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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
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Personalia/Preise

Aug 6 2014
17:52

„Writing Fellows“ verhilft Studierenden zu einem besseren Schreibstil

„Hochschulperle“ für Frankfurter Schreibprojekt

FRANKFURT. Wie baut man einen Text schlüssig auf? Wie schreibt man verständlich und dennoch wissenschaftlich? Derlei Fragen stellen sich Studierende nicht nur beim Verfassen ihrer ersten Seminararbeiten. An der Goethe-Universität Frankfurt werden diese Fragen seit dem Sommersemester mit Hilfe von 'Writing Fellows' beantwortet: Speziell geschulte Peer Tutoren des Schreibzentrums unterstützen Lehrende aus verschiedenen Fächern dabei, ihre Seminarteilnehmer beim Schreiben wissenschaftlicher Texte enger zu begleiten. Dieses Angebot des Schreibzentrums, das zeitgleich auch in Frankfurt an der Oder eingeführt wurde, ist jetzt mit der „Hochschulperle“ des Monats August ausgezeichnet worden. Damit würdigt der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft das Projekt als beispielhaft und innovativ.

„Die Auszeichnung freut uns natürlich sehr. Sie trägt hoffentlich dazu bei, dass auch an anderen Orten ein solches Angebot entsteht“, so die beiden Initiatorinnen und Leiterinnen des Schreibzentrums, Dr. Stephanie Dreyfürst und Dr. Nadja Sennewald. Besonders erfreulich sei, dass das Projekt gleich zu Beginn eine solche Würdigung erfahre. Nach einem ersten 'Testlauf' im vergangenen Wintersemester ging das Angebot zum vergangenen Sommersemester an den Start. Sechs Studierende, die im Schreibzentrum zu „Writing Fellows“ weitergebildet wurden, können nun in ausgewählten Seminaren Lehrende bei der Vermittlung des wissenschaftlichen Schreibens im Fach unterstützen. Auch die Lehrenden durchlaufen eine Schulung, in der sie auf die Zusammenarbeit mit den Fellows vorbereitet werden. „Einer unserer Grundsätze im Programm lautet, dass die Fellows nicht aus dem selben Fach wie der Fachlehrende kommen dürfen“, sagt Sennewald, denn für die fachlichen Inhalte des Seminars bleibe der Dozent oder die Dozentin die Expertin.

In Abstimmung mit dem Lehrenden geben die Studierenden ihrem Writing Fellow während des Semesters zwei kleinere Schreibaufgaben ab und bekommen darauf jeweils ein schriftliches Textfeedback mit Hinweisen für die Überarbeitung. Das wohlwollende Feedback und die Übung kleinerer Aufgaben nehme auch die Angst vor der großen abschließenden Seminararbeit, so Dreyfürst. Durch gezieltes Feedback werde der Blick dafür geschult, welche Fragen zu stellen sind, wie man schlüssig argumentiert und nach welchen Kriterien Texte verbessert werden können. Am Ende des Kurses geben die Studierenden ihrem Seminarleiter ein Portfolio ab, das diesem einen guten Überblick über den individuellen Lernfortschritt der Studierenden vermittelt.

Das Konzept für die Writing Fellows stammt ursprünglich aus den USA. Gemeinsam mit dem Schreibzentrum an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder wurden vor dem Start Fachleute von der Universität Maddison/Wisconsin eingeladen, die aus ihrer 35-jährigen Erfahrung mit dem Writing Fellows-Programm berichteten. „Die Uni dort hat eine ähnliche Größe wie die Goethe-Universität. Aber dort arbeiten im Schreibzentrum 110 Mitarbeiter, bei uns bislang knapp 20“, so Dreyfürst und Sennewald. Dennoch könne man auch mit einem halben Dutzend Writing Fellows innovative Lehrkonzepte in die Fächer bringen und die Studierenden nachhaltig beim wissenschaftlichen Schreiben unterstützen, so das Fazit der beiden Preisträgerinnen.

Der Preis „Hochschulperle“ des Monats ist nicht dotiert. Am Ende des Jahres wird jedoch über eine Abstimmung im Internet der Preisträger der „Hochschulperle des Jahres“ ermittelt. Der Sieger erhält 3000 Euro. (www.hochschulperle.de)

Informationen: Dr. Stephanie Dreyfürst, Tel.: (069) 798-32845, dreyfuerst@lingua.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Aug 5 2014
16:53

Austausch über Erfolgsfaktoren für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

UniWiND-Tagung 2014 an der Goethe-Universität

FRANKFURT. „Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses 2.0“ – so lautet das Thema der diesjährigen öffentlichen Tagung des Universitätsverbandes zur Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland (UniWiND e.V.). Unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Professor Dr. Johanna Wanka (CDU), laden UniWiND und die Goethe-Universität in Frankfurt am Main vom 1.-2. Oktober 2014 zu einem universitätsübergreifenden Austausch über Erfolgsfaktoren, Chancen und Herausforderungen für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland ein.

Die Doktorandenqualifizierung in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren maßgeblich verändert. Neben dem Modell der sogenannten Individualpromotion wurden vielfältige Promotionswege geschaffen. Impulse durch Förderlinien und Programme von Bund, Ländern und Förderern des Wissenschaftssystems haben die Entstehung von strukturierten Promotionsprogrammen (Graduiertenkollegs, Graduiertenschulen) und zentralen, fachübergreifenden Graduierteneinrichtungen unterstützt. Elemente der strukturierten Doktorandenausbildung wurden auf Gesamtuniversitätsebene übertragen.

Die UniWiND-Tagung 2014 bietet eine Plattform für eine Bestandsaufnahme und für einen vorsichtigen Blick in die Zukunft der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland. Im Vordergrund stehen unter anderem folgende Fragen: Was sind die Erfolgsfaktoren der bisherigen Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses? Welche Einrichtungen und Programme haben sich bewährt? Wie sieht es mit der Nachhaltigkeit der geschaffenen Strukturen im Bereich der Graduiertenförderung aus? Welche Visionen haben Bund, Länder, Förderer und Universitäten für die zukünftige Nachwuchsförderung in Deutschland? Wie wollen Doktorandinnen und Doktoranden promovieren? Welche Maßnahmen sollten Universitäten ergreifen, um verschiedenste Karriereziele und -wege des wissenschaftlichen Nachwuchses zu berücksichtigen und aktiv zu gestalten?

„Die Mitgliedsuniversitäten haben in den vergangenen Jahren maßgebliche Veränderungsprozesse in Bezug auf die Doktorandenqualifizierung in Deutschland mitgestaltet“, bemerkt Prof. Erika Kothe, Vorsitzende von UniWiND und Prorektorin für Wissenschaftlichen Nachwuchs und Gleichstellung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Ich erwarte eine spannende Veranstaltung, in der wir über Strukturen, Programme und Konzepte diskutieren werden.“ Der stellvertretende Vorsitzende von UniWiND, Prof. Enrico Schleiff, Vizepräsident der Goethe-Universität, ergänzt: „Die UniWiND-Tagung ist ein Höhepunkt im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der Goethe-Universität. Dass die UniWiND-Tagung gerade im Gründungsmonat der Goethe-Universität an dem für Promovierende geschichtsträchtigen Ort durchgeführt wird, belegt auch, welchen Stellenwert die Goethe-Universität der Graduiertenförderung und UniWiND beimisst. Ich freue mich sehr auf den intensiven Dialog  zwischen UniWiND-Mitgliedseinrichtungen, aber auch mit den Akteuren der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland.“

Die Tagung ist offen für alle Interessierten. Anmeldungen zur Tagung über das Online-Anmeldeformular sind bis zum 31. August 2014 möglich unter http://uniwind.org/tagung2014.

Kontakt: Geschäftsstelle UniWiND/GUAT, Dr. Gunda Huskobla, c/o Graduierten-Akademie, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Johannisstraße 13, 07743 Jena

Tel.: 03641-930404. kontakt@uniwind.org; http://www.uniwind.org 

Weitere Informationen: http://uniwind.org/tagung2014 – Tagungsprogramm und Anmeldung

Veranstaltungen

Aug 4 2014
15:49

Große Fachkonferenz der „Internationalen Beziehungen“ mit 700 Wissenschaftlern. 6. bis 9. August, Goethe Universität

Gerechtigkeit, Frieden und Stabilität: Risiken und Chancen für die Politik

Medieneinladung

FRANKFURT. Die vom internationalen Fachverband World International Studies Committee (WISC) alle drei Jahre veranstaltete Konferenz „Global International Studies Conference“ wird vom 6. bis zum 9. August zum ersten Mal in Deutschland  stattfinden, an der Goethe-Universität Frankfurt. WISC ist ein internationaler Verband nationaler und regionalen Fachverbände von Politologen mit Spezialisierung im Feld der politikwissenschaftlichen Teildisziplin „Internationalen Beziehungen“. Diese deckt das gesamte Spektrum internationaler Politik und gesellschaftlicher Austauschbeziehungen im globalen Rahmen ab.

Die Konferenz findet bereits zum vierten Mal statt. Sie steht in diesem Jahr unter dem Thema „Justice, Peace and Stability: Risks and Opportunities for Governance and Development“. An der Goethe Universität beschäftigen sich mit diesen Themen unter anderem zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Institut für Politikwissenschaft sowie im Exzellenzcluster „Herausbildung normativer Ordnungen“. Von beiden Institutionen wurde der Kongress wesentlich gefördert.

WISC ist der einzige genuin globale Fachverband im Feld der „Internationalen Beziehungen“ mit rund 30 Mitgliedsverbänden aus allen Erdteilen. Erklärtes Ziel ist die Förderung wissenschaftlicher Kooperation, internationaler Vernetzung und des Wissens- und Erfahrungsaustausches innerhalb der Disziplin auf globaler und regionaler Ebene. Besonders berücksichtigt wird der Globale Süden. Die Integration von Wissenschaftlern aus Entwicklungsländern steht dabei im Fokus und wird durch Reisekostenzuschüsse gefördert. Insgesamt nehmen über 700 Wissenschaftler aus allen Kontinenten an der Konferenz teil. Begleitet wird die Tagung von einer Ausstellung renommierter Wissenschaftsverlage. Konferenzsprache ist Englisch.

