​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Apr 20 2022
10:28

Öffentliche Vortragsreihe der Deutsche Bank Stiftungsgastprofessur zum Thema „Christen in Ostafrika und Westasien“

Friedliche Nachbarschaft, blutige Konflikte

FRANKFURT. Ostafrika und Westasien werden im breiteren öffentlichen Bewusstsein mit dem Islam verbunden. Doch schon ein rascher Blick in die Vergangenheit – und auf jüngere politische Ereignisse – lässt die religiöse Vielfalt in der Region erkennen: Juden, Christen und Muslime lebten nebeneinander, in denselben Orten, teils in Nachbarschaft. Neben friedlichen Nachbarschaftsbeziehungen der Religionen und den Machthabern gab es allerdings auch blutige Konflikte.

Die öffentliche Vortragsreihe der Deutsche Bank Stiftungsgastprofessur Christen in Ostafrika und Westasien – Alte Traditionen und neue Herausforderungen widmet sich den Christentümern dieser Regionen, die traditionell als „orientalisches Christentum“ bezeichnet werden. Dabei vermitteln ausgewiesene Referenten in einem weiten historischen Blick Perspektiven verschiedener Fachrichtungen – von der Kirchengeschichte über die Byzantinistik bis hin zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Die Reihe schließen eine Lesung sowie ein Gespräch mit dem Schriftsteller Martin Mosebach und Asfa-Wossen Asserate ab.

Termine und Themen im Überblick:

  • 27. April 2022, 20:15 Uhr:
    Prof. Dr. Karl Pinggéra (Kirchengeschichte, Marburg)
    „Die Entstehung und Ausbreitung orientalischer Christentümer bis zum Aufkommen des Islam“ 
  • 11. Mai 2022, 20:15 Uhr:
    Prof. Dr. Johannes Pahlitzsch (Byzantinistik, Mainz)
    „Das Zusammenleben von Juden, Christen und Muslimen und die Kultur des Nahen Ostens“
  • 18. Mai 2022, 20:15 Uhr:
    Jun.-Prof. Dr. Verena Krebs (Mittelalterliche Kulturräume, Bochum):
    „Salomos Erben: Das äthiopische Christentum zwischen Spätantike und Mittelalter“
  • 8. Juni 2022, 20:15 Uhr:
    Prof. Dr. Dietmar Winkler (Patristik und Kirchengeschichte, Salzburg)
    „Die Kirche des Ostens im Persischen Sassanidenreich und ihre weitere Ausbreitung nach Zentralasien und China“ 
  • 22. Juni 2022, 20:15 Uhr:
    Prof. Dr. Boris Barth (Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Prag)
    „Die Christen im Osmanischen Reich – von der Duldung zum Völkermord“
  • 29. Juni 2022, 20:15 Uhr:
    Prof. Dr. Klaus Koschorke (Ältere und Weltweite Christentumsgeschichte, München)
    „Orientalische Christentümer als antikoloniale Alternative. Indische Thomaschristen und das christliche Äthiopien in den Debatten asiatischer und afrikanischer Eliten um die Wende vom 19. zum 20 Jh.“ 
  • 6. Juli 2022, 20:15 Uhr:
    Lesung aus Martin Mosebach, „Die 21. Eine Reise ins Land der koptischen Martyrer“ und Gespräch mit Martin Mosebach und Dr. Asfa-Wossen Asserate (beide Frankfurt am Main)

Die Vorträge finden in Präsenz statt. Veranstaltungsort ist der Campus Westend, Trude-Simonsohn-Saal (Cas. 1.811), am 6. Juli ausnahmsweise das Hörsaalzentrum 3 auf dem Campus Westend.

Die Federführung der Veranstaltungsreihe liegt bei Prof. Dr. Hartmut Leppin, Goethe-Universität Frankfurt, und Prof. Dr. Dorothea Weltecke, Humboldt-Universität zu Berlin; veranstaltet wird die Reihe vom DFG-Leibnizpreisprojekt »Polyphonie des spätantiken Christentums«, der DFG-Kollegforschungsgruppe »POLY – Polyzentrik und Pluralität vormoderner Christentümer«, dem Leibniz-WissenschaftsCampus »Byzanz zwischen Orient und Okzident« und der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität.

Weiterführende Informationen zur Reihe sowie zur Anmeldung sind unter www.uni-frankfurt.de/deutsche-bank-stiftungsgastprofessur abrufbar.

Die Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ der Deutsche Bank AG wurde im Jahr 1985 ins Leben gerufen. Sie soll Brücken schlagen zwischen Bürgern der Stadt und Region einerseits und der Forschung andererseits, um anhand wissenschaftlicher Expertise und ihrer verständlichen Vermittlung Orientierung in einer Welt der globalen Umwälzungsprozesse zu bieten.


Information und Anmeldung:
Marius Kalfelis
Leibnizpreis-Projekt »Polyphonie des spätantiken Christentums«
Historisches Seminar, Abt. für Alte Geschichte Norbert-Wollheim-Platz 1 60629 Frankfurt/M.
E-Mail: kalfelis@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Apr 13 2022
12:34

Semesterstart an der Universität des 3. Lebensalters 

Erste Schritte zurück auf den Campus 

FRANKFURT. Nach zwei Jahren digitaler Studienprogramme können im Sommersemester 2022 nun auch die Studierenden der Universität des 3. Lebensalters (U3L) wieder in die Hörsäle und Seminarräume zurückkehren. Diejenigen, die das Präsenzangebot wahrnehmen, zeigen sich sehr glücklich über die Möglichkeit, Ihre Dozent*innen und Mitstudierenden wieder von Angesicht zu Ansicht erleben. Auf dem Campus Bockenheim der Goethe-Universität, dem Sitz der U3L, herrscht eine Art Aufbruchsstimmung, die auch durch das strahlende Frühlingswetter begünstigt wird.

„Die U3L wünscht allen Studierenden, Lehrenden und Beschäftigten auf den verschiedenen Campusstandorten einen schönen Semesterbeginn“ sagt Silvia Dabo-Cruz, die Leiterin der Geschäftsstelle der U3L. „Für das U3L-Angebot hatten wir entschieden, sowohl Präsenz- als auch digitale Veranstaltungen anzubieten, um eine möglichst breite Gruppe anzusprechen. Nun können diejenigen endlich zurückkehren, die Online-Lehre nicht in Anspruch genommen haben. Und alle, die in den Corona-Semestern die Teilnahme aus der Ferne schätzen gelernt haben, finden bei der U3L weiterhin ein breites Online-Angebot. Auch eine Mischung ist für viele eine gute Option, wenn die Veranstaltungszeiten zusammenpassen. Die ersten Präsenzveranstaltungen sind bei Weitem nicht überfüllt. Das ist im Moment auch gut so. Es zeigt sich, dass der gefasste Plan einer vorsichtigen und umsichtigen Rückkehr auf den Campus aufgeht. In den Räumen ist ausreichend Platz, um sich schrittweise an die neue Nähe zu gewöhnen.“

Die Anmeldezeit für das Sommersemester endet erst am 30. April. Bis dahin ist ein Einstieg in die Vorlesungen, Seminare und Arbeitsgruppen ohne weiteres möglich – diese finden im Sommersemester in der Zeit zwischen dem 11. April und dem 15. Juli 2022 statt. Eine Veranstaltungsliste ist auf der Homepage der U3L abrufbar.


Kontakt:
Die Mitarbeiter*innen der U3L-Geschäftsstelle freuen sich über eine Kontaktaufnahme und geben gerne Auskunft. Im Moment sind sie allerdings nur telefonisch oder per E-Mail erreichbar. Auch hier gilt es, die Öffnung der Geschäftsstelle vorsichtig zu planen.

Weitere Informationen:
Claudia Koch-Leonhardi, Universität des 3. Lebensalters an der Goethe-Universität. Tel. (069)-798 28861; u3l@em.uni-frankfurt.de; http://www.u3l.uni-frankfurt.de
Homepage der U3L: www.u3l.uni-frankfurt.de. Telefonische Sprechzeiten: Mo-Do 9.30-12.30 Uhr, Mi 13.30-16 Uhr und n.V., Tel. (069) 798-28861


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Apr 11 2022
12:06

Zellkulturuntersuchungen aus Frankfurt und Canterbury zeigten zuvor Aprotinin-Effekte gegen SARS-CoV-2

Studie: Aprotinin wirkt bei COVID-19-Patienten – Basis legten Forscher von Goethe-Universität und University of Kent

Eine klinische Studie aus Spanien bestätigte kürzlich Laborversuche der Goethe-Universität Frankfurt und der University of Kent, nach denen der Protease-Inhibitor Aprotinin die Infektion von Zellen mit SARS-CoV2 verhindert. Die Autor:innen der klinische Studie berichten, dass Patient:innen, die ein Aprotinin-Aerosol erhielten, unter anderem deutlich früher aus dem Krankenhaus entlassen werden konnten.

FRANKFURT. Bevor SARS-CoV-2 über sein Spike-Protein an Proteine (ACE2-Rezeptoren) auf der Oberfläche der Wirtszellen andocken kann, müssen Teile des Spike-Proteins durch Enzyme der Wirtszellen – Proteasen – abgespalten werden. 2020 konnte ein Wissenschaftsteam um Prof. Jindrich Cinatl von der Goethe-Universität und Prof. Martin Michaelis sowie Prof. Mark Wass von der britischen University of Kent in Zellkultur-Experimenten zeigen, dass der Protease-Inhibitor Aprotinin in der Lage ist, die für das Eindringen der SARS-CoV-2-Viren nötige Proteasen zu hemmen und die Vermehrung des Erregers zu stoppen.

In einer weiteren Studie wies das Wissenschaftsteam ebenfalls anhand von Zellkultur-Experimenten nach, dass Aprotinin auch gegen die Delta- und Omikron-Variante von SARS-CoV-2 wirkt.

Jetzt hat eine klinische Phase-III-Studie eines spanischen Forschungsteams unter anderem gezeigt, dass ein Aprotinin-Aerosol die durchschnittliche Verweildauer von COVID-19-Patient:innen im Krankenhaus um fünf Tage verkürzen kann.

Prof. Jindrich Cinatl meint: „Dies zeigt, wie wissenschaftliche Kooperationen auch ohne direkte Verbindungen zwischen Forschungsteams funktionieren. Ich freue mich sehr, dass unsere Zellkulturstudie diese erfolgreiche klinische Studie angestoßen hat.“

Prof. Martin Michaelis sagt: „Die Ergebnisse unserer Zellkulturstudien waren bereits sehr vielversprechend. Es ist toll, dass sich Aprotinin nun auch bei Patientinnen und Patienten als wirksam gegen COVID-19 erwiesen hat.“


Spanische Studie:
Francisco Javier Redondo-Calvo et. al.: Aprotinin treatment against SARS-CoV-2: A randomized phase III study to evaluate the safety and efficacy of a pan-protease inhibitor for moderate COVID-19. Eur. J. Clin. Invest. (2022) https://doi.org/10.1111/eci.13776

Zu den Studien von Goethe-Universität und University of Kent:
1) Wirkstoff Aprotinin verhindert Eindringen von SARS-CoV2 in Wirtszellen:
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/wirkstoff-aprotinin-verhindert-eindringen-von-sars-cov2-in-wirtszellen/ 

2) Forscher:innen von Goethe-Universität und University of Kent finden Erklärung für mildere Omikron Verläufe:
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/forscherinnen-von-goethe-universitaet-und-university-of-kent-finden-erklaerung-fuer-mildere-omikron-verlaeufe/


Weitere Informationen
Prof. Dr. rer. nat. Jindrich Cinatl
Institut für Medizinische Virologie
Universitätsklinikum Frankfurt und Goethe-Universität Frankfurt
Tel.: +49 (0) 69 6301-6409
cinatl@em.uni-frankfurt.de

Prof. Dr. Martin Michaelis
School of Biosciences
University of Kent
Tel: +44 (0)1227 82-7804
Handy: +44 (0)7561 333 094
m.michaelis@kent.ac.uk


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Apr 8 2022
13:46

Prof. Frank Brenker ins Voruntersuchungsteam der NASA-Mission OSIRIS-REx berufen – Raumsonde mit 60 Gramm Material vom Asteroiden Bennu auf dem Rückflug – Untersuchung mit neuartigen Methoden

Geowissenschaftler der Goethe-Universität wird ab 2023 erneut exklusive Proben von Asteroiden untersuchen 

Als einer der ersten Wissenschaftler wird der Geowissenschaftler Prof. Frank Brenker von der Goethe-Universität Frankfurt ab 2023 Gesteinsproben des Asteroiden Bennu untersuchen können. Dies gab die US-amerikanische Weltraumbehörde NASA bekannt. 2020 hatte die NASA-Raumsonde OSIRIS-REx Gesteinsproben von Bennu genommen und befindet sich seitdem auf dem langen Rückflug zur Erde. Die Proben versprechen neue Erkenntnisse über die frühe Geschichte des Sonnensystems und Bildung der Erde.

