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Bronzeskulptur der Frankfurter Bildhauerin Wanda Pratschke auf dem Campus Westend eingeweiht
FRANKFURT. Ob Skulpturen, Wandgemälde, Büsten oder andere Objekte: Auf dem weitläufigen Gelände des Campus Westend haben zahlreiche Kunstwerke ihren Ort. Nun kommt zur Kunst auf dem Campus ein neues Werk hinzu: die Bronzeskulptur „Unbesiegbare“ der renommierten Frankfurter Künstlerin Wanda Pratschke. Die überlebensgroße, dunkle Figur eines liegenden Frauenkörpers hat auf der Wiese zwischen Hörsaalgebäude und Seminarhaus nahe dem Adorno-Arbeitsplatz im Glaskasten einen prominenten Platz gefunden. Die Skulptur wurde heute in Anwesenheit der Künstlerin, des Universitätspräsidenten Prof. Dr. Enrico Schleiff und, stellvertretend für die Stifter, dem Vorstandsvorsitzenden der Vereinigung der Freunde und Förderer der Goethe-Universität Prof. Dr. Wilhelm Bender eingeweiht.
Die
Skulptur „Unbesiegbare“ ist Anfang der Corona-Pandemie entstanden. „Immer ist
es der Mensch und dessen Ausstrahlung, die mein Interesse erwecken“, erklärte
die Künstlerin Wanda Pratschke vor Ort. Es gehe ihr um eingefangenes Leben,
Sinnlichkeit und Grazie – ein Prozess, der Zeit brauche. „Wenn es mir dann
gelingt, Zeitlosigkeit in der Skulptur zu gestalten, überrascht es mich oder
andere Betrachter.“ Die 1939 in Berlin geborene Bildhauerin, die nach einer
Ausbildung zur Bühnenbildnerin an der Frankfurter Städelschule studierte, ist
durch ihre Plastiken von großen, selbstbewussten, runden Frauen bekannt
geworden. Zahlreiche ihrer Werke sind im öffentlichen Raum zu sehen, wie die
„Große Stehende Betty (1984)“ in den Frankfurter Wallanlagen, „Die Schöne“
(2001) im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens, die „Große Liegende“ (2016) in
der Dienstvilla des Hessischen Ministerpräsidenten in Wiesbaden. „Frauen, an
denen niemand vorbeikommt“, heißt es in einem Zeitungsbericht über Pratschkes
Skulpturen.
„Wir
freuen uns sehr, dass die eindrückliche Plastik ,Unbesiegbare' nun auf unserem
Campus steht und dazu einlädt, sich mit ihr auseinandersetzen“, sagte Prof. Dr.
Enrico Schleiff bei der Einweihung. An der Stiftungsuniversität Frankfurt habe
Kunst und Kultur eine „sehr lange Tradition“. Diese Tradition gebe es jedoch
nur dank des Engagements großzügiger Stifter, die Kunst für die Universität
erwerben und ihr übereignen, erklärte Schleiff in Bezug auf die Stifter, unter
anderen Stefan Quandt, Friedrich von Metzler und Wilhelm Bender. „Hierfür
danken wir Ihnen sehr.“ Vor allem dankte Schleiff auch den Freunden und
Förderern der Universität, die immer wieder Möglichkeiten eröffneten und
Impulse für interessante Projekte und Ideen setzten.
Der
Vorstandsvorsitzende der Freundesvereinigung Wilhelm Bender zeigte sich
überzeugt: „Wanda Pratschkes ,Unbesiegbare' wird den Campus Westend
bereichern.“ Der Entstehungsprozess der Skulptur kann im Video „Unbesiegbare
2021 - Von der Skizze zur Skulptur - Wanda Pratschke“, produziert von der
Medienkünstlerin Katja Pratschke, Berlin, in der Webadresse gesehen werden: https://vimeo.com/660884676
Bilder
zum
Download: https://www.uni-frankfurt.de/111581394
Bildtext:
Bild
1: Die Bildhauerin Wanda Pratschke mit ihrer Bronzeskulptur
„Unbesiegbare“ auf dem Campus Westend der Goethe-Universität (Foto: Uwe
Dettmar/Goethe-Universität)
Bild
2: Die Bildhauerin Wanda Pratschke mit ihrer Bronzeskulptur „Unbesiegbare“,
gemeinsam mit einem der Stifter, Prof. Dr. Wilhelm Bender, und
Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff auf dem Campus Westend der
Goethe-Universität (Foto: Uwe Dettmar/Goethe-Universität)
Weitere
Informationen:
www.wanda-pratschke.de/
https://www.uni-frankfurt.de/39005880/Kunst_im_Fokus
Hessische Schülerinnen und Schüler erhalten 2022 bundesweit erstmalig die Möglichkeit, an „Safe Place“ teilzunehmen.
FRANKFURT. Aufgrund der pandemiebedingt gestiegenen psychischen Belastungen von Schülerinnen und Schülern sieht das Landesprogramm „Löwenstark – der BildungsKICK“ auch psychosoziale Unterstützungsmaßnahmen für die hessischen Schulen vor. Eine der Maßnahmen ist das vor kurzem gestartete Programm „Safe Place“ der gemeinnützigen Organisation NATAL (Israel Trauma Center for Victims of Terror and War). Es zielt darauf ab, die Resilienz und Stressbewältigungskompetenz von Schülerinnen und Schülern zu stärken sowie den präventiven Umgang mit Belastungssymptomen zu üben. Umgesetzt wird das Programm von eigens dafür qualifizierten Schulpsychologinnen und Schulpsychologen.
Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz betont, „dass gerade jetzt auch die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in den Schulen in den Blick genommen werden muss. Durch die Zusammenarbeit mit NATAL ist es möglich, ein neues Angebot für unsere hessischen Schülerinnen und Schüler in den entsprechenden Klassen zu realisieren.“
Die Begleitung und Qualifizierung der zuständigen Schulpsychologinnen und Schulpsychologen sowie die wissenschaftliche Evaluation des Einsatzes von Safe Place erfolgt zusammen mit NATAL durch das Kompetenzzentrum Schulpsychologie Hessen (KSH) an der Goethe-Universität Frankfurt. Prof. Dr. Gerhard Büttner als wissenschaftlicher Leiter des KSH erhofft sich „eine große Resonanz seitens der Schulen auf Safe Place, um möglichst viele Klassen intensiv fördern und nachhaltige Erkenntnisse über die Wirksamkeit des Programms gewinnen zu können.“ Eine Teilnahme an Safe Place wird den hessischen Schulen ab dem Frühjahr 2022 ermöglicht.
Hintergrundinformation:
NATAL
(Israel Trauma Center for Victims of Terror and War) ist eine gemeinnützige
Organisation, deren Ziel es ist, in der Gesellschaft das Bewusstsein für
krisenbedingte Traumata zu schärfen. Das Resilienzförderprogramm Safe Place
wurde von NATAL entwickelt und vielfach in Israel eingesetzt. Ein
pandemiebezogener Einsatz von Safe Place erfolgte unter anderem in New
York. Durch die Kooperation mit NATAL kann Safe Place erstmalig in
Deutschland für Schülerinnen und Schüler insbesondere der Klassenstufen 4 bis 7
angeboten werden.
Kontakt:
Prof.
Dr. Gerhard Büttner, Institut für Psychologie, Leitung Kompetenzzentrum
Schulpsychologie Hessen, Goethe-Universität Frankfurt. Tel:
+49-(0)69/798-35347; buettner@paed.psych.uni-frankfurt.de
Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema Bewegung erschienen – Sportmediziner Michael Behringer erforscht die Ursachen von Muskelkrämpfen
Die meisten Menschen vertrauen bei Muskelkrämpfen auf Magnesium. Aber die wissenschaftliche Beweislage dafür ist dünn – und die Theorie, dass Krämpfe durch einen Elektrolytmangel entstehen, mehr als 100 Jahre alt. Sportmediziner Michael Behringer hat eine erstaunliche Entdeckung gemacht. Was helfen könnte im Kampf gegen den Krampf, darüber lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ zum Thema „bewegt“.
FRANKFURT. Sie
können selbst guttrainierten Sportlern einen Strich durch die Rechnung machen:
Wadenkrämpfe sind besonders bei Triathleten und Marathonläufern eine häufige
Plage, die schon manchen Sieg vereitelt hat. Aber nicht nur Sportler leiden
unter Krämpfen: Auch andere Menschen haben nachts häufige und äußerst
schmerzhafte Muskelkrämpfe, die sie schier zur Verzweiflung bringen. »Die
Kombination von Schmerz und Schlafmangel führt in schweren Fällen manchmal
sogar zu Suizidgedanken«, sagt Prof. Michael Behringer, Sportmediziner an der
Goethe-Universität.
Im Breitensport ist Magnesium das beliebteste Mittel gegen
Krämpfe, und das schon seit vielen Jahrzehnten. Doch die Evidenz dafür, dass
Magnesium Krämpfen vorbeugt oder sie lindert, ist laut einer Metaanalyse von 2020
äußerst gering. Michael Behringer und sein Team verfolgen eine andere
Strategie, die insbesondere bei starker Krampfneigung helfen könnte: Mit Hilfe
von elektrischer Stimulation wird der Muskel so trainiert, dass die
Krampfschwelle ansteigt. Näheres zur Krampfforschung an der Goethe-Universität
ist in der neuesten Ausgabe von Forschung Frankfurt, dem Wissenschaftsmagazin
der Goethe-Universität, nachzulesen.
In weiteren Beiträgen berichten Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler über ihre Forschungsprojekte zu verschiedenen Aspekten von
Bewegung, zum Beispiel wie sie Computern das Erkennen unterschiedlicher
Bewegungen wie „schneiden“ oder „winken“ beibringen, wie die
„Zappel-Philipp“-Krankheit ADHS auch noch Erwachsenen zu schaffen macht oder
wie sich in der Quantenphysik zwei Bewegungen überlagern, die jeweils nur mit
einer gewissen Wahrscheinlichkeit auftreten. Andere Beiträge wiederum gehen zum
Beispiel der Frage nach, wie die fast immer und überall verfügbaren Smartphones
das Medium Film verändern oder wie die Integration von Migranten durch
Sportvereine gefördert werden kann.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2021) kann von
Journalistinnen und Journalisten kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de.
Alle
Beiträge sind online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de
Ausstellungs-Präsentation von Götz Aly und Margit Berner an der Goethe-Universität zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
FRANKFURT. Erzwungene
Aufnahmen jüdischer Menschen stehen im Zentrum der diesjährigen Veranstaltung
zum Holocaust-Gedenktag
Donnerstag,
27. Januar, um 12 Uhr,
zu der das Fritz Bauer Institut und das Präsidium der Goethe-Universität wieder gemeinsam einladen – diesmal online.
Dr. Margit Berner, Kuratorin am Naturhistorischen Museum Wien,
entdeckte im Jahr 1997 im Archiv eine Schachtel mit 565 Porträtaufnahmen. Im
Stil von Fahndungsfotos sind darauf Menschen aus dem polnischen Tarnów zu sehen
kurz vor ihrer Deportation. Erstellt worden waren die Bilder im Auftrag von
Dora Kahlich-Körner und Elfriede Fliethmann, zweier Anthropologinnen. Die
Gesichter der Menschen, die die beiden Wissenschaftlerinnen im Dienste der
NS-Ideologie auch penibel vermaßen und katalogisierten, bringen vieles zum
Ausdruck, zumal Angst und Abscheu. Nur 26 der fotografierten Männer, Frauen und
Kinder haben den Holocaust überlebt.
