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Neues Licht auf die Rolle des Tumorsuppressors pVHL
Der Transforming Growth Factor beta (TGF-ß) ist ein Signalprotein, dessen Fehlregulation Entwicklungsstörungen und Krebs hervorrufen kann. Forschende um Dr. Xinlai Cheng von der Goethe-Universität Frankfurt haben herausgefunden, wie ein Tumorsuppressor mit der Kurzbezeichnung pVHL die Signalübertragung mittels TGF-ß beeinflusst. Ihre Erkenntnisse liefern mögliche Ansatzpunkte für neue Medikamente.
FRANKFURT/HEIDELBERG. Die Signalübertragung in Zellen ist eine
komplexe Angelegenheit. So reguliert TGF-ß viele Zellfunktionen während der
Entwicklung von Mensch und Tier, aber auch im erwachsenen Organismus. Wie das
im Detail funktioniert, ist nur unvollständig bekannt. Klar ist, dass sich aktiviertes
TGF-ß zunächst an Rezeptoren bindet, die sich an der Zelloberfläche befinden. Die
TGF-ß-Rezeptoren wiederum aktivieren in der Zelle ein Protein namens SMAD3.
Dieses lagert sich dann mit SMAD4 zusammen und wandert gemeinsam mit ihm in den
Zellkern. Dort beeinflussen die SMAD-Proteine, in welchem Ausmaß Gene angeschaltet
und in Proteine und andere Genprodukte übersetzt werden.
Forschende der Goethe-Universität Frankfurt, der Universität Heidelberg,
des Deutschen Krebsforschungszentrums sowie der Universitätskliniken Heidelberg
und Jena haben nun herausgefunden, wie der Von-Hippel-Tumorsuppressor (pVHL) in
diesen Signalweg eingreift. Tumorsuppressoren sind Proteine, deren Defekt oder
Mangel in einem vielzelligen Organismus mit einem hohen Risiko einhergeht, dass
Zellen zu Tumorzellen entarten. Die Wissenschaftler berichten im „Journal of
Cell Biology“ über den erstmaligen Nachweis, dass pVHL das SMAD3-Protein abbaut.
Dies geschieht bereits, bevor sich SMAD3 und SMAD4 verbinden. pVHL hemmt somit
die Signalkette, die von aktiviertem TGF-ß ausgeht. „Diesen Nachweis konnten wir
sowohl in Kulturen menschlicher Zellen als auch an Taufliegen der Gattung
Drosophila erbringen“, sagt Letztautor Dr. Xinlai Cheng. „Das spricht dafür,
dass pVHL schon sehr früh in der Evolution die regulierende Funktion übernommen
hat, die wir nun aufgedeckt haben.“
Xinlai Cheng ist seit 2019 Leiter einer Nachwuchsgruppe am
Buchmann Institut für Molekulare Lebenswissenschaften der Goethe-Universität. Begonnen
hatte er die Untersuchungen am Institut für Pharmazie und Molekulare
Biotechnologie der Universität Heidelberg. Sein Mentor Prof. Stefan Wölfl erläuterte
eine wichtige Erkenntnis, die sich aus dem gefundenen Zusammenhang zwischen
pVHL und dem TGF-ß-Signalweg ergibt: „pVHL ist bekanntermaßen daran beteiligt,
wie Zellen Sauerstoff gleichsam fühlen und auf dessen unterschiedliche
Verfügbarkeit reagieren. Somit beeinflusst die Versorgung von Zellen mit
Sauerstoff auch die TGF-ß Signalübertragung.“
Die Entdeckung der Forschenden bietet neue Chancen für die
Entwicklung von Medikamenten gegen Krebs. „Könnte man beispielsweise mit einem
Wirkstoff die pVHL-Aktivität gezielt regulieren, so würde man darüber auch den
TGF-ß Signalweg beeinflussen, der wiederum eine große Rolle bei der Bildung von
Tumoren und speziell von Metastasen spielt“, sagt Xinlai Cheng. Tumorzellen
können sich gut an ihre Umgebung im Organismus und an unterschiedliche
Sauerstoffverfügbarkeiten anpassen. Dabei hilft ihnen, dass sie in ihrer
zellulären Aktivität sehr flexibel sind. Diese Aktivität wird unter anderem
durch den TGF-ß-Signalweg reguliert.
Publikation: Jun Zhou, Yasamin
Dabiri, Rodrigo A. Gama-Brambila, Ghafoory Shahrouz, Mukaddes Altinbay, Arianeb
Mehrabi, Mohammad Golriz, Biljana Blagojevic, Stefanie Reuter, Kang Han, Anna
Seidel, Ivan Dikic, Stefan Wölfl, Xinlai Cheng: pVHL-mediated SMAD3 degradation suppresses TGFß signalling. Journal of Cell Biology (2022) 221 (1): e202012097 https://doi.org/10.1083/jcb.202012097
Bild
zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/112400017
Bildtext: Gefärbtes Lebergewebe
zeigt das komplementäre Vorkommen von pVHL und SMAD-Proteinen: Wo pVHL (grün)
reichlich zu sehen ist, gibt es SMAD2/3 selten und umgekehrt. Die Zellkerne
sind blau gefärbt. Im Bild unten rechts sind alle drei Farben überlagert.
Fotos: Xinglai Cheng/ Goethe University
Fotografen Ingmar Björn Nolting und Stefano Dili stellen im Foyer des Wiesbadener Rathauses aus
Als die Pandemie ausbricht, haben der italienische Fotograf Stefano Dili und sein deutscher Kollege Ingmar Björn Nolting dieselbe Idee: ihr Land im Lockdown zu dokumentieren. Beide wissen nichts voneinander - bis sie gebeten werden, das Buchprojekt Goethe-Vigoni Discorsi. Ein deutsch-italienisches Tagebuch der COVID-Krise zu begleiten. Nun sind ihre Fotografien im Wiesbadener Rathaus bis zum 10. Februar in einer Ausstellung zu sehen.
FRANKFURT. Um
sein Land in der Pandemie zu dokumentieren, reiste der deutsche Fotograf Ingmar
Björn Nolting rund 9000 Kilometer durch Deutschland; Stefano Dili kehrte aus
einem anderen Kontinent in seine italienische Heimat zurück, als sie bereits im
Lockdown lag. Beide Fotografen treffen auf eine Gesellschaft in größter Verunsicherung.
So verschieden die Perspektiven sind, mit denen sich die Fotografen ihrem
Gegenstand nähern, so sehr gleicht sich ihr Ziel: »diese Zeit zu dokumentieren
und so Erinnerung zu schaffen«. Dili und Nolting nehmen den Alltag
von Covid-19 nach eigenen ästhetischen und ikonografischen
Parametern in den Blick: Dili oft so dicht am Menschen vor der Kamera, dass
auch die Schmerzgrenze des Betrachters nahe rückt, Nolting aus einer
Perspektive, die die Umgebung des Menschen und damit ihren gesellschaftlichen
Zusammenhang miteinbezieht.
Die beiden Fotografen konnten damals nicht wissen, dass sie
eingeladen werden würden, die zweisprachige Buchausgabe der Goethe-Vigoni
Discorsi. Ein deutsch-italienisches Tagebuch der COVID-Krise zu
bereichern. Präsentiert in Bildpaarungen korrespondieren sie miteinander, als
seien sie für den deutsch-italienischen Dialog geschaffen.
Die Fotografien sind nun in einer Ausstellung zu sehen bis zum
10. Februar 2022 in Wiesbaden, im Foyer des Rathauses
(Schloßplatz), während der Öffnungszeiten der Behörde (es gilt die
2G+Regel). Kuratiert wird die Ausstellung von der Goethe-Universität, der
Hessischen Staatskanzlei, dem Generalkonsulat der Republik Italien und Villa
Vigoni. dem Deutsch-Italienischen Zentrum für den Europäischen Dialog. Die
Ausstellung wird gefördert durch den Johanna Quandt Jubiläumsfonds, Bad
Homburg, und die BBBank eG, Karlsruhe.
Zu den Fotografen und dem Buchprojekt:
Die Schwarzweißbilder von STEFANO DILI (1986)
erzählen Geschichten von Menschen. Die Streetfotografie des Künstlers, der für
fotojournalistische Projekte mit verschiedenen NGOs zusammenarbeitet, spürt den
krisenbedingten Veränderungen im urbanen, öffentlichen Raum nach, indem sie
einzelne Menschen, Akteure und Facetten der Gesellschaft ins Bild rückt.
Die Fotografien von INGMAR BJÖRN NOLTING (1995)
sind Teil seines mehrfach prämierten Foto-Essays Maß und Mitte – Eine
Deutschlandreise in Zeiten der Covid-19-Pandemie, für den er während des
ersten Lockdowns rund 9000 Kilometer durch Deutschland reiste. Eine Auswahl
seiner Arbeiten sind in verschiedenen Medien erschienen, u.a. im ZEITmagazin,
im US-Magazin Time, in Geo und in der Süddeutschen
Zeitung.
Goethe-Vigoni Discorsi. Ein deutsch-italienisches Tagebuch der
COVID-Krise versammelt gut 50 Autorinnen und Autoren aus allen
gesellschaftlichen Bereichen mit deren Eindrücken, Fragen und Perspektiven zur
Pandemie – darunter der Dalai Lama, Angelo Bolaffi, Jürgen Kaube, Christian
Sewing, Roberto Saviano, Massimo Cacciari, Sandra Eckert, Durs Grünbein, Renzo
Piano, Nicole Deitelhoff, Rainer Forst und Alexander Kluge. Herausgegeben wurde
das Buch von einem Konsortium aus Goethe-Universität,
Hessischer Staatskanzlei, Generalkonsulat der Republik Italien und Villa
Vigoni. Deutsch-Italienisches Zentrum für den Europäischen Dialog. (Villa
Vigoni Editore/Verlag, 457 S., ISBN 978-3-96966-513-8, 19,80 EUR).
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/112400006
Bildtext Foto 1:
Deutsch-italienischer
Dialog über Alltagsbilder aus der Pandemie: Fotografien von Ingmar Björn
Nolting und seinem Kollegen Stefano Dili in einer Ausstellung im
Wiesbadener Rathaus (Uwe Dettmar/Goethe-Universität)
Bildtext Foto 2:
Deutsch-italienischer
Dialog über Alltagsbilder aus der Pandemie: Fotografien von Ingmar Björn
Nolting und seinem Kollegen Stefano Dili in einer Ausstellung im
Wiesbadener Rathaus (Anna Dmitrienko/Goethe-Universität)
Weitere Informationen
Dr.