FRANKFURT. Asteroiden haben im Laufe der Erdgeschichte das Aussehen unseres blauen Planeten stark mitbestimmt: Einschläge dieser Himmelskörper brachten wahrscheinlich das Wasser für unsere Ozeane auf die Erde, auch Bausteine des Lebens und viele Edelmetalle stammen wohl von diesen Himmelskörpern.

Um mehr über Asteroiden und ihren Einfluss auf die Erdgeschichte und die Entstehung des Lebens zu erfahren, hat die US-amerikanische Weltraumbehörde 2016 die Raumsonde OSIRIS-REx zu dem erdnahen Asteroiden Bennu geschickt. Bennu ist ein 500 Meter großer Asteroid der C-Klasse und gehört damit zu den ursprünglichsten Objekten unseres Sonnensystems. Forscher gehen davon aus, dass sich diese Asteroiden seit mehr als 4,56 Milliarden Jahren nicht mehr entscheidend verändert haben. Damit erlauben sie einen ungestörten Blick in die Kinderstube unseres Sonnensystems.

Ende 2020 hat OSIRIS-REx Proben der Oberfläche von Bennu entnommen und wird 2023 mit mehr als 60 Gramm Asteroidenmaterial auf der Erde zurückerwartet. Die Proben sollen während des Vorbeiflugs der Raumsonde an der Erde über eine Rückkehrkapsel auf die Erdoberfläche gelangen. Zu den ersten Wissenschaftlern, die diese Proben dann untersuchen werden, gehört nun auch Prof. Frank Brenker vom Institut für Geowissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt. Er wurde zusammen mit seinem Kollegen Prof. Laszlo Vincze, Universität Gent, von der NASA in das Voruntersuchungsteam berufen.

Der Grund: Prof. Frank Brenker hat zusammen mit Kolleginnen und Kollegen in den vergangenen Jahren ein präzises und hoch-ortsauflösendes Messverfahren entwickelt, das mithilfe von Supermikroskopen dreidimensional und berührungsfrei die chemische Zusammensetzung und die Struktur der Materie in den kostbaren Proben bestimmen kann. Die Supermikroskope arbeiten dazu mit energiereicher Röntgenstrahlung (Synchrotron-Strahlung), die an den Beschleunigeranlagen DESY in Hamburg und ESRF im französischen Grenoble erzeugt wird.

„Wir sind äußerst gespannt auf die einzigartigen Proben und sehr stolz über die Aufnahme in das Voruntersuchungsteam“, erklärt Frank Brenker. „In den Proben werden wir mit unserem Verfahren unter anderem die Gehalte und die Verteilung der so genannten seltenen Erden bestimmen, die für eine geowissenschaftliche und kosmochemische Interpretation von großer Bedeutung sind. Wir machen also quasi eine Spurenelement-Tomographie der Proben. Dies können außer uns nur wenige Wissenschaftsteams weltweit.“

Derzeit arbeitet das deutsch-belgische Wissenschaftsteam noch intensiv an der Untersuchung der Proben vom Asteroiden Ryugu, die die japanische Weltraumorganisation im Dezember 2020 zur Erde geholt hatte.

Links: Proben vom Asteroiden Ryugu / Raumsonde Hayabusa 2
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/raumsonde-hayabusa-2-wasser-auf-der-erde-stammt-womoeglich-von-asteroiden/

https://www.puk.uni-frankfurt.de/75129455/Erste_Proben_des_Asteroiden_Ryugu_kommen_nach_Frankfurt?

Weitere Informationen
Prof. Dr. Frank Brenker
Institut für Geowissenschaften
Mineralogie
Tel.: (069)-798 40134
Mobil: 0151 68109472
f.brenker@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Apr 8 2022
09:31

Podiumsgespräch zur Buchvorstellung „Ein Verbrechen ohne Namen“

Zum neuen Streit über den Holocaust

FRANKFURT. Wie an den Holocaust erinnern? Die Einzigartigkeit des Holocaust im kollektiven Gedächtnis der Deutschen wurde immer wieder diskutiert –  auch in jüngster Zeit. So wurde die Auffassung laut, andere historische Verbrechen sollten ausgeblendet und dem Mord an den Juden eine singuläre Rolle im kollektiven Gedächtnis der Deutschen eingeräumt werden.

Das Buch Ein Verbrechen ohne Namen. Anmerkungen zum neuen Streit über den Holocaust der Historikerin Sybille Steinbacher sowie der Historiker Dan Diner, Norbert Frei und Saul Friedländer tritt solchen Thesen entgegen und will zeigen, warum das Argument der Präzedenzlosigkeit des Holocaust historisch gut begründet ist. Zugleich macht es deutlich, dass die Erinnerung insbesondere an die Kolonialverbrechen einen größeren Platz erhalten sollte, ohne deshalb die kritische Auseinandersetzung mit dem Holocaust beiseitezuschieben.

Im Rahmen einer Podiumsveranstaltung mit drei seiner Autor*innen wird das Buch

„Ein Verbrechen ohne Namen“
am 13. April 2022 um 20.00 Uhr

in der Deutschen Nationalbibliothek
vorgestellt.

Die Veranstaltung kann ohne Anmeldung auch per Livestream auf YouTube unter folgendem Link verfolgt werden: https://youtu.be/s0CDczEX2oU

Die Autorin und Autoren des Buchs und Teilnehmer der Podiumsdiskussion sind ausgewiesene Zeithistoriker: Prof. Dr. Dan Diner ist Historiker für Moderne Geschichte und lehrte an den Universitäten Jerusalem und Leipzig. Prof. Dr. Norbert Frei ist Seniorprofessor für Neuere und Neueste Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, und Prof. Dr. Sybille Steinbacher ist Zeithistorikerin und Direktorin des Fritz Bauer Instituts; sie lehrt zudem an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Moderieren wird Rebecca Caroline Schmidt, Geschäftsführerin des Forschungsverbunds »Normative Ordnungen«.

Die Buchvorstellung mit anschließender Podiumsdiskussion findet in Kooperation des Fritz Bauer Instituts mit dem Deutschen Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek und dem Forschungsverbund »Normative Ordnungen« der Goethe-Universität Frankfurt am Main statt.

Das Buch „Ein Verbrechen ohne Namen. Anmerkungen zum neuen Streit über den Holocaust“ der Autoren Saul Friedländer, Norbert Frei, Sybille Steinbacher und Dan Diner und einer Einleitung von Jürgen Habermas ist kürzlich im C.H.BECK-Verlag erschienen.

Anmeldung:

Für die Teilnahme vor Ort wird um Anmeldung an anmeldung@fritz-bauer-institut.de gebeten.

Weitere Informationen:

Fritz Bauer Institut, 069/798 322-40, info@fritz-bauer-institut.de, www.fritz-bauer-institut.de

Anke Harms, Referentin für Wissenschaftskommunikation, 069/798-31407, anke.harms@normativeorders.net; www.normativeorders.net


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Apr 7 2022
16:47

Im neuen UniReport analysieren Expert*innen der Goethe-Universität den Ukraine-Konflikt. 

Krieg gegen die Ukraine: Wie groß ist der Rückhalt in der russischen Bevölkerung?

FRANKFURT. Expert*innen aus Politik- und Geschichtswissenschaft sowie aus Soziologie und Psychologie analysieren in der neuen Ausgabe des UniReports den Krieg Russlands gegen die Ukraine. Prof. Nicole Deitelhoff, Politikwissenschaftlerin und Leiterin des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), ist skeptisch, ob sich in Russland die Kritik an Putins Kriegspolitik mehr Gehör und Einfluss verschaffen kann. Man wisse gegenwärtig nicht, wie Putin-freundlich die Stimmung in der russischen Bevölkerung wirklich sei. Grundsätzlich gelte: „Was wir wissen ist, dass jede Herrschaft in Bedrängnis gerät, wenn sie nicht mehr ‚liefern' kann, das heißt, wenn wichtige Unterstützerkreise den Eindruck gewinnen, dass sie ohne den jeweiligen Herrscher oder die Herrscherin besser dran wären. Das kann, je nachdem, wie sich die Lage in Russland unter dem Eindruck der Sanktionen und des Kriegs entwickelt, auch dort geschehen.“

Den von Bundeskanzler Scholz bemühten Begriff der „Zeitenwende“ hält der Wirtschaftshistoriker Prof. Werner Plumpe aus europäischer Sicht durchaus für zutreffend; in globaler Perspektive müsste er aber relativiert werden. Dass Großmächte ihre Einflusszonen militärisch sichern, auch militärisch eingreifen, wenn sie ihre Interessen bedroht sehen, ist seiner Einschätzung nach nicht so selten. Sanktionen allein hätten in historischer Perspektive wenig bewegt, so Plumpe; ihre Wirkungen seien diffus, weil ja nicht nur Regierungen, sondern eben auch die Bevölkerung getroffen würden.

Der Sozialpsychologe Prof. Rolf van Dick, der gerade zusammen mit einem Marburger Kollegen einen Offenen Brief an Putin veröffentlicht hat, dem sich bereits viele Fachkolleg*innen angeschlossen haben, weist die Annahme zurück, nach denen der Krieg einzig und allein von Putin ausgehe: „Es ist ja nicht Putin selber, der Bomben abfeuert, es sind Soldaten auf allen Ebenen beteiligt, die sich diesem sinnlosen Krieg durchaus verweigern könnten.“

Was macht die Auseinandersetzung mit dem Krieg in der Ukraine mit der deutschen Gesellschaft, welche Rolle spielen die Medien im öffentlichen Diskurs? Damit beschäftigt sich der Soziologe Prof. Thomas Scheffer, der den Medien eine wichtige Aufgabe zuschreibt: „Sie schärfen durchaus unsere Sinne für die allgemeine Lage, in der wir uns befinden.“ Er sieht aber auch das Problem, dass Themen in der Konkurrenz um Aufmerksamkeit einander verdrängen: „Die täglichen 300 Toten der Corona-Pandemie lassen viele heute kalt, weil sie nun jahrelange Realität sind. Anders mit den Toten, Verletzten und Verfolgten im Ukraine-Krieg. Sie berühren uns und drängen zum Handeln. Die Aufmerksamkeit schließt unsere Emotionen mit ein.“

Im neuen UniReport begrüßt Universitätspräsident Prof. Enrico Schleiff die Studierenden der Goethe-Universität zum Sommersemester 2022 – erstmals (auch) auf Ukrainisch, um damit ein Zeichen zu setzen. Schleiff sagt: „Unsere Solidarität gilt den Menschen in der Ukraine, allen Ukrainer*innen im In- und Ausland, aber auch all jenen, die sich in Russland und weltweit entschieden für Frieden und Freiheit engagieren.“

Weitere Themen im aktuellen UniReport:

