​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Nov 4 2022
14:43

Vertiefung des transatlantischen Gesprächs in Zeiten der Bedrohung von demokratischen Regierungs- und Lebensformen

Das John McCloy Transatlantic Forum wird am Forschungskolleg Humanwissenschaften feierlich eröffnet

BAD HOMBURG/FRANKFURT. Am Freitag, 4. November 2022, wurde das John McCloy Transatlantic Forum vor vollem Auditorium im Vortragssaal des Forschungskolleg Humanwissenschaften feierlich eröffnet. Der Name des Forums erinnert an John J. McCloy, der als amerikanischer Hoher Kommissar von 1949 bis 1952 in Frankfurt am Main amtierte.

Anwesend waren der Präsident der Goethe-Universität Professor Enrico Schleiff, der Oberbürgermeister der Stadt Bad Homburg Alexander W. Hetjes und die Initiatoren des Forums: der Direktor des Kollegs Professor Matthias Lutz-Bachmann, die Sprecher des Forschungsschwerpunktes „Democratic Vistas“ Professor Gunther Hellmann und Professor Johannes Völz sowie die Bad Homburger Förderer des Forums Bernd von Maltzan und Felix Hufeld. Als besonderer Gast war John J. McCloy II zugegen, der Sohn des amerikanischen Hohen Kommissars John J. McCloy. Professor Charles A. Kupchan von der Georgetown University hielt den Festvortrag. Der Experte für die amerikanisch-europäischen Beziehungen war Sonderberater von Präsident Barack Obama und Mitglied im amerikanischen Sicherheitsrat. Er sprach über die fortdauernden Stärken und die Verletzlichkeit des Westens in der künftigen Welt.

Ziele des neuen Forums
Das neue Forum am Forschungskolleg Humanwissenschaften bringt Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Politik, Kultur und Wirtschaft zum Gespräch über die Bedeutung der transatlantischen Beziehungen in der von Krisen geprägten Gegenwart zusammen. Dadurch möchte es dazu beitragen, die im transatlantischen Kontext herausgebildete Ausprägung der Demokratie zu stärken und unter den Bedingungen einer sich verändernden Weltordnung weiterzuentwickeln.

Mit seinem Namen erinnert das Forum an das Engagement der Amerikaner für den Aufbau der bundesrepublikanischen Demokratie in der Nachkriegszeit. Johannes Völz, Co-Sprecher des begleitenden Forschungsschwerpunktes „Democratic Vistas“, betonte allerdings: „Es geht uns nicht darum, die alte transatlantische Wertegemeinschaft unreflektiert wiederzubeleben.“  Das wäre, so Völz, zu kurzsichtig. Das Forum bleibe der transatlantischen Idee verbunden, aber heute gelte es, die westlichen Demokratien in ihrer Verflechtung mit einer Nord-Süd- und einer Ost-West-Achse zu betrachten.

Bürgerschaftliches Engagement für das Forum
Initiiert wurde das neue Forum vom Kollegdirektor Matthias Lutz-Bachmann und den beiden Sprechern des Forschungsprojektes. Bernd von Maltzan begleitete und förderte das Forum von Anfang an. Denn, so von Maltzan: „Wie Außenministerin Baerbock es jüngst formulierte: es kommt jetzt darauf an, das ‚transatlantische Moment' zu nutzen, um den aktuellen, bedrohlichen Anfechtungen der Demokratie etwas entgegenzusetzen. Dazu möchte ich als jemand, der in der Nachkriegszeit aufwuchs und den Amerikanern für ihren Beitrag zum Aufbau der deutschen Zivilgesellschaft zutiefst dankbar ist, beitragen, indem ich den Gedankenaustausch von Wissenschaft und Entscheidungsträgern aus Politik und Gesellschaft am John McCloy Transatlantic Forum unterstütze.“

Für die künftigen Aktivitäten des Forums und des Forschungsschwerpunktes sind bereits Förderzusagen gemacht worden, sodass bereits ab Herbst 2023 Demokratieforscher*innen zu Gastaufenthalten an das Kolleg kommen können, um sich in das Forum und den Forschungsschwerpunkt einzubringen.

Wohnte in Bad Homburg: Der Namensgeber des Forums John J. McCloy
John J. McCloy amtierte als amerikanischen Hoher Kommissar von 1949 bis 1952 in Frankfurt am Main und wohnte mit seiner Familie im „Haus Hohenbuchen“ am Rande des Bad Homburger Kurparks. Sein Sohn, der heute fast 85jährige John J. McCloy II hat lebhafte und gute Erinnerungen an die Jahre, die er als Jugendlicher dort verbrachte. In seinem Grußwort bei der Eröffnung des Forums betonte er, dass die Benennung des Forums nach seinem Vater für ihn eine große Ehre und Freude sei. Denn das Forum knüpfe an die grundlegende Überzeugung seiner Eltern an, dass Kultur, Wissenschaft, Bildung und soziales Engagement entscheidende Bausteine für die Entwicklung demokratischer Gesellschaften seien. So war seine Mutter für ihr soziales Engagement ebenso wie für die großen Gesellschaften, zu denen sie einlud, in ganz Bad Homburg und darüber hinaus bekannt. Bad Homburgs Oberbürgermeister Alexander Hetjes überreichte dem Ehrengast einen großen Fotoband über die Geschichte Bad Homburgs mit den Worten: „Der Name von John J. McCloy und seiner Frau Ellen hat in Bad Homburg noch immer einen sehr guten Ruf.“

Bilder zum Download: www.uni-frankfurt.de/127827194

Bildtext:

1.     Eröffnung des John McCloy Transatlatnic Forum: Rush McCloy, Alexander Hetjes, Laura McCloy, Enrico Schleiff, John McCloy III, Bernd von Maltzan, John McCloy II, Gunther Hellmann, Chrales Kupchan, Johannes Völz, Felix Hufeld, Iris Koban, Matthias Lutz-Bachmann

2.   Eröffnung des John McCloy Transatlantic Forum: Professor Matthias Lutz-Bachmann, Professor Johannes Völz, Professor Charles Kupchan, Professor Gunther Hellmann

Fotos: Stefanie Wetzel

Weitere Informationen
Webpage des Kollegs: www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Aufnahme der Veranstaltung: Die Veranstaltung mi dem Festvortrag von Charles Kupchan wurde aufgezeichnet; das Video ist in den nächsten Tagen auf dem YouTube Kanal des Kollegs zugänglich.

Kontakt: Iris Helene Koban
Geschäftsführerin des Forschungskollegs Humanwissenschaften
i.koban@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; Tel.: 06172 13977-10

Beate Sutterlüty
Wissenschaftskommunikation
b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; Tel.: 06172 13977-15


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Nov 4 2022
10:40

Zum Preis von Freiheit und Demokratie: Die 52. Römerberggespräche in Kooperation mit dem Forschungsverbund Normative Ordnungen der Goethe-Universität 

Ist es das wert?

FRANKFURT. Die Energiekosten steigen, die Inflation wächst, Betriebe gehen insolvent und Arbeitsplätze verloren: Auch hierzulande werden die ökonomischen Folgen des russischen Krieges gegen die Ukraine immer spürbarer. Wieviel Wohlstandsverlust kann unsere Gesellschaft ertragen, bis ihr innerer Friede in Mitleidenschaft gezogen wird – und was bleibt dann noch von der Solidarität mit Kiew? Das dürfte nicht nur Wladimir Putin strategisch interessieren. Das müssen sich auch die europäischen Regierungen fragen, wenn ihre Sanktionen innenpolitisch ein Preisschild bekommen.

Diesem Thema widmen sich die

52. Römerberggespräche
„Ist es das wert? Der Preis von Freiheit und Demokratie“
am Samstag, dem 12. November 2022,
10 – 17 Uhr,
im Chagall Saal des Schauspiel Frankfurt. Der Eintritt ist frei.

Im Einzelnen geht es um Fragen wie: Was sollen uns Völkerrecht und transnationale Gerechtigkeit wert sein? Welche Opfer wollen wir für den Schutz von geflüchteten und vertriebenen Menschen bringen? Welchen Preis müssen wir für die Verteidigung von Demokratie und Freiheit bezahlen? Und wie rechtfertigen wir diese Kosten denen gegenüber, die ihre Existenzgrundlage gefährdet sehen?

Redner*innen und Diskussionsgäste sind die Soziologin Teresa Koloma Beck (HSU/UniBw Hamburg), die Journalistin und Publizistin Ulrike Herrmann, die Soziologen Armin Nassehi (LMU München) und Matthias Quent (Hochschule Magdeburg-Stendal), die Migrations- und Armutsforscherin Ramona Rischke (Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung), die Publizistin Marina Weisband, der Historiker Martin Schulze Wessel (LMU München) und der Autor und Träger des diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels Serhij Zhadan. Moderiert wird die Veranstaltung von Hadija Haruna-Oelker (Journalistin) und Alf Mentzer (Leiter des Ressorts hr2-Tagesprogramm im Hessischen Rundfunk).

Die Frankfurter Römerberggespräche bestehen seit 1973 in ununterbrochener Folge und sind eine feste Institution der Debattenkultur in Deutschland. Vorsitzender des Trägervereins Römerberggespräche e.V. ist Miloš Vec, Professor für Rechts- und Verfassungsgeschichte an der Universität Wien und seit 2013 assoziiertes Mitglied des Frankfurter Forschungsverbundes Normative Ordnungen.
 
Das Programm im Überblick:
 
10.00 Uhr
Begrüßung durch Ayse Asar (Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst)

10.15 Uhr
Armin Nassehi (Soziologe, LMU München)
Vom Nutzen und Nachteil der Frage nach Nutzen und Nachteil – Erwartungsmanagement in unkalkulierbaren Zeiten

11.00 Uhr
Marina Weisband (Publizistin)
Vom Wert der Freiheit

11.45 Uhr
Serhij Zhadan (Autor, Träger des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2022)
Sprache nach dem Krieg

12.30 Uhr – 13.15 Uhr
Martin Schulze Wessel (Historiker, LMU München)
Putins Geschichte. Historische Obsession und gegenwärtige Strategien

14.15 Uhr
Ulrike Herrmann (Journalistin und Publizistin)
Wer soll das bezahlen? Die Ökonomie des Krieges

15.00 Uhr
Ramona Rischke (Migrations- und Armutsforscherin, Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung) und Matthias Quent (Soziologe, Hochschule Magdeburg-Stendal)
Ein heißer Herbst? Willkommenskultur und Abwehrreflexe

16.00 Uhr – 17.00 Uhr
Teresa Koloma Beck (Soziologin, HSU/UniBw Hamburg)
Zusammenhalt durch Krise? Perspektiven auf Europa

Details zum Programm:
www.roemerberggespraeche-ffm.de, www.normativeorders.net

Informationen:
Anke Harms
Referentin für Wissenschaftskommunikation des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“
Tel.: 069/798-31407, anke.harms@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail, p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Nov 4 2022
10:01

Ausstellung in der Studiengalerie 1.357 zeigt Film von Cyprien Gaillard 

Ästhetik des Ruinösen in der Großstadt

FRANKFURT. Cyprien Gaillards Film Desniansky Raion (2007) besteht aus selbst gedrehtem und gefundenem Filmmaterial aus vier europäischen Städten: ein Blick auf einen modernistischen Wolkenkratzer im Zentrum von Belgrad, eine Schlägerei zwischen Fußballfans inmitten von Betonhochhäusern in St. Petersburg, ein Video eines Wohnkomplexes in Meaux bei Paris, in dem auf ein Lichtspektakel seine Sprengung erfolgt, und ein Flug über eine schneebedeckte Stadtlandschaft im Desniansky-Distrikt von Kiew.

Cyprien Gaillard: Desniansky Raion (2007)
Studiengalerie 1.357
Goethe-Universität, IG-Farben-Haus, 1. OG, rechts
9.11. – 07.12. 2022; Mo-Do 12-17 Uhr
Eröffnung: Mittwoch, 09.11.2022, 20:00 Uhr

Die einstmals gebauten Strukturen zukünftiger gesellschaftlicher Ordnung werden in Desniansky Raion zur Kulisse männlicher Gewaltausbrüche: Bei der Schlägerei handelt es sich um eine organisierte Kampfsubkultur, die von den Organisatoren dokumentiert und in den sozialen Medien zelebriert wird. Die von dem Musiker Koudlam eigens für den Film komponierte Musik überwältigt und lähmt die Zuschauer*innen. Der Sound dystopischer Science-Fiction Filme und die urbanen ruinösen Landschaften, auf denen die Kamera beinahe unerträglich lang verweilt, vermitteln ein Bild einer fernen Zukunft ohne Menschen, die im Errichten ihrer Ordnungen sich selbst vernichten. Es ist eine Welt in einer Katastrophe, die ihre Zerstörung zelebriert.

