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Dr. Marschner Stiftung fördert die Kinder-Uni für weitere drei Jahre
FRANKFURT. Mit einem Ausflug in die römische Arena ist die 16. Frankfurter Kinder-Uni heute zu Ende gegangen. Insgesamt wurden fast 11.000 Besucher gezählt, so die Bilanz des Organisationsteams. Schon jetzt kann man sich auf die Kinder-Uni 2019 freuen: Die Dr. Marschner-Stiftung hat in dieser Woche die finanzielle Förderung für weitere drei Jahre zugesagt.
Die Frankfurter Dr. Marschner Stiftung unterstützt die Frankfurter Kinder-Uni seit 2015. „Wir freuen uns, dieses Leuchtturm-Projekt der Goethe-Universität auch weiterhin unterstützen zu können“, sagt Peter Gatzemeier, Vorstand der Dr. Marschner Stiftung. „Es ist eine tolle Sache, dass es mit der Kinder-Uni gelingt, Frankfurter Schülerinnen und Schülern aller Bildungsschichten einen ersten Kontakt mit der Universität zu ermöglichen“, so Gatzemeier weiter. „Die Frankfurter Kinder-Uni hat sich für die Schulen in der Region als feste Größe im Schuljahr etabliert“, freut sich Prof. Roger Erb, als Vizepräsident zuständig für die Lehre. „Die Begeisterung für Wissenschaft schon früh zu wecken und zu zeigen: Wissenschaft hat etwas mit Denken zu tun, ist manchmal auch anstrengend, aber macht viel Freude, das gelingt unseren Kollegen hier immer wieder.“
Die Themen waren in diesem Jahr wieder bunt gemischt. Zum Auftakt der Kinder-Uni am Dienstag hat der Sportsoziologe Prof. Robert Gugutzer die Kinder gemeinsam mit seiner „Co-Trainerin“ Bettina Bredereck mit den Anfängen des Fußballs vertraut gemacht und ihnen erklärt, wie der Fußball so eine bedeutende Sportart werden konnte. Dabei kam bei der Betrachtung des WM-Endspiels von 2014 oder bei „La Ola“ echtes Stadionfeeling auf. Am Mittwoch staunten selbst eingefleischte Dino-Expertinnen und Experten über 1,70 Meter hohe Wirbelknochen und Zähne, die einmal im Monat nachwachsen mussten: Dr. Bern Herkner vom Senckenberg-Museum konnte seine eigene Begeisterung gut vermitteln, als er von Langhalsdinosauriern erzählte, den Riesen der Urzeit, die täglich zwei Tonnen Blätter fraßen. Pilzforscherin Prof. Meike Piepenbring schlüpfte am Donnerstag in das Gewand einer Lehrerin auf Hogwarts und weihte das junge Publikum in die geheimnisvolle Welt der Pilze ein, erzählte von Schimmelkaffee und Hexenringen und ließ Pilze leuchten. Am Freitag schließlich wurde das Audimax zur Arena und zum Schauplatz raffinierter Kampftechniken: Anja Klöckner, Professorin für Klassische Archäologie, hatte ein ganzes Gladiatorenteam mitgebracht. Nicht immer, lernten die Kinder, ist die aufwendigste Ausstattung auch ein Garant für Vorteile im Kampf.
„Uns ist wichtig, dass Kinder die Uni in einem Alter kennenlernen, in dem sie noch keine Hemmungen haben, sich mit ihren Fragen an die Professorinnen und Professoren zu wenden“, sagt Dr. Anne Hardy, eine der Organisatorinnen. Die Mühe der Lehrenden, ihr Fachgebiet kindgerecht zu vermitteln, wird mit stürmischem Applaus gewürdigt. „Nach jeder Vorlesung haben mich Kinder um Autogramme auf ihre Studie-Ausweise gebeten – das bin ich von meinen Studierenden nicht gewöhnt“, schmunzelt Prof. Meike Piepenbring. Für ihre Vorlesung gab es die meisten Anmeldungen. Die beiden Vormittagsvorlesungen, die sich ausschließlich an Schulklassen wenden, waren jedoch an allen vier Tagen ausgebucht. Mehr als 380 Klassen aus dem gesamten südhessischen Raum, quer durch alle Schulformen, waren an den acht Vormittagsvorlesungen angemeldet, weitere 250 Klassen konnten leider nicht berücksichtigt werden. „Was uns sehr am Herzen liegt: Wer kurzfristig doch nicht kommen kann, sollte Bescheid geben. Dann können andere Schulklassen nachrücken“, sagt Mitorganisatorin Dr. Anke Sauter. Der Besuch am Nachmittag ist ohne Anmeldung möglich, und im Internet gibt es die Vorlesungen jeweils als Videoaufzeichnung zu sehen unter http://www.rz.uni-frankfurt.de/68128012/Kinderuni.
Der Termin für die 17. Frankfurter Kinder-Uni steht bereits fest: Sie wird von 17. bis 20. September 2019 wieder auf dem Campus Westend stattfinden.
Informationen: Dr. Anke Sauter und Dr. Anne Hardy, Referentinnen für Wissenschaftskommunikation, Campus Westend, Tel: (069) 798-13066 und 798- 12498; kinderuni@vdv.uni-frankfurt.de
Prof. Frank Brenker wurde in das Voruntersuchungsteam der Weltraumbehörde JAXA berufen
FRANKFURT. Der Geowissenschaftler Prof. Frank Brenker und sein Team gehören zu den ersten Wissenschaftlern, die Proben des Asteroiden Ryugu untersuchen dürfen. Er wird zurzeit von der Raumsonde Hayabusa 2 der japanischen Raumfahrtagentur JAXA umflogen. Ursprünglich hieß es, die Japaner wollten die Voruntersuchungen ausschließlich selbst machen.
Ryugu (deutsch: Drachenpalast) gehört als C-Klasse-Asteroid zu den ursprünglichsten Objekten des Sonnensystems. Forscher gehen davon aus, dass er sich in den vergangenen 4,56 Milliarden Jahren nicht mehr entscheidend verändert hat und daher einen ungetrübten Blick in die Kinderstube unseres Sonnensystems verspricht. Deshalb warten Wissenschaftler weltweit gespannt auf diese einzigartigen Proben. Wenn diese im Jahr 2020 von der Raumsonde auf die Erde gebracht werden, gehört Prof. Frank Brenker vom Institut für Geowissenschaften der Goethe-Universität zu den ersten nicht-japanischen Wissenschaftlern, die das einzigartige Material früh zu Gesicht bekommen werden. Er wurde mit zwei seiner belgischen Kollegen in das Voruntersuchungsteam der Mission berufen.
Mit Supermikroskopen die Frühzeit des Sonnensystems erforschen
Der Frankfurter Geowissenschaftler und seine Kollegen haben ein neues Messverfahren an Supermikroskopen entwickelt, welches eine dreidimensionale und berührungsfreie Untersuchung der Proben erlaubt. Diese Supermikroskope arbeiten mit Synchrotron-Strahlung (energiereicher Röntgenstrahlung) und erlauben es, die chemische Zusammensetzung und Struktur der Materie zerstörungsfrei zu untersuchen. „Wir sind weltweit führend in der Messung der Gehalte sogenannter seltener Erden, die für eine geowissenschaftliche und kosmochemische Interpretation von entscheidender Bedeutung sind“, erläutert Frank Brenker. Die präzise hoch-ortsaufgelöste Technik wurde in den letzten Jahren von seiner Arbeitsgruppe am DESY in Hamburg entwickelt.
Ein Bild des Asteroiden finden Sie zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/73604264
Bildtext: Asteroid Ryugu aus einer Höhe von sechs Kilometern aufgenommen mit der „Optical Navigation Camera - Telescopic (ONC-T)”. Bild vom 20. Juli 2018.
Image credit: JAXA, University of Tokyo and collaborators.
Informationen: Prof. Dr. Frank Brenker, Institut für Geowissenschaften, Mineralogie, Campus Riedberg, Tel.: (069)-798 40134, f.brenker@em.uni-frankfurt.de.
Größter wissenschaftlicher Psychologiekongress im deutschsprachigen Raum vom 15. bis 20. September an der Goethe-Universität
FRANKFURT. Unter dem Motto „Psychologie gestaltet“ öffnet der größte wissenschaftliche Psychologiekongress im deutschsprachigen Raum vom 15. bis 20. September an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main seine Türen. Mehr als 2500 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler präsentieren aktuelle Forschungsergebnisse und diskutieren Lösungsvorschläge für drängende gesellschaftliche Themen.
Fake News, Arbeiten 4.0, alternde Gesellschaften, Bildungsungleichheit, Radikalisierung - der gesellschaftliche Wandel erfordert ständig Anpassungsleistungen vom Einzelnen und von der Gesellschaft. „Die Psychologie als Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen steht in der gesellschaftlichen Verantwortung, Antworten auf drängende Fragen zu bieten“, sagt Professor Conny H. Antoni, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. „Die Vielfalt an Beiträgen zu unserem 51. Fachkongress zeigt, dass die Psychologie aus unterschiedlichen Blickwinkeln heraus Erklärungsmodelle und Lösungsansätze für aktuelle Themen liefert.“
Internationale Hot Topic Sessions mit renommierten Keynote Speakern
Der DGPs-Kongress wird immer internationaler und zieht auch in diesem Jahr wieder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt an. Vor zwei Jahren erfolgreich gestartet, werden auch in Frankfurt wieder hochkarätig besetzte Hot Topic Sessions den Kongress bereichern. Zu einer Reihe von brandaktuellen Themen finden die englischsprachigen Sessions mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Keynotes statt. Das Hot Topic „The Social Cure“ widmet sich zum Beispiel aus verschiedenen Blickwinkeln der Frage, wie Gruppen, in denen Menschen Sinn für eine gemeinsame Identität haben, die Gesundheit und das Wohlbefinden des Einzelnen fördern. Catherine Haslam von Australian National University und Alex Haslam von der Macquarie University präsentieren in ihrer Keynote aktuelle Erkenntnisse aus der Social Cure Forschung. Im Hot Topic „Fake News and Dealing with Evidence“ beschäftigen sich die eingeladenen Expertinnen und Experten beispielsweise mit konkreten Maßnahmen, wie Gesellschaften einen besseren Umgang mit Fake News finden können. In seiner Keynote stellt der Kommunikationsforscher Andrew Flanagin von der University of California, Santa Barbara, seine Forschung zur Glaubwürdigkeit von Online-Informationen vor.
Blitzlichtvorträge – Forschung kompakt
Neben den traditionellen Kongressveranstaltungen sorgen auch in diesem Jahr wieder neue Formate wie der Psycho Slam, die Blitzlichtvorträge und interaktive Foren für alternative Denk- und Diskussionsanstöße. In den Blitzlichtvorträgen werden aktuelle Forschungsergebnisse unterhaltsam und kompakt dargestellt. Hier räumen Persönlichkeitsforscher beispielsweise mit dem Vorurteil auf, dass Einzelkinder narzisstischer sind als Kinder, die mit Geschwistern aufwachsen.