WISC Fourth Global International Studies Conference
6.-9. August 2014; Goethe-Universität Frankfurt, Campus Westend, Casino

Medienvertreter werden folgende Diskussionsrunden empfohlen:

Plenary Roundtable
IR Theory Beyond the West? Prospects for a Global IR Discipline.
Mittwoch, 6. August, ab 19.00 Uhr, Raum: HZ2

Semi-Plenaries (Freitag, 16.15 Uhr) 
The Global Organization of International Studies: The Past, Present and Future of WISC. Raum: PEG 1G.191  

Frankfurt, Critical Theory and (I)nternational (R)elations.
Raum: House of Finance, Raum: DZ-Bank.

Current Issues in Nuclear Proliferation.
Raum: PEG 1G.192

Weitere Informationen: Ursula Stark Urrestarazu, Konferenzmanager, Institut für Politikwissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt, Tel. (069) 798 36 604, stark@soz.uni-frankfurt.de; www.fb03.uni-frankfurt.de/46347686/wisc

Forschung

Aug 4 2014
15:48

5-LO Inhibitoren eliminieren Zellen in Kultur und Mausmodell

Schwachstelle von Leukämie-Stammzellen entdeckt

FRANKFURT. Trotz verbesserter Therapien überlebt heute nur jeder zweite erwachsene Patient eine akute myeloische Leukämie (AML). Bei dieser Erkrankung, die überwiegend im höheren Lebensalter auftritt, beträgt die mittlere Überlebenszeit bei über 65Jährigen weniger als ein Jahr. Man geht davon aus, dass der Ausgangspunkt für einen Rückfall leukämische Stammzellen sind, die durch die Behandlung nicht restlos eliminiert werden können. Doch diese Zellen haben einen Schwachpunkt, wie ein Team aus Frankfurter Forschern herausgefunden hat: In der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift „Cancer Research“ berichten sie, dass das Enzym 5-Lipoxygenase (5-LO) für das Überleben von leukämischen AML-Stammzellen eine bedeutende Rolle spielt.

Die 5-LO ist durch ihre Rolle bei entzündlichen Erkrankungen wie Asthma bekannt. Ein Team um Dr. Martin Ruthardt von der Abteilung Hämatologie der Medizinischen Klinik II und Dr. Jessica Roos, Prof. Dieter Steinhilber und Prof. Thorsten Jürgen Maier vom Institut für Pharmazeutische Chemie konnte zeigen, dass in einer Untergruppe der AML die leukämischen Stammzellen selektiv und effizient mit 5-LO-Inhibitoren angegriffen werden können. Das konnte sowohl in Zellkulturmodellen als auch in Mausmodellen der Leukämie nachgewiesen werden.

„Diese Ergebnisse liefern die Grundlage für einen möglichen Einsatz von 5-LO-Inhibitoren als Stammzelltherapeutika zur nachhaltigen Heilung der AML, was jedoch in weiteren vorklinischen und klinischen Studien am Menschen weiter untersucht werden muss“, erklärt Dr. Ruthardt. „Außerdem sind weitere molekularbiologische Studien vorgesehen, mit dem Ziel, die Wirkungsweise der 5-LO Inhibitoren in den leukämischen Zellen exakt zu verstehen“, ergänzt Prof. Maier.

Publikation: Roos et al.: 5-lipoxygenase is a candidate target for therapeutic management of stem cell-like cells in acute myeloid leukemia, in Cancer Research, Published Online July 31 (2014), doi:10.1158/0008-5472.CAN-13-3012.

Informationen: PD Dr. Martin Ruthardt, Hämatologie/Medizinische Klinik II, Tel. +49/ 69/6301–5338, Email: ruthardt@em.uni-frankfurt.de oder Prof. Dr. Thorsten Jürgen Maier, Institut für Pharmazeutische Chemie, Campus Riedberg, Tel.: +49/69/7982-934, maier@pharmchem.uni-frankfurt.de.

Forschung

Jul 30 2014
16:20

Altersmedizin und Städel Museum kooperieren in erster deutscher Studie zur Kunstvermittlung bei Demenz

Steigert Kunst das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz?

FRANKFURT. Wenn die Worte fehlen und das Gedächtnis nachlässt, hilft Menschen mit Demenz oft die nonverbale Kommunikation. Das ist für die Musiktherapie inzwischen nachgewiesen. Welchen Beitrag künstlerisch-kreative Ansätze leisten können, um das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz zu steigern und die Kommunikation mit ihren Angehörigen zu verbessern, ist bisher nur ansatzweise erforscht. Dabei rücken derartige Angebote nach etlichen kürzlich bekannt gewordenen Rückschlägen bei der Entwicklung wirksamer Medikamente zunehmend in den Mittelpunkt des Interesses. Deshalb startet der Arbeitsbereich Altersmedizin am Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität in Kooperation mit dem Städel Museum das ARTEMIS-Projekt, eine deutschlandweit erste Studie zur interaktiven Kunstvermittlung bei Demenz im Museum.

Die Idee brachte der Diplom-Psychologe Arthur Schall, der auch Kunstgeschichte studiert hat, vor zwei Jahren von einer Konferenz in Vancouver mit. Dort berichteten amerikanische Kollegen über thematische Gruppenführungen für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen am „Museum of Modern Art“ in New York. Es zeigten sich unter anderem  Steigerungen des Selbstwertgefühls und Verbesserungen der Stimmung und des situativen Wohlbefindens der Teilnehmer. Das inspirierte die Arbeitsgruppe von Prof. Johannes Pantel zu ihrer auf zwei Jahre angelegten und wissenschaftlich begleiteten Pilotstudie.

Das Städel-Museum konnte rasch als eines der renommiertesten deutschen Kunstmuseen von der Idee begeistert werden. Schließlich gibt es hier schon positive Erfahrungen mit Kunstangeboten für krebskranke Menschen. Dank der Förderung durch die Familie Schambach Stiftung können die ersten Führungen für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen im Oktober beginnen. Oberbürgermeister Peter Feldmann hat die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen.

Die Zielgruppe sind Menschen mit leichter bis mittelgradiger Demenz und ihre nahestehenden Angehörigen. In Gruppen von 12 Teilnehmern besuchen sie einmal wöchentlich an sechs Terminen das Städel-Museum. Auf eine etwa einstündige thematische Führung durch eigens geschulte Kunstvermittler des Museums folgt bei jedem Besuch kreative Atelierarbeit. Vor und nach dem Museumsbesuchs werden in einer Kurzbefragung Daten zur Stimmung und zum Gedächtnis der Menschen mit Demenz erhoben.

„Dies ist die erste randomisierte und kontrollierte Studie zum Einfluss von Museumsbesuchen und künstlerischer Betätigung auf das emotionale Befinden von Menschen mit Demenz“, erklärt die Diplom-Psychologin Dr. Valentina Tesky. Die Studie vergleicht erstmals mit Hilfe einer Interventionsgruppe und einer Kontrollgruppe die Auswirkungen der interaktiven Auseinandersetzung mit Kunst im demenziellen Kontext. Die Zuteilung zu einer von beiden Gruppen erfolgt nach dem Zufallsprinzip. Die Teilnehmer in der Kontrollgruppe erhalten ebenfalls die Gelegenheit zu wöchentlichen Besuchen im Städel, allerdings ohne Führung und anschließende Atelierarbeit. Zusätzlich zu Standardtests, die in beiden Gruppen den Verlauf der Demenzerkrankung dokumentieren, ermitteln die Forscher auch die Belastung der Angehörigen, die Beziehung zwischen ihnen und den Erkranken, Veränderungen der Lebensqualität und den Blick auf die Zukunft.

In der Interventionsgruppe, die insgesamt 60 Teilnehmer umfassen soll, werden bei jedem Atelierbesuch Ausschnitte des gemeinsamen kreativen Arbeitens einzelner Teilnehmer von Studienmitarbeitern videografisch dokumentiert. Die streng vertraulich gehandhabten Videos werden mit einem methodischen Ansatz ausgewertet, den Arthur Schall bereits für die Analyse der Musiktherapie angewendet hat: die Zeitreihenanalyse. Dabei wird jedes Video in kurze Zeitsequenzen unterteilt, die von geschulten Beobachtern im Bezug auf die Kommunikationsfähigkeit, das Wohlbefinden und das emotionale Ausdrucksverhalten ausgewertet werden. Anschließend können Trendverläufe berechnet und Interventionseffekte nachgewiesen werden.

„Wir möchten in diesem Projekt Menschen mit Demenz und ihren durch die Pflege belasteten Angehörigen ein Stück gesellschaftliche Teilhabe und soziale Integration ermöglichen“, erläutert Schall. Und Tesky fügt hinzu: „Man muss nicht malen können, um etwas gestalten und sich ausdrücken zu können.“ Bewusst haben die Forscher verschiedene kreative Techniken in die Atelierarbeit aufgenommen: Collagen, Malerei, einfache Drucktechniken und Arbeiten mit Ton. Die Aufgaben sind so angelegt, dass der an Demenz erkrankte Mensch und sein Begleiter miteinander in einen kreativen Austausch treten können.

