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Wissenschaftler:innen von Goethe-Universität und Universität Münster begleiten Modellbau des ALICE-Detektors im Teilchenbeschleuniger in Genf
Das deutsche Netzwerk der ALICE-Kollaboration am CERN lädt Jugendliche ab 16 Jahren und Studierende der ersten Semester ein, den Teilchendetektor ALICE mit Lego nachzubauen. Physiker:innen der Goethe-Universität Frankfurt und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster begleiten das Projekt. Vom 18. Januar an entwerfen die Teilnehmer:innen zunächst das Modell mit Konstruktionsprogrammen, im Juni soll der Lego-Detektor voraussichtlich in Frankfurt zusammengebaut werden. Mitmachen können junge Interessierte aus dem ganzen Bundesgebiet, da die Veranstaltungen online angeboten werden.
FRANKFURT / MÜNSTER (WESTF.) An der großen
Teilchenbeschleunigeranlage CERN in Genf gehen Wissenschaftler:innen aus der
ganzen Welt grundlegenden Fragen der Physik nach: Was ist Materie? Wie hat sich
das Universum entwickelt? Dazu lassen die Forscher:innen Atomkerne mit hohen
Geschwindigkeiten aufeinanderprallen und zerlegen sie in ihre elementaren
Bestandteile. Vermessen werden diese Materie-Bausteine mithilfe großer Teilchendetektoren.
Der ALICE-Detektor misst die Teilchen, die bei der Kollision von Blei-Ionen
entstehen – 900 Millionen Teilchen pro Sekunde. Eines der Forschungsziele ist
es, den Zustand von Materie kurz nach dem Urknall verstehen zu lernen.
Wie der 26 Meter lange und 16 Meter hohe ALICE-Detektor
funktioniert, können Physik-interessierte Schülerinnen und Schüler jetzt in
einem Online-Kurs erfahren, indem sie den Detektor nachbauen, maßstäblich und
mit Lego-Bausteinen. Ähnliche Detektor-Nachbauten gab es in der Vergangenheit
bereits für zwei weitere große CERN-Detektoren; das Modell für ALICE sollen die
Teilnehmer:innen jetzt gemeinsam entwickeln und dabei lernen, wie das große
ALICE-Original funktioniert und wie mit dem Detektor Forschungsfragen
beantwortet werden können.
Unterstützt werden sie dabei von Physiker:innen der
Goethe-Universität Frankfurt, der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
und weiteren Forschenden aus dem deutschen ALICE-Netzwerk, die Wissen über
Teilchenphysik und das ALICE-Experiment, über Detektortechnologie und die
Zusammenarbeit in einer Forschungskollaboration vermitteln und auch für Fragen
zu Studium und Beruf zur Verfügung stehen.
Start: 18. Januar 2021, 16:00 Uhr
Anmeldung: https://indi.to/ALICE-Lego-Modell
Veranstaltungsposter
zum Download:
https://indico.cern.ch/event/980071/attachments/2161765/3647814/Poster_ALICE_LEGO_Workshop_v3.pdf
Bild zum Download:
http://www.uni-frankfurt.de/96043535
Bildtext:
Jugendliche
ab 16 Jahren und Studierende der ersten Semester können in einem
Online-Workshop den Teilchendetektor ALICE mit Lego nachzubauen. Copyright:
Fotograf: Julien Ordan/CERN. Montage: WWU
Weitere
Informationen
Marcus
Mikorski
Koordinator für den Deutschen ALICE-Forschungsschwerpunkt
Goethe-Universität Frankfurt
Tel: 069 798-47099
marcus.mikorski@cern.ch
Prof.
Dr. Christian Klein-Bösing
Institut
für
Kernphysik
Westfälische
Wilhelms-Universität Münster
Tel.:
0251 83-34973
Christian.Klein-Boesing@uni-muenster.de
Kooperation von Goethe-Universität mit University of Oklahoma
Ein internationales Wissenschaftsteam der Goethe-Universität Frankfurt und der University of Oklahoma hat erstmals Effekte der Quantenphysik an einem auseinanderbrechenden Heliumdimer gefilmt. Der Film zeigt die Überlagerung von Wellen zweier Ereignisse, die mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit gleichzeitig auftreten: Der Fortbestand und das Auseinanderbrechen des Heliumdimers. Die Methode könnte künftig erlauben, das Entstehen und den Zerfall quantenphysikalischer Efimov-Systeme experimentell zu verfolgen. (Nature Physics, DOI 10.1038/s41567-020-01081-3)
FRANKFURT. Wer sich in die Welt der Quantenphysik begibt, muss sich
auf Einiges gefasst machen, was in der Alltagswelt unbekannt ist: Edelgase
gehen Bindungen ein, Atome verhalten sich gleichzeitig wie Teilchen und wie
Wellen, und Ereignisse, die eigentlich einander ausschließen, lassen sich
gleichzeitig beobachten.
Reinhard Dörner und sein Team beschäftigen sich in der
Quantenwelt mit Molekülen, die es klassischerweise gar nicht geben dürfte:
Zweierverbindungen von Helium, sogenannte Heliumdimere. Denn Helium wird ja
gerade deshalb zu den Edelgasen gezählt, weil es eigentlich keine Verbindungen
eingeht. Wenn man das Gas jedoch auf nur 10 Grad über dem absoluten Nullpunkt
von minus 273 Grad Celsius abkühlt und dann durch eine kleine Düse in eine
Vakuumkammer strömen lässt, wodurch es noch kälter wird, dann bilden sich –
ganz selten – solche Heliumdimere. Es sind sicher die am schwächsten gebundenen
Moleküle im Universum, und entsprechend weit sind die beiden Atome im Molekül
voneinander entfernt. Während eine chemische Bindung gewöhnlicherweise rund 1 Ångström misst (0,1 Nanometer), sind es beim Heliumdimer im
Mittel mehr als 50 Mal so viel, 52 Ångström.