  • Auf dem Weg zu einer digitalen Wissenskultur: Ulrich Schielein, neuer Chief Information Officer und hauptamtlicher Vizepräsident der Goethe-Universität, im Gespräch.
  • Mit 150 Sachen durch den Eiskanal: Deborah Levi, Studierende der Goethe-Universität, über den Gewinn der Goldmedaille im Zweierbob bei den Olympischen Winterspielen.
  • Auf die ethischen Anforderungen im Gesundheitswesen vorbereiten: Der neue duale Masterstudiengang „Sozialethik im Gesundheitswesen“ ist im vergangenen Wintersemester gestartet.
  • Die Zukunft des Mathematikunterrichts: Die größte deutschsprachige Tagung für Mathematikdidaktik findet vom 29. August bis 2. September 2022 auf dem Campus Westend statt.
  • Dank der Forschung von Prof. Thomas Wilhelm haben Tausende Schüler*innen die Physik zwar nicht lieben, aber doch besser verstehen gelernt:  Für seine Forschungen erhält er den mit 5000 Euro dotierten Wissenschaftspreis der Frankfurter Physik 2021.
  • Ein Freidenker der Frankfurter Schule: Eine Internationale Konferenz an der Goethe-Universität soll das vielschichtige Werk Siegfried Kracauer beleuchten.
  • Können Investoren die Welt verändern? Der Humboldt-Preisträger Marcus Opp will Green Finance auf den Grund gehen.
  • Zwischen den Räumen: In seinem Projekt „Durchgang“ erforscht der Architekturhistoriker Markus Dauss Orte, die wir en passant wahrnehmen.
  • Kant und seine sozialistischen Interpreten: Der Amerikaner William Levine arbeitet als Postdoctoral Fellow am Forschungskolleg Humanwissenschaften über einen etwas in Vergessenheit geratenen „linken“ Zweig der Neokantianer.
  • Literatur in Pandemiezeiten: Judith Hermann hält im Mai ihre Frankfurter Poetikvorlesungen.
  • Von Tradition und Moderne in der chinesischen Ökonomie: Prof. Bertram Schefold und Prof. Iwo Amelung über ihren Sammelband „European and Chinese Histories of Economic Thought“.
  • Wie Zootiere kommunizieren: Der Biologe Sebastian Schneider hat sich in seiner Dissertation damit beschäftigt, wie Tierlaute mittels digitaler Technologien differenziert erfasst und ausgewertet werden können.
  • Erste Ergebnisse der dritten bundesweiten Studie „JuCo“ liegen vor: Ergänzend zum Beitrag spricht Prof. Sabine Andresen mit dem UniReport im Audio-Interview über Befunde der dritten Befragung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Corona-Zeit. https://tinygu.de/u7qKP

Der UniReport 2/2022 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Apr 7 2022
14:34

Goethe-Uni veröffentlicht aktuelles Programm der Frankfurter Bürger-Universität

Über Gott und die Welt 

Von der Vorlesung des Nobelpreisträgers der Physik Reinhard Genzel bis hin zur Poetikvorlesung der Schriftstellerin Judith Hermann reicht das Spektrum des neuen Programms der Frankfurter Bürger-Universität. Ziel des von der Goethe-Universität zusammengestellten und organisierten Gesamtprogramms ist, den Dialog zwischen Wissenschaftler:innen und Bürger:innen zu fördern.

FRANKFURT. Wie können wir die Natur als wertvollen Lebensraum langfristig erhalten und auch als Ressource für uns Menschen nachhaltig nutzen? Welche Rolle spielt die Mathematik bei der Klimaforschung? Gehören Streit und Vertrauen zusammen? Diese und andere Themen greifen die Veranstaltungen der Frankfurter Bürger-Universität im Sommersemester 2022 auf. Dazu gehören Vorträge, Podiumsgespräche und Buchvorstellungen, Führungen und Ausstellungen sowie ein Fest: Erstmals seit Ausbruch der Pandemie lädt die Goethe-Universität wieder zum Frühlingsfest auf den naturwissenschaftlichen Campus auf dem Riedberg. Am 22. Mai erwarten Besucherinnen und Besucher dort Führungen unter anderem des Instituts für Bienenkunde, der GeoAgentur Riedberg und Gärtnern des Wissenschaftsgartens.

Wenn Wissenschaft nicht das letzte Wort über unser Leben haben kann – wer oder was aber dann? Diese Frage greift die Diskussionsreihe „Mit oder ohne Gott – Religionen in der pluralen Gesellschaft“ auf. In zwei Talkrunden diskutieren Expertinnen und Experten der Goethe-Universität aus Religionsphilosophie und Islamwissenschaft, aus Soziologie, Theologie, Geschichte des Judentums und jüdischer Religionsphilosophie, ob und wie es zu Glaubensüberzeugungen in einer demokratisch und wissenschaftlich geprägten Welt kommen kann. Die Diskussionsreihe unter Beteiligung des Forschungsverbunds „Dynamiken des Religiösen“ an der Goethe-Universität findet – erstmals wieder in Präsenz – am 8. Juni in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Frankfurt und am 28. Juni in Kooperation mit der Zentralbibliothek der Stadtbücherei Frankfurt statt.

Das Programm der Bürger-Universität wird an einschlägigen Stellen in der Stadt ausgelegt und ist auf der Webseite der Goethe-Universität einsehbar unter: http://www.buerger.uni-frankfurt.de/

Die erste Bürger-Universität startete im Jahr 2008. In diesem Jahr kehrte die Goethe-Universität zu ihren Wurzeln als Stiftungsuniversität zurück, als die sie 1914 von Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern gegründet worden war. Seitdem fördert die Bürger-Universität, die unter der Schirmherrschaft des Frankfurter Oberbürgermeisters steht, den lebendigen Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern aus Stadt und Region.

Weitere Informationen
Abteilung PR & Kommunikation
Goethe-Universität
069/798-12481
buergeruni@uni-frankfurt.de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de 

 

Apr 7 2022
14:10

Sommersemester wird weitestgehend wieder in Präsenz durchgeführt. Universitätsleitung bittet Studierende, in Innenräumen weiterhin Maske zu tragen. 

Goethe-Universität begrüßt neue Studierende 

FRANKFURT. Die Goethe-Universität hat heute ihre neuen Studierenden begrüßt: Für knapp 2.200 „Erstis“ hat das Sommersemester 2022 mit einer großen Messe begonnen: Auf der zentralen Begrüßungsveranstaltung der Goethe-Universität, die nach zwei Jahren Pause zumindest wieder im Hybridmodus stattfinden konnte, wurden sie von Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann, Universitätspräsident Prof. Enrico Schleiff sowie dem AStA-Vorstand begrüßt.

„Ich gratuliere Ihnen zu dieser hervorragenden Entscheidung: Ein Studium in der besten Stadt Deutschlands zu beginnen“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann mit einem Augenzwinkern. Er hob in seiner Rede die Vorzüge der Stadt Frankfurt hervor, die neben ausgezeichneten Hochschulen auch in einer reichen Kulturlandschaft sowie vielfältigen Freizeitangeboten zum Ausdruck kämen. „Aber es sind die Menschen, die Frankfurt besonders machen - und Sie sind eine Bereicherung für unsere Stadt“, betonte Feldmann. „Vor allem freue ich mich für Sie, dass Sie Hörsäle wieder von innen sehen werden und auf dem Campus gemeinsam mit ihren Kommilitonen lernen können“, so das Stadtoberhaupt weiter.

Universitätspräsident Prof. Enrico Schleiff betonte bei der Begrüßung der Erstsemester: „Wir freuen uns über alle neuen Studierenden, die sich für ein Studium an der Goethe-Universität entschieden haben. Auf sie wartet eine aufregende Lebensphase, in der sie sich nicht nur berufliche Perspektiven erarbeiten, sondern auch unglaublich viele bereichernde Menschen kennen lernen und sich in unterschiedlichsten Initiativen engagieren können.“ Schleiff betonte, wie wichtig es für die Goethe-Universität sei, nach zwei Jahren starker Einschränkungen wieder in den regulären Präsenzbetrieb zurückkehren zu können; er bat die Studierenden aber darum, angesichts der nach wie vor hohen Infektionszahlen vorsichtig zu sein und in Innenräumen weiterhin die Maske zu tragen. Wer noch nicht geimpft sei, solle dies unbedingt noch tun, um sich und andere zu schützen.

Auf der Präsenzmesse im Casinogebäude konnten sich die neuen Studierenden einen Überblick über Angebote und Serviceleistungen der Goethe-Universität verschaffen. Wer nicht persönlich dabei sein konnte, hatte die Möglichkeit, sich das Programm mit Live-Vorträgen, Informationen und Tipps rund um das Studium an der Goethe-Universität im Netz anzuschauen.

Der reguläre Vorlesungsbetrieb für alle Studierenden beginnt ab dem kommenden Montag. Insgesamt wird mit ungefähr 42.000 Studierenden im Sommersemester gerechnet. Ein neues Studienangebot stellt der duale Kooperationsstudiengang Hebammenwissenschaft dar, der gemeinsam von der Goethe-Universität und der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) konzipiert und durchgeführt wird.

Studierende finden alle Informationen zum Sommersemester 2022 an der Goethe-Universität, auch zu den Coronaregeln, unter: https://tinygu.de/Sommersemester22


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Apr 6 2022
16:54

Studie der Goethe-Universität zeigt: Situation in Europa sehr heterogen, aber im Schnitt besser als in den USA

Frauen in Wirtschaftswissenschaften weltweit unterrepräsentiert

In vielen akademischen Berufen sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert. Dass dies auch in den Wirtschaftswissenschaften der Fall ist, zeigt eine Studie des Ökonomen Guido Friebel von der Goethe-Universität und seinem Team in Kooperation mit der Toulouse School of Economics. Insbesondere in hohen Positionen und an besonders forschungsstarken Hochschulen haben Frauen es schwer.

FRANKFURT. Die Studie zum Frauenanteil in den Wirtschaftswissenschaften hat einige überraschende Fakten zutage gebracht: zum Beispiel, dass Europa immerhin bessere Zahlen aufzuweisen hat als die USA oder dass Frauen insbesondere an forschungsstarken Hochschulen auffällig unterrepräsentiert sind. Um sich ein aussagekräftiges Gesamtbild zu verschaffen, hat das Team, bestehend aus Prof. Guido Friebel, Alisa Weinberger und Dr. Sascha Wilhelm (alle Goethe-Universität) sowie Prof. Emmanuelle Auriol (Toulouse School of Economics), einen so genannten Web-Scraping-Algorithmus eingesetzt. „Der Algorithmus wird mit Web-Adressen von Hochschulen gefüttert und zieht von dort die Informationen zur Anzahl von Professoren und Nachwuchskräften. Eine Erfassung der ermittelten Personen nach Geschlechtern erfolgt auf Basis von Namen und einer Gesichtserkennungssoftware. Zur Verifizierung bzw. Korrektur der ermittelten Daten wurden sämtliche Institutionen angeschrieben. Der Rücklauf war nahezu komplett, und viele Dekane haben uns für diese Initiative, die durch die European Economic Association unterstützt wurde, beglückwünscht“, beschreibt Friebel.

Insgesamt flossen in die Studie die Daten von 238 Universitäten und Business Schools weltweit ein, die Anzahl der involvierten Personen betrug mehr als 34.000. Die anschließende Analyse ergab, dass in den USA nur 20 Prozent der leitenden Positionen, also Professuren, weiblich besetzt sind, während es in Europa immerhin 27 Prozent sind. Weltweit liegt der Durchschnitt hier bei 25 Prozent. Im Nachwuchsbereich sind an US-amerikanischen Einrichtungen 32 Prozent der Stellen mit Frauen besetzt, in Europa 38 Prozent. Weltweit liegt hier die Quote bei 37 Prozent. Kein Grund für alle europäischen Länder, sich in Sachen Frauenförderung auszuruhen oder gar stolz in die Brust zu werfen: „Die guten Zahlen verdanken sich mal wieder den skandinavischen Ländern, aber auch Spanien, Frankreich und Italien“, erläutert der Ökonom, der vom schlechten Abschneiden der USA überrascht war. Überraschend war für ihn auch, dass gerade an besonders forschungsstarken Institutionen wenig Frauen arbeiten, auch hier fällt der Frauennachteil in den USA deutlicher aus als in Europa.

Woran der schleppende Aufstieg von Frauen in den Wirtschaftswissenschaften liegen mag? Die Ursachen können unterschiedliche Wurzeln haben, wie die Studie zeigt. Indem man die Zahlen mit bereits vorliegenden statistischen Erkenntnissen korreliert, zeigt sich ein enger Zusammenhang mit in der jeweiligen Gesellschaft vorherrschenden allgemeinen Einstellungen. Die Organisationskultur der jeweiligen Hochschule, institutionelle Regelungen, aber auch das Verhalten der Frauen und Männer in den Wirtschaftswissenschaften sind weitere Faktoren.