Informationen und Anmeldung: Dr. Valentina Tesky und Dipl.-Psych. Arthur Schall M.A., Institut für Allgemeinmedizin, Arbeitsbereich Altersmedizin, Campus Niederrad, Tel.: (069) 6301-83621 und -7657; tesky@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de; schall@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Jul 30 2014
16:18

Oberstufenschüler experimentieren in fünf Schülerlaboren des Rhein-Main-Gebiets/Abschlussveranstaltung an der Goethe-Universität

Sommer-Expedition Chemie

FRANKFURT. Mainz – Budenheim – Koblenz – Darmstadt – Frankfurt: Das ist die Route der diesjährigen Ferienakademie „Sommer – Expedition – Chemie“, an der 18 Oberstufenschüler  aus Hessen und Rheinland-Pfalz teilnehmen. Ziel des Programms ist es, Schülern Gelegenheit zu eigenständigem Arbeiten in Laboren an Universitäten und in Betrieben zu geben. Die betreuenden Doktoranden und Laborleiter informieren zusätzlich über das Chemiestudium und die Berufsbilder des Chemikers und Chemielaboranten.

Das Programm hat gestern im Schülerlabor NaT-Lab der Johannes Gutenberg Universität in Mainz begonnen. Weitere Stationen sind die Chemische Fabrik Budenheim KG (Dienstag), das Schülerlabor Universität Koblenz-Landau (Mittwoch), das Merck- TU-Darmstadt–Juniorlabor (Donnerstag) sowie das Goethe-Schülerlabor der Goethe-Universität Frankfurt (Freitag). Die Ferienakademie endet am Freitag mit einer Abschlussveranstaltung inklusive Präsentation der Arbeiten auf dem Campus Riedberg der Goethe-Universität, zu der Pressevertreter herzlich eingeladen sind.

Wann? Freitag, 1. August 2014, 15:30 Uhr Wo? Campus Riedberg, Max-von-Laue-Straße 9, Gebäude N101;  1. Stock

Anfahrtsbeschreibung: http://www1.uni-frankfurt.de/fb/fb14/download/Anfahrt.pdf  

Lageplan: http://www1.uni-frankfurt.de/fb/fb14/download/Lageplan.pdf 

 

Informationen: Dr. Edith Nitsche, Institut für Didaktik der Chemie / Lehrerfortbildungszentrum Chemie, Campus Riedberg; Tel.: (069) 798-29588 (Sekr. 29456), nitsche@chemie.uni-frankfurt.de  

Sonstige

Jul 29 2014
16:04

Biokraftstoff-Spezialist Butalco geht an weltweit größten Hefeproduzenten Lesaffre

Spin-off Firma der Goethe-Uni an Marktführer verkauft

FRANKFURT. Der Biokraftstoff-Spezialist Butalco GmbH, eine Ausgründung der Goethe-Universität Frankfurt, wird von dem französischen Unternehmen Lesaffre übernommen. Lesaffre ist einer der weltweit größten Hefeproduzenten. In der kürzlich etablierten Geschäftseinheit Lesaffre Advanced Fermentation (Leaf) Technologies wird das Unternehmen künftig die Technologien weltweit vermarkten, die Butalco zusammen mit der Goethe-Universität entwickelt hat.

Butalco wurde 2007 von Eckhard Boles, Professor für Molekulare Biowissenschaften an der Goethe-Universität, und dem Investor Gunter Festel in der Schweiz gegründet. Boles entwickelt gentechnisch modifizierte Hefen, die minderwertige Zucker aus Pflanzenabfallstoffen zu Biokraftstoffen der zweiten Generation vergären. „Nach der Gründung von Butalco entstanden recht schnell zwei Patentanmeldungen, in denen es um die Produktion von Isobutanol geht. Vier weitere Erfindungen, die ich vorher zur Vergärung von Abfallzuckern gemacht hatte, kaufte Butalco der Uni ab“, so Boles. „Über Forschungsverträge entstand eine enge Zusammenarbeit zwischen Butalco und der Universität Frankfurt“.

Die Kooperation von Butalco und Lesaffre besteht bereits seit einigen Jahren. Anfang 2012 sicherte sich Lesaffre die Rechte an einem Butalco-Patent für eine Hefe, mit der sich der Kraftstoff Bio-Ethanol aus dem Fünffachzucker Xylose industriell herstellen lässt. Butalco wird künftig als eigenständiges Unternehmen zu Leaf Technologies von Lesaffre gehören. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten von Butalco sollen auch nach dem Eigentümerwechsel am Institut für Molekulare Biowissenschaften weitergeführt werden.

Der in Nordfrankreich ansässige Konzern Lesaffre hat weltweit rund 40 Filialen. Er setzte im vergangenen Jahr mit 7.700 Mitarbeitern rund 1,56 Milliarden Euro um. Zu den Produkten gehören Bäckerhefen und Hefeextrakte für die Bereiche Backen, Ernährung und Gesundheit, Aromastoffe und Fermentation.

Informationen: Prof. Dr. Eckhard Boles, Institut für Molekulare Biowissenschaften, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-29513, e.boles@bio.uni-frankfurt.de.

Veranstaltungen

Jul 29 2014
12:51

Ausstellung in Zusammenarbeit mit Frankfurter Japanologie bietet Annäherung an die Kunst des Buches in der japanischen Frühmoderne

„Japan auf Reisen“ im Offenbacher Klingspor-Museum

FRANKFURT. In Japan setzte seit dem 17. Jahrhundert eine beispiellose Entwicklung des Buches, der Ausdrucksmöglichkeiten dieses revolutionären Mediums und des kunstvollen Druckes ein. Die Ausstellung „Japan auf Reisen“ im Offenbacher Klingspor-Museum möchte auf das hohe Niveau des japanischen Holzblockdruckverfahrens im Einzelblattdruck wie auch in der Buchproduktion aufmerksam machen. Unter Einbezug früher, in prachtvollen Farben von Hand bebilderter und kaum je der Öffentlichkeit zugänglich gemachter Bücher aus dem Besitz des Museums Angewandte Kunst Frankfurt soll die einzigartige Geschichte des illustrierten Buches in der japanischen Frühmoderne dokumentiert werden.

Thematischer Fokus bei der Auswahl der Exponate ist dabei das Motiv des Reisens. 250 Jahre anhaltenden Friedens führten im Japan des 17. bis 19. Jahrhunderts zu einer neuartigen, bürgerlich geprägten Kultur der kurzweiligen Unterhaltung, charakterisiert durch Vergnügungssucht und Respektlosigkeit gegenüber althergebrachten Werten. Neu war auch die Mobilität: Ein effizientes Netz von Handelsstraßen mit Raststationen und anderen Elementen einer Reiseinfrastruktur verband Edo (heute Tokyo) mit den Provinzen. Über diese Routen zogen Fürsten und Händler. Aber viele Japaner gingen auch – oft zum Vergnügen – auf Pilgerreise zu religiösen Zentren, in deren Umfeld sich touristische Attraktionen entwickelten.

Die Ausstellung vereinigt Bilder der umfangreichen Reisetätigkeit: illustrierte Blockdruckbücher aus der Sammlung Edo bunko (Japanologie, Goethe-Universität), ukiyoe-Holzschnitte und Nara ehon-Manuskripte in prächtigen Farben aus dem Museum Angewandte Kunst Frankfurt.

„Japan auf Reisen“. Ausstellung im Klingspor-Museum, 30. Juli bis 14. September 2014.
Ausstellungseröffnung: 30. Juli, 19 Uhr.

Öffnungszeiten: Di, Do, Fr 10 – 17 Uhr; Mi 14 – 19 Uhr; Sa, So 11 – 16 Uhr. Klingspor-Museum, Herrnstr. 80, 63065 Offenbach.
Donnerstag, 4. September, 18 Uhr: “Exploring Japanese Illustrated Books”. Vortrag von Dr. Ellis Tinios.

Für die Organisation der Ausstellung sind aufseiten der Goethe-Universität verantwortlich: Prof. Michael Kinski (Japanologie), Prof. Jürgen Bereiter-Hahn, Dr. Bernd Jesse, Dr. des Pia Schmitt (beide Japanologie) in Kooperation mit dem Museum Angewandte Kunst. Die Ausstellung findet statt im Rahmen des Jubiläumsprogramms „100 Jahre Goethe-Universität“.

Weitere Informationen unter www.japanologie.uni-frankfurt.de/__Dateien/Veranst_ankuend_/Japan_auf_Reisen.html

Personalia/Preise

Jul 28 2014
15:27

Melissa Vo erforscht die Entwicklung von „Szenenwissen“. Die Kognitions-Psychologin kommt von der Harvard Medical School nach Frankfurt

Würden Sie die Milch unter dem Bett suchen?

FRANKFURT. Wer in einem fremden Haushalt nach der Milch sucht, weiß, dass er in die Küche gehen, den Kühlschrank öffnen und in der Tür suchen muss. Schon Säuglinge und Kleinkinder lernen, welche Objekte sie üblicherweise an welcher Stelle im Raum finden. Wie sich dieses „Szenenwissen“ entwickelt, ist eine der Fragen, mit denen sich die Kognitions-Psychologin Melissa Vo beschäftigt. Die 33jährige Professorin für Allgemeine Psychologie ist kürzlich von der Harvard Medical School an die Goethe-Universität berufen worden. Zusätzlich baut sie als als Stipendiatin des Emmy-Noether-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft das „Scene Grammar Lab“ am Institut für Psychologie auf.

„Die meisten Menschen halten die Leichtigkeit, mit der sie sich in ihrer Umgebung zurecht finden, Objekte wahrnehmen und mit ihnen interagieren, für selbstverständlich“, sagt Melissa Vo. Dass dies keineswegs so ist, erfuhr sie erstmals während ihrer Dissertation an der Ludwig-Maximillians-Universität München, wo sie unter anderem mit Physikern und Ingenieuren über künstliche Intelligenz arbeitete. „Während ein Kleinkind das geliebte Stofftier ohne Schwierigkeiten unter einer Bettdecke findet, stellt dies für Roboter oder Bildverarbeitungsprogramme ein schier unlösbares Problem dar“, weiß sie.