Solche Heliumdimere haben die Frankfurter Wissenschaftler
mit einem extrem starken Laserblitz bestrahlt und dadurch die Bindung zwischen
den beiden Heliumatomen minimal verdreht – was ausreichte, um die beiden Atome
auseinanderfliegen zu lassen. Daraufhin konnten die Wissenschaftler das
wegfliegende Heliumatom erstmals als Welle sehen und in einem Film aufzeichnen.
Der Quantenphysik zufolge verhalten sich Objekte
gleichzeitig wie ein Teilchen und eine Welle, was der Laie vielleicht von den
Lichtteilchen (Photonen) her kennt, die sich einerseits wie Wellen überlagen
und damit verstärken oder auslöschen können (Interferenz), andererseits aber
als „Sonnenwind“ zum Beispiel Raumsonden über deren Sonnensegel antreiben
können.
Dass die Forscher das wegfliegende Heliumatom im
Frankfurter Laser-Experiment als eine Welle überhaupt beobachten und filmen
konnten, lag daran, dass das Heliumatom nur mit einer gewissen
Wahrscheinlichkeit wegflog: Mit 98-prozentiger Wahrscheinlichkeit war es noch
an seinen zweiten Heliumpartner gebunden, mit 2-prozentiger Wahrscheinlichkeit
flog es weg. Diese beiden Heliumatom-Wellen – Vorsicht: Quantenphysik! –
überlagerten sich, ihre Interferenz ließ sich messen.
Vorstellen kann man sich das nicht, aber die Vermessung
solcher „Quantenwellen“ lässt sich ausdehnen auf Quantensysteme mit mehreren
Partnern wie das Heliumtrimer aus drei Helium-Atomen. Das Heliumtrimer ist
interessant, da es einen exotischen sogenannten Efimovzustand bilden kann, sagt
Maksim Kunitski, Erstautor der Studie: „Solche Drei-Teilchen-Systeme wurden
1970 durch den russischen Theoretiker Vitaly Efimov vorhergesagt und zunächst
an Cäsiumatomen nachgewiesen. Vor fünf Jahren haben wir erstmals den
Efimovzustand im Heliumtrimer entdeckt. Unsere jetzt entwickelte Methode der
Laserpuls-Bestrahlung könnte es uns in Zukunft erlauben, die Entstehung und den
Zerfall von Efimov-Systemen zu beobachten und so quantenphysikalische Systeme
besser verstehen zu können, die experimentell nur schwer zugänglich sind.“
Publikation: Maksim
Kunitski, Qingze Guan, Holger Maschkiwitz, Jörg Hahnenbruch, Sebastian Eckart,
Stefan Zeller, Anton Kalinin, Markus Schöffler, Lothar Ph. H. Schmidt, Till
Jahnke, Dörte Blume, Reinhard Dörner: Ultrafast manipulation of the weakly
bound helium dimer. In: Nature Physics, https://doi.org/10.1038/s41567-020-01081-3
Bilder zum Download:
http://www.uni-frankfurt.de/95834340
Bildtext: Dr. Maksim
Kunitski am COLTRIMS-Reaktionsmikroskop an der Goethe-Universität Frankfurt,
mit dessen Hilfe die "Quantenwelle" beobachtet werden konnte. (Foto:
Uwe Dettmar für Goethe-Universität)
http://www.uni-frankfurt.de/95834284
Bildtext: Prof.
Reinhard Dörner (links) und Dr. Maksim Kunitzki vor dem
COLTRIMS-Reaktionsmikroskop an der Goethe-Universität Frankfurt, mit dessen
Hilfe die "Quantenwelle" beobachtet werden konnte. (Foto:
Goethe-Universität Frankfurt)
VolkswagenStiftung fördert Islamische Archäologie und Kunstgeschichte an der Goethe-Universität
Die archäologischen Wissenschaften an der Goethe-Universität erhalten Verstärkung: Mit Mitteln der VolkswagenStiftung wird eine neue Professur für Islamische Archäologie und Kunstgeschichte eingerichtet, zusätzliche Mittel fließen für Gastwissenschaftler, Forschungsprojekte und Infrastruktur.
FRANKFURT. „Die
Professur für Islamische Archäologie und Kunstgeschichte an der
Goethe-Universität wird eine große Besonderheit sein. Sie ist erst die dritte
Professur dieser Art in ganz Deutschland“, freut sich Prof. Dr. Dirk Wicke, der
in Frankfurt die Archäologie Vorderasiens lehrt, über die Bewilligung. Wicke
hat den zusätzlichen Forschungszweig im Rahmen des Programms „Weltwissen ‒ Strukturelle
Stärkung ‚kleiner Fächer'“ der VolkswagenStiftung beantragt, mit dem diese seit
2017 fachunabhängig strukturell unterrepräsentierte Wissensgebiete
mit hohem Innovationspotenzial fördert. Der Antrag, der nun bewilligt wurde,
umfasst neben der Einrichtung einer Professur für zunächst sechs Jahre ein
Programm für Gastwissenschaftler, die Anschubfinanzierung für
Forschungsprojekte und auch eine umfangreiche Unterstützung der Infrastruktur
am Institut. Für die ersten sechs Jahre stellt die Stiftung knapp eine Million
Euro bereit. Der Fortbestand der W2-Professur ist bereits durch Unipräsidium
und Fachbereich gesichert.