Nun wollen Friebel und sein Team untersuchen, wie die Situation möglichst nachhaltig zu ändern wäre. Für Deutschland sieht er einen Grund für die Unterrepräsentanz von Frauen in den Wirtschaftswissenschaften darin, dass freiwerdende Professuren oft mit derselben Widmung wieder ausgeschrieben werden, einer Widmung, die eher den Forschungsvorlieben der Männer entgegenkommt. Frauen seien eben seltener in der Makroökonomie oder der Wirtschaftstheorie unterwegs als Männer, dafür interessierten sie sich eher für Entwicklungsökonomie, Gesundheit, Arbeit, Organisationen – Bereiche, die aufgrund der weltweiten Situation und der gesellschaftlichen Entwicklung ohnehin gestärkt werden müssten. Dies sei in den USA zwar grundsätzlich besser geregelt, weil Professuren dort bei der Stellenausschreibung oft nicht so eng festgelegt seien. Allerdings profitierten die Frauen bislang nicht nennenswert davon.

Nach Ansicht der Autoren sollten die Forschungseinrichtungen ihr Möglichstes tun, um eine faire Bewertung der Bewerberinnen und Bewerber zu gewährleisten, während Mentorenprogramme und eine paritätische Besetzung von Seminaren und Konferenzen dazu beitragen können, die Sichtbarkeit von Frauen zu erhöhen und implizite Vorurteile bei der Auswahl für akademische Stellen zu verringern.

Publikation:
Auriol, Emmanuelle, Guido Friebel, Alisa Weinberger, und Sascha Wilhelm. “Underrepresentation of women in the economics profession more pronounced in the United States compared to heterogeneous Europe." Proceedings of the National Academy of Sciences, 119 (16): e2118853119.  https://doi.org/10.1073/pnas.2118853119

Weitere Informationen
Prof. Guido Friebel, PhD
Professur für BWL, insbesondere Personalwirtschaft
Abteilung Management und Mikroökonomie
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
Goethe-Universität
Telefon: 069 798-34826
E-Mail: gfriebel@wiwi.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Apr 6 2022
14:29

Online-Programm fördert Bewegung und erhält Wohlbefinden während Pandemie 

Digitales Heimtraining gegen Lockdown-Frust

Interaktive Trainingsprogramme für Zuhause können die Einschränkungen während eines Lockdowns erträglicher machen. Mit Livestreaming-Sportangeboten lässt sich die körperliche Aktivität deutlich steigern, zeigte ein Forschungsteam aus zehn Ländern unter Leitung des Instituts für Sportwissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt. Gleichzeitig verbesserte sich das Wohlbefinden im Vergleich zu einer inaktiven Kontrollgruppe. Das Team hatte vor einem Jahr die negativen Auswirkungen der Corona-Einschränkungen auf Bewegung und Wohlbefinden beschrieben.

FRANKFURT. Gut 40 Prozent weniger aktiv waren die Menschen während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020. Dies hatte eine internationale Studie unter Leitung der Goethe-Universität Frankfurt gezeigt. Auch das psychische Wohlbefinden sank; der Anteil an Menschen mit einem Risiko für Depressionen verdreifachte sich. Um diese nachteilige Entwicklung abzumildern, entwarf das Forschungsteam ein Online-Trainingsprogramm für Zuhause und untersuchte, ob sich die gesundheitlich so wichtige körperliche Aktivität auch während eines Lockdowns aufrechterhalten lässt. Die Ergebnisse der Studie erschienen kürzlich im British Journal of Sports Medicine.

Von 763 gesunden Probanden aus neun Ländern von vier Kontinenten trainierte die eine Hälfte vier Wochen mit einem Livestream-Programm, die andere bildete die Kontrollgruppe. Die Trainierenden konnten aus täglichen Workouts - etwa mit dem Fokus Kraft, Ausdauer, Balance oder Entspannung - wählen. Professionelle Trainer:innen begleiteten sie dabei aktiv mit Kamera und Mikrofon. Wöchentlich füllten beide Gruppen standardisierte Fragebögen zu körperlicher Aktivität, Angstgefühlen, mentalem Wohlbefinden, Schlafqualität, Schmerz und Sportmotivation aus.

Besonders wirksam war das Trainingsprogramms für das Bewegungsverhalten der Teilnehmenden: Die körperliche Aktivität war anfangs in der Online-Gruppe durchschnittlich bis zu 65 Prozent höher als in der Vergleichsgruppe, und auch nach vier Wochen noch um 20 bis 25 Prozent erhöht. Damit überschritten die Kurs-Teilnehmer:innen die WHO-Empfehlungen von mindestens 150 Minuten mäßiger oder 75 Minuten intensiver Bewegung pro Woche jeweils deutlich, während die Kontrollgruppe diese nur knapp erreichte. Gleichzeitig verbesserten sich die Motivation Sport zu treiben, das psychologische Wohlbefinden und der Schlaf; Angstgefühle nahmen ab. „Diese Verbesserungen sind zwar gering, aber dennoch potenziell relevant“, betont Studienleiter Dr. Jan Wilke vom Institut für Sportwissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt. „Unsere Testpersonen waren ja alle gesund - die Effekte bei Patienten könnten deutlich größer ausfallen, insbesondere bei Menschen mit chronischen Erkrankungen“. Zudem seien für solche Wirkungsstudien vier Wochen sehr knapp. Teilnehmer:innen, die mehr Kurse als die geforderten zwei pro Woche belegten, gaben eine noch bessere Fitness und ein größeres Wohlgefühl an, notierten aber keine weiteren Verbesserungen bei Schlaf und Ängsten.

Leider beendete nur knapp die Hälfte der Teilnehmenden die Studie. Die Forschergruppe macht dafür insbesondere den hohen wöchentlichen Aufwand beim Ausfüllen der Fragebögen verantwortlich. Diese häufige Abfrage sollte sicherstellen, dass die Studie auch bei möglicherweise endenden Lockdown-Vorschriften Aussagen erlaubt. Die im Zeitraum sich ändernden lokalen Bedingungen könnten auch die Motivation mancher Teilnehmenden verringert haben, etwa wenn Fitnessstudios vor Ort wieder öffneten. Zudem waren die Vorgaben sehr streng: Wer nicht an den Fragebogen-Erhebungen teilnahm, wurde aus der Studie gestrichen.

„Train at home, but not alone“ - am besten zusammen zu Hause trainieren, so fasst die Arbeitsgruppe ihre Erkenntnisse zu Bewegungsangeboten im Pandemie-bedingten Lockdown zusammen. Denn: Nachdem beide Gruppen im Anschluss an den Livestreaming-Hauptteil der Studie Zugriff auf aufgezeichnete Inhalte erhielten, reduzierten sich die beobachteten Unterschiede teils. Dies ist laut Wilke sowohl auf die Aktivierung der Kontrollgruppe als auch auf die Veränderung der Angebotsform zurückzuführen.

Ausdrücklich unterstreichen die Studienautor:innen die Bedeutung von Bewegung im Alltag: Körperliche Inaktivität verursacht nach aktuellen Daten acht bis neun Prozent aller vorzeitigen Todesfälle, erhöht das Risiko von Herz- und Stoffwechselerkrankungen, Krebs und auch die Anfälligkeit gegenüber Coronaviren. Vermutlich sei es daher umso wichtiger, im Lockdown Online-Training auch für Menschen mit chronischen Krankheiten – etwa Diabetiker:innen – anzubieten, deren Gesundheit möglicherweise unter den Pandemie-Einschränkungen besonders leidet.

Publikation: Jan Wilke, Lisa Mohr, Gustavo Yuki, Adelle Kemlall Bhundoo, David Jiménez-Pavón, Fernando Laiño, Niamh Murphy, Bernhard Novak, Stefano Nuccio, Sonia Ortega-Gómez, Julian David Pillay, Falk Richter, Lorenzo Rum, Celso Sanchez-Ramírez, David Url, Lutz Vogt, Luiz Hespanhol. Train at home, but not alone: a randomised controlled multicentre trial assessing the effects of live-streamed tele-exercise during COVID-19-related lockdowns. Br. J. Sports Med. (2022) https://doi.org/10.1136/bjsports-2021-104994

Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/117155105

Bildzeile: Sportangebot per Lifestreaming fördert Aktivität und Wohlbefinden während der Pandemie-Lockdowns. Foto: Jan Wilke, Goethe-Universität

Weitere Informationen
PD Dr. Jan Wilke
Institut für Sportwissenschaften
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (69) 798-24588,
wilke@sport.uni-frankfurt.de


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Apr 4 2022
14:01

Struktur eines Schlüsselenzyms aufgeklärt – möglicher Ansatzpunkt für antibakterielle Wirkstoffe

Forschungsteam der Goethe-Universität entdeckt Achillesferse von gefährlichem Krankenhauskeim

Die Struktur eines wichtigen Enzyms im Stoffwechsel des Krankenhauskeims Acinetobacter baumannii hat ein Wissenschaftsteam der DFG-Forschergruppe 2251 unter Federführung der Goethe-Universität aufgeklärt. Das Enzym „MtlD“ ist für das Bakterium wichtig für die Herstellung des Zuckeralkohols Mannitol, mit dem es sich in trockenen oder salzhaltigen Umgebungen wie Blut oder Urin vor Wasserverlust und Austrocknen schützt. Die Strukturanalyse hat Schwachstellen offenbart, an denen sich das Enzym hemmen lässt, um den Krankenhauskeim zu schädigen. (PNAS, DOI: 10.1073/pnas.2107994119)

FRANKFURT. Jährlich erkranken in Europa mehr als 670 000 Menschen an Erregern, die resistent gegen Antibiotika sind, und 33 000 sterben an den von ihnen verursachten Krankheiten. 2017 nennt die WHO Antibiotikaresistenzen eine der größten Bedrohungen für die Weltgesundheit. Besonders gefürchtet werden Keime, die gleich gegen mehrere Antibiotika resistent sind. Unter ihnen sticht Acinetobacter baumannii hervor, ein Bakterium, dass eine außergewöhnlich hohe Fähigkeit besitzt, Multiresistenzen zu entwickeln und als „Krankenhauskeim“ besonders Patienten mit einem geschwächten Immunsystem bedroht. Acinetobacter baumannii ist sehr widerstandsfähig, da es auch in trockener Umgebung lange infektiös bleiben und so auf den Tastaturen medizinischer Geräte, Stationstelefonen oder Lampen überdauern kann. Diese Eigenschaft hilft der Mikrobe auch dabei, auf der trockenen menschlichen Haut zu überleben oder in Körperflüssigkeiten wie Blut und Urin, die verhältnismäßig hohe Konzentrationen an Salzen und anderen gelösten Stoffen enthalten.

Einen zentralen Mechanismus, mit dem sich Acinetobacter baumannii in solch widriger Umgebung einrichtet, hat jetzt das Wissenschaftsteam der DFG-Forschergruppe 2251 unter Federführung der Goethe-Universität aufgeklärt: Wie viele Bakterien und auch Pflanzen oder Pilze ist Acinetobacter baumannii in der Lage, den Zuckeralkohol Mannitol herzustellen, einen Stoff, der sehr stark Wasser bindet. Dadurch verhindert Acinetobacter baumannii ein Austrocknen.

Fast einzigartig ist jedoch die Art, wie Acinetobacter baumannii Mannitol herstellt: Die beiden letzten Schritte der Mannitol-Herstellung werden durch einen statt wie bei den weitaus meisten Organismen zwei Enzymkomplexe katalysiert. Dieses Enzym „MtlD“ mit zwei katalytischen Aktivitäten entdeckten bereits 2018 Wissenschaftler:innen um Prof. Beate Averhoff und Prof. Volker Müller. Jetzt ist dem Team von Prof. Klaas Martinus Pos, der ebenfalls Mitglied in der DFG-Forschergruppe ist, gelungen, die räumliche Struktur des Enzyms aufzuklären.