Im Zuge umfangreicher Recherchen gelang es Margit Berner, die
Fotos namentlich zuzuordnen und die vielen Schicksale zu dokumentieren. Dabei
stieß sie auf eine Veröffentlichung von Götz Aly und Susanne Heim, „Vordenker
der Vernichtung“ von 1991. Darin spielen die beiden Anthropologinnen eine
Rolle. So entstand die Idee einer gemeinsamen Wanderausstellung. Unter dem Titel
„Der kalte Blick. Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów“
wurde zum einen das ehrgeizige Vorgehen der beiden Wissenschaftlerinnen
dokumentiert, zum anderen erzählt die Ausstellung vom Leben der Juden in Tarnów
vor 1939 und danach – als Beispiel für Verfolgung und Vernichtung unzähliger
jüdischer Gemeinden in dem von Deutschen beherrschten und terrorisierten Polen.
Derzeit ist die Ausstellung bis 18. April 2022 als Wiederaufnahme in der
Stiftung Topographie des Terrors zu sehen. Zum Ausstellungsteam gehörten
außerdem Dr. Stephanie Bohra (Stiftung Topographie des Terrors, Berlin) und Dr.
Ulrich Baumann (Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Berlin).
Am 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer des
Nationalsozialismus, werden die Wiener Kuratorin Dr. Margit Berner und der
Berliner Historiker Prof. Dr. Götz Aly die Ausstellung online präsentieren.
Seit 2011 kooperieren das Fritz Bauer Institut und das Präsidium
der Goethe-Universität, um gemeinsam einen Vortrag oder eine Vorlesung zum
Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz anzubieten. Referent
beim Auftakt 2011 war der Rechtshistoriker und Direktor des
Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Prof. Michael Stolleis,
der 2021 verstorben ist.
„Die Goethe-Universität bleibt nicht zuletzt über ihren heutigen
Hauptstandort eng mit der Geschichte des Holocaust verbunden: Die IG Farben,
die hier ihren Sitz hatte, war ab 1942 über das Buna Werk in Auschwitz-Monowitz
verstrickt in die Verbrechen an Zehntausenden Zwangsarbeitern. Über ihre
Tochterfirma Degesch verdiente sie am Gas Zyklon B beträchtlich mit, das zur
fabrikmäßigen Tötung von Menschen beigetragen hat. Dieser Vergangenheit wollen
wir uns stellen, damit sie nicht in Vergessenheit gerät“, sagt Universitätspräsident
Prof. Enrico Schleiff.
Information: https://www.fritz-bauer-institut.de/veranstaltungen/veranstaltung/der-kalte-blick
Anmeldung zum Online-Vortrag per E-Mail an anmeldung@fritz-bauer-institut.de, Betreff: „27. Januar
2022“. Die Veranstaltung wird auch als Livestream auf YouTube gezeigt. Hierfür
ist keine Anmeldung notwendig. Link zum YouTube-Livestream: https://youtu.be/bmAyTMDHekQ
Publikation: Der kalte Blick – letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto
von Tarnów / The Cold Eye – Final Pictures of Jewish Families from the Tarnów
Ghetto. Begleitkatalog zur gleichnamigen Ausstellung (deutsch/englisch), Hg.
Naturhistorisches Museum Wien (vertreten durch: Dr. Katrin Vohland), Stiftung
Denkmal für die ermordeten Juden Europas (vertreten durch: Uwe Neumärker),
Stiftung Topographie des Terrors (vertreten durch: Dr. Andrea Riedle), Berlin
2020, 272 Seiten, ISBN 978-3-941772-48-9, Euro 18,-
Eine Illustration zum Download finden Sie unter: https://www.uni-frankfurt.de/111359703
(Montage
unter Verwendung eines Bildes vom Fotofund aus dem Naturhistorischen Museum
Wien „Tarnów Juden 1942“ und zeitgenössischen Messinstrumenten der
Anthropologie; Bildautor: Wolfgang Reichmann, Naturhistorisches Museum Wien)
Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema Bewegung erschienen – Tierökologe Thomas Müller erforscht scheinbar chaotisches Wanderverhalten von Wildtieren in der „Serengeti des Ostens“
Wenn sich Mongolische Gazellen an grünen Weideplätzen sammeln, können schon mal 100 000 Tiere zusammenkommen. Danach verstreuen sie sich in alle Winde. Warum das so ist und wie diese Tiere angesichts der boomende Wirtschaft der Mongolei geschützt werden können, erklärt der Tierökologe Thomas Müller in der aktuellen Ausgabe von Forschung Frankfurt. Unter dem Titel „bewegt“ fächert das Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität ein facettenreiches Spektrum von Forschungsprojekten, Einschätzungen und Analysen von Forscherinnen und Forschern der Goethe-Universität auf.
FRANKFURT. Noch
rund eine Million Gazellen bevölkern eine der letzten intakten Graslandschaften
der gemäßigten Zone: die Steppen der östlichen Mongolei. Wenn das Gras in
sattem Grün sprießt, sammeln sich riesige Gruppen der Tiere, um es abzuweiden –
und verschwinden danach wieder in der ungeheuren Weite der Landschaft. Prof. Thomas
Müller, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und
Goethe-Universität, untersucht mit seinem Team seit vielen Jahren das scheinbar
chaotische Wanderverhalten der Tiere, das weltweit einzigartig ist. Die Zeit
drängt, denn die wirtschaftliche Entwicklung in der Mongolei ist auf
Konfliktkurs mit diesen Wildtieren: Straßen, Eisenbahnlinien und
Ölförderanlagen dringen immer weiter in die Steppe vor. Hier müssen neue
Naturschutzkonzepte entwickelt werden, denn selbst die großen Schutzgebiete, die
die Mongolei in den vergangenen Jahren eingerichtet hat, werden dem Raumbedarf
der Tiere nicht gerecht: Im Laufe ihres Lebens nutzt eine Gazelle ein Gebiet
von der Größe Ungarns, schätzt Müller.
In weiteren Beiträgen der aktuellen Ausgabe von „Forschung
Frankfurt“ berichten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der
Goethe-Universität über ihre Forschungsprojekte zu verschiedenen Aspekten von
Bewegung, zum Beispiel wie sie Computern das Erkennen unterschiedlicher
Bewegungen wie „schneiden“ oder „winken“ beibringen, wie die
„Zappel-Philipp“-Krankheit ADHS auch noch Erwachsenen zu schaffen macht oder
wie sich in der Quantenphysik zwei Bewegungen überlagern, die jeweils nur mit
einer gewissen Wahrscheinlichkeit auftreten. Andere Beiträge wiederum gehen zum
Beispiel der Frage nach, wie die fast immer und überall verfügbaren Smartphones
das Medium Film verändern oder wie die Integration von Migranten durch
Sportvereine gefördert werden kann.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2021) kann von
Journalistinnen und Journalisten kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de.
Alle
Beiträge sind online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de
Frankfurter Forscher wird neuer Direktor von Instruct-ERIC
Mit
Beginn des Jahres hat das europäische Netzwerk der Forschungsinfrastruktur in der
Strukturbiologie, Instruct-ERIC, Professor Harald Schwalbe zu seinem neuen
Direktor ernannt. Er tritt damit die Nachfolge von Professor Sir David Stuart von
der Universität Oxford an.
OXFORD/FRANKFURT. Die integrierte Strukturbiologie hat in den letzten fünf Jahren ihre Innovationskraft unter Beweis gestellt. Als europaweit verteilte Forschungsinfrastruktur war Instruct-ERIC führend bei dieser technologischen Innovation. Die Großforschungseinrichtungen von Instruct-ERIC bieten die Zugang zu modernster strukturbiologischer Ausrüstung und Techniken.
Die COVID-19-Pandemie hat immer deutlicher gemacht, dass
koordinierte Forschung in der Strukturbiologie erforderlich ist, um die Evolution
des Virus und die Auswirkungen immer neuer Mutationen in besorgniserregenden
Varianten strukturell zu verstehen. Diese koordinierte Forschung wurde in den
Instruct-ERIC-Zentren und im Netzwerk Covid19-NMR durchgeführt und hat der
Impfstoffentwicklung und Arzneimittelforschung einen enormen Schub gegeben.
Jetzt übernimmt Prof. Harald Schwalbe von der Goethe-Universität
Frankfurt als neuer Instruct-ERIC-Direktor das Amt von Prof. Dr. David Stuart
von der Oxford University und der Synchrotron-Großforschungseinrichtung Diamond
Light Source.
David Stuart kommentierte: „Instruct-ERIC war führend beim
Übergang der Strukturbiologie in ein Gebiet, das routinemäßig tiefe Einblicke
von der Atomstruktur bis hin zu Zellfunktionen und Krankheiten liefert. Es war
ein Privileg, am Aufbau der Infrastruktur beteiligt gewesen zu sein und mit
führenden Wissenschaftlern aus ganz Europa zusammenzuarbeiten: Wir haben eine
Vision verwirklicht, die heute allgemein akzeptiert wird, aber vor mehr als
zehn Jahren weit hergeholt schien. In den kommenden zehn Jahren werden sich die
experimentellen Möglichkeiten grundlegend ändern, weil Computertechniken wie KI
und Deep Learning helfen werden, die Flut experimenteller Daten besser zu
verstehen. Ich freue mich, dass Harald Schwalbe die Leitung von Instruct ERIC
übernehmen wird, um diesen spannende Herausforderungen zu begegnen und die
Chancen zu nutzen.“
Harald Schwalbe meinte: „Es wird entscheidend sein, die
europäische Forschung in der Strukturbiologie zu stärken. In der
NMR-Spektroskopie stehen neue 1,2-Gigahertz-Geräte zur Verfügung, die die
Grenzen der Festkörper- und Flüssig-NMR-Spektroskopie ausweiten.
Technologiefortschritte für Einzelpartikel-Kryo-Elektronenmikroskopie- und Tomographie-Analysen
sind beeindruckend. Die Initiativen in der Strukturbiologie wirken sich nicht nur
in Europa aus, sondern auch global. Wir müssen den Zugang zu den Technologien
bereitstellen, um mit unserer Forschung schnell auf globale Herausforderungen
antworten zu können. Angesichts der Pandemie wird es wichtig sein, globale Forschungsanstrengungen zum Nutzen von
Grundlagen- und angewandter Forschung zu verknüpfen und schnell auf
unmittelbare Bedrohungen und Herausforderungen reagieren zu können. Ich bin
sehr dankbar, das Amt von Dave Stuart übernehmen zu dürfen. Dave hat den Weg
für eine koordinierte europäische Forschung in der Strukturbiologie geebnet.“
Professor Harald Schwalbe ist durch die Entwicklung von
NMR-Methoden und Pulssequenzen und deren Anwendungen auf sehr anspruchsvolle
und fundamentale Fragestellungen in Chemie und Biologie international bekannt.
Seine Beiträge zur NMR-Forschung haben das Verständnis zahlreicher biologischer
Prozesse entscheidend verbessert.