„Das ist eine sehr gute Nachricht“, freut sich auch
Universitätspräsidentin Prof. Dr. Birgitta Wolff. „Die Kleinen Fächer gehören
sehr prägend zum Profil der Goethe-Universität, manche von ihnen sind besonders
forschungsstark und sehr erfolgreich im Einwerben von Drittmitteln. Gerade die
Archäologie hat einen ausgezeichneten Ruf und ist bereits in mehreren auch für
Laien faszinierenden Themenfelder sehr gut unterwegs. Dass sie sich im Bereich
der islamischen Kunst zusätzlich positioniert, unterstützen wir auch Seitens
des Präsidiums gerne“, so Wolff weiter. „Die neue Professur fügt sich nahtlos
in den bereits seit Jahren bestehenden Fächerkanon und das
Bachelor-Master-Studienprogramm des Institutes ein. Zudem wird es viele
Anknüpfungspunkte an andere Disziplinen im Fachbereich und weit über die
Goethe-Universität hinaus geben“, ist Wicke überzeugt. Er erwarte einen
innovativen Forschungsschub, außerdem würden neue Impulse für eine stärkere
Internationalisierung gesetzt. Nach Ansicht des Frankfurter Archäologen gibt es
in Deutschland Nachholbedarf auf diesem Gebiet: In anderen Ländern sei der
islamischen Archäologie und Kunstgeschichte in den vergangenen Jahren wachsende
Aufmerksamkeit zuteilgeworden. Deutschland hinke bislang noch hinterher. An der
Goethe-Universität ist die islamische Kunst und Kultur im Rahmen der
vorderasiatischen Archäologie schon seit langem erforscht worden, die Arbeiten
kamen jedoch durch den Bürgerkrieg in Syrien letztlich zum Erliegen. Das Institut
verfügt mittlerweile jedoch über eine kleine altorientalische Studiensammlung.
Das Fach Islamische Archäologie und Kunstgeschichte beschäftigt
sich mit den materiellen Zeugnissen der islamischen Welt von etwa dem 7.
Jahrhundert nach Christus bis in die heutige Zeit in dem weiten geographischen
Rahmen von Marokko bis Indonesien und von Zentralasien bis zur Sahara. Es
verfolgt im Wesentlichen kulturhistorische Fragestellungen anhand der
materiellen Kultur des Islam und arbeitet eng mit historischen und philologischen
Disziplinen wie der Orientalistik oder den Islamischen Studien zusammen. Gerade
angesichts der politischen Unruhen im Nahen Osten zählen auch der Erhalt des
islamischen kulturellen Erbes und dessen Vermittlung in Gegenwart und Zukunft
zu den Aufgaben dieser Wissenschaft.
Bilder
zu
islamischen Archäologie und Kunstgeschichte zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/95801886
Bildtext:
Abb.
1: Persische Glasmalerei, Qadjaren-Zeit (19. Jahrhundert n.Chr.). (Foto:
Birgitta Schödel/Altorientalische Sammlung der Goethe-Universität)
Abb.
2: Glasierte Keramik aus Kharab Sayyar, Syrien (9. Jh. n. Chr.)
(Foto:
Ausgrabungsprojekt Kharab Sayyar)
Abb.
3: Qasr al-Kharana, Jordanien (späters 7. Jh. n. Chr.)
(Foto:
Jutta Eichholz)
Abb.
4: Badende,Wandmalerei im Qusair `Amra, Jordanien (8. Jh. n. Chr.)
(Foto:
Jutta Eichholz)
Abb.
5: Frühislamische Badeanlage von Kharab Sayyar, Syrien (9. Jh. n. Chr.)
(Foto:
Ausgrabungsprojekt Kharab Sayyar)
Weitere Informationen
Prof. Dr.
Dirk Wicke
Professur für Vorderasiatische Archäologie
Institut für Archäologische Wissenschaften, Abteilung I,1
Goethe-Universität
wicke@em.uni-frankfurt.de
Loperamid könnte bei der Behandlung von Glioblastomen helfen
Forscher der Goethe-Universität Frankfurt hatten kürzlich in einem Artikel und einer Pressemitteilung über den Einfluss des Wirkstoffes Loperamid auf den Zelltod bei Hirntumorzellen berichtet. Es sind daraufhin an den Deutschen Hirntumorzentren zahlreiche Anfragen nach dem therapeutischen Einsatz von Loperamid bei Patienten mit Hirntumorerkrankungen eingegangen.
Es ist jedoch festzuhalten, dass die zugrundeliegende Forschungsarbeit lediglich auf Zellkulturmodellen basiert. Aus den Ergebnissen können auf keinen Fall Empfehlungen zur Behandlung des Menschen abgeleitet werden. Loperamid kann neben Darmträgheit vor allem bei höher dosiertem oder nicht bestimmungsgemäßem Gebrauch schwere und lebensbedrohliche Nebenwirkungen verursachen.
Die Autoren des Forschungsartikels und des Schwerpunkts Neuroonkologie des Universitären Centrums für Tumorerkrankungen (UCT) raten daher dringend von einem Einsatz von Loperamid bei Hirntumorpatienten (außerhalb der Indikation Durchfall) ab.
Prof. Dr. med. Christian Brandts
Direktor Universitäres Centrum für Tumorerkrankungen Frankfurt (UCT), Universitätsklinikum Frankfurt
Prof. Dr. med. Joachim Steinbach
Direktor des Dr. Senckenbergischen Instituts für Neuroonkologie, UCT, Universitätsklinikum Frankfurt
Sjoerd J. L. van Wijk, Ph.D.
Institut für Experimentelle Tumorforschung in der Pädiatrie, UCT, Universitätsklinikum Frankfurt
In der Zellkultur wirkt das gängige Durchfallmittel Loperamid gegen Glioblastomzellen. Ein Forschungsteam der Goethe-Universität Frankfurt hat jetzt den Wirkmechanismus des Mittels aufgeklärt und damit gezeigt, wie der Wirkstoff die Behandlung von Hirntumoren unterstützen könnte, die schwer zu therapieren sind.