Preise und Ehrungen der DGPs
Die DGPs verleiht als traditionsreiche, wissenschaftliche Fachgesellschaft mehrere hoch beachtete Ehrungen und Preise. Die Preisverleihungen finden erstmalig im Rahmen unterschiedlicher Veranstaltungen statt.
Der DGPs-Kongress in Frankfurt am Main
Mit der Goethe-Universität Frankfurt und dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) laden erstmalig zwei Institutionen zum DGPs-Kongress ein. Sie werden durch die Kongresspräsidenten Professor Holger Horz und Professor Johannes Hartig vertreten. „Mit dem Kongressmotto ‚Psychologie gestaltet‘ wollen wir an die Tradition des Frankfurter Gestaltpsychologen Max Wertheimer erinnern und verdeutlichen, dass die wissenschaftliche Psychologie nicht nur theoretische Erklärungsmodelle liefert, sondern auch aktiv an gesellschaftlichen Veränderungen beteiligt ist“, erklärt Holger Horz, Geschäftsführender Direktor der Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung (ABL) an der Goethe-Universität Frankfurt. „Der DGPs-Kongress bietet den idealen Rahmen für einen regen fachlichen Austausch und kritische Diskussionen innerhalb unserer Forschungsdisziplin“, ergänzt Johannes Hartig vom DIPF.
Presseakkreditierung
Wir laden Sie herzlich ein, am Kongress teilzunehmen und in Wort und Bild zu berichten! Konditionen für die Presseakkreditierung und weitere Informationen finden Sie unter: https://www.dgpskongress.de/frontend/index.php?page_id=1089. Für Presseauskünfte stehen Ihnen der Präsident der DGPs, Prof. Dr. Conny Herbert Antoni, und die Kongresspräsidenten, Prof. Dr. Holger Horz und Prof. Dr. Johannes Hartig, zur Verfügung. Weitere Informationen zum Kongress, zu den Hot Topic Sessions und den Rahmenveranstaltungen finden Sie auf der Kongress-Homepage: www.dgpskongress.de. Wenn Sie an konkreten Themen interessiert sind, vermitteln wir Ihnen gerne auch schon vorab Interviewtermine mit unseren internationalen Expertinnen und Experten. Zwecks Terminabsprachen für Interviews wenden Sie sich bitte an die
Pressestelle der DGPs: Dr. Anne Klostermann, Pressereferentin DGPs, E-Mail: pressestelle@dgps.de, Tel.: 030 280 47718
FRANKFURT. Wer sind die 100 einflussreichsten Ökonomen im deutschsprachigen Raum? Wer hat Gewicht in Medien, Forschung und Politik? Antworten auf diese Fragen sucht einmal im Jahr das viel beachtete Ökonomen-Ranking der Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Die Goethe-Universität Frankfurt ist in diesem Jahr gleich mit sechs Namen vertreten und zählt damit innerhalb der Bestenliste zu den am häufigsten genannten wissenschaftlichen Institutionen.
Besonders erfreulich: Drei der genannten Forschungspersönlichkeiten sind erstmals auf der Liste mit dabei: Universitätspräsidentin Prof. Dr. Birgitta Wolff, Betriebswirtin, der Volkswirtschaftler Prof. Dr. Bertram Schefold sowie der Geschäftsführer des Center for Financial Studies (CFS), Prof. Dr. Volker Brühl. Weiterhin listet das FAZ-Ranking auch drei bereits länger in der Liste vertretene Wirtschaftswissenschaftler der Goethe-Universität: Prof. Dr. Volker Wieland, Prof. Dr. Otmar Issing sowie Prof. Dr. Jan Pieter Krahnen.
„Ein globaler Finanzplatz wie Frankfurt mit Institutionen wie der Europäischen Zentralbank, der Deutschen Bundesbank, der Europäischen Aufsichtsbehörde für Pensionen und Versicherungen, aber auch den wichtigsten deutschen Geschäftsbanken und Kapitalanlagegesellschaften braucht eine kompetente wissenschaftliche Begleitung, politische Beratung und mediale Präsenz. Erfreulich, dass uns das auf so hohem Niveau gelingt und die Goethe-Universität in dieser Rangliste so gut sichtbar ist“, sagte der Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität, Prof. Dr. Raimond Maurer
Laut FAZ wurde in die Gesamtwertung aufgenommen, wer in Öffentlichkeit und Forschung Spuren hinterlassen hat. Die Basis dafür bilden mindestens fünf Forschungszitate, fünf Medienzitate sowie mindestens fünf Punkte in der Politik-Umfrage. Gewertet wurden insgesamt 140 Ökonomen, die an Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz arbeiten.
Die Ergebnisse wurden auf folgendem Punktesystem berechnet: In jeder Säule (Forschung, Medienresonanz, politische Bedeutung) bekam der stärkste Ökonom 250 Punkte, alle anderen bekamen ihre Punkte proportional dazu. In der Addition zählten Medien und Politik einfach, die Forschung doppelt. Das bedeutet: Ein Ökonom konnte höchstens 1000 Punkte erreichen, was bedeuten würde, dass er der einflussreichste Ökonom in allen drei Säulen war.
Öffentliche Konferenz mit Experten aus den Wissenschaften und Verantwortlichen aus Wirtschaft und Politik am Forschungskolleg Humanwissenschaften
FRANKFURT/BAD HOMBURG. Das Forschungskolleg Humanwissenschaften und die Stadt Bad Homburg v. d. Höhe laden die interessierte Öffentlichkeit zur Bad Homburg Conference 2018 ein. Es geht um die Zukunft Europas und die Frage, wie Europa gestaltet werden kann und soll, um die aktuellen Anfechtungen zu überwinden.
Die eineinhalbtägige Konferenz findet statt
am Freitag, 21. September, 10.00 bis 20.00 Uhr,
und Samstag, 22. September, 10.00 bis 13.30 Uhr,
im Forschungskolleg Humanwissenschaften, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg v. d. Höhe.
In fünf Diskussionsrunden werden grundlegende Europa-Themen in den Blick genommen: die Europa-Universitäten und Macrons Vision einer europäischen Integration durch Wissenschaft; das Recht auf Freizügigkeit europäischer Bürger; die Europäische Union und ihre demokratische Legitimation und Akzeptanz; der Euro als Garant für Stabilität und Gerechtigkeit; die kulturelle Identität im Spannungsfeld der verflochtenen Vielheit europäischer Kulturen. „Impulsgeber für die diesjährige Themenwahl war der französische Präsident Emmanuel Macron, der seine großen Reden zur Zukunft Europas an Universitäten gehalten hat, die zweite am 10. Oktober 2017 an der Frankfurter Goethe-Universität. Für uns ist es wichtig, diese Impulse auch im weiteren Rahmen mit der Öffentlichkeit zu reflektieren und zu diskutieren“, erläutert der Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften, Matthias Lutz-Bachmann, das Konzept der Konferenz.
Experten aus den Wissenschaften und Verantwortliche aus Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit werden in die Themenblöcke einführen – u.a. die Politikwissenschaftler John Erik Fossum (Oslo), Adrienne Héritier (Florenz) und Jürgen Neyer (Frankfurt/Oder), der Historiker Étienne François (Berlin / Paris), die Publizistin und Frankfurter Kulturdezernentin Ina Hartwig, der Ökonom Emanuel Mönch (Deutsche Bundesbank), der Rektor der Freiburger Universität Hans-Jochen Schiewer und die Juristen Christoph Möllers (Berlin) und Jo Shaw (Edinburgh). Am Abend des ersten Konferenztages wird der Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas im Gespräch mit dem Frankfurter Rechtsphilosophen Klaus Günther seine Perspektiven für Europa darlegen.
Die Konferenz ist die zweite in der Reihe der jährlich stattfindenden Bad Homburg Conferences, die vom Bad Homburger Forschungskolleg Humanwissenschaften – einer gemeinsamen Initiative der Goethe-Universität Frankfurt und der Werner Reimers Stiftung – geplant und der Stadt Bad Homburg finanziert werden. Ihr Ziel ist es, so der Oberbürgermeister der Stadt Bad Homburg, Alexander Hetjes, „brennende gesellschaftliche Fragen auf hohem Niveau mit der Öffentlichkeit zu diskutieren und Anregungen für die Gestaltung unserer Zukunft zu geben. Eben deshalb ist es der Stadt Bad Homburg als Wissenschaftsstandort daran gelegen, die Forschung ebenso zu fördern wie den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern über deren Resultate.“
Wissenschaftlich geleitet wird die Konferenz vom Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften Matthias Lutz-Bachmann, Professor für Philosophie an der Frankfurter Goethe-Universität, sowie seinen Frankfurter Kolleginnen und Kollegen Sandra Eckert, Professorin für Politik im Europäischen Mehrebenensystem, Klaus Günther, Professor für Rechtstheorie, Rainer Klump, Professor für Volkswirtschaftslehre, Pierre Monnet, Professor für Geschichte und Sandra Seubert, Professorin für Politikwissenschaft.
Das detaillierte Programm der Bad Homburg Conference 2018 kann auf der Webpage des Forschungskollegs Humanwissenschaften eingesehen werden.
Anmeldung: Die Teilnahme an der Bad Homburg Conference 2018 ist kostenlos, aber nur nach vorheriger Anmeldung bis Montag, den 17.9.2018 und unter Vorlage der Anmeldebestätigung zu den einzelnen Konferenzteilen möglich: Freitag, 21.9.18, 10.00–17.00 Uhr (erster Konferenztag mit Mittagsimbiss); Freitag, 21.9.18, 18.00 Uhr (Klaus Günther im Gespräch mit Jürgen Habermas); Samstag, 22.9.18, 10.00–13.30 Uhr (zweiter Konferenztag). anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Weitere Informationen:
Iris Helene Koban, Geschäftsführerin des Forschungskollegs Humanwissenschaften, Tel.: 06172 13977 0; i.koban@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de;
Beate Sutterlüty, Wissenschaftskommunikation, b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Ausstellung von Rainer Raczinski im Forschungskolleg Humanwissenschaften
FRANKFURT/BAD HOMBURG. Der Frankfurter Fotokünstler Rainer Raczinski arbeitet ausschließlich mit Polaroids. Seit Jahren widmet er sich der Fotografie von Architektur und Städten. Gegenstand seines jüngsten Projektes ist die Architektur des „International Style“, der Bauhaus Architektur in ihren unterschiedlichen Ausprägungen. Eine Auswahl seiner Fotos wird im September im Forschungskolleg Humanwissenschaften gezeigt. Die Ausstellung stellt Fotos von Gebäuden aus drei Städten einander gegenüber: Gebäude aus dem Frankfurt der 1920er Jahre; aus der „Weißen Stadt“ in Tel Aviv, die in den 1930er Jahren entstand; und Villen aus dem kalifornischen Palm Springs, die in den 1940er bis 1960er Jahren errichtet wurden. Die Polaroids laden den Betrachter dazu ein, mit konzentriertem Blick auf die kleinen Formate die Gebäude neu zu sehen und zu vergleichen.
