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Wissenschaftler der Goethe-Universität untersuchen, inwiefern Emotionen essentiell für biologische und künstliche Intelligenzen sind
Gefühle spielen in unserem Leben eine große Rolle. Doch warum gibt es sie? Sind Emotionen eine Laune der Natur, oder war ihre Entstehung aus evolutionärer Sicht unausweichlich? Prof. Claudius Gros vom Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität gibt in einer neuen Studie eine eindeutige Antwort.
FRANKFURT. Von
ihrer Funktion her sind Emotionen abstrakte Kriterien, mit deren Hilfe selbst
unterschiedliche Tätigkeiten vergleichend bewertet, und damit Ziele und
Aufgaben effizient ausgewählt werden können – so das Ergebnis der Studie von
Prof. Claudius Gros, die seit heute online zu lesen ist.
Evolutionär ist alles vorteilhaft, was die Anzahl an Nachkommen
erhöht. Wenn Verhaltensweisen nicht direkt genetisch gesteuert werden, also
nicht durch Instinkte, muss ein Lebewesen in der Lage sein, die Folgen seines
Handelns zu berechnen, bzw. zu prognostizieren. Die Realität ist jedoch komplex
und damit chaotisch („Schmetterlingseffekt“). Daher können Auswirkungen
prinzipiell nur begrenzt berechnet werden, was im Fall sozial organisierter
Lebewesen nochmals schwieriger ist: In einer Gemeinschaft muss das Individuum
zusätzlich die Absichten der Anderen ausfindig machen. In diesem Zusammenhang
wurde die „Theorie des sozialen Gehirns“ formuliert, der zufolge sich das das
menschliche Gehirn vor allem deshalb so rasch entwickelt hat, weil es vor der
Aufgabe stand, die Komplexität des sozialen Kontexts zu bewältigen.
Kognitive Fähigkeiten, also Intelligenz, erweitern die Palette der
Handlungsoptionen. Vom maschinellen Lernen wissen wir, dass die rechnerischen
Anforderungen mit der Komplexität der Problemstellung überaus schnell
ansteigen. Um Entscheidungen zu treffen, benötigen Lebewesen mit komplexen
Handlungsoptionen daher einen Mechanismus, der die rechnerischen, d.h. die
kognitiven Anforderungen deutlich reduziert. Das ist es, was Emotionen
ermöglichen.
Sehr unterschiedliche Tätigkeiten können ein und dasselbe Gefühl
auslösen – zum Beispiel Langeweile, Aufregung, Befriedigung. So kann es genauso
befriedigend sein, mit Freunden zu Essen, wie Geige zu spielen oder durch den
Ärmelkanal zu schwimmen. Nach materiellen Kriterien ließen sich diese
Tätigkeiten kaum auf einen Nenner bringen, etwa danach, wie viel Geld dabei
herauskommt. Funktional entsprechen Emotionen folglich abstrakten
Bewertungskriterien, auch wenn sie als Empfindungen höchst real sein können.
Individuen, die über emotionale Entscheidungsmechanismen verfügen, versuchen
ihre Tätigkeiten so auszuwählen, dass diese im Mittel mit ihrem „Charakter“ im
Einklang sind. Dabei ist der Charakter mathematisch als eine Menge von
Präferenzen definiert: Wie häufig strebt jemand – relativ gesehen – eher
bequeme, spannende oder produktive Tätigkeiten an?
Uns ist in der Regel nicht bewusst, wie viele biochemische Prozesse
beständig in unserem Gehirn ablaufen. Die biologischen Grundlagen von Emotionen
(die ‚neuronalen Korrelate') können wir dagegen in der Form von Gefühlen
wahrnehmen. Interessanterweise sind die dafür notwendigen neurobiologischen
Strukturen phylogenetisch jung, d.h. erst bei höheren Affen voll ausgebildet.
Diese Strukturen erlauben es, Emotionen ihrerseits kognitiv zu regulieren, und
somit den kognitiv-emotionalen Regelkreis zu schließen. Im umgekehrten Fall,
also wenn uns die Evolution keine Gefühle mitgegeben hätte, könnten wir unsere
Emotionen, also die entsprechenden Gehirnprozesse, nicht regulieren. Das würde
der wissenschaftlichen Definition von „Zombies“ durch die beiden
Neurowissenschaftler Christof Koch and Francis Crick entsprechen. Diese kann man
als denkfähigen Wesen ansehen, die Triebe haben, diese aber nicht kontrollieren
können, da sie sich ihrer nicht bewusst sind.
Ein emotionales Kontrollsystem ist nicht nur für Menschen und
hochentwickelte nicht-menschliche Tiere von essentieller Bedeutung, sondern
auch für potentielle künstliche Intelligenzen. Synthetische und biologische
Emotionen müssen funktional äquivalente Rollen erfüllen, wogegen sie sich
hinsichtlich der spezifischen Ausprägungen unterscheiden können.
Roboter-Emotionen werden sich nicht – wie in vielen Filmen dargestellt –
sekundär entwickeln. Synthetische Emotionen sind vielmehr eine unabdingbare
Voraussetzung für eigenständig agierende universelle Intelligenzen, sofern es
diese jemals geben sollte.
Publikation: Claudius Gros, „Emotions as abstract
evaluation criteria in biological and artificial intelligences“, Frontiers In
Computational Neuroscience Vol. 15, 177 (2021)
https://www.frontiersin.org/article/10.3389/fncom.2021.726247
Psychologen der Goethe-Universität wollen helfendes Verhalten messbar machen
Wer anderen hilft, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, handelt altruistisch. Inwieweit und warum sind Menschen bereit, etwas zu tun, das anderen mehr nützt als ihnen selbst? Diese Frage beschäftigt zahlreiche wissenschaftliche Fachrichtungen. Psychologen der Goethe-Universität haben nun algorithmisch einen Fragebogen entwickelt, der altruistisches Verhalten messen soll.
FRANKFURT. Jesus, Mutter
Teresa oder Mahatma Gandhi – sie gelten als Inbegriff des altruistisch
handelnden Menschen, der das Wohl der Anderen über sein eigenes Wohl stellt.
Koste es, was es wolle. Systemtheoretisch betrachtet können solche persönlich
nachteiligen Handlungen enorme Auswirkungen haben. Evolutionstheorien etwa
sehen in altruistischem Verhalten langfristig einen Mechanismus der
Gruppenselektion. Auch für das Funktionieren moderner Gesellschaften ist es
unerlässlich, einander zu helfen, gerade angesichts globaler Bedrohungen. Wie
ließe sich dem Klimawandel oder Massenmigration anders begegnen als durch
altruistisches Handeln – ein Handeln, das zukünftige Generationen und
unbekannte Fremde im Blick hat?
In
welchen Situationen und warum Menschen und menschliche Gruppen altruistisch
handeln, wird von verschiedenen wissenschaftlichen Fachrichtungen – von der
Biologie über die Anthropologie bis zur Ökonomie - erforscht. Dazu werden oft
ökonomische Spiele eingesetzt, die als direkte Probe des interessierenden
Verhaltens gelten. Im „Diktatorspiel“ beispielsweise gibt ein Spieler einem
Mitspieler aus freien Stücken einen selbstgewählten Anteil eines geschenkten
Guthabens ab. Ein solcher Akt des Abgebens von Ressourcen (sei es Geld oder
Energie, Information, Blut, Organe…) liegt letztlich jeder Form des
Hilfeverhaltens zugrunde. Die Fachliteratur spricht auch von „altruistischem
Belohnen“.
Demgegenüber
besteht „altruistisches Bestrafen“ in ökonomischen Spielen darin, Kosten auf
sich zu nehmen, um unfairen oder unkooperativen Mitspielern deren erzielte
Gewinne zumindest teilweise wieder abzunehmen. Auch jenes Verhalten ist
altruistisch, insofern die bestrafende Person freiwillig Kosten auf sich nimmt,
um Trittbrettfahrer zu läutern und für die Zukunft zu warnen. Davon profitiert
die gesamte Gruppe. In der Realität moderner Gesellschaften wird altruistisches
Bestrafen oft koordiniert oder institutionalisiert (z.B. bei der
Steuerfahndung).
Studien
mit ökonomischen Spielen sind extrem aufschlussreich in Bezug auf belohnenden
und bestrafenden Altruismus, basieren jedoch auf relativ teuren und aufwändigen
Versuchsanordnungen. Sie erfordern die Bereitstellung von Geld, die
Koordination mehrerer Mitspielenden (die einander in der Regel nicht kennen
dürfen), und sie erlauben nur bedingte experimentelle Kontrolle und/oder müssen
mit unvollständiger Aufklärung arbeiten (Täuschung).
Aus
diesem Grund hat die Psychologin Prof. Dr. Sabine Windmann gemeinsam mit ihren
Koautor*innen an der Goethe-Universität ein Messinstrument konzipiert, das die
beschriebenen Komponenten des Altruismus im Selbstbericht erfasst. Es
handelt sich um eine Skala, die Aussagen enthält wie: „Trotz der Kosten für
mich unterstütze ich auch mir unbekannte Personen“ (für Hilfeverhalten) und
„Ich beobachte genau, ob sich jemand im Team daneben benimmt“ (für
Altruistisches Bestrafen). Die Aussagen wurden aus einem großen Aussagen-Pool
von einem Algorithmus ausgewählt, der spezifisch für Itemauswahl und
Skalenkonstruktion von Juniorprofessor Dr. Martin Schultze, ebenfalls am
Institut für Psychologie der Goethe-Universität, entwickelt wurde. Er basiert
auf der bewährten Ant Colony Otimization, und erlaubt es verschiedene
Qualitätskriterien des Instruments gleichzeitig zu optimieren. „Das ist
extrem gut gelungen“, erläutert Sabine Windmann. „Die Gütekennwerte der Skala
sind beeindruckend und haben klassische Verfahren der Skalenkonstruktion
deutlich übertroffen“.
Interessanterweise
erfasst die Skala noch eine dritte Facette des Altruismus, die in der
verhaltensökonomischen und biologischen Literatur bislang unbekannt ist: die
Moralische Courage, kurz MC. Hier geht es darum, in proaktiver Weise
ethisch-moralische Werte zu vertreten trotz erwartbarer sozialer Bedrohungen,
beispielsweise entgegen einem Macht- oder Autoritätsgefälle. Edward Snowden
oder Greta Thunberg sind hierfür prototypische Beispiele. Diesen Personen geht
es nicht darum, andere Menschen oder Gruppen zu belohnen oder zu bestrafen in
Reaktion auf konkrete soziale Ereignisse oder Beobachtungen. Sondern sie
möchten – grundsätzlich und langfristig – die geltenden Regeln der
Ressourcenverteilung ändern; Windmann spricht von den „Kontingenzen“. Um dies
zu erreichen, nehmen Personen mit Moralischer Courage unkalkulierbare physische
und psychische Gefahren in Kauf einschließlich sozialer Ächtung und
Ostrazismus, also Ausschluss durch die Gruppe. „Hohe MC-Personen sind Change
Agents. Sie drängen nicht auf die Einhaltung, sondern auf die Veränderung
sozialer Normen“, sagt Windmann. Selbsteinschätzungen zu Aussagen wie „Wichtige
Veränderungen für alle versuche ich auch gegen den erklärten Widerstand der
Allgemeinheit durchzusetzen“ oder „Ich hinterfrage offen die Entscheidungen von
Autoritäten oder Vorgesetzten“ bilden diese Neigung ab.
Somit
steht ein Fragebogen zur Verfügung, der drei konzeptuell und empirisch
unterscheidbare Facetten altruistischer Verhaltenstendenzen in wenigen Minuten
erfasst, und der sich – zunächst im deutschen Sprachraum – als Alternative zu
ökonomischen Spielen einsetzen lässt. Dass der Fragebogen aussagekräftig ist,
wurde in ersten Validierungsstudien bestätigt: Die Subskalen weisen die zu
erwartenden Korrelationen auf sowohl mit ökonomischen Spielen als auch mit
etablierten anderen psychologischen Instrumenten.
