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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
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Hochschulpolitische Themen

Mai 29 2015
13:03

Im neuen UniReport verteidigen Rolf van Dick und Holger Horz das Hochschulstudium gegen seine Kritiker

„Bestmögliche Bildung und Ausbildung für alle“

FRANKFURT. Ist das Hochschulstudium heute noch ein Garant dafür, einen attraktiven Beruf zu ergattern? Prof. Hans Peter Klein, Biologie-Didaktiker an der Goethe-Universität, hatte dies im letzten UniReport in Zweifel gezogen und sich gegen höhere Akademikerquoten ausgesprochen. Die Psychologen Prof. Rolf van Dick und Prof. Holger Horz halten im neuen UniReport vehement dagegen: Deutschland benötige dringend höher Qualifizierte. Akademiker hätten im Durchschnitt ein höheres Einkommen als Nicht-Akademiker und seien deutlich weniger von Arbeitslosigkeit betroffen, so van Dick und Horz in ihrem Essay. Das von Klein gepriesene Duale System sei bislang kaum von anderen Ländern adaptiert worden. Akademisches Methodenwissen und die Bereitschaft, lebenslang zu lernen und sich weiterzubilden, seien angesichts technischer und sozialer Entwicklungen zunehmend Voraussetzungen, auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können.

Allerdings sehen van Dick und Horz durchaus Defizite in der Lehre: Angesichts von Voraussetzungsdefiziten bei vielen Studierenden benötige man unter anderem niedrigere Eingangslevel, längere und betreute Ausbildungsphasen sowie ein breites pädagogisches Wissen seitens der Lehrenden. Professorinnen und Professoren sollten aber grundsätzlich alles in ihrer Macht stehende tun, „dass mehr – und nicht weniger (!) – Menschen die Qualifikation für ein Hochschulstudium erwerben und dieses dann erfolgreich abschließen.“

Weitere Themen in der aktuellen Ausgabe des UniReport:

  • Die Studis der Dean’s List - Ein Blick auf die „Bestenförderung“ im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften.
  • ‚Kloppo‘ war auch da - Der Sportcampus in Ginnheim.
  • „Ente süß-sauer ist typisch deutsch“ - Der Ethnologe Marin Trenk über verblüffende kulinarische Entwicklungen.
  • Warum das Radfahren in Großstädten boomt - Eine Studie von Martin Lanzendorf und Annika Busch-Geertsema zeigt, dass Kampagnen und Infrastrukturmaßnahmen Hand in Hand gehen müssen.
  • 1.500 Pflanzenarten auf dem Riedberg - Der Biologe Georg Zizka kümmert sich mit seinem Team um den neuen Wissenschaftsgarten.

Die aktuelle Ausgabe des UniReport steht zum kostenlosen Download bereit unter: www.uni-frankfurt.de/55740034/

Personalia/Preise

Mai 29 2015
13:02

Matthias Heinz mit Roman Herzog Forschungspreis Soziale Marktwirtschaft 2015 für wirtschaftswissenschaftliche Dissertation ausgezeichnet

Frankfurter Nachwuchswissenschaftler erhält hochrangigen Forschungspreis

FRANKFURT.Dr. Matthias Heinz ist für seine wirtschaftswissenschaftliche Dissertation bei Prof. Guido Friebel und Prof. Michael Kosfeld mit dem Roman Herzog Forschungspreis Soziale Marktwirtschaft 2015 ausgezeichnet worden. Der Preis wird vom Roman Herzog Institut für herausragende Dissertationen und Habilitationen junger Wissenschaftler verliehen, die sich mit aktuellen Fragestellungen der Sozialen Marktwirtschaft auseinandersetzen.

Heinz, der seit 2004 in Frankfurt studiert und anschließend promoviert hatte und inzwischen auf eine Juniorprofessor an die Universität zu Köln berufen wurde, hat in seiner Arbeit mit dem Titel „Empirical Studies in Personnel and Media Economics“ mit unterschiedlichen empirischen Methoden die Gründe massiven Stellenabbaus, dessen wirtschaftliche Effekte sowie die Auswirkungen auf Belegschaft und Berichterstattung in den Medien untersucht. Die Aufsätze, die der mit „summa cum laude“ bewerteten Dissertation zugrunde liegen, wurden unter anderem im Economic Journal und im Journal of Public Economics publiziert. Heinz hatte für seine Doktorarbeit bereits im vergangenen Jahr den Dissertationspreis der Industrie- und Handelskammer Frankfurt sowie den Erich-Gutenberg-Preis für Nachwuchswissenschaftler erhalten.

Mit einem Preisgeld von insgesamt 30.000 Euro, das sich in diesem Jahr drei Preisträger teilen, gehört der Roman Herzog Forschungspreis zu einer der höchstdotierten Auszeichnungen im Bereich der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die Preisträger werden im Rahmen einer feierlichen Zeremonie am 07. Juli in München geehrt.

Forschung

Mai 29 2015
12:01

Struktur zur Verbreitung von Resistenzgenen entschlüsselt/ Publikation in eLife

Bakterien: „Fangarme“ ermöglichen DNA-Transfer

FRANKFURT. Multiresistente pathogene Keime entstehen durch den Transfer von Resistenzgenen und Virulenzfaktoren von einem Bakterium auf ein anderes. Der wichtigste Mechanismus ist dabei der Transfer freier DNA ohne Zell-Zell-Kontakt, da dieser auch über die Artgrenzen hinweg erfolgt. Wissenschaftlerinnen der Goethe-Universität und des Max-Planck-Instituts für Biophysik haben nun die Vermutung bestätigt, dass lange Härchen-artige Strukturen für den DNA-Transfer verantwortlich sind. Wie die Forscherinnen und Forscher in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift eLife berichten, konnten sie den Mechanismus mithilfe der Cryo-Tomographie auf molekularer Ebene aufklären.

Umfangreiche genetische und biochemische Analysen hatten in den letzten Jahren eine ungeahnte Komplexität des Vorgangs und der daran beteiligten Transportmaschinerie gezeigt. „Seit einiger Zeit kennen wir die beteiligten Proteine und haben auch Strukturen einzelner Komponenten, aber wir konnten nur vermuten, wo sie sich in der Zelle befinden und wie sie in der Bakterienmembran räumlich zueinander angeordnet sind“, erklärt Prof. Beate Averhoff von der Abteilung Molekulare Mikrobiologie & Bionergetik der Goethe Universität.

„All unsere Daten ließen nur eine Schlussfolgerung zu: dass an der DNA-Aufnahme Härchen der Bakterien beteiligt sind, die in der Cytoplasmamembran  ihren Anfang nehmen und mittels hochkomplexer Portale nach außen in die Umgebung geleitet werden.“ Diese Härchen oder Pilus-artigen Strukturen durchspannen die gesamte Zellperipherie und reichen mit einer Länge, die das Vielfache einer Bakterie erreichen kann, ins Ökosystem.

Im Modelorganismus Thermus thermophilus hat Beate Averhoff zusammen mit Vicki Gold und Werner Kühlbrandt vom MPI für Biophysik die Struktur des Typ-IV-Pilus und des Portals dieses DNA-Transporters mithilfe der Cryo-Tomographie erstmals sichtbar gemacht. Diese neue und enorm leistungsfähige Methode wird in der Abteilung von Prof. Werner Kühlbrandt zur Aufklärung der Struktur makromolekularer Komplexe eingesetzt. Der detektierte DNA-Transporter durchspannt die gesamte Zellperipherie und ist circa 35 Nanometer lang und 15 Nanometer breit.

Für die Forscherinnen hochinteressant war die Beobachtung, dass der Komplex in zwei Konformationen vorliegt,  einer geschlossenen und einer offenen. Dabei fanden sie zwei Portale, die sich entweder beide gleichzeitig öffnen oder schließen. Die koordinierte Dynamik dieser zwei Portale ist entscheidend für den Durchtritt der Pili und somit für die Aufnahme freier DNA aus der Umgebung. Durch das Öffnen und Schließen der beiden Portale ändert sich auch die räumliche Struktur weiter entfernter Proteine, darunter die der Kraftwerke des DNA-Translokators, welche die Energie für den Transport der DNA bereitstellen.

Gelingt es, die Struktur des DNA-Translokators in der Zellmembran aufzuklären, wird es künftig möglich sein, die räumliche Anordnung der einzelnen Proteine, ihre Interaktion und ihre Rolle im DNA-Transfer zu analysieren. „Dann ist die Entwicklung von Hemmstoffen zur Inhibition des DNA-Transfers und damit zur Verhinderung der Ausbreitung von Resistenzgenen in greifbare Nähe gerückt“, prognostiziert Averhoff. Die Fragestellung sei außerdem relevant vor dem Hintergrund der Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen.

Publikation:

Vicki A M Gold, Ralf Salzer, Beate Averhoff und Werner Kühlbrandt. Structure of a type IV pilus machinery in the open and closed state. eLife 2015;10.7554/eLife.07380

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/55740793

Bildtext:

Typ IV Pilus-Maschinerie und seine Funktion als DNA-Transporter: Schematisches Modell (A), Durchschnitt der Subtomogramme (B) und resultierende 3D Oberfläche (C) im geöffneten Zustand.