Ein Klick und ein kurzer Moment – und man hält das Polaroid in den Händen. Das Sofortbild ist meist klein, manchmal quadratisch mit einem weißen Rand und die Farben besitzen auf den ersten Blick eine seltene Eigenheit. Die Momentaufnahme ist ein Original, ein Unikat; sie kann nicht korrigiert, bearbeitet und reproduziert werden Das Polaroid hat daher eine besondere Authentizität, die man in der digitalen Fotografie zunehmend vermisst, und wahrscheinlich ist sie eben deshalb in den letzten Jahren zum Kult geworden.
Die Ausstellung, die ein erstes Licht auf das einhundertjährige Bauhaus-Jubiläum im kommenden Jahr wirft, ist vom 3. bis zum 27. September zu sehen; anschließend wird sie im Bauhaus Center Tel Aviv gezeigt. Am 11. September laden die Veranstalter der Ausstellung – das Forschungskolleg Humanwissenschaften und der Hochtaunuskreis – die interessierte Öffentlichkeit zu einem Empfang mit einer Einführung in die Ausstellung ein. Der Landrat Ulrich Krebs und der Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften Professor Matthias Lutz-Bachmann werden die Gäste begrüßen. Sodann wird der Leiter des Bauhaus Center Tel Aviv Dr. Micha Gross einen Vortrag über die historische Entwicklung der „Weißen Stadt“ Tel Aviv halten.
Öffnungszeiten der Ausstellung:
Montag, 3. September bis Donnerstag, 27. September 2018
montags bis freitags, 10 Uhr bis 16 Uhr
Forschungskolleg Humanwissenschaften, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg
Der Eintritt ist frei.
Empfang mit Einführung in die Ausstellung:
Dienstag, 11. September, 18:00 Uhr
Um vorherige Anmeldung wird gebeten: info@forschungskolleg-humanwisssenschaften.de
Kontakt:
Iris Helene Koban (Geschäftsführung), Tel.: 06172-13977-10; i.koban@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Beate Sutterlüty (Wissenschaftskommunikation), Tel.: 06172 13977-15, b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Prof. Petra Schulz wird Mitglied in DFG-Senatskommission
FRANKFURT. Die Frankfurter Sprachwissenschaftlerin Prof. Petra Schulz ist vom Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in den Senatsausschuss für die Sonderforschungsbereiche (SFB) gewählt worden. Damit ist sie künftig mitverantwortlich für die Bewertung und Auswahl von Sonderforschungsbereichen, die mit öffentlichen Mitteln gefördert werden.
„Ich habe mich sehr über die Wahl gefreut – für die Linguistik allgemein, aber vor allem auch für die Frankfurter Linguistik“, sagt Prof. Petra Schulz. Obwohl die Linguistik ein kleines Fach sei, sei sie nun weiterhin im Senatsausschuss für die Sonderforschungsbereiche vertreten. Der Grund dafür: Die Linguistik hat überproportional viele Sonderforschungsbereiche in ihren Reihen.
Sonderforschungsbereiche sind langfristige Projekte zur Grundlagenforschung. Darin kooperieren Wissenschaftler einer Universität oder mehrerer Universitäten, häufig aus unterschiedlichen Disziplinen, um neue Erkenntnisse zu einem eingegrenzten Thema zu erlangen. Die Projekte werden aus Mitteln des Bundes und der Länder gefördert. Nach jeweils vier Jahren erfolgt eine Begutachtung durch externe Wissenschaftler (Begehung) sowie gegebenenfalls eine Fortsetzungsbeantragung. Diese Form der Forschungsförderung feiert in diesem Jahr Jubiläum: 1968 wurde das Programm ins Leben gerufen. Derzeit fördert die DFG insgesamt 274 Sonderforschungsbereiche (Stand Juli 2018), zehn davon an der Goethe-Universität.
Petra Schulz hat an der Goethe-Universität seit 2006 die Professur für Deutsch als Zweitsprache sowie Theorie und Didaktik des Zweitspracherwerbs inne. Die heute 54-Jährige befasst sich in ihrer wissenschaftlichen Arbeit schwerpunktmäßig mit dem kindlichen Erst- und Zweitspracherwerb, vor allem an der Schnittstelle von Syntax und Semantik. Für ihre Forschung hat sie zahlreiche Fördermittel eingeworben, u.a. bei der DFG, beim BMBF, dem Landesexzellenzprogramm LOEWE und der EU. Seit August leitet sie an der Goethe-Universität ein vom Hessischen Wissenschaftsministerium gefördertes Forschungsprojekt, das den Zweitspracherwerb ab sechs Jahren untersucht.
Seit 2017 ist sie gemeinsam mit Prof. Esther Rinke Sprecherin des GRADE Centers „Language“, der Graduiertenakademie der Goethe-Universität.
Als Mitglied des Senatsausschusses für die Sonderforschungsbereiche ist Schulz zugleich Mitglied des Bewilligungsausschusses für die Sonderforschungsbereiche. Ihre Aufgabe wird es sein, an Begehungen von Sonderforschungsbereichen teilzunehmen und ein Urteil zu den Anträgen abzugeben. Sie ist derzeit die einzige Wissenschaftlerin der Goethe-Universität in diesem Gremium. Ihre Amtszeit beginnt im Januar 2019 und dauert bis Ende 2021, also drei Jahre.
Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/73510615
Informationen: Prof. Dr. Petra Schulz, Deutsch als Zweitsprache, Geschäftsführende Direktorin, Institut für Psycholinguistik und Didaktik der deutschen Sprache, Telefon +49 (0)69 798-32561
Analog zur Goethe-Uni bildet die University of Jos nun Master in Filmarchivierung und Filmkultur aus
FRANKFURT. Ein Frankfurter Masterstudiengang wird zum internationalen Prototyp: Mit Unterstützung des DAAD gibt es den praxisorientierten Masterstudiengang „Filmkultur: Archivierung, Programmierung, Präsentation“, den das Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität seit 2013 gemeinsam mit dem Deutschen Filminstitut anbietet, von 2019 an auch in Nigeria.
Was wird aus den Absolventinnen und Absolventen kleiner geisteswissenschaftlicher Fächer wie der Filmwissenschaft? Auf diese Frage gibt der Studiengang „Filmkultur: Archivierung, Programmierung, Präsentation“, der von Goethe-Uni und Deutschem Filminstitut gemeinsam angeboten wird, seit 2013 eine handfeste Antwort. Der Studiengang bildet pro Jahrgang bis zu 20 wissenschaftliche Fachkräfte für Film- und Medienarchive und filmkulturelle Institutionen aus. So gut wie alle, die diesen praxisorientierten Studiengang bisher absolviert haben, konnten direkt ins Berufsleben einsteigen. Das Konzept dieses Studiengangs, der auf Seiten der Goethe-Uni von Junior-Professorin Sonia Campanini und Professor Vinzenz Hediger geleitet wird, dient nun auch Universitäten und Filminstitutionen im Ausland als Inspiration.
Ein Konsortium, in dem das National Film Institute und das National Film, Video and Sound Archive vertreten sind, die zur Nigerian Film Corporation gehören, aber ebenso die University of Jos, wird von Herbst 2019 an den afrikaweit ersten Masterstudiengang für Filmarchivierung und Filmkultur anbieten, der das Frankfurter Erfolgsmodell übernimmt. Nigeria ist laut UNESCO-Statistiken nach Indien das produktivste Filmland der Welt. Rund 1000 Spielfilme pro Jahr erscheinen in Englisch und den drei Hauptsprachen Igbo, Haussa und Yoruba. Verbreitung finden diese Filme auf dem ganzen Kontinent sowie weltweit in der afrikanischen Diaspora.
Die Ausbildung von Fachpersonal für Filmarchivierung und Filmkultur habe in Nigeria eine doppelte Funktion, erklärt Prof. Sonia Campanini: „Es geht um die Etablierung einer Politik und Praxis der Erhaltung des nationalen Filmerbes, zugleich aber auch darum, dieses Erbe in und jenseits von Nigeria zugänglicher und bekannter zu machen.“ Derzeit ist die nigerianische Filmindustrie zwar auf Neuheit fixiert und produziert mehrere neue Filme pro Woche, wird in absehbarer Zeit aber – ähnlich wie die US-Filmindustrie – auch von der längerfristigen Auswertung von beliebten älteren Filmen leben.
Der Studiengang stellt das Know-how und die personellen Ressourcen bereit, die für diesen Übergang erforderlich sind. Für Ellen Harrington, Direktorin des Deutschen Filminstituts, fügt sich die Partnerschaft mit Jos ideal ein in das internationale Profil ihrer Institution: „Der professionelle Austausch mit Partnern in der ganzen Welt gehört fest zum Programm unseres Hauses. Afrika ist ein ungeheuer vielfältiger und produktiver Film-Kontinent, das sehen wir jedes Jahr bei unserem Filmfestival „Africa Alive“ in Frankfurt. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen in Nigeria und auf die wertvollen Impulse und neuen Einsichten, die sich daraus ergeben werden.“
Die Goethe-Universität wird gemeinsam mit dem Deutschen Filminstitut beim Aufbau des Studiengangs eng mit dem National Film Institute und der University of Jos kooperieren. Die Aufbauarbeit ist auf vier Jahre angelegt und umfasst Fellowships für Lehrende aus Jos, die an der Goethe-Universität und am Deutschen Filminstitut sowie bei „Arsenal – Institut für Film und Videokunst“ (Berlin) die Arbeitsweisen im bestehenden Studiengang studieren können, sowie einen intensiven Austausch: Lehrende der Goethe-Universität und Fachleute des Deutschen Filminstituts werden im Co-Teaching mit Lehrenden in Jos die verschiedenen Module des Studiengangs entwickeln und umsetzen. Finanziert wird die Aufbauarbeit vom DAAD im Rahmen des Programms Transnationale Bildung.
Für die Goethe-Universität bestätigt diese Förderung ihr internationales Profil im Bereich Afrikaforschung, von dem auch das in Frankfurt angesiedelte Zentrum für interdisziplinäre Afrikaforschung zeugt. Mit der Kooperation mit der University of Jos und der Nigerian Film Corporation baut die Goethe-Universität ihren Schwerpunkt im Bereich Westafrika/Subsahara-Afrika weiter aus, dem in der Außenpolitik der aktuellen Bundesregierung ein besonderes Augenmerk gilt.