Natürliche Szenen sind zwar komplex, aber ihr Aufbau folgt bestimmten Gesetzmäßigkeiten, die das menschliche Gehirn offenbar schon früh lernt. Zur Wahrnehmung kommt also das Wissen über die Anordnung von Gegenständen im Raum. So ruhen die meisten Gegenstände auf einer horizontalen Ebene. Zeigt man daher Versuchspersonen Bilder mit schwebenden Objekten, äußert sich die Irritation darüber in veränderten Hirnsignalen. „Das EEG zeigt dann ähnliche Ausschläge wie beim Hören oder Lesen eines grammatikalisch falschen Satzes“, sagt Vo. Ebenso hat sie mithilfe von Eyetracking-Systemen markante Abweichungen der Blickbewegungen feststellen können.

Diese Beobachtungen lassen vermuten, dass das „Szenenwissen“ im Gehirn ähnlich angelegt wird wie das Wissen über grammatikalische Strukturen in der Sprache. Melissa Vo hofft deshalb, Früherkennungstests für Kinder entwickeln zu können, die  zum Beispiel an Lese-Rechtschreibschwäche leiden, in dem sie noch vor der Einschulung ihr implizites „Szenenwissen“ testet. Ihre Arbeit ist aber auch von Bedeutung für die Entwicklung von technischen Assistenzsystemen, die beispielsweise ältere Menschen im Haushalt unterstützen sollen. Gemeinsam mit ihren drei Doktoranden wird sie in Frankfurt ein Wahrnehmungslabor aufbauen. Die Versuchspersonen werden nicht nur, wie bisher, am Computerbildschirm getestet werden, sondern sollen auch mit mobilen Eyetracking Brillen aktiv Gegenstände in einem Raum suchen und mit ihnen interagieren.

Die in München geborene und aufgewachsene Forscherin hat einen vietnamesischen Vater und eine amerikanische Mutter. Frankfurt ist für sie ein interessanter Forschungsstandort wegen der Kooperationspartner am Institut für Psychologie und am Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS). Weitere Partner hat sie an den Universitäten Darmstadt, Gießen und Marburg. Die Forscherin, die in den vergangenen fünf Jahren in den USA gearbeitet hat, verfügt außerdem über ein weit gespanntes Netzwerk von Kontakten zu amerikanischen Universitäten, von dem auch ihre Studenten profitieren sollen. „Noch als Diplom-Studentin vermittelte mir mein Professor einen Studienaufenthalt an der Columbia Universität in New York. Meines Erachtens sind derartige Erfahrungen extrem prägend und wegweisend“, sagt die Forscherin. Zusammen mit amerikanischen Kollegen hat sie daher selbst die internationale OPAM-Konferenz für wissenschaftlichen Nachwuchs in der Allgemeinen Psychologie organisiert.

Ein Bild zum Download finden Sie hier.

Informationen: Prof. Dr. Melissa Vo, Allgemeine Psychologie I, Campus Westend, Tel.: (069) 798 35342, mlvo@psych.uni-frankfurt.de.

Forschung

Jul 24 2014
13:25

Interdisziplinarität und Transdisziplinarität: Wie können sie gelingen?

Gelebte Grenzüberschreitungen

FRANKFURT. Inter- und Transdisziplinarität sind wissenschaftliche Ansätze, die das Spezialwissen verschiedener Disziplinen miteinander verbinden, um die komplexen Fragestellungen unserer Zeit beantworten zu können. In der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins „Forschung Frankfurt“ hat die Journalistin Beate Meichsner im Gespräch mit Forschenden aus unterschiedlichen Disziplinen Chancen und Grenzen, Möglichkeiten und Stolpersteine interdisziplinärer und transdisziplinärer Forschung eruiert.

Interdisziplinarität beschreibt die innerwissenschaftliche Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen. Dabei wird das Wissen aus verschiedenen Fachbereichen, etwa aus der Biochemie und der Politikwissenschaft, zur Lösung einer wissenschaftlichen Fragestellung genutzt. Transdisziplinarität geht darüber hinaus und verbindet wissenschaftliche Fragestellungen mit dem Wissen gesellschaftlicher Gruppen. Im Falle der Klimaerwärmung beispielsweise mit dem Wissen von Landwirten.

Unter welchen Bedingungen funktioniert Inter- oder Transdisziplinarität? Ist es tatsächlich so, dass die gemeinsame Forschung umso reibungsloser funktioniert, je näher verwandt die beteiligten Fächer sind? Mögliche Stolpersteine in der Zusammenarbeit gibt es nach Auskunft der Forschenden in drei Punkten: Zunächst einmal hinsichtlich des Verständnisses der jeweils anderen Sprache. Als zweites geht es um die kognitive Problematik, also darum, zu verstehen, was und wie in der jeweils anderen Disziplin gearbeitet wird, und wie das unterschiedlich erzeugte Wissen zu einem gemeinsamen Ergebnis integriert werden kann. Und nicht zuletzt muss man sich darüber einigen, wie Qualität gemessen wird. So wird in den Naturwissenschaften beispielsweise in englischer Sprache in hochrangigen Einzelpublikationen publiziert, in den Geisteswissenschaften dagegen in deutscher Sprache und eher in Form eines Buches oder eines Tagungsbandes.

Am Frankfurter Loewe Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F) arbeiten beispielsweise Biologen mit  Sozialwissenschaftlern zusammen. „Bei aller projektbezogenen Zusammenarbeit ist und bleibt jeder einzelne Wissenschaftler ein Spezialist. Was er oder sie allerdings haben muss, sind die Bereitschaft und die Fähigkeit zur Verknüpfung mit anderen Disziplinen“, betont der Soziologe Dr. Thomas Jahn. Er ist Mitglied des BiK-F Leitungsgremiums und Sprecher der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, das nur einen Steinwurf vom BiK-F entfernt liegt. „Transdisziplinäre Forschung ist ein arbeitsteiliger Prozess“, so Jahn.

Als Sozialwissenschaftler nimmt er vor allem die sozial-ökologische Dimension von Biodiversitätsveränderungen in den Blick. Die Biologen erfassen dagegen die Zahl und die Verteilung der Arten und deren Gene und untersuchen räumliche Gradienten oder Veränderungen über die Zeit. Erst gemeinsam können beide Disziplinen dann erfassen, wie ein sozial-ökologische System als Ganzes funktioniert. „Wir haben beispielsweise in Afrika in den Nationalparks nicht nur die Tiere gezählt, sondern auch die Touristen und mit statistischen Methoden getestet, ob die Touristen dort sind, wo es viele Tiere gibt. Auf der anderen Seite haben wir Touristen in Interviews gefragt, warum sie nach Afrika reisen, was sie gerne sehen möchten und ob sich ihr Bild von Afrika durch den
Besuch verändert hat“, erklärt die Biologin Prof. Katrin Böhning-Gaese, Direktorin de BiK-F-, „ein für Biologen eher ungewöhnlicher Ansatz, der sich aus unserer interdisziplinären Zusammenarbeit mit dem ISOE ergeben hat.“

Den Physiker Jochen Triesch reizt interdisziplinäre Forschung vor allem deshalb, weil sie an den Grenzen der eigenen Disziplin passiert und sich diese Grenzen dadurch immer wieder verändern. „An diesen Grenzflächen gibt es viele Anknüpfungspunkte zu Nachbardisziplinen – und sehr viele potentiell interessante Forschungsfragen“, berichtet er. Triesch forscht am Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) und befasst sich unter anderem mit Computational Neuroscience. Unter dem Dach des Interdisziplinären Zentrums für Neurowissenschaften Frankfurt (IZNF) hat er mit der Psychologin Prof. Monika Knopf von der Abteilung für Entwicklungspsychologie der Goethe-Universität an sechs bis acht Monate alten Säuglingen erforscht, ob und wie sie lernen, die Konsequenzen des eigenen Handelns vorauszusehen.

Dass Inter- und Transdisziplinarität besser funktionieren, wenn die beteiligten Wissenschaftler räumlich nah beieinander arbeiten, hat sich an der Goethe-Universität bereits vielfach bestätigt. Nicht zuletzt deshalb sind für die Wissenschaftler, die in den drei Exzellenzclustern zusammenarbeiten, eigene Gebäude geschaffen worden. So ergeben sich viele informelle Gelegenheiten zum Ideenaustausch.

Ein Probeheft von Forschung Frankfurt kann kostenlos bei Helga Ott bestellt werden unter Ott@pvw.uni-frankfurt.de.

 nformationen: Prof. Katrin Böhning-Gaese, LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F) und Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der Goethe-Universität, Tel.: (069) 7542-1890, katrin.boehning-gaese@senckenberg.de. Dr. Thomas Jahn, Sprecher der Institutsleitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Tel.: (069) 707 69 19-0, jahn(at)isoe.de

Forschung Frankfurt im Web: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/

Hochschulpolitische Themen

Jul 23 2014
17:19

Plätze auf dem Campus Westend sollen nach Adorno, Horkheimer und Wollheim benannt werden

Senat beschließt Namensänderung

FRANKFURT. Der Senat der Goethe-Universität hat in seiner Sitzung vom 23. Juli mit großer Mehrheit die Neubenennung wesentlicher Straßen und Plätze auf dem Campus Westend beschlossen. Namensgebungen nach Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Norbert Wollheim werden im Rahmen eines Gesamtplans erfolgen, der eine eindeutige Zuordnung aller Gebäude auf dem Campus vorsieht.

„Damit wird 13 Jahre nach der Übergabe des IG-Farben-Hauses sowie des umliegenden Areals an die Goethe-Universität erstmals ein aufeinander abgestimmtes Konzept vorgelegt, das historische Persönlichkeiten der Goethe-Universität sowie ein prominentes Opfer des IG-Farben-Konzerns würdigt“, lobte Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl die Senats-Entscheidung. In den Benennungen spiegelt sich die Struktur der auf dem Campus Westend vertretenen Fachbereiche und ihrer herausragenden Wissenschaftler der vergangenen 100 Jahre wider.