Instruct-ERIC ist
eine europaweit verteilte Forschungsinfrastruktur, die den Nutzern
High-End-Technologien und -Methoden der Strukturbiologie zur Verfügung stellt.
ERIC steht für European Research
Infrastructure Consortium und bezeichnet eine spezielle Rechtsform, die den
Aufbau und Betrieb von Forschungsinfrastrukturen mit europäischem Interesse auf
gemeinnütziger Basis ermöglicht. ERICs werden durch Mitgliedsländer finanziert
und von Vertretern der Mitgliedsländer geleitet. Instruct-ERIC besteht aus 15
Mitgliedsländern: Belgien, Tschechische Republik, EMBL, Finnland, Frankreich,
Israel, Italien, Lettland, Litauen, Niederlande, Portugal, Slowakei, Spanien
und Vereinigtes Königreich. Griechenland hat Beobachterstatus. Über seine
spezialisierten Forschungszentren in Europa finanziert und organisiert Instruct-ERIC
Forschungsaufenthalte, Schulungen, Praktika und F&E-Preise. Durch die
Förderung integrativer Methoden ermöglicht Instruct-ERIC exzellente
wissenschaftliche und technologische Entwicklung zum Nutzen aller
Lebenswissenschaftler. Mehr auf https://instruct-eric.org/
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/111177368
Bildtext: Prof. Dr. Harald
Schwalbe, Goethe-Universität Frankfurt (Foto: Jürgen Lecher für Goethe-Universität)
Studie untersucht, wie Fehlverhalten am Kapitalmarkt aufgedeckt werden kann
Die Studie “Who Is the Next 'Wolf of Wall Street'? Detection of Financial Intermediary Misconduct" hat den höchsten internationalen Publikationspreis im Bereich der Wirtschaftsinformatik erhalten. Bereits im Frühjahr 2021 war die Studie mit dem „Best Paper Award“ des renommierten „Journal of the Association for Information Systems“ ausgezeichnet worden.
FRANKFURT. Wie
vertrauenswürdig ist ein Broker oder Anlageberater? Das Autorenteam Jens
Lausen, Benjamin Clapham, Michael Siering und Peter Gomber der
Goethe-Universität hat in einer KI-Studie nachgewiesen, dass von Brokern und
Anlageberatern selbst veröffentlichte Informationen in beruflichen sozialen
Netzwerken dafür genutzt werden können, unseriöse Akteure zu identifizieren.
Dafür haben die Autoren, die gemeinsam an der Professur für e-Finance tätig
sind, den höchsten internationalen Publikationspreis im Bereich der
Wirtschaftsinformatik erhalten. Ihre Studie wurde von der Association for
Information Systems (AIS), dem Weltverband für Wirtschaftsinformatik, als eine
der vier besten Veröffentlichungen des Jahres 2020 ausgezeichnet. Der “AIS Best
Information Systems Publications Award" wird von hochrangigen Wissenschaftlern
seit 2006 jährlich an bis zu fünf Forschungsarbeiten als beste Publikationen im
Bereich Information Systems (IS) verliehen.
In ihrer Arbeit zeigen die Wissenschaftler um den
Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Peter Gomber, wie selbstveröffentlichte
Informationen von Finanzmarktintermediären in beruflichen sozialen Netzwerken,
etwa in LinkedIn oder Xing, genutzt werden können, um Fehlverhalten
aufzudecken. Dabei gehen die Wissenschaftler von der Annahme aus: Wenn
Broker und Anlageberater in berufsbezogenen sozialen Netzwerken ihr Profil
besonders aufpolieren, neigen sie auch im Berufsalltag eher zu betrügerischem
Verhalten.
Auf Basis dieser Informationen trainieren und evaluieren die
Forscher verschiedene Machine-Learning-Modelle zur Klassifizierung der Akteure.
Die Ergebnisse der Modelle ergeben ein klares Muster: Informationen in
beruflichen sozialen Netzwerken sind vor allem dann für die Klassifizierung von
fehlverhaltenden und nicht fehlverhaltenden Finanzintermediären von Bedeutung,
wenn sie durch Dritte bestätigt werden – vor allem durch Behörden, die
Informationen zum vergangenen Verhalten der Intermediäre offenlegen.
Informationen, die für die externe Verifizierung der Profilinformationen genutzt
werden können, können nämlich nur schwer manipuliert werden und sind somit
besonders aussagekräftig bzw. helfen, Unstimmigkeiten zwischen
Profilinformationen und behördlichen Informationen aufzudecken.
Das Ergebnis der Studie ist besonders für Investoren, Regulatoren
und Aufsichtsbehörden von Bedeutung: Sie können damit Betrugsfällen und anderem
Fehlverhalten – und damit auch finanziellen Schäden - vorbeugen.
Die Studie wurde bereits im Frühjahr 2021 mit dem Best Paper Award
des renommierten “Journal of the Association for Information Systems" (JAIS)
ausgezeichnet, in welchem die Studie veröffentlicht wurde.
Publikation: Jens Lausen, Benjamin
Clapham, Michael Siering, Peter Gomber (2020),
“Who Is the Next "Wolf of Wall Street"?
Detection of Financial Intermediary Misconduct". In: Journal of the Association
for Information Systems 21.5, pp. 1153–1190. https://aisel.aisnet.org/jais/vol21/iss5/7
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Peter Gomber
Professur für e-Finance
gomber@wiwi.uni-frankfurt.de
Dr.
Benjamin Clapham
clapham@wiwi.uni-frankfurt.de
Dr.
Jens Lausen
lausen@wiwi.uni-frankfurt.de
Dr.
Michael Siering
siering@wiwi.uni-frankfurt.de
Wissenschaftliche Hebammenausbildung startet im Sommersemester 2022/Bewerbung für dualen Studiengang ab sofort möglich
FRANKFURT. Mit einem Bachelorabschluss und gleichzeitig der staatlichen Zulassung zur Hebamme die Hochschule verlassen: Zum Sommersemester 2022 startet der duale Kooperationsstudiengang Hebammenwissenschaft der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) und der Goethe-Universität mit 30 Studienplätzen. Eine Bewerbung ist bis 15. Januar 2022 möglich. Die Studierenden schließen gleichzeitig Arbeitsverträge mit Kooperationskrankenhäusern ab. Zu den kooperierenden Praxispartnern zählen: Universitätsklinikum Frankfurt, Bürgerhospital Frankfurt, Klinikum Frankfurt Höchst, Sana Klinikum Offenbach, Klinikum Darmstadt und Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden. Das Bachelor-Studium setzt sich zur Hälfte aus theoriebasierter Lehre (Vorlesungen, Seminare und Skills-Lab) und aus Praxiseinsätzen in den Krankenhäusern zusammen. Der Studiengang schließt mit dem akademischen Grad Bachelor of Science (B.Sc.) und der staatlichen Zulassung zur Hebamme ab.
Der
achtsemestrige Studiengang wurde auf der Grundlage des im Jahr 2020 in Kraft
getretenen Gesetzes über das Studium und den Beruf von Hebammen -
Hebammengesetz (HebG) aufgebaut. Das Studium zielt darauf ab, Absolventinnen
und Absolventen in der Entwicklung ihrer professionellen Kompetenz als Hebammen
zu unterstützen, mit der sie in ihrer späteren beruflichen Praxis komplexe
Situationen bzw. Verläufe begleiten und personenzentrierend gestalten können.
Dabei werden hebammenwissenschaftliche Theorien und geburtshilfliche Praxis im
Studium verknüpft. Ziel des Bachelorstudiums ist die praktische berufliche
Tätigkeit als Hebamme und damit die eigenständige Leitung physiologischer
Geburten sowie die Begleitung werdender Familien.
Beide
Hochschulen wollen ihre Aktivitäten künftig in einem Zentrum für
Hebammenwissenschaft bündeln, um Synergien für ein vielfältiges Studienangebot
und spezifische Forschungsvorhaben zu schaffen. So wird eine hohe Qualität der
Hebammenausbildung und der geburtshilflichen Versorgung langfristig
sichergestellt.
Bewerbungsfrist
zum
Studienstart im Sommersemester 2022: 15.01.2022 (Bewerbungen werden zentral von
der Geschäftsstelle des Studiengangs entgegengenommen). Zum Wintersemester
2022/23 erfolgt die nächste Aufnahme Studierender für ebenfalls 30
Studienplätze. Ab 2023 wird der Studiengang jährlich 55 Studienplätze anbieten.
Weitere
Informationen
unter: https://www.frankfurt-university.de/ba-hebammenwissenschaft oder https://www.uni-frankfurt.de/105817318/Dualer_Studiengang_Hebammenwissenschaft__B_Sc
Kontakt
zur Studienfachberatung: Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich
4: Soziale Arbeit und Gesundheit, Friederike M. Hesse, Telefon: +49 69 1533
2697, E-Mail: hebammenwissenschaft@fb4.fra-uas.de
Goethe-Universität, Fachbereich 16/Hebammenwissenschaft, E-Mail: Dekanat.hebammen@kgu.de
Kryoelektronenmikroskopie und Computersimulationen des mitochondrialen Komplex I
Ein wichtiger Mechanismus, mit der die Zelle Energie gewinnt, ist die so genannte Atmungskette in den zelleigenen Kraftwerken (Mitochondrien). In einer neuen Studie haben Forscherinnen und Forscher der Goethe-Universität Frankfurt, des Max-Planck-Instituts für Biophysik und der Universität Helsinki eine hochaufgelöste Struktur eines zentralen Biomoleküls der Atmungskette, dem mitochondrialen Komplex I, bestimmt und seine Funktionsweise im Computer simuliert. Die Erkenntnisse helfen sowohl der Grundlagenforschung wie auch beim Verständnis bestimmter neuromuskulärer und neurodegenerativer Erkrankungen, die von Mitochondrien ausgehen.
FRANKFURT. Alle
Lebensprozesse erfordern eine ständige Versorgung mit Energie. In der Zelle
wird diese Energie hauptsächlich über das chemisch „aufgeladene“ Molekül ATP
zur Verfügung gestellt. Erzeugt werden die ATP-Energiepakete unter anderem in
spezialisierten kleinen Organen („Organellen“) der Zelle, den Mitochondrien.
Dort läuft die Energiegewinnung ähnlich ab wie in einem
Pumpspeicherkraftwerk: Über die Atmungskette werden Wasserstoffionen (Protonen
mit positiver Ladung) von einer Seite der inneren Mitochondrien-Membran auf die
andere gepumpt (sozusagen bergauf), sodass ein chemisches Konzentrationsgefälle
und eine elektrische Spannung entstehen. Entlang dieses elektrochemischen
Gradienten „fließen“ die Protonen „bergab“ durch eine Art Turbine, die für die
Zelle nutzbare Energie in Form von ATP erzeugt.
Eine der Protonenpumpen im ersten Schritt des Prozesses ist ein
großes, L-förmiges Biomolekül, der mitochondriale Komplex I (kurz: Komplex I).
Mit seinem waagerechten Arm ist das L in der Membran verankert. Am senkrechten
Arm des L bindet er das Elektronenträgermolekül NADH, das aus der
Verstoffwechselung beispielsweise von Zucker stammt. Komplex I katalysiert die
Übertragung von Elektronen von NADH auf Ubichinon (Q10) und die in dieser
Reaktion freiwerdende Energie wird zum Antrieb der Protonenpumpe genutzt.