Informationen: Prof. Beate Averhoff, Molekulare Mikrobiologie und Bioenergetik, Institut für Molekulare Biowissenschaften, Campus Riedberg, (069)-798-29509; averhoff@bio.uni-frankfurt.de.

Personalia/Preise

Mai 28 2015
11:49

Dem Orden gehören 39 deutsche und 35 ausländische Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Künsten an

Frankfurter Rechtshistoriker Stolleis im illustren Kreis der Ordensträger „Pour le mérite“

FRANKFURT. Der Frankfurter Rechtshistoriker Prof. Dr. Michael Stolleis wird am Sonntag (31. Mai) im Konzerthaus Berlin in den illustren Kreis der Ordensträger „Pour le mérite“ aufgenommen. Dem Orden für Wissenschaft und Künste gehören derzeit 39 deutsche und 35 ausländische Mitglieder an, unter ihnen zahlreiche Nobelpreisträger wie die Biologin Christiane Nüsslein-Volhard, der Wirtschaftswissenschaftler Reinhard Selten, der Mediziner Günter Blobel und der Hirnforscher Eric Kandel, aber auch bedeutende Persönlichkeiten der Kulturszene wie der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger, der Historiker Fritz Stern, die Musiker Pierre Boulez, András Schiff und Alfred Brendel, der Regisseur Wim Wenders oder die Frankfurter Fotografin Barbara Klemm.

Zu den neuen Ordensträgern zählen neben Stolleis der Berliner Kunsthistoriker Horst Bredekamp, der italienische Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Claudio Magris sowie die britische Philosophin Onora O'Neill. Michael Stolleis ist der dritte deutsche Rechtshistoriker im Kreis der Ordensträger – nach Helmut Coing, der 1964 in Frankfurt das später von Stolleis geleitete Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte gründete, und dem Göttinger Franz Wieacker. „Die lange Liste berühmter Ordensträger“, sagt er, „mahnt zur Bescheidenheit. Aber ich freue mich natürlich sehr, dass die Rechtsgeschichte hier wieder eine Stimme hat.“

Als Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur Neueren Rechtsgeschichte hat sich Stolleis international einen Namen gemacht. Der 73-jährige, „einer der Großen in der deutschen Wissenschaft“ – wie die Süddeutsche Zeitung anlässlich seines 70. Geburtstags schrieb, hat sich als Rechtshistoriker besonders mit der Wissenschaftsgeschichte des Staats- und Verwaltungsrechts auseinander gesetzt. Mit seinen vier Bänden zur „Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland“ von 1600 bis 1990 hat Stolleis ein imposantes Werk geschaffen – eine Geschichte der Wechselwirkung von Theorie und Praxis im Verfassungs-, Verwaltungs- und Völkerrecht seit der frühen Neuzeit. Da die Wissenschaftsgeschichte des öffentlichen Rechts kaum moderne Bearbeiter gefunden hat, bedeutete dies, viele bislang kaum bekannte Autoren und ihre Werke ans Licht zu heben und besonders auf die Verflechtungen von Biografien, politischen Interessen und jeweiliger „Verfassungslage“ zu achten. In einem Interview im Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt" 2012 hat sich Stolleis dazu näher geäußert. Rezensenten loben den enzyklopädischen Charakter des Werks, sehen darin „einen großen und unwiederholbaren Wurf“. Einig sind sich die Kritiker, dass diese anschaulich geschriebene Rechtsgeschichte nicht nur für Wissenschaftler, sondern auch für historisch Interessierte eine erkenntnisreiche Lektüre sei. Dem Autor sei „das maßgebliche rechtsgeschichtliche Werk der Gegenwart" gelungen, schreibt Andreas Anter in der „Zeit“ zum vierten Band von 2012. Seit 2014 gibt es auch eine Zusammenfassung des Ganzen in Taschenbuchform.

Kurzbiografie

Prof. Dr. Michael Stolleis, 73, lehrte bis 2006 Öffentliches Recht und Neuere Rechtsgeschichte an der Goethe-Universität und war von 1992 bis 2009 Direktor am Frankfurter Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte. Als solcher wirkte er auch am Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ der Goethe-Universität mit.

Nach dem Abitur in Neustadt an der Weinstraße und einer Winzerlehre studierte Stolleis Rechtswissenschaft in Heidelberg, Würzburg und München. Die Staatsexamina legte er 1965 in Würzburg und 1969 in München ab. Nach Promotion und Habilitation bei Sten Gagnér in München folgte Stolleis 1974 einem Ruf nach Frankfurt. 1991 erhielt er den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, 2000 den italienisch-schweizerischen Balzan-Preis sowie weitere wissenschaftliche Auszeichnungen. Er hat Ehrendoktorate in Lund, Toulouse, Padua und Helsinki erhalten und ist Mitglied der Akademien in Mainz, Berlin-Brandenburg und Göttingen, der National-Akademie Leopoldina Halle, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, der Akademien in Helsinki und Kopenhagen sowie von wissenschaftlichen Gesellschaften (Lund, Frankfurt).

Der Orden „Pour le mérite“

Der Orden „Pour le mérite“ („für das Verdienst“) wurde 1740 von Friedrich dem Großen für besondere militärische Leistungen gestiftet. Alexander von Humboldt regte 1842 König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen an, eine „Friedensklasse“ des Ordens unter der Bezeichnung „Pour le mérite für Wissenschaften und Künste“ für die drei Abteilungen Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften und Medizin sowie Schöne Künste zu stiften. Humboldt zählte dann auch selbst zu den ersten Trägern. In der Weimarer Republik wurden alle Stiftungen von Orden verboten, die Ordensträger organisierten sich als freie Gemeinschaft von Künstlern und Gelehrten und verliehen zivile Auszeichnungen, was 1924 auch von staatlicher Seite gebilligt wurde. So wurden in den 1920er Jahren der Schriftsteller Gerhart Hauptmann (1924) und die Künstler Max Liebermann (1927) und Käthe Kollwitz (1929) geehrt. In der Zeit des Nationalsozialismus ließ Hermann Göring als preußischer Ministerpräsident alle bisherigen Träger „auf ihre politische und künstlerische Eignung“ prüfen, der Orden wurde allen Juden und NS-Gegnern abgesprochen – so auch Käthe Kollwitz.

In der Bundesrepublik wurde der Orden als zivile Gemeinschaft mit staatlicher Anerkennung fortgeführt. Inzwischen wird der Orden von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziert. Neue Mitglieder werden vom Ordenskapitel auf der jährlichen Sitzung gewählt. Kanzlerin des Ordens ist seit 2013 Christiane Nüsslein-Volhard. Die Mitglieder treffen sich jährlich zweimal, wobei die Frühjahrstagung in Berlin stattfindet. Anstelle des sonst üblichen Vortrags wird diesmal András Schiff ein Konzert geben; der ungarische Pianist und Dirigent ist seit 2011 Mitglied im Orden „Pour le mérite“.

Foto von Prof. Stolleis zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/55725920

Veranstaltungen

Mai 28 2015
11:47

Der Künstler und „Dokumentar-Archäologe“ Jörg Herold dekonstruiert Erinnerungsbilder der Vertriebenen

Ausstellung in der Studiengalerie 1.357: „Schlesisches Himmelreich“

FRANKFURT. Die Studiengalerie 1.357 der Goethe-Universität zeigt vom 10. Juni bis 17. Juli Arbeiten des Leipziger Künstlers Jörg Herold. Präsentiert werden 22 Bilder aus seiner bisher über 100 Motive umfassenden Werkgruppe „Schlesisches Himmelreich“. Darin ironisiert und dekonstruiert er Erinnerungsbilder und politische Mythen des Vertriebenen-Diskurses. Die Eröffnung findet am Mittwoch (10. Juni) um 20 Uhr im I.G. Farben-Haus im ersten Stock, Raum 1.357, statt.

Der 1965 geborene Künstler bezeichnet sich als Dokumentar-Archäologen, der in seinen Arbeiten Formen und Kulturen der Erinnerungen sichtbar macht. Er nahm u. a. an der Documenta X und an der Biennale in Venedig teil. Motive für die Werkgruppe „Schlesisches Himmelreich“ findet Herold in Heimatbüchern über Schlesien, insbesondere aus dem Umfeld der Vertriebenenverbände und Landsmannschaften. Die ausgewählten Fotos zeigen überwiegend eine verklärte, vormodern-bäuerliche Welt, bisweilen auch Zerstörung und Kriegsfolgen. Herold bereitete Kopien dieser Fotos digital auf und überarbeitete sie mit Beize und kräftigen Acrylfarben, oft ohne Bindung an die Gegenstände. „Durch diese verfremdende, übertreibende Aneignung gibt Herold den verklärenden Bildern der Heimatbücher eine neue erinnerungspolitische Richtung; so arbeitet er mit ästhetischen Mitteln an einer Revision der erinnerungspolitischen Schlesienbilder“, heißt es in der Pressemitteilung der Studiengalerie 1.357.

Die Ausstellung mit Leihgaben der Galerie EIGEN+ART Leipzig/Berlin ist von Montag bis Donnerstag zwischen 12 und 17 Uhr geöffnet.

In der Studiengruppe „Gedächtniskultur und Bildgebrauch“ arbeiten Studierende und Lehrende verschiedener Disziplinen in enger Kooperation mit dem Städel Museum und dem MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main projektorientiert an der Erforschung des bildlichen Umgangs moderner Gesellschaften mit Geschichte. Die Studiengruppe stellt vier Mal im Jahr zeitgenössische Kunst in der Galerie des I.G.-Farben-Hauses aus.

