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Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt und der Event Horizon Telescope-Kollaboration werten Daten vom ersten Bild eines schwarzen Lochs aus
Theoretische Physiker der Goethe-Universität Frankfurt haben im
Rahmen der Event-Horizon-Telescope-(EHT)-Kollaboration die Daten vom schwarzen
Loch M87* ausgewertet und damit Albert Einsteins Relativitätstheorie überprüft.
Den Tests zufolge stimmt die Größe des Schattens von M87* sehr gut überein mit
den Eigenschaften eines schwarzen Lochs, wie die allgemeinen
Relativitätstheorie erwarten lässt, anderen Theorien hingegen hinsichtlich der
Eigenschaften des schwarzen Lochs aber Grenzen setzt. Die EHT-Kollaboration
hatte 2019 das erste Bild eines schwarzen Lochs veröffentlicht, das sich im
Zentrum der Galaxie M87 befindet.
FRANKFURT. Wie
der deutsche Astronom Karl Schwarzschild erstmals aufzeigte, krümmen schwarze
Löcher aufgrund ihrer extremen Konzentration an Masse die Raumzeit extrem stark
und heizen die Materie in ihrer Umgebung auf, sodass diese anfängt zu leuchten.
Der neuseeländische Physiker Roy Kerr konnte zeigen, dass Rotation die Größe
eines schwarzen Lochs und den Raum in seiner Umgebung ändert. Den „Rand“ eines
schwarzen Lochs stellt der so genannte Ereignishorizont dar, die Grenze um die
Massekonzentration herum, jenseits der Licht und Materie nicht entkommen können
und die das schwarze Loch schwarz macht. Schwarze Löcher können, so sagen
Theorien es voraus, durch eine Reihe von Eigenschaften beschrieben werden,
durch ihre Masse, Rotation („Spin“) und eine Vielzahl möglicher Ladungen.
Zusätzlich zur Beschreibung von schwarzen Löchern nach der
allgemeinen Relativitätstheorie lassen sich schwarze Löcher etwa mit Theorien
beschreiben, die sich aus der String-Theorie herleiten. Diese Art von Theorien
nimmt ein zusätzliches skalares Feld in der zugrundeliegenden Physik an, das
bei schwarzen Löchern zu beobachtbaren Veränderungen in ihrer Größe wie auch
der Krümmung des Raums in ihrer Umgebung führt.
Die Physiker Dr. Prashant Kocherlakota und Prof. Luciano Rezzolla
vom Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität Frankfurt haben nun
erstmals überprüft, wie die verschiedenen Theorien zu den Beobachtungsdaten des
schwarzen Lochs M87* im Zentrum der Galaxie Messier 87 passen. Das Bild von
M87*, das 2019 von der weltumspannenden Event Horizon Telescope
(EHT)-Kollaboration gemacht wurde, war nach der Messung von Gravitationswellen
2015 der erste experimentelle Beweis für die tatsächliche Existenz von
schwarzen Löchern.
Das Ergebnis der Frankfurter Untersuchungen: Die Daten von M87*
stimmen vollständig überein mit den auf Einstein basierenden Theorien und zu
einem gewissen Teil mit den String-basierten Theorien. Dr. Prashant
Kocherlakota erklärt: „Durch die von der EHT-Kollaboration aufgezeichneten
Daten können wir nun verschiedene Theorien zu schwarzen Löchern testen. Derzeit
können wir noch keine der Theorien zur Beschreibung des Schattens von M87*
verwerfen, aber mit unseren Berechnungen schränken wir den Gültigkeitsraum der
Modelle von schwarzen Löchern ein.“
Prof. Luciano Rezzolla meint: „Die Idee eines schwarzen Lochs ist
für uns theoretische Physiker gleichzeitig eine Quelle von Problemen und der
Inspiration. Während wir immer noch mit einigen der Konsequenzen von schwarzen
Löchern kämpfen wie zum Beispiel den Phänomenen ‚Ereignishorizont' oder
‚Singularität', freuen wir uns, wenn wir Lösungen zur Beschreibung von
schwarzen Löchern in immer weiteren Theorien finden. Ergebnisse wie die jetzt
von uns vorgestellten sind daher wichtig um zu bestimmen, welche Theorien plausibel
sind und welche nicht. Neue Beobachtungen schwarzer Löcher werden unsere ersten
Eingrenzungen der Theorien weiter präzisieren.“
In der Event-Horizon-Telescope-Kollaboration sind Teleskope von
Observatorien rund um den Globus zu einem virtuellen Riesenteleskop
zusammengeschaltet, dessen Schüssel so groß ist wie die Erde selber. Mit der
Präzision dieses Teleskops könnte man von einem Straßencafé in Berlin aus eine
Zeitung in New York lesen.
Publikation: Prashant Kocherlakota, Luciano Rezzolla, Heino Falcke, Christian
M. Fromm, Michael Kramer, Yosuke Mizuno, Antonios Nathanail, H´ector
Olivares, Ziri Younsi et. al. (The Event Horizon Telescope
collaboration), Constraints on black-hole charges with the 2017 EHT
observations of M87*. Physical Review D, vol 103, https://journals.aps.org/prd/issues/103/10 PDF: MPIfR Cloud (mpg.de)
Video: Schwarzes Loch M87*: Prüfung verschiedener Gravitationsmodelle
https://youtu.be/dFhdl2sM4OY
Bilder zum Download:
www.uni-frankfurt.de/101531130
Bildtext: Größe des Ereignishorizonts für verschiedene Gravitationstheorien.
Die berechneten Schatten schwarzer Löcher unterscheiden sich in der Größe,
doch nur die Schatten, die in den grauen Bereich fallen, stimmen mit den
Messungen zum schwarzen Loch M87* überein, die 2017 durch die Event Horizon
Telescope-Kollaboration gemacht wurden. Das in dieser Abbildung rot
dargestellte schwarze Loch ist zu klein, um ein tragfähiges Modell für M87* zu
sein. Abbildung: Credit:
Prashant Kocherlakota, Luciano Rezzolla (Goethe University Frankfurt and EHT
Collaboration/ Fiks Film 2021)
Weitere Informationen
Dr.
Prashant Kocherlakota
Institut
für Theoretische Physik
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 69 798-47848
kocherlakota@itp.uni-frankfurt.de
Prof.
Dr. Luciano Rezzolla
Institut
für Theoretische Physik
Goethe-Universität Frankfurt
kocherlakota@itp.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Goethe-Universität, Universitätsklinikum Frankfurt und Universität Jena erhalten Spende vom Helaba-Konzern
FRANKFURT.
mRNA-Botenstoffe bringen Zellen dazu, Virusproteine zu produzieren und
aktivieren somit das Immunsystem – auf diesem Verfahren beruhen die beiden
Impfstoffe von BioNTech und Moderna. Dennoch gibt es Unterschiede in der
genauen Vakzin-Formulierung. „Das medizinische Kochbuch sagt uns: Es
funktioniert so und auch so“, sagt Prof. Dr. Harald Schwalbe, Biochemiker an
der Goethe-Universität. „Doch wir wissen bislang nicht genau, welche
Auswirkungen diese Unterschiede auf der molekularen Ebene haben.“ Die
dreidimensionale Struktur der mRNA – gefroren und bei Körpertemperatur – genau
zu kennen, könnte nach Ansicht der Wissenschaftler Aufschlüsse über
Unterschiede der SARS-CoV-2-Impfstoffe geben und dazu beitragen, Impfstoffe
schnell zu identifizieren.
Forscherinnen und Forscher der Goethe-Universität um die
Professoren Harald Schwalbe und Clemens Glaubitz können die Struktur und
Stabilität des mRNA-Botenstoffs nun dank einer Anschubfinanzierung durch den
Helaba-Konzern erforschen. Die 120.000 Euro-Spende für die
Covid-19-Forschungsförderung fließt an die Goethe-Universität und an die
kooperierende Schiller-Universität Jena; dort forscht seit kurzem Prof. Dr. Ute
Hellmich, eine Alumna der Goethe-Universität und ausgewiesene Expertin auf dem
Gebiet der Lipid-basierten biomolekularen Strukturforschung. Am Zentrum für
Biomolekulare Magnetische Resonanz (BMRZ), einem Europäischen
Großforschungszentrum der Goethe-Universität, kommt bei der Strukturanalyse die
strukturbiologische Schlüsseltechnologie Kernspinresonanz-Spektroskopie zum
Einsatz, auf die die Wissenschaftler im BMRZ spezialisiert sind.
Eine weitere Helaba-Spende von 30.000 Euro ermöglicht die
Ausweitung des erfolgreichen Pandemie-Trainings- und Fortbildungsprogramms für
Menschen in medizinischen und pflegerischen Berufen, das die Ärztin Prof. Dr.
Miriam Rüsseler am Universitätsklinikum Frankfurt zu Beginn der Pandemie
entwickelt hat. Mehr als 900 Ärztinnen, Pfleger, Notfallmediziner:innen haben
die praktische Fortbildung im anspruchsvollen Umgang mit infektiösen
Patient:innen bereits erhalten. Durch die neuerliche Förderung können
mindestens 360 weitere Mediziner:innen und Pfleger:innen qualifiziert werden.
Inzwischen sind Teile des vierstufige Intensivtraining mit elearning- und
Praxismodulen auch im Medizinstudium an der Goethe-Universität verankert.
„Wir
freuen uns sehr, dass der Helaba-Konzern uns großzügig unterstützt“, sagt
Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff. „Und das in einem Moment der
Pandemie, in dem vielen Menschen bewusst wird, dass uns SARS-CoV-2 trotz
wachsender Zuversicht vermutlich noch länger beschäftigen wird. Diese Spende
macht uns besonders deutlich, welchen Beitrag wir als Volluniversität gerade
jetzt leisten können – Grundlagenforschung zu Impfstoffen zu betreiben und eine
hochqualifizierte Ausbildung in der Medizin und Pflege zu garantieren.“
„Gerade in der Krise ist es uns ein großes Anliegen, Projekte zu
fördern, die gesamtgesellschaftlichen Nutzen stiften“, erklärt Thomas Groß,
Vorstandsvorsitzender der Helaba. „Mit dem Forschungsprojekt der Universitäten
in Frankfurt am Main und Jena sowie dem Pandemie-Fortbildungsprogramm fördern
wir zwei Projekte, die einen Beitrag leisten, die aktuelle Situation und auch
künftige Krisen besser bewältigen zu können.“
Mit rund 6.200 Mitarbeitenden und einer Bilanzsumme von 219 Mrd.
Euro gehört der Helaba-Konzern zu den führenden Banken am Finanzplatz
Frankfurt. Die Bank engagiert sich über ihre finanzwirtschaftlichen Aufgaben
hinaus in mehreren Bereichen des öffentlichen Lebens und fördert Projekte in
Bildung, Kultur, Umwelt, Sport und Sozialwesen.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Harald Schwalbe
Institut
für Organische Chemie und Chemische Biologie
Zentrum für
Biomolekulare Magnetische Resonanz (BMRZ)
E-Mail: schwalbe@nmr.uni-frankfurt.de
Prof. Dr. Clemens Glaubitz
Institut
für Biophysikalische Chemie
Zentrum
für Biomolekulare Magnetische Resonanz (BMRZ)
E-Mail: glaubitz@chemie.uni-frankfurt.de
Prof. Dr. Ute Hellmich
Friedrich
Schiller Universität Jena
Institut
für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie (IOMC)
Exzellenzcluster “Balance of the Microverse"
ute.hellmich@uni-jena.de
Prof.
Dr. Miriam Rüsseler
Goethe-Universität
Frankfurt am Main
Klinik für
Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie
E-Mail: miriam.ruesseler@kgu.de
Redaktion:
Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit,
Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de
Projekt SENSORITHM der Rhein-Main-Universitäten unter Leitung der Goethe-Universität in Konzeptionsphase des BMBF-Programms „Cluster4Future“ aufgenommen
Wie sich mit intelligenten Sensortechnologien an Windrädern Kollisionen mit Vögeln und Fledermäusen vermeiden lassen ist eines der beiden Forschungsziele des von der Goethe-Universität koordinierten Projekts SENSORITHM Rhein-Main. Außerdem wollen die Forscherinnen und Forscher selbstlernende Sensorsysteme zur Überwachung technischer Komponenten und Anlagen entwickeln. Eine Expertenjury wählte das Projekt jetzt im Ideenwettbewerb „Clusters4Future“ des Bundesforschungsministeriums für eine Förderung in der Konzeptionsphase aus – als eines von 15 Projekten aus insgesamt 117 eingereichten Wettbewerbsbeiträgen.
