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Öffentliche Vortragsreihe der Deutsche Bank Stiftungsgastprofessur zum Thema „Christen in Ostafrika und Westasien“
FRANKFURT. Ostafrika und Westasien werden im breiteren öffentlichen Bewusstsein mit dem Islam verbunden. Doch schon ein rascher Blick in die Vergangenheit – und auf jüngere politische Ereignisse – lässt die religiöse Vielfalt in der Region erkennen: Juden, Christen und Muslime lebten nebeneinander, in denselben Orten, teils in Nachbarschaft. Neben friedlichen Nachbarschaftsbeziehungen der Religionen und den Machthabern gab es allerdings auch blutige Konflikte.
Die öffentliche Vortragsreihe der Deutsche Bank Stiftungsgastprofessur
Christen in Ostafrika und Westasien – Alte Traditionen und neue
Herausforderungen widmet sich den Christentümern dieser Regionen, die
traditionell als „orientalisches Christentum“ bezeichnet werden. Dabei
vermitteln ausgewiesene Referenten in einem weiten historischen Blick
Perspektiven verschiedener Fachrichtungen – von der Kirchengeschichte über die
Byzantinistik bis hin zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Die Reihe
schließen eine Lesung sowie ein Gespräch mit dem Schriftsteller Martin Mosebach
und Asfa-Wossen Asserate ab.
Termine und Themen im Überblick:
Die Vorträge finden in
Präsenz statt. Veranstaltungsort ist der Campus Westend, Trude-Simonsohn-Saal
(Cas. 1.811), am 6. Juli ausnahmsweise das Hörsaalzentrum 3 auf dem Campus
Westend.
Die Federführung
der Veranstaltungsreihe liegt bei Prof. Dr. Hartmut Leppin, Goethe-Universität
Frankfurt, und Prof. Dr. Dorothea Weltecke, Humboldt-Universität zu Berlin;
veranstaltet wird die Reihe vom DFG-Leibnizpreisprojekt »Polyphonie des
spätantiken Christentums«, der DFG-Kollegforschungsgruppe »POLY – Polyzentrik
und Pluralität vormoderner Christentümer«, dem Leibniz-WissenschaftsCampus
»Byzanz zwischen Orient und Okzident« und der Vereinigung von Freunden und
Förderern der Goethe-Universität.
Weiterführende
Informationen zur Reihe sowie zur Anmeldung sind unter www.uni-frankfurt.de/deutsche-bank-stiftungsgastprofessur abrufbar.
Die
Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ der Deutsche Bank AG
wurde im Jahr 1985 ins Leben gerufen. Sie soll Brücken schlagen zwischen
Bürgern der Stadt und Region einerseits und der Forschung andererseits, um
anhand wissenschaftlicher Expertise und ihrer verständlichen Vermittlung
Orientierung in einer Welt der globalen Umwälzungsprozesse zu bieten.
Information
und Anmeldung:
Marius
Kalfelis
Leibnizpreis-Projekt
»Polyphonie des spätantiken Christentums«
Historisches
Seminar, Abt. für Alte Geschichte Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt/M.
E-Mail: kalfelis@em.uni-frankfurt.de
Semesterstart an der Universität des 3. Lebensalters
FRANKFURT.
Nach zwei Jahren digitaler Studienprogramme können im Sommersemester 2022 nun
auch die Studierenden der Universität des 3. Lebensalters (U3L) wieder in die
Hörsäle und Seminarräume zurückkehren. Diejenigen, die das Präsenzangebot
wahrnehmen, zeigen sich sehr glücklich über die Möglichkeit, Ihre Dozent*innen
und Mitstudierenden wieder von Angesicht zu Ansicht erleben. Auf dem Campus
Bockenheim der Goethe-Universität, dem Sitz der U3L, herrscht eine Art
Aufbruchsstimmung, die auch durch das strahlende Frühlingswetter begünstigt
wird.
„Die
U3L wünscht allen Studierenden, Lehrenden und Beschäftigten auf den
verschiedenen Campusstandorten einen schönen Semesterbeginn“ sagt Silvia
Dabo-Cruz, die Leiterin der Geschäftsstelle der U3L. „Für das U3L-Angebot
hatten wir entschieden, sowohl Präsenz- als auch digitale Veranstaltungen
anzubieten, um eine möglichst breite Gruppe anzusprechen. Nun können diejenigen
endlich zurückkehren, die Online-Lehre nicht in Anspruch genommen haben. Und
alle, die in den Corona-Semestern die Teilnahme aus der Ferne schätzen gelernt
haben, finden bei der U3L weiterhin ein breites Online-Angebot. Auch eine
Mischung ist für viele eine gute Option, wenn die Veranstaltungszeiten
zusammenpassen. Die ersten Präsenzveranstaltungen sind bei Weitem nicht
überfüllt. Das ist im Moment auch gut so. Es zeigt sich, dass der gefasste Plan
einer vorsichtigen und umsichtigen Rückkehr auf den Campus aufgeht. In den
Räumen ist ausreichend Platz, um sich schrittweise an die neue Nähe zu
gewöhnen.“
Die
Anmeldezeit für das Sommersemester endet erst am 30. April. Bis dahin ist ein
Einstieg in die Vorlesungen, Seminare und Arbeitsgruppen ohne weiteres möglich
– diese finden im Sommersemester in der Zeit zwischen dem 11. April und dem 15.
Juli 2022 statt. Eine Veranstaltungsliste ist auf der Homepage der U3L
abrufbar.
Kontakt:
Die Mitarbeiter*innen der
U3L-Geschäftsstelle freuen sich über eine Kontaktaufnahme und geben gerne
Auskunft. Im Moment sind sie allerdings nur telefonisch oder per E-Mail
erreichbar. Auch hier gilt es, die Öffnung der Geschäftsstelle vorsichtig zu
planen.
Weitere
Informationen:
Claudia
Koch-Leonhardi, Universität des 3. Lebensalters an der Goethe-Universität. Tel.
(069)-798 28861; u3l@em.uni-frankfurt.de; http://www.u3l.uni-frankfurt.de
Homepage
der U3L: www.u3l.uni-frankfurt.de. Telefonische
Sprechzeiten: Mo-Do 9.30-12.30 Uhr, Mi 13.30-16 Uhr und n.V., Tel. (069)
798-28861
Zellkulturuntersuchungen aus Frankfurt und Canterbury zeigten zuvor Aprotinin-Effekte gegen SARS-CoV-2
Eine klinische Studie aus Spanien bestätigte kürzlich Laborversuche der Goethe-Universität Frankfurt und der University of Kent, nach denen der Protease-Inhibitor Aprotinin die Infektion von Zellen mit SARS-CoV2 verhindert. Die Autor:innen der klinische Studie berichten, dass Patient:innen, die ein Aprotinin-Aerosol erhielten, unter anderem deutlich früher aus dem Krankenhaus entlassen werden konnten.
FRANKFURT. Bevor
SARS-CoV-2 über sein Spike-Protein an Proteine (ACE2-Rezeptoren) auf der
Oberfläche der Wirtszellen andocken kann, müssen Teile des Spike-Proteins durch
Enzyme der Wirtszellen – Proteasen – abgespalten werden. 2020 konnte ein
Wissenschaftsteam um Prof. Jindrich Cinatl von der Goethe-Universität und Prof.
Martin Michaelis sowie Prof. Mark Wass von der britischen University of Kent in
Zellkultur-Experimenten zeigen, dass der Protease-Inhibitor Aprotinin in der
Lage ist, die für das Eindringen der SARS-CoV-2-Viren nötige Proteasen zu
hemmen und die Vermehrung des Erregers zu stoppen.
In einer weiteren Studie wies das Wissenschaftsteam ebenfalls
anhand von Zellkultur-Experimenten nach, dass Aprotinin auch gegen die Delta-
und Omikron-Variante von SARS-CoV-2 wirkt.
Jetzt hat eine klinische Phase-III-Studie eines spanischen
Forschungsteams unter anderem gezeigt, dass ein Aprotinin-Aerosol die
durchschnittliche Verweildauer von COVID-19-Patient:innen im Krankenhaus um
fünf Tage verkürzen kann.
Prof. Jindrich Cinatl meint: „Dies zeigt, wie wissenschaftliche
Kooperationen auch ohne direkte Verbindungen zwischen Forschungsteams
funktionieren. Ich freue mich sehr, dass unsere Zellkulturstudie diese
erfolgreiche klinische Studie angestoßen hat.“
Prof. Martin Michaelis sagt: „Die Ergebnisse unserer
Zellkulturstudien waren bereits sehr vielversprechend. Es ist toll, dass sich
Aprotinin nun auch bei Patientinnen und Patienten als wirksam gegen COVID-19
erwiesen hat.“
Spanische Studie: Francisco Javier Redondo-Calvo et. al.: Aprotinin treatment against
SARS-CoV-2: A randomized phase III study to evaluate the safety and efficacy of
a pan-protease inhibitor for moderate COVID-19. Eur. J. Clin. Invest. (2022) https://doi.org/10.1111/eci.13776
Zu den Studien von Goethe-Universität und University of Kent:
1) Wirkstoff Aprotinin verhindert Eindringen von SARS-CoV2 in Wirtszellen:
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/wirkstoff-aprotinin-verhindert-eindringen-von-sars-cov2-in-wirtszellen/
2) Forscher:innen von Goethe-Universität und University of Kent
finden Erklärung für mildere Omikron Verläufe:
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/forscherinnen-von-goethe-universitaet-und-university-of-kent-finden-erklaerung-fuer-mildere-omikron-verlaeufe/
Weitere Informationen
Prof.
Dr. rer. nat. Jindrich Cinatl
Institut für Medizinische Virologie
Universitätsklinikum Frankfurt und Goethe-Universität Frankfurt
Tel.: +49 (0) 69 6301-6409
cinatl@em.uni-frankfurt.de
Prof.
Dr. Martin Michaelis
School of Biosciences
University of Kent
Tel: +44 (0)1227 82-7804
Handy: +44 (0)7561 333 094
m.michaelis@kent.ac.uk
Prof. Frank Brenker ins Voruntersuchungsteam der NASA-Mission OSIRIS-REx berufen – Raumsonde mit 60 Gramm Material vom Asteroiden Bennu auf dem Rückflug – Untersuchung mit neuartigen Methoden
Als einer der ersten Wissenschaftler wird der Geowissenschaftler Prof. Frank Brenker von der Goethe-Universität Frankfurt ab 2023 Gesteinsproben des Asteroiden Bennu untersuchen können. Dies gab die US-amerikanische Weltraumbehörde NASA bekannt. 2020 hatte die NASA-Raumsonde OSIRIS-REx Gesteinsproben von Bennu genommen und befindet sich seitdem auf dem langen Rückflug zur Erde. Die Proben versprechen neue Erkenntnisse über die frühe Geschichte des Sonnensystems und Bildung der Erde.
FRANKFURT.
Asteroiden haben im Laufe der Erdgeschichte das Aussehen unseres blauen
Planeten stark mitbestimmt: Einschläge dieser Himmelskörper brachten
wahrscheinlich das Wasser für unsere Ozeane auf die Erde, auch Bausteine des
Lebens und viele Edelmetalle stammen wohl von diesen Himmelskörpern.
Um mehr über Asteroiden und ihren Einfluss auf die Erdgeschichte
und die Entstehung des Lebens zu erfahren, hat die US-amerikanische
Weltraumbehörde 2016 die Raumsonde OSIRIS-REx zu dem erdnahen Asteroiden Bennu
geschickt. Bennu ist ein 500 Meter großer Asteroid der C-Klasse und gehört
damit zu den ursprünglichsten Objekten unseres Sonnensystems. Forscher gehen
davon aus, dass sich diese Asteroiden seit mehr als 4,56 Milliarden Jahren
nicht mehr entscheidend verändert haben. Damit erlauben sie einen ungestörten
Blick in die Kinderstube unseres Sonnensystems.