Als
nächsten Schritt plant die Arbeitsgruppe um Sabine Windmann mit der Psychologie-Doktorandin Lucie Binder analoge
Skalen-Konstruktionen in anderen Ländern, allen voran USA und China. „Das ist
nicht ganz trivial. Wir können nicht einfach die Aussagen des Fragebogens
übersetzen und dann annehmen, dass sie dort dasselbe messen wie hierzulande.“
Weiterhin werden derzeit unterschiedliche Studierenden- und Berufsgruppen
untersucht. Dies überprüft einerseits die mehrdimensionale Konzeption der Skala
und ermöglicht andererseits, deren Vorhersagewert für die Berufseignung zu
ermitteln. „Hohe Bereitschaft zum Hilfeverhalten brauchen wir beispielsweise in
pflegerischen Berufen; hohe Moralische Courage erwarten wir in
Führungspositionen und in künstlerischen Berufen, beispielsweise bei
Satirikern“, erläutert Sabine Windmann. Altruistische Bestrafung werde vor
allem von kohärenten und stark zielgebundenen Gruppen praktiziert wie Militärs
– oder auch in Sekten. „In extremer Ausprägung ist keine der Facetten harmlos
oder alltäglich, aber interessant ist, dass die drei in unterschiedlicher Weise
sozial erwünscht sind und aus diesem Grund differentiell auf die Akteure
rückwirken“. So sei gut belegt, dass sich (moderates) Hilfeverhalten positiv
auswirke auf soziale Beziehungen, subjektives Wohlergehen und sogar die eigene
Gesundheit. Aber wie verhält sich dies mit den beiden konfrontativen
Komponenten? „Diese erzeugen zunächst einmal Konflikt und Stress“, erläutert
die Professorin. „Doch was wäre die Gemeinschaft ohne sie? Die Egoisten könnten
die Hilfsbereiten ausnutzen.“
Aus
diesem Grund tritt Sabine Windmann dafür ein, Altruismus nicht allein mit
Hilfeverhalten gleichzusetzen. Dieses entfalte seine volle gesellschaftliche
Wirkung erst im Verbund mit Altruistischer Bestrafung und Moralischer Courage.
„Nur mit allen dreien gemeinsam sind wir stark.“
Publikation: Sabine Windmann, Lucie Binder, Martin Schultze: Constructing the Facets ofAltruistic Behaviors (FAB) Scale | Social Psychology (hogrefe.com)
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Sabine Windmann
Institut für Psychologie
Goethe-Universität
E-Mail: s.windmann@psych.uni-frankfurt.de
„Scientist of the Year“-Preis 2021 der Goethe-Universität geht an die theoretische Physikerin Hannah Elfner
Die Physikerin Prof. Dr. Hannah Elfner erforscht Prozesse zwischen den allerkleinsten Teilchen des Universums, das sogenannte Quark-Gluon-Plasma. Für ihre herausragende Forschung zu Ereignissen kurz nach dem Urknall wird die Physikerin nun von der Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung als „Scientist of the Year“ 2021 ausgezeichnet.
FRANKFURT.
Maschinenbauingenieurin, Pilotin oder Physikerin? Dass sich Hannah Elfner nach
dem Abitur für das Physikstudium entschieden hat und sie dann bald zielsicher
das Quark-Gluon-Plasma erforschen wollte, ist ein Glücksfall für dieses
Forschungsgebiet. Denn bereits in ihrer preisgekrönten Dissertation wies die
Physikerin daraufhin, dass die Phasenabläufe im Quark-Gluon-Plasma weitaus
komplexer sind als damals angenommen. Für weitere Erkenntnisse über den extrem
kurzen Moment nach dem Urknall erhielt sie neben anderen Preisen 2016 den
renommierten Heinz Maier-Leibnitz-Preis für Nachwuchswissenschaftler.
Zu dieser Zeit erforscht sie schon seit vier Jahren in Frankfurt,
wie sich Schwerionenkollisionen, mit denen experimentelle Physiker Prozesse
nach dem Urknall simulieren und bei denen das Quark-Gluon-Plasma unter extremer
Dichte entsteht, mit mathematischen Modellen beschreiben lassen. Als eine der
jüngsten Physikprofessorinnen in Deutschland berufen, besetzt Elfner eine
Doppelstelle am Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) an der
Goethe-Universität und dem GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung.
Inzwischen lehrt und forscht sie auf einer unbefristeten Professur an der
Goethe-Universität, wo sie unter anderem in das Cluster-Projekt „Elements“
eingebunden ist. Seit wenigen Monaten koordiniert sie zudem Theorieabteilung am
GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung, wo sie zuvor mehrere Jahre lang
eine Nachwuchsforschungsgruppe leitete.
Ein Glücksfall ist Hannah Elfner aber auch für das Team ihrer
Nachwuchswissenschaftler. In der Laudatio zur „Scientist of the
Year“-Auszeichnung beschreiben ehemalige und aktuelle Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter eindrücklich die individuelle Zuwendung, die die Physikprofessorin
jedem einzelnen ihrer Studierenden und Doktoranden zukommen lässt - was unter
anderem ein Grund dafür ist, dass Hannah Elfner nun als „Scientist of the Year“
ausgezeichnet wird. Universitätspräsident Enrico Schleiff sagt: „Frau Elfner
ist eine exzellente junge Wissenschaftlerin, die sich sehr für ihr Fach und ihr
Team einsetzt und mit ihrer Expertise ideal zu unseren Forschungsschwerpunkten
beiträgt. Dass dieses Engagement von der Kassel-Stiftung gewertschätzt und
unterstützt wird, freut mich natürlich ganz besonders.“ Den Preis „Scientist
oft the Year“ vergibt die Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung alle zwei Jahre an
Forschende, die sich ergänzend zur eigenen herausragenden wissenschaftlichen
Arbeit auch um die Nachwuchsförderung verdient machen; ein Teil des Preisgeldes
in Höhe von 25.000 Euro soll deshalb auch in die Förderung des
wissenschaftlichen Nachwuchses fließen. Die für Anfang Dezember geplante
feierliche Übergabe des Preises wurde pandemiebedingt nun auf das Frühjahr
verschoben.
Sehr viel Spaß mache ihr die Arbeit mit den Studierenden, betont
die Physikerin. Ein weiteres Motiv für ihr großes Engagement für den Nachwuchs:
Sie möchte Studierende für ihr Fachgebiet zwischen theoretischer
Grundlagenforschung und Experimentalphysik interessieren. In ihrer
Arbeitsgruppe werden realistische dynamische Beschreibungen für Kollisionen von
Atomkernen von Gold oder Blei unter Quasi-Lichtgeschwindigkeit entwickelt, die
mit Teilchenbeschleunigern wie am CERN ausgelöst werden. 2025 soll der Bau des
neuen internationalen Beschleunigerzentrums FAIR bei GSI in Darmstadt
abgeschlossen sein. Von den Experimenten, die dort stattfinden sollen, erwarten
Hannah Elfner und ihr Team genau auf ihre Fragestellungen passende Daten.
Von ihrem zweijährigen Aufenthalt an der US-amerikanischen
Duke-University hat die Physikerin das Wissen mitgebracht, wie sie die
mathematischen Berechnungen der Atomkernkollisionen in hoher Qualität
visualisieren kann: eben jenen extrem kurzen Moment, bei dem die Protonen und
Neutronen des Atomkerns zu kleineren Teilen, den Quarks, zerfallen und diese
getrennt von den Gluonen auftreten, mit denen sie sonst „zusammenkleben“. Die
faszinierenden Bewegungsbilder des Quark-Gluon-Plasmas dienen den Wissenschaftlern
auch als Kontrolle für ihre Berechnungen: Mathematische Fehler werden sofort
sichtbar. Die ästhetisch beeindruckenden Visualisierungen, die die extrem
kurzen Prozesse bei einer Temperatur von einer Billion Grad darstellen, können
aber auch Laien eine Ahnung vom „Big Bang“, dem Urknall, vermitteln.
Hannah Elfner hat die Bilder deshalb immer im Gepäck, wenn sie
außerhalb der Universität – bei Vorträgen in Volkshochschulen oder
Schülerprojekten beispielsweise – über ihr Forschungsgebiet berichtet. Bei
solchen bürgernahen Terminen sagt immer gern zu. Denn
Wissenschaftskommunikation ist ihr wichtig. Und außerdem, sagt sie, solle man
ruhig sehen, „dass auch Frauen Physikprofessoren sein können.“
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/109806472
Bildtext: Die Physikerin Prof. Dr. Hannah Elfner erforscht Prozesse zwischen
den allerkleinsten Teilchen des Universums (Foto: Uwe
Dettmar/Goethe-Universität)
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Hannah Elfner (geb. Petersen)
Head of Department Hot and Dense QCD Matter
Coordinator of Theory Pillar
GSI, KBW, room 2.14
phone: +49 6159 71 3068
email: h.elfner@gsi.de
Professor for Theoretical Physics
Goethe University
GSC, room 3|29
phone: +49 69 798 47652
email:
elfner@itp.uni-frankfurt.de
Maria Roser Valentí wird Sprecherin der Forschungsgruppe QUAST – 4,6 Millionen Euro Förderung für vier Jahre
Wie sich die Eigenschaften neuer Materialien besser vorhersagen lassen, wird die neue Forschungsgruppe um Professorin Maria Roser Valentí von Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität im Verbund mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erkunden. Die Forschungsgruppe „QUAST“ wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gemeinsam mit dem österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) und dem Schweizerischen Nationalfonds (SFN) im Rahmen der D-A-CH-Zusammenarbeit gefördert. Die Fördersumme von 4,6 Millionen Euro enthält eine 22-prozentige Programmpauschale für indirekte Kosten aus den Projekten.
FRANKFURT. Der
Präsident der Goethe-Universität, Prof. Enrico Schleiff, gratulierte der neuen
Forschungsgruppe zum positiven Förderentscheid: „Dies ermöglicht unseren
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, im internationalen Verbund einer der
zentralen Fragen der Festkörperphysik nachzugehen, der Vielteilchentheorie. Maria
Roser Valentí ist zweifellos eine hervorragende Wahl als Sprecherin, nicht
zuletzt da sie bereits unserem Transregio-Sonderforschungsbereich 288 zum
verwandten Feld der Quantenmaterialien vorsteht. Ich freue mich auf spannende
Erkenntnisse aus der neuen Forschungsgruppe.“
Die neue Forschungsgruppe „Qualitative räumlich-zeitliche
Modellierung von Materie mit elektronischen Korrelationen (QUAST)“ beschäftigt
sich mit der Entwicklung der sogenannten Vielteilchentheorie, um zuverlässige
quantitative Vorhersagen topologischer und dynamischer Quantenphänomene in
Festkörpern zu erreichen. Die Eigenschaften vieler neuartiger
Quantenmaterialien, wie die vor kurzem entdeckt Weyl-Kondo-Semimetalle,
basieren auf räumlich-zeitlichen elektronischen Korrelationen, deren
Vielteilchen-Natur schwer mathematisch zu beschreiben ist. QUAST will diese
Herausforderung durch koordinierte theoretische Methodenentwicklungen und
konzertierte Experimente angehen.
QUAST-Sprecherin Prof. Roser Valentí sagt: „Unser zentrales Ziel in
QUAST ist die Entwicklung einer Theorie der elektronischen Struktur
kondensierter Materie, die die Phänomene in Materialien wie den Weyl-Kondo
Halbmetallen erklären kann. Langfristig wollen wir eine übergreifende
Computer-basierte Plattform entwickeln, um Quantenmaterialien mit solchen
Eigenschaften zuverlässig modellieren und designen zu können.“
QUAST-Website:
https://for5249.org
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Maria Roser Valentí
Institut für Theoretische Physik
Goethe-Universität
Frankfurt
Tel.
