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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

Sonstige

Jan 8 2013
12:35

Neues Frankfurter Inter-Zentren-Programm zu neuen afrikanisch-asiatischen Interaktionen

AFRASO - Afrikas Asiatische Optionen

FRANKFURT. Das interdisziplinäre Frankfurter Verbundprojekt „AFRASO – Afrikas Asiatische Optionen“ untersucht voraussichtlich ab 1. Februar 2013 die neuen Beziehungen zwischen beiden Kontinenten in vergleichender und transregionaler Perspektive. Mit einer Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Höhe von ca. 3,9 Millionen Euro organisieren die beiden an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main angesiedelten Regionalforschungszentren ZIAF (Zentrum für Interdisziplinäre Afrikaforschung) und IZO (Interdisziplinäres Zentrum für Ostasienstudien) ein zunächst auf vier Jahre angelegtes Forschungsprogramm, an dem rund 40 Wissenschaftler der Goethe-Universität beteiligt sind. Die fachliche Vielfalt von 11 Disziplinen aus 6 Fachbereichen macht den besonderen Reiz des Projektes aus, das von den beiden derzeitigen Zentrumsdirektoren , Prof. Dr. Frank Schulze-Engler (ZIAF) und Prof. Dr. Arndt Graf (IZO), gemeinsam geleitet wird.

In vier thematischen Schwerpunkten wird im Verbundprojekt AFRASO zum Beispiel den folgenden spannenden Fragen nachgegangen: Welche Migrationserfahrungen machen Afrikaner/Asiaten im jeweiligen fremden Kontext? Wie hat sich der Handel zwischen den Kontinenten verändert und welche neuen Netzwerke sind dadurch entstanden? Welche Diskurse entwickeln sich über die Aktivitäten von Asiaten in Afrika und von Afrikanern in Asien, und wie prägen diese Diskurse die Kommunikation im Cyberspace?  Welchen Einfluss auf die Beziehungen von Staaten und Menschen haben Programme der kulturellen Zusammenarbeit, insbesondere in den Bereichen Kunst, Bildung und Spracherwerb? Welche Imaginationen des Indischen Ozeans als neuer transregionaler Großregion finden sich in der aktuellen Filmproduktion und Literatur Afrikas und Asiens?

Zum Hintergrund: Im vergangenen Jahrzehnt ist das zunehmend starke Engagement Chinas in Afrika in das Blickfeld von Öffentlichkeit und Wissenschaft geraten. Mittlerweile wird jedoch klar, dass die neuen chinesisch-afrikanischen Beziehungen in bestimmten Bereichen zwar besonders ausgeprägt, aber nicht einzigartig sind. Auch andere wirtschaftlich dynamische Länder Asiens, wie etwa Japan, Indien, Malaysia oder Südkorea, sind zunehmend in verschiedenen Ländern Afrikas aktiv. Umgekehrt machen sich auch Afrikaner auf den Weg nach Asien: Eine große Zahl afrikanischer Händler, Unternehmer und Studenten hat sich bereits in Asien niedergelassen und verändert damit auch die dortigen Gesellschaften. Die neuen wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Kontakte eröffnen Afrika Möglichkeiten, die kolonial geprägten Muster in seinen internationalen Beziehungen zu verändern und aus einer Vielzahl neuer Handlungsoptionen auszuwählen – jenseits von Europa und den USA.

Durch die Kooperation von ZIAF, IZO und anderen regional arbeitenden Wissenschaftlern der Goethe-Universität bietet sich eine in Deutschland einmalige Möglichkeit, auf der Grundlage umfangreicher empirischer Fallstudien gewonnene neue Erkenntnisse zur aktuellen Dynamik afrikanisch-asiatischer Interaktionen zu bündeln – und dadurch einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Debatte um die Relevanz und Kritik von Regionalstudien in Deutschland zu leisten.

Der Öffentlichkeit werden die Resultate des Forschungsprogramms in Publikationen, Einzelveranstaltungen und Vortragsreihen näher gebracht. Die kommende Projekt-Homepage www.afraso.com / www.afraso.org stellt nicht nur Programm und Projekte vor, sondern wird mit einem eigenen E-Learning-Modul auch Bildungsangebote für Lehrer und Schüler bereitstellen. Drei internationale Großkonferenzen in Malaysia (2014), Südafrika (2015) und Frankfurt (2016) präsentieren die Forschungsarbeit von AFRASO einem internationalen Expertenkreis. Langfristig soll durch das Programm ein in Europa einmaliges Kompetenzzentrum zu afrikanisch-asiatischen Interaktionen etabliert werden, dessen Wissen auch für Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit von hohem Interesse sein wird.

Weitere Informationen: Dr. Stefan Schmid, Geschäftsführer Zentrum für interdisziplinäre Afrikaforschung (ZIAF), Goethe-Universität, Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt am Main, Tel. (069) 79832097, www.ziaf.de

Personalia/Preise

Jan 8 2013
12:33

Auszeichnung für Forschung zu Krebs und Immunkrankheiten

Ivan Dikic erhält Ernst Jung-Preis für Medizin 2013

FRANKFURT. Prof. Ivan Dikic erhält den mit 150.000 Euro dotierten Ernst Jung-Preis für Medizin 2013. Die Stiftung zeichnet damit seine grundlegenden Arbeiten zur Regulation der Signalübertragung in der Zelle mithilfe des Proteins Ubiquitin aus. Diese hätten völlig neue Erkenntnisse zur Entstehung von Immunkrankheiten und bestimmten Krebserkrankungen geliefert und eröffneten neue therapeutische Optionen, so die Begründung der Stiftung.

Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl gratulierte dem Kollegen, der im Dezember 2012 erst mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet worden war: „Dies ist eine weitere Bestätigung dafür, dass die Bedeutung von Ivan Dikics wissenschaftlicher Arbeit inzwischen weit über die Fachkreise hinaus gewürdigt wird.“

Ubiquitin ist ein ubiquitäres, d. h. in allen Zellen  vorkommendes Protein. Es wurde bekannt als “Todeskuss für Proteine”, weil es nicht mehr gebrauchte Eiweißmoleküle für den Abbau in der Zelle markiert. Inzwischen weiß man, dass Ubiquitin auch an vielen anderen Signalmechanismen der Zelle mitwirkt. Mit seinen Pionierarbeiten hat Ivan Dikic gezeigt, wie der Ubiquitin-Code entschlüsselt wird.

Mit der Verleihung des Preises fördert die von dem Hamburger Kaufmann Ernst Jung gegründete Stiftung seit 1976 medizinische Forschung. Sie konzentriert sich dabei auf Bereiche, in denen Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung neue Ansätze für klinisch wirksame Therapien eröffnen.

„Mir war es immer wichtig, naturwissenschaftliche Forschung und Medizin miteinander zu verbinden, um die Entstehung von Krankheiten auf der molekularen Ebene zu verstehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass es ohne interdisziplinäre Ansätze keinen Fortschritt in der Medizin geben kann. Mein Dank gilt allen Mentoren, Kollegen und Mitarbeiten, die mich auf diesem Weg begleitet haben“, sagte Dikic. Er teilt sich den Preis mit Prof. Angelika Amon aus Cambridge, USA, die für ihre grundlegenden Untersuchungen zur Aufteilung von Chromosomen in sich teilender Zellen ausgezeichnet wird.

Informationen: Prof. Ivan Dikic, Institut für Biochemie II, Campus Niederrad, Tel: (069) 6301-5652, ivan.dikic@biochem2.de.

Forschung

Jan 8 2013
12:22

Forscher der Goethe-Universität finden Erklärung dafür, warum sich Synapsen unterschiedlich entwickeln

Organisation des Gehirns wie im täglichen Leben: Reiche werden immer reicher

FRANKFURT. Forscher am Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) an der Goethe-Universität haben die Erklärung für eine zentrales Organisationsprinzip unseres Gehirns gefunden, wie es ähnlich auch im täglichen Leben vorkommt: Reiche werden immer noch reicher. Ein neues theoretisches Modell zeigt, wie sich im Gehirn die Verbindungen der Nervenzellen entwickeln, die sogenannten Synapsen. Seit einigen Jahren weiß man, dass es sehr viele Synapsen mit geringer Stärke gibt, aber auch einige wenige ganz starke Synapsen, von denen man annimmt, dass dort Erinnerungen ein Leben lang gespeichert werden können. Wie diese Unterschiede zustande kommen war bisher aber unklar. Nach dem neu entwickelten Modell von Wissenschaftlern um den Kognitionsforscher Prof. Jochen Triesch am FIAS, das jetzt in der online-Fachzeitschrift „PLOS Computational Biology“ veröffentlicht wurde, beruht dieses Gesetz darauf, dass durch einen fundamentalen Lernmechanismus des Gehirns starke Synapsen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, noch stärker zu werden als schwache. Die Forscher nennen dies das „Rich get richer-Prinzip“ – Reiche werden immer noch reicher.

Alles was uns als Menschen ausmacht – wie Persönlichkeit, Erinnerungen, Pläne – ist im Gehirn in den Synapsen gespeichert, vielen Milliarden Verbindungen zwischen den einzelnen Nervenzellen. Wenn wir etwas Neues lernen, dann dadurch, dass einige Synapsen ihre Stärke verändern, andere neu hinzu kommen oder andere ganz verschwinden. Die zugrundeliegenden Lernmechanismen führen in dem am FIAS entwickelten Modell dazu, dass einige Synapsen sehr stark werden, aber die meisten schwach bleiben, wie es auch im Gehirn der Fall ist.

Interessanterweise tauchen derartige Gesetzmäßigkeiten auch in vielen anderen komplexen Systemen auf, etwa in der Wirtschaft oder in der Geografie. Sie beschreiben dort zum Beispiel die statistische Verteilung der Größen von Firmen oder Städten. Das FIAS, eine Stiftung der Goethe-Universität Frankfurt, beschäftigt sich disziplinübergreifend mit theoretischen Modellen zur Erklärung derartig komplexer Systeme in der belebten und unbelebten Natur. Nur mit Hilfe theoretischer Modelle war es beispielsweise möglich, die in zahlreichen Experimenten gewonnenen Einzelergebnisse über die Stärke der Synapsen zu verstehen und zu erklären.

Das FIAS gilt als Leuchturm der Forschung in Hessen. Gründer des FIAS waren der Hirnforscher Prof. Wolf Singer und der theoretische Physiker Prof. Walter Greiner. Heute arbeiten am FIAS rund 100 Wissenschaftler unter anderem an Fragestellungen aus der Kernphysik, der Hirnforschung, des Immunsystems, der Krebstherapie und an energiesparenden, superschnellen Computern, die als Werkzeug notwendig sind, um Modelle für derart komplexe Vorgänge in der Natur zu berechnen.

Link zur Studie: www.ploscompbiol.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pcbi.1002848

Weitere Informationen: Prof. Dr. Jochen Triesch, Johanna Quandt Research Professor, Ruth-Moufang-Str. 1, 60438 Frankfurt am Main, Tel. (069) 798-47531, triesch@fias.uni-frankfurt.de

Forschung

Jan 4 2013
12:22

Frankfurter Psychologen suchen Betroffene für Teilnahme an einer Studie.

Erfolgversprechende Therapie bei chronischen Alpträumen

FRANKFURT. Etwa fünf Prozent aller Menschen leiden über Jahre hinweg regelmäßig unter chronischen Alpträumen. Diese weit verbreitete Schlafstörung wirkt sich nicht nur negativ auf den Schlaf und das Ausmaß der Erholung aus, sondern kann auch zu einer deutlichen Belastung in anderen Lebensbereichen führen. „Nur wenige Betroffene wissen, dass chronische Alpträume psychotherapeutisch schnell und effektiv behandelt werden können“, sagt Dr. Regina Steil von der Verhaltenstherapie-Ambulanz der Goethe-Universität.