Ende 2020 hat OSIRIS-REx Proben der Oberfläche von Bennu entnommen
und wird 2023 mit mehr als 60 Gramm Asteroidenmaterial auf der Erde
zurückerwartet. Die Proben sollen während des Vorbeiflugs der Raumsonde an der
Erde über eine Rückkehrkapsel auf die Erdoberfläche gelangen. Zu den ersten
Wissenschaftlern, die diese Proben dann untersuchen werden, gehört nun auch
Prof. Frank Brenker vom Institut für Geowissenschaften der Goethe-Universität
Frankfurt. Er wurde zusammen mit seinem Kollegen Prof. Laszlo Vincze,
Universität Gent, von der NASA in das Voruntersuchungsteam berufen.
Der Grund: Prof. Frank Brenker hat zusammen mit Kolleginnen und
Kollegen in den vergangenen Jahren ein präzises und hoch-ortsauflösendes
Messverfahren entwickelt, das mithilfe von Supermikroskopen dreidimensional und
berührungsfrei die chemische Zusammensetzung und die Struktur der Materie in
den kostbaren Proben bestimmen kann. Die Supermikroskope arbeiten dazu mit
energiereicher Röntgenstrahlung (Synchrotron-Strahlung), die an den
Beschleunigeranlagen DESY in Hamburg und ESRF im französischen Grenoble erzeugt
wird.
„Wir
sind äußerst gespannt auf die einzigartigen Proben und sehr stolz über die
Aufnahme in das Voruntersuchungsteam“, erklärt Frank Brenker. „In den Proben
werden wir mit unserem Verfahren unter anderem die Gehalte und die Verteilung
der so genannten seltenen Erden bestimmen, die für eine geowissenschaftliche
und kosmochemische Interpretation von großer Bedeutung sind. Wir machen also
quasi eine Spurenelement-Tomographie der Proben. Dies können außer uns nur
wenige Wissenschaftsteams weltweit.“
Derzeit
arbeitet das deutsch-belgische Wissenschaftsteam noch intensiv an der
Untersuchung der Proben vom Asteroiden Ryugu, die die japanische
Weltraumorganisation im Dezember 2020 zur Erde geholt hatte.
Links: Proben vom Asteroiden Ryugu / Raumsonde Hayabusa 2
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/raumsonde-hayabusa-2-wasser-auf-der-erde-stammt-womoeglich-von-asteroiden/
https://www.puk.uni-frankfurt.de/75129455/Erste_Proben_des_Asteroiden_Ryugu_kommen_nach_Frankfurt?
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Frank Brenker
Institut für Geowissenschaften
Mineralogie
Tel.: (069)-798 40134
Mobil: 0151 68109472
f.brenker@em.uni-frankfurt.de
Podiumsgespräch zur Buchvorstellung „Ein Verbrechen ohne Namen“
FRANKFURT. Wie an den Holocaust erinnern? Die Einzigartigkeit des Holocaust im kollektiven Gedächtnis der Deutschen wurde immer wieder diskutiert – auch in jüngster Zeit. So wurde die Auffassung laut, andere historische Verbrechen sollten ausgeblendet und dem Mord an den Juden eine singuläre Rolle im kollektiven Gedächtnis der Deutschen eingeräumt werden.
Das Buch Ein Verbrechen ohne Namen. Anmerkungen zum
neuen Streit über den Holocaust der Historikerin Sybille Steinbacher sowie
der Historiker Dan Diner, Norbert Frei und Saul Friedländer tritt solchen
Thesen entgegen und will zeigen, warum das Argument der Präzedenzlosigkeit des
Holocaust historisch gut begründet ist. Zugleich macht es deutlich, dass die
Erinnerung insbesondere an die Kolonialverbrechen einen größeren Platz erhalten
sollte, ohne deshalb die kritische Auseinandersetzung mit dem Holocaust
beiseitezuschieben.
Im
Rahmen einer Podiumsveranstaltung mit drei seiner Autor*innen wird das Buch
„Ein
Verbrechen ohne Namen“
am 13.
April 2022 um 20.00 Uhr
in der
Deutschen Nationalbibliothek
vorgestellt.
Die
Veranstaltung kann ohne Anmeldung auch per Livestream auf YouTube unter
folgendem Link verfolgt werden: https://youtu.be/s0CDczEX2oU
Die
Autorin und Autoren des Buchs und Teilnehmer der Podiumsdiskussion sind
ausgewiesene Zeithistoriker: Prof. Dr. Dan Diner ist Historiker für Moderne
Geschichte und lehrte an den Universitäten Jerusalem und Leipzig. Prof. Dr.
Norbert Frei ist Seniorprofessor für Neuere und Neueste Geschichte an der
Friedrich-Schiller-Universität Jena, und Prof. Dr. Sybille Steinbacher ist
Zeithistorikerin und Direktorin des Fritz Bauer Instituts; sie lehrt zudem an
der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Moderieren wird Rebecca Caroline
Schmidt, Geschäftsführerin des Forschungsverbunds »Normative Ordnungen«.
Die Buchvorstellung mit anschließender Podiumsdiskussion findet in
Kooperation des Fritz Bauer Instituts mit dem Deutschen Exilarchiv 1933–1945
der Deutschen Nationalbibliothek und dem Forschungsverbund »Normative
Ordnungen« der Goethe-Universität Frankfurt am Main statt.
Das Buch „Ein
Verbrechen ohne Namen. Anmerkungen zum neuen Streit über den Holocaust“ der
Autoren Saul Friedländer, Norbert Frei, Sybille Steinbacher und Dan Diner und
einer Einleitung von Jürgen Habermas ist kürzlich im C.H.BECK-Verlag
erschienen.
Anmeldung:
Für die Teilnahme vor Ort wird um Anmeldung an anmeldung@fritz-bauer-institut.de gebeten.
Weitere Informationen:
Fritz Bauer Institut, 069/798
322-40, info@fritz-bauer-institut.de, www.fritz-bauer-institut.de
Anke Harms, Referentin für
Wissenschaftskommunikation, 069/798-31407, anke.harms@normativeorders.net; www.normativeorders.net
Im neuen UniReport analysieren Expert*innen der Goethe-Universität den Ukraine-Konflikt.
FRANKFURT. Expert*innen aus Politik- und Geschichtswissenschaft sowie aus Soziologie und Psychologie analysieren in der neuen Ausgabe des UniReports den Krieg Russlands gegen die Ukraine. Prof. Nicole Deitelhoff, Politikwissenschaftlerin und Leiterin des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), ist skeptisch, ob sich in Russland die Kritik an Putins Kriegspolitik mehr Gehör und Einfluss verschaffen kann. Man wisse gegenwärtig nicht, wie Putin-freundlich die Stimmung in der russischen Bevölkerung wirklich sei. Grundsätzlich gelte: „Was wir wissen ist, dass jede Herrschaft in Bedrängnis gerät, wenn sie nicht mehr ‚liefern' kann, das heißt, wenn wichtige Unterstützerkreise den Eindruck gewinnen, dass sie ohne den jeweiligen Herrscher oder die Herrscherin besser dran wären. Das kann, je nachdem, wie sich die Lage in Russland unter dem Eindruck der Sanktionen und des Kriegs entwickelt, auch dort geschehen.“
Den von Bundeskanzler Scholz bemühten Begriff der „Zeitenwende“ hält der
Wirtschaftshistoriker Prof. Werner Plumpe aus europäischer Sicht durchaus für
zutreffend; in globaler Perspektive müsste er aber relativiert werden. Dass
Großmächte ihre Einflusszonen militärisch sichern, auch militärisch eingreifen,
wenn sie ihre Interessen bedroht sehen, ist seiner Einschätzung nach nicht so
selten. Sanktionen
allein hätten in historischer Perspektive wenig bewegt, so Plumpe; ihre
Wirkungen seien diffus, weil ja nicht nur Regierungen, sondern eben auch die
Bevölkerung getroffen würden.
Der Sozialpsychologe Prof. Rolf van Dick, der gerade zusammen mit einem
Marburger Kollegen einen Offenen Brief an Putin veröffentlicht hat, dem sich
bereits viele Fachkolleg*innen angeschlossen haben, weist die Annahme zurück,
nach denen der Krieg einzig und allein von Putin ausgehe: „Es ist ja nicht
Putin selber, der Bomben abfeuert, es sind Soldaten auf allen Ebenen beteiligt,
die sich diesem sinnlosen Krieg durchaus verweigern könnten.“
Was macht die Auseinandersetzung mit dem Krieg in der Ukraine mit der deutschen
Gesellschaft, welche Rolle spielen die Medien im öffentlichen Diskurs? Damit
beschäftigt sich der Soziologe Prof. Thomas Scheffer, der den Medien eine
wichtige Aufgabe zuschreibt: „Sie schärfen durchaus unsere Sinne für die
allgemeine Lage, in der wir uns befinden.“ Er sieht aber auch das Problem, dass
Themen in der Konkurrenz um Aufmerksamkeit einander verdrängen: „Die täglichen
300 Toten der Corona-Pandemie lassen viele heute kalt, weil sie nun jahrelange
Realität sind. Anders mit den Toten, Verletzten und Verfolgten im
Ukraine-Krieg. Sie berühren uns und drängen zum Handeln. Die Aufmerksamkeit
schließt unsere Emotionen mit ein.“
Im
neuen UniReport begrüßt Universitätspräsident Prof. Enrico Schleiff die
Studierenden der Goethe-Universität zum Sommersemester 2022 – erstmals (auch)
auf Ukrainisch, um damit ein Zeichen zu setzen. Schleiff sagt: „Unsere
Solidarität gilt den Menschen in der Ukraine, allen Ukrainer*innen im In- und
Ausland, aber auch all jenen, die sich in Russland und weltweit entschieden für
Frieden und Freiheit engagieren.“
Weitere Themen im aktuellen UniReport:
Der
UniReport 2/2022 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe
Goethe-Uni veröffentlicht aktuelles Programm der Frankfurter Bürger-Universität
Von der Vorlesung des Nobelpreisträgers der Physik Reinhard Genzel bis hin zur Poetikvorlesung der Schriftstellerin Judith Hermann reicht das Spektrum des neuen Programms der Frankfurter Bürger-Universität. Ziel des von der Goethe-Universität zusammengestellten und organisierten Gesamtprogramms ist, den Dialog zwischen Wissenschaftler:innen und Bürger:innen zu fördern.
FRANKFURT. Wie
können wir die Natur als wertvollen Lebensraum langfristig erhalten und auch
als Ressource für uns Menschen nachhaltig nutzen? Welche Rolle spielt die
Mathematik bei der Klimaforschung? Gehören Streit und Vertrauen zusammen? Diese
und andere Themen greifen die Veranstaltungen der Frankfurter
Bürger-Universität im Sommersemester 2022 auf. Dazu gehören Vorträge,
Podiumsgespräche und Buchvorstellungen, Führungen und Ausstellungen sowie ein
Fest: Erstmals seit Ausbruch der Pandemie lädt die Goethe-Universität wieder
zum Frühlingsfest auf den naturwissenschaftlichen Campus auf dem Riedberg. Am
22. Mai erwarten Besucherinnen und Besucher dort Führungen unter anderem des
Instituts für Bienenkunde, der GeoAgentur Riedberg und Gärtnern des
Wissenschaftsgartens.