Wolfgang Schopf
w.schopf@lingua.uni-frankfurt.de
mobil
0173 470 2612
Berufsperspektiven für Pädagoginnen und Pädagogen – Expertinnen und Experten berichten von ihren Erfahrungen: Freitag, 4. Februar 2022, von 14 – 17 Uhr
FRANKFURT. Wer Erziehungswissenschaften, Sozialpädagogik oder Soziale Arbeit studiert, ein Praktikum oder einen Job parallel zum Studium sucht, eine passende Stelle für seinen/ihren beruflichen Einstieg finden oder sich beruflich verändern und/oder neu orientieren möchte, ist hier genau richtig: Die Online-JOB-MESSE für Pädagog*innen startet am kommenden Freitag um 14 Uhr mit einem Auftakt-Impuls von Dr. Christiane Ehses, stellv. Verbandsdirektorin und pädagogische Leitung des Hessischen Volkshochschulverbandes e.V., und Marta Slusarek, Absolventin der Erziehungswissenschaften an der Goethe-Universität und Pädagogische Mitarbeiterin beim Hessischen Volkshochschulverband e.V. Sie werden einen exklusiven Einblick in den Berufseinstieg nach dem Hochschulstudium gewähren. Beide werden ihre eigenen Perspektiven beleuchten und Erwartungen und Erfahrungen von Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen darstellen.
Anschließend
stehen 12 unterschiedliche Einrichtungen aus der pädagogischen Praxis in
virtuellen Räumen bereit, ihre Arbeit und laufenden Projekte vorzustellen und
Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu beantworten. Ziel der JOB-MESSE
ist es, Studierenden, Absolventinnen und Absolventen sowie pädagogischen
Fachkräften durch die Auswahl an verschiedenen Institutionen zu zeigen, wie
vielfältig die Möglichkeiten in dieser Branche sind und wie bedeutsam die
Arbeit der Pädagoginnen und Pädagogen ganz besonders in gesellschaftlich
herausfordernden Zeiten ist.
Interessierte
können sich noch anmelden unter: www.jobmesse-paedagogik.uni-frankfurt.de
Kontakt:
Ursula
Krämer, Career Center der Goethe-Universität Frankfurt.
Tel.
(069) 71 58 57 -125; E-Mail: uk@uni-frankfurt.campuservice.de
Archäologe Rüdiger Krause startet umfangreiches Projekt zur Ökosystemforschung rund um den Berg Ipf
Vier Jahrtausende Kulturgeschichte am Westrand des Nördlinger Rieses zu rekonstruieren – dieses ehrgeizige Ziel hat sich Prof. Rüdiger Krause, Archäologe an der Goethe-Universität, mit einem neuen Projekt gesetzt. Im Fokus der Forschung, die von einer regionalen Stiftung gefördert wird, steht die Gegend um den Ipf, die als Schauplatz wichtiger Ereignisse eine bedeutende Rolle gespielt hat.
FRANKFURT. Im
6./5. Jahrhundert vor Chr. schufen die frühkeltischen Eliten nördlich der Alpen
bedeutende Machtzentren. Eines davon befand sich im östlichen Allgäu: Auf dem
Berg Ipf am Nördlinger Ries war einer der Fürstensitze errichtet worden. Von
hier aus pflegte man die Kontakte zum mediterranen Süden des
griechisch-etruskischen Italien. Die Besiedlung des Ipf reicht jedoch noch viel
weiter zurück. In der späten Bronzezeit um 1000 v. Chr. entstand auf der
weithin sichtbaren Erhebung im Osten der Schwäbischen Alb eine mächtige
Befestigungsanlage.
Seit mehr als 20 Jahren erforscht Prof. Rüdiger Krause vom
Institut für Archäologische Wissenschaften der Goethe-Universität die
Kulturgeschichte des Ipf. Nun will der Prähistoriker zusammen mit der
Archäobotanikerin Prof. Astrid Stobbe die Entwicklung von Kulturlandschaft und
Ökosystem vom 3. Jahrtausend v. Chr. bis in die Neuzeit neu bewerten und die
Vergangenheit der Region rekonstruieren. Gefördert wird das Vorhaben von der
Stiftung Kessler + Co für Bildung und Kultur mit Sitz in Abtsgmünd.
Die Idee für das Projekt erwuchs aus Rüdiger Krauses langjährigen
Forschungen zum frühkeltischen Fürstensitz auf dem Ipf und im Umfeld des
imposanten Berges, wo er und sein Team seit 1995 umfangreiche archäologische
Ausgrabungen sowie naturwissenschaftliche Analysen durchgeführt haben. Aus zwei
DFG-Schwerpunktprogrammen und mehreren, ebenfalls von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft geförderten Einzelprojekten stehen archäologische,
archäobotanische, geomorphologische und andere Daten zur Verfügung. Die Archäobotanikerin
Prof. Astrid Stobbe konnte mit ihren vegetationsgeschichtlichen Untersuchungen
zeigen, wie sich die Kulturlandschaft unter dem Einfluss des Menschen und
seiner Nutztiere verändert hat. So belegten pollenanalytische Daten aus
Vermoorungen eine deutliche Entwaldung und eine zunehmende Nutzung der
Landschaft seit der späten Bronzezeit.
Das neue Projekt soll diese Daten nun in einer Gesamtschau
zusammenführen, offene Fragen sollen durch neue Analysen geklärt werden – zum
Beispiel durch die zusätzliche Erschließung naturwissenschaftlicher „Archive“
wie Ablagerungen in Moor- und Sumpflandschaften. Standen bisher der Westrand
des Nördlinger Rieses am Ipf und der Ohrenberg im Zentrum der Untersuchungen,
soll nun auch das Kartäusertal am Südrand des Rieses einbezogen werden. „Damit
decken wir drei unterschiedlichen Naturräume ab von der Riesebene über die
Riesrandhöhen mit dem Ipf bis auf die Hochfläche der östlichen Schwäbischen
Alb“, erklärt Prof. Krause. Diese Regionen zeichnet sich durch archäologische
Denkmäler von der Steinzeit bis zum Spätmittelalter aus. Prägend für das
Kartäusertal sind die Grabhügel in den Wäldern und der Weiherberg mit seinen
Befestigungen und einem Brandopferplatz aus der Bronze- und älteren Eisenzeit.
Aus karolingischer Zeit um 800 n. Chr. sind etliche Orte durch Quellen
überliefert. „Sehr spannend könnte das ehemalige Schlachtfeld auf dem nördlich
gelegenen Albuch werden, wo 1634 die berühmte Schlacht von Nördlingen
stattfand, in deren Folge einige Dörfer und ihre Wirtschaftsflächen für lange
Zeit wüst fielen“, sagt der Archäologe.
„Wir wollen in einer Synthese große Datenmengen zusammenführen und
die Entwicklung des Kulturraums in einer diachronen Perspektive von der
Bronzezeit bis in das Mittelalter historisch neu bewerten“, formuliert Krause.
„Die Förderung durch die Kessler + Co Stiftung ist eine Riesenchance, ein so
umfangreiches Vorhaben anzugehen“, ergänzt Mitantragstellerin Stobbe. Das
Projekt wird zunächst für zwei Jahre mit 170.000 Euro gefördert – mit Aussicht
auf Verlängerung. Im Rahmen des Projekts sollen mehrere Abschlussarbeiten und
eine Dissertation entstehen. Der Projekttitel lautet: „Sozioökonomie und
Kulturlandschaft am Fürstensitz auf dem Ipf. Eine
archäologisch-naturwissenschaftliche Studie am Westrand des Nördlinger Rieses“.
„Wir glauben an den hohen Nutzen vielfältiger privater Initiativen
für unsere Gesellschaft“, so der Diplomphysiker Gerhard Grimminger,
Stiftungsratsmitglied und Geschäftsführer der Kessler-Werke. Die Stiftung
Kessler + Co für Bildung und Kultur engagiert sich vor allem in der Region
Ostalb und Schwäbische Alb in Baden-Württemberg. Sie fördert Bildung,
Ausbildung und Erziehung einerseits, andererseits die Pflege der
Kulturlandschaft der Schwäbischen Alb. (https://www.stiftung-kessler-co.de)
Bilder und Bildtexte zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/112190931
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Rüdiger Krause
Institut
für Archäologische Wissenschaften
Vor-
und Frühgeschichte
Telefon: +49(0)69 798-32120
E-Mail: R.Krause@em.uni-frankfurt.de
AIWG veröffentlicht Handreichung für mehr Nachhaltigkeit in Moscheegemeinden
Die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Goethe-Universität hat heute die erste Ausgabe ihres neuen Publikationsformats „Praxisperspektiven“ veröffentlicht. Darin geht es um das Thema Nachhaltigkeit in Moscheegemeinden.
FRANKFURT.
„Obwohl sich Moscheen zunehmend für Umweltschutz und Nachhaltigkeit engagieren,
ist das Thema längst nicht im Moscheealltag angekommen. Vielen Gemeinden fehlt
es oft an Ressourcen, um ihre Nachhaltigkeitspotenziale voll auszuschöpfen“,
sagt Baraa Abu El-Khair, Autor der AIWG-Praxisperspektiven „Imara – Moscheen
und Umweltschutz. Moscheegemeinden als Akteurinnen nachhaltiger Entwicklung.“
„Imara“ stammt aus dem Arabischen und bedeutet „Kultivierung“.
Im direkten Austausch mit Moscheegemeinden in Deutschland und
Großbritannien hat der Wirtschaftsingenieur einen Handlungskatalog erarbeitet,
der darlegt, wie Moscheegemeinden mit ihren Ressourcen gezielt Maßnahmen für
mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit umsetzen können. Wasser und Strom sparen,
Plastikfasten im Ramadan – anhand von Best-Practice-Beispielen zeigt Abu
El-Khair, wie schon kleine Dinge zu mehr Umweltschutz führen können. Die
Empfehlungen, die er im Rahmen seines AIWG-Praxisfellowships erarbeitet hat,
zeigen: Umweltschutz und Nachhaltigkeit müssen nicht mit Mehrkosten verbunden
sein, sondern können auch zu Einsparungen führen. „Ich möchte mit diesen
Handlungsempfehlungen einzelne Moscheegemeinden dabei unterstützen, sich
weiterhin für mehr Umweltschutz zu engagieren.“
Umweltschutz findet sich bereits im Koran
Als Fellow an der Goethe-Universität hatte Baraa Abu El-Khair die
Möglichkeit, praktisch zum Thema zu arbeiten und sich hierbei mit
Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen auszutauschen. Er interessierte sich
auch für die islamtheologische Perspektive, die Dr. Asmaa El-Maaroufi vom
Zentrum für Islamische Theologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
in die Ausgabe einbringt mit ihrem Beitrag „Umweltschutz und Nachhaltigkeit im
Islam“. „Wirft man einen Blick in die islamische Geistestradition, so finden
sich zahlreiche Ansätze, an denen sich Muslim_innen für
Umweltsensibilisierungsmaßnahmen der heutigen Zeit orientieren können“, so die
Theologin. Sowohl koranische Quellen als auch Prophetenüberlieferungen hielten
zu nachhaltigem Handeln und Umweltschutz an.