+49 69 798 47816
valenti@itp.uni-frankfurt.de
https://itp.uni-frankfurt.de/~valenti/
Das Interesse an dem Fach Koreastudien nimmt seit Jahren rasant zu. Ein Grund: die Popularität der koreanischen Pop- und Filmkultur. Mehr über das „Kleine Fach“ an der Goethe-Universität im neuen UniReport
FRANKFURT.
Klein, aber oho: Das Fach Koreastudien zählt zwar zu den sogenannten „Kleinen
Fächern“ an der Goethe-Universität, aber die Zahl der Studierenden ist in den
vergangenen zehn Jahren immerhin von 20 auf 400 Studierende gewachsen. Auch
wenn viele Studierende in den letzten Jahren den Weg zum Fach über Koreas
aktuelle Popmusik, Mode und Film gefunden haben, so erschöpft sich die
Themenvielfalt natürlich bei weitem nicht darin: Geschichte, Wirtschaft,
Politik, Geographie und Religionen des Landes gilt es im Studium zu
erschließen. Interdisziplinarität wird großgeschrieben:
Geschichtswissenschaften, Migrationsforschung, Kulturwissenschaft und
Frauenforschung liefern die Theorien- und Methodenvielfalt. Auch international
ist das Fach gut aufgestellt, insgesamt sechs koreanische Partneruniversitäten
kooperieren mit der Goethe-Universität. Zudem ist in Frankfurt das Umfeld sehr
günstig, lebt hier doch die mit Abstand größte Anzahl von Auslandskoreaner in
Europa; ebenso haben sich hier viele koreanische Firmen angesiedelt.
Ein
ganz besonderer Fall von koreanischer Popkultur erregt gerade in Deutschland die
Gemüter: Die Netflix-Serie „Squid Game“ sorgt für Debatten vor allem unter Pädagogen
und Medienforschern. In der Serie treten hoch verschuldete Menschen in einem
Wettbewerb gegeneinander an; wer verliert, zahlt mit seinem Leben. Die äußerst
gewalttätige Darstellung eines zynischen Spiels übt anscheinend eine große
Faszination vor allem auf junge Zuschauer aus. Prof. Katajun Lindenberg, Professorin
für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie an der Goethe-Universität, erklärt
im Gespräch mit dem UniReport, warum der Serienhit für Kinder und Jugendliche
nicht geeignet ist.
Weitere Themen im aktuellen UniReport:
Der UniReport 6/2021 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/109719953.pdf
Große internationale Tagung über Dokumentarfilm und Medien „Visible Evidence“ der Goethe-Universität vom 14. bis 18. Dezember/ Veranstaltungen teilweise auch im Hybrid-Format zugänglich
Wie reagiert der Dokumentarfilm auf die aktuelle Krise der Demokratie? Mit diesem Thema setzen sich vom 14. bis zum 18. Dezember mehr als 300 internationale Wissenschaftler:innen, Filmemacher:innen und Künstler:innen auseinander. Die Veranstaltung „Visible Evidence“ findet als Hybridveranstaltung im Künstlerhaus Mousonturm und dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum statt.
FRANKFURT. Durch
die Geschichte des Dokumentarfilms zieht sich der Begriff der Krise wie ein
roter Faden: Schon die ersten Dokumentarfilmemacher:innen in den 1920er und
1930er Jahren reagierten mit ihren Filmen auf kritische Zustände in ihrem Land.
Wie geht der Dokumentarfilm heute damit um: mit den Folgen der Globalisierung,
dem Klimawandel und der Migration, mit der Gesundheitskrise und der
Transformation der Wirtschaft? Prägt er unsere Wahrnehmung und wenn ja, wie?
Kann er theoretisch und praktisch dazu beitragen, notwendige Räume und
Denkweisen für eine lebendige Demokratie zu verteidigen? Braucht er dazu neue
politische, soziale und formale Möglichkeiten?
Um diese Fragen geht es in der fünftägigen internationalen
Konferenz mit Diskussionen, Screenings, Workshops und Vorträgen, die das
Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft (TFM) der
Goethe-Universität Frankfurt in Zusammenarbeit mit der Forschungsinitiative
ConTrust, dem Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ und dem Künstlerhaus
Mousonturm und dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum vom 14. bis
zum 18. Dezember ausrichtet. Die Veranstalter haben die Tagung im Hybrid-Format
auch als öffentliche Veranstaltung konzipiert, da sie Dokumentargeschichte als
ein Instrument der öffentlichen Meinung verstehen.
Der Blickwinkel der Vorträge ist so weit wie das Feld der mehr als
300 angekündigten Teilnehmer:innen aus Europa, Asien, den USA und Südamerika:
Das audiovisuelle Erbe Afrikas und die Kolonisierung gehören ebenso zu den
Themen wie Spuren von Traumata in Kolonialarchiven, der Arbeiterfilm,
Umwelterzählungen im Dokumentarfilm aus Osteuropa und Amateurfilme von Jugendlichen
aus den US-amerikanischen Inner-Cities der 1960er Jahre. Die internationale
Ausrichtung ist seit der Gründung von „Visible Evidence“ vor 28 Jahren
Programm: „Visible Evidence“ ist ein Netzwerk von Künstler:innen,
Kurator:innen, Filmemacher:innen und Wissenschaftler:innen aus über dreißig
Ländern, die sich mit aktuellen Fragen des Dokumentarfilms auseinandersetzen
und zur nicht-fiktionalen Medienkultur selbst wichtige Beiträge leisten. Seit
1993 findet „Visible Evidence“ jedes Jahr an einem anderen Ort statt,
mittlerweile auch jedes Jahr auf einem anderen Kontinent. Nach Montreal, Sao
Paulo, Buenos Aires, Stockholm, Los Angeles und Bochum ist „Visible Evidence
XVII“ in Frankfurt die zweite deutsche Ausgabe der Tagung. Insgesamt wurde
„Visible Evidence“ bereits 26 Mal veranstaltet.
Die Konferenz ist als hybride Veranstaltung (unter 2G-Bedingungen)
geplant. Alle Veranstaltungen haben einen Zoom-Raum bzw. sind per Livestream zu
besuchen, und die meisten Veranstaltungen werden aufgezeichnet.
Zu den Förderern der 27. „Visible Evidence“-Konferenz gehört die
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), das Graduiertenkolleg „Configurations of
Film“, der Forschungsverbund „Normative Orders“, das Clusterprojekt „ConTrust“,
die Freunde und Förderer der Goethe-Universität, das Goethe-Institut, das
Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften, die Hessische Film- und
Medienakademie, die Johanna Quandt-Universitäts-Stiftung und die Stadt
Frankfurt.
Das umfangreiche Programm und weitere Informationen sind zu finden
unter: https://2021.visibleevidence.org/
Anmeldung unter: https://www.conftool.com/visible-evidence-2021/
Bild: https://www.uni-frankfurt.de/109725190
Bildtext: Amateurfilme von Jugendlichen aus den US-amerikanischen
Inner-Cities der 1960er Jahre ist eines der vielen Themen der internationalen
Tagung “Visible Evidence“ der Goethe-Universität (Foto © Sol Worth - A Slice of
Live | Presbyterian Historical Society, Philadelphia)
Als Mitwirkende am bundesweiten Festjahr positioniert sich die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus.
FRANKFURT. Ab 11. Dezember wird die Fassade der Universitätsbibliothek an der Bockenheimer Landstraße mit einer auffälligen bunten Fahne geschmückt sein. Auf den Tag genau wird es dann 1700 Jahre her sein, dass Kaiser Konstantin den Juden in der Stadt Köln das Recht erteilte, in den Stadtrat gewählt zu werden – der erste urkundliche Beleg für jüdisches Leben auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Aus diesem Anlass unterstützt der unter anderem vom Bundesministerium des Innern getragene Verein „321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.“ in diesem Jahr mehr als 1500 Projekte im ganzen Bundesgebiet. Mit dabei: Die Universitätsbibliothek Frankfurt, zu deren Beständen eine der europaweit bedeutendsten Sammlungen jüdischer Schriften gehört. Anlässlich des Festjahres bieten nun eine Website und eine Ausstellung unter dem Motto „17 Motive jüdischen Lebens“ Einblick in diese faszinierende Welt jüdischer Schriftkultur.
Ausstellung
„17 Motive jüdischen Lebens“
4.
November - 23. Dezember und 10. Januar - 27. Februar 2022,
im
Schopenhauer-Studio der Universitätsbibliothek,
Bockenheimer
Landstraße 134-138, 60325 Frankfurt am Main.
Geöffnet
dienstags bis sonntags, 13-18 Uhr.
Am 4. November wurde die Ausstellung, die auch unter studentischer Mitwirkung
entstand, im Beisein der Generalsekretärin des Vereins, Sylvia Löhrmann
(Staatsministerin a. D.), sowie dem Präsidenten der Goethe-Universität, Prof.
Enrico Schleiff, eröffnet. Gezeigt werden nicht nur kostbare Handschriften und
Drucke, die teilweise mehrere hundert Jahre alt sind: Auch vielfältige jüdische
Stimmen der Gegenwart finden ihren Platz. An Mitmachstationen können die
Besuchenden selbst aktiv werden. Das Schopenhauer-Studio der
Universitätsbibliothek an der Bockenheimer Warte bietet dazu eine moderne und
großzügige Ausstellungsfläche.
Alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich mit einem Selfie
vor einer der Fahnen an oder in der UB an der Social Media Kampagne des Vereins
zu beteiligen und damit auch persönlich ein Zeichen für gesellschaftliche
Vielfalt zu setzen (#2021JLID). Die Ausstellung „17 Motive jüdischen Lebens“
kann dienstags bis sonntags von 13:00 bis 18:00 Uhr unter Beachtung der
gültigen Corona-Verordnung besucht werden. Informationen zu öffentlichen
Führungen finden sich auf https://17motive.uni-frankfurt.de/ausstellung/
Projekt-Website: https://17motive.uni-frankfurt.de; Instagram:
frankfurter_dinge, #17motive
Festjahr: https://2021jlid.de/
Presse-Besichtigung: Mit Terminvereinbarung jederzeit möglich
Bildmaterial für die Presse ist hier zum Download abgelegt: https://www.ub.uni-frankfurt.de/ausstellung/17motive_bilder.html
Information: Dr. Kerstin von der Krone, Sammlungsleitung Judaica und
Hebraica, und Johanna Weiler, Projekt 17 Motive, Universitätsbibliothek J. C.
Senckenberg. Tel: +49 (69) 798 39665, E-Mail: 17motive@ub.uni-frankfurt.de
Kontakt für Pressefragen allgemein:
Bernhard Wirth, Stabsabteilungen Personalentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit
der Bibliothek, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de
Vom Maschinenlernen zum Maschinenlehren: VolkswagenStiftung fördert gemeinsame Forschung aus Ökonomie, Psychologie, Recht, Medizin, Informatik und Bildungsforschung
Mit knapp 10 Millionen Euro Förderung regt die VolkswagenStiftung
zu Forschungsprojekten an, die ergründen, wie sich Künstliche Intelligenz auf
die Gesellschaft auswirken wird. Die Goethe-Universität Frankfurt (GU) war mit
einem Antrag erfolgreich, der die Entwicklungen im Bereich Mensch-Maschine-Interaktion
in der Bildung in den Blick nimmt.
FRANKFURT. „From
Machine Learning to Machine Teaching (ML2MT) – Making Machines AND Humans
Smarter“ – so lautet der Titel des Projekts, das der Wirtschaftswissenschaftler
Prof. Oliver Hinz in einem interdisziplinären Projekt gemeinsam mit Kolleginnen
und Kollegen verschiedener Fächern beantragt hat. Der Erfolg von lernenden
Maschinen wie im Paradebeispiel des Brettspiels Go (in der Computerversion
„AlphaGo Zero“) hat die Wissenschaftler inspiriert. Ihr Projekt zielt auf ein
besseres Verständnis dessen ab, wie Menschen und Maschinen in kollaborativen
Mensch-KI-Systemen in symbiotischer Interaktion miteinander neues Wissen
erschließen können. Zu diesem Zweck erforscht das Konsortium die analytischen
und technischen Grundlagen, die für den erfolgreichen Transfer neuen Wissens
von intelligenten Maschinen auf Menschen und umgekehrt verantwortlich sind.