FRANKFURT. Hinweise
darauf, dass das Durchfallmittel Loperamid in der Therapie von Hirntumoren
eingesetzt werden könnte, fand die Arbeitsgruppe um Dr. Sjoerd van Wijk vom
Institut für Experimentelle Tumorforschung in der Pädiatrie der
Goethe-Universität bereits vor zwei Jahren. Nun entschlüsselte sie den
Wirkmechanismus und eröffnet damit Optionen für neue Behandlungsstrategien.
Wenn Zellen sich selbst auffressen
Loperamid führt in bestimmten Tumorzellen zu einer Stressreaktion
im Endoplasmatischen Retikulum (ER), dem Zellorganell, das für wesentliche
Schritte der Proteinsynthese im Körper verantwortlich ist. Der Stress im ER
löst dessen Selbstverdau aus: Es vernichtet sich quasi selbst. Dieser als Autophagie
(„Selbstverdau“) bezeichnete Mechanismus ist auch im normalen Stoffwechsel manchmal
sinnvoll, um aus beschädigten oder überflüssigen Zellbestandteilen die
wertvollen Anteile zu recyceln und somit das Überleben der Zelle etwa bei
Nährstoffmangel zu sichern. Bestimmte Tumorzellen scheinen über Autophagie
jedoch so viel Material abzubauen, dass sie nicht mehr überlebensfähig sind.
„Unsere Experimente mit Zelllinien zeigen, dass Autophagie bei
Glioblastom-Hirntumoren die Behandlung unterstützen könnte“, so van Wijk. Das
Glioblastom ist eine sehr aggressive und meist tödliche Krebsform bei Kindern
und Erwachsenen, die schlecht auf Chemotherapeutika reagiert. Daher werden
dringend neue Therapieansätzen gesucht. Die Arbeitsgruppe um van Wijk identifizierte
jetzt einen wichtigen Faktor, der die ER-Stressreaktion mit dem Abbau des ER
(Retikulophagie) verbindet: Der „Aktivierende Transkriptions-Faktor“ ATF4 wird
sowohl bei ER-Stress als auch unter Loperamid-Einfluss vermehrt gebildet. Er
löst den Abbau der ER-Membranen und damit des ERs aus.
Durchfallmittel löst Zelltod in Glioblastomzellen aus
„Wenn wir umgekehrt ATF4 blockieren, sterben nach Zugabe von
Loperamid deutlich weniger Zellen einer Tumorzellkultur“, beschreibt van Wijk
die Kontrollergebnisse. Außerdem konnte die Arbeitsgruppe unter dem
Elektronenmikroskop die ER-Trümmer in Abbauzellen des Körpers nachweisen. „Der
ER-Abbau, also die Retikulophagie, trägt sichtbar zum Zelltod von
Glioblastom-Zellen bei“, so van Wijk. Zudem zeigte die Arbeitsgruppe, dass
Loperamid in einer weiteren Zelllinie (embryonalen Maus-Fibroblasten) nur
Autophagie, nicht jedoch den Zelltod auslöst. „Diese Autophagie ist in normalen
Zellen harmlos - auch für die Einnahme als Durchfallmittel, denn Loperamid
wirkt im Darm nur an besonderen Bindestellen und wird nicht wirklich
aufgenommen durch Darmzellen", erklärt der Forscher.
Wirkmechanismus auch für andere Krankheiten denkbar
Der Loperamid-induzierte Zelltod von Glioblastomzellen könnte
helfen, neue Therapieansätze für die Behandlung dieser schweren Krebserkrankung
zu entwickeln. „Unsere Erkenntnisse eröffnen aber auch neue spannende
Möglichkeiten für andere Krankheiten, bei denen der ER-Abbau gestört ist, etwa
Nervenzell- oder Demenz-Erkrankungen sowie weitere Tumorarten“, so van Wijk.
Bevor Loperamid allerdings tatsächlich bei der Behandlung von Glioblastomen
oder anderen Erkrankungen eingesetzt werden kann, ist noch einige Arbeit
notwendig. So muss beispielsweise untersucht werden, wie Loperamid ins Gehirn
transportiert werden und die Blut-Hirn-Schranke durchdringen kann. Hierfür
kommen möglicherweise Nanopartikel in Frage. Die Frankfurter Arbeitsgruppe will
nun weitere Retikulophagie-auslösende Substanzen identifizieren und
untersuchen, wie sich die Wirkung von Loperamid verstärken lässt.
Die Arbeitsgruppe um Sjoerd van Wijk wird durch die Frankfurter
Stiftung für krebskranke Kinder und den DFG-geförderten Sonderforschungsbereich
SFB1177 “Molekulare und funktionale Charakterisierung der selektiven
Autophagie" finanziell unterstützt. Die Arbeiten entstanden in Zusammenarbeit
mit Dr. Muriel Mari, Prof. Dr. Fulvio Reggiori (Universität von Groningen,
Niederlande) und Prof. Dr. Donat Kögel (Experimentelle Neurochirurgie,
Goethe-Universität Frankfurt).
Publikation: Svenja Zielke, Simon Kardo,
Laura Zein, Muriel Mari, Adriana Covarrubias-Pinto, Maximilian N. Kinzler, Nina
Meyer, Alexandra Stolz, Simone Fulda, Fulvio Reggiori, Donat Kögel und Sjoerd
van Wijk: ATF4 links ER stress with reticulophagy in glioblastoma cells.
Taylor & Francis Online https://doi.org/10.1080/15548627.2020.1827780
Bild zum
Download:
http://www.uni-frankfurt.de/95797718
Bildtext: In Zellen des Hirntumors Glioblastom löst das Durchfallmittel
Loperamid den Abbau des Endoplasmatischen Retikulums aus: Im Normalzustand ist
es in diesen Mikroskopie-Aufnahmen gelb gefärbt, den Abbauzustand leuchtet es
als rotes Signal (im Ausschnitt mit Pfeilen markiert). Balken linkes Bild: 20
Mikrometer, Balken rechtes Bild („Inset“): 5 Mikrometer. (Fotos: Svenja Zielke
et. al.)