Für Dr. Chidia Maduekwe, den Managing Director der Nigerian Film Corporation, ist die Förderentscheidung des DAAD eine eindrucksvolle Bestätigung der bereits bestehenden bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Nigeria. „Mit dem TNB Archival Studies Master-Programm wollen wir ein nachhaltiges und robustes Ausbildungsprogramm auf dem Postgraduate-Level aufbauen“, so Dr. Maduekwe. „Das Ziel ist es, mit hervorragend ausgebildeten Fachkräften die aktuellen und künftigen Herausforderungen anzugehen, die sich im Bereich Archivmanagement und Forschung zum Filmerbe in Nigeria und Afrika stellen.“
Das „Arsenal – Institut für Film und Videokunst“ hat mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes zuvor am Filmarchiv in Jos die technischen Voraussetzungen geschaffen sowie den nigerianischen Spielfilm SHAIHU UMAR (Adamu Halilu, 1976) restauriert und zur Wiederaufführung gebracht. „Wir freuen uns, dass unsere enge Zusammenarbeit mit der Nigerian Film Corporation und dem Masterstudiengang Filmkultur nun in dieser Form langfristig Früchte tragen kann“, so die Co-Direktorin des Arsenal, Stefanie Schulte Strathaus. „Die Kooperation mit den nigerianischen Partnern, die 2015 durch Didi Cheeka, den Begründer der Lagos Film Society, initiiert worden war, hat ‚Arsenal‘ nachhaltig geprägt, und wir wünschen der Frankfurter Filmwissenschaft eine ebenso inspirierende Zusammenarbeit.“
Entstanden ist die Kooperation zwischen der Goethe-Universität und den nigerianischen Partnern im Rahmen des Projekts „Archive außer sich“, das vom „Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V.“ gemeinsam mit dem Haus der Kulturen der Welt durchgeführt wird und als langfristige kollaborative Serie von Forschungs-, Veranstaltungs- und Ausstellungsprojekten zum filmkulturellen Erbe und seinen Archiven angelegt ist. Die Frankfurter Filmwissenschaft ist einer der Partner dieses Projekts und war unter anderem an der Veranstaltung einer Tagung zu Fragen des Filmerbes in Jos im Oktober 2017 beteiligt.
Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/73510532
Informationen: Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Fachbereich 9, Campus Westend, Junior-Prof. Dr. Sonia Campanini, Telefon 069 798-33278, Campanini@tfm.uni-frankfurt.de, Prof. Dr. Vinzenz Hediger, Telefon 069 798-32079, 0151 644 188 35 hediger@tfm.uni-frankfurt.de, Dr. Ines Bayer, Delegierte für Universitätsprojekte, Deutsches Filminstitut, bayer@deutsches-filminstitut.de; Stefanie Schulte Strathaus, Ko-Direktorin, Arsenal Institut für Film und Videokunst Berlin, stss@arsenal-berlin.de; Dr. Chidia Maduekwe, Managing Director, Nigerian Film Corporation, mdnigerianfilms@gmail.com; Didi Cheeka, Direktor, Lagos Film Society, didicheeka@yahoo.com
Vom 4. bis 7. September öffnet die Goethe-Uni ihren größten Hörsaal wieder für wissbegierige Kinder
FRANKFURT. In der Woche vom 4. bis 7. September lädt die Goethe-Universität Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren wieder zur Kinder-Uni auf dem Campus Westend ein. Jeden Tag erklärt ein anderer Wissenschaftler sein Forschungsgebiet auf anschauliche und unterhaltsame Weise. Ziel ist es, auf Wissenschaft neugierig zu machen und Kindern einen Eindruck vom Uni-Leben zu vermitteln.
Das Programm
Zum Auftakt der Kinder-Uni am Dienstag (4. September) um 9 Uhr erklärt der Sportsoziologe Prof. Robert Gugutzer in seiner Vorlesung „Auf den Thron gekickt“ wie der Fußball in Deutschland zu so einem beliebten Sport wurde und warum „König Fußball“ bis heute so unangefochten auf seinem Thron sitzt.
Ein Tipp für Dino-Expertinnen und Experten ist die Vorlesung von Dr. Bernd Herkner vom Senckenberg-Museum am Mittwoch (5. September). Es geht darum, wie die Riesen der Urzeit so groß werden konnten und was das für Schwierigkeiten mit sich brachte – zum Beispiel, wenn ein schwerer Kopf auf einem langen Hals sitzt. Die Museumspädagogik des Senckenberg-Museums wird am Nachmittag vor und nach der Vorlesung mit einem Experimentiertisch vertreten sein.
Am Donnerstag (6. September) nimmt die Pilzforscherin Prof. Maike Piepenbring die Kinder mit auf eine Fantasiereise nach Hogwarts. Als echter Harry Potter-Fan schlüpft sie in die Rolle der Lehrerin für „magische Pilzkunde“. Was sie über Pilze wie den Hexenring verrät, ist aber keineswegs erfunden.
Um die große Zeit der Römer geht es am Freitag (7. September) in der Vorlesung der Archäologin Prof. Anja Klöckner. Sie entführt ihre jungen Zuhörerinnen und Zuhörer in eine antike Arena. Wie die Kämpfe im heißen Sand abgelaufen sind, stellt die Archäologin mit ihrem studentischen Team originalgetreu nach.
Erstmals in diesem Jahr werden Vertreter des Mathematikums aus Gießen im Foyer des Hörsaalgebäudes mathematische Experimente für Kinder anbieten.
Organisation
Die Organisatorinnen rechnen in diesem Jahr mit mehr als 10.500 Kindern. Die beiden Vormittagsvorlesungen (jeweils 9 Uhr und 11:30 Uhr) sind für Schulklassen reserviert und komplett ausgebucht: Mehr als 380 Klassen aus dem gesamten südhessischen Raum werden an den acht Vormittagsvorlesungen teilnehmen, weitere 250 Klassen konnten leider nicht berücksichtigt werden.
Nachmittags um 16 Uhr sind alle Kinder von 8 bis 12 Jahren in Begleitung Erwachsener ohne Anmeldung eingeladen. Für Kinder, die keine Möglichkeit haben, die Kinder-Uni zu besuchen, gibt es einen Live-Stream (http://live.uni-frankfurt.de). Die Aufzeichnungen können auch im Nachhinein im Internet angeschaut werden, dort finden sich auch Mitschnitte aller Kinder-Uni-Vorlesungen seit 2011 (http://www.rz.uni-frankfurt.de/68128012/Kinderuni).
Nach beiden Vorlesungen können die Schülerinnen und Schüler sich in der Mensa, den Cafeterien des Studentenwerks oder im Café-Bistro „Sturm und Drang“ im Erdgeschoss des Hörsaalgebäudes stärken. In den Betrieben des Studentenwerks bekommen sie gegen Vorlage ihres „Studentenausweises“ für 3 Euro ein Kinder-Menü oder einen Snack und ein Getränk.
Auch in diesem Jahr gibt es zu jeder Vorlesung ein Quiz. Unter den Teilnehmern, die das Richtige angekreuzt haben, werden Buchpreise und andere tolle Gewinne verlost. Auf der Homepage der Kinder-Uni (www.kinderuni.uni-frankfurt.de) sind die Quizfragen und später die richtigen Antworten einsehbar. Besonders eifrige Besucher der Kinder-Uni, die an mindestens drei Vorlesungen teilgenommen haben, können bei einer weiteren Verlosung mitmachen. Zu gewinnen sind Sach- und Hörbücher, verschiedene Freikarten sowie Kinder-Uni-T-Shirts.
Die Frankfurter Dr. Marschner Stiftung unterstützt die Frankfurter Kinder-Uni seit 2015. „Ich bin davon begeistert, dass es bei der Kinder-Uni gelingt, Frankfurter Schülerinnen und Schülern aller Bildungsschichten einen ersten Kontakt mit der Universität zu ermöglichen“, so Peter Gatzemeier, Vorstand der Dr. Marschner Stiftung.
Medienpartner der Frankfurter Kinder-Uni sind auch in diesem Jahr die Frankfurter Rundschau, die täglich über die Veranstaltungen berichten wird, und das Magazin GEOlino, das redaktionell auf die Kinder-Uni aufmerksam macht.
Das Kinder-Uni-Logo finden Sie zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/68282161.
Informationen: Dr. Anke Sauter und Dr. Anne Hardy, Referentinnen für Wissenschaftskommunikation, Campus Westend, Tel: (069) 798-13066 und 798- 12498; kinderuni@vdv.uni-frankfurt.de
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Studienpreis der Körber Stiftung für Vergleich der Armutsentwicklung in der Bundesrepublik und im Vereinigten Königreich
FRANKFURT. In Deutschland ist das Armutsrisiko seit den 1990er-Jahren gestiegen, in Großbritannien gesunken. Den möglichen Gründen dafür ist der Frankfurter Soziologe Jan Brülle in seiner Dissertation nachgegangen – mit einem aufschlussreichen Ergebnis.
Was ist Armut überhaupt? In der Armutsforschung spricht man von „relativer Einkommensarmut“: Wer weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens in einem Land zur Verfügung hat, ist von Armut bedroht. Er kann sich seltener eine warme Mahlzeit leisten, die Kinder können nicht zu jedem Kindergeburtstag, weil das Geld für ein Geschenk fehlt: Für den Einzelnen ist Armut eine schwere Belastung seiner Lebenssituation. Wie sich Armut aber in einer Gesellschaft entwickelt, das sagt viel aus über deren Verfasstheit und den Wandel, der in dieser Gesellschaft gerade stattfindet. Ein Staat, der allen Mitgliedern ein Mindestmaß an ökonomischer, sozialer und kultureller Teilhabe zugestehen will, muss diese Entwicklung im Auge behalten.
Warum ist das Armutsrisiko in Deutschland seit 1992 kontinuierlich angestiegen, und wie ist die Armut strukturiert? Dieser Ausgangsfrage ist Jan Brülle in seiner Dissertation nachgegangen. Eine für viele naheliegende Hypothese: Es liegt am Rückbau des Wohlfahrtsstaates insbesondere durch die Hartz-Reformen. „Meine Untersuchung hat aber gezeigt: Vor allem der Arbeitsmarkt und die veränderten Familienstrukturen spielen eine Rolle. Danach erst kommen die Veränderungen beim Wohlfahrtsstaat“, erklärt Brülle.
Für seine Studie hat der heute 33-Jährige Datensätze analysiert, die der wissenschaftlichen Forschung vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin zur Verfügung gestellt wurden, das Sozioökonomische Panel (SOEP). So konnte er die Daten von rund 12.000 deutschen Haushalten in seine Untersuchung einbeziehen. Auf britischer Seite nahm er das British Household Panel (BHPS) als Grundlage. Beide Datensätze erlauben, die Situation der Haushalte über mehrere Jahre zu verfolgen.
Sind dieselben Personen von Jahr zu Jahr immer noch arm, oder können sie sich aus der Armut befreien? Wie sieht die Entwicklung hinsichtlich verschiedener Bildungsabschlüsse und Berufsklassen aus? Diese Fragen richtete Brülle sowohl an die Daten aus Deutschland als auch an die aus dem britischen Vergleichspanel. Dabei hat sich gezeigt: In Deutschland wird Armut über den untersuchten Zeitraum immer häufiger, länger und ungleicher verteilt. Je niedriger der Bildungsabschluss, desto stärker ist das Armutsrisiko angestiegen. Auch Arbeiter sind stärker von Armut gefährdet als Angestellte in höheren Positionen. Die Ursachen für diese Entwicklungen zu kennen, das ist nach Brülle die Voraussetzung, um die richtigen politischen Maßnahmen zu ergreifen, die gegen Armut helfen.