Prof. Pos erklärt: „Wir haben herausgefunden, dass das Enzym gewöhnlicherweise in Form von freien Monomeren vorliegt. Die besitzen zwar die beiden nötigen katalytischen Aktivitäten, sind aber inaktiv. Erst eine trockene oder salzhaltige Umgebung löst den sogenannten osmotischen Stress im Bakterium aus, in dessen Folge sich die Monomere zu Dimeren zusammenlagern. Dann erst wird das Enzym aktiv und produziert Mannitol.“ Außerdem fanden die Wissenschaftler:innen heraus, welche Stellen in der Struktur besonders wichtig für die katalytischen Funktionen des Enzyms und die Dimer-Bildung sind.

Prof. Volker Müller, Sprecher der DFG-Forschergruppe 2251, ist überzeugt: „Diese Arbeit zeigt einen wichtigen neuen Ansatzpunkt zur Bekämpfung dieses Krankenhauskeims. Denn wir haben eine biochemisch empfindliche Stelle im Stoffwechsel des Krankenhauskeims identifiziert. Hier könnten in der Zukunft maßgeschneiderte Substanzen zur Hemmung des Enzyms ansetzen.“


Publikation: Heng-Keat Tam, Patricia König, Stephanie Himpich, Ngoc Dinh Ngu, Rupert Abele,Volker Müller, Klaas M. Pos: Unidirectional mannitol synthesis of Acinetobacter baumannii MtlD is facilitated by the helix-loop-helix-mediated dimer formation. Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. (2022) https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.2107994119

Bilder zum Download:

1) Mannitol-produzierendes Enzym
https://www.uni-frankfurt.de/116943466Erinnert an einen Schmetterling: Das Mannitol-produzierenden Enzyms des Krankenhauskeims Acinetobacter baumannii schützt das Bakterium nur in seiner Dimer-Form vor Wasserverlust und Austrocknen. Bild: Klaas Martinus Pos, Goethe-Universität Frankfurt

2)  Acinetobacter baumannii
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Acinetobacter_baumannii.JPG
Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme eines Clusters von gramnegativen, unbeweglichen Bakterien der Art Acinetobacter baumannii. Photo: Janice Carr


Weitere Informationen
Prof. Dr. Volker Müller
Sprecher der Forschergruppe 2251
Abteilung Molekulare Mikrobiologie & Bioenergetik
Institut für Molekulare Biowissenschaften
Goethe-Universität Frankfurt
Tel: +49 (0)69 798-29507
vmueller@bio.uni-frankfurt.de

Prof. Dr. Klaas Martinus Pos
Professur für Membrantransport-Maschinen
Institut für Biochemie
Goethe-Universität Frankfurt
Tel.: +49 (0)69 798-29251
pos@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Apr 1 2022
15:21

Interdisziplinäres Seminar an der Goethe-Uni im Sommersemester 2022 – Gäste sind willkommen

Seminar: Naturwissenschaften, Theologie und Klimawandel

FRANKFURT. Welche Form die christliche Theologie im Kontext des Klimawandels annehmen sollte, wird in einem Seminar an der Goethe-Universität Frankfurt untersucht. Die im nordatlantischen Kontext entwickelte Theologie hat es bisher nicht geschafft, die Spiritualität, das Denken und die Praxis von Gläubigen und Gemeinschaften wirksam zu beeinflussen. Die nordatlantische Theologie wurde im Kontext des Kapitalismus entwickelt und hat diesen Kontext nicht ausreichend infrage gestellt. Als solche hat sie zu dem Problem der Umweltverschmutzung beigetragen, für das die westlichen Länder historisch und auch heute noch die größte Verantwortung tragen.

In diesem Seminar tritt die nordatlantische Theologie ins Gespräch mit kreativen Stimmen aus anderen Disziplinen, anderen Glaubensrichtungen und theologischen Traditionen des Südens.

Das Seminar bietet die Möglichkeit, sich intensiv und interaktiv mit der neuesten internationalen englischsprachigen Literatur auf diesem Gebiet vertraut zu machen.

donnerstags 14 bis 16 Uhr
14. April bis 14. Juli 2022
Saal der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Frankfurt
Campus Westend
Siolistraße 7, 60323 Frankfurt

An den Feiertagen findet das Seminar nicht statt.

Anmeldung für Gasthörer bis 7. April 2022 über info@cfd-frankfurt.de

Verantwortlich:
Dr. Dominiek Lootens
Centre for Dialogue at Campus Riedberg
info@cfd-frankfurt.de
Dr. Daniel Saudek
Prof. Dr. Thomas M. Schmidt

Veranstalter:
Centre for Dialogue at Campus Riedberg https://cfd-frankfurt.de/
Goethe-Universität Frankfurt www.uni-frankfurt.de
Katholische Hochschulgemeinde https://khg-frankfurt.de/

Literatur
Conradie, Ernst M., Koster, Hilda P. (Eds.) (2020). T&T Clark Handbook of Christian Theology and Climate Change. London / NewYork: T&T Clark.
Kim, Grace Ji-Sun, Koster, Hilda P. (Eds.) (2017). Planetary Solidarity. Global Women´s Voices on Christian Doctrine and Climate Justice. Minneapolis: Fortress.
Kim, Grace Ji-Sun (Ed.) (2016). Making Peace with the Earth. Action and Advocacy for Climate Justice. Geneva: WCC.


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-12498, E-Mail bernards@em.uni-frankfurt.de 

 

Mär 31 2022
11:24

Fünf hessische Forschungsinstitute kooperieren in neuem Verbundprojekt zu Ursachen, Dynamiken und Effekten von politischer Gewalt

Politische Gewalt erforschen 

Welchen Effekt haben globale Entwicklungen wie Technologisierung und Klimawandel auf politische Gewalt? Wie kann politische Gewalt von internationalen Institutionen begrenzt oder aber legitimiert werden? Wie wird sie gedeutet und gerechtfertigt? Diesen Fragen widmet sich das interdisziplinäre Verbundprojekt „Regionales Forschungszentrum – Transformations of Political Violence (TraCe)“, in dem fünf hessische Forschungsinstitute zusammenarbeiten. An dem Zentrum, das im April seine Arbeit aufnimmt, sind das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konflikt­forschung (HSFK), die Goethe-Universität Frankfurt, die Justus-Liebig-Universität Gießen, die Philipps-Universität Marburg und die Technische Universität Darmstadt beteiligt. Das Verbundprojekt wird vom Bundes­ministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit ca. 5,2 Mio. Euro gefördert.

FRANKFURT. Mit der Errichtung des Regionalen Forschungszentrums intensivieren die beteiligten Partnerinstitutionen ihre bestehende Zusammenarbeit und bündeln ihre Forschungen auf dem Gebiet der Gewaltforschung. Es entsteht ein regionales Kompetenzzentrum für Forschung, Lehre und Wissenstransfer, das international sichtbar ist und dessen Erkenntnisse systematisch zur Einhegung und Prävention politischer Gewalt beitragen. Das Forschungszentrum ist interdisziplinär besetzt: Es bringt Perspektiven aus Politikwissenschaft, Soziologie, Geschichts- und Rechts­wissenschaften, Sozialanthropologie, Sozialpsychologie, Kultur- und Sprachwissen­schaften und Informatik sowie verschiedene methodologische Ansätze zusammen.

Von Seiten der Goethe-Universität, die mit 900.000 Euro gefördert wird, sind Prof. Dr. Astrid Erll, Prof. Dr. Hanna Pfeifer, Prof. Dr. Constantin Ruhe und Prof. Dr. Lisbeth Zimmermann am Verbundprojekt beteiligt. Sie forschen insbesondere in den ersten drei Forschungsfeldern zu Formen, Institutionen und Interpretationen politischer Gewalt. Darüber hinaus sind drei der vier leitenden Wissenschaftler:innen des HSFK, Prof. Dr. Christopher Daase, Prof. Dr. Nicole Deitelhoff und Prof. Dr. Jonas Wolff, ebenfalls Mitglieder der Goethe-Universität.

Zielsetzung des Verbundvorhabens ist es, die Konsequenzen gegenwärtiger Gewalttransformationen für den innergesellschaftlichen und internationalen Frieden zu identifizieren und Strategien zur Eindämmung politischer Gewalt zu entwickeln. Das Forschungsprojekt wird Typen und Ebenen politischer Gewalt systematisch in drei thematischen Forschungsfeldern analysieren:
Das erste Forschungsfeld beschäftigt sich mit dem Formenwandel politischer Gewalt und dem Einfluss globaler Trends wie Technologisierung und Klimawandel auf Gewaltdynamiken.
Das zweite Forschungsfeld geht der Frage nach, wie internationale Institutionen politische Gewalt einhegen, aber auch legitimieren und wie neue Gewaltformen institutionell erfasst werden können.
Das dritte Forschungsfeld befasst sich mit den komplexen Beziehungen zwischen veränderten Deutungs- und Rechtfertigungsmustern von politischer Gewalt und verschiedenen Erinnerungsräumen wie zum Beispiel Städten.
In einem übergreifenden vierten Forschungsfeld werden Wechselwirkungen zwischen dem Formwandel und Interpretationen politischer Gewalt untersucht.

Um die Forschung des Verbundprojektes in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen, wird der Austausch mit gesellschaftlichen Akteur:innen gesucht: Transferveranstaltungen wie Workshops, Podiumsdiskussionen und Ringvorlesungen, aber auch verschiedene Publikationsformate tragen dazu bei, die Forschungserkenntnisse für die politische Bildung, zivilgesellschaftliches Engagement und den Wissenschaftsjournalismus nutzbar zu machen.

„Wir freuen uns sehr, die Arbeit im Verbundprojekt aufzunehmen, das die interdisziplinäre Kollaboration und internationale Vernetzung der beteiligten Einrichtungen vorantreibt. Die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine verdeutlichen in tragischer Weise die Notwendigkeit, ein Regionales Forschungszentrum dieser Art zu errichten, das die Ursachen, Dynamiken und Effekte politischer Gewalt untersucht“, sagt Prof. Dr. Christopher Daase, stellvertretendes geschäftsführendes Vorstandsmitglied der HSFK, Ko-Sprecher des Verbundprojektes und Politikwissenschaftler an der Goethe-Universität.

Das Verbundprojekt geht auf eine bundesweite Ausschreibung des BMBF zur Förderung und Weiterentwicklung von Forschungsverbünden im Bereich der Friedens- und Konfliktforschung zurück.

Für Fragen und die Vermittlung von Gesprächspartner:innen stehen wir gerne zur Verfügung. Weitere Informationen zu dem Verbundprojekt finden Sie unter https://www.hsfk.de/forschung/transformations-of-political-violence.

Weitere Informationen und Pressekontakt
Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung
Dr. Ursula Grünenwald
Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel: 069 / 959104-13
gruenenwald@hsfk.de
www.hsfk.de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de  

 

Mär 31 2022
09:33

Goethe-Universität, Werner Reimers Stiftung, Stadt Bad Homburg und Hochtaunuskreis stellen ihre Kooperation auf neue vertragliche Grundlage

Forschungskolleg Humanwissenschaften kann seine Arbeit in Bad Homburg fortsetzen

Das Forschungskolleg Humanwissenschaft in Bad Homburg ist längst eine feste Größe – als Zentrum exzellenter geistes- und sozialwissenschaftlicher Forschung wie auch als Plattform für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Nun ist die Arbeit des Kollegs für weitere zehn Jahre auf dem Gelände der Werner Reimers Stiftung gesichert.