FRANKFURT. Wer
Windräder aufstellen will, gelangt leicht in ein Grün-Grün-Dilemma: Einerseits
soll die von Windrädern erzeugte erneuerbare Energie den Klimawandel aufhalten
und damit letztlich auch die Artenvielfalt sichern, andererseits gefährden die
Rotorblätter seltene Vogelarten wie den Roten Milan und verschiedene
Fledermausarten. An bestimmten Windradstandorten wird daher über längere Zeit
aufgezeichnet, wann typischerweise zum Beispiel Fledermäuse unterwegs sind. Zum
Schutz der gefährdeten Arten müssen dann die Windräder anschließend bei
bestimmten Temperatur- und Windbedingungen abgeschaltet werden. Andere
Standorte kommen derzeit wegen des Artenschutzes gar nicht erst für Windräder
infrage.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Projekts
SENSORITHM Rhein-Main wollen nun verschiedene, selbstlernende Sensorsysteme
entwickeln, die es einmal erlauben sollen, die Betriebszeiten von Windkrafträdern
so zu optimieren, dass Fledermausarten und bestimmte Vogelarten wie der Rote
Milan nicht gefährdet werden und dass sich zum Beispiel die Windräder
abschalten, wenn es eine erhöhte Flugaktivität gibt.
SENSORITHM-Projektkoordinator Dr. Jochen Moll von der
Goethe-Universität Frankfurt erklärt: „Wir wollen Sensoren und künstliche
Intelligenz dazu nutzen, um Windkraft besser mit Artenschutz vereinbar zu
machen. Neben den technischen Aspekten ist auch die Einbindung regionaler
Stakeholder aus der Energiewirtschaft und dem Umwelt- und Artenschutz sowie
Bürgerinnen und Bürger Teil des Projekts. Eine besondere Stärke von SENSORITHM
Rhein-Main liegt darin, dass wir hier die Expertise aus Physik, Biologie,
Informatik, Maschinenbau und Sozialwissenschaften verbinden.“
Die zweite Säule von SENSORITHM bildet die Entwicklung innovativer
Sensortechnologien und Algorithmen zur technischen Überwachung von Windrädern
und anderen industriellen Anlagen. Auch beispielsweise die Flugtauglichkeit von
Flugzeugen oder die Stabilität von Brücken können so sichergestellt werden. Dr.
Moll: „Mit unserem methodischen Ansatz wollen wir die Betriebssicherheit
insbesondere bei Leichtbaustrukturen erhöhen. In der Zukunft sind auch andere
Anwendungen vorstellbar, etwa in der Medizintechnik, in der sich selbstlernende
Sensorsysteme einsetzen lassen.“
Das Projekt SENSORITHM Rhein-Main wird von der Goethe-Universität
Frankfurt koordiniert, weitere Antragsteller sind die Technische Universität
Darmstadt und die Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Rahmen des Verbunds
der Rhein-Main-Universitäten, das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit
und Systemzuverlässigkeit LBF in Darmstadt und das Institut für Tierökologie
und Naturbildung in Laubach. Zudem wird SENSORITHM Rhein-Main Netzwerke wie das
Hessische Zentrum für Künstliche Intelligenz, (hessian.ai), regionale
Industriekooperationen sowie regionale NGOs, Landesbehörden und Schulen der
Region in ein Innovationsnetzwerk zusammenführen. In Reallaboren wie zum
Beispiel dem Windenergietestfeld des Windforschungsclusters Süd, an Baukränen,
Drohnenflotten oder Brücken sollen die Sensorsysteme erprobt und validiert
werden. Dabei wird SENSORITHM Rhein-Main unter anderem Bürgerinnen und Bürger
als „Citizen Scientists“ einbinden.
Die zweite Runde des „Clusters4Future“-Wettbewerb des
Bundesforschungsministeriums (BMBF) startete im November 2020 als Teil der
Hightech-Strategie 2025 der Bundesregierung. Mit „Clusters4Future“ soll in
regionalen Spitzenstandorten der Wissens- und Technologietransfer gefördert
werden. Zunächst wird SENSORITHM Rhein-Main ein Konzept mit Unterstützung des
BMBF ausarbeiten, um von der Wettbewerbsskizze zu einem Umsetzungsszenario zu
gelangen. Etwa die Hälfte der eingereichten Konzepte sollen dann ab Sommer 2022
zunächst für die Dauer von drei Jahren mit jährlich 5 Millionen Euro gefördert
werden.
Weitere Informationen:
Dr.-Ing.
Jochen Moll
Projektkoordinator
SENSORITHM Rhein-Main
Physikalisches Institut
Goethe-Universität
Frankfurt
Tel.
069 798-47208
moll@physik.uni-frankfurt.de
www.jochenmoll.de
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Das Projekt MathCityMap der Goethe-Universität ruft Lehrkräfte und Familien dazu, sich am internationalen „Outdoor Classroom Day“ am 20. Mai zu beteiligen.
FRANKFURT. Der Outdoor Classroom Day ist eine internationale Initiative, um den Unterricht verschiedener Fächer in die Natur und alltägliche Umwelt zu verlagern. Am Donnerstag, den 20. Mai 2021, findet der diesjährige Tag statt. Es sind sämtliche Schulen, Einrichtungen und Familien dazu eingeladen, die bekannte Lernumgebung zu verlassen und die eigene Umwelt mit schulischem Wissen zu erkunden. Das Projekt MathCityMap vom Institut der Didaktik der Mathematik und Informatik der Goethe-Universität ruft Lehrkräfte für das Fach Mathematik, Einrichtungen und Eltern dazu auf, sich an dem Tag zu beteiligen.
Bereits seit 2012 wurde im Rahmen von MathCityMap eine App entwickelt (in den Playstores unter mathcitymap zu finden), mit der mathematische Wanderpfade abgelaufen werden können. Egal ob gezählt, gemessen oder gerechnet wird – Mathematik außer Haus lässt sich an nahezu jedem alltäglichen Objekt entdecken, erklärt Mathematikprofessor Matthias Ludwig, der das Projekt leitet: „Wir laden alle herzlich dazu ein, einen mathematischen Wanderpfad mit Ihren Schülerinnen und Schülern bzw. Ihren Familienangehörigen auszuprobieren. Dafür gibt es bereits eine Vielzahl von uns angelegter Routen.“ Eine Auswahl für das Rhein-Main-Gebiet wurde von Ludwigs Team bereits zusammengestellt. Als ein Highlight des Wanderpfades bieten sich die Skulpturen Herbert Mehlers an, die bis Ende April 2022 auf dem Campus Westend der Goethe-Universität gezeigt werden.
Um einen Spaziergang mit Schülerinnen und Schülern zu organisieren, muss
lediglich eine passende Route ausgewählt und den Kindern der entsprechende Code
mitgeteilt werden. Das Ablaufen kann entweder zeitgleich mit der ganzen Klasse
oder über einen längeren Zeitraum mithilfe der Familien individuell organisiert
werden. Wer bei der Vorbereitung Hilfe benötigt, kann sich gerne melden unter info@mathcitymap.eu
Flyer von MathCityMap (mit Routen um den Goetheplatz und die Alte Oper): http://www.uni-frankfurt.de/101425078
Informationen zum Outdoor Classroom Day: https://outdoorclassroomday.com/
Informationen
zur Freiluftausstellung mit 18 Großskulpturen von Herbert Mehler: https://aktuelles.uni-frankfurt.de/campus/goethe-uni-und-die-galerie-praesentieren-freiluftausstellung-mit-18-grossskulpturen-von-herbert-mehler/
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Der frühere hessische Wissenschaftsminister folgt Prof. Dr. Matthias Kleiner, der von 2014 bis 2021 amtierte
FRANKFURT. Die Goethe-Universität hat einen neuen Vorsitzenden des Hochschulrats: Der frühere hessische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Dr. h.c. Udo Corts, wurde am 17. Mai vom Hochschulrat einstimmig mit einer Enthaltung gewählt. Der 66-Jährige tritt sein Amt mit sofortiger Wirkung als Nachfolger von Prof. Dr. Dr. h.c. Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, an, dessen Amtszeit im April endete: „Ich freue mich sehr, dass der Hochschulrat mich mit einem so klaren Votum für dieses wichtige Amt ausgestattet hat und danke für das Vertrauen“, sagte Corts nach der Wahl. „Die Goethe-Universität ist eine der größten und forschungsstärksten Hochschulen in Deutschland und Stiftungsuniversität mit einem hohen Maß an Eigenständigkeit. Der Hochschulrat wird alles tun, um die positive Entwicklung der letzten 15 Jahre weiter zu unterstützen und dem neuen Präsidium mit Rat und Tat zur Seite stehen. Dabei hilft mir, dass ich mich bereits als hessischer Wissenschaftsminister ab 2006 für die Umwandlung der Goethe-Universität in eine Stiftung des öffentlichen Rechts einsetzen durfte, die 2008 durch den Landtag vollzogen wurde. Als meinem Vorgänger danke ich insbesondere Matthias Kleiner für die wichtigen Akzente zur universitären Weitentwicklung, die während seiner Amtszeit gesetzt werden konnten und wünsche ihm persönlich alles Gute!“
Die
Hessische Wissenschaftsministerin, Angela Dorn: „Ich gratuliere
Udo Corts sehr herzlich zu seiner Wahl. Schon aus seiner Zeit als hessischer
Minister für Wissenschaft und Kunst kennt er die Goethe-Universität bis ins
Detail, die unter seiner Ägide in eine Stiftung des öffentlichen Rechts
umgewandelt wurde. Auch seither ist er der Universität eng verbunden geblieben,
etwa durch seine Funktionen im Aufsichtsrat des Uniklinikums oder im Vorstand
der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität. Ich bin mir
sicher, dass er mit seinem großen hochschulpolitischen Sachverstand und seiner
sachorientierten und integrierenden Art eine Bereicherung für das Gremium
darstellt. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Herrn Corts. Herrn
Professor Kleiner, der die Universität über sechs Jahre in der Funktion des
Hochschulratsvorsitzenden sehr engagiert und fachkundig begleitet hat, danke ich
sehr herzlich für sein Wirken. Er hat die Entwicklung der Universität in den
letzten Jahren sehr positiv mitgeprägt.“
Der
Vorsitzende der Leibniz-Gemeinschaft und frühere Hochschulratsvorsitzende,
Prof. Dr. Matthias Kleiner: „Udo Corts wünsche ich von Herzen viel Erfolg bei
seiner neuen Aufgabe als Vorsitzender des Hochschulrates, die immer bedeutet,
das Bestmögliche für die Goethe-Universität zu erreichen. Für die nächste Runde
der Exzellenzstrategie wird Verbundforschung in Netzwerken sicherlich ein wesentlicher
Erfolgsfaktor sein. Ohne Zweifel ist Herr Corts seinerseits ein exzellenter
„Networker“, der mit seinen in der Politik und Wirtschaft gemachten Erfahrungen
der mir durch viele Jahre ans Herz gewachsenen Frankfurter Goethe-Universität
ein leidenschaftlicher, kritisch-konstruktiver Begleiter und Ratgeber sein
wird.“
Universitätspräsident
Prof. Dr. Enrico Schleiff: „Ich beglückwünsche Herrn Corts zur Wahl als neuen
Vorsitzenden des Hochschulrats der Goethe-Universität. Ich bin sehr froh, dass
mit ihm ein exzellenter Experte für Wissenschafts- und Hochschulpolitik mit
guten Drähten in die Wirtschaft und festen Wurzeln in der Stadt Frankfurt für
diese wichtige Position gefunden werden konnte. Ich wünsche Udo Corts für sein
Amt alles Gute und freue mich sehr auf die künftige enge Zusammenarbeit.“
In
seiner Vorstellung betonte Corts, dass die durch Digitalisierung und Pandemie
sich verändernde Welt auch vor den Universitäten nicht haltmache. Hier gelte es
strategisch die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen. Auch die
Vorbereitung auf die nächste Exzellenzstrategie habe jetzt schon begonnen; hier
werde der Hochschulrat mit seinen Möglichkeiten das Präsidium unterstützen.
Auch erinnerte er an teilweise hohe Abbruchquoten von Studierenden, dies könne
so auf Dauer nicht hingenommen werden, die Studierenden müssten erfolgreich
ihre Universität verlassen können. Er wies darauf hin, dass die Goethe
Universität und auch die anderen Hochschulen als Standortfaktoren für die Stadt
Frankfurt am Main von der Stadtpolitik noch nicht ausreichend anerkannt würden.
Die neue Koalition sei hier gefordert.
Udo
Corts war von 2003 bis 2008 Wissenschaftsminister in Hessen. In seine Zeit fiel
die Umwandlung der Goethe Universität in eine Stiftung des öffentlichen Rechts.
Außerdem initiierte er das Hochschulentwicklungs- und Umbauprogramm HEUREKA,
auch die Landesoffensive zur Entwicklung wissenschaftlich-ökonomischer
Exzellenz (LOEWE) und er war Mitgründer der Deutsch-Vietnamesischen Universität
in Ho Chi Minh City. Corts wechselte nach seinem Ausscheiden aus der Politik in
die Wirtschaft und war von 2008 bis 2020 Vorstand der Deutschen
Vermögensberatung AG.