In Großbritannien, wo mehr Menschen von Armut betroffen waren als in Deutschland, lässt sich eine umgekehrte Entwicklung beobachten: Gezielte soziale Transfers konnten hier auch hohe Ungleichheiten beim Einkommen entschärfen. Menschen mit geringfügigem Arbeitseinkommen bekommen auch in Deutschland vom Staat etwas hinzu, also so genannte „Aufstocker“. In Großbritannien sei man jedoch großzügiger bei den „Working Tax Credits“, was die Situation der Menschen tatsächlich verbessere, sagt Jan Brülle. Insbesondere wenn Kinder im Haushalt leben, gebe es zusätzliche Zahlungen. In Deutschland sei jedoch klar zu beobachten, dass sich die Situation für ohnehin prekär lebende Personen verfestige, während die Sozialversicherung höhere Einkommen auch bei Arbeitslosigkeit besser absichere als in Großbritannien.
Ursache für das steigende Armutsrisiko ist nach den Erkenntnissen von Jan Brülle vor allem die Polarisierung des Arbeitsmarktes: Immer mehr Menschen können von ihrem Arbeitseinkommen nicht mehr leben. Hinzu kommt, dass es immer mehr Singlehaushalte gibt, das heißt: Immer weniger Personen mit geringen Einkünften können auf die Ressourcen anderer Haushaltsmitglieder zurückgreifen. Und die Reformen beim Wohlfahrtsstaat (Stichwort Hartz IV) haben diese Situation noch verschärft. Das Beispiel Großbritannien zeigt jedoch: Es gibt staatlicherseits durchaus Möglichkeiten, die Entwicklung zum Besseren zu wenden.
Eine ausführliche Zusammenfassung seiner Arbeit hat Jan Brülle für den Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung verfasst. Der Beitrag wurde mit dem mit 5000 Euro dotierten zweiten Preis ausgezeichnet und ist vom 27. August an online auf den Seiten der Stiftung verfügbar. Der Preis wird alljährlich für die neun relevantesten Dissertationen vergeben.
Publikation: unter https://www.koerber-stiftung.de/deutscher-studienpreis/preistraeger/2018
Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/73491583
Informationen: Dr. Jan Brülle, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Institut für Soziologie, Theodor-W.-Adorno-Platz 6, Campus Westend, Telefon 069 798-36629, E-Mail bruelle@soz.uni-frankfurt.de
Neue „Science“-Veröffentlichung zur neurovaskulare Kommunikation im Gehirn
FRANKFURT. Die Funktion und Homöostase (Selbstregulierung) des Gehirns hängt von der Kommunikation innerhalb des komplexen Zellnetzwerks ab, das dieses Organ ausmacht. Dementsprechend muss die Entwicklung der verschiedenen Zellengruppen im Gehirn räumlich und zeitlich koordiniert werden. Die Gruppe um Prof. Dr. Amparo Acker-Palmer vom Buchmann Institut für Molekulare Lebenswissenschaften und dem Institut für Zellbiologie und Neurowissenschaften der Goethe-Universität berichtet in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift „Science“ über eine bisher unbekannte Funktion von Blutgefäßen bei der Orchestrierung der korrekten Entwicklung von neuronalen Zellnetzwerken im Gehirn.
Dass das Blutgefäßsystem im Gehirn notwendig ist, um Neuronen und Gliazellen (Zellen im Nervengewebe, die sich strukturell und funktionell von den Nervenzellen unterscheiden) mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen, um den Stoffwechsel der neuronalen Netzwerke zu unterstützen, ist bekannt. „Wir wissen seit einigen Jahren, dass das Gefäß- und Nervensystem einen sehr ähnlichen Bausatz verwenden, um sich zu entwickeln und zu funktionieren. Daher sind wir davon ausgegangen, dass solch ein gemeinsamer Bausatz auch dafür verwendet werden könnte, dass sich beide Systeme synchron entwickeln und miteinander kommunizieren, um so eine korrekte Hirnfunktion zu gewährleisteten“, erklärt Acker-Palmer.
Um die Kommunikation zwischen Blutgefäßen und neuronalen Zellen zu untersuchen, hat die Gruppe um Acker-Palmer verschiedene Aspekte der neurovaskulären Entwicklung in den Blick genommen. Die Gefäßentwicklung in der Mäusenetzhaut nutzten die Wissenschaftler dafür als bewährtes Modell, um für das Gefäßwachstum wichtige Moleküle zu untersuchen. Dabei haben sie entdeckt, dass ein Molekül, Reelin, das die neuronale Migration beeinflusst, unabhängig davon auch in der Lage ist, mit einem sehr ähnlichen Signalmechanismus das Wachstum von Gefäßen zu beeinflussen, indem es den ApoER2-Rezeptor und das Dab1-Protein in Endothelzellen aktiviert.
Eine sehr wichtige Struktur im Gehirn ist die Großhirnrinde, die eine Schlüsselrolle bei sämtlichen Grundfunktionen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Sprache und Bewusstsein spielt. Neuronale Zellen in der Großhirnrinde sind in Schichten organisiert, die sich während der embryonalen Entwicklung bilden. „Wir haben uns dafür entschieden, ausschließlich die Signalkaskade von Reelin aus den Endothelzellen zu eliminieren und dann zu schauen, wie das die Organisation von Neuronen und Gliazellen in der Großhirnrinde beeinflusst“, erklärt Acker-Palmer. Auf diese Weise kamen die Wissenschaftler auf die erstaunliche Erkenntnis, dass Endothelzellen die Neuronen zu ihrer korrekten Position in der Großhirnrinde anleiten. Als Wirkmechanismus konnten die Wissenschaftler zeigen, dass Endothelzellen Laminin sekretieren, das in der extrazellulären Matrix um die Gefäße angesammelt wird, um die Fasern der Gliazellen richtig zu verankern, die für die korrekte neuronale Migration und korrekte Entwicklung der Großhirnrinde notwendig sind.
Im reifen Gehirn umwickeln Gliazellen auch die Kapillargefäße und verhindern, dass schädliche Substanzen aus dem Blutstrom in das Gehirn eindringen können. Diese sogenannte „Blut-Hirn-Schranke“ ist eine wesentliche Struktur, die im Gehirn entwickelt wird, um die Homöostase (Selbstregulierung) aufrechtzuhalten. Bedeutsam ist, dass Acker-Palmer und ihr Team darüber hinaus gezeigt haben, dass die gleichen Signalkaskaden, die Endothelzellen in der Großhirnrinde benutzen, um neuronale Migration zu orchestrieren, auch dafür benutzt werden, die Kommunikation an der Blut-Hirn-Schranke herzustellen. „Einige neuropsychiatrische und neurodegenerative Störungen sind mit einer abnormalen neurovaskulären Kommunikation in Verbindung gebracht worden. Von daher ist es wesentlich, die Signalwege und Mechanismen in dieser Kommunikation zu verstehen, um neue Ansätze für die Behandlung von Demenz und psychische Erkrankungen zu finden“, so die Frankfurter Professorin.
Publikation: Endothelial Dab1 signaling orchestrates neuro-glia-vessel communication in the central nervous system DOI: 10.1126/science.aao2861 Segarra et al., Science 361, eaao2861 (2018).
Bild zum Herunterladen: www.uni-frankfurt.de/73456362
Bildunterschrift: Blood vessels in red in close communication with proliferating neuronal cells in the mouse cortex at embryonic day 10 (Photo: Cecilia Llao-Cid).
Information: Prof. Amparo Acker-Palmer, Institute of Cellular Biology and Neuroscience, Buchmann Institute of Molecular Life Sciences, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-42563, Acker-Palmer@bio.uni-frankfurt.de.
Seltenes Werk über die Lebensweise der Ureinwohner Nordamerikas aus dem Jahre 1855 wurde für die Sammlung Deutscher Drucke erworben
FRANKFURT. Der wertvolle Titel „Indianer in Nordamerika“ von Franz Pierz konnte dank der großzügigen Unterstützung der „Freunde der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main e.V“ für das Langfristvorhaben Sammlung Deutscher Drucke (SDD) erworben werden und ist nun auch als Digitalisat zugänglich. Franz Pierzꞌ Buch über die „Indianer in Nordamerika. Ihre Lebensweise, Sitten, Gebräuche“, erschien 1855 bei Franz Saler & Company in St. Louis (Missouri). Das sehr seltene Werk, eines der frühesten in deutscher Sprache geschriebenen Werke über die Ureinwohner Nordamerikas, ist ansonsten innerhalb Deutschlands, Österreichs und der Schweiz nur in der Erzbischöflichen Bibliothek Paderborn vorhanden.
Die national bedeutsame Sammlung Deutscher Drucke (SDD) wurde 1989 von fünf großen deutschen Bibliotheken, darunter die Universitätsbibliothek Frankfurt, mit der Absicht gegründet, eine umfassende Sammlung der gedruckten Werke des deutschen Sprach- und Kulturraums aufzubauen und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Im Fokus stehen insbesondere jene Titel, die bislang kaum oder gar nicht in deutschen Bibliotheken verfügbar sind.
Zum Verfasser: Franc Pirc, (deutsch: Franz Pierz, 1785-1880), ein aus Slowenien stammender katholischer Geistlicher, verfasste es nach über zwanzigjähriger Missionstätigkeit in den heutigen USA-Staaten Minnesota und Michigan sowie im kanadischen Ontario. Er wirkte insbesondere im Gebiet um die „Großen Seen“ an der Grenze zu Kanada sehr rege. Von den dort beheimateten Ojibwa-Indianern akzeptiert und wertgeschätzt, breitet er darin nicht nur seine kenntnisreichen Beobachtungen indianischer Lebensgewohnheiten aus; er resümiert zudem seine amerikanischen Lebenserfahrungen, vergleicht die Missionsarbeit beider christlichen Konfessionen und versucht in einem Anhang, Werbung für die Besiedlung von Minnesota zu machen. Daher passt dieses schmale Bändchen sehr gut zur Ratgeberliteratur für USA-Auswanderer, die gerade im 19. Jahrhundert populär war und bereits mit mehreren Titeln im Frankfurter Bibliotheksbestand vertreten ist. Nicht minder schillernd wie der Autor ist im Übrigen sein Verleger, der Bauunternehmer und Selfmademan Franz Saler (1808-1893), ein abenteuerlustiger Amerikaauswanderer aus dem Montafon, der nicht nur die Stadt St. Louis wesentlich mit seinen Bauten prägte, sondern in dieser Stadt erfolgreich eine Buchhandlung und Druckerei betrieb.
Das Werk „Indianer in Nordamerika. Ihre Lebensweise, Sitten, Gebräuche“ ist im Rahmen der Digitalen Sammlungen der UB auch online verfügbar unter: http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/urn/urn:nbn:de:hebis:30:4-132654
Weitere Informationen: Dr. Volker Michel, Fachreferent für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Germanistik und Sammlung Deutscher Drucke 1801-1870, Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Tel. (069) 798 39786, v.michel@ub.uni-frankfurt.de
Kontakt für Pressefragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsstelle Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit der Bibliothek, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de
Sozialpsychologische Studie belegt: Das Aufwachsen in einer sozialen Klasse ist prägend für das spätere Auftreten, noch mehr aber die Kommunikationssituation
FRANKFURT. Sind Menschen mit mehr Geld und Bildung dominanter und weniger warmherzig? Eine sozialpsychologische Studie an der Goethe-Universität hinterfragt Stereotypen.