FRANKFURT/BAD HOMBURG. Vier Kooperationspartner haben sich über die Zukunft des Forschungskollegs Humanwissenschaften in Bad Homburg geeinigt: die Goethe-Universität Frankfurt am Main, die Werner Reimers Stiftung, die Stadt Bad Homburg v. d. Höhe und der Hochtaunuskreis. Sie haben vertraglich festgehalten, dass sie das Kolleg auch künftig gemeinsam fördern werden. Mit den nun unterzeichneten Verträgen bekräftigen die vier Kooperationspartner ‒ Universitätspräsident Professor Enrico Schleiff, Verwaltungsratsvorsitzender Dr. Stefan Ruppert, Oberbürgermeister Alexander Hetjes und Landrat Ulrich Krebs ‒ den hohen Stellenwert, den das Kolleg sowohl für die Förderung exzellenter Forschung als auch für den Dialog von Wissenschaft und Gesellschaft in der Region innehat. Die Stadt Bad Homburg und der Hochtaunuskreis fördern das Kolleg mit je 25.000 Euro pro Jahr künftig auch finanziell; bislang hatten sie vor allem bei der Errichtung des Kolleggebäudes und projektbezogen unterstützt. Die Reimers Stiftung stellt die Gebäude unentgeltlich zur Verfügung und steuert zur Finanzierung ebenfalls 25.000 Euro jährlich bei. Den größten Anteil trägt die Goethe-Universität, die einen Teil der Personalkosten finanziert und die Mittel für die Goethe-Fellowships bereitstellt. Zudem erzielt das Kolleg Einnahmen u.a. durch die Vermietung von Räumen für Veranstaltungen.

„Mit dem Kooperationsvertrag sind gute Voraussetzungen geschaffen worden, damit das Forschungskolleg Humanwissenschaft seine Aufgabe als Institute for Advanced Studies weiter ausbauen kann“, freut sich der Direktor des Kollegs Professor Matthias Lutz-Bachmann. Zentral für den Erfolg des Bad Homburger Kollegs sei seine hervorragende Einbindung in gleich vier Richtungen – in die aktuellen Forschungszusammenhänge der Goethe-Universität, in die Tradition der Werner Reimers Stiftung und in das wissenschaftliche und kulturelle Leben von Stadt und Landkreis. „Auch das wunderbare Stiftungsgelände am Rande des Kurparkes, das das Kolleg nutzen darf, trägt zum Erfolg seiner Arbeit bei“, sagt Lutz-Bachmann.

Vier Kooperationspartner – vier Perspektiven
„Das Forschungskolleg ist eine sehr wichtige Institution für die Goethe-Universität – gerade in Hinblick auf das Thema Exzellenz. Das Kolleg bietet kreativen Köpfen Freiraum, um im Austausch neuartige Forschungsideen und Methoden entwickeln zu können“, sagt Universitätspräsident Prof. Enrico Schleiff. Auch der Wissenschaftsrat, der die Bundesregierung in wissenschaftspolitischen Fragen berät, habe hervorgehoben, wie wichtig es sei, dass die Institutes for Advanced Studies (IAS) Zeit für freie Grundlagenforschung unter besten Arbeitsbedingungen in einem anregenden intellektuellen Umfeld bereitstellen. „Als Goethe-Universität bereiten wir uns auf die nächste Runde der Exzellenzinitiative vor. Ein Schlüssel zum Erfolg sind starke interdisziplinäre Forschungsverbünde mit internationaler Ausstrahlung. Das Kolleg ist einer der Orte, wo die Saat für solche Verbünde gelegt wird, und wird zukünftig einer der Orte sein, an dem wir noch stärker als bisher die Expertisen internationaler Wissenschaftler*innen und Kolleg*innen der Goethe Universität zu aktuellen Forschungsthemen miteinander verzahnen, sozusagen die internationale Spitzenforschung in unsere Universität integrieren“, so Schleiff weiter.

Dr. Albrecht Graf von Kalnein, Vorstand der Werner Reimers Stiftung: „Mit der weiteren Förderung des Forschungskollegs Humanwissenschaften erfüllt die Stiftung im besten Sinne den von Werner Reimers bestimmten Zweck seiner Stiftung, interdisziplinäre Forschung über das Verhalten des Menschen und das Wirken seiner Institutionen' zu fördern.“

Ulrich Krebs, Landrat des Hochtaunuskreises: „Auch für den Hochtaunuskreis ist das FKH ein absoluter Gewinn. Wir wissen, dass die öffentlichen Vortragsveranstaltungen von Besuchern weit über die Grenzen Bad Homburgs hinaus gerne wahrgenommen werden. Das FKH bereichert das kulturelle Leben in Stadt und Kreis auf einzigartige Weise.“

Alexander Hetjes, Oberbürgermeister der Stadt Bad Homburg: „Das FKH greift immer wieder Themen auf, die für uns auch als Stadt wichtig sind. So freuen wir uns, dass der Schwerpunkt zur Demokratie im atlantischen Raum auch Anknüpfungspunkte zur transatlantischen Nachkriegsgeschichte Bad Homburgs bietet, ein Kapitel unserer Geschichte, an das wir gerne noch stärker erinnern wollen.“

Profil und Programmvorschau 2022
Als ein Ort für Gastwissenschaftler und Gastwissenschaftlerinnen aus aller Welt trägt das Kolleg zur Internationalisierung der Wissenschaften und zur Herausbildung innovativer interdisziplinärer Forschungsgruppen bei. Als Gastgeber für Gespräche zwischen verschiedenen Disziplinen unterstützt es die Entwicklung von grenzüberschreitenden und innovativen Fragestellungen. Als Veranstalter von öffentlichen Konferenzen und Vorträgen fördert es den Dialog von Wissenschaft und Gesellschaft.

In den kommenden Monaten stehen drei Themen im Mittelpunkt der Arbeit am Kolleg, die sich an die Öffentlichkeit wendet: die Anfechtungen und Stärken von Demokratien im atlantischen Raum („Democratic Vistas“), die europäische Sicherheits- und Außenpolitik und das kulturelle Gedächtnis chinesischsprachiger Communities rund um den Globus („Sinophone Classicism“). Geplant sind wissenschaftliche Workshops und öffentliche Vorträge. Das Programm wird auf der Website des Kollegs veröffentlicht; wer sich für den Newsletter anmeldet, wird per Email zu den Veranstaltungen eingeladen.

Am 16./17. September 2022, findet die nächste Auflage der bereits etablierten Bad Homburg Conferences statt, veranstaltet gemeinsam vom Kolleg und der Stadt Bad Homburg. Dieses Jahr geht es um „Kindheit und Gewalt“; das Programm ist in Planung. Am 22. Oktober 2022 lädt das Kolleg im Rahmen der Bad Homburger Kulturnacht zu „Gesprächen mit Wissenschaftler:innen“ ein. – Einen kleinen Beitrag zur Linderung der aktuellen Not der geflüchteten Menschen aus der Ukraine leistet das Forschungskolleg Humanwissenschaften, indem es ihnen freie Apartments in seinem Gästehaus zur Verfügung stellt.

Ein Bild zum Download finden Sie unter: https://www.uni-frankfurt.de/116669176

Bildtext: Alexander Hetjes (Oberbürgermeister Bad Homburg, v.l.), Thorsten Schorr (stellv. Landrat Hochtaunuskreis), Dr. Albrecht Graf von Kalnein (Vorstand Werner Reimers Stiftung), Iris Helene Koban (Geschäftsführerin Forschungskolleg Humanwissenschaften), Prof. Matthias Lutz-Bachmann (Direktor, Forschungskolleg Humanwissenschaften), Prof. Enrico Schleiff (Präsident der Goethe-Universität) im Treppenhaus des Kollegs. (Foto: Stefanie Wetzel 2021)

Weitere Informationen

www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Tel.: 06172 13977-0
Iris Helene Koban
Geschäftsführerin des Forschungskollegs Humanwissenschaften
i.koban@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Beate Sutterlüty
Wissenschaftskommunikation
b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Mär 31 2022
09:12

Interdisziplinäre Tagung am 1. und 2. Juli an der Goethe-Universität

Das vermessene Leben. Transformationen der digitalen Gesellschaft

FRANKFURT. Die Digitalisierung ist allgegenwärtig, sie beeinflusst nahezu alle Bereiche menschlichen Lebens. Gerade im Zuge der Corona-Pandemie zeigten sich deutlich die Herausforderungen und Ambivalenzen, die diese Entwicklung mit sich bringt. Wie verändert die Digitalisierung die Arbeits- und Lebenswelt? Wie wirkt sie sich auf das Verhältnis zum Selbst, zum Körper und zu anderen aus? Und welche sozialen und psychischen Folgen haben digitales Messen und Vergleichen?

Fragen wie diese stehen im Zentrum der interdisziplinären Tagung „Das vermessene Leben. Transformationen der digitalen Gesellschaft“, die

am Freitag, 1. Juli, und Samstag, 2. Juli 2022
am Campus Westend
der Goethe-Universität Frankfurt am Main

stattfindet. Die Tagung richtet sich an ein Fachpublikum aus den Sozialwissenschaften, der Kultur- und Sozialpsychologie und der Psychoanalyse sowie an Studierende und die interessierte Öffentlichkeit.  Sie wird veranstaltet von Vera King, Professorin für Soziologie und psychoanalytische Sozialpsychologie an der Goethe-Universität und Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts in Frankfurt, zudem Principal Investigator der Forschungsinitiative ConTrust, Benigna Gerisch, Psychoanalytikerin und Professorin für Klinische Psychologie, Psychotherapie und Psychoanalyse an der International Psychoanalytic University Berlin sowie Hartmut Rosa, Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Universität Jena und zugleich Direktor des Max-Weber-Kollegs in Erfurt.

Die Veranstaltung wird im Rahmen des Verbundprojekts „Das vermessene Leben. Produktive und kontraproduktive Folgen der Quantifizierung in der digital optimierenden Gesellschaft“ durchgeführt und von der VolkswagenStiftung gefördert. Außer der gastgebenden Goethe-Universität sind das Sigmund-Freud-Institut Frankfurt/M., die International Psychoanalytic University Berlin und die Universität Jena beteiligt an der wissenschaftlichen Organisation.

Ein besonderer Akzent dieser Konferenz liegt auf dem interdisziplinären Blick: Die namhaften Referentinnen und Referenten aus dem In- und Ausland loten die ambivalenten Folgen von Digitalisierung für die soziale und individuelle Praxis, für Kultur und Psyche aus kultur-, politik- und rechtswissenschaftlicher, medien- und erziehungswissenschaftlicher, soziologischer, sozialpsychologischer sowie medizinischer und psychoanalytischer Perspektive aus.

Den Eröffnungsvortrag halten am Freitag, 1. Juli, Vera King, Benigna Gerisch und Hartmut Rosa. Gemeinsam führen sie in das Tagungsthema ein und widmen sich der Frage nach neuen Normalitäten und Pathologien in der digitalen Gesellschaft. Sie stellen ausgewählte Befunde aus dem von ihnen geleiteten Verbundprojekt „Das vermessene Leben“ vor. Armin Nassehi, Professor für Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, befasst sich im Anschluss in seinem Vortrag mit der „digitalen Selbstbeobachtung“ der Gesellschaft.

Am Samstag, 2. Juli, bestreitet Indra Spiecker, gen. Döhmann, Professorin für Öffentliches Recht, Informationsrecht, Umweltrecht und Verwaltungswissenschaft an der Goethe-Universität, ebenfalls Principal Investigator der Forschungsinitiative ConTrust, den Auftaktvortrag und geht darin der Frage nach, wie Algorithmen Macht verleihen und ausüben. „Genau gerechnet und doch vermessen“ – unter diesem Titel werden im Anschluss Jürgen Straub, Professor für Sozialtheorie und Sozialpsychologie an der Ruhr-Universität Bochum, und Oswald Balandis, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ruhr-Universität Bochum, die psychosozialen Folgen des Self-Trackings in den Blick nehmen.

Philipp Staab, Professor für Soziologie der Zukunft der Arbeit an der Humboldt-Universität zu Berlin, wird in seinem Vortrag digitale Arbeitsprozesse analysieren. Welche Veränderungen die Digitalisierung für die Pflegearbeit bringen könnte – insbesondere in psychodynamischer Hinsicht – darüber spricht anschließend Isabelle Gernet, Hochschullehrerin an der Université Paris Descartes im Bereich klinische Psychologie, in ihrem Beitrag. Wie sich Digitalisierung auf Zeitlichkeit auswirken könnte, thematisiert Judy Wajcman, Anthony Giddens Professorin für Soziologie an der London School of Economics.

