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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Jun 24 2019
12:41

Neue Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ erschienen / Interview mit Nicole Deitelhoff: Konflikte als Triebkraft der Demokratie

Mehr Konflikt!

FRANKFURT. Protestveranstaltungen und Demonstrationen, Brexit und wirtschaftspolitische Drohgebärden – wir leben in einer konfliktträchtigen Zeit. An der Goethe-Universität befassen sich gleich mehrere Disziplinen mit dem Thema „Konflikt“. Wie vielschichtig dies geschieht, das zeigt die neueste Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“, die heute erschienen ist.

„Konflikt“ – dieser Begriff wird von vielen Menschen als negativ empfunden und gleichgesetzt mit Streit, Unfrieden, vielleicht sogar Gewalt. Dabei kann der Konflikt Ursprung für so vieles sein, zum Beispiel auch für Konsenslösungen und Innovationen. Auch die Frankfurter Politologin und Leiterin des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung Prof. Nicole Deitelhoff, sieht viel positives Potenzial in Konflikten: Wie sie in einem Interview deutlich macht, das in der neuesten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zu lesen ist, sind Konflikte ein notwendiger Bestandteil moderner demokratischer Gesellschaften.

„Erst im Konflikt beginnen wir, darüber nachzudenken, wie wir eigentlich zusammenleben wollen“ – sagt Deitelhoff im Interview. Die Politologin veranschaulicht im Gespräch eindrucksvoll, dass es heutzutage in punkto Streitkultur etliche Defizite gibt: Konflikte würden viel zu wenig ausgehalten und ausgetragen, gerade in der Politik. Alle übten sich in zivilisierter Gesprächsführung, Talkshows zeigten keine echten Debatten, und schon die Kleinen im Kindergarten lernten, wie man Konflikte vermeidet – so die Politologin. Dabei sei der Konflikt die Integrationskraft moderner Gesellschaften: „Im Streit, in der Auseinandersetzung über Unterschiede und im Ausbuchstabieren politischer Werte und Prinzipien, die ein Miteinander über diese Differenzen hinweg erlauben, konstituieren wir Zusammenhalt“, so Deitelhoff.

Und was ist mit all den Aggressionen im Internet? Hier müsse man genau hinsehen, findet Deitelhoff. Denn auch Echokammern hätten ursprünglich ihre Daseinsberechtigung – geben sie doch Menschen die Gelegenheit zur Artikulation ihrer Interessen, die sich dies auf einer größeren Bühne nicht trauten. Was Deitelhoff außerdem zu sagen hat – etwa über die Ziele und Aufgaben des gerade entstehenden Instituts für gesellschaftlichen Zusammenhalt, das sie von Frankfurt aus leiten wird –, das lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Forschung Frankfurt. Und darüber hinaus viele weitere spannende Beiträge zu (Forschungs)fragen rund um das Schwerpunktthema „Konflikt – Zwischen Eskalation und Schlichtung“.

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2018) kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: ott@pvw.uni-frankfurt.de. Im Web: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de.

Informationen: Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, Professur für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen und Theorien globaler Ordnungen; Institut für Politikwissenschaft; Campus Westend, Telefon 069/798-31444; E-Mail nicole.deitelhoff@normativeorders.net

 

Jun 21 2019
14:37

Rund 16,5 Millionen Euro für vier wissenschaftliche Schwerpunkte zugesagt /Antragspartnerschaft bei zwei weiteren Schwerpunkten

LOEWE-Förderung: Großer Erfolg für die Goethe-Uni 

FRANKFURT. Die Goethe-Universität hat drei neue LOEWE-Schwerpunkte unter ihrer Federführung eingeworben. Auch der formal vom FIAS beantragte Schwerpunkt CMMS – Mehrskalen-Modellierung in den Lebenswissenschaften liegt in der Federführung Frankfurter Wissenschaftler. Für die vier Schwerpunkte stehen in den nächsten vier Jahren rund 16,5 Millionen Euro zur Verfügung. Zudem ist die Goethe-Universität an zwei weiteren Schwerpunkten als Antragstellerin beteiligt, die beide ein finanzielles Gesamtvolumen von 8,9 Mio. Euro umfassen.

Die Vizepräsidentin für Forschung Prof. Dr. Simone Fulda: „Identität, Migration und Dimensionen von Ordnung sowie Klimawandel und ein besseres Verständnis biologischer Prozesse dank künstlicher Intelligenz: die Goethe-Universität und ihre Partner forschen intensiv zu Themen von höchster gesellschaftlicher Relevanz.“

Universitätspräsidentin Prof. Dr. Birgitta Wolff ergänzt: „Die neuen LOEWE-Schwerpunkte zeigen auch, dass sich die intensivierte Kooperationskultur zwischen den hessischen Universitäten und weiteren Forschungseinrichtungen bewährt. Der Erfolg lädt ein zu mehr. Glückwunsch an alle, die diese Anträge zum Erfolg geführt haben!“

Neue LOEWE-Schwerpunkte unter Federführung der Goethe-Universität: LOEWE- Schwerpunkt: Vergangene Warmzeiten als natürliche Analoge unserer „hoch-CO2“-Klimazukunft (VeWa)

Was erwartet uns, wenn sich der Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre gegenüber dem Wert der vorindustriellen Zeit nahezu verdoppelt? Nach Schätzungen des Internationalen Klimarats IPCC ist mit einem solchen extremen Treibhausklima noch in diesem Jahrhundert zu rechnen. In der Geschichte der Erde gab es vergleichbar hohe CO2-Werte zuletzt vor mehr als 35 Millionen Jahren, im Paläogen. Im Projekt VeWa unter Federführung der Goethe-Universität haben sich Geologen, Biologen, Geografen und Klimamodellierer zusammen¬geschlossen, um das Paläoklima und die Paläoumwelt quantitativ zu erforschen, idealerweise in bis zu saisonaler Auflösung. „Der Rückblick in die Vergangenheit ist für uns zugleich ein Fenster zur Zukunft unseres Planeten“, erläutert der Sprecher des Projekts, Prof. Wolfgang Müller vom Institut für Geowissenschaften. Als Klimaarchive nutzen er und seine Projektpartner in der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) die Zusammensetzung mariner Organismen. Ebenso untersuchen sie die Sedimente am Land, u.a. aus der hessischen Welterbe-Stätte Messel. Daraus wollen sie das Klima, die Chemie des Ozeans und die Entwicklung der Artenvielfalt auf dem Land und im Meer ableiten. Die Ergebnisse sollen in einer Mitmach-Ausstellung im Senckenberg Museum für Laien verständlich präsentiert werden.

LOEWE-Schwerpunkt: Minderheitenstudien: Sprache und Identität 

Wie interagieren die identitätsbedingenden Faktoren (Sprache, Religion, kulturelles Erbe etc.) miteinander im Kontext der Migration von Minderheiten? Dieser Frage wird der LOEWE-Schwerpunkt „Minderheitenstudien: Sprache und Identität“ unter Federführung der Goethe-Universität auf den Grund gehen. Seit 2015 erlebt Europa die massivste Einwanderungswelle seit dem Zweiten Weltkrieg. Viele Menschen verlassen ihre Heimat, weil sie dort als Minderheiten verfolgt und unterdrückt werden. Durch die Einwanderung in eine für sie neue Gesellschaft ändert sich ihre Situation: Von einer Minderheit im eigenen Land werden sie zusätzlich zu einer Minderheit im fremden Land. Ist die sprachliche, religiöse, ethnische und kulturelle Identität einer Minderheit im Herkunftsland gemeinhin auf einer Ebene angesiedelt, kommt durch die Einwanderung in ein fremdes Land eine neue Ebene hinzu. Die Menschen müssen sich gegenüber einer neuen Mehrheit als Minderheit definieren, zugleich bleibt jedoch der Minderheitsstatus gegenüber der Mehrheit im Herkunftsland, die ebenfalls eingewandert ist. Diese Problematik will der LOEWE-Schwerpunkt „Minderheitenstudien: Sprache und Identität“ erforschen. „Insbesondere geht es um die Frage, inwieweit die Wechselwirkung zwischen Selbst- und Fremdsicht zu einem Identitätswandel im Zielland führen kann“, erklärt der Linguist Prof. Jost Gippert, der Sprecher des Schwerpunktes sein wird. Dabei verfolge das Projekt einen interdisziplinären Ansatz, der die Felder Sprache, Geschichte und Gesellschaft einbezieht. Außer der Goethe-Universität Frankfurt am Main sind die Philipps-Universität Marburg ist die Justus-Liebig-Universität Gießen beteiligt.

LOEWE-Schwerpunkt: Architekturen des Ordnens 

Der Begriff der Architektur bezieht sich längst nicht mehr nur auf Gebilde aus Holz, Stein, Stahl und Beton und auf deren Zustandekommen: Auch in Diskursen über Ordnung und Rationalität spielt er eine wichtige Rolle. So ist oft von „Medien-“ oder „Sicherheitsarchitektur“ die Rede oder von der „Architektur der europäischen Außenpolitik“; die Philosophie spricht von „Gedankengebäuden“, große Unternehmen von der „Corporate Architecture“. Der geplante LOEWE-Schwerpunkt „Architekturen des Ordnens“ unter Federführung der Goethe-Universität untersucht, welche Bedeutung Architektur für die Bildung von gesellschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Ordnungskonzepten hat – und wie diese Ordnungskonzepte wiederum auf den Architekturdiskurs und dessen Ordnungsbegriffe zurückwirkt. „Die beteiligten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen gehen der Frage nach, wie Architektur Ordnungen hervorbringt, wie sie auf nichtarchitektonische Ordnungsnarrative wirkt und wie sich beide Sphären gegenseitig beeinflussen“, erklärt der Kunsthistoriker Prof. Carsten Ruhl, der als Sprecher des Schwerpunkts auftritt. Langfristig solle die LOEWE-Förderung der Ausgangspunkt für ein international sichtbares architekturwissenschaftliches Profil im Rhein-Main-Gebiet sein. Am Schwerpunkt beteiligt sind außer Ruhls Kunstgeschichtliches Institut am Fachbereich Sprach- und Kulturwissenschaften der Goethe-Universität das Fachgebiet Architektur- und Kunstgeschichte der Technischen Universität Darmstadt, das Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte (Frankfurt) sowie das Deutsche Architekturmuseum Frankfurt.

Zudem ist die Goethe-Universität an folgenden weiteren LOEWE-Schwerpunkten als Antragspartner beteiligt. 