Foto zum Download unter: http://www.uni-frankfurt.de/101417519
Redaktion: Dr. Olaf Kaltenborn, Leiter PR & Kommunikation, Tel: 069 798-13035, Fax: 069 798-763 12531, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de
Universitätsmusikdirektor der Goethe-Universität an Eichstätter Studie beteiligt: Chöre klagen über Austritte, Nachwuchssorgen und Geldnot
Schrumpfende Mitgliederzahlen, finanzielle Sorgen, Nachwuchsprobleme: Die Chorlandschaft im deutschsprachigen Raum hat erheblich unter der Coronakrise zu leiden. Dies zeigt eine Studie, an der auch Jan Schumacher, Universitätsmusikdirektor der Goethe-Universität, beteiligt war.
FRANKFURT/EICHSTÄTT. Bereits
nach einem Jahr Pandemie hat die Chorlandschaft im deutschsprachigen Raum
offenbar erheblichen Schaden genommen. Die Chöre klagen über rückläufige
Mitgliederzahlen, finanzielle Sorgen und Nachwuchsprobleme – und befürchten,
dass der Mitgliederschwund sich auch nach der Krise fortsetzen wird. Zu diesem
Ergebnis kommt eine Studie unter Leitung von Prof. Dr. Kathrin Schlemmer
(Professur für Musikwissenschaft an der Katholischen Universität
Eichstätt-Ingolstadt), an der sich binnen kurzer Zeit mehr als 4300 Chöre in
Deutschland, Österreich und der Schweiz beteiligt haben. Ko-Autoren der
Erhebung sind Tobias Brommann (Domkantor am Berliner Dom), Prof. Jan Schumacher
(Universitätsmusikdirektor, Goethe-Universität Frankfurt/Main) sowie Ester
Petri und Dr. Johannes Graulich, die den im Bereich Chormusik führenden
Stuttgarter Carus-Verlag leiten. Prof. Jan Schumacher,
Universitätsmusikdirektor an der Goethe-Universität, gilt als profunder Kenner
der deutschen und internationalen Chorszene und ist unter anderem Vorsitzender
des Beirats Chor im Deutschen Musikrat. Er wurde daher insbesondere zu
künstlerischen Fragen bei der Erstellung und Auswertung der Umfrage als
Ko-Autor konsultiert. Erste Ergebnisse der Online-Befragung von Chören hat das
Projektteam nun in der aktuellen Ausgabe der „neuen musikzeitung“ (nmz)
veröffentlicht.
Mit mehr als vier Millionen aktiven Sängerinnen und Sängern allein
in Deutschland gehört Chormusik zu den wesentlichen Säulen des
Laienmusizierens. Die Studie „Chormusik in Coronazeiten“ (ChoCo) dokumentiert
erstmals die kritische Lage in diesem Bereich bezogen auf alle wesentlichen
Aspekte von Chorarbeit. „Die Zahl der aktiven Sängerinnen und Sänger bei den
befragten Chören ist während der Pandemie deutlich rückläufig. Nur weniger als
ein Drittel konnte die Mitgliederzahl beibehalten. Besonders ausgeprägt ist der
Verlust bei den mehr als 580 befragten Nachwuchschören. Von diesen existiert de
facto fast jeder achte Kinder- und Jugendchor nicht mehr“, berichtet
Professorin Schlemmer.
Fast 60 Prozent aller befragten Ensembles erwarten, dass sie auch
in der Zeit nach der Pandemie nicht mehr in früherer Besetzungsstärke
weiterarbeiten werden. 15 Prozent fürchten sogar einen deutlichen Rückgang des
Interesses von Sängerinnen und Sängern durch die lange Zwangspause. Trotz
zahlreicher kreativer Ansätze für die coronakonforme Chorarbeit – etwa durch
digitale Proben, Singen im Freien oder in größeren Räumen – werde nur ein
kleiner Teil der Ensembles erreicht. Gleichzeitig seien die Proben mit einem enormen
Mehraufwand für die Verantwortlichen verbunden. Die Auswertung der Fragebogen
ergab auch, dass mit reduzierter Mitgliederzahl und stark reduzierten Proben-
und Auftrittsmöglichkeiten die Qualität des Ensembles spürbar nachlasse. Die
Frage nach der aktuellen musikalischen Verfassung werde für mehr als die Hälfte
der Chöre im negativen Bereich beantwortet, ebenso die Frage nach der aktuellen
mentalen Verfassung. Weniger besorgniserregend fielen die Antworten aus, was
den Zusammenhalt innerhalb der Chöre betrifft: Die Hälfte der Chöre sehe diesen
noch im positiven Bereich. Besondere Sorge bereitet dem Projektteam allerdings,
dass der Zusammenhalt vor allem bei den Nachwuchschören stark gelitten habe.
Diese unterliegen durch Schule oder Ausbildung ohnehin schon einer größeren
Fluktuation als Chöre mit erwachsenen Mitgliedern. In Kinder- und Jugendchören
muss folglich ständig Nachwuchs gefunden werden. Sie sind gegenüber
Unterbrechungen besonders anfällig. Die finanzielle Situation beurteilt jeder
dritte befragte Chor als eher oder sogar sehr unsicher, da gängige Einnahmen
wie Erlöse aus Konzerten fehlen. Weitere gut 20 Prozent der Chöre erwarten
finanzielle Probleme in diesem oder im nächsten Jahr. In der Konsequenz können
viele Chöre beispielsweise ihre oft freiberuflichen Leiterinnen und Leiter
nicht mehr (voll) finanzieren.
Die ChoCo-Studie soll nicht nur die aktuelle Lage deutlich machen,
sondern auch auf Förderbedarfe hinweisen, um weiteren Schaden abzuwenden: „Die
teilnehmenden Chöre wünschen Hilfe bei der Finanzierung von Schnelltests,
gefolgt von der Unterstützung bei den Honoraren für die Dirigentinnen und
Dirigenten, Zuschüsse für Notenmaterial sowie eine Ausfallversicherung bei
Konzerten in der aktuell unsicheren Pandemielage, um den Chorbetrieb sicher
wieder aufnehmen zu können.“
Aus Sicht des Projektteams sind die Ergebnisse umso
beunruhigender, da sie noch vor der dritten Welle im März ermittelt wurden. Zu
diesem Zeitpunkt rechneten viele Chöre noch damit, bald wieder proben zu
können. Mangels Öffnungsperspektive habe sich die Situation für die Chöre
weiter verschlechtert: „Von vielen anderen Bereichen des öffentlichen Lebens
wird sich die Erholung bei den Chören unterscheiden, eine baldige
Wiederherstellung des normalen Chorlebens ist zeitnah nicht zu erwarten.“
Über die nun veröffentlichten ersten Ergebnisse hinaus will das
Autorenteam die Erhebung noch detaillierter auswerten – etwa im Hinblick auf
regionale Unterschiede oder die Art der Chöre. Zudem hatten die Befragten neben
einem standardisierten Fragebogen auch Gelegenheit, die Situation mit eigenen
Worten zu schildern. Diese qualitativen Daten werden nun noch weiter
untersucht.
Publikation: Ein ausführlicher Beitrag zur ChoCo-Studie ist in der „Neuen
Musikzeitung“ (nmz) erschienen und unter www.nmz.de/choco
abrufbar.
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Kathrin Schlemmer
Professur
für Musikwissenschaft an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt
kathrin.schlemmer@ku.de
Prof.
Jan Schumacher
Universitätsmusikdirektor
Institut
für Musikwissenschaften der Goethe-Universität
J.Schumacher@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für
Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
49. Römerberggespräche in Kooperation mit dem Forschungsverbund Normative Ordnungen: Von den Grenzen und Möglichkeiten des Politischen in Krisenzeiten
FRANKFURT. Die
Pandemie gerät zum Stresstest – nicht nur für das Individuum, sondern auch für
das politische System. Grundrechte werden eingeschränkt, Gesetze zu
Verordnungen verkürzt. Die Regierung inszeniert sich als effizienter
Krisenmanager, der aus wissenschaftlichen Erkenntnissen alternativlose
Konsequenzen zieht. Grenzüberschreitend werden angesichts der viralen Bedrohung
Rückfälle in autoritär anmutendes Staatshandeln und überwunden geglaubten
Nationalismus sichtbar. Bleibt den Bürger*innen also nur noch Angst und
Ohnmacht, wenn Experten das Sagen haben?
Im Rahmen der Frankfurter Römerberggespräche debattieren
Wissenschaftler*innen über die psychischen und politischen Langzeitfolgen des
fortgesetzten Lockdowns. Sie loten das Verhältnis von individueller Freiheit,
wechselseitigem Vertrauen und staatsbürgerlicher Souveränität aus. Sie fragen,
wie sich das Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Gesellschaft verändert, und
wie die Zivilgesellschaft wieder zum Ort einer kritischen Öffentlichkeit werden
kann – ohne haltlosem Verschwörungsglauben in die Hände zu spielen.
Die Veranstaltung findet statt im Rahmen der
49.
Römerberggespräche
Die
Republik auf allen Viren – wieviel Angst verträgt die Demokratie?
am
Samstag, dem 22. Mai 2021
live
übertragen aus dem Chagall Saal des Schauspiel Frankfurt.
Der Livestream wird ab 10 Uhr auf www.roemerberggespraeche-ffm.de zu
verfolgen sein.
Zur Begrüßung spricht Angela Dorn, hessische Staatsministerin für
Wissenschaft und Kunst. Moderiert wird die Veranstaltung von der Journalistin
Hadija Haruna-Oelker und dem Leiter der Literaturredaktion von hr2-kultur, Alf
Mentzer.
Zu den teilnehmenden Wissenschaftlern des kooperierenden geistes-
und sozialwissenschaftlichen Forschungsverbundes gehören Prof. Dr. Klaus
Günther (Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaft der Goethe-Universität und
Mitglied des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“) und Prof. Dr. Dr. Günter
Frankenberg (Professor für Öffentliches Recht, Rechtsphilosophie und
Rechtsvergleichung der Goethe-Universität und Assoziiertes Mitglied des
Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“).
Weitere Redner*innen und Diskussionsgäste sind Prof. Birgit
Aschmann (Historikerin, HU Berlin), Thomas Brussig (Autor), Prof. Nico Dragano
(Medizinsoziologe, Universitätsklinikum Düsseldorf), Prof. Christiane
Eichenberg (Leiterin des Instituts für Psychosomatik der Sigmund Freud
Privatuniversität), Prof. Valentin Groebner (Historiker, Universität Luzern),
Dr. Romy Jaster (Lehrstuhl für Theoretische Philosophie an der HU Berlin),
Prof. Armin Nassehi (Soziologe, LMU München) und Prof. Rudolf Stichweh
(Soziologe, Universität Bonn).
Die Frankfurter Römerberggespräche bestehen seit 1973 in ununterbrochener Folge
und sind eine feste Institution der Debattenkultur in Deutschland. Vorsitzender
des Trägervereins Römerberggespräche e.V. ist Miloš Vec, Professor für Rechts-
und Verfassungsgeschichte an der Universität Wien und seit 2013 assoziiertes
Mitglied des Frankfurter Forschungsverbundes Normative Ordnungen.
Das Programm am 22. Mai 2021 im Überblick:
10:00 Uhr
Begrüßung der hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn
10:15 Uhr
Prof. Armin Nassehi (Soziologe, LMU München): Die
infizierte Gesellschaft und ihre Immunreaktionen
11.00 Uhr
Thomas Brussig (Autor) – Prof. Günter
Frankenberg (Jurist, Goethe-Universität, Assoziiertes Mitglied
"Normative Orders"): „Mehr Diktatur wagen? Demokratie und
Rechtsstaat in der Pandemie“
12.00 Uhr – 13.00 Uhr
Prof. Birgit Aschmann (Historikerin, HU Berlin) – Prof.