In einer Pilotstudie konnten die Frankfurter Psychologen bereits zeigen, dass die Häufigkeit von Alpträumen nach einer gezielten Therapie innerhalb von vier Wochen deutlich reduziert werden konnte und dieser Erfolg auch in den darauffolgenden drei Monaten stabil blieb. Ebenfalls verringerte sich das Ausmaß von Angst, Depression, Stress und Anspannung nachweisbar. In der Verhaltenstherapie-Ambulanz läuft nun auch eine groß angelegte Behandlungsstudie, in der die Wirksamkeit von zwei Behandlungskonzepten miteinander verglichen werden soll. Die Behandlungen umfassen nur wenige therapeutische Sitzungen. Für diese Vergleichsstudie suchen die Wissenschaftler betroffene Personen, die Interesse haben, teilzunehmen.

Mit Alpträumen werden belastende Träume bezeichnet, aus denen die Betroffenen erwachen und an die sie sich sehr detailliert und lebhaft erinnern. Inhalte dieser Träume sind häufig die Bedrohung des eigenen Lebens, der persönlichen Sicherheit oder der Selbstachtung. Nach dem Aufwachen erleben die Betroffenen oft Furcht oder Angst, die häufig auch mit körperlichen Reaktionen wie Herzrasen einhergehen. Neben der Beeinträchtigung des Schlafs lösen Alpträume oft auch depressive Verstimmungen und ein erhöhtes Stressempfinden aus. Betroffene haben aus diesem Grund häufig starke Angst vor dem Einschlafen.

Informationen: Dipl.-Psych. Charlotte Weßlau, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie, Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften, Campus Bockenheim, Tel.: (069) 798 – 25107 (Anrufbeantworter - Interessenten werden zeitnah zurückgerufen), alptraumstudiefrankfurt@gmail.com

Veranstaltungen

Jan 3 2013
13:15

Ein Blick in die „virtuelle Vitrine“ zum 125-jährigen Jubiläum.

„Rothschild‘sche Bibliothek: Angebote für alle zur „ernsthaften Bildung und wissenschaftlichen Belehrung"

FRANKFURT. Vor 125 Jahren, am 3. Januar 1888, wurde die Rothschild‘sche Bibliothek in Frankfurt eröffnet. Integriert in die Universitätsbibliothek bilden ihre Bestände heute die historische Quellenliteratur zahlreicher geisteswissenschaftlicher Disziplinen, insbesondere der Sprach- und Literaturwissenschaften, der Germanistik sowie der Theaterwissenschaften. „Die Fülle und Vielfältigkeit des Bestandes macht ihren enormen Wert als Ressourcen für die Forschung der Gegenwart aus“, so Rachel Heuberger, Leiterin der Hebraica- und Judaica-Sammlung in der Universitätsbibliothek der Goethe-Universität.

Pünktlich zum Jubiläum hat die Universitätsbibliothek eine virtuelle Vitrine eingerichtet, in die man unter www.ub.uni-frankfurt.de/judaica/vjv_01.html einen Blick werfen kann. Dort sind Illustrationen und Presse-Ausschnitte über die Bibliothek sowie Porträts und Informationen über die Mitglieder der Familie Rothschild zu sehen.

Die "Freiherrlich Carl von Rothschild'sche öffentliche Bibliothek", wie sie ursprünglich hieß, wurde 1887 von Freifräulein Hannah Louise von Rothschild (1850-1892) zum Andenken an ihren am 16. Oktober 1886 verstorbenen Vater, Mayer Carl von Rothschild,  gegründet.  Er war einer der einflussreichsten Bankiers in Deutschland, Mitglied der Frankfurter Handelskammer, Mitbegründer der Frankfurter Bank und vertrat Frankfurt als Abgeordneter im Norddeutschen Reichstag. Nach dem Tod des Vaters errichtete die zweitjüngste Tochter Hannah Louise (1850-1892), die unverheiratet blieb, mit der von ihrem Vater angelegten und ihrer eigenen Büchersammlung als Grundstock eine Bibliothek. Eine weitere von ihr geschaffene Stiftung, die bis auf den heutigen Tag Bestand hat, ist die im Jahre 1890 gegründete „Heilanstalt Carolinum“, der Nucleus der modernen universitären Zahnklinik, die heute Carolinum Zahnärztliches Universität-Institut gGmbH heißt.

Leitidee der neuen Bibliothek war die „Free Public Library“ aus England – ein in Deutschland bis dahin noch unbekannten Vorbild, das allen Bevölkerungsschichten mit kostenlosen Angeboten zur „ernsthaften Bildung und wissenschaftlicher Belehrung" dienen und auch dem akademisch nicht gebildeten Publikum die Literatur aller Völker zugänglich machen sollte. Für die Berufstätigen war die Bibliothek in der Bethmannstraße 1und später im Rothschild‘sche Familienhaus Untermainkai 15 an allen sechs Wochentagen bis 20 Uhr und auch sonntags am Vormittag geöffnet. Sie erfreute sich reger Nutzung: Handwerker und Kaufleute stellten mit 40 Prozent die größte Gruppe der Nutzer dar, auffallend ist auch die große Anzahl weiblicher Nutzer mit rund 25 Prozent. Zu diesen zählten insbesondere Lehrerinnen sowie Frauen aus Bekleidungsberufen, aber auch eine Malerin, eine Opernsängerin und eine Geschäftsführerin.

Bei der Eröffnung umfasste die Bibliothek etwa 3.500 Titel zur Kunst- und Literaturwissenschaft  in den europäischen Sprachen sowie Jugendschriften und Schulbücher. Hannah Louise Rothschild übernahm auch alle folgenden Kosten und kümmerte sich in enger Zusammenarbeit mit dem Bibliothekar Christian Wilhelm Berghoeffer darum, die Bibliothek um zeitgenössische deutsche, französische und englische Literatur sowie Bücher zu Handelswissenschaften, Theologie und Bibliothekswissenschaft auszubauen. Bis zum Ende des Jahres 1892 war der Bestand bereits auf mehr als 13.000 Titel angewachsen.

„Damit stellte die Bibliothek der Allgemeinheit die Literatur für die damals noch jungen und in der Stadt wenig gepflegten Disziplinen Kunst- und Musikwissenschaft, neuere Philologie, Volkskunde und vergleichende Sprachwissenschaft zur Verfügung“, erläutert Heuberger.  „Und zudem bestand von Anfang an der Auftrag, alles zusammenzutragen, was in Büchern, Zeitschriften und Zeitungen über die Familie Rothschild veröffentlicht oder von Familienangehörigen verfasst wurde, eine Aufgabe, die heutzutage die größte Bedeutung erlangt hat.“ Eine Presseschau zur Familie Rothschild, vor 125 Jahren in Angriff genommen, ist mittlerweile digitalisiert und steht online zur Verfügung: http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/rothschild. Die Sammlung enthält Artikel der nationalen und internationalen Presse aus den Jahren 1886 bis1916, die sich auf die Familie Rothschild und das Bankhaus beziehen. Es handelt sich um rund 20.000 Artikel, in 31 Bänden chronologisch zusammengefasst, die als historische Ressource ein Unikat darstellen. Weitere Bestände zur Familie Rothschild, darunter Bücher, Aufsätze, Bildnisse, Karikaturen sowie Entwürfe zu Denkmälern sind ebenfalls bereits online verfügbar. 

Für die Rothschild’sche Bibliothek begann 1928 die dunkle Phase ihrer Geschichte: Nach der Entwertung des Stiftungsvermögens durch die Inflation wurde die Bibliothek von der Stadt Frankfurt übernommen und der Stadtbibliothek angegliedert. Die Leitung wurde Joachim Kirchner übertragen, der überzeugte Nationalsozialist wurde im April 1933 vom Oberbürgermeister zum Beauftragten der Säuberung der städtischen Schüler-, Lehrer- und Volksbüchereien ernannt. Die Rothschild‘sche Bibliothek wurde die erste Frankfurter Bibliothek, in der „undeutsches Schrifttum“ nur noch bei Nachweis eines wissenschaftlichen Zwecks ausgeliehen wurde. Auf Betreiben von Kirchner wurde die Rothschild‘sche Bibliothek bereits am 30. Dezember 1933 in Bibliothek für neuere Sprachen und Musik (Freiherrlich Carl von Rothschild‘sche Bibliothek) umbenannt, der Klammerzusatz im November 1935 gestrichen. Alle Erinnerungen an die Stifterfamilie wurden getilgt.

Die reichen Schätze der Bibliothek überstanden den Zweiten Weltkrieg, weil sie in Mitwitz in Oberfranken ausgelagert waren. Als 1945 die Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt neu strukturiert wurde, wurden auch die Bestände der Rothschild‘sche Bibliothek eingegliedert, was zum endgültigen Verlust der Selbstständigkeit und zum Verschwinden des Namens in der Frankfurter Bibliothekslandschaft führte. „Die Einbindung der Rothschild-Literatur in die Europeana, die Europäische Digitale Bibliothek, und der schnelle Internet-Zugriff auf diese Ressourcen sollen dazu beitragen, die bedeutende Rolle dieser Frankfurter Stiftung für die geisteswissenschaftlichen Fachbereiche der Universität bis heute wieder ins Gedächtnis zu rufen“, hofft Heuberger.

Informationen: Dr. Rachel Heuberger, Maike Strobel, Hebraica- und Judaica-Sammlung, Universitätsbibliothek; Campus Bockenheim, Tel.(069) 798-39665 oder 798-39120; r.heuberger@ub.uni-frankfurt.de; m.strobel@ub.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Jan 3 2013
13:10

Frankfurter Poetikdozentur: Michael Lentz startet seine Vorlesungsreihe am 8. Januar. Im Sommersemester folgt Juli Zeh.

„Literatur als Energie, Intensität und Memoria“

FRANKFURT. Michael Lentz übernimmt in diesem Semester die renommierte Frankfurter Poetikdozentur. Damit hat die Stiftungsgastdozentur für Poetik der Goethe-Universität einen profilierten und außergewöhnlichen zeitgenössischen Poetikdozenten gewonnen, der sich als literarischer Autor, als Musiker und Literaturwissenschaftler einen Namen gemacht hat. Seine fünfteilige öffentliche Vorlesungsreihe „Atmen Ordnung Abgrund“ startet am 8. Januar (Dienstag) um 18.15 Uhr im mittlerweile etablierten „Poetik-Hörsaal“ (HZ 2) auf dem Campus Westend der Goethe-Universität.

Für die einzelnen Vorträge „Inventio“, „Dispositio“, „Elocutio“, „Memoria“ und „Actio“ steht die klassische Rhetorik als „Technik und Denkstil“ – so Lentz – Pate. Im Interview der aktuellen Ausgabe der Universitätszeitung UniReport erläutert er: „Als Ordnungsprinzip schreibt sie nicht (mehr) vor, bildet aber nach wie vor das Substrat sprachlicher Bewegungen. Rhetorische Kenntnisse, die Sprachbewegungen explizit machen, können produktiv umschlagen in Text.“ Wie sich dieses Umschlagen der Rhetorik in Text vollzieht und wie das Schreiben und Lesen Energie freisetzt,wird Lentz zwischen dem Auftakt „Inventio“ und dem Abschluss „Actio“ entwickeln.