Untersucht wird dies mittels hybrider Mensch-Maschine-Systeme in Fallstudien
aus der medizinischen Diagnostik, der wirtschaftlichen Entscheidungsfindung und
der Finanzmarktprognose. Das Team will verallgemeinerbare sozio-technologische
und psychologische Erkenntnisse ableiten und Empfehlungen geben, um die
Interaktion zwischen Mensch und Maschine weiter zu verbessern.
Am Projekt wirken im Einzelnen mit: Prof. Oliver Hinz (Wirtschaftswissenschaften,
GU (Leitung)), Prof. Yee Lee Shing (Entwicklungspsychologie, GU), Prof. Loriana
Pelizzon (Wirtschaftswissenschaften, GU) und Prof. Tobias Tröger
(Rechtswissenschaft, GU, beide außerdem am Leibniz-Institut für
Finanzmarktforschung SAFE, Frankfurt), Prof. Gernot Rohde (Universitätsklinikum
Frankfurt/Main und GU), Prof. Kristian Kersting (Informatik, TU Darmstadt),
Prof. Hendrik Drachsler (Informatik, GU, und DIPF | Leibniz-Institut für
Bildungsforschung und Bildungsinformation, Standort Frankfurt/Main).
Die VolkswagenStiftung fördert sieben Projektkonsortien aus den
Gesellschafts- und Technikwissenschaften mit insgesamt 9,8 Mio. Euro. Mit ihrer
Initiative „Künstliche Intelligenz“ will sie die fach- und länderübergreifende
Forschung zur verantwortungsvollen Weiterentwicklung von KI-Systemen fördern.
„Die neu bewilligten Projekte fokussieren auf Bereiche, in denen KI-Systeme
bereits eingesetzt oder zeitnah zum Einsatz kommen werden, etwa in der
medizinischen Diagnostik oder präventiven Ferntherapie, aber auch in
Finanzmarktprognosen, bei der wissenschaftlichen Bildverarbeitung oder im
Journalismus“, sagt Dr. Henrike Hartmann, Abteilungsleiterin Förderung. „Die
Forschenden denken einen Schritt weiter, antizipieren die Auswirkung der KI auf
die Gesellschaft und wie man diese positiv gestalten könnte.“
Alle ausgewählten Vorhaben sind auf drei bis vier Jahre angelegt und erhalten jeweils rund 1,5 Mio. Euro Förderung. Die Initiative „Künstliche Intelligenz ‒ Ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft von morgen“ läuft seit 2017, bis heute wurden insgesamt 33,9 Mio. EUR bewilligt. 2022 wird die Initiative inhaltlich weiterentwickelt.
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Oliver Hinz
Professur
für BWL, insb. Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement
Fachbereich
02 Wirtschaftswissenschaften
069/798-34675
ohinz@wiwi.uni-frankfurt.de
Weitere
Informationen zu der Initiative „Künstliche Intelligenz ‒ Ihre Auswirkungen auf die
Gesellschaft von morgen“ der VolkswagenStiftung finden Sie unter https://www.volkswagenstiftung.de/kuenstliche-intelligenz
Dritter Durchgang der bundesweiten Studie „JuCo. Junge Menschen in der Pandemie“: Menschen zwischen 15 und 30 Jahren sind aufgerufen, sich zu beteiligen.
FRANKFURT. Über 12.000 Menschen haben sich bisher an den bundesweiten Studien JuCo I und II der Universitäten Frankfurt und Hildesheim beteiligt, um von ihren Erfahrungen und Perspektiven während der Corona-Pandemie zu berichten. Nun startet der Forschungsverbund die dritte Erhebung JuCo III. Im Fokus stehen die Veränderungen des Lebens Jugendlicher und junger Erwachsener nach nunmehr anderthalb Jahren im Corona-Modus. Das ist eine lange Zeit für junge Menschen.
Die Online-Befragung JuCo III richtet sich an junge Menschen ab 15
Jahren. Es geht darum, mehr über den Lebensalltag, die Herausforderungen und
Perspektiven der jungen Menschen zu erfahren. „Jugendliche wollen gehört
werden. Das haben bereits JuCo I und II deutlich gezeigt.“, so Severine Thomas
aus dem Forschungsteam, Mitarbeiterin an der Universität Hildesheim. Johanna
Wilmes von der Universität Frankfurt ergänzt: „Durch die ersten Befragungen
konnten wir viel bewegen und die Aufmerksamkeit auf die Jugend lenken. Von
einer erneuten großen Teilnahme an der dritten Studie erhoffen wir uns
Erkenntnisse darüber, wie junge Menschen ihre Situation aktuell wahrnehmen und
wie sie ihre Mitbestimmungs- und Gestaltungsmöglichkeiten einschätzen.“ Die
Studie JuCo III bietet Jugendlichen eine Möglichkeit, ihre Anliegen zum
Ausdruck zu bringen.
Deutschlandweit sind junge Menschen ab 15 Jahren eingeladen, an
der Umfrage teilzunehmen. Dazu Tanja Rusack: „Wir wollen möglichst viele junge
Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen erreichen. Der Fragebogen ist deshalb
erneut in einfacher Sprache formuliert“. Der Fragebogen ist unter https://www.soscisurvey.de/JuCo_III/
erreichbar, die Teilnahme dauert ca. 20 Minuten. Unter den Teilnehmer*innen
werden 20 Gutscheine im Wert von je 20 Euro verlost.
Der Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der
Corona-Zeit“ setzt sich zusammen aus dem Institut für Sozial- und
Organisationspädagogik an der Stiftung Universität Hildesheim und dem Institut
für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung an der Universität Frankfurt.
Entstanden sind darin bisher die bundesweite Studie JuCo I und II zu den
Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen
sowie die bundesweite Studie KiCo zu den Erfahrungen und Perspektiven von
Eltern und ihren Kindern während der Corona-Maßnahmen. Aktuell gehören zum Team
Sabine Andresen, Anna Lips, Ann-Kristin Placzek, Tanja Rusack, Wolfgang
Schröer, Severine Thomas, Johanna Wilmes.
Weitere Informationen und bisherige Veröffentlichungen unter: https://t1p.de/studien-corona
Forschungsverbund „Individualisierte Leistungsentwicklung im Sport“ der Universitäten Gießen und Frankfurt sowie der Deutschen Sporthochschule Köln geht an den Start – Bundesinstitut für Sportwissenschaft fördert zunächst bis 2025
Wie Sportlerinnen und Sportler im Hochleistungsbereich noch besser
individuell gefördert werden können, dazu forscht jetzt ein Forschungsverbund,
an dem die Universitäten Gießen und Frankfurt sowie die Deutsche
Sporthochschule Köln beteiligt sind. Die Goethe-Universität übernimmt in dem
vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft geförderten Projekt sowohl bewegungs-
und trainingswissenschaftliche Anteile als auch das Datenmanagement des gesamten
multidisziplinären Projekts.
FRANKFURT. Wer im
Spitzensport Erfolg haben will, muss konsequent und hart trainieren, mental
bestens auf Wettkampfsituationen vorbereitet sein, Techniken beherrschen, auf
die eigene Gesundheit achten und sich selbst sehr genau kennen. Das Training im
Spitzensport muss daher stärker denn je auf die individuellen Aspekte der
Athletinnen und Athleten zugeschnitten sein, um deren Leistungen in den
unterschiedlichen Sportarten zu optimieren. Eine solche Individualisierung
spielt eine wichtige Rolle bei der Leistungsdiagnostik, der Trainingsgestaltung
und der Regeneration; sie bezieht psychische Faktoren, Ernährung und
Unterstützungsleistungen mit ein. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der
Justus-Liebig- Universität Gießen, der Goethe-Universität Frankfurt und der
Deutschen Sporthochschule Köln haben sich jetzt im Forschungsverbund
„Individualisierte Leistungsentwicklung im Sport“ zusammengefunden, um den
deutschen Spitzensport in den kommenden Jahren wissenschaftlich zu begleiten.
Das Konsortium wird das Thema aus unterschiedlichen fachlichen
Perspektiven betrachten, um die Individualität der Leistungsentwicklung besser
zu verstehen und zu erklären. Diagnostikinventare zur Erfassung
leistungsbestimmender Einfluss- und Bedingungsfaktoren sowie individualisierte
Trainingsstrategien werden entwickelt. Die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler werden dabei eng mit Trainerinnen und Trainern sowie
Athletinnen und Athleten zusammenarbeiten. Das Bundesinstitut für
Sportwissenschaft fördert das Projekt zunächst für vier Jahre mit insgesamt
zwei Millionen Euro.
An dem Forschungsverbund sind seitens des Instituts für
Sportwissenschaft der JLU Prof. Dr. Karsten Krüger, Sporttherapie und
Leistungsphysiologie (Sprecher des Konsortiums), und Prof. Dr. Michael Mutz,
Sozialwissenschaften des Sports, beteiligt. Dem Konsortium gehören zudem zwei
Professorinnen der Goethe-Universität Frankfurt an: Prof. Dr. Karen Zentgraf,
Bewegungs- und Trainingswissenschaft, und Prof. Dr. Lena Wiese, Informatik. Von
der Deutschen Sporthochschule Köln ist der Sportpsychologe Prof. Dr. Dr. Markus
Raab beteiligt.
Zudem sind zahlreiche Sportverbände und Praxispartner mittels
einer Kooperationsvereinbarung in das Projekt eingebunden, darunter der
Deutsche Volleyball-Verband (DVV), der Deutsche Turner-Bund (DTB), der Deutsche
Eishockey-Bund (DEB), der Deutsche Basketball-Bund (DBB), der Bob und
Schlittenverband für Deutschland (BSD) und der Deutsche Verband für Modernen
Fünfkampf (DVMF) sowie sieben Olympiastützpunkte: Bayern, Berlin, Brandenburg,
Rhein-Neckar, Hessen, Niedersachsen, Stuttgart.
Arbeitsgruppen im Konsortium „Individualisierte
Leistungsentwicklung im Spitzensport“
Die Arbeitsgruppe Sporttherapie und Leistungsphysiologie um Prof.
Dr. Karsten Krüger, Justus-Liebig-Universität Gießen, untersucht die
genetischen Voraussetzungen für ein effektives Training sowie zahlreiche
molekulare Marker im Blut, welche die Substratversorgung und den
physiologischen Stresszustand der Athletinnen und Athleten nachweisen. Ein
Fokus liegt dabei auf der Berücksichtigung von Zyklusphasen in der
Trainingsplanung von Athletinnen. Auch die Mikrobiota stehen im Fokus der
Untersuchungen, da aktuelle Studien einen Zusammenhang zwischen Darmgesundheit
und Leistungsentwicklung belegen.
Die Arbeitsgruppe Sozialwissenschaften des Sports um Prof. Dr.
Michael Mutz, JLU, bezieht leistungsrelevante Umweltbedingungen sowie
karriererelevante Entscheidungen der Athletinnen und Athleten mit ein. Dazu
gehören zum Beispiel die Zusammensetzung von Mannschaften und Trainingsgruppen,
soziale Unterstützungsleistungen im sportlichen und persönlichen Umfeld,
finanzielle Anreizstrukturen, aber auch individuelle Entscheidungen für oder
gegen eine „duale Karriere“, etwa für oder gegen den Beginn eines Studiums
neben dem Leistungssport. Diese Rahmenbedingungen können unmittelbar auf
Trainings- und Wettkampfleistungen abfärben, haben aber auch Einfluss auf
psychologische Komponenten wie zum Beispiel Leistungsmotivation oder
Stresserleben.
