​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Sep 13 2019
14:53

Prof. Fabrizio Nestola von der University of Padua forscht und lehrt als Träger des Humboldt-Forschungspreises an der Goethe-Uni

Einfach brillant: Koryphäe auf dem Gebiet der Diamantforschung

FRANKFURT. Die einzigartigen Diamanten, für die Prof. Fabrizio Nestola sein Institut im beschaulichen Padua verlassen hat, kommen nicht von unserer Erde. Sie stammen von einem außerirdischen Himmelskörper, der heute nicht mehr existiert. Zusammen mit dem Geowissenschaftler Prof. Frank Brenker von der Goethe-Universität möchte Nestola herausfinden, wie diese Mikro-Diamanten entstanden sind.

Schon mehrfach zierten Arbeiten von Fabrizio Nestola und seinen Kollegen den Titel der renommierten Fachzeitschriften „Nature“ und „Science“. „Das ist nicht wirklich überraschend, wenn man die Edelsteine anschaut, an denen Nestola arbeitet. Sein Spezialgebiet sind sogenannte super-tiefe Diamanten, die aus mehreren hundert Kilometern Tiefe stammen“, sagt Gastgeber Frank Brenker. 

In diese tiefen Regionen der Erde können Wissenschaftler durch Bohrungen nicht vordringen. Aber die Diamanten können während ihres Wachstums Minerale, Gesteinsbruchstücke, Schmelzen und Flüssigkeiten einschließen. Diese befördern sie dann als eine Art Probencontainer sicher an die Erdoberfläche. Fabrizio Nestola hat auch sehr wertvolle blaue Diamanten untersucht und bewiesen, dass diese alle aus dem Unteren Erdmantel stammen. Das entspricht einer Tiefe von mindestens 670 Kilometern. 

Nestola entschied, mit seinem Humboldt-Forschungspreis an die Goethe-Universität zu gehen, weil ihn Untersuchungsmethoden auf der Nanoskala interessieren. Das ist ein Spezialgebiet von Frank Brenker. Er verwendet dazu hochauflösende Transmissions-Elektronenmikroskopie und Synchrotron-Strahlung.

Brenker und Nestola arbeiten bereits seit Jahren erfolgreich zusammen. Erst kürzlich konnten beide zusammen mit Graham Pearson (University of Alberta) die Entdeckung eines Ozeans im Inneren der Erde verkünden, bzw. das Äquivalent an Wasser beziffern, das als OH-Gruppe in einer Schicht zwischen 520 und 670 Kilometern Tiefe gespeichert ist. 

Als Träger des Humboldt-Forschungspreises wird Prof. Nestola mindestens ein halbes Jahr an der Goethe-Universität lehren und forschen. Die Humboldt-Stiftung vergibt den Preis an Forscher, deren grundlegende Entdeckungen, Erkenntnisse oder neue Theorien ihr eigenes Fachgebiet nachhaltig geprägt haben und von denen auch in Zukunft weitere Spitzenleistungen erwartet werden können.

Bilder zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/81927985 

Bildtexte: Prof. Fabrizio Nestola (l.) mit Dr. Hans-Christian Pape, Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung. Bildrechte: Nestola Blauer Mikro-Diamant aus dem tiefen Erdmantel. 

Bild: Petra Diamonds Limited Extraterrestrischer Diamant von einem inzwischen verschwundenen Himmelskörper. Bild: Nestola

Information: Prof. Dr. Frank Brenker, Institut für Geowissenschaften, Mineralogie, Campus Riedberg, Tel.: (069)-798 40134, f.brenker@em.uni-frankfurt.de

 

Sep 13 2019
13:27

Schlafen oder Stoppen? Das RIS-Neuron hat beide Funktionen/ Publikation in Nature Communications

Das Schlaf-Neuron im Fadenwurm ist auch ein Stopp-Neuron

FRANKFURT. Das Nervensystem des Fadenwurms C. elegans ist überschaubar: Es besteht aus 302 Neuronen, von denen einige jedoch mehrere Funktionen haben. So kann das als Schlafneuron bekannte „RIS“ den Wurm in einen langanhaltenden Schlaf versetzen – oder auch nur für wenige Sekunden seine Bewegung stoppen, wie Wissenschaftler unter Federführung der Goethe-Universität jetzt herausgefunden haben.

Wagner Steuer Costa in der Arbeitsgruppe von Alexander Gottschalk, Professor für Molekulare Zellbiologie und Neurobiochemie an der Goethe-Universität, hat das Schlafneuron RIS vor einigen Jahren zufällig entdeckt – zeitgleich mit anderen Gruppen. Um die Funktion einzelner Neuronen im Nervengeflecht zu verstehen, bringen die Forscher sie durch gentechnische Veränderung dazu, lichtempfindliche Proteine herzustellen. Mit diesem „Schalter“ können die Neuronen in dem durchsichtigen Wurm durch Bestrahlung mit Licht einer bestimmten Wellenlänge aktiviert oder abschaltet werden. „Als wir gesehen haben, dass der Wurm bei Lichtstimulation dieses Neurons einfriert, waren wir sehr verblüfft. Das hat eine langjährige Studie in Gang gesetzt“, erinnert sich Gottschalk.

Das RIS getaufte Neuron versetzt C. elegans in Schlaf, wenn es einige Minuten bis Stunden aktiv ist – beispielweise nach den Häutungen, die das Tier in seiner Entwicklung durchläuft. Es schläft aber auch zur Erholung, nachdem es zellulärem Stress ausgesetzt war. Andererseits dient das Neuron dazu, den Wurm während der Bewegung zu stoppen, etwa, wenn er die Richtung ändern will oder sich eine Gefahr auftut. Dann verlangsamt ihn das Neuron in seiner Bewegung, so dass er entscheiden kann, ob er weiter kriechen soll. In diesem Fall wird das Neuron nur für wenige Sekunden aktiv. „Solche Stop-Neurone hat man erst vor kurzem entdeckt. Im Wurm ist es das erste seiner Art“, erklärt Gottschalk.

Noch erstaunlicher ist, dass das Axon offenbar verzweigt ist, so dass RIS nicht nur die Bewegung stoppen, sondern sie auch verlangsamen oder eine Rückwärtsbewegung einleiten kann. Das berichten Gottschalk und seine Kooperationspartner, Prof. Ernst Stelzer von der Goethe-Universität, Prof. Sabine Fischer von der Universität Würzburg, sowie Forscher der amerikanischen Vanderbilt University in Nashville und der Universität Leuven in der aktuellen Ausgabe von „Nature Communications“.

„Wir denken, dass es in mehreren einfachen Lebewesen wie dem Wurm solche Neuronen mit einer doppelten Funktion gibt. Im Laufe der Evolution sind diese dann auf zwei verschiedene Systeme im Gehirn verteilt und weiter verfeinert worden“, meint Gottschalk. Das sei ein Motiv, das sich sicher noch mehrfach finden werde, sobald noch andere Nervenzellen des Wurms besser verstanden sind. „Das Nervensystem von C. elegans kann man als eine Art evolutionären Versuchsballon ansehen. Was dort funktioniert, wird dann in komplexeren Tieren wieder verwendet und diversifiziert.“

Die Entdeckung der doppelten Funktion von RIS ist auch ein Beispiel dafür, wie ein fest-vernetztes Neuronetzwerk durch ein „drahtloses Netzwerk“ von Neuropeptiden und Neuromodulatoren zusätzlich verschaltet werden kann. So können mehrere funktionale Netzwerke auf einem einzelnen anatomischen Netzwerk realisiert werden, was die Funktionalität des Wurmgehirns enorm erhöht und gleichzeitig sehr ökonomisch ist. „Es sollte nicht immer gesagt werden, dass Wurm-Neuronen einfach sind. Oft können sie mehr als die Nervenzellen von Säugern“, sagt Gottschalk.

Publikation: Wagner Steuer Costa, Petrus Van der Auwera, Caspar Glock, Jana F. Liewald, Maximilian Bach, Christina Schüler, Sebastian Wabnig, Alexandra Oranth, Florentin Masurat, Henrik Bringmann, Liliane Schoofs, Ernst H.K. Stelzer, Sabine C. Fischer, Alexander Gottschalk: A GABAergic and peptidergic sleep neuron as a locomotion stop neuron with compartmentalized Ca2+ dynamics https://doi.org/10.1038/s41467-019-12098-5

Bilder zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/81911675 

Bildtexte: Der Fadenwurm C. elegans. Bild: A. Gottschalk Das RIS-Neuron (grün) im Rachen des Fadenwurms C. elegans. Bild: Wagner Steuer Costa Auf der Webseite von Nature Communications sind auch sehenswerte Videos dazu, z.B. die #7, hier: https://www.nature.com/articles/s41467-019-12098-5#Sec31

 

Sep 13 2019
13:21

Drei Post-Doktoranden der Goethe-Uni erhalten den mit 100.000 Euro dotierten Aventis Foundation Postdoctoral Award

Neuer Forschungspreis ebnet Weg zur Professur

FRANKFURT. Drei Post-Doktoranden sind beim gestrigen Post-Doc Day an der Goethe-Universität mit einem neuen, von der Aventis Foundation gestifteten Forschungspreis „Life Sciences Bridge Award“ ausgezeichnet worden: Die Biochemikerin Dr. Inga Hänelt, der Pharmazeut Privatdozent Dr. Daniel Merk und der Biochemiker Dr. Christian Münch erhielten den mit jeweils 100.000 Euro dotierten Aventis Foundation Postdoctoral Award. Ziel der Förderung ist es, Forschenden in den Lebenswissenschaften frühzeitig ein selbstständiges wissenschaftliches Arbeiten zu ermöglichen und sie in der Umsetzung auch unkonventioneller Ideen zu bestärken. 

„Mit ihrem Life Sciences Bridge Award will die Aventis Foundation eine Brücke über den Graben bauen, der sich für den wissenschaflichen Nachwuchs zwischen Promotion und Professur auftut. Gefördert werden sollen vor allem Forschende, die auf dem Sprung zu einer permanenten Position – typischerweise einer Professur – stehen“, so Prof. Werner Müller-Esterl, Vorsitzender der Jury des Preises. 

Die Biochemikerin Dr. Inga Hänelt untersucht am Institut für Biochemie die Kommunikation zwischen Bakterien in Biofilmen. Diese überleben als Gemeinschaft, indem sie Nahrung und Stoffwechselprodukte austauschen und sich vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen. „Biofilme sind allgegenwärtig und die meisten sind für die Ökosysteme nützlich“, erklärt die 38-Jährige. Einige Biofilme sind für den Menschen jedoch gefährlich. Sie treten bei bakteriellen Entzündungen der Lunge, der Hirnhaut, des Mittelohrs, der Harnwege oder der Haut auf. 

Die Kommunikation wird durch ausgeklügelte Transportmechanismen in der Plasmamembran gewährleistet. Inga Hänelt interessiert insbesondere die Rolle von Kaliumkanälen. „Hier wurde erst kürzlich ein Konzept der elektrischen Kommunikation beschrieben, das bis dato nur für eukaryotische Zellen, wie zum Beispiel Nervenzellen, bekannt war, aber nicht für Bakterien“, erklärt sie. Den Aventis Foundation Postdoctoral Award möchte sie dazu nutzen, die Kommunikation in bakteriellen Biofilmen über Kaliumkanäle näher zu erforschen. 

Der Pharmazeut Privatdozent Dr. Daniel Merk erforscht am Institut für Pharmazeutische Chemie, wie man Rezeptoren, die sich innerhalb der Zelle oder gar im Zellkern befinden (nukleäre Rezeptoren), gezielt mit Arzneistoffen ansteuern kann. „Nukleäre Rezeptoren sind an verschiedensten Erkrankungen beteiligt – von Entzündungen über Stoffwechsel-Erkrankungen bis hin zu Krebs – und deshalb pharmakologisch hochinteressant“, erläutert er.