Wenn Wissenschaft nicht das letzte Wort über unser Leben haben
kann – wer oder was aber dann? Diese Frage greift die Diskussionsreihe „Mit
oder ohne Gott – Religionen in der pluralen Gesellschaft“ auf. In zwei
Talkrunden diskutieren Expertinnen und Experten der Goethe-Universität aus
Religionsphilosophie und Islamwissenschaft, aus Soziologie, Theologie,
Geschichte des Judentums und jüdischer Religionsphilosophie, ob und wie es zu
Glaubensüberzeugungen in einer demokratisch und wissenschaftlich geprägten Welt
kommen kann. Die Diskussionsreihe unter Beteiligung des Forschungsverbunds
„Dynamiken des Religiösen“ an der Goethe-Universität findet – erstmals wieder
in Präsenz – am 8. Juni in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Frankfurt und
am 28. Juni in Kooperation mit der Zentralbibliothek der Stadtbücherei
Frankfurt statt.
Das Programm der Bürger-Universität wird an einschlägigen Stellen
in der Stadt ausgelegt und ist auf der Webseite der Goethe-Universität
einsehbar unter: http://www.buerger.uni-frankfurt.de/
Die erste Bürger-Universität startete im Jahr 2008. In diesem Jahr
kehrte die Goethe-Universität zu ihren Wurzeln als Stiftungsuniversität zurück,
als die sie 1914 von Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern gegründet worden war.
Seitdem fördert die Bürger-Universität, die unter der Schirmherrschaft des
Frankfurter Oberbürgermeisters steht, den lebendigen Dialog mit den Bürgerinnen
und Bürgern aus Stadt und Region.
Weitere Informationen
Abteilung
PR & Kommunikation
Goethe-Universität
069/798-12481
buergeruni@uni-frankfurt.de
Sommersemester wird weitestgehend wieder in Präsenz durchgeführt. Universitätsleitung bittet Studierende, in Innenräumen weiterhin Maske zu tragen.
FRANKFURT. Die Goethe-Universität hat heute ihre neuen Studierenden begrüßt: Für knapp 2.200 „Erstis“ hat das Sommersemester 2022 mit einer großen Messe begonnen: Auf der zentralen Begrüßungsveranstaltung der Goethe-Universität, die nach zwei Jahren Pause zumindest wieder im Hybridmodus stattfinden konnte, wurden sie von Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann, Universitätspräsident Prof. Enrico Schleiff sowie dem AStA-Vorstand begrüßt.
„Ich gratuliere Ihnen zu dieser hervorragenden
Entscheidung: Ein Studium in der besten Stadt Deutschlands zu beginnen“, sagte
Oberbürgermeister Peter Feldmann mit einem Augenzwinkern. Er hob in seiner Rede
die Vorzüge der Stadt Frankfurt hervor, die neben ausgezeichneten Hochschulen
auch in einer reichen Kulturlandschaft sowie vielfältigen Freizeitangeboten zum
Ausdruck kämen. „Aber es sind die Menschen, die Frankfurt besonders machen -
und Sie sind eine Bereicherung für unsere Stadt“, betonte Feldmann. „Vor allem
freue ich mich für Sie, dass Sie Hörsäle wieder von innen sehen werden und auf
dem Campus gemeinsam mit ihren Kommilitonen lernen können“, so das
Stadtoberhaupt weiter.
Universitätspräsident Prof. Enrico Schleiff betonte bei der Begrüßung der Erstsemester: „Wir freuen uns über alle neuen Studierenden, die sich für ein Studium an der Goethe-Universität entschieden haben. Auf sie wartet eine aufregende Lebensphase, in der sie sich nicht nur berufliche Perspektiven erarbeiten, sondern auch unglaublich viele bereichernde Menschen kennen lernen und sich in unterschiedlichsten Initiativen engagieren können.“ Schleiff betonte, wie wichtig es für die Goethe-Universität sei, nach zwei Jahren starker Einschränkungen wieder in den regulären Präsenzbetrieb zurückkehren zu können; er bat die Studierenden aber darum, angesichts der nach wie vor hohen Infektionszahlen vorsichtig zu sein und in Innenräumen weiterhin die Maske zu tragen. Wer noch nicht geimpft sei, solle dies unbedingt noch tun, um sich und andere zu schützen.
Auf der Präsenzmesse im Casinogebäude konnten sich die neuen Studierenden einen Überblick über Angebote und Serviceleistungen der Goethe-Universität verschaffen. Wer nicht persönlich dabei sein konnte, hatte die Möglichkeit, sich das Programm mit Live-Vorträgen, Informationen und Tipps rund um das Studium an der Goethe-Universität im Netz anzuschauen.
Der
reguläre Vorlesungsbetrieb für alle Studierenden beginnt ab dem kommenden
Montag. Insgesamt wird mit ungefähr 42.000 Studierenden im Sommersemester gerechnet.
Ein neues Studienangebot stellt der duale Kooperationsstudiengang
Hebammenwissenschaft dar, der gemeinsam von der Goethe-Universität und der
Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) konzipiert und
durchgeführt wird.
Studierende
finden alle Informationen zum Sommersemester 2022 an der Goethe-Universität,
auch zu den Coronaregeln, unter: https://tinygu.de/Sommersemester22
Studie der Goethe-Universität zeigt: Situation in Europa sehr heterogen, aber im Schnitt besser als in den USA
In vielen akademischen Berufen sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert. Dass dies auch in den Wirtschaftswissenschaften der Fall ist, zeigt eine Studie des Ökonomen Guido Friebel von der Goethe-Universität und seinem Team in Kooperation mit der Toulouse School of Economics. Insbesondere in hohen Positionen und an besonders forschungsstarken Hochschulen haben Frauen es schwer.
FRANKFURT. Die
Studie zum Frauenanteil in den Wirtschaftswissenschaften hat einige
überraschende Fakten zutage gebracht: zum Beispiel, dass Europa immerhin
bessere Zahlen aufzuweisen hat als die USA oder dass Frauen insbesondere an
forschungsstarken Hochschulen auffällig unterrepräsentiert sind. Um sich ein
aussagekräftiges Gesamtbild zu verschaffen, hat das Team, bestehend aus Prof.
Guido Friebel, Alisa Weinberger und Dr. Sascha Wilhelm (alle
Goethe-Universität) sowie Prof. Emmanuelle Auriol (Toulouse School of
Economics), einen so genannten Web-Scraping-Algorithmus eingesetzt. „Der
Algorithmus wird mit Web-Adressen von Hochschulen gefüttert und zieht von dort
die Informationen zur Anzahl von Professoren und Nachwuchskräften. Eine
Erfassung der ermittelten Personen nach Geschlechtern erfolgt auf Basis von
Namen und einer Gesichtserkennungssoftware. Zur Verifizierung bzw. Korrektur
der ermittelten Daten wurden sämtliche Institutionen angeschrieben. Der
Rücklauf war nahezu komplett, und viele Dekane haben uns für diese Initiative,
die durch die European Economic Association unterstützt wurde, beglückwünscht“,
beschreibt Friebel.
Insgesamt flossen in die Studie die Daten von 238 Universitäten
und Business Schools weltweit ein, die Anzahl der involvierten Personen betrug
mehr als 34.000. Die anschließende Analyse ergab, dass in den USA nur 20
Prozent der leitenden Positionen, also Professuren, weiblich besetzt sind,
während es in Europa immerhin 27 Prozent sind. Weltweit liegt der Durchschnitt
hier bei 25 Prozent. Im Nachwuchsbereich sind an US-amerikanischen
Einrichtungen 32 Prozent der Stellen mit Frauen besetzt, in Europa 38 Prozent.
Weltweit liegt hier die Quote bei 37 Prozent. Kein Grund für alle europäischen
Länder, sich in Sachen Frauenförderung auszuruhen oder gar stolz in die Brust
zu werfen: „Die guten Zahlen verdanken sich mal wieder den skandinavischen
Ländern, aber auch Spanien, Frankreich und Italien“, erläutert der Ökonom, der
vom schlechten Abschneiden der USA überrascht war. Überraschend war für ihn
auch, dass gerade an besonders forschungsstarken Institutionen wenig Frauen
arbeiten, auch hier fällt der Frauennachteil in den USA deutlicher aus als in
Europa.
Woran der schleppende Aufstieg von Frauen in den
Wirtschaftswissenschaften liegen mag? Die Ursachen können unterschiedliche
Wurzeln haben, wie die Studie zeigt. Indem man die Zahlen mit bereits
vorliegenden statistischen Erkenntnissen korreliert, zeigt sich ein enger
Zusammenhang mit in der jeweiligen Gesellschaft vorherrschenden allgemeinen
Einstellungen. Die Organisationskultur der jeweiligen Hochschule,
institutionelle Regelungen, aber auch das Verhalten der Frauen und Männer in
den Wirtschaftswissenschaften sind weitere Faktoren.
Nun wollen Friebel und sein Team untersuchen, wie die Situation
möglichst nachhaltig zu ändern wäre. Für Deutschland sieht er einen Grund für
die Unterrepräsentanz von Frauen in den Wirtschaftswissenschaften darin, dass
freiwerdende Professuren oft mit derselben Widmung wieder ausgeschrieben
werden, einer Widmung, die eher den Forschungsvorlieben der Männer
entgegenkommt. Frauen seien eben seltener in der Makroökonomie oder der
Wirtschaftstheorie unterwegs als Männer, dafür interessierten sie sich eher für
Entwicklungsökonomie, Gesundheit, Arbeit, Organisationen – Bereiche, die
aufgrund der weltweiten Situation und der gesellschaftlichen Entwicklung
ohnehin gestärkt werden müssten. Dies sei in den USA zwar grundsätzlich besser
geregelt, weil Professuren dort bei der Stellenausschreibung oft nicht so eng
festgelegt seien. Allerdings profitierten die Frauen bislang nicht nennenswert
davon.
Nach Ansicht der Autoren sollten die Forschungseinrichtungen ihr
Möglichstes tun, um eine faire Bewertung der Bewerberinnen und Bewerber zu
gewährleisten, während Mentorenprogramme und eine paritätische Besetzung von
Seminaren und Konferenzen dazu beitragen können, die Sichtbarkeit von Frauen zu
erhöhen und implizite Vorurteile bei der Auswahl für akademische Stellen zu
verringern.
Publikation:
Auriol,
Emmanuelle, Guido Friebel, Alisa Weinberger, und Sascha Wilhelm. “Underrepresentation of women in the economics profession more
pronounced in the United States compared to heterogeneous Europe." Proceedings
of the National Academy of Sciences,
119 (16): e2118853119. https://doi.org/10.1073/pnas.2118853119
Weitere Informationen
Prof.
Guido Friebel, PhD
Professur für BWL, insbesondere Personalwirtschaft
Abteilung Management und Mikroökonomie
Fachbereich
Wirtschaftswissenschaften
Goethe-Universität
Telefon: 069 798-34826
E-Mail: gfriebel@wiwi.uni-frankfurt.de
Online-Programm fördert Bewegung und erhält Wohlbefinden während Pandemie
Interaktive Trainingsprogramme für Zuhause können die Einschränkungen während eines Lockdowns erträglicher machen. Mit Livestreaming-Sportangeboten lässt sich die körperliche Aktivität deutlich steigern, zeigte ein Forschungsteam aus zehn Ländern unter Leitung des Instituts für Sportwissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt. Gleichzeitig verbesserte sich das Wohlbefinden im Vergleich zu einer inaktiven Kontrollgruppe. Das Team hatte vor einem Jahr die negativen Auswirkungen der Corona-Einschränkungen auf Bewegung und Wohlbefinden beschrieben.