Die Vorlesungen gehören zum Bürger-Uni-Programm und sind öffentlich, sie  finden bis zum 5. Februar an fünf aufeinanderfolgenden Dienstagabenden jeweils um 18.15 im „Poetik-Hörsaal“ (HZ 2)statt. Zur abschließenden Lesung am 6. Februar (Mittwoch) lädt das Literaturhaus Frankfurt ein. Auch in diesem Semester wird Wolfgang Schopf, Literaturwissenschaftler an der Goethe-Universität, eine begleitende Ausstellung im „Fenster zur Stadt“ in der MARGARETE (Braubachstraße 18-22) kuratieren.

Lentz‘ literarisches Schaffen vertraut auf eine spezifische Intensität der Literatur, die ihre Legitimation auch in Zeiten wachsender Medienkonkurrenz nachdrücklich zu behaupten weiß: „Um die Literatur mache ich mir keine Sorgen. Die Medienkonkurrenz muss sich gegen die Literatur beweisen.“ Seine Texte verschreiben sich auf besondere Weise der Memoria, suchen den erinnernden Dialog auf vielfältigen Streifzügen durch andere literarische Texte. So gelangt er von Ror Wolf, Ernst Jandl und Oskar Pastior zu Herta Müller, Friederike Mayröcker oder Helga M. Novak, wandert durch Texte von Rainer Maria Rilke, Thomas Mann oder Gottfried Benn und landet immer wieder bei Samuel Beckett.

Der 1964 geborene Autor ist Ingeborg Bachmann- und Walter Hasenclever-Preisträger, er lehrt seit 2006 auch als Professor für literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut der Universität Leipzig. Nach seinem Debut „Zur Kenntnisnahme. gedichte und prosa“ (1985) ist Lentz, neben einer zwei Bände umfassenden Dissertation über Lautpoesie (2000), mit dem Prosa-Band „Muttersterben“ (2002), den Romanen „Liebeserklärung“ (2003) und „Pazifik Exil“ (2007), dem Theaterstück „Warum wir also hier sind“ (2009) sowie Gedichtbänden wie „Aller Ding“ (2003) und „Offene Unruh“ (2010) bekannt geworden. Dass seine besondere Aufmerksamkeit den Regeln und Ordnungssystemen der Literatur gilt, dokumentiert nicht zuletzt der 2011 erschienene Essay-Band „Textleben“.

Ausblick

Für das Sommersemester 2013 konnte Juli Zeh als Poetikdozentin für die Stiftungsgastdozentur gewonnen werden. Unter dem Titel „Treideln“ wird sie ein Konzept der „Anti-Poetik“ entwerfen und somit einen spannenden neuen Akzent setzen. 2012 erschienen ihr Roman „Nullzeit.“ und das Sachbuch „Diktatur der Demokratie - Warum ohne Recht kein Staat zu machen ist.“ Ihr Werk wurde bisher in 35 Sprachen übersetzt. Juli Zeh wurde für ihr literarisches Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Bücherpreis, dem Rauriser Literaturpreis, dem Hölderlin-Förderpreis, dem Ernst-Toller-Preis und dem Solothurner Literaturpreis.

Die Frankfurter Stiftungsgastdozentur für Poetik freut sich, dass Lentz und Zeh die traditionsreiche Reihe der Frankfurter Poetikdozenturen fortsetzen. Der ersten Dozentin Ingeborg Bachmann 1959 folgten mittlerweile über 65 namenhafte Autoren und Autorinnen, darunter Hans Magnus Enzensberger, Ernst Jandl, Christa Wolf, Marlene Streeruwitz, Uwe Timm, Thomas Meinecke und im vergangenen Sommersemester Alexander Kluge.

1959 wurden die Frankfurter Poetikvorlesungen vom Verlag S. Fischer in Form einer Stiftungsgastdozentur eingerichtet. Von 1963 an trugen und prägten der Suhrkamp Verlag sowie die Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität die renommierte Institution. Seit 2011 steht hinter der Stiftungsgastdozentur für Poetik ein Konsortium, das neben der Goethe-Universität aus den Verlagen S. Fischer, Schöffling & Co und Suhrkamp, den Freunden und Förderern der Universität, dem Kulturamt der Stadt Frankfurt sowie dem Literaturhaus Frankfurt besteht.

Interview mit Lentz im aktuellen UniReport: http://www.unireport.info/44376478/unireport_6-12.pdf

Weitere Informationen: Prof. Dr. Susanne-Komfort-Hein / Anne-Marie Bernhard M.A. / Florian Fischer M.A., Stiftungsgastdozentur für Poetik, Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik, Tel.: (069) 798- 32855/7, poetik@lingua.uni-frankfurt.de, www.poetikvorlesung.uni-frankfurt.de

Forschung

Dez 31 2012
21:12

Michael Stolleis spricht in „Forschung Frankfurt“ über seine jetzt abgeschlossene „Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland“

Ein Mann und 400 Jahre Rechtsgeschichte

FRANKFURT. Es ist ein imposantes Werk und gilt bereits als Klassiker – sein Verfasser verwendete gut 25 Jahre darauf. Mit dem nun erschienenen vierten Band hat Michael Stolleis seine vier Jahrhunderte umfassende, insgesamt 2000-seitige „Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland“ abgeschlossen „Eine Geschichte des Denkens über Verfassung und Verwaltung seit der frühen Neuzeit war noch nicht geschrieben“, erinnert sich der emeritierte Professor der Goethe-Universität in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ (3/2012) an die Geschichte hinter der Geschichte. In dem Interview wirft der langjährige Direktor des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte auch einen Blick nach vorn: Da der klassische Staat nicht mehr die zentrale Rolle einnehme, sei es fraglich, ob das mit ihm eng verbundene öffentliche Recht in der bisherigen Form weiterbestehe.

„Ich wollte nicht die übliche Gipfelwanderung machen, also einen berühmten Autor nach dem anderen referieren, sondern das Geflecht zwischen Realgeschichte und Wissenschaftsgeschichte aufsuchen“, so Michael Stolleis zur Methodik seiner Rechtsgeschichte, deren erster Band die Jahre 1600 bis 1800 behandelt. „Am Ende des 16. Jahrhunderts, in einer Verfassungskrise, beginnt man darüber nachzudenken, vor allem auf protestantischer Seite: Was sind die Grundlagen unserer Reichsverfassung?“ Der zweite Band geht bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges. In dieser Zeitspanne war die gescheiterte Revolution von 1848/1849 „für die Nation und speziell für das Bürgertum die Zäsur schlechthin“.

Historiker werden zuweilen als „rückwärtsgewandte Propheten“ bezeichnet, welche die Ereignisse im Nachhinein mit einer Vorgeschichte ausstatten und dann sagen: „Das musste ja so kommen!“ Stolleis dagegen betont, man solle „vielmehr die Autoren, die Werke und die Umstände, unter denen geschrieben worden ist, möglichst so nehmen, wie sie waren.“ Aus heutiger Perspektive werden die Weimarer Republik und ihre Verfassung oftmals als Einbahnstraße gedeutet, die notwendig zum Nationalsozialismus führen musste. „Die Weimarer Verfassung war zwar nicht perfekt konstruiert“, so Stolleis in dem Interview, „sie war aber auch nicht so fehlerhaft, wie man sie dann später gedeutet hat.“

In der Zeit des Nationalsozialismus, die nach der Weimarer Republik Thema des dritten Bandes ist, sieht Stolleis auch eine Selbstzerstörung des Faches durch seine eigenen Vertreter. Gleichwohl sei es nicht so einfach zu sagen, „was denn NS-Staatsrechtslehre im Kern war“. Fest stehe aber, wie Stolleis dann im vierten Band zeigt, dass viele alte NS-Fachleute in der Bundesrepublik wieder Schlüsselpositionen besetzt hätten. Trotz der so genannten „Stunde Null“ nach Ende des Kriegs habe es „Kontinuitäten der Personen und vieler Institutionen“ gegeben. Stolleis: „Man könnte allenfalls in der Wissenschaftsgeschichte der DDR insofern von einer Stunde Null sprechen, als nahezu das gesamte wissenschaftliche Personal entlassen oder pensioniert wurde, teils in den Westen ging oder verstummte.“

Der vierte und aktuelle Band, in dem Stolleis vor allem die Rolle des Grundgesetzes heraushebt, endet eigentlich mit dem Jahr 1990. Aber der Rechtshistoriker behandelt ebenso Entwicklungen, die bis in die jüngste Gegenwart reichen. Auf die Rechtswissenschaft bezogen plädiert Stolleis auch in dem Interview für eine „Pluralisierung des methodischen Zugriffs“, wie er etwa im interdisziplinären Frankfurter Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ praktiziert werde. Die Entstehung normativer Ordnungen könne nicht allein von Juristen erklärt werden. „Sie sind nicht die Beherrscher des Feldes Normativität und sie tun generell gut daran, sich zu vergewissern, was auf den anderen Feldern geschieht.“

Stolleis sieht die zentrale Rolle des klassischen Staates, und mit ihm das öffentliche Recht, zum einen durch die Europäisierung herausgefordert. Es sei evident, dass Deutschland Hoheitsrechte abgegeben habe und wohl weitere abgeben müsse. Die zweite Herausforderung liege in der Globalisierung, „welche die Grenzen transparent werden lässt oder aufhebt“. Auf sich gestellt verliere der klassische Nationalstaat seine Handlungsfähigkeit. „Außerdem entsteht in der globalen Welt massenhaft neues Recht ohne Staat. Es gibt Schiedsgerichte, die keinen Staat mehr brauchen und es gibt Weltkonzerne, die ihre Normen durchdrücken bis zum letzten Benutzer.“

Die Kritik sieht in „dem Stolleis“, wie das Werk schon genannt wird, „einen großen und unwiederholbaren Wurf“. Würde der Autor von einem Lebenswerk sprechen? „Ja, rückblickend ist das wohl so. Man hat das selbst nicht in der Hand, vor allem die Zeitplanung“, sagt Michael Stolleis, der die vier Bände „in Nebenstunden und den Ferien“ geschrieben hat. So hat die „Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland“ auch ihre eigene Geschichte: Ursprünglich sollte sie in einem Band und einem freien Forschungsjahr abgehandelt werden. Und das ist mittlerweile gut 25 Jahre her.

Näheres lesen Sie in dem Interview in „Forschung Frankfurt“ mit Bernd Frye, dazu auch eine Rezension des aktuellen Stolleis-Bandes von Anna Katharina Mangold.

Informationen: Prof. Michael Stolleis, Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte, Tel.: (069) 789-78151, stolleis@rg.mpg.de, www.rg.mpg.de/de/personen/michael.stolleis/

„Forschung Frankfurt“ kostenlos bestellen: ott@pvw.uni-frankfurt.de

 PDF im Internet: http://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/34831594/aktuelle_Ausgabe

Forschung

Dez 19 2012
15:19

Chronische Erkrankungen, Multimedikation und Hausärztemangel sind die Herausforderungen der Zukunft

Allgemeinmedizin - quo vadis?

FRANKFURT. „Das deutsche Gesundheitssystem ist in einer Situation, die man durchaus als organisierte Verantwortungslosigkeit bezeichnen kann. Patienten, insbesondere diejenigen mit einer oder mehreren chronischen Erkrankungen, haben in der Regel niemanden, der sie kontinuierlich begleitet und konkrete Verantwortung übernehmen kann“, urteilt Prof. Ferdinand Gerlach, Vorsitzender der Gesundheitsweisen und Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Goethe-Universität. In der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins „Forschung Frankfurt“ kritisiert Gerlach falsche Anreizsysteme und die Kluft zwischen Klinikern und niedergelassenen Ärzten.