Der Fokus des 33-Jährigen liegt auf den bisher wenig erforschten nukleären Rezeptoren, wobei er gezielt jene auswählt, die an neurodegenerativen Erkrankungen beteiligt sind. Um die Charakterisierung geeigneter Arzneistofftargets und die Entwicklung optimierter Wirkstoffe zu beschleunigen, möchte er mithilfe des Preisgeldes auch neue Technologien wie die künstliche Intelligenz oder innovative in vitro screening Methoden nutzen. 

Der Biochemiker Dr. Christian Münch vom Institut für Biochemie II erforscht ebenfalls neurodegenerative Erkrankungen, allerdings interessiert er sich vor allem für fehlgefaltete Proteine, die in Nervenzellen zusammenklumpen, so dass diese absterben. „Normalerweise aktivieren Zellen spezifische Stressantworten, um eine solche Fehlfaltung zu beseitigen und die Zelle gesund zu erhalten“, erklärt Münch. „Vor ein paar Jahren wurde mir klar, dass wir fast nichts darüber wissen, wie diese Stressantwort in Mitochondrien abläuft, obwohl ja gerade die mitochondrialen Proteine lebenswichtige Funktionen für die Energieversorgung von Zellen erfüllen.“ 

Ziel der Forschung des 36-Jährigen ist es, zu verstehen, wie die verschiedenen Stressantworten der Zelle miteinander verknüpft sind. Dabei müssen zunächst die Einzelprozesse im Detail aufgeklärt werden, um dann das daraus hervorgehende zelluläre Netzwerk zu verstehen. Besonders interessiert Münch sich dafür, welche Störungen in diesem komplexen System zu Krankheiten führen. Dabei ist er auf ein immer breiter werdendes Spektrum hochmoderner und neuartiger Technologien angewiesen. 

Bisher hat keiner der drei herausragenden jungen Wissenschaftler eine unbefristete Stelle. So wünschen sich Inga Hänelt und Christian Münch, die beide Verantwortung für eine Familie haben, für hochqualifizierte junge Wissenschaftler klare Zukunftsperspektiven in Form von Tenure-Track-Professuren. „Nur so wird es gelingen, die bestqualifizierten Frauen und Männer in der Wissenschaft zu halten“, prognostiziert Münch. Die Förderung durch den Aventis Foundation Postdoctoral Award verschafft den Preisträgern mehr Unabhängigkeit, ihre Forschungsideen umzusetzen und sich damit für eine Professur zu qualifizieren. 

Die Aventis Foundation wählt die Preisträger in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen aus. In diesem Jahr ist die Goethe-Universität Frankfurt Partnerinstitution. Ausgezeichnet werden promovierte oder bereits habilitierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die eine akademische Karriere anstreben und noch keine unbefristete Professur innehaben. 

Bilder der Preisträger finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/81843595 

Fotos: Uwe Dettmar 

Informationen: Aventis Foundation, Eugen Müller, Geschäftsführender Vorstand ,Telefon +49 69 305 7256, eugen.mueller@aventis-foundation.org 

Informationen zum Forschungspreis: bridge.aventis-foundation.org

 

Sep 13 2019
10:18

Nach mehrjähriger Planung weicht der motorisierte Verkehr ab dem 16. September 2019 vom Kerncampus um den Theodor W. Adorno-Platz 

Autofreier Campus Westend wird Realität

FRANKFURT. Der Campus Westend der Goethe-Universität wird ab dem 16. September weiter vom Autoverkehr entlastet. Im Zentrum des Konzepts zur Verkehrsberuhigung auf dem Campus steht die Sperrung des zentralen Theodor-W.-Adorno-Platzes für den motorisierten Verkehr. Das nördliche Campusareal im Bereich der Wohnsiedlung und der weiteren Ausbaustufe wird mit einer Schranke versehen. Mit diesen Maßnahmen werden die Aufenthaltsqualität auf dem zum Teil denkmalgeschützten Areal und ganz besonders die Verkehrssicherheit deutlich erhöht und zugleich Vorgaben des städtischen Bebauungsplanes für den Campus Westend umgesetzt.

„Die Goethe-Universität Frankfurt setzt auf eine nachhaltige Mobilität und leistet mit dem Konzept „Autofreier Campus“ auf dem Campus Westend zugleich einen Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit“, betonte Universitätspräsidentin Prof. Dr. Birgitta Wolff. „Die Aufenthaltsqualität auf dem Universitätsgelände wird sich deutlich erhöhen. Durch das Setzen von Pollern an festgelegten Stellen wird eine autofreie Kernzone rund um den Theodor-W.-Adorno-Platz geschaffen, um dort die Fußgänger und Fahrradfahrer sowie den motorisierten Verkehr zu trennen“, ergänzte Universitätskanzler Dr. Albrecht Fester. 

Das neue Verkehrskonzept reduziert verschiedene Verkehrsprobleme und Gefahrenpotentiale im nördlichen Campusbereich. Die Verkehrssituation in der dortigen Wohnsiedlung wird seit Jahren – auch von Anwohnern und dem zuständigen Ortsbeirat – kritisiert. Falschparken und zugestellte Einfahrten sind an der Tagesordnung; die Zufahrt für Feuerwehr, Rettungskräfte und Müllabfuhr ist dadurch erschwert, manchmal unmöglich. Der Autoverkehr in der Max-Horkheimer-Straße birgt ein ständiges Unfallrisiko für Studierende, die beim Verlassen und Betreten des Seminarhauses die Straße überqueren müssen. 

Mit dem Neubau der Sprach- und Kulturwissenschaften entsteht hier noch eine weitere Herausforderung mit einer deutlichen Erhöhung des Fuß- und Radverkehrsaufkommen. Diese Situation wird mit dem neuen Verkehrskonzept entschärft, da nur noch Teilnehmer mit Zufahrtsberechtigung an dieser Stelle durchfahren dürfen. Für Radfahrende sind die Straßen weiterhin passierbar. 

Für die Realisierung des Konzepts mussten Teile der Anlieferung für den Campus reorganisiert und die verkehrstechnische Infrastruktur verbessert werden. Im Bereich der Max-Horkheimer-Straße wurden ein so genannter Drop-Off-Point (Wendekreisel mit Kurzhaltmöglichkeit) sowie zwei offizielle Taxistände errichtet. Überdies wird durch das Versetzen zweier Schranken der Verkehrsfluss für den nördlichen Campusbereich insbesondere der Wohnsiedlung anders organisiert. 

Die Zufahrt der beiden christlichen Wohnheime, der Einfamilienhaussiedlung, der Philipp-Holzmann-Schule und des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) wird über Schranken geregelt. Die Philipp-Holzmann-Schule bekommt eine neue Zufahrtsregelung über die Miquelallee in die Siolistraße. Ein neuer Schulweg auf dem Universitätsgelände soll zukünftig die Sicherheit für Schülerinnen und Schüler der beiden Interimsschulen des neuen Schulcampus weiter erhöhen. Entsprechend des mit dem Ortsbeirat und den beteiligten städtischen Ämtern und Behörden abgestimmten und genehmigten Verkehrskonzepts wurden zwei Schranken errichtet: eine in der Max-Horkheimer-Straße, die andere in der Siolistraße. Die Universität betreibt die Schranken und sorgt dafür, dass Anwohnerinnen und Anwohner sowie Anlieger, aber auch Rettungsdienste, Feuerwehr und Lieferverkehr in den Bereich einfahren können.

Der Umsetzung vorangegangen war ein langwieriger und umfassender Abstimmungsprozess. Während für die Absperrung des Campusplatzes bis auf Polizei und Feuerwehr eher universitätsinterne Verkehrsbelange zu klären waren (z.B. Studentenwerk, Veranstaltungsservice, Postdienst, Müllentsorgung, Reinigung, usw.), wurde das neuen Verkehrskonzept für den nördlichen Campusbereich gemeinsam mit dem Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH), dem Straßenverkehrsamt, dem Stadtplanungsamt, dem Stadtschulamt und dem Ortsbeirat besprochen und entwickelt. Die Universitätsverantwortlichen danken dabei insbesondere Axel Kaufmann, dem Vorsitzenden des zuständigen Ortsbeirats, der unermüdlich zwischen den Belangen der Anwohnerinnen und Anwohner sowie der Universität vermittelt hat. 

Kurzbeschreibung des neuen Verkehrskonzepts im Bereich der Wohnsiedlung: 

  • Eine Schranke wird in der Max-Horkheimer-Straße angeordnet (Drop-off-Point). Die Zufahrt für Zufahrtsberechtigte wird durch Goethecard bzw. Pförtner geregelt. 
  • Die Rostocker Straße, entlang des Neubaus für die Sprach- und Kulturwissenschaften (SKW), ist Teil des autofreien Uni-Campus und wird zukünftig mit Pollern gegen den öffentlichen Verkehr abgesperrt. 
  • Es wird eine zusätzliche Absperrung des Campusgeländes in der nördlichen Siolistraße zur Miquelallee vorgesehen. Damit wird eine Trennung der Verkehrsströme der Universität und der Schulen erreicht. 
  • Die Philipp-Holzmann-Schule erhält eine geänderte Verkehrsführung zur Hauptzufahrt in der Siolistraße

Informationen: Julian Artner, Bevollmächtigter für die Standortneuordnung und –entwicklung, Campus Westend, Tel.: 069 / 798 – 17252, artner@pvw.uni-frankfurt.de

 

Sep 11 2019
14:54

Ozonloch, Amazonasbrände und Schwerewellen im Fokus des deutschen Forschungsflugzeugs HALO

Klimawandel in der Südhemisphäre 

FRANKFURT. Mit der Mission „SouthTRAC“ erkundet das deutsche Forschungsflugzeug HALO im September und November 2019 die südliche Atmosphäre und ihre Auswirkungen auf den Klimawandel. Forscher von der Goethe-Universität sind mit an Bord.

Das wichtigste Ziel der ersten Kampagnenphase von SouthTRAC (Transport and Composition of the Southern Hemisphere UTLS) ist es, Schwerewellen an der Südspitze Amerikas und über der Antarktis zu untersuchen. In der zweiten Kampagnenphase im November steht aus Austausch von Luftmassen zwischen Stratosphäre und Troposphäre im Fokus. Während der Transferflüge zwischen Europa und Südamerika untersuchen die Forscher unter anderem, welchen Einfluss die aktuellen Brände im Amazonas-Regenwald auf das Klima haben. Neben dem Team des Atmosphärenforschers Prof. Andreas Engel von der Goethe-Universität sind Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), des Forschungszentrums Jülich und der Universität Mainz federführend bei der wissenschaftlichen Planung. Beteiligt sind weiterhin Gruppen der Universitäten Heidelberg und Wuppertal.

Spurengase wie Ozon und Wasserdampf sind effektive Treibhausgase und spielen eine wichtige Rolle im Klimawandel. Seit Ende der 1980er-Jahre verbietet das Montrealer Protokoll Stoffe wie Flurchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), weil sie die Ozonschicht stark ausdünnen. Es wird allerdings noch viele Jahrzehnte dauern, bis sich die Ozonschicht wieder erholt hat, insbesondere das große Ozonloch in der Antarktis. Welche Bedeutung dies für den Klimawandel auf der Südhemisphäre hat, wollen die Forscherinnen und Forscher jetzt in der Kampagne „SouthTRAC“ im Detail untersuchen.

Die wichtigsten atmosphärischen Voraussetzungen für die Bildung des Ozonlochs über der Antarktis sind neben einen hohen Chlor- und Bromgehalt, tiefe Temperaturen und ein verminderter Austausch von Luftmassen mit mittleren Breiten. Dieser wird durch den antarktischen polaren Wirbel gewährleistet. „Wir wollen sehen wieviel Chlor und Brom in der unteren Stratosphäre für den Ozonabbau zur Verfügung steht, insbesondere auch im Polarwirbel der Südhemisphäre, in dem sich jedes Jahr das Ozonloch bildet“, erklärt Prof. Andreas Engel. Dazu misst seine Gruppe nahezu alle relevanten Quellgase. Besonders achtet sie auf kurzlebige Substanzen, die hochvariabel sind und die bisher in der Südhemisphäre noch kaum quantifiziert wurden. „Damit wollen wir Daten zur Verfügung stellen, damit Chemie- und Klimamodelle den Ozonabbau, die erwartete Erholung des stratosphärischen Ozons und die Auswirkungen auf das Klima zuverlässiger darstellen können“, so der Atmosphärenforscher.

