zunächst vier Jahre ist befürwortet worden, insgesamt erhält die Forschungsgruppe rund 3 Millionen Euro. Im Zentrum des Projekts steht der gesellschaftliche Wandel und dessen Auswirkungen in ihrer ganzen Komplexität.

Es gibt verschiedene Hypothesen dazu, wie sich der gesellschaftliche Wandel, der an so vielen Stellen zu beobachten ist, langfristig auswirken könnte: Wird die sozialstrukturelle Durchmischung von Menschen mit unterschiedlichen Gruppenzugehörigkeiten zu mehr Integration und Einigkeit führen? Oder ist eher das Gegenteil der Fall, und die Identifikation mit der Gesellschaft schwindet? Wer aufmerksam die Geschehnisse verfolgt, kann nicht übersehen: Nach Jahren einer sozial durchlässigen Sozialstruktur und erhöhter Mobilität gibt es weniger soziale und politische Stabilität als früher, nicht mehr. Die Forschungsgruppe RISS will nun eine Theorie entwickeln und empirisch testen, die die soziostrukturelle Prägung von individuellen und kollektiven Orientierungen erklären hilft. Sprecherin ist die Soziologin Prof. Dr. Daniela Grunow von der Goethe-Universität, wo auch die meisten Mitglieder der Gruppe forschen und lehren. Ko-Sprecher ist Prof. Dr. Richard Traunmüller von der Universität Mannheim.

„Die Entfremdung von demokratischen Prinzipien und die Polarisierung der Gesellschaft wird zunehmend als Problem wahrgenommen. Ich freue mich, dass an der Goethe-Universität nun mit Nachdruck daran gearbeitet wird, dieses Phänomen wissenschaftlich besser fassen zu können“, sagt Prof. Dr. Bernhard Brüne, als Vizepräsident zuständig für Forschung. „Wir gehen von einem dezidiert multidimensionalen Ansatz zur Sozialstruktur aus und wollen die Komplexität der Thematik in einer Kombination aus Sozialstrukturanalyse und Politischer Soziologie untersuchen“, erklärt Daniela Grunow, die Sprecherin der Gruppe.

Wie lassen sich eine „individualisierte“ Sozialstruktur oder das Ende der „politisierten“ Sozialstruktur mit der menschlichen Neigung zur Gruppenbildung und den gegenwärtigen soziopolitischen Konflikten vereinbaren? Die Komplexität dieser Fragestellung, so Grunow, werde bislang von der Forschung nicht ausreichend abgebildet. Die Forschungsgruppe schlägt eine neue analytische Perspektive vor. „Obwohl sich die Sozialstruktur dramatisch verändert hat, hat sie nichts von ihrer prägenden Kraft eingebüßt. Statt einer Auflösung der Sozialstruktur erleben wir ihre grundlegende Rekonfiguration sowie eine veränderte Internalisierung von Sozialpositionen und Gruppenzugehörigkeiten“, erläutert die Soziologin. Um diese Transformationen zu begreifen, sollen die neuartigen Sozialstrukturen daraufhin untersucht werden, wie sie Sichtweisen, Überzeugungen und Präferenzen prägen. Bislang konzentriere sich die Forschung auf einzelne strukturelle Dimensionen wie Bildungserfolg, sozioökonomischer Status, Geschlechterverhältnis oder Migration und ethnische Vielfalt. Es sei jedoch notwendig zu verstehen, wie sich Wandel in diesen Einzeldimensionen verschränkt und umfassende Rekonfigurationen der Sozialstruktur bedingt.

Die Initiative des breit angelegten Projekts geht von InFER aus, dem Institut für empirisch-analytische Forschung an der Goethe-Universität. InFER ist 2016 von Prof. Dr. Grunow und ihren Kolleginnen und Kollegen gegründet worden, insgesamt sind rund ein Dutzend Professorinnen und Professoren der Goethe-Universität mit ihren Teams daran beteiligt. Ziel des Instituts ist es, empirisch-analytische Forschung zu sozialem Wandel, sozialer Ungleichheit sowie politischer Partizipation und Repräsentation zu stärken. InFER wird die neue Forschergruppe vor allem infrastrukturell unterstützen.


Porträt von Prof. Dr. Daniela Grunow zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/102967811 

Bildtext: Prof. Dr. Daniela Grunow ist Sprecherin der neuen DFG-Forschungsgruppe RISS an der Goethe-Universität. (Foto: Jan Hering)

Weitere Informationen
Prof. Dr. Daniela Grunow
Professur für Soziologie mit dem Schwerpunkt Quantitative Analysen gesellschaftlichen Wandels
Institut für Soziologie
Goethe-Universität
Telefon 069 798-36645 (Sekretariat)
E-Mail grunow@soz.uni-frankfurt.de
Homepage https://www.fb03.uni-frankfurt.de/44692678/Prof__Dr__Daniela_Grunow


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jul 6 2021
13:28

Kooperation von Forschung und Praxis als Impulsgeber

Digitalkompetenzen in Hessens Wirtschaft stärken 

Die Pandemie hat nochmal verdeutlicht, wie wichtig Digitalkompetenzen für Beschäftigte und Betriebe sind. Das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität beforscht die Entwicklung solcher Kompetenzen in Kooperation mit Branchenverbänden, Unternehmen und Wirtschaftsförderungen in Hessen.  

FRANKFURT. „Die Digitalisierung der hessischen Wirtschaft kann nur dann nachhaltig erfolgreich sein, wenn es gelingt, Beschäftigte in diesem Prozess mitzunehmen. Erst Beschäftigte mit Digitalkompetenzen können sicherstellen, dass die Potenziale von digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien in den Betrieben voll erschlossen werden“, sagt Dr. Christa Larsen, Geschäftsführerin des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur der Goethe-Universität. Deshalb haben sich viele hessische Unternehmen bereits vor der Pandemie die Frage gestellt, wie es gelingen könnte, Beschäftigte beim Aufbau solcher Kompetenzen zu unterstützen. Dabei hat sich eine Kooperation zwischen Forschung und Praxis als zielführend erwiesen, um Entwicklungsimpulse für den Aufbau von Digitalkompetenzen zu setzen. Die bewährte Kooperation zwischen hessischer Wirtschaft und IWAK soll nun verstärkt fortgesetzt werden.  „Ein solches Ineinandergreifen von Wissenschaft und Wirtschaft ist für beide Seiten eine Win-Win-Situation. Ich würde mir mehr solcher Kooperationen wünschen“, sagt Prof. Dr. Bernhard Brüne, Vizepräsident der Goethe-Universität.

Virtueller Lunch-Talk des IWAK
Unter dem Titel „Digitalkompetenzen aufbauen. Impulse für die Weiterentwicklung setzen. Perspektiven aus Forschung und Praxis“ findet

am 9. Juli 2021 (11.30 bis 12.30 Uhr)
auf der Konferenz-Plattform Zoom
https://uni-frankfurt.zoom.us/j/99189471378?pwd=K2c4eUZySkpveTZkV0RBN1dONE0wQT09 -
Meeting-ID: 991 8947 1378 - Kenncode: 101064

ein Lunchtalk statt, bei dem Befunde zum Erwerb von Digitalkompetenzen vor und während der Pandemie aus der angewandten Forschung und der betrieblichen Praxis vorgestellt werden. Das Programm finden Sie unter: http://www.iwak-frankfurt.de/wp-content/uploads/2021/06/Einladung-Lunch-Talk-9-Juli-11_30-bis-12_30-Uhr-Thema_Digitalkompetenzen.pdf. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Vorreiterprojekt in der hessischen Chemie- und Pharmabranche
Mit Hilfe von Fördermitteln des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung sowie des Europäischen Sozialfonds wurde seit 2018 das „Netzwerk für digitale Qualifizierung in der Chemie (DQC_Net)“ etabliert. Dieses Netzwerk, das vom Bildungsdienstleister Provadis (Höchst) initiiert und koordiniert wurde, dient als Basis, um digitale Kompetenzen stärker in Aus- und Weiterbildung zu verankern. Betriebe und Sozialpartner sollen sich hier auf Augenhöhe begegnen können Dabei geht es vor allem um konzeptionelle Impulse für die Praxis – und um digitale Lerntools. (www.provadis.de/provadis-gruppe/bildungsprojekte/bildungsinnovationen/).