Als Hochschullehrer setzt sich Gerlach besonders dafür ein, die Aus- und Weiterbildung in der Allgemeinmedizin für den ärztlichen Nachwuchs attraktiv zu gestalten: „Wir versuchen, die Vielfalt und Breite des Fachs unter Alltagsbedingungen erlebbar zu machen. Die Studierenden werden in der Regel eins zu eins betreut. Dadurch können wir deutlich mehr Interesse für das Fach wecken“. Denn der Hausärztemangel macht sich in ländlichen Gegenden bereits bemerkbar. „Sowohl junge Frauen als auch junge Männer wollen nicht mehr 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche einsatzbereit sein, wie das die alten Landärzte waren“, weiß Gerlach. „Um den Ansprüchen der jetzt kommenden Generation besser gerecht zu werden, müssen wir unter anderem größere Praxiseinheiten favorisieren, in denen es auch möglich ist, als Angestellter und in Teilzeit zu arbeiten.“   

Chronische Erkrankungen und Multimedikation

Mehr als die Hälfte der 65jährigen in Deutschland leiden an mehreren chronischen Erkrankungen. Viele bekommen deshalb fünf und mehr Medikamente verschrieben. Zusätzlich nehmen sie frei verkäufliche Präparate aus der Apotheke ein. Das bringt viele Probleme mit sich, wie Dr. Christiane Muth und Prof. Marjan van den Akker am Beispiel zweier Studien aus Deutschland und den Niederlanden belegen. Unter Multimedikation verschlechtert sich die Therapietreue: Patienten verändern die Dosis oder lassen Präparate ganz weg.

Weitere Komplikationen ergeben sich durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten: Unangemessene Verordnungen sind die Ursache für drei bis sieben Prozent aller Klinikaufnahmen und etwa 60 Prozent der vermeidbaren Krankenhausaufenthalte. Um diese künftig zu vermeiden, setzt die Frankfurter Studie von Christiane Muth auf Computersysteme, die den Arzt vor Verschreibungsfehlern bewahren.

Eine besondere Rolle spielt auch die Kommunikation zwischen Arzt und Patient. „Bei der Besprechung der Therapie sind Ärzte oft zu dominant, während Patienten sich häufig zu passiv verhalten“, weiß Muth. Sowohl im deutschen als auch im niederländischen Forschungsprojekt werden deshalb Medizinische Fachangestellte geschult. Sie entlasten den Arzt und Patienten berichten ihnen eher, wenn sie Veränderungen am ärztlichen Einnahmeplan vorgenommen haben.

Gerinnungshemmer richtig dosieren

Viele Menschen benötigen im Alter Gerinnungshemmer, aber Ärzte verschreiben sie nicht gern, weil mit dem Alter auch das Risiko für Komplikationen steigt. Die Dosierung von Gerinnungshemmern muss nämlich genau überwacht werden, um Thrombosen und Embolien einerseits und schwere Blutungen andererseits zu vermeiden. Die Versorgung dieser Patientengruppe hat seit März 2012 die „PICANT-Studie“ des Instituts für Allgemeinmedizin zum Ziel. Geplant ist die Teilnahme von circa 50 hessischen Hausarzt-Praxen und 700 erwachsenen Patienten.

Auch in dieser Studie spielen speziell geschulte Medizinische Fachangestellte eine zentrale Rolle: Sie befragen Patienten über ihre Medikamententreue und Symptome, die auf mögliche Komplikationen hinweisen. So kann die Dosis optimal angepasst werden. Bei entsprechender Eignung werden auch die Patienten zum Selbstmanagement ihrer Therapie mit Gerinnungshemmern motiviert. „Das bedeutet, dass die Dosisanpassung vom Patienten – unterstützt durch ein strukturiertes Schulungsprogramm – selbst durchgeführt wird. Das Auftreten von schweren gerinnungsassozierten Komplikationen wie Thromboembolien und Blutungen kann durch Selbstmanagement um die Hälfte reduziert werden“, erklärt Studienleiterin Prof. Andrea Siebenhofer-Kroitzsch.

Informationen: Prof. Ferdinand Gerlach, Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinik, Tel: (069) 6301-5687; gerlach@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de.; Dr. Christiane Muth, Tel: (069) 6301-4149, muth@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de.; Prof. Andrea Siebenhofer-Kroitzsch, Tel: (069) 6301-7296; siebenhofer@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de.

„Forschung Frankfurt“ kostenlos bestellen: ott@pvw.uni-frankfurt.de

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Veranstaltungen

Dez 19 2012
15:16

Innovative Lehr-Projekte der Goethe-Universität überzeugen Jury

Doppelerfolg beim Hessischen Lehrpreis

FRANKFURT. Zwei von insgesamt sechs Preisen des Hessischen Hochschulpreises für Exzellenz in der Lehre gehen 2012 an die Goethe-Universität:  Die Preisgelder in einer Gesamthöhe von 55.000 Euro verteilen sich auf die Studiengruppe „Erinnerungskultur, Gedächtnispolitik, Bildgebrauch“ mit Studiengalerie 1.357 unter Leitung von Prof. Dr. Bernhard Jussen, Dr. Henning Engelke sowie Dr. Martin Engler aus dem Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaften (40.000 Euro). Das studentische Organisationskomitee der Night of Science – Wissenschaft ganz anders unter Leitung von Juliette Halli und Thomas Halbritter der Fachbereiche Geowissenschaften/Geographie; Informatik und Mathematik; Physik; Biochemie, Chemie und Pharmazie; Biowissenschaften; Psychologie und Sportwissenschaften kann sich über 15.000 Euro Preisgeld freuen. Das Projekt der Studiengruppe  belegte im Wettbewerb den 3. Platz, die Night of Science erhielt einen Sonderpreis der Jury.

93 Anträge, unter denen die Jury auszuwählen hatte, unterstrichen die große Attraktivität des Preises für Hochschulen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Lehrende sowie Studierende: „Die Vorschläge dokumentieren einmal mehr, welch hohen Stellenwert die Lehre an hessischen Hochschulen einnimmt“, sagte Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann bei der Preisverleihung am 18.12. in Wiesbaden. Der Preis zeichnet zukunftsweisende Lehrkonzepte in verschiedenen Kategorien aus.

Der an der Goethe-Universität für die Lehre zuständige Vizepräsident Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz sagte, die Preise belegten „die hohe Innovationskraft der Goethe-Universität im Bereich der Lehre“. Beide ausgezeichneten Projekte hätten „Vorbildcharakter“ für eine zukunftsweisende Lehre und zeugten „von hohem Engagement der Studierenden und Lehrenden an der Goethe-Universität“.

Hintergründe zum Projekt Erinnerungskultur, Gedächtnispolitik, Bildgebrauch:

Als Reaktion auf die Praxisferne der Geisteswissenschaften und die neuen Bedürfnisse von Masterstudiengängen, in denen Studierende und Forschende unterschiedlicher Spezialisierungen und Fachrichtungen zusammenkommen, wurde das neue Lehrformat der Studiengruppe entwickelt, um das systematische, längerfristige Bearbeiten und Weiterentwickeln eines Themas praxisnah zu realisieren. Die Studiengruppe „Erinnerungskultur, Gedächtnispolitik, Bildgebrauch“ mit der Studiengalerie 1.357 ist Pilotprojekt für dieses neue Studienformat und existiert seit Anfang 2010 in Frankfurt. Studierende, Doktorandinnen und Doktoranden sowie Lehrende aus verschiedenen geisteswissenschaftlichen Disziplinen und außeruniversitären Institutionen erarbeiten semesterübergreifend Ausstellungen. Für die im denkmalgeschützten I.G.-Farben-Haus auf dem Campus Westend eingerichtete Studiengalerie konnte das Städel Museum als Partner gewonnen werden.

Hintergründe zum Projekt Night of Science:

Bereits 2006 haben die naturwissenschaftlichen Fachschaften der Goethe-Universität gemeinsam die „Night of Science – Wissenschaft ganz anders“ ins Leben gerufen. Ziel ist, die oft eher stiefmütterlich behandelten Naturwissenschaften sowohl interessierten Schülerinnen und Schülern, Studierenden anderer Fachrichtungen als auch der breiten Öffentlichkeit näherzubringen. Mit tatkräftiger Unterstützung der Lehrenden werden bis in die frühen Morgenstunden in über 50 Vorträgen neue wissenschaftliche Erkenntnisse vorgestellt, alltägliche Phänomene erklärt und spektakuläre Experimente gezeigt. Es gelingt, die oft abstrakt wahrgenommene Forschung alltagsnah zu vermitteln. Alle Vorträge werden so gestaltet, dass sich jeder auch ohne Vorkenntnisse in die jeweilige Thematik einfinden kann. Der Besuch von sonst nicht zugänglichen Laboratorien und Anlagen wie Teilchenbeschleunigern ist möglich.

Veranstaltungen

Dez 18 2012
12:12

Tagung an der Goethe-Universität beschäftigt sich mit sozial- und kulturwissenschaftliche Zugängen im Dialog. 25.-26. Januar 2013, Sportcampus

Sport im Film

FRANKFURT. Vom 25.-26. Januar 2013 findet am Institut für Sportwissenschaften die erste wissenschaftliche Tagung zum Sportfilm im deutschsprachigen Raum statt. Gegenstand der Tagung sind Sportspielfilme und Sportdokumentationen, die aus unterschiedlichen sozial- und kulturwissenschaftlichen Perspektiven analysiert werden. Ziel der Tagung ist es, das wissenschaftliche Erkenntnispotenzial von Sportspielfilmen und Sportdokumentationen auszuloten und insbesondere die Verflechtung des Sports mit je spezifischen gesellschaftlichen Strömungen und kulturellen Besonderheiten aufzuzeigen.

Die Teilnahme an der Tagung ist kostenfrei. Um eine Anmeldung bis zum 15. Januar 2013 unter gugutzer@sport.uni-frankfurt.de wird gebeten. Weitere Informationen finden Sie unter www.sport-im-film.uni-frankfurt.de.

Kontakt: Prof. Dr. Robert Gugutzer, Goethe-Universität Frankfurt a.M., Institut für Sportwissenschaften, Abt. Sozialwissenschaften des Sports, Ginnheimer Landstraße 39, 60487 Frankfurt a.M. Tel.: 069/798-245 29, gugutzer@sport.uni-frankfurt.de, http://sportsoziologie.uni-frankfurt.de

Personalia/Preise

Dez 18 2012
12:11

Mit Altfried M. Lütkenhaus und Bertram Cezanne erhält das Kontrollorgan des universitätseigenen Unternehmens zwei neue erfahrene Mitglieder

Aufsichtsrat von INNOVECTIS gestärkt

FRANKFURT. Dr. Bertram Cezanne, Senior Director Medicinal Chemistry bei Merck Serono, und  Dr. Altfried M. Lütkenhaus, Mitglied des Vorstandes der Frankfurter Sparkasse, sind in den Aufsichtsrat von INNOVECTIS berufen worden. „Die beiden neuen Mitglieder sind durch ihre umfassenden Erfahrungen und die Expertise, die sie aus ihren Bereichen mitbringen, eine wichtige und geeignete Ergänzung des INNOVECTIS-Aufsichtsrates“, betont Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Universität und Aufsichtsratsvorsitzender der Innovectis.

Der Chemiker Dr. Bertram Cezanne ist Senior Director Medicinal Chemistry bei Merck Serono; er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit kleinmolekularen Wirkstoffkandidaten im Bereich Onkologie und Rheumatologie und verfügt über große Erfahrungen in der Kooperation mit universitären und unternehmerischen Organisationen.