FRANKFURT. Gut 40 Prozent
weniger aktiv waren die Menschen während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020.
Dies hatte eine internationale Studie unter Leitung der Goethe-Universität
Frankfurt gezeigt. Auch das psychische Wohlbefinden sank; der Anteil an
Menschen mit einem Risiko für Depressionen verdreifachte sich. Um diese
nachteilige Entwicklung abzumildern, entwarf das Forschungsteam ein Online-Trainingsprogramm
für Zuhause und untersuchte, ob sich die gesundheitlich so wichtige körperliche
Aktivität auch während eines Lockdowns aufrechterhalten lässt. Die Ergebnisse der
Studie erschienen kürzlich im
British Journal of Sports
Medicine.
Von 763
gesunden Probanden aus neun Ländern von vier Kontinenten trainierte die eine
Hälfte vier Wochen mit einem Livestream-Programm, die andere bildete die
Kontrollgruppe. Die Trainierenden konnten aus täglichen Workouts - etwa mit dem
Fokus Kraft, Ausdauer, Balance oder Entspannung - wählen. Professionelle
Trainer:innen begleiteten sie dabei aktiv mit Kamera und Mikrofon. Wöchentlich füllten
beide Gruppen standardisierte Fragebögen zu körperlicher Aktivität, Angstgefühlen,
mentalem Wohlbefinden, Schlafqualität, Schmerz und Sportmotivation aus.
Besonders wirksam
war das Trainingsprogramms für das Bewegungsverhalten der Teilnehmenden: Die körperliche Aktivität war anfangs in der Online-Gruppe durchschnittlich
bis zu 65 Prozent höher als in der Vergleichsgruppe, und auch nach vier Wochen
noch um 20 bis 25 Prozent erhöht. Damit überschritten die Kurs-Teilnehmer:innen
die WHO-Empfehlungen von mindestens 150 Minuten mäßiger oder 75 Minuten
intensiver Bewegung pro Woche jeweils deutlich, während die Kontrollgruppe
diese nur knapp erreichte. Gleichzeitig verbesserten sich die Motivation Sport
zu treiben, das psychologische Wohlbefinden und der Schlaf; Angstgefühle nahmen
ab. „Diese Verbesserungen sind zwar gering, aber dennoch potenziell relevant“,
betont Studienleiter Dr. Jan Wilke vom Institut für Sportwissenschaften der
Goethe-Universität Frankfurt. „Unsere Testpersonen waren ja alle gesund - die
Effekte bei Patienten könnten deutlich größer ausfallen, insbesondere bei
Menschen mit chronischen Erkrankungen“. Zudem seien für solche Wirkungsstudien
vier Wochen sehr knapp. Teilnehmer:innen, die mehr Kurse als die geforderten
zwei pro Woche belegten, gaben eine noch bessere Fitness und ein größeres Wohlgefühl
an, notierten aber keine weiteren Verbesserungen bei Schlaf und Ängsten.
Leider
beendete nur knapp die Hälfte der Teilnehmenden die Studie. Die Forschergruppe
macht dafür insbesondere den hohen wöchentlichen Aufwand beim Ausfüllen der
Fragebögen verantwortlich. Diese häufige Abfrage sollte sicherstellen, dass die
Studie auch bei möglicherweise endenden Lockdown-Vorschriften Aussagen erlaubt.
Die im Zeitraum sich ändernden lokalen Bedingungen könnten auch die Motivation mancher
Teilnehmenden verringert haben, etwa wenn Fitnessstudios vor Ort wieder
öffneten. Zudem waren die Vorgaben sehr streng: Wer nicht an den
Fragebogen-Erhebungen teilnahm, wurde aus der Studie gestrichen.
„Train
at home, but not alone“ - am besten zusammen zu Hause trainieren, so fasst die
Arbeitsgruppe ihre Erkenntnisse zu Bewegungsangeboten im Pandemie-bedingten Lockdown
zusammen. Denn: Nachdem beide Gruppen im Anschluss an den
Livestreaming-Hauptteil der Studie Zugriff auf aufgezeichnete Inhalte
erhielten, reduzierten sich die beobachteten Unterschiede teils. Dies ist laut
Wilke sowohl auf die Aktivierung der Kontrollgruppe als auch auf die
Veränderung der Angebotsform zurückzuführen.
Ausdrücklich
unterstreichen die Studienautor:innen die Bedeutung von Bewegung im Alltag: Körperliche
Inaktivität verursacht nach aktuellen Daten acht bis neun Prozent aller vorzeitigen
Todesfälle, erhöht das Risiko von Herz- und Stoffwechselerkrankungen, Krebs und
auch die Anfälligkeit gegenüber Coronaviren. Vermutlich sei es daher umso
wichtiger, im Lockdown Online-Training auch für Menschen mit chronischen
Krankheiten – etwa Diabetiker:innen – anzubieten, deren Gesundheit möglicherweise
unter den Pandemie-Einschränkungen besonders leidet.
Publikation: Jan Wilke, Lisa Mohr,
Gustavo Yuki, Adelle Kemlall Bhundoo, David Jiménez-Pavón, Fernando Laiño,
Niamh Murphy, Bernhard Novak, Stefano Nuccio, Sonia Ortega-Gómez, Julian David
Pillay, Falk Richter, Lorenzo Rum, Celso Sanchez-Ramírez, David Url, Lutz Vogt,
Luiz Hespanhol. Train at home, but not alone: a randomised
controlled multicentre trial assessing the effects of live-streamed
tele-exercise during COVID-19-related lockdowns. Br. J. Sports Med. (2022) https://doi.org/10.1136/bjsports-2021-104994
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/117155105
Bildzeile: Sportangebot per Lifestreaming
fördert Aktivität und Wohlbefinden während der Pandemie-Lockdowns. Foto: Jan
Wilke, Goethe-Universität
Struktur eines Schlüsselenzyms aufgeklärt – möglicher Ansatzpunkt für antibakterielle Wirkstoffe
Die Struktur eines wichtigen Enzyms im Stoffwechsel des Krankenhauskeims Acinetobacter baumannii hat ein Wissenschaftsteam der DFG-Forschergruppe 2251 unter Federführung der Goethe-Universität aufgeklärt. Das Enzym „MtlD“ ist für das Bakterium wichtig für die Herstellung des Zuckeralkohols Mannitol, mit dem es sich in trockenen oder salzhaltigen Umgebungen wie Blut oder Urin vor Wasserverlust und Austrocknen schützt. Die Strukturanalyse hat Schwachstellen offenbart, an denen sich das Enzym hemmen lässt, um den Krankenhauskeim zu schädigen. (PNAS, DOI: 10.1073/pnas.2107994119)
FRANKFURT. Jährlich
erkranken in Europa mehr als 670 000 Menschen an Erregern, die resistent gegen
Antibiotika sind, und 33 000 sterben an den von ihnen verursachten Krankheiten.
2017 nennt die WHO Antibiotikaresistenzen eine der größten Bedrohungen für die
Weltgesundheit. Besonders gefürchtet werden Keime, die gleich gegen mehrere
Antibiotika resistent sind. Unter ihnen sticht Acinetobacter baumannii
hervor, ein Bakterium, dass eine außergewöhnlich hohe Fähigkeit besitzt,
Multiresistenzen zu entwickeln und als „Krankenhauskeim“ besonders Patienten
mit einem geschwächten Immunsystem bedroht. Acinetobacter baumannii ist
sehr widerstandsfähig, da es auch in trockener Umgebung lange infektiös bleiben
und so auf den Tastaturen medizinischer Geräte, Stationstelefonen oder Lampen
überdauern kann. Diese Eigenschaft hilft der Mikrobe auch dabei, auf der
trockenen menschlichen Haut zu überleben oder in Körperflüssigkeiten wie Blut
und Urin, die verhältnismäßig hohe Konzentrationen an Salzen und anderen
gelösten Stoffen enthalten.
Einen zentralen Mechanismus, mit dem sich Acinetobacter
baumannii in solch widriger Umgebung einrichtet, hat jetzt das
Wissenschaftsteam der DFG-Forschergruppe 2251 unter Federführung der
Goethe-Universität aufgeklärt: Wie viele Bakterien und auch Pflanzen oder Pilze
ist Acinetobacter baumannii in der Lage, den Zuckeralkohol Mannitol
herzustellen, einen Stoff, der sehr stark Wasser bindet. Dadurch verhindert Acinetobacter
baumannii ein Austrocknen.
Fast einzigartig ist jedoch die Art, wie Acinetobacter baumannii
Mannitol herstellt: Die beiden letzten Schritte der Mannitol-Herstellung werden
durch einen statt wie bei den weitaus meisten Organismen zwei Enzymkomplexe
katalysiert. Dieses Enzym „MtlD“ mit zwei katalytischen Aktivitäten entdeckten
bereits 2018 Wissenschaftler:innen um Prof. Beate Averhoff und Prof. Volker
Müller. Jetzt ist dem Team von Prof. Klaas Martinus Pos, der ebenfalls Mitglied
in der DFG-Forschergruppe ist, gelungen, die räumliche Struktur des Enzyms
aufzuklären.
Prof. Pos erklärt: „Wir haben herausgefunden, dass das Enzym
gewöhnlicherweise in Form von freien Monomeren vorliegt. Die besitzen zwar die
beiden nötigen katalytischen Aktivitäten, sind aber inaktiv. Erst eine trockene
oder salzhaltige Umgebung löst den sogenannten osmotischen Stress im Bakterium
aus, in dessen Folge sich die Monomere zu Dimeren zusammenlagern. Dann erst
wird das Enzym aktiv und produziert Mannitol.“ Außerdem fanden die
Wissenschaftler:innen heraus, welche Stellen in der Struktur besonders wichtig
für die katalytischen Funktionen des Enzyms und die Dimer-Bildung sind.
Prof. Volker Müller, Sprecher der DFG-Forschergruppe 2251, ist
überzeugt: „Diese Arbeit zeigt einen wichtigen neuen Ansatzpunkt zur Bekämpfung
dieses Krankenhauskeims. Denn wir haben eine biochemisch empfindliche Stelle im
Stoffwechsel des Krankenhauskeims identifiziert. Hier könnten in der Zukunft
maßgeschneiderte Substanzen zur Hemmung des Enzyms ansetzen.“
Publikation: Heng-Keat
Tam, Patricia König, Stephanie Himpich, Ngoc Dinh Ngu, Rupert Abele,Volker
Müller, Klaas M. Pos: Unidirectional mannitol synthesis of Acinetobacter
baumannii MtlD is facilitated by the helix-loop-helix-mediated dimer formation.
Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. (2022) https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.2107994119
Bilder zum Download:
1)
Mannitol-produzierendes Enzym
https://www.uni-frankfurt.de/116943466Erinnert
an einen Schmetterling: Das Mannitol-produzierenden Enzyms des Krankenhauskeims
Acinetobacter baumannii schützt das Bakterium nur in seiner Dimer-Form
vor Wasserverlust und Austrocknen. Bild: Klaas Martinus Pos, Goethe-Universität
Frankfurt
2)
Acinetobacter baumannii
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Acinetobacter_baumannii.JPG
Rasterelektronenmikroskopische
Aufnahme eines Clusters von gramnegativen, unbeweglichen Bakterien der Art Acinetobacter
baumannii. Photo: Janice Carr
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Volker Müller
Sprecher der Forschergruppe 2251
Abteilung Molekulare Mikrobiologie & Bioenergetik
Institut für Molekulare Biowissenschaften
Goethe-Universität Frankfurt
Tel:
+49 (0)69 798-29507
vmueller@bio.uni-frankfurt.de
Prof. Dr. Klaas Martinus Pos
Professur
für Membrantransport-Maschinen
Institut für Biochemie
Goethe-Universität Frankfurt
Tel.: +49 (0)69 798-29251
pos@em.uni-frankfurt.de
Interdisziplinäres Seminar an der Goethe-Uni im Sommersemester 2022 – Gäste sind willkommen
FRANKFURT. Welche Form die christliche Theologie im Kontext des Klimawandels annehmen sollte, wird in einem Seminar an der Goethe-Universität Frankfurt untersucht. Die im nordatlantischen Kontext entwickelte Theologie hat es bisher nicht geschafft, die Spiritualität, das Denken und die Praxis von Gläubigen und Gemeinschaften wirksam zu beeinflussen. Die nordatlantische Theologie wurde im Kontext des Kapitalismus entwickelt und hat diesen Kontext nicht ausreichend infrage gestellt. Als solche hat sie zu dem Problem der Umweltverschmutzung beigetragen, für das die westlichen Länder historisch und auch heute noch die größte Verantwortung tragen.
In diesem Seminar tritt die nordatlantische Theologie ins Gespräch
mit kreativen Stimmen aus anderen Disziplinen, anderen Glaubensrichtungen und
theologischen Traditionen des Südens.
Das Seminar bietet die Möglichkeit, sich intensiv und interaktiv
mit der neuesten internationalen englischsprachigen Literatur auf diesem Gebiet
vertraut zu machen.
donnerstags
14 bis 16 Uhr
14. April
bis 14. Juli 2022
Saal
der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Frankfurt
Campus
Westend
Siolistraße
7, 60323 Frankfurt
An den Feiertagen findet das Seminar nicht statt.
Anmeldung für Gasthörer bis 7. April 2022 über info@cfd-frankfurt.de
Verantwortlich:
Dr. Dominiek
Lootens
Centre for Dialogue at Campus Riedberg
info@cfd-frankfurt.de
Dr. Daniel Saudek
Prof. Dr. Thomas M. Schmidt
Veranstalter:
Centre for Dialogue at Campus Riedberg https://cfd-frankfurt.de/
Goethe-Universität Frankfurt www.uni-frankfurt.de
Katholische Hochschulgemeinde https://khg-frankfurt.de/
Literatur
Conradie, Ernst M., Koster, Hilda P. (Eds.) (2020).
T&T Clark Handbook of Christian Theology and Climate Change. London /
NewYork: T&T Clark.
Kim, Grace Ji-Sun, Koster, Hilda P. (Eds.) (2017). Planetary Solidarity. Global
Women´s Voices on Christian Doctrine and Climate Justice. Minneapolis:
Fortress.
Kim, Grace Ji-Sun (Ed.) (2016). Making Peace with the Earth. Action and
Advocacy for Climate Justice. Geneva:
WCC.
Fünf hessische Forschungsinstitute kooperieren in neuem Verbundprojekt zu Ursachen, Dynamiken und Effekten von politischer Gewalt
Welchen Effekt haben globale Entwicklungen wie Technologisierung und Klimawandel auf politische Gewalt? Wie kann politische Gewalt von internationalen Institutionen begrenzt oder aber legitimiert werden? Wie wird sie gedeutet und gerechtfertigt? Diesen Fragen widmet sich das interdisziplinäre Verbundprojekt „Regionales Forschungszentrum – Transformations of Political Violence (TraCe)“, in dem fünf hessische Forschungsinstitute zusammenarbeiten. An dem Zentrum, das im April seine Arbeit aufnimmt, sind das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), die Goethe-Universität Frankfurt, die Justus-Liebig-Universität Gießen, die Philipps-Universität Marburg und die Technische Universität Darmstadt beteiligt. Das Verbundprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit ca. 5,2 Mio. Euro gefördert.
FRANKFURT. Mit
der Errichtung des Regionalen Forschungszentrums intensivieren die beteiligten
Partnerinstitutionen ihre bestehende Zusammenarbeit und bündeln ihre Forschungen
auf dem Gebiet der Gewaltforschung. Es entsteht ein regionales Kompetenzzentrum
für Forschung, Lehre und Wissenstransfer, das international sichtbar ist und
dessen Erkenntnisse systematisch zur Einhegung und Prävention politischer
Gewalt beitragen. Das Forschungszentrum ist interdisziplinär besetzt: Es bringt
Perspektiven aus Politikwissenschaft, Soziologie, Geschichts- und Rechtswissenschaften,
Sozialanthropologie, Sozialpsychologie, Kultur- und Sprachwissenschaften und
Informatik sowie verschiedene methodologische Ansätze zusammen.
Von Seiten der Goethe-Universität, die mit 900.000 Euro gefördert
wird, sind Prof. Dr. Astrid Erll, Prof. Dr. Hanna Pfeifer, Prof. Dr. Constantin
Ruhe und Prof. Dr. Lisbeth Zimmermann am Verbundprojekt beteiligt. Sie forschen
insbesondere in den ersten drei Forschungsfeldern zu Formen, Institutionen und
Interpretationen politischer Gewalt. Darüber hinaus sind drei der vier
leitenden Wissenschaftler:innen des HSFK, Prof. Dr. Christopher Daase, Prof.
Dr. Nicole Deitelhoff und Prof. Dr. Jonas Wolff, ebenfalls Mitglieder der
Goethe-Universität.
Zielsetzung des Verbundvorhabens ist es, die Konsequenzen
gegenwärtiger Gewalttransformationen für den innergesellschaftlichen und
internationalen Frieden zu identifizieren und Strategien zur Eindämmung
politischer Gewalt zu entwickeln. Das Forschungsprojekt wird Typen und Ebenen
politischer Gewalt systematisch in drei thematischen Forschungsfeldern
analysieren:
Das erste Forschungsfeld beschäftigt sich mit dem
Formenwandel politischer Gewalt und dem Einfluss globaler Trends wie
Technologisierung und Klimawandel auf Gewaltdynamiken.
Das zweite Forschungsfeld geht der Frage nach, wie
internationale Institutionen politische Gewalt einhegen, aber auch legitimieren
und wie neue Gewaltformen institutionell erfasst werden können.
Das dritte Forschungsfeld befasst sich mit den komplexen
Beziehungen zwischen veränderten Deutungs- und Rechtfertigungsmustern von
politischer Gewalt und verschiedenen Erinnerungsräumen wie zum Beispiel Städten.
In einem übergreifenden vierten Forschungsfeld werden
Wechselwirkungen zwischen dem Formwandel und Interpretationen politischer
Gewalt untersucht.
Um die Forschung des Verbundprojektes in der Öffentlichkeit
sichtbar zu machen, wird der Austausch mit gesellschaftlichen Akteur:innen
gesucht: Transferveranstaltungen wie Workshops, Podiumsdiskussionen und
Ringvorlesungen, aber auch verschiedene Publikationsformate tragen dazu bei,
die Forschungserkenntnisse für die politische Bildung, zivilgesellschaftliches
Engagement und den Wissenschaftsjournalismus nutzbar zu machen.
„Wir freuen uns sehr, die Arbeit im Verbundprojekt aufzunehmen,
das die interdisziplinäre Kollaboration und internationale Vernetzung der
beteiligten Einrichtungen vorantreibt. Die aktuellen Entwicklungen in der
Ukraine verdeutlichen in tragischer Weise die Notwendigkeit, ein Regionales
Forschungszentrum dieser Art zu errichten, das die Ursachen, Dynamiken und
Effekte politischer Gewalt untersucht“, sagt Prof. Dr. Christopher Daase, stellvertretendes
geschäftsführendes Vorstandsmitglied der HSFK, Ko-Sprecher des Verbundprojektes
und Politikwissenschaftler an der Goethe-Universität.
Das Verbundprojekt geht auf eine bundesweite Ausschreibung des
BMBF zur Förderung und Weiterentwicklung von Forschungsverbünden im Bereich der
Friedens- und Konfliktforschung zurück.
Für Fragen und die Vermittlung von Gesprächspartner:innen stehen
wir gerne zur Verfügung. Weitere Informationen zu dem Verbundprojekt finden Sie
unter https://www.hsfk.de/forschung/transformations-of-political-violence.
Weitere Informationen und Pressekontakt
Leibniz-Institut
Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung
Dr.
Ursula Grünenwald
Referentin
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel:
069 / 959104-13
gruenenwald@hsfk.de
www.hsfk.de
Goethe-Universität, Werner Reimers Stiftung, Stadt Bad Homburg und Hochtaunuskreis stellen ihre Kooperation auf neue vertragliche Grundlage
Das Forschungskolleg Humanwissenschaft in Bad Homburg ist längst eine feste Größe – als Zentrum exzellenter geistes- und sozialwissenschaftlicher Forschung wie auch als Plattform für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Nun ist die Arbeit des Kollegs für weitere zehn Jahre auf dem Gelände der Werner Reimers Stiftung gesichert.
FRANKFURT/BAD HOMBURG. Vier Kooperationspartner
haben sich über die Zukunft des Forschungskollegs Humanwissenschaften in Bad
Homburg geeinigt: die Goethe-Universität Frankfurt am Main, die Werner Reimers
Stiftung, die Stadt Bad Homburg v. d. Höhe und der Hochtaunuskreis. Sie haben vertraglich
festgehalten, dass sie das Kolleg auch künftig gemeinsam fördern werden. Mit
den nun unterzeichneten Verträgen bekräftigen die vier Kooperationspartner ‒
Universitätspräsident Professor Enrico Schleiff, Verwaltungsratsvorsitzender
Dr. Stefan Ruppert, Oberbürgermeister Alexander Hetjes und Landrat Ulrich Krebs
‒ den
hohen Stellenwert, den das Kolleg sowohl für die Förderung exzellenter
Forschung als auch für den Dialog von Wissenschaft und Gesellschaft in der
Region innehat. Die Stadt Bad Homburg und der Hochtaunuskreis fördern das
Kolleg mit je 25.000 Euro pro Jahr künftig auch finanziell; bislang hatten sie
vor allem bei der Errichtung des Kolleggebäudes und projektbezogen unterstützt.
Die Reimers Stiftung stellt die Gebäude unentgeltlich zur Verfügung und steuert
zur Finanzierung ebenfalls 25.000 Euro jährlich bei. Den größten Anteil trägt
die Goethe-Universität, die einen Teil der Personalkosten finanziert und die
Mittel für die Goethe-Fellowships bereitstellt. Zudem erzielt das Kolleg Einnahmen
u.a. durch die Vermietung von Räumen für Veranstaltungen.
„Mit dem Kooperationsvertrag sind gute Voraussetzungen geschaffen
worden, damit das Forschungskolleg Humanwissenschaft seine Aufgabe als
Institute for Advanced Studies weiter ausbauen kann“, freut sich der Direktor
des Kollegs Professor Matthias Lutz-Bachmann. Zentral für den Erfolg des Bad
Homburger Kollegs sei seine hervorragende Einbindung in gleich vier Richtungen
– in die aktuellen Forschungszusammenhänge der Goethe-Universität, in die Tradition
der Werner Reimers Stiftung und in das wissenschaftliche und kulturelle Leben
von Stadt und Landkreis. „Auch das wunderbare Stiftungsgelände am Rande des
Kurparkes, das das Kolleg nutzen darf, trägt zum Erfolg seiner Arbeit bei“,
sagt Lutz-Bachmann.