„Die Kooperation schafft Synergien und bringt damit mehr Tempo in die Entwicklung von Digitalkompetenzen in der Branche“, stellt Dr. Karsten Rudolf, Bereichsleiter Bildungs- und Forschungsprojekte bei Provadis fest. Das IWAK begleitet die Aktivitäten im Netzwerk wissenschaftlich, evaluiert deren Nutzen für die Praxis und unterstützt so nicht nur die Betriebe im Netzwerk, sondern bietet auch Impulse für weitere Betriebe, die die Digitalkompetenzen ihrer Beschäftigten über Aus- und Weiterbildung fördern möchten. „Die Evaluierung hilft zu verstehen, wie der Erwerb von Digitalkompetenzen besonders in der Ausbildung gut stattfinden kann“, sagt Dr. Christa Larsen. Klar sei: Die Grundlage fürs Lernen bleibe das Vertrauensverhältnis zwischen Ausbildern und Auszubildenden. Digitales Lernen bedeute, gezielt digitale Tools einzusetzen, die einen klaren Nutzen haben und damit Motivation und Lernbereitschaft fördern. „Die gezielte Evaluierung hat uns auch deutlich gemacht, dass das Herzstück der dualen Ausbildung, die Kooperation der Lernorte Betrieb und Berufsschule, bisher noch sehr wenig digitalisiert ist. Das wollten wir schnell ändern“, so Jürgen Funk, Geschäftsführer Verbandskommunikation und Politische Öffentlichkeitsarbeit bei der Hessenchemie. 

Deshalb wird auf Initiative der Hessenchemie seit März 2020 gemeinsam mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, Provadis und dem VCI Hessen das Projekt „#HESSEN.Bildung.digital“ durchgeführt (https://www.bildung.digital/Hessen). An zehn Standorten arbeiten Vertreter von Ausbildungsbetrieben und Berufsschulen in Entwicklungsprojekten eng zusammen, um Kommunikation, Kooperation, aber auch das Lehren und Lernen mit digitalen Instrumenten zu fördern. Es gibt Online-Schulungen und fachliche Begleitung, man lernt im kollegialen Austausch voneinander. Die begleitende Evaluierung durch das IWAK zeigt einen großen Bedarf an Digitalisierung, die Bedingungen für die Umsetzung indes können herausfordernd sein. „Wir erkennen über die wissenschaftliche Begleitung, wo die Herausforderungen liegen, jedoch auch die Chancen einer digital unterstützten Lernort-Kooperation in der Praxis“, sagt Jürgen Funk, Geschäftsführer der Hessenchemie. Dieses Wissen könne sicherstellen, dass Berufsschulen und Betriebe effektiver und kontinuierlicher zusammenarbeiten, so dass die jungen Menschen profitieren.

Die Entwicklung von Digitalkompetenzen während der Pandemie wird durch die Wirtschaftsförderer in den 26 hessischen Kreisen und kreisfreien Städten begleitet. Das Hessische Wirtschaftsministerium fördert im Projekt „regiopro“ ein Expertenpanel der hessischen Wirtschaftsförderer, das vom IWAK aufgebaut wurde. Seit April 2020 monitort das IWAK darüber die Entwicklung der Wirtschaft in den Regionen, ein Fokus liegt auf dem Stand der Digitalkompetenzen. Dabei hat sich gezeigt, dass sich die Digitalkompetenzen, die in einzelnen Arbeitsbereichen erforderlich sind, stark voneinander unterscheiden. Für einige Beschäftigtengruppen ist bereits der Umgang mit Videokonferenztools der Kern der notwendigen Digitalkompetenzen, Beschäftigte in Spezialfunktionen benötigen oft weitere digitale Fachkenntnisse. „Das ist wenig überraschend, Beschäftigte benötigen spezifische Kompetenzen je nach Zuschnitt ihrer Arbeit. Bei den Digitalkompetenzen ist dies auch nicht anders“, stellt Larsen fest. „Die Bereitschaft, sich auf Veränderungen einzulassen, hat in der Pandemie allerdings deutlich zugenommen – eine gute Ausgangslage angesichts der anstehenden Veränderungen in der Arbeitswelt“, urteilt sie.

Weitere Informationen
Für Auskünfte und Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an:
Dr. Christa Larsen
Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität
Campus Bockenheim
Telefon 069 798-22152
E-Mail: c.larsen@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

In einem Lego-Marathon bauten drei Tage lang sechs Schüler:innen und Studierende aus Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Baden Württemberg an der Goethe-Universität Frankfurt aus mehr als 16.000 Teilen im Maßstab 1:32 den Teilchendetektor ALICE nach, der am Teilchenbeschleuniger LHC des Europäischen Zentrums für Teilchenphysik CERN in Genf steht. Am Original forschen unter anderem Physiker:innen der Goethe-Universität. Das durch die Teilnehmenden über ein halbes Jahr hinweg entwickelte Modell wird in Zukunft unter anderem im Fachbereich Physik zu bestaunen sein.

FRANKFURT / MÜNSTER (WESTF.). Die 17 Schüler:innen und Studierende, die im Januar einer Einladung des ErUM ALICE-Forschungsschwerpunkts durch Physiker:innen der Goethe-Universität und der Universität Münster folgten, hatten Großes vor: Mithilfe spezieller Konstruktionsprogramme wollten sie – begleitet von Wissenschaftler:innen – ein detailgetreues Modell des Teilchendetektors ALICE entwerfen. Nach vielen Arbeitsstunden stand der Plan, die 16244 Einzelteile waren bestellt, und der Zusammenbau konnte beginnen.

An einem Freitagabend reisten die Teilnehmenden nach Frankfurt und Münster an, und am Sonntag war es geschafft: Die beiden 50 Zentimeter hohen, 87 Zentimeter langen und knapp 17 Kilogramm schweren Modelle waren fertig.

ALICE-Koordinator Marcus Mikorski, der das Modell-Projekt an der Goethe-Universität leitete, ist stolz auf die Leistung der Schüler:innen und Studierenden: „Die Frankfurter Teilnehmenden waren hochmotiviert und haben dieses Projekt mit großem Geschick umgesetzt. Auch bei unseren Kolleginnen und Kollegen an der Universität Münster war das Projekt ein großer Erfolg. Wir haben gemerkt, dass die Teilnehmenden sich durch die Konstruktion intensiv mit den verschiedenen Funktionselementen eines solchen hochkomplexen Teilchenbeschleunigers auseinandergesetzt und auf diese Weise viel über Detektortechnologie und Teilchenphysik gelernt haben.“

An der großen Teilchenbeschleunigeranlage CERN in Genf gehen Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt grundlegenden Fragen der Physik nach: Was ist Materie? Wie hat sich das Universum entwickelt? Dazu lassen die Forscher:innen Atomkerne mit hohen Geschwindigkeiten aufeinanderprallen und zerlegen sie in ihre elementaren Bestandteile. Vermessen werden diese Materie-Bausteine mithilfe großer Teilchendetektoren. Der ALICE-Detektor misst die Teilchen, die bei der Kollision von Blei-Ionen entstehen – 900 Millionen Teilchen pro Sekunde. Eines der Forschungsziele ist es, den Zustand von Materie kurz nach dem Urknall verstehen zu lernen. Im Original ist der ALICE-Detektor 26 Meter lang und 16 Meter hoch.