Der Jurist Dr. Altfried M. Lütkenhaus ist seit 2009 Mitglied des Vorstandes mit der Ressortverantwortung für das Geschäft mit mittelständischen Firmenkunden,  institutionellen Adressen, Körperschaften und Unternehmen der öffentlichen Hand, gewerblichen Immobilieninvestitionen und für das Treasury der Frankfurter Sparkasse.

Die universitätseigene INNOVECTIS GmbH, die in diesem Jahr ihr 10jähriges Bestehen feiert, ist zuständig für den erfolgreichen Transfer von akademischen Knowhow in die wirtschaftliche Praxis. INNOVECTIS unterstützt Erfinder bei der Einwerbung und Durchführung von Projekten.

Kontakt: INNOVECTIS GmbH, Doris Büdel, Altenhöferallee 3, 60438 Frankfurt am Main, Tel. (069) 25 61 632 – 17, info@innovectis.de, www.innovectis.de  

Forschung

Dez 18 2012
12:08

Einblicke in die Frankfurter Edda-Sammlung: Konjunktur des Meeresriesen Aegir bei Parfum, Zigaretten und Grammophonnadeln – Revival von Thor und Loki in Marvel-Comics

Wie nordische Götter und Helden bis heute fortleben

FRANKFURT. Edda – diesen Namen tragen zwei isländische Werke aus dem 13. Jahrhundert. Gemeinsam überliefern sie den größten erhaltenen Schatz an nordischer Mythologie und Heldensage. Gern für »germanisch« gehalten sind diese Stoffe seit dem 18. Jahrhundert weit über Island hinaus bekannt. Das spiegelt sich auch in den mehr als 1200 Objekten der Edda-Sammlung im Institut für Skandinavistik an der Goethe-Universität. Prof. Dr. Julia Zernack und Dr. Katja Schulz zeigen in ihrem Beitrag des soeben erschienenen Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“, wie die Mythen buchstäblich in jeden Winkel der Kultur vordringen können.

„Diesem Nachleben der eddischen Stoffe in Literatur, bildender Kunst, Religion, Musik und Alltagskultur gilt das Interesse der Frankfurter Edda-Forschung ebenso wie den mittelalterlichen Zeugnissen selbst“, betont Zernack, die ein seit 2007 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Projekt zur Edda-Rezeption leitet. Der Bestand der Frankfurter Edda-Sammlung ist außerordentlich heterogen. Für sich genommen sind manche ihrer Objekte wertlos – Reklame- und Verpackungsmüll vergangener Zeiten. Doch als Sammlung beleuchten sie sich gegenseitig, dokumentieren die Rezeptionsgeschichte nordischer Mythologie und Heldensage durch die Jahrhunderte. „Diese Objekte bieten uns eine einzigartige Möglichkeit, das Auftreten der Mythen und ihre Funktion in verschiedensten Diskursen zu untersuchen“, so Katja Schulz, die seit Beginn in dem Projekt mitarbeitet. „So können wir exemplarisch rekonstruieren, wie die zuerst im nordischen Mittelalter überlieferten Mythen bis in unsere Zeit fortleben, sich durch die verschiedenen Medien bewegen und dabei immer wieder neu- und umgedeutet werden.“

Die Objekte machen anschaulich, was der Philosoph Hans Blumenberg 1971 als ein allgemeines Merkmal des Mythos beschrieben hat: Den Mythos gibt es nur im Zustand der Rezeption. Jede Zeit aktualisiert aus dem ihr zur Verfügung stehenden Mytheninventar die Aspekte, die ihren spezifischen Interessen dienen. Sehr anschaulich illustrieren die beiden Autorinnen dies in ihrem „Forschung Frankfurt“-Beitrag am Beispiel des altnordischen Meeresriesen Aegir: Im nordischen Mittelalter ist der Riese, der den Göttern freundlich gesonnen scheint, eine Personifikation des Meeres. Als Ende des 19. Jahrhunderts die nordischen Mythen in bewusster Abgrenzung als nationale Alternative zu den klassisch-antiken Göttern herangezogen wurden, wurde aus Aegir eine Art nordischer Poseidon, wie dieser ausgestattet mit Bart und Dreizack. Forciert wurde diese Mythenbildung im Deutschen Reich besonders von Wilhelm II.

Dazu Zernack: „In seinem seit 1894 häufig aufgeführten und oft verspotteten ‚Sang an Aegir‘ beschwor Wilhelm II. ein verklärtes, in eine unbestimmte ‚germanische‘ Vergangenheit projiziertes Heldentum. Damit appellierte er nicht nur an die Germanen- und Wikingerschwärmerei seiner Zeitgenossen, die ihren Wagner ebenso kannten wie Felix Dahns historische Romane, sondern zugleich an die verbreitete Begeisterung für die Marine.“ National propagiert und gleichzeitig in zahllosen Karikaturen ins Lächerliche gezogen, erlangte die Figur Aegir eine bis dahin ungeahnte Bekanntheit und erreichte jeden Winkel der Kultur: Aegir-Parfums und Aegir-Zigaretten verströmten ihren Duft; in einem Berliner Weinrestaurant wurden Aegir-Tropfen angeboten, die Klänge von Kaiser Wilhelms patriotischer Ballade ertönten vom goldfarben verzierten Notensatz für Klavier, gemischten Chor und Orchester bei ungezählten offiziellen Anlässen und vielleicht auch von einer Grammophon-Einspielung, die mit „Starktonnadeln“ der Marke „Aegir“ zum Klingen gebracht wurden.

Ungewöhnlich für eine – zumal philologisch verankerte – Universitätssammlung sind die zahlreichen Objekte der Alltagskultur, die durch Untersuchungen zu nordischen Mythen in Werbung und Propaganda und durch eine Studie über die Aktualisierung eddischer Stoffe im Kontext religiöser Neubildungen (wie dem neugermanischen Heidentum an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert) hinzukamen. Zu den Alltagsobjekten gehören beispielsweise Reklamesammelbilder aus der Zeit um 1900, die nordische Götter und eddische Mythen präsentieren, Bierdosen der dänischen Marke „Odin“, Werbung für die Hitler-Jugend-Uniform „Baldur“ oder für die 1854 gegründete, noch heute existierende deutsche „Iduna“-Versicherung, Rasierklingen der US-amerikanischen Marke „Thor“, Runenorakel und zahlreiche Postkarten, auf denen die Götter Odin, Thor und Heimdall herhalten müssen, um die ideologischen Interessen diverser politischer Vereinigungen zu vertreten. Eines der bekanntesten Edda-Zitate ist unter Adler und Hakenkreuz auf der Beileidskarte zu lesen, mit der die NSDAP den Angehörigen von Gefallenen kondolierte: „Niemals stirbt der Toten Tatenruhm.“

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts leben die nordischen Mythen auch in Filmen oder Comics weiter. So fungiert Thors missgünstiger Stiefbruder Loki beispielsweise in den Marvel-Comics über Jahrzehnte hinweg als dessen wichtigster Gegenspieler und Hauptschurke. Zuletzt ist er in dieser Rolle in den Verfilmungen „Thor“ (2011) und „The Avengers“ (2012) zu sehen – bis heute mit seinem markanten Hörnerhelm, der an eine Inkarnation des Teufels denken lässt. Auch in der Heavy-Metal-Szene haben die nordischen Mythen Konjunktur, dies belegen die Cover der einschlägigen CDs, die im Zusammenhang mit einer musikwissenschaftlichen Studie über nordische Mythen im Heavy Metal in die Edda-Sammlung kamen.

Wie steht es um die Zukunft der Frankfurter Sammlung? „Soll dieses Potenzial der Edda-Sammlung der Forschung nicht verloren gehen, gilt es, die Sammlung zu institutionalisieren und ihr Auseinanderfallen zu verhindern, das mit dem Auslaufen der gegenwärtig geförderten Projekte im kommenden Jahr droht“, so Zernack. Die beiden Skandinavistinnen wollen ein Anschlussprojekt beantragen, in dem Informationen über den Bestand der Sammlung ebenso wie die von der Frankfurter Edda-Forschung erhobenen Daten in einem multimedialen Forschungsportal online veröffentlicht werden sollen.

Informationen: Prof. Dr. Julia Zernack, Dr. Katja Schulz, Institut für Skandinavistik, Campus Westend, Tel. (069) 798-33104. Zernack@em.uni-frankfurt.de; k.schulz@em.uni-frankfurt.de

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Forschung

Dez 14 2012
15:01

Frankfurter Comic-Forscher betrachtet moderne Manga als eine Form der globalisierten Populär- und Jugendkultur

Grimms Manga als Märchen-Verwirrbuch: Wenn Rotkäppchen den geliebten Wolf heiratet

FRANKFURT. Als 1887 „Der Wolf und die sieben Geißlein“ in Tokio in einer mit Farbholzschnitten illustrierten Übersetzung erschien, konnte noch niemand ahnen, dass die Brüder Grimm heute zu den mit Abstand bekanntesten deutschen Literaten im Land der aufgehenden Sonne gehören. Inzwischen haben die Stoffe der Grimm’schen Märchen längst auch Eingang in den japanischen Comic gefunden. „Das hängt nicht zuletzt mit dem Wesen des modernen Manga als einer Form der globalisierten Populär- und Jugendkultur zusammen“, wie der Frankfurter Comic-Spezialist Dr. Bernd Dolle-Weinkauff in seinem Beitrag des soeben erschienenen Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“ (3/2012) darlegt. Er beschäftigt sich seit 1983 mit dieser Literaturgattung und zählt zu den international anerkanntesten Comic-Forschern.

Schneewittchen, das sich beinahe in einen niedlichen Feenzwerg verliebt, der narzisstische Hänsel, der Klein-Gretel wegen der betörenden Hexe Hildegard im Wald stehen lässt, der Bishônen-Jüngling Rapunzel, der die sportliche Jungfer Eva schwängert – diese Geschichten und einige andere mehr entstammen dem Universum der japanischen Comics des 21. Jahrhunderts und haben ihre Wurzeln in der Grimm’schen Märchenwelt. Die Manga haben mittlerweile begeisterte Leser und Nachahmer selbst im Heimatland von Jacob und Wilhelm Grimm gefunden. Dazu der Literaturwissenschaftler Dolle-Weinkauff vom Institut für Jugendbuchforschung der Goethe-Universität: „Was in Deutschland und den anderen westlichen Ländern gegenwärtig als Comic japanischer Herkunft entgegentritt, spiegelt häufig amerikanische und europäische Einflüsse wider, die das Resultat der Rezeption in diesen Ländern seit Beginn der 1950er Jahre sind.“ So gehen etwa die heute als so typisch japanisch geltenden tellergroßen Augen und kindlichen Proportionen auf Disney-Filme und Disney-Comics zurück, die vor über einem halben Jahrhundert in Japan ihren Siegeszug feierten.

Die häufig fantastischen Szenarien der Bildgeschichten greifen nicht nur auf die Grimms zurück, sondern auch auf Erzählungen, Mythen und Sagen aus unterschiedlichsten Kulturen: „Die Manga in der Gegenwart stellen eine üppige Ansammlung von Versatzstücken und Elementen der kulturellen und literarischen Überlieferung im Weltmaßstab dar, die mit eigenkulturellen japanischen Elementen amalgamiert wurde“, so Dolle-Weinkauff. Dies gilt im Übrigen auch für die artverwandten Zeichentrickfilme – „Anime“ genannt –, wie etwa die vielfach prämierten Werke Hayao Miyazakis, von denen die Frankfurter Japanologin Prof. Lisette Gebhardt deshalb sagt, dass sie „eine üppige west-östliche Ausstattung“ aufweisen.