Weitere
Informationen:
Dr. Sjoerd J. L. van Wijk PhD,
Institut
für Experimentelle Tumorforschung in der Pädiatrie
Goethe-Universität
Frankfurt
Tel.
+49 69 67866574
s.wijk@kinderkrebsstiftung-frankfurt.de
https://www.kinderkrebsstiftung-frankfurt.de/
Im Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität kommen Volker Mosbrugger und Joachim Curtius zu unterschiedlichen Einschätzungen zum Klimawandel
Ab dem 25. Januar bietet die Goethe-Universität mit dem MainStudy-Webportal Informationen und Beratung bei der Studienwahl.
Strategisch gut aufgestellt und strukturell gerüstet für künftige Herausforderungen: Eine Momentaufnahme der Goethe-Universität
FRANKFURT. Die Goethe-Universität hat in den sechs Amtsjahren von Universitätspräsidentin Prof. Dr. Birgitta Wolff einen weiteren erfolgreichen Wachstumskurs genommen: Studierendenzahlen, Anteil weiblicher Professuren, Drittmittel, Budget, Bautätigkeit – wichtige Indikatoren haben sich deutlich verbessert. Zudem sind grundlegende strategische Weichenstellungen vollzogen worden – unter Einbeziehung von mehr Ideen aus der Goethe-Universität als jemals zuvor.
Die Intelligenz der ganzen Uni nutzen
So waren an der erfolgreichen diskursiven Erarbeitung der wichtigsten strategischen Uni-Großprojekte der letzten sechs Jahre so viele Universitätsangehörige wie niemals zuvor beteiligt, was auch zu einer breiteren internen Akzeptanz führte. Innerhalb der Universität seien mit einem breit diskutierten Hochschulentwicklungsplan, einem neuen Forschungsprofil, dem Ausbau der Transferaktivitäten mit Wirtschaft und Gesellschaft sowie dem Leitbild digitale Lehre, von dem die Goethe-Universität jetzt in der Corona Krise profitiere, entscheidende strategische Weichenstellungen vorgenommen worden. Weitere große strategische Prozesse wurden konkretisiert wie die neue Ausrichtung der Berufungsstrategie und die Strategievereinbarungen mit den Fachbereichen. Die Nachwuchsplattform GRADE sei für Promovierende und Postdocs weiterentwickelt worden, ein Dauerstellenkonzept für den Mittelbau formuliert und die Evaluation und Neu-Aufstellung wichtiger universitärer Forschungsplattformen sowie die Etablierung eines universitären Nachhaltigkeitsmanagements vorangetrieben worden. Es stiegen Zahl und Anteil mit Frauen besetzter Professuren; erste Fachbereiche erreichten eine ausgeglichene Geschlechterrelation. In mehreren Projekten reflektiert die Goethe-Universität nun mit Partnern in Stadt und Wissenschaft auch wissenschaftlich ihre Geschichte zwischen 1933 und 45 und sie betreibt Provenienzforschung in ihrer Bibliothek.
Mit der Professionalisierung der universitären Transfergesellschaft „Innovectis“ wurde während Wolffs Amtszeit der Grundstein gelegt für erfolgreiche Patentverwertung und Spin-offs aus der Wissenschaft (z.B. Spezialpräparat Obnitix) sowie eine leistungsfähige Struktur zur Förderung weiterer innovativer Startups – auch von Studierenden. Dazu gehört auch ein neuer Fonds für die Bereitstellung von Risikokapital. Die Mitgründung des TechQuartiers, gemeinsam mit dem Land, der Stadt und der TU Darmstadt war ein weiterer Meilenstein.
Neue Forschungspower
„Mehr Kooperation wagen“ ist auch Wolffs Credo in der Zusammenarbeit mit uni-externen Partnern. Mit dem Fritz Bauer Institut, dem Institut für Sozialforschung und dem ISOE wurden neue gemeinsame Berufungen durchgeführt, die die Beziehungen in Forschung und Lehre auf eine neue Ebene heben. Die Beziehung zum Jüdischen Museum wird nicht zuletzt durch die Honorarprofessur seiner Leiterin an der Goethe-Uni verstärkt. Mit vielen Frankfurter Partnern, insbesondere Kultureinrichtungen, bestehen gemeinsame Studiengänge und andere Projekte. Das Museum Giersch entwickelte seine Programmatik als weitere Interaktionsplattform der Universität mit der Gesellschaft. Mit der Gründung von SAFE als Leibniz-Institut entstand während ihrer Amtszeit ein weiterer Partner für wissenschaftliche Exzellenz direkt auf dem Westend-Campus, mit dem Frankfurt Cancer Institute ein neues Forschungs-Power House auf dem Campus Niederrad. Auf eine neue Basis gestellt wurde auch das Verhältnis zur Frankfurter Schwester-Hochschule Frankfurt University of Applied Sciences mit regelmäßigen gemeinsamen Präsidiumssitzungen und zur Frankfurt School of Finance and Management sowie der Deutschen Nationalbibliothek bei der Realisierung einer Campusmeilen-Konzeption. Vernetzung und bessere Abstimmungen untereinander stehen auch im Mittelpunktes der „Frankfurter Wissenschaftsrunde“ mit allen wissenschaftlich aktiven Frankfurter Einrichtungen, die seit 2017 regelmäßig tagt und mit der Stadt kommuniziert. Die Allianz der Rhein-Main-Universitäten wurde vertraglich begründet und in Lehre, Forschung und Transfer mit zahlreichen neuen Programmen und Projekten ausgebaut. Dass die Goethe-Universität ein Ort wissenschaftsgeleiteten diskursiven Diskutierens wichtiger gesellschaftlicher Fragestellungen ist, ist Birgitta Wolff ihre Amtszeit hindurch ein hohes Gut gewesen, das es zu bewahren und immer wieder neu auszuhandeln gilt.