Wie wird unser Verhalten durch unsere soziale Klasse beeinflusst? Diese Frage beschäftigt die Soziologie schon seit jeher. Je nachdem, ob Menschen in einem Arbeitermilieu aufwachsen oder in einem Akademikerhaushalt, übernehmen sie für diese Schicht charakteristische Verhaltensweisen, so die Hypothese. Die Frankfurter Sozialpsychologin Dr. Anna Lisa Aydin hat neue Belege für diese Hypothese gefunden. Ihre gemeinsam mit Forschenden aus Zürich, Hagen, Idaho und Tel Aviv erarbeitete Studie, die im Fachmagazin Social Psychological and Personality Science erschienen ist, zeigt jedoch auch, dass Menschen nicht nur stur ihr klassenspezifisches Verhalten zeigen, sondern flexibel auf ihr Gegenüber aus anderen sozialen Klassen reagieren.
Ein Großteil der Forschung zum Einfluss sozialer Klasse beruht auf den Ideen des Soziologen Pierre Bourdieus. Er beschreibt, wie sich das Umfeld, in dem wir aufwachsen, tief in unsere Identität einschreibt. Sozialpsychologische Autoren argumentieren, dass Menschen aus einer niedrigeren sozialen Klasse über weniger Ressourcen verfügen und ihre Umwelt in geringerem Maße beeinflussen können. Sie seien somit stärker auf gegenseitige Hilfe angewiesen, was dazu führe, dass Zusammenhalt ein wichtiger Wert sei. Die Menschen identifizierten sich mit diesem Wert und verhielten sich dementsprechend kooperativ. Menschen aus einer höheren sozialen Klasse hingegen verfügten über mehr Ressourcen, sie könnten zwischen mehreren Alternativen entscheiden und seien weniger auf gegenseitige Hilfe angewiesen. Dies resultiere in individualistischeren Selbstkonzepten, bei denen es zentral sei, seine Umwelt nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Die unterschiedlichen Verhaltensweisen stellen somit eine Anpassungsleistung an das jeweiliges Lebensumfeld dar.
Diese Theorie ließ sich in den vorliegenden Studien zum Teil stützen. Insgesamt wurden mehr als 2000 Personen in Deutschland befragt. So war den Befragten, die sich einer niedrigeren sozialen Klasse zugehörig fühlten, ein warmherziger und kooperativer Umgang mit anderen Menschen aus ihrer sozialen Klasse wichtiger als jenen, die sich einer höheren sozialen Klasse zugehörig fühlten. Darüber hinaus legten diejenigen, die mehr verdienten und besser gebildet waren, mehr Wert darauf, im Kontakt mit anderen ihre Kompetenz zu zeigen und dominant aufzutreten als die Angehörigen der Gruppe mit geringerem Verdienst und weniger guter Ausbildung.
Die Befürchtung der Autoren: Derartige Verhaltensunterschiede könnten zu einer weiteren Zunahme sozialer Ungleichheit in Deutschland führen. Denn wer dominanter auftritt, hat bessere Chancen auf sozialen Aufstieg. Die beobachteten Verhaltensunterschiede waren jedoch relativ klein. Deutlich grösser war der Einfluss der sozialen Klasse des Gegenübers. Wie verhalten sich Menschen, wenn sie es mit jemandem aus einer niedrigeren oder höheren Klasse zu tun haben? Die Mehrheit der Befragten bezeichnete die sozialen Unterschiede in Deutschland als nicht bzw. weniger gerechtfertigt. Sie fanden es folglich wichtig, sich gegenüber Menschen mit weniger Geld und Bildung warmherzig und kooperativ zu verhalten. Umgekehrt legten sie Wert darauf, gegenüber Menschen mit mehr Geld und Bildung kompetent zu erscheinen und sich zu behaupten.
Diese Befunde sind insbesondere vor dem Hintergrund relevant, dass die soziale Ungleichheit in Deutschland und vielen anderen Teilen der Welt zunimmt, obwohl sie von den meisten Menschen als ungerechtfertigt wahrgenommen wird. Während die auf soziologischen Theorien basierende Forschung erklären kann, wie sich diese Ungleichheit durch die Prägung in den unterschiedlichen sozialen Klassen noch verstärken kann, bietet die aktuelle Studie einen etwas optimistischeren Ausblick: Sobald es nämlich zum Austausch zwischen Personen unterschiedlicher Klassen kommt und die Klassenunterschiede als illegitim empfunden werden, zeigt sich Solidarität gegenüber Armen und ein Selbstbehauptungswille gegenüber Reichen.
Publikation: Aydin, A. L., Ullrich, J., Siem, B., Locke, K. D., & Shnabel, N. (in press). The effect of social class on agency and communion: Reconciling rank-based and identity-based perspectives. Manuscript accepted for publication in Social Psychological and Personality Science. http://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1177/1948550618785162
https://psyarxiv.com/waz8e/
Informationen: Dr. Anna Lisa Aydin, Institut für Psychologie, Theodor-W.-Adorno-Platz 6, PEG, 5.G030, Telefon ++49(0)69 798 35287, E-Mail Aydin@psych.uni-frankfurt.de
Klimaforscher Joachim Curtius von der Goethe-Universität über die zum Teil menschengemachten Effekte dieses Jahrhundertsommers und die Aussichten für die Zukunft
FRANKFURT. Angesichts der extremen Dürre dieses Sommers in Deutschland und anderen Ländern der Nordhalbkugel fragen sich vielen Menschen, ob diese Phänomene bereits Auswirkung des menschengemachten Klimawandels sind und mit welchen Extremwetter-Ereignissen in Zukunft noch zu rechnen ist. Joachim Curtius, Professor für experimentelle Erforschung der Atmosphäre an der Goethe-Universität, beschäftigt sich u.a. mit dem Thema Wolkenbildung.
„Solche extremen Bedingungen könnten ab der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts sogar jedes 2. oder 3. Jahr auftreten, weil sich einerseits die Häufigkeitsverteilung als Ganzes hin zu wärmeren Temperaturen verschiebt, aber auch weil sich die Breite der Verteilung vergrößert und damit die extremen Hitzeereignisse noch zusätzlich zunehmen“, warnt Curtius.
Für Curtius und die meisten seiner Forschungskollegen steht außerdem fest, dass menschengemachte Auswirkungen einen wesentlichen Effekt auf das gegenwärtige Klima haben. „Die Situation ist bei uns ähnlich wie im Sommer 2003, der für West- und Mitteleuropa bereits als Jahrhundert- oder gar Jahrtausendsommer galt. Und bereits nach 2003 haben die Klimaforscher darauf hingewiesen, dass solche Sommer im vom Menschen beeinflussten Klima deutlich häufiger auftreten würden und dadurch immer neue Höchstwerte zu erwarten seien“, erklärt Curtius.
Inzwischen mache die Forschung auch Fortschritte darin, die natürlichen von den vom Menschen verursachten Effekten zu separieren, so Curtius: „In der Klimaforschung zu den Extremwetterereignissen gibt es die neue Forschungsrichtung der "attribution science", die in den vergangenen Jahren riesige Fortschritte gemacht hat. Sie erlaubt es inzwischen, dass wir in Modellrechnungen vergleichen können, wie wahrscheinlich ein bestimmtes Wetterextrem in einer Region ist, einerseits im aktuellen, vom Menschen veränderten Klima und andererseits in einem Klima ohne zusätzliche Treibhausgase.“
Der renommierte Atmosphärenforscher sorgt sich jedoch nicht nur um die zunehmende Erderwärmung, sondern auch die Folgen auf die heimische Pflanzenwelt: An einzelne Trocken- oder Hitzeperioden seien die meisten Pflanzen bei uns durchaus angepasst und erholten sich längerfristig wieder. „Aber eine deutliche Häufung solcher Extremereignisse führt sicherlich auch zu dauerhaften Schäden bei vielen heimischen Pflanzenarten. Es gibt bereits umfassende Untersuchungen, welche Baumarten angepflanzt werden sollen, damit die Wälder bei uns auch in Zukunft mit längeren Phasen von Trockenstress und abnehmender Bodenfeuchte im Sommer zurechtkommen.“ Jedoch sei die Abschätzung, welche Pflanzen nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig für einen Standort passend seien, sehr schwer, „weil sehr viele weitere Faktoren eine Rolle spielen und die Bäume ja für Jahrzehnte bis Jahrhunderte mit ihrem Standort klarkommen müssen. In dieser Zeit können sich die Bedingungen stark verändern. Die Einzelheiten solcher Entwicklungen können wir nicht vorhersehen.“
Das ganze Interview mit Joachim Curtius lesen Sie im Webmagazin der Goethe-Universität unter https://aktuelles.uni-frankfurt.de/gesellschaft/extreme-hitzeereignisse-werden-zunehmen-interview-mit-klimaforscher-joachim-curtius/
Ein Foto von Prof. Curtius zum Download finden Sie unter www.uni-frankfurt.de/73235820; Foto: Goethe-Universität / Uwe Dettmar
Nächster Termin der „Goethe Lectures Offenbach“ des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und der Stadt Offenbach am 15. August 2018 im Klingspor Museum
FRANKFURT/OFFENBACH. Lange Zeit wurde die liberale internationale Ordnung von aufstrebenden autoritären Mächten wie China, Indien und Russland in Frage gestellt. Mittlerweile scheint die Weltordnung westlicher Prägung auch zunehmend von innen unter Druck zu geraten, von Staaten, die sich einst für die Ideen des internationalen Liberalismus eingesetzt haben: für internationale Institutionen, Freihandel, Menschenrechte und Demokratie. Diesem fast schon paradoxen, auf jeden Fall komplexen globalen Gefüge widmet sich Christopher Daase in der kommenden „Goethe Lecture Offenbach“. Der Politikprofessor spricht zum Thema
„Die Krise der liberalen Weltordnung“
am Mittwoch, dem 15. August 2018, um 19.00 Uhr
im Klingspor Museum, Herrnstraße 80, 63065 Offenbach am Main.
Die Stichworte reichen von Trump, über den Brexit bis zu nationalistischen und populistischen Bewegungen in Europa. Die Krise der liberalen Weltordnung scheint in hohem Maße eine Krise der liberalen Staatengemeinschaft zu sein. Insofern könnte man sie – zumindest auch – als „homemade“ bezeichnen. Doch im manchen Hinsichten erscheint vor allem Trump nicht als Ursache, sondern eher als Symptom einer Entwicklung, die schon seit einigen Jahren im Gange ist und sich insbesondere in einer Abkehr vom Multilateralismus manifestiert. Dabei scheint der amerikanische Präsident vorhandene Trends zu radikalisieren. So gilt seine Kündigung des Atomabkommens mit dem Iran vom Mai 2018 als „Frontalangriff gegen die multilaterale Friedens- und Sicherheitsordnung“, wie es in dem jetzt erschienenen „Friedensgutachten 2018“ heißt, einer umfangreichen Studie, an der der Politikwissenschaftler Christopher Daase maßgeblich beteiligt ist.