Valentin Groebner (Historiker, Universität Luzern): „Tod und
Krankheit – Politik- und Sozialgeschichte der Pandemie“
14.00 Uhr
Dr. Romy Jaster (Lehrstuhl für Theoretische Philosophie an der HU
Berlin) – Prof. Rudolf Stichweh (Soziologe, Universität
Bonn): „Wahnsinn und Methode – Was bleibt von der Wahrheit in
Corona-Zeiten?“
15.00 Uhr
Prof. Christiane Eichenberg (Leiterin des Instituts für
Psychosomatik der Sigmund Freud Privatuniversität) – Prof. Nico
Dragano (Medizinsoziologe, Universitätsklinikum Düsseldorf): „Stresstest
Pandemie – Psychische Leiden im Lockdown“
16.00 Uhr – 17.00 Uhr
Prof. Klaus Günther (Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaft der
Goethe-Universität, "Normative Orders"): „Wandle nur wehrlos
fort durchs Leben, und fürchte nichts! – Angst und Vertrauen im demokratischen
Rechtsstaat“
Details zum Programm:
www.roemerberggespraeche-ffm.de, www.normativeorders.net
Information und Anmeldung:
Anke Harms,
Referentin für Wissenschaftskommunikation des Forschungsverbunds „Normative
Ordnungen“, Tel.: 069/798-31407, anke.harms@normativeorders.net
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de
Wie neuartige Therapeutika Einblicke in Membrane von Bakterien geben
Ob Bakterien gegen Antibiotika resistent sind, entscheidet sich oft an ihrer Zellmembran. Dort können Antibiotika auf dem Weg ins Zellinnere blockiert oder von innen nach außen katapultiert werden. Makrozyklische Peptide, eine neuartige Klasse von Antibiotika, bioaktiver Zellgifte und Hemmstoffe (Inhibitoren), geben Aufschluss darüber, wie dieser Transportprozess an der Membran verläuft, wie er beeinflusst wird und wie er genutzt werden kann, um die Resistenz einer bösartig transformierten Zelle zu umgehen. Die Forschungsergebnisse, die hierzu unter der Leitung von Prof. Dr. Robert Tampé (Goethe-Universität) und von Prof. Dr. Hiroaki Suga (Universität Tokyo) erarbeitet wurden, werden in dem renommierten Journal eLife veröffentlicht (20-02-2021-RA-eLife-67732).
FRANKFURT. Es gibt zurzeit nur
wenige synthetische Wirkstoffe, die an die weit verbreiteten
Membrantransportproteine, den ATP-Bindungskassettentransportern (ABC), binden
und diese blockieren. Vier dieser makrozyklischen Peptide haben Wissenschaftler
der Goethe-Universität und der Universität von Tokyo als Modelle für eine
neuartige Generation von Wirkstoffen identifiziert. Dabei kamen Methoden zur
Anwendung, für die die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als
weltweit führend gelten.
Dank
Deep Sequencing, einem extrem schnellen und effizienten Ausleseverfahren,
konnten die gewünschten makrozyklischen Peptide aus einer Billionen Varianten
umfassenden “Bibliothek" makrozyklischer Peptide herausgefiltert werden – diese
Zahl übersteigt die Anzahl an Sternen in der Milchstraße. Dass überhaupt eine
solch enorme Anzahl vorliegt, hängt mit einem neuartigen Verfahren zusammen:
Durch Reprogrammierung des genetischen Codes können Aminosäuren gezielt als
Wirkstoffbauteile verwendet werden, die sonst in der Zelle nicht genutzt
werden. Vor allem durch ihre kreisförmige, geschlossene Struktur unterscheiden
sie sich von natürlichen Proteinen. “Weil diese Therapeutika zyklisch sind,
werden sie in der Zelle weniger schnell abgebaut", erklärt Robert Tampé,
Direktor des Instituts für Biochemie an der Goethe-Universität. “Außerdem sind
die ringförmigen Wirkstoffe in ihrer Raumstruktur eingeschränkt, sie binden
deshalb ohne große Umlagerungen an das Zielmolekül." Ein drittes
Unterscheidungsmerkmal macht die makrozyklischen Peptide ganz besonders
attraktiv für die Wissenschaftler:innen: Bei der Herstellung der Wirkstoffe
wird ihre Bauanleitung als “Barcode" mitgeliefert. Sucht man in einer Anzahl
von Billionen synthetisch erzeugter Therapeutika bestimmte heraus, führen sie
ihr “Namensetikett" gleichsam mit sich.
Welche
Rolle spielen nun die synthetischen Therapeutika für die Antibiotikaresistenz
in Bakterien oder die Multidrogenresistenz von Tumorzellen? Was geschieht, wenn
sie auf das ATP-getriebene Transportmolekül treffen, das für die Resistenz
verantwortlich ist, indem es die Chemotherapeutika aus der Zelle befördert?
Kurz zusammengefasst: Die Wirkstoffe blockieren den Transporter, indem sie an
ihn binden. Dies kann am Anfang oder am Ende eines Transportprozesses
geschehen, wenn sich der Transporter im Ruhzustand befindet. Da die
Wissenschaftler:innen den Transportprozess aber verlangsamen können, so dass er
wie in Zeitlupe abläuft, können die Wirkstoffe identifiziert werden, die mitten
im Transportprozess “einsteigen" und das Membranprotein in seiner jeweiligen
Position “festhalten“. So erhalten die Forscher:innen einen Einblick in die
Choreographie des Transportprozesses wie durch die Bilder eines
Filmstreifens.
Diese
Einblicke haben in der Wissenschaft bereits zu einem “Paradigmenwechsel"
geführt, wie Tampé erklärt: „Bislang sind wir davon ausgegangen, dass die
ATP-Hydrolyse (Anm: ein Energie freisetzender Spaltprozess) die Energie für den
Transport durch die Membran liefert. Dies ist aber nur indirekt der Fall. Es
ist das Ereignis der Bindung des ATP-Moleküls, das Substanzen aus der Zelle
stößt. Die Energie der Hydrolyse wird dagegen dafür eingesetzt, den
ABC-Transporter wieder in seinen Ausgangszustand zu versetzen." Diese und
andere Einblicke in das Membrangeschehen, so die Überzeugung der Arbeitsgruppen
an der Goethe-Universität und der Universität Tokyo, zeigen Wege auf, wie
zukünftige Arzneimittel entwickelt werden können.
Die Grundlagenforschung zu zellulären Membranen und
Membranproteinen hat in Frankfurt bereits eine lange Tradition. Robert Tampé
klärte wesentliche Mechanismen von ATP-getriebenen Transportproteinen und
zellulären Maschinerien der adaptiven Immunantwort und Qualitätskontrolle, die
gemeinsam mit der neuen Publikation Ansätze für die angewandte
Arzneimittelforschung liefern können. Nachdem Tampé Sprecher des Ende 2020
ausgelaufenen Sonderforschungsbereichs »Transport und Kommunikation über
biologische Membranen« (SFB 807) war, befindet sich das Konzept für ein neues
Forschungszentrum bereits in der Entwicklung. Dabei sollen hochdynamische
Prozesse in Bezug auf Proteinnetzwerke und Maschinerien in zellulären Membranen
erforscht werden. Langfristig sollen die Forschungsergebnisse neue
Möglichkeiten für die Therapie von molekularen Krankheiten, Infektionen und
Krebs aufzeigen.
Publikation:
Erich Stefan, Richard Obexer, Susanne Hofmann, Khanh Vu Huu,
Yichao Huang und Nina Morgner, zudem federführend Hiroaki Suga und Robert
Tampé: „De novo macrocyclic peptides dissect energy coupling of a heterodimeric
ABC transporter by multimode allosteric inhibition“ (20-02-2021-RA-eLife-67732)
Stefan,
Hofmann und Tampé forschen am Institut für Biochemie der Goethe-Universität, Vu
Huu und Morgner am Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der
Goethe-Universität und Obexer, Huang und Suga am Department of Chemistry,
University of Tokyo.
Bilder zum Download: www.uni-frankfurt.de/101026220
(Grafik:
Robert Tampé, Inst. f. Biochemie, Biozentrum, Goethe-Universität Frankfurt)
Bildtext: Synthetische Therapeutika für die Antibiotikaresistenz in
Bakterien oder die Multidrogenresistenz von Tumorzellen können das
ATP-getriebene Transportmolekül blockieren, das Chemotherapeutika aus
der Zelle befördert
Weitere Informationen
Prof. Dr. Robert Tampé
Institut für Biochemie, Biozentrum
Goethe-Universität Frankfurt
tampe@em.uni-frankfurt.de
Prof. Dr. Hiroaki Suga
Department of Chemistry
Graduate School of Science
The University of Tokyo
hsuga@chem.s.u-tokyo.ac.jp
Redaktion: Pia Barth, Referentin
für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon
069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Goethe-Universität und Ausstellungshaus DIE GALERIE präsentieren bis 24. April 2022 auf dem Campus Westend Freiluftausstellung mit 18 Großskulpturen von Herbert Mehler
FRANKFURT. Corona hat das Kunst-, Kultur- und Ausstellungsleben in
Frankfurt und Deutschland auf ein Minimum reduziert. Ab dem 15. Mai
präsentieren die Goethe-Universität und das Frankfurter Ausstellungshaus DIE
GALERIE als „Gegenmaßnahme“ eine außergewöhnliche Schau von 18
Cortenstahl-Großskulpturen des Bildhauers Herbert Mehler – auf dem weitläufigen
Parkgelände des Campus Westend. Zeit für Freiluft-Kunstgenuss sollte
ausreichend bestehen: Die Skulpturen werden fast ein Jahr lang bis Ende
April 2022 auf dem Campus Westend gezeigt.
„Wir
senden angesichts von Corona damit ein Hoffnungszeichen in die Frankfurter
Stadtgesellschaft“, sagt Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff. „Dank
hoffentlich jetzt stetig sinkender Corona-Inzidenzen besteht die Chance, dass
diese – unter sieben verschiedenen Leitthemen – gruppierte spektakuläre
Skulpturen-Schau von immer mehr Universitätsangehörigen und Bürgerinnen und
Bürgern der Stadt Frankfurt und des Rhein-Main Gebietes besucht werden kann und
für die Universitätsgemeinschaft eine Inspiration darstellt. Die Ausstellung
sei, so Schleiff, auch ein „Vorbote“ für die geplante Öffnung der
Goethe-Universität im kommenden Wintersemester mit wieder deutlich mehr
Präsenzlehre. „Damit dürften auch wieder mehr Menschen auf dem Campus unterwegs
sein, sollte die gegenwärtige positive Entwicklung mit immer mehr Impfungen
anhalten.“
„Wir
sind glücklich, mit dieser Skulpturenschau unsere langjährige Kooperation mit
der Goethe-Universität fortsetzen zu können“, sagt Galerist Peter Femfert, der
zusammen mit Universitätspräsident Schleiff die Idee für diese Ausstellung
entwickelte. „Herbert Mehler ist ein außergewöhnlicher Künstler, dessen
Arbeiten besonders gut mit dem Campus Westend und den dortigen Gebäuden
harmonieren.“
Eingebettet
in die spektakuläre Kulisse des weitläufigen Parkgeländes rund um das von Hans
Poelzig 1928/29 errichtete IG-Farben-Ensemble, präsentieren die
Ausstellungsmacher unter dem Titel „Herbert Mehler | Wachstum –Körper
–Raum. Dialog mit der Goethe-Universität“ insgesamt
sieben thematisch orientierte Figurengruppen. In den Grundideen finden sich
einerseits Berührungspunkte zu universitären Entwicklungsthemen (Zielsetzung,
Diversität, offenes Denken und Nachhaltigkeit) der kommenden Jahre,
andererseits Denkanstöße für das ästhetische Erleben und Reflektieren sowie ein
bewusster Blick auf das Keimen und Wachstum in der Natur.
Ein
besonders Kennzeichen der Ausstellung ist auch, dass sieben Mitglieder der
Goethe-Universität und befreundeter Einrichtungen wie Senckenberg an den
einzelnen Themenstellungen der Skulpturengruppen mitgewirkt haben und sie mit
ihren Texten auf sehr individuelle Weise begleiten. So ist die Ausstellung zu
einem echten Gemeinschaftswerk geworden und atmet – Stichwort Diversität und
Wissenschaft – den Geist ganz unterschiedlicher Zugänge und Herangehensweisen:
Mit dabei sind der Philosoph Rainer Forst, der Theologe und Buber-Spezialist
Christian Wiese, die Pilzforscherin Meike Piepenbring,
Senckenberg-Generaldirektor Klement Tockner, der Neurowissenschaftler David
Poeppel, aber auch der Student Emil Unkrig sowie die Gleichstellungsbeauftragte
der Goethe-Universität, Anja Wolde. Sie alle gestalten mit ihren Texten den
144-seitigen Katalog und geben mit ihren persönlichen Sichtweisen auf das Werk
von Herbert Mehler der Ausstellung einen einzigartigen universitären Bezug.