LOEWE-Schwerpunkt: CMMS – Mehrskalen-Modellierung in den Lebenswissenschaften.
Wie kann man komplexe biologische Systeme besser verstehen? Eine quantitative Erfassung der Eigenschaften biologischer Systeme auf unterschiedlichen Skalen ermöglicht mathematische Modelle. Daher erforscht der beantragte LOEWE-Schwerpunkt CMMS neue Ansätze für Datenorganisation, Algorithmen und Experimente etwa zur Bestimmung der notwendigen Parameter oder zur Verifikation des Modells. Diese Computermodelle helfen, die Funktionsweise von Organismen zu verstehen und medizinische Möglichkeiten und biotechnologischen Methoden zu entwickeln. Zusätzlich soll ein Graduierten-Programm aufgebaut werden. Federführung: Frankfurt Institute for Advanced Studies, Antragspartner: Goethe-Universität Frankfurt sowie Max-Planck-Institut für Biophysik und Max-Planck-Institut für Hirnforschung (beide Frankfurt). 

LOEWE-Schwerpunkt: GLUE – G protein-coupled receptor Ligands for Underexplored Epitopes.
Lassen sich mit alternativen Bindestellen Medikamente mit geringeren Nebenwirkungen entwickeln? Rund ein Drittel aller zugelassenen Arzneimittel wirkt über so genannte G-Protein-gekoppelte Rezeptoren. Weil körpereigene Hormone oder Neurotransmitter an denselben Stellen andocken, steigt die Gefahr von Nebenwirkungen. Das beantragte LOEWE-Forschungsprojekt will alternative Bindetaschen für die Wirkstoffentwicklung erforschen. Ein Alleinstellungsmerkmal des Projekts ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Arbeitsgruppen der computergestützten Wirkstoffforschung, der pharmazeutischen Chemie, Biochemie, Strukturbiologie und Pharmakologie. Federführung: Philipps-Universität Marburg, Antragspartner: Goethe-Universität Frankfurt, Max-Planck-Institut für Herz und Lungenforschung (Bad Nauheim), Technische Universität Darmstadt. 

LOEWE-Schwerpunkt: TRABITA – Transiente Bindungstaschen für die Wirkstoffentwicklung.
Wie entwickelt man Wirkstoffe für pharmakologisch bisher unzugängliche Proteine? Medikamente wirken in der Regel durch Bindung an krankheitsrelevante Proteine. Dafür ist es wichtig, die Struktur eines bestimmten Bindungsorts in diesen Proteinen –der sogenannten Bindungstasche – zu verstehen. Viele Proteine sind jedoch flexibel. Wenn es gelingt, Medikamente für solche „transienten Bindetaschen“ zu entwickeln, weisen diese oft deutlich verbesserte Eigenschaften auf. Der beantragte LOEWE-Schwerpunkt „TRABITA“ soll Ansätze dafür entwickeln. Federführung: Technische Universität Darmstadt, Antragspartner: Goethe-Universität Frankfurt, Hochschule Darmstadt.

 

Jun 21 2019
10:25

Pharmaziesommerschule im steiermärkischen Aigen (Ennstal) bereitet Studierende seit 1999 in zwangloser Atmosphäre erfolgreich auf den ersten Abschnitt der Pharmazeutischen Prüfung vor

„Länderübergreifendes Erfolgsformat“ feiert 20. Geburtstag

FRANKFURT. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Pharmazie-Sommerschule, die im Sommersemester 1999 das erste Mal durchgeführt wurde, erwartet die zahlreichen Studierenden und Dozenten in diesem Jahr prominenter Besuch aus dem Hessischen Finanzministerium: Staatsminister Dr. Thomas Schäfer wird zwei Tage lang an der Pharmazie-Sommerschule teilnehmen, um mit den Beteiligten ins Gespräch zu kommen und sich selbst ein Bild von dem erfolgreichen didaktischen Konzept zu machen, das einige Zeit später auch in der Medizin und Chemie eingeführt wurde. Ein weiteres Thema ist die Vertiefung der schon heute sehr intensiven politischen und wissenschaftlichen Kooperation zwischen den beiden Bundesländern Steiermark und Hessen. Die diesjährige Sommerschule finden zwischen dem 22. und 29. Juni statt.

Gleichsam erfunden und in den letzten 20 Jahren aufgebaut hat die Pharmazie-Sommerschule der Pharmazeutische Chemiker und Vizepräsident für Third Mission, Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz. Die Idee dahinter: Pharmazie-Studierende eines Jahrgangs pauken klausur- und prüfungsrelevanten Stoff nicht nur einzeln zuhause oder in der Universität, sondern eine Woche lang gemeinsam in der Steiermark, vor grüner Alpen-Kulisse im idyllischen Aigen (Ennstal) und mit einem touristischen und sportlichen Begleitprogramm. Der Effekt dieser zwangloseren Lernatmosphäre ist sogar messbar: Die Sommerschule hilft Studierenden in aller Regel, ihre Abschlussprüfungen spürbar besser abzuschließen. Die Noten haben sich den letzten 20 Jahren deutlich verbessert.

Die Sommer- und Winterschulen der Pharmazie, Medizin und Chemie sind laut Vizepräsident Schubert-Zsilavecz heute das größte universitäre studentische Austauschprogramm zwischen den beiden Bundesländern Hessen und Steiermark: „Mehr als 3.500 Studierende haben inzwischen an 70 einwöchigen Veranstaltungen teilgenommen und damit ihre Chancen in Prüfungen deutlich verbessert. Wir haben damit ein länderübergreifendes Erfolgsformat realisiert.“

Finanzminister Dr. Schäfer erklärte: „Der europäische Geist lebt – das zeigt sich an der langjährigen Freundschaft und zahlreichen Kooperationen zwischen der Steiermark und Hessen. Mit der Sommerschule der Pharmazie feiert eine dieser Kooperationen nun ihr 20-jähriges Jubiläum. Dazu gratuliere ich recht herzlich, denn das ,Geburtstagskind' hat sich ganz prächtig entwickelt: Der Zulauf ist rege und die Studierenden profitieren spürbar vom gemeinschaftlichen Lernen. In diesem Sinne wünsche ich der Sommerschule alles Gute für die – mindestens – nächsten 20 Jahre!“

Diese besondere Verbindung zwischen Steiermark und Hessen schlägt sich in diesem Jahr auch in der thematischen Wahl des universitären Sommerfests am 5. Juli (ab 15 Uhr) auf dem Campus Westend der Goethe-Universität nieder. Das Motto lautet: „Sommer. Campus. Feiern – Hessen trifft Steiermark“. Dabei stehen kulturelle, wissenschaftliche und kulinarische Highlights der Steiermark im Mittelpunkt. Besonders freut sich Manfred Schubert-Zsilavecz über das Commitment der beiden Landesregierungen, das in der gemeinsamen Unterstützung des universitären Sommerfests zum Ausdruck kommt: „Das unterstreicht einmal mehr die strategische Partnerschaft zwischen beiden Bundesländern. Das Sommerfest macht für viele Uni-Angehörige und Bürger diese Partnerschaft erlebbar.“

Dazu passt, dass am Vorabend des Sommerfestes, am 4. Juli, die bekannte steiermärkische Autorin Barbara Frischmuth an der Goethe-Universität eine Lesung hält. Eine öffentliche Einladung dazu wie auch zum Uni-Sommerfest erfolgt in Kürze.

 

Jun 21 2019
10:10

Studie zeigt: MRT ist dem Herzkatheter ebenbürtig

Schonender Blick ins Herz

FRANKFURT. Die nichtinvasive Messung der Herzdurchblutung mit Magnetresonanztomographie (MRT) ist dem Herzkatheter ebenbürtig. Das zeigt eine internationale Studie unter Federführung der Goethe-Universität, die in der aktuellen Ausgabe des New England Journal of Medicine erschienen ist. 

Bei Patienten mit Brustschmerzen und vermuteter stabiler koronarer Herzkrankheit (KHK) hängt die Therapie in erster Linie davon ab, wie stark die herzversorgenden Gefäße (Koronararterien) verengt sind. Dies wird oft durch das Einführen eines Herzkatheters untersucht. Im Zweifel wird zusätzlich der Druck in den Koronararterien gemessen. Die Kombination beider Methoden ist der derzeit anerkannte Standard für Therapieentscheidungen. Eine vielversprechende Alternative, die Durchblutung des Herzmuskels nichtinvasiv und direkt zu erfassen, ist die kardiovaskuläre Magnetresonanztomographie (MRT). 

Im Gegensatz zur Computertomograpie (CT) kommt das MRT ohne ionisierende Strahlung aus und liefert obendrein präzisere Messungen des Blutdurchflusses als herkömmliche Techniken. Das konnte das Team um Prof. Eike Nagel, Direktor des Instituts für Experimentelle und Translationale Kardiovaskuläre Bildgebung an der Goethe-Universität, jetzt zeigen. Im Rahmen der MR-INFORM-Studie untersuchte es an 918 Patienten mit einer Indikation zur Herzkatheteruntersuchung, ob die Untersuchung mit dem MRT zu gleichen Ergebnissen führt wie die derzeitige invasive Technik. 

Hierfür wurden die Patienten zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe erhielt die Standarddiagnostik mit Herzkatheter mit einer zusätzlichen Druckmessung in den Koronararterien, während die andere Gruppe nichtinvasiv mit MRT untersucht wurde. Wenn im MRT eine beeinträchtigte Durchblutung des Herzens nachgewiesen wurde, planten die Forscher mit Hilfe einer Katheter-Untersuchung das weitere Vorgehen. 

In jedem Studienarm wurden verengte Herzkranzgefäße erweitert, wenn dies aufgrund der Untersuchung angezeigt war. Innerhalb des folgenden Jahres dokumentierten die Ärzte, wie viele Patienten starben, einen Herzinfarkt erlitten oder eine erneute Gefäßerweiterung benötigten. Außerdem erfassten sie, ob die Herzbeschwerden weiterhin bestanden. 

Das Ergebnis: in der Gruppe der mit MRT untersuchten Patienten benötigten weniger als die Hälfte einen diagnostischen Herzkatheter und weniger Patienten bekamen eine Gefäßerweiterung (36% vs 45%). Das bedeutet: durch eine vorgeschaltete MRT-Untersuchung lassen sich Herzkatheter-Untersuchungen sowohl zu diagnostischen als auch zu therapeutischen Zwecken einsparen. Beide Gruppen unterschieden sich jedoch nicht bezüglich weiterbestehender Beschwerden oder des Auftretens erneuter Beschwerden, Komplikationen oder Todesfällen. 

„Damit können Patienten mit stabilen Brustschmerzen, die bisher einen Herzkatheter bekommen, alternativ mit einer Durchblutungsmessung mit MRT untersucht werden“, folgert Prof. Eike Nagel. „Die Ergebnisse für den Patienten sind genauso gut, die Untersuchung mit MRT hat jedoch viele Vorteile: Sie dauert weniger als eine Stunde, Patienten erhalten lediglich eine kleine Kanüle in den Arm und werden keiner Strahlung ausgesetzt.“ Die Hoffnung des Mediziners ist, dass die schonende Untersuchung nun als Methode erster Wahl eingesetzt wird und so Herzkatheteruntersuchungen eingespart werden können. 