Informationen: Prof. Dr. Bernhard Jussen, Historisches Seminar, Campus Westend, Tel.: 069/798-32424, jussen@em.uni-frankfurt.de; Dr. Henning Engelke, Kunsthistorisches Institut, Campus Bockenheim, Tel 069/798-23470, engelke@kunst.uni-frankfurt.de; Dr. Martin Engler, Sammlungsleiter für Kunst nach 1945 am Städel Museum, Tel.: 069/605098210, engler@staedelmuseum.de;  Peter Gorschlüter, Stellvertretender Direktor des MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main, Peter.Gorschlueter@stadt-frankfurt.de; Madeleine Hesse, studentische Mitarbeiterin der Studiengalerie 1.357, madeleine.hesse@stud.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Mai 28 2015
11:03

Der Vortrag „Sonderzug nach Pankow“ versucht Udo Lindenberg zu entschlüsseln

Eine Dauerinszenierung als panische Nachtigall

FRANKFURT. Von Beruf Udo Lindenberg, davon kann man nur träumen! Doch diese einzigartige Position ist schon vergeben. An Lindenberg selbst. Seit 40 Jahren rollt der Lindenbergische Sonderzug nun schon durch die Republik. Immer mit von der Partie das Panikorchester, der Udo-Slang mit einer Prise „und so, ne?“ und zahllose Familienmitglieder, wie Rudi Ratlos, Jonny Controletti oder Elli Pyrelli. Am Anfang nicht immer ernst genommen, hat sich Lindenberg zur Jahrhundertinstanz emporgearbeitet, ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und des Jacob-Grimm-Preises für seine Verdienste für die deutsche Sprache. 

Doch wer ist der Mann unter dem Hut und hinter der Sonnenbrille? Gibt es einen privaten Udo Lindenberg oder ist es ein Leben ausschließlich für die Kunst? Unter diesen Blickwinkeln zeichnet der Vortrag von Marthe Lisson die Stationen Lindenbergs von der Kindheit bis zu den Anfängen seiner Karriere in den frühen 1970er Jahren und wirft dann einen Blick auf sein politisches Engagement in den 80ern – sei es für die Friedensbewegung oder für eine Verbesserung der deutsch-deutschen Beziehungen.

Marthe Lisson ist Musikwissenschaftlerin und betreut seit 2012 die Frankfurter Bürger-Universität. Sie ist zudem Autorin in den Themenfeldern Musik und Kunst.

Die Veranstaltung ist Teil der vom Soziologen Prof. Tilman Allert konzipierten Vortragsreihe „Wie wir wurden, wer wir sind – Deutsche Biografien“. Die Hauptreihe der Frankfurter Bürger-Universität stellt an insgesamt sechs Abenden Lebensläufe berühmter Protagonisten deutscher Sozial- und Kulturgeschichte vor.

Sonderzug nach Pankow – Udo Lindenberg
Referentin: Marthe Lisson

Zeit: Montag, 01. Juni 2015, um 19.30 Uhr
Ort: 
Zentralbibliothek der Stadtbücherei, Hasengasse 4, 60311 Frankfurt

Der Eintritt ist frei.

Das komplette Programm der Frankfurter Bürger-Uni:  www.buerger.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Mai 27 2015
16:08

Frankfurt Lectures des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ am 1. und 2. Juni auf dem Campus Westend der Goethe-Universität

James C. Scott: Kein Staat ohne Ackerbau und „Barbaren“

FRANKFURT. Um die Entstehungsbedingungen der ersten Staaten, ihr Wesen und Werden, geht es in den „Frankfurt Lectures“ des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität in diesem Sommersemester. Prominenter Referent ist James C. Scott von der Yale University. Er widmet sich dem Thema aus politikwissenschaftlicher und ethnologischer Perspektive, wobei auch Verweise auf den Getreideanbau nicht fehlen.

Der verbindende Obertitel seiner zwei Lectures lautet: „The Late-Neolithic Multi-species Re-settlement Camp and the Earliest States“. Die beiden Vorträge in englischer Sprache finden am 1. und 2. Juni im Hörsaalzentrum auf dem Campus Westend der Goethe-Universität statt. Sie beginnen jeweils um 18.00 Uhr. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich willkommen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

In seiner ersten Vorlesung am Montag, dem 1. Juni, geht Scott der Frage nach, warum Staaten, oder zumindest ihre frühen Vorläufer, erst relativ spät entstanden sind. Denn die zivilisatorischen Voraussetzungen für ihren Aufbau habe es, so Scott, ja schon einige Zeit früher gegeben. Scott weist dem Getreideanbau hier eine zentrale Rolle zu. Der Siegeszug von Hirse, Weizen, Gerste, Reis und Mais habe unsere Kultur, unser Zusammenleben und auch unsere körperliche Verfassung entscheidend verändert. Die Auftaktvorlesung heißt „The Domestication of Fire, Animals, Grain and….Us“.

Die ersten staatsähnlichen Formationen müsse man sich, so Scott, als höchst fragile Gebilde vorstellen. Umgeben waren sie von Menschen, die häufig noch als Jäger und Sammler lebten. Scott nennt sie „raiding and trading barbarians“, plündernde und Handel treibende Barbaren. Doch gerade sie, die für lange Zeit die Entwicklung des Staates behinderten, halfen letztendlich bei seinem Aufbau, indem sie auch als Söldner dienten oder Sklaven bereitstellten. Die zweite und abschließende Lecture am Dienstag, dem 2. Juni, trägt den Titel „The Early State: its Fragility and the Golden Age of ‚Barbarians’“.

James C. Scott ist Ethnologe, Politikwissenschaftler und Inhaber des renommierten Sterling-Lehrstuhls an der Yale University, wo er auch das „Program in Agrarian Studies” leitet. International bekannt wurde er durch seine Studien über die moralische Ökonomie in Bauerngesellschaften und Arbeiten zu Formen offenen und verdeckten Widerstands benachteiligter und unterdrückter Gruppen gegen ökonomische und politische Herrschaftsverhältnisse.

Der bekennende Anarchist hat sich außerdem mit dem Versagen staatlicher Entwicklungsmodelle und dem Scheitern sozialistischer Utopien nach erfolgreichen Revolutionen befasst und Strategien untersucht, mit Hilfe derer sich südostasiatische Lokalgesellschaften staatlicher Einflussnahme entziehen. Scott arbeitet disziplinübergreifend und kulturvergleichend. Er hat wegweisende Beiträge zur politischen und anthropologischen Theorie verfasst und wird in den Sozial- und Geisteswissenschaften kontrovers diskutiert.

James C. Scott ist der mittlerweile achte Frankfurt Lecturer. Im Rahmen seiner Frankfurt Lectures lädt der Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ herausragende Forscher ein, in zwei aufeinander folgenden Vorlesungen bestimmte Aspekte der Herausbildung normativer Ordnungen auf eine theoretisch innovative und zeitdiagnostisch prägnante Art und Weise zu bearbeiten.

Zu den bisherigen Vortragenden im Rahmen der Frankfurt Lectures gehören Philip Pettit, der an der Princeton University Philosophie und Politische Theorie lehrt, und R. Jay Wallace, Professor für Philosophie an der University of California, Berkeley. Ebenfalls Frankfurt Lecturer waren Martti Koskenniemi, Völkerrechtler an der Universität Helsinki und Ehrendoktor der Goethe-Universität, sowie Charles Larmore, Professor für Philosophie an der Brown University (Rhode Island, USA). Seine Lectures sind in der Schriftenreihe „Frankfurter Vorlesungen“ unter dem Titel „Vernunft und Subjektivität“ im Suhrkamp Verlag erschienen. Charles Larmore ist zudem Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Exzellenzclusters.

James C. Scott:
The Late-Neolithic Multi-species Re-settlement Camp and the Earliest States
Frankfurt Lectures des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“

Lecture I: The Domestication of Fire, Animals, Grain and….Us
Montag, 1. Juni 2015, 18.00 Uhr, Campus Westend, Hörsaalzentrum, HZ 4

Lecture II: The Early State: its Fragility and the Golden Age of „Barbarians“
Dienstag, 2. Juni 2015, 18.00 Uhr, Campus Westend, Hörsaalzentrum, HZ 5

Information: Oliver Bertrand, Professur für Ethnologie kolonialer und postkolonialer Ordnungen, Sekretariat Prof. Susanne Schröter, Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, Tel. (069)798-33062, o.bertrand@em.uni-frankfurt.dewww.normativeorders.net, www.normativeorders.net/de/veranstaltungen/frankfurt-lectures

Sonstige

Mai 27 2015
15:16

Hochschulen und Forschungseinrichtungen können das europaweit einzigartige Online-Angebot in Lizenz erwerben

Goethe-Uni entwickelt eLearning-Kurs zur „Guten Wissenschaftlichen Praxis in der Promotion“

FRANKFURT. Wie sind Forschungsergebnisse zu dokumentieren? Wie zitiert man richtig? Wie geht man mit Bildquellen um? Antworten auf Fragen zum korrekten Arbeiten gibt der eLearning-Kurs „Gute Wissenschaftliche Praxis in der Promotion“. Die Graduiertenakademie der Goethe-Universität GRADE hat ihn konzipiert, nachdem junge Wissenschaftler und Ombudspersonen großes Interesse an dem Thema zum Ausdruck gebracht hatten. Realisiert hat ihn GRADE gemeinsam mit „studiumdigitale - Zentrale eLearning-Einrichtung der Goethe-Universität“.