Vier Kooperationspartner – vier Perspektiven
„Das Forschungskolleg ist eine sehr wichtige Institution für die
Goethe-Universität – gerade in Hinblick auf das Thema Exzellenz. Das Kolleg
bietet kreativen Köpfen Freiraum, um im Austausch neuartige Forschungsideen und
Methoden entwickeln zu können“, sagt Universitätspräsident Prof. Enrico
Schleiff. Auch der Wissenschaftsrat, der die Bundesregierung in
wissenschaftspolitischen Fragen berät, habe hervorgehoben, wie wichtig es sei,
dass die Institutes for Advanced Studies (IAS) Zeit für freie
Grundlagenforschung unter besten Arbeitsbedingungen in einem anregenden
intellektuellen Umfeld bereitstellen. „Als Goethe-Universität bereiten wir uns
auf die nächste Runde der Exzellenzinitiative vor. Ein Schlüssel zum Erfolg
sind starke interdisziplinäre Forschungsverbünde mit internationaler
Ausstrahlung. Das Kolleg ist einer der Orte, wo die Saat für solche Verbünde
gelegt wird, und wird zukünftig einer der Orte sein, an dem wir noch stärker
als bisher die Expertisen internationaler Wissenschaftler*innen und
Kolleg*innen der Goethe Universität zu aktuellen Forschungsthemen miteinander
verzahnen, sozusagen die internationale Spitzenforschung in unsere Universität
integrieren“, so Schleiff weiter.
Dr. Albrecht Graf von Kalnein, Vorstand der Werner Reimers
Stiftung: „Mit der weiteren Förderung des Forschungskollegs Humanwissenschaften
erfüllt die Stiftung im besten Sinne den von Werner Reimers bestimmten Zweck
seiner Stiftung, interdisziplinäre Forschung über das Verhalten des Menschen und das Wirken
seiner Institutionen' zu fördern.“
Ulrich Krebs, Landrat des Hochtaunuskreises: „Auch für den
Hochtaunuskreis ist das FKH ein absoluter Gewinn. Wir wissen, dass die
öffentlichen Vortragsveranstaltungen von Besuchern weit über die Grenzen Bad
Homburgs hinaus gerne wahrgenommen werden. Das FKH bereichert das kulturelle
Leben in Stadt und Kreis auf einzigartige Weise.“
Alexander Hetjes, Oberbürgermeister der Stadt Bad Homburg: „Das
FKH greift immer wieder Themen auf, die für uns auch als Stadt wichtig sind. So
freuen wir uns, dass der Schwerpunkt zur Demokratie im atlantischen Raum auch
Anknüpfungspunkte zur transatlantischen Nachkriegsgeschichte Bad Homburgs
bietet, ein Kapitel unserer Geschichte, an das wir gerne noch stärker erinnern
wollen.“
Profil und Programmvorschau 2022
Als ein Ort für Gastwissenschaftler und Gastwissenschaftlerinnen
aus aller Welt trägt das Kolleg zur Internationalisierung der Wissenschaften
und zur Herausbildung innovativer interdisziplinärer Forschungsgruppen bei. Als
Gastgeber für Gespräche zwischen verschiedenen Disziplinen unterstützt es die
Entwicklung von grenzüberschreitenden und innovativen Fragestellungen. Als
Veranstalter von öffentlichen Konferenzen und Vorträgen fördert es den Dialog
von Wissenschaft und Gesellschaft.
In den kommenden Monaten stehen drei Themen im Mittelpunkt der
Arbeit am Kolleg, die sich an die Öffentlichkeit wendet: die Anfechtungen und
Stärken von Demokratien im atlantischen Raum („Democratic Vistas“), die
europäische Sicherheits- und Außenpolitik und das kulturelle Gedächtnis
chinesischsprachiger Communities rund um den Globus („Sinophone Classicism“).
Geplant sind wissenschaftliche Workshops und öffentliche Vorträge. Das Programm
wird auf der Website des Kollegs veröffentlicht; wer sich für den Newsletter
anmeldet, wird per Email zu den Veranstaltungen eingeladen.
Am 16./17. September 2022, findet die nächste Auflage der bereits
etablierten Bad Homburg Conferences statt, veranstaltet gemeinsam vom Kolleg
und der Stadt Bad Homburg. Dieses Jahr geht es um „Kindheit und Gewalt“; das
Programm ist in Planung. Am 22. Oktober 2022 lädt das Kolleg im Rahmen der Bad
Homburger Kulturnacht zu „Gesprächen mit Wissenschaftler:innen“ ein. – Einen
kleinen Beitrag zur Linderung der aktuellen Not der geflüchteten Menschen aus
der Ukraine leistet das Forschungskolleg Humanwissenschaften, indem es ihnen
freie Apartments in seinem Gästehaus zur Verfügung stellt.
Ein Bild zum Download finden Sie unter: https://www.uni-frankfurt.de/116669176
Bildtext: Alexander Hetjes (Oberbürgermeister Bad Homburg, v.l.), Thorsten
Schorr (stellv. Landrat Hochtaunuskreis), Dr. Albrecht Graf von Kalnein
(Vorstand Werner Reimers Stiftung), Iris Helene Koban (Geschäftsführerin
Forschungskolleg Humanwissenschaften), Prof. Matthias Lutz-Bachmann (Direktor,
Forschungskolleg Humanwissenschaften), Prof. Enrico Schleiff (Präsident der
Goethe-Universität) im Treppenhaus des Kollegs. (Foto: Stefanie Wetzel 2021)
Weitere Informationen
www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Tel.:
06172 13977-0
Iris
Helene Koban
Geschäftsführerin
des Forschungskollegs Humanwissenschaften
i.koban@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Beate
Sutterlüty
Wissenschaftskommunikation
b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Interdisziplinäre Tagung am 1. und 2. Juli an der Goethe-Universität
FRANKFURT. Die Digitalisierung ist allgegenwärtig, sie beeinflusst nahezu alle Bereiche menschlichen Lebens. Gerade im Zuge der Corona-Pandemie zeigten sich deutlich die Herausforderungen und Ambivalenzen, die diese Entwicklung mit sich bringt. Wie verändert die Digitalisierung die Arbeits- und Lebenswelt? Wie wirkt sie sich auf das Verhältnis zum Selbst, zum Körper und zu anderen aus? Und welche sozialen und psychischen Folgen haben digitales Messen und Vergleichen?
Fragen wie diese stehen im
Zentrum der interdisziplinären Tagung „Das vermessene Leben. Transformationen
der digitalen Gesellschaft“, die
am
Freitag, 1. Juli, und Samstag, 2. Juli 2022
am
Campus Westend
der
Goethe-Universität Frankfurt am Main
stattfindet. Die Tagung richtet
sich an ein Fachpublikum aus den Sozialwissenschaften, der Kultur- und
Sozialpsychologie und der Psychoanalyse sowie an Studierende und die
interessierte Öffentlichkeit. Sie wird veranstaltet von Vera King,
Professorin für Soziologie und psychoanalytische Sozialpsychologie an der Goethe-Universität
und Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts in Frankfurt, zudem Principal
Investigator der Forschungsinitiative ConTrust, Benigna Gerisch,
Psychoanalytikerin und Professorin für Klinische Psychologie, Psychotherapie
und Psychoanalyse an der International Psychoanalytic University Berlin sowie
Hartmut Rosa, Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der
Universität Jena und zugleich Direktor des Max-Weber-Kollegs in Erfurt.
Die Veranstaltung wird im
Rahmen des Verbundprojekts „Das vermessene Leben. Produktive und
kontraproduktive Folgen der Quantifizierung in der digital optimierenden
Gesellschaft“ durchgeführt und von der VolkswagenStiftung gefördert. Außer der
gastgebenden Goethe-Universität sind das Sigmund-Freud-Institut Frankfurt/M.,
die International Psychoanalytic University Berlin und die Universität Jena
beteiligt an der wissenschaftlichen Organisation.
Ein besonderer Akzent dieser
Konferenz liegt auf dem interdisziplinären Blick: Die namhaften Referentinnen
und Referenten aus dem In- und Ausland loten die ambivalenten Folgen von
Digitalisierung für die soziale und individuelle Praxis, für Kultur und Psyche
aus kultur-, politik- und rechtswissenschaftlicher, medien- und
erziehungswissenschaftlicher, soziologischer, sozialpsychologischer sowie
medizinischer und psychoanalytischer Perspektive aus.
Den Eröffnungsvortrag halten am
Freitag, 1. Juli, Vera King, Benigna Gerisch und Hartmut Rosa. Gemeinsam
führen sie in das Tagungsthema ein und widmen sich der Frage nach neuen Normalitäten
und Pathologien in der digitalen Gesellschaft. Sie stellen ausgewählte Befunde
aus dem von ihnen geleiteten Verbundprojekt „Das vermessene Leben“ vor. Armin
Nassehi, Professor für Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie an der
Ludwig-Maximilians-Universität München, befasst sich im Anschluss in seinem
Vortrag mit der „digitalen Selbstbeobachtung“ der Gesellschaft.
Am Samstag, 2. Juli,
bestreitet Indra Spiecker, gen. Döhmann, Professorin für Öffentliches Recht,
Informationsrecht, Umweltrecht und Verwaltungswissenschaft an der
Goethe-Universität, ebenfalls Principal Investigator der Forschungsinitiative
ConTrust, den Auftaktvortrag und geht darin der Frage nach, wie Algorithmen
Macht verleihen und ausüben. „Genau gerechnet und doch vermessen“ – unter
diesem Titel werden im Anschluss Jürgen Straub, Professor für Sozialtheorie und
Sozialpsychologie an der Ruhr-Universität Bochum, und Oswald Balandis,
wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ruhr-Universität Bochum, die
psychosozialen Folgen des Self-Trackings in den Blick nehmen.
Philipp Staab, Professor für
Soziologie der Zukunft der Arbeit an der Humboldt-Universität zu Berlin, wird
in seinem Vortrag digitale Arbeitsprozesse analysieren. Welche Veränderungen
die Digitalisierung für die Pflegearbeit bringen könnte – insbesondere in
psychodynamischer Hinsicht – darüber spricht anschließend Isabelle Gernet,
Hochschullehrerin an der Université Paris Descartes im Bereich klinische
Psychologie, in ihrem Beitrag. Wie sich Digitalisierung auf Zeitlichkeit
auswirken könnte, thematisiert Judy Wajcman, Anthony Giddens Professorin für
Soziologie an der London School of Economics.
Wer in Präsenz teilnimmt, kann
sich auch an den Panels beteiligen, mit Inputs u.a. von Prof. Thomas Kühn
(Berlin), Prof. Isabell Otto (Konstanz) und Dr. Jacob Johanssen (London). Vier
einschlägige Themenbereiche werden diskutiert: 1) Messen in Organisationen, 2)
Messlogiken in sozialen Medien, 3) pathologische Verwendungsweisen sozialer
Medien und 4) neue Formen von „Autoritarismus“ in digitalen Räumen. Eine
Online-Teilnahme an den Hauptvorträgen ist nach Anmeldung ebenfalls möglich.
Informationen:
Prof.
Dr. Vera King
Sekr.
Frau Helfmann, Sigmund-Freud-Institut Frankfurt am Main, Telefon 069 971204–148
Das
Programm finden Sie unter https://www.fb03.uni-frankfurt.de/115918086.pdf
Anmeldung per Mail an: tagung@sigmund-freud-institut.eu
Die
Teilnahme an der Tagung ist kostenlos. Die Anzahl der Teilnehmenden in Präsenz
ist begrenzt.
Anmeldeschluss
ist der 31. Mai 2022.