Dem Forscherteam der Goethe-Universität Frankfurt und des
Max-Planck-Instituts für Biophysik in Frankfurt ist es gelungen, die
3D-Struktur von Komplex I über hochauflösende Bildgebungsverfahren
(Kryoelektronenmikroskopie) exakt zu vermessen und abzuleiten, auf welchen
Wegen die Protonen innerhalb des Komplex I transportiert werden. Hierbei
spielen, so konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen,
Wassermoleküle in der Proteinstruktur eine wichtige Rolle.
Die hochaufgelösten Strukturdaten ermöglichten umfangreiche
Computersimulationen durch Kolleginnen und Kollegen der Universität Helsinki,
die zeigten, wie sich die Pumpe während des Protonentransports wahrscheinlich
bewegt.
Dr. Janet Vonck vom Max-Planck-Instituts für Biophysik erklärt:
„Unsere Studie gibt neue Einblicke in die Funktionsweise einer molekularen
Maschine der biologischen Energieumwandlung.“ Prof. Volker Zickermann vom
Institut für Biochemie II der Goethe-Universität Frankfurt meint: „Dieses
Wissen kann dazu beitragen bestimmte mitochondriale Krankheiten wie zum
Beispiel die Augenkrankheit Lebersche hereditäre Optikusneuropathie besser zu
verstehen.“
Publikation: Kristian Parey, Jonathan Lasham, Deryck J. Mills, Amina Djurabekova, Outi Haapanen, Etienne Galemou Yoga, Hao Xie, Werner Kühlbrandt, Vivek Sharma, Janet Vonck, Volker Zickermann: High-resolution structure and dynamics of mitochondrial complex I—Insights into the proton pumping mechanism. Sci Adv. 2021 Nov 12;7(46) https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abj3221
Bilder zum
Download: https://www.uni-frankfurt.de/109657054
Bildtext: Fast wie ein Stiefel: Die L-förmige Struktur des mitochondrialen
Komplex I bei einer Auflösung von 2,1 Ångström (0,00000021 Millimeter),
aufgenommen mit einem Kryoelektronenmikroskop. Bild: Janet Vonck, MPI für
Biophysik
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Volker Zickermann
Institut für Biochemie II
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798-29575
zickermann@med.uni-frankfurt.de
Dr. Janet
Vonck
Max-Planck-Institut
für Biophysik, Frankfurt am Main
Tel. +49
(0)69 6303-3004
janet.vonck@biophys.mpg.de
Absichtserklärung heute in Frankfurt und Israel unterzeichnet – Unipräsident Schleiff: „Start in eine noch intensivere Zusammenarbeit“
Die Tel Aviv University und die Goethe-Universität Frankfurt wollen künftig noch enger miteinander kooperieren. Heute Vormittag ist im Rahmen einer hochkarätig besetzten Zoom-Runde eine Absichtserklärung unterzeichnet worden, die auf die Gründung eines gemeinsamen Forschungszentrums für religiöse Studien und interreligiöse Dynamiken abzielt.
FRANKFURT. Seit
1984 bereits besteht zwischen den beiden Hochschulen eine strategische
Partnerschaft, die beiden Städte sind sogar schon seit 1980 freundschaftlich verbunden.
Nun wollen die Tel Aviv University und die Goethe-Universität Frankfurt ihre
Beziehungen noch weiter intensivieren – und das erste deutsch-israelische
Forschungsinstitut gründen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beider
Universitäten vor allem aus den Geschichts- und Religionswissenschaften
arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder zusammen – insbesondere die
Martin-Buber-Professur am Fachbereich Evangelische Theologie unterhält
intensive Kontakte nach Israel. Das neu gegründete Buber-Rosenzweig-Institut
für moderne und zeitgenössische jüdische Geistes- und Kulturgeschichte und das
Center for Religious and Interreligious Studies an der Tel Aviv University sind
eng miteinander vernetzt in Form gemeinsamer Workshops und Tagungen.
Der Fokus des neuen Zentrums soll auf interdisziplinärer Forschung
in religiösen und interreligiösen Studien liegen mit einem Schwerpunkt auf
Judentum, Christentum und Islam. Außer den Theologien, der
Religionswissenschaft, der Judaistik und den Islamischen Studien werden noch
weitere Fächer beteiligt sein, darunter die Geschichte, die Philosophie, die
Wissenschaftsphilosophie und die Politologie. Mögliche Forschungsthemen sind im
Bereich multikulturelle Gesellschaften, religiöse Konflikte, Migration,
Fundamentalismus und interreligiöser Dialog denkbar. Finanziert werden soll das
neue Zentrum für die nächsten 3,5 Jahre mit jährlich 50.000 Euro von der
Goethe-Universität und jährlich 20.000 Euro von der Tel Aviv University,
insbesondere für Summerschools.
Das neue Zentrum soll von einem gemeinsamen Direktorium geleitet
werden und sowohl erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch
Forschende am Beginn ihrer Karriere miteinander verbinden. Geplant sind zudem
gemeinsame Lehrveranstaltungen ab dem Sommersemester 2022 und die Schaffung
eines gemeinsamen englischsprachigen Masterstudiengangs. Der Initiator des
Forschungszentrums, Prof. Christian Wiese, Inhaber der Martin-Buber-Professur
an der Goethe-Universität und Direktor des Buber-Rosenzweig-Instituts, setzt
große Hoffnungen auf die Zusammenarbeit: „Im Rahmen der deutsch-israelischen
Wissenschaftsbeziehungen und der engen Verbindung zwischen den Städten
Frankfurt und Tel Aviv entsteht hier etwas ganz Besonderes – ein
internationaler Forschungsschwerpunkt im Bereich der interdisziplinären
Religionsforschung, der in historischer Perspektive und gegenwartsbezogen
Themen in den Blick nimmt, die beide Gesellschaften, die deutsche wie die
israelische, auf jeweils unterschiedliche Weise herausfordern“.
Die Vertragsunterzeichnung fand heute in Tel Aviv in Gegenwart der
deutschen Botschafterin in Israel, Dr. Susanne Wasum-Rainer, statt. Wegen der
Pandemie waren die Frankfurter Beteiligten per Zoom zugeschaltet. Professor
Ariel Porat, Präsident der Tel Aviv Universität, leitete die Sitzung auf
israelischer Seite.
Prof. Enrico Schleiff, Präsident der
Goethe-Universität:
„Worauf wir uns heute einigen, ist meines Wissens zumindest in den
Geisteswissenschaften in Deutschland ohne Beispiel: nicht nur eine formale
Kooperation zwischen einer deutschen und einer israelischen Universität,
sondern die Entwicklung eines gut sichtbaren, gemeinsamen,
institutionalisierten, internationalen Forschungszentrums,
abteilungsübergreifend auf beiden Seiten, in einem für die deutsche und die
israelische Gesellschaft relevanteste Forschungsgebiet: Geschichte und aktuelle
Herausforderungen religiöser Vielfalt, Differenz und Konflikt in
pluralistischen Gesellschaften. Es wird Fragen zum interreligiösen Dialog in
den Blick nehmen, aber auch Themen wie Fundamenalismus und Konflikt, aber auch
das reiche kulturelle Erbe und das Potenzial religiöser Traditionen. Dieses
Zentrum ist der Start in eine noch intensivere Zusammenarbeit.“
Dr. Susanne Wasum-Rainer, Deutsche Botschafterin in
Israel:
„Akademischer Austausch und Kooperation sind nicht nur eine
konstitutive Säule der deutsch-israelischen Beziehungen. Sie sind auch ein
Beitrag zur Stärkung von Forschung und wissenschaftlichem Fortschritt als
globalem Unterfangen, sowohl in den Natur- als auch in den
Geisteswissenschaften. Mit der Willenserklärung zur Gründung eines gemeinsamen
Zentrums zur Erforschung religiöser und interreligiöser Dynamiken widmen sich
die Goethe-Universität Frankfurt am Main und die Universität Tel Aviv einer der
drängenden Fragen unserer Zeit, der Rolle religiöser Gemeinschaften in einer
sich wandelnden und konfliktreichen Welt.“
Prof. Menachem Fisch, Mitinitiator an der Tel Aviv
Universität:
„Ich freue mich sehr, Teil der Gründung eines in dieser Art so
einzigartigen Zentrums zu sein, eines Zentrums für das Studium der
monotheistischen Glaubensrichtungen und ihrer wechselseitigen Entwicklung. Dies
ist eine würdige Initiative und ein weiterer Baustein in der akademischen
Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern."
Uwe Becker, Präsident der deutschen Freunde der Tel
Aviv Universität:
„Diese Absichtserklärung markiert einen neuen Meilenstein in der
besonderen Beziehung zwischen den beiden Universitäten und ist eine weitere
Brücke der Verständigung zwischen Frankfurt und Tel Aviv. Das neue Zentrum wird
sicherlich zu einem besseren interreligiösen Dialog aus verschiedenen
Blickwinkeln beitragen. Ich bin stolz, dass wir mit dem Start des neuen
Deutschen Freundschaftsfonds auch Studierenden helfen werden, an dieser
deutsch-israelischen Erfahrung teilzuhaben und von den Aktivitäten des
Deutschen Fördervereins der Universität Tel Aviv zu profitieren.“
Prof. Milette Shamir, Vizepräsidentin
(Internationales) der Tel Aviv University:
„Die Universität Tel Aviv verfügt über ein breites Netzwerk der
Zusammenarbeit mit deutschen Universitäten, mehr als mit jedem anderen Land in
Europa. Diese Zusammenarbeit umfasst Hunderte von gemeinsamen
Forschungsprojekten sowie Hunderte von deutschen Studenten, die jedes Jahr auf
unseren Campus kommen. Das gemeinsame Zentrum erweitert diese
Zusammenarbeit in eine wichtige neue Richtung und stärkt unsere bestehende
Partnerschaft mit der Goethe-Universität Frankfurt, einer der führenden
Universitäten in Deutschland. Wir hoffen, dass GU und TAU in naher Zukunft die
Zusammenarbeit auf mehrere andere Bereiche mit gemeinsamer Stärke ausweiten
werden."
Ein Bild zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/110103728
Bildtext:
Goethe-Universität
und Tel Aviv University wollen gemeinsam ein Forschungszentrum für religiöse
Studien und interreligiöse Dynamiken gründen. Die Absichtserklärung wurde in
großer Runde unterzeichnet, Uni-Präsident Prof. Schleiff (links) und Prof.
Wiese waren per Video zugeschaltet. (Foto: Uwe Dettmar)
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Christian Wiese
Martin-Buber-Professur
für Jüdische Religionsphilosophie
Fachbereich Evangelische Theologie
Goethe-Universität
Telefon 069 798-33313
E-Mail c.wiese@em.uni-frankfurt.de
Auch Angehörige von Polizei, Nachbarhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Frankfurt erhalten Impfangebote
FRANKFURT. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Goethe-Universität sowie Studierende ab dem 30. Lebensjahr können auf dem Campus Westend bereits seit einigen Tagen eine Erst-, Zweit- oder Boosterimpfung erhalten.