Dazu setzt die Arbeitsgruppe von Prof. Andreas Engel am Institut für Atmosphäre und Umwelt der Goethe Universität einen selbstentwickelten Gaschromatographen mit Massenspektrometer ein. Dieses Gerät kann mit sehr hoher Genauigkeit auch noch Spuren von vielen chlorierten und bromierten Substanzen messen, wobei auch auf die Messgeschwindigkeit geachtet werden muss. An Bord eines Forschungsflugzeugs muss es schnell gehen, denn die zeitliche Auflösung entspricht direkt auch der räumlichen Auflösung. „Mit ein bis sechs Minuten, je nach Substanz, sind wir für diese Messtechnik extrem schnell. Im Labor brauchen wir etwa die fünffache Zeit. Dazu kommt, dass alles, was wir im Flugzeug machen, luftfahrtzertifiziert sein muss. Das bedeutet einen hohen logistischen Aufwand“, so Engel.

Um die aufwändigen Messungen, die teilweise auch in Nachtschicht durchgeführt werden müssen, zu ermöglichen, ist bis Anfang Dezember ein Team von drei bis vier Mitarbeitern des Instituts für Atmosphäre und Umwelt vor Ort in Rio Grande an der Südspitze Südamerikas, mit einer kurzen Unterbrechung von drei Wochen im Oktober. Von dort werden die Messflüge gestartet und die Messgeräte betreut.

Über HALO Das Forschungsflugzeug HALO (High Altitude and Long Range) ist eine Gemeinschaftsinitiative deutscher Umwelt- und Klimaforschungseinrichtungen. Gefördert wird HALO durch Zuwendungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Helmholtz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), der Leibniz-Gemeinschaft, des Freistaates Bayern, des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), des Forschungszentrums Jülich und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). 

Bilder der Forschungsflugzeugs HALO zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/81867109 (Copyright: s. Endung des Dateinamens)

Informationen: Prof. Dr. Andreas Engel, Institut für Atmosphäre und Umwelt, Fachbereich Geowissenschaften, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-40259 , an.engel@iau.uni-frankfurt.de

 

Sep 11 2019
11:44

Öffentliche Konferenz mit Experten aus Wissenschaft und Praxis

„Künstliche Intelligenz – Wie können wir Algorithmen vertrauen?“

BAD HOMBURG. Das Forschungskolleg Humanwissenschaften und die Stadt Bad Homburg v. d. Höhe laden die interessierte Öffentlichkeit zur Bad Homburg Conference 2019 ein. Im Mittelpunkt steht diesmal die Frage, wie „Künstliche Intelligenz“ die Gesellschaft verändert – und welche Möglichkeiten es gibt, die damit einhergehenden Entwicklungen im Interesse der Gesellschaft und des Einzelnen zu gestalten und zu steuern. Die Konferenz findet statt von Donnerstag, 19. September, 19 Uhr bis Samstag, 21. September, 14 Uhr im Forschungskolleg Humanwissenschaften, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg v. d. Höhe.

Kaum ein Thema löst derzeit mehr Hoffnungen und zugleich Unsicherheit aus als das der „Künstlichen Intelligenz“. Die Verheißung neuer Chancen für die Wirtschaft, die Aussicht auf objektivere und damit gerechtere Entscheidungen und die Hoffnung auf Entlastung von Alltagsroutinen auf der einen Seite stehen auf der anderen Seite die Furcht vor Arbeitsplatzverlust, staatlicher Überwachung und Fremdbestimmung gegenüber. In zwei Vorträgen und insgesamt vier Podiumsdiskussionen debattieren Vertreter aus den Human- und Technikwissenschaften sowie der Praxis mit der interessierten Öffentlichkeit Chancen, aber auch Probleme im Zusammenhang mit dem Einsatz „Künstlicher Intelligenz“.

Dabei werden sehr sensible Grundbedürfnisse des Menschen angesprochen: Gesundheit, Sicherheit, Geld. In diesen Bereichen wird schon heute KI angewandt, was sich in naher Zukunft noch intensivieren wird. Die übergreifende Fragestellung bei der Bad Homburg Conference lautet, wie der Einsatz und die Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz unseren Alltag und die Gesellschaft im Ganzen verändern wird: Wie können wir z.B. Algorithmen bei der Bewertung von Straftaten, bei der Prävention von Verbrechen und Krankheiten oder aber bei der Vergabe von Krediten vertrauen? Was müssen wir bedenken und was können wir heute tun, damit wir mit KI eine gute Zukunft haben?

Experten aus den Wissenschaften und Verantwortliche aus der Praxis werden in die Themenblöcke einführen und mit Vertretern verschiedener Disziplinen diskutieren. Eröffnet wird die Konferenz u.a. von Kristina Sinemus, Hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung. Den einführenden Keynote-Vortrag über die “Validierung von KI-Systemen mit Supercomputern“ hält Thomas Lippert, Direktor am Institute for Advanced Simulation und Head of Jülich Supercomputing Centre (Jülich).

Am zweiten Konferenztag eröffnen Experten aus Wissenschaft und Praxis die themenbezogenen Panels. Tim Hahn, Heisenberg Professor für Machine Learning und Prädikative Analytik (Münster) gibt einen Impuls zur Diskussion von »KI in Medizin und Vorsorge«; Christoph Lange, Kriminalhauptkommissar am Landeskriminalamt (LKA) Hessen eröffnet die Debatte um den Einsatz von „KI in der Polizeiarbeit“ und Željko Kaurin, Vorstandsmitglied der ING Deutschland (Frankfurt), stößt das Gespräch über „KI im Finanzsystem“ an. Sie diskutieren u.a. mit Susanne Beck, Professorin für Strafprozessrecht und Rechtsphilosophie, Andreas Kleinknecht, Mitglied der Geschäftsleitung Microsoft Deutschland (München), Kristian Kersting, Professor für Maschinelles Lernen (Darmstadt) und Kiel Brennan-Marquez, Associate Professor for Law (Connecticut).

Zum Abschluss der Konferenz spricht Chris Boos, CEO und Founder der Arago GmbH und Mitglied des Digitalrates der Bundesregierung (Frankfurt) über „Künstliche Intelligenz und die Wiederentdeckung der Zukunft“. An der anschließenden Podiumsdiskussion nehmen außer Chris Boosr u.a. der Neurowissenschaftler Wolf Singer (Frankfurt) und die amerikanische Bürgerrechtlerin und Politikberaterin Mutale Nkonde (New York) teil.

Die Konferenz ist die dritte in der Reihe der jährlich stattfindenden Bad Homburg Conferences, die vom Bad Homburger Forschungskolleg Humanwissenschaften – einer gemeinsamen Initiative der Goethe-Universität Frankfurt und der Werner Reimers Stiftung – geplant und von der Stadt Bad Homburg finanziert werden. Ziel ist es, so der Oberbürgermeister der Stadt Bad Homburg, Alexander W. Hetjes, „brennende gesellschaftliche Fragen auf hohem Niveau mit der Öffentlichkeit zu diskutieren und dabei Anregungen für die Gestaltung unserer Zukunft zu geben. Die Stadt Bad Homburg fördert damit die Forschung ebenso wie den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern über deren Resultate. Das bislang hervorragende Echo auf die Bad Homburg Conferences bestätigt uns darin.“

Wissenschaftlich geleitet wird die Konferenz vom Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften Matthias Lutz-Bachmann, Professor für Philosophie an der Frankfurter Goethe-Universität, sowie seinen Frankfurter Kolleginnen und Kollegen Christoph Burchard (Professor für Strafrecht und Rechtstheorie), Klaus Günther (Professor für Rechtstheorie), Katja Langenbucher (Professorin für Wirtschafts- und Finanzrecht), Enrico Schleiff (Vorstandsvorsitzender des Frankfurt Institute for Advanced Studies) und Tobias Tröger (Professor für Wirtschaftsrecht und Rechtstheorie).

Die Termine 

Donnerstag, 19. September, 19 Uhr
Eröffnung der Konferenz '
Keynote von Thomas Lippert, Direktor am Institute for Advanced Simulation und Head of Jülich Supercomputing Centre, Jülich 

Freitag, 20. September, 11-18:30 Uhr (mit Mittagsimbiss)
Podiumsgespräche zu folgenden Themen: 

„Künstliche Intelligenz in Medizin und Vorsorge“ „

Künstliche Intelligenz in der Polizeiarbeit“

„Künstliche Intelligenz im Finanzsystem“ 

Samstag, 21. September, 10 bis14 Uhr
Vortrag: „Künstliche Intelligenz oder die Wiederentdeckung der Zukunft“
Chris Boos, CEO und Founder der Arago GmbH, Frankfurt am Main, und Mitglied des Digitalrates der Bundesregierung 

Anschließend Podiumsdiskussion 

Das detaillierte Programm der Bad Homburg Conference 2019 ist unter folgendem Link zu finden: www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de

Anmeldung: Die Teilnahme an der Bad Homburg Conference 2019 ist kostenlos, aber nur nach Anmeldung für den/die gewünschten Tag/e bis Montag, 16. September per Email an anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de möglich. Bitte die Anmeldebestätigung zu den jeweiligen Konferenzteilen am Eingang vorlegen. 

Informationen: www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de; Tel.: 06172 13977-0; Iris Helene Koban (Geschäftsführerin des Forschungskollegs Humanwissenschaften), i.koban@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; Beate Sutterlüty (Wissenschaftskommunikation), b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; Dr. Thomas Schimmer (Wissenschaftlicher Projektreferent), t.schimmer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de.

 

Sep 10 2019
11:18

Am 17. September beginnt die Vorlesungsreihe für wissbegierige Kinder

17. Frankfurter Kinder-Uni: Von der Frühzeit des Kinos und dem Innenleben der Bakterien

FRANKFURT. Von 17. bis 20. September lädt die Goethe-Universität Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren zur 17. Frankfurter Kinder-Uni auf den Campus Westend ein. An jedem der vier Tage erklären Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihr Forschungsgebiet auf anschauliche und unterhaltsame Weise. Ziel ist es, auf Wissenschaft neugierig zu machen und einen Eindruck vom Uni-Leben zu vermitteln.

Das Programm

Zum Auftakt der Kinder-Uni am Dienstag (17. September) taucht die Meeresbiologin Prof. Angelika Brandt mit den Kindern ein in die geheime Welt der Tiefsee. Dort ist es dunkel und kalt, Essbares gibt es kaum. Und dennoch, so hat die Wissenschaft herausgefunden, gibt es hier Leben – welches, das erfährt man bei der Kinder-Uni. Diese Vorlesung hat größte Zugkraft entfaltet, innerhalb kurzer Zeit war sie bereits mehr als ausgebucht, so dass am Ende das Los entscheiden musste, wer kommen kann.

Für kleine Cineasten und solche, die es noch werden wollen, hält der Filmwissenschaftler Prof. Vinzenz Hediger am Mittwoch (18. September) eine Vorlesung über die Anfänge des Kinos. Unter dem Titel „Als die Bilder laufen lernten“ erzählt er, wie die Erfindung, die die Brüder Lumière Ende des 19. Jahrhunderts machten, zu dem wurde, was sie heute ist.

Ob es Einhörner wirklich gibt, das werden die Zuhörer und Zuhörerinnen in der Vorlesung von Prof. Mirijam Wenzel erfahren, die die Kinder mit dem Team des Jüdischen Museums auf eine Zeitreise in die Vergangenheit mitnimmt – in die Zeit, als die Häuser statt Hausnummern Tiersymbole trugen. Wie vielfältig jüdisches Leben in Frankfurt war und ist, das macht die Museumsleiterin auch anhand von vielen mitgebrachten Objekten deutlich.