Wer in Präsenz teilnimmt, kann sich auch an den Panels beteiligen, mit Inputs u.a. von Prof. Thomas Kühn (Berlin), Prof. Isabell Otto (Konstanz) und Dr. Jacob Johanssen (London). Vier einschlägige Themenbereiche werden diskutiert: 1) Messen in Organisationen, 2) Messlogiken in sozialen Medien, 3) pathologische Verwendungsweisen sozialer Medien und 4) neue Formen von „Autoritarismus“ in digitalen Räumen. Eine Online-Teilnahme an den Hauptvorträgen ist nach Anmeldung ebenfalls möglich.

Informationen:
Prof. Dr. Vera King
Sekr. Frau Helfmann, Sigmund-Freud-Institut Frankfurt am Main, Telefon 069 971204–148
Das Programm finden Sie unter https://www.fb03.uni-frankfurt.de/115918086.pdf

Anmeldung per Mail an: tagung@sigmund-freud-institut.eu

Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos. Die Anzahl der Teilnehmenden in Präsenz ist begrenzt.

Anmeldeschluss ist der 31. Mai 2022.


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de 

 

Mär 21 2022
14:56

Grundlagenforschung für neuartige Ansätze zur Bekämpfung von Trypanosoma-Parasiten

Wie der Chagas-Erreger die Darmflora der Raubwanze verändert

Blut saugende Raubwanzen übertragen in Mittel- und Südamerika die Erreger der weit verbreiteten Chagas-Krankheit. Da die Krankheit schwere Symptome verursachen kann und es bislang keinen Impfstoff gegen die verursachenden Trypanosoma-Parasiten gibt, bekämpft man derzeit hauptsächlich die Raubwanzen und tötet sie mit Insektenvernichtungsmitteln. Ein deutsch-brasilianisches Wissenschaftsteam hat jetzt untersucht, wie Trypanosomen die Darmflora der Raubwanzen verändern. Das langfristige Ziel: Die Bakteriengesellschaft im Raubwanzendarm so zu verändern, dass die Raubwanzen selber die Trypanosomen bekämpfen können.

FRANKFURT. Zwischen sechs und sieben Millionen Menschen überwiegend in Mittel-und Südamerika sind nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO weltweit mit Trypanosomen der Art Trypanosoma cruzi infiziert. Die einzelligen (protozoischen) Parasiten verursachen die Chagas-Krankheit (Amerikanische Trypanosomiasis), die in der akuten Phase unauffällig verläuft: Nur in jedem dritten Fall entwickeln die Infizierten überhaupt Symptome, die dann auch noch unspezifisch sein können, wie Fieber, Nesselsucht und geschwollene Lymphknoten. Doch die Parasiten bleiben im Körper, und viele Jahre später kann die chronische Chagas-Krankheit lebensbedrohlich werden, mit einer krankhaften Vergrößerung des Herzens und einer fortschreitenden Lähmung des Magen-Darm-Trakts.

Eine Impfung gegen den Erreger gibt es nicht, die Behandlung der fortgeschrittenen Krankheit ist schwierig. In Lateinamerika setzt man daher auf die Bekämpfung der Insekten, die die Chagas-Trypanosomen übertragen: Blut saugende Raubwanzen der Insekten-Unterfamilie der Triatominae. Mit ihrem Stich nehmen sie die Trypanosomen auf, die sich im Darm der Raubwanzen festsetzen. Durch den Kot, den die Wanzen meist neben der Stichwunde absetzen, scheiden sie den Erreger aus, der häufig beim Kratzen des stark juckenden Stichs unabsichtlich in die Wunde eingerieben wird.

Doch wenngleich die Zahl der Neuinfektionen in verschiedenen Regionen zurückgegangen ist, in denen intensiv Insektizide gesprüht wurden, zeichnen sich auch hier Probleme ab: Im letzten Jahrzehnt wurden vermehrt Resistenzen verschiedener Raubwanzenarten gegen gängige Insektizide festgestellt. Auch werden durch Insektizide Umwelt und Bevölkerung belastet.

Forscherinnen und Forscher weltweit arbeiten mit Hochdruck an alternativen Methoden, mit deren Hilfe Trypanosoma cruzi bekämpft werden kann. Eine Möglichkeit könnte darin bestehen, Bakterien im Darm der Raubwanzen genetisch so zu verändern, dass sie die Chagas-Trypanosomen abtöten oder deren Entwicklung behindern.

Die Parasitologen und Infektionsbiologen Fanny Eberhard und Prof. Sven Klimpel von der Goethe-Universität Frankfurt, der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung und dem LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik haben jetzt in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Instituto René Rachou im brasilianischen Belo Horizonte untersucht, wie Chagas-Trypansosomen die Bakteriengesellschaft im Darm der Raubwanzen verändern. Dazu nutzten sie Erbgutanalysen, mit denen sie die Zusammensetzung der Bakteriengesellschaft im Raubwanzendarm, das Mikrobiom, vor und nach der Infektion mit dem Erreger vergleichen konnten (metagenomische Shotgun-Sequenzierung).

Das Ergebnis: Nach der Infektion nahm die Vielfalt an Bakterien im Raubwanzendarm deutlich ab. Bestimmte Bakteriengruppen, unter ihnen etwa das potenziell krankheitsverursachende Bakterium Enterococcus faecalis, profitierten von der Anwesenheit des Parasiten. Ferner gelang es den Forscher:innen, vier Bakterienarten zu identifizieren, die wahrscheinlich für die Raubwanze wichtige Funktionen etwa der Synthese von B-Vitaminen übernehmen.

Fanny Eberhard erläutert: „Vitamin B gehört zu den Nährstoffen, die blutsaugende Insekten nicht über ihre Blutmahlzeiten erhalten. Vitamin-B-herstellende Bakterien sind daher für die Raubwanzen sehr wichtig, kommen praktisch bei allen Individuen vor und bleiben auch generationenübergreifend im Raubwanzendarm erhalten. Solche Bakterien eignen sich daher potenziell dafür, mit Genen für Abwehrstoffen gegen Chagas-Trypanosomen ausgestattet zu werden.“

Prof. Sven Klimpel führt weiter aus: „Letztlich ist es unser Ziel, dass sich die Raubwanzen selber gegen Chagas-Trypanosomen wehren und auf diese Weise die Infektion von Menschen verhindert wird. Bevor man allerdings Bakterien mit derartigen Eigenschaften ausstatten und Raubwanzen mit diesen Bakterien dann freisetzen kann, müssen wir besser verstehen, wie die Ökologie des Raubwanzendarms aussieht und wie die tiefgreifenden Interaktionen zwischen Wirt, Erreger und Mikrobiom genau vonstattengehen. Dazu liefert unsere Arbeit einen essentiellen Beitrag.“

Publikation: Fanny E. Eberhard, Sven Klimpel, Alessandra A. Guarneri, Nicholas J. Tobias. Exposure to Trypanosoma parasites induces changes in the microbiome of the Chagas disease vector Rhodnius prolixus. Microbiome (2022) 10:45. https://doi.org/10.1186/s40168-022-01240-z

Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/116081371

Bildtexte:
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Die Raubwanze Rhodnius prolixus ist einer der wichtigsten Überträger der Chagas-Krankheit im Norden Südamerikas und in Mittelamerika. Foto: Dr. Erwin Huebner, University of Manitoba, Winnipeg, Canada/ Wikimedia Commons

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Exemplarischer hemimetaboler Lebenszyklus der triatominen Raubwanze Rhodnius prolixus. Abgebildet sind der adulte Vektor, frisch gelegte milchig-weiße Eier, gereifte rötliche Eier sowie die fünf Nymphenstadien. Rote Pfeile markieren eine Blutmahlzeit für die Häutung und die Produktion der Eier. Mittig sind häufige Wirtstiere wie etwa Hunde, Opossums und der Mensch dargestellt. Grafik: Fanny E. Eberhard

Chagas-Wanzen in Europa: Chagas-Wanzen finden auch in Europa geeignete klimatische Bedingungen
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/chagas-wanzen-finden-auch-in-europa-geeignete-klimatische-bedingungen/#:~:text=Eine%20Impfung%20gegen%20die%20Chagas,80.000%20infizierten%20Menschen

Weitere Informationen
Prof. Dr. Sven Klimpel
Institut für Ökologie, Evolution und Diversität, Goethe-Universität Frankfurt
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik
Tel. +49 (0)69 798-42249
Klimpel@bio.uni-frankfurt.de
https://www.bio.uni-frankfurt.de/43925886/Abt__Klimpel

Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de 

 

Mär 17 2022
11:29

Mobilitätsforscher:innen der Goethe-Universität befragen 5.000 Haushalte in Frankfurt und Darmstadt zu Maßnahmen der Verkehrspolitik

Städtische Mobilität im Meinungstest

Wie kann Mobilität so gestaltet werden, dass Städte klimaneutraler werden und mehr Lebensqualität bieten? Mit dem Forschungsprojekt „QuartierMobil 2“ setzen Wissenschaftler*innen der Goethe-Universität ihre Kooperation mit den Städten Frankfurt und Darmstadt für eine verbesserte Verkehrspolitik fort.

FRANKFURT. Wie stehen Anwohnerinnen und Anwohner in Frankfurt und Darmstadt zu neuen Parkgebühren? Was halten sie davon, wenn Parkplätze in ihrem Wohnumfeld zukünftig für andere Zwecke umgestaltet werden? Wie beurteilen sie Car-Sharing-Angebote und die Verbesserung der Mobilität für zu Fuß Gehende und Radfahrende? Und: Welche weiteren Initiativen wünschen sie sich? Im Rahmen des Forschungsprojekts „QuartierMobil 2“ befragt die Goethe-Universität Frankfurt knapp 5.000 Anwohnerinnen und Anwohner in insgesamt acht Quartieren in Frankfurt und Darmstadt zum Thema „Mobilität im Quartier“. Die Befragung in den innerstädtisch und am Stadtrand gelegenen Quartieren startet am 17. März in Frankfurt und am 18. März in Darmstadt.

Geleitet wird das Projekt von Martin Lanzendorf, Mobilitätsforscher am Institut für Humangeographie der Goethe Universität. Sein Team kooperiert eng mit den Städten Frankfurt und Darmstadt, die die Ergebnisse nutzen werden, um bei der Umsetzung von Maßnahmen auf die Bedürfnisse der Anwohnerinnen und Anwohner eingehen zu können. Wie beim Vorgängerprojekt QuartierMobil werden Studierende des Fachs Humangeographie Fragebögen in zufällig ausgewählte Briefkästen einwerfen. Bürgerinnen und Bürger, die einen Fragebogen im Briefkasten finden, können mit ihrer Teilnahme dazu beitragen, die Mobilität im eigenen Quartier zukunftsfähig zu gestalten. Die Beantwortung der Fragen dauert etwa eine Viertelstunde. Erste Ergebnisse werden im Sommer erwartet. „Aus den Ergebnissen der Befragung können wir konkrete Vorschläge für die Verbesserung der Mobilität in den Quartieren einbringen, so dass der Verkehr klimaneutraler gestaltet werden kann und die Lebensqualität in den Städten sich verbessert“, sagt Annabell Baumgartner, wissenschaftliche Projektmitarbeiterin am Institut für Humangeographie.

Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Leitinitiative „Zukunftsstadt“ und läuft bis Ende April 2023. Rückfragen sind per Mail möglich an: befragung2022@em.uni-frankfurt.de.

Foto zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/115928279

Bildtext: Humangeographen der Goethe-Universität fragen nach: Was Anwohnende von Radwegen halten (Foto: StetePlanung in Darmstadt)

Weitere Informationen
Prof. Dr. Martin Lanzendorf
Institut für Humangeographie
Goethe-Universität
befragung2022@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Mär 17 2022
10:48

Universität des 3. Lebensalters veröffentlicht neues Semesterprogramm 

Vom „Weltbild der Physik“ bis „Was ist Glück“ 

FRANKFURT. Mit nahezu 100 Lehrveranstaltungen verschiedener Fachrichtungen bietet die Universität des 3. Lebensalters (U3L) für das Sommersemester ein breitgefächertes und abwechslungsreiches Programm an. Anmeldungen sind ab sofort möglich. Über das Programm informiert das Veranstaltungsverzeichnis, das in zahlreichen Buchhandlungen ausliegt und bei der U3L bestellt werden kann. Eine Online-Version ist unter www.u3l.uni-frankfurt.de einsehbar. Am 5. April, von 16.00 bis 18.00 Uhr, findet darüber hinaus eine digitale Informationsveranstaltung zu Anmeldung und Teilnahme statt. Eine Anmeldung zur Informationsveranstaltung ist nicht erforderlich, Zugangsinformationen finden sich auf der Homepage der U3L. Die U3L wendet sich an alle Interessierten, unabhängig von Alter und Vorbildung.