Cyprien Gaillard (*1980 in Paris, lebt und arbeitet in New York und Berlin) richtet in seinen Filmen, Fotografien und Installationen den Fokus auf Werden und Vergehen der von Menschen geschaffenen Landschaften und Architekturen. In ihrer Ästhetik des Ruinösen, des Maroden und der Zerstörung bietet sein in zahlreichen renommierten Institutionen gezeigtes Werk einen harten und atmosphärisch verdichteten Blick auf die Gegenwart.

Die Ausstellung ist aus dem die Studiengalerie 1.357 begleitenden Seminar im WS 2019/20 hervorgegangen. Die Studiengalerie 1.357 wird getragen vom Forschungszentrum für historische Geisteswissenschaften (Goethe Universität), MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main, Jüdisches Museum Frankfurt und Städel Museum.

Kontakt:
Franka Schlupp, franka.schlupp@em.uni-frankfurt.de; http://studiengalerie.uni-frankfurt.de/home.html


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Nov 3 2022
14:45

Festival „Der Konflikt der Demokratien“ mit internationalen Gästen aus Wissenschaft und Kultur/ Event im Programm „Demokratie als Lebensform“ des Netzwerks Paulskirche 

Demokratie für alle? 

Wer gehört dazu? Wie exklusiv oder divers sind die Demokratien in Brasilien, Indien und Europa? Das internationale Kulturfestival am 10. und 11. November verhandelt sein Thema mit Film-, Literatur- und Diskussionsbeiträgen. Veranstaltet wird das Festival – eines der Kick-off-Events zum Programm „Demokratie als Lebensform“ des Netzwerks Paulskirche – von Wissenschaftler:innen der Goethe-Universität.

FRANKFURT. Wenn derzeit eine drohende Spaltung der Gesellschaft beklagt wird, geht es immer auch um die Frage nach der Vereinbarkeit von Demokratie und Diversität. Nationalistische Parteien von Trump bis zur AfD versprechen Regierungsformen, die eine ethnisch oder religiös homogene Bevölkerung voraussetzen. Die Alternative ist dabei nicht nur diejenige zwischen Demokratie und Autoritarismus; verhandelt wird auch eine Alternative zwischen einer Demokratie für alle und einer Demokratie unter Einschluss nur bestimmter Teile der Gesellschaft. Wie ist es unter diesem Gesichtspunkt um die „racial democracy“ in Brasilien bestellt, wie um die Demokratien in Indien und Europa?

Das Kulturfestival „Der Konflikt der Demokratien“ am 10. und 11. November greift sein Thema in Paneldiskussionen, Filmbeispielen und Lesungen auf. Eröffnet wird es mit einer Begrüßung durch die Kultur- und Wissenschaftsdezernentin der Stadt Frankfurt Dr. Ina Hartwig, Beiträgen der Politikwissenschaftlerin Nicole Deitelhoff und dem Filmwissenschaftler Vinzenz Hediger, beide Professoren an der Goethe-Universität Frankfurt und Sprecher*innen der Forschungsinitiative ConTrust, sowie Filmscreenings des Dokumentarfilmkollektivs Babylon’13.

Zu den internationalen Gästen der Panels am 11. November gehören Priyamvada Gopal, Professor of Postcolonial Studies, Cambridge, Harsh Mander, Autor und Aktivist, Elżbieta Korolczuk, Soziologin und Aktivistin, Vinicius Reis (Filmregisseur), Lea Ypi (Politische Philosophin) und zahlreiche andere. Das Programm ist unter www.netzwerk-paulskirche.de/der-konflikt-der-demokratien einsehbar.

Das internationale Festival wurde konzipiert vom Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ gemeinsam mit der Forschungsinitiative „ConTrust – Vertrauen im Konflikt“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, dem Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität und der Kulturproduzentin Dr. Paula Macedo Weiß im Rahmen des Netzwerks Paulskirche und mit Unterstützung der Stadt Frankfurt am Main.

Anmeldung und weitere Informationen
www.netzwerk-paulskirche.de/der-konflikt-der-demokratien
www.normativeorders.net


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Nov 3 2022
10:31

Frobenius-Forschungsförderpreis geht an Dr. des Valerie Nur

Mobile Tuareg-Handwerker in Niger

Der Frobenius-Forschungsförderungspreis geht in diesem Jahr nach Bayreuth: Das Frobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung an der Goethe-Universität zeichnet damit Valerie Nur aus für ihre herausragende Dissertation über Tuareg-Handwerker in Niger.

FRANKFURT. Einmal jährlich zeichnet das Frobenius-Institut exzellente ethnologische Dissertationen im deutschsprachigen Raum mit dem Frobenius-Forschungsförderungspreis aus. In diesem Jahr ging der mit 3000 Euro dotierte Preis an Valerie Nur für ihre Promotionsschrift „Handwerkliche Arbeit als soziale Praxis. Eine ethnologische Studie über die handwerklichen Praktiken der endogamen Handwerkergruppe der inadan Tuareg des Aïr in Niger“. Die Arbeit wurde von Professor Gerd Spittler betreut und bei der Bayreuth International Graduate School of African Studies im Fach Ethnologie eingereicht. Sie beruht auf einer Feldstudie, in deren Verlauf Valerie Nur insgesamt zwanzig Monate an verschiedenen Orten im Aïr-Gebirge sowie in der Hauptstadt Niamey (Niger) bei den bislang in der Forschung wenig berücksichtigten Inadan (Tuareg) verbracht hat.

Gemeinsam mit den Inadan hat Valerie Nur über die handwerkliche Arbeit reflektiert und während ihrer Feldstudie intensive eigene Erfahrung mit der handwerklichen Praxis machen können. Sie beschreibt in ihrer Arbeit das alltägliche Handwerk der Männer und Frauen, wie etwa Lederarbeiten, den Schaffungsprozess selbst, die Herstellung und Umformung der Werkzeuge und die immer wieder stattfindenden Veränderungen im Hinblick auf die Ausübung des Handwerkes. Überdies erläutert Valerie Nur, wie sehr diese Arbeit in das tägliche Familienleben der mobilen Inadan integriert ist, die mit dem Handwerk aufwachsen und über Hunderte von Kilometern verwandtschaftlich miteinander verbundenen sind. Da den fertigen Produkten neben dem Marktwert auch ein ideeller Wert zukommt, ist das Handwerk über diese familiären Verbindungen hinaus von spezieller Bedeutung für die sozialen Beziehungen der Inadan.

Mit ihrer Studie hat Valerie Nur auch einen Beitrag zur Migrationsforschung geleistet, sind die mobilen Handwerker doch auch Arbeitsmigranten, die überall arbeiten und ihre Fähigkeiten erweitern können. Die Dissertation von Valerie Nur hat die Kommission durch die zugrundeliegende intensive und selbstreflexive ethnographische Forschung überzeugt sowie durch die sprachlich hervorragende Präsentation der Ergebnisse.

Weitere Informationen:
http://www.frobenius-institut.de/veranstaltungen/forschungsfoerderungspreis

Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/127688816

Bildtext:

Bild 1: Ein Schmied in seiner Werkstatt in Timia umgeben von Nachbarn und Kindern. (Timia, 2013) (Foto: Valerie Nur)

Bild 2: Ein Handwerker weicht das Holz für einen Kamelsattel ein. (Niamey, 2014) (Foto: Valerie Nur)

Bild 3: Zwei Handwerker mit geschulterten Äxten unterwegs zu einem Kunden. (Mont Bagzan 2015) (Foto: Valerie Nur)

Weitere Informationen
Frobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung
an der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Dr. Katja Geisenhainer
Telefon 069 798-33058
geisenhainer@em.uni-frankfurt.de; www.frobenius-institut.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Nov 2 2022
11:13

Internationale Konferenz an der Goethe-Universität befasst sich mit der Geschichte des jüdischen Frankfurts in NS-Zeit und nach 1945

Zerstörung und Neuanfang 

FRANKFURT. Eine internationale Konferenz, organisiert vom Buber-Rosenzweig-Institut für jüdische Geistes- und Kulturgeschichte der Moderne und Gegenwart an der Goethe-Universität und mehreren Partnern, befasst sich von

Sonntag, 6. bis Dienstag, 8. November 2022
im Casino-Gebäude auf dem Campus Westend der Goethe-Universität

mit dem Thema „Das jüdische Frankfurt. Zerstörung und fragiler Neuanfang, 1933 bis 1990“.

Frankfurt am Main war bis 1933 eines der wichtigsten Zentren jüdischen Lebens und jüdischer Kultur in Europa. Während der nationalsozialistischen Herrschaft wurden auch die Frankfurter Jüdinnen und Juden systematisch entrechtet, verfolgt und ermordet, die jüdischen Gemeinden aufgelöst. Die Konferenz widmet sich der Geschichte des jüdischen Frankfurt im NS-Staat und zeichnet dessen Bedrohung und Zerstörung nach. Unter dem Schutz der US-amerikanischen Militärverwaltung gründete sich in der Nachkriegszeit eine neue jüdische Gemeinde, mehrere jüdische Organisationen siedelten sich in der Stadt an, und es entwickelte sich neues jüdisches Leben. Die Konferenz behandelt auch diese Geschichte bis in die 1980er Jahre, als gerade von Frankfurt Impulse ausgingen für eine neue Sichtbarkeit der jüdischen Gemeinschaft in der Bundesrepublik.

Die Konferenz widmet sich verschiedenen Facetten dieser beiden so unterschiedlichen, jedoch eng miteinander verknüpften Phasen der jüdischen Geschichte Frankfurts. Wie haben die Frankfurter Jüdinnen und Juden den Ausschluss aus der Stadtgesellschaft und die Verfolgung erlebt, was ging dabei unwiederbringlich verloren, und auf welche Weise konnte das geistige und kulturelle Erbe des jüdischen Frankfurt im Exil weiterwirken? Unter welchen Bedingungen vollzog sich die Neugründung der jüdischen Gemeinde, und auf welchen Wegen kehrten Jüdinnen und Juden in den Nachkriegsjahrzehnten ins Zentrum der Frankfurter Stadtgesellschaft zurück?

Die Konferenz bringt dafür international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen und präsentiert die neuesten Erkenntnisse zur jüdischen Geschichte Frankfurts in der NS-Zeit und nach dem Zweiten Weltkrieg. Den Auftakt bildet am Sonntag, 6. November, um 19 Uhr ein Keynote-Vortrag in englischer Sprache von Steven E. Aschheim, emeritierter Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem, zum Thema „Before the Catastrophe: Frankfurt's Diverse Jewish Intellectuals and the Entangled Vortex of Change“. Am Montag, 7. November, um 19 Uhr, hält Professor Michael Brenner von der Ludwig Maximilians-Universität München einen zweiten Keynote-Vortrag zum Thema „Jüdische Nachkriegsgeographie: Frankfurt zwischen Föhrenwald, Düsseldorf und Berlin“.

Die Konferenz ist Teil des von der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der Goethe-Universität Frankfurt, der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden in Deutschland und dem Institut für Christlich-Jüdische Studien an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau durchgeführten Projekts „Synagogen-Gedenkbuch Hessen“, das sich eine umfassende Erforschung und Dokumentation der Geschichte der hessischen jüdischen Gemeinden und ihrer Synagogen zum Ziel gesetzt hat. Sie wird in Zusammenarbeit mit dem Fritz Bauer Institut für Geschichte und Wirkung des Holocaust, der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main und dem Jüdischen Museum Frankfurt organisiert.

Zum Programm der Tagung siehe:
https://www.uni-frankfurt.de/127023643/buber_Das_j%C3%BCdische_Frankfurt2022_Programm.pdf

Informationen:
Dr. Stefan Vogt
Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie
Fachbereich Evangelische Theologie
Campus Westend
Telefon 0179 5281106
E-Mail s.vogt@em.uni-frankfurt.de
https://www.uni-frankfurt.de/40998908/Profil


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

FRANKFURT. Im November präsentiert das Museum Giersch der Goethe-Universität (MGGU) zwei Highlights im Begleitprogramm zur aktuellen Ausstellung “ORTSWECHSEL. Die Kunstsammlung der Deutschen Bundesbank zu Gast im Museum Giersch der Goethe-Universität": Am 9. November 2022 um 19 Uhr trifft die Künstlerin Frauke Dannert die Kunsthistorikerin Lea Schleiffenbaum zum Gespräch im Museum. Am 29. November lädt Künstler Michael Riedel zum Atelierabend ein.