„Qualitätssicherung ist ein wichtiges Anliegen der Goethe-Universität. Ich gratuliere der Graduiertenakademie zu diesem in Deutschland einzigartigen eLearning-Kurs und freue mich über das große Interesse der scientific community“, erklärt die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Dr. Birgitta Wolff.

Die Skandale der jüngsten Vergangenheit haben gezeigt, welche gravierenden Folgen wissenschaftliches Fehlverhalten für die Karriere haben kann. Viele Doktoranden fühlen sich aber auch nicht ausreichend informiert und sind verunsichert. „Das Wissen darum, wie man korrekt arbeitet und wie man sich verhalten sollte, wenn man Fehlverhalten anderer beobachtet, wird in der Regel vorausgesetzt“, sagt GRADE-Geschäftsführerin PD Dr. Heike Zimmermann-Timm. „Doktoranden sind bei diesem wichtigen Thema meist sich selbst überlassen. Das wollen wir mit unserem fachübergreifenden Kurs zur ‚Guten Wissenschaftlichen Praxis‘ ändern.“

Die Biologin Prof. Dr. Claudia Büchel und der Linguist Prof. Dr. Thomas Ede Zimmermann, Ombudspersonen der Goethe-Universität, haben überprüft, ob der Kurs den Qualitätsmaßstäben der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) entspricht. „Er gibt Doktoranden einen guten Einstieg in das Thema und damit Sicherheit“, bestätigt Claudia Büchel. Der kompakte, leicht zugängliche Kurs steht wahlweise auf Deutsch oder Englisch zur Verfügung. Neben Informationen zur „Guten Wissenschaftlichen Praxis“ arbeitet er weitere Promotionsthemen auf: Wie man ein Forschungsvorhaben sinnvoll plant und organisiert oder welche juristischen Aspekte, etwa im Arbeits- und Urheberrecht, für Doktoranden relevant sind.

Ab 1. Juli 2015 können interessierte Hochschulen und Forschungseinrichtungen Lizenzen für den eLearning-Kurs erwerben, bei Bedarf mit den eigenen Logos. Technisch wird der GRADE-Kurs von „studiumdigitale – Zentrale eLearning Einrichtung der Goethe-Universität“ betreut.

Die Preise sind nach Anzahl der Lizenzen gestaffelt und können bei GRADE angefragt werden. Weitere Informationen: PD Dr. Heike Zimmermann-Timm, GRADE-Geschäftsführerin, Tel. (069) 798-49401, zimmermann-timm@grade.uni-frankfurt.de

Demoversion: http://www.e-learning-by-grade.de

Veranstaltungen

Mai 27 2015
15:06

Literaturarchiv der Goethe-Universität zeigt unbekannte Fotos und Dokumente des berühmten Literaturkritikers

Ausstellung zu Marcel Reich-Ranicki

FRANKFURT. Am 2. Juni wäre der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki 95 geworden. Aus diesem Anlass widmet das Literaturarchiv der Goethe-Universität dem 2013 verstorbenen Frankfurter eine Ausstellung. Sein Sohn Andrew Ranicki hat dafür erstmals die Familienalben mit hunderten Fotos geöffnet, die das Leben seiner Eltern von den Jahren in Polen und Großbritannien bis zu Reich-Ranickis Epoche an der Frankfurter Allgemeinen Zeitung abbilden. Die fotografischen Zeugnisse reichen von 1945, als Reich-Ranicki nach Kriegsende das völlig zerstörte Warschauer Getto besuchte, über seine Jahre als Konsul in London, Literaturkritiker in Warschau und Mitarbeiter der ZEIT in Hamburg bis ins letzte Lebensjahr 2013.

In der Ausstellung des Literaturarchivs der Goethe-Universität werden Fotos und Dokumente erstmals öffentlich gezeigt, was in Verbund mit weiteren Institutionen geschieht, an denen Reich-Ranickis Erbe wirkt: Etwa 200 der Familienfotos, reproduziert in Formaten von A 4 bis 100 x 70 cm und von den Kuratoren gemeinsam mit Andrew Ranicki kommentiert, erscheinen in einer Inszenierung, zu der das Historische Museum den Schreibtisch Reich-Ranickis beisteuert, das Jüdische Museum seine Sammlung von Autorenbildern, das Literaturarchiv der Goethe-Universität den Lesesessel aus der Privatwohnung und die Freundin und Nachbarin Eva Demski das Biedermeierensemble, an dem Teofila und Marcel Reich-Ranicki Weihnachten zu feiern pflegten. Zu den privaten Artefakten stoßen Archivalien aus seiner beruflichen und intellektuellen Heimat, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Marcel Reich-Ranicki. Sein Leben in unbekannten Fotos und Dokumenten, kuratiert von Wolfgang Schopf und Uwe Wittstock. 29. Mai bis 30. Juni 2015. Neuere Philologien/Universitätsarchiv der Goethe-Universität, Dantestr. 9, 60325 Frankfurt am Main.

Literaturarchiv der Goethe-Universität
Mo. – Fr. 15–19 Uhr, Sa. – So. 11–20 Uhr
Eintritt frei
Dantestraße 9 , gegenüber von Senckenberg und Institut für Sozialforschung,
Station Bockenheimer Warte der U-Bahnen 4/6/7

BEGLEITPROGRAMM

2. Juni 2015, 19.30 Uhr
Glückwunsch, Marcel
Eva Demski und Petra Roth erinnern sich am 95. Geburtstag von Marcel Reich-Ranicki an den persönlichen Freund und großen Frankfurter

15. Juni 2015, 19.30 Uhr
Joachim Kersten und Jan Philipp Reemtsma lesen aus Marcel Reich-Ranicki und Peter Rühmkorf. Der Briefwechsel

26. Juni 2015, 19.30 Uhr
Marcel Reich-Ranicki
Der Kritiker unter Kollegen
Ein Abend mit: Ina Hartwig, Martin Lüdke und Uwe Wittstock

Die Ausstellungseröffnung ist bereits am 28. Mai um 19 Uhr. Medienvertreter sind herzlich zu dieser Veranstaltung eingeladen. Anmeldungen bitte bei Wolfgang Schopf, (069) 798-22717, w.schopf@lingua.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Mai 27 2015
11:41

Neun fein ausbalancierte Stahlskulpturen von Robert Schad und vier stilisierte menschliche Bronzefiguren des Niederländers Henk Visch

„Blickachsen 10“ – Kunst auf dem Campus Westend

FRANKFURT. Jaume Plensas Großskulptur „Body of Knowledge“ auf dem Campus Westend hat den Sommer über wieder Gesellschaft bekommen: Auf der Wiese vor dem IG-Farben-Haus und auf den Freiflächen zwischen IG-Farben-Haus und Casino sind bis zum 4. Oktober markante Skulpturen des niederländischen Künstlers Henk Visch und des deutschen Bildhauers Robert Schad zu sehen. Die Kunstwerke sind Teil der Ausstellung „Blickachsen 10“, die am 31. Mai (Sonntag) in Bad Homburg eröffnet wird. Von Bad Homburg aus führen symbolische Blickachsen an acht zusätzliche Ausstellungsorte der Region, zum dritten Mal ist auch der Campus Westend der Goethe-Universität dabei. Die Jubiläumsausstellung der „Blickachsen“ zeigt insgesamt fast 80 Großskulpturen von 33 internationalen Künstlern.

Neun der unverwechselbaren, fein ausbalancierten Stahlskulpturen von Robert Schad (Jahrgang 1953) erwarten die Besucher vor dem IG-Farben-Haus auf dem Campus Westend. Weite Schwünge und Bögen kennzeichnen die aus massivem Vierkantstahl hergestellten Liniengeflechte des deutschen Bildhauers.

Vier der jüngsten Bronzen des bekannten niederländischen Künstlers Henk Visch aus dem Jahr 2015 sind auf der Grünfläche zwischen IG-Farben-Haus und dem Casino ausgestellt. Die vier stilisierten menschlichen Figuren sollen die Betrachter dazu anregen, sich mit den bronzenen „Körperskulpturen“ und den durch ihre Haltung und Gestik ausgedrückten Empfindungen in Beziehung zu setzen, sich ihnen in einer gleichsam ursprünglich naiven Haltung zu nähern.

Der Campus Westend mit seiner wunderbaren Parklandschaft ist für den Bad Homburger Initiator und Kurator der Skulpturenbiennale Christian K. Scheffel ein idealer Ort, sich den Herausforderungen von Wissenschaft und zeitgenössischer Kunst gleichermaßen zu stellen. Und anregende Diskussionen über die Skulpturen werden bereits in den Social Media und auf dem Campus geführt.