Dank kluger Kooperation gewinnen alle
„Wenn wir uns von der Fiktion verabschieden, dass wir uns vor allem gegeneinander profilieren müssen, und stattdessen durch engere Zusammenarbeit bisher brachliegende Potenziale für Forschung, Lehre und Transfer mobilisieren, gewinnen alle – vor allem die Gesellschaft, die uns letztlich finanziert“, betont Wolff. In eben diesem Sinne arbeitete sie auch von Oktober 2018 bis September 2020 als Sprecherin der Konferenz der Hessischen Universitätspräsidien (KHU) und als Vizepräsidentin der bundesweiten Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Sie vernetzte die Uni nicht zuletzt auch durch ihre zahlreichen persönlichen Mandate und Ehrenämter in zahlreichen Einrichtungen mit Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.
In die Amtszeit von Birgitta Wolff fällt auch die Verabschiedung des neuen hessischen Hochschulpakts, der während ihrer Zeit als Sprecherin der KHU gelang. In seltener Einigkeit konnten die hessischen Hochschulen dabei dem Land gegenüber entscheidende Forderungen nach höheren Budgets durchsetzen – auch ein Ergebnis einer bei allen Unterschieden auf Verständigung hin orientierten Kommunikationskultur in den verschiedenen Verhandlungsphasen. Nicht zuletzt ist es Birgitta Wolff gerade in der Coronakrise durch ein vorbildliches Krisenmanagement gelungen, die Goethe-Universität und deren Community vollumfänglich handlungsfähig zu halten – ohne vollständig auf Präsenzlehre zu verzichten.
Auch bei den Drittmitteln legte die Goethe-Uni weiter zu: So hat sich die Drittmittelstärke der Goethe-Universität seit 2014 nochmals um mehr als 20 Mio. Euro p.a. erhöht – auf einen Jahreswert von zuletzt über 200 Millionen €. Insbesondere auch bei der Einwerbung von EU-Mitteln sei die Goethe-Uni inzwischen auch im deutschlandweiten Vergleich sehr erfolgreich.
Neue Realisierungsperspektive für Unibibliothek und U4
Die Bauaktivitäten an den verschiedenen Uni-Standorten hätten in ihrer Amtszeit wieder stark an Fahrt aufgenommen. Während ihrer Amtszeit wurden Bauprojekte in einem Gesamtwert von mehreren Hundert Millionen Euro begonnen oder neu eingeworben. Auf dem Campus Riedberg drehen sich die Kräne an mehreren Projekten ebenso intensiv wie auf dem Campus Westend. Auch zwei wichtige Projekte studentischen Wohnens – in Ginnheim und am Riedberg – trieb sie persönlich mit dem Studentenwerk und anderen Partnern voran. Ein besonderer Coup gelang Wolff mit der Gewinnung einer neuen Perspektive für die Universitätsbibliothek auf dem Campus Westend. Dank intensiver Kommunikation profitiert die Goethe-Universität letztlich vom Verkauf des alten Polizeipräsidiums in Frankfurt mit 105 Mio. €, das Startkapital für den neuen Westend-Wissenstempel als Universitätsbibliothek der Zukunft, deren Realisierung bis 2030 gelingen soll. Auch die Planungen für die lang ersehnte Anbindung der Goethe-Universität an das Frankfurter U-Bahn-Netz konnte sie durch beharrliche Kommunikation im Schulterschluss mit dem Asta, der studentischen Interessenvertretung, voranbringen: Inzwischen herrscht in Frankfurt unter allen im Römer vertretenen Parteien Konsens, dass beim Bau der neuen Bahnstrecke U4 der Campus Westend auf jeden Fall mit angeschlossen werden muss, idealerweise sogar mit einer zentralen Campushaltestelle.
Wolff übergibt das Amt zum 1. Januar an ihren Nachfolger Enrico Schleiff. Zunächst wird sie sich als Professorin für Betriebswirtschaftslehre an der Goethe-Universität Forschungsthemen wie Digitalisierung und „New Work“ in einem Sabbatical widmen und freut sich auch wieder auf den Austausch mit Studierenden. Und vernetzt wird sie bleiben – auch im Sinne der Goethe-Universität: um ihre Mandate kann sie sich bald mit noch mehr Aufmerksamkeit widmen.
Text: Dr. Olaf Kaltenborn
Die Witwe des Musikkritikers Hans-Klaus Jungheinrich übergibt seinen Nachlass an Unibibliothek
FRANKFURT. Die Universitätsbibliothek Frankfurt am Main erhielt als Schenkung der Familie den Nachlass des Musikjournalisten, Musikschriftstellers und Musikers Hans-Klaus Jungheinrich (1938-2018). Hans-Klaus Jungheinrich war von 1967 bis zu seinem Lebensende einer der renommiertesten Musikkritiker und Musikschriftsteller im deutschsprachigen Raum. Jahrzehnte lang im Feuilleton der Frankfurter Rundschau erhielt er für seine Verdienste 2011 die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main.
Seine
Rezensionen spiegeln 50 Jahre Musikleben im deutschsprachigen Raum wider:
Konzerte in Frankfurt und weiterer Umgebung, größere und kleinere
Operninszenierungen deutschlandweit, Festivals wie Bayreuth. Einen Schwerpunkt
bildet auch die Oper Frankfurt. Der Nachlass umfasst 36 Ordner mit Rezensionen
und Manuskripten, sowie Korrespondenzen mit Komponisten, Dirigenten und
Musikschriftstellern, darunter einen sich über 25 Jahre erstreckenden
Briefwechsel mit dem befreundeten Komponisten Hans-Werner Henze. Die
Universitätsbibliothek wird den Nachlass archivieren, aufarbeiten und der
Forschung zur Verfügung stellen. Die Nutzung ist nach Voranmeldung und unter
Berücksichtigung von Schutzfristen im Lesesaal Spezialsammlungen der UB
möglich.