Frauke Dannert und Michael Riedel haben jeweils eigene Räume in der Ausstellung gestaltet. Dannert richtet ihren Fokus auf die Wahrnehmung von Architektur und Raum. Riedel lotet konzeptuell und ästhetisch die Beziehungen von Kunst und Ökonomie aus. Beide Veranstaltungen sind kostenfrei und ohne Anmeldung.

Die Künstlerin Frauke Dannert trifft die Kunsthistorikerin Lea Schleiffenbaum zum Gespräch

Zur aktuellen Ausstellung ORTSWECHSEL hat die in Köln lebende Künstlerin Frauke Dannert (*1979) eine begehbare Installation angefertigt. Arbeiten von ihr sind in der Kunstsammlung der Deutschen Bundesbank vertreten. Der Ausgangspunkt für Dannerts Arbeiten sind Architektur und Raum. In Collagen, Licht- und Teppicharbeiten nimmt sie urbane Strukturen, öffentliche Bauwerke und private Häuser in und mit denen wir leben auseinander und setzt sie neu zusammen. Dannerts Aufbrechen von vertrauten Strukturen öffnet unseren Blick für neue Perspektiven auf altbekannte Konstellationen.

In dem Künstlerinnengespräch anlässlich der Ausstellung spricht die Künstlerin am Mittwoch, 9. November 2022, um 19 Uhr gemeinsam mit der Kunsthistorikerin Lea Schleiffenbaum im MGGU über das Potential von Orts- und Perspektivwechseln, Möglichkeiten der Appropriation von Architektur und über die Sehnsucht nach mechanischer Reproduktion im digitalen Zeitalter. Die Veranstaltung ist kostenfrei und ohne Anmeldung.

Atelierabend mit Michael Riedel

2017 entwarf der in Frankfurt lebende Künstler Michael Riedel für die Ausstellung „Geldmacher“ in der Deutschen Bundesbank eine Serie von Druckgrafiken. Auf originalem Banknotenpapier in unterschiedlichen Formaten von 5 bis 500 Euro gedruckt, stellen diese „Riedels“ eine eigene Währung dar. Am 29. November lädt er zum Atelierabend ein. Weitere Informationen folgen demnächst auf der Website des Museums.

Ausstellungsfilm

Einen filmischen Einblick in die aktuelle Ausstellung präsentiert das MGGU auf seiner YouTube-Seite. Kuratorin Dr. Katrin Kolk nimmt die Besucher*innen mit auf eine Reise zu den wichtigsten Werken.

Link: https://youtu.be/Yv5w0GtflQE

Zur Ausstellung

Noch bis 8. Januar 2023 zeigt das MGGU die Ausstellung “ORTSWECHSEL. Die Kunstsammlung der Deutschen Bundesbank zu Gast im Museum Giersch der Goethe-Universität". Erstmals präsentiert die Deutsche Bundesbank ihre bedeutende Kunstsammlung moderner und zeitgenössischer Kunst öffentlich in einem Museum. Es ist eine Auswahl von ca. 90 Kunstwerken aus der Sammlung der deutschen Zentralbank zu sehen. Die Werkauswahl stellt einen Querschnitt durch die deutsche Kunstgeschichte des 20. und frühen 21. Jahrhunderts dar – angefangen mit prominenten Positionen der deutschen Kunst nach 1945 wie Georg Baselitz, Anselm Kiefer, Wolfgang Mattheuer oder Ernst Wilhelm Nay, bis hin zu Künstler*innen der Gegenwart wie Anne Imhof, Jorinde Voigt oder Jonas Weichsel.

Bilder und Texte zum Download unter: https://www.mggu.de/presse/

Zur Ausstellung ist eine Begleitpublikation erschienen, die über die Kunstsammlung informiert, den „Ortswechsel“ der Werke thematisiert und eine Auswahl der Exponate – thematisch gegliedert – vorstellt. Sie kostet 10 € an der Museumskasse.

Die Ausstellung wird von einem vielfältigen Programmangebot begleitet. Aktuelle Informationen über alle Veranstaltungen finden Sie immer aktualisiert auf der Website: www.mggu.de

Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main
Eintritt: Erwachsene 7,- € / Ermäßigt 5,- €. Personen unter 18 Jahren haben freien Eintritt.

Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr, Sa, So 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr
An Feiertagen 10–18 Uhr geöffnet: 25.12.2022, 01.01.2023

Informationen: Christine Karmann, Kommunikation und Marketing Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/138210121, E-Mail: presse@mggu.de

Adresse: Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main


Redaktion: Dr. Olaf Kaltenborn, Leiter PR & Kommunikation, Tel: 069 798-13035, Fax: 069 798-763 12531, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de

 

Nov 1 2022
16:17

Das neue Team des Herzzentrums am Universitätsklinikum Frankfurt erklärt in Vortragsreihe moderne Herzmedizin

Moderne Herzmedizin ist individuelle Präzisionsmedizin

FRANKFURT. Besonderen Risikofaktoren von Herzerkrankungen auf die Spur kommen, individuell therapieren und Patient:innen auch jenseits der Krankenhauspforte versorgen: Diese Präzisionsmedizin will David Leistner, der neue Direktor der Kardiologie an der Uniklinik Frankfurt, am Herzzentrum in den kommenden Jahren ausbauen. In einer Vortragsreihe stellt nun das neue Team des Frankfurter Herzzentrums verschiedene Herzerkrankungen und ihre modernen Therapien allgemeinverständlich vor.

Zum Thema

„Herzinsuffizienz – wie moderne Herzmedizin bei Herzschwäche helfen kann“
sprechen Prof. Dr. David M. Leistner und Prof. Dr. Thomas Walther
 am 3. November, um 18 Uhr,
am Campus Niederrad / Universitätsklinikum
Theodor-Stern-Kai 7
60596 Frankfurt
Hörsaal 23-3, Haus 23

Weitere Termine und Themen sind:

am 7. Dezember
Prof. Dr. David M. Leistner, Prof. Dr. Thomas Walther
„Herzklappenfehler therapieren – präzise, minimalinvasiv im Herzteam“
Hörsaal 22-1, Haus 22 HS

am 18. Januar
Prof. Dr. David M. Leistner, Prof. Dr. Thomas Walther
„Aortenerkrankungen – mit modernen Diagnose- und Therapieverfahren Leben retten“
Hörsaal 23-3, Haus 23 

am 8. Februar
Prof. Dr. Reza Wakili, OA Dr. Florian Hecker
„Wenn das Herz aus dem Takt kommt – Herzrhythmusstörungen erkennen und behandeln“
Hörsaal 23-3, Haus 23 

Die Reihe findet jeweils um 18 Uhr am Universitätsklinikum Frankfurt statt.

Aktuelle Informationen zu den Veranstaltungsorten im Januar und Februar unter: www.buerger.uni-frankfurt.de bzw. unter Kathrin.Maier@kgu.de und Thomas.Walther@kgu.de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Nach schwarzen Löchern sind Neutronensterne die dichtesten Objekte in unserem Universum. Wie ihr Name schon sagt, bestehen Neutronensterne zum größten Teil aus Neutronen. Über die Materie, die bei der Kollision zweier Neutronensterne entsteht, weiß man jedoch wenig. Wissenschaftler*innen an der Goethe-Universität Frankfurt und dem Asia Pacific Center für Theoretische Physik im südkoreanischen Pohang haben nun ein neues Modell entwickelt, das darüber neue Erkenntnisse liefern soll.

FRANKFURT. Wenn einem massereichen Stern der Brennstoff ausgeht und dieser als Supernova explodiert, kann ein extrem kompaktes Objekt, ein sogenannter Neutronenstern, zurückbleiben. Neutronensterne sind außerordentlich dicht: Um die Dichte in einem Neutronenstern zu erreichen, müsste man unsere Sonne auf den Durchmesser einer Stadt wie Frankfurt zusammendrücken. Im Jahr 2017 konnten erstmals die kleinen Krümmungen in der Raumzeit - sogenannte Gravitationswellen, die bei der Kollision solch kompakter Sterne entstehen - auf der Erde gemessen werden. Die Zusammensetzung des heißen und dichten Produkts dieser Kollisionen ist jedoch noch nicht genau bekannt. Es wird vermutet, dass etwa Quarks, die sonst in Neutronen gefangen sind, nach der Kollision in freier Form auftreten können. Ein Forschungsteam um Dr. Christian Ecker vom Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität Frankfurt und Dr. Matti Järvinen und Dr. Tuna Demircik vom Asia Pacific Center für Theoretische Physik in Pohang, Südkorea, hat nun ein neues Modell entwickelt um der Antwort auf diese Frage einen Schritt näher zu kommen. Darin erweitern sie Modelle aus der Kernphysik, die bei hohen Dichten ihre Aussagekraft verlieren, mit einer Methode aus der Stringtheorie, die den Übergang zu dichter und heißer Quarkmaterie beschreiben kann. “In unserer Methode verwenden wir einen mathematischen Zusammenhang aus der Stringtheorie, nämlich die Korrespondenz zwischen fünfdimensionalen schwarzen Löchern und stark wechselwirkender Materie, um den Phasenübergang zwischen dichter Kern- und Quarkmaterie zu beschreiben", erklären Dr. Demircik und Dr. Järvinen. "Wir haben das neue Modell bereits in Computersimulationen verwendet, um damit das Gravitationswellensignal dieser Kollisionen zu berechnen und gezeigt, dass dabei sowohl heiße also auch kalte Quarkmaterie entstehen kann", erläutert Dr. Ecker, der diese Simulationen in Zusammenarbeit mit den Doktoranden Samuel Tootle und Konrad Topolski aus dem Arbeitskreis von Prof. Luciano Rezzolla an der Goethe-Universität Frankfurt umgesetzt hat. Als nächstes hoffen die Forscher*innen ihre Simulationen mit zukünftig gemessen Gravitationswellen aus dem Weltall vergleichen zu können, um somit weitere Erkenntnisse über Quarkmaterie in Neutronensternkollisionen zu gewinnen.

Publikation: https://journals.aps.org/prx/abstract/10.1103/PhysRevX.12.041012

Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/126758402

Bildtext: Illustration der neuen Methode, die fünfdimensionale schwarze Löcher (rechts) zur Berechnung des Phasendiagramms stark wechselwirkender Materie (Mitte) verwendet und damit Simulation für Neutronensterne und deren Gravitationswellen ermöglicht (links).

Weitere Informationen
Dr. Christian Ecker
Institut für Theoretische Physik
Goethe-Universität
069/798-47886
ecker@itp.uni-frankfurt.de
https://tinygu.de/1mxBS


Redaktion: Dr. Phyllis Mania, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13001, Fax 069 798-763-12531, mania@physik.uni-frankfurt.de

 

Wer sich verpflichtet, nach Medizinstudium und Facharztweiterbildung in Hessen zehn Jahre als Hausärztin oder Hausarzt in einer unterversorgten Region zu arbeiten oder in einem Gesundheitsamt, kann einen Studienplatz auch ohne Einser-Abitur erhalten. Diese Regelung gilt seit Anfang 2022. Jetzt wurden in einem Festakt in Gießen die ersten 58 Studierenden der Goethe-Universität Frankfurt, der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Philipps-Universität Marburg begrüßt. Das Besondere: Auf sie wartet innerhalb des Medizinstudiums der „hessische Weg“, auf dem sie nicht nur durch Mentoring individuell gefördert, sondern von Beginn an auch gezielt auf ihre spätere Berufspraxis vorbereitet werden.

FRANKFURT. Um dem Ärztemangel in unterversorgten Regionen entgegenzuwirken, gibt es bei der Vergabe der Medizinstudienplätze in den meisten Flächenbundesländern bereits eine Landarztquote, teilweise auch eine für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD): Ein bestimmter Prozentsatz der Medizinstudienplätze wird an Bewerberinnen und Bewerber vergeben, die sich verpflichten – nach Abschluss ihres Medizinstudiums und einer Weiterbildung in Allgemeinmedizin, Innere Medizin oder Kinder- und Jugendmedizin oder dem Öffentlichen Gesundheitswesen – 10 Jahre lang in unterversorgen Regionen hausärztlich zu praktizieren oder in Gesundheitsämtern mit besonderem Bedarf zu arbeiten. Dafür spielt bei der Bewerbung die Abiturnote keine ausschlaggebende Rolle. Vielmehr kommt es auf die persönliche und fachspezifische Eignung an, die zum Beispiel durch eine einschlägige Ausbildung oder berufliche Tätigkeit, einen fachspezifischen Studierfähigkeitstest, ein Ehrenamt oder einen Freiwilligendienst gezeigt wird. Ob Bewerberinnen und Bewerber geeignet sind, wird in einem speziellen Auswahlverfahren ermittelt. Die sogenannte Doppel-Vorabquote – für die hausärztliche Versorgung und den ÖGD – hat das Land Hessen für das Wintersemester 2022/2023 eingeführt. Zuständige Stelle ist das Hessische Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen (HLPUG). Es verantwortet insbesondere Bewerbungs- und Auswahlprozesse, die Meldung an Hochschulstart zur Studienplatzvergabe und ist Ansprechpunkt für alle Belange rund um den öffentlich-rechtlichen Vertrag, den die Studierenden mit dem Land Hessen geschlossen haben.