Dass es nicht nur schlimme Bakterien gibt, die einen krank machen können, sondern auch solche, die Arzneistoffe herstellen, das erläutern der Chemiker Prof. Martin Grininger und der Biologe und Chemiker Prof. Helge Bode am Freitag (20. September). Anschaulich werden sie zeigen, wie die „kleinsten Fabriken der Welt“ im Inneren von Bakterien genau funktionieren – anhand einer riesigen Vergrößerung.

Auch in diesem Jahr werden Vertreter des Gießener Mathematikums im Foyer des Hörsaalgebäudes mathematische Experimente für Kinder anbieten. Darüber hinaus informieren an den Nachmittagen Entwicklungspsychologen über ihre aktuellen Studien. Und am Freitag informieren Klimaforscherinnen und Forscher anlässlich der Fridays for Future-Demos über ihre Forschung zum Klimawandel.

Organisation

Das Organisationsteam rechnet in diesem Jahr wieder mit mehr als 11.000 Kinder-Uni-Studis. Die beiden Vormittagsvorlesungen (jeweils 9 Uhr und 11:30 Uhr) sind für Schulklassen reserviert, bislang sind 9200 Plätze an Klassen aus dem gesamten südhessischen Raum vergeben, insgesamt 260 Klassen konnten leider aus Kapazitätsgründen nicht berücksichtigt werden.

Nachmittags um 16 Uhr sind alle Kinder von 8 bis 12 Jahren in Begleitung Erwachsener ohne Anmeldung eingeladen. Für Kinder, die keine Möglichkeit haben, die Kinder-Uni zu besuchen, gibt es einen Live-Stream (http://live.uni-frankfurt.de). Die Aufzeichnungen können auch im Nachhinein im Internet angeschaut werden, dort finden sich auch Mitschnitte aller Kinder-Uni-Vorlesungen seit 2011 (http://www.rz.uni-frankfurt.de/68128012/Kinderuni).

Nach beiden Vormittagsvorlesungen können die Schülerinnen und Schüler sich in der Mensa, den Cafeterien des Studentenwerks oder im Café-Bistro „Sturm und Drang“ im Erdgeschoss des Hörsaalgebäudes stärken. In den Betrieben des Studentenwerks erhalten sie gegen Vorlage ihres „Studiausweises“ für 3 Euro ein Kinder-Menü oder einen Snack und ein Getränk.

Auch in diesem Jahr gibt es zu jeder Vorlesung ein Quiz. Unter den Teilnehmern, die das Richtige angekreuzt haben, werden Buchpreise und andere tolle Gewinne verlost. Auf der Homepage der Kinder-Uni (www.kinderuni.uni-frankfurt.de) sind die Quizfragen und später die richtigen Antworten einsehbar. Besonders eifrige Besucher, die an mindestens drei Vorlesungen teilgenommen haben, können bei einer weiteren Verlosung mitmachen. Zu gewinnen sind Bücher, DVDs zu einschlägigen Themen, verschiedene Freikarten sowie Kinder-Uni-T-Shirts und -Tassen.

Stimmen

Die Frankfurter Dr. Marschner Stiftung unterstützt die Frankfurter Kinder-Uni seit 2015. „Ich bin jedes Mal begeistert, wenn ich selbst bei einer Vorlesung dabeisein kann: Die Wissbegier der Kinder macht einfach Freude – und sie wird hier bei der Kinder-Uni unabhängig von Elternhaus und Schulart gefördert. Das ist ein nicht zu überschätzender Baustein auf dem Weg zur Bildungsgerechtigkeit“, so Peter Gatzemeier, Vorstand der Dr. Marschner Stiftung.

„Die Kinder-Uni ist dazu geeignet, Kindern einen ersten Zugang zur Universität zu ermöglichen“, sagt Dr. Marina Bonanati vom Institut für Pädagogik der Elementar- und Primarstufe. „Die Vorträge wecken Neugierde und passen gut zu dem, was auch im Sachunterricht der Grundschule thematisiert wird. Ein Besuch kann ein Anlass sein, in den Familien darüber zu sprechen und auch zu fragen: Was ist eigentlich Uni, was ist Wissenschaft?“, so die Grundschulpädagogin. „Ich erinnere mich noch ganz genau an den Tag, als wir 2009 mit der ganzen Klasse von Büttelborn nach Frankfurt gefahren sind zur Kinder-Uni“, so Victoria Dintelmann, die im vergangenen Sommersemester ihr Jurastudium aufgenommen hat. „Ich fand damals alles spannend: Die Vorlesung zum Thema ‚Macht Sport schlau?', die Mensa, den riesigen Campus. Am nächsten Tag habe ich einen sechsseitigen Aufsatz über den Tag geschrieben“, sagt die 19-Jährige. Und vielleicht habe dieser Tag tatsächlich zur Entscheidung beigetragen, an der Goethe-Uni zu studieren.

Medienpartner der Frankfurter Kinder-Uni sind auch in diesem Jahr die Frankfurter Rundschau, die täglich über die Veranstaltungen berichten wird, und das Magazin GEOlino, das redaktionell auf die Kinder-Uni aufmerksam macht.

Das Kinder-Uni-Logo finden Sie zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/68282161.

Informationen: Dr. Anke Sauter und Dr. Anne Hardy, Referentinnen für Wissenschaftskommunikation, Campus Westend, Tel: (069) 798-13066 und 798- 12498; kinderuni@vdv.uni-frankfurt.de; Homepage: www.kinderuni.uni-frankfurt.de.

 

Sep 9 2019
10:57

Prof. Luciano Rezzolla und sein Team erhalten zusammen mit 347 Forscherinnen und Forschern der weltweiten Event Horizon Telescope Collaboration für ihre bahnbrechenden Leistungen den Breakthrough Prize 2020

Schwarzes Loch: Wichtige globale Auszeichnung für Astrophysiker der Goethe-Universität

FRANKFURT. Für ihre herausragenden und unverzichtbaren Leistungen bei der Mitentwicklung des ersten direkten Bildes eines Schwarzen Lochs erhalten die Forscherinnen und Forscher um den Astrophysiker Prof. Luciano Rezzolla von der Goethe-Universität zusammen mit 347 weiteren Forschern der Event Horizon Telescope Collaboration aus der ganzen Welt den mit mit 3 Millionen US-Dollar dotierten Breakthrough Prize 2020 der gleichnamigen Stiftung. Die Gruppe der Goethe-Universität ist mit 10 Preisträgern eine der größten der gesamten Kooperation, die insgesamt 140 Institutionen umfasst.

Mit Hilfe von insgesamt acht Radioteleskopen (inzwischen sind drei weitere dazu gekommen) rund um den Globus gelang es den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im April 2019, den ersten direkten visuellen Beweis für das supermassive Schwarze Loch im Zentrum der Galaxie Messier 87 zu erbringen. Der Preis wird zu gleichen Teilen auf alle Mitautoren der beteiligten wissenschaftlichen Publikationen aufgeteilt und am 3. November vergeben.

Die Gruppe von Luciano Rezzolla hat grundlegende Beiträge zur theoretischen Interpretation der Ergebnisse in allen Stadien der Beobachtung geleistet: Sie simulierte auf Supercomputern, wie Materie in einer ringförmigen Scheibe das Schwarze Loch umkreist und hineingesogen wird und wie die Lichtstrahlen durch die ungeheure Gravitation um das Schwarze Loch herum verbogen werden. Ebenso galt es, verschiedene Alternativen zu Schwarzen Löchern auszuschließen, die ebenfalls mit der Allgemeinen Relativitätstheorie vereinbar sind. „Die Konfrontation der Theorie mit den Beobachtungen ist für einen theoretischen Physiker immer ein dramatischer Moment. Wir waren sehr erleichtert und auch stolz, dass die Beobachtungen so gut mit unseren Vorhersagen übereinstimmten“, so Luciano Rezzolla.

Die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Dr. Birgitta Wolff: „Wir alle freuen uns zusammen mit Luciano Rezzolla und seinem Team über diese wichtige globale Auszeichnung. Herzlichen Glückwunsch an all unsere KollegInnen, die daran beteiligt sind! Es ist unvergessen, wie begeistert die ZuhörerInnen im brechend vollen Hörsaal 1 am Riedberg-Campus waren, als Luciano Rezzolla am 17. April zusammen mit seinen Kollegen vom europäischen Konsortium (Prof. Michael Kramer vom Max Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn und Prof. Heino Falcke von der niederländischen Radboud Universität) erstmals die Ergebnisse der gemeinsamen Forschung an der Goethe-Universität vorgestellt hat. Das war ein Fest für die Faszinationskraft auch sehr abstrakter Wissenschaft. Ich hoffe, dass aus dieser großartigen globalen Kooperation weitere bahnbrechende Forschungsergebnisse entstehen.“ 

Die für Forschung verantwortliche Vizepräsidentin der Goethe-Universität, Prof. Simone Fulda, sagte: „Wir sind stolz, als Goethe-Universität in so prominenter Weise an einem echten wissenschaftlichen Durchbruch von globaler Bedeutung beteiligt zu sein und beglückwünschen Luciano Rezzolla und sein Team für die herausragenden Leistungen, die dahinter stehen. Die Physik ist ein wichtiger Forschungsschwerpunkt, der das Forschungsprofil der Goethe-Universität seit vielen Jahren prägt.“ 

„Es ist eine große Ehre und eine große Freude zu sehen, dass die Arbeit an der Goethe-Universität höchste Anerkennung gefunden hat und dazu beigetragen hat, die Grenzen unseres Verständnisses von Grundlagenphysik zu erweitern. Es ist auch eine faire Anerkennung dessen, was letztlich eine Teamarbeit und damit eine gemeinsame Belastung und Herausforderung für viele Wissenschaftler auf der ganzen Welt war“, sagte Luciano Rezzolla. 

Gemeinsam untersuchten die diesjährigen Preisträger des Breakthrough Prize die Galaxie Messier 87, um das erste Bild eines schwarzen Lochs aufzunehmen. Als bahnbrechend erachtete die Jury dabei, dass die Forscher die verschiedenen beteiligten Teleskope rund um den Globus so mit Atomuhren synchronisierten, dass daraus ein virtuelles Teleskop so groß wie die Erde mit beispielloser Auflösung entstand. Das Bild des supermassiven Schwarzen Lochs in der Mitte der Galaxie Messier 87 wurde nach sorgfältiger Analyse der Daten mit neuartigen Algorithmen und Techniken erhalten und zeigt einen hellen Ring, der den Punkt markiert, an dem das Licht das Schwarze Loch umkreist und eine dunkle Region umgibt, in der das Licht nicht aus der Anziehungskraft des Schwarzen Lochs entweichen kann. Der Schatten des Schwarzen Lochs entsprach den Erwartungen von Einsteins Theorie der Allgemeinen Relativitätstheorie. 

Der Direktor der Zusammenarbeit, Shep Doeleman vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, der den Preis im Namen der Zusammenarbeit bei der Zeremonie am 3. November 2019 entgegennehmen wird, sagt: „Wir machten uns auf den Weg, um das Unsichtbare zu sehen, und wir mussten ein Teleskop so groß wie die Erde bauen, um es zu tun. Es klingt nach Science Fiction, aber wir haben ein unglaubliches globales Expertenteam zusammengestellt und die fortschrittlichsten Radioteleskope der Welt verwendet, um es Wirklichkeit werden zu lassen. Dieser bahnbrechende Preis feiert einen Neuanfang in unserer Studie über schwarze Löcher.“ 

Hinter der „Breakthrough Prize Foundation“ stehen prominenten Namen. Ihre Gründungsstifterinnen und -stifter sind Sergey Brin, Priscilla Chan und Mark Zuckerberg, Ma Huateng, Yuri und Julia Milner sowie Anne Wojcicki.