Im Gegensatz zu Großbritannien, wo eine MRT-Untersuchung des Herzens von der nationalen Krankenkasse (NHS) bezahlt wird, ist dies in Deutschland nach wie vor oft schwierig und muss meist einzeln verhandelt werden. Auch hier hofft Nagel, dass die Studie zur Anerkennung der schonenden Diagnostik einen Beitrag leisten und die Versorgung verbessern kann. 

Die finanzielle Unterstützung erfolgt unter anderem durch das britische National Institute of Health Research (NIHR) über das biomedizinische Forschungszentrum (BRC) am Guy's & St. Thomas' Krankenhaus, durch das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und durch das Unternehmen Bayer AG Deutschland. 

Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/78920068 

Bildtext: Durchblutungsmessung des Herzmuskels mit Magnetresonanztomographie (oben). Der dunkle Bereich im Herzmuskel (Pfeile) zeigt eine ausgeprägte Durchblutungsstörung an. Die Herzkatheteruntersuchung des gleichen Patienten (unten) zeigt eine deutliche Engstelle in einer Arterie. Copyright: Eike Nagel, Goethe Universität 

Publikation: Magnetic Resonance Perfusion or Fractional Flow Reserve in Coronary Disease Eike Nagel, et al. N Engl J Med 2019;380:2418-28. DOI: 10.1056/NEJMoa1716734 

Informationen: Prof. Dr. Eike Nagel, Institut für experimentelle und translationale kardiovaskuläre Bildgebung, Fachbereich Medizin, Campus Niederrad, Tel.: 0151 4197 4195, eike.nagel@cardiac-imaging.org.

 

Jun 19 2019
16:19

Institut für Ethnologie der Goethe-Uni kuratiert Ausstellung im Weltkulturen Museum

Plakatiert! Reflexionen des indigenen Nordamerika

FRANKFURT. Das Weltkulturen Museum und das Institut für Ethnologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main laden ein zur Eröffnung der Ausstellung „Plakatiert! Reflexionen des indigenen Nordamerika“ am 26. Juni 2019 um 19 Uhr im Weltkulturen Labor Schaumainkai 37 60594 Frankfurt.

Plakate sind Dokumente materieller Kultur und ein Spiegel der sozialen und politischen Welt, in der sie entstanden sind. „Wir sind täglich von Plakaten umgeben, nehmen diese jedoch kaum bewusst wahr, obwohl sie eine Reflexion unserer eigenen Umwelt sind“, betont Alexandra Buzesteanu, eine der beteiligten Studentinnen. Anhand von rund 100 Plakaten und 30 zusätzlichen Objekten aus Privatsammlungen und der Sammlung des Weltkulturen Museums zeigt die Ausstellung ausgewählte Aspekte indigener Lebenswelten zwischen der Arktis und dem US-amerikanischen Süden. Eine zentrale Idee dabei war, Plakate ins Zentrum der Betrachtung zu stellen, die von der indigenen Bevölkerung Nordamerikas konzipiert wurden oder sich an diese richten. Themen sind unter anderem die Bedeutung von Abstammung und Identität, Gesundheit, die Rolle der Bildung und des Militärs sowie Probleme häuslicher Gewalt. Die historische Bandbreite – von den 1970er Jahren bis 2018 – zeigt, dass die auf den Plakaten angesprochenen Themen ihre Aktualität nicht verloren haben, andere neu hinzugekommen oder weniger zentral geworden sind.

Vorbereitet haben die Ausstellung seit dem Sommer 2018 elf Studierende der Ethnologie und der Curatorial Studies in Kooperation mit dem Weltkulturen Museum. Dabei entstand ein Begleitkatalog, in dem die Themen der Ausstellung weiter ausgeführt werden. Die tiefergehenden Recherchen zeigten, dass es sich lohnt, in die Geschichten der Plakate einzutauchen. So führte beispielweise die Suche nach dem Namen eines zunächst unbekannten Mannes auf einem der Plakate zu einer kontinentübergreifenden Berichterstattung. 

Die Ausstellung wird vom 27. Juni bis zum 1. Dezember gezeigt. 

Zur Ausstellungseröffnung ist der Eintritt frei.

Plakat zum Download unter: http://www.uni-frankfurt.de/78927758

Information: Christine Sturm, Telefon +49 (0)69 212-71276, E-Mail christine.sturm@stadt-frankfurt.de; Julia Rajkovic-Kamara, Telefon +49 (0)069 212 45115, E-Mail julia.rajkovic-kamara@stadt-frankfurt.de

 

Jun 17 2019
16:00

Die Goethe-Universität gratuliert ihrem Emeritus Prof. Jürgen Habermas zum 90. Geburtstag

Philosoph des vernunftgeprägten Diskurses

FRANKFURT. Am 18. Juni 2019 feiert Jürgen Habermas seinen 90. Geburtstag. Mitglieder der Goethe-Universität gratulieren dem weltweit bedeutenden Philosophen, der viele Jahre an der Universität Frankfurt gelehrt und geforscht und mehrere Generationen von Wissenschaftlern geprägt hat, herzlich zu seinem runden Geburtstag und wünschen ihm noch viele produktive Jahre. Die Glückwünsche aus der Goethe-Universität und von Wissenschaftsministerin Angela Dorn finden sich auch in zahlreichen Statements in dieser Pressemitteilung.

Habermas zählt zu den weltweit am häufigsten rezipierten Philosophen und Soziologen der Gegenwart, sein Leben und Wirken ist aufs Engste verknüpft mit der Goethe-Universität. 1929 geboren in Düsseldorf, studierte Jürgen Habermas von 1949 bis 1954 in Göttingen, Zürich und Bonn Philosophie, Geschichte, Psychologie, deutsche Literatur und Ökonomie. Früh geprägt wurde er durch eine Begegnung mit Karl-Otto Apel, der ebenfalls später in Frankfurt lehren sollte. 1953 erregte Habermas erstmals Aufsehen, als er in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Heidegger wegen seiner Nähe zum Nationalsozialismus kritisierte.

1956 wurde Habermas Forschungsstipendiat am Institut für Sozialforschung bei Theodor W. Adorno, wechselte aber für seine Habilitation nach Marburg. Nach einer ersten außerordentlichen Professur in Heidelberg kehrte Habermas 1964 nach Frankfurt zurück, da er auf Horkheimers Lehrstuhl für Philosophie berufen worden war. Aus seiner Antrittsvorlesung „Erkenntnis und Interesse“ entstand später eine seiner einflussreichsten Arbeiten.

Während der Studentenproteste um 1968 spielte Habermas eine herausragende Rolle: Mit seinen Forderungen nach Reformen im Bildungswesen wurde er zum geistigen Anreger der revoltierenden Generation. Schon Ende der 1960er Jahre ging er jedoch auf Distanz zu den radikalen Linken um Rudi Dutschke und kritisierte deren leichtfertigen Umgang mit Gewalt. Von 1971 bis 1981 war Habermas mit Carl Friedrich von Weizsäcker Leiter des Max-Planck-Instituts zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt. 1981 erschien sein Hauptwerk, „Theorie des kommunikativen Handelns“. Von 1983 bis 1994 lehrte er wieder als Philosophieprofessor an der Goethe-Universität. Auch nach seiner Emeritierung blieb er stets publizistisch präsent und bezog zu vielen relevanten Themen Stellung. Verbunden blieb er auch der Goethe-Universität, wo er auch jetzt einen Tag nach seinem 90. Geburtstag einen öffentlichen Vortrag halten wird.

Glückwunsch der Präsidentin zum 90. Geburtstag von Jürgen Habermas:

„Während die Gesellschaft polarisiert ist wie nie und sich viele ins Private zurückziehen, ist Jürgen Habermas aktueller denn je: Wir brauchen den vernunftgeprägten Diskurs, wie Habermas ihn in seiner Theorie des kommunikativen Handelns formuliert hat, um Antworten zu finden auf die aktuellen Fragen nach Gerechtigkeit und Zusammenhalt. Als Universitätspräsidentin freue ich mich, dass der große Philosoph diese Fragen auch immer wieder mit unserer Frankfurter Universitäts-Community debattiert.“
Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität

Statement der Wissenschaftsministerin:

„Jürgen Habermas hat seine Beiträge zum gesellschaftlichen Diskurs einmal als ‚Versuch der uneingeladenen argumentativen Beihilfe zum fortlaufenden Prozess der öffentlichen Meinungsbildung' bezeichnet. Damit hat er seine Rolle als Intellektueller im besten Sinne mit der ihm eigenen Prägnanz und einer Spur Humor optimal charakterisiert. Als Philosoph, aber auch als streitbarer Demokrat und überzeugter Europäer hat Jürgen Habermas auch die Geschichte der Goethe-Universität seit den 50er Jahren mitgeprägt. Wir können uns glücklich schätzen, ihn zu haben, und ich wünsche ihm viele weitere gesunde und hellwache Jahre.“
Angela Dorn, Hessische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst

Weitere Stimmen aus der Goethe-Universität:

„Jürgen Habermas stellt nicht nur eine schillernde Persönlichkeit der Goethe-Universität dar, sondern prägte mit seinem Denken und Wirken in der Tradition der Kritischen Theorie die Diskussionen um die Gestaltung demokratischer Teilhabe und um die Verwirklichung von aufklärerischen Werten zu gesellschaftlichen und staatlichen Normen und ihre Widersprüchlichkeit. So gestaltete er das Verständnis und die Praxis von Demokratie in und außerhalb der Universität.“
Kyra Beninga, Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Goethe-Universität

„Ich freue mich sehr, dass Jürgen Habermas, dem ich seit meiner Studienzeit verbunden bin, seinen 90. Geburtstag bei guter Gesundheit und mit anhaltender Produktivität feiern kann. Besonders glücklich bin ich darüber, dass wir dieses Ereignis zusammen in Frankfurt würdigen können und er uns das Geschenk eines Vortrags und eingehender Diskussionen mit seinen SchülerInnen und KollegInnen macht. Sein Werk ist und bleibt für viele unsere Forschungen an der Goethe-Universität, insbesondere im Rahmen des Exzellenzclusters Normative Ordnungen, maßgebend.“
Rainer Forst, Professor für Politische Theorie und Philosophie, Co-Sprecher des Forschungsverbunds Normative Ordnungen