Die diesjährige Jubiläumsausstellung gestaltete der Kurator Scheffel in enger Kooperation mit dem Antwerpener Middelheimmuseum, einem der Pioniere im Bereich der Skulpturenausstellung im öffentlichen Raum. Neben großen Namen der Bildhauerei wie Arman, Giacomo Manzù, Werner Pokorny, Franz West oder Erwin Wurm gibt die Ausstellung auch einen Einblick in die junge Kulturszene Belgiens. Dabei werden unterschiedlichste Positionen der dreidimensionalen Gegenwartskunst in Beziehung zueinander und zu ihrem Ausstellungsort gesetzt. Auch eigens für die Ausstellung geschaffene Arbeiten sind wieder dabei. Die diesjährige Auswahl der Werke von 33 internationalen Künstlerinnen und Künstlern hat Scheffel zusammen mit Sara Weyns, Direktorin des Middelheimmuseums und dem flämischen Künstler Lieven Segers getroffen.

Seit 2013 gibt es die Stiftung Blickachsen gGmbH, die seit „Blickachsen 9“ die Ausstellungen verantwortet und gemeinsam mit dem Magistrat der Stadt Bad Homburg, der Kur- und Kongreß-GmbH und der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen veranstaltet; Vorsitzender des Kuratoriums ist Stefan Quandt. Der Geschäftsführer der Stiftung, Christian K. Scheffel, dazu: „Die Stiftung wurde mit dem langfristigen Ziel gegründet, durch einen stetigen Ausbau der ‚Blickachsen‘ im öffentlichen Raum jungen und arrivierten Künstlern aus der ganzen Welt eine Plattform zu bieten. Wir wollen den künstlerischen Nachwuchs fördern und gleichzeitig das allgemeine Interesse und Verständnis für die verschiedensten Positionen der dreidimensionalen Kunst steigern.“

Zu den Künstlern und ihren Werken auf dem Campus Westend

Robert Schad (geboren 1953 in Ravensburg)

Er ist bekannt für seine monumentalen Stahlskulpturen. Ausgehend von der Idee körperlicher Bewegungen gestaltet er Linien aus massivem Vierkantstahl, die sich durch den Raum zu bewegen scheinen. Vor dem IG-Farben-Haus werden in diesem Jahr im Rahmen der „Blickachsen 10“ neun seiner Außenraumwerke gezeigt. Schwere, Beständigkeit und Unbeweglichkeit sind Eigenschaften, die mit dem Material Stahl verbunden werden. Schads großformatige Plastiken dagegen vermitteln den Eindruck von Leichtigkeit. Die trotz ihrer Größe filigran anmutenden Stahllinien recken sich in die Höhe, scheinen sich in der Waagerechten auszubalancieren oder sich mäandernd auf und ab zu bewegen. Die gelenkige Erscheinung der Stahlgebilde steht dabei in starkem Kontrast zur tatsächlichen Massivität des Werkstoffs. Als Vorlage für seine Plastiken dient Schad stets der Tanz: Die Skulpturen seien die Tänzer, er selbst übernehme die Rolle eines Choreographen, indem er Körperhaltungen und Bewegungsabläufe in abstrahierter Form einzufangen sucht, gibt der Künstler selbst an. Das Resultat sei die „angehaltene Bewegung eines tänzerischen Ausdrucks“ - sie gilt es in ihrer räumlichen Ausdehnung wahrzunehmen.

Schad, der an der staatlichen Akademie für Bildende Künste in Karlsruhe bei Albrecht von Hancke und Wilhelm Loth studiert hat, erhielt bereits 1980 sein erstes Stipendium für einen Arbeitsaufenthalt in Porto/Portugal, weitere Stipendien folgten. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen zählen u.a. der Preis für Zeichnung der III. Biennale für zeitgenössische Kunst, Vila Nova de Cerveira/Portugal, (1982), der XXV. Internationale Preis für Zeichnung Joan Miró, Barcelona/Spanien, (1986) sowie der Große Preis der II. Internationalen Biennale für Bildhauerei in Obidos/Portugal (1989–90). Seit 2000 lebt und arbeitet Robert Schad in Larians im Departement Haute-Saône in Frankreich, wo er 2004 seinen eigenen Skulpturenpark eröffnete.

Henk Visch (geboren 1950 in Eindhoven, Niederlande)

Ebenso vielfältig wie seine Tätigkeitsfelder präsentiert sich das künstlerische Schaffen von Henk Visch. Figürliche Plastiken und abstrakte Konstruktionen zählen zu seinem Œuvre, kleinformatige Werke stehen monumentalen, überlebensgroßen Skulpturen gegenüber und das verwendete Material reicht von Holz über Aluminium und Eisen bis hin zu Bronze. Es gibt keine kontinuierliche Entwicklung in seinem Schaffen, vielmehr sind seine Arbeiten Ausdruck einer steten Suche nach der je adäquaten Umsetzung seiner Bildideen. Seine Werke entziehen sich einer eindeutigen Interpretation, sie sind als „Angebote grenzenloser Denkräume“ zu verstehen. Henk Visch bespielte 1988 den niederländischen Pavillon auf der Biennale in Venedig und war Teilnehmer der documenta IX in Kassel. Seit 2005 ist er Professor für Bildhauerei an der Kunstakademie in Münster. Er beschreibt seine Kunst als den geformten Teil seines Lebens, der in der Öffentlichkeit auftritt. Henk Visch ist Bildhauer, Zeichner und Poet, er kuratiert Ausstellungen und schreibt Kunstkritiken.

 

Visch präsentiert auf den Grünflächen zwischen IG-Farben-Haus und Casino die Plastiken „A sex-driven person, lost in the city“, „Five ladies and a gentleman in the colony club“, „The Architect” und „The Illusionist“. Die vier ausgestellten Arbeiten aus dem Jahr 2015 zeigen menschliche Körper: Die figürlichen Darstellungen sind stehend, sitzend oder in einer turnenden Haltung mit nach unten gebeugtem Oberkörper und hochgerecktem Gesäß wiedergegeben. In seinen „Körperskulpturen“ setzt sich Visch immer mit tradierten Themen figürlicher Darstellungen auseinander. Indem er die Skulpturen zu groß oder zu klein gestaltet, die Köpfe stilisiert und im Verhältnis zum Körper viel zu groß geraten lässt oder einzelne Gliedmaßen sogar ganz fehlen, verhandelt er Fragen der Torsierung und Fragmentierung des menschlichen Körpers.

Fotos zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/55697337

Führungen an allen Standorten der Ausstellung „Blickachsen 10“ für private, Gruppen, Schulklassen, Firmen oder Vereine können über die Stiftung Blickachsen gebucht werden (E-Mail: fuehrungen@blickachsen.de, Tel.: (06172) 2 89 07.

Informationen: Sunita Scheffel, Blickachsen Kommunikation, mobil 0178-47 32 591, presse@blickachsen.de, www.blickachsen.de, Pressefotos unter: http://www.blickachsen.de/root/index.php?page_id=341

Veranstaltungen

Mai 26 2015
15:35

Damit der Bildungsweg junger Zuwanderer und unbegleiteter Flüchtlinge in Schule und Arbeitswelt gelingt

Erinnerung: Pressekonferenz „10 Jahre FFM-Praxisprojekt“, 1. Juni 2015

Liebe Medienvertreter, 

Schul- und Ausbildungskarrieren scheitern häufig beim Wechsel von einer Schulform in die nächste. Auch beim Übergang in die Arbeitswelt tauchen neue Strukturen auf, Anforderungen steigen und bestehende Probleme – etwa Sprachschwierigkeiten – treten besonders hervor. Damit Zuwandererkinder, jugendliche Flüchtlinge aus Krisengebieten und sozial benachteiligte Schüler mit besonderem Förderbedarf bildungs- und berufsentscheidende Schnittstellen besser meistern können, bieten Lehramtsstudierende und Studierende der Erziehungswissenschaften seit über zehn Jahren pädagogische Begleitung und Förderung mit dem „FFM-Praxisprojekt“ an.

Gerne möchten wie im Rahmen einer Pressekonferenz einen Blick auf die vergangenen zehn Jahre FFM-Praxisprojekt werfen und Ihnen die neuen Entwicklungen präsentieren. Insbesondere bieten wir einen Einblick in die 2014 gestartete Förderung minderjähriger unbegleiteter Flüchtlinge in Frankfurt, die aktuell im Projektfokus steht. Unterstützt wird das FFM-Praxisprojekt der Didaktischen Werkstatt an der Goethe-Universität durch die Stadt Frankfurt am Main, die Crespo Foundation, die Peter Fuld Stiftung, die randstad stiftung und die Stiftung citoyen.

Herzlich laden wir Sie ein:

am Montag, 1. Juni, um 10:00 Uhr,
im PEG-Gebäude der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Didaktische Werkstatt, Raum PEG 1.G.116, Campus Westend, Theodor-W.-Adorno-Platz 6, 60629 Frankfurt am Main (Zum Lageplan: http://www.uni-frankfurt.de/38090278/lageplane).

Auf dem Podium begrüßen Sie:

Dr. Robert Bernhardt (Pädagogischer Leiter des FFM-Praxisprojekts);

Gabriele Buchholz (Geschäftsführerin der Peter Fuld Stiftung);

Rainer Götzelmann (Staatliches Schulamt Frankfurt, Teamleiter des Aufnahme- und BeratungsZentrums für Seiteneinsteiger);

Ines Peters (Teilnehmende Studentin im FFM-Praxisprojekt);

und Shirin (Teilnehmende Schülerin der Carlo-Mierendorff-Schule Frankfurt).