Um den Erfolg der angehenden Ärztinnen und Ärzte nachhaltig zu sichern, haben die drei medizinführenden Universitäten in Hessen – gefördert durch die Hessischen Ministerien für Soziales und Integration sowie Wissenaschaft und Kunst – den „hessischen Weg“ erarbeitet. Die künftigen Landärztinnen und Landärzte profitieren vom innovativen Schwerpunktcurriculum „HeLaMed – Hessen.Land.Medizin“, das die Studierenden während der gesamten Ausbildung und darüber hinaus frühzeitig an den Alltag einer hausärztlichen Praxis heranführt. So absolvieren die Studierenden der Universitäten Frankfurt, Gießen und Marburg zum Beispiel schon in den ersten Semestern Praktika in hausärztlichen Landpraxen und sammeln Erfahrungen im direkten Patientenkontakt. In Seminaren lernen sie neben medizinischen und praktischen Inhalten auch, wie eine Praxis organisatorisch und wirtschaftlich geführt wird. Während des Studiums werden sie von Mentorinnen und Mentoren individuell begleitet und erfahren durch Exkursionen in verschiedene Regionen, wie Versorgungsmodelle der Zukunft aussehen. In diesem innovativen HeLaMed-Schwerpunktcurriculum gibt es an allen drei Universitäten ebenso auch begrenzte Plätze für weitere interessierte Studierende, die nicht über die Vorabquote zugelassen wurden. Ein eigenes Schwerpunktcurriculum für das Öffentliche Gesundheitswesen ist ebenso bereits in Arbeit.

Hessenweit wird das Programm fortdauernd evaluiert und die drei Standorte vernetzen – unter anderem über eigene dezentrale Videokonferenzräume – Lehrende wie Lernende in ländlichen Regionen untereinander und mit den Universitäten.

In einem Festakt an der Justus-Liebig-Universität Gießen wurden die neuen Studierenden jetzt begrüßt durch Prof. Joachim Kreuder, Leiter des Instituts für Hausärztliche Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen, Prof. Annette Becker, Studiendekanin und Leiterin der Abteilung Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin der Philipps-Universität Marburg, und Prof. Ferdinand Gerlach, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt und Vorsitzender des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen.

Kai Klose, Hessischer Minister für Soziales und Integration, gratulierte den neuen Medizinstudierenden in einer Videobotschaft: „Sie sind als erster Jahrgang nach einem anspruchsvollen Auswahlverfahren ausgewählt worden, um an einer hessischen Universität Medizin im Rahmen unserer neuen Landarztquote zu studieren. Darauf sind Sie hoffentlich genauso stolz wie wir auf Sie! Ihr Medizinstudium und Ihre anschließende Weiterbildung im hausärztlichen Bereich oder im öffentlichen Gesundheitswesen werden dazu beitragen, dem drohenden Ärztemangel insbesondere in den ländlichen Regionen Hessens und im öffentlichen Gesundheitsdienst entgegenzuwirken. Ihre künftige ärztliche Tätigkeit ist so auch ein wertvoller Beitrag zur medizinischen Versorgung in unserem Land.“

Prof. Ferdinand Gerlach hob die Attraktivität des Berufs hervor: „Hausärzte sind als Vertrauenspersonen nah an den Menschen und betreuen ihre Patientinnen und Patienten oft ein Leben lang. Unsere Studierenden sollen selbst erleben, wie schön dieser Beruf ist, wie viele Freiräume eine Hausarztpraxis bietet, wie gut sich Familie und Beruf vereinbaren lassen und wie erfüllend gerade eine Tätigkeit im ländlichen Raum oder im Öffentlichen Gesundheitswesen sein kann. Mit dem ‚hessischen Weg' wollen wir in Frankfurt, Gießen und Marburg gemeinsam dafür sorgen, dass Hessen viele hochmotivierte und bestens qualifizierte Ärztinnen und Ärzte auf dem Land und in den Gesundheitsämtern bekommt.“

Das Hessische Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen (HLPUG) bereitet aktuell die zweite Bewerbungskampagne zum Wintersemester 2023/2024 vor, worauf Christof Diefenbach, Direktor des HLPUG, hinweist. Vom 1. bis 28. Februar 2023 ist es dann erneut möglich, sich online im Bewerbungsportal zu registrieren und zu bewerben.

Weitere Informationen:

„Studienplatzquote Medizin – Ländlicher Raum und Öffentlicher Gesundheitsdienst“
https://rp-giessen.hessen.de/studienplatzquote-medizin
Kontakt: Christof Diefenbach
Direktor des HLPUG
Tel. +49 (0)69 580013-0
studienplatzquote@hlpug.hessen.de
www.hlpug.de

Universitäre Implementierung der Landarzt- und ÖGD-Quote in Hessen, Projekt „HeLaMed – Hessen. Land. Medizin“:

Goethe-Universität Frankfurt
Dr. rer. med. Linda Seeger, M.Sc.PH,
Dr. med. Sandra Herkelmann
Institut für Allgemeinmedizin
Tel: +49-(0)69 6301-7138
helamed@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de
Website: https://www.allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de
Twitter: @ifa_frankfurt (Institut für Allgemeinmedizin Universität Frankfurt)
@goetheuni (Goethe-Universität Frankfurt)

Justus-Liebig-Universität Gießen
Univ.-Prof. Dr. med. Joachim Kreuder
Institut für Hausärztliche Medizin (IHM) & Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin
Medizinisches Lehrzentrum
Tel. +49 (0)641 99-48030
Sekretariat: +49 (0)641 99-45901
joachim.g.kreuder@paediat.med.uni-giessen.de
Twitter: @jlugiessen (Justus-Liebig-Universität Gießen)

Philipps-Universität Marburg
Dr. phil. Jana Groth
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin
jana.groth@uni-marburg.de
Website: https://www.uni-marburg.de/fb20/allgprmedTwitter: @uni_MR_GP (Allgemeinmedizin Universität Marburg)
@Uni_MR (Philipps-Universität Marburg)

Podcast „Wege der Allgemeinmedizin“ vom Kompetenzzentrum Weiterbildung Hessen
https://www.kwhessen.de/podcast.html

Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/127493932

Bildunterschrift:
Nach dem Festakt in Gießen: Gruppenbild mit den neuen Medizinstudierenden, die nach ihrer beruflichen Qualifikation als Landärzt:innen und in Gesundheitsämtern arbeiten werden. Foto: Rolf K. Wegst


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Okt 27 2022
12:15

Podiumsdiskussion der Goethe-Universität über religiöse Zusammenhänge im Krieg in der Ukraine

Wenn Religion den Krieg rechtfertigen soll

FRANKFURT. Bereits die Besetzung der Krim 2014 wurde von Russland mit religiösen Motiven begründet – was in der westeuropäischen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt geblieben ist. Nun aber, beim erneuten russischen Angriff auf die Ukraine, sind Wladimir Putins Verweise auf die historisch-religiösen Verbindungen zwischen beiden Staaten in den Medien ebenso präsent wie die kremltreue Line des russischen Patriarchen Kyrill und die Auseinandersetzung um die Autokephalie der orthodoxen Kirche der Ukraine. Damit ist auch im Gespräch, welche Bedeutung die Kirchen bei der Konstruktion nationaler Identitäten haben und wie Religion zur Rechtfertigung aggressiven Expansionsstrebens verwendet wird.

Die Podiumsdiskussion „Religion im Ukraine-Krieg“

am Donnerstag, den 3. November 2022,
um 19:00 Uhr,
im Historischen Museum Frankfurt
Saalhof 1 (ehemals Fahrtor 2), 60311 Frankfurt am Main

will die spezifische Rolle orthodoxer Kirchen im historischen und regionalen Umfeld in den Blick nehmen. Darüber hinaus geht es um die religiöse Vielfalt und wie sich Menschen verschiedener Religionen im Krieg untereinander verständigen.

Als Besonderheit des Podiums hebt Prof. Dr. Birgit Emich, Sprecherin des Forschungsverbunds „Dynamiken des Religiösen“ und der „Schnittstelle Religion“ an der Goethe-Universität, den regional breiten Blick hervor: „Für die Diskussionsrunde haben wir speziell Expertinnen und Experten eingeladen, die Fachwissen auch für die an Russland und die Ukraine angrenzenden Gebiete mitbringen. So möchten wir die aktuellen Entwicklungen vor einem weiteren Horizont verorten und dies mit der interessierten Öffentlichkeit diskutieren.“ Podiumsgäste sind PD Dr. Mihai Grigore (IEG Mainz), Dr. Nikolay Mitrokhin (Bremen), Jun.-Prof. Dr. Stanislau Paulau (Halle), PD Dr. Sebastian Rimestad (Leipzig/Erfurt) und PD Dr. Svetlana Suveica (Göttingen). Die Grußworte sprechen Dr. Jan Gerchow, Direktor des Historischen Museums Frankfurt, und Prof. Dr. Birgit Emich.  

„Mit erschreckender Drastik führt uns der aktuelle Krieg in der Ukraine vor Augen, wie sich Religion zur Rechtfertigung von Kriegen heranziehen lässt“, sagt Birgit Emich über die Motivation zur Veranstaltung. „Wir denken, dass es unsere Aufgabe als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist, diese Erzählstränge historisch und kritisch einzuordnen, aber auch für die Komplexität der religiösen Situation vor Ort zu sensibilisieren“.

Die Diskussion wird veranstaltet vom Forschungsverbund „Dynamiken des Religiösen“ gemeinsam mit der „Schnittstelle Religion“ der Goethe-Universität. Sie ist

Teil der Bürgeruniversität der Goethe-Universität. Der Eintritt ist frei.

Um Anmeldung wird gebeten unter: info.dynamiken@uni-frankfurt.de

Weitere Informationen:
Louise Zbiranski
Referentin für Wissenschaftstransfer und -kommunikation
Forschungsverbund „Dynamiken des Religiösen“
Goethe-Universität Frankfurt 
L.Zbiranski@em.uni-frankfurt.de
Website: https://dynamiken-des-religioesen.uni-frankfurt.de | Twitter: @DynaRelGU



Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Okt 27 2022
11:58

Evaluationsbericht würdigt herausragende Arbeit in Forschung und Vermittlung 

Wissenschaftsrat bescheinigt Fritz Bauer Institut „beeindruckende Leistungen“ 

Über ein viele Seiten starkes Lob kann sich das Team des Fritz Bauer Instituts an der Goethe-Universität freuen: Der Wissenschaftsrat bescheinigt dem Institut „beeindruckende Leistungen“ trotz seiner „geringen personellen Ausstattung“ – und regt eine bessere Finanzierung an. Positiv hervorgehoben wird auch die engere Zusammenarbeit mit der Universität, die durch die Kooperationsprofessur ermöglicht wurde.

FRANKFURT. Hochwertige Forschung und vielfältige Bildungsangebote zu verbinden, dies gelinge dem Fritz Bauer Institut mit geringer personeller Ausstattung sehr gut, heißt es im Bericht des Wissenschaftsrats, der vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst mit der Evaluation des Instituts beauftragt worden war. Die Forschung des Frankfurter Instituts zu nationalsozialistischen Gewaltverbrechen, vor allem zum Holocaust, sowie zum juristischen und gesellschaftlichen Umgang damit nach 1945 sei von hoher Qualität. „Forschung zum Holocaust und die Vermittlung eines kritischen Geschichtsbewusstseins sind auch noch heute und gerade in Deutschland von größter Bedeutung. Hierzu leistet das Fritz Bauer Institut einen wertvollen Beitrag, der künftig noch stärker international ausstrahlen sollte“, wird die Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Dorothea Wagner, in einer Pressemitteilung zitiert.