„Jürgen Habermas vereinigt auf nahezu einmalige Weise die miteinander kommunizierenden Rollen des weltweit anerkannten Wissenschaftlers und des öffentlichen Intellektuellen. Sowohl durch sein wissenschaftliches Werk als auch in seiner eigenen Person hat er dargetan, dass Vernunft und Öffentlichkeit sich wechselseitig voraussetzen und nicht ausschließen, wie vor allem hierzulande immer wieder behauptet. Mit dieser grundlegenden Einsicht prägt er das Selbstverständnis des demokratischen Verfassungsstaates nicht nur in Deutschland, sondern auch für ein vereintes Europa.“
Klaus Günther, Professor für Rechtstheorie, Strafrecht und Strafprozessrecht, Co-Sprecher des Forschungsverbunds Normative Ordnungen

„Wie bei vielen anderen meiner Generation, die der Kritischen Theorie verbunden sind, spielte die Lektüre der Schriften von Jürgen Habermas, insbesondere der Theorie des kommunikativen Handelns, bereits im Studium eine entscheidende Rolle. Die nachhaltige Wirkung der Habermas'schen Schriften beruht gerade auch auf ihrer Fähigkeit, auf die Lektüre anderer Autorinnen und Ansätze auszustrahlen. Jürgen Habermas' bleibende Bedeutung für das Institut für Sozialforschung fußt nicht zuletzt auf seinen Arbeiten zur Logik der Sozialwissenschaften, die eine kritisch-rekonstruktive Methodologie begründet haben. Der Positivismusstreit der 1960er Jahre, zu dessen Protagonisten Habermas gehörte, scheint gegenwärtig in der deutschen Soziologie in neuem Gewande wiederzukehren, was dem jungen Habermas eine neue Aktualität verleiht.“
Ferdinand Sutterlüty, Professor für Soziologie mit dem Schwerpunkt Familien- und Jugendsoziologie, kommissarischer Direktor des Instituts für Sozialforschung (für Pressemitteilung zu Habermas' 90.)

„Es ist ganz unbestritten: Jürgen Habermas ist einer der bedeutendsten, wirkungsmächtigsten und diskursprägendsten Philosophen seiner Generation, dies gilt für den deutschen, den europäischen, ja den globalen Kontext. Dass ich selbst heute an der Frankfurter Universität eine Professur bekleide, die auch mit seinem Namen verbunden ist, ist für mich eine große, immer wieder fast schwindelerregende Ehre. Es bedeutet für mich zugleich eine Verpflichtung auf einen Anspruch, der für ihn immer selbstverständlich war: dass es im Denken um etwas, ja, um alles geht, nämlich um unser Verhältnis zu uns zu selbst, zur Welt und zur Gesellschaft.“
Martin Saar, Professor für Sozialphilosophie

„Wie von keinem Zweiten kann man von Jürgen Habermas lernen, was es heißt, leidenschaftlich, anspruchsvoll und zugleich politisch verantwortungsvoll zu philosophieren. Sein intellektueller Stil ist geprägt von einer offenen und kommunikativen Weise zu denken. Lange bevor die Forschungspolitik durch äußere Anreize großflächige Kooperationen in den Geistes- und Sozialwissenschaften initiierte, hat Habermas von innen heraus, aus internen vernünftigen Gründen, die Interdisziplinarität der Philosophie als etwas Selbstverständliches etabliert.“
Thomas M. Schmidt, Professor für Religionsphilosophie

„Die Bedeutung von Jürgen Habermas für die Politikwissenschaft ist kaum zu überschätzen. Jürgen Habermas ist nicht nur ein brillanter Analytiker des Status-quo, er hat auch den Mut und die Fähigkeit, neue Denkhorizonte zu eröffnen und innovative Theorien zu entwickeln, die wegweisend für die gesamte Politikwissenschaft waren und sind. Während meines Studiums hat mir Habermas mit seiner Habilitationsschrift zum Strukturwandel der Öffentlichkeit die Augen geöffnet – politische Systeme, so habe ich gelernt, sind in ständigen Anpassungsprozessen an gesellschaftliche Veränderungen. In seinen späteren Schriften legte Habermas den Grundstein für die heute florierende Forschung zu neuen Demokratiemodellen und ist damit indirekt Gründungsvater der Forschungsstelle ‚Demokratische Innovationen' an der Goethe Universität.“
Brigitte Geißel, Professorin für Politikwissenschaft und politische Soziologie, Leiterin der Forschungsstelle Demokratische Innovationen

Weitere Informationen: https://www.normativeorders.net

 

Jun 17 2019
14:59

Forscher simulieren extremen Druck und große Hitze im tiefen Erdmantel

Neues aus der Kinderstube der Diamanten 

FRANKFURT. Im Gegensatz zum lupenreinen Edelstein enthalten faserige Diamanten oft kleine Einschlüsse von Salzlauge. Sie verraten Forschern, unter welchen Bedingungen Diamanten tief im Erdmantel entstehen. Ein Forscherteam unter Beteiligung der Goethe-Universität hat das Rätsel gelöst, in dem sie die Situation unter extremem Druck und großer Hitze im Labor simulierte.

Diamanten sind Kristalle aus Kohlenstoff, die sich im tiefen Erdmantel unter den ältesten Kontinenten, den Kratonen, bilden. Durch explosive Vulkanausbrüche gelangen sie mit exotischen Magmen, den Kimberliten, an die Erdoberfläche. Aus vorherigen Studien war bereits bekannt, dass Diamanten Natrium- und Kalium-haltige Fluide einschließen, jedoch war der Ursprung dieser Fluide unbekannt. 

„Damit solche Einschlüsse entstehen können, müssen Teile der marinen Erdkruste und deren Sedimentauflage in einer sogenannten Subduktionszone unter die kratonischen Kontinente abtauchen. Diese Zonen liegen in Tiefen von über 110 Kilometern bei einem Druck von mehr als vier Gigapascal, also dem 40 Tausendfachen des atmosphärischen Drucks“, erklärt Michael Förster, der Erstautor der Studie, die in der Fachzeitschrift Science Advances erschienen ist. Das Abtauchen der Erdkruste muss rasch geschehen, so dass sich der Diamant gebildet hat, bevor das Sediment bei über 800 Grad Celsius zu schmelzen anfängt und mit dem kratonischen Mantel reagiert. 

Für die Hochdruckexperimente im Labor schichteten die Wissenschaftler aus Sydney, Mainz und Frankfurt marines Sediment und Peridotit (Erdmantelgestein) in vier Millimeter kleine Kapseln und setzten sie unter Hochdruck und extreme Temperaturen. Bei Drücken von vier bis sechs Gigapascal - entsprechend Tiefen von 120 bis 180 Kilometern – entstanden aus der Reaktionen beider Schichten kleine Salzkristalle. Deren Kalium zu Natrium-Verhältnis entspricht genau dem der salzhaltigen Fluideinschlüsse in Diamanten. In Experimenten mit geringeren Drücken, die Tiefen von unter 110 Kilometern entsprechen, fehlen diese Salze. Stattdessen wird Kalium aus dem recycelten Sediment von Glimmer aufgenommen. 

„Im Gegensatz zu vorherigen Modellen, bei denen der Ursprung der Salze dem Meerwasser zugeschrieben wurde, sind die Sedimente eine plausible Quelle für Kalium“, sagt der Mineraloge Prof. Horst Marschall von der Goethe-Universität, „denn im Meerwasser ist die Kaliumkonzentration zu niedrig, um die salinen Einschlüsse in Diamanten zu erklären.“ Als Nebenprodukt der Reaktion entstanden auch magnesiumreiche Karbonate, die wichtige Bestandteile der Kimberlite sind. 

Publikation: Michael W. Förster, et al. Melting of sediments in the deep mantle produces saline fluid inclusions in diamonds, in Science Advances, Vol.5 No. 5, DOI: DOI: 10.1126/sciadv.aau2620; https://advances.sciencemag.org/content/5/5/eaau2620

Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/78861524 

Bildtext: Prof. Horst Marschall vor einer der Hochdruckpressen im Institut für Geowissenschaften, mit denen die Entstehung von Einschlüssen in Diamanten simuliert werden. 

Bild: Horst Marschall, Goethe-Universität

 

Jun 14 2019
16:58

Edward G. Lengel über die Rolle der USA bei einschneidenden geschichtlichen Ereignissen

Luftbrücke, Mauerfall und Wiedervereinigung

HINWEIS: Der Vortrag fällt aus familiären Gründen des Referenten leider aus.

FRANKFURT. Die Goethe-Universität lädt gemeinsam mit ihrem Forschungskolleg Humanwissenschaften und dem US-Generalkonsulat Frankfurt am Main am Montag, 17. Juni, 18 Uhr in die Lobby des PA-Gebäudes Campus Westend, Theodor-W.-Adorno-Platz 1 zu einem Vortrag des ehemaligen Chefhistorikers des Weißen Hauses, Prof. Edward G. Lengel ein. Lengel wird in englischer Sprache über die Rolle der USA beim Fall der Mauer referieren, der Untertitel des Vortrags lautet: „Pivotal Moments and How They are Remembered“.

Einschneidende historische Ereignisse werden von Historikern und Nicht-Historikern häufig sehr unterschiedlich untersucht und bewertet. In den USA gibt es sogenannte „Public Historians“, die sich zum Ziel gesetzt haben, diese Lücke zu schließen, indem sie die Perspektiven auf solche Ereignisse von akademischen Historikern einerseits und der allgemeinen Öffentlichkeit andererseits zusammenführen.

In seinem Vortrag wird Prof. Lengel auf historische Ereignisse wie die Luftbrücke, den Mauerfall und die Wiedervereinigung blicken. Es soll diskutiert werden, wie diese aus akademischer, öffentlicher und transnationaler Sicht wahrgenommen werden und wie unsere kollektive Erinnerung geformt wird. Am 22. Oktober wird es einen weiteren Vortrag zur Rolle der USA beim Mauerfall geben, dann spricht Thomas Alan Schwartz (Universität Vanderbilt) über „From John McCloy to George Bush – America's Foreign Policy Establishment, European Unity, and German Reunification, 1945–1990“. 

Prof. Dr. Edward G. Lengel ist der ehemalige Chief Historian der White House Historical Association, ehemaliger Professor und Direktor der Washington Papers an der University of Virginia. Lengel ist unabhängiger Historiker, Berater der Woodrow Wilson Presidential Library Foundation und Mitglied der Kuratoriums der United States World War One Centennial Commission. 

Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.

Information: Dr. Annabelle Hornung, Veranstaltungen und Ausstellungen, Campus Westend, PA-Gebäude, E-Mail hornung@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jun 13 2019
11:03

Theatergruppe der Goethe-Universität zeigt im Juli neues Stück. Tragikomödie hat Premiere am 5. Juli.