Die Referenten des Podiums geben aus verschiedenen Perspektiven Einblick in das FFM-Praxisprojekt und in die Arbeit mit jungen Flüchtlingen in Frankfurt am Main. Außerdem werden weitere Projektteilnehmer anwesend sein, die für Ihre Fragen zur Verfügung stehen. Über eine kurze Rückmeldung bezüglich Ihres Kommens freuen wir uns. Bei Fragen können Sie sich gerne an die Koordinatorin der Pressekonferenz, Dr. Laila Nissen, wenden: E-Mail: laila.nissen@gmx.de; Telefon: 0179-9531662

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Dirk Frank

Veranstaltungen

Mai 21 2015
16:11

Studierende organisieren Wirtschaftskonferenz zu aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Problemen u. a. mit Carsten Kratz

Medieneinladung: Next Generation Forum an der Goethe-Universität

FRANKFURT. Am 22. und 23. Mai 2015 findet das diesjährige Next Generation Forum unter dem Motto: „Looking Ahead: Discovering Trends of Tomorrow” auf dem Campus Westend statt. Die seit 2012 von Studierenden der Goethe-Universität organisierte Wirtschaftskonferenz konnte 2013 die Schirmherrschaft des Europäischen Parlaments und Jean-Claude Juncker gewinnen. Sie bietet über 200 begabten und engagierten Studierenden aus ganz Europa die Möglichkeit, sich mit den Führungskräften der Wirtschaft über aktuelle und zukünftige wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme auszutauschen.

Dieses Jahr konnten als Redner unter anderem Carsten Kratz (The Boston Consulting Group), Dr. Martin Deckert (UBS Deutschland), Jens Wilhelm (Union Investment), Dr. Bettina Orlopp (Commerzbank) und Kevin O’Brien (Handelsblatt) gewonnen werden. Die Eröffnung der Veranstaltung übernimmt der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. 

Al-Wazir sieht im Next Generation Forum eine wichtige Plattform, um mit Studierenden aus dem In- und Ausland Zukunftstrends zu diskutieren: „Zu diesen Trends zählen der Klimawandel und die Energiewende, die demografische Entwicklung, die Digitalisierung und die Globalisierung der Märkte – all diese Themen sind auch für die hessische Wirtschaftspolitik von zentraler Bedeutung.“

Next Generation Forum 22./23. Mai 2015, ab 10:00 Uhr, Festsaal/Casino, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, Campus Westend

Anmeldung für Pressevertreter unter: info@next-generation-forum.com

Informationen: Jan Fricke, Next Generation Forum, Tel.: 0176 93186256, E-Mail: info@next-generation-forum.com, www.2015.next-generation-forum.com

Personalia/Preise

Mai 21 2015
16:10

Nach der Auszeichnung mit dem ERC-Grant wurde die Frankfurter Neurobiologin Amparo Acker-Palmer ins EMBO aufgenommen

Weitere Würdigung für Frankfurter Wissenschaftlerin

FRANKFURT. Die guten Nachrichten nehmen für Prof. Amparo Acker-Palmer, Neurobiologin an der Goethe-Universität Frankfurt, kein Ende. Nachdem der Europäische Forschungsrat (ERC) ihr vorige Woche für den Advanced Investigator Grant in Höhe von 2,5 Millionen Euro zuerkannt hatte, ist die 46-Jährige jetzt in die renommierte Vereinigung EMBO, deren Name für „European Molecular Biology Organization“ steht, aufgenommen worden. „Diese Auszeichnung ist eine große Ehre für mich, und ich freue mich darauf, zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen Wissenschaft in Europa weiter zu stärken“, so Acker-Palmer.

1964 gegründet, setzt sich die EMBO für Exzellenz in den Lebenswissenschaften ein und nimmt Einfluss auf die künftige Ausrichtung von Forschung, indem sie internationale Netzwerke fördert. So soll eine europäische Forschungslandschaft entstehen, die den Austausch von Forschungsergebnissen begünstigt und bestmögliche Ergebnisse erbringt. Die rund 1700 Mitglieder, allesamt führende Wissenschaftler aus Europa und der ganzen Welt, haben ein Mitspracherecht bei den Aktivitäten der EMBO, sie wirken bei den Auswahlverfahren für die verschiedenen Stipendienprogramme mit, und sie können weitere Mitglieder vorschlagen.

Amparo Acker-Palmer, gebürtige Spanierin, studierte Biologie und Biochemie an der Universität von Valencia, wo sie 1996 promovierte. Sie arbeitete am Europäischen Molekularbiologischen Labor (EMBL) in Heidelberg und am Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried bei München. 2007 wurde sie an das Exzellenzzentrum „Makromolekulare Komplexe“ der Goethe-Universität Frankfurt berufen. Seit 2011 ist Acker-Palmer Leiterin der Abteilung Molekulare und Zelluläre Neurobiologie beim Fachbereich Biowissenschaften der Goethe Universität. Für ihr Vorhaben, das die Kommunikation zwischen Nervenzellen und Blutgefäßzellen im Gehirn in den Blick nimmt, erhielt sie jüngst den Advanced Investigator Grant des Europäischen Forschungsrats.

Ein Porträt zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/55658293

 Informationen:  Prof. Dr. Amparo Acker-Palmer, Institut für Zelluläre Neurobiologie, Goethe-Universität Frankfurt, Telefon +49 (0) 69 798 42563, email Acker-Palmer@bio.uni-frankfurt.de

Forschung

Mai 20 2015
16:54

Alternativer Drogen- und Suchtbericht aus Sicht der Frankfurter Wissenschaftler

Frankfurt weist gute Suchthilfe-Infrastruktur auf

FRANKFURT. Der 2. Alternative Drogen- und Suchtbericht wurde im Vorfeld der Veröffentlichung des Drogen- und Suchtberichts der Bundesregierung am 21. Mai 2015  herausgegeben. Er hat zum Ziel, Irrtümer in der Drogenpolitik zu korrigieren und Erkenntnisse der Sucht- und Präventionsforschung in dauerhaft erfolgreiche Maßnahmen zu übersetzen. Initiatoren sind akzept e.V. – Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik, die Deutsche AIDS-Hilfe und das Selbsthilfe-Netzwerk JES Bundesverband. An den Inhalten des Berichts waren die Frankfurter Wissenschaftler Prof. Dr. Heino Stöver vom Institut für Suchtforschung der Frankfurt University of Applied Sciences (FRA-UAS) sowie Dr. Bernd Werse vom Centre For Drug Research der Goethe-Universität Frankfurt beteiligt.

Die Kernaussage des Berichts lautet, dass der Markt für illegale Drogen reguliert werden muss, um ihn nicht länger der organisierten Kriminalität zu überlassen. Da Verbotspolitik und Repression gescheitert sind, sei das Betäubungsmittelgesetz dringend reformbedürftig. Es verfehle nicht nur das Ziel, Drogenkonsum und dessen schädliche Folgen für Individuen und Gesellschaft zu verhindern, sondern sei Mitverursacher dieser Schäden. Drogenverbote verdrängten das Geschehen lediglich ins Verborgene: Menschen, die Drogen konsumieren, werden in die Illegalität gedrängt, wo sie für Hilfsangebote schwer erreichbar sind; organisierte Kriminalität und Schwarzmarktpreise ziehen Beschaffungskriminalität nach sich; für inhaftierte Drogenkonsumenten ist die Wahrscheinlichkeit, sich mit HIV oder HCV zu infizieren um ein Vielfaches höher, u.a. weil keine sauberen Spritzen zur Verfügung stehen; auch ist die Qualität illegaler Substanzen nicht kontrollierbar, oft sind den Drogen gefährliche Strecksubstanzen beigemischt. Das Betäubungsmittelgesetz behindere Prävention, Schadensbegrenzung und Therapie und koste damit vielen Menschen ihre Gesundheit.

Mit einer staatlich kontrollierten Produktion und Abgabe von Cannabis-Produkten und einem ausgebauten Zugang zu Diamorphin (pharmazeutisch erzeugtem Heroin) über das Medizinsystem könnten verschiedene Probleme gelöst werden. Durch Drug-Checking-Angebote zur Untersuchung der Zusammensetzung von Drogen könnte der Verbraucherschutz gestärkt werden. Auch müsste der Zugang zu Konsumutensilien, vor allem sterilen Spritzen, in Haft ermöglicht werden. Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen für Substitutionsärzte müsste verbessert und Substitutionsbehandlungen bundesweit zuverlässig als Therapie anerkannt werden.