Künftig, so plant Mikorski, soll es die Bauanleitung nach kleinen Überarbeitungen, auch frei verfügbar im Internet geben. Wer mag, kann dann auch selbst zur ALICE-Modellbaumeister:in werden.

Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/102880893

Bildtext: Der Lego-Workshop am Campus Riedberg der Goethe-Universität Frankfurt. Fotos: Jürgen Lecher für Goethe-Universität

Weitere Informationen
Marcus Mikorski
Koordinator für den BMBF-Forschungsschwerpunkt ALICE
Goethe-Universität Frankfurt
Tel: 069 798-47099
marcus.mikorski@cern.ch


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Jul 5 2021
14:16

50. Band der Reihe „Herders Bibliothek der Philosophie des Mittelalters“ erschienen - Internationales Kolloquium im Forschungskolleg Humanwissenschaften

Lebendiger Austausch mit dem Denken in anderen Traditionen

FRANKFURT. Das Mittelalter wird immer noch häufig als „finster“ bezeichnet. Doch wie verfehlt dieses Bild ist, zeigt auf eindrückliche Weise die im Verlag Herder erscheinende Reihe mit philosophischen Texten aus der Zeit zwischen dem 8. und 16. Jahrhundert, als überall in Europa Schulen und Universitäten entstanden und zum Ort des wissenschaftlichen Suchens und des rationalen Disputs wurden. Im 50. Band der Reihe „Herders Bibliothek der Philosophie des Mittelalters“ legt der international bekannte Philosoph und Mediävist Ruedi Imbach (Universität Sorbonne/Universität Fribourg) eine Auswahl von Texten mit neuer Übersetzung aus dem Kommentar des Thomas von Aquin zur „Metaphysik des Aristoteles“ vor. Aus diesem Anlass haben die Herausgeberin und die Herausgeber der Reihe zu einem Internationalen Kolloquium eingeladen, das am heutigen Montag im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität in Bad Homburg stattfindet. 

Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität, dankte in seinem Grußwort den Herausgeber*innen und Übersetzer*innen der Reihe: „Sie leisten mit ihren Übersetzungen und Einführungen einen unverzichtbaren Beitrag zur Erschließung der geistigen Grundlagen sowie der kulturellen Herkunft und Identität Europas. Diese beruhen auf einer Rezeption der Quellen der Antike rund um das Mittelmeer und ganz wesentlich auf einer Mehrsprachigkeit Europas und einem Austausch zwischen den Religionen, der Philosophie und den Wissenschaften.“

„Mit unserer ‚Bibliothek der Philosophie des Mittelalters' führen wir in die breite Wissenschaftskultur einer Epoche ein, die das Erbe der antiken Welt mit der Gegenwart verbindet. So wird deutlich, dass in die Kultur Europas, wie Umberto Eco einmal sagte, im Gelingen der ‚Übersetzung' wurzelt: in der Suche nach Verständigung zwischen den unterschiedlichen Sprachen und Traditionen", betonte Prof. Matthias Lutz-Bachmann, Mitherausgeber  der Reihe, in seiner Begrüßung.

Seit 2005 werden in dieser Reihe jährlich drei bis vier Bände ediert, die jeweils neben dem Originaltext eine deutsche Übersetzung und eine umfassende Einführung enthalten. Es ist eine Besonderheit der Edition, nicht nur auf wissenschaftliche Texte in der im Mittelalter verbreiteten lateinischen Sprache zurückzugreifen, sondern ebenso philosophische Abhandlungen im arabischen, hebräischen, syrischen, judeo-arabischen oder altsyrischen Original vorzulegen.

Auf diese Weise leistet die Reihe mit ihren Übersetzungen und Einführungen einen unverzichtbaren Beitrag zur Erschließung der geistigen Grundlagen sowie der kulturellen Herkunft und Identität Europas. Diese beruhen auf einer Rezeption der Quellen der Antike rund um das Mittelmeer und ganz wesentlich auf einer Mehrsprachigkeit Europas und einem Austausch zwischen den Religionen, der Philosophie und den Wissenschaften. 

Ein Interview mit Prof. Matthias Lutz-Bachmann über die Reihe ist im aktuellen UniReport erschienen: https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/50-band-der-reihe-herders-bibliothek-der-philosophie-des-mittelalters-erschienen

Kontakt
Ursula Krüger, M.A., Institut für Philosophie, Goethe-Universität Frankfurt,
krueger@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jul 2 2021
14:26

Jahreskonferenz 2021 des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) widmet sich Konflikten, sozialen Ungleichheiten und Chancen in Krisenzeiten

„Zusammenhalt in der Krise“

FRANKFURT. Wir durchleben mit der Pandemie eine epochale Krise, deren Dimensionen erst nach und nach sichtbar werden. In einer solchen Zeit, in der es darum geht, eine existenzielle Bedrohung abzuwenden und Solidarität zu üben, wird der soziale Zusammenhalt in der politischen Kommunikation und in Wahlprogrammen intensiv beschworen. Aber was genau heißt dabei Zusammenhalt, und woraus speist er sich in unterschiedlichen Kontexten? Die Jahreskonferenz 2021 des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) widmet sich

von Donnerstag, 8. Juli,
bis Freitag, 9. Juli 2021,

diesen Fragen unter dem bewusst zweideutigen Titel „Zusammenhalt in der Krise“. Das Programm umfasst neben zwölf Panelveranstaltungen mit Beiträgen aus dem FGZ mehrere Diskussionsrunden – und einen Abendvortrag des Soziologen und Leibniz-Preisträgers Prof. Dr. Steffen Mau (Humboldt-Universität zu Berlin) zum Thema „Neue Ungleichheiten, neue Spaltungslinien?“. Auf den Podien diskutieren Forscherinnen und Forscher des FGZ mit Gästen – darunter Armin Nassehi, Jule Specht, Armin Schäfer, Anette Fasang und Michael Zürn. Dabei geht es um die aktuelle Krise als Krise der Demokratie, die gesellschaftliche Priorisierung von „Systemrelevanten“ gegenüber „Entbehrlichen“ und ausblickend um Fragen des Zusammenhalts nach Corona.

„Als Zusammenhaltsforscher:innen interessiert uns dabei insbesondere, ob Krisen die gesellschaftliche Polarisierung verstärken oder Konflikte sogar eine neue Quelle von Zusammenhalt bilden, und welche Faktoren hier eine Rolle spielen“, so die Politologin Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, aktuell geschäftsführende Sprecherin des FGZ in ihrem Interview auf GOETHE-UNI online. Die Frankfurterin leitet zusammen mit dem Soziologen Prof. Dr. Olaf Groh-Samberg (Bremen) und dem Historiker Prof. Dr. Matthias Middell (Leipzig) das FGZ.

Die Jahreskonferenz des 2020 gegründeten Forschungsinstituts dient auch dem Austausch mit anderen einschlägigen Institutionen zum aktuellen Stand der Zusammenhaltsforschung in Deutschland sowie zu deren Ansätzen, Konzepten und Fragestellungen – etwa mit Vertreterinnen und Vertretern des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik, der Bertelsmann Stiftung, der Allianz für Zusammenhalt sowie der Organisation More in Common. Die FGZ-Jahreskonferenz 2021 wird durch das Teilinstitut Frankfurt und die Frankfurter Geschäftsstelle des FGZ organisiert und findet in einem reinen Onlineformat statt. Anmeldungen sind bis 7. Juli möglich (s. unten).