Prof. Christopher Daase ist Professor für Internationale Organisationen an der Goethe-Universität, Mitglied des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und Stellvertretender Leiter des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK). Die HSFK, eine Partnerinstitution des Frankfurter Exzellenzclusters, gehört zu den Herausgebern des jährlich erscheinenden Friedensgutachtens mit Handlungsempfehlungen an die Politik. Christopher Daase war Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Politik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, bevor er 2009 nach Frankfurt kam. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören neben Internationalen Institutionen und Sicherheitspolitik auch normative Aspekte internationaler Politik und Völkerrecht. Im vergangenen Jahr zählte er zu den Organisatoren der viel beachteten Ringvorlesung „Angriff auf die liberale Weltordnung – U.S. Außen- und Sicherheitspolitik unter Trump“ an der Goethe-Universität. Ein Sammelband ist in Vorbereitung.
Veranstalter des Vortragsabends im Klingspor Museum und auch der Gesamtreihe „Goethe Lectures Offenbach“ sind neben dem Exzellenzcluster die Wirtschaftsförderung der Stadt Offenbach, die einen deutlichen Fokus auf die Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft legt, und das Klingspor Museum Offenbach, das sich mit seinen Schwerpunkten Schriftkunst und Typografie auch überregional einen Namen gemacht hat. Ziel der Partnerschaft der Institutionen, der bereits mehrere erfolgreiche Kooperationsprojekte in Offenbach vorausgegangen sind, ist der Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Stadtgesellschaft. Im Anschluss an den Vortrag besteht auch dieses Mal die Möglichkeit zur Diskussion. Der Eintritt ist frei.
Informationen:Bernd Frye, Pressereferent des Exzellenzclusters, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de
Ria Baumann, Wirtschaftsförderung Stadt Offenbach, Tel.: 069 80652392, kreativwirtschaft@offenbach.de, www.offenbach.de/wirtschaft
Goethe-Universität publiziert Ergebnisse einer universitätsweiten Studierendenbefragung / 87% mit Studium zufrieden
FRANKFURT. Starre Regelstudienzeiten scheinen immer weniger der Lebenswirklichkeit vieler Studierender an der Goethe-Universität zu entsprechen. Das ist ein Ergebnis einer umfassenden, repräsentativen Befragung, an der sich insgesamt rund 11.000 Studierende (24%) der Goethe-Universität beteiligten:
Zwei Drittel der an der Goethe-Uni Eingeschriebenen sind neben dem Studium erwerbstätig, sieben Prozent leisten familiäre Fürsorgearbeit – mit z.T. gravierenden Folgen für das Studium: So schätzt fast die Hälfte der Studierenden, dass sie gegenüber der Regelstudienzeit in Verzug ist (45 Prozent). Als häufigster Grund hierfür wird Erwerbstätigkeit neben dem Studium (49 Prozent) genannt. Immerhin 32 Prozent finden es belastend, die richtige Balance zwischen Studium und Erwerbsarbeit zu finden. Zur Sicherung ihres Lebensunterhalts müssen sie in einer teuren Stadt wie Frankfurt neben ihrem Studium durchschnittlich 13 Stunden pro Woche arbeiten. „Wir sollten zusammen mit der Politik überlegen, ob die Studienzeit noch ein sinnvoller Parameter für die Hochschulfinanzierung ist, oder ob man nicht besser auf aussagekräftigere Parameter für ein erfolgreiches Studium umsteigen sollte. Ist es wirklich noch sinnvoll, den Hochschulen Anreize zu setzten, die Studierende zu einem schnellen Studium drängen, wenn das weder zu deren überwiegenden Lebenssituation passt noch der Schlüssel zu einem guten Studienerfolg zu sein scheint?“, sagt Universitätspräsidentin Prof. Dr. Birigtta Wolff.
Der überwiegende Teil der Studierenden der Goethe-Universität ist mit dem Studium zufrieden (87 Prozent). 90% würden die Goethe-Universität einem befreundeten Studieninteressierten weiterempfehlen. Fast 80% der Studierenden beurteilen Aufbau und Struktur ihres Studienfachs als „sehr gut“, „gut“ (54%) oder „befriedigend“ (25%).
Und noch ein interessantes Ergebnis liefert die Befragung: Der Anteil von Studierenden mit Migrationshintergrund ist in der aktuellen Befragung deutlich höher als vor fünf Jahren bei der ersten Studierendenbefragung (32 Prozent vs. 24 Prozent). Auch im bundesweiten Vergleich ist der Anteil von Studierenden mit Migrationshintergrund an der Goethe-Universität damit größer als an anderen Hochschulen.
Diese und viele weitere Ergebnisse helfen der Goethe-Universität, ihre Studienangebote und studienbegleitenden Dienstleistungen noch zielgruppenorientierter zu gestalten: „Die Qualitätskultur der Goethe-Universität setzt auf einen partizipativen, dialogorientierten Prozess, in dem die studentische Perspektive fest verankert ist. Um anhand der Ergebnisse die Weiterentwicklung von Studium und Lehre gezielt anzustoßen, führen wir in regelmäßigen Abständen universitätsweite Studierendenbefragungen durch“, betont Prof. Roger Erb, Vizepräsident für Studium und Lehre.
Neben den allgemeinen Faktoren eines Studiums und seiner Rahmenbedingungen bewerten die Studierenden auch die konkrete Situation ihres eignen Studiengangs. So nannten sie als studienbezogene Belastungsfaktoren vor allem Prüfungsdruck, Termin- und Zeitdruck sowie überfüllte Lehrveranstaltungen. „Insgesamt liefern die fachspezifischen Ergebnisse zur Studiensituation und Studienbedingungen unmittelbare Anhaltspunkte zur Weiterentwicklung der Studiengänge an der Goethe-Universität“, äußert sich Dr. Martin Lommel, Leiter der Abteilung Lehre und Qualitätssicherung.
Die Ergebnisse der Studierendenbefragung bieten einen vielfältigen Einblick in die Lebenswirklichkeit und Studiensituation der Studierenden, ihren soziodemographischen und bildungsbiographischen Hintergrund sowie ihre Einschätzung der Studienbedingungen und Lehrqualität. In der nun veröffentlichten Broschüre sind zentrale Ergebnisse dargestellt. Der Gesamtbericht soll im Laufe des Sommers 2018 veröffentlicht werden. Darüber hinaus erhalten die Fachbereiche der Goethe-Universität fachspezifische Auswertungen. Die Broschüre zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/73041837/20180718_Broschuere-zum-Download.pdf
Informationen: Lena Katharina Opitz, Abteilung Lehre und Qualitätssicherung, Campus Westend, Tel: (069) 798-12457, befragung@uni-frankfurt.de
ERC Starting Grants für Projekte zu Stressantworten in Mitochondrien und jüdische Übersetzungen
FRANKFURT. Erneut ist es Forschern an der Goethe-Universität gelungen, sich im Wettbewerb um die prestigeträchtigen Förderpreise des Europäischen Forschungsrates (ERC) zu behaupten: Dr. Christian Münch vom Institut für Biochemie II im Fachbereich Medizin und Dr. Iris Idelson-Shein vom Seminar für Judaistik und Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie erhalten jeweils einen „ERC Starting Grant“. Mit diesem Programm fördert der Europäische Forschungsrat exzellente Wissenschaftler in den ersten fünf Jahren ihrer Karriere mit insgesamt 1,5 Millionen Euro.
Dr. Christian Münch ist Biochemiker und beschäftigt sich mit den Energielieferanten unserer Zellen, den Mitochondrien. Bis zu 2.000 dieser kleinen Kraftwerke gibt es in jeder Körperzelle. Sie unterliegen einer strengen Qualitätskontrolle, um eine fehlerfreie Funktion zu gewährleisten. Christian Münch interessiert sich insbesondere für einen Mechanismus, der bei falscher Faltung von Proteinen in Mitochondrien angeschaltet wird: die sogenannte „ungefaltete Proteinantwort“. Die molekularen Details dieser Stressantwort werden besonders bei Menschen bislang nur wenig verstanden; welchen Effekt sie z.B. auf die Mitochondrien selbst, auf andere Bereiche einer Zelle oder benachbarte Zellen hat. Ebenso wenig ist bekannt, welche Signale die Stressantwort auslösen und wie diese reguliert wird. Diese offenen Fragen will Christian Münch verfolgen.
Das nun durch den Europäischen Forschungsrat geförderte Projekt ist auch biomedizinisch hoch relevant. „Bei zahlreichen Erkrankungen, darunter so schwerwiegenden wie Krebs oder Neurodegeneration, ist die Funktion der Mitochondrien gestört. In einigen Fällen sind falsch gefaltete mitochondriale Proteine direkt verantwortlich für das Krankheitsbild“, erklärt Christian Münch. Besonders spannend findet der Nachwuchsforscher die Frage, wie eine bereits gestresste Zelle mit ihrer Umgebung kommuniziert. „Ich bin überzeugt, dass es übergeordnete Systeme gibt, die die verschiedenen Qualitätskontroll-Mechanismen koordinieren und benachbarte Zellen vor einer drohenden Gefahr warnen.“ Er hofft, mit seinem ERC-Projekt hier bahnbrechende neue Erkenntnisse gewinnen zu können.
Christian Münch leitet seit Dezember 2016 eine Emmy-Noether-Forschungsgruppe am Institut für Biochemie II am Fachbereich Medizin der Goethe-Universität, zuvor war er als Postdoktorand an der Harvard-Universität in Boston (USA), seine Promotion absolvierte er 2011 an der Universität von Cambridge in England.
Prägende Übersetzungen im jüdischen Gewand
Im Projekt der Historikerin Dr. Iris Idelson-Shein geht es um jüdische Texte, die vom 16. bis zum frühen 19. Jahrhundert als Übersetzungen aus anderen Sprachen entstanden sind. Sie trugen wesentlich dazu bei, das Leben, die Kultur, Literatur und Geschichte der Juden in der frühen Neuzeit zu prägen. Denn die meisten Juden in Europa konnten Texte in nicht-jüdischen Sprachen nicht lesen, so dass ihr Zugang zu den kulturellen Entwicklungen Europas fast ausschließlich von solchen Übersetzungen abhing.
Obwohl Übersetzungen in den vergangenen Jahrzehnten großes Interesse bei Historikern der Europäischen Geschichte erweckt haben, sind sie im Kontext der jüdischen Geschichte in der Frühen Neuzeit bisher zumeist vernachlässigt worden. „Bisher ist kein Versuch unternommen worden, sich mit der Gesamtheit der jüdischen Übersetzungen in der Frühen Neuzeit auseinanderzusetzen“, sagt Iris Idelson-Shein, „so dass deren Reichweite, geografische Verbreitung, Entwicklung und Quellen weitgehend unbekannt sind“.