Mit ihrem neuen Format der Praxisperspektiven richtet sich die
AIWG an eine interessierte Öffentlichkeit aus der Praxis, und mit dieser
Thematik insbesondere an die muslimische Zivilgesellschaft. „Die Publikation
ist hauptsächlich aus praktischer Sicht gedacht und formuliert. Imara ist ein
Ansatz auf Augenhöhe, der die Gemeinden und ihre Möglichkeiten vor Ort ins
Zentrum stellt. Wir hoffen, dass die vorgeschlagenen Lösungen für
Moscheegemeinden praktikabel sind und ihnen Impulse für eigene
Umweltschutzmaßnahmen liefern “, so AIWG-Geschäftsführerin Dr. Raida Chbib.
Baraa Abu El-Khair ist Wirtschaftsingenieur und
arbeitet in der Projektierung von
Erneuerbaren Energielösungen. Daneben ist er zweiter
Vorstandsvorsitzender von NourEnergy e.V., der ersten deutschsprachigen
muslimischen Umweltschutzorganisation. Die jetzt veröffentlichten
AIWG-Praxisperspektiven fassen die Ergebnisse seines AIWG-Praxisfellowships
zusammen. Weitere Informationen zum Praxisfellowship und zum Projekt „Imara“
unter: https://aiwg.de/praxisfellows/
Dr. Asmaa El Maaroufi ist wissenschaftliche
Mitarbeiterin an der Professur für Kalām,
Islamische Philosophie und Mystik des Zentrums für Islamische Theologie in Münster. Sie wurde 2020 mit einer Arbeit zum Thema „Ethik des
Mitseins. Grundzüge einer islamischen Tierethik“ im Fach Islamische Theologie
promoviert. Aktuell beschäftigt sie sich als Postdoktorandin mit Fragen der
Anthropologie und Ethik in der islamischen Geistesgeschichte, insbesondere mit
praktisch-ethischen Fragestellungen.
Über die AIWG
Die AIWG ist eine universitäre Plattform für Forschung und
Transfer in islamisch-theologischen Fach- und Gesellschaftsfragen. Sie
ermöglicht überregionale Kooperationen und Austausch zwischen Wissenschaftlern
und Wissenschaftlerinnen der islamisch-theologischen Studien und benachbarter
Fächer sowie Akteurinnen und Akteuren aus der muslimischen Zivilgesellschaft
und weiteren gesellschaftlichen Bereichen. Die AIWG wird gefördert vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und durch die Stiftung
Mercator.
Die
Publikation kann auf der Website der AIWG kostenfrei heruntergeladen
werden unter: https://aiwg.de/publikationen/
Die
Titelseite finden Sie zum Dowload unter: https://www.puk.uni-frankfurt.de/112081240
Weitere Informationen
Stefanie
Golla
Koordinatorin
Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Akademie
für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft
Goethe-Universität
Telefon
069 798-22459
E-Mail
golla@aiwg.de
Homepage https://aiwg.de/
Eine Veranstaltungsreihe der Universität des 3. Lebensalters (U3L) in Kooperation mit Scientists for Future.
FRANKFURT. Klimawandel und
Umweltzerstörung sind oft mit dem Eindruck eigener Machtlosigkeit verbunden, da
es sich dabei um komplexe Krisen handelt, die in erster Linie international
gelöst werden müssen. Dennoch kommt es auch auf die Konsum- und
Lebensgewohnheiten aller an. In einer Vortragsreihe an der Universität 3.
Lebensalters in Zusammenarbeit mit den Scientists for Future Frankfurt am Main
werden die eigenen Handlungsspielräume aufgegriffen. Drei Referent*innen aus
den Bereichen Energie, Mobilität und Biowissenschaften geben Impulse, welche
Möglichkeiten wir als Bürger*innen haben, z.B. zu einer „Energiewende von
unten“, zu einem Wandel von Verkehr bzw. Mobilität und zum Artenschutz
beizutragen.
Jürgen Eiselt wird in seinem Vortrag über die Energiewende auf Konzepte der
dezentralen im Gegensatz zur aktuell zentralen Energieversorgung anhand von
konkreten Beispielen zu sprechen kommen. Dr. Jutta Deffner befasst sich mit der
Rolle des Verkehrs als einer der Hauptquellen von Treibhausgasen und zeigt
Beispiele für nachhaltige Alternativen im Bereich der Mobilität auf. Prof. Dr.
Katrin Böhning-Gaese erläutert in ihrem Vortrag die Ursachen des Artensterbens,
die Auswirkungen des Klima- und Landnutzungswandels auf Tier- und
Pflanzenarten, was das für den Menschen bedeutet und wie wir alle dazu
beitragen können, den Verlust der Artenvielfalt aufzuhalten.
Die Idee zu dieser Veranstaltungsreihe entstand im Kontext des aktuellen
Studiengangs an der Universität des 3. Lebensalters zum Thema „Mensch und
Natur“ und greift den verstärkt geäußerten Wunsch vieler Studierenden auf, über
das theoretische Wissen zu den Ursachen der Klima- und Umweltkrise hinaus,
anwendungsbezogenes Wissen zu erwerben.
Die Reihe findet montags ab dem 31.1. bis 14.2.2022 jeweils von 16-18 Uhr in ZOOM statt.
Termine:
31.01.22:
Erneuerbare Energiewende bis 2030 – Dezentrale Konzepte für Strom, Wärme und
Mobilität. Jürgen Eiselt, Projektmanagement für erneuerbare Energien.
07.02.22: Die Verkehrswende gestalten – was gehört dazu? Dr. Jutta Deffner, ISOE
– Institut für sozial-ökologische Forschung.
14.02.22:
Das große Artensterben – Was wissen wir und was müssen wir tun? Prof. Dr.
Katrin Böhning-Gaese, Professorin Goethe-Universität Frankfurt & Direktorin
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum.
Weitere
Informationen
und ZOOM-Zugangsdaten auf der Website der U3L: www.u3l.uni-frankfurt.de
Kontakt:
Claudia
Koch-Leonhardi, Studieninformation/Öffentlichkeitsarbeit
Universität
des 3. Lebensalters an der Goethe-Universität Frankfurt am Main e.V.
Tel. +49 (0)69-798 28861
Fax +49 (0)69-798 28975
koch-leonhardi@em.uni-frankfurt.de
www.u3l.uni-frankfurt.de
Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ über die Erforschung von Metastasierungen
Metastasen sind mittlerweile die häufigste Todesursache bei
Krebspatienten. In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema
Bewegung berichtet Dr. Lisa Sevenich vom Georg-Speyer-Haus, mit welchen Tricks
es wandernden Tumorzellen gelingt, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und
sich im eigentlich gut abgeschotteten Organ Hirn anzusiedeln.
FRANKFURT. Die
weitaus meisten der Tumorzellen, die den Primärtumor verlassen und mit dem
Blutstrom durch den Körper wandern, werden durch das Immunsystem vernichtet. Doch ein Prozent
dieser Zellen siedelt sich in anderen Organen an und bildet dort eine Metastase
– für Krebspatienten ein gefährlicher Prozess, und bei bis zu 45 Prozent der
Erkrankten ist das Gehirn betroffen.
Die Blut-Hirn-Schranke überwinden die Tumorzellen dabei mit
Protein-abbauenden Enzymen und Signalstoffen, die die Barriere zwischen
Blutkreislauf und Nervengewebe durchlässig machen. Immunzellen, die den
Tumorzellen folgen, werden inaktiviert. „Wir haben herausgefunden, dass
Tumorzellen die Abwehr des Körpers regelrecht blockieren
und zu ihren Gunsten verwenden“, berichtet Dr. Lisa Sevenich in „Forschung
Frankfurt“.
In weiteren Artikeln der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“
geht es etwa um den Bau von Teilchenbeschleunigern, die winzige Teilchen bis
nahe an die Lichtgeschwindigkeit bringen und dabei helfen, Geheimnisse der
Materie zu entschlüsseln. Andere Beiträge zeigen, wie Stroboskopbilder im
Physikunterricht helfen können, zu beleuchten,
wie in den Anfängen der Verhaltensforschung Wildtierforschung an zahmen Tieren
gelang und wie die „Zappel-Philipp“-Krankheit ADHS auch noch Erwachsenen zu
schaffen macht.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2021) kann von Journalistinnen und Journalisten kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de.
Alle
Beiträge sind online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de.
Ärztin der Medizinischen Hochschule Hannover erforscht Leukämie und Darmkrebs
Die 24-jährige Ärztin Dr. Laura Hinze von der Medizinischen Hochschule Hannover erhält den Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis 2022. Das gab der Stiftungsrat der Paul Ehrlich-Stiftung heute bekannt. Die Preisträgerin wird für ihren bedeutenden Beitrag zum Verständnis der Signalübertragung in Krebszellen ausgezeichnet. Sie hat entdeckt, wie Leukämiezellen Resistenz gegen das Chemotherapeutikum Asparaginase entwickeln, und so einen neuen Angriffspunkt für die Behandlung der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) erschlossen. ALL ist die häufigste Krebsart bei Kindern. Ferner konnte sie einen neuen Ansatz zur Behandlung von Darmkrebs und anderen soliden Tumoren ableiten.
FRANKFURT.
Leukämiezellen sind im Gegensatz zu normalen Körperzellen nicht in der Lage,
ausreichende Mengen der Aminosäure Asparagin selbst herzustellen. Sie müssen
Asparagin importieren. Weil das Enzym Asparaginase den Abbau von Asparagin
katalysiert, reduziert es das extrazelluläre Angebot dieser Aminosäure
drastisch. Asparaginase ist deshalb ein wirksames Mittel zur Behandlung von
ALL, denn davon gehen Leukämiezellen zugrunde, während es normalen Körperzellen
nicht schadet. Leukämiezellen können jedoch lernen, sich der Wirkung der
Asparaginase zu entziehen.
Um herauszufinden, wie ihnen das gelingt, schalteten Dr. Laura
Hinze und ihr Team mit Hilfe der Genschere CRISPR/Cas9 in einer Kultur
resistenter ALL-Zellen systematisch rund 19.000 Gene aus – in jeder Zelle
jeweils nur eines – und beobachteten, was geschah, wenn sie die Zellen mit
Asparaginase behandelten. Als Vergleich diente eine Kultur, die nur mit einer
Pufferlösung ohne Wirkstoff versetzt worden war. Von den mit Asparaginase
behandelten Zellen starben besonders häufig diejenigen ab, in denen eines der
beiden Gene NKD2 oder LGR6 ausgeschaltet worden war. Ihnen war die Resistenz
offenbar abhandengekommen. Das deutete im Umkehrschluss darauf hin, dass
Leukämiezellen, in denen diese Gene funktionieren, besonders häufig resistent
werden. Beide Gene codieren, das zeigten Hinze und ihr Team, für Inhibitoren
des Wnt-Signalweges.