Unter Pandemiebedingungen hatte das Institut seine Vortragsveranstaltungen online angeboten – als Livestream und auch zum Abruf im Nachhinein. Dieses Angebot ist in der Öffentlichkeit auf große Resonanz gestoßen. Die Reichweite konnte vergrößert werden, deshalb empfiehlt der Wissenschaftsrat, das Angebot aufrechtzuerhalten – nicht ohne zu betonen, dass hierfür eine bessere Personalausstattung notwendig wäre. Denn nicht nur der Bildungs- und Vermittlungsbereich des Instituts sei dünn besetzt, sondern insbesondere auch der Bereich der IT, der Digitalisierung und Medienbetreuung. Nur das außergewöhnlich große Engagement der Beschäftigten ermögliche die dennoch umfangreichen und qualitativ hochwertigen Leistungen. Empfohlen wird, die Anzahl der grundfinanzierten Stellen moderat aufzustocken und den Haushalt jährlich so zu erhöhen, dass er mit den steigenden Kosten Schritt halten könne.

„Wir freuen uns über die große Wertschätzung unserer Arbeit“, kommentiert Prof. Sybille Steinbacher, die das Institut seit 2017 leitet und die eigens geschaffene Professur zur „Erforschung der Geschichte und Wirkung des Holocaust“ am Historischen Seminar der Goethe-Universität innehat. „Wir sind ein kleines Institut, machen aber viel. Dass zudem unser Potential erkannt und gewürdigt wird, ist wichtig für uns und schlägt sich hoffentlich in der Erhöhung unserer Mittel nieder.“ Die Evaluierungskommission habe Erwartungen formuliert in Hinblick auf Digitalisierung, Internationalisierung und Vernetzung, die auch bereits auf den Weg gebracht seien. „Dass das aber nicht ohne personellen Aufwuchs geht, wurde von der Kommission bestätigt. Darüber sind wir froh. Uns ist bewusst, dass dies gegenwärtig finanziell schwierige Zeiten sind. Aber gerade für unsere digitalen Angebote, für die schulische und außerschulische Vermittlungsarbeit und für unsere Ausstellungen ist eine Aufstockung dringend notwendig“, so Steinbacher.

„Wir freuen uns, dass das eigenständige Fritz Bauer Institut gerade durch die Einrichtung einer Kooperationsprofessur am Historischen Seminar eng mit uns kooperiert“, sagt Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität. „Das Fritz Bauer Institut betreibt Forschung auf höchstem Niveau und wird seine Fragestellungen zunehmend interdisziplinär erforschen – eine Entwicklung, die im Einklang mit der gesamten Goethe-Universität ist, da Lösungen von gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen ebenso divers und multiperspektivisch sein müssen wie die Herausforderung selbst: Und gerade eine durch An-Institute bereicherte Volluniversität ist damit in der Lage, das Wissen für morgen zu erforschen“, so Schleiff weiter.

Das Fritz Bauer Institut ist 1995 als Stiftung bürgerlichen Rechts gegründet worden. Namensgeber war der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (1903-1968), der den ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess ins Rollen gebracht hat. Im Jahr 2000 wurde das Fritz Bauer Institut als selbständiges Kulturinstitut ein An-Institut der Goethe-Universität. 2017 wurde die Leitung des Instituts erstmals in gemeinsamer Berufung mit der Goethe-Universität besetzt, seither ist Prof. Sybille Steinbacher in dieser Funktion tätig. Seit seiner Gründung verbindet das Fritz Bauer Institut Forschung zum Holocaust und dessen Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte eng mit Vermittlung und Dokumentation. Das Institut realisiert Forschungsprojekte, Publikationen, wissenschaftliche und öffentliche Veranstaltungen sowie Wanderausstellungen. In der Lehre am Historischen Seminar der Goethe-Universität ist es ebenfalls engagiert. Finanziert wird das Institut vom Land Hessen und der Stadt Frankfurt, einen weiteren, kleineren Anteil trägt der Förderverein Fritz Bauer Institut e.V., auch die Goethe-Universität beteiligt sich an der Finanzierung durch die Bereitstellung von Infrastruktur. Das Fritz Bauer Institut finanziert seine Forschungsprojekte - darunter gegenwärtig mehrere zur Geschichte Frankfurts im Nationalsozialismus - auch über Drittmittel von Stiftungen und aus öffentlicher Hand. Im Jahr 2020 eingerichtet wurde zudem ein von der Frankfurter Medizinerin Dorothee Freudenberg gestifteter und nach ihr benannter Fonds, aus dem Forschungsvorhaben und Stipendien ermöglicht werden können, vor allem zur Geschichte der „Euthanasie“ im NS-Staat und im besetzten Europa.

Die Pressemitteilung des Wissenschaftsrats finden Sie hier: https://www.wissenschaftsrat.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/PM_2022/PM_2522.html

Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/127353222

Bildtext:

Bild 1: „Wir freuen uns über die große Wertschätzung unserer Arbeit“: Prof. Sybille Steinbacher leitet das Fritz Bauer Institut seit 2017. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Bild 2: Fritz Bauer im Club Voltaire, aufgenommen zwischen 1965 und 1968. (Fotograf: Siegfried Träger, Fritz Bauer Institut, Frankfurt am Main)

Bild 3: Blick in das Archiv des Fritz Bauer Instituts. (Foto: Werner Lott)

Bild 4: Das Fritz Bauer Institut hat seinen Sitz im IG Farben-Gebäude auf dem Campus Westend der Goethe-Universität. (Foto: Werner Lott)

Weitere Informationen
Prof. Dr. Sybille Steinbacher
Sekretariat.Steinbacher@fritz-bauer-institut.de
Telefon 069 798-32240
Homepage: https://www.fritz-bauer-institut.de/


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Okt 26 2022
11:20

Team um Wissenschaftler:innen der Goethe-Universität werden für ein weiteres Jahr durch die Bundesagentur für Sprunginnovationen gefördert – Partner sind Philipps-Universität Marburg und LMU München sowie aus der Industrie

Sprunginnovation: 1,4 Millionen Euro für Entwicklung von neuartigem COVID-19-Wirkstoff

Antivirale Wirkstoffe, die an der Struktur des Viren-Erbguts ansetzen, entwickelt das Team „RNA-DRUGS“ der Goethe-Universität Frankfurt, der Philipps-Universität Marburg und der LMU München zusammen mit Industriepartnern. Unterstützt durch die Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) konnte das Team im vergangenen Jahr ein Testsystem für antivirale Moleküle aufbauen und so mehrere Wirkstoffkandidaten identifizieren. Damit konnte sich RNA-DRUGS ebenso wie fünf andere Teams im kompetitiven SPRIND-Verfahren ein weiteres Jahr für die Förderung qualifizieren und erhält jetzt 1,4 Millionen Euro aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.

FRANKFURT. Eine mögliche Achillesferse des SARS-CoV-2-Virus ist die dreidimensionale Struktur seines RNA-Erbguts. Diese RNA beinhaltet nicht nur die Baupläne für die Virusproteine, sondern koordiniert über so genannte nicht-codierende Bereiche den Lebenszyklus des Virus und damit letztlich die Reifung neuer Viruspartikel in der menschlichen Wirtszelle. Wie diese dreidimensionalen Steuerungsstrukturen aussehen, hatte bereits das COVID-19-NMR-Korsortium um Prof. Harald Schwalbe von der Goethe-Universität Frankfurt herausgefunden, ein internationaler Forschungsverbund zur Strukturaufklärung von SARS-CoV-2-Proteinen und -RNA.

Das Team RNA-DRUGS nutzt jetzt diese Erkenntnisse zur Identifikation niedermolekularer Hemmstoffe, die durch Bindung an die virale RNA die SARS-CoV-2-Vermehrung stoppen können. Dazu entwickelten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im vergangenen Jahr –finanziell unterstützt durch SPRIND – ein mehrstufiges Testsystem, um Substanzbanken zu durchforsten, Bindungsparameter zu bestimmen und in Zellkulturexperimenten die Wirksamkeit und die Verträglichkeit der Substanzen zu untersuchen. Das RNA-DRUGS-Team konnte auf diese Weise mehrere Molekül-Kandidaten identifizieren, die ein gutes Wirkprofil besitzen und als Kandidaten für präklinische Studien infrage kommen könnten.

Projektleiter Prof. Harald Schwalbe von der Goethe-Universität Frankfurt erklärt: „Weil wir sehr gut verstehen, wie die Hemmstoffe an die virale RNA binden, können wir die aussichtsreichsten unserer Kandidaten im kommenden Jahr sehr gut optimieren. Gleichzeitig arbeiten wir weiter an unserem Testsystem, denn dies wird auch in Zukunft wichtig sein, wenn wir Anti-RNA-Wirkstoffe gegen Varianten von SARS-CoV-2 oder gegen andere RNA-Viren entwickeln wollen. Die dreidimensionalen RNA-Strukturen, die wir im Fokus haben, sind bei verschiedenen RNA-Viren sehr ähnlich und selten von Mutationen betroffen, was sie zu einem lohnenden Ziel für die antivirale Medikamentenentwicklung macht.“

Die Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) ist eine Tochtergesellschaft der Bundesregierung und hat die Aufgabe, bahnbrechende Innovationen zu identifizieren, zu entwickeln, zu finanzieren und zu skalieren. Auf die Ausschreibung „Challenge: Ein Quantensprung für neue antivirale Mittel“ hatten sich 45 Projektteams beworben, 9 wurden durch eine internationale Jury aus Fachleuten zur Förderung für das erste Jahr ausgewählt. Die Projekte sind auf drei Jahre angelegt, werden aber jährlich evaluiert. Im zweiten Jahr werden jetzt sechs Projektteams gefördert. Höchstens vier Projektteams bleiben im dritten Jahr übrig, die dann einen Proof-of-Concept in einem relevanten biologischen Modell durchführen müssen.

Hintergrundinformationen:

Homepage von RNA-DRUGS:
https://rnadrugs.de/

Innovationswettbewerb: Team um Goethe-Uni-Forscher entwickelt neuartige Anti-SARS-CoV2-Wirkstoffe
https://www.puk.uni-frankfurt.de/108466418/Innovationswettbewerb__Team_um_Goethe_Uni_Forscher_entwickelt_neuartige_Anti_SARS_CoV2_Wirkstoffe

SARS-CoV-2: Achillesfersen im Viren-Erbgut
https://www.puk.uni-frankfurt.de/103357579/SARS_CoV_2__Achillesfersen_im_Viren_Erbgut

Faltung von SARS-CoV2-Genom zeigt Angriffspunkte für Medikamente – auch Vorbereitung auf „SARS-CoV3“
https://www.puk.uni-frankfurt.de/94370799/Faltung_von_SARS_CoV2_Genom_zeigt_Angriffspunkte_f%C3%BCr_Medikamente___auch_Vorbereitung_auf__SARS_CoV3

Bild zum Download: www.uni-frankfurt.de/127215389

Bildtext: Das Projektteam „RNA-DRUGS“. Linke Seite von oben: Harald Schwalbe, Sandra Ciesek, Julia Wiegand, Daniel Merk, Marcel Blommers. Rechte Seite von oben: Peter Maas, Michael Göbel, Franz Bracher, Andreas Schlundt, Martin Raditsch

Projektpartner des SprinD-Projekts „RNA-DRUGS“ sind:

Goethe-Universität Frankfurt
Prof. Dr. Sandra Ciesek, Institut für Medizinische Virologie, Universitätsklinikum Frankfurt
Prof. Dr. Michael Göbel, Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie
Dr. Andreas Schlundt, Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie
Prof. Dr. Harald Schwalbe, Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie (Projektleitung)

Ludwig-Maximilians-Universität München
Prof. Dr. Franz Bracher, Department Pharmazie
Prof. Dr. Daniel Merk, Department Pharmazie

Philipps-Universität Marburg
Prof. Dr. Julia Weigand, Institut für Pharmazeutische Chemie

INNOVECTIS, Frankfurt
Dr. Martin Raditsch, Geschäftsführer

Saverna Therapeutics,Basel
Dr. Marcel Blommers, Chief Scientific Officer

Specs, Zoetermeer
Peter Maas, (B.AS)

Weitere Informationen
Prof. Dr. Harald Schwalbe
Projektleiter „RNA-DRUGS“
Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie
Zentrum für Biomolekulare Magnetische Resonanz
Goethe-Universität Frankfurt
Tel: +49 (0)69 798 29737
schwalbe@nmr.uni-frankfurt.de

Twitter-Handles:
@goetheuni @schwalbe_bmrz @Covid19Nmr @WeigandLab  @LMU_Muenchen @Uni_MR 


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Okt 26 2022
10:30

Präklinische Modelle und Zellkulturexperimente zeigen „Verjüngung“ von T-Zellen durch Urolithin-A – klinische Studien geplant

Granatapfel-Stoffwechselprodukt: Forschende identifizieren Weg zur Stärkung von tumorbekämpfenden Immunzellen

Forschende aus dem Georg-Speyer-Haus in Frankfurt und der Goethe-Universität Frankfurt konnten in einem interdisziplinären Projekt des LOEWE-Zentrums Frankfurt Cancer Institute einen neuen Ansatz zur Therapie von Darmkrebs identifizieren. Im präklinischen Modell sowie in Untersuchungen an menschlichen Immunzellen konnte gezeigt werden, dass Urolithin A, ein Stoffwechselprodukt aus dem Granatapfel, die Funktion von Immunzellen in ihrem Kampf gegen Krebs nachhaltig verbessert. Tumorbekämpfende T-Zellen werden nach einer Behandlung mit Urolithin A zu T-Gedächtnisstammzellen, die aufgrund ihrer Teilungsfähigkeit ständig das Immunsystem mit verjüngten, nicht erschöpften T-Zellen versorgen.