Weitere Informationen: Dr. Ann Kersting-Meuleman, Sammlung Musik und Theater, Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Bockenheimer Landstraße 134-138, 60325 Frankfurt am Main, Tel: (069) 798 39245, E-Mail: a.b.kersting-meuleman@ub.uni-frankfurt.de
Kontakt für Pressefragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsstelle Ausbildung und
Öffentlichkeitsarbeit der Bibliothek, Tel. (069) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de
Online-Veranstaltung an der Goethe-Universität zu Karoline von Günderrode eröffnet Workshop-Reihe zu Autorinnen in der Romantik
FRANKFURT. Ihre
Gedichte, Prosa- und Dramentexte wurden nicht nur in romantischen Zirkeln zur
Kontroverse: Bewunderung und Verachtung, Lobpreis und Unverständnis waren die
Reaktionen auf Karoline Günderrodes Werk, das bis heute polarisiert. Erinnert
wird die Autorin, die jahrelang in Frankfurt lebte, allerdings vornehmlich als
unglücklich Verliebte, die sich in Winkel im Rheingau erdolchte. Zwar galt
Karoline von Günderrode schon im 19. Jahrhunderts als „Sappho der Romantik“,
doch ihre Schriften sind im Buchhandel heute meistens vergriffen.
Die Literaturwissenschaftlerinnen Prof. Dr. Frederike Middelhoff
und PD Dr. Martina Wernli nehmen dies zum Anlass, Karoline von Günderrodes Werk
in einem zweitägigen Workshop wieder zu lesen und neu zu reflektieren:
Noch Zukunft
haben. Das Werk Karoline von Günderrodes (1780-1806)
neu gelesen
am 14. und
15. Januar 2021
Online-Veranstaltung
(Beginn jeweils 9.30 Uhr).
In der Veranstaltung geht es unter anderem um Elemente des
Romantischen in Günderrodes Werk, das Schreiben unter Pseudonym, über Theorien
des Fragments, die Deutung ihrer mythologisch orientierten Texte und ihre
Orient-Faszination. Die teilnehmenden Literaturwissenschaftlerinnen und
Literaturwissenschaftler sind außer an der Goethe-Universität an den
Universitäten Hamburg, Frankfurt an der Oder, Oxford, Hyderabad und
Halle-Wittenberg tätig.
Die Günderrode-Veranstaltung bildet den Auftakt zu einer Reihe von
Autorinnen-Workshops, die unter dem Namen Kalathiskos. DieAutorinnen der Romantik zwei Mal jährlich an der Goethe-Universität
Frankfurt stattfinden sollen. Mit ihrem Titel nimmt die Workshop-Serie den
antiken Korb – kalathiskos – als Sammelbehälter in seiner wörtlichen und
sinnbildlichen Bedeutung auf und erinnert gleichzeitig an Sophie Mereau
gleichnamiges Zeitschriftenprojekt von 1801 und 1802. Die Reihe wird ebenfalls
von Frederike Middelhoff und Martina Wernli konzipiert und organisiert.
Für September 2021 ist anlässlich des 250. Geburtstags von Rahel
Levin Varnhagen der zweite Workshop vorgesehen. Weitere Veranstaltungen zu
Autorinnen wie Veit/Schlegel, Caroline Schlegel/Schelling, Bettine von Arnim,
Helmine von Chézy und Sophie Tieck-Knorring sind in Planung.
Anmeldung und Zoom-Link per Mail:
middelhoff@em.uni-frankfurt.de und wernli@lingua.uni-frankfurt.de
Weitere Informationen zum Programm:
http://www.uni-frankfurt.de/Middelhoff
Kontakt
Prof. Dr.
Frederike Middelhoff
Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik
Goethe-Universität
middelhoff@em.uni-frankfurt.de
Ernennung des neuen Präsidenten und symbolische Amtsübergabe von Professorin Birgitta Wolff an Professor Enrico Schleiff
Im neuen UniReport diskutieren zwei Gesellschaftswissenschaftler über eine aktuelle Studie, nach der sich ein beträchtlicher Anteil der Frankfurter Soziologie-Studierenden für die Einschränkung der Meinungsfreiheit ausspricht.
Goethe-Universität und Universitätsklinikum rufen vor Weihnachten zu Spenden für Goethe-Corona-Fonds auf
„Forschung Frankfurt“ zum Klimawandel erschienen: Wie Frankfurt weiterhin lebenswert bleiben soll
Forscher der Universitäten Frankfurt und Tübingen entwickeln erfolgreiche Unterrichtssequenz für das Schulfach Physik
Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema Klimawandel erschienen – Erfindung von Horst Schmidt-Böcking soll Ökostrom in Tagebauseen speichern
Katharina Hoppe wird mit dem Cornelia Goethe Preis 2020 für ihre Dissertation zum Gesamtwerk Donna Haraways ausgezeichnet.
Die indische Schriftstellerin ist virtuell zu Gast in der Vorlesungsreihe In Transit|ion.
Neue AIWG-Projektwerkstatt bringt Umweltingenieur und islamische Theologin zusammen
An der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft der Goethe-Universität ist im Dezember der Startschuss für die neue Projektwerkstatt „Umweltbildung für den Islamischen Religionsunterricht“ gefallen. Die Projektwerkstatt wird ein zusätzliches Studienmodul entwickeln, das sich an Studierende der Islamischen Theologie und Religionspädagogik richtet und die diese fit machen soll für eine theologisch angebundene Vermittlung von Umweltschutzthemen im Religionsunterricht.
FRANKFURT. Der
Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Im
Umweltschutz spielen Religionen mit ihren religiös-kulturellen Werten eine
immer wichtigere Rolle. Doch was sagen Islam und Koran zum Umweltschutz? Wie
umweltbewusst sind Muslime und Musliminnen hierzulande?