„Kunst
und Wissenschaft kommen hier auf ideale Weise zusammen“, erklärt der Künstler
Herbert Mehler. „Die großzügige Parkanlage des Campus Westend gibt den
Plastiken den nötigen Raum zum Atmen und stellt sie in den Kontext, den ich mir
für sie vorstelle, als Mittler zwischen Natur und Kultur.“ Der 1949 in Steinau
bei Fulda geborene Künstler genießt sowohl im deutschsprachigen Raum als auch
international ein hohes Ansehen. Seine hochaufragenden, aus gleichmäßigen
Lamellen erschaffenen Gebilde aus Cortenstahl erwecken mit ihren teils geometrischen,
teils organischen Formen den Anschein gigantischer, pflanzlicher Formationen
unterschiedlicher Art; auch der für Cortenstahl typische, braun-rötliche
Farbton vermittelt einen besonders naturnahen Eindruck. Durch ihre schlanken,
jedoch auch kraftvollen Schäfte erinnern Herbert Mehlers Werke zugleich an
tragende Elemente der Baukunst und schlagen somit eine Brücke zwischen Natur
und Architektur. Zur Ausstellung erscheint ein umfassender Katalog, welcher
neben zahlreichen In Situ-Fotografien der ausgestellten Werke auch
Informationen zum Künstler und dessen Arbeit enthält, ebenso wie Beiträge des
Präsidenten der Goethe-Universität, Prof. Dr. Enrico Schleiff, und des
Galeristen Peter Femfert sowie interdisziplinäre Texte über die
unterschiedlichen Skulpturengruppen.
Der
Ausstellungskatalog wird am 9. Juni 2021 – anlässlich der Eröffnung des zweiten
Teils der Ausstellung in den Räumlichkeiten von DIE GALERIE – offiziell
vorgestellt. Hier werden bis zum 25. August 2021 weitere Skulpturen des
Künstlers mittleren und kleineren Formats präsentiert.
Link
zum Katalog, dem Faltblatt und zu ausgewählten Fotos unter:
http://www.uni-frankfurt.de/101282932
Fotos: Lars Wiedemann
Weitere
Informationen
Dr. Olaf Kaltenborn
Leiter PR & Kommunikation
Telefon: 069 / 798 - 13035
E-Mail: kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Olaf Kaltenborn, Leiter PR & Kommunikation, Tel: 069 798-13035, Fax: 069 798-763 12531, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de
Doppelbachelor-Programm der Goethe-Universität und Université Paris-Dauphine in Deutsch-Französische Hochschule aufgenommen
Gemeinsame deutsch-französische Studiengänge zu initiieren und
finanziell zu fördern - zu diesem Zweck hat die von den Ländern Deutschland und
Frankreich gegründete Deutsch-Französische Hochschule (DFH) Ende der 90er
Jahre ihre Arbeit aufgenommen. Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der
Goethe-Universität hat nun mit der Partneruniversität Université Paris-Dauphine
PSL ein Doppelbachelor-Programm entwickelt, das vom Universitätenverbund der
DFH gefördert wird.
FRANKFURT.
International zu studieren, bedeutet für die meisten Studierenden, ein oder
zwei Semester an einer ausländischen Universität zu verbringen. International
zu studieren, bedeutet für einige wenige zudem, ihr Studium mit einem doppelten
Abschluss zu beenden. Nur die allerwenigsten haben dabei aber die Gelegenheit,
in einem Doppelprogramm auch ein Semester gemeinsam mit Studierenden der
Partneruniversität zu verbringen. Diese Besonderheit zeichnet das neue
Doppelbachelor-Programm am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität
aus: Die Frankfurter Studierenden studieren nicht nur jeweils zwei Semester in
zwei Ländern und beenden ihr Studium mit einem Bachelordiplom beider
Hochschulen; sie absolvieren zudem ein Semester gemeinsam mit den französischen
Austauschstudierenden an der Goethe-Universität.
Mit diesem Konzept hat das neue Doppelprogramm die Hürde für die
Aufnahme in die Deutsch-Französische Hochschule, einen Verbund von 208
Hochschulen, genommen. Das Plus für die Studierenden: Sie können neben ihrer
Erasmus-Förderung eine zusätzliche Förderung von 300 Euro für ihren
Auslandsaufenthalt erhalten. 25 Studienplätze auf deutscher und auf
französischer Seite stehen dafür zur Verfügung.
Die 1992 begonnene Partnerschaft des Fachbereichs
Wirtschaftswissenschaften mit der renommierten Université Paris-Dauphine ist
eine der ältesten und intensivsten Kooperationen des Fachbereichs, der mit 150
ausländischen Hochschulen kooperiert. Im Jahr 2014 führten beide Seiten ein
gemeinsames Doppelbachelor-Programm ein, in dessen Rahmen Studierende und
Lehrende zwischen beiden Hochschulen ausgetauscht werden. Was als
„Versuchsballon“ startete, beschreibt Lars Pilz, Dekansbeauftragter für
Studienangelegenheiten des Fachbereichs, nahm über die Jahre die Form eines
gemeinsamen Curriculums an – auch dank des regelmäßigen Feedbacks der
Studierenden und der „Kreativität“ aller Beteiligten. Es musste nämlich nicht
nur die eine oder andere verwaltungstechnische Hürde überwunden, sondern auch
ein gemeinsames Selbstverständnis des neuen Studiengangs entwickelt werden –
wie etwa ein mindestens einjähriger Auslandsaufenthalt, gute Sprachkenntnisse
und gegenseitig anerkannte Studienabschlüsse. „Anfragen für Doppelprogramme
bekommen wir öfter“, berichtet Pilz. „Vor allem angelsächsische Hochschulen sind
aber nur an einem kurzen Aufenthalt ihrer Studierenden interessiert; eine
Summer University gilt da schon als Auslandsstudium.“
Die gute Kooperation mit der Université Paris-Dauphine hat
inzwischen zu einem weiteren Doppelprogramm geführt: Seit 2019 gibt es das
gemeinsame Doppelmaster-Programm im Bereich Finanzen. Nun können Studierende
des Bachelorprogramms in Wirtschaftswissenschaften auf Bachelor- wie auch auf
Masterebene einen Abschluss an beiden Partnerinstitutionen erwerben.
Weitere Informationen
Lars
O. Pilz
Dekansbeauftragter
für Studienangelegenheiten
lpilz@wiwi.uni-frankfurt.de
https://www.wiwi.uni-frankfurt.de/international/studieren-im-ausland/austauschprogramme/doppelbachelor-paris.html
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de
Remdesivir-Metabolit GS-441524 bindet an Protein nsP3 von SARS-CoV-2 – Potenzial für Wirkstoffentwicklung gegen zahlreiche weitere Viren
Bei der
Infektion einer Zelle sorgt SARS-CoV-2 nicht nur dafür, dass die Wirtszelle
neue Viruspartikel herstellt. Das Virus unterdrückt auch Abwehrmechanismen der Wirtszelle.
Dabei spielt das Virenprotein nsP3 eine zentrale Rolle. Durch Strukturanalysen
haben Forscher:innen der Goethe-Universität jetzt in Kooperation mit dem
schweizerischen Paul-Scherrer-Institut herausgefunden, dass ein Abbauprodukt
des Virostatikums Remdesivir an nsP3 bindet. Dies deutet auf einen weiteren,
bislang unbekannten Wirkmechanismus von Remdesivir hin, der wichtig für die
Entwicklung neuer Medikamente gegen SARS-CoV-2 und andere RNA-Viren sein
könnte.
FRANKFURT. Das Virostatikum Remdesivir wurde zur
Störung eines wichtigen Schritts in der Vermehrung von RNA-Viren entwickelt, zu
denen auch SARS-CoV-2 gehört: die Vervielfältigung des viruseigenen Erbguts. Es
liegt als RNA-Matrize vor, mit der die Wirtszelle direkt Virenproteinen
herstellt. Um die Produktion der eigenen Proteine jedoch zu beschleunigen,
sorgen RNA-Viren für die Vervielfältigung der RNA-Matrize. Dazu nutzen sie ein bestimmtes,
eigenes Protein (eine RNA-Polymerase), die von Remdesivir blockiert wird. Genau
genommen erledigt das nicht Remdesivir selber, sondern eine Substanz, die in
fünf Schritten aus Remdesivir gebildet wird, wenn Remdesivir in eine Zelle
eindringt.
Im zweiten dieser fünf Schritte
entsteht aus Remdesivir ein Zwischenprodukt, eine Substanz mit dem etwas
sperrigen Namen GS-441524 (wissenschaftlich: ein Remdesivir-Metabolit). Auch
GS-441524 ist virostatisch aktiv. Wie jetzt die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler um Prof. Stefan Knapp vom Institut für Pharmazeutische Chemie der
Goethe-Universität Frankfurt herausfanden, zielt GS-441524 dabei auf ein
Virusprotein von SARS-CoV-2 namens nsP3. nsP3 ist ein Multifunktionsprotein, es
hat unter anderem die Aufgabe, die Abwehrreaktion der Wirtszelle zu unterdrücken.
Die nämlich ist eigentlich einer Virenattacke nicht wehrlos ausgeliefert,
sondern setzt zum Beispiel Entzündungsmechanismen in Gang, um Zellen des
körpereigenen Immunsystems zur Hilfe zu rufen. Mithilfe von nsP3 unterdrücken die
Viren quasi die Hilferufe der Zelle.
Prof. Stefan Knapp erläutert: „GS-441524 hemmt die Aktivität einer nsP3-Domäne, die für die Vervielfältigung von Viren wichtig ist, und die mit dem menschlichen zellulären Abwehrsystem kommuniziert. Unsere Strukturanalysen zeigen, wie diese Hemmung funktioniert, und wir legen damit eine wichtige Grundlage zur Entwicklung neuer und potenterer antiviraler Medikamente nicht nur gegen SARS-CoV-2. Denn die Zielstruktur von GS-441524 ist bei vielen anderen Coronaviren wie zum Beispiel SARS-CoV und MERS-CoV und auch bei einer Reihe von Alphaviren wie zum Beispiel dem Chikungunya-Virus sehr ähnlich. Daher könnte die Entwicklung entsprechender Medikamente auch helfen, auf künftige Virus-Pandemien vorbereitet zu sein.“
Publikation:
Xiaomin Ni, Martin Schröder, Vincent
Olieric, May E. Sharpe, Victor Hernandez-Olmos, Ewgenij Proschak, Daniel Merk,
Stefan Knapp, Apirat Chaikuad: Structural
Insights into Plasticity and Discovery of Remdesivir Metabolite GS-441524
Binding in SARS-CoV‑2 Macrodomain. ACS Med. Chem. Lett. 2021, 12, 603−609 https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acsmedchemlett.0c00684
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation,Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
DFG-Graduiertenkolleg „Konfigurationen des Films“ an der Goethe-Universität kann seine Arbeit fortsetzen
Was passiert, wenn der Film das Kino verlässt und überall
verfügbar wird, auf mobilen Geräten unterwegs oder zuhause im Wohnzimmer? Das
Graduiertenkolleg „Konfigurationen des Films“ an der Goethe-Universität
erforscht seit 2017 den aktuellen Wandel von Film und Kinokultur. Nun hat die
Deutsche Forschungsgemeinschaft grünes Licht gegeben für die Fortsetzung des
Projekts.
FRANKFURT. „Wir
sind froh, dass die DFG uns weiterhin ihr Vertrauen schenkt und wir die
produktive Arbeit im Kolleg fortsetzen können“, so Vinzenz Hediger, Professor
für Filmwissenschaft und Sprecher des Kollegs. Unter Beteiligung der Fächer
Philosophie, Literaturwissenschaft und Theaterwissenschaft befasst sich das
Kolleg in Einzelstudien mit einem Grundlagenproblem der Filmwissenschaft: der
Transformation ihrer Gegenstände durch die fortschreitende Digitalisierung von
Produktion, Distribution und Wahrnehmung von Bewegtbildern. „Das Medium
Bewegtbild, das schon 1905 für den globalen Vertrieb in einem internationalen
Abkommen standardisiert wurde, war immer schon auch ein Medium in Bewegung“, so
Hediger. „Mit der Digitalisierung steht nun aber das Kino selbst als privilegierter
Ort des Films in Frage, mit weitreichenden Konsequenzen für die Ästhetik, aber
auch für die gesellschaftliche Wirkung und Bedeutung von Filmen und anderen
Bewegtbildformaten.“
Das Graduiertenkolleg am Institut für Theater-, Film- und
Medienwissenschaft ist 2017 mit zwölf Doktorandinnen und Doktoranden sowie zwei
Post-Docs gestartet. Aktuell ist bereits die zweite Gruppe mit weiteren zwölf
jungen Forscherinnen und Forschern aktiv, sie kommen aus Deutschland, Indien
und Nigeria. In enger Zusammenarbeit mit den beiden Postdocs des Kollegs
befassen sie sich mit so unterschiedlichen Themen wie der gegenseitigen
Durchdringung von Film und Video- und Computerspielen, dem Nachleben des Werks
und Rufs von Rainer Werner Fassbinder, der Rolle von Textilien in
nigerianischen Historienfilmen oder der digitalen Wiederentdeckung des
populären bengalischen Kinos der 1950er und 1960er Jahre.