Nun hat die Universität ihr Impfangebot auf weitere Gruppen der
Stadt ausgedehnt: Auf dem Campus impfen oder boostern lassen können sich nun
auch Angehörige der Frankfurter Polizei, von außeruniversitären
Forschungsinstituten, der Frankfurt University of Applied Sciences, der
Frankfurt School of Finance & Management sowie Familien und Freunde von
Universitätsangehörigen. Eine Impfung im Seminarpavillon am Campus Westend,
Stralsunder Straße 36, ist derzeit bis zum 22. Dezember möglich; eine
Verlängerung ist geplant.
„Wir gehen zurück in die
Präsenz – ein unmittelbares Miteinander braucht aber Sicherheit, und die kann
nur durch Impfungen erreicht werden können“, begründet Universitätspräsident
Enrico Schleiff den Schritt in die außeruniversitäre Öffentlichkeit. „Als eine
medizinführende Universität sind wir nicht nur an vorderster Front in der
Gesundheitsversorgung und Coronaforschung aktiv: Wir haben auch die Kapazität
zu impfen und zu boostern – also wollen wir die Impfung möglichst vielen
zukommen lassen. Dafür danke ich dem Direktor des Instituts für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin
und Umweltmedizin, Professor David Groneberg, und seinem Team besonders
herzlich.“
Sobald ausreichend BionTech-Impfstoff zur Verfügung stehen wird,
mit dem auch jüngere Menschen geimpft werden können, will die Universität
weitere Studierende in die Impfkampagne miteinbeziehen. Die Alterseinschränkung
ergibt sich aufgrund der STIKO-Vorgaben bezüglich des verwendeten
mRNA-Impfstoffs Moderna.
Im September hatte die Goethe-Universität eine
öffentlichkeitswirksame Plakatkampagne für das Impfen in der Stadt initiiert.
„In unserer Gesundheitsversorgung am Universitätsklinikum erleben wir täglich
die möglichen schweren Folgen der Corona-Krankheit“, sagt Universitätspräsident
Schleiff. „Wir sahen und sehen es deshalb als unsere Pflicht an, in der
Öffentlichkeit für das Impfen zu werben.“
Die Impfung ist kostenfrei. Im Falle einer Boosterimpfung
müssen seit der Zweitimpfung fünf Monate vergangen sein. Eine Anmeldung zur
Impfung ist erforderlich. Termine können unter dem folgenden Link gebucht
werden: https://goethe-termine.as.me
Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/110064052
Bildtext: Auf dem Campus Westend können sich Universitätsangehörige und
Mitarbeiter weiterer Frankfurter Einrichtungen impfen lassen (Foto: Peter
Kiefer/Goethe-Universität)
Weitere Informationen
Terminvereinbarung
unter dem Link https://goethe-termine.as.me
Corona-Impfambulanz
Seminarpavillon am Campus Westend
Erdgeschoss
rechts
Stralsunder
Straße 36
60323
Frankfurt
Wissenschaftler der Goethe-Universität untersuchen, inwiefern Emotionen essentiell für biologische und künstliche Intelligenzen sind
Gefühle spielen in unserem Leben eine große Rolle. Doch warum gibt es sie? Sind Emotionen eine Laune der Natur, oder war ihre Entstehung aus evolutionärer Sicht unausweichlich? Prof. Claudius Gros vom Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität gibt in einer neuen Studie eine eindeutige Antwort.
FRANKFURT. Von
ihrer Funktion her sind Emotionen abstrakte Kriterien, mit deren Hilfe selbst
unterschiedliche Tätigkeiten vergleichend bewertet, und damit Ziele und
Aufgaben effizient ausgewählt werden können – so das Ergebnis der Studie von
Prof. Claudius Gros, die seit heute online zu lesen ist.
Evolutionär ist alles vorteilhaft, was die Anzahl an Nachkommen
erhöht. Wenn Verhaltensweisen nicht direkt genetisch gesteuert werden, also
nicht durch Instinkte, muss ein Lebewesen in der Lage sein, die Folgen seines
Handelns zu berechnen, bzw. zu prognostizieren. Die Realität ist jedoch komplex
und damit chaotisch („Schmetterlingseffekt“). Daher können Auswirkungen
prinzipiell nur begrenzt berechnet werden, was im Fall sozial organisierter
Lebewesen nochmals schwieriger ist: In einer Gemeinschaft muss das Individuum
zusätzlich die Absichten der Anderen ausfindig machen. In diesem Zusammenhang
wurde die „Theorie des sozialen Gehirns“ formuliert, der zufolge sich das das
menschliche Gehirn vor allem deshalb so rasch entwickelt hat, weil es vor der
Aufgabe stand, die Komplexität des sozialen Kontexts zu bewältigen.
Kognitive Fähigkeiten, also Intelligenz, erweitern die Palette der
Handlungsoptionen. Vom maschinellen Lernen wissen wir, dass die rechnerischen
Anforderungen mit der Komplexität der Problemstellung überaus schnell
ansteigen. Um Entscheidungen zu treffen, benötigen Lebewesen mit komplexen
Handlungsoptionen daher einen Mechanismus, der die rechnerischen, d.h. die
kognitiven Anforderungen deutlich reduziert. Das ist es, was Emotionen
ermöglichen.
Sehr unterschiedliche Tätigkeiten können ein und dasselbe Gefühl
auslösen – zum Beispiel Langeweile, Aufregung, Befriedigung. So kann es genauso
befriedigend sein, mit Freunden zu Essen, wie Geige zu spielen oder durch den
Ärmelkanal zu schwimmen. Nach materiellen Kriterien ließen sich diese
Tätigkeiten kaum auf einen Nenner bringen, etwa danach, wie viel Geld dabei
herauskommt. Funktional entsprechen Emotionen folglich abstrakten
Bewertungskriterien, auch wenn sie als Empfindungen höchst real sein können.
Individuen, die über emotionale Entscheidungsmechanismen verfügen, versuchen
ihre Tätigkeiten so auszuwählen, dass diese im Mittel mit ihrem „Charakter“ im
Einklang sind. Dabei ist der Charakter mathematisch als eine Menge von
Präferenzen definiert: Wie häufig strebt jemand – relativ gesehen – eher
bequeme, spannende oder produktive Tätigkeiten an?
Uns ist in der Regel nicht bewusst, wie viele biochemische Prozesse
beständig in unserem Gehirn ablaufen. Die biologischen Grundlagen von Emotionen
(die ‚neuronalen Korrelate') können wir dagegen in der Form von Gefühlen
wahrnehmen. Interessanterweise sind die dafür notwendigen neurobiologischen
Strukturen phylogenetisch jung, d.h. erst bei höheren Affen voll ausgebildet.
Diese Strukturen erlauben es, Emotionen ihrerseits kognitiv zu regulieren, und
somit den kognitiv-emotionalen Regelkreis zu schließen. Im umgekehrten Fall,
also wenn uns die Evolution keine Gefühle mitgegeben hätte, könnten wir unsere
Emotionen, also die entsprechenden Gehirnprozesse, nicht regulieren. Das würde
der wissenschaftlichen Definition von „Zombies“ durch die beiden
Neurowissenschaftler Christof Koch and Francis Crick entsprechen. Diese kann man
als denkfähigen Wesen ansehen, die Triebe haben, diese aber nicht kontrollieren
können, da sie sich ihrer nicht bewusst sind.
Ein emotionales Kontrollsystem ist nicht nur für Menschen und
hochentwickelte nicht-menschliche Tiere von essentieller Bedeutung, sondern
auch für potentielle künstliche Intelligenzen. Synthetische und biologische
Emotionen müssen funktional äquivalente Rollen erfüllen, wogegen sie sich
hinsichtlich der spezifischen Ausprägungen unterscheiden können.
Roboter-Emotionen werden sich nicht – wie in vielen Filmen dargestellt –
sekundär entwickeln. Synthetische Emotionen sind vielmehr eine unabdingbare
Voraussetzung für eigenständig agierende universelle Intelligenzen, sofern es
diese jemals geben sollte.
Publikation: Claudius Gros, „Emotions as abstract
evaluation criteria in biological and artificial intelligences“, Frontiers In
Computational Neuroscience Vol. 15, 177 (2021)
https://www.frontiersin.org/article/10.3389/fncom.2021.726247
Psychologen der Goethe-Universität wollen helfendes Verhalten messbar machen
Wer anderen hilft, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, handelt altruistisch. Inwieweit und warum sind Menschen bereit, etwas zu tun, das anderen mehr nützt als ihnen selbst? Diese Frage beschäftigt zahlreiche wissenschaftliche Fachrichtungen. Psychologen der Goethe-Universität haben nun algorithmisch einen Fragebogen entwickelt, der altruistisches Verhalten messen soll.
FRANKFURT. Jesus, Mutter
Teresa oder Mahatma Gandhi – sie gelten als Inbegriff des altruistisch
handelnden Menschen, der das Wohl der Anderen über sein eigenes Wohl stellt.
Koste es, was es wolle. Systemtheoretisch betrachtet können solche persönlich
nachteiligen Handlungen enorme Auswirkungen haben. Evolutionstheorien etwa
sehen in altruistischem Verhalten langfristig einen Mechanismus der
Gruppenselektion. Auch für das Funktionieren moderner Gesellschaften ist es
unerlässlich, einander zu helfen, gerade angesichts globaler Bedrohungen. Wie
ließe sich dem Klimawandel oder Massenmigration anders begegnen als durch
altruistisches Handeln – ein Handeln, das zukünftige Generationen und
unbekannte Fremde im Blick hat?
In
welchen Situationen und warum Menschen und menschliche Gruppen altruistisch
handeln, wird von verschiedenen wissenschaftlichen Fachrichtungen – von der
Biologie über die Anthropologie bis zur Ökonomie - erforscht. Dazu werden oft
ökonomische Spiele eingesetzt, die als direkte Probe des interessierenden
Verhaltens gelten. Im „Diktatorspiel“ beispielsweise gibt ein Spieler einem
Mitspieler aus freien Stücken einen selbstgewählten Anteil eines geschenkten
Guthabens ab. Ein solcher Akt des Abgebens von Ressourcen (sei es Geld oder
Energie, Information, Blut, Organe…) liegt letztlich jeder Form des
Hilfeverhaltens zugrunde. Die Fachliteratur spricht auch von „altruistischem
Belohnen“.
Demgegenüber
besteht „altruistisches Bestrafen“ in ökonomischen Spielen darin, Kosten auf
sich zu nehmen, um unfairen oder unkooperativen Mitspielern deren erzielte
Gewinne zumindest teilweise wieder abzunehmen. Auch jenes Verhalten ist
altruistisch, insofern die bestrafende Person freiwillig Kosten auf sich nimmt,
um Trittbrettfahrer zu läutern und für die Zukunft zu warnen. Davon profitiert
die gesamte Gruppe. In der Realität moderner Gesellschaften wird altruistisches
Bestrafen oft koordiniert oder institutionalisiert (z.B. bei der
Steuerfahndung).
Studien
mit ökonomischen Spielen sind extrem aufschlussreich in Bezug auf belohnenden
und bestrafenden Altruismus, basieren jedoch auf relativ teuren und aufwändigen
Versuchsanordnungen. Sie erfordern die Bereitstellung von Geld, die
Koordination mehrerer Mitspielenden (die einander in der Regel nicht kennen
dürfen), und sie erlauben nur bedingte experimentelle Kontrolle und/oder müssen
mit unvollständiger Aufklärung arbeiten (Täuschung).