Die für Kinder von erotischen und gewalttätigen Passagen gereinigten Märchen waren für die Manga untauglich: „Denn die Manga setzen sich gerne – in augenzwinkernder Übereinkunft mit ihrer Leserschaft – über allzu enge moralische und pädagogische Einwände hinweg“, wie der Frankfurter Comic-Spezialist erläutert. 1998 veröffentlichte Misao Kiryu den Erzählband „Grimms Märchen sind eigentlich grausam“ und bot damit eine neue und sehr viel drastischere Lesart als die bislang gewohnten an; auch vor dem Einsatz von Horror-Motiven machte er nicht halt. „Seitdem lässt sich beobachten, wie im Manga verstärkt Erzählungen aus den Kinder- und Hausmärchen aufgegriffen und recht freizügig umgestaltet werden“, hat Dolle-Weinkauff festgestellt.

Die „Grimms Manga“ von Kei Ishiyama, die der Verlag Tokyopop seit 2007 produziert, verfahren nach dem Prinzip des „Märchen-Verwirrbuchs“. Diese Bezeichnung brachte der Frankfurter Politologie-Professor und Hobby-Märchenautor Prof. Iring Fetscher auf, der den Prototyp dieser Märchen-Lesart bereits 1972 mit dem Band „Wer hat Dornröschen wachgeküßt?“ mit großem Erfolg vorstellte. „Kei Ishiyama deutet die Vorlagen mehr oder minder radikal um, verdreht Figuren, Motive und Handlungen parodistisch und führt die Erzählungen zu ganz neuen Pointen“, analysiert der Literaturwissenschaftler. So wird aus dem „Gestiefelten Kater“ ein selbst wandlungsfähiger Katzen-Dämon, „Der Froschkönig“ wie auch „Rapunzel“ erfahren eine höchst folgenreiche Geschlechtsumwandlung und das neue „Rotkäppchen“ heiratet wahrscheinlich ihren geliebten Wolf.

Kei Ishiyamas Grimm-Parodien haben mittlerweile Nachfolger in der deutschen Manga-Szene gefunden: „So hat David Füleki 2012 mit dem bezeichnenden Titel „Blutrotkäppchen“ das Grimm’sche Vorbild in Form einer Slasher-Komödie inszeniert, die in einem wilden ‚Märchen-Monster-Massaker‘ endet. Bereits 2011 veröffentlichte Tokyopop einen ‚Grimms Manga‘-Sonderband, an dem sich einige der namhaftesten Eleven des Manga-Stils aus dem deutschsprachigen Raum mit jeweils eigenen Märchen-Neuerzählungen beteiligten.“

Auch die genre-typischen Erzählformen und Darstellungsweisen der Manga nahm Dolle-Weinkauff unter die Lupe: „Die Geschichten zeichnen sich durch höchst rasante Bildfolgen mit dynamischen Layouts aus, die mit gefühlig-ruhigen Passagen wechseln. Die vermenschlichten Tiere werden dabei gründlich nach dem Niedlichkeitsprinzip (japanisch ‚kawai‘) verformt, und die weiblichen Hauptfiguren erhalten ein Design von zartestem Körperbau und Physiognomien mit den bekannten treuherzigen, tellergroßen Augen.“ Erstaunlich auch, was aus den im deutschen Märchen meist etwas bieder geratenen männlichen Protagonisten wird: „Sie sind durchgängig geformt nach dem Modell des Bishônen, des – beinahe unnahbar – schönen Jünglings, der in der luziden Gestalt des Märchenprinzen seine höchste Vollendung erreicht.“

Informationen: Dr. Bernd Dolle-Weinkauff, Institut für Jugendbuchforschung, Campus Westend, Tel. (069) 798-33001, dolle-weinkauff@rz.uni-frankfurt.de

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Veranstaltungen

Dez 13 2012
15:32

Öffentliche Weihnachtsvorlesung der Pharmazeuten Theo Dingermann und Dieter Steinhilber widmet sich der Krankheitsgeschichte eines prominenten deutschen Rockmusikers. Freitag, 14. Dezember, 10 Uhr, Campus Riedberg

Wolfgang Niedeckens Schlaganfall

FRANKFURT. „Wie aus heiterem Himmel“: So lautet der Titel einer ungewöhnlichen Vorlesung, die am Freitag auf dem Campus Riedberg stattfindet. Die Pharmazeuten Prof. Theo Dingermann und Prof. Dieter Steinhilber sprechen über das Thema Schlaganfall und rücken dabei einen Künstler und Musiker in den Fokus, der wohl jedem Zuhörer bekannt sein dürfte. Wolfgang Niedecken, Sänger der Kölschrock-Band BAP, erlitt 2011 einen Schlaganfall. Wie es dazu kam, erläutern Dingermann und Steinhilber in ihrer Vorlesung.

Die Vorlesung „Wie aus heiterem Himmel“ beginnt am

Freitag, 14. Dezember, 10 Uhr, in Hörsaal B1, im Biozentrum auf dem Campus Riedberg der Goethe-Uni, Max-von-Laue Straße 9.

Seit sieben Jahren laden die beiden Professoren Dieter Steinhilber und Theo Dingermann vom Institut für Pharmazeutische Chemie an der Goethe-Universität Frankfurt im Dezember ihre Studenten und auch andere interessierte Gäste zu einer Weihnachtsvorlesung ein.  Thematisch geht es dabei stets um Suchtverhalten oder um Krankheiten aus Sicht der Wissenschaft und um die Verantwortung des Einzelnen für die eigene Gesundheit. Medizinische Aspekte verknüpfen die Professoren mit der Biografie betroffener bekannter Musiker, darunter zuletzt Michael Jackson, Freddie Mercury oder George Harrison.

Ein Interview mit Dingermann und Steinhilber zur Krankheitsgeschichte von Elvis Presley ist gerade aktuell im UniReport erschienen: www.unireport.info/44376478/unireport_6-12.pdf

Hochschulpolitische Themen

Dez 13 2012
15:23

Goethe-Universität stärkt mit Zeitung in neuem Format Debatten zu aktuellen Bildungs- und Hochschulthemen

Hochschulranking im Widerstreit

FRANKFURT. Sind Hochschulrankings nützliche Orientierungshilfen für Studieninteressierte? Oder stellen sie eine mangelhafte Form der Beurteilung wissenschaftlicher Leistungen dar? In der aktuellen Ausgabe des UniReport streiten der Soziologe Prof. Sighard Neckel (Goethe-Universität) und Prof. Frank Ziegele (Geschäftsführer CHE Zentrum für Hochschulentwicklung) über eines der wohl prominesten Rankings. Während Neckel dem CHE Hochschulranking methodische Mängel und falsche Vergleiche vorwirft, verteidigt Ziegele das Ranking als differenzierte Sichtweise auf die Hochschullandschaft. 

„Mit solchen Kontroversen im UniReport wollen wir künftig stärker den universitären Meinungs- und Willensbildungsprozess begleiten“, betont Olaf Kaltenborn, Pressesprecher der Goethe-Universität. Die aktuelle Ausgabe der Universitätszeitung präsentiert sich in einem moderneren Layout. Interviews mit interessanten Persönlichkeiten der Zeitgeschichte sollen künftig das journalistische Profil der Zeitung stärken. In der aktuellen Ausgabe stellt sich der designierte DFG-Präsidenten Prof. Peter Strohschneider, der die 1. Dagmar Westberg-Professur im Wintersemester an der Goethe-Universität übernommen hat, den Fragen der Redaktion.

Weitere Themen der aktuellen Ausgabe:

  • Studierende der Goethe-Universität schreiben viel beachtetes Buch über ihre Migrationsgeschichte.
  • Integrative Pilzforschung: Ein neues LOEWE-Projekt erforscht die vielfältigen Seiten von Pilzen.
  • Prominente und ihre Krankheitgeschichten: Elvis Presley und sein Weg ins Metabolische Syndrom.
  • Unter 18: Minderjährige Studierende machen ihre ersten Erfahrungen an der Goethe-Universität.

Die aktuelle Ausgabe des UniReport steht zum kostenlosen Download bereit unter http://www.unireport.info/44376478/unireport_6-12.pdf

Kontakt: Dr. Dirk Frank, Pressereferent, Pressereferent /stv. Leiter, Abteilung Marketing und Kommunikation, Tel. (069) 798-23753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

Forschung

Dez 13 2012
11:10

Das Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ erscheint pünktlich zum 200-jährigen Jubiläum der Grimm’schen Kinder- und Hausmärchen

Von Märchen und Mythen

FRANKFURT. Pünktlich zum Jubiläum von Grimms Märchen, die zum ersten Mal im Dezember 1812 als „Kinder- und Hausmärchen“ erschienen sind, beschäftigen sich Literaturwissenschaftler in der gerade erschienenen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“ damit, wie sich dieser literarische Fundus im Laufe der Jahrhunderte verändert hat. „Märchen und Mythen“ ist das Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins der Goethe-Universität (3/2012). Am Beispiel der nordischen „Edda“, zu der zwei verschiedene auf Altisländisch verfasste literarische Werke gehören, zeigen die Frankfurter Skandinavistinnen, wie Mythen buchstäblich in jeden Winkel der Kultur vordringen.

Die Themen:

Blick in die Frankfurter Edda-Sammlung

Die beiden literarischen Edda-Werke aus dem 13. Jahrhundert überliefern den größten erhaltenen Schatz an nordischer Mythologie und Heldensage. Gern für „germanisch“ gehalten sind diese Stoffe seit dem 18. Jahrhundert weit über Island hinaus bekannt. Das spiegelt sich auch in den mehr als 1200 Objekten der Frankfurter Edda-Sammlung im Institut für Skandinavistik an der Goethe-Universität. Prof. Dr. Julia Zernack und Dr. Katja Schulz zeigen in ihrem Beitrag, wie die verschiedenen Objekte der sehr heterogen Sammlung sich gegenseitig beleuchten und wie sie eine Rezeptionsgeschichte durch die Jahrhunderte dokumentieren.  

Grimms Märchenideal im Biedermeier

Was die beiden Hessen Jakob und Wilhelm Grimm als reine „Volkspoesie“ darboten, war ihr literarisches Kunstwerk. Sie waren davon überzeugt, mit ihrem neuen Märchenideal das ursprüngliche Wesen des Märchens erfasst zu haben. Gesellschaftliche Bezüge wurden aus ihren Märchen verbannt, ihnen ging es allein darum, die fernliegende Vergangenheit widerzuspiegeln, wie der Germanist Prof. Hans-Heino Ewers in seinem Artikel analysiert. Den Erwachsenen im bürgerlichen Biedermeier gefiel genau diese Perspektive: Sie genossen den wehmütigen Rückblick auf eine vormoderne Vergangenheit, den Reiz eines naiven Wunderglaubens und ein Dasein jenseits von Sexualität und Triebhaftigkeit.

Die Grimms und die Manga

Dass Grimms Märchen auch in den japanischen Comic Eingang fanden, hängt mit dem Wesen des modernen Manga als einer Form der globalisierten Populär- und Jugendkultur zusammen. Was in westlichen Ländern als Comic japanischer Herkunft entgegentritt, spiegelt aber auch oft amerikanische und europäische Einflüsse wider. Dr. Bernd Dolle-Weinkauff beschäftigt sich fast 30 Jahren mit der Comic-Forschung und dazu gehören auch die Manga.