Links: 

Pressemitteilung zur Entdeckung des Schwarzen Lochs vom 10. April 2019: 
http://www.muk.uni-frankfurt.de/77270289/Astronomen_zeigen_erstes_Bild_eines_Schwarzen_Lochs

Hintergrund-Infos: https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/warum-ist-das-bild-des-schwarzen-lochs-wichtig-und-interessant/ 

Filmmaterial zum Schwarzen Loch (Simulationen und zur Forschung an der Goethe Universität) finden Sie hier: https://youtu.be/5qfahQv8ooc: Wie wir das Schwarze Loch sichtbar machten. Kurzfassung https://youtu.be/Zh5p9Sr0_VU: Wie wir das Schwarze Loch sichtbar machten. Langfassung mit persönlichen Statements https://youtu.be/wN_vzZKDpms: Simulation zum Schatten des Schwarzen Lochs 

Informationen: Prof. Luciano Rezzolla, Principal Investigator des Europäischen Black Hole Cam Experiments, Institut für Theoretische Physik, Fachbereich Physik, Campus Riedberg, Telefon: (069) 798 47871, rezzolla@th.physik.uni-frankfurt.de, https://astro.uni-frankfurt.de/rezzolla/

 

Sep 4 2019
11:00

Georg-Uschmann-Preis für Wissenschaftsgeschichte geht an Frankfurter Wissenschaftlerin

Das Wetter vor 200 Jahren verstehen

FRANKFURT. Dr. Linda Richter, Historikerin an der Goethe-Universität, wird von der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina geehrt. Für ihre herausragende Dissertation über die Geschichte der Meteorologie erhält sie den Georg-Uschmann-Preis für Wissenschaftsgeschichte.

„Semiotik, Physik, Organik. Formen des Wissens vom Wetter, 1750-1850“ – so lautet der Titel von Dr. Linda Richters (Jahrgang 1988) Doktorarbeit, für die sie am 20. September in Halle den Georg-Uschmann-Preis für Wissenschaftsgeschichte erhalten wird. In ihrer Arbeit geht sie der Vorgeschichte der modernen Meteorologie im deutschsprachigen Raum nach. Sie fragt, was Menschen über das Wetter dachten, bevor sich die Wetterkunde in der Mitte des 19. Jahrhunderts zur Physik der Atmosphäre wandelte. Dazu untersucht sie drei unterschiedliche historische Ansätze, das Wetter zu ergründen: die Erforschung von Naturgesetzen, die Sammlung von Wetterzeichen sowie die ganzheitliche Betrachtung des Wetters als Teil eines natürlichen Organismus. Dass einige das Webverhalten von Spinnen dabei als aussagekräftig für bevorstehende Wetterwechsel hielten, wirkt in der heutigen Zeit befremdlich. Dass hingegen für andere das Wetter nicht für sich, sondern nur im Zusammenhang mit Menschen, Tieren, Pflanzen und Ozeanen gedacht werden konnte, ist eine Vorstellung, die in Zeiten des Klimawandels wieder hohe Aktualität gewonnen hat. Richter stützte sich in ihren Untersuchungen auf zahlreiche Veröffentlichungen aus der Zeit und bezog auch Archiv-Akten einer meteorologischen Beobachtungsreihe mit ein, die das Preußische Kultusministerium zwischen 1817 und 1820 unterhielt.

„Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung von Linda Richter. Die gezielte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist ein wesentlicher Bestandteil der Strategie der Goethe-Universität zur Steigerung des Leistungsniveaus in der Forschung“, sagt Prof. Simone Fulda, als Vizepräsidentin zuständig für den Bereich Forschung und Akademische Infrastruktur. Gerade auch die Integration von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern in die Verbundforschung bringe für die jungen Talente große Chancen mit sich: „Sie öffnet den wissenschaftlichen Horizont und bietet zahlreiche Möglichkeiten der Vernetzung“, so Fulda weiter.

Richter hat Nordamerikastudien und Geschichte an der Freien Universität Berlin und der Indiana University in Bloomington studiert. Sie war von 2015 bis 2019 Mitarbeiterin im Sonderforschungsbereich 1095 „Schwächediskurse und Ressourcenregime“ an der Goethe-Universität. Seit Juli 2019 arbeitet sie als wissenschaftliche Assistentin in der Arbeitsgruppe Wissenschaftsgeschichte des Historischen Seminars.

Mit dem Georg-Uschmann-Preis für Wissenschaftsgeschichte zeichnet die Leopoldina alle zwei Jahre eine hervorragende wissenschaftshistorische Dissertation aus. Gestiftet wurde der Preis im Jahr 1997 von Ilse und Eugen Seibold, er ist mit 2000 Euro dotiert und erinnert an Georg Uschmann (1913-1986), der Professor für Geschichte der Naturwissenschaften in Jena war und das Archiv der Leopoldina als Direktor leitete. Mit ihren 31 Jahren ist Linda Richter die bislang jüngste Trägerin des Uschmann-Preises.

Publikation: Linda Richter, Semiotik, Physik, Organik. Eine Geschichte des Wissens vom Wetter (1750-1850). Frankfurt am Main/New York: Campus 2019.

 

Sep 3 2019
16:01

Erinnerung an die Sternstunden der 1920er Jahre

„Historic-Site“-Plakette für die Frankfurter Physik

FRANKFURT. Die 1920er Jahre waren die goldene Zeit der Quantenmechanik. Brillante Theoretiker und junge Querdenker gossen die Theorie in ihre moderne mathematische Form. Ihre Vorhersagen spornten zu neuen Experimenten an. Auch am Physikalischen Institut der Universität Frankfurt unter der Leitung Max Borns leisteten die Physiker Otto Stern und Walter Gerlach mit einer neuen experimentellen Methode wichtige Beiträge. Daran erinnert künftig eine „Historic Site“-Plakette, die heute im Rahmen einer Feierstunde enthüllt wird.

Die Enthüllung findet im Rahmen einer Feierstunde in der historischen Aula des Jügel-Hauses, dem früheren Hauptgebäude der Goethe-Universität auf dem Campus Bockenheim, statt. Sobald die Genehmigung des Denkmalamts erteilt ist, wird die Plakette am Gebäude der ehemaligen Physik in der Robert-Mayer-Straße 2 angebracht.

„Jeder kennt Goethe, aber der Nobelpreisträger Otto Stern ist noch weitgehend unbekannt“, so Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff. „Die Universität hat vor einigen Jahren ihr neues Hörsaalzentrum auf dem Campus Riedberg nach Otto Stern benannt. Es freut mich, dass nun auch eine Historic Site Plakette den Ort kennzeichnet, an dem Otto Stern seine bahnbrechenden Experimente glückten.“

Verliehen werden die Historic Site-Plaketten von der Europäischen Physikalischen Gesellschaft, um an wichtige physikalische Entdeckungen in Laboratorien, Institutionen oder Städten in ganz Europa zu erinnern. In Deutschland ist die Frankfurter Physik der vierte Ort, der mit einer solchen Plakette ausgezeichnet wird.

„Das Jahr 2019 bietet gleich zwei Anlässe, an den Pionier der Quantenphysik und Nobelpreisträger Otto Stern zu erinnern“, erklärt Physikprofessor Horst Schmidt-Böcking, der mit der Historikerin Karin Reich eine Biographie Otto Sterns verfasst hat. 1919 entwickelte Otto Stern die Molekularstrahlmethode, für die er den Physik-Nobelpreis des Jahres 1943 erhielt. 1922 erbrachte er mit Walther Gerlach den experimentellen Nachweis für die Richtungsquantelung atomarer magnetischer Momente, und wies damit auch erstmals die Drehimpulsquantelung in Atomen nach. „Gleichzeitig gedenken wir des 50. Todestages von Otto Stern, der 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft in die Emigration gezwungen wurde“, so Schmidt-Böcking.

Otto Stern ließ sich zuerst in Pittsburgh und dann ab 1945 in Berkeley nieder. Anders als viele Emigranten nutzte er nach dem Zweiten Weltkrieg jede Gelegenheit, um in Europa zu sein und seine Freunde und Kollegen bei Konferenzen zu treffen. Horst Schmidt-Böcking hat in den vergangenen Jahren den Kontakt zu den Nachfahren Otto Sterns in den Vereinigten Staaten hergestellt und sie an die alte Wirkungsstätte ihres Onkels eingeladen. Stern hatte selbst keine Kinder.

„Die Historic Site-Plakette erinnert aber auch an andere wichtige Entdeckungen am Physik-Institut“, erklärt Petra Rudolf, Präsidentin der European Physical Society: „1920 maßen Max Born und Elisabeth Bormann erstmals die freie Weglänge von Atomen in Gasen und die Größe von Molekülen. Der Theoretiker Alfred Landé postulierte 1921 erstmals die Drehimpulskopplung als die Grundlage der inneratomaren Elektronendynamik.“

Zum Gedenken an Otto Stern findet in dieser Woche eine internationale Tagung statt, das Wilhelm und Else Heraeus-Seminar zum Thema „Otto Stern's Molecular Beam Research and its Impact on Science". Sprecher sind Zeitzeugen wie Sterns Neffe Allen Templeton, Wissenschaftshistoriker und Wissenschaftler, deren experimentelle Verfahren auf der von Otto Stern entwickelten Molekularstrahlmethode basieren, u.a. die Kernspintomografie, der Laser und Maser. Die Tagung dauert noch bis zum 5. September.

Heute befindet sich in dem geschichtsträchtigen Gebäude der Sitz des Physikalischen Vereins Frankfurt. Gegründet 1824 ist dieser der älteste Verein dieser Art Deutschlands und bestand bereits, als 1914 die Universität eröffnet wurde.

Informationen: Prof. em. Dr. Horst Schmidt-Böcking, Institut für Kernphysik, Fachbereich Physik, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798 47002, hsb@atom.uni-frankfurt.de

 

Sep 3 2019
13:00

Vorbildliche Initiative zur Vermeidung von Deliren mit dem Deutschen Patientenpreis ausgezeichnet

​Organisierte Menschlichkeit hilft heilen

FRANKFURT. „Ehrenamtliche Patientenbegleiter zur Delirvermeidung“ heißt die Initiative, die gestern im Rahmen der 8. Jahrestagung des House of Pharma & Healthcare mit dem Deutschen Patientenpreis 2019 ausgezeichnet wurde. Der gemeinsam mit der Zeitschrift ZEIT Doctor ausgelobte Preis wurde zum zweiten Mal verliehen. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und belohnt in diesem Jahr die beste Innovation zur Förderung der Gesundheitskompetenz. Das preisgekrönte Projekt ist von Prof. Axel Prokop und seinem Team am Zentrum Alterstraumatologie der Kliniken Sindelfingen ins Leben gerufen worden. „Es zeigt beispielhaft, wie menschliche Zuwendung organisiert werden kann, die die Selbstheilungskräfte älterer Patienten stärkt“, sagte Prof. Jochen Maas, Vizepräsident des House of Pharma & Healthare und Mitglied der Jury. „Wir wünschen uns, dass sich viele Krankenhäuser an diesem Vorbild orientieren.“

Das Delir ist eine lebensbedrohliche akute Psychose, die auf unfallchirurgisch-orthopädischen Stationen als die häufigste Komplikation bei der Behandlung von über 70-jährigen Patienten gefürchtet wird. Bis zu einem Viertel dieser Patienten ist davon betroffen, jeder Fünfte davon verstirbt daran. Je mehr Zuwendung alte Menschen im Krankenhaus erfahren, desto geringer ist jedoch ihr Delir-Risiko. Von diesem bekannten Befund ausgehend, baute Prof. Prokop in Sindelfingen ein Team ehrenamtlicher Laienhelfer auf, die bestimmte Patienten einem strukturierten Besuchsplan folgend täglich jeweils eine Stunde betreuen. Diese Helfer werden von der Klinik geschult, dokumentieren ihre Arbeit schriftlich und tauschen sich regelmäßig in Teamsitzungen aus. Die unentgeltlich arbeitenden Helfer begleiten die Patienten bei der Mobilisation, lesen ihnen vor, unterhalten sich mit ihnen oder hören ihnen einfach nur zu und vermitteln somit ein Gefühl von Rückhalt und Geborgenheit. Zu einer medizinischen Behandlung sind sie nicht befugt.