Beschlossen wurde die Umbenennung folgender Wege, Straßen und Plätze im Rahmen eines Gesamtkonzepts:

  • Der Grüneburgplatz und dessen Zufahrtswege von Ost und West heißen künftig Norbert-Wollheim-Platz.
  • Der zentrale Universitätsplatz zwischen Casinoanbau und Hörsaalzentrum wird Theodor-W.-Adorno-Platz genannt.
  • Die heutige Lübecker Straße im Osten erhält den Namen Max-Horkheimer-Straße.

Die Goethe-Universität fordert nun den Ortsbeirat 2 auf, diesem Konzept ebenfalls zuzustimmen und es gemeinsam mit der Universität umzusetzen. „Mit der Umbenennung signalisiert die Goethe-Universität in ihrem Jubiläumsjahr, dass sie sich nicht nur mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzt, sondern sich als Nutzer der Liegenschaften des ehemaligen IG-Farben-Konzerns auch der kritischen Aufarbeitung dieser Konzerngeschichte verpflichtet sieht“, sagte Müller-Esterl. „Wir hoffen nun auf eine einvernehmliche Regelung mit dem zuständigen Ortsbeirat“.

Zu den genannten Personen

Norbert Wollheim: 1913-1998 war Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, ehemaliges Direktoriums-Mitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland. 1943 Deportation nach Auschwitz; Zwangsarbeit für die I.G. Farben, 1945 erfolgreiche Flucht auf dem Todesmarsch, einziger Überlebender seiner Familie. Die 1950 eingereichte Klage gegen die I.G. Farben auf Entschädigung für geleistete Zwangsarbeit war das erste Musterverfahren in der deutschen Nachkriegszeit.

Theodor W. Adorno: 1903-1969, deutscher Philosoph, Soziologe, Musiktheoretiker und Komponist; zählt zu den Hauptvertretern der Frankfurter Schule. 1921-34 Studium und Habilitation in Frankfurt/Tätigkeit als Privatdozent, 1934-45 Vertreibung und Exil in England und USA, 1953 Rückkehr nach Deutschland, bis 1969 Professor für Philosophie und Soziologie an der Goethe-Universität sowie einer der Direktoren des wiedereröffneten Frankfurter Instituts für Sozialforschung.

Max Horkheimer: 1895-1973, Sozialphilosoph, Hauptvertreter der Frankfurter Schule, ehemaliger Rektor; 1919-1922 Studium in München, Frankfurt und Freiburg, 1922 Promotion in Frankfurt bei Hans Cornelius, 1925 Habilitation, 1930 Ernennung zum Ordinarius für Sozialphilosophie an der Philosophischen Fakultät in Frankfurt sowie Ernennung zum Direktor des Instituts für Sozialforschung bis zu dessen Schließung durch die Nationalsozialisten. 1933 Emigration in die USA, 1949 Rückkehr auf den Doppellehrstuhl für Philosophie und Soziologie. 1950 Wiedereröffnung des Instituts für Sozialforschung unter seiner Leitung (mit Adorno als stellvertretendem Direktor), 1951 Wahl zum Rektor der Goethe-Universität.

Forschung

Jul 23 2014
10:42

Backform, Fugenmasse und Zahnpasta: Science Camp zu Siliconen und Kieselsäure

Keine Langeweile in den Sommerferien

FRANKFURT. Was haben eine Backform, die Fugenmasse aus dem Bad und Zahnpasta gemeinsam? Sie enthalten alle Silizium. In der Backform und in der Fugenmasse verstecken sich Silicone. In den diesjährigen Science Camps erfahren Schüler der 11. und 12. Klasse (16 bis 18 Jahre), was die Kunststoffe mit Silizium so besonders macht. Durch eigenes Experimentieren können sie herausfinden, in welchen Produkten sich Silicone verstecken und welche Eigenschaften sie ihnen verleihen. Unter anderem werden die Schüler selbst eine Backform herstellen.

Zahnpasta läuft bei geöffnetem Deckel nicht einfach aus der Tube, weil sie Kieselsäure enthält. In Versuchen können die Schülerinnen und Schüler selbst entdecken, was die Kieselsäure in der Zahnpasta sonst noch bewirkt. Sie erfahren mehr über die Funktion von Kieselsäure und Siliconen in Kosmetika wie Lippenstift, Nagellack und Zahnpasta. Anschließend wird das Gelernte in interessanten Experimenten selbst nachgeprüft.

Wann? 19.08. bis 21.08.2014, jeweils von 10.00 - 15.00 Uhr
Wo? Uni-Campus Riedberg (nähere Informationen nach der Anmeldung)

Anmeldungen bis 29.07. unter dekanatfb14@uni-frankfurt.de

Der Kostenbeitrag für Chemikalien beläuft sich auf 10 Euro.

Informationen: Monika Binkowski, Dekanat Fachbereich Biochemie, Chemie und Pharmazie, Tel.: (069) 798 29545, dekanatfb14@uni-frankfurt.de.

Forschung

Jul 23 2014
10:40

Unter den herausragenden Forschern in der hundertjährigen Geschichte der Goethe-Universität waren auch zwei Ehepaare

Pioniere der Hirnforschung

FRANKFURT. Die 130jährige Geschichte der Frankfurt Hirnforschung reicht noch vor die Gründung der Universität zurück. Sie beginnt 1883, als Ludwig Edinger sich  als Nervenarzt in Frankfurt niederließ und reicht bis zu Prof. Wolf Singer, einem der prominentesten Hirnforscher Deutschlands. In der Jubiläums-Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ berichten vier Wissenschaftler über bedeutende Frankfurter Hirnforscher, darunter auch zwei forschende Ehepaare.

Ludwig Edinger war ab 1903 Direktor des „Dr. Senckenbergischen Neurologischen Instituts“ – der ältesten Hirnforschungsstätte in Deutschland. Er gehörte als einziger Wissenschaftler zu den elf Unterzeichnern des Stiftungsvertrags der Universität Frankfurt. Der spanische Nobelpreisträger Ramon y Cajal bezeichnete ihn als „größte Autorität auf dem Gebiet der vergleichenden Anatomie“. Edingers Tochter Tilly gehört zu den wenigen Frauen, die in den ersten Jahrzehnten der Frankfurter Universität eine wissenschaftliche Karriere verfolgten. Das nationalsozialistische Regime zwang sie zur Emigration. Tilly Edinger begründete die Paläoneurologie, die Erforschung der Gehirne ausgestorbener Wirbeltiere. Sie gilt als Wegbereiterin des modernen Evolutionsverständnisses.

Kurt Goldstein, Nachfolger Ludwig Edingers, dem ersten Lehrstuhl für Neurologie in Deutschland, arbeitete während des Ersten Weltkriegs als Arzt im Frankfurter Lazarett für Hirnverletzte. Es gehörte mit einem Lazarett in Köln zu den ersten Einrichtungen dieser Art. Die Arbeit mit Hirnverletzten hat Kurt Goldsteins Forschungsansatz, den man heute als ganzheitliche Neurologie charakterisieren würde, stark beeinflusst. Er unterschied zwischen der  ärztlichen, der psychologisch-pädagogischen und der Arbeitsbehandlung. Sein Ziel war es, Hirnverletzte, wenn es möglich, wieder in das Arbeitsleben zu integrieren.

Eine besondere Rolle in der Geschichte der Frankfurter Hirnforschung spielten zwei Forscher-Ehepaare: Ernst und Berta Scharrer sowie Heiko und Eva Braak. Das Ehepaar Scharrer arbeitete von 1934 bis zur Emigration in die Vereinigten Staaten im Jahr 1937 am Neurologischen Institut. In den 1930er Jahren legten die beiden Forscher die Grundlage für das Konzept der Neurosekretion. Die Auffassung, dass bestimmte Nervenzellen im Gehirn Hormone produzieren, stieß zunächst auf Ablehnung. Die Scharrers ließen sich jedoch nicht beirren. Ihre Studien beruhten auf einer breiten Basis anatomischer Vergleiche. Er studierte die Wirbeltiere, während sie sich auf die Wirbellosen konzentrierte. Erst in den 1950er Jahren wurde die Theorie der Neurosekretion in Fachkreisen allgemein anerkannt.

Die Arbeiten des Ehepaars Heiko und Eva Braak reichen bis in die Gegenwart. Die beiden Hirnforscher erforschten am Dr. Senckenbergischen Institut für Anatomie wie sich die Krankheit Morbus Alzheimer im Gehirn ausbreitet. Die anatomischen Veränderungen der „Krankheit des Vergessens“ hatte der Frankfurter Arzt Alois Alzheimer erstmals 1906 beschrieben. Heiko und Eva Braak teilten die Alzheimer-Krankheit in Stadien von I bis VI ein, die inzwischen als Braak-Stadien von der WHO übernommen worden sind. Eva Braak starb im Jahr 2000; ihr Ehemann ist weiterhin als Seniorprofessor aktiv.

Informationen: Dr. Anne Hardy, Abteilung Marketing und Kommunikation, Campus Westend, Tel.: (069) 798-12498, hardy@pvw.uni-frankfurt.de.

Forschung Frankfurt im Web: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/

Ein Probeheft von Forschung Frankfurt kann kostenlos bei Helga Ott bestellt werden unter Ott@pvw.uni-frankfurt.de.