Grimms Märchen in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur

Was alles unter der literarischen Marke »Märchen« auf dem Kinder- und Jugendbuch-Markt firmiert, ist äußerst variantenreich – vom Wimmelbuch im Großformat bis zum SMS-Märchen in 160 Zeichen. Neben dem üblichen Dauersortiment tun sich auch immer mehr Parallelwelten zu den Grimm’schen Märchen auf: Dazu gehören beispielsweise die Märchen-Lovestories für Mädchen, in denen Märchen-Figuren als Strippenzieherinnen in der realen Welt auftreten, ebenso wie die Einbindung der Brüder Grimm in Jugendthriller. Die Verlage suchen Kontakt zum jungen Publikum über vielfältige crossmediale Angebote, Apps und Fanclubs im Netz bedienen den modernen Märchen-User. Wie sich das Angebot gewandelt hat, beschreibt die Literaturwissenschaftlerin Dr. Claudia Maria Pecher, die auch Vorstandsmitglied der Märchen-Stiftung Walter Kahn ist.

Was Film- und Fernsehproduktionen aus Märchen machen

Auch in Film und Fernsehen erleben Märchen eine Renaissance. Die Filme knüpfen an das an, was Kindern und Erwachsenen aus mündlicher Überlieferung und Lektüre vertraut ist, und beleben den Stoff auf ihre Art neu. Während die Filme von ARD und ZDF, die insbesondere zur Weihnachtszeit ausgestrahlt werden, noch relativ nah an die Textvorlagen der Brüder Grimm angelehnt sind, entfernen sich amerikanische Serien und Filme immer weiter von den Quellen. Häufig entsteht daraus ein Genre-Mix aus klassischen Märchen, Mythen und Populärkultur verknüpft mit Fantasy-Elementen, wie die Kinder- und Jugendbuchforscherin Anke Harms zeigt.

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Veranstaltungen

Dez 13 2012
11:02

Frankfurter Bürger-Universität diskutiert die Doppelkrise, u.a. mit Sahra Wagenknecht und Otmar Issing

Von der Banken- zur Staatsschuldenkrise?

FRANKFURT. Die Hauptreihe der Frankfurter Bürger-Universität Demokratie im Würgegriff der Finanzmärkte? sorgt für reichlich Gesprächsstoff. Experten und zahlreiche Bürger – zuletzt wieder knapp 300 - nutzen die Möglichkeit zur öffentlichen Diskussion. Aufgrund der überraschenden Resonanz musste sogar der ursprünglich vorgesehene Veranstaltungsort gewechselt werden. Die Reihe findet nun bis zu ihrem Ende am 28.1. 2013 dauerhaft im Hörsaal V auf dem Campus Bockenheim der Goethe-Universität statt.

Die kommende Veranstaltung darf mit Sicherheit als ein Highlight der gesamten Reihe betrachtet werden! Enteignung der öffentlichen Hand – Von der Banken- zur Staatsschuldenkrise?, mit dieser Frage wird sich am kommenden Montag eine hochkarätige Expertenrunde beschäftigen. Anwesend sein werden: Dr. Sahra Wagenknecht, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende von der Partei „Die Linke“ im Bundestag, Prof. Otmar Issing, der ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Bundesbank und Chefökonom der Europäischen Zentralbank, Dr. Christopher Pleister, Vorsitzender des Leitungsausschusses des Finanzmarktstabilisierungsfonds, sowie der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Mark Wahrenburg. Letzterer wird zu Beginn der Veranstaltung mit einem Kurzvortrag eine erste thematische Einordnungen vornehmen. In der Veranstaltung soll der Werdegang der aktuellen Krise nochmals nachgezeichnet werden. Gefragt werden muss auch, ob es sich hier tatsächlich um zwei getrennten Krisen handelt: Einer Banken- und einer Staatsschuldenkrise? Welche Wechselwirkungen sind vorhanden und welche davon wurden sogar bewusst konstruiert?

Enteignung der öffentlichen Hand – Von der Banken- zur Staatsschuldenkrise?

  • Prof. Mark Wahrenburg, Wirtschaftsexperte an der Goethe-Universität mit Schwerpunkt Risikomanagement
  • Dr. Sahra Wagenknecht, stellvertretende Fraktionsvorsitzende „Die Linke“, u.a. Autorin von „Freiheit statt Kapitalismus“.
  • Prof. Otmar Issing, Präsident des Center for Financial Studies und Berater der Bundesregierung
  • Dr. Christopher Pleister, Vorsitzender des Leitungsausschusses der Finanzmarktstabilisierungsanstalt
  • sowie den Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern

Moderation: Lisa Nienhaus, Wirtschaftsredakteurin Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung .

am: Montag, 17. Dezember 2012, um 19.30 Uhr

Neuer Veranstaltungsort: Hörsaal V, Hörsaalgebäude Campus Bockenheim, Mertonstraße 17 - 21

An insgesamt sechs Abenden greift die Diskussionsreihe der Frankfurter Bürger-Universität wichtige Aspekte eine der global drängendsten Fragen unserer Zeit auf. Beleuchtet werden sollen die Leitaspekte der gegenwärtigen Finanzkrise, die auch zu einer Krise der westlichen Demokratie geworden scheint. Wer kontrolliert Banken und Ratingagenturen? Ist es die Gier, die unser gesellschaftliches Zusammenleben ruiniert? Und welche Rolle spielt die Wissenschaft? Muss Forschung Politik und Öffentlichkeit mehr Orientierung geben? Oder ist der Protest der Occupy-Bewegung der richtige Weg, um sich aus dem immer stärker werdenden Griff des Finanzsystems zu befreien?

„Demokratie im Würgegriff der Finanzmärkte? - Diskussionsreihe mit Experten und Bürgern“

  • 14. Januar 2013
    Wissenschaft als Krisenhelfer
    Muss Forschung Politik und Öffentlichkeit mehr Orientierung geben?
    u.a. mit Prof Tilman Allert (Soziologe), Prof. Andreas Hackethal (Wirtschaftswissenschaftler) und Karlheinz Weimar (Hessischer Finanzminister a.D.)
  • 28. Januar 2013
    Was hat´s gebracht
    Occupy als Anfang einer neuen Bürgerbewegung?
    u.a. mit Prof. Axel Honneth (Philosoph), Prof. Werner Plumpe (Historiker) und Jan Umsonst (Occupy Frankfurt); mit einem Nachwort von OB Feldmann

Beginn jeweils um 19.30 Uhr / Eintritt frei

Wichtiger Hinweis: Veranstaltungsort ist immer Raum V, Hörsaalgebäude Campus Bockenheim, Mertonstraße 17 - 21

Das komplette Programm der 7. Frankfurter Bürger-Uni: www.buerger.uni-frankfurt.de

Forschung

Dez 12 2012
09:25

Bisexualität erhöht den Fortpflanzungserfolg des Atlantikkärpflings

Homosexuelles Verhalten macht männliche Fische attraktiv

FRANKFURT. Die Anzahl an Nachkommen gilt in der Evolutionsbiologie als die ultimative Einheit für den Erfolg eines Individuums. Deshalb gab das Auftreten homosexuellen Verhaltens Wissenschaftlern lange Zeit Rätsel auf. Frankfurter Evolutionsbiologen um David Bierbach und Privatdozent Dr. Martin Plath haben nun herausgefunden, warum sich homosexuelles Verhalten für Männchen lohnen kann: Sexuelle Aktivität an sich ist ein Qualitätsmerkmal, das gesunde von kranken und unterernährten Partnern unterscheidet.

„Vordergründig sollte homosexuelles Verhalten, obwohl es bei nahezu allen Tierarten zu finden ist, den Fortpflanzungserfolg eines Individuums vermindern“, sagt Martin Plath. Beispielsweise bevorzugen Weibchen des Atlantikkärpflings (Poecilia mexicana) Männchen als Paarungspartner, die zuvor sexuell mit anderen Weibchen interagiert haben – ein Verhalten, das in der Wissenschaft als Partnerwahlkopieren bekannt ist und auch für den Menschen als „Ehering-Effekt“ beschrieben wurde. Wieso zeigen dann Männchen des Atlantikkärpflings sowohl hetero- als auch homosexuelles Verhalten? Und warum tritt dieses Verhalten auch bei vielen anderen Tierarten auf?

Die Frankfurter Forscher spielten in ihrer Studie Kärpfling-Weibchen verschiedene Videoanimationen vor, auf denen Männchen entweder mit einem Weibchen oder einem anderen Männchen sexuell interagierten. Dabei fanden sie heraus, dass Weibchen auch solche Männchen attraktiver finden, die sie bei homosexuellen Verhaltensweisen mit anderen Männchen beobachten konnten. „Dies zeigt, dass das sexuelle Verhalten der Männchen beziehungsweise deren sexuelle Aktivität an sich für Weibchen ein Qualitätsmerkmal darstellt, denn kranke oder unterernährte Männchen zeigen kaum Sexualverhalten“, so David Bierbach.

Die Forscher vermuten, dass sich vor allem weniger attraktive Männchen dieser Paarungsstrategie bedienen; sie versuchen, ihren Fortpflanzungserfolg durch die attraktivitätssteigernde Wirkung von homosexuellem Verhalten zu erhöhen. Martin Plath kommt zum Schluss: „Homosexualität – oder vielmehr Bisexualität – stellt eine dem normalen Verhaltensrepertoire entsprechende Verhaltensweise der Männchen dar. Dass die Weibchen sowohl andere Weibchen, als auch homosexuell aktive Männchen bei der Partnerwahl kopieren, erklärt die Bisexualität im männlichen Geschlecht. Und zwar nicht nur bei Fischen, sondern möglicherweise auch bei anderen Tierarten.“

Studie: Bierbach D, Jung CT, Hornung S, Streit B, Plath M. 2012 Homosexual behaviour increases male attractiveness to females. Biol Lett 20121038. http://dx.doi.org/10.1098/rsbl.2012.1038

Informationen: David Bierbach, PD Dr. Martin Plath, Institut für Ökologie, Evolution und Diversität, Campus Riedberg, Tel: (069) 798-42172 - 42169; Bierbach@bio.uni-frankfurt.de; mplath@bio.uni-frankfurt.de.



Personalia/Preise

Dez 6 2012
15:23

Prof. Ivan Dikic findet neue Zielstrukturen für die Medikamententwicklung

Frankfurter Krebsforscher erhält höchstdotierten deutschen Forschungspreis

FRANKFURT. Der Frankfurter Professor für Biochemie Ivan Dikic erhält den mit 2,5 Millionen Euro dotierten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2013. Das gab der Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) heute in Bonn bekannt. Präsident Prof. Werner Müller-Esterl gratulierte seinem Fachkollegen: „Ivan Dikic verkörpert für mich den Idealtypus eines forschungsaktiven Mediziners, der sich mit viel Enthusiasmus und schier unerschöpflicher Kraft für die Sache von Forschung und Lehre einsetzt. Ich schätze an ihm Originalität und konzeptionelles Denken, gepaart mit Führungsqualität und Durchsetzungsvermögen.“ Müller-Esterl freut sich auch aus persönlichen Gründen: Beide verbindet seit vielen Jahren eine enge Forschungspartnerschaft. Nicht zuletzt folgte Dikic Müller-Esterl auf dessen Lehrstuhl für Biochemie 2, als dieser 2009 Präsident der Goethe-Universität wurde.