Das FGZ ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Institut, das in zehn Bundesländern angesiedelt ist und dadurch auch die regionale Vielfalt gesellschaftlichen Zusammenhalts in Deutschland in den Blick nimmt. Das Verbundprojekt erforscht Begriff, Quellen und Gefährdungen sowie historische, globale und regionale Kontexte gesellschaftlichen Zusammenhalts aus einer Vielzahl disziplinärer Perspektiven und methodischer Zugänge. Zusammen erarbeiten die rund 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus vielen verschiedenen Disziplinen mit empirischen Untersuchungen und großangelegten Vergleichen praxisrelevante Vorschläge, die dazu beitragen, gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen. Zum FGZ gehören die Technische Universität Berlin sowie die Universitäten Bielefeld, Bremen, Frankfurt, Halle-Wittenberg, Hannover, Konstanz und Leipzig sowie das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen, das Leibniz-Institut für Medienforschung Hamburg und das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena. Die Geschäftsstelle des Instituts ist an den drei koordinierenden Standorten Bremen, Frankfurt und Leipzig angesiedelt.

Das interdisziplinär besetzte Frankfurter FGZ-Team, das im Forschungsverbund Normative Ordnungen der Goethe-Universität angesiedelt ist, geht unter der Leitung von Prof. Dr. Nicole Deitelhoff (Stellvertretende Sprecher*innen: Prof. Dr. Daniela Grunow und Prof. Dr. Rainer Forst) der Frage nach, wie die Pluralisierung moderner Gesellschaften auf Fragen des Zusammenhalts einwirkt und wie Konflikte so gestaltet werden können, dass sie demokratischen Zusammenhalt stabilisieren statt schwächen. Zugleich werden die Ambivalenzen des Begriffs des „Zusammenhalts“ reflektiert.

Das Programm ist unter https://www.fgz-risc.de/veranstaltungen/details/fgz-jahreskonferenz-2021-zusammenhalt-in-der-krise abrufbar.

Anmeldung: bis 7. Juli unter veranstaltungen-fgz@uni-frankfurt.de.

Ein Kurzinterview mit Nicole Deitelhoff finden Sie bei GOETHE-UNI online unter https://tinygu.de/DeitelhoffFGZ

Informationen:
Rebecca Schmidt
Administrative Geschäftsführerin des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Telefon +49 (0)69 798 31400
E-mail rebecca.schmidt@em.uni-frankfurt.de
www.fgz-risc.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jul 2 2021
11:27

Digitale Podiumsdiskussion mit der amerikanischen Politikwissenschaftlerin Anne-Marie Slaughter und dem kanadischen Botschafter in Deutschland Stéphane Dion

Hat der Multilateralismus eine Zukunft?

FRANKFURT/BAD HOMBURG. Seit dem Amtsantritt von Präsident Biden im Januar 2021 verändern sich Charakter, Stil und Ausrichtung der internationalen Zusammenarbeit. Orientierte sich die Trump-Administration auf dem internationalen Parkett vorrangig an nationalen Interessenlagen („America First“), setzt die Biden-Administration nunmehr verstärkt auf multilaterale Vereinbarungen, um den globalen Herausforderungen zu begegnen. Auch andere Demokratien im atlantischen Raum setzen auf den multilateralen Weg regelbasierter Ordnungspolitik, um etwa dem Klimawandel, dem internationalen Terrorismus, der Corona-Pandemie, der unkontrollierten Proliferation von Massenvernichtungswaffen Einhalt zu gebieten. Die Bundesrepublik Deutschland hat ihr Bekenntnis zum Multilateralismus in dem jüngst vom Kabinett verabschiedeten „Weißbuch Multilateralismus“ zum Ausdruck gebracht. Kritisiert wird der Multilateralismus westlicher Prägung jedoch von autoritär regierten Ländern wie China – begründet nicht zuletzt mit Verweis auf die vermeintlichen Erfolge des Landes bei der Pandemiebekämpfung.

Die Neuausrichtung US-amerikanischer Außenpolitik in der Biden-Administration im Allgemeinen und aktuelle Pläne für eine „Koalition der Demokratien“ bilden den Hintergrund für eine Podiumsdiskussion, die die mittel- und langfristigen Auswirkungen aktueller globaler Trends für die Zusammenarbeit atlantischer Demokratien und die Chancen des Multilateralismus im globalen Kontext analysieren will. Zur englischsprachigen, digitalen Veranstaltung

„Multilateralism, Atlantic Democracies and Global Order“
mit Stéphane Dion (Botschafter Kanadas in Berlin),
Anne-Marie Slaughter (Princeton University)
und Gunther Hellmann (Goethe-Universität, Moderation)
am Mittwoch, 7. Juli, 17:00 bis 18:00 Uhr
Zoom Meeting


lädt das Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität sehr herzlich ein.

Der kanadische Politikwissenschaftler und Soziologe Stéphane Dion ist seit 2017 kanadischer Botschafter in Deutschland und Sonderbeauftragter Kanadas für die Europäische Union und Europa. Er gehörte zahlreichen kanadischen Regierungen an, zuletzt als Außenminister unter Premierminister Justin Trudeau. Zum Diskussionsthema hat er Ende Juni den Aufsatz „Is Multilateralism a Success?“ im Blog des Frankfurter Forschungsprojektes „Multilateralismus ½weiter denken“ veröffentlicht. Anne-Marie Slaughter ist emeritierte Professorin für Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen an der Princeton University. Seit 2013 ist sie geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Denkfabrik „New America“. 2009 bis 2011 war sie Direktorin des Planungsstabs im US-amerikanischen Außenministerium unter Hillary Clinton. Gunther Hellmann ist Professor für Politikwissenschaft an der Goethe-Universität, Leiter des neuen Forschungsprojekts „Multilateralismus ½weiter denken“ und seit 2021 Goethe-Fellow am Forschungskolleg Humanwissenschaften.

Die Podiumsdiskussion ist die zweite öffentliche Veranstaltung des Forschungsschwerpunktes „Democratic Vistas. Reflections on the Atlantic World“, der im Januar 2021 von dem Politikwissenschaftler Gunther Hellmann und dem Amerikanisten Johannes Völz am Forschungskolleg Humanwissenschaften gemeinsam mit dem Kollegdirektor Matthias Lutz-Bachmann gegründet wurde. Aus verschiedenen Blickwinkeln und Disziplinen thematisiert die Forschungsgruppe die Potentiale und die Grenzen der Atlantischen Welt im Hinblick auf die Zukunft der Demokratie.

Teilnahme und Anmeldung
Bitte melden Sie sich per Email an: anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de. Einige Tage vor der Veranstaltung werden Sie die Zugangsdaten zum Zoom Meeting mit weiteren Hinweisen zum Format und zu den Teilnahmemöglichkeiten erhalten.

Information: Gunther Hellmann, Professor für Politikwissenschaft, Goethe-Universität (Email: g.hellmann@em.uni-frankfurt.de); Iris Helene Koban, Geschäftsführung, Forschungskolleg Humanwissenschaften (Tel.: 06172-13977-10; Email: i.koban@forschungskolleg-humanwissenschaften.de); Beate Sutterlüty, Wissenschaftskommunikation, Forschungskolleg Humanwissenschaften (Tel.: 06172-13977-15; Email: b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de); www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de  

 

Jul 2 2021
11:24

Erstmals Klaus Heyne-Preis zur Erforschung der Deutschen Romantik an der Goethe-Universität verliehen

Bedeutende Intellektuelle und Literatin

Die in Oxford lehrende Literaturwissenschaftlerin Dr. Joanna Raisbeck erhält den mit 15.000 Euro dotierten Klaus Heyne-Preis, der nach dem Kinderarzt und Romantikkenner Prof. Dr. Klaus Heyne benannt ist. Der Wissenschaftspreis zur Erforschung der Deutschen Romantik wurde erstmals an der Goethe-Universität ausgeschrieben.