Forschung

Jul 22 2014
14:01

‚Forschung Frankfurt‘-Exklusiv-Interview mit dem Cambridge-Historiker Christopher Clark über Geschichte als Erzählung sowie die Welt von 1914 und heute

Christopher Clark: Beunruhigende Parallelen zur heutigen Zeit

FRANKFURT. Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger im Juni 1914 Jahren gilt als Auslöser des Ersten Weltkriegs. Die Analysen im aktuellen Gedenkjahr widmen sich nicht nur dem „Großen Krieg“ und seiner Vorgeschichte. Es werden auch beunruhigende Parallelen zur heutigen Zeit gezogen. „Unsere Gegenwart scheint immer mehr der Wirklichkeit von 1914 zu ähneln“, sagt Christopher Clark, Historiker aus Cambridge und Autor des Bestsellers „Die Schlafwandler – Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“, in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“. In dem Interview spricht der vielfach ausgezeichnete Wissenschaftler zudem über seine Art, Geschichte zu erzählen, das öffentliche Interesse an seiner Person und seine Verbundenheit mit der Goethe-Universität.

Die Erinnerung habe, sagt Christopher Clark, eine „wellenförmige Struktur“. Manchmal erscheine uns ein Punkt in der Vergangenheit besonders nah. „Und das ist ja bei 1914 sehr stark zu beobachten. Das Jahr 1914 war uns in den 1970er und 1980er Jahren viel ferner, als es jetzt ist“, so Clark in dem Gespräch mit „Forschung Frankfurt“: „Wir sind jetzt in einer multipolaren Welt, vieles ist unvorhersehbar und gefährlich, es gibt Regionalkrisen in verschiedenen Weltteilen, in die auch Weltmachtinteressen verstrickt sind. Da spricht uns die Situation von 1914 viel intimer und direkter an als beispielsweise in der Zeit des kalten Krieges.“

Christopher Clark hatte nach eigener Aussage nach Erscheinen seines jüngsten Buchs nicht mit einem so großen Interesse an seiner Person gerechnet. Auch die vieldiskutierten Parallelen zwischen dem Sommer 1914 und den aktuellen Krisen machen ihn in diesen Monaten zu einem vielgefragten Mann – bei Lesungen, Vorträgen, Diskussionsveranstaltungen und auch in Talkshows. Manchmal, so räumt er ein, werde er dabei schon fast „der eigenen Stimme müde“. Auf der anderen Seite finde er es interessant, „über Themen, die mich beruflich als Historiker interessieren, für eine breitere Öffentlichkeit zu sprechen“. Es gehöre auch zu seinen Verpflichtungen als Wissenschaftler, „die Öffentlichkeit in unsere Gespräche, in unsere Gedankengänge, soweit es möglich ist, mit einzubeziehen. Ich habe momentan in besonderem Maße die Gelegenheit, das zu tun, auf eine unvorhergesehene und unverhoffte Weise“.

Clarks Bücher, so auch das aktuelle, werden dafür gelobt, dass sie über die Fachgrenzen hinaus wirkten und in ihrer sprachlichen Gestaltung vorbildhaft seien. Um einerseits eine breitere geschichtsinteressierte Öffentlichkeit zu erreichen und andererseits der Komplexität des Themas gerecht zu werden, müsse man „sehr viel Mühe und Nachdenken auf die Gestaltung des Stoffes verwenden“. Verständlich schreiben, so der Historiker, mache sehr viel Arbeit. „Und der narrative Stil, der meist für solche Werke verwendet wird, ist eben nicht unanalytisch, sondern Narrative können auch sehr viel an Analyse mitliefern, wenn es reflektierte und subtile Narrative sind.“ Auch der Beschreibung der historischen Figuren widmet Clark eine hohe Aufmerksamkeit. „Solche Charakterisierungen sind wichtig, weil Kriege eben nicht durch anonyme, abstrakte historische Kräfte herbeigeführt werden.“ Für oder gegen Kriege entscheide man sich. „Und diese Entscheidungen fallen, weil Staatsmenschen, in diesem Fall Staatsmänner, sie fällen.“

Nach Ansicht Clarks tragen die europäischen Mächte und ihre Eliten eine gemeinsame Verantwortung für den Ausbruch des Krieges. Jenseits der Schuldfrage versucht der Historiker in seinem Buch zu rekonstruieren, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Diese Wie-Frage sei zwar nicht neu, „die Dominanz der Schuldthese“ habe sie allerdings eine Zeitlang in den Hintergrund gedrängt. Vielleicht könne man deshalb, so Clark, in seinem Fall „anstatt von neu von ‚frisch’ sprechen“. Bei einer „so reifen Debatte, die schon so viele begabte Geister beschäftigt“ habe, gebe es keine radikalen Neuauswertungen. Gleichwohl sei „unser Bild der damaligen Zeit im Wandel begriffen“. Die historischen Forschungen sieht er als ein „kollektives Unternehmen“, das mache „man nicht alleine“. Es sei „ein bisschen so, wie bei den Naturwissenschaften: Die ganze Zunft ist ein riesiges Team – wenngleich manchmal schon sehr zerstritten untereinander“.

In einem regen und fruchtbaren Austausch steht Clark schon seit einiger Zeit mit Wissenschaftlern und Forschungseinrichtungen der Goethe-Universität. Auf Einladung des Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ war er vor rund fünf Jahren der erste Fellow am Forschungskolleg Humanwissenschaften, das damals in Bad Homburg seine wissenschaftliche Arbeit aufgenommen hat. Im Mai gehörte er zu den Fellows des neu ins Leben gerufenen Historischen Kollegs im Forschungskolleg Humanwissenschaften – und war gleichzeitig Gastwissenschaftler des Exzellenzclusters, in dessen Forschungszusammenhang er in Frankfurt auftrat. Auf Einladung des Clusters hielt Clark auch seinen Vortrag im Rahmen des Jubiläumsprogramms „100 Jahre Goethe-Universität“. Das Historische Kolleg ist eine neue Programmlinie des Forschungskollegs Humanwissenschaften in Kooperation mit dem Historischen Seminar der Universität. Das Thema zum Auftakt des zunächst auf fünf Jahre angelegten Projekts lautet „Die Welt um 1914“.

Informationen zum Historischen Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften: Ellinor Schweighöfer, Tel. (06172) 13977-14, schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de

 Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ kann kostenlos bestellt werden: ott@pvw.uni-frankfurt.de. Im Internet steht sie unter: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de.

Sonstige

Jul 21 2014
15:09

Politologe prägte auf entscheidende Weise die wissenschaftliche Beschäftigung mit Marx und Marxismus.

Goethe-Universität trauert um Iring Fetscher

FRANKFURT. Im Alter von 92 Jahren ist am Wochenende der Politologe Prof. Dr. Iring Fetscher in Frankfurt am Main gestorben. Fetscher war von 1963 bis zu seiner Emeritierung 1987 Professor für Politikwissenschaft und Sozialphilosophie an der Goethe-Universität. Im Zentrum seiner Forschung standen Studien zu Rousseau, Marx und Hegel. Zu seinen Hauptwerken zählen „Von Marx zur Sowjetideologie“ (1957), „Der Marxismus“ (1963-68) und das gemeinsam mit seinem Schüler, dem heute an der Humboldt-Universität zu Berlin lehrenden Herfried Münkler herausgegebene „Handbuch der politischen Ideen“.

„Die Goethe-Universität trauert um einen großen Forscher und akademischen Lehrer, der sich engagiert in  wichtigen gesellschaftlichen Debatten der 60er und 70er Jahre zu Wort gemeldet hat“, betonte Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl. Fetscher habe mit seinen Studien einen differenzierten Blick auf Marx und die vielen Schulen und Deutungen des Marxismus ermöglicht. 

Der 1922 in Marbach am Neckar geborene Fetscher wuchs in Dresden auf. Nach dem Krieg studierte er Philosophie, Germanistik und Romanistik in Tübingen und Paris. Er promovierte mit einer Arbeit über „Hegels Lehre vom Menschen“ (1950). In dem neu geschaffenen  Fach "Politikwissenschaft" an der Universität Tübingen habilitierte er sich mit der Arbeit "Rousseaus politische Philosophie" (1960). Ferner engagierte sich Fetscher politisch in der SPD-Grundwertekommission und beriet die Bundeskanzler Willy Brandt und Helmut Schmidt.

Fetscher hatte Gastprofessuren an den Universitäten Nimwegen, Göttingen und Basel inne, arbeitete an den  Forschungsinstituten "Netherlands Institute for Advanced Studies" in Wassenaar, "Institute for European Studies" an der Harvard University und am  Australian National University in Canberra. Er war Mitglied des deutschen PEN, Vizepräsident der "Société Européenne de Culture" (Venedig) und Vorsitzender des Landespräventionsrates Hessen.

Ausgezeichnet wurde Fetscher mit der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main (1992) und dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1993); er wurde zum Chevalier dans l'Ordre des Palmes Académiques der Republik Frankreich ernannt (1993).

Forschung

Jul 21 2014
14:23

Frankfurter Pilotstudie zeigt erste Erfolge – Weitere Betroffene für Studie gesucht

Psychologen nehmen Albträumen den Schrecken

FRANKFURT. Albträume bringen schätzungsweise fünf Prozent der Menschen regelmäßig um ihre Nachtruhe. Wie kann man belastenden, häufig wiederkehrenden Träumen, die nicht selten den Tag danach negativ beeinflussen, eine neue positive Richtung geben? Psychologen der Verhaltenstherapie-Ambulanz der Goethe-Universität vergleichen jetzt in einer Studie zwei Behandlungsansätze. Für die Studie werden weitere Betroffene gesucht. Bislang beteiligen sich 50 Patienten, 90 streben die Wissenschaftler an.