Einer der Gründe für diese Forschungslücke ist die entmutigend große Vielfalt dieser Literatur, die auf Quellen in verschiedenen Sprachen beruht sowie unterschiedliche Genres, Räume und Epochen einschließt. Zusätzlich präsentierten die jüdischen Autoren ihre Übersetzungen oft als eigene Werke, um sie in ein jüdisches Gewand zu hüllen. Tatsächlich gelten bis heute einige Übersetzung auch unter Forschern als jüdische Originalwerke. Um diesen reichen und irreführenden Textcorpus angehen zu können, ist daher eine große Vertrautheit mit verschiedenen literarischen Systemen notwendig (jüdischen und nicht-jüdischen), die Beherrschung mehrerer Sprachen sowie die Kombination von historischen, literarischen, kulturellen und anderen Forschungsmethoden. Iris Idelson-Shein wird dafür eine mehrsprachige, interdisziplinäre Gruppe junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rekrutieren. Ziel ist es, den nicht-jüdischen Textcorpus zu identifizieren, der für die Entstehung des modernen Judentums prägend war.
Iris Idelson-Shein studierte Geschichte an der Universität Tel Aviv und promovierte dort 2011. Nach mehreren Stationen als Postdoktorandin, unter anderem an der University of Pennsylvania in Philadelphia, USA, ist sie seit 2013 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie und Gastdozentin am Seminar für Judaistik der Goethe-Universität.
Informationen: Dr. Christian Münch, Institut für Biochemie 2, Fachbereich Medizin, Campus Niederrad, Tel.: (069) 6301 6599, muench@biochem2.de
Dr. Iris Idelson-Shein, Seminar für Judaistik/ Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Fachbereich Evangelische Theologie, Campus Westend, Tel. (069) 798-22677, iris.idelson@gmail.com
Fachtag an der Goethe-Universität für Lehrerinnen und Lehrer aus Grund-, Sekundar- und Förderschulen
FRANKFURT. Die „Arbeitsstelle für Diversität und Unterrichtsentwicklung-Didaktische Werkstatt“ lädt in der letzten hessischen Ferienwoche rund 230 Lehrerinnen und Lehrer aus Grund-, Sekundar- und Förderschulen ein, sich zur Vorbereitung des neuen Schuljahres mit dem Thema „Umgang mit Diversität in Schule und Unterricht“ zu befassen. In aktuellen erziehungswissenschaftlichen Fachdiskussion um Inklusion gewinnt der Umgang mit Diversität in Schule und Unterricht zunehmend an Bedeutung. Unterschiede zwischen Schülerinnen und Schülern einer Lerngruppe, ob im Alter, der Leistungsfähigkeit oder der ethnischen Herkunft, gelten heute als weitgehend normal und werden als pädagogische Aufgabe und zugleich als Chance und Bereicherung angesehen. Doch wie können Lehrende mit den individuellen Unterschieden umgehen? Welche Lehr-und Lernarrangements sind bei ungleichen Lernvoraussetzungen erfolgreich und wie kann Bildungsgerechtigkeit besser erreicht werden? Um solche und weitere aktuelle Fragen wird es bei der Tagung gehen.
Nach einem einleitenden Impulsvortrag von Prof. Eckhard Klieme können praxisnahen Themen in insgesamt 20 verschiedenen Workshops vertieft werden. Dabei stehen Themen auf dem Programm wie zum Beispiel „Ich übernehme eine 1. Klasse – So gelingt der Einstieg“ oder „Disaster oder Desaster? Das Kreuz mit der Rechtschreibung“.
Die Tagung findet statt
am Dienstag, 31.07.2018, 9 bis 17 Uhr auf dem Campus Westend der Goethe Universität.
Alle weiteren relevanten Informationen enthält der Tagungsflyer:
https://www.uni-frankfurt.de/71614115/Flyer_Version-13_04_18.pdf
Zur Einführung spricht Prof. Dr. Eckhard Klieme, Direktor am Deutschen Instituts für internationale pädagogische Forschung (DIPF). In seinem Vortrag erörtert er u.a., wie sich guter von weniger gutem und wirksamer von weniger wirksamem Unterricht unterscheidet.
Bilder der bekannten Frankfurter Fotografin werden vom 9. August bis 14. Oktober 2018 im Museum Giersch der Goethe-Universität gezeigt
FRANKFURT. Die Fotografin Inge Werth, 1931 in Stettin geboren, hielt mit ihrer Kamera eine bewegte Zeit gesellschaftlicher Umbrüche fest. Sie arbeitete für Medien wie die „Frankfurter Rundschau“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Die Zeit“ oder „Pardon“ und erfasste mit ihrer Kamera auch die Rebellion der 1968er Generation. Prominente Großereignisse im öffentlichen Raum hielt sie ebenso fest wie interessante Ereignisse und Begebenheiten am Rande. Die Ausstellung mit rund 100 Schwarzweiß-Fotografien legt den Schwerpunkt auf Ereignisse um das Jahr 1968. Die Bilder in ihrer Verbindung von Kunst und Reportage führen den Betrachter an Schauplätze in Paris und Frankfurt am Main, sie zeigen studentische Unruhen und Protestaktionen ebenso wie kulturelle Ereignisse in jenen Aufbruchszeiten. Zu sehen sind beispielsweise Aufnahmen der Frankfurter Buchmesse, der Aufführung von Peter Handkes Theaterstück „Publikumsbeschimpfung“ und des Ostermarsches 1966 unter Beteiligung der Sängerin Joan Baez.
Pressekonferenz: Donnerstag, 9. August 2018, 11 Uhr
Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 9. August 2018, 18.30 Uhr
Bilder zum Download unter: http://www.museum-giersch.de/#/Presse.
Weitere Informationen zu Öffnungszeiten, Führungen, Eintritt, Kinderprogramm und Sonderveranstaltungen unter www.museum-giersch.de.
Informationen: Dipl-Kffr. Christine Karmann, Presse und Marketing Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/138210121, E-Mail: presse@museum-giersch.de
Adresse: Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main
Anwendungsbreite von Siliconen nimmt dank modular kombinierbarer Bausteine stetig zu
FRANKFURT. Silicone sind weitverbreitete Kunststoffe. Dank der Stabilität der Silicium-Sauerstoff-Bindung sind sie widerstandsfähig gegenüber Chemikalien und Umwelteinflüssen und auch physiologisch unbedenklich. Dementsprechend erleichtern Silicone den Alltag in nahezu allen Lebensbereichen. Chemiker der Goethe-Universität haben in der Fachzeitschrift „Journal of the American Chemical Society“ einen neuen Weg beschrieben, lange gesuchte Silicon-Bausteine nunmehr einfach und effizient herzustellen.
Das breit gefächerte Anwendungsspektrum der Silicone reicht von medizinischen Implantaten und Kosmetikartikeln über Hydraulik-Öle und Dichtmassen, bis hin zum Korrosionsschutz – ein entscheidendes Thema angesichts globaler Korrosionsschäden in Höhe von rund 3.3 Billionen US-Dollar pro Jahr. Um Silicon-Kunststoffe für spezifische Anwendungen optimieren zu können, benötigt man maßgeschneiderte Chlorsilan-Bausteine zur Erzeugung und Vernetzung der langkettigen Polymere. Hierdurch lassen sich beispielsweise Viskosität und Fließeigenschaften des Materials beeinflussen. Gänzlich neue Herausforderungen entstehen auf dem Gebiet des 3D-Drucks, mit dessen Hilfe beispielsweise individualisierte Laufschuhe hergestellt werden.
Seit 1940 bildet der „Direkte Prozess“ nach Müller und Rochow das Rückgrat der Siliconindustrie. Hierbei wird elementares Silicium mit Chlormethan bei hohen Temperaturen und Drücken in Gegenwart eines Kupferkatalysators zu Methylchlorsilanen umgesetzt. Die Arbeitsgruppe um Prof. Matthias Wagner vom Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Goethe-Universität hat nun ein komplementäres Verfahren erarbeitet, das gegenüber dem Direkten Prozess mehrere Vorteile hat: Als Ausgangsstoffe nutzt es Hexachlordisilan und Chlorkohlenwasserstoffe. „Hexachlordisilan wird bereits großtechnisch für die Halbleiterindustrie hergestellt und das von uns besonders intensiv genutzte Perchlorethylen (PER) ist eine nicht brennbare Flüssigkeit, so kostengünstig, dass sie weltweit als Lösungsmittel für die chemische Reinigung eingesetzt wird“, so Matthias Wagner. Der Prozess läuft zudem bei Raumtemperatur und unter Normaldruck ab. An Stelle eines Katalysators reicht zur Aktivierung eine geringe Menge Chlorid-Ionen aus.
„Unser Verfahren liefert hoch funktionalisierte Organochlorsilane, die ideale Vernetzer sind. Außerdem eröffnet ihre spezielle Struktur beste Möglichkeiten, die mechanische Flexibilität der Siliconketten nach Wunsch einzustellen“, erklärt die Miterfinderin Isabelle Georg, deren Doktorarbeit von der Evonik-Stiftung gefördert wird. Neben ihr war auch Julian Teichmann an dem Projekt beteiligt. Er attestiert insbesondere der engen Kooperation zwischen Goethe-Universität und der Firma Evonik einen prägenden Einfluss auf seine Ausbildung: „Die regelmäßige Diskussion unserer Ergebnisse mit den Industriechemikern hat mir frühzeitig die Augen für ökonomische Zwänge und ökologische Notwendigkeiten geöffnet. Es war faszinierend zu sehen, wie der Weg von einer Laborentdeckung über das Patentverfahren bis zur Umsetzung im technischen Maßstab in der Praxis aussieht“.
Die Frankfurter Chemiker sehen das besondere Potential ihrer Monomere darin, dass diese neben Silicium-Chlor-Bindungen auch Kohlenstoff-Kohlenstoff-Mehrfachbindungen enthalten. Erstere dienen zum Aufbau der anorganischen Silicium-Sauerstoff-Ketten, letztere lassen sich zu organischen Polymeren verknüpfen. Durch diese einzigartige Kombination eröffnen sich neue Wege zu anorganisch-organischen Hybridmaterialien.
Bilder zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/73088100
Bildtext: Mit diesen modular kombinierbaren Bausteinen lassen sich Silicone für vielfältige praktische Anwendungen bei Raumtemperatur und unter Normaldruck herstellen.
Copyright: AG Wagner, Goethe-Universität
Publikation: I. Georg et al: Exhaustively Trichlorosilylated C1 and C2 Building Blocks: Beyond the Müller-Rochow Direct Process, in: J. Am. Chem. Soc. 2018, DOI: 10.1021/jacs.8b05950
Informationen: Prof. Matthias Wagner, Institut für Anorganische und Analytische Chemie, Campus Riedberg, Tel.: (069)-798-29156, Matthias.Wagner@chemie.uni-frankfurt.de