FRANKFURT. Sie habe Karoline von Günderrode als bedeutende Intellektuelle und Literatin der Frühromantik neu positionieren wollen, beschreibt die Literaturwissenschaftlerin Joanna Raisbeck als ein wichtiges Ziel ihrer Dissertation. Für die innovative Leistung ihrer Arbeit „Poetic Metaphysics in Karoline von Günderrode“ ist die Romantikforscherin nun mit dem erstmals vergebenen Klaus-Heyne-Preis ausgezeichnet worden. Die Wissenschaftlerin, die Germanistik an der University of Oxford und an der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn studiert hat, erhält damit 15.000 Euro Preisgeld und die Möglichkeit, 2022 an der Goethe-Universität eine internationale Fachtagung auszurichten.

Mit ihrer Studie leiste Raisbeck einen wegweisenden Beitrag zur germanistischen Romantikforschung im Allgemeinen und zur bislang eher stiefmütterlich behandelten Günderrodeforschung im Speziellen, begründet Frederike Middelhoff die Entscheidung der Jury. Die Professorin für Neuere Deutsche Literatur mit dem Schwerpunkt Romantikforschung an der Goethe-Universität gehört der Jury ebenso an wie die Professor:innen der Goethe-Universität Katharina Boehm (Institut für England- und Amerikastudien), Roland Borgards (Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik) und Mechthild Fend (Kunstgeschichtliches Institut) sowie Dr. Aurelio Fichter der Benvenuto Cellini Gesellschaft e.V. und Dr. Mareike Hennig vom Freien Deutschen Hochstift Frankfurt.

Auf die Shortlist des Klaus Heyne-Preises gelangten neben Raisbeck auch die kunstgeschichtliche Arbeit von Dr. Nina Amstutz („Caspar David Friedrich. Nature and the Self“, Yale University Press 2020) sowie die komparatistische Studie von Dr. Jana-Katharina Mende („Das Konzept des Messianismus in der polnischen, französischen und deutschen Literatur der Romantik“; Winter Verlag 2020).

Am 6. Oktober 2021 wird Joanna Raisbeck, deren Arbeit 2022 bei Cambridge University Press erscheinen wird, feierlich geehrt. Der Preis wird 2023 zum zweiten Mal ausgeschrieben. Ermöglicht wurde er durch ein Vermächtnis des Kinderarztes Prof. Dr. Klaus Heyne (1937–2017), dessen besondere Leidenschaft der Kunst und Literatur der deutschen Romantik galt.

Weitere Informationen
Prof. Dr. Frederike Middelhoff
Institut für Deutsche Literatur und Didaktik
Goethe-Universität
middelhoff@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de 

 

Jul 2 2021
10:36

Hessisches Forschungsförderprogramm unterstützt interdisziplinären Forschungsverbund für vier Jahre

Neuer LOEWE-Schwerpunkt an der Goethe-Universität: Forschung an schwerer Form des Leberversagens

Mit 4,8 Millionen Euro fördert die hessische Landesoffensive zur Entwicklung wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz, LOEWE, einen neuen Forschungsverbund unter Federführung der Goethe-Universität Frankfurt: Der LOEWE-Schwerpunkt ACLF-Initiative forscht an einer schweren Form des Leberversagens (Akut-auf-Chronisches Leberversagen).

FRANKFURT. Der Präsident der Goethe-Universität, Prof. Enrico Schleiff, beglückwünscht die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: „Mit dem neuen LOEWE-Schwerpunkt gehen wir hochaktuellen und zukunftsträchtigen Forschungsfragen nach, die in den kommenden vier Jahren die Grundlage für langfristige Forschungskooperationen legen. Entzündungsprozesse, wie sie bei der ACLF-Initiative untersucht werden, sind äußerst komplexe Vorgänge, die wir nur interdisziplinär erfolgreich erforschen können.“

Das Thema des LOEWE-Schwerpunkts ALCF-Initiative „Pathogenetische Mechanismen des Akut-auf-chronischen Leberversagens und therapeutische Ansätze“ ist die Erforschung einer schweren Verlaufsform der Leberzirrhose. ACLF (Acute-on-chronic liver failure) ist die häufigste Todesursache von Patienten mit Leberzirrhose. Die fortschreitenden Funktionsausfälle der vernarbten Leber können nicht mehr ausgeglichen werden (Akute Dekompensation). Beim ACLF entwickeln sich zusätzlich überall im Körper Entzündungsreaktionen, und neben der Leber versagen weitere Organe wie Nieren und Gehirn. Fast die Hälfte der Patienten stirbt innerhalb eines Monats. ALCF wurde 2013 erstmals charakterisiert, eine spezifische Therapie gibt es noch nicht. Die ACLF-Initiative wird präklinische und klinische Studien, genetische und biochemische Charakterisierungen (Multi-Omics) sowie bio- und medizininformatische Methoden nutzen, um ACLF-Auslöser und –Krankheitsmechanismen aufzuklären und Therapieoptionen zu entwickeln. Neben der federführenden Goethe-Universität Frankfurt sind das Fraunhofer Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie ITMP in Frankfurt, das Frankfurter Institut für Tumorbiologie und experimentelle Therapie (Georg-Speyer-Haus) und das Paul-Ehrlich-Institut in Langen beteiligt.

Weitere Informationen
Prof. Dr. Dr. Jonel Trebicka
Wissenschaftlicher Koordinator ACLF-Initiative
Medizinische Klinik I
Universitätsklinikum Frankfurt und
Goethe-Universität
Tel. +49 69 6301-4256
jonel.trebicka@kgu.de


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Jul 1 2021
14:12

Renommierte Professorin spricht auf Einladung des Cornelia Goethe Centrums über die Verschränkung von Ungleichheit und Differenz in sozialen Gefügen und soziale Transformationen aus intersektionaler Perspektive/Antrittsvorlesung am 8. Juli.

Ann Phoenix übernimmt Angela-Davis-Gastprofessur

FRANKFURT. Prof. Ann Phoenix übernimmt in diesem Jahr die Angela-Davis-Gastprofessur am Cornelia Goethe Centrum. Sie lehrt derzeit am University College London und gilt als eine der international herausragendsten Wissenschaftler*innen im Bereich der Intersektionalitätsforschung. Ihre Antrittsvorlesung zum Thema „The ties that divide us: Rethinking psychosocial positioning as local, national and global?“ wird Prof. Phoenix am Donnerstag, den 8. Juli 2021, von 18 bis 20 Uhr online halten. Ein weiterer öffentlicher Vortrag von Ann Phoenix mit dem Titel „The indispensability of Intersectionality: Living through unexpected transformational conjunctions" findet ebenfalls online am darauffolgenden Donnerstag, den 15. Juli 2021, 18 Uhr statt. Beide Vorträge werden in englischer Sprache gehalten.

In ihrer Antrittsvorlesung wird Ann Phoenix über Intersektionalität, also das Zusammenwirken von unterschiedlichen Formen und Dimensionen von Ungleichheit, Differenz und Herrschaft, und deren komplexe und widersprüchliche Wirkungen in sozialen Gefügen sprechen. Auch für ihren zweiten öffentlichen Vortrag ist das Thema Intersektionalität maßgeblich: Am Beispiel der großen Ungleichheitsthemen im Jahr 2021 – COVID-19-Pandemie, Black Lives Matter Bewegung und Klima-Aktivismus – zeigt Prof. Phoenix, dass Intersektionalitätsforschung für das Verständnis aktueller gesellschaftlichen Herausforderungen und ihrer komplexen geschlechtsspezifischen Dimensionen unverzichtbar ist.