Im gesunden Organismus ist dieser Signalweg für die
Embryonalentwicklung und später für Erhaltungsarbeiten im Gewebe zuständig.
Seine außerplanmäßige Aktivierung begünstigt die Entstehung von Krebs. Die
Hauptrolle spielt dabei ein Überschuss des Proteins ß-Catenin, das
Wachstumsimpulse in den Zellkern trägt. Wenn der Wnt-Signalweg inaktiv ist,
wird ß-Catenin für den Abbau markiert. Zentral für diese Markierungsarbeit ist
das Enzym Glykogensynthase-Kinase 3 (GSK3). Es sorgt dafür, dass ß-Catenin der
innerzellulären Proteinverwertung (dem Proteasom) zugeführt und dort wie alle
Proteine, die der Zelle schaden könnten oder die sie nicht braucht, in kleine
Bruchstücke und Aminosäuren zerlegt wird. Aus dieser Quelle holt sich die
Leukämiezelle Asparagin, das ihr durch die Behandlung mit Asparaginase
vorenthalten worden ist.
Hinze und Kollegen gelang es, durch eine partielle Aktivierung des
Wnt-Signalweges, die den Abbau von ß-Catenin blockiert, ohne dessen potenziell
onkogene Signale zu beflügeln, diese Resistenzquelle weitgehend auszutrocknen.
Denselben Effekt erzielten sie durch eine selektive Blockade von GSK.
Leukämiekranke Mäuse, die gleichzeitig Asparaginase und GSK3- Inhibitoren
erhielten, überlebten sehr viel länger als solche, die nur mit Asparaginase behandelt
wurden.
Mutationen auf dem Wnt-Signalweg, die zu dessen Überaktivierung
führen, sind besonders typisch für Darmkrebs. Deshalb prüfte Hinze, inwieweit
sich ihre Forschungsergebnisse auf diese zweithäufigste aller Krebsarten
übertragen lassen. Ihre Ausgangshypothese: Etwa 15 Prozent aller
Wnt-Signalwegmutationen liegen bei Darmkrebs stromaufwärts des Enzyms GSK3. Das
Enzym ist bei Patienten mit dieser genetischen Signatur also bereits durch
Mutationen im Erbgut der Krebszellen inhibiert. Das Proteasom liefert kein
Asparagin mehr. Entzieht man das Asparagin außerdem durch die Gabe von
Asparaginase, könnte man die Darmkrebszellen aushungern. Diese Hypothese haben
Laura Hinze und ihr Team inzwischen präklinisch belegt. Sie könnte auch für
andere solide Tumoren gelten, die durch eine Wnt-induzierte endogene Inhibition
von GSK3 charakterisiert sind.
Der Preis wird – zusammen mit dem Hauptpreis 2022 und den Preisen
des Jahres 2021 – am 14. März 2022 um 17 Uhr vom Vorsitzenden des
Stiftungsrates der Paul Ehrlich-Stiftung in der Frankfurter Paulskirche
verliehen. Pandemiebedingt ist das Platzangebot begrenzt. Die Veranstaltung
wird per Livestream übertragen. Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Bilder der Preisträgerin und ausführliche Hintergrundinformation „Zangenangriff
über beide Flanken“ zum Download auf: www.paul-ehrlich-stiftung.de
Weitere Informationen
Pressestelle
Paul Ehrlich-Stiftung
Joachim Pietzsch
Tel.: +49 (0)69 36007188
E-Mail: j.pietzsch@wissenswort.com
www.paul-ehrlich-stiftung.de
Redaktion: Joachim Pietzsch / Dr. Markus Bernards,
Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
COVID-19 Wirkstoffe sind zudem wirksam gegen Omikron in Zellkulturstudie
Eine neue
Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Goethe-Universität und
der University of Kent zeigt, dass die SARS-CoV-2 Omikron-Variante weniger gut
zelluläre Abwehrmechanismen („die Interferonantwort“) gegen Viren blockieren
kann als die Delta-Variante. Außerdem deuten Zellkulturdaten darauf hin, dass
acht wichtige Wirkstoffe gegen COVID-19 auch die Vermehrung der Omikron-Variante
hemmen.
FRANKFURT/CANTERBURY. Die SARS-CoV-2 Omikron-Variante verursacht
weniger häufig schwere COVID-19-Verläufe als die Delta-Variante, obwohl es ihr
besser gelingt, den Immunschutz durch Impfung und vorherige Infektionen zu
umgehen. Die Gründe hierfür sind unklar.
Nun zeigt eine aktuelle Studie eines Teams von
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Goethe-Universität Frankfurt, dem
Universitätsklinikum Frankfurt und der britischen University of Kent, dass die
Viren der Omikron-Variante besonders empfindlich gegenüber einem nicht
spezifischen, zellulären Abwehrmechanismus sind, der sogenannten
Interferon-Antwort. Dies erklärt zum ersten Mal, warum mit der Omikron-Variante
infizierte Patienten häufig weniger schwer erkranken.
Außerdem zeigte die Studie, dass acht der wichtigsten
COVID-19-Wirkstoffe – zum Teil in der Entwicklung, zum Teil bereits zugelassen
– auch die Vermehrung der neuen Omikron-Variante effektiv hemmen. Getestet
wurden EIDD-1931 (ein Metabolit von Molnupiravir), Ribavirin, Remdesivir,
Favipravir, PF-07321332 (Nirmatrelvir, ein Paxlovid-Bestandteil) sowie die
Proteasehemmer Nafamostat, Camostat und Aprotinin. Alle Substanzen zeigten in
der Zellkulturstudie eine ähnliche Wirksamkeit wie gegen die Vermehrung der Delta-Variante.
Prof. Martin Michaelis, School of Bioscience, University of Kent,
erläutert: „Unsere Zellkulturexperimente liefern eine erste Erklärung dafür,
warum Omikron-Infektionen häufiger milde klinische Verläufe nach sich ziehen:
Offenbar kann Omikron im Gegensatz zu Delta nicht verhindern, dass die
befallenen Zellen Interferon produzieren und ausschütten.“
Prof. Jindrich Cinatl vom Institut für Medizinische Virologie der
Goethe-Universität sagt: „Obwohl unsere Zellkulturexperimente natürlich nicht
ohne weiteres auf die ungleich komplexere Situation in Patienten übertragbar
sind, geben sie Hoffnung, dass die enormen Anstrengungen zur Entwicklung von
COVID-19-Medikamenten nicht vergebens waren. Wir können also zuversichtlich
sein, dass auch gegen die neue Omikron-Virusvariante bald ein breites Spektrum
an Wirkstoffen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Verfügung steht.“
Publikation: Denisa Bojkova, Marek
Widera, Sandra Ciesek, Mark N. Wass, Martin Michaelis, Jindrich Cinatl jr. Reduced interferon antagonism but similar
drug sensitivity in Omicron variant compared to Delta variant SARS-CoV-2
isolates. In: Cell. Res. (2022) https://doi.org/10.1038/s41422-022-00619-9
Weitere Informationen: Wirkstoff Aprotinin
verhindert Eindringen von SARS-CoV2 in Wirtszellen (23.11.2020)
https://www.puk.uni-frankfurt.de/94489118/Wirkstoff_Aprotinin_verhindert_Eindringen_von_SARS_CoV2_in_Wirtszellen
Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema Bewegung erschienen – Mimik und Gestik stehen im Fokus eines neuen Schwerpunktprogramms
Kommunikation besteht nicht nur aus gesprochenen Worten und
Sätzen. Auch die Bewegung von Armen, Händen und Gesicht übermitteln wichtige
Informationen. Der von der theoretischen Linguistik noch kaum erforschte
Bereich der visuellen Kommunikation steht im Fokus eines neuen
DFG-Schwerpunktprogramms, das von der Goethe-Universität aus koordiniert wird.
Näheres lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ zum Thema
„bewegt“.
FRANKFURT. Wie Gestik und Mimik die Bedeutung von Wörtern und Sätzen unterstreichen, ergänzen und modifizieren können, damit befassen sich allein an der Goethe-Universität gleich mehrere Disziplinen. Linguistikprofessorin Cornelia Ebert interessiert sich dafür, wie sich die Semantik der Gesten in ein allgemeingültiges System bringen lässt. Bis vor Kurzem wurden visuelle Bedeutungsbeiträge nicht in der formalen Linguistik behandelt, sondern vornehmlich in den Kommunikationswissenschaften, aber auch in Rhetorik, Semiotik und Psychologie.
Zusammen mit dem Göttinger Gebärdensprachforscher Prof. Markus
Steinbach hat Ebert erfolgreich ein DFG-Schwerpunktprogramm beantragt, für
dessen Koordination sie zuständig sein wird. Ziel ist es, die bestehenden
Erkenntnisse aus verschiedenen Fächern zusammenführen und mit der Linguistik vernetzen.
Um welche Forschungsfragen es dabei gehen wird, lesen Sie in der jüngsten
Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Forschung Frankfurt, die dem Thema Bewegung
gewidmet ist.
In weiteren Beiträgen berichten Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler über ihre Forschungsprojekte zu verschiedenen Aspekten von
Bewegung, zum Beispiel, wie sie Computern das Erkennen unterschiedlicher
Bewegungen wie „schneiden“ oder „winken“ beibringen, wie die
„Zappel-Philipp“-Krankheit ADHS auch noch Erwachsenen zu schaffen macht oder
wie sich in der Quantenphysik zwei Bewegungen überlagern, die jeweils nur mit
einer gewissen Wahrscheinlichkeit auftreten. Andere Beiträge wiederum gehen zum
Beispiel der Frage nach, wie die fast immer und überall verfügbaren Smartphones
das Medium Film verändern oder wie die Integration von Migranten durch
Sportvereine gefördert werden kann.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2021) kann von
Journalistinnen und Journalisten kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de.
Alle
Beiträge sind online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de
ZOOM-Veranstaltung aus der Reihe „Kontrovers: Aus dem FGZ“ mit Daniela Grunow und Andreas Zick.
FRANKFURT. Der Frankfurter Standort des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) lädt ein zum ersten Termin im neuen Jahr der Reihe „Kontrovers: Aus dem FGZ“ aus dem Frankfurter Transferprojekt „Frankfurt streitet!“. Am 27. Januar um 16.30 Uhr diskutieren Prof. Dr. Daniela Grunow und Prof. Dr. Andreas Zick über „Neue Konfliktlinien: Polarisiert sich Deutschland?“.