FRANKFURT. Darmkrebs (kolorektales Karzinom) stellt weiterhin eine Krebserkrankung mit hoher Sterblichkeit in fortgeschrittenen Stadien dar. In den letzten Jahren konnten zahlreiche Forschungserkenntnisse die frühzeitige Diagnose und Therapie verbessern, wobei nicht alle Patientinnen und Patienten auf neuartige Therapieansätze ausreichend ansprechen. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass eine Eigenschaft von Tumorerkrankungen die Immundysfunktion darstellt: Immunzellen, die eigentlich den Tumor bekämpfen sollen, werden durch das umliegende Gewebe des Tumors, das Tumormikromilieu, gezielt unterdrückt. Das Resultat: T-Zellen, die die natürliche Immunantwort unseres Körpers gegen Krebs darstellen, sind in ihrer Funktion eingeschränkt, sodass der Tumor unkontrolliert wachsen und sich verbreiten kann.

Das von Prof. Florian Greten vom Institut für Tumorbiologie und experimentelle Therapie und von der Goethe-Universität geleitete Forschungsteam ist einer möglichen Lösung des Problems nun einen bedeutsamen Schritt nähergekommen. Die Forschenden zeigten, dass Urolithin A in T-Zellen den Abbau ihrer „Kraftwerke“, der Mitochondrien, auslöst, die sogenannte Mitophagie. Gealterte und geschädigte Mitochondrien in den T-Zellen werden hierdurch entfernt und durch neue, funktionsfähige ersetzt. Dies verändert das genetische Programm der T-Zellen, die dadurch den Tumor besser bekämpfen. Die therapeutischen Möglichkeiten von Urolithin A haben die Forschenden auf zwei Wegen beweisen können: Zum einen kann Urolithin A im präklinischen Modell als Nahrungsmittel genutzt werden, was das Tumorwachstum einschränkt und sogar synergistisch mit bestehenden Medikamenten wirkt. Auf der anderen Seite können aber auch menschliche T-Zellen im Labor mit Urolithin A „verjüngt“ werden, woraufhin T-Gedächtnisstammzellen hergestellt werden können.

Dr. Dominic Denk, Arzt am Universitätsklinikum Frankfurt und Erstautor der Studie erläutert: „Unsere Erkenntnisse sind insbesondere spannend, weil nicht die Tumorzelle, sondern das Immunsystem, die natürliche Abwehr gegen Krebs, im Vordergrund steht. Hier fehlen in der Realität der Darmkrebspatienten noch verlässliche Therapieansätze. Durch die Verbesserung der Kombinationstherapie mit bestehenden Immuntherapien eröffnet die Studie direkte Möglichkeiten, in der Klinik weitere Anwendung zu finden. Wir hoffen, hiermit die Therapie von Darmkrebs, aber auch anderer Krebserkrankungen nachhaltig verbessern zu können.“

Aufbauend auf den Erkenntnissen aus dem Labor planen die Forschenden die erfolgreiche Zusammenarbeit fortzuführen: Die Anwendung von Urolithin A soll in nächsten Schritten zur Therapie von Personen mit Darmkrebs im Rahmen von klinischen Studien untersucht werden.

Prof. Greten, Direktor des Georg-Speyer-Hauses und Sprecher des Frankfurt Cancer Institutes (FCI), hebt die notwendige die Teamarbeit hervor: „Diese Arbeit beweist erneut, wie erfolgreich die interdisziplinär ausgerichteten Konzepte des FCI sind. Wir freuen uns sehr, dass wir nun rasch unsere Ergebnisse in die Klinik übertragen können und sehen mit Spannung den anstehenden klinischen Studien entgegen.“

Publikation: Dominic Denk, Valentina Petrocelli, Claire Conche, Pénélope A. Andreux, Chris Rinsch, Florian R. Greten: Expansion of T memory stem cells with superior antitumor immunity by Urolithin A-induced mitophagy. Immunity (2022) https://doi.org/10.1016/j.immuni.2022.09.014

Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/127221638

Bildtext: Ein Stoffwechselprodukt aus Granatäpfeln stärkt tumorbekämpfende T-Zellen, wie eine Studie von Georg-Speyer-Haus, Goethe-Universität Frankfurt und LOEWE-Zentrum Frankfurt Cancer Institute (FCI). Foto: Markus Bernards

Weitere Informationen
Prof. Dr. Florian R. Greten
Georg-Speyer-Haus
Institut für Tumorbiologie und experimentelle Therapie / Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 63395-232
Greten@gsh.uni-frankfurt.de
Twitter: @FCI_health


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Okt 25 2022
10:27

Sonntagsführungen im Skulpturensaal der Goethe-Universität erstmals wieder in Präsenz

Originalgetreue Replikate aus aller Welt 

FRANKFURT.– Die Statue der „Großen Herkulanerin“ aus Dresden oder die Sitzstatue des griechischen Dichters Menander – sie sind im Skulpturensaal der Goethe-Universität als originalgetreue Replikate zu besichtigen. Der großzügig angelegte Oberlichtsaal im IG-Farben-Haus beherbergt die traditionsreiche Gipsabguss-Sammlung der Universität, die griechische und römische Skulpturen aus Museen der ganzen Welt versammelt. Die Sammlung dient der Ausbildung künftiger Archäologen, sie wird aber auch während der Vorlesungszeit jeweils am letzten Sonntag eines Monats für interessierte Besucherinnen und Besucher geöffnet. Die Sonntagsführungen, die am Beispiel der Statuen kulturgeschichtliche Themen vermitteln, beginnen

mit der Werkschau
Griechische Dichter
von Prof. Dr. Anja Klöckner und
Dr. Matthias Recke
am 30. Oktober
um 11 Uhr
auf dem Campus Westend,
IG-Farben-Haus, Raum IG 7.511.

Weitere Termine und Themen im Überblick:

27. November
Dr. Matthias Recke
Neu im Skulpturensaal.
Vorstellung ausgewählter Neuzugänge in der Sammlung

29. Januar
PD Dr. Axel Filges
Second hand?
Warum Römerinnen sich in alten griechischen Trachten darstellen ließen

Die Sonntagsführungen (jeweils 11 Uhr) werden veranstaltet vom Institut für Archäologische Wissenschaften der Goethe-Universität.

Bild zum Download: www.uni-frankfurt.de/127138003

Bildunterschrift: Originalgetreue Replikate im Skulpturensaal der Goethe-Universität: „Große Herkulanerin“, Dresden (Foto: Dr. Matthias Recke)

Information und Anmeldung:
Weitere Informationen per Email. Aufnahme in den Verteiler über: recke@em.uni-frankfurt.de. Aktuelle Informationen zudem auf der Webseite: https://www.uni-frankfurt.de/78792673/Öffentlich


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Okt 24 2022
15:55

RMU als “Chancenraum”

Im Fokus des vierten „Tags der Rhein-Main-Universitäten“ standen Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen und der so genannte akademische Mittelbau. Ihnen mehr Chancen zu eröffnen, ist ein Kernanliegen der Strategischen Allianz der Rhein-Main-Universitäten (RMU).

Die RMU ist nach zwei Jahren der Pandemie mit ihrem jährlichen „Tag der RMU“ in die Präsenz zurückgekehrt, nachdem die Technische Universität Darmstadt und die Johannes Gutenberg-Universität Mainz die Veranstaltung in den Jahren 2020 und 2021 digital ausgerichtet hatten. Auch in anderer Hinsicht knüpft die Veranstaltung mit mehreren hundert Teilnehmer*innen aus Hessen und Rheinland-Pfalz an Vergangenes an: Wie 2019 war auch in diesem Jahr die Goethe-Universität Frankfurt Gastgeberin und hat Mitarbeiter*innen, Angehörige und Freunde der Allianz auf dem Campus Westend empfangen.

Nachdem es in den Vorjahren um die Potentiale der länderübergreifenden Allianz (2019), Studium und Lehre (2020) und Forschung (2021) gegangen war, standen in diesem Jahr die Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen und der „akademische Mittelbau“ im Zentrum. „Diese Talente nachhaltig für uns zu gewinnen und weiter zu qualifizieren, bereichert jede Universität maßgeblich, stärkt und schärft ihr Profil ebenso wie ihre Zukunftsfähigkeit“, betonte Prof. Dr. Enrico Schleiff, der Präsident der Goethe-Universität, in seiner Begrüßung.

Die Bedeutung der Förderung und Unterstützung von jungen Wissenschaftler*innen unterstrichen auch Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, und Dr. Denis Alt, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz, in zwei prägnanten „Impulsen aus der Politik“. „Die Zukunft der Wissenschaft liegt in der Vernetzung und in Allianzen, die die Stärken der einzelnen wissenschaftlichen Einrichtungen optimal verbinden – da gehen die drei RMU-Universitäten voran“, erklärte Ayse Asar, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft und Kunst. „Sie vereinen fast 10.000 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vor allem Promovierende und Postdocs, die heute thematisch im Mittelpunkt stehen. Ohne sie, ohne den ,akademischen Mittelbau' wären die Universitäten nicht, was sie sind. Deshalb sind eine kluge Personalentwicklung und umfangreiche Unterstützungs-, Qualifikations- und Beratungsstrukturen hoch relevant. Als Landesregierung unterstützen wir die Hochschulen dabei sowohl finanziell als auch strukturell, unter anderem mit Möglichkeiten für neue Karrierewege im 2021 novellierten Hessischen Hochschulgesetz etwa mit der Qualifikationsprofessur bzw. dem Tenure Track oder auch der Tandem-Professur. Im 2021 erarbeiteten ,Kodex für gute Arbeit' verpflichten sich die Hochschulen zu neuen Standards für bessere und attraktivere Arbeitsbedingungen.“

Dr. Denis Alt, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz, betonte: “Die Allianz der Rhein-Main-Universitäten mit den Partneruniversitäten in Frankfurt, Darmstadt und Mainz ist ein wichtiger Baustein, um sich in einer ausdifferenzierten Wissenschaftslandschaft weiter national und international zu profilieren. Gemeinsam können die drei forschungsstarken Universitäten die Rhein-Main-Region als Wissenschaftsmotor weiterentwickeln. Davon profitieren nicht nur die Universitäten, sondern auch Hessen und Rheinland-Pfalz. Die wissenschaftlichen Erfolge der letzten Jahre, zum Beispiel in der gemeinsamen Drittmitteleinwerbung, zeigen, dass sich die Universitäten auf dem richtigen Weg befinden, auf dem wir sie nach Kräften unterstützen möchten."

Auch Prof. Dr. Marlis Hochbruck, Professorin am Karlsruher Institut für Technologie und ehemalige DFG-Vizepräsidentin, platzierte in ihrer Keynote die Förderung von Wissenschaftler*innen in der frühen Karrierephase in die „Mitte der Wissenschaft(en)“.