Für Ann Phoenix ist die Verbindung von Subjektivität und gesellschaftlichen Strukturen ebenso zentral wie die Verschränkung der Ungleichheitsdimensionen race, gender und class, die sie gegenstandsbezogen um weitere ungleichheitsrelevante Kategorien erweitert. In zahlreichen internationalen Forschungsprojekten und einer kaum überschaubaren Vielzahl von Publikationen setzt sich Ann Phoenix mit den Themen Mutterschaft und Familie, Schule und Rassismus, Kindheit und Jugend, Armut und Migration auseinander. Dabei sind verschiedene Lebensalter – Kindheit, Adoleszenz und Erwachsenenalter – Gegenstand ihrer Analysen, in denen sie oft Perspektiven und Erfahrungen verschiedener Generationen zueinander ins Verhältnis setzt. Der Zusammenhang von Intersektionalität und Schwarzem Feminismus zieht sich als roter Faden durch ihr Werk.

Nach einem Studium der Philosophie, Ökonomie und Psychologie promovierte Ann Phoenix 1991 mit einer Untersuchung über Mütter unter 20 Jahren. Es folgte eine Tätigkeit als Senior Lecturer für Psychologie an der Open University und als Co-Direktorin der Thomas Coram Research Unit der University of London, bis sie als Professorin für psychosoziale Studien an das Institute of Education des University College London berufen wurde. 2014 wurde Ann Phoenix in Anerkennung ihrer überragenden wissenschaftlichen Leistungen mit einer Mitgliedschaft in der British Academy und der Academy of Social Sciences geehrt. Sie war und ist eine international gefragte Gastprofessorin. Mit ihrer Leidenschaft und ihrem Engagement für eine kritische, empirische, intersektionale Forschung und Lehre hat Ann Phoenix Wissenschaftler*innen und Studierende weltweit inspiriert.

2013 hat das Cornelia Goethe Centrum für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse (CGC) die Angela-Davis-Gastprofessur eingerichtet. Die Einweihung durch die Namensgeberin, Aktivistin, öffentliche Intellektuelle und Wissenschaftlerin Prof. Angela Davis, hat national wie auch international großes öffentliches Aufsehen erregt. Davis gilt als Wegbereiterin aktueller, kritischer Diskurse innerhalb der Gender und Diversity Studies. Diese Themen stehen auch im Mittelpunkt der Gastprofessur, die in diesem Jahr nach Angela Davis (2013), Chandra Talpade Mohanty (2015) und Amina Mama (2018) durch Ann Phoenix vertreten wird.

Prof. Ann Phoenix wird im Rahmen der Gastprofessur neben den öffentlichen Vorträgen ein Blockseminar für Studierende und ein Kamingespräch für Promovierende anbieten. Außerdem wird es Gelegenheit zum kollegialen Austausch geben.

Die Angela-Davis-Gastprofessur wird in diesem Jahr durch den Förderkreis des Cornelia Goethe Centrum, das GRADE Center Gender, das Gleichstellungsbüro der Goethe-Universität Frankfurt a. M., die Freunde und Förderer der Goethe-Universität und die Goethe-Universität selbst unterstützt.

Kontakt:
Prof. Dr. Bettina Kleiner, FB 04 Erziehungswissenschaften, Institut für allgemeine Erziehungswissenschaft, Theodor-W.-Adorno-Platz 6, Campus Westend, Telefon: (069) 798 36232, E-Mail b.kleiner@em.uni-frankfurt.de.

Informationen:
cgcentrum@soz.uni-frankfurt.de; siehe auch: https://www.cgc.uni-frankfurt.de/angela-davis-gastprofessur-fuer-internationale-gender-und-diversity-studies/

Ausführliche Vorstellung der Gastprofessorin Ann Phoenix: https://www.cgc.uni-frankfurt.de/download/angela-davis-gastprofessur-2021-factsheet-de/?wpdmdl=249419  

Programmheft: https://www.cgc.uni-frankfurt.de/download/angela-davis-gastprofessur-booklet-de/?wpdmdl=249403 

Ein Porträt zum Download finden Sie unter: https://www.cgc.uni-frankfurt.de/download/angela-davis-gastprofessur-2021-portraits-ann-phoenix/. (Die Bildrechte liegen beim Cornelia Goethe Centrum.) 


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jul 1 2021
11:13

Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität veranstaltet Themennachmittag tinyMONDAY zur Ausstellung tinyBE • living in a sculpture

Von großen und kleinen Räumen 

Welche Folgen hat es für unser Zusammenleben, wenn immer mehr Menschen in Großstädten leben – dieser Frage widmet der Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität zwei Diskussionsrunden am 5. Juli 2021 im Rahmen der Ausstellung „tinyBE • living in a sculpture“.

FRANKFURT. Bezahlbarer Wohnraum ist knapp, und doch zieht es vor Ort und weltweit immer mehr Menschen in die Großstädte – auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben. Wie könnte eine zunehmende soziale Ungleichheit in den Städten aufgehalten werden – etwa durch Bürgerinitiativen, durch eine klimasensible und nachhaltige Stadtentwicklung? Wo liegen in der zunehmenden weltweiten Urbanisierung Chancen, die im Voraus bedacht werden können, wo liegen soziale und ökologische Grenzen?

Die beiden Diskussionsrunden im Rahmen des tinyMONDAY am 5. Juli (Beginn 16:00 Uhr bzw. 18:00 Uhr, via Zoom) widmen sich dem Thema aus lokaler und globaler Perspektive. Nach den lokalen Folgen der Urbanisierung fragt die Auftaktdiskussion „Frankfurt – eine auseinanderwachsende Stadt?“ im Anschluss an den einführenden Kurzvortrag von Prof. Dr. Rainer Forst, Co-Sprecher des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ und Politischer Philosoph an der Goethe-Universität. Es diskutieren Tim Noller (Transition Town Frankfurt, Bürgerinitiative Maingold), die Soziologin Dr. Greta Wagner von der Technischen Universität Darmstadt und Peter Cachola Schmal, Leitender Direktor des Deutschen Architekturmuseums unter der Moderation von Rebecca Caroline Schmidt, Geschäftsführerin des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“.

Den globalen Aspekt von Urbanisierungsprozessen nimmt die folgende Diskussionsrunde „Der urbane Planet - soziale, ökonomische und ökologische Herausforderungen für das globale Zusammenleben der Gegenwart“ in den Blick. Am Podium nehmen teil die Humangeographin Prof. Dr. Susanne Heeg, der Klimaphilosoph Prof. Dr. Darrel Moellendorf und der Historiker Prof. Dr. Andreas Fahrmeir, allesamt von der Goethe-Universität. Moderieren wird Regina Schidel, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsverbund „Normative Ordnungen“.

Beide Podiumsdiskussionen finden online via Zoom statt. Um eine Anmeldung bei office@normativeorders.net wird gebeten.

Der tinyMONDAY-Nachmittag wird vom Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität im Rahmen der Ausstellung „tinyBE • living in a sculpture“ veranstaltet. Die Ausstellung zeigt vom 26. Juni bis 26. September im Frankfurter Metzlerpark (mit Satelliten in Darmstadt und Wiesbaden) bewohnbare Skulpturen international renommierter Künstler:innen.

Veranstalter des Rahmenprogramms sind der Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ und „tinyBE • living in a sculpture“. Das Gesamtprojekt wird gefördert vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain und unterstützt von der Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region, den Städten Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt, dem Land Hessen und weiteren Stiftungen und Sponsor:innen. Schirmherrin ist Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt a.M.