Ergebnisse einer Pilotstudie stimmen die Frankfurter Psychologen optimistisch, dass die angewandte Methode Erfolg zeigt: „Der Traum wird imaginativ umgeschrieben, sein Inhalt verändert und das umgewandelte Bild aufgeschrieben“, erläutert die Studienkoordinatorin Carolin Schmid kurz den Therapie-Ansatz. Wie man das Traum-Drehbuch umschreibt, zeigen die Psychologen ihren Patienten in nur einer von vier Sitzungen, die anderen dienen der Diagnostik und Überprüfung des Therapieerfolgs. Zusätzlich erhalten die Studienteilnehmer ein Programm mit Übungen für Zuhause. Dazu Schmid: „Sie imaginieren die zweite Geschichte, bis ihr Gehirn den neuen Traumpfad automatisch geht.“ So stellte sich eine Frau, die in ihrem Albtraum immer wieder ins Wasser fiel und nicht schwimmen konnte, im Rahmen der Frankfurter Pilotstudie zur Imagery Rehearsal Therapy (IRT) vor, wie ein Fisch zu schwimmen. Sie genoss es, zu tauchen und schwerelos zu sein. Die beängstigenden Gefühle verschwanden.

Für die Studie werden Teilnehmer gesucht, die unter chronischen Albträumen leiden. Albträume gelten als chronisch, wenn sie innerhalb von sechs Monaten mindestens einmal pro Woche wiederkehren. Im Laufe der Zeit beeinträchtigen sie den Alltag: Der gestörte Schlaf macht unkonzentriert, Depressionen können auftreten, Ängste auch tagsüber das Leben belasten. Auslöser können zum Beispiel starker Stress, psychische Krankheiten oder traumatische Erlebnissen sein. Warum einige Menschen mit Albträume zu kämpfen haben und andere nicht, ist wenig erforscht. Die Psychologen vermuten, dass Menschen, die häufig von Albträumen heimgesucht werden, Unangenehmes verdrängen: „Je mehr ich etwas unterdrücke, desto eher kommt es hoch“, so Schmid.

Angst ist charakteristisch für einen Albtraum. Oft träumen die Betroffenen, ihr Leben sei bedroht, sie würden verfolgt oder aus größer Höhe in die Tiefe stürzen. Furcht, zur Zielscheibe von Spott zu werden, den Arbeitsplatz zu verlieren, einem Gefühl oder einer Situation ausgeliefert zu sein, lässt Menschen ebenfalls schlecht träumen. „Sie schrecken auf und spüren die körperlichen Folgen: Herzklopfen, Schwitzen, Zittern“, beschreibt Schmid die Symptome. Ein anderes Kriterium für einen Albtraum ist die lebhafte Erinnerung an den Inhalt. Daran knüpft die Ende der 1980er Jahre ursprünglich zur Behandlung von Albträumen im Rahmen von Posttraumatischen Belastungsstörungen entwickelte Imagery Rehearsal Therapy (IRT) an.

In ihrer Studie konfrontieren die Frankfurter Psychologen eine Vergleichsgruppe mit ihren belastenden Träumen. Die Patienten halten sie detailliert in einem Traum-Tagebuch fest und setzen sich solange damit auseinander, bis der Gedanke daran keine Angst mehr auslöst und ein Gewöhnungseffekt eintritt. Konfrontation hat eine lange Tradition in der Verhaltenstherapie und wird erfolgreich zur Behandlung verschiedenster Angststörungen eingesetzt. In allen Bedingungen wurden die Albträume weniger, Depression und Angst ebenfalls, die Belastungen insgesamt haben sich reduziert, bilanzieren die Wissenschaftler. Von der Behandlungsstudie erhoffen sie sich weitere Aufschlüsse darüber, welcher Weg den Menschen wirkungsvoller hilft, und wie das geschieht.

Informationen: Für diese Studie werden noch Teilnehmer gesucht. Interessenten können sich unter alptraumstudiefrankfurt@gmail.com oder unter (069) 798-25107 (Anrufbeantworter) melden.

Dr. Dipl. Psych. Regina Steil, Verhaltenstherapieambulanz der Goethe-Universität, Institut für Psychologie, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie; Tel. (069) 798-23379, steil@psych.uni-frankfurt.de

Forschung

Jul 21 2014
14:21

Der Historiker Christoph Cornelißen analysiert Erinnerungskulturen im Wandel der modernen Kulturforschung

Von den Helden zu den Opfern

FRANKFURT. Jubiläen, Gedenk- und Feiertage sind willkommene Anlässe, sich gemeinsam zu erinnern. Aber wie stehen diese in Beziehung zu Erinnerungskulturen? Warum brauchen Gemeinschaften das kollektive Erinnern, um fort zu bestehen? Historiker zeigen, dass Erinnern nicht nur identitätsstiftend ist, sondern dass es auch bedeutet, sich vergangene Ereignisse zu vergegenwärtigen. Dazu stellt Prof. Dr. Christoph Cornelißen in der neuen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“ einige grundsätzliche Überlegungen an.

Den Begriff „Erinnerungskultur“ nutzen Politiker und Festredner gern und verbinden dies mit der moralischen Pflicht, sich der vergangenen Ereignisse zu erinnern – nicht selten mit erhobenem Zeigefinger im „allgemeinen Imperativ“. „Erinnerungskultur“ ist seit etwa zwei Jahrzehnten zu einem Leitbegriff der modernen Kulturforschung geworden: Die Vergangenheit wird genutzt, um historisch begründete Identitäten zu formieren. Der Frankfurter Historiker Cornelißen weist in seinem Essay in „Forschung Frankfurt“ darauf hin, dass Erinnerungskulturen nicht – wie es oft geschieht – als statisches Gedächtnis von Gruppen verstanden werden, sondern als „ein dynamischer Prozess, in dem politische und gesellschaftliche Aspekte ausgehandelt werden“.

Wenn Geisteswissenschaftler Erinnerungskulturen moderner Gesellschaften untersuchen, geht es darum, das In-, Mit- und Nebeneinander eines von diversen Erinnerungskonkurrenzen geprägten dynamischen Geschehens auszuloten. Welche Aspekte dabei zu berücksichtigen sind, erläutert Cornelißen: „Je nach Generationszugehörigkeit, Geschlecht, Religion, Ethnie oder auch sozialen wie milieubedingten Zusammenhänge werden die gleichen Vorgänge unterschiedlich erinnert, auch deswegen, weil die Wortführer der jeweiligen Gruppen spezifische soziale Autobiografien konstruieren, die dann den Individuen eine zumindest partielle Identitätsfindung erlauben.“

Historiker erforschen, wie Erinnerungskulturen über längere Perioden einem permanenten Wandel unterliegen, aber auch, wie sich scheinbar festgefahrene Erinnerungsmuster abrupt verändern können. Ein markantes Beispiel ist der Niedergang des Ostblocks und des Kommunismus Ende der 1980er Jahre. Dazu der Frankfurter Historiker: „Wie in einem Zeitraffer meldeten sich massenhaft verschüttete Gedächtnisse erneut an der Oberfläche zurück, während sie zuvor über Jahrzehnte marginalisiert oder sogar unterdrückt worden waren. Dies bezieht sich vor allem auf die kontroverse Erinnerung an die stalinistischen Massenverbrechen, aber auch auf die nun erneut massiv beförderte Erinnerung an die Protagonisten der nationalen Kulturen.“

Nach der Heldenverehrung der Nachkriegszeit (auch in westlichen Staaten) rücken nun die Opfer ins Zentrum der Erinnerungskulturen. Cornelißen diagnostiziert einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel „von der historischen Heroisierung zur historischen Viktimisierung“. Kritiker sehen darin auch eine Suche nach Entlastung; denn die Identifizierung mit den Opfern ermögliche es, sich von ambivalenten Erinnerungen zu befreien, sie verspreche sogar eine Erlösung, und sie ermögliche es, die Täter ausgrenzen.

Neuerdings beobachtet der Frankfurter Historiker eine starke – auch von der Europäischen Union geförderte – Trend zur Europäisierung von Erinnerungskulturen: „Sie tendiert dazu, die ältere Fassung einer Meister-Geschichte wiederzubeleben, die Europa ausschließlich als einen Kontinent der noblen Traditionen zeichnet, als einen Kontinent der Menschenrechte und der Demokratie, eben als Europa der westlichen Zivilisation.“ Damit sei sogar das Bestreben zur Universalisierung von Erinnerungskulturen auszumachen, wesentlich gefördert von der öffentlich inszenierten Erinnerung an den Holocaust. Dazu Cornelißen: „Dies hat jedoch inzwischen zu durchaus problematischen Erscheinungen geführt. Werden doch die Anlässe wie Gedenkveranstaltungen immer stärker nur noch für eine zeitlose Ermahnung zur Humanität instrumentalisiert und lenken hierüber von einer Beschäftigung mit dem realen historischen Geschehen ab.“

Der Historiker kommt zu dem Schluss, dass in diesen Erinnerungskulturen eine schleichende Enthistorisierung der Vergangenheit zu beobachten sei, es fehle die notwendige Dynamik der Erinnerungskultur. Das sollte nicht nur Historiker irritieren, meint Cornelißen: „Denn wenn die Erinnerungskultur ihre Dynamik aus der Aktualität verliert, ist sie tot.“

Informationen: Prof. Dr. Christoph Cornelißen, Historisches Seminar, Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaften, Campus Westend, Tel. (069) 798-32591, cornelissen@em.uni-frankfurt.de

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ kann kostenlos bestellt werden: ott@pvw.uni-frankfurt.de. Im Internet steht sie unter: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de

Hochschulpolitische Themen

Jul 18 2014
14:49

German U15 begrüßt angekündigte Lockerung des Kooperationsverbots

Richtiges Signal

FRANKFURT. German U15 begrüßt die von der Bundesregierung angekündigte Lockerung des so genannten Kooperationsverbots (Art. 91b Grundgesetz) und fordert von den Verantwortlichen in Bund und in den Ländern, jetzt schnell zu handeln. Eine Änderung des Artikel 91b GG müsse so bald wie möglich vollzogen werden, so der Vorsitzende von German U15, Prof. Bernhard Eitel, Rektor der Universität Heidelberg.