Das neue Programm ist breit gefächert: So geht Dr. Carola Vogel der Entdeckungsgeschichte des Grabes von Tutanchamun nach, Dr. Evangelia Kelperi beleuchtet Darstellungen der Göttin Aphrodite im historischen Wandel, Dr. Peter Gröhndahl nimmt den Kunstmarkt unter die Lupe, und PD Dr. Michael Maaser, Historiker und leitender Archivar der Goethe-Universität, hält eine Vorlesung über Europa im Zeitalter der Aufklärung. Naturwissenschaftlichen Interessen begegnen Dr. Gabriele Schwab mit Erläuterungen zur Chemie der Farben und Prof. Dr. Joachim Maruhn mit Einblicken in das Weltbild der Physik. Philosophische Perspektiven auf die Frage „Was ist Glück?“ stellt PD Dr. Heike Panknin-Schappert vor und lädt dazu ein, auf dieser Grundlage auch eigene Antworten zu suchen.

Die Vorlesungen und Seminare finden wöchentlich in der Zeit vom 11. April bis 15. Juli 2022 statt, etwa die Hälfte davon im Online-Format. Geplant ist, die Präsenzveranstaltungen wieder vor Ort in den Hörsälen der Goethe-Universität abzuhalten. Informationen dazu werden voraussichtlich ab 1. April vorliegen und über eine Online-Veranstaltungsliste auf der Homepage der U3L veröffentlicht.

Weitere Informationen
Claudia Koch-Leonhardi
Universität des 3. Lebensalters an der Goethe-Universität
Tel. (069)-798 28861
u3l@em.uni-frankfurt.de;
http://www.u3l.uni-frankfurt.de

Homepage der U3L: "www.u3l.uni-frankfurt.de".
Telefonische Sprechzeiten: Mo-Do 9.30-12.30 Uhr, Mi 13.30-16 Uhr und n.V., Tel. (069) 798-28861


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Mär 17 2022
10:41

Neue Forschungsgruppe an der Goethe-Universität befasst sich mit der Black-Power-Bewegung und dem Ringen um die US-Demokratie

Die Wurzeln von #BlackLivesMatter

Brutale Polizeigewalt gegen Afroamerikaner ist seit jeher Alltag auf US-amerikanischen Straßen. Und nicht erst seit dem Tod von George Floyd formiert sich dagegen massiver Widerstand. Die 2013 gegründete Bewegung #BlackLivesMatter erfährt weltweit breite Unterstützung. Eine neue Forschungsgruppe unter Leitung des Amerikanisten Prof. Simon Wendt untersucht nun die Vorläufer dieser Bewegung im 20. Jahrhundert und fragt nach den Erfolgen und Auswirkungen von Black Power.

FRANKFURT. In den vergangenen 20 Jahren ist das Interesse der Geschichtswissenschaften am Thema Black Power gewachsen. Dennoch gibt es nach wie vor viele historiografische Lücken. Einige davon soll die neue Forschungsgruppe, die offiziell im Mai an den Start geht, schließen helfen. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen einen neuen Blick auf die Black-Power-Bewegung werfen, um deren Einfluss auf die amerikanische Demokratie und die damit verbundenen Werte besser zu verstehen.

„Die 1960er und 1970er Jahre haben die Debatten über Rassismus und Demokratie tiefgreifend beeinflusst – bis heute. Wir wollen uns in diesem Zusammenhang die weniger bekannten Black-Power-Gruppierungen sowie vernachlässigte Themen betrachten und damit das Ringen zwischen konkurrierenden Idealen der US-Demokratie und ihre langfristigen Auswirkungen sichtbar machen“, erklärt Prof. Simon Wendt. Dabei soll insbesondere die Geschlechter-, Sozial-, Geistes- und Politikgeschichte miteinander verbunden werden. Wie hat sich der antirassistische Kampf der Black Power Bewegung auf Vorstellungen einer gerechten und demokratischen Gesellschaft ausgewirkt?

Die Forschungsgruppe besteht vor allem aus drei Promotionsprojekten. In einem dieser Projekte geht es um die Spannungen zwischen Black-Power-Bewegung und Gay-Liberation-Bewegung und um deren Zusammenarbeit. Inwiefern haben die unterschiedlichen Auffassungen darüber, wie eine gerechte und demokratische Nation aussehen sollte, das Streben der beiden Bewegungen nach vollständiger Gleichberechtigung gefördert oder behindert? Ein weiteres Projekt untersucht die zeitgenössische Kritik an der Black-Power-Bewegung und analysiert deren Argumentation, um zu erkennen, wie Debatten über Rassismus das Verständnis verschiedener gesellschaftlicher Gruppen von Demokratie prägten. Das dritte Projekt schließlich wird erstmals die Geschichte der National Black United Front nachzeichnen, einer afroamerikanischen Organisation, die 1980 von ehemaligen Black-Power-Aktivisten in New York gegründet wurde. Im Zentrum steht die Frage, ob und wie sich das Verständnis von der US-Demokratie und die Taktiken des schwarzen Freiheitskampfes nach dem Niedergang der Black-Power-Bewegung gewandelt haben. Zwei weitere Studien ergänzen die drei Teilprojekte: Eine laufende Dissertation befasst sich damit, wie Religion die Black-Power-Bewegung geprägt hat. Eine weitere Studie soll die Flut historischer Studien über afroamerikanischen Aktivismus seit 1945 zu einer allgemeinen Geschichte der Black-Power-Bewegung zusammenfassen. „Wir erwarten am Ende der Förderphase fünf Monographien, die alle wichtige Beiträge zur Erforschung der Black Power Bewegung und der amerikanischen Demokratie leisten werden“, sagt Wendt. Nur mit dem Wissen um die Geschichte dieser Bewegung lasse sich Black Lives Matter in der Gegenwart verstehen.

Die Forschungsgruppe wird von der Gerda Henkel Stiftung bis 2025 mit rund 180.000 Euro gefördert.

Weitere Informationen
Prof. Dr. Simon Wendt
Institut für England- und Amerikastudien
Goethe-Universität
Telefon 069/798-32368
E-Mail wendt@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Mär 16 2022
13:59

Neues DFG-Projekt der Zahnmedizin an der Goethe-Universität untersucht, wie man eine Wurzel entfernt und dabei den Nerv lebendig erhält

Auch mit zwei Wurzeln kann ein Zahn vital bleiben

Wurzelbehandlung mit anschließender Wurzelentfernung – weist ein Zahn eine Entzündung auf, gibt es oft keine andere Lösung. Doch in manchen Fällen gibt es Alternativen. Zwei Methoden, wie man trotz Wurzelentfernung den Nerv erhalten kann, nimmt ein neues DFG-Projekt in der Poliklinik für Parodontologie am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Carolinum) in den Blick.

FRANKFURT. „Vitalamputation von Oberkiefermolaren mit Furkationsbeteiligung Grad II und/oder III“ – so lautet der Titel der Studie, die mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird. Was kompliziert klingt, könnte für viele Patienten durchaus relevant sein: Parodontale Erkrankungen kommen hierzulande häufig vor, und oft geht es darum, dass mehrwurzelige Zähne nicht in Gänze betroffen sind und am Leben erhalten werden könnten.

Im Fokus der Studie stehen mehrwurzelige Oberkieferbackenzähne (Molaren), bei denen ein Knochenabbau infolge einer Entzündung bis zu der Stelle vorgedrungen ist, an der sich die Wurzel teilt (Furkation). Je nach Ausprägung des Knochenabbaus wird in einem solchen Fall die betroffene Wurzel entfernt, „amputiert“ heißt es in der Fachsprache. Dieses durchaus gängige und zahnerhaltende Therapieverfahren zielt darauf ab, die durch den Knochenabbau entstandene Nische samt Entzündung zu beseitigen und den ehemals nicht erreichbaren Zahnabschnitt der Mundhygiene über Zahnzwischenraumbürstchen zugänglich zu machen. Die klassische Vorgehensweise sieht vor, den Zahn vor der Entfernung (Amputation) einer seiner Wurzeln endodontisch, also vom Zahninneren her zu behandeln (Wurzelkanalbehandlung).

Die Wurzelamputation werde auch weiterhin das Mittel der Wahl bleiben, wenn eine von mehreren Wurzeln betroffen ist, sagt Studienleiter PD Dr. Hari Petsos. Allerdings sei fraglich, ob vor jeder Wurzelamputation auch zwangsläufig eine Wurzelkanalbehandlung notwendig sei. Denn oft ziehe eine Wurzelkanalbehandlung eine „Behandlungskaskade“ nach sich – und damit einen erheblichen Zeit- und Kostenaufwand für die Patienten. Darüber hinaus, so konstatiert der Zahnmediziner, sei jede Wurzelkanalbehandlung prinzipiell ein zusätzlicher Risikofaktor für Zahnverlust, denn es könne dabei immer zu Komplikationen kommen, auch die Stabilität des Zahnes wird in Mitleidenschaft gezogen. Um derartige Komplikationen von vornherein zu vermeiden, werde der betroffene Zahn häufig überkront – was ebenfalls kostspielig ist. Die beste Lösung wäre also, den betroffenen Zahn lebendig und somit in sich stabil zu erhalten.

Im Rahmen der von der DFG geförderten Studie sollen nun zwei unterschiedliche Therapieverfahren miteinander verglichen werden, die beide vitalerhaltend sind, also ohne eine Wurzelkanalbehandlung auskommen. Daher der Begriff der „Vitalamputation“. Insgesamt 70 Patienten werden innerhalb der zwölf Monate nach ihrer Behandlung daraufhin untersucht, wie sich die parodontale (Zahnhalteapparat) und endodontische (Zahnnerv) Situation am betroffenen Zahn entwickelt. Methode eins sieht vor, dass die Wurzel unterhalb der Zahnkrone abgetrennt wird, die sehr kleine Fläche des dabei angeschnittenen Zahnnervs wird mit einem für solche Zwecke erprobtem Medikament (Biodentin: Trikalziumsilikat) und einem Füllungsmaterial abgedeckt. Bei Methode zwei wird der Zahn durch die Kaufläche eröffnet und der Zahnnerv im oberen Anteil (Kronenpulpa) entfernt. Die freiliegenden, in den Wurzeln verbleibenden Nervanteile werden mit demselben Medikament wie in Methode eins abgedeckt, der Zahn wird mit einem Füllungsmaterial verschlossen. Erst dann wird die entsprechende Wurzel entfernt. Ob der Nerv die Prozedur überstanden hat ohne dabei abzusterben, wird in den Monaten nach der Behandlung immer wieder mittels Kälteempfindung und Stromfluss kontrolliert. „Die Ergebnisse unserer Studie werden unter Umständen zu einer veränderten Vorgehensweise führen“, ist Dr. Petsos überzeugt.

Das Projekt wird von der DFG mit rund 110.000 Euro gefördert und läuft bis Dezember 2023 an der Poliklinik für Parodontologie des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Goethe-Universität.

Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/115385283

Bildtext: Schematisch Darstellung des klassischen Verfahrens (Wurzelamputation, links) sowie beider im Rahmen der Studie untersuchten Therapieverfahren (Vitalamputation unter Belassen der Kronenpulpa, mittig, bzw. mit Entfernung der Kronenpulpa, rechts). (Grafik: Petsos)

Weitere Informationen
PD Dr. Hari Petsos
Poliklinik für Parodontologie
Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Goethe-Universität
Telefon: 069 6301 5642 (Sekretariat)
E-Mail: petsos@med.uni-frankfurt.de    
Homepage: https://www.kgu.de/einrichtungen/kliniken/carolinum-zahnaerztliches-universitaets-institut-ggmbh


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de