Zum Hintergrund: Die in Politik und Öffentlichkeit artikulierte Sorge um eine gesellschaftliche Polarisierung umfasst verschiedene Annahmen: Politische Streitfragen zu Pandemiebekämpfung, Klima-, Gender- und Migrationspolitik würden zunehmend verhärtet geführt, Meinungen und Einstellungen, Gruppen und Parteien stünden sich dabei unversöhnlich bis feindschaftlich gegenüber und radikalisierten sich. Wechselseitiges Vertrauen und Kompromissbereitschaft gingen verloren und Konflikte würden immer häufiger gewaltsam ausgetragen. Das „Auseinanderdriften der Gesellschaft“ wird darüber hinaus in einer unüberbrückbar werdenden Kluft zwischen Arm und Reich, regional ungleichen Lebensverhältnissen sowie fehlenden Bildungs- und Aufstiegschancen diagnostiziert.
Im Format „Kontrovers: Aus dem FGZ“ sollen diese Thesen wissenschaftlich eingeordnet und diskutieren werden: Haben wir es überhaupt mit einer Polarisierung der Lager und politischen Einstellungen in Deutschland zu tun oder ist diese Sichtweise verzerrt? Lassen sich neue kulturelle und sozioökonomische Konfliktlinien und gesellschaftliche Spaltungstendenzen erkennen? Welche Daten sprechen dafür, welche dagegen? Und schließlich: Wie viele dieser Gegensätze kann und muss eine plurale Demokratie aushalten?
Mit der Diskussion dieser und weiterer Fragen zwischen Prof. Dr. Daniela Grunow
(Professorin für Soziologie, FGZ Frankfurt/Goethe-Universität) und Prof. Dr.
Andreas Zick (Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und
Gewaltforschung, FGZ Bielefeld/Universität Bielefeld), moderiert von Heike List
(Wissenschaftliche Referentin der Geschäftsführung, FGZ), startet die Reihe
„Kontrovers: Aus dem FGZ“ ins Jahr 2022.
Die
Veranstaltung findet online via Zoom statt. Wir bitten um eine Anmeldung
an veranstaltungen-fgz@uni-frankfurt.de. Die Login-Daten
werden nach Anmeldung übermittelt.
Daniela
Grunow
ist Direktorin des Institute for Empirical-Analytical Research (InFER) und
Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt „Quantitative Analysen
gesellschaftlichen Wandels“ am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der
Goethe-Universität sowie Sprecherin der Forschungsgruppe „Reconfiguration and
Internalization of Social Structure“ (RISS). Am FGZ-Standort Frankfurt ist sie
stellvertretende Sprecherin und leitet zwei Teilprojekte, darunter
„Wertkonflikte, Arbeitsteilung und gesellschaftlicher Zusammenhalt im
Geschlechterverhältnis“. Ihre Forschung und Lehre konzentrieren sich auf die
Wechselwirkungen von Arbeitsmarkt, Hausarbeit und Geschlechterbeziehungen in
verschiedenen Wohlfahrtsstaaten sowie auf Aspekte sozialer Integration und
Kohäsion. Zur Erforschung dieser Themen verwendet sie unterschiedliche
empirische Methoden; speziell Methoden zur Analyse von Längsschnittdaten.
Andreas
Zick
ist Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung
und Professor für Sozialisation und Konfliktforschung an der Universität
Bielefeld sowie Sprecher des Standorts Bielefeld des FGZ. Am FGZ-Standort
Bielefeld leitet er vier Forschungsprojekte, darunter das Projekt „Zusammenhalt
in und durch Nachbarschaften – Stadtteilstudien und Regionalpanel NRW und
Niedersachsen“. Seine Forschungsschwerpunkte liegen bei Intergruppenkonflikten,
Vorurteilen und Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, Radikalisierung und
Extremismus sowie Migrations- und Integrationsprozessen. Er engagiert sich zudem
langjährig in der medialen und öffentlichen Vermittlung seiner
Forschungsergebnisse zu Ursachen, Formen und Folgen innergesellschaftlicher
Konflikte, Diskriminierung und Gewalt.
Heike
List
ist Wissenschaftliche Referentin der Geschäftsführung des FGZ. An der
Goethe-Universität arbeitete sie zuvor in der Geschäftsstelle des
Exzellenzclusters „Normative Orders“ und als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im
EU-Verbundprojekt „Reconstituting Democracy in Europe“ (RECON) am Lehrstuhl für
politische Theorie und Philosophie in der Lehre und Forschung u.a. zu
normativen Ordnungsstrukturen der EU und dem Spannungsverhältnis von nationaler
Vielfalt und Demokratie.
Kontakt:
Yvonne
Blum, Referentin für Wissenstransfer. Forschungsinstitut Gesellschaftlicher
Zusammenhalt, Geschäftsstelle Frankfurt. Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Telefon: +49 (0)69 798 31550; yvonne.blum@em.uni-frankfurt.de; www.fgz-risc.de
Archäologen und Archäobotaniker der Goethe-Universität rekonstruieren die Wurzeln der westafrikanischen Küche
Blattgemüse gehört in Westafrika als Beilage zu vielen Gerichten wie dem gestampften Yams im Süden der Region. In Zusammenarbeit mit Chemikern der Universität Bristol ist Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Goethe-Universität nun der Nachweis gelungen, dass die Ursprünge solcher Gerichte 3500 Jahre zurückreichen.
FRANKFURT. Mehr
als 450 Töpfe aus prähistorischer Zeit wurden untersucht, 66 von ihnen
enthielten Reste von Lipiden, also wasserunlöslichen Substanzen. Im Auftrag des
Nok-Forschungsteams der Goethe-Universität extrahierten Chemiker der
Universität Bristol Lipidprofile, die Aufschluss über die verwendeten Pflanzen
geben sollten. Die Ergebnisse sind jetzt in der Zeitschrift „Archaeological and
Anthropologial Sciences“ veröffentlicht worden: Mehr als ein Drittel der 66
Lipidprofile zeigten sehr unterschiedliche und komplexe Verteilungsmuster – ein
Hinweis darauf, dass hier verschiedene Pflanzen und Pflanzenteile verarbeitet
wurden.
Blattgemüse gehört heute in Westafrika als Beilage zu vielen
Gerichten. Gekocht werden Blätter von Bäumen wie beispielsweise dem Baobab (Adansonia
digitata) oder die bitter schmeckenden Blätter eines strauchigen
Korbblütlers (Vernonia amygdalina). Diese Blattsoßen werden mit
Gewürzen, Gemüse, auch Fisch oder Fleisch, angereichert und komplettieren die
stärkehaltige Grundlage von Speisen wie dem gestampften Yams im Süden
Westafrikas oder dem festen Brei aus Perlhirse in den trockeneren Savannen im
Norden. Mit vereinter Expertise haben Archäologie und Archäobotanik der
Goethe-Universität und chemische Wissenschaften der Universität Bristol
nachgewiesen, dass die Ursprünge solcher Gerichte in Westafrika 3500 Jahre
zurückreichen.
Die Untersuchungen sind Teil eines von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts unter Leitung von Prof. Peter
Breunig und Prof. Katharina Neumann, das im Dezember 2021 seinen Abschluss
fand. Mehr als zwölf Jahre lang haben Archäologen und Archäobotaniker der
Goethe-Universität die Nok-Kultur Zentralnigerias untersucht, die bekannt ist
für ihre großformatigen Terrakotta-Figuren und für frühe Eisenproduktion in
Westafrika im ersten Jahrtausend v. Chr. – wobei die Wurzeln der Nok-Kultur bis
in die Mitte des 2. Jahrtausends zurückreichen. Im Fokus der Forschung stand vor
allem der gesellschaftliche Kontext, in dem die Skulpturen geschaffen worden
waren, also auch Wirtschaft und Ernährung. Anhand verkohlter Pflanzenreste aus
Zentralnigeria konnte nachgewiesen werden, dass die Nok-Leute Perlhirse
kultivierten. Ob sie aber auch andere stärkehaltige Pflanzen wie Yams nutzten
und welche Gerichte sie aus der Perlhirse zubereiteten, lag bislang im Dunkeln.
„Verkohlte Pflanzenreste wie Samen und Nussschalen, die verkohlt
in den archäologischen Sedimenten erhalten geblieben sind, spiegeln nur einen
Teil dessen wider, was die Menschen damals gegessen haben", erklärt Prof.
Katharina Neumann. Von den chemischen Analysen habe man sich zusätzliche
Erkenntnisse über die Nahrungszubereitung erhofft. Und tatsächlich konnten die
Forscher aus Bristol mit Hilfe von Lipid-Biomarkern und Analysen stabiler
Isotope an mehr als 450 prähistorischen Töpfen zeigen, dass verschiedene
Pflanzenarten zur Herstellung von Speisen verwendet wurden.
Dr. Julie Dunne von der Abteilung für organische Geochemie der
Universität Bristol sagt: „Diese ungewöhnlichen und hochkomplexen pflanzlichen
Lipidprofile sind die vielfältigsten, die bisher (weltweit) in archäologischer
Keramik gefunden wurden.“ Es scheint mindestens sieben verschiedene
Lipidprofile in den Gefäßen zu geben, was ein deutliches Indiz für die
Verarbeitung verschiedener Pflanzenarten und -organe in diesen Gefäßen ist,
darunter möglicherweise auch von unterirdischen Speicherorganen (Knollen) wie
etwa Yams.
Seit Beginn des Projekts suchten die Archäobotanikerinnen im
Projekt Belege für die frühe Nutzung von Yams, liegt die Nok-Region doch im
„Yamsgürtel“ Westafrikas, also in dem Bereich des Kontinents, in dem Yams heute
kultiviert wird. Verkohlte Reste helfen hier nicht weiter, denn das weiche Gewebe
der Knollen ist oft schlecht erhalten und zudem wenig spezifisch. Die
chemischen Analysen deuten nun darauf hin, dass neben Blättern und anderen noch
nicht identifizierten Gemüsen auch suberinhaltiges Pflanzengewebe gekocht wurde
– diese Substanz findet man in der Rinde sowohl von oberirdischen als auch
unterirdischen Pflanzenorganen – möglicherweise also ein erstes Indiz für die
Zubereitung von Yams, wenn auch nicht der erhoffte eindeutige Beweis.