Asmaa El Maaroufi zufolge fehlt es der muslimischen Gesellschaft
hierzulande bislang an theologischen Grundgedanken, die den Klimawandel aus
umweltethischer Perspektive darlegen. Zudem benötigten muslimische
Gemeinschaften Modelle, die zeigen, wie Umweltschutz in der Praxis konkret
gelingen kann. El Maaroufi ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für
Islamische Theologie der Universität Münster.
Gemeinsam mit Tanju Doğanay, Wirtschaftsingenieur, Manager und
Vorstandsvorsitzender im Ehrenamt vom Verein NourEnergy, wird El Maaroufi ein
Bildungsformat erarbeiten, das die Lücke zwischen Wissenschaft und Praxis
schließen soll. „Wie können wir muslimische Glaubensgemeinschaften für
Nachhaltigkeitsthemen sensibilisieren? Welche Rolle können der Islamische
Religionsunterricht und angehende Religionslehrerinnen und -lehrer dabei
spielen? Und wie lassen sich mithilfe theologisch-pädagogischer
Bildungsmaterialien Umweltschutzkonzepte umsetzen, die ethisch-religiös
begründetet sind?“ Das seien nur einige der Fragen, mit denen sich die
Projektwerkstatt beschäftigen wird, so El Maaroufi.
Studierende werden zu Multiplikatoren in Sachen Umweltschutz
Die islamische Theologin will in der Projektwerkstatt die Quellen
des Islams kritisch zu umweltethischen Fragen untersuchen. Tanju Doğanay bringt
seine langjährigen Erfahrungen aus der Praxis in die Projektwerkstatt ein. Sein
gemeinnütziger Verein „empowert“ seit zehn Jahren durch Umweltbildung die
muslimische Community in Deutschland und international. Hierzu zählen unter
anderem Formate wie die Kampagne „RamadanPlasticFast“. Zudem bietet seine
Organisation technische Beratung bei der energetischen Aufwertung von Moscheen,
um auch bei der Gebäudenutzung einen positiven Beitrag zu leisten, wie zum
Beispiel durch den Einsatz von Solaranlagen.
In der auf ein Jahr angelegten Projektwerkstatt wollen die
Wissenschaftlerin und der Praktiker einen Kurs für Studierende der Islamischen
Theologie und Religionspädagogik entwickeln. Dieser soll den Studierenden
Grundlagen zu Umweltbildung und zu islamisch-theologischen Umweltkonzepten
vermitteln. Zugleich erproben die Studierenden im Kurs das Erlernte in der
Praxis. Das vermittelte Wissen, die erlernten Fähigkeiten und Kompetenzen
können die Teilnehmenden später im Religionsunterricht, in Moscheen und in anderen
Einrichtungen einsetzen.
„Noch vor zehn Jahren schien in der muslimischen Community in
Deutschland weder die Brisanz
der Umweltkrise noch die
Relevanz des Umweltschutzes aus islamischer Sicht besonders verbreitet zu sein.
Die eigene Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, dass sich ein Wandel
vollzieht. Immer mehr Akteurinnen und Akteure der muslimischen
Zivilgesellschaft, einschließlich Moscheen, organisieren Vorträge und Events zum Thema Umweltschutz. Neben
der Bildungsarbeit sind Praxisbeispiele vonnöten. Für diesen Prozess sind
Personen notwendig, die den religiös-kulturellen Kontext kennen und
zielgruppenspezifisch kommunizieren können. Wirkungsräume sind unter anderem
Moscheen und Religionsunterrichte, weshalb hierbei den Studierenden eine wichtige
Rolle zu kommt“, berichtet Doğanay.
Über die Projektverantwortlichen:
Asmaa El Maaroufi ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der
Professur für Systematische Islamische Theologie, Islamische Philosophie und
Mystik des Zentrums für Islamische Theologie in Münster. Sie wurde 2020 im Fach
Islamische Theologie zum Thema „Ethik des Mitseins. Grundzüge einer islamischen
Tierethik“ promoviert. Aktuell beschäftigt sie sich als Postdoktorandin mit
Fragen zur Ethik in der islamischen Geistesgeschichte, insbesondere aber mit
praktischen (sozial-, bio-, umweltethischen) Fragstellungen.
Tanju Doğanay hat Wirtschaftsingenieurwesen in Darmstadt studiert
und arbeitet seit knapp zehn Jahren als Manager in der Industrie- und
Immobilienbranche. Er gründete 2010 die Organisation für Umweltschutz
NourEnergy e. V. Dort berät er unterem anderem Moscheen im Sinne der
UN-Nachhaltigkeitsziele und unterstützt entsprechende Vorhaben mit Kampagnen
und Konzepten.
Über die AIWG-Projektwerkstätten:
Die AIWG Projektwerkstätten ermöglichen Angehörigen der
islamisch-theologischen Studien gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern oder Akteuren und Akteurinnen aus der Praxis Vorhaben über
einen Zeitraum von zwölf Monaten umzusetzen. Damit können die Forschenden
größere wissenschaftliche Projekte, Publikationen oder Partnerschaften
anstoßen. Die einjährigen Vorhaben werden vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) finanziert.
Über die AIWG:
Die AIWG ist eine universitäre Plattform für Forschung und
Transfer in islamisch-theologischen Fach- und Gesellschaftsfragen. Sie
ermöglicht überregionale Kooperationen und Austausch zwischen
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der islamisch-theologischen Studien
und benachbarter Fächer sowie Akteuren und Akteurnnen aus der muslimischen
Zivilgesellschaft und weiteren gesellschaftlichen Bereichen. Die AIWG wird
gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und durch die
Stiftung Mercator.
Weitere Informationen
Stefanie
Golla
Koordinatorin Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft
Goethe-Universität
Telefon 069 79822-459
E-Mail golla@aiwg.de
Homepage https://aiwg.de/
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