Zugleich aber wurde auch deutlich, dass die frühen Berufsjahre von Wissenschaftler*innen keinesfalls nur von Hoffnung und Aufbruchsstimmung geprägt sind: ökonomische Unsicherheit, die Frage, ob sich die Familie bzw. die Familienplanung mit der Karriere unter einen Hut bringen lassen, Hindernisse bei der Verwirklichung ambitionierter Forschungsinteressen und generell eine noch im Dunkeln liegende Zukunft werden von vielen Wissenschaftler*innen gerade in dieser Lebensphase als besonders drückend empfunden. Dies war auch Thema in einer Podiumsdiskussion zwischen vier Vertreter*innen der Hochschulleitungen, der Wissenschaftlerinnen in frühen Karrierephasen und der RMU-Support-Strukturen für die „Early Career Researchers“, wie sie auf der internationalen Bühne genannt werden. An diesen „öffentlichen“ Teil des Tags der RMU schloss sich ein abwechslungsreiches Programm aus Workshops und Projektpräsentationen von Kooperationen in der RMU an. In den Workshops ging es um die spezifischen Fördermöglichkeiten in der RMU im nationalen und europäischen Rahmen, um alternative Karrierepfade hin zu Ministerien, weiteren Behörden und NGOs und um Möglichkeiten, sich von dem „Impostor-Syndrom“ zu befreien, also von massiven Selbstzweifeln hinsichtlich der eigenen Fähigkeiten, Leistungen und Erfolge. In einem Vernetzungstreffen zum Thema Nachhaltigkeit trafen sich zudem Mitarbeiter*innen der für Nachhaltigkeit zuständigen Arbeitsbereiche der drei Universitäten und tauschten sich über „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ aus.

Am Ende der Veranstaltung zogen Prof. Dr. Tanja Brühl, die Präsidentin der Technischen Universität Darmstadt, ihr Frankfurter Kollege Prof. Dr. Enrico Schleiff sowie Prof. Dr. Stefan Müller-Stach, der Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, eine positive und zugleich differenzierte Bilanz: Manche Lasten können Universitäten den Wissenschaftler*innen am Beginn ihrer Laufbahn nicht nehmen – sie können aber viele Maßnahmen ergreifen, um diese zu erleichtern: durch zielführende, an die individuellen Bedürfnisse angepasste Beratung, vielfältige und hochwertige Weiterbildungsmöglichkeiten, Vernetzungsangebote und konkrete Förderung. Diese sind umso effektiver, wenn Universitäten nicht für sich agieren, sondern im Verbund, unter Nutzung der ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen.

Und eben dies hat sich die RMU vorgenommen: Sie will ein echter „Chancen-Raum“ sein. So stellte Präsident Schleiff die Einrichtung einer (virtuellen) Austauschplattform für die Postdoktorand*innen der RMU in Aussicht, die Informationen auch für Externe vorhalten und die vorhandenen Fördermaßnahmen zielgruppengerecht darstellen werde. „Wir wollen als RMU junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland und weltweit für uns gewinnen – weil wir sie, ihre Kreativität, ihren Esprit, ihre Neugier und ihren Mut einfach brauchen.“

Vizepräsident Müller-Stach präsentierte die Pläne zur Fortentwicklung des Programmangebots zu Professional Skills durch die Fördereinrichtungen der RMU, GRADE (Frankfurt), Ingenium (Darmstadt) und Gutenberg School (Mainz): „Wir werden das gemeinsame Programmangebot für Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen weiter ausbauen. So bündeln wir in der RMU unsere Stärken und die Wissenschaftler*innen können die Angebote flexibler nutzen.“

Präsidentin Brühl stellte eine neue gemeinsame Förderlinie des RMU-Initiativfonds Forschung exklusiv für Wissenschaftler*innen der RMU in der frühen Berufsphase vor. Diese können für die Vernetzung innerhalb der RMU durch die aktuell ausgeschriebene Förderlinie mit bis zu 30.000 Euro unterstützt werden. „Wir wollen die kreativen und mutigen Projektideen unserer Early Career Researchers fördern und sie ermutigen, sich innerhalb der Allianz der Rhein-Main-Universitäten stärker zu vernetzen und eng zu kooperieren – sei es durch gemeinsame Publikationen, Projektanträge oder im Bereich der Wissenschaftskommunikation“, erläuterte Präsidentin Brühl. Zum Abschluss lud sie in guter Tradition alle Gäste für das Jahr 2023 zum nächsten Tag der RMU nach Darmstadt ein. „Ich freue mich sehr darauf, Sie alle im kommenden Jahr an der TU Darmstadt zu begrüßen, um gemeinsam eine weitere Facette zur Weiterentwicklung unserer Allianz zu diskutieren.“ Alle drei waren sich einig: Für Wissenschaftlerinnen in der frühen Karrierephase transformiert sich die RMU zum idealen Starting Point für den Aufbau eigenständiger Karrieren.

Weitere Informationen: www.rhein-main-universitaeten.de

Bild zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/127146666

Bildtext: Repräsentant*innen der RMU-Universitäten und Vertreter*innen aus Wissenschaft und Politik beim Vierten RMU-Tag an der Goethe-Universität: (v.r.n.l.) Gastgeber Prof. Dr. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität, Prof. Dr. Denis Alt, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz, Prof. Dr. Marlis Hochbruck, Professorin am Karlsruher Institut für Technologie und ehemalige DFG-Vizepräsidentin, Ayse Asar, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Stephan Jolie, Vizepräsident für Studium und Lehre an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Tanja Brühl, Präsidentin der Technischen Universität Darmstadt, und Prof. Dr. Stefan Müller-Stach, Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Foto: Uwe Dettmar/Goethe-Universität)

 

Okt 24 2022
13:09

Goethe-Universität öffnet psychotherapeutische Lehrambulanz – Anmeldungen möglich – Online-Ringvorlesung informiert über Behandlungsbereiche

Psychische Störungen können gut behandelt werden

FRANKFURT. Depressionen, Ängste, Zwänge, Essstörungen – psychische Störungen sind vielfältig und können Kinder und Erwachsene schwer belasten. Die meisten psychischen Störungen können aber, etwa mit Psychotherapie, gut behandelt werden.

Die neu eingerichtete psychotherapeutische Lehrambulanz des Zentrums für Psychotherapie der Goethe-Universität, die am 1. November ihre Arbeit aufnimmt, bietet Erwachsenen qualifizierte Hilfe bei psychischen Erkrankungen an bzw. bei psychischen Folgen körperlicher Erkrankungen. Die psychotherapeutische Behandlung erfolgt nach aktuellen Standards und Erkenntnissen der Psychotherapieforschung und unterliegt enger wissenschaftlicher Qualitätskontrolle.

Ihre Arbeitsbereiche stellt die psychotherapeutische Lehrambulanz nun in einer Ringvorlesung im Rahmen der Bürger-Universität vor. Expertinnen und Experten informieren über Symptome, Diagnosen, Hintergründe und Behandlungsmöglichkeiten psychischer Störungen. Die Reihe, die sich an Interessierte, Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen richtet, startet

am 2. November 2022
um 18 – 19:15 Uhr
mit dem Online-Vortrag (Zoom) von
Apl. Prof. Dr. Regina Steil
„Wenn ein Trauma schwere psychische Folgen hat. Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) bei erwachsenen Patienten und Patientinnen“.

Weitere Termine und Themen im Überblick:

9. November
M.Sc.-Psych. Marco Barresi
„Was ist kognitive Verhaltenstherapie?“ Was ist Psychotherapie - Formen der Psychotherapie

16. November
Dr. Elisabeth Arens
„Wenn die Niedergeschlagenheit uns nicht loslässt“. Affektive Störungen/ Emotionsregulation

30. November
Dr. Viktoria Ritter     
„Ich sehe was, was du nicht siehst -Wenn das Spiegelbild zum Alptraum wird“. Körperdysmorphe Störungen

7. Dezember
Dr. Franziska Lechner-Meichsner    
„Wenn die Trauer nicht endet: Psychotherapie bei Anhaltender Trauerstörung“. Anhaltende Trauer

14. Dezember
M.Sc.-Psych. Laura Schwartzkopff
„Was ist Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP)?“. Was ist Psychotherapie - Formen der Psychotherapie

11. Januar 2023
Dipl.-Psych. Vera Özak
„Wenn man glaubt schwer krank zu sein und der Arzt findet nichts“. Krankheitsängste (im Kindesalter)

18. Januar
Apl. Prof. Dr. Regina Steil
„Traumafolgen in den Seelen von Kindern“. PTBS bei Kindern und Jugendlichen

25. Januar
M.Sc.-Psych. Judith Weiß
„Psychische Probleme rund um die Sexualität“. Sexuelle Funktionsstörungen

1. Februar
M.Sc.-Psych. Laura Carlotta Nagel
„Zu alt für Psychotherapie?“ Psychotherapie im Alter

8. Februar
M.Sc.-Psych. Cem Yilmaz
„Die Angst vor der Blamage - Soziale Ängste“. Soziale Phobie

Der Link für die Online-Veranstaltungen (jeweils 18-19:15 Uhr) wird nach Voranmeldung bei info-psychotherapie@zpt-gu.de mitgeteilt.

Zum Hintergrund – warum es eine psychotherapeutische Lehrambulanz an der Goethe-Universität gibt

Der Ausbildungsweg für Psychotherapeut*innen hat sich verändert: Im September 2021 startete an der Goethe-Universität der neue Masterstudiengang Klinische Psychologie und Psychotherapie. In diesem nach dem neuen Psychotherapeutengesetz konzipierten Studiengang können erstmals Studierende patientenbezogen unterrichtet werden – indem sie etwa direkt an der Diagnostik und Therapie von Patient*innen durch erfahrene approbierte Psychotherapeut*innen teilnehmen. Diese Art der patientenbezogenen Lehre, wie sie auch in der medizinischen Ausbildung praktiziert wird, trägt zu einer qualitativ hochwertigen Ausbildung der Studierenden bei. Da Forschung, Lehre und Praxis eng miteinander verknüpft sind, können Therapien so auch nach dem neuesten universitären Standard angeboten werden. Die Behandlungen in der Lehrambulanz, die von den gesetzlichen Krankenkassen und privaten Krankenversicherungen getragen werden, umfassen Verhaltenstherapie und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie.

Die Lehrambulanz befindet sich in der Varrentrappstraße 40-42 in 60486 Frankfurt.

Interessierte an einer Psychotherapie können ab 1. November 2022 mit dem Sekretariat der Lehrambulanz Kontakt aufnehmen unter:
Telefon: 069-798-25505
E-Mail: info-psychotherapie@zpt-gu.de

Information für Medienvertreter*innen (nicht für potenzielle Patient*innen):

Prof. Dr. Regina Steil
Mobilnummer: 01778661135
Telefon: 069/798-23379
E-Mail: steil@psych.uni-frankfurt.de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Okt 21 2022
14:15

Der Historiker Steven E. Aschheim eröffnet die neue Reihe der Buber-Rosenzweig-Vorlesung an der Goethe-Universität

Was bedeutet Europa für die Entwicklung des Zionismus?

FRANKFURT. Es gibt eine neue Vortragsreihe an der Goethe-Universität, die „Buber-Rosenzweig-Vorlesung für jüdische Geistesgeschichte und Philosophie“. Im Mittelpunkt stehen Themen rund um jüdisches Denken in Geschichte und Gegenwart. Die Vorlesungsreihe tritt – nach der Gründung des Buber-Rosenzweig-Instituts für jüdische Geistes- und Kulturgeschichte der Moderne und Gegenwart im Jahr 2021 – an die Stelle der „Martin-Buber-Vorlesung“, die seit 2010 ebenfalls Themen jüdischen Denkens, jüdischer Geschichte und jüdischer Kultur thematisiert und zahlreiche namhafte Forscherinnen und Forscher nach Frankfurt geführt hat.

Zum Auftakt der neuen Reihe spricht Professor Steven E. Aschheim aus Jerusalem

am Donnerstag, 3. November, um 18.15 Uhr
im Hörsaal 5 im Hörsaalzentrum
auf dem Uni-Campus Westend

zum Thema „Zionism and Europe“. 125 Jahre nach dem ersten Zionistenkongress in Basel im Jahr 1897 befasst sich der renommierte Historiker und Emeritus der Hebräischen Universität Jerusalem mit der Rolle, die Europa in der Geschichte der zionistischen Bewegung im 20. Jahrhundert gespielt hat und im Staat Israel bis in die Gegenwart spielt. Er setzt sich mit der Spannung auseinander, die in den Anfängen des Zionismus herrschte: Obwohl Theodor Herzl, Verfasser der berühmten Schrift „Der Judenstaat“ (1896), und andere Vertreter der zionistischen Bewegung es grundsätzlich in Frage stellten, ob jüdisches Leben in Europa angesichts des zunehmenden Antisemitismus möglich sei, war der Zionismus doch zutiefst in Europa verwurzelt – in ideologischen, kulturellen, sozialen und politischen Konzepten. Die vielstimmigen Debatten über Nationalismus, Humanismus und Kosmopolitismus, die in Europa vor dem Ersten Weltkrieg geführt wurden, prägten das Selbstverständnis der unterschiedlichen zionistischen Strömungen. Aschheim wird auch der Frage nachgehen, wie Europa nach der Staatsgründung Israels und nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs und des Völkermords an den europäischen Juden wahrgenommen wurde. Und er geht darauf ein, welche Bedeutung den Beziehungen zu Europa in gegenwärtigen in Israel geführten gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Debatten zukommt.