Durch die archäobotanische Untersuchung von verkohlten Resten
wusste man bisher von Perlhirse (Cenchrus americanus) und Kuhbohne (Vigna
unguiculata), den ölhaltigen Früchten des Canariumbaumes (Canarium
schweinfurthii) und von einer Afrikanischer Pfirsich genannten Frucht (Nauclea
latifolia), die wegen ihre Vielzahl von Samen an große Feigen erinnert. Die
molekulare Untersuchung komplettiert nun das Bild der Nahrungszubereitung an
den Fundplätzen der Nok-Kultur. Die Frankfurter Archäobotanikerin Dr. Alexa
Höhn erklärt: „Die sichtbaren und unsichtbaren Reste der Nahrungszubereitung im
archäologischen Sediment und in der Keramik vermitteln uns ein viel
vollständigeres Bild vergangener Ernährungsgewohnheiten. Die neuen Belege
lassen nun auf eine beträchtliche zeitliche Tiefe der westafrikanischen Küche
schließen."
Publikation:
Julie Dunne, Alexa Höhn, Katharina Neumann, Gabriele Franke, Peter Breunig,
Louis Champion, Toby Gillard, Caitlin Walton‑Doyle,
Richard P. Evershed Making the invisible visible: tracing the origins of plants
in West African cuisine through archaeobotanical and organic residue analysis.
Archaeological and Anthropological Sciences https://doi.org/10.1007/s12520-021-01476-0
Bild zum
Download:
https://www.uni-frankfurt.de/111577824
Bildtext: Ausgrabung eines Nok-Gefäßes am Fundplatz Ifana 3. (Foto: Peter
Breunig)
Weitere Informationen
Dr.
Alexa Höhn
Archäologie
und Archäobotanik Afrikas
Telefon
+49 (0)69 798-32089
E-Mail
a.hoehn@em.uni-frankfurt.de
Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema Bewegung erschienen – Informatikerin Hilde Kühne trainiert Computer mit 100 Millionen Youtube-Videos
Gegenstände und Gesichter können Computer schon recht gut erkennen, auch dass sich etwas bewegt und in welche Richtung. Um beispielsweise den häuslichen Notruf zu unterstützen, reicht das nicht. Dafür müssten sie erkennen können, um welche Art von Bewegungen es sich handelt und etwa zwischen einem Sturz und einem Bücken unterscheiden können. Solche Bewegungserkennung trainieren Computer an der Goethe-Universität Frankfurt. Die jüngste Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ gibt einen Einblick, wie ein solches Trainingscamp für Künstliche Intelligenzen funktioniert.
FRANKFURT. Wenn
eine ältere Person zuhause in der Küche stürzt, liegt der Handsender des
Hausnotrufs womöglich gerade unerreichbar im Badezimmer. Wie eine
Videoüberwachung funktionieren könnte, die zwar den Sturz feststellt, aber
keine Bilder aus der Privatsphäre an die Hausnotrufzentrale übermittelt,
erforscht die Informatikerin Prof. Hilde Kühne von der Goethe-Universität. In
der jüngsten Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ zum Thema „bewegt“ erläutert
sie, wie sie Computern beibringt, zwischen verschiedenen Bewegungen zu
unterscheiden. Dazu sind die Maschinen mit einem künstlichen neuronalen Netz
ausgestattet und trainieren an 100 Millionen Youtube-Videos. „Beim Assistant
Living könnte Bewegungserkennung unterstützen“, ist Kühne überzeugt, denn die
Bilder müssten nicht an eine Überwachungszentrale übermittelt werden. Und
„für den Computer sind Videos schlicht Zahlenkolonnen“.
In weiteren Beiträgen der aktuellen Ausgabe von „Forschung
Frankfurt“ berichten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der
Goethe-Universität über ihre Forschungsprojekte zu verschiedenen Aspekten von
Bewegung, zum Beispiel mit welchen Tricks es metastasierende Tumorzellen
schaffen, ins Gehirn einzudringen, wie die „Zappel-Philipp“-Krankheit ADHS auch
noch Erwachsenen zu schaffen macht oder wie sich in der Quantenphysik zwei
Bewegungen überlagern, die jeweils nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auftreten.
Andere Beiträge wiederum gehen zum Beispiel der Frage nach, wie die fast immer
und überall verfügbaren Smartphones das Medium Film verändern oder wie die
Integration von Migranten durch Sportvereine gefördert werden kann.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2021) kann von
Journalistinnen und Journalisten kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de.
Bronzeskulptur der Frankfurter Bildhauerin Wanda Pratschke auf dem Campus Westend eingeweiht
FRANKFURT. Ob Skulpturen, Wandgemälde, Büsten oder andere Objekte: Auf dem weitläufigen Gelände des Campus Westend haben zahlreiche Kunstwerke ihren Ort. Nun kommt zur Kunst auf dem Campus ein neues Werk hinzu: die Bronzeskulptur „Unbesiegbare“ der renommierten Frankfurter Künstlerin Wanda Pratschke. Die überlebensgroße, dunkle Figur eines liegenden Frauenkörpers hat auf der Wiese zwischen Hörsaalgebäude und Seminarhaus nahe dem Adorno-Arbeitsplatz im Glaskasten einen prominenten Platz gefunden. Die Skulptur wurde heute in Anwesenheit der Künstlerin, des Universitätspräsidenten Prof. Dr. Enrico Schleiff und, stellvertretend für die Stifter, dem Vorstandsvorsitzenden der Vereinigung der Freunde und Förderer der Goethe-Universität Prof. Dr. Wilhelm Bender eingeweiht.
Die
Skulptur „Unbesiegbare“ ist Anfang der Corona-Pandemie entstanden. „Immer ist
es der Mensch und dessen Ausstrahlung, die mein Interesse erwecken“, erklärte
die Künstlerin Wanda Pratschke vor Ort. Es gehe ihr um eingefangenes Leben,
Sinnlichkeit und Grazie – ein Prozess, der Zeit brauche. „Wenn es mir dann
gelingt, Zeitlosigkeit in der Skulptur zu gestalten, überrascht es mich oder
andere Betrachter.“ Die 1939 in Berlin geborene Bildhauerin, die nach einer
Ausbildung zur Bühnenbildnerin an der Frankfurter Städelschule studierte, ist
durch ihre Plastiken von großen, selbstbewussten, runden Frauen bekannt
geworden. Zahlreiche ihrer Werke sind im öffentlichen Raum zu sehen, wie die
„Große Stehende Betty (1984)“ in den Frankfurter Wallanlagen, „Die Schöne“
(2001) im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens, die „Große Liegende“ (2016) in
der Dienstvilla des Hessischen Ministerpräsidenten in Wiesbaden. „Frauen, an
denen niemand vorbeikommt“, heißt es in einem Zeitungsbericht über Pratschkes
Skulpturen.
„Wir
freuen uns sehr, dass die eindrückliche Plastik ,Unbesiegbare' nun auf unserem
Campus steht und dazu einlädt, sich mit ihr auseinandersetzen“, sagte Prof. Dr.
Enrico Schleiff bei der Einweihung. An der Stiftungsuniversität Frankfurt habe
Kunst und Kultur eine „sehr lange Tradition“. Diese Tradition gebe es jedoch
nur dank des Engagements großzügiger Stifter, die Kunst für die Universität
erwerben und ihr übereignen, erklärte Schleiff in Bezug auf die Stifter, unter
anderen Stefan Quandt, Friedrich von Metzler und Wilhelm Bender. „Hierfür
danken wir Ihnen sehr.“ Vor allem dankte Schleiff auch den Freunden und
Förderern der Universität, die immer wieder Möglichkeiten eröffneten und
Impulse für interessante Projekte und Ideen setzten.
Der
Vorstandsvorsitzende der Freundesvereinigung Wilhelm Bender zeigte sich
überzeugt: „Wanda Pratschkes ,Unbesiegbare' wird den Campus Westend
bereichern.“ Der Entstehungsprozess der Skulptur kann im Video „Unbesiegbare
2021 - Von der Skizze zur Skulptur - Wanda Pratschke“, produziert von der
Medienkünstlerin Katja Pratschke, Berlin, in der Webadresse gesehen werden: https://vimeo.com/660884676
Bilder
zum
Download: https://www.uni-frankfurt.de/111581394
Bildtext:
Bild
1: Die Bildhauerin Wanda Pratschke mit ihrer Bronzeskulptur
„Unbesiegbare“ auf dem Campus Westend der Goethe-Universität (Foto: Uwe
Dettmar/Goethe-Universität)
Bild
2: Die Bildhauerin Wanda Pratschke mit ihrer Bronzeskulptur „Unbesiegbare“,
gemeinsam mit einem der Stifter, Prof. Dr. Wilhelm Bender, und
Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff auf dem Campus Westend der
Goethe-Universität (Foto: Uwe Dettmar/Goethe-Universität)
Weitere
Informationen:
www.wanda-pratschke.de/
https://www.uni-frankfurt.de/39005880/Kunst_im_Fokus
Hessische Schülerinnen und Schüler erhalten 2022 bundesweit erstmalig die Möglichkeit, an „Safe Place“ teilzunehmen.
FRANKFURT. Aufgrund der pandemiebedingt gestiegenen psychischen Belastungen von Schülerinnen und Schülern sieht das Landesprogramm „Löwenstark – der BildungsKICK“ auch psychosoziale Unterstützungsmaßnahmen für die hessischen Schulen vor. Eine der Maßnahmen ist das vor kurzem gestartete Programm „Safe Place“ der gemeinnützigen Organisation NATAL (Israel Trauma Center for Victims of Terror and War). Es zielt darauf ab, die Resilienz und Stressbewältigungskompetenz von Schülerinnen und Schülern zu stärken sowie den präventiven Umgang mit Belastungssymptomen zu üben. Umgesetzt wird das Programm von eigens dafür qualifizierten Schulpsychologinnen und Schulpsychologen.
Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz betont, „dass gerade jetzt auch die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in den Schulen in den Blick genommen werden muss. Durch die Zusammenarbeit mit NATAL ist es möglich, ein neues Angebot für unsere hessischen Schülerinnen und Schüler in den entsprechenden Klassen zu realisieren.“
Die Begleitung und Qualifizierung der zuständigen Schulpsychologinnen und Schulpsychologen sowie die wissenschaftliche Evaluation des Einsatzes von Safe Place erfolgt zusammen mit NATAL durch das Kompetenzzentrum Schulpsychologie Hessen (KSH) an der Goethe-Universität Frankfurt. Prof. Dr. Gerhard Büttner als wissenschaftlicher Leiter des KSH erhofft sich „eine große Resonanz seitens der Schulen auf Safe Place, um möglichst viele Klassen intensiv fördern und nachhaltige Erkenntnisse über die Wirksamkeit des Programms gewinnen zu können.“ Eine Teilnahme an Safe Place wird den hessischen Schulen ab dem Frühjahr 2022 ermöglicht.