Chaincourt Theatre präsentiert: „The Scarecrow“

FRANKFURT. Die „Chaincourt Theatre Company“ des Instituts für England- und Amerikastudien (IEAS) der Goethe-Universität präsentiert im Juli Percy MacKayes Tragikomödie „The Scarecrow“ (1908). Die Handlung spielt im späten 17. Jahrhundert und dreht sich um den Teufel Dickon und eine von ihm zum Leben erweckte Vogelscheuche (engl. „scarecrow“), die im Auftrag von der Schmiedin Goody Rickby einen Racheakt an Justice Merton durchführen soll. In vier Akten zeigen die insgesamt 13 Studierenden ein humorvolles Theaterstück um Liebe, Vergeltung und Identität.

Regie führt der Dozent und ehemalige Schauspieler sowie Theaterregisseur James Fisk; Kostüme, Bühnenbild sowie Technik übernehmen Studierende des Fachbereichs Neuere Philologien. Die Premiere wird am 5. Juli stattfinden, weitere Aufführungen sind am 6., 11., 12. und 13. Juli jeweils um 19.30 Uhr im IG-Farben-Nebengebäude auf dem Campus Westend, Raum NG 1.741. Karten (10 Euro/5 Euro) sind eine Stunde vor Vorstellungsbeginn an der Abendkasse oder in „Zimmer 17“ (Raum IG 3.257 IG-Farben-Haus) erhältlich.

Weitere Informationen: https://chaincourt.org

Kontakt: James Fisk, Institut für England- und Amerikastudien, Goethe-Universität Frankfurt, Tel. (069) 798-32538; fisk@em.uni-frankfurt.de

 

Jun 12 2019
14:52

Aus Anlass seines 90. Geburtstags kehrt der berühmte Philosoph zurück an die Goethe-Universität und spricht am 19. Juni über das Verhältnis von Moralität und Sittlichkeit

Öffentlicher Vortrag von Jürgen Habermas

FRANKFURT. Jürgen Habermas ist der wichtigste deutsche Philosoph der Gegenwart und einer der weltweit meistzitierten Intellektuellen. Die politischen Debatten der Bundesrepublik hat er entscheidend mitgeprägt. Aus Anlass seines 90. Geburtstags kommt Habermas an die Goethe-Universität, wo er bis zu seiner Emeritierung forschte und lehrte. Auf dem Programm steht auch ein öffentlicher Vortrag des Jubilars mit dem Titel „Noch einmal: Zum Verhältnis von Moralität und Sittlichkeit“ am Mittwoch, dem 19. Juni 2019, um 18.00 Uhr im Hörsaalzentrum (HZ 1) auf dem Campus Westend der Goethe-Universität, Theodor-W.-Adorno-Platz 5, 60323 Frankfurt am Main.

In seinem Vortrag greift Jürgen Habermas ein klassisches Thema der praktischen Philosophie auf, das in seinem Werk eine große Rolle spielt. Ausgehend von der Kontroverse zwischen Kant und Hegel stellt er die Frage, wie sich die Prinzipien moralischer und politischer Autonomie zu der „sittlichen“ Realität historisch situierter Gemeinwesen verhalten. Er plädiert für den Vorrang von Prinzipien der Gerechtigkeit vor Imperativen sozialer Integration und zieht daraus Schlüsse für unsere Gegenwart. 

Jürgen Habermas begeht am Vortag (18. Juni) seinen Geburtstag. Bei dem anschließenden Besuch in Frankfurt folgt er einer Einladung von Prof. Rainer Forst und Prof. Klaus Günther, den Sprechern des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität. Ebenfalls an der Ausrichtung des Vortrags beteiligt ist die von Prof. Forst geleitete Leibniz-Forschergruppe „Transnationale Gerechtigkeit“ an der Goethe-Universität. 

Die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Birgitta Wolff sagte: „Jürgen Habermas gehört zu den prägenden Persönlichkeiten der Goethe-Universität und der Philosophie der Gegenwart. Seine Theorie des Diskurses inspirierte auch den Exzellenzcluster Herausbildung Normativer Ordnungen und aktuell daraus entstehende weitere Forschungsinitiativen wie zum Beispiel den Frankfurter Beitrag zum ‚Institut für gesellschaftlichen Zusammenhalt'.“

Prof. Rainer Forst, politischer Philosoph, hob hervor: „Es ist für uns eine große Freude und Ehre, Jürgen Habermas aus Anlass seines Geburtstages an der Goethe-Universität begrüßen zu dürfen. Seine Theorie des Diskurses hat in der Philosophie, den Rechts- und Sozialwissenschaften weltweit paradigmenbildend gewirkt. Wer heute über immer drängendere Herausforderungen wie globale Gerechtigkeit, religiös pluralistische Gesellschaften sowie Fragen einer kosmopolitischen Demokratie und Staatsbürgerschaft nachdenkt, kommt an seinem Werk nicht vorbei.“ 

Jürgen Habermas hat dreimal in Frankfurt Station gemacht, wo er nach eigenen Worten „die aufregendsten Zeiten“ seines „erwachsenen Lebens erfahren“ hat. Von 1956 bis 1959 war er Assistent am Institut für Sozialforschung und arbeitete mit Theodor W. Adorno zusammen. Als Nachfolger von Max Horkheimer bekleidete er von 1964 bis 1971 den Doppellehrstuhl für Philosophie und Soziologie an der Goethe-Universität. 

Nach seiner Zeit am Max-Planck-Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt in Starnberg, wo er bis heute wohnt, nahm er trotz attraktiver Angebote u.a. aus den USA erneut einen Ruf nach Frankfurt an. Hier lehrte und forschte er von 1983 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1994 als Professor für Philosophie mit dem Schwerpunkt Sozialphilosophie. 

Zu den zahlreichen Auszeichnungen und Würdigungen, die Jürgen Habermas im Laufe seines Lebens erhalten hat, gehört auch der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis. Dieser nach wie vor bedeutendste und höchstdotierte nationale Wissenschaftspreis wurde 1986, als er ihn erhielt, erstmals von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) verliehen. Aus den Mitteln installierte er eine rechtsphilosophische Forschungsgruppe, die „AG Rechtstheorie“. Zu deren Mitgliedern zählten Rainer Forst und der Rechtswissenschaftler Klaus Günther.

Eröffnet wird die Vortragsveranstaltung von Prof. Birgitta Wolff, der Präsidentin der Goethe-Universität. Es folgen begrüßende Worte von Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, und von Prof. Rainer Forst. 

Zu dem Vortrag sind Vertreter der Medien und auch die interessierte Öffentlichkeit herzlich willkommen.

In den darauffolgenden Tagen werden frühere Schülerinnen und Schüler und Kolleginnen und Kollegen im Rahmen einer internen Tagung an der Goethe-Universität sein Werk, insbesondere das im Herbst erscheinende neue Buch, mit Jürgen Habermas diskutieren.

Hinweis: Die Veranstalter weisen darauf hin, dass Anfragen wegen Interviewterminen mit Professor Habermas leider nicht entsprochen werden kann. 

Informationen: Bernd Frye, Pressereferent des Exzellenzclusters, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de

 

Jun 12 2019
10:00

Am 14. Juni findet die lange Nacht der Wissenschaft auf dem nördlichsten Campus der Goethe-Universität statt.

Es wird wieder spät: Die NIGHT OF SCIENCE am Riedberg

FRANKFURT. Bereits zum 14. Mal steht der Campus Riedberg am kommenden Freitag ganz im Zeichen der NIGHT OF SCIENCE. Studierende der Goethe-Universität haben wieder die spektakuläre Nacht organisiert: Interessierte können von 17 Uhr bis zum frühen Morgen auf Entdeckungsreise gehen und erleben, was die einzelnen Fachbereiche zu bieten haben. In über 60 Vorträgen präsentieren Lehrende bis zum Morgengrauen bahnbrechende Erkenntnisse. In spannenden Führungen können die Besucher hinter die Kulissen schauen und Wissenschaft hautnah erleben. Den Eröffnungsvortrag hält traditionell ein externer Wissenschaftler: Diesmal spricht Prof. Dr. Ivo Sbalzarini von der TU Dresden über “Informatik und Biologie: eine Verbindung für die Zukunft“. Wie immer ist auch für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt, das Wachbleiben wird durch die Nutzung einer „Kaffee-Flatrate“ erleichtert.

In diesem Jahr steht das Thema „Interdisziplinarität“ im Mittelpunkt der langen Nacht; gastgebender Fachbereich ist die Medizin, als historische Persönlichkeit fungiert Leonardo da Vinci, dessen 500. Geburtstag gefeiert wird. Ein weiterer Geburtstag wird im Rahmen der Wissenschaftsnacht begangen – die „Akaflieg Frankfurt“ (Akademische Fliegergruppe Frankfurt) an der Goethe-Universität wird in diesem Jahr 90, ein neuer Segelflieger soll mit flüssigem Stickstoff getauft werden. Auch eine Podiumsdiskussion zu den ökologischen und ökonomischen Aspekten des Mikroplastiks verspricht ebenso aufschlussreich wie lebendig zu werden. Ein wichtiger Preis wird im Rahmen der NIGHT OF SCIENCE vergeben: Für seine langjährige Dokumentation der Insektenbestände wird der Entomologische Vereins Krefeld mit dem Science Hero Preis ausgezeichnet.

NIGHT OF SCIENCE 2019
14.06.2019, 17.00-6.00 Uhr, Campus Riedberg
Mehr zum Programm unter www.nightofscience.de

 

Jun 11 2019
15:53

Biotechnologen der Goethe-Uni entwickeln robuste und effiziente Methode zur Produktion neuer Peptid-Wirkstoffe

Maßgeschneiderte Wirkstoffe aus dem Baukasten

FRANKFURT. Mikroorganismen bauen Naturstoffe oft wie am Fließband zusammen. Dabei spielen bestimmte Enzyme, die nicht-ribosomalen Peptid Synthetasen (NRPS), eine Schlüsselrolle. Biotechnologen der Goethe-Universität ist es jetzt gelungen, diese Enzyme so zu verändern, dass ganz neue Naturstoffe oder auch Bibliotheken von Naturstoffen entstehen.

Viele wichtige Naturstoffe wie Antibiotika, Immunsuppressiva oder Mittel gegen Krebs stammen aus dem Stoffwechsel von Mikroorganismen. Dabei handelt es sich meistens um kleine Eiweißmoleküle (Peptide), die häufig so komplex sind, dass sie durch chemische Synthese im Labor nicht, oder nur mit großem Aufwand hergestellt werden könnten. In der Zelle entstehen sie mit Hilfe der NRPS-Enzyme wie am Fließband in einer modernen Autofabrik: an jeder Station werden dem Grundgerüst weitere Teile zugefügt, bis am Ende das fertige Auto aus der Fabrik rollt. Im Fall der NRPS findet an jeder Station (genannt Modul) der Einbau und die Prozessierung einer bestimmten Aminosäure statt, so dass am Ende ketten-, ringförmige oder anders modifizierte Peptide entstehen, die auch ungewöhnliche Aminosäuren tragen können. 