Die „Buber-Rosenzweig-Vorlesung für jüdische Geistesgeschichte und Philosophie“ soll künftig jährlich stattfinden. Organisiert wird die Reihe von der Martin Buber-Professur für jüdische Religionsphilosophie und dem Buber-Rosenzweig-Institut für jüdische Geistes- und Kulturgeschichte am Fachbereich Evangelische Theologie. Finanziert werden die Vorlesungen aus Eigenmitteln der Martin-Buber-Professur und des Fachbereichs Evangelische Theologie.  

„Wir freuen uns sehr darüber, dass wir für den ersten Vortrag unserer neuen Reihe, die nach Martin Buber und Franz Rosenzweig, zwei bedeutenden Gestalten der Frankfurter jüdischen Geschichte, benannt ist, mit Prof. Steven E. Aschheim einen bedeutenden Interpreten der deutsch-jüdischen und europäisch-jüdischen Geschichte im 20. Jahrhundert gewinnen konnten“, sagt Prof. Christian Wiese, Direktor des Buber-Rosenzweig-Instituts. Der Jerusalemer Historiker ist Autor zahlreicher einflussreicher Bücher, darunter „The Nietzsche Legacy in Germany“ (1992), „Culture and Catastrophe: German and Jewish Confrontations with National Socialism and Other Crises“ (1996), „Beyond the Border: The German-Jewish Legacy Abroad“ (2007), and „Fragile Spaces: Forays into Jewish Memory, European History and Complex Identities“ (2018).

Der Vortrag findet in englischer Sprache statt. Eine Anmeldung (unter kramberger@em.uni-frankfurt.de) ist erwünscht, aber nicht Voraussetzung für die Teilnahme.

Informationen:
Dr. Stefan Vogt
Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie
Fachbereich Evangelische Theologie
Campus Westend
Telefon 0179 5281106
E-Mail s.vogt@em.uni-frankfurt.de
https://www.uni-frankfurt.de/40998908/Profil

Ein Porträt von Prof. Aschheim und das Veranstaltungsplakat zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/127061318

Bildtext:
Professor Steven E. Aschheim aus Jerusalem spricht an der Goethe-Universität über „Zionism and Europe“. (Foto: privat)


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Okt 21 2022
11:53

Reihe „DenkArt“ zum Thema „Kunst_weggespart oder systemrelevant?"

(K)eine gute Zeit für die Kunst?

FRANKFURT. Wie ergeht es der Kunst in Zeiten von Krisen, die den Staat ökonomisch immens belasten? Kann auf Kunst in Ausnahmezuständen verzichtet werden? Oder erweist sie sich gerade dann als sinnstiftend und kann zu Problemlösungen beitragen? Wie könnten dann kulturelle Institutionen weiterhin gefördert werden?

Diese Fragen greift der vierte Zyklus der DenkArt-Reihe auf unter dem Titel „Kunst _weggespart oder systemrelevant?“. Die Reihe beginnt mit dem Vortrag

„Keine Kunst ohne Institutionen?
von Ayse Asar, LL.M. (London), Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst
am
28. Oktober 2022, 19.30 Uhr
im Haus am Dom
Domplatz 3, 60311 Frankfurt am Main

Die DenkArt-Reihe wird fortgesetzt am 19. Dezember mit dem Vortrag des Theaterregisseurs Luk Perceval mit dem Titel „Keine Kunst ohne Freiheit?“. Den Abschlussvortrag hält Prof. Dr. Juliane Rebentisch am 30. Januar 2023. Die Professorin für Philosophie und Ästhetik an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main und Assoziiertes Mitglied des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ spricht zum Thema: „Keine Gesellschaft ohne Kunst?“

Ziel der Reihe „DenkArt“ ist es, die öffentliche Debattenkultur zu pflegen. Im Anschluss an die Impulsvorträge erhalten die Zuschauer*innen deshalb die Gelegenheit, die Vorträge in Kleingruppen zu diskutieren und Fragen an die Gastredner*innen zu formulieren. Da voraussichtlich nur wenige Plätze im Haus am Dom vergeben werden können, wird die Veranstaltung durch ein Live-Streaming-Angebot über www.youtube.com/hausamdom ergänzt. Über einen Chat haben Zuhörer*innen so die Möglichkeit, sich ebenfalls in die Diskussion einzubringen.

Konzipiert wurde das Diskursformat „DenkArt“ von Prof. Marion Tiedtke (Professorin für Schauspiel an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main und Dramaturgin), Prof. Joachim Valentin (Direktor der Katholischen Akademie Rabanus Maurus, Haus am Dom Frankfurt), Rebecca Caroline Schmidt (Geschäftsführerin des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main) und Mechtild M. Jansen (Vorstandsmitglied der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen).

Veranstalter sind die Katholische Akademie Rabanus Maurus, Haus am Dom, der Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main, die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen e.V. und die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Unterstützt wird die Reihe durch die Sebastian-Cobler-Stiftung für Bürgerrechte.

Tickets sind erhältlich an der Rezeption im Haus am Dom (Domplatz 3, 60311 Frankfurt am Main), im Internet unter https://hausamdom.reservix.de/events oder an den AD-Ticket-Vorverkaufsstellen www.adticket.de/vorverkaufsstellen
Eintritt: 10 Euro / erm. 7 Euro
Übertragung per Livestream: www.youtube.com/hausamdom
Gegebenenfalls kann es zu kurzfristigen Änderungen beim Ticketverkauf und Live-Streaming-Angebot kommen.

Information:
Anke Harms
Referentin für Wissenschaftskommunikation des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität
anke.harms@normativeorders.net
069/798-31407
www.normativeorders.netwww.normativeorders.net/de/veranstaltungen/denkartwww.hausamdom-frankfurt.de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Okt 21 2022
10:51

Symposion von Goethe-Uni und Sigmund-Freud-Institut geht den psychosozialen Bedingungen und Folgen auf den Grund

Krieg und Sozialpsychologie

FRANKFURT. Es herrscht Krieg in Europa. Doch wie lassen sich die affektiven und moralischen Dynamiken von Krieg und Kriegsfolgen verstehen? Welche psychischen Folgen haben die veränderten Lebensbedingungen für die Menschen? Und welche Rolle spielt dabei die mediale Darstellung? Solchen Fragen widmet sich das Symposion „Krieg und Kriegsfolgen aus sozio- und psychoanalytischer Sicht“

am 27. Oktober von 12:30 bis 19:30 Uhr
am Sigmund-Freud-Institut; Myliusstr.20, 60323 Frankfurt/M.

Die Veranstaltung wurde gemeinsam von der Goethe-Universität, dem Sigmund-Freud-Institut (SFI), der Internationalen Universität für Psychoanalyse (IPU) Berlin und dem Hans Kilian und Lotte Köhler-Centrum (KKC) an der Universität Bochum organisiert. Sie ist Teil einer Veranstaltungsreihe zu Sozioanalyse und Psychoanalyse, die abwechselnd in Bochum, Frankfurt und Berlin stattfindet und zudem verbunden mit der Clusterinitiative ConTrust.

Zum Auftakt führt Prof. Vera King in das Tagungsthema ein und verortet es in der Programmatik der gesamten Veranstaltungsreihe. King ist Geschäftsführende Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts und Professorin für Soziologie und psychoanalytische Sozialpsychologie an der Goethe-Universität sowie Principal Investigator in der Clusterinitiative ConTrust.

Prof. Dr. Heinz Weiß, Leiter des medizinischen Bereichs und der Ambulanz am Sigmund-Freud-Institut sowie Chefarzt am Robert-Bosch-Klinikum Stuttgart, erläutert, wie die Psychoanalyse sich immer wieder mit der Dynamik kriegerischer Auseinandersetzungen befasst hat. Die Disziplin ist selbst in einer Zeit epochaler Umwälzungen entstanden, ihre Protagonisten waren geprägt durch das Erleben zweier verheerender Kriege, wie auch anhand von Sigmund Freuds Arbeit „Zeitgemäßes über Krieg und Tod“ (1915) sowie seinem Briefwechsel mit Albert Einstein „Warum Krieg?“ (1932) nachgezeichnet wird. Weiß geht aber auch auf neuere Konzepte ein, etwa auf psychische Dynamiken der Spaltung und Projektion in Gruppenprozessen, beides in Zusammenhang mit Ideologiebildung und Propaganda. Weiß' Beitrag wird kommentiert von Prof. Dr. Pawel Dybel vom Institut für Philosophie und Soziologie an der Polnischen Akademie der Wissenschaften Warschau und an der Pädagogischen Universität Krakau.

Prof. Dr. José Brunner, em. Professor an der Buchmann-Fakultät für Rechtswissenschaften und am Cohn-Institut für Wissenschafts- und Ideengeschichte an der Universität Tel Aviv, hat seinen Vortrag mit dem Titel „Jenseits von Scham und Schuld? Anmerkungen zum Leben im Israel-Palästina Konflikt“ überschrieben. Er geht darin gewissen Verdoppelungen des Erlebens von Wirklichkeit nach, wie sie sich typischerweise einstellen, wenn Krieg zum Alltag gehört. Am Beispiel Israels arbeitet er kollektive und individuelle Abwehrmechanismen heraus, die in Kriegssituationen wirksam werden. Brunner zeigt auf, wie die Abwehrmechanismen ineinandergreifen und sich ergänzen und wie dabei Scham und Schuldgefühle aus dem kollektiven Bewusstsein verdrängt werden. Der Vortrag wird kommentiert von Vera King.

Prof. Dr. Vinzenz Hediger, Professor für Filmwissenschaft und Co-Sprecher der Clusterinitiative „Vertrauen im Konflikt“ (ConTrust) an der Goethe-Universität spricht über mediale Konfiguration bewaffneter Konflikte. Hybride Kriegsführung ist nach Hediger auch eine Form der Kulturproduktion. Und Kommunikation wird in einem Konflikt wie dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine mehr noch als in den bereits stark mediatisierten Kriegen des späten 19. und des 20. Jahrhunderts als Waffe eingesetzt: Über Soziale Medien und teils auch in traditionellen Massenmedien verbreiten die Kriegsparteien Erzählungen über den Krieg, die am Krieg vermeintlich Unbeteiligte zum Publikum und das Publikum zur Partei machen. Hediger analysiert insbesondere die Formen affektiver Ansprache und Einbindung. Den Beitrag kommentiert Prof. Dr. Christine Kirchhoff, Psychoanalytikerin und Professorin für Psychoanalyse, Subjekt- und Kulturtheorie an der Internationalen Psychoanalytischen Universität Berlin.

Prof. Dr. em. Karola Brede, Goethe-Univ. Frankfurt/M., Soziologin und ehemalige Mitarbeiterin am Sigmund-Freud-Institut Frankfurt/Main, schließlich spricht zum Thema „Verdrängung und Identifizierung: Über das Illusionäre im Verhältnis zu Krieg und Grausamkeit“. Darin wirft sie die Frage nach der Aussetzung des Tötungsverbots im Krieg auf. Sie erörtert die Unterschiede im Umgang damit in den kriegsbeteiligten Ländern Russland und Ukraine, aber auch in Deutschland. Welche kulturspezifischen Einstellungen zum eigenen Tod und dem des jeweiligen Feindes liegen dem zugrunde? Ihr Beitrag wird kommentiert von Dr. Pradeep Chakkarath, Kulturwissenschaftler und Co-Direktor des Hans Kilian und Lotte Köhler-Centrums (KKC) sowie Mitarbeiter am Lehrstuhl für Sozialtheorie und Sozialpsychologie von Prof. Dr. Jürgen Straub, einem der Mitinitiatoren der Veranstaltungsreihe, an der Ruhr-Universität Bochum.

Die Tagung findet statt im Hörsaal des Sigmund-Freud-Institut, Myliusstr. 20 in Frankfurt/M., wobei sie auch Online übertragen wird.

Teilnahme:
Die Veranstaltung findet sowohl in Präsenz als auch online statt, allerdings sind nur noch Plätze für die Onlinekonferenz verfügbar. Anmeldung: https://www.sigmund-freud-institut.de/index.php/anmeldeformular/

Veranstaltungsflyer zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/127019823

Informationen:
Prof. Dr. Vera King
Professur für Soziologie und Psychoanalytische Sozialpsychologie
Institut für Soziologie
E-Mail: king@soz.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de