Das am 1. Juli 2017 begonnene Projekt wurde inzwischen auf 14 Stationen in vier Krankenhäusern des Klinikverbundes Südwest ausgedehnt. Das Interesse an dem Ehrenamt ist groß: 75 Begleiter haben bis zum 1. Mai 2019 schon 4.031 Patienten betreut. Mit bemerkenswertem Erfolg: Keiner der betreuten Patienten erlitt während seines Krankenhausaufenthaltes ein Delir. Ohne Betreuung wären es nach Schätzung der Projektverantwortlichen mindestens 450 gewesen.

Das House of Pharma & Healthcare verfolgt das Ziel, den Pharma-Kompetenzcluster Hessen weiterzuentwickeln und die Innovationslücke in der Arzneimittelentwicklung zu schließen. Zu diesem Zweck fördert es die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren der Gesundheits- und Pharmabranche in Deutschland und bietet ihnen eine neutrale Diskussionsplattform. Es wird geleitet von Professor Manfred Schubert-Zsilavecz (Goethe-Universität) und Prof. Jochen Maas (Sanofi).

Informationen: Joachim Pietzsch, Pressestelle des House of Pharma & Healthcare e.V.
Telefon: (069) 36007188, j.pietzsch@wissenswort.com

 

Sep 2 2019
13:48

Internationales Symposium zur Biologie und Therapie des multiresistenten Krankenhauskeims Acinetobacter baumannii

Expertentreffen zu gefährlichem Krankenhauskeim 

Der dramatische Anstieg multiresistenter Bakterien in Kliniken stellt weltweit eine zunehmende Bedrohung dar. Auf Platz eins steht Acinetobacter baumannii. Wie man Krankenhausinfektionen mit dem gefährlichen Erreger möglichst schnell therapeutisch beherrschen kann, darüber tauschen sich international anerkannte Experten vom 4. bis 6. September an der Goethe-Universität aus.

Acinetobacter baumannii ist inzwischen für fünf bis zehn Prozent aller Infektionen auf Intensivstationen verantwortlich. Dabei zeichnen sich 45 Prozent der Bakterien durch multiple Antibiotika-Resistenzen aus. In einigen europäischen Ländern sind sogar mehr als 90 Prozent der Isolate nicht mehr mit den zur Verfügung stehenden Antibiotikatherapien behandelbar. Aufgrund dieser rasanten Entwicklung hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Acinetobacter baumannii 2017 ganz oben auf die Liste der Erreger gesetzt, für die dringend neue Wirkstoffe benötigt werden.

„Um in dieser Situation schnell klinisch anwendbare Resultate zu erhalten, haben wir 180 medizinische und nicht-medizinische Mikrobiologen sowie Kliniker aus 36 Ländern nach Frankfurt eingeladen“, sagt die Mikrobiologin Prof. Beate Averhoff vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Goethe-Universität. Sie ist Organisatorin des 12. Internationalen Symposiums zur Biologie von Acinetobacter. Themen des Symposiums sind die Evolution, Pathogenitätsmechanismen, Antibiotika-Resistenzen, die Regulation der Infektion und des Metabolismus, die Anpassung an den humanen Wirt, die Epidemiologie und neue therapeutische Strategien zur Bekämpfung dieses gefährlichen Krankenhauskeims.

Gelegenheit für Interviews mit internationalen Experten besteht am Donnerstag, dem 5. September zwischen 12:30 und 13:30 Uhr im Otto-Stern-Zentrum des Campus Riedberg. Bitte melden Sie sich vorab bei Prof. Averhoff an (averhoff@bio.uni-frankfurt.de oder mobil: 0159 05258355. Bitte beachten Sie, dass der Empfang im Hörsaalgebäude eingeschränkt ist.)

Informationen: Prof. Beate Averhoff, Molekulare Mikrobiologie und Bioenergetik, Institut für Molekulare Biowissenschaften, Campus Riedberg, (069)-798-29509; averhoff@bio.uni-frankfurt.de; mobil: 0159 05258355

 

Aug 28 2019
12:20

Deutsch-italienischer Abend mit Vortrag und Musik im Museum Giersch der Goethe-Universität, Donnerstag, 5. September 2019, 18.30 Uhr, Eintritt 4,- € an der Abendkasse

Heinrich Mylius: Frankfurter Stifter, Bürger Europas

FRANKFURT. Passend zur Ausstellung „Heinrich Mylius (1769–1854) – Ein europäischer Bürger zwischen Frankfurt am Main und Mailand“ (noch bis 8. September 2019) lädt das Museum Giersch der Goethe-Universität zu einem deutsch-italienischen Abend mit einem Vortrag und passender musikalischer Umrahmung ein.

Der Vortrag „Handel, Mäzenatentum, Konfession: Heinrich Mylius und seine europäischen Netzwerke“ von Dr. Ellinor Schweighöfer, widmet sich dem mäzenatischen Wirken Heinrich Mylius' in seiner Geburtsstadt Frankfurt am Main, das sich im Kontext seiner weit verzweigten und ausdifferenzierten europäischen Netzwerke vollzog. Mylius (1769–1854) war kaum zwanzigjährig in die Lombardei gezogen, um eine Filiale des Handelshauses seiner Familie zu eröffnen. In der Spätphase seines Lebens, ab den 1840er Jahren, engagierte er sich als großzügiger Mäzen in Frankfurt, ohne dafür selbst zurück in die Stadt zu kommen. Dabei stützte er sich auf ein Netzwerk transnationaler persönlicher, geschäftlicher und familiärer Kontakte.

Die Referentin des Abends, Dr. Ellinor Schweighöfer, gilt als exzellente Mylius-Kennerin. Sie studierte Geschichte und Archäologie an der Goethe-Universität Frankfurt und promovierte 2015 im Fach Neuere Geschichte an der Universität Potsdam. Seit 2018 ist sie Referentin am Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaften der Goethe-Universität. Zuvor war sie am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität tätig, wo sie sich unter anderem mit einem Projekt zum Thema „Heinrich Mylius (1769–1854) und die deutsch-italienischen Verbindungen im Zeitalter der Revolution: Die Lombardei und das nordalpine Europa im frühen 19. Jahrhundert“ befasste.

Die passenden musikalischen Akzente setzen die Mitglieder des Collegium Musicum der Goethe-Universität. Sie spielen in verschiedenen Besetzungen Werke von italienischen und deutschen Komponisten aus unterschiedlichen Epochen und Zeiten. Die Aufführungen finden in unterschiedlichen Räumen des Museums statt, so dass die Besucherinnen und Besucher unmittelbar das Zusammenspiel von Kunst und Musik genießen können.

Das Programm im Detail:

18.30 Uhr Musikalische Eröffnung
19.00 Uhr Vortrag
20.15 Uhr Offizielle Begrüßung
20.30 Uhr Parallele musikalische Darbietungen
21.00 Uhr Pausenintermezzo
21.30 Uhr Parallele musikalische Darbietungen
22.00 Uhr Musikalischer Ausklang

Bilder zum Download unter: http://www.museum-giersch.de/#/Presse

Informationen: Dipl-Kffr. Christine Karmann, Presse und Marketing Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/138210121, E-Mail: presse@museum-giersch.de

 

Aug 28 2019
11:29

Die Historiker Johannes Fried und Pierre Monnet diskutieren in der Romanfabrik über den legendären König der Franken

Café Europa: „Karl der Große und die Franken am Mittelmeer“

FRANKFURT. Prof. Johannes Fried, emeritierter Professor an der Goethe-Universität, hat mit „Karl der Große“ ein Standardwerk über den legendären König der Franken verfasst. Prof. Pierre Monnet (ebenfalls Goethe-Universität) ist auch Mittelalter-Spezialist und Autor einer Monographie über Karl IV. Im Café Europa in der Frankfurter Romanfabrik werden die beiden Historiker über die Franken unter Karl dem Großen sprechen, über Karl und den Kalifen Harûn al-Rashid, über Jerusalem und das Auseinanderdriften der Religionen und einige weitere Aspekte.

Café Europa ist eine Vortrags- und Debattenreihe zur Identität Europas, veranstaltet von der Romanfabrik und dem Institut franco-allemand de sciences historiques et sociales (IFRA-SHS). Die Reihe wird gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain, die Stadt Frankfurt, das Land Hessen und das IFRA-SHS.

Café Europa: Johannes Fried & Pierre Monnet – Karl der Große und die Franken am Mittelmeer.
Mittwoch, 4. September, 20.00 Uhr. Romanfabrik, Hanauer Landstraße 186 (Hof). Eintritt frei, Anmeldung erforderlich unter 069/49084828 oder reservierung@romanfabrik.de. www.romanfabrik.de

 

Aug 26 2019
11:51

Goethe-Universität lädt alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum ersten Goethe-Campus-Lauf ein. 28. August, 18 Uhr, Campus Ginnheim

Uni zieht an Goethes Geburtstag die Laufschuhe an

FRANKFURT. Am 28. August 2019 wäre der berühmteste Sohn Frankfurts und Namensgeber der Goethe-Universität 270 Jahre alt geworden: An diesem Tag startet zum ersten Mal der Goethe-Campus-Lauf. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Goethe-Uni aus Wissenschaft, Verwaltung und Technik werden sich dann einzeln oder in Teams ab 18 Uhr auf die Strecke begeben – es darf auf Zeit gelaufen werden, Walken ist aber auch erlaubt. Über eine Distanz von 5,8 Kilometern führt das Rennen vom Sportcampus Ginnheim durch den Grüngürtel zum Campus Westend und wieder zurück zum Sportcampus.

„Ich freue mich auf eine fröhliche Veranstaltung, auf einen ebenso fairen wie fröhlichen Wettlauf um die ersten Plätze, aber auch auf das gesellige Miteinander im Sinne des ‚Goethe Spirit' aller meiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus Wissenschaft und Verwaltung“, betont Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff. All jene, die selbst nicht mitlaufen, sind natürlich herzlich eingeladen, ihre Kolleginnen und Kollegen anzufeuern. Inklusion wird beim ersten Campus-Lauf großgeschrieben: Auch Rollstuhlfahrerinnen und –fahrer können mitmachen. Nach der Siegerehrung wird der Tag entspannt mit Musik und Grillen auf dem Sportcampus ausklingen.

Im Rahmen der Veranstaltung wird am Sportcampus die neue Outdoor-Fitnessanlage eingeweiht; sie soll Bestandteil der künftigen „Goethe-Lauf-Runde“ werden. Diese soll perspektivisch eine feste Beschilderung erhalten und zu einer dauerhaften Einrichtung von Stadt und Uni werden. Das Konzept der künftigen Goethe-Lauf-Runde kombiniert Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstraining und wird für alle Studierenden und Mitarbeitenden ebenso zugänglich sein wie für Gäste. 

Der Goethe-Campus-Lauf wird gefördert von CampuService.

 

Aug 21 2019
09:00

Theoretische Physiker der Goethe-Universität haben herausgefunden, dass sich kulturelle Prozesse immer weiter beschleunigen

Musikcharts werden immer schnelllebiger

FRANKFURT. Kulturelle Prozesse laufen immer schneller ab und zeigen zudem eine wachsende Tendenz zur Selbstorganisation. Damit ist Erfolg heutzutage nach einer universellen Gesetzmäßigkeit verteilt. Dies haben die beiden Physiker Professor Claudius Gros und Lukas Schneider von der Goethe-Universität herausgefunden. Ihr Untersuchungsgegenstand: 50 Jahre Musikcharts.

Seit den 1960er Jahren werden Musikcharts nach dem gleichen Kriterium erstellt, nämlich anhand des kommerziellen Erfolges. Somit eignen sich Charts auf besondere Weise dazu, die langfristige Entwicklung kultureller Zeitskalen zu untersuchen – benötigt man hierfür doch Daten, die über Jahrzehnte hinweg vergleichbar sind. Auch über den kulturellen Bereich hinaus ist diese Herangehensweise relevant; insbesondere in Bezug auf die politische Meinungsbildung, die die dynamische Stabilität liberaler Demokratien tangiert.