Die Arbeitsgruppe Bewegungs- und Trainingswissenschaft um Prof.
Dr. Karen Zentgraf, Goethe-Universität Frankfurt nimmt vor allem die trainings-
und bewegungswissenschaftliche Individualdiagnostik in den Blick, die bisher
für die Trainingssteuerung noch eine eher untergeordnete Rolle spielte.
Beispielhaft dafür sind diagnostische Verfahren zu sogenannten
Doppeltätigkeitskosten – wenn Entscheidungen in komplexen Spielsituationen
unter hoher Belastung getroffen werden –, auf die Sportart spezifisch
ausgelegte Leistungstests sowie die individuelle Trainingssteuerung im
Zusammenhang mit Schnellkraftleistungen oder Hormonschwankungen.
Es ist ein breit aufgestelltes Datenmanagementsystem geplant, zu
dem Prof. Dr. Lena Wiese, Goethe-Universität Frankfurt, die Informatikexpertise
beisteuert. Um die komplexen, disziplinspezifischen Diagnostiken sowie die
Trainings- und Wettkampfdaten der Fachverbände zusammenzuführen und
auszuwerten, ist die Entwicklung eines integrierten Datenbanksystems
vorgesehen. Neben den wissenschaftlichen Analysen werden die Daten unter
Einbeziehung von Erfahrungen der Trainerinnen und Trainer betrachtet, um für
einzelne Athletinnen und Athleten individuelle Maßnahmen abzuleiten, um die
Trainingsarbeit zu optimieren und die Rahmenbedingungen zu verbessern.
Für die Untersuchung und Bedeutung der im Spitzensport relevanten
psychischen Aspekte wird schließlich die Arbeitsgruppe Sportpsychologie um
Prof. Dr. Dr. Markus Raab, Deutsche Sporthochschule Köln, im Forschungsteam mit
Dr. Laura Bröker, Dr. Babett Lobinger, Dr. Lisa Musculus ihre Expertise
einbringen. Die Gruppe nimmt unter anderem interindividuelle Unterschiede
psychischer Verhaltensvoraussetzungen in den Blick, um Leistungsentwicklungen
und hohe Trainingsantworten besser vorhersagen zu können.
Weitere Informationen
Goethe-Universität
Frankfurt/Main
Prof.
Dr. Karen Zentgraf
Institut
für Sportwissenschaften, Bewegungs- und Trainingswissenschaft
Telefon:
069 798-24524
E-Mail:
Zentgraf@sport.uni-frankfurt.de
Prof.
Dr. Lena Wiese
Institut
für Informatik
Telefon:
069 798-28212
E-Mail:
lwiese@cs.uni-frankfurt.de
Justus-Liebig-Universität Gießen
Prof.
Dr. Karsten Krüger
Institut
für Sportwissenschaft
Telefon:
0641 / 99-25210
E-Mail:
Karsten.Krueger@sport.uni-giessen.de
Prof.
Dr. Michael Mutz
Geschäftsführender
Direktor des Instituts für Sportwissenschaft
Telefon:
0641 99-25203
E-Mail:
michael.mutz@sport.uni-giessen.de
Deutsche Sporthochschule Köln
Prof.
Dr. Dr. Markus Raab
Psychologisches
Institut, Sportpsychologe
Telefon:
0221 4982-5491
E-Mail:
raab@dshs-koeln.de
Bundesinstitut
für Sportwissenschaft: https://www.bisp.de
Verarbeitung von geschriebener und gesprochener Sprache liegen nah beieinander
Beim Lesen bewegt sich der Blick in einem bestimmten Muster über den Text. Dieses Muster ähnelt in überraschendem Maß der Rhythmik gesprochener Sprache, wie ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter Beteiligung der Goethe-Universität herausgefunden hat. Die Ergebnisse ihrer Forschung erscheinen heute in der Fachzeitschrift „Nature Human Behavior“.
FRANKFURT. Wenn
wir lesen, lassen wir unseren Blick über einen Text wandern. Die Bewegungen der
Augen folgen dabei einer charakteristischen zeitlichen Rhythmik. Ein
internationales Team von Forscherinnen und Forschern mit starker Beteiligung
der Goethe-Universität hat in Blickbewegungsexperimenten und einer Metastudie
mit 14 verschiedenen Sprachen herausgefunden, dass diese zeitliche Struktur des
Lesens nahezu identisch ist mit der dominanten Rhythmik der gesprochenen
Sprache. Daraus lasse sich schließen, dass sich die Verarbeitung von
geschriebener und gesprochener Sprache in einem größeren Maße ähneln als bisher
angenommen. Die Ergebnisse der Forschungen erscheinen in der Fachzeitschrift
„Nature Human Behavior“. Weitere beteiligte Forschungseinrichtungen waren die
Universität Wien, das Ernst Strüngmann Institut Frankfurt, die New York
University, das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik Frankfurt und die
Universität Salzburg.
Sprachen und Schriftsysteme sind zentrale Elemente menschlicher
Kommunikation. Schriftsysteme ermöglichen uns seit Jahrtausenden, Information
nicht nur von Angesicht zu Angesicht zu teilen, sondern sie auch materiell zu
speichern und dauerhaft verfügbar zu machen. „Das Lesen ist eine der
faszinierendsten kulturellen Errungenschaften des Menschen“, sagt Erstautor Dr.
Benjamin Gagl, bis vor kurzem wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für
Psychologie der Goethe-Universität. „Die gesprochene Sprache beeinflusst auch
das Lesen. Bis jetzt ist aber wenig über die gemeinsamen zugrundeliegenden
Mechanismen von Lesen und gesprochener Sprache bekannt“, erklärt Gagl, der von
Haus aus Psychologe ist.
Diese Mechanismen hat Gagl gemeinsam mit einem internationalen
Team unter Leitung von Prof. Christian Fiebach untersucht, indem er die
zeitlichen Strukturen des Lesens mit denen der gesprochenen Sprache verglich.
Dabei zeigte sich, dass die rhythmischen Abläufe der Augenbewegungen beim Lesen
und die dominante Rhythmik im Sprachsignal nahezu identisch sind. Diese
Erkenntnis wirft ein neues Licht auf die Schnittstelle zwischen geschriebener
und gesprochener Sprache.
Für ihre Studie übertrug das Team Methoden der Frequenzanalyse, die
in der Untersuchung des lautlichen Sprachsignals schon breite Verwendung
finden, auf die Untersuchung von Augenbewegungen. Diese Vorgehensweise wurde in
zwei Studien an der Goethe-Universität Frankfurt und einer Studie an der
Universität Salzburg angewandt. Neben einer vergleichbaren Rhythmik von Lesen
und Sprechen zeigte sich bei weniger leseerfahrenen Personen eine direkte
zeitliche Kopplung der Lese- und Sprachprozesse. Geübtere Leserinnen und Leser
hingegen lasen schneller und konnten zwischen zwei Augenbewegungen mehr
Information aus dem Text entnehmen. Zusätzlich erfassten die Autorinnen und
Autoren in einer Metastudie alle in Fachzeitschriften erschienenen
Blickbewegungsstudien des Lesens aus den Jahren 2006 bis 2016 und schätzten für
diese die zeitliche Rhythmik des Lesens für 14 Sprachen und mehrere
Schriftsysteme. Dabei zeigte sich, dass der Leserhythmus bei zeichenbasierten
Schriftsystemen (wie etwa im Chinesischen) langsamer ist, was mit den höheren
Anforderungen an die visuelle Analyse der komplexeren Schriftzeichen erklärt
werden kann.
„Die Ergebnisse zeigen Zusammenhänge zwischen gesprochener und
geschriebener Sprache auf eine neuartige und bisher noch nicht bekannte Art und
Weise“, so Christian Fiebach. „Die Sprachverarbeitungssysteme des menschlichen
Gehirns haben sich im Verlauf der Evolution auf die zeitlichen Abläufe der
gesprochenen Sprache spezialisiert. Wir gehen aufgrund der aktuellen Ergebnisse
davon aus, dass diese Sprachsysteme beim Lesen als eine Art ‚Taktgeber' für die
Augen dienen, damit diese die gelesenen Informationen in einem optimalen
zeitlichen Rhythmus an das Gehirn senden und so die weitere Analyse
erleichtern. Diese Hypothese kann nun mit dem hier vorgestellten methodischen
Ansatz vertieft untersucht werden.“
Publikation: Gagl, B., Gregorova, K., Golch, J., Hawelka, S., Sassenhagen, J., Tavano, A., Poeppel, D. & Fiebach, C. J. (accepted). Eye movements during text reading align with the rate of speech production. Nature Human Behavior. https://www.biorxiv.org/content/10.1101/391896v3.full.pdf
Weitere Informationen
Mag.
Dr. Benjamin Gagl
Universität
Wien
Cognitive
Science Hub & Institut für Sprachwissenschaften
Sensengasse 3a
1090 Wien
benjamin.gagl@univie.ac.at
Prof. Dr. Christian Fiebach
Goethe-Universität
Frankfurt am Main
Institut
für Psychologie
Theodor-W.-Adorno-Platz
6
60323
Frankfurt am Main
fiebach@psych.uni-frankfurt.de
Unterlagen eines intellektuellen Weggefährten von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno kommen ins Frankfurter Archiv der Kritischen Theorie
FRANKFURT. Anlässlich des diesjährigen 10. Todestags des Frankfurter Philosophen Karl Heinz Haag hat das Archivzentrum der Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg seinen Nachlass erhalten. Er erweitert den bedeutenden Sammelschwerpunkt „Frankfurter Schule“ mit Unterlagen nach deren Rückkehr aus dem Exil. Haags langjährige Vertraute Friderun Fein, zugleich Mitherausgeberin von Texten von Caspar Nink – Haags Lehrer an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt-Oberrad –, übergab dem Archivzentrum zahlreiche bislang unveröffentlichte Korrespondenzen, wissenschaftliche Typoskripte sowie Unterlagen zum Habilitations- und Berufungsverfahren der 1950er bis Anfang der 1970er Jahre.
Der 1924 geborene Haag absolvierte zunächst die Jesuitenhochschule in Frankfurt-Oberrad, wurde 1951 an der Goethe-Universität von Max Horkheimer mit einer Arbeit über „Die Seinsdialektik bei Hegel und in der scholastischen Philosophie“ promoviert und 1956 mit seinem Werk „Kritik der neueren Ontologie“ habilitiert, in dem neben einer eingehenden Betrachtung zur historischen Genese der zeitgenössischen Ontologien u. a. scharfe Kritik an Heidegger enthalten ist. Theodor W. Adorno widmete ihm seine Hegel-Studien. Neben Horkheimer und Adorno war Haag profunder Wegbereiter der Kritischen Theorie. Von 1972 bis zu seinem Tod 2011 widmete er sich ausschließlich der philosophischen Forschung.
Der Nachlass von Karl-Heinz Haag umfasst viele bislang unveröffentlichte
Korrespondenzen (u.a. mit Max Horkheimer und Jürgen Habermas), frühe
Studienunterlagen und Typoskripte, die im Archivzentrum in den nächsten Wochen
systematisch aufgearbeitet und der interessierten Wissenschaft nach
Voranmeldung zugänglich gemacht werden. In diesem Zusammenhang ist im Frühjahr
2022 eine öffentliche Vortragsveranstaltung im Institut für Sozialforschung zum
Leben und Wirken Karl Heinz Haags geplant. Weitere Informationen senden wir
Ihnen auf Anfrage gerne zu.
Information: Dr. Mathias Jehn, Leiter Archivzentrum,
Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Campus Bockenheim, Tel:
(069) 798-39007, m.jehn@ub.uni-frankfurt.de
Kontakt für Pressefragen allgemein:
Bernhard Wirth, Stabsabteilungen Personalentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit
der Bibliothek, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Expert*innen der Goethe-Universität kommentieren und bewerten das Regierungsprogramm der Ampelkoalition. Viel Zustimmung, aber auch Kritik.