Das Programm des tinyMONDAY „Von großen und kleinen Räumen. Das Zusammenleben auf glokaler Ebene“:

5. Juli 2021

16:00 Uhr
Begrüßung von Cornelia Saalfrank (Kuratorin von „tinyBE • living in a sculpture“) und Rebecca Caroline Schmidt (Geschäftsführerin des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main)

Kurzvortrag von Prof. Dr. Rainer Forst (Co-Sprecher des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt und Professor für Politische Theorie und Philosophie der Goethe-Universität Frankfurt am Main)

16:15 Uhr
Podiumsdiskussion
„Frankfurt – eine auseinanderwachsende Stadt?“

Podiumsgäste: Tim Noller (Transition Town Frankfurt, Bürgerinitiative Maingold), Dr. Greta Wagner (Soziologin, Technische Universität Darmstadt, Forschungsverbund „Normative Ordnungen“), Peter Cachola Schmal (Leitender Direktor des Deutschen Architekturmuseums)

Moderation: Rebecca Caroline Schmidt (Geschäftsführerin des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main)

18:00 Uhr
Podiumsdiskussion
„Der urbane Planet - soziale, ökonomische und ökologische Herausforderungen für das globale Zusammenleben der Gegenwart“

Podiumsgäste: Prof. Dr. Susanne Heeg (Professorin für Geographische Stadtforschung am Institut für Humangeographie der Goethe-Universität), Prof. Dr. Darrel Moellendorf (Klimaphilosoph, Professor für Internationale Politische Theorie sowie Philosophie der Goethe-Universität, Forschungsverbund „Normative Ordnungen“), Prof. Dr. Andreas Fahrmeir (Professor für Neuere Geschichte unter besonderer Berücksichtigung des 19. Jahrhunderts am Historischen Seminar der Goethe-Universität, Forschungsverbund „Normative Ordnungen“).

Moderation: Regina Schidel (Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“).

Weitere Informationen unter:
https://tinybe.org
www.normativeorders.net

Weitere Informationen
Anke Harms, Referentin für Wissenschaftskommunikation des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main
anke.harms@normativeorders.net
069/798-31407

Josefine Rauch, Projektkoordinatorin, PR und Kommunikation tinyBE
j.rauch@tinybe.org

Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Jun 30 2021
11:47

Neues Angebot soll Recherche zu muslimischem Leben und islamischer Religion erleichtern

AIWG vermittelt internationale Expertise zur Ausbildung und Beschäftigung muslimisch-religiösen Personals in Europa

Wie kann die Ausbildung und Beschäftigung von Imamen und Imaminnen oder muslimischen Seelsorgerinnen und Seelsorgern in Deutschland und den Nachbarländern ausgebaut werden? Wie kann die Zusammenarbeit zwischen staatlichen Institutionen und muslimischen Gemeinden hierzu erfolgreich gestaltet werden? Welche Lösungsmodelle gibt es dazu in den europäischen Ländern? Die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Goethe-Universität Frankfurt bietet dazu eine internationale Expertenliste, die Medien und Institutionen die Recherche erleichtern soll.

FRANKFURT. Dr. Raida Chbib, Geschäftsführerin der AIWG, hat die Liste vergangene Woche in Berlin auf der internationalen Konferenz „Approaches to Cooperation between the State and Muslim Communities: Training of Muslim Religious Professionals in Europe“ offiziell vorgestellt. Auf der jetzt veröffentlichten Liste sind unter anderem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu finden, die zu den bisherigen internationalen Konferenzen des internationalen Programms der AIWG beigetragen haben. Der Service der AIWG soll die Suche nach Ansprechpartnern für Medienbeiträge oder auch potenziellen Vortragenden für Veranstaltungen erleichtern.

Dr. Raida Chbib über die Expertenliste: „Aus dem internationalen Fachaustausch zwischen Wissenschaftler_innen, staatlichen und zivilgesellschaftlichen Expert_innen zu Fragen islamisch-religiösen Lebens in Europa und Nordamerika ist diese Expertenliste entstanden. Einige der bislang beteiligten Expert_innen haben die in verschiedenen Bereichen erlangten Erfahrungen und Wissensbestände im Rahmen der internationalen Konferenzen der AIWG und ihres Netzwerks eingebracht und erklären sich bereit, ihre Expertise über diesen fortlaufenden Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis hinaus einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Mit der Veröffentlichung der Expertenliste trägt die AIWG dazu bei, dass wichtige Themen, internationale Erfahrungen, Perspektiven und Fachbeiträge allen interessierten gesellschaftlichen Gruppen zugänglich gemacht werden.“

Bislang umfasst die Liste zwölf ausgewiesene Expertinnen und Experten für die Themenfelder Ausbildung und Beschäftigung muslimisch-religiösen Personals. Die Liste ermöglicht eine Suche nach Schlagworten und gibt erste Informationen zu den gelisteten Personen. Die Profile beinhalten neben den Kontaktdaten auch eine Zusammenfassung der wissenschaftlichen beziehungsweise beruflichen Laufbahn sowie Informationen zu deren Forschungsgebieten und Arbeitsbereichen. Die Liste wird laufend aktualisiert und sukzessive um weitere internationale Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Praxis erweitert.

Zur Expert_innenliste für Medienbeiträge: https://aiwg.de/expert_innensuche-nach-themen/
Zur Referent_innenliste für Veranstaltungen: https://aiwg.de/referent_innensuche-nach-themen/

Über das Internationale Programm der AIWG
Das Internationale Programm der AIWG bringt internationale Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis zusammen, um Entwicklungen in Religion, Leben und Engagement von Muslimen und Musliminnen in den europäischen und nordamerikanischen Gesellschaften zu diskutieren. Insbesondere die Untersuchung theologischer Ansätze, soziologischer Themen und Fallstudien stehen im Fokus der Aktivitäten. Durch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Fachleuten aus Deutschland, Europa und Nordamerika soll akademisches sowie praktisches Wissen zu relevanten Themen gesammelt und das Finden von nachhaltigen Antworten auf aktuelle Fragen zu muslimischem Leben und Religion ermöglicht werden. Ein wichtiger Teil des Internationalen Programms der AIWG sind die regelmäßig organisierten internationalen Konferenzen sowie die daraus entstehenden Berichte (abrufbar unter: https://aiwg.de/internationale-publikationen/)

Die Aktivitäten des Internationalen Programms werden durch das Auswärtige Amt unterstützt. Mehr zum Internationalen Programm unter: https://aiwg.de/aiwg-international-programme/

Über die AIWG
Die AIWG ist eine universitäre Plattform für Forschung und Transfer in islamisch-theologischen Fach- und Gesellschaftsfragen. Sie ermöglicht überregionale Kooperationen und Austausch zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der islamisch-theologischen Studien und benachbarter Fächer sowie Akteurinnen und Akteuren aus der muslimischen Zivilgesellschaft und weiteren gesellschaftlichen Bereichen. Die AIWG wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und durch die Stiftung Mercator.

Weitere Informationen
Stefanie Golla
Koordinatorin Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft
Goethe-Universität
Telefon 069-798  22459
E-Mail golla@aiwg.de
Homepage https://aiwg.de/


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jun 25 2021
12:07

Café Europa in der Romanfabrik: Die Ethnologen Mamadou Diawara und Richard Kuba im Gespräch 

Der Blick Afrikas auf Europa

FRANKFURT. Was ist Europa? Von welchem Afrika und von welchem Europa ist überhaupt die Rede? Um welchen Blick soll es gehen, wenn man in Afrika von Europa redet? Von welcher Zeit reden wir überhaupt? Die Fragen sind vielfältig und die Antworten umstritten. Prof. Mamadou Diawara, Professor am Institut für Ethnologie der Goethe-Universität, und Dr. Richard Kuba, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Frobenius-Institut, werden diese und noch weitere Fragen im Café Europa der Romanfabrik gemeinsam mit dem Publikum erörtern.