Hintergrundinformation:
NATAL
(Israel Trauma Center for Victims of Terror and War) ist eine gemeinnützige
Organisation, deren Ziel es ist, in der Gesellschaft das Bewusstsein für
krisenbedingte Traumata zu schärfen. Das Resilienzförderprogramm Safe Place
wurde von NATAL entwickelt und vielfach in Israel eingesetzt. Ein
pandemiebezogener Einsatz von Safe Place erfolgte unter anderem in New
York. Durch die Kooperation mit NATAL kann Safe Place erstmalig in
Deutschland für Schülerinnen und Schüler insbesondere der Klassenstufen 4 bis 7
angeboten werden.
Kontakt:
Prof.
Dr. Gerhard Büttner, Institut für Psychologie, Leitung Kompetenzzentrum
Schulpsychologie Hessen, Goethe-Universität Frankfurt. Tel:
+49-(0)69/798-35347; buettner@paed.psych.uni-frankfurt.de
Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema Bewegung erschienen – Sportmediziner Michael Behringer erforscht die Ursachen von Muskelkrämpfen
Die meisten Menschen vertrauen bei Muskelkrämpfen auf Magnesium. Aber die wissenschaftliche Beweislage dafür ist dünn – und die Theorie, dass Krämpfe durch einen Elektrolytmangel entstehen, mehr als 100 Jahre alt. Sportmediziner Michael Behringer hat eine erstaunliche Entdeckung gemacht. Was helfen könnte im Kampf gegen den Krampf, darüber lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ zum Thema „bewegt“.
FRANKFURT. Sie
können selbst guttrainierten Sportlern einen Strich durch die Rechnung machen:
Wadenkrämpfe sind besonders bei Triathleten und Marathonläufern eine häufige
Plage, die schon manchen Sieg vereitelt hat. Aber nicht nur Sportler leiden
unter Krämpfen: Auch andere Menschen haben nachts häufige und äußerst
schmerzhafte Muskelkrämpfe, die sie schier zur Verzweiflung bringen. »Die
Kombination von Schmerz und Schlafmangel führt in schweren Fällen manchmal
sogar zu Suizidgedanken«, sagt Prof. Michael Behringer, Sportmediziner an der
Goethe-Universität.
Im Breitensport ist Magnesium das beliebteste Mittel gegen
Krämpfe, und das schon seit vielen Jahrzehnten. Doch die Evidenz dafür, dass
Magnesium Krämpfen vorbeugt oder sie lindert, ist laut einer Metaanalyse von 2020
äußerst gering. Michael Behringer und sein Team verfolgen eine andere
Strategie, die insbesondere bei starker Krampfneigung helfen könnte: Mit Hilfe
von elektrischer Stimulation wird der Muskel so trainiert, dass die
Krampfschwelle ansteigt. Näheres zur Krampfforschung an der Goethe-Universität
ist in der neuesten Ausgabe von Forschung Frankfurt, dem Wissenschaftsmagazin
der Goethe-Universität, nachzulesen.
In weiteren Beiträgen berichten Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler über ihre Forschungsprojekte zu verschiedenen Aspekten von
Bewegung, zum Beispiel wie sie Computern das Erkennen unterschiedlicher
Bewegungen wie „schneiden“ oder „winken“ beibringen, wie die
„Zappel-Philipp“-Krankheit ADHS auch noch Erwachsenen zu schaffen macht oder
wie sich in der Quantenphysik zwei Bewegungen überlagern, die jeweils nur mit
einer gewissen Wahrscheinlichkeit auftreten. Andere Beiträge wiederum gehen zum
Beispiel der Frage nach, wie die fast immer und überall verfügbaren Smartphones
das Medium Film verändern oder wie die Integration von Migranten durch
Sportvereine gefördert werden kann.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2021) kann von
Journalistinnen und Journalisten kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de.
Alle
Beiträge sind online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de
Ausstellungs-Präsentation von Götz Aly und Margit Berner an der Goethe-Universität zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
FRANKFURT. Erzwungene
Aufnahmen jüdischer Menschen stehen im Zentrum der diesjährigen Veranstaltung
zum Holocaust-Gedenktag
Donnerstag,
27. Januar, um 12 Uhr,
zu der das Fritz Bauer Institut und das Präsidium der Goethe-Universität wieder gemeinsam einladen – diesmal online.
Dr. Margit Berner, Kuratorin am Naturhistorischen Museum Wien,
entdeckte im Jahr 1997 im Archiv eine Schachtel mit 565 Porträtaufnahmen. Im
Stil von Fahndungsfotos sind darauf Menschen aus dem polnischen Tarnów zu sehen
kurz vor ihrer Deportation. Erstellt worden waren die Bilder im Auftrag von
Dora Kahlich-Körner und Elfriede Fliethmann, zweier Anthropologinnen. Die
Gesichter der Menschen, die die beiden Wissenschaftlerinnen im Dienste der
NS-Ideologie auch penibel vermaßen und katalogisierten, bringen vieles zum
Ausdruck, zumal Angst und Abscheu. Nur 26 der fotografierten Männer, Frauen und
Kinder haben den Holocaust überlebt.
Im Zuge umfangreicher Recherchen gelang es Margit Berner, die
Fotos namentlich zuzuordnen und die vielen Schicksale zu dokumentieren. Dabei
stieß sie auf eine Veröffentlichung von Götz Aly und Susanne Heim, „Vordenker
der Vernichtung“ von 1991. Darin spielen die beiden Anthropologinnen eine
Rolle. So entstand die Idee einer gemeinsamen Wanderausstellung. Unter dem Titel
„Der kalte Blick. Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów“
wurde zum einen das ehrgeizige Vorgehen der beiden Wissenschaftlerinnen
dokumentiert, zum anderen erzählt die Ausstellung vom Leben der Juden in Tarnów
vor 1939 und danach – als Beispiel für Verfolgung und Vernichtung unzähliger
jüdischer Gemeinden in dem von Deutschen beherrschten und terrorisierten Polen.
Derzeit ist die Ausstellung bis 18. April 2022 als Wiederaufnahme in der
Stiftung Topographie des Terrors zu sehen. Zum Ausstellungsteam gehörten
außerdem Dr. Stephanie Bohra (Stiftung Topographie des Terrors, Berlin) und Dr.
Ulrich Baumann (Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Berlin).
Am 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer des
Nationalsozialismus, werden die Wiener Kuratorin Dr. Margit Berner und der
Berliner Historiker Prof. Dr. Götz Aly die Ausstellung online präsentieren.
Seit 2011 kooperieren das Fritz Bauer Institut und das Präsidium
der Goethe-Universität, um gemeinsam einen Vortrag oder eine Vorlesung zum
Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz anzubieten. Referent
beim Auftakt 2011 war der Rechtshistoriker und Direktor des
Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Prof. Michael Stolleis,
der 2021 verstorben ist.
„Die Goethe-Universität bleibt nicht zuletzt über ihren heutigen
Hauptstandort eng mit der Geschichte des Holocaust verbunden: Die IG Farben,
die hier ihren Sitz hatte, war ab 1942 über das Buna Werk in Auschwitz-Monowitz
verstrickt in die Verbrechen an Zehntausenden Zwangsarbeitern. Über ihre
Tochterfirma Degesch verdiente sie am Gas Zyklon B beträchtlich mit, das zur
fabrikmäßigen Tötung von Menschen beigetragen hat. Dieser Vergangenheit wollen
wir uns stellen, damit sie nicht in Vergessenheit gerät“, sagt Universitätspräsident
Prof. Enrico Schleiff.
Information: https://www.fritz-bauer-institut.de/veranstaltungen/veranstaltung/der-kalte-blick
Anmeldung zum Online-Vortrag per E-Mail an anmeldung@fritz-bauer-institut.de, Betreff: „27. Januar
2022“. Die Veranstaltung wird auch als Livestream auf YouTube gezeigt. Hierfür
ist keine Anmeldung notwendig. Link zum YouTube-Livestream: https://youtu.be/bmAyTMDHekQ
Publikation: Der kalte Blick – letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto
von Tarnów / The Cold Eye – Final Pictures of Jewish Families from the Tarnów
Ghetto. Begleitkatalog zur gleichnamigen Ausstellung (deutsch/englisch), Hg.
Naturhistorisches Museum Wien (vertreten durch: Dr. Katrin Vohland), Stiftung
Denkmal für die ermordeten Juden Europas (vertreten durch: Uwe Neumärker),
Stiftung Topographie des Terrors (vertreten durch: Dr. Andrea Riedle), Berlin
2020, 272 Seiten, ISBN 978-3-941772-48-9, Euro 18,-
Eine Illustration zum Download finden Sie unter: https://www.uni-frankfurt.de/111359703
(Montage
unter Verwendung eines Bildes vom Fotofund aus dem Naturhistorischen Museum
Wien „Tarnów Juden 1942“ und zeitgenössischen Messinstrumenten der
Anthropologie; Bildautor: Wolfgang Reichmann, Naturhistorisches Museum Wien)
Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema Bewegung erschienen – Tierökologe Thomas Müller erforscht scheinbar chaotisches Wanderverhalten von Wildtieren in der „Serengeti des Ostens“
Wenn sich Mongolische Gazellen an grünen Weideplätzen sammeln, können schon mal 100 000 Tiere zusammenkommen. Danach verstreuen sie sich in alle Winde. Warum das so ist und wie diese Tiere angesichts der boomende Wirtschaft der Mongolei geschützt werden können, erklärt der Tierökologe Thomas Müller in der aktuellen Ausgabe von Forschung Frankfurt. Unter dem Titel „bewegt“ fächert das Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität ein facettenreiches Spektrum von Forschungsprojekten, Einschätzungen und Analysen von Forscherinnen und Forschern der Goethe-Universität auf.
FRANKFURT. Noch
rund eine Million Gazellen bevölkern eine der letzten intakten Graslandschaften
der gemäßigten Zone: die Steppen der östlichen Mongolei. Wenn das Gras in
sattem Grün sprießt, sammeln sich riesige Gruppen der Tiere, um es abzuweiden –
und verschwinden danach wieder in der ungeheuren Weite der Landschaft. Prof. Thomas
Müller, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und
Goethe-Universität, untersucht mit seinem Team seit vielen Jahren das scheinbar
chaotische Wanderverhalten der Tiere, das weltweit einzigartig ist. Die Zeit
drängt, denn die wirtschaftliche Entwicklung in der Mongolei ist auf
Konfliktkurs mit diesen Wildtieren: Straßen, Eisenbahnlinien und
Ölförderanlagen dringen immer weiter in die Steppe vor. Hier müssen neue
Naturschutzkonzepte entwickelt werden, denn selbst die großen Schutzgebiete, die
die Mongolei in den vergangenen Jahren eingerichtet hat, werden dem Raumbedarf
der Tiere nicht gerecht: Im Laufe ihres Lebens nutzt eine Gazelle ein Gebiet
von der Größe Ungarns, schätzt Müller.