FRANKFURT. Expert*innen der Goethe-Universität haben sich einmal angeschaut, ob der Koalitionsvertrag seinem Anspruch, „mehr Fortschritt zu wagen“, auch gerecht wird. Seit der Veröffentlichung am 24. November und kurz vor dem Regierungswechsel wird in den Medien über die Qualität und den Anspruch des Regierungsprogramms diskutiert.
Doch wie sehen Fachwissenschaftler*innen die darin enthaltenen Ideen und Maßnahmen? Hat die Ampelkoalition die richtigen Ideen, um die großen Herausforderungen des Klimaschutzes und der Digitalisierung zu stemmen? Sind die vorgesehenen Investitionen solide finanziert, wie geht die neue Koalition künftig mit dem Reizthema Schuldenbremse um, hat man den Aspekt der Generationengerechtigkeit ausreichend berücksichtigt? Wie sind die sozialpolitischen Änderungen im Bereich des BAföG und der Grundsicherung zu bewerten? Und was hat man von der Ankündigung zu halten, dass der Konsum von Cannabis legalisiert werden soll?
Beteiligt an der Umfrage sind Wissenschaftler*innen aus vielen
unterschiedlichen Disziplinen: aus der Wirtschaftswissenschaft,
Rechtswissenschaft, Pädagogik/Bildung, Politikwissenschaft, Soziologie,
Drogenforschung und Klimaforschung.
Studierende erhalten Förderung von Bürgern, Non-Profit-Organisationen und Unternehmen
Talentiert, vielseitig interessiert und engagiert sind die Studierenden, die durch das Deutschlandstipendium gefördert werden. Eine knappe Million Euro hat die Goethe-Universität 2021 für sie eingeworben – ein Betrag, der nach dem Matching-Modell des Programms vom Bundesministerium für Bildung und Forschung verdoppelt wird. Gestern, am 30. November, wurden die Stipendiaten in einer virtuellen Vergabefeier begrüßt.
FRANKFURT. Mit 50
Euro ist eine Privatperson schon dabei – dies ist der Mindestbeitrag, den die
Goethe-Universität für ihr großes Stipendienprogramm, das
Deutschlandstipendium, festgelegt hat. So kommt es, dass dieses Jahr allein 300
Privatspender mit 207.000 Euro zu einem Fünftel der Gesamtförderung von knapp
einer Million Euro beitragen. Ihre Spenden entfalten gemeinsam mit denen von 43
Non-Profit-Organisationen und 37 Unternehmen eine große Wirkung: 543
Studierende erhalten für ein Jahr ein monatliches Stipendium in Höhe von 300
Euro.
In einer virtuellen Vergabefeier wurden die Stipendiaten gestern
begrüßt. Teilgenommen haben neben Universitätspräsident Professor Dr. Enrico
Schleiff auch zahlreiche Förderinnen und Förderer; in digitalen Dialogforen
konnten die Förderer mit den neuen Stipendiatinnen und Stipendiaten ins
Gespräch kommen.
„Uns war sehr wichtig, dass diese Gespräche auch im Rahmen einer
virtuellen Feier möglich sind“, sagte Universitätspräsident Schleiff. „Denn
natürlich hilft das Stipendienprogramm jungen Menschen in einer Lebensphase, in
der Geld oft knapp ist. Das Programm lebt aber ganz besonders vom Austausch –
vom Austausch der Studierenden mit denjenigen, die sie unterstützen und
fördern; und vom Austausch der Förderer mit jungen Menschen, die inspirierend
sind und ihnen viel zurückgeben. Das ist gelebte Bürgeruniversität.“
Die Stipendiaten können in direktem Austausch mit ihren Förderern
stehen, wenn diese ein vollständiges Stipendium finanzieren und auch eine
Patenschaft übernehmen. Diese Kontakte und auch die Netzwerke vieler
Förderinstitutionen geben den Stipendiaten die Möglichkeit, in Praktika auch
außerhalb der Studiums Erfahrungen zu sammeln. Unterstützt von Mentorinnen und
Mentoren aus der Frankfurter Wirtschaft und Kultur werden den Stipendiaten
zudem in einem ideellen Förderprogramm Projekte angeboten, in denen sie
fachübergreifend und interdisziplinär zusammenarbeiten können. Vor allem in
diesen Projekten entwickeln die Geförderten Freundschaften über ihre
Studienfächer hinweg.
Das Deutschlandstipendium berücksichtigt nicht nur herausragende
Studienleistungen, sondern auch die soziale Situation talentierter Studenten:
In den vergangenen Jahren kamen ein Drittel der Stipendiatinnen und
Stipendiaten aus Migrationsfamilien. Oft machte das Stipendium das Studium erst
möglich. „Mit dem Deutschlandstipendium kann ich als Erste meiner Familie
studieren und nach Frankfurt ziehen, sodass ich nicht lange pendeln muss“, sagt
Medizinstudentin Fabienne Küting.
Seit 2011 wurden 11,5 Mio. Euro von Frankfurter Bürgerinnen und
Bürgern, Organisationen sowie Unternehmen gespendet. Das Konzept des
Deutschlandstipendiums, das 2011 vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung aufgelegt wurde, sieht vor, dass jeder Betrag, den eine Universität
einwirbt, vom Bund verdoppelt wird. Auf diese Weise kamen Studierenden der
Goethe-Universität bislang gut 23 Millionen Euro durch das
Deutschlandstipendium zugute.
Und der Auftakt für das nächste Förderjahr ab Oktober 2022 ist
bereits gemacht: Wie in den Vorjahren unterstützt das Bankhaus Metzler mit
seiner Weihnachtsspende anstelle von Geschenken das Deutschlandstipendium an
der Goethe-Universität.
Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/109351637
Bildtext: Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff begrüßt die
Stipendiaten bei der virtuellen Vergabefeier des Deutschlandstipendiums (Foto:
Uwe Dettmar/Goethe-Universität)
Weitere Informationen
Marc
Heinbücher
Theodor-W.-Adorno-Platz
1
Frankfurt
Telefon: 069/798-12756
E-Mail: heinbuecher@em.uni-frankfurt.de
https://www.uni-frankfurt.de/99244696/Das_Deutschlandstipendium_der_Goethe_Universit%C3%A4t
Online-Fachkonferenz der Goethe-Universität Frankfurt und der Frankfurt University of Applied Sciences zur Weiterentwicklung der Geschlechterforschung im Hessen am 2. und 3.12.2021 in Frankfurt. Podiumsdiskussion u.a. mit Ayse Asar, Staatssekretärin des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst.
FRANKFURT. Am 2. und 3. Dezember findet die Fachkonferenz „Staying with the Trouble - 25 Jahre Forschungsschwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung in Hessen“ in Frankfurt statt. Wissenschaftliche Zentren, Arbeitsgruppen, Forschungsschwerpunkte und Einzelforscher*innen an hessischen Universitäten, Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen werfen angesichts des 25-jährigen Jubiläums einen Blick auf den Forschungsschwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung in Hessen, der seit 1995 durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) gefördert wird und erörtern Fragen der Weiterentwicklung.
Am 2. Dezember eröffnet der Präsident der
Goethe-Universität, Prof. Dr. Enrico Schleiff, die Online-Tagung zusammen mit
der geschäftsführenden Direktorin des Cornelia Goethe Centrums, Dr. Marianne
Schmidbaur. Im Mittelpunkt der Vorträge und Debatten am 2.12. stehen die
Forschungsfelder Theorieansätze der Geschlechterforschung, Gesellschaftlicher
Wandel und Wandel in den Geschlechterverhältnissen, Repräsentation und
Performanz von Geschlecht und Geschlechterperspektiven in Natur und Technik. In
ihrer Keynote blickt Prof. Dr. Ute Gerhard, die 1987 als erste Professorin für
Frauen- und Geschlechterforschung an die Goethe-Universität berufen wurde, auf
über 40 Jahre Förderung der Geschlechterforschung in Hessen.
Ihre Frage „25 Jahre
Forschungsschwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung in Hessen – ein Grund
zu feiern?“ setzt Impulse für die nachfolgende gemeinsame Podiumsdiskussion von
Universitäten/Archiv der deutschen Frauenbewegung, Hochschulen für Angewandte
Wissenschaften und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst zu
Stand und Perspektiven der Geschlechterforschung in Hessen. Auf dem Podium,
moderiert von Sarah Elsuni, diskutieren: Ayse Asar, Staatssekretärin des
Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst; Mechthild Bereswill,
Professorin für Soziologie sozialer Differenzierung und Soziokultur an der
Universität Kassel, Bettina Kleiner, Professorin für Gender Studies und
qualitative Methoden im Institut für allgemeine Erziehungswissenschaft der
Goethe-Universität Frankfurt, Michaela Köttig, Professorin für Grundlagen der
Gesprächsführung, Kommunikation und Konfliktbewältigung an der Frankfurt
University of Applied Sciences und Martina Ritter, Professorin für Soziologie,
Politische Soziologie, Sozialraumforschung und Gender- und Alltagssoziologie an
der Hochschule Fulda.
Am 3. Dezember wird die Tagung mit dem Schwerpunkt Geschlechterforschung
an Hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften fortgesetzt. In
parallelen Panels werden die Themen Gewalt im Geschlechterverhältnis, Gender in
Technik, Planung und Design, Thinking Leadership Beyond Boundaries, Gender,
Care und Gesundheit, Gender und Ernährung sowie Gender und soziale Arbeit
diskutiert. Der zweite Konferenztag, ausgerichtet vom Gender- und
Frauenforschungszentrum der hessischen Hochschulen (gFFZ), wird vom Präsidenten
der Frankfurt University of Applied Sciences, Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich
und der Fachlichen Leitung des gFFZ, Prof. Dr. Lotte Rose eröffnet.
Aufgrund der aktuellen Pandemie-Lage wurde die Konferenz kurzfristig auf ein Online-Format
umgestellt. Inhalte und Ablauf der Veranstaltung bleiben bis auf eine Ausnahme
unverändert: Die Feier zum 20-jährigen Jubiläum des gFFZ wird ins
Sommersemester verschoben.
Programm, Ablauf und begleitende Posterausstellung finden Sie auf der
Tagungshomepage: https://genderstudieshessen.wordpress.com/ Dort
stehen auch Informationen zur Anmeldung.
Für die Teilnahme am 2.12.2021 (09.00-21.00 Uhr) ist eine Registrierung
unter folgendem Link erforderlich: https://uni-frankfurt.zoom.us/meeting/register/tJMrcOigrjIvG9EQ8gCEVFzYjxfOdm3vG0hH
Kontakt: Miriam Courbier, Projektmitarbeiterin HMWK
Fachkonferenz 'Staying with the Trouble'- 25 Jahre Forschungsschwerpunkt Frauen-
und Geschlechterforschung.
Cornelia Goethe Centrum für Frauenstudien und die Erforschung der
Geschlechterverhältnisse, Goethe-Universität Frankfurt. courbier@soz.uni-frankfurt.de; http://www.cgc.uni-frankfurt.de/
Svenja Flaßpöhler und Martin Saar zu Gast bei Nicole Deitelhoff und Michel Friedman / Talkrunde diesmal im Hybridformat
FRANKFURT. Nach dem Auftakt im Oktober geht die Veranstaltungsreihe „StreitClub“ nun in die zweite Runde. Nicole Deitelhoff und Michel Friedman werden
am
Montag, 6. Dezember, um 19:30 Uhr
im The
English Theatre Frankfurt,
Gallusanlage
7
60329
Frankfurt am Main
die Philosophin Svenja Flaßpöhler und den Sozialphilosophen Martin
Saar als Gäste begrüßen. Gemeinsam diskutieren sie über die Frage, wie viel
Identität die Demokratie verträgt.