Das Graduiertenkolleg wird in Kooperation mit den Universitäten
Mainz und Marburg sowie der Hochschule für Gestaltung in Offenbach
durchgeführt. Das Kolleg baut auf drei Masterstudiengänge an der
Goethe-Universität sowie Kooperationen unter den antragstellenden Forscherinnen
und Forschern auf. Es nutzt die Potentiale des Standorts Frankfurt, wo die
Universitätsbibliothek und die Deutsche Nationalbibliothek über
Literaturbestände von europäischem Rang verfügen und mit dem Deutschen
Filminstitut, der Murnau-Stiftung sowie dem Max-Planck-Institut für empirische
Ästhetik bedeutende außeruniversitäre Partner bereitstehen. Internationale
Ausstrahlung entwickelt das Kolleg durch seine Kooperation mit der Yale
University und der Concordia University.
In der Fachwelt hat das Kolleg im Herbst 2020 für Aufmerksamkeit
erregt mit der Publikation „Pandemic Media. Preliminary Notes towards an
Inventory“, in der 37 Autorinnen und Autoren aus dem Kolleg und seinem
internationalen Netzwerk über die globale Medienkultur unter
Pandemiebedingungen reflektieren. Das Buch steht im open access beim
Wissenschaftsverlag meson press zur Verfügung (https://meson.press/books/pandemic-media/).
Weitere Informationen
Prof. Dr. Vinzenz
Hediger
Graduiertenkolleg
„Konfigurationen des Films
Institut
für Theater-, Film und Medienwissenschaft
hediger@tfm.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter,
Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Ein Projekt am Frobenius-Institut an der Goethe-Universität untersucht informelle Spar- und Versicherungspraktiken in der äthiopischen Diaspora
Wie kommen Menschen ohne Besitz zu einem Kredit? Und wer hilft ihnen in einer finanziellen Notlage aus der Patsche? Äthiopier außerhalb ihrer Heimat haben einen Weg gefunden: Sie tun sich zusammen, um einander im Bedarfsfall unter die Arme zu greifen. Diese „informellen Spar- und Versicherungspraktiken“ untersucht ein neues DFG-Projekt am Frobenius-Institut an der Goethe-Universität.
FRANKFURT. „On
the saf(v)e side: Informelle Wirtschaftsvereinigungen und Zukunftsaspirationen
in der äthiopischen Diaspora“, so lautet der etwas sperrige Titel des Projekts,
das Dr. Sophia Thubauville am Frobenius-Institut an der Goethe-Universität
gemeinsam mit Dr. Elias Alemu der Universität Hawassa in Äthiopien leitet. Zum
Forschungsteam gehören außerdem Dr. des. Kim Glück, ebenfalls
Frobenius-Institut, Prof. Dr. Worku Nida der UCL Riverside, USA, und Debela
Gindola, Doktorand an der Universität Hawassa. Das Projekt nimmt Äthiopier in
der Diaspora in den Blick, also Menschen, die fern der Heimat versuchen, ein
Auskommen zu finden. Die größten Diasporagemeinden finden sich in den USA
(500.000 Menschen), in Israel (130.000 Menschen) und Südafrika (120.000
Menschen), diesen Gemeinschaften sind drei Teilprojekte gewidmet. Ein viertes
Teilprojekt nimmt die Situation in Äthiopien selbst in den Fokus.
Was aber versteht man unter „informellen
Wirtschaftsvereinigungen“? „Oft handelt es sich um Freundes- oder
Kollegenkreise, die sich zu ganz unterschiedlichen Sparzielen zusammenfinden“,
erklärt Sophia Thubauville. Diese Zusammenschlüsse gibt es weltweit in vielen
Kulturen, in Äthiopien gehören ihnen alle Ebenen der Gesellschaft an, vom
Schuhputzer bis zum erfolgreichen Geschäftsmann. Im Land selbst sei ein
häufiges Sparziel die Finanzierung der Auswanderung, in den USA dann sparten
die Menschen zum Beispiel, um sich ein Taxi kaufen zu können. Auf einen Kredit
von der Bank haben Migranten kaum eine Chance. Oft ergibt sich dann ein
gewisser Ketteneffekt: Wem die Auswanderung durch die Gruppe ermöglicht wurde,
der schickt Geld an die Zurückgebliebenen, sobald er es geschafft hat.
Besonders große Summen werden notwendig, wenn ein lieber Angehöriger stirbt.
Denn Trauerfeiern sind die größten und kostenaufwendigsten Feierlichkeiten von
Äthiopiern, sowohl in ihrer Heimat als auch in der Diaspora – meist verbunden
mit einer Rückführung des Verstorbenen in die Heimat. Das kann nur bezahlen,
wer zuvor Mitglied einer Versicherungsgemeinschaft geworden ist und regelmäßig
einbezahlt hat.
Für Sophia Thubauville ist diese Praxis ein zukunftsweisendes
Modell: „Hier tun sich Menschen zusammen, um sich gemeinsam für ein besseres
Morgen einzusetzen“, sagt sie. Es sei faszinierend, wie dieses auf Solidarität
beruhende System funktioniere, wie sich jeder auf diese Weise Träume erfüllen
kann. Zudem helfe es dabei, kulturelle Identität zu bewahren. Erste
Erkenntnisse hat eine Pilotstudie erbracht, die vor zwei Jahren in Israel und
den USA durchgeführt wurde. Das nun angelaufene Projekt soll Unterschiede und
Parallelen zwischen den Spar- und Versicherungsverbänden aufzeigen, die
verschiedenen Bestrebungen und Ideen hinter der Praxis analysieren und so einen
Beitrag zu einer „Ethnologie des guten Lebens“ und einer „Ethnologie der
Zukunft“ beitragen. Das Projekt läuft bis zum März 2024.
Bilder zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/101010199
Bildtext:
Bild
1: Geschäfte im Viertel „Little Ethiopia“ in Los Angeles. (Foto: Thubauville)
Bild
2: Äthiopische Juden bei der Ankunft in Israel. (Foto: Thubauville)
Weitere Informationen
Dr.
Sophia Thubauville
Frobenius Institut für kulturanthropologische Forschung
an der Goethe-Universität
Telefon 49(0)69 798-33240
E-Mail thubauville@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Reihe „New Frontiers in Memory Studies“ an der Goethe-Uni lädt ein zum Vortrag von Prof. Dr. Melanie Unseld (Wien)
FRANKFURT. Die Wiener Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Melanie Unseld ist zu Gast an der Frankfurt Memory Studies Platform. Im Rahmen der Vorlesungsreihe „New Frontiers in Memory Studies“ spricht sie
am Dienstag, 18. Mai, um
18 Uhr
via Zoom
über das Thema „Musik- und
Erinnerungskultur: Grundsätzliche Überlegungen (nicht nur) aus Anlass des
Beethoven-Gedenkjahres 2020“.
Musik
wird erinnert: Vom so genannten Ohrwurm und der eigenen Lieblingsmusik über
erinnerungsbasierte musikalische Formen (Refrain, Leitmotive,…) bis hin zu
Repertoire und Kanon – das Wiederhören und das erinnernde Hören konstituiert
unsere individuellen wie kollektiven Identitäten. Dieser „Klangraum der
Erinnerungskultur“ aber tangiert ganz grundlegend eine der heikelsten Fragen im
Zusammenhang mit Musik: Was ist Musik? Klingendes Ereignis,
physikalisch bestimmbare Schwingungen, das Körperwissen von InterpretInnen,
Notat oder musikalisches (Kunst)Werk? Damit sind die Medialität und
Materialität von Musik angesprochen, die eng mit Fragen des Erinnerns verbunden
sind: Welche Musik kann unter welchen Bedingungen (nicht) erinnert werden? Wie
hängt die Materialität der Musik mit Erinnerungskultur zusammen? Diesen
grundlegenden Fragen geht der Vortrag anhand des konkreten Beispiels des
Beethoven-Gedenkjahres 2020 nach.
Melanie
Unseld ist Professorin für Historische
Musikwissenschaft am Institut für Musikwissenschaft und
Interpretationsforschung (IMI) der Universität für Musik und Darstellende Kunst
Wien. Zu ihren Publikationen zählen BEETHOVEN.AN.DENKEN
(2020, mit Julia Ackermann), Biographie und Musikgeschichte (2014)
und Mozarts Frauen (2005).
Der Vortrag
findet über Zoom statt. Registrierung hier:
https://www.memorystudies-frankfurt.com/event/melanie-unseld-vienna-on-music-and-memory-cultures-in-german/
Über FMSP
Die
Frankfurt Memory Studies Platform (FMSP) ist eine Initiative des
Forschungszentrums für Historische Geisteswissenschaften (FzHG). Sie wurde 2011
von Prof. Astrid Erll gegründet. FMSP führt Gedächtnisforscherinnen und
-forscher aus der ganzen Welt in einem interdisziplinären Forum zusammen. Die
Mitglieder kommen aus den Literatur-, Medien- und Geschichtswissenschaften, aus
der Soziologie und der Psychologie.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Astrid Erll
Institut für England- und Amerikastudien
erll@em.uni-frankfurt.de
Den Flyer zur Veranstaltung zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/100813701
Das gesamte Semesterprogramm von FMSP finden Sie auf: https://www.memorystudies-frankfurt.com/
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
80 Prozent der SARS-CoV-2-Proteine im Labor hergestellt – Anleitungen für weltweite Forschung verfügbar – Fäden des Forschungsnetzes aus 17 Ländern laufen an Goethe-Universität Frankfurt zusammen
Für die Entwicklung von Medikamenten oder Impfstoffen gegen
COVID-19 benötigt die Forschung Virus-Proteine in hoher Reinheit. Für die
meisten der SARS-CoV-2-Proteine haben jetzt Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt mit insgesamt 36 Partnerlabors
Anleitungen erarbeitet, die die hochreine Herstellung jeweils mehrerer
Milligramm dieser Proteine ermöglichen und die Bestimmung der dreidimensionalen
Proteinstrukturen erlauben. Die Laboranleitungen und die dafür erforderlichen
gentechnischen Werkzeuge stehen Forscherinnen und Forschern der ganzen Welt
frei zur Verfügung.
FRANKFURT. Wenn
das SARS-CoV-2-Virus mutiert, bedeutet das zunächst einmal nur eine Änderung im
Virenbauplan. Die Mutation führt dazu, dass zum Beispiel an einer Stelle in
einem Virus-Protein eine Aminosäure ausgetauscht wird. Um schnell abschätzen zu
können, welche Auswirkung diese Änderung hat, ist ein dreidimensionales Bild
des Virus-Proteins extrem hilfreich. Denn daran lässt sich erkennen, ob die
ausgetauschte Aminosäure wichtig für die Funktion des Proteins ist – oder für
die Interaktion mit einem potenziellen Medikament oder Antikörper.
Forscherinnen und Forscher der Goethe-Universität Frankfurt und
der TU Darmstadt haben bereits zu Beginn der Pandemie damit begonnen, sich
international zu vernetzen. Ihr Ziel: die dreidimensionalen Strukturen von
SARS-CoV-2-Molekülen mithilfe der Kernspinresonanzspektroskopie (NMR) zu
beschreiben. Bei der NMR-Spektroskopie werden Moleküle zunächst mit speziellen
Atomsorten (Isotopen) markiert und dann einem starken Magnetfeld ausgesetzt.
Mittels NMR kann dann auch mit hohem Durchsatz im Detail geschaut werden, wie
potenzielle Wirkstoffe an virale Proteine binden. Dies geschieht unter anderem
am Biomolekularen Magnet-Resonanz-Zentrum (BMRZ) der Goethe-Universität.
Grundvoraussetzung ist jedoch, große Mengen der Proteine in hoher Reinheit und
Stabilität sowie korrekter Faltung für die vielen Tests zu produzieren.
Das Netzwerk, das von Prof. Harald Schwalbe vom Institut für
Organische Chemie und Chemische Biologie der Goethe-Universität koordiniert
wird, umspannt den ganzen Globus. Die Erstellung von Laboranleitungen für die
Proteine ist bereits der zweite Meilenstein. Das Virus besteht neben den
Proteinen aus RNA, und das Konsortium konnte bereits im vergangenen Jahr alle wichtigenRNA-Fragmente von SARS-CoV-2 zugänglich machen. Mit
der Expertise von 129 Kolleg:innen ist es nun gelungen, 23 der insgesamt knapp
30 Proteine von SARS‑CoV‑2 komplett oder in wichtige Teilen „im Reagenzglas“
herzustellen und aufzureinigen, und zwar in großen Mengen.
Dazu wurden die genetischen Informationen für diese Proteine in
kleine, ringförmige DNA-Stücke (Plasmide) eingebaut. Diese Plasmide konnten
dann zur Proteinproduktion in Bakterien eingeschleust werden. Einige spezielle
Proteine wurden daneben in zellfreien Systemen hergestellt. Ob diese Proteine
nach ihrer Isolierung und Anreicherung noch immer korrekt gefaltet waren, wurde
unter anderem durch NMR-Spektroskopie bestätigt.