Aus
diesem Grund hat die Psychologin Prof. Dr. Sabine Windmann gemeinsam mit ihren
Koautor*innen an der Goethe-Universität ein Messinstrument konzipiert, das die
beschriebenen Komponenten des Altruismus im Selbstbericht erfasst. Es
handelt sich um eine Skala, die Aussagen enthält wie: „Trotz der Kosten für
mich unterstütze ich auch mir unbekannte Personen“ (für Hilfeverhalten) und
„Ich beobachte genau, ob sich jemand im Team daneben benimmt“ (für
Altruistisches Bestrafen). Die Aussagen wurden aus einem großen Aussagen-Pool
von einem Algorithmus ausgewählt, der spezifisch für Itemauswahl und
Skalenkonstruktion von Juniorprofessor Dr. Martin Schultze, ebenfalls am
Institut für Psychologie der Goethe-Universität, entwickelt wurde. Er basiert
auf der bewährten Ant Colony Otimization, und erlaubt es verschiedene
Qualitätskriterien des Instruments gleichzeitig zu optimieren. „Das ist
extrem gut gelungen“, erläutert Sabine Windmann. „Die Gütekennwerte der Skala
sind beeindruckend und haben klassische Verfahren der Skalenkonstruktion
deutlich übertroffen“.
Interessanterweise
erfasst die Skala noch eine dritte Facette des Altruismus, die in der
verhaltensökonomischen und biologischen Literatur bislang unbekannt ist: die
Moralische Courage, kurz MC. Hier geht es darum, in proaktiver Weise
ethisch-moralische Werte zu vertreten trotz erwartbarer sozialer Bedrohungen,
beispielsweise entgegen einem Macht- oder Autoritätsgefälle. Edward Snowden
oder Greta Thunberg sind hierfür prototypische Beispiele. Diesen Personen geht
es nicht darum, andere Menschen oder Gruppen zu belohnen oder zu bestrafen in
Reaktion auf konkrete soziale Ereignisse oder Beobachtungen. Sondern sie
möchten – grundsätzlich und langfristig – die geltenden Regeln der
Ressourcenverteilung ändern; Windmann spricht von den „Kontingenzen“. Um dies
zu erreichen, nehmen Personen mit Moralischer Courage unkalkulierbare physische
und psychische Gefahren in Kauf einschließlich sozialer Ächtung und
Ostrazismus, also Ausschluss durch die Gruppe. „Hohe MC-Personen sind Change
Agents. Sie drängen nicht auf die Einhaltung, sondern auf die Veränderung
sozialer Normen“, sagt Windmann. Selbsteinschätzungen zu Aussagen wie „Wichtige
Veränderungen für alle versuche ich auch gegen den erklärten Widerstand der
Allgemeinheit durchzusetzen“ oder „Ich hinterfrage offen die Entscheidungen von
Autoritäten oder Vorgesetzten“ bilden diese Neigung ab.
Somit
steht ein Fragebogen zur Verfügung, der drei konzeptuell und empirisch
unterscheidbare Facetten altruistischer Verhaltenstendenzen in wenigen Minuten
erfasst, und der sich – zunächst im deutschen Sprachraum – als Alternative zu
ökonomischen Spielen einsetzen lässt. Dass der Fragebogen aussagekräftig ist,
wurde in ersten Validierungsstudien bestätigt: Die Subskalen weisen die zu
erwartenden Korrelationen auf sowohl mit ökonomischen Spielen als auch mit
etablierten anderen psychologischen Instrumenten.
Als
nächsten Schritt plant die Arbeitsgruppe um Sabine Windmann mit der Psychologie-Doktorandin Lucie Binder analoge
Skalen-Konstruktionen in anderen Ländern, allen voran USA und China. „Das ist
nicht ganz trivial. Wir können nicht einfach die Aussagen des Fragebogens
übersetzen und dann annehmen, dass sie dort dasselbe messen wie hierzulande.“
Weiterhin werden derzeit unterschiedliche Studierenden- und Berufsgruppen
untersucht. Dies überprüft einerseits die mehrdimensionale Konzeption der Skala
und ermöglicht andererseits, deren Vorhersagewert für die Berufseignung zu
ermitteln. „Hohe Bereitschaft zum Hilfeverhalten brauchen wir beispielsweise in
pflegerischen Berufen; hohe Moralische Courage erwarten wir in
Führungspositionen und in künstlerischen Berufen, beispielsweise bei
Satirikern“, erläutert Sabine Windmann. Altruistische Bestrafung werde vor
allem von kohärenten und stark zielgebundenen Gruppen praktiziert wie Militärs
– oder auch in Sekten. „In extremer Ausprägung ist keine der Facetten harmlos
oder alltäglich, aber interessant ist, dass die drei in unterschiedlicher Weise
sozial erwünscht sind und aus diesem Grund differentiell auf die Akteure
rückwirken“. So sei gut belegt, dass sich (moderates) Hilfeverhalten positiv
auswirke auf soziale Beziehungen, subjektives Wohlergehen und sogar die eigene
Gesundheit. Aber wie verhält sich dies mit den beiden konfrontativen
Komponenten? „Diese erzeugen zunächst einmal Konflikt und Stress“, erläutert
die Professorin. „Doch was wäre die Gemeinschaft ohne sie? Die Egoisten könnten
die Hilfsbereiten ausnutzen.“
Aus
diesem Grund tritt Sabine Windmann dafür ein, Altruismus nicht allein mit
Hilfeverhalten gleichzusetzen. Dieses entfalte seine volle gesellschaftliche
Wirkung erst im Verbund mit Altruistischer Bestrafung und Moralischer Courage.
„Nur mit allen dreien gemeinsam sind wir stark.“
Publikation: Sabine Windmann, Lucie Binder, Martin Schultze: Constructing the Facets ofAltruistic Behaviors (FAB) Scale | Social Psychology (hogrefe.com)
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Sabine Windmann
Institut für Psychologie
Goethe-Universität
E-Mail: s.windmann@psych.uni-frankfurt.de
„Scientist of the Year“-Preis 2021 der Goethe-Universität geht an die theoretische Physikerin Hannah Elfner
Die Physikerin Prof. Dr. Hannah Elfner erforscht Prozesse zwischen den allerkleinsten Teilchen des Universums, das sogenannte Quark-Gluon-Plasma. Für ihre herausragende Forschung zu Ereignissen kurz nach dem Urknall wird die Physikerin nun von der Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung als „Scientist of the Year“ 2021 ausgezeichnet.
FRANKFURT.
Maschinenbauingenieurin, Pilotin oder Physikerin? Dass sich Hannah Elfner nach
dem Abitur für das Physikstudium entschieden hat und sie dann bald zielsicher
das Quark-Gluon-Plasma erforschen wollte, ist ein Glücksfall für dieses
Forschungsgebiet. Denn bereits in ihrer preisgekrönten Dissertation wies die
Physikerin daraufhin, dass die Phasenabläufe im Quark-Gluon-Plasma weitaus
komplexer sind als damals angenommen. Für weitere Erkenntnisse über den extrem
kurzen Moment nach dem Urknall erhielt sie neben anderen Preisen 2016 den
renommierten Heinz Maier-Leibnitz-Preis für Nachwuchswissenschaftler.
Zu dieser Zeit erforscht sie schon seit vier Jahren in Frankfurt,
wie sich Schwerionenkollisionen, mit denen experimentelle Physiker Prozesse
nach dem Urknall simulieren und bei denen das Quark-Gluon-Plasma unter extremer
Dichte entsteht, mit mathematischen Modellen beschreiben lassen. Als eine der
jüngsten Physikprofessorinnen in Deutschland berufen, besetzt Elfner eine
Doppelstelle am Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) an der
Goethe-Universität und dem GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung.
Inzwischen lehrt und forscht sie auf einer unbefristeten Professur an der
Goethe-Universität, wo sie unter anderem in das Cluster-Projekt „Elements“
eingebunden ist. Seit wenigen Monaten koordiniert sie zudem Theorieabteilung am
GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung, wo sie zuvor mehrere Jahre lang
eine Nachwuchsforschungsgruppe leitete.
Ein Glücksfall ist Hannah Elfner aber auch für das Team ihrer
Nachwuchswissenschaftler. In der Laudatio zur „Scientist of the
Year“-Auszeichnung beschreiben ehemalige und aktuelle Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter eindrücklich die individuelle Zuwendung, die die Physikprofessorin
jedem einzelnen ihrer Studierenden und Doktoranden zukommen lässt - was unter
anderem ein Grund dafür ist, dass Hannah Elfner nun als „Scientist of the Year“
ausgezeichnet wird. Universitätspräsident Enrico Schleiff sagt: „Frau Elfner
ist eine exzellente junge Wissenschaftlerin, die sich sehr für ihr Fach und ihr
Team einsetzt und mit ihrer Expertise ideal zu unseren Forschungsschwerpunkten
beiträgt. Dass dieses Engagement von der Kassel-Stiftung gewertschätzt und
unterstützt wird, freut mich natürlich ganz besonders.“ Den Preis „Scientist
oft the Year“ vergibt die Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung alle zwei Jahre an
Forschende, die sich ergänzend zur eigenen herausragenden wissenschaftlichen
Arbeit auch um die Nachwuchsförderung verdient machen; ein Teil des Preisgeldes
in Höhe von 25.000 Euro soll deshalb auch in die Förderung des
wissenschaftlichen Nachwuchses fließen. Die für Anfang Dezember geplante
feierliche Übergabe des Preises wurde pandemiebedingt nun auf das Frühjahr
verschoben.
Sehr viel Spaß mache ihr die Arbeit mit den Studierenden, betont
die Physikerin. Ein weiteres Motiv für ihr großes Engagement für den Nachwuchs:
Sie möchte Studierende für ihr Fachgebiet zwischen theoretischer
Grundlagenforschung und Experimentalphysik interessieren. In ihrer
Arbeitsgruppe werden realistische dynamische Beschreibungen für Kollisionen von
Atomkernen von Gold oder Blei unter Quasi-Lichtgeschwindigkeit entwickelt, die
mit Teilchenbeschleunigern wie am CERN ausgelöst werden. 2025 soll der Bau des
neuen internationalen Beschleunigerzentrums FAIR bei GSI in Darmstadt
abgeschlossen sein. Von den Experimenten, die dort stattfinden sollen, erwarten
Hannah Elfner und ihr Team genau auf ihre Fragestellungen passende Daten.
Von ihrem zweijährigen Aufenthalt an der US-amerikanischen
Duke-University hat die Physikerin das Wissen mitgebracht, wie sie die
mathematischen Berechnungen der Atomkernkollisionen in hoher Qualität
visualisieren kann: eben jenen extrem kurzen Moment, bei dem die Protonen und
Neutronen des Atomkerns zu kleineren Teilen, den Quarks, zerfallen und diese
getrennt von den Gluonen auftreten, mit denen sie sonst „zusammenkleben“. Die
faszinierenden Bewegungsbilder des Quark-Gluon-Plasmas dienen den Wissenschaftlern
auch als Kontrolle für ihre Berechnungen: Mathematische Fehler werden sofort
sichtbar. Die ästhetisch beeindruckenden Visualisierungen, die die extrem
kurzen Prozesse bei einer Temperatur von einer Billion Grad darstellen, können
aber auch Laien eine Ahnung vom „Big Bang“, dem Urknall, vermitteln.