Als Erfolg der Frankfurter Suchthilfe kann verzeichnet werden, dass es – verglichen mit anderen Städten mit einer ähnlichen Zahl an Drogenabhängigen – im Jahr 2014 in Frankfurt nur 23 Drogentote gab. In Frankfurt besteht eine Vielfalt ineinandergreifender Suchthilfe-Angebote: Europas größte Drogenhilfeeinrichtung, Eastside, befindet sich im Frankfurter Osthafen. Dort leben, wohnen und arbeiten Drogenabhängige unter einem Dach. Im Eastside werden auch Menschen begleitet, die durch ihre langjährige Drogenabhängigkeit unter schweren physischen und psychischen Erkrankungen leiden. Zudem wurde in Frankfurt die Heroin-Abgabe unter ärztlicher Aufsicht durchgesetzt, was aktuell rund 100 schwerabhängige Menschen betrifft, bei welchen die Stabilisierung durch Opioide, u.a. Methadon, nicht funktionierte. So soll deren Verelendung verhindert und ihr Leben stabilisiert werden. In Frankfurt ist durch die Suchthilfe-Einrichtungen das Drogenproblem nicht mehr im Alltagsgeschehen sichtbar, was es jenen Einrichtungen gleichzeitig auch erschwert, Gelder für Suchthilfe zu erhalten. Auffällig hoch ist in Frankfurt jedoch noch die HIV-Verbreitungsrate: Rund 9 % aller Heroin-Abhängigen sind HIV-positiv; in anderen Städten seien es hingegen 1 bis 3 %. Trotz vielfältiger Angebote besteht hier ein dringender Handlungsbedarf.

Der 2. Alternative Drogen- und Suchtbericht 2015: http://alternativer-drogenbericht.de/wp-content/uploads/2015/05/Alternativer-Drogen-und-Suchtbericht-2015.pdf

Weitere Informationen: Dr. Bernd Werse, Centre for Drug Research, Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Tel. (069) 798-36386; werse@em.uni-frankfurt.de; www.uni-frankfurt.de/cdr

Veranstaltungen

Mai 20 2015
16:51

Enter_Zukunft_IT, 21. Mai, Campus Bockenheim

IT Fach- und Jobmesse

FRANKFURT. Der Fachbereich Informatik und Mathematik sowie der Career Service der Goethe-Universität Frankfurt veranstalten am Donnerstag, den 21. Mai 2015, die zweite IT Fach- und Jobmesse. Am Campus Bockenheim, im Sozialzentrum/Neue Mensa Foyer, begrüßt die Universität mit „Enter_Zukunft_IT“ interessierte Studierende, Absolventen sowie Fach- und Führungskräfte, die sich über Jobmöglichkeiten und Neuigkeiten in der IT-Branche informieren möchten. Unternehmen und Organisationen aus der Wirtschaft und der Goethe-Universität präsentieren sich den Besuchern zwischen 10 Uhr und 16 Uhr an Messeständen, in Unternehmenspräsentationen und in Fachvorträgen.

Der Eintritt ist kostenfrei.

Nähere Informationen zur Veranstaltung, zum Vortragsrahmenprogramm sowie den Messeausstellern finden Sie unter www.enter-zukunft-it.de.

Veranstaltungen

Mai 20 2015
16:44

Damit der Bildungsweg junger Zuwanderer und unbegleiteter Flüchtlinge in Schule und Arbeitswelt gelingt

Medien-Einladung: Übergänge begleiten – 10 Jahre FFM-Praxisprojekt

Liebe Medienvertreter, 

Schul- und Ausbildungskarrieren scheitern häufig beim Wechsel von einer Schulform in die nächste. Auch beim Übergang in die Arbeitswelt tauchen neue Strukturen auf, Anforderungen steigen und bestehende Probleme – etwa Sprachschwierigkeiten – treten besonders hervor. Damit Zuwandererkinder, jugendliche Flüchtlinge aus Krisengebieten und sozial benachteiligte Schüler mit besonderem Förderbedarf bildungs- und berufsentscheidende Schnittstellen besser meistern können, bieten Lehramtsstudierende und Studierende der Erziehungswissenschaften seit über zehn Jahren pädagogische Begleitung und Förderung mit dem „FFM-Praxisprojekt“ an.

Gerne möchten wie im Rahmen einer Pressekonferenz einen Blick auf die vergangenen zehn Jahre FFM-Praxisprojekt werfen und Ihnen die neuen Entwicklungen präsentieren. Insbesondere bieten wir einen Einblick in die 2014 gestartete Förderung minderjähriger unbegleiteter Flüchtlinge in Frankfurt, die aktuell im Projektfokus steht. Unterstützt wird das FFM-Praxisprojekt der Didaktischen Werkstatt an der Goethe-Universität durch die Stadt Frankfurt am Main, die Crespo Foundation, die Peter Fuld Stiftung, die randstad stiftung und die Stiftung citoyen.

Herzlich laden wir Sie ein:

am Montag, 1. Juni, um 10:00 Uhr,
im PEG-Gebäude der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Didaktische Werkstatt, Raum PEG 1.G.116, Campus Westend, Theodor-W.-Adorno-Platz 6, 60629 Frankfurt am Main (Zum Lageplan: http://www.uni-frankfurt.de/38090278/lageplane).

Auf dem Podium begrüßen Sie:

Dr. Robert Bernhardt (Pädagogischer Leiter des FFM-Praxisprojekts);
Gabriele Buchholz (Geschäftsführerin der Peter Fuld Stiftung);
Rainer Götzelmann (Staatliches Schulamt Frankfurt, Teamleiter des Aufnahme- und BeratungsZentrums für Seiteneinsteiger);
Ines Peters (Teilnehmende Studentin im FFM-Praxisprojekt);
und Shirin (Teilnehmende Schülerin der Carlo-Mierendorff-Schule Frankfurt).

Die Referenten des Podiums geben aus verschiedenen Perspektiven Einblick in das FFM-Praxisprojekt und in die Arbeit mit jungen Flüchtlingen in Frankfurt am Main. Außerdem werden weitere Projektteilnehmer anwesend sein, die für Ihre Fragen zur Verfügung stehen. Über eine kurze Rückmeldung bezüglich Ihres Kommens freuen wir uns. Bei Fragen können Sie sich gerne an die Koordinatorin der Pressekonferenz, Dr. Laila Nissen, wenden: E-Mail: laila.nissen@gmx.de; Telefon: 0179-9531662

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Dirk Frank

Sonstige

Mai 20 2015
09:30

Mitarbeitende erhalten rückwirkend zum 1. März mehr Geld

Tarifeinigung an der Goethe-Universität

FRANKFURT. In den Tarifverhandlungen der Goethe-Universität mit den Gewerkschaften gibt es eine Einigung. Für die Beschäftigten der Goethe-Universität bedeutet der gestrige Abschluss rückwirkend zum 1. März 2015 2,0 Prozent und zum 1. April 2016 2,4 Prozent mehr Geld, mindestens jedoch 80 Euro mehr in den Entgeltgruppen 1 bis 9.

Trotz grundsätzlicher Einigkeit der Tarifparteien über eine Einkommenserhöhung für die Beschäftigten war eine Tarifeinigung bisher nicht zustande gekommen, da es Meinungsverschiedenheiten über die Behandlung von Hilfskräften gab. Hier gelang gestern der Durchbruch: „Wir sind von Seiten des Präsidiums mit einem Vorschlag zu den Hilfskräften in die Verhandlungen gegangen, der nun Grundlage für die tarifliche Einigung geworden ist“, sagte Universitätskanzler Holger Gottschalk. „Darüber freue ich mich sehr. Trotz schwieriger, auch finanzieller Rahmenbedingungen ist es uns gelungen, eine tragfähige Lösung zu finden, die den Interessen aller Beteiligten und den Beschlüssen des Senats angemessen Rechnung trägt.“

Der Senat hatte sich in seiner April-Sitzung für die Aufnahme der Hilfskräfte in den Tarifvertrag sowie der Einrichtung einer Task Force ausgesprochen, die die Erfahrungen zu tariflichen Regelungen für Hilfskräfte in anderen Bundesländern ermitteln soll.

Die Tarifvertragsparteien haben sich gestern darauf geeinigt, im Rahmen der Fortentwicklung des Tarifrechts zeitnah Verhandlungen zur Personengruppe der Hilfskräfte zu führen. Dabei soll auf Basis der vom Senat der Goethe-Universität beschlossenen Task Force gemeinsam eruiert werden, welche tariflichen und/oder außertariflichen Vereinbarungen in diesem Zusammenhang getroffen werden können. Diese Verhandlungen sollen bis zum Ende des Wintersemesters 2015/16 abgeschlossen sein.

Forschung

Mai 19 2015
14:12

Rekonstruktion der arktischen Klimaverhältnisse in der Kreidezeit

Arktis: Warmzeit mit Pause

FRANKFURT. Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt und des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums haben gemeinsam mit kanadischen Kollegen die klimatische Entwicklung des arktischen Ozeans während der Kreidezeit, vor 145 bis 66 Millionen Jahren, rekonstruiert. Das Forscherteam kommt zu dem Schluss, dass es während des für ein extremes Treibhausklima bekannten geologischen Zeitalters einen massiven Kälteeinbruch gab. Die heute im Fachjournal „Geology“ veröffentlichte Studie soll auch dabei helfen, die Prognosen über die zukünftige Klima- und Umweltentwicklung zu verbessern und den Einfluss des Menschen auf den Klimawandel abzuschätzen.