Dr. Martin Hengesbach vom Institut für Organische Chemie und
Chemische Biologie der Goethe-Universität erläutert: „Wir haben die
funktionellen Einheiten der SARS-CoV-2-Proteine so isoliert, dass ihre
Struktur, ihre Funktion und ihre Interaktionen nun von uns selbst und anderen
charakterisiert werden können. Damit liefern wir in unserem großen Konsortium
die Arbeitsvorschriften, mit deren Hilfe Labore weltweit schnell und
reproduzierbar an SARS‑CoV‑2-Proteinen und auch den kommenden Mutanten arbeiten
können. Diese Arbeit von Anfang an zu verteilen, war eines unserer wichtigsten
Anliegen. Über die Protokolle hinaus stellen wir auch die Plasmide frei zur
Verfügung.“
Dr. Andreas Schlundt vom Institut für Molekulare Biowissenschaften
der Goethe-Universität meint: „Mit unseren Arbeiten beschleunigen wir die
weltweite Suche nach Wirkstoffen: Entsprechend ausgerüstete wissenschaftliche
Labore müssen nicht mehrere Monate lang Systeme zur Herstellung und
Untersuchung der SARS-CoV-2-Proteine etablieren und optimieren, sondern können
nun dank unserer Laborprotokolle innerhalb von zwei Wochen mit ihren
Forschungsarbeiten beginnen. Angesichts der zahlreichen Mutationen von
SARS-CoV-2 ist es besonders wichtig, verlässliche, schnelle und gut etablierte
Methoden zur Untersuchung des Virus im Labor zu besitzen. So wird
beispielsweise auch die Erforschung der so genannten Hilfsproteine von
SARS-CoV-2 erleichtert, über die bisher wenig bekannt ist, die aber im
Mutationsgeschehen auch eine Rolle spielen.“
Unterdessen gehen im NMR-Konsortium die Arbeiten weiter: Derzeit
untersuchen die Forscher:innen mit Hochdruck, ob die viralen Proteine an
potenzielle Wirkstoffe binden.
Die Forschungsarbeiten wurden und werden mit Mitteln der Deutschen
Forschungsgemeinschaft sowie des Goethe-Corona-Fonds gefördert. Der hohe
logistische Aufwand und permanente Austausch an Forschungsergebnissen wurde
durch die Firma Signals unterstützt, einem Spin-Off der Goethe-Universität.
Publikation: Nadide
Altincekic, Sophie Marianne Korn, Nusrat Shahin Qureshi, Marie Dujardin, Martí Ninot-Pedrosa et. al. Large-scale recombinant production of the SARS-CoV-2
proteome for high-throughput and structural biology applications. Frontiers in Molecular
Biosciences. https://doi.org/10.3389/fmolb.2021.653148
Ergänzende Information: Faltung von SARS-CoV2-Genom zeigt Angriffspunkte für Medikamente
– auch Vorbereitung auf „SARS-CoV3“ https://tinygu.de/sEhyD
Bild zum Download: www.uni-frankfurt.de/100668377
Bildtext: Dr. Martin Hengesbach (links) und Dr. Andreas Schlundt am
Kernspinresonanz-Spektrometer der Goethe-Universität Frankfurt. Foto: Uwe
Dettmar für Goethe-Universität
Das COVID-19-NMR-Konsortium:
https://covid19-nmr.de/
Wissenschaftliche Ansprechpartner an der Goethe-Universität
Frankfurt:
Dr.
Andreas Schlundt
Emmy Noether Junior Group Leader
Institute for Molecular Biosciences
Goethe-Universität Frankfurt
Tel.: +49 69 798-29699
schlundt@bio.uni-frankfurt.de
Dr. Martin Hengesbach
Junior Group Leader
Goethe-Universität Frankfurt
Institute for Organic Chemistry and Chemical Biology
SFB 902 “Molecular Principles of RNA-based Regulation“
Tel.: +49 69 798-29130
hengesbach@nmr.uni-frankfurt.de
Beteiligte Partner:
Brasilien
Frankreich
Deutschland
Griechenland
Italien
Lettland
Schweiz
Spanien
USA
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Studie von IWAK und Wohlfahrtsverbänden zeigt große Defizite bei den Organisationen der Wohlfahrtspflege
Die Hilfsprogramme der Regierung erreichen die Organisationen der
Wohlfahrtspflege nicht. Dies macht eine Umfrage deutlich, die das Institut für
Wirtschaft, Arbeit und Kultur für die Liga der freien Wohlfahrtspflege in
Hessen durchgeführt hat. Durch fehlende Einnahmen und gestiegene Ausgaben sind
den Wohlfahrtsverbänden mehr als 15 Millionen Euro Defizite entstanden, wie der
heute präsentierte Bericht deutlich macht.
FRANKFURT. Mehr
als zwölf Monate Corona-Pandemie haben in allen Bereichen des Lebens Spuren
hinterlassen. Viele Menschen haben mit Jobverlust und Existenzängsten zu
kämpfen. Die Soziale Arbeit hat mit ihren Angeboten flexibel reagiert und viele
Hilfen für bedürftige Menschen angepasst. Kinder- und Jugendhilfe,
Beschäftigungsförderung, Migrationsarbeit oder Frauen- und Familienbildung sind
jedoch selbst direkt betroffen und auf finanzielle Hilfen angewiesen. Um sich
ein genaues Bild zu verschaffen, hat die Liga der freien Wohlfahrtspflege in
Hessen e. V. zusammen mit dem Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur der
Goethe-Universität eine Blitzlichtbefragung in ihren Einrichtungen
durchgeführt. Die wichtigsten Ergebnisse und Lösungswege wurden bei einer
virtuellen Pressekonferenz am Freitag vorgestellt.
„Die Wohlfahrtsverbände sind für den Zusammenhalt der Gesellschaft
systemrelevant. Mit unseren Angeboten und Dienstleistungen integrieren wir
schwache Gruppen und verhindern so eine weitere Spaltung der Gesellschaft.
Brechen diese Angebote wegen der Pandemie weg, hat das weitreichende gesellschaftliche
Folgen“, sagt Nils Möller, Vorsitzender der AG Finanzen in der Liga Hessen.
„Viele Angebote sind gerade in der Pandemie für Menschen in sozialen
Schwierigkeiten eine wichtige, manchmal sogar die einzige Stütze.“ Monika
Maier-Luchmann, Koordinatorin im Mehrgenerationenhaus Langen: „Dass wir unseren
Offenen Treff – das Herzstück unserer Vereinsarbeit – schließen mussten, trifft
alle hart. Schon so lange kein Mittagstisch für Senioren und Schulkinder, keine
sozialen Kontakte, keine Hausaufgabenhilfe, keine persönliche Begegnung
zwischen Jung und Alt – alle vermissen es schmerzlich. Als krisenerprobtes
Mütterzentrum sind wir so flexibel und kreativ wie möglich mit den immer wieder
neuen Situationen umgegangen, um Familien, kranke und ältere Menschen nicht
völlig allein zu lassen. Dennoch fehlten nicht nur plötzlich die Freiwilligen,
die sich bisher bei uns engagierten und unser Team unterstützten, sondern auch
Spenden und Teilnahmebeiträge. Für einen Verein, der einen Großteil seines
Etats aus eigenen Mitteln bestreiten muss, ein riesiger Kraftakt.“
„Das ist ein wesentliches Ergebnis unserer Befragung. Viele
Hilfen, die aufgelegt worden sind, haben für die heterogen strukturierte
Soziale Arbeit nicht oder zumindest nicht ausreichend gepasst“, sagt Dr. Christa
Larsen, Geschäftsführerin des IWAK. „Die Alten- und Behindertenhilfe ist hier
eine Ausnahme; hier hat ein Teil der aufgelegten Hilfsprogramme von Bund und
Land gegriffen. Aber es gibt viele Leistungen, die nicht über
Leistungsvergütungssysteme, sondern über Kursgebühren, Mitgliedsbeiträge oder
kommunale Zuschüsse finanziert werden, insbesondere Bildungsangebote, Kurse,
Sozialkaufhäuser, zum Teil Schuldnerberatung, Familien- oder Alltagshilfen und
vieles mehr. Viele dieser Organisationen konnten keine Hilfen beantragen.“
Allein für das vergangene Jahr rechnen nur die an der Befragung teilnehmenden
Organisationen mit Verlusten von mehr als 15 Millionen Euro. Die Gründe: Die
Angebote mussten umgestellt werden, Kursgebühren, Einnahmen durch Spenden und
Gastronomie sind weggefallen, die Ausgaben stiegen jedoch, etwa für
Schutzausrüstung, Digitalisierung oder Mietzahlungen.
„Bisher versuchen die Träger, die Defizite aus eigener Tasche zu
finanzieren, aber es ist eine Grenze erreicht“, sagt Nils Möller. „Gerade
kleinere Vereine und Organisationen sind in akuter Existenznot.“ Sein
Vorschlag: ein „Sonderfond Soziales, um die Mindereinnahmen und
Mehraufwendungen zu finanzieren“. Die Hilfen müssten passgenauer als bisher auf
die sozialen Arbeitsfelder zugeschnitten sein, damit die soziale Infrastruktur
in den Kommunen erhalten bleiben könne. Eine Möglichkeit sei auch, bestehende
Förderprogramme für die Organisationen der Sozialwirtschaft zu öffnen und
zielgenauer auszurichten.
Insbesondere der Ausbau der Digitalisierung habe viel Geld
gekostet. Die Organisationen in der sozialen Arbeit haben Hard- und Software
beschafft, Mitarbeitende geschult, Onlineberatungsangebote aufgebaut – auch das
großteils aus eigenen Mitteln. Hier wäre eine kurzfristige Unterstützung durch
das Land dringend notwendig.
Die Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen e. V.
ist der Zusammenschluss der sechs hessischen Wohlfahrtsverbände. Sie vertritt
gegenüber der Politik die Interessen der hilfebedürftigen und benachteiligten
Menschen sowie die Interessen ihrer Mitgliedsverbände. Mit ca. 7.300
Einrichtungen und Diensten sind die Mitgliedsverbände auch ein bedeutender
Wirtschaftsfaktor. Die Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege beschäftigen
113.000 Menschen beruflich, rund 160.000 sind ehrenamtlich darin engagiert.
Weitere Informationen
Dr.
Christa Larsen
Geschäftsführerin
IWAK
c.larsen@em.uni-frankfurt.de
Nils
Möller
Vorsitzender
AG Finanzen I Liga Hessen
Nils.moeller@drk-hessen.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für
Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat das Kooperationsprojekt zur Zugänglichmachung von audiovisuellen Forschungsdaten der Darstellenden Kunst für 24 Monate bewilligt.
FRANKFURT. Ab Mai 2021 startet das
DFG-Projekt „Mediatheken der Darstellenden Kunst digital vernetzen“ der
Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt am Main /
Fachinformationsdienst Darstellende Kunst und des Internationalen Theaterinstituts
Deutschland / Mediathek für Tanz und Theater, Berlin in Zusammenarbeit mit der
Wissenschaftlichen Videothek und Audiothek des Instituts für Theater-, Film-
und Medienwissenschaft der Universität Wien.
Das Ziel des Mediatheken-Projektes ist die digitale Zusammenführung von Metadaten zu audiovisuellen Beständen der Darstellenden Kunst, die verteilt bei theater- und tanzwissenschaflichen Instituten an Universitäten, Kunsthochschulen oder Medienarchiven in Deutschland vorliegen. Durch den Aufbau eines zentralen Recherchezugangs über das Portal www.performing-arts.eu des Fachinformationsdienstes Darstellende Kunst wird es möglich, Informationen zu audiovisuellen Medien und den in ihnen repräsentierten Aufführungen, Performances und Ereignissen der Darstellenden Kunst zu recherchieren.
Die digitale Zugänglichmachung und Kuratierung audiovisueller Forschungsdaten
ist ein zentrales Anliegen des Mediatheken-Projekts. Sukzessive werden in den
24 Monaten der Förderung die Mediatheksmetadaten von insgesamt sechs Projekt-
und Datenpartner*innen eingebunden bzw. zusammengeführt, unter der Prämisse den
freien Zugang im größtmöglichen Umfang zu ermöglichen. Sowohl die technischen
Entwicklungen, die erarbeiteten Serviceangebote als auch die
Evaluationsergebnisse stehen der Fachwelt und den Gedächtnisinstitutionen der
Darstellenden Kunst zur Nachnutzung dauerhaft und frei zur Verfügung. Die
technischen Entwicklungen werden als Open-Source-Quellcodes veröffentlicht und
die Anwendungsszenarien der Projektergebnisse als frei zugängliche
Projektdokumentationen publiziert.