Obwohl die grundlegenden Prinzipien der NRPS schon lange bekannt sind, war es bisher kaum möglich, diese Enzyme einfach und effizient zu modifizieren oder die Enzyme komplett neu zusammenzusetzen, so dass die Mikroorganismen neuartige Peptide in guten Ausbeuten produzieren. Die Arbeitsgruppe von Prof. Helge Bode, Professur für Molekulare Biotechnologie, hat nun ein von ihr 2018 publiziertes Verfahren weiterentwickelt, mit dem dies noch einfacher möglich ist. 

„Wir nutzen Fragmente natürlicher NRPS-Systeme aus Bakterien als Bausteine, die wir über von uns identifizierte Schnittstellen neu zusammenfügen“, erläutern Andreas Tietze und Janik Kranz den Forschungsansatz, den beide mitentwickelt haben. Die Ausbeuten sind dabei vergleichbar mit der natürlichen Produktion dieser Naturstoffe. Mit der neuen Methode können nun auch Peptidbibliotheken sehr einfach erzeugt werden, was vorher nicht möglich war.

Die Methode ist inzwischen so gut ausgearbeitet, dass sie von Anfängern bereits nach kurzer Einarbeitung zur Herstellung neuer Peptide genutzt werden kann. Allerdings war es bis dahin ein weiter Weg. „Nachdem die ersten Versuche meines damaligen Doktoranden Kenan sehr vielversprechend waren, haben wir lange mit einem Großteil meiner Gruppe an dem Projekt gearbeitet, bis wir uns sicher waren, dass es die Erwartungen an eine robuste und gut reproduzierbare Methode erfüllt“, erklärt Bode. „Dank des LOEWE Schwerpunkts MegaSyn und des LOEWE Zentrums Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) hatten wir die notwenige personelle und finanzielle Unterstützung und konnten uns ganz auf das Projekt konzentrieren“.  

Nun geht es darum, die ersten klinisch relevanten Wirkstoffe mit dieser Methode zu modifizieren und biotechnologisch herzustellen. Die Voraussetzungen dafür sind gut, hat Bode doch kürzlich einen der renommierten ERC Advanced Grants des Europäischen Forschungsrats eingeworben, um die Methoden in den nächsten fünf Jahren weiter zu optimieren.

Publikation: Kenan A. J. Bozhüyük, Annabell Linck, Andreas Tietze, Janik Kranz, Frank Wesche, Sarah Nowak, Florian Fleischhacker, Yan-Ni Shi, Peter Grün, Helge B. Bode: Modification and de novo design of non-ribosomal peptide synthetases (NRPS) using specific assembly points within condensation domains, Nature Chemistry, https://www.nature.com/articles/s41557-019-0276-z; DOI: https://doi.org/10.1038/s41557-019-0276-z 

Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/78678421 

Bildtext: Prof. Helge Bode (2.v.l) und sein Team. Foto: Jürgen Lecher, Goethe-Universität.

Information: Prof. Dr. Helge B. Bode, Professur für Molekulare Biotechnologie, Fachbereich Biowissenschaften, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798- 29557, h.bode@bio.uni-frankfurt.de.

 

Jun 11 2019
15:05

Ausstellung im Wissenschaftsgarten der Goethe-Universität zur Geschichte der Forscher und Sammler.

Abenteuer Pflanzenjagd

FRANKFURT. Der Wissenschaftsgarten der Goethe-Universität am Campus Riedberg zeigt ab dieser Woche bis zum 31. Oktober 2019 die Ausstellung „Forscher, Sammler, Pflanzenjäger - unterwegs mit Humboldt & Co.“ Die spannende und zum Teil abenteuerliche Geschichte des Findens, Sammelns und auch des Transports unbekannter Pflanzen und der Sammler selbst, die oft unter Lebensgefahr in unbekannte Gebiete vordrangen, wird mit 15 illustrierten Tafeln und am Beispiel ausgewählter Pflanzenarten im Wissenschaftsgarten dargestellt.

Wer weiß heute noch, woher Tee, Rhododendron, die Rosskastanie oder die Douglasie stammen und wie und wann sie zu uns kamen? Leicht gerät auch in Vergessenheit, welche große ökonomische Bedeutung das Pflanzensammeln und die Verbreitung von Nutzpflanzen hatten und haben. Schon vor Jahrtausenden wurden Expeditionen ausgesandt, um Zugriff auf begehrte Pflanzen oder deren Produkte zu bekommen.

Die Ausstellung ist ein gemeinsames Produkt des Verbandes Botanischer Gärten. Ein 83-seitiges Begleitheft kann für 7,- € im Wissenschaftsgarten erworben werden.

Ausstellung „Forscher, Sammler, Pflanzenjäger – unterwegs mit Humboldt & Co“ im Wissenschaftsgarten der Goethe-Universität, Campus Riedberg, Max-von-Laue-Straße 13, 60438 Frankfurt am Main. Der Wissenschaftsgarten ist montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr und während der Saison von März bis Oktober am Samstag von 11-17 Uhr für die Öffentlichkeit geöffnet, an Feiertagen geschlossen.

Kontakt: Prof. Georg Zizka, Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der Goethe-Universität Frankfurt. Tel. 069/798-42176; gzizka@senckenberg.de

 

Jun 11 2019
14:52

Biochemiker Robert Tampé wurde in die Organisation Europäischer Molekularbiologen EMBO aufgenommen

Spezialist für Immunforschung ausgezeichnet

FRANKFURT. Prof. Robert Tampé, Direktor des Instituts für Biochemie an der Goethe-Universität, ist in die europäische Wissenschaftsorganisation für Molekularbiologie, EMBO, gewählt worden. Der Spezialist für Immunforschung gehört damit zum Kreis der besten Forscher in Europa und weltweit.

„Es ist eine besondere Auszeichnung für das gesamte Team, das über die letzten 20 Jahre grundlegende Mechanismen der adaptiven Immunantwort aufklären konnte“, sagt Robert Tampé. „Diese Erkenntnisse werden nicht nur Einzug in die Lehrbücher halten, sondern vielfältige therapeutische Ansätze in der Bekämpfung von Infektionskrankheiten und Krebs liefern“ 

Erst im vergangenen Jahr warb Tampé bedeutende Fördermittel für zwei Forschungsprojekte ein: Der europäische Forschungsrat bewilligte ihm 2,5 Millionen Euro für einen „ERC-Advanced Grant“. Dieses Projekt widmet sich der Frage, wie bestimmte Viren der Kontrolle durch das Immunsystem entgehen. Im Fokus stehen molekulare Transportmaschinerien, die Bruchstücke eingedrungener Viren an die Zelloberfläche bringen und so die T-Zellen des Immunsystems auf den Plan rufen. Die Erkenntnis, wie dieser Prozess von Viren unterwandert werden kann, verspricht Fortschritte auf dem Gebiet der Infektions- und Autoimmunkrankheiten sowie in der Krebsforschung.

Auch das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 1,5 Millionen Euro finanzierte Reinhart Koselleck-Projekt beschäftigt sich mit der Prozessierung von Antigenen – jenen fremden Eiweißen, die Antikörper des Immunsystems alarmieren. Mit dem Koselleck Programm fördert die DFG ausgewiesene Forscher, die besonders innovative und im positiven Sinne risikobehaftete Forschungsprojekte beantragen. Tampé und seine Mitarbeiter untersuchen die Organisation der Antigen-Qualitätskontrollstellen sowohl innerhalb der Zelle als auch an der Zellmembran. Die Herausforderung liegt darin, die Struktur und Funktion großer, unterschiedlich gebauter Proteinkomplexe zu entschlüsseln, die zudem relativ selten in interzellulären Membranen vorkommen. 

Robert Tampé studierte Chemie an der TU Darmstadt und promovierte dort anschließend in Biochemie. Er habilitierte sich 1996 in Biochemie an der TU München und leitete von 1992 bis 1998 eine Forschergruppe am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München. Von 1996 bis 1998 war er Heisenberg-Stipendiat der DFG. Anschließend leitete er als Professor das Institut für Physiologisches Chemie am Klinikum der Universität Marburg. Seit 2001 ist er Direktor des Instituts für Biochemie an der Goethe-Universität. EMBO ist eine Organisation von mehr als 1800 führenden Wissenschaftlern, die sich für Exzellenz in den Lebenswissenschaften einsetzt. Sie unterstützt talentierte Forscher in allen Stadien ihrer Karriere und fördert den wissenschaftlichen Austausch sowie den Ausbau eines bestmöglichen Arbeits- und Forschungsumfeldes in Europa. 

Informationen: Prof. Robert Tampé, Institut für Biochemie, Fachbereich Biochemie, Chemie und Pharmazie, Campus Riedberg, Tel.: (069)-798-29475, tampe@em.uni-frankfurt.de

 

Jun 11 2019
11:03

​ Entomologischer Verein Krefeld erhält Science Hero Preis

Aufmerksamkeit für massenhaftes Insektensterben

FRANKFURT. Für seine langjährige Dokumentation der Insektenbestände wird der Entomologische Vereins Krefeld mit dem Science Hero Preis ausgezeichnet. Der Verein habe die Insektenforschung unabhängig von wissenschaftlichen Trends beständig fortgesetzt und so das Insektensterben als ein immens wichtiges Problem mit Ökosystemschäden bisher nicht bekannten Ausmaßes aufgezeigt, heißt es in der Begründung. Die Preisverleihung ist anlässlich der Eröffnung des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentages

am 14. Juni 2019 um 18.30 Uhr an der Goethe-Universität
Campus Riedberg / Otto-Stern-Zentrum, Ruth-Moufang-Straße 2, OSZ B

Der Science Hero Preis wird seit 2015 von der Konferenz Biologischer Fachbereiche an Personen oder Organisationen in der biowissenschaftlichen Forschung und Lehre verliehen, die bürokratische Ausuferungen oder politische Absurditäten mit Humor bekämpfen, standhaft ertragen oder effizient vermieden haben. Der Preisträger erhält die Bronze-Figur einer Eule, die auf einem Paragraphen-Dschungel thront. Sie symbolisiert die in Deutschland so häufige Fesselung der Grundlagenforschung durch die Bürokratie.

Der Entomologische Verein Krefeld beschäftigt sich seit 1905 mit der wissenschaftlich orientierten Insektenkunde (Entomologie). Seine Arbeit beruht auf öffentlich finanzierter sowie ehrenamtlicher Forschung. Bereits vor dreißig Jahren haben die Krefelder Entomologen standardisierte Methoden der Datenerhebung für Fluginsekten entwickelt und Untersuchungen mit konsequent identischem „sampling design“ in zahlreichen Schutzgebieten über ganze Vegetationsperioden durchgeführt. Daraus resultierten unschätzbare Daten und Originalproben sowie im Jahr 2017 eine vielbeachtete Publikation in der internationalen Online-Fachzeitschrift „PLOS ONE“.