Mamadou Diawara (Frankfurt) & Richard Kuba (Frankfurt),
„Der Blick Afrikas auf Europa“, Café Europa.
Mittwoch, 7. Juli / 20.00 Uhr
Eintritt frei – Anmeldung erforderlich
Romanfabrik, Hanauer Landstr. 186 (Hof), 60314 Frankfurt
Reservierung (mit Angabe von Adresse und Telefonnummer): reservierung@romanfabrik.de
Live-Publikum + kostenloser Livestream

Mamadou Diawara, aus Mali stammend, ist Professor für Ethnologie an der Universität Frankfurt, Spezialist für das subsaharische Afrika und stellvertretender Direktor des Frobenius-Instituts für kulturanthropologische Forschung. Er ist Mitherausgeber des Bandes „Historical Memory in Africa. Dealing with the Past, Reaching for the Future in an Intercultural Context“ (New York/Oxford, Berghahn, 2010).

Dr. Richard Kuba ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Frobenius-Institut mit den Forschungsschwerpunkten vorkoloniale Geschichte Afrikas, historische Quellen, Geschichte der Ethnologie und Geschichte der Felsbildforschung.

Die Reihe "Café Europa" ist ein gemeinsames Projekt der Romanfabrik und des Institut franco-allemand IFRA. „Café Europa“ wird gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain, die Stadt Frankfurt, das Land Hessen und das Institut franco-allemand IFRA.

Kontakt
Ulla Büker, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Romanfabrik e.V.
Hanauer Landstr. 186 (Hof) | 60314 Frankfurt. Tel. 069/49 40 902; u.bueker@romanfabrik.de; www.romanfabrik.de


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jun 24 2021
14:27

Screening multipler Gen-Veränderungen auch für komplexe Nerven- und Immunerkrankungen anwendbar

Neue Technologie zur Erforschung von Krebs-Mutationen - Ansatzpunkte für künftige Therapien

Eine erweiterte Anwendung der CRISPR-Cas-Technologie ermöglicht das Team um den Biochemiker Dr. Manuel Kaulich von der Goethe-Universität Frankfurt: Die neue 3Cs-Multiplex-Technik erlaubt es, in der Zellkultur die Wirkung genetischer Veränderungen in zwei beliebigen Genen gleichzeitig zu untersuchen. Dies kann wichtige Hinweise für die Entwicklung von Therapien gegen Krebs oder Erkrankungen des Nerven- und Immunsystems liefern.

FRANKFURT. Krebs und viele andere Erkrankungen beruhen auf Gendefekten. Häufig kann der Körper den Ausfall eines Gens kompensieren; erst die Kombination mehrerer genetischer Fehler führt zum Krankheitsbild. Eine Möglichkeit, Millionen solcher Kombinationen von Gendefekten zu simulieren und ihre Auswirkungen in der Zellkultur zu untersuchen, bietet jetzt die an der Goethe-Universität Frankfurt entwickelte 3Cs-Multiplex-Technik auf Basis der CRISPR-Cas-Technologie. CRISPR-Cas ist eine „Genschere“, die es erlaubt, gezielt Gene einzuschleusen, zu entfernen und auszuschalten. Dazu werden kleine Erbgut-Schnipsel („single guide RNA“) als „Adresse“ genutzt, die die Genschere zu bestimmten Abschnitten der DNA leiten, wo die Genschere dann aktiv wird.

Zur Entwicklung der 3Cs-Multiplex-Technik erweiterten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Institut für Biochemie II der Goethe-Universität ihre vor drei Jahren entwickelte und patentierte 3Cs-Technik. 3Cs steht für covalently-closed circular-synthesized, weil die für CRISPR-Cas eingesetzten RNA-Elemente dabei mit Hilfe einer kreisförmigen Synthese generiert somit einheitlicher verteilt sind. Mit einer ganzen Bibliothek solcher RNA-Ringe lässt sich jedes beliebige Gen in einer Zelle gezielt adressieren, um es zu verändern oder auszuschalten.

Die neue 3Cs-Multiplex-Technik erlaubt nun sogar die gleichzeitige Manipulation zweier Gene in einer Zelle. Dr. Manuel Kaulich erläutert: „Wir können ‚Adress'-RNA-Bibliotheken für alle denkbaren Zweier-Kombinationen von Genen herstellen. Damit lassen sich bis zu mehreren Millionen Kombinationen gleichzeitig in einem Experiment testen.“

Bislang war der Aufwand für solche Experimente sehr hoch; die neue Technik der Arbeitsgruppe reduziert ihn einschließlich Kosten um den Faktor Zehn. Denn das Team kann die Adress-Bibliotheken dank der neuen 3Cs-Multiplex-Technik sehr einheitlich und qualitativ hochwertig herstellen. „Durch die mäßige Qualität der bislang verfügbaren CRISPR-Cas-Bibliotheken mussten immer sehr große Experimente durchgeführt werden, um entstehende Fehler statistisch auszugleichen“, so Kaulich.

Am Beispiel von verschiedenen an Abbauprozessen beteiligten Genen zeigte die Arbeitsgruppe das Potenzial der neuen 3Cs-Multiplex-Technik: Sie untersuchte knapp 13.000 Zweierkombinationen von Genen, die für Recyclingprozesse (Autophagie) in der Zelle verantwortlich sind. Mit deren Hilfe baut die Zelle „ausgediente“ Zellbestandteile ab und verwertet sie. Störungen der Autophagie können Zellwucherungen auslösen.

„Mit der 3Cs-Multiplex-Technik konnten wir zum Beispiel zwei an der Autophagie beteiligte Gene identifizieren, deren Ausschalten zu einem unkontrollierten Wachstum von Zellen führt“, erklärt Kaulich. „Genau diese Autophagie-Mutationen kommen bei jedem fünften Patienten mit einem Plattenephithelkarzinom der Lunge vor. Auf diese Weise können wir in Zellkulturexperimenten sehr effizient nach Genen suchen, die bei Krebs oder auch Krankheiten des Nerven- und Immunsystems eine wichtige Rolle spielen und die sich als mögliche Ziele für Therapien eignen.“

Die Arbeitsgruppe der Goethe-Universität hat ihre Entwicklungen über die universitäre Technologietransfer-Tochter Innovectis zum Patent angemeldet. Das aus dem Institut für Biochemie II unter Beteiligung von Manuel Kaulich ausgegründete Start-up-Unternehmen Vivlion GmbH bietet die Nutzung der Technologie bereits auf dem Markt an.

Publikation: Valentina Diehl, Martin Wegner, Paolo Grumati, Koraljka Husnjak, Simone Schaubeck, Andrea Gubas, Varun Jayeshkumar Shah, Ibrahim H Polat, Felix Langschied, Cristian Prieto-Garcia, Konstantin Müller, Alkmini Kalousi, Ingo Ebersberger, Christian H Brandts, Ivan Dikic, Manuel Kaulich, Minimized combinatorial CRISPR screens identify genetic interactions in autophagy. Nucleic Acids Research, gkab309, https://doi.org/10.1093/nar/gkab309


Weitere Informationen:
Dr. Manuel Kaulich
Institut für Biochemie II
Goethe-Universität Frankfurt
Tel: +49 69 6301-6295
kaulich@em.uni-frankfurt.de

Dr. Kerstin Koch
Institut für Biochemie II
Goethe-Universität Frankfurt
Tel.: +49 696301-84250
k.koch@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12498, bernards@em.uni-frankfurt.de