In weiteren Beiträgen der aktuellen Ausgabe von „Forschung
Frankfurt“ berichten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der
Goethe-Universität über ihre Forschungsprojekte zu verschiedenen Aspekten von
Bewegung, zum Beispiel wie sie Computern das Erkennen unterschiedlicher
Bewegungen wie „schneiden“ oder „winken“ beibringen, wie die
„Zappel-Philipp“-Krankheit ADHS auch noch Erwachsenen zu schaffen macht oder
wie sich in der Quantenphysik zwei Bewegungen überlagern, die jeweils nur mit
einer gewissen Wahrscheinlichkeit auftreten. Andere Beiträge wiederum gehen zum
Beispiel der Frage nach, wie die fast immer und überall verfügbaren Smartphones
das Medium Film verändern oder wie die Integration von Migranten durch
Sportvereine gefördert werden kann.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2021) kann von
Journalistinnen und Journalisten kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de.
Alle
Beiträge sind online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de
Frankfurter Forscher wird neuer Direktor von Instruct-ERIC
Mit
Beginn des Jahres hat das europäische Netzwerk der Forschungsinfrastruktur in der
Strukturbiologie, Instruct-ERIC, Professor Harald Schwalbe zu seinem neuen
Direktor ernannt. Er tritt damit die Nachfolge von Professor Sir David Stuart von
der Universität Oxford an.
OXFORD/FRANKFURT. Die integrierte Strukturbiologie hat in den letzten fünf Jahren ihre Innovationskraft unter Beweis gestellt. Als europaweit verteilte Forschungsinfrastruktur war Instruct-ERIC führend bei dieser technologischen Innovation. Die Großforschungseinrichtungen von Instruct-ERIC bieten die Zugang zu modernster strukturbiologischer Ausrüstung und Techniken.
Die COVID-19-Pandemie hat immer deutlicher gemacht, dass
koordinierte Forschung in der Strukturbiologie erforderlich ist, um die Evolution
des Virus und die Auswirkungen immer neuer Mutationen in besorgniserregenden
Varianten strukturell zu verstehen. Diese koordinierte Forschung wurde in den
Instruct-ERIC-Zentren und im Netzwerk Covid19-NMR durchgeführt und hat der
Impfstoffentwicklung und Arzneimittelforschung einen enormen Schub gegeben.
Jetzt übernimmt Prof. Harald Schwalbe von der Goethe-Universität
Frankfurt als neuer Instruct-ERIC-Direktor das Amt von Prof. Dr. David Stuart
von der Oxford University und der Synchrotron-Großforschungseinrichtung Diamond
Light Source.
David Stuart kommentierte: „Instruct-ERIC war führend beim
Übergang der Strukturbiologie in ein Gebiet, das routinemäßig tiefe Einblicke
von der Atomstruktur bis hin zu Zellfunktionen und Krankheiten liefert. Es war
ein Privileg, am Aufbau der Infrastruktur beteiligt gewesen zu sein und mit
führenden Wissenschaftlern aus ganz Europa zusammenzuarbeiten: Wir haben eine
Vision verwirklicht, die heute allgemein akzeptiert wird, aber vor mehr als
zehn Jahren weit hergeholt schien. In den kommenden zehn Jahren werden sich die
experimentellen Möglichkeiten grundlegend ändern, weil Computertechniken wie KI
und Deep Learning helfen werden, die Flut experimenteller Daten besser zu
verstehen. Ich freue mich, dass Harald Schwalbe die Leitung von Instruct ERIC
übernehmen wird, um diesen spannende Herausforderungen zu begegnen und die
Chancen zu nutzen.“
Harald Schwalbe meinte: „Es wird entscheidend sein, die
europäische Forschung in der Strukturbiologie zu stärken. In der
NMR-Spektroskopie stehen neue 1,2-Gigahertz-Geräte zur Verfügung, die die
Grenzen der Festkörper- und Flüssig-NMR-Spektroskopie ausweiten.
Technologiefortschritte für Einzelpartikel-Kryo-Elektronenmikroskopie- und Tomographie-Analysen
sind beeindruckend. Die Initiativen in der Strukturbiologie wirken sich nicht nur
in Europa aus, sondern auch global. Wir müssen den Zugang zu den Technologien
bereitstellen, um mit unserer Forschung schnell auf globale Herausforderungen
antworten zu können. Angesichts der Pandemie wird es wichtig sein, globale Forschungsanstrengungen zum Nutzen von
Grundlagen- und angewandter Forschung zu verknüpfen und schnell auf
unmittelbare Bedrohungen und Herausforderungen reagieren zu können. Ich bin
sehr dankbar, das Amt von Dave Stuart übernehmen zu dürfen. Dave hat den Weg
für eine koordinierte europäische Forschung in der Strukturbiologie geebnet.“
Professor Harald Schwalbe ist durch die Entwicklung von
NMR-Methoden und Pulssequenzen und deren Anwendungen auf sehr anspruchsvolle
und fundamentale Fragestellungen in Chemie und Biologie international bekannt.
Seine Beiträge zur NMR-Forschung haben das Verständnis zahlreicher biologischer
Prozesse entscheidend verbessert.
Instruct-ERIC ist
eine europaweit verteilte Forschungsinfrastruktur, die den Nutzern
High-End-Technologien und -Methoden der Strukturbiologie zur Verfügung stellt.
ERIC steht für European Research
Infrastructure Consortium und bezeichnet eine spezielle Rechtsform, die den
Aufbau und Betrieb von Forschungsinfrastrukturen mit europäischem Interesse auf
gemeinnütziger Basis ermöglicht. ERICs werden durch Mitgliedsländer finanziert
und von Vertretern der Mitgliedsländer geleitet. Instruct-ERIC besteht aus 15
Mitgliedsländern: Belgien, Tschechische Republik, EMBL, Finnland, Frankreich,
Israel, Italien, Lettland, Litauen, Niederlande, Portugal, Slowakei, Spanien
und Vereinigtes Königreich. Griechenland hat Beobachterstatus. Über seine
spezialisierten Forschungszentren in Europa finanziert und organisiert Instruct-ERIC
Forschungsaufenthalte, Schulungen, Praktika und F&E-Preise. Durch die
Förderung integrativer Methoden ermöglicht Instruct-ERIC exzellente
wissenschaftliche und technologische Entwicklung zum Nutzen aller
Lebenswissenschaftler. Mehr auf https://instruct-eric.org/
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/111177368
Bildtext: Prof. Dr. Harald
Schwalbe, Goethe-Universität Frankfurt (Foto: Jürgen Lecher für Goethe-Universität)
Studie untersucht, wie Fehlverhalten am Kapitalmarkt aufgedeckt werden kann
Die Studie “Who Is the Next 'Wolf of Wall Street'? Detection of Financial Intermediary Misconduct" hat den höchsten internationalen Publikationspreis im Bereich der Wirtschaftsinformatik erhalten. Bereits im Frühjahr 2021 war die Studie mit dem „Best Paper Award“ des renommierten „Journal of the Association for Information Systems“ ausgezeichnet worden.
FRANKFURT. Wie
vertrauenswürdig ist ein Broker oder Anlageberater? Das Autorenteam Jens
Lausen, Benjamin Clapham, Michael Siering und Peter Gomber der
Goethe-Universität hat in einer KI-Studie nachgewiesen, dass von Brokern und
Anlageberatern selbst veröffentlichte Informationen in beruflichen sozialen
Netzwerken dafür genutzt werden können, unseriöse Akteure zu identifizieren.
Dafür haben die Autoren, die gemeinsam an der Professur für e-Finance tätig
sind, den höchsten internationalen Publikationspreis im Bereich der
Wirtschaftsinformatik erhalten. Ihre Studie wurde von der Association for
Information Systems (AIS), dem Weltverband für Wirtschaftsinformatik, als eine
der vier besten Veröffentlichungen des Jahres 2020 ausgezeichnet. Der “AIS Best
Information Systems Publications Award" wird von hochrangigen Wissenschaftlern
seit 2006 jährlich an bis zu fünf Forschungsarbeiten als beste Publikationen im
Bereich Information Systems (IS) verliehen.
In ihrer Arbeit zeigen die Wissenschaftler um den
Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Peter Gomber, wie selbstveröffentlichte
Informationen von Finanzmarktintermediären in beruflichen sozialen Netzwerken,
etwa in LinkedIn oder Xing, genutzt werden können, um Fehlverhalten
aufzudecken. Dabei gehen die Wissenschaftler von der Annahme aus: Wenn
Broker und Anlageberater in berufsbezogenen sozialen Netzwerken ihr Profil
besonders aufpolieren, neigen sie auch im Berufsalltag eher zu betrügerischem
Verhalten.
Auf Basis dieser Informationen trainieren und evaluieren die
Forscher verschiedene Machine-Learning-Modelle zur Klassifizierung der Akteure.
Die Ergebnisse der Modelle ergeben ein klares Muster: Informationen in
beruflichen sozialen Netzwerken sind vor allem dann für die Klassifizierung von
fehlverhaltenden und nicht fehlverhaltenden Finanzintermediären von Bedeutung,
wenn sie durch Dritte bestätigt werden – vor allem durch Behörden, die
Informationen zum vergangenen Verhalten der Intermediäre offenlegen.
Informationen, die für die externe Verifizierung der Profilinformationen genutzt
werden können, können nämlich nur schwer manipuliert werden und sind somit
besonders aussagekräftig bzw. helfen, Unstimmigkeiten zwischen
Profilinformationen und behördlichen Informationen aufzudecken.
Das Ergebnis der Studie ist besonders für Investoren, Regulatoren
und Aufsichtsbehörden von Bedeutung: Sie können damit Betrugsfällen und anderem
Fehlverhalten – und damit auch finanziellen Schäden - vorbeugen.
Die Studie wurde bereits im Frühjahr 2021 mit dem Best Paper Award
des renommierten “Journal of the Association for Information Systems" (JAIS)
ausgezeichnet, in welchem die Studie veröffentlicht wurde.
Publikation: Jens Lausen, Benjamin
Clapham, Michael Siering, Peter Gomber (2020),
“Who Is the Next "Wolf of Wall Street"?
Detection of Financial Intermediary Misconduct". In: Journal of the Association
for Information Systems 21.5, pp. 1153–1190. https://aisel.aisnet.org/jais/vol21/iss5/7
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Peter Gomber
Professur für e-Finance
gomber@wiwi.uni-frankfurt.de
Dr.
Benjamin Clapham
clapham@wiwi.uni-frankfurt.de
Dr.
Jens Lausen
lausen@wiwi.uni-frankfurt.de
Dr.
Michael Siering
siering@wiwi.uni-frankfurt.de