Hannah Elfner hat die Bilder deshalb immer im Gepäck, wenn sie
außerhalb der Universität – bei Vorträgen in Volkshochschulen oder
Schülerprojekten beispielsweise – über ihr Forschungsgebiet berichtet. Bei
solchen bürgernahen Terminen sagt immer gern zu. Denn
Wissenschaftskommunikation ist ihr wichtig. Und außerdem, sagt sie, solle man
ruhig sehen, „dass auch Frauen Physikprofessoren sein können.“
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/109806472
Bildtext: Die Physikerin Prof. Dr. Hannah Elfner erforscht Prozesse zwischen
den allerkleinsten Teilchen des Universums (Foto: Uwe
Dettmar/Goethe-Universität)
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Hannah Elfner (geb. Petersen)
Head of Department Hot and Dense QCD Matter
Coordinator of Theory Pillar
GSI, KBW, room 2.14
phone: +49 6159 71 3068
email: h.elfner@gsi.de
Professor for Theoretical Physics
Goethe University
GSC, room 3|29
phone: +49 69 798 47652
email:
elfner@itp.uni-frankfurt.de
Maria Roser Valentí wird Sprecherin der Forschungsgruppe QUAST – 4,6 Millionen Euro Förderung für vier Jahre
Wie sich die Eigenschaften neuer Materialien besser vorhersagen lassen, wird die neue Forschungsgruppe um Professorin Maria Roser Valentí von Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität im Verbund mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erkunden. Die Forschungsgruppe „QUAST“ wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gemeinsam mit dem österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) und dem Schweizerischen Nationalfonds (SFN) im Rahmen der D-A-CH-Zusammenarbeit gefördert. Die Fördersumme von 4,6 Millionen Euro enthält eine 22-prozentige Programmpauschale für indirekte Kosten aus den Projekten.
FRANKFURT. Der
Präsident der Goethe-Universität, Prof. Enrico Schleiff, gratulierte der neuen
Forschungsgruppe zum positiven Förderentscheid: „Dies ermöglicht unseren
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, im internationalen Verbund einer der
zentralen Fragen der Festkörperphysik nachzugehen, der Vielteilchentheorie. Maria
Roser Valentí ist zweifellos eine hervorragende Wahl als Sprecherin, nicht
zuletzt da sie bereits unserem Transregio-Sonderforschungsbereich 288 zum
verwandten Feld der Quantenmaterialien vorsteht. Ich freue mich auf spannende
Erkenntnisse aus der neuen Forschungsgruppe.“
Die neue Forschungsgruppe „Qualitative räumlich-zeitliche
Modellierung von Materie mit elektronischen Korrelationen (QUAST)“ beschäftigt
sich mit der Entwicklung der sogenannten Vielteilchentheorie, um zuverlässige
quantitative Vorhersagen topologischer und dynamischer Quantenphänomene in
Festkörpern zu erreichen. Die Eigenschaften vieler neuartiger
Quantenmaterialien, wie die vor kurzem entdeckt Weyl-Kondo-Semimetalle,
basieren auf räumlich-zeitlichen elektronischen Korrelationen, deren
Vielteilchen-Natur schwer mathematisch zu beschreiben ist. QUAST will diese
Herausforderung durch koordinierte theoretische Methodenentwicklungen und
konzertierte Experimente angehen.
QUAST-Sprecherin Prof. Roser Valentí sagt: „Unser zentrales Ziel in
QUAST ist die Entwicklung einer Theorie der elektronischen Struktur
kondensierter Materie, die die Phänomene in Materialien wie den Weyl-Kondo
Halbmetallen erklären kann. Langfristig wollen wir eine übergreifende
Computer-basierte Plattform entwickeln, um Quantenmaterialien mit solchen
Eigenschaften zuverlässig modellieren und designen zu können.“
QUAST-Website:
https://for5249.org
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Maria Roser Valentí
Institut für Theoretische Physik
Goethe-Universität
Frankfurt
Tel.
+49 69 798 47816
valenti@itp.uni-frankfurt.de
https://itp.uni-frankfurt.de/~valenti/
Das Interesse an dem Fach Koreastudien nimmt seit Jahren rasant zu. Ein Grund: die Popularität der koreanischen Pop- und Filmkultur. Mehr über das „Kleine Fach“ an der Goethe-Universität im neuen UniReport
FRANKFURT.
Klein, aber oho: Das Fach Koreastudien zählt zwar zu den sogenannten „Kleinen
Fächern“ an der Goethe-Universität, aber die Zahl der Studierenden ist in den
vergangenen zehn Jahren immerhin von 20 auf 400 Studierende gewachsen. Auch
wenn viele Studierende in den letzten Jahren den Weg zum Fach über Koreas
aktuelle Popmusik, Mode und Film gefunden haben, so erschöpft sich die
Themenvielfalt natürlich bei weitem nicht darin: Geschichte, Wirtschaft,
Politik, Geographie und Religionen des Landes gilt es im Studium zu
erschließen. Interdisziplinarität wird großgeschrieben:
Geschichtswissenschaften, Migrationsforschung, Kulturwissenschaft und
Frauenforschung liefern die Theorien- und Methodenvielfalt. Auch international
ist das Fach gut aufgestellt, insgesamt sechs koreanische Partneruniversitäten
kooperieren mit der Goethe-Universität. Zudem ist in Frankfurt das Umfeld sehr
günstig, lebt hier doch die mit Abstand größte Anzahl von Auslandskoreaner in
Europa; ebenso haben sich hier viele koreanische Firmen angesiedelt.
Ein
ganz besonderer Fall von koreanischer Popkultur erregt gerade in Deutschland die
Gemüter: Die Netflix-Serie „Squid Game“ sorgt für Debatten vor allem unter Pädagogen
und Medienforschern. In der Serie treten hoch verschuldete Menschen in einem
Wettbewerb gegeneinander an; wer verliert, zahlt mit seinem Leben. Die äußerst
gewalttätige Darstellung eines zynischen Spiels übt anscheinend eine große
Faszination vor allem auf junge Zuschauer aus. Prof. Katajun Lindenberg, Professorin
für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie an der Goethe-Universität, erklärt
im Gespräch mit dem UniReport, warum der Serienhit für Kinder und Jugendliche
nicht geeignet ist.
Weitere Themen im aktuellen UniReport:
Der UniReport 6/2021 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/109719953.pdf
Große internationale Tagung über Dokumentarfilm und Medien „Visible Evidence“ der Goethe-Universität vom 14. bis 18. Dezember/ Veranstaltungen teilweise auch im Hybrid-Format zugänglich
Wie reagiert der Dokumentarfilm auf die aktuelle Krise der Demokratie? Mit diesem Thema setzen sich vom 14. bis zum 18. Dezember mehr als 300 internationale Wissenschaftler:innen, Filmemacher:innen und Künstler:innen auseinander. Die Veranstaltung „Visible Evidence“ findet als Hybridveranstaltung im Künstlerhaus Mousonturm und dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum statt.
FRANKFURT. Durch
die Geschichte des Dokumentarfilms zieht sich der Begriff der Krise wie ein
roter Faden: Schon die ersten Dokumentarfilmemacher:innen in den 1920er und
1930er Jahren reagierten mit ihren Filmen auf kritische Zustände in ihrem Land.
Wie geht der Dokumentarfilm heute damit um: mit den Folgen der Globalisierung,
dem Klimawandel und der Migration, mit der Gesundheitskrise und der
Transformation der Wirtschaft? Prägt er unsere Wahrnehmung und wenn ja, wie?
Kann er theoretisch und praktisch dazu beitragen, notwendige Räume und
Denkweisen für eine lebendige Demokratie zu verteidigen? Braucht er dazu neue
politische, soziale und formale Möglichkeiten?
Um diese Fragen geht es in der fünftägigen internationalen
Konferenz mit Diskussionen, Screenings, Workshops und Vorträgen, die das
Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft (TFM) der
Goethe-Universität Frankfurt in Zusammenarbeit mit der Forschungsinitiative
ConTrust, dem Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ und dem Künstlerhaus
Mousonturm und dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum vom 14. bis
zum 18. Dezember ausrichtet. Die Veranstalter haben die Tagung im Hybrid-Format
auch als öffentliche Veranstaltung konzipiert, da sie Dokumentargeschichte als
ein Instrument der öffentlichen Meinung verstehen.
Der Blickwinkel der Vorträge ist so weit wie das Feld der mehr als
300 angekündigten Teilnehmer:innen aus Europa, Asien, den USA und Südamerika:
Das audiovisuelle Erbe Afrikas und die Kolonisierung gehören ebenso zu den
Themen wie Spuren von Traumata in Kolonialarchiven, der Arbeiterfilm,
Umwelterzählungen im Dokumentarfilm aus Osteuropa und Amateurfilme von Jugendlichen
aus den US-amerikanischen Inner-Cities der 1960er Jahre. Die internationale
Ausrichtung ist seit der Gründung von „Visible Evidence“ vor 28 Jahren
Programm: „Visible Evidence“ ist ein Netzwerk von Künstler:innen,
Kurator:innen, Filmemacher:innen und Wissenschaftler:innen aus über dreißig
Ländern, die sich mit aktuellen Fragen des Dokumentarfilms auseinandersetzen
und zur nicht-fiktionalen Medienkultur selbst wichtige Beiträge leisten. Seit
1993 findet „Visible Evidence“ jedes Jahr an einem anderen Ort statt,
mittlerweile auch jedes Jahr auf einem anderen Kontinent. Nach Montreal, Sao
Paulo, Buenos Aires, Stockholm, Los Angeles und Bochum ist „Visible Evidence
XVII“ in Frankfurt die zweite deutsche Ausgabe der Tagung. Insgesamt wurde
„Visible Evidence“ bereits 26 Mal veranstaltet.
Die Konferenz ist als hybride Veranstaltung (unter 2G-Bedingungen)
geplant. Alle Veranstaltungen haben einen Zoom-Raum bzw. sind per Livestream zu
besuchen, und die meisten Veranstaltungen werden aufgezeichnet.
Zu den Förderern der 27. „Visible Evidence“-Konferenz gehört die
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), das Graduiertenkolleg „Configurations of
Film“, der Forschungsverbund „Normative Orders“, das Clusterprojekt „ConTrust“,
die Freunde und Förderer der Goethe-Universität, das Goethe-Institut, das
Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften, die Hessische Film- und
Medienakademie, die Johanna Quandt-Universitäts-Stiftung und die Stadt
Frankfurt.
Das umfangreiche Programm und weitere Informationen sind zu finden
unter: https://2021.visibleevidence.org/
Anmeldung unter: https://www.conftool.com/visible-evidence-2021/
Bild: https://www.uni-frankfurt.de/109725190
Bildtext: Amateurfilme von Jugendlichen aus den US-amerikanischen
Inner-Cities der 1960er Jahre ist eines der vielen Themen der internationalen
Tagung “Visible Evidence“ der Goethe-Universität (Foto © Sol Worth - A Slice of
Live | Presbyterian Historical Society, Philadelphia)
Als Mitwirkende am bundesweiten Festjahr positioniert sich die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus.