Die Kreidezeit, vor rund 145 Millionen Jahren bis etwa 66 Millionen Jahren vor heute, war einer der wärmsten Abschnitte der Erdgeschichte: Die Pole waren eisfrei und in den Ozeanen herrschten Durchschnittstemperaturen von bis zu 35 Grad Celsius. „Ein typisches Treibhausklima; manche sprechen sogar von einem ‚Supertreibhaus‘“, erklärt Professor Dr. Jens Herrle von der Goethe-Universität und Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und fügt hinzu: „In der Arktis haben wir jetzt Hinweise gefunden, dass diese warme Epoche vor 112-118 Millionen Jahren für einen Zeitraum von etwa 6 Millionen Jahren unterbrochen wurde.“

Der Frankfurter Paläontologe hat gemeinsam mit einer kanadischen Kollegin Professor Claudia Schröder-Adams von der Carleton Universität in Ottawa den arktischen Glacier Fiord und die Lost Hammer Diapir Lokalität auf Axel Heiberg Island in 5 bis 10 Meter-Schritten beprobt. „Dabei haben wir auch sogenannte Glendonite gefunden“, erzählt Herrle. Als Glendonit werden sternförmige Calzit-Minerale bezeichnet, die die Gestalt des Minerals Ikait angenommen haben. „Diese so genannten Pseudomorphosen von Calzit nach Ikait entstehen, weil Ikait nur unterhalb von etwa 8 Grad Celsius stabil ist und sich bei wärmeren Temperaturen in Calzit umwandelt“, erläutert Herrle und ergänzt: „Unsere sedimentologischen Untersuchungen und Altersdatierung geben demnach einen konkreten Hinweis auf die Umweltbedingungen in der kreidezeitlichen Arktis und bestätigen die Vermutung, dass es zu dieser Zeit eine längere Unterbrechung der Warmzeit im arktischen Ozean gab.“

1700 Gesteinsproben hat Herrle bei zwei Forschungsreisen in den Jahren 2011 und 2014 aus der Arktis mit nach Frankfurt gebracht und dort mit seiner Arbeitsgruppe mit geochemischen und paläontologischen Methoden untersucht. Aber können die kreidezeitlichen Gesteine aus der Polarregion auch dabei helfen den derzeitigen Klimawandel besser zu verstehen? „Ja“, meint Herrle und erklärt: „Gerade die Polargebiete reagieren besonders sensibel auf globale Klimaschwankungen. Durch den Blick in die geologische Vergangenheit gewinnen wir grundlegende Kenntnisse zur Dynamik von Klimawandel und der ozeanischen Zirkulation unter extremen Treibhausbedingungen. Um den aktuellen menschgemachten Klimawandel besser abschätzen zu können, müssen wir beispielsweise verstehen, welche Prozesse in einem extremen Treibhausklima maßgeblich zum Klimawandel beitragen.“ Im Falle der kretazischen Kaltperiode nimmt Herrle an, dass durch die Öffnung des Atlantiks in Verbindung mit Veränderungen der ozeanischen Zirkulation und der marinen Produktivität mehr Kohlenstoff in die Sedimente eingetragen wurde. Dies hatte eine Abnahme des Kohlendioxid-Gehaltes in der Atmosphäre zur Folge, was wiederum zu einer globalen Abkühlung führte.

Die neugewonnenen Daten des Frankfurter Wissenschaftlers aus der Kreidezeit sollen nun mit Ergebnissen dieser Epoche aus dem Atlantik korreliert werden, „um eine genauere stratigraphische Einteilung der Kreidezeit zu erreichen und die Wechselbeziehungen zwischen den Polarregionen und den Subtropen besser zu verstehen“, gibt Herrle einen Ausblick.

 

Publikation
Jens O. Herrle, Claudia J., Schröder-Adams, William Davis, Adam T. Pugh, Jennifer M.

Galloway, and Jared Fath: Mid-Cretaceous High Arctic stratigraphy, climate, and Oceanic Anoxic Events, in: Geology, 19 Mai 2015, 10.1130/G36439.1

Open Access

http://geology.gsapubs.org/cgi/content/abstract/G36439.1v1

Bildmaterial finden Sie unter: www.senckenberg.de/presse

Informationen:  Prof. Dr. Jens O. Herrle, Senckenberg Biodiversität und Klimaforschung Zentrum, Paläontologie des Fachbereichs Geowissenschaften an der Goethe Universität Frankfurt Tel.: ( 069) 798 40180, jens.herrle@em.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Mai 19 2015
11:26

Prof. Raewyn Connell aus Australien zu Gast bei den Cornelia Goethe Colloquien

„Männlichkeiten der Welt: Perspektiven aus dem globalen Süden“

FRANKFURT. Die international bekannte australische Männlichkeitsforscherin Prof. Raewyn Connell (University of Sydney, Australien) ist am 26. Mai (Dienstag) Gastrednerin bei den öffentlichen Cornelia Goethe Colloquien zum Thema „Masculinities“ Mit ihrem Vortrag „Masculinities in the World: Perspectives from the Global South” („Männlichkeiten der Welt: Perspektiven aus dem globalen Süden“) wird die Australierin den Blickwinkel verschieben: Connell nimmt eine kritische Metaebene auf US- und eurozentristische Perspektiven der Männlichkeitsforschung ein.

Üblicherweise beruhen die Forschungsansätze zu diesem Thema auf Konzepten des globalen Nordens, meist werden diese Ideen – getreu der langen Geschichte des Kolonialismus über die letzten 500 Jahre – auf eine globale Ebene übertragen und universalisiert. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass die Weltgesellschaft geprägt von massiven Ungleichheiten ist, die häufig historische Wurzeln haben. Raewyn Connell ist der Auffassung, dass nicht nur Perspektiven des globalen Südens, sondern auch die intellektuellen Ressourcen postkolonialer Gesellschaften heute zum Verstehen von Männlichkeiten betrachtet werden müssen. Sie wird in ihrem Vortrag einige der Denker des globalen Südens vorstellen sowie historische Erfahrungen und aktuelle Themen, die notwendig sind, ein neues Verständnis aufzubauen. Der Vortrag, der um 18 Uhr c.t. im HZ 5, Hörsaalzentrum, Campus Westend beginnt, ist in englischer Sprache.

Die Wissenschaftlerin ist emeritierte Professorin der University of Sydney und eine der führenden Sozialwissenschaftlerinnen Australiens. Ihre Arbeiten wurden in 18 Sprachen übersetzt. Connell lehrte im Bereich der Soziologie, Politikwissenschaften, Erziehungswissenschaften und ist darüber hinaus seit langem in der Arbeiter- und Friedensbewegung aktiv.

Informationen: Barbara Kowollik, Cornelia Goethe Centrum für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse, Campus Westend, Tel.(069) 798 35100,  E-Mail: cgcentrum@soz.uni-frankfurt.de, http://www.cgc.uni-frankfurt.de/cgc-lehre-kolloq.shtml

Forschung

Mai 18 2015
16:44

Zwei von zehn Plastikringen setzten Chemikalien mit hormonähnlicher Wirkung frei

Umwelthormone im Babybeißring

FRANKFURT. Zwei von zehn Beißringen aus Plastik, die zahnenden Babys zur Schmerzlinderung gegeben werden, setzten im Laborversuch Chemikalien mit einer hormonähnlichen Wirkung frei. Ein Produkt enthielt die normalerweise als Konservierungsstoff in Kosmetika verwendeten Parabene, das zweite sechs bisher nicht identifizierte Umwelthormone. Das berichten Forscherinnen und Forscher der Goethe-Universität in der aktuellen Ausgabe des „Journal of Applied Toxicology“.

„Die gute Nachricht ist, dass die meisten Beißringe, die wir untersucht haben, keine Umwelthormone enthalten. Auffällig ist aber der Nachweis von Parabenen in einem Produkt, weil diese Zusatzstoffe normalerweise nicht in Plastikspielzeugen verwendet werden“, sagt Dr. Martin Wagner von der Abteilung Aquatische Ökotoxikologie der Goethe-Universität. Die nachgewiesenen Stoffe – Methyl-, Ethyl- und Propylparaben – können im Körper wie natürliches Östrogen wirken und hemmen zudem die Wirkung von Androgenen wie Testosteron. Die EU-Kommission hat Propylparaben unlängst als Konservierungsstoff in Hautcremes für wunde Babypopos verboten, weil sie durch die rissige Haut in den Körper gelangen könnten.

„Unsere Studie zeigt, dass Plastikspielzeug eine Quelle unerwünschter Substanzen sein kann. Hersteller, Aufsichtsbehörden und Wissenschaftler sollten die chemische Belastung durch Plastikspielzeug gründlicher untersuchen“, schließt Wagner aus der Studie. Die Zusatzstoffe seien nur von begrenztem Nutzen für die Qualität des Produktes, könnten aber ein Gesundheitsrisiko darstellen. Das gelte insbesondere für Säuglinge und Kleinkinder, deren Entwicklung einer fein austarierten hormonellen Kontrolle unterliegt. Zudem ist bei gleicher Dosis die Wirkung von Umwelthormonen bei Babys aufgrund des vergleichsweise geringen Körpergewichtes entsprechend höher als bei Erwachsenen.

Publikation:

Elisabeth Berger, Theodoros Potouridis, Astrid Haeger, Wilhelm Püttmann und Martin Wagner: Effect-directed identification of endocrine disruptors in plastic baby teethers, in Journal of Applied Toxicology, 18.5.2015, DOI: 10.1002/jat.3159

Informationen:  Dr. Martin Wagner, Abteilung Aquatische Ökotoxikologie, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-42149, wagner@bio.uni-frankfurt.de; Elisabeth Berger, Tel.: (060516) 1954-3117, elisabeth.berger@senckenberg.de