„Die Initiative der Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung, Johanna Wanka, ist ein wichtiges Signal an die Universitäten, die bei nach wie vor steigenden Studierendenzahlen unter den seit Jahren stagnierenden Etats leiden“, so Prof. Eitel.  Eine Folge sei, dass sich in den letzten Jahren die finanzielle Ausstattung der vom Bund geförderten außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Vergleich zu den Universitäten deutlich auseinander bewegt habe. „Während die aus Landesmitteln finanzierten Universitäten mit gleichbleibenden und damit real rückläufigen Haushaltsmitteln zu kämpfen haben, erhielten außeruniversitäre Forschungseinrichtungen jährlich eine fünfprozentige Steigerung ihrer Etats.“

Dies habe nicht zuletzt auch zu einem Ungleichgewicht in der Finanzierung von Forschung geführt, das korrekturbedürftig sei, so Prof. Eitel. Der Wegfall des Kooperationsverbotes könne die Augenhöhe in der wünschenswerten Kooperation von Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen insbesondere in der Spitzenforschung herstellen.

Das Kooperationsverbot verhindert bisher, dass Hochschulen und Universitäten direkt vom Bund dauerhaft gefördert werden können.

Der Verfassungsartikel kann nur mit einer Zweidrittelmehrheit des Bundestages und des Bundesrates geändert werden.

Über U15: U15 ist die strategische Interessenvertretung forschungsstarker und international sichtbarer Universitäten. Die U15-Universitäten bilden fast ein Drittel aller deutschen und internationalen Studierenden in Deutschland aus. Sie betreuen die Hälfte aller in Deutschland abgeschlossenen Promotionsvorhaben. U15-Universitäten werben zwei Fünftel der öffentlichen Drittmittel ein, im Medizinsektor sogar 60 Prozent.

Ansprechpartnerin Presse U15: Denise Feldner, German U15 e.V., Wissenschaftszentrum Berlin, Reichpietschufer 50, 10785 Berlin, denise.feldner@german-u15.de

Veranstaltungen

Jul 18 2014
14:26

Schülercampus „Mehr Migranten werden Lehrer“ an der Goethe-Universität

Lehrer mit Zuwanderungsgeschichte – dringend gesucht!

FRANKFURT. Frankfurt ist mit 170 Nationen und über 200 Sprach- und Kulturtraditionen eine besonders internationale Stadt, die Schullandschaft in der Mainmetropole wie in Hessen ist überaus vielfältig. Lehrer mit Zuwanderungsgeschichte werden dort also dringend gebraucht – als kompetente Vorbilder und Ansprechpartner. Zum ersten Mal findet an der Goethe-Universität vom 18. bis zum 21. Juli 2014 der Schülercampus „Mehr Migranten werden Lehrer“ statt, um Jugendliche mit Migrationshintergrund für ein Lehramtsstudium zu motivieren.

Zum heutigen Start des viertägigen Kompaktkurses begrüßte Universitäts-Vizepräsident Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz die 30 ausgewählten Oberstufenschüler aus Hessen an der Universität. Der Leiter der Akademie für Bildungsforschung, Prof. Udo Rauin, stimmte die Teilnehmer auf die Erfahrungen der nächsten Tage ein: Mit Hochschuldozenten sprechen sie über die Anforderungen des Lehrberufes. Lehrkräfte aus allen Schulformen schildern ihren Arbeitsalltag und geben praxisnahe Einblicke in das Berufsfeld. Lehramtsstudierende berichten über ihre Erfahrungen aus dem Studium und ihre Studienwahlmotive. Bei Schulhospitationen erfahren die Teilnehmer, was die Berufsperspektive Lehrer in der Praxis bedeutet. Sie erhalten zudem viele nützliche Informationen über die Studienvoraussetzungen und die Berufsperspektiven als Lehrerin bzw. Lehrer in Hessen.

Der Schülercampus „Mehr Migranten werden Lehrer“ ist eine Initiative der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius in Hamburg und seit 2008 in zahlreichen Bundesländern erprobt. In Frankfurt am Main arbeitet die Stiftung eng mit der Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung an der Goethe-Universität zusammen.

Prof. Dr. Udo Rauin, Leiter der Akademie, unterstrich bei der Begrüßung im Eisenhower-Saal der Universität: „Der Schülercampus ‚Mehr Migranten werden Lehrer‘  ist Teil  des Konzeptes der Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung, eine frühe Abklärung der Berufswahlmotive anzustoßen. Wir wünschen uns, durch den Schülercampus begabte Schülerinnen und Schüler mit starken Persönlichkeiten für den Lehrberuf zu gewinnen. Viele von ihnen sind in mehrsprachigen Kontexten aufgewachsen, ihre interkulturellen Erfahrungen bereichern unsere Lehrerzimmer. Genau solche Qualifikationen werden in der Schule der Zukunft gebraucht.“

Tatiana Matthiesen, Leiterin Förderbereich Bildung und Erziehung der ZEIT-Stiftung, sagte: „Unser Schülercampus informiert und motiviert. Die bisherigen Erfahrungen aus 10 Bundesländern zeigen, wie wertvoll die Orientierungstage sind. Die Oberstufenschüler können anschließend ihr Studienfach sehr bewusst und gezielt wählen – und damit auch ihre berufliche Perspektive.“

Weitere Informationen: Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung an der Goethe-Universität, Nora Boutaoui, Tel. (069) 798 23301, mobil: 0176-22507932, boutaoui@em.uni-frankfurt.de

Personalia/Preise

Jul 18 2014
11:15

Preis der Kassel-Stiftung ist mit 25.000 Euro dotiert

Harald Schwalbe zum Wissenschaftler des Jahres gewählt

FRANKFURT.  Der Chemiker Prof. Harald Schwalbe erhält für seine besonderen Forschungsleistungen die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung des „Scientist of the Year“. Der im vergangenen Jahr zum ersten Mal verliehene Preis der Kassel-Stiftung wird heute im Rahmen einer akademischen Feier überreicht. In ihrem Votum lobten die Gutachter Schwalbe als engagierten Hochschullehrer mit einem außerordentlich hohen Maß an strategischem Denken und politischem Gespür für erfolgreiche Drittmitteleinwerbung. Prof. Schwalbe sei an der Einwerbung von 27 Prozent der EU-Mittel seines Fachbereichs beteiligt gewesen.

„Ich bin sehr dankbar, dass durch diesen Preis die langjährige Arbeit meiner Gruppe anerkannt wird“, freut sich Schwalbe. Sein Forschungsinteresse gilt der Struktur komplexer biologischer Moleküle, der Proteine und Ribonukleinsäuren, die er mit der Magnetischen Kernspinresonanzspektroskopie (NMR) erforscht. Insbesondere mithilfe der zeitauflösenden NMR-Spektroskopie ist es ihm gelungen, extrem schnelle Vorgänge wie die Faltung von Proteinen auf der molekularen Ebene zu beobachten. Seine Forschung hat praktische Bezüge zum Wirkstoffdesign oder bei der Aufklärung der Tricks, mit denen Tuberkulose-Bakterien, Salmonellen oder Prionen unser Immunsystem überlisten.

Schwalbe, der bereits zwei Mal für gute Lehre ausgezeichnet worden ist, wird das Preisgeld den jährlich stattfindenden Winterschulen des Fachbereichs Biochemie, Chemie und Pharmazie zur Verfügung stellen. „Lehre und Forschung sind ineinander verzahnt. Nur mit hervorragenden Studenten, Doktoranden und Postdoktoranden war meine Gruppe in der Lage, gerade auch in letzter Zeit schöne neue Ergebnisse zu bekommen, die jetzt zur Verleihung dieses Preises geführt haben“, begründet Schwalbe seine Entscheidung.

„Harald Schwalbe hat sich seit Jahren mit großem Engagement dafür eingesetzt, dass in Frankfurt ein europaweit führendes Zentrum der Kernresonanz-Spektroskopie entstehen konnte, wo er und seine Kollegen auf höchstem wissenschaftlichen Niveau und mit den modernsten Geräten grundlegende Aspekte der Struktur und Wirkweise biologischer Moleküle mit größter Präzision aufklären“, würdigt Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl das Engagement Schwalbes. Erst im April wurden 24 Millionen Euro für ein hoch auflösendes 1,2 Gigahertz-Spektroskop der neuesten Generation eingeworben; dazu gehört auch ein Erweiterungsanbau für das Biomolekulare Magnetische Resonanz-Zentrum (BMRZ).

Harald Schwalbe, geboren 1966, studierte Chemie an der Goethe-Universität. Nach seiner Promotion war er von 1993 bis 1995 Postdoktorand an der Universität Oxford. Er kehrte für seine Habilitation nach Frankfurt zurück. 1999 ging er als Assistant Professor an das Massachussetts Institute of Technology in den Vereinigten Staaten. Nachdem er 2001 zum Associate Professor ernannt worden war, nahm er 2002 einen Ruf auf die Professur für Organische Chemie und Chemische Biologie an der Goethe-Universität an.

Schwalbe hat sich in vielfacher Weise in der universitären Selbstverwaltung und im Forschungsmanagement engagiert: als Mitglied des Senats und Dekan des Fachbereichs Biochemie, Chemie und Pharmazie, als Gründer und geschäftsführender Direktor des BMRZ, als Sprecher des Exzellenzclusters Makromolukulare Komplexe sowie mehrerer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderter Sonderforschungsbereiche sowie als Koordinator von fünf von der Europäischen Union geförderten Forschungsprojekten.

Eingerichtet wurde der Preis „Scientist of the Year“ anlässlich des fünfjährigen Bestehens der Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung im Jahr 2012. Seit ihrer Gründung hat die Stiftung die Goethe-Universität in besonderer Weise unterstützt. Der in diesem Jahr zum zweiten Mal vergebene Kassel-Preis besteht aus zwei Teilen: 5.000 € stehen für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und 20.000 € stehen dem Preisträger zur persönlichen Verfügung.

Informationen: Prof. Harald Schwalbe, Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-29737; schwalbe@nmr.uni-frankfurt.de