Einst war sie als “ Todeskuss für Proteine” bekannt: die Markierung von Proteinen mit dem kleinen Signalmolekül Ubiquitin (Ubiquitinierung), die sie für die Vernichtung im molekularen Schredder der Zelle, dem Proteasom, freigab. Inzwischen weiß man, das Ubiquitin an den vielfältigsten Signalmechanismen der Zelle mitwirkt. Mit seinen Pionierarbeiten auf diesem Gebiet hat Ivan Dikic gezeigt, wie der Ubiquitin-Code in Zellen entschlüsselt wird. Von ihm stammt die Idee, dass gebundenes Ubiquitin von spezialisierten Domänen im Protein erkannt werden muss, damit seine Botschaft dekodiert und ein entsprechender Auftrag von der Zelle erfüllt werden kann. Indem Dikic seine Hypothese konsequent verfolgte, konnte er rasch Ubiquitin-bindende Domänen in mehr als 200 Proteinen identifizieren und deren Bedeutung sowohl in normalen physiologischen Prozessen als auch bei der Entstehung zahlreicher Erkrankungen nachweisen. Dazu gehören Krebs, neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson, bakterielle Infektionen und Entzündungen.

Ivan Dikic machte sich also in jungen Jahren einen ausgezeichneten Namen auf dem Gebiet der Signaltransduktion, der Übertragung von Signalen in der Zelle. Er leistete fundamentale Beiträge zur Aufklärung der Funktion von Rezeptoren, die an der Zelloberfläche verschiedenste Moleküle erkennen. Er identifizierte auch mehrere Enzyme, die in Signalketten zur Regulation des Zellwachstums wichtig sind. Weiterhin klärte er einen Mechanismus der DNA-Reparatur auf, der bei Erkrankungen wie der Erbkrankheit Xeroderma pigmentosum eine zentrale Rolle spielt.

2008 erregte eine Publikation des aus Kroatien stammenden Forschers in der angesehenen Zeitschrift „Nature“ großes Aufsehen. Im Rahmen einer internationalen Kooperation gelang es Dikic, einen seit langem gesuchten Rezeptor auf dem Proteasom zu finden. Ist dieser defekt, können neurodegenerative Erkrankungen auftreten. Diese und Dikic’s frühere Arbeiten auf diesem Gebiet eröffnen neue Perspektiven für die Identifizierung innovativer Zielstrukturen bei der Medikamentenentwicklung.

Dikics Labor gehört auch zu den Vorreitern bei der Erforschung linearer Ubiquitin-Ketten, die in Fachkreisen als große Überraschung aufgenommen wurden. Er lieferte strukturelle, biochemische und genetische Beweise für die physiologische Wirkung der linearen Ubiquitinierung und erklärte, warum Mutationen auf diesem Signalweg chronische Dermatitis, Immundefekte und die Entzündung von Organen verursachen können. In seinem Labor wurden Rezeptoren identifiziert, die „verklumpte“ Proteine erkennen und für die zelluläre Vernichtungsmaschinerie markieren. Dies geschieht durch Autophagie, einen Selbstverdauungsmechanismus der Zelle. Diese Arbeiten erstrecken sich auch auf pathogene Bakterien. In einer bahnbrechenden Arbeit entdeckte seine Gruppe einen Abwehrmechanismus gegen Salmonella enterica, eine der häufigsten Ursachen für Magen-Darm-Erkrankungen beim Menschen.

Ivan Dikic studierte Medizin und promovierte 1991 an der Universität Zagreb in Kroatien. Im Labor von Prof. Joseph Schlessinger an der New York University schloss er 1995 seine zweite, naturwissenschaftliche Promotion (Ph.D.) ab. In der Zeit von 1997-2002 war er als Assoziiertes Mitglied und Nachwuchsgruppenleiter am Ludwig Institute for Cancer Research in Uppsala/Schweden tätig. Seit 2002 ist er Professor für Biochemie am Institut für Biochemie II der Goethe-Universität.

Als Leiter der Arbeitsgruppe „Molecular Signaling“ hat sich Prof. Dikic aktiv an der Etablierung neuer Forschungsschwerpunkte an der Universität beteiligt. 2009 übernahm er zusätzlich die Aufgaben des „Scientific Directors“ des aus dem Exzellenzclusters „Makromolekulare Komplexe“ hervorgegangenem Buchmann Institute for Molecular Life Sciences. Bei seiner wissenschaftlichen Tätigkeit setzt er sich nachhaltig für die Förderung des akademischen Nachwuchses ein. Seit Jahren organisiert er die weltweit beachtete „Dubrovnik Conference on Signaling“, die sich zu einem lebendigen Forum des Austauschs zwischen Wissenschaftlern aus Ost- und West-Europa entwickelt hat.

Ausdruck der Wertschätzung seiner wissenschaftlichen Aktivitäten sind die Ernennung zum Mitglied der European Molecular Biology Organization (EMBO) im Jahr 2004 und die Aufnahme als Mitglied in die Akademie der Naturforscher Leopoldina 2010 sowie zahlreiche nationale und internationale Preise, wie das Forschungsstipendium des Boehringer Ingelheim-Fonds (Stuttgart, 1997), der schwedische Lilla Fernström-Preis (Lund, 2002), der Wissenschaftspreis der GlaxoSmithKline-Stiftung (München, 2006), der Award for Outstanding Achievement in Cancer Research der American Association for Cancer Research (Washington, 2006), der Young Cancer Researcher Award der European Association for Cancer Research (Budapest, 2006), dem Sir Hans Krebs-Preis (Hannover 2009), und die erst kürzlich bekanntgegebene Verleihung des William C Rose Award 2013 der Amerikanischen Gesellschaft für Biochemie und Molekulare Biologie.

Ivan Dikic wird als 14. Wissenschaftler der Goethe-Universität mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet. 1986 erhielten der Philosoph Jürgen Habermas und der spätere Nobelpreisträger und Biochemiker Hartmut Michel den begehrten Preis. Es folgten der Historiker Lothar Gall (1988), der Physiker Reinhard Stock und der Neurowissenschaftler Heinrich Betz (beide 1989), der Rechtshistoriker Michael Stolleis (1991), der Mathematiker Claus-Peter Schnorr (1993), der Physiker Theo Geisel (1994), der Chemiker Christian Griesinger (1998), der Paläontologe Volker Mosbrugger (1999), die Biologin Stefanie Dimmeler (2005), der Historiker Bernhard Jussen (2007), der Wirtschaftswissenschaftler Roman Inderst (2010) und der Philosoph und Politikwissenschaftler Rainer Forst (2012).

Bilder zum Download finden Sie hier.

Informationen: Prof. Ivan Dikic, Institut für Biochemie II, Campus Niederrad, Tel.: (069) 6301-5652, ivan.dikic@biochem2.de oder lipke@em.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Dez 6 2012
15:15

Frankfurter Bürger-Universität der Goethe-Universität diskutiert über den Schaden und Nutzen eines unkontrollierten Strebens nach Mehr

Wie viel Gier verträgt die Gesellschaft?

FRANKFURT. Die Frankfurter Bürgeruniversität Demokratie im Würgegriff der Finanzmärkte? der Goethe-Universität deckt die Mechanismen hinter der Finanzkrise auf und schafft für Bürgerinnen und Bürgern die Gelegenheit, mit erstklassigen Experten ins Gespräch zu kommen. Bei den ersten beiden Veranstaltungen machten insgesamt bereits rund 900 Menschen von dieser Möglichkeit Gebrauch. Aufgrund der enormen Resonanz musste sogar der ursprünglich vorgesehene Veranstaltungsort gewechselt werden. Die Reihe findet seit dem 26.11. bis zu ihrem Ende am 28.1. 2013 nun dauerhaft statt im Hörsaal V auf dem Campus Bockenheim der Goethe-Universität!

Bei der dritten Veranstaltung geht es am Montag, den 10. Dezember ab 19.30 Uhr um das Thema „Gier“. Seit Beginn der Krise wird die Schuld an der Finanzmisere immer wieder der „Gier der Banker“ zugeschrieben. Auch Bundeskanzlerin Merkel sah die Lage auf den Finanzmärkten durch „Gier und verantwortungslose Spekulationen“ bestätigt.

Falsche Anreize - Ruiniert Gier die Basis unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens?, unter diesem Titel will die Frankfurter Bürger-Universität die Rolle des Faktors Gier genauer betrachten. Ist das Streben nach Mehr grundsätzlich schlecht? Oder ist der Mensch nicht schon von Natur aus ein Nutzenmaximierer? Wie also umgehen mit diesem brennenden Gier-Gefühl?

Eine Einführung und erste Einschätzung dazu kommt von dem renommierten Frankfurter Soziologen Prof. Sighard Neckel, der sich mit dem Thema Gier ausführlich wissenschaftlich beschäftigt hat. Weiter vertieft werden soll das so komplexe wie interessante Thema in der anschließenden Diskussion mit:

  • Prof. Sighard Neckel, Soziologe
  • Prof. Guido Friebel, Wirtschaftswissenschaftler
  • Prof. Rolf Haubl, Sozialpsychologe
  • Prof. Stefan Alkier, Evangelischer Theologe
  • sowie den Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern
  • Moderation: Dr. Rainer Hank, Ressortleiter Wirtschaft und Finanzen der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

 

am: Montag, 10. Dezember 2012, um 19.30 Uhr
Neuer Veranstaltungsort:
     Hörsaal V, Hörsaalgebäude Campus Bockenheim, Mertonstraße 17 - 21

An insgesamt sechs Abenden greift die Diskussionsreihe der Frankfurter Bürger-Universität wichtige Aspekte eine der global drängendsten Fragen unserer Zeit auf. Beleuchtet werden sollen die Leitaspekte der gegenwärtigen Finanzkrise, die auch zu einer Krise der westlichen Demokratie geworden scheint. Wer kontrolliert Banken und Ratingagenturen? Ist es die Gier, die unser gesellschaftliches Zusammenleben ruiniert? Und welche Rolle spielt die Wissenschaft? Muss Forschung Politik und Öffentlichkeit mehr Orientierung geben? Oder ist der Protest der Occupy-Bewegung der richtige Weg, um sich aus dem immer stärker werdenden Griff des Finanzsystems zu befreien?

„Demokratie im Würgegriff der Finanzmärkte? - Diskussionsreihe mit Experten und Bürgern“

  • 17. Dezember 2012
    Enteignung der öffentlichen Hand
    Von der Banken zur Staatsschuldenkrise?
    u.a. mit Prof. Otmar Issing (ehem. Chefvolkswirt der Deutschen Bundesbank, Dr. Christopher Pleister (Vorsitzender des Leitungsausschusses der Finanzmarktstabilisierungsanstalt) und Dr. Sahra Wagenknecht (stellvertr. Fraktionsvorsitzende „Die Linke“ im Deutschen Bundestag)
  • 14. Januar 2013
    Wissenschaft als Krisenhelfer
    Muss Forschung Politik und Öffentlichkeit mehr Orientierung geben?
    u.a. mit Prof Tilman Allert (Soziologe), Prof. Andreas Hackethal (Wirtschaftswissenschaftler) und Karlheinz Weimar (Hessischer Finanzminister a.D.)
  • 28. Januar 2013
    Was hat´s gebracht
    Occupy als Anfang einer neuen Bürgerbewegung?
    u.a. mit Prof. Axel Honneth (Philosoph), Prof. Werner Plumpe (Historiker) und Jan Umsonst (Occupy Frankfurt); mit einem Nachwort von OB Feldmann

Beginn jeweils um 19.30 Uhr / Eintritt frei

Wichtiger Hinweis: Veranstaltungsort ist immer Raum V, Hörsaalgebäude Campus Bockenheim, Mertonstraße 17 - 21

Das komplette Programm der 7. Frankfurter Bürger-Uni: www.buerger.uni-frankfurt.de