Als die 68er über Identität sprachen, ging es vor allem um das
Abstreifen alter Identitäten, das Spiel und das Experimentieren mit neuen Identitäten
und um Rollenerwartungen. Davon kann heute kaum mehr die Rede sein. Identität
ist einerseits zum Schutzwall, andererseits zur Waffe in der politischen
Auseinandersetzung geworden. Im Streit darum, wer wen repräsentieren kann und
darf und wer wem was schuldet, treffen offenbar fast unvereinbare Ansprüche
aufeinander. Verträgt das die Demokratie? Muss sie das sogar ertragen und wenn
ja, wie viel davon? Darüber diskutieren die streitbaren Gastgeber Prof. Nicole
Deitelhoff, Sprecherin des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt
und Politikwissenschaftlerin an der Goethe-Universität, und Prof. Dr. Dr.
Michel Friedman, Publizist, Moderator und geschäftsführender Direktor des
Center for Applied European Studies (CAES), mit ihren ebenso streitbaren
Gästen, der Philosophin und Journalistin Dr. Svenja Flaßpöhler und Prof. Dr.
Martin Saar, Professor für Sozialphilosophie an der Goethe-Universität.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen dem
Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ), dem Center for
Applied European Studies (CAES) und dem English Theatre Frankfurt (ETF). Nach
dem großen Erfolg beim Auftakt im Oktober wird der StreitClub nun als hybride
Veranstaltung stattfinden. Der Livestream ist auf YouTube abrufbar, den Link
finden Sie auf der Homepage des StreitClubs unter https://cutt.ly/streitclub.
Der StreitClub ist ebenso wie die Formate „StreitBus“ (in
Kooperation mit dem DemokratieWagen von mehralswählen e.V. und dem
Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung) und die
Online-Debattenreihe „Kontrovers: Aus dem FGZ“ Teil des Projekts „Frankfurt
streitet!“ des Frankfurter FGZ-Standorts. Dabei geht es um die Bedeutung von
Streitkultur für die Demokratie. Tickets für den StreitClub sind für 12 bzw. 10
Euro über das English Theatre Frankfurt erhältlich.
Pressekarten können bei Katja Maasch, maasch@em.uni-frankfurt.de
angemeldet werden.
Weitere Termine des StreitClubs:
24. Januar 2022
„Verjährt politische Schuld?“
21. März 2022
„Wem gehört Europa?“
9. Mai 2022
Thema noch offen
Das Veranstaltungsplakat und ein Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/108892596
Bildtext: Beim Auftakt des StreitClubs am 4. Oktober waren der Anwalt
Christian Schertz und der Kabarettist Florian Schroeder zu Gast bei Nicole
Deitelhoff und Michel Friedman.
Weitere Informationen
Rebecca
Caroline Schmidt
Administrative
Geschäftsführerin
Forschungsinstitut
Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Telefon
069 798-31401
E-Mail
rebecca.schmidt@em.uni-frankfurt.de
https://fgz-risc.uni-frankfurt.de/category/veranstaltungen/streitclub/
Börsensimulation LiveX der Goethe-Universität Frankfurt gewinnt weitere internationale Spitzenuniversitäten als Lizenznehmer hinzu
Die Eliteuniversität Princeton University und die renommierte Managementhochschule HEC Paris nutzen seit jüngstem LiveX, eine an der Goethe-Universität entwickelte Software zur Börsensimulation. Damit wird die Software erstmals in den USA angewandt.
FRANKFURT.
Zahlreiche europäische Spitzenuniversitäten haben sich bereits entschieden: Sie
nutzen die Börsensimulation LiveX zur digitalen und interaktiven
Wissensvermittlung zu Finanzmärkten und Wertpapierhandel. Neuerdings trainiert
auch die weltweit führende Managementhochschule, HEC Paris, das Börsengeschehen
für ihre Studierenden mit LiveX. Mit der Eliteuniversität Princeton University
als zweite neue Nutzerin hat sich das Simulationsprogramm der
Goethe-Universität erstmals auch am US-Markt etabliert.
Was LiveX gegenüber anderen Lösungen auszeichnet: Anders als
einfache Börsensimulationsprogramme, die Privatanleger ausschnitthaft den
Handel an der Börse erproben lassen, simuliert LiveX das reale Geschehen an den
Wertpapiermärkten in seiner gesamten Komplexität. Es stellt dabei alle
wichtigen Marktmodelle bereit, die auf den internationalen Börsen Einsatz
finden, wie zum Beispiel fortlaufender Handel und Auktionen. Damit ermöglicht
LiveX Universitäten und Häusern in der Finanzindustrie (wie etwa die Deutsche
Börse, die Schweizer Börse und Stuttgart Financial), die Welt des
Wertpapierhandels realitätsgetreu in der Ausbildung von Händlern, Mitarbeitern
und Studierenden nachzuvollziehen.
Die hohe Realitätsnähe und die Einfachheit in der Nutzung für
Lehrende und Studierende, vermutet Professor Peter Gomber, habe für die
Entscheidung der Princeton University den Ausschlag gegeben. „Es ist sehr
erfreulich, dass weitere internationale Top-Hochschulen und Institutionen auf
LiveX aufmerksam werden und die Möglichkeiten zur digitalen und interaktiven
Lehre im Trading nutzen. Wir hoffen sehr, in Zukunft weitere Interessenten in-
und außerhalb Europas für LiveX begeistern zu können.“
In der Pandemie hat das Team die Markt- und
Trading-Simulationssoftware darüber hinaus zu einer cloudbasierten Lösung
weiterentwickelt. Damit ist die zuvor von einer Laborumgebung abhängige Nutzung
von LiveX rund um die Uhr und unabhängig vom Standort aller Teilnehmenden
möglich.
Mehr Informationen zu LiveX der Universität Frankfurt:
livex.uni-frankfurt.de
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Peter Gomber
Abteilung Wirtschaftsinformatik und Informationswirtschaft
Professur für e-Finance
Goethe-Universität
gomber@wiwi.uni-frankfurt.de
Bildungsökonom der LMU München hält Gastvortrag im Rahmen der GRADE Lecture Series an der Goethe-Universität
FRANKFURT. Die Corona-Pandemie hat die Bildungssysteme weltweit vor bislang ungeahnte Herausforderungen gestellt. Um zu erfahren, wie Schulkinder die Corona-bedingten Schulschließungen verbracht haben, hat das ifo Zentrum für Bildungsökonomik zwei groß angelegte Elternbefragungen durchgeführt. Prof. Dr. Ludger Wößmann, Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Bildungsökonomik am Center for Economic Studies (CES) der Ludwig-Maximilians-Universität München, leitet das ifo Zentrum für Bildungsökonomik. Er wird im Rahmen der GRADE Lecture Series „Corona und Schule – Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Bildungssystem“ die Ergebnisse der Studie vorstellen und diskutieren.
Prof. Dr. Ludger Wößmann (LMU München):
„Corona und die Folgen. Eine (nicht nur) bildungsökonomische
Perspektive“
Di, 07.12.2021, 16-18 Uhr (c.t.).
Die Veranstaltung wird digital über ZOOM stattfinden!
Zum Hintergrund: Während der mehrwöchigen Schulschließungen Anfang 2021 haben die Schulkinder im Durchschnitt 4,3 Stunden pro Tag mit schulischen Tätigkeiten verbracht. Das ist eine knappe Dreiviertelstunde mehr als während der ersten Schulschließungen im Frühjahr 2020, aber immer noch drei Stunden weniger als vor Corona. Die Schulkinder haben täglich mehr Zeit mit Fernsehen, Computerspielen und Handy verbracht als mit dem Lernen für die Schule. Ein Viertel der Schüler*innen hatte täglich gemeinsamen Unterricht für die ganze Klasse (z.B. per Video), aber zwei von fünf Schüler*innen hatten dies nur maximal einmal pro Woche.
Die zwei groß angelegten Elternbefragungen des ifo Zentrums für Bildungsökonomik geben auch Einschätzungen zur Effektivität des Lernens zu Hause, psychischen Belastungen, Bewegungsmangel, sozialen Fähigkeiten, eigenständigem Lernen, digitalen Kompetenzen und Unterschieden nach schulischen Leistungen und Familienhintergrund. Aufgrund der Folgen der Pandemie für die kognitive, soziale, emotionale und psychische Entwicklung der Kinder und Jugendlichen lassen sich auch mögliche ökonomische Folgen in Form zukünftiger Verluste von individuellen Einkommen und gesamtwirtschaftlichem Wachstum quantifizieren.
Zoom-Meeting beitreten
https://uni-frankfurt.zoom.us/j/98212525011?pwd=QkMzRTQ4ci9jYzd3UytLdnFmRTY3Zz09
Meeting-ID:
982 1252 5011
Kenncode:
832001
Bei technischen Problemen wenden Sie sich bitte an: gla@uni-frankfurt.de oder 069-798/23306.
Lecture und Workshop Series "Corona und Schule - Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Bildungssystem": https://www.uni-frankfurt.de/61215047/102_Veranstaltung
Weitere
Informationen:
Michael
Schedelik, Center-Koordinator. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an grade-education@em.uni-frankfurt.de
Neue Studie des DIPF und der Goethe-Universität zeigt auch höhere Abbruch-Intentionen
Eine neue Studie des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation sowie der Goethe-Universität Frankfurt zeigt, dass Student*innen mit Migrationshintergrund im Vergleich zu ihren weiteren Mitstudierenden ein geringeres Zugehörigkeitsgefühl zum Lehramtsstudium aufweisen. Zugleich neigen sie eher dazu, das Studium abzubrechen. Die jetzt veröffentlichte Untersuchung gibt auch Hinweise darauf, dass es zwischen dem mangelnden Zugehörigkeitsgefühl und der Entscheidung, das Studium vorzeitig zu beenden, einen Zusammenhang geben könnte – neben weiteren Einflussfaktoren.
FRANKFURT. Mehrere Aspekte unterstreichen die
Relevanz der Ergebnisse: In Deutschland besteht ein hoher Bedarf an
Lehrkräften. Daher ist es generell wichtig, mehr darüber zu erfahren, was zum
Abbruch dieses Studiums führen könnte. Außerdem sind Studierende mit
Migrationshintergrund im Lehramtsstudium unterrepräsentiert. Dabei sind
Lehrkräfte mit Migrationshintergrund aus verschiedenen Gründen gesucht: Ihre
interkulturelle Kompetenz kann beim Unterrichten einer vielfältigen
Schüler*innenschaft helfen. Zudem können sie den Kindern und Jugendlichen als
Rollenvorbilder dienen. „Nicht zuletzt ist es eine Frage der
Bildungsgerechtigkeit, dass alle Studierenden unabhängig von ihrer Herkunft die
gleichen Chancen haben, das Studium erfolgreich zu beenden“, betont Dr. Kristin
Wolf vom DIPF. Sie ist die Erstautorin des Fachartikels in der Zeitschrift für
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, in dem die Studie
vorgestellt wird.
Stichprobe
und Untersuchungsmethodik
Dr. Wolf
hat die Fragen des Zugehörigkeitsgefühls und der Abbruch-Intentionen gemeinsam
mit weiteren Forschenden anhand einer Stichprobe von 925 Lehramtsstudierenden
untersucht. Die Erhebungen erstreckten sich über zwei Messzeitpunkte innerhalb
von etwa sechs Monaten Die Studienteilnehmer*innen besuchten vier verschiedene
Universitäten, in unterschiedlichen Semestern sowie mit verschiedenen
fachlichen Schwerpunkten (zum Beispiel Deutsch oder Biologie) und schulischen
Spezialisierungen (zum Beispiel Grundschule oder Gymnasium). 28,5 Prozent der
Stichprobe hatten einen Migrationshintergrund, was heißt, dass die
Student*innen selbst oder mindestens ein Elternteil im Ausland geboren waren.