Ansprechpartner*innen
für diese Pressemitteilung:
Franziska
Voß, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg /
Fachinformationsdienst Darstellende Kunst
Sara
Tiefenbacher, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg / Mediatheken
der Darstellenden Kunst digital vernetzen
Christine
Henniger, Internationales Theaterinstitut Deutschland, Mediathek für Tanz und
Theater
mediathek@performing-arts.eu
Kontakt
für Pressefragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsstelle Ausbildung und
Öffentlichkeitsarbeit, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: b.wirth@ub.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank,
Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon: 069 798–13753, E-Mail: frank@pvw.uni-frankfurt.de
Die Cornelia Goethe Colloquien befassen sich im Sommersemester 2021 mit der Vieldeutigkeit von Geschlecht und Sexualität im Islam.
FRANKFURT. An sieben Terminen beschäftigt sich die Reihe „Whose Gender? Whose Sex? Zur Polyvalenz der Geschlechterverhältnisse im Islam“ mit dem Zusammenspiel von Religion und Gender und unterzieht antimuslimische Diskurse einer kritischen Befragung. Eröffnet wird die Colloquiumsreihe mit einer islamwissenschaftlichen Heranführung an islamischen Feminismus mit dem Online-Vortrag
„Islamischer Feminismus im Horizont des Genderdiskurses“
am Mittwoch, dem
28. April 2021, um 18 Uhr c.t.
von Katajun Amirpur. Die Professorin für Islamwissenschaften an der Universität zu Köln geht in ihrem Beitrag dem vielschichtigen Verhältnis zwischen Feminismus und Islam nach. Sie konzentriert sich dabei auf islamischen Feminismus und die kontroversen Auseinandersetzungen um diese Bewegung.
Das Cornelia Goethe Centrum für Frauenstudien und die Erforschung der
Geschlechterverhältnisse lädt in Kooperation mit der GRADE Center Gender, dem
Gleichstellungsbüro der Goethe-Universität und der Vereinigung von Freunden und
Förderern der Goethe-Universität alle Interessierten herzlich ein. Der Eintritt
ist frei.
Zur Teilnahme an der Veranstaltung ist eine Anmeldung erforderlich.
Anmeldung:
https://uni-frankfurt.zoom.us/webinar/register/WN_TYrTiu_9RgicFNqA-dZ41A
Weitere Termine:
05.05.
Annelies Moors: On High Heels and Face-Veils. The Ambivalent Gendered
Racialization of Muslims in the Netherlands (synchron | Anmeldung erforderlich)
12.05.
Ozan Zakariya Keskinkiliç: Von Haremsfantasien zum 'Geburten-Dschihad'.
Sexualisierte Orient- und Islamdiskurse im historischen Vergleich. (synchron |
Anmeldung erforderlich)
02.06.
Tanja Scheiterbauer: Frauenbewegungen im Maghreb in post-revolutionären Zeiten.
(Neue) Kämpfe um Geschlecht und Sexualität. (synchron | Anmeldung erforderlich)
09.06.
Meltem Kulaçatan: Intersektionalität in der interventionsbasierten Forschung am
Beispiel der muslimischen Zivilgesellschaft. Kommentar: Davide Torrente (synchron
| Anmeldung erforderlich)
23.06.
Ali Ghandour: Muslimisch-Queere Momente. (synchron | Anmeldung erforderlich)
07.07.
Podiumsdiskussion. Panel: Saba Nur Cheema, Harpreet Cholia, Schirin Amir
Moazami, Michael Tunç; Moderation: Anne Chebu. Islam und Geschlecht: Ein
kritischer Blick auf Narrative des anti-muslimischen Rassismus. (Format wird
noch bekannt gegeben)
Kontakt:
Lucas
Schucht, Cornelia Goethe Centrum, Mail: schucht@em.uni-frankfurt.de
Detaillierte Informationen zum Programm: https://www.cgc.uni-frankfurt.de/cornelia-goethe-colloquien/
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent /
stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Forscherinnen und Forscher der Goethe-Universität untersuchen oxidativen Stress in Mäusen
Sauerstoffradikale im Körper gelten gemeinhin als gefährlich, denn
sie können so genannten oxidativen Stress auslösen, der mit der Entstehung
vieler chronischer Krankheiten wie Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen in
Zusammenhang gebracht wird. In Untersuchungen an Mäusen haben
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt jetzt
herausgefunden, wie Sauerstoffradikale andererseits auch das Krebsrisiko senken
und Schäden am Erbmolekül DNA mindern können (PNAS, DOI 10.1073/pnas.2020152118).
FRANKFURT.
Ursprünglich galten Sauerstoffradikale - reaktive Sauerstoffspezies, kurz
ROS – im Körper als ausschließlich schädlich. Sie entstehen zum Beispiel beim
Rauchen oder durch UV-Strahlung und können in Zellen durch ihre hohe
Reaktionsfähigkeit viele wichtige Moleküle schädigen, darunter Erbmolekül DNA.
In der Folge drohen Entzündungsreaktionen und die Entartung der betroffenen
Zellen zu Krebszellen.
Wegen ihrer schädigenden Wirkung werden ROS auch gezielt vom
Körper gebildet, etwa von Immun- oder Lungenepithelzellen, die mit ROS
eindringende Bakterien und Viren zerstören. Hierfür sind verhältnismäßig hohe
ROS-Konzentrationen nötig. In geringen Konzentrationen spielen ROS jedoch
andererseits eine wichtige Rolle als Signalmoleküle. Für diese Aufgaben werden
ROS von einer ganzen Gruppe von Enzymen eigens hergestellt. Ein Vertreter
dieser Enzymgruppe ist Nox4, das laufend in geringen Mengen H2O2
produziert. Nox4 kommt in fast allen Körperzellen vor, wo sein Produkt H2O2
eine Vielzahl der spezialisierten Zellfunktionen aufrechterhält und so zum
Beispiel zur Hemmung von Entzündungsreaktionen beiträgt.
Dass Nox4 über die Herstellung von H2O2 der
Entstehung von Krebs sogar vorbeugen kann, fanden jetzt Forschende der
Goethe-Universität Frankfurt unter der Leitung von Prof. Katrin Schröder
heraus. Dazu untersuchten sie Mäuse, die infolge einer genetischen Veränderung
kein Nox4 bilden konnten. Wurden solche Mäuse einem Krebs erregenden Umweltgift
(Kanzerogen) ausgesetzt, verdoppelte sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie
einen Tumor entwickelten. Da die Mäuse an ganz verschiedene Tumorarten wie
Haut-Sarkome und Dickdarm-Karzinome litten, vermuteten die Forschenden, dass
Nox4 einen grundsätzlichen Einfluss auf die zelluläre Gesundheit hat.
Molekularen Untersuchungen zeigten, dass das durch Nox4 gebildete
H2O2 eine Kaskade in Gang hält, die bestimmte, wichtige
Signalproteine (Phosphatasen) vom Zellkern fernhält. Fehlt Nox4 und damit H2O2,
wandern die Signalproteine in den Zellkern und sorgen dort dafür, dass schwere
DNA-Schäden kaum noch erkannt werden.
Schwere DNA-Schäden – sogenannte Doppelstrangbrüche – entstehen
täglich irgendwo im Körper. Zellen reagieren sehr empfindlich auf solche
DNA-Schäden und setzten ein ganzes Repertoire an Reparaturenzymen in Bewegung.
Hilft das nicht, aktiviert die Zelle ihr Zelltod-Programm – eine
Vorsichtsmaßnahme des Körpers gegen Krebs.
Prof. Katrin Schröder erläutert die Forschungsergebnisse: „Fehlt
Nox4 und ist damit kein H2O2 vorhanden, erkennen die
Zellen die DNA-Schäden nicht mehr. Mutationen reichern sich an und geschädigte
Zellen vermehren sich weiter. Kommt nun ein Umweltgift hinzu, das die DNA
massiv schädigt, werden die Schäden nicht mehr erkannt und repariert. Auch
werden die betroffenen Zellen nicht eliminiert, sondern vermehren sich zum Teil
sehr schnell und unkontrolliert, was schließlich zur Entstehung von Tumoren
führt. Eine geringe Menge H202 hält also ein inneres
Gleichgewicht in der Zelle aufrecht, das die Zellen vor Entartung schützt.“
Publikation: Valeska Helfinger, Florian Freiherr von Gall, Nina Henke, Michael
M. Kunze, Tobias Schmid, Flavia Rezende, Juliana Heidler, Ilka Wittig,
Heinfried H. Radeke, Viola Marschall, Karen Anderson, Ajay M. Shah, Simone
Fulda, Bernhard Brüne, Ralf P. Brandes, Katrin Schröder: Genetic deletion of
Nox4 enhances cancerogen-induced formation of solid tumors. PNAS, https://doi.org/10.1073/pnas.2020152118
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Katrin Schröder
Institut für Kardiovaskuläre Physiologie
Fachbereich Medizin
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49(0)69-6301-83660
schroeder@vrc.uni-frankfurt.de
http://www.vrc.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, E-Mail bernards@em.uni-frankfurt.de
Gemeinsam mit indigenen Gemeinschaften wertet das Frobenius-Institut an der Goethe-Universität historische Forschungsreisen aus
Welche Bedeutung hat eine historische Sammlung ethnografischer
Objekte heute? Wie kann ihr Potenzial für indigene Gemeinschaften, Museen und
die Öffentlichkeit neu bewertet werden? Diesen Fragen stellt sich das gerade
gestartete Projekt „Die deutschen ethnografischen Expeditionen in den
australischen Kimberley. Forschungsgeschichtliche Bedeutung, digitale
Repatriierung und gemeinsame Interpretation des indigenen Kulturerbes“.
FRANKFURT. Zwei
deutsche ethnografische Expeditionen in die Kimberley-Region im nordwestlichen
Australien stehen im Zentrum des Vorhabens: 1938 bis 1939 fand eine Reise des
Instituts für Kulturmorphologie (heute Frobenius-Institut, Frankfurt am Main)
statt, 1954 bis 1955 schickte das Münchner Museum für Völkerkunde (heute Museum
Fünf Kontinente) eine Forschergruppe in die Region auf der anderen Seite der
Erdkugel. Diese Reisen sollen nun systematisch und aus der Perspektive beider
Seiten gemeinsam bewertet werden.
Das vom Frobenius-Institut an der Goethe-Universität Frankfurt am
Main gemeinsam mit der University of Western Australia koordinierte
Forschungsvorhaben geht auf eine Initiative mehrerer indigener Wanjina
Wunggurr-Gemeinschaften aus Nordwest-Australien zurück. Zu den Materialien, die
das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Projekt in den
Blick nimmt, gehören zahlreiche unveröffentlichte Fotos, Zeichnungen, Skizzen,
Felsbildkopien und Tagebücher. Sie werden ebenso wie der direkte Input der
beteiligten Aboriginal corporations die die historischen Quellen ergänzen,
korrigieren und bewerten, zu den Forschungen beitragen. Das Material aus den
deutschen Archiven ist von großem Interesse für die indigenen Gemeinschaften
und wird ihnen unter Rücksichtnahme auf kulturelle Gepflogenheiten und
möglicherweise sensible Inhalte in den Bild- und Textdokumenten zur Verfügung
gestellt, um eine gemeinsame Auswertung zu ermöglichen.
Mit seinem kollaborativen Forschungsdesign wird das Projekt zu
einer Fallstudie kritischer Forschungsgeschichte und ethnologischer Wissensproduktion.
Damit soll es einen Beitrag zur Debatte über die zentralen Herausforderungen
leisten, vor denen heute ethnografische und ethnologische Archive, Museen und
Sammlungen stehen. Das Projekt konzentriert sich dabei auf die Analyse der
relevanten Materialien aus der Kimberley-Region, die sich in deutschen
Institutionen befinden, diese werden aufbereitet, digitalisiert, übersetzt und
kontextualisiert. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der gemeinsamen Bewertung der
Materialien und ihrem zukünftigen Potenzial — sowohl für die deutschen Archive
als auch für die indigenen Forschungspartner in Australien.
Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
mit einer Summe von 441.900 Euro gefördert und gemeinsam von Dr. Richard Kuba
am Frobenius-Institut an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Associate
Professor Martin Porr (University of Western Australia) koordiniert. Es wird in
Zusammenarbeit mit den Wunambal Gaambera, Dambimangari und Wilinggin Aboriginal
Corporations, dem Weltkulturen Museum in Frankfurt und dem Museum Fünf
Kontinente in München durchgeführt. Die Laufzeit beträgt drei Jahre.
Bilder zum Download: www.uni-frankfurt.de/100428552
Bildtext:
Bild
1: Projektpartnerin Leonie
Cheinmora inspiziert die Objekte im Depot des Museums Fünf Kontinente in
München. (Foto: Martin Porr)
Bild 2:
Douglas C. Fox, Wandjina, Australien, Kimberley, Mount Hann, 1938. (Foto:
Frobenius-Institut, Frankfurt am Main)
Weitere Informationen
Dr.
Richard Kuba
Frobenius-Institut
an der Goethe-Universität
Telefon
069 798-33056
E-Mail kuba@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de