FRANKFURT. Ab 11. Dezember wird die Fassade der Universitätsbibliothek an der Bockenheimer Landstraße mit einer auffälligen bunten Fahne geschmückt sein. Auf den Tag genau wird es dann 1700 Jahre her sein, dass Kaiser Konstantin den Juden in der Stadt Köln das Recht erteilte, in den Stadtrat gewählt zu werden – der erste urkundliche Beleg für jüdisches Leben auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Aus diesem Anlass unterstützt der unter anderem vom Bundesministerium des Innern getragene Verein „321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.“ in diesem Jahr mehr als 1500 Projekte im ganzen Bundesgebiet. Mit dabei: Die Universitätsbibliothek Frankfurt, zu deren Beständen eine der europaweit bedeutendsten Sammlungen jüdischer Schriften gehört. Anlässlich des Festjahres bieten nun eine Website und eine Ausstellung unter dem Motto „17 Motive jüdischen Lebens“ Einblick in diese faszinierende Welt jüdischer Schriftkultur.
Ausstellung
„17 Motive jüdischen Lebens“
4.
November - 23. Dezember und 10. Januar - 27. Februar 2022,
im
Schopenhauer-Studio der Universitätsbibliothek,
Bockenheimer
Landstraße 134-138, 60325 Frankfurt am Main.
Geöffnet
dienstags bis sonntags, 13-18 Uhr.
Am 4. November wurde die Ausstellung, die auch unter studentischer Mitwirkung
entstand, im Beisein der Generalsekretärin des Vereins, Sylvia Löhrmann
(Staatsministerin a. D.), sowie dem Präsidenten der Goethe-Universität, Prof.
Enrico Schleiff, eröffnet. Gezeigt werden nicht nur kostbare Handschriften und
Drucke, die teilweise mehrere hundert Jahre alt sind: Auch vielfältige jüdische
Stimmen der Gegenwart finden ihren Platz. An Mitmachstationen können die
Besuchenden selbst aktiv werden. Das Schopenhauer-Studio der
Universitätsbibliothek an der Bockenheimer Warte bietet dazu eine moderne und
großzügige Ausstellungsfläche.
Alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich mit einem Selfie
vor einer der Fahnen an oder in der UB an der Social Media Kampagne des Vereins
zu beteiligen und damit auch persönlich ein Zeichen für gesellschaftliche
Vielfalt zu setzen (#2021JLID). Die Ausstellung „17 Motive jüdischen Lebens“
kann dienstags bis sonntags von 13:00 bis 18:00 Uhr unter Beachtung der
gültigen Corona-Verordnung besucht werden. Informationen zu öffentlichen
Führungen finden sich auf https://17motive.uni-frankfurt.de/ausstellung/
Projekt-Website: https://17motive.uni-frankfurt.de; Instagram:
frankfurter_dinge, #17motive
Festjahr: https://2021jlid.de/
Presse-Besichtigung: Mit Terminvereinbarung jederzeit möglich
Bildmaterial für die Presse ist hier zum Download abgelegt: https://www.ub.uni-frankfurt.de/ausstellung/17motive_bilder.html
Information: Dr. Kerstin von der Krone, Sammlungsleitung Judaica und
Hebraica, und Johanna Weiler, Projekt 17 Motive, Universitätsbibliothek J. C.
Senckenberg. Tel: +49 (69) 798 39665, E-Mail: 17motive@ub.uni-frankfurt.de
Kontakt für Pressefragen allgemein:
Bernhard Wirth, Stabsabteilungen Personalentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit
der Bibliothek, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de
Vom Maschinenlernen zum Maschinenlehren: VolkswagenStiftung fördert gemeinsame Forschung aus Ökonomie, Psychologie, Recht, Medizin, Informatik und Bildungsforschung
Mit knapp 10 Millionen Euro Förderung regt die VolkswagenStiftung
zu Forschungsprojekten an, die ergründen, wie sich Künstliche Intelligenz auf
die Gesellschaft auswirken wird. Die Goethe-Universität Frankfurt (GU) war mit
einem Antrag erfolgreich, der die Entwicklungen im Bereich Mensch-Maschine-Interaktion
in der Bildung in den Blick nimmt.
FRANKFURT. „From
Machine Learning to Machine Teaching (ML2MT) – Making Machines AND Humans
Smarter“ – so lautet der Titel des Projekts, das der Wirtschaftswissenschaftler
Prof. Oliver Hinz in einem interdisziplinären Projekt gemeinsam mit Kolleginnen
und Kollegen verschiedener Fächern beantragt hat. Der Erfolg von lernenden
Maschinen wie im Paradebeispiel des Brettspiels Go (in der Computerversion
„AlphaGo Zero“) hat die Wissenschaftler inspiriert. Ihr Projekt zielt auf ein
besseres Verständnis dessen ab, wie Menschen und Maschinen in kollaborativen
Mensch-KI-Systemen in symbiotischer Interaktion miteinander neues Wissen
erschließen können. Zu diesem Zweck erforscht das Konsortium die analytischen
und technischen Grundlagen, die für den erfolgreichen Transfer neuen Wissens
von intelligenten Maschinen auf Menschen und umgekehrt verantwortlich sind.
Untersucht wird dies mittels hybrider Mensch-Maschine-Systeme in Fallstudien
aus der medizinischen Diagnostik, der wirtschaftlichen Entscheidungsfindung und
der Finanzmarktprognose. Das Team will verallgemeinerbare sozio-technologische
und psychologische Erkenntnisse ableiten und Empfehlungen geben, um die
Interaktion zwischen Mensch und Maschine weiter zu verbessern.
Am Projekt wirken im Einzelnen mit: Prof. Oliver Hinz (Wirtschaftswissenschaften,
GU (Leitung)), Prof. Yee Lee Shing (Entwicklungspsychologie, GU), Prof. Loriana
Pelizzon (Wirtschaftswissenschaften, GU) und Prof. Tobias Tröger
(Rechtswissenschaft, GU, beide außerdem am Leibniz-Institut für
Finanzmarktforschung SAFE, Frankfurt), Prof. Gernot Rohde (Universitätsklinikum
Frankfurt/Main und GU), Prof. Kristian Kersting (Informatik, TU Darmstadt),
Prof. Hendrik Drachsler (Informatik, GU, und DIPF | Leibniz-Institut für
Bildungsforschung und Bildungsinformation, Standort Frankfurt/Main).
Die VolkswagenStiftung fördert sieben Projektkonsortien aus den
Gesellschafts- und Technikwissenschaften mit insgesamt 9,8 Mio. Euro. Mit ihrer
Initiative „Künstliche Intelligenz“ will sie die fach- und länderübergreifende
Forschung zur verantwortungsvollen Weiterentwicklung von KI-Systemen fördern.
„Die neu bewilligten Projekte fokussieren auf Bereiche, in denen KI-Systeme
bereits eingesetzt oder zeitnah zum Einsatz kommen werden, etwa in der
medizinischen Diagnostik oder präventiven Ferntherapie, aber auch in
Finanzmarktprognosen, bei der wissenschaftlichen Bildverarbeitung oder im
Journalismus“, sagt Dr. Henrike Hartmann, Abteilungsleiterin Förderung. „Die
Forschenden denken einen Schritt weiter, antizipieren die Auswirkung der KI auf
die Gesellschaft und wie man diese positiv gestalten könnte.“
Alle ausgewählten Vorhaben sind auf drei bis vier Jahre angelegt und erhalten jeweils rund 1,5 Mio. Euro Förderung. Die Initiative „Künstliche Intelligenz ‒ Ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft von morgen“ läuft seit 2017, bis heute wurden insgesamt 33,9 Mio. EUR bewilligt. 2022 wird die Initiative inhaltlich weiterentwickelt.
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Oliver Hinz
Professur
für BWL, insb. Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement
Fachbereich
02 Wirtschaftswissenschaften
069/798-34675
ohinz@wiwi.uni-frankfurt.de
Weitere
Informationen zu der Initiative „Künstliche Intelligenz ‒ Ihre Auswirkungen auf die
Gesellschaft von morgen“ der VolkswagenStiftung finden Sie unter https://www.volkswagenstiftung.de/kuenstliche-intelligenz
Dritter Durchgang der bundesweiten Studie „JuCo. Junge Menschen in der Pandemie“: Menschen zwischen 15 und 30 Jahren sind aufgerufen, sich zu beteiligen.
FRANKFURT. Über 12.000 Menschen haben sich bisher an den bundesweiten Studien JuCo I und II der Universitäten Frankfurt und Hildesheim beteiligt, um von ihren Erfahrungen und Perspektiven während der Corona-Pandemie zu berichten. Nun startet der Forschungsverbund die dritte Erhebung JuCo III. Im Fokus stehen die Veränderungen des Lebens Jugendlicher und junger Erwachsener nach nunmehr anderthalb Jahren im Corona-Modus. Das ist eine lange Zeit für junge Menschen.
Die Online-Befragung JuCo III richtet sich an junge Menschen ab 15
Jahren. Es geht darum, mehr über den Lebensalltag, die Herausforderungen und
Perspektiven der jungen Menschen zu erfahren. „Jugendliche wollen gehört
werden. Das haben bereits JuCo I und II deutlich gezeigt.“, so Severine Thomas
aus dem Forschungsteam, Mitarbeiterin an der Universität Hildesheim. Johanna
Wilmes von der Universität Frankfurt ergänzt: „Durch die ersten Befragungen
konnten wir viel bewegen und die Aufmerksamkeit auf die Jugend lenken. Von
einer erneuten großen Teilnahme an der dritten Studie erhoffen wir uns
Erkenntnisse darüber, wie junge Menschen ihre Situation aktuell wahrnehmen und
wie sie ihre Mitbestimmungs- und Gestaltungsmöglichkeiten einschätzen.“ Die
Studie JuCo III bietet Jugendlichen eine Möglichkeit, ihre Anliegen zum
Ausdruck zu bringen.
Deutschlandweit sind junge Menschen ab 15 Jahren eingeladen, an
der Umfrage teilzunehmen. Dazu Tanja Rusack: „Wir wollen möglichst viele junge
Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen erreichen. Der Fragebogen ist deshalb
erneut in einfacher Sprache formuliert“. Der Fragebogen ist unter https://www.soscisurvey.de/JuCo_III/
erreichbar, die Teilnahme dauert ca. 20 Minuten. Unter den Teilnehmer*innen
werden 20 Gutscheine im Wert von je 20 Euro verlost.
Der Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der
Corona-Zeit“ setzt sich zusammen aus dem Institut für Sozial- und
Organisationspädagogik an der Stiftung Universität Hildesheim und dem Institut
für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung an der Universität Frankfurt.
Entstanden sind darin bisher die bundesweite Studie JuCo I und II zu den
Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen
sowie die bundesweite Studie KiCo zu den Erfahrungen und Perspektiven von
Eltern und ihren Kindern während der Corona-Maßnahmen. Aktuell gehören zum Team
Sabine Andresen, Anna Lips, Ann-Kristin Placzek, Tanja Rusack, Wolfgang
Schröer, Severine Thomas, Johanna Wilmes.
Weitere Informationen und bisherige Veröffentlichungen unter: https://t1p.de/studien-corona