In einer neuen Arbeit, die jetzt bei Royal Society Open Science erschienen ist, legen Lukas Schneider und Prof. Claudius Gros vom Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität dar, dass sich die statistischen Eigenschaften, die Zusammensetzung und die Dynamik der amerikanischen, britischen, niederländischen und deutschen Pop Album-Charts seit Anfang der 1990er Jahre zum Teil deutlich verändert haben. Einerseits hat sich die Vielfalt der Charts verdoppelt oder sogar verdreifacht: Es gibt jetzt deutlich mehr Alben, die es in einem Jahr unter die Top 100 bzw. die Top 40 schaffen. Andererseits ist es mittlerweile so, dass ein Album entweder gleich als Nummer Eins startet – oder nie die Nummer Eins wird. In den 1960er bis -80er Jahren brauchten erfolgreiche Alben hingegen in der Regel vier bis sechs Wochen, um sich von ihrem Startplatz auf den ersten Rang hochzuarbeiten.

Die Anzahl der Wochen, während derer ein Album gelistet ist, dessen „Lebensdauer“, hat sich Schneider und Gros zufolge qualitativ verändert. Wurde die Lebensdauer bis zu den 1990er Jahren noch durch eine Gauß-Verteilung mit einem logarithmischen Argument beschrieben (log-normal), ist sie heutzutage durch ein Potenzgesetz charakterisiert. Die Verteilung der Lebensdauer ist somit universell, d. h. unabhängig von den Spezifika des Vorganges, was typisch für den Endzustand eines selbst-organisierenden Prozesses ist. Um diese Entwicklung zu erklären, schlagen Schneider und Gros einen informationstheoretischen Ansatz für menschliche Aktivitäten vor. Demnach sind Menschen kontinuierlich darum bemüht, den Informationsgehalt ihrer Erfahrungen und Wahrnehmung zu optimieren. Mathematisch wird Information durch die Shannon-Entropie erfasst, wobei zu berücksichtigen ist, dass Zeiten und andere Größen im Gehirn nach dem Weber-Fechner Gesetz nicht 1:1, sondern stark komprimiert dargestellt und gespeichert werden (auf einer logarithmischen Skala).

Insgesamt ergeben die Untersuchungen von Schneider und Gros, dass die Chartdynamik und damit auch die zugrundeliegenden sozio-kulturellen Prozesse heute deutlich schneller als vor einigen Jahrzehnten ablaufen. Eine ähnliche Beschleunigung könnte auch, wie die Autoren darlegen, für die Prozesse gegeben sein, die der politischen Meinungsbildung zugrunde liegen. Wie in einer früheren Arbeit von Gros gezeigt, wäre damit die dynamische Stabilität moderner Demokratien gefährdet, da die Zeitskalen der Wähler und die der politischen Institutionen auseinanderdrifteten, d. h. die Zeitskala der Meinungsbildung und die der zeitverzögerten Entscheidungsprozesse (C. Gros, Entrenched time delays versus accelerating opinion dynamics: Are advanced democracies inherently unstable? European Physical Journal B 90, 223 (2017). https://epjb.epj.org/articles/epjb/abs/2017/11/b170341/b170341.html).

Publikation: Lukas Schneider, Claudius Gros, Five decades of US, UK, German and Dutch music charts show that cultural processes are accelerating, Royal Society Open Science (2019).
https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsos.190944

Informationen: Prof. Claudius Gros, Institut für Theoretische Physik, Campus Riedberg, Telefon 069 798 47818, E-Mail gros07@itp.uni-frankfurt.de.

 

Aug 15 2019
11:18

8. Jahrestagung des House of Pharma & Healthcare analysiert aktuelle Schwachstellen des deutschen Gesundheitssystems

Pharmastandort Deutschland: Qualität und Innovationskraft auf dem Prüfstand

FRANKFURT. Seine frühere Funktion als Apotheke der Welt hat Deutschland längst verloren – gibt es Chancen für ein Comeback? Die Qualität unserer medizinischen Versorgung hat international einen hervorragenden Ruf – wird sie de facto aber nicht immer schlechter? Was lässt sich dagegen tun? Und welche Rolle kann dabei die Digitalisierung spielen? Das sind die zentralen Fragen, mit denen sich mehr als 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Bereichen des Gesundheitswesens Anfang September auf dem Campus Westend der Goethe-Universität auseinandersetzen werden. Anlass ist die 8. Jahrestagung des House of Pharma & Healthcare, die

am Montag, 2. September, ab 19 Uhr,
und Dienstag 3. September, von 9 bis 16.15 Uhr
im Casino auf dem Campus Westend der Goethe-Universität

stattfindet. Dabei handelt es sich um eine der führenden Pharmakonferenzen Deutschlands.

Die Frage „Haben wir noch das beste Gesundheitssystem der Welt?“, mit der sich die erste Podiumsdiskussion der Jahrestagung beschäftigt, ist keinesfalls rhetorisch gemeint. Denn sie bezieht sich ausdrücklich auf besonders markante Schlagzeilen, die jüngst an der Qualität der Gesundheitsversorgung in Deutschland zweifeln ließen: Krankenhäuser müssen die Vorgaben des Arbeitszeitgesetzes mithilfe von Opt-out-Regelungen umgehen, damit sie in Zeiten zunehmenden Ärztemangels ihren Betrieb aufrechterhalten können. Blutdrucksenkende Arzneimittel mit einem in China produzierten Wirkstoff sind mit einer vermutlich krebserregenden Substanz verunreinigt. Implantate oder Prothesen gefährden Patienten, weil sie oft leichtfertig und ohne ausreichende Kontrollen zugelassen werden.

Mit der Innovationskraft der forschenden Arzneimittelindustrie Deutschlands befasst sich die zweite Podiumsdiskussion. Denn Arzneimittelinnovationen made in Germany sind Mangelware geworden. Oder doch nicht? Die deutsche Biotech-Industrie jedenfalls ist quicklebendig, wie beispielhaft der Erfolg von Evotec zeigt, dessen Vorstandsvorsitzender ebenso zur Jahrestagung kommen wird wie die Gründerin von AiCuris, des Antiinfektiva-Spinoffs von Bayer, sowie der Forschungschef von AbbVie Deutschland, in der einst der Pharmabereich der BASF aufgegangen ist, um im Gespräch mit Repräsentanten von Politik und Kostenträgern das innovative Potenzial der Pharmaforschung in Deutschland in den Blick zu nehmen.

Eröffnet wird die Jahrestagung von der Hessischen Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung, Prof. Kristina Sinemus, mit einer Keynote über ihr Aufgabengebiet. Daran schließt sich ein Video-Gespräch mit dem aus Berlin zugeschalteten Kanzleramtsminister Prof. Helge Braun über die Chancen der Digitalisierung für das Gesundheitssystem an. Zudem wird Thomas Müller, Leiter der Abteilung „Arzneimittel, Medizinprodukte, Biotechnologie“ im Bundesgesundheitsministerium in einer Keynote über aktuelle und geplante Gesetzgebungsinitiativen seines Hauses berichten.

Ihrer Tradition entsprechend bietet die Jahrestagung im Anschluss an die Podiumsdiskussionen zwei Sessions mit je drei parallelen Workshops an. Beim Vorabendempfang auf Einladung der Hessischen Landesregierung wird zum zweiten Mal der von der Zeitschrift ZEIT Doctor und dem House of Pharma & Healthcare gemeinsam ausgelobte Deutsche Patientenpreis verliehen. Er belohnt in diesem Jahr die beste Innovation zur Förderung der Gesundheitskompetenz. Obwohl nämlich das medizinische Wissen rasant zunimmt und Gesundheitsinformationen immer leichter zugänglich werden, hat mehr als die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands erhebliche Schwierigkeiten, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und zu nutzen.

Das House of Pharma & Healthcare (www.houseofpharma.de) verfolgt das Ziel, den Pharma-Kompetenzcluster Hessen weiterzuentwickeln und die Innovationslücke in der Arzneimittelentwicklung zu schließen. Zu diesem Zweck fördert es die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren der Gesundheits- und Pharmabranche in Deutschland und bietet ihnen eine neutrale Diskussionsplattform. Es wird geleitet von Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz (Goethe-Universität) und Prof. Dr. Jochen Maas (Sanofi).

Dem Vorstand des House of Pharma & Healthcare gehören für die beteiligten hessischen Hochschulen Prof. Dr. Ulrich Koert, Vizepräsident der Philipps-Universität Marburg, Prof. Dr. Frank Runkel, Vizepräsident der Technischen Hochschule Mittelhessen, Prof. Dr. Peter R. Schreiner, Vizepräsident der Justus-Liebig-Universität Gießen und Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Universität Frankfurt am Main an.

Das detaillierte Programm der Jahrestagung mit Anmeldeformular finden Sie unter www.convent.de/pharma.

Information: Joachim Pietzsch, Pressestelle des House of Pharma & Healthcare e.V., Telefon: 069 36007188, j.pietzsch@wissenswort.com

 

Aug 14 2019
12:21

Atmosphärenforscher Professor Joachim Curtius von der Goethe-Universität bewertet aktuelles Gutachten des Weltklimarats (IPCC)

„Wir müssen jetzt schnell und entschlossen handeln“

FRANKFURT. Der renommierte Atmosphärenforscher Joachim Curtius von der Goethe-Universität sieht in dem am 8. August erschienenen Gutachten des Weltklimarates in Genf einen wichtigen Beitrag bei der Bekämpfung von Folgen des Klimawandels. Das Gutachten von insgesamt mehr als 100 Forschern mache deutlich, dass auch die Länder in den gemäßigten Klimazonen nicht weiter so tun könnten, als finde der Klimawandel nur in anderen Ländern statt. Die immer raschere Folge von Extremsommern seit den 2000er Jahren seien ein Beleg dafür, dass auch Deutschland und Mitteleuropa sich mit den Folgen des Klimawandels intensiver befassen und umsteuern müssen. Bisher sei es in Deutschland dank der Energiewende zwar gelungen, den CO2-Ausstoß im Durchschnitt um ein Prozent pro Jahr zu reduzieren. Dieser Wert müsse sich jedoch möglichst rasch vervierfachen, um bis 2050 zu einer weitgehenden CO2-Neutralität zu kommen.

Eine bisher sehr unterschätzte Rolle als CO2-Emittenten spielten auch die Moore, bzw. deren Trockenlegung und der dort stattfindende Torfabbau. Allein trockengelegte Moore verursachen 5 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes in Deutschland. Mit einer Wiedervernässung der trockengelegten Flächen könnte der CO2-Ausstoß drastisch reduziert werden.

Auch andere klimaverändernde Gase wie Methan müssten noch viel stärker in den Blick genommen werden. Hier sei die Landwirtschaft und insbesondere die aufgrund des hohen globalen Fleischkonsums extensive Viehwirtschaft ein Hauptverursacher für den Klimawandel und die weltweit steigenden Temperaturen. Die globale Viehwirtschaft sei auch wesentlich verantwortlich für die immer stärkere Rodung großer Waldgebiete und die Umwandlung dieser Flächen in landwirtschaftliche Gebiete, die dann oft mit Soja für die Tierfütterung bepflanzt würden. Dieser Raubbau habe gleich mehrfach negative Auswirkungen auf das Klima: Bei Brandrodungen würden Jahr für Jahr Milliarden von Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen, der abgeholzte Regenwald könne sich möglicherweise in absehbarer Zukunft nicht mehr regenerieren und das als Viehfutter eingesetzte Soja setze über die Verdauungsprozesse der Tiere enorme Mengen klimaschädliches Methan frei. Dieser Teufelskreis sei nur zu durchbrechen durch eine deutliche Reduktion des globalen Fleischkonsums.