Grundlagenforschung für neuartige Ansätze zur Bekämpfung von Trypanosoma-Parasiten
Blut saugende Raubwanzen übertragen in Mittel- und Südamerika die Erreger der weit verbreiteten Chagas-Krankheit. Da die Krankheit schwere Symptome verursachen kann und es bislang keinen Impfstoff gegen die verursachenden Trypanosoma-Parasiten gibt, bekämpft man derzeit hauptsächlich die Raubwanzen und tötet sie mit Insektenvernichtungsmitteln. Ein deutsch-brasilianisches Wissenschaftsteam hat jetzt untersucht, wie Trypanosomen die Darmflora der Raubwanzen verändern. Das langfristige Ziel: Die Bakteriengesellschaft im Raubwanzendarm so zu verändern, dass die Raubwanzen selber die Trypanosomen bekämpfen können.
FRANKFURT. Zwischen sechs und sieben Millionen
Menschen überwiegend in Mittel-und Südamerika sind nach Schätzungen der
Weltgesundheitsorganisation WHO weltweit mit Trypanosomen der Art Trypanosoma cruzi infiziert. Die einzelligen
(protozoischen) Parasiten verursachen die Chagas-Krankheit (Amerikanische
Trypanosomiasis), die in der akuten Phase unauffällig verläuft: Nur in jedem
dritten Fall entwickeln die Infizierten überhaupt Symptome, die dann auch noch
unspezifisch sein können, wie Fieber, Nesselsucht und geschwollene Lymphknoten.
Doch die Parasiten bleiben im Körper, und viele Jahre später kann die
chronische Chagas-Krankheit lebensbedrohlich werden, mit einer krankhaften
Vergrößerung des Herzens und einer fortschreitenden Lähmung des
Magen-Darm-Trakts.
Eine Impfung gegen den Erreger gibt es nicht, die Behandlung der
fortgeschrittenen Krankheit ist schwierig. In Lateinamerika setzt man daher auf
die Bekämpfung der Insekten, die die Chagas-Trypanosomen übertragen: Blut
saugende Raubwanzen der Insekten-Unterfamilie der Triatominae. Mit ihrem Stich nehmen sie die Trypanosomen auf, die
sich im Darm der Raubwanzen festsetzen. Durch den Kot, den die Wanzen meist
neben der Stichwunde absetzen, scheiden sie den Erreger aus, der häufig beim
Kratzen des stark juckenden Stichs unabsichtlich in die Wunde eingerieben wird.
Doch wenngleich die Zahl der Neuinfektionen in verschiedenen Regionen
zurückgegangen ist, in denen intensiv Insektizide gesprüht wurden, zeichnen
sich auch hier Probleme ab: Im letzten Jahrzehnt wurden vermehrt Resistenzen
verschiedener Raubwanzenarten gegen gängige Insektizide festgestellt. Auch werden
durch Insektizide Umwelt und Bevölkerung belastet.
Forscherinnen und Forscher weltweit arbeiten mit Hochdruck an
alternativen Methoden, mit deren Hilfe Trypanosoma
cruzi bekämpft werden kann. Eine Möglichkeit könnte darin bestehen,
Bakterien im Darm der Raubwanzen genetisch so zu verändern, dass sie die Chagas-Trypanosomen abtöten oder deren Entwicklung
behindern.
Die Parasitologen und Infektionsbiologen Fanny Eberhard und Prof.
Sven Klimpel von der Goethe-Universität Frankfurt, der Senckenberg-Gesellschaft
für Naturforschung und dem LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik
haben jetzt in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Instituto René Rachou im
brasilianischen Belo Horizonte untersucht, wie Chagas-Trypansosomen die
Bakteriengesellschaft im Darm der Raubwanzen verändern. Dazu nutzten sie
Erbgutanalysen, mit denen sie die Zusammensetzung der Bakteriengesellschaft im
Raubwanzendarm, das Mikrobiom, vor und nach der Infektion mit dem Erreger vergleichen
konnten (metagenomische Shotgun-Sequenzierung).
Das Ergebnis: Nach der Infektion nahm die Vielfalt an Bakterien im
Raubwanzendarm deutlich ab. Bestimmte Bakteriengruppen, unter ihnen etwa das
potenziell krankheitsverursachende Bakterium Enterococcus faecalis, profitierten von der Anwesenheit des
Parasiten. Ferner gelang es den Forscher:innen, vier Bakterienarten zu
identifizieren, die wahrscheinlich für die Raubwanze wichtige Funktionen etwa
der Synthese von B-Vitaminen übernehmen.
Fanny Eberhard erläutert: „Vitamin B gehört zu den Nährstoffen,
die blutsaugende Insekten nicht über ihre Blutmahlzeiten erhalten.
Vitamin-B-herstellende Bakterien sind daher für die Raubwanzen sehr wichtig,
kommen praktisch bei allen Individuen vor und bleiben auch generationenübergreifend
im Raubwanzendarm erhalten. Solche Bakterien eignen sich daher potenziell
dafür, mit Genen für Abwehrstoffen gegen Chagas-Trypanosomen ausgestattet zu
werden.“
Prof. Sven Klimpel führt weiter aus: „Letztlich ist es unser Ziel,
dass sich die Raubwanzen selber gegen Chagas-Trypanosomen wehren und auf diese
Weise die Infektion von Menschen verhindert wird. Bevor man allerdings
Bakterien mit derartigen Eigenschaften ausstatten und Raubwanzen mit diesen
Bakterien dann freisetzen kann, müssen wir besser verstehen, wie die Ökologie
des Raubwanzendarms aussieht und wie die tiefgreifenden Interaktionen zwischen
Wirt, Erreger und Mikrobiom genau vonstattengehen. Dazu liefert unsere Arbeit
einen essentiellen Beitrag.“
Publikation: Fanny E. Eberhard, Sven Klimpel,
Alessandra A. Guarneri, Nicholas J. Tobias. Exposure to Trypanosoma parasites
induces changes in the microbiome of the Chagas disease vector Rhodnius prolixus. Microbiome (2022)
10:45. https://doi.org/10.1186/s40168-022-01240-z
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/116081371
Bildtexte:
Rhodnius prolixus_1000px.jpg
Die Raubwanze Rhodnius prolixus ist einer
der wichtigsten Überträger der Chagas-Krankheit im Norden Südamerikas und in
Mittelamerika. Foto: Dr. Erwin Huebner, University of Manitoba, Winnipeg,
Canada/ Wikimedia Commons
Rhodnius prolixus_Life_cycle.jpg
Exemplarischer
hemimetaboler Lebenszyklus der triatominen Raubwanze Rhodnius prolixus. Abgebildet sind der adulte Vektor, frisch
gelegte milchig-weiße Eier, gereifte rötliche Eier sowie die fünf
Nymphenstadien. Rote Pfeile markieren eine Blutmahlzeit für die Häutung und die
Produktion der Eier. Mittig sind häufige Wirtstiere wie etwa Hunde, Opossums
und der Mensch dargestellt. Grafik: Fanny E. Eberhard
Chagas-Wanzen in Europa:
Chagas-Wanzen
finden auch in Europa geeignete klimatische Bedingungen
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/chagas-wanzen-finden-auch-in-europa-geeignete-klimatische-bedingungen/#:~:text=Eine%20Impfung%20gegen%20die%20Chagas,80.000%20infizierten%20Menschen
Mobilitätsforscher:innen der Goethe-Universität befragen 5.000 Haushalte in Frankfurt und Darmstadt zu Maßnahmen der Verkehrspolitik
Wie kann Mobilität so gestaltet werden, dass Städte klimaneutraler werden und mehr Lebensqualität bieten? Mit dem Forschungsprojekt „QuartierMobil 2“ setzen Wissenschaftler*innen der Goethe-Universität ihre Kooperation mit den Städten Frankfurt und Darmstadt für eine verbesserte Verkehrspolitik fort.
FRANKFURT. Wie
stehen Anwohnerinnen und Anwohner in Frankfurt und Darmstadt zu neuen
Parkgebühren? Was halten sie davon, wenn Parkplätze in ihrem Wohnumfeld
zukünftig für andere Zwecke umgestaltet werden? Wie beurteilen sie
Car-Sharing-Angebote und die Verbesserung der Mobilität für zu Fuß Gehende und
Radfahrende? Und: Welche weiteren Initiativen wünschen sie sich? Im Rahmen des
Forschungsprojekts „QuartierMobil 2“ befragt die Goethe-Universität Frankfurt
knapp 5.000 Anwohnerinnen und Anwohner in insgesamt acht Quartieren in
Frankfurt und Darmstadt zum Thema „Mobilität im Quartier“. Die Befragung in den
innerstädtisch und am Stadtrand gelegenen Quartieren startet am 17. März in
Frankfurt und am 18. März in Darmstadt.
Geleitet wird das Projekt von Martin Lanzendorf,
Mobilitätsforscher am Institut für Humangeographie der Goethe Universität. Sein
Team kooperiert eng mit den Städten Frankfurt und Darmstadt, die die Ergebnisse
nutzen werden, um bei der Umsetzung von Maßnahmen auf die Bedürfnisse der
Anwohnerinnen und Anwohner eingehen zu können. Wie beim Vorgängerprojekt QuartierMobil
werden Studierende des Fachs Humangeographie Fragebögen in zufällig ausgewählte
Briefkästen einwerfen. Bürgerinnen und Bürger, die einen Fragebogen im
Briefkasten finden, können mit ihrer Teilnahme dazu beitragen, die Mobilität im
eigenen Quartier zukunftsfähig zu gestalten. Die Beantwortung der Fragen dauert
etwa eine Viertelstunde. Erste Ergebnisse werden im Sommer erwartet. „Aus den
Ergebnissen der Befragung können wir konkrete Vorschläge für die Verbesserung
der Mobilität in den Quartieren einbringen, so dass der Verkehr klimaneutraler
gestaltet werden kann und die Lebensqualität in den Städten sich verbessert“,
sagt Annabell Baumgartner, wissenschaftliche Projektmitarbeiterin am Institut
für Humangeographie.
Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung
und Forschung (BMBF) im Rahmen der Leitinitiative „Zukunftsstadt“ und läuft bis
Ende April 2023. Rückfragen sind per Mail möglich an: befragung2022@em.uni-frankfurt.de.
Foto
zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/115928279
Bildtext: Humangeographen der Goethe-Universität fragen nach: Was Anwohnende
von Radwegen halten (Foto: StetePlanung in
Darmstadt)
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Martin Lanzendorf
Institut für Humangeographie
Goethe-Universität
befragung2022@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für
Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069
798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Universität des 3. Lebensalters veröffentlicht neues Semesterprogramm
FRANKFURT. Mit nahezu 100 Lehrveranstaltungen verschiedener Fachrichtungen bietet die Universität des 3. Lebensalters (U3L) für das Sommersemester ein breitgefächertes und abwechslungsreiches Programm an. Anmeldungen sind ab sofort möglich. Über das Programm informiert das Veranstaltungsverzeichnis, das in zahlreichen Buchhandlungen ausliegt und bei der U3L bestellt werden kann. Eine Online-Version ist unter www.u3l.uni-frankfurt.de einsehbar. Am 5. April, von 16.00 bis 18.00 Uhr, findet darüber hinaus eine digitale Informationsveranstaltung zu Anmeldung und Teilnahme statt. Eine Anmeldung zur Informationsveranstaltung ist nicht erforderlich, Zugangsinformationen finden sich auf der Homepage der U3L. Die U3L wendet sich an alle Interessierten, unabhängig von Alter und Vorbildung.