Ein Kommentar in der Fachzeitschrift „Science“ zu den Daten der Krefelder Entomologen erweckte weltweites Aufsehen. Die Forscher fanden, dass die Gesamtmenge an Insekten in Schutzgebieten innerhalb der letzten 27 Jahre um ca. 76 Prozent zurückgegangen ist. Die Gelehrtengesellschaft „Royal Society of Biology“ wertete diese Erkenntnis als einen der „Big Biology Breakthroughs“ des Jahres 2017. Die Untersuchungsergebnisse zu Insektenrückgängen unter Umweltrisiken wurden zudem in den diesjährigen „Global Risks Report“ aufgenommen.

Insekten sind die wichtigsten Akteure in der Bestäubung von Blütenpflanzen. Sie regulieren Energie- und Nährstoffflüsse und sind Nahrungsquellen für viele andere Arten. „Wir sind bis heute keineswegs in der Lage, die zahlreichen von ihnen ausgeübten Funktionen im Naturhaushalt auch nur annähernd zu verstehen“, so Dr. Martin Sorg, Mitglied des Entomologischen Vereins Krefeld. Verluste regional angepasster Populationen und vollständiges Aussterben von Arten in ganzen Naturräumen können irreversible Folgen haben. „Wir haben durch viele unserer Daten den Eindruck, dass wir baselines verloren haben und weiter verlieren. Und in Unkenntnis der schleichenden Verluste können wir die jeweils historischen Zustände in ihrer Artendiversität und dem ‚natürlicheren' Volumen an Interaktionen gar nicht mehr ausreichend begreifen“, bedauert Dr. Sorg.

Die Ökosystemschäden, die durch Insektenrückgänge zu befürchten sind, können aufgrund von Kenntnislücken in ihrem vollen Ausmaß nicht prognostizierbar werden. Hieraus ergibt sich ein erheblicher Forschungsbedarf, und aktuell ist erkennbar, dass sich die Forschungslandschaft in der Entomologie verändert – und weiter verändern muss. „Bisher betreibt man Biodiversitätsforschung zu Insekten vorzugsweise zu den artenärmsten Insektengruppen. Dies ist als extrem verengter Blickwinkel nicht ausreichend für ein Verständnis von Biodiversität. Man könnte auch sagen: Tausende von UFO-Fluginsektenarten durchstreifen das Land, üben vermutlich wichtigste Funktionen in der Natur aus - und sind weder in ihrer Bestandsgefährdung bewertet, noch ist ihre Biologie ausreichend bekannt. Notwendig ist daher Grundlagenforschung und ein Langzeitmonitoring auch mit Schwerpunkten zu den artenreichsten Insektengruppen, zu denen der Kenntnisstand in eklatantem Maße defizitär ist“, so Dr. Andreas Müller, Vorsitzender des Entomologischen Vereins Krefeld.

Sitzplätze für Pressevertreter können nach Voranmeldung reserviert werden: fragen@nightofscience.de. Besuchen Sie anschließend die Night of Science auf dem Campus Riedberg mit populärwissenschaftlichen Vorlesungen, Führungen durch die Laborräume und Experimente zum Mitmachen.

Informationen: Prof. Andreas Terfort, Fachbereich 14, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-29180 aterfort@chemie.uni-frankfurt.de

 

Jun 7 2019
13:56

Vortrag zum 90. Geburtstag von Jürgen Habermas: Rolf Wiggershaus spricht in der Universitätsbibliothek über den Frankfurter Philosophen und Soziologen

„Demokratische Polarisierung“ 

FRANKFURT. Am 18. Juni wird Jürgen Habermas, der bis 1994 an der Goethe-Universität tätig war, 90 Jahre alt. Aus diesem Anlass spricht der Soziologe und Publizist Dr. Rolf Wiggershaus in der Universitätsbibliothek Frankfurt über den weltweit am häufigsten rezipierten Frankfurter Philosophen und Soziologen, dessen Biographie eng verknüpft ist mit der Frankfurter Universität.

In dem Vortrag, zu dem die Universitätsbibliothek Frankfurt einlädt, geht Wiggershaus auf einige zentrale Aspekte der von Habermas in Frankfurt gemachten Erfahrungen ein. Dazu stellte Ralf Dahrendorf einmal erstaunt fest, dass Habermas trotz aller Polarisierungen immer wieder nach Frankfurt zurückgekehrt sei. In den 1960er Jahren war Habermas einer der engagiertesten Diskussionspartner der Studenten- und Protestbewegung, die in Frankfurt ihr theoretisches Zentrum hatte. Zusammen mit Frankfurter Kollegen wie Erhard Denninger, Ludwig von Friedeburg und Rudolf Wiethölter war er später Protagonist der Hessischen Hochschulreform. Er arbeitete dann auch eng zusammen u.a. mit dem von Alexander Mitscherlich geleiteten Frankfurter Sigmund-Freud-Institut und dem die intellektuelle Öffentlichkeit immer stärker prägenden Suhrkamp-Verlag. Die auf das krisenreiche Jahrzehnt als Max-Planck-Institutsleiter in Starnberg folgende letzte Frankfurter Periode seit 1983 nannte Habermas rückblickend seine “glücklichste Zeit“.

Vortrag: „Es sind immer Vorstellungen von geglückter Interaktion“: Rolf Wiggershaus über Jürgen Habermas. 

Dienstag, 18. Juni 2019, ab 18 Uhr in der Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek Frankfurt, Lesesaal im 1. OG. Bockenheimer Landstraße 134-138, 60325 Frankfurt am Main. U-Bahn-Station, Bus- und Straßenbahnhaltestelle „Bockenheimer Warte“. 

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Information: Jessica Zülch, Veranstaltungsmanagement, Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Bockenheimer Landstraße 134-138, 60325 Frankfurt am Main, Tel: +49 (69) 798 39571, E-Mail: events@ub.uni-frankfurt.de

Kontakt für Pressefragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsstelle Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit der Bibliothek, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de

 

Jun 7 2019
10:00

Hessische Universitäten erwarten Stärkung ihrer Forschungskapazitäten und Verbesserung ihrer Betreuungsrelationen

Hessens Universitäten brauchen deutliche Verstärkung ihrer Mittel für Forschung und Lehre

Nach der Entscheidung der Regierungschefs von Bund und Ländern: Hessische Universitäten erwarten Stärkung ihrer Forschungskapazitäten und Verbesserung ihrer Betreuungsrelationen in den Verhandlungen zum Hessischen Hochschulpakt 2021-2025

FRANKFURT. Die Ministerpräsidentenkonferenz hat in ihrer Sitzung am 6. Juni 2019 die Finanzierung des „Zukunftsvertrags Studium und Lehre stärken“ besiegelt. Die grundsätzliche Übereinkunft der Fachministerien zu den drei Pakten über die Forschungs- und Lehrfinanzierung zwischen Bund und Ländern war bereits am 3. Mai erzielt worden. Der „Zukunftsvertrag“ beinhaltet zunächst ab 2021 und dann ab 2024 in einer zweiten Stufe weiter steigende Mittel für Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Deutschland. Mit den daraus zusätzlich zur Verfügung stehenden Mitteln gebe es auch in den laufenden Verhandlungen zum hessischen Hochschulpakt planbare Spielräume für die hessischen Universitäten, die einen erheblichen Nachholbedarf haben, sagte die Sprecherin der Konferenz Hessischer Universitätspräsidien (KHU), Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität. Wolff begrüßte die Entscheidung der Ministerpräsidenten: „Nach der grundsätzlichen Einigung von Anfang Mai ist damit eine wichtige Hürde für mehr Planungssicherheit in der Hochschulfinanzierung überwunden.“

Diese Verbesserungen seien aus Sicht der KHU dringend geboten. Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen den Nachholbedarf: Die Universitäten sind weiterhin das Rückgrat des hessischen Wissenschaftssystems. Von knapp 224.000 an öffentlichen hessischen Hochschulen zum Wintersemester 2017/18 eingeschriebenen Studierenden, waren 152.500 an den Universitäten eingeschrieben. Die Universitäten schultern damit nach den hohen Steigerungen der letzten 10 Jahre weiterhin den Löwenanteil der hochschulischen Lehrleistungen in Hessen, jedoch mit stark unterproportionalen Aufwüchsen bei den Professuren.

Insgesamt sind die professoralen Betreuungsrelationen für die Studierenden die zweitschlechtesten im Vergleich der Bundesländer. Zwischen 2013 und 2017 ist die Zahl der Professuren an hessischen Universitäten nur um etwa 1 Prozent gestiegen mit der Folge, dass heute eine Professur im Durchschnitt 77 Studierende betreut. Daraus ergibt sich für die einzelne Universitätsprofessur ein stark gestiegener Zeitaufwand in der Lehre – immer mehr auf Kosten der Forschung. Inflationsbereinigt ist die Finanzierung von Studienplätzen an hessischen Universitäten aus den regulären Landesmitteln und den Mitteln des Hochschulpakts 2020 deutlich geschrumpft: Standen 2010 noch 8.912 Euro pro Studienplatz zur Verfügung, so waren es 2017 nur noch 7.711 Euro, ein deutliches Minus von 13 %. Mit insgesamt mehr als 480 Mio. Euro (2017) werben die Universitäten 95 % der Drittmittel aller hessischen Hochschulen ein. Diese Mittel finanzieren national und international wettbewerbsfähige Forschung. Zwischen 2013 und 2017 konnten die jährlichen Drittmittel der hessischen Universitäten um über 70 Mio. Euro gesteigert werden – ein Plus, das Hessen als Forschungsstandort unmittelbar zugutekommt. Die hessischen Universitäten stecken damit allerdings im sogenannten „Drittmittel- Hamsterrad“: ein zunehmender Teil der Arbeitskapazität wird in das Einwerben, Managen und Nachweisen des Drittmitteleinsatzes investiert. Zudem kann das in Drittmittelprojekten beschäftigte Personal in aller Regel nur befristet angestellt werden.