Curtius hält es sogar für möglich, dass der Amazonas-Regenwald aufgrund der extensiven Abholzung zugunsten der Land- und Viehwirtschaft vollständig verschwinden könnte – mit gravierenden Folgen für das Weltklima: In komplexen Klimasystemen gebe es sogenannte Kipppunkte, an denen ein Klimasystem schnell in einen ganz neuen Zustand rutschen könne: „Bei weiterer starker Erwärmung und fortgesetzter Rodung des Amazonas-Regenwalds ist es möglich, dass ein Punkt erreicht wird, an dem sich die Verdunstung aus den Wäldern und damit auch Niederschläge und Temperaturen in dieser Region schlagartig so verändern, dass auch der verbleibende Regenwald nicht mehr weiterbestehen kann und dass die Veränderungen dann tatsächlich irreversibel sind“, so Curtius. Auch für den deutschen Wald sieht Curtius schwere Zeiten voraus: „Es wird sehr schwer und teuer, den Wald bei uns in den kommenden hundert Jahren an die sich durch Klimawandel schnell verändernden Gegebenheiten anzupassen: Die großen Schäden durch Trockenheit und Borkenkäferbefall, die wir derzeit beobachten, machen diese Problematik überdeutlich.“

Curtius ist überzeugt, dass auch jetzt noch die Chance besteht, durch energisches Handeln in der Klimapolitik einen weiteren Anstieg der globalen Temperaturen stark zu bremsen und mittelfristig sogar zu stoppen:

„Meiner Einschätzung nach sind die Veränderungen zwar dramatisch, es ist aber noch kein Punkt überschritten, an dem die Probleme so groß sind, dass wir nichts mehr tun könnten. Es besteht auf jeden Fall noch die Chance, die menschgemachte Erwärmung so zu begrenzen, dass katastrophale Schäden abgewendet werden können, wenn wir - insbesondere die Industriestaaten als Hauptverursacher - jetzt schnell und entschlossen handeln. Für eine Änderung des Konsumverhaltens ist es bestimmt noch nicht zu spät. Natürlich muss es uns gelingen, nicht nur die Emissionen in Deutschland und in Europa zu reduzieren, sondern auch die USA, China, Brasilien und weitere Länder müssen überzeugt werden, mitzumachen. Aber zunächst muss sicherlich jeder vor seiner eigenen Türe kehren. Wir haben seit mehr als einem Jahrhundert wesentlich die Emissionen verursacht und unseren Wohlstand darauf aufgebaut, daher haben wir eine hohe Verantwortung, die Emissionen auch als Erste zu reduzieren.“

Das vollständige Interview mit Prof. Curtius können Sie im Webmagazin der Goethe-Universität unter http://tinygu.de/Interview-Curtius lesen.

Foto zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/73235820
Bild: Uwe Dettmar

Joachim Curtius ist seit 2007 Professor für experimentelle Atmosphärenforschung am Institut für Atmosphäre und Umwelt der Goethe-Universität. Der renommierte Forscher zählt zu den meistzitierten Wissenschaftlern der Goethe-Universität. 2017 wurde er zum „Scientist of the year“ gewählt. Curtius ist einer der zwei Koordinatoren des DFG-Schwerpunktprogrammes „Atmospheric and Earth System Research with the High Altitude and Long Range Research Aircraft“ (HALO). Die Forschenden wollen mit HALO beispielsweise verstehen, wie chemische Abbauprozesse von Spurenstoffen in der Atmosphäre ablaufen, wie Aerosolpartikel sich neu bilden, oder wie Wolken entstehen und welchen Einfluss sie auf den Strahlungshaushalt haben. Die Messungen werden in verschiedenen Regionen der Erde vorgenommen, von arktischen Breiten bis zum Amazonas-Regenwald. Beteiligt an dem Konsortium sind das DLR, das Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz und für Meteorologie in Hamburg, das Karlsruher Institut für Technologie, das Forschungszentrum Jülich und das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung in Leipzig, außerdem die Universitäten Leipzig, Heidelberg, Hamburg, Bremen, Wuppertal und Frankfurt.

 

Aug 12 2019
10:00

Nächster Termin der „Goethe Lectures Offenbach“ des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und der Stadt Offenbach am 20. August 2019 im Klingspor Museum

Ich bin ganz meiner Meinung: Über Freiheit im Internet

FRANKFURT/OFFENBACH. Sobald wir online sind, können wir nicht verhindern, dass unsere Daten gesammelt werden – wobei viele dieser Informationen auf die ein oder andere Weise zu uns zurückkehren. Die Auswirkungen dieses Wechselspiels beleuchtet der Jurist und Rechtsphilosoph Klaus Günther, Professor an der Goethe-Universität und Co-Sprecher des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, bei der kommenden „Goethe Lecture Offenbach“. Die interessierte Öffentlichkeit ist bei freiem Eintritt herzlich eingeladen zu seinem Vortrag

„Wie frei sind wir im digitalen Echoraum?“
am Dienstag, dem 20. August 2019, um 19.00 Uhr
im Klingspor Museum, Herrnstraße 80, 63065 Offenbach am Main.

Private und staatliche Organisationen verwenden unsere Daten, um Persönlichkeitsprofile herzustellen, sei es zum Zweck der Beobachtung und Überwachung, sei es, um durch eine zielgenaue Produktwerbung Anreize für den Konsum zu schaffen. Dadurch wird eine Art Spiegelkabinett um uns herum gebaut, das unsere Wünsche und Überzeugungen bestätigt und unser künftiges Verhalten immer genauer vorherzusagen weiß. Ähnliches geschieht in digitalen sozialen Netzwerken, nicht nur durch das Sammeln und Analysieren der dabei produzierten Verhaltensdaten, sondern auch dadurch, dass wir uns überwiegend mit Gleichgesinnten austauschen, die unsere Wünsche und Überzeugungen, unsere Sicht auf die Welt teilen und bestätigen („liken“).

Der Vortrag geht der Frage nach, ob und in welcher Weise sich unsere Freiheit verändert, wenn wir uns immer häufiger in solchen Echoräumen und digitalen Spiegelkabinetten unseres eigenen Selbst bewegen – oder ob zur Freiheit nicht auch die Erfahrung des Widerspruchs, Widerstands, des Dissenses oder gar des Scheiterns gehört.

Prof. Klaus Günther ist Professor für Rechtstheorie, Strafrecht und Strafprozessrecht an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Co-Sprecher des hier angesiedelten geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsverbundes zur Herausbildung normativer Ordnungen und Mitglied des Frankfurter Instituts für Sozialforschung (IfS). Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen „Der Sinn für Angemessenheit“ (1988) sowie „Schuld und kommunikative Freiheit“ (2005).

Veranstalter des öffentlichen Vortragsabends im Klingspor Museum und auch der Gesamtreihe „Goethe Lectures Offenbach“ sind neben dem Exzellenzcluster die Wirtschaftsförderung der Stadt Offenbach, die einen deutlichen Fokus auf die Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft legt, und das Klingspor Museum Offenbach, das sich mit seinen Schwerpunkten Schriftkunst und Typografie auch überregional einen Namen gemacht hat. Ziel der Partnerschaft der Institutionen, der bereits mehrere erfolgreiche Kooperationsprojekte in Offenbach vorausgegangen sind, ist der Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Stadtgesellschaft. Im Anschluss an den Vortrag besteht auch dieses Mal die Möglichkeit zur Diskussion.

Die „Goethe Lectures Offenbach“ im Internet: www.normativeorders.net/glo

Informationen:
Ria Baumann, Wirtschaftsförderung Stadt Offenbach, Tel.: 069 80652392, kreativwirtschaft@offenbach.de, www.offenbach.de/wirtschaft
Bernd Frye, Pressereferent des Exzellenzclusters, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de

 

Aug 9 2019
21:31

Erstes Vernetzungstreffen des Innovationsforums Barrierefreiheit am 15. August 2019 an der Goethe-Universität

Mehr Barrierefreiheit an hessischen Hochschulen dank Digitalisierung

FRANKFURT. Für 11% aller Studierenden bauen sich während des Studiums aufgrund körperlicher oder gesundheitlicher Beeinträchtigungen Hürden auf – oft für die Außenwelt kaum erkennbar: Denn nur bei 8% sind diese Beeinträchtigungen für Außenstehende sichtbar; Ergebnisse einer bundesweiten, repräsentativen Studie „beeinträchtigt studieren – best2“ des Deutschen Studentenwerks (DSW), des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Höhere Studien in Wien von 2016.

Grund genug, das Thema Barrierefreiheit auch an 11 hessischen Hochschulen genauer in den Blick zu nehmen und nach Lösungen zu suchen und dabei insbesondere die Chancen der Digitalisierung konsequenter zu nutzen. Dafür wurde hessenweit das „Innovationsforum Barrierefreiheit“ ins Leben gerufen.

Auf Einladung der Goethe-Universität und der Technischen Hochschule Mittelhessen findet

am 15. August 2019, 10-17 Uhr, Campus Westend der Goethe-Universität, Gebäude: Casino, 1. Etage, Raum 1.811

ein erstes Vernetzungstreffen des hochschulübergreifenden Innovationsforums Barrierefreiheit statt.

Mit dem Innovationsforum sollen Impulse zur Förderung digitaler Inklusion an hessischen Hochschulen gesetzt, längerfristige Bedarfe ermittelt und diese gezielt umgesetzt werden. Durch die Vorhaben soll eine „Culture of Care“ als „Hochschule für alle“ etabliert und mit digitalen Medien vorangetrieben werden. Dabei gilt es auch, bereits bestehende Angebote und Initiativen an den Hochschulen besser sichtbar zu machen und diese um ein praxisorientiertes Angebot zu erweitern, das konkrete Hilfe mit Vernetzungs- und Weiterbildungsangeboten, Anleitungen, Empfehlungen sowie Tutorials zur Selbsthilfe für Lehrende bietet.

Ziele des Innovationsforums: Bildung hessischer (Hochschul-) Community zum Themenfeld digitale „Barrierefreiheit“ und gemeinsame Etablierung einer „Culture of Care“-Inklusionskultur:

  • Austausch und Vernetzung von 11 hessischen Hochschulen
  • Sensibilisierung, Sammlung von Ideen (für konkrete Umsetzungen) und Bedarfen
  • Erstellung und Verfügbarmachung von digitalen Lernmaterialien, Weiterbildung, Priorisierung, Ressourcen und Verantwortungsvergabe zum Ziel „Barrierefreie Hochschule“
  • Projekt Digital gestütztes Lehren und Lernen in Hessen“ (digLL), Laufzeit 2.2019-1.2021

Neben Vorträgen werden in zwei Arbeitsphasen am Nachmittag Einblicke in die Arbeitswelt von Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen gegeben. Des Weiteren sollen Bedarfe, Forschungsthemen, Sensibilisierungsmaßnahmen und innovative Lehr-/Lernmethoden zusammen entwickelt werden.

Programm:

  • Begrüßung der Kooperationspartner von Prof. Dr. Detlef Krömker (studiumdigitale, Leiter der zentralen eLearning Einrichtung der Goethe-Universität) und Prof. Dr. Erdmuthe Meyer zu Bexten (Leiterin des BliZ, dem Zentrum für blinde und sehbehinderte Studierende der Technischen Hochschule Mittelhessen)
  • Vorstellung des Kooperationsprojekts und der Umfrageergebnisse „Digitale Barrierefreiheit an hessischen Hochschulen“.
    Dr. Sarah Voß-Nakkour, Linda Rustemeier und Sanja Grimminger (studiumdigitale)
  • Vortrag 1: Inklusive Wissenschaftskultur in der Informatik
    Prof. Dr. Erdmuthe Meyer zu Bexten
  • Vortrag 2: Inklusive Hochschulen in Hessen - Aktivitäten, Bedarfe, barrierefreie IT Meike Spies (Projekt: Inklusive Hochschulen in Hessen) und Dr. Steffen Puhl (Justus-Liebig-Universität Gießen)

Kontakt für Rückfragen:
Linda Rustemeier (studiumdigitale), Mitarbeiterin Digital gestütztes Lehren und Lernen in Hessen, Innovationsforum Barrierefreiheit, eMail: rustemeier@sd.uni-frankfurt.de, Telefon: +49 69 798 24640
Andreas Deitmer, BliZ, Telefon: +49 641 309 2455, eMail: andreas.deitmer@bliz.thm.de

Weitere Informationen: digLL Hessen Innovationsforum Barrierefreiheit Webseite