Das neue Programm ist breit gefächert: So geht Dr. Carola Vogel
der Entdeckungsgeschichte des Grabes von Tutanchamun nach, Dr. Evangelia
Kelperi beleuchtet Darstellungen der Göttin Aphrodite im historischen Wandel,
Dr. Peter Gröhndahl nimmt den Kunstmarkt unter die Lupe, und PD Dr. Michael
Maaser, Historiker und leitender Archivar der Goethe-Universität, hält eine
Vorlesung über Europa im Zeitalter der Aufklärung. Naturwissenschaftlichen
Interessen begegnen Dr. Gabriele Schwab mit Erläuterungen zur Chemie der Farben
und Prof. Dr. Joachim Maruhn mit Einblicken in das Weltbild der Physik.
Philosophische Perspektiven auf die Frage „Was ist Glück?“ stellt PD Dr. Heike
Panknin-Schappert vor und lädt dazu ein, auf dieser Grundlage auch eigene
Antworten zu suchen.
Die Vorlesungen und Seminare finden wöchentlich in der Zeit vom
11. April bis 15. Juli 2022 statt, etwa die Hälfte davon im Online-Format.
Geplant ist, die Präsenzveranstaltungen wieder vor Ort in den Hörsälen der
Goethe-Universität abzuhalten. Informationen dazu werden voraussichtlich ab 1.
April vorliegen und über eine Online-Veranstaltungsliste auf
der Homepage der U3L veröffentlicht.
Weitere Informationen
Claudia
Koch-Leonhardi
Universität
des 3. Lebensalters an der Goethe-Universität
Tel. (069)-798 28861
u3l@em.uni-frankfurt.de;
http://www.u3l.uni-frankfurt.de
Homepage der U3L:
"www.u3l.uni-frankfurt.de".
Telefonische
Sprechzeiten: Mo-Do 9.30-12.30 Uhr, Mi 13.30-16 Uhr und n.V., Tel. (069)
798-28861
Redaktion: Pia Barth,
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069
798-763-12531p.barth@em.uni-frankfurt.de
Neue Forschungsgruppe an der Goethe-Universität befasst sich mit der Black-Power-Bewegung und dem Ringen um die US-Demokratie
Brutale Polizeigewalt gegen Afroamerikaner ist seit jeher Alltag auf US-amerikanischen Straßen. Und nicht erst seit dem Tod von George Floyd formiert sich dagegen massiver Widerstand. Die 2013 gegründete Bewegung #BlackLivesMatter erfährt weltweit breite Unterstützung. Eine neue Forschungsgruppe unter Leitung des Amerikanisten Prof. Simon Wendt untersucht nun die Vorläufer dieser Bewegung im 20. Jahrhundert und fragt nach den Erfolgen und Auswirkungen von Black Power.
FRANKFURT. In den
vergangenen 20 Jahren ist das Interesse der Geschichtswissenschaften am Thema
Black Power gewachsen. Dennoch gibt es nach wie vor viele historiografische
Lücken. Einige davon soll die neue Forschungsgruppe, die offiziell im Mai an
den Start geht, schließen helfen. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler wollen einen neuen Blick auf die Black-Power-Bewegung werfen,
um deren Einfluss auf die amerikanische Demokratie und die damit verbundenen
Werte besser zu verstehen.
„Die 1960er und 1970er Jahre haben die Debatten über Rassismus und
Demokratie tiefgreifend beeinflusst – bis heute. Wir wollen uns in diesem
Zusammenhang die weniger bekannten Black-Power-Gruppierungen sowie
vernachlässigte Themen betrachten und damit das Ringen zwischen konkurrierenden
Idealen der US-Demokratie und ihre langfristigen Auswirkungen sichtbar machen“,
erklärt Prof. Simon Wendt. Dabei soll insbesondere die Geschlechter-, Sozial-,
Geistes- und Politikgeschichte miteinander verbunden werden. Wie hat sich der
antirassistische Kampf der Black Power Bewegung auf Vorstellungen einer
gerechten und demokratischen Gesellschaft ausgewirkt?
Die Forschungsgruppe besteht vor allem aus drei
Promotionsprojekten. In einem dieser Projekte geht es um die Spannungen
zwischen Black-Power-Bewegung und Gay-Liberation-Bewegung und um deren
Zusammenarbeit. Inwiefern haben die unterschiedlichen Auffassungen darüber, wie
eine gerechte und demokratische Nation aussehen sollte, das Streben der beiden
Bewegungen nach vollständiger Gleichberechtigung gefördert oder behindert? Ein
weiteres Projekt untersucht die zeitgenössische Kritik an der
Black-Power-Bewegung und analysiert deren Argumentation, um zu erkennen, wie
Debatten über Rassismus das Verständnis verschiedener gesellschaftlicher
Gruppen von Demokratie prägten. Das dritte Projekt schließlich wird erstmals
die Geschichte der National Black United Front nachzeichnen, einer
afroamerikanischen Organisation, die 1980 von ehemaligen Black-Power-Aktivisten
in New York gegründet wurde. Im Zentrum steht die Frage, ob und wie sich das
Verständnis von der US-Demokratie und die Taktiken des schwarzen
Freiheitskampfes nach dem Niedergang der Black-Power-Bewegung gewandelt haben.
Zwei weitere Studien ergänzen die drei Teilprojekte: Eine laufende Dissertation
befasst sich damit, wie Religion die Black-Power-Bewegung geprägt hat. Eine
weitere Studie soll die Flut historischer Studien über afroamerikanischen
Aktivismus seit 1945 zu einer allgemeinen Geschichte der Black-Power-Bewegung
zusammenfassen. „Wir erwarten am Ende der Förderphase fünf Monographien, die
alle wichtige Beiträge zur Erforschung der Black Power Bewegung und der
amerikanischen Demokratie leisten werden“, sagt Wendt. Nur mit dem Wissen um
die Geschichte dieser Bewegung lasse sich Black Lives Matter in der Gegenwart
verstehen.
Die Forschungsgruppe wird von der Gerda Henkel Stiftung bis 2025
mit rund 180.000 Euro gefördert.
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Simon Wendt
Institut
für England- und Amerikastudien
Goethe-Universität
Telefon 069/798-32368
E-Mail
wendt@em.uni-frankfurt.de
Neues DFG-Projekt der Zahnmedizin an der Goethe-Universität untersucht, wie man eine Wurzel entfernt und dabei den Nerv lebendig erhält
Wurzelbehandlung mit anschließender Wurzelentfernung – weist ein
Zahn eine Entzündung auf, gibt es oft keine andere Lösung. Doch in manchen
Fällen gibt es Alternativen. Zwei Methoden, wie man trotz Wurzelentfernung den
Nerv erhalten kann, nimmt ein neues DFG-Projekt in der Poliklinik für
Parodontologie am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Carolinum) in
den Blick.
FRANKFURT. „Vitalamputation von Oberkiefermolaren mit Furkationsbeteiligung Grad II und/oder III“ – so lautet der Titel der Studie, die mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird. Was kompliziert klingt, könnte für viele Patienten durchaus relevant sein: Parodontale Erkrankungen kommen hierzulande häufig vor, und oft geht es darum, dass mehrwurzelige Zähne nicht in Gänze betroffen sind und am Leben erhalten werden könnten.
Im Fokus der Studie stehen mehrwurzelige Oberkieferbackenzähne
(Molaren), bei denen ein Knochenabbau infolge einer Entzündung bis zu der
Stelle vorgedrungen ist, an der sich die Wurzel teilt (Furkation). Je nach
Ausprägung des Knochenabbaus wird in einem solchen Fall die betroffene Wurzel
entfernt, „amputiert“ heißt es in der Fachsprache. Dieses durchaus gängige und
zahnerhaltende Therapieverfahren zielt darauf ab, die durch den Knochenabbau
entstandene Nische samt Entzündung zu beseitigen und den ehemals nicht
erreichbaren Zahnabschnitt der Mundhygiene über Zahnzwischenraumbürstchen
zugänglich zu machen. Die klassische Vorgehensweise sieht vor, den Zahn vor der
Entfernung (Amputation) einer seiner Wurzeln endodontisch, also vom Zahninneren
her zu behandeln (Wurzelkanalbehandlung).
Die Wurzelamputation werde auch weiterhin das Mittel der Wahl
bleiben, wenn eine von mehreren Wurzeln betroffen ist, sagt Studienleiter PD
Dr. Hari Petsos. Allerdings sei fraglich, ob vor jeder Wurzelamputation auch zwangsläufig
eine Wurzelkanalbehandlung notwendig sei. Denn oft ziehe eine
Wurzelkanalbehandlung eine „Behandlungskaskade“ nach sich – und damit einen
erheblichen Zeit- und Kostenaufwand für die Patienten. Darüber hinaus, so
konstatiert der Zahnmediziner, sei jede Wurzelkanalbehandlung prinzipiell ein
zusätzlicher Risikofaktor für Zahnverlust, denn es könne dabei immer zu
Komplikationen kommen, auch die Stabilität des Zahnes wird in Mitleidenschaft
gezogen. Um derartige Komplikationen von vornherein zu vermeiden, werde der
betroffene Zahn häufig überkront – was ebenfalls kostspielig ist. Die beste
Lösung wäre also, den betroffenen Zahn lebendig und somit in sich stabil zu
erhalten.
Im Rahmen der von der DFG geförderten Studie sollen nun zwei
unterschiedliche Therapieverfahren miteinander verglichen werden, die beide
vitalerhaltend sind, also ohne eine Wurzelkanalbehandlung auskommen. Daher der
Begriff der „Vitalamputation“. Insgesamt 70 Patienten werden innerhalb der
zwölf Monate nach ihrer Behandlung daraufhin untersucht, wie sich die
parodontale (Zahnhalteapparat) und endodontische (Zahnnerv) Situation am
betroffenen Zahn entwickelt. Methode eins sieht vor, dass die Wurzel unterhalb
der Zahnkrone abgetrennt wird, die sehr kleine Fläche des dabei angeschnittenen
Zahnnervs wird mit einem für solche Zwecke erprobtem Medikament (Biodentin:
Trikalziumsilikat) und einem Füllungsmaterial abgedeckt. Bei Methode zwei wird
der Zahn durch die Kaufläche eröffnet und der Zahnnerv im oberen Anteil
(Kronenpulpa) entfernt. Die freiliegenden, in den Wurzeln verbleibenden
Nervanteile werden mit demselben Medikament wie in Methode eins abgedeckt, der
Zahn wird mit einem Füllungsmaterial verschlossen. Erst dann wird die
entsprechende Wurzel entfernt. Ob der Nerv die Prozedur überstanden hat ohne
dabei abzusterben, wird in den Monaten nach der Behandlung immer wieder mittels
Kälteempfindung und Stromfluss kontrolliert. „Die Ergebnisse unserer Studie
werden unter Umständen zu einer veränderten Vorgehensweise führen“, ist Dr.
Petsos überzeugt.
Das Projekt wird von der DFG mit rund 110.000 Euro gefördert und
läuft bis Dezember 2023 an der Poliklinik für Parodontologie des Zentrums für
Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Goethe-Universität.
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/115385283
Bildtext: Schematisch Darstellung des klassischen Verfahrens
(Wurzelamputation, links) sowie beider im Rahmen der Studie untersuchten
Therapieverfahren (Vitalamputation unter Belassen der Kronenpulpa, mittig, bzw.
mit Entfernung der Kronenpulpa, rechts). (Grafik: Petsos)
Weitere Informationen
PD Dr.
Hari Petsos
Poliklinik
für Parodontologie
Zentrum
für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Goethe-Universität
Telefon:
069 6301 5642 (Sekretariat)
E-Mail:
petsos@med.uni-frankfurt.de
Homepage:
https://www.kgu.de/einrichtungen/kliniken/carolinum-zahnaerztliches-universitaets-institut-ggmbh