Das Zugehörigkeitsgefühl und die Abbruch-Intentionen erhoben die Wissenschaftler*innen
mit standardisierten Fragebögen. Anhand der Ergebnisse konnte man die Stärke
beider Variablen auf einer Skala von eins bis sechs einordnen.
Im Ergebnis
wurde deutlich, dass die Studierenden mit Migrationshintergrund ein geringeres
Zugehörigkeitsgefühl und höhere Abbruch-Intentionen aufwiesen. Anschließend
analysierten die Forschenden die Zusammenhänge zwischen den beiden Befunden mit
statistischen Strukturgleichungsmodellen. Dabei rechneten sie verschiedene
weitere Variablen, die ebenfalls Einfluss auf das Zugehörigkeitsgefühl und die
Abbruch-Intentionen nehmen können, soweit es geht heraus. Dazu gehören zum
Beispiel der Bildungshintergrund der Eltern, die Abiturnoten, das Geschlecht,
der im Studium gewählte Schulzweig, der Universitätsstandort und der fachliche
Schwerpunkt. So konnte das Forschungsteam einen individuellen – wenn auch
kleinen – Effekt des Zugehörigkeitsgefühls auf die Abbruch-Intentionen der
Studierenden mit Migrationshintergrund belegen. Über seine Bedeutung im
Vergleich zu den weiteren Faktoren sind anhand des Studiendesigns keine
konkreten Aussagen möglich.
Implikationen
In der
Forschung waren Zugehörigkeitsgefühl und Abbruch-Intentionen von
Lehramtsstudierenden bislang wenig untersucht worden. Die vorliegende Studie
liefert hierzu nun vertiefende Befunde und zeigt zugleich den Bedarf für
weitere Untersuchungen auf. Längere Studien mit mehr Messzeitpunkten und
weiteren Messwerkzeugen, die sich nicht allein auf die selbst berichteten
Erfahrungen der Studierenden stützen, wären wünschenswert. So ließen sich
Aussagen über die Zusammenhänge eventuell erhärten. Für Kristin Wolf bietet
allerdings schon die aktuelle Studie Anlass für erste Hinweise an die
Hochschullehre: „Es ist deutlich geworden, dass es sich lohnen könnte, neben den
fachlichen Kompetenzen der Studierenden auch das Zugehörigkeitsgefühl zu
fördern.“ Aus der Forschung wisse man, so die Wissenschaftlerin des DIPF, dass
Gruppenarbeit hierfür ein sinnvolles Instrument sein könne. Auch seien gerade
zu Beginn des Studiums außeruniversitäre Veranstaltungen von Nutzen, um sich
kennenzulernen und ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln.
Veröffentlichung:
Wolf, K.,
Maurer, C. & Kunter, M. (2021). „I Don't Really Belong Here":
Examining Sense of Belonging in Immigrant and Nonimmigrant Teacher Students. Zeitschrift für
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 53 (1-2), 1-14.
doi:10.1026/0049-8637/a000233
Datenbasis:
Die
untersuchten Daten stammen aus dem an der Goethe-Universität Frankfurt
koordinierten Forschungsprogramm „Bildungswissenschaftliches Wissen und der
Erwerb professioneller Kompetenz in der Lehramtsausbildung (BilWiss)“. Das vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Programm wurde gemeinsam
mit weiteren Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen realisiert und
2019 abgeschlossen. Es ist geplant, langfristig angelegte Studien aus dem
Projekt am DIPF fortzuführen und den Aufbau der Arbeiten sowie die bislang
vorliegenden Ergebnisse auf einer eigenen Website zu dokumentieren.
Kontakt
Fachliche Ansprechpartnerin:
Dr. Kristin Wolf, +49 (0)69 24708-218, Wolf.Kristin@dipf.de
Ausstellung der Goethe-Universität »Rose Bianche − per ricordare con amore le vittime tragica pandemia« antwortet auf Memorial der Pandemie in Italien (24.11.-3.12.2021)
500 Rosenskulpturen und ein deutsch-italienischen Fotoprojekt zur Covid-Krise erinnern ab heute auf dem Campus Westend an die Opfer und Helfenden in der Pandemie. Die Ausstellung soll auch Impulse der Zuversicht setzen: Der Erlös für den Verkauf der Rosenexponate wird in Deutschlandstipendien für Studierende der Goethe-Universität fließen.
FRANKFURT. Vor
einem Jahr weihte das deutsch-italienische Konsortium Goethe-Vigoni Discorsi
im Park der Villa Vigoni. Deutsch-Italienisches Zentrum für den Europäischen
Dialog ein Memorial ein: Rose Bianche − per ricordare con amore le
vittime della tragica pandemia. An dem Ort am Comer See, mit 65 Kilometer
Entfernung von Bergamo im europäischen Epizentrum der COVID-Pandemie gelegen,
wurde deren Opfern und dem Einsatz des medizinischen Personals gedacht.
Mit der Wiederaufnahme der Lehre in Präsenz folgt nun eine
Entsprechung auf dem Campus Westend der Goethe-Universität. Die Installation
»Rose Bianche« auf dem Theodor-W.-Adorno-Platz versammelt 500 Rosenskulpturen
des Künstlers Ottmar Hörl. Begleitet wird die Installation von der Ausstellung
des deutsch-italienischen Fotoprojekts zur Covid-Krise der Fotografen Stefano
Dili und Ingmar Björn Nolting im Foyer des PEG-Gebäudes der Goethe-Universität.
Die Rosenskulpturen des Künstlers Ottmar Hörl werden als Symbole
des Gedenkens arrangiert, die sich zugleich in kleine Versprechen auf die
Zukunft verwandeln: Die signierten Originalexponate sind zu Gunsten von
Deutschland-Stipendien der Studierenden der Goethe-Universität für 80 Euro zu
erwerben. Die Rosen können erworben werden unter www.goethe-campusshop.de bzw. www.chancen-schenken.de.
Zur Eröffnung der Ausstellung am 24. November betont
Universitätspräsident Professor Enrico Schleiff: „In der Krise zeigt sich, was
Universitäten für die Gesellschaft leisten können: Nämlich mit Hochdruck zu
forschen, dieses Wissen immer wieder zu überprüfen und auch zu kommunizieren.
Damit wir dies tun können, brauchen wir gut ausgebildete junge Leute. Wir
freuen uns deshalb, dass das Rosenprojekt, zu dem uns unsere italienischen
Freunde angeregt haben, nicht nur Zeichen des Gedenkens ist. Es ist auch ein
Projekt für die Zukunft, indem es unsere Studierenden durch das Deutschlandstipendium
aktiv fördert.“
Der Generalkonsul der Republik Italien Andrea Esteban Samà sagt:
„Unser Memorial vor einem Jahr entstand unter dem Schock der Bilder aus
Bergamo. Wir wollten ein Zeichen setzen. Inzwischen haben wir gelernt, dass wir
diese Krise gemeinsam erleben. Und dass wir sie deshalb nur gemeinsam
überwinden können. Wir empfinden diese Ausstellung heute deshalb als
Bestätigung unseres Zeichens und als Geste der Freundschaft.“
Die Fotografen Stefano Dili und Ingmar Björn Nolting schufen in
ihrer deutsch-italienischen Bildstrecke unabhängig voneinander visuelle
Zeitzeugnisse aus dem ersten Corona-Jahr. In Bildpaarungen präsentiert
korrespondieren sie einander, als seien sie für den deutsch-italienischen
Dialog geschaffen.
Die Rosen-Installation unter freiem Himmel wird bis zum 3.
Dezember 2021 zu sehen sein. Die Ausstellung des
deutsch-italienischen Fotoprojekts zur Covid-Krise auf dem Campus Westend im
Foyer des PEG-Gebäudes der Goethe-Universität ist für Universitätsangehörige
vom 24. November 2021 bis zum 30. Januar 2022 frei zugänglich.
Externe Gäste sind nach den aktuell geltenden Regelungen (2G, Maskenpflicht)
willkommen, die Ausstellung jeweils an den Samstagen 27. November, 4.
und 11. Dezember von 10 bis 17 Uhr zu
besichtigen. Um Anmeldung wird gebeten unter: fundraising@uni-frankfurt.de.
Die Installation »Rose Bianche« wird ermöglicht durch die Biotest
AG (Dreieich); die Fotoausstellung wird gefördert durch die Johanna
Quandt-Universitätsstiftung, Bad Homburg, die BBBank eG, Karslruhe und das
italienische Generalkonsulat.
Zum Hintergrund
Die Künstler
OTTMAR HÖRL macht Kunst zum Anfassen. In der seriellen
Installation »Rose Bianche« werden die Einzelobjekte von Hörl zu einem Ensemble
der Erinnerung an die Opfer der Pandemie. Eine Rose hat die Maße 23x32x32 cm
und wiegt 1,8 kg. Der Verkauf der handsignierten Originale findet statt auf dem
Campus Westend, Theodor-W. Adorno-Platz, bzw. im Universitätsshop,
Hörsaalzentrum der Goethe-Universität.
Die Schwarzweißbilder von STEFANO DILI (1986) erzählen
Geschichten von Menschen. Die Streetfotografie des Künstlers, der für
fotojournalistische Projekte mit verschiedenen NGOs zusammenarbeitet, spürt den
krisenbedingten Veränderungen im urbanen, öffentlichen Raum nach, indem sie
einzelne Menschen, Akteure und Facetten der Gesellschaft ins Bild rückt.
Die Fotografien von INGMAR BJÖRN NOLTING (1995) sind Teil
seines mehrfach prämierten Foto-Essays »Maß und Mitte – Eine Deutschlandreise
in Zeiten der Covid-19-Pandemie«, für den er während des ersten Lockdowns rund
9000 Kilometer durch Deutschland reiste und ein Land im Stillstand
dokumentierte. Eine Auswahl seiner Arbeiten sind in verschiedenen Medien
erschienen, u.a. im ZEITmagazin, im US-Magazin Time, in Geo und in der
Süddeutschen Zeitung.
Goethe-Vigoni Discorsi
Das deutsch-italienische Konsortium wird getragen von der
Goethe-Universität, der Hessischen Staatskanzlei, dem Generalkonsulat der
Republik Italien in Frankfurt am Main sowie der „Villa Vigoni.
Deutsch-Italienisches Zentrum für den Europäischen Dialog“.
Neben »Rose Bianchi« wurde zum Höhepunkt des Corona-Projekts Goethe-Vigoni
Discorsi. Ein deutsch-italienisches Tagebuch der COVID-Krise. Für die
zweisprachige Publikation wurden 50 Autorinnen und Autoren gebeten, die Krise
zu reflektieren, darunter der Dalai Lama, Angelo Bolaffi, Jürgen Kaube,
Christian Sewing, Roberto Saviano, Massimo Cacciari, Sandra Eckert, Durs
Grünbein, Renzo Piano, Nicole Deitelhoff, Rainer Forst und Alexander Kluge. Die
Texte werden begleitet durch Fotografien von Stefano Dili und Ingmar Björn
Nolting (Villa Vigoni Editore/Verlag, 457 S., ISBN 978-3-96966-513-8, 19,80
EUR).
Das Deutschlandstipendium
Junge talentierte Menschen fördern, damit sie den Kopf frei haben
für ihr Studium - seit der Einführung des Deutschlandstipendiums vor zehn
Jahren haben rund 1.000 Privatpersonen, Non-Profit-Organisationen und
Unternehmen ihren Beitrag zum Erfolg dieser Förderung an der Goethe-Universität
geleistet. Die Stipendiaten erhalten ein monatliches Stipendium von 300 Euro
für mindestens ein Jahr. Die eine Hälfte der Förderung tragen private Spender,
die andere Hälfte gibt das Bundeministerium für Bildung und Forschung dazu.
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/109032374
Bildtext: Zeichen des Gedenkens der Pandemie auf dem Campus Westend der
Goethe-Universität: 500 Rosenskulpturen des Künstlers Ottmar Hörl (Foto: Uwe
Dettmar/Goethe-Universität Frankfurt)