KHU-Sprecherin Wolff: „Die hessischen Universitäten haben heute zum Teil 40 % mehr Studierende als noch vor zehn Jahren. Sie haben diesen Aufwuchs trotz ungünstiger finanzieller Bedingungen mit zusätzlichem Engagement des Personals, hoher Kreativität und vor allem über eine starke Steigerung der Drittmittel kompensiert. Unter dieser Situation hat nicht primär die Lehre für die Studierenden gelitten, wie Befragungen von Studierenden zeigen, sondern die Forschung. Wenn Hessen in der Forschung weiter nationale und internationale Akzente setzen will, muss die Landesregierung jetzt geeignete Maßnahmen ergreifen. Unsere Forschenden brauchen wieder mehr Freiräume für exzellente Forschung! In der nächsten Hochschulpaktperiode benötigen wir deshalb eine deutlich verbesserte und dauerhaft gesicherte universitäre Finanzierung, die sich auch in einer deutlichen Verbesserung der Betreuungsrelationen zeigen muss.“

 

Jun 4 2019
13:28

Studiengalerie 1.357 zeigt Arbeit des ghanaisch-britischen Künstlers John Akomfrah 

Expedition in den britischen Kolonialismus

FRANKFURT. Die Studiengalerie 1.357 zeigt vom 12. Juni bis zum 10. Juli 2019 die Arbeit „Expeditions 1 – Signs of Empire“ des ghanaisch-britischen Künstlers John Akomfrah in Zusammenarbeit mit dem Black Audio Film Collective. Für den 35mm-Farbfilm nutzt Akomfrah Bilder, Texte und Tonaufnahmen, die der britischen Kolonialzeit entstammen und unterschiedliche Versionen des Lebens in den Kolonien zeigen. Er stellt die Frage: „What we need to ask is, what regime of truth governs these sentiments?"

Zu sehen sind Darstellungen, die innerhalb des kolonialen Herrschaftssystems des British Empire entstanden: Fotografien von Europäern in ihren exotischen Anwesen, Aufnahmen von indigenen Menschen, die alltäglichen Aufgaben nachgehen, aber auch Abbildungen von Statuen und Gemälden aus der kolonialen Periode, die eine idealisierte Darstellung der Verhältnisse von Herrschern und Beherrschten vermitteln. Dieser Vorstellung eines harmonischen Zusammenlebens werden Bilder der extremen Gewalt entgegensetzt, die Teil des täglichen Lebens in den ehemaligen Kolonien waren. Diese Bilder, in unregelmäßigen Abständen eingespielt, lösen immer wieder einen Moment des Schocks bei den Betrachtern aus.

Texte werden in verschiedenen Schriftarten über die Bilder gelegt. Sie entstammen unter anderem Joseph Conrads „Heart of Darkness“ (1899) und Bernard Shaws „The Black Girl in Search of God and Lesser Tales“ (1932) – Erzählungen, verfasst von europäischen Schriftstellern über Kolonialpolitik und ihre Auswirkungen, über Fantasien der Unterwerfung und über die widersprüchliche Rolle der Religion. Die unterschiedlichen fragmentarischen Schriftbilder stellen hierbei die Frage nach der (nachhaltigen) Funktion von Sprache und Schrift in den Kolonialisierungsprozessen selbst.

Zu hören ist ein Ausschnitt der Rede Hugh Gaitskell vor dem britischen Parlament im Jahr 1962. Gaitskell spricht von interkultureller Zusammenarbeit und gegenseitiger Beeinflussung verschiedener Länder unter der gemeinsamen britischen Krone. Seine Stimme wird entfremdet und verändert und verbindet sich mit anderen Tönen zu einem verstörenden Sound.
Diese vielschichtige Montage fordert die Betrachterinnen und Betrachter heraus. Je nachdem, ob der Fokus auf Bilder, Texte oder Ton gelegt wird, verschiebt sich die Perspektive. In dem hybriden Film stellt sich immer wieder eine Frage: Aus wessen Sicht wird die Geschichte des Kolonialismus – auch heute – erzählt?

John Akomfrah wurde 1957 in Ghana geboren, seine Eltern waren Teil des antikolonialen Widerstandes. Akomfrah wurde 2017 der Titel ‚CBE' – Commander of the Order of the British Empire – verliehen. Ein symbolisches Überbleibsel des einst 33 Millionen Quadratkilometer großen Imperiums, das auf die Abgründe nationaler Repräsentationspolitiken hinweist, die offen oder subtil die Politik Europas bestimmen.

Die Ausstellung ist vom 12.6. bis zum 10.7.2019 im I.G.-Farben-Haus der Goethe-Universität, Raum 1.357, im 1. Stock, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Mo—Do, 12—17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die Eröffnung findet am 12. Juni 2019 um 20 Uhr in der Studiengalerie 1.357 statt.

Begleitprogramm
„Vertigo: das afterlife des Kolonialismus in den audiovisuellen Arbeiten John Akomfrahs".
Vortrag von Henriette Gunkel (Goldsmiths College, University of London)
12. Juni 2019, 18 Uhr, Raum IG 411 (Im Rahmen der Mittwochskonferenz, Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften).

Die Studiengalerie 1.357 ist eine Kooperation des Städel Museums, des MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt, des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften und der Goethe-Universität Frankfurt. Sie realisiert pro Jahr vier Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst, die unter dem Leittitel „Erinnerungskultur und Bildgebrauch“ in Lehrveranstaltungen von Studierenden verschiedener Disziplinen erarbeitet werden. www.studiengalerie.uni-frankfurt.de

 

Jun 4 2019
12:00

​ Kurator Carsten Siebert bringt Gemälde und Skulpturen auf den naturwissenschaftlichen Campus der Goethe-Universität

Zehn Jahre KunstRaum Riedberg

FRANKFURT. Seit zehn Jahren werden auf dem Campus Riedberg der Goethe-Universität immer wieder wechselnde Ausstellungen mit teils großformatigen Kunstwerken gezeigt. Kurator ist Dr. Carsten Siebert, er hat sich 2009 gemeinsam mit Vizepräsident Manfred Schubert-Zsilavecz das Konzept „KunstRaum Riedberg“ ausgedacht.

Pokorny, Steinbrenner, Kircher, Kubach-Wilmsen, Lichtblau, Grunschel – dies sind nur einige der Künstlernamen, die sich inzwischen mit dem Unicampus Riedberg verbinden. Seit nunmehr zehn Jahren gehören die Ausstellungen teils raumgreifender Kunst fest zum Bild des naturwissenschaftlichen Campus im Frankfurter Norden. Auswahl und Organisation obliegen Dr. Carsten Siebert, einem Naturwissenschaftler mit einer Leidenschaft für die Kunst.

Carsten Siebert ist mit der Kunst aufgewachsen, der Großvater war Maler. Nach Chemiestudium und Promotion ging er direkt ins naturwissenschaftliche Berufsleben; nebenbei studierte er Philosophie. Kunst zu sammeln, gehört für Siebert zum Leben. Ein befreundeter Galerist brachte ihn auf die Idee, selbst Ausstellungen zu organisieren. Davon wusste auch Sieberts einstiger Labornachbar Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz. Als Vizepräsident der Goethe-Uni hat er sich das Ziel gesetzt, den Campus Riedberg als Ort stärker zu positionieren – mit Hilfe der Kunst. Siebert sei „der Paradetyp eines Alumnus, der sich für seine Uni engagiert“, freut sich der Vizepräsident, dass er den Fachkollegen als Kurator gewinnen konnte.

Nukleus der Kunstausstellungen am Riedberg waren und sind die Räume des Dekanats im Biozentrum, die Siebert in eine Ausstellungsfläche verwandelte. Dort wird auch die nächste Ausstellung eröffnet, die Bilder von Petra Johanna Barfs, Katja Grandpierre, Andrea Interschick und Stefan Stichler zeigt. Thematisch geht es um „Urbane Kontexte“. Eröffnung ist am Mittwoch, 5. Juni, um 18:30 Uhr.

Rund 35 Ausstellungen und viele Kooperationen mit anderen Fachbereichen, aber auch mit Galerien und Kunstvereinen haben seit 2009 stattgefunden. Etliche Gemälde, Graphiken, aber auch Skulpturen und Großplastiken sind in die Sammlung der Goethe-Universität aufgenommen worden. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Arbeiten öffentlich sichtbar und zugänglich. Möglich wurde dies mit Hilfe vieler Gönner und Stifter, sehr vieler Unterstützer in den Verwaltungen und technischen Einheiten - und natürlich der Künstlerinnen und Künstler, die mit ihren Werken und viel Flexibilität auf die Besonderheiten eines Universitätsbetriebs reagiert haben.

Eine Auswahl von Bildern, die in der morgigen Ausstellung gezeigt werden, sowie ein Foto von Dr. Carsten Siebert finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/78503457; Bildrechte für alle Fotos: Dr. Carsten Siebert

Informationen: Monika Binkowski, Dekanat FB14, Campus Riedberg, Tel.(069) 798 29545, Email: binkowski@em.uni-frankfurt.de; www.uni-frankfurt.de/54900366/Kunstraum_Riedberg

 

Jun 3 2019
14:07

Expertentreffen des House of Pharma & Healthcare der Goethe-Universität empfiehlt Abschaffung der Importförderklausel

Ein Risiko für die Arzneimittelsicherheit 

FRANKFURT. Parallel importierte Arzneimittel bergen erhebliche Risiken für die Therapiesicherheit. Ihr wirtschaftlicher Nutzen für das Gesundheitssystem ist demgegenüber gering. Die Importförderklausel für Arzneimittel sollte deshalb aus dem Sozialgesetzbuch V gestrichen werden. Das empfehlen Experten, die das House of Pharma & Healthcare gemeinsam mit der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft zu einem Treffen in die Hessische Landesvertretung nach Berlin eingeladen hatte, in ihrem heute veröffentlichten Abschlussstatement.

Die weltweit einmalige Importförderklausel verpflichtet Apotheken in Deutschland zur Abgabe einer Mindestmenge von preisgünstig importierten Medikamenten. In seinem Entwurf des Gesetzes für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) hatte das Bundesgesundheitsministerium ursprünglich die Abschaffung der Importförderklausel vorgesehen. Dafür hatte sich zuvor bereits auch der Bundesrat ausgesprochen. Nach Abstimmung des Gesetzentwurfs mit anderen Ressorts der Bundesregierung plant das BMG inzwischen allerdings, an der Importförderklausel – zumindest in modifizierter Form – festzuhalten

Das Abschlussstatement des Expertentreffens finden Sie hier: www.uni-frankfurt.de/78466849

Das House of Pharma & Healthcare verfolgt das Ziel, den Pharma-Kompetenzcluster Hessen weiterzuentwickeln und die Innovationslücke in der Arzneimittelentwicklung zu schließen. Zu diesem Zweck fördert es die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren der Gesundheits- und Pharmabranche in Deutschland und bietet ihnen eine neutrale Diskussionsplattform. Es wird geleitet von Professor Manfred Schubert-Zsilavecz (Goethe-Universität) und Professor Jochen Maas (Sanofi).

Informationen: Joachim Pietzsch, Pressestelle des House of Pharma & Healthcare e.V., Telefon 069 36007188, E-Mail presse@house-of-pharma.de