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Unabhängige Kommission stellt in einem Abschnitt wissenschaftliches Fehlverhalten fest, welches aber keine Aberkennung des Doktorgrads begründet
FRANKFURT. Nach eingehender Prüfung der Dissertation von Herrn Dr. Mathias Döpfner, der 1990 an der Goethe-Universität mit der Arbeit „Musikkritik in Deutschland nach 1945 – Inhaltliche und formale Tendenzen – Eine kritische Analyse“ promoviert wurde, stellt die Kommission zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten aufgrund der mehrfachen wörtlichen oder gedanklichen Übernahme fremder geistiger Autorenschaft zwar ein wissenschaftliches Fehlverhalten fest. Die einzelnen Befunde seien jedoch in ihrer Summe und hinsichtlich ihrer Bedeutung für den wissenschaftlichen Kern der Arbeit nicht ausreichend, um eine Aberkennung des Doktorgrades zu begründen.
Die
Kommission war im Februar 2022 tätig geworden, nachdem die Hochschulleitung
durch Hinweise von zwei auf die Findung von Plagiaten spezialisierten Experten
auf ein mögliches Fehlverhalten aufmerksam gemacht worden war. Auf
Grundlage der erhobenen Vorwürfe hatte die Kommission auf Antrag des Präsidiums
ein Verfahren eingeleitet, um eine unabhängige Prüfung der Dissertation von
Herrn Dr. Döpfner vornehmen zu können. Zur fachlichen Ergänzung ihrer Expertise
hatte die Kommission zusätzlich einen musikwissenschaftlich ausgewiesenen
Forschenden kooptiert.
Nach Prüfung der Arbeit gelangte die
Kommission übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass in der Dissertation im
Abschnitt „Historische Determinanten der Deutschen Musikkritik bis 1945“ (S. 29 - 50) der Vorwurf des wissenschaftlichen
Fehlverhaltens in Form mehrfach ungekennzeichneter Übernahmen oder Aneignungen
fremden Gedankenguts erfüllt sei. Ein wissenschaftliches Fehlverhalten liege
dort vor, wo – namentlich in Form eines Text- oder Ideenplagiats – ungeprüft
originäre Formulierungen oder Gedanken der Quelle als eigene übernommen werden
oder sonst eine zu enge Anlehnung an die Quelle erfolgt, die als solche hätte
ausgewiesen werden müssen. Ein solches Vorgehen habe auch schon vor über 30
Jahren einen Verstoß gegen die damals geltenden Grundsätze guter
wissenschaftlicher Praxis dargestellt. Daneben wurde eine Reihe von Blindzitaten
und ungeprüft übernommenen Literaturangaben festgestellt, die nach geltender
Rechtsprechung ebenfalls als Plagiate zu werten sind.
Allerdings konnte die Kommission den
Vorwürfen in den Verdachtsanzeigen der beiden Plagiatssucher nicht in allen Punkten
folgen, sodass sich nach ihrer Ansicht im Ergebnis eine deutlich geringere
Anzahl an Verstößen ergibt, als dort jeweils moniert. Zu berücksichtigen ist
zudem, dass der sehr umfassende Hauptteil der Arbeit nach gegenwärtigem Stand
nicht von den Plagiatsvorwürfen betroffen ist und auch keine Anhaltspunkte für
wissenschaftliches Fehlverhalten ersichtlich sind.
Im
Interesse einer möglichst transparenten Darstellung des Verfahrens macht die
Kommission zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten auf Bitten des
Universitätspräsidenten den gesamten Beschluss öffentlich. Dieser kann unter
folgendem Link eingesehen werden: https://www.uni-frankfurt.de/131192024/
Universitätspräsident
Prof. Dr. Enrico Schleiff dankte der von Weisungen des Präsidiums und anderer
Instanzen unabhängigen Kommission für ihre gründliche und sorgfältige Arbeit,
die einen wichtigen Beitrag zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis
darstelle. Die Goethe-Universität leiste mit der Transparenz einen aktiven
Beitrag zur wissenschaftlichen Qualitätssicherung und öffentlichen
Nachvollziehbarkeit universitätsinterner Prüfungsprozesse.
Herr Dr. Döpfner wurde am 17.01.2023 über die Ergebnisse der Prüfung unterrichtet. Der
begründete Beschluss liegt ihm vor. Gegen den Beschluss kann Widerspruch
eingelegt werden.
Die Kommission arbeitet nach der Satzung der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main zur Sicherung guterwissenschaftlicher Praxis. Diese ist unter folgendem Link verfügbar: https://www.uni-frankfurt.de/84252590/20191209_ck-neufassung-grundsatze-final.pdf
Redaktion: Dr. Olaf Kaltenborn, Leiter Büro für PR &
Kommunikation, Tel: 069
798-13035, Fax: 069 798-763 12531, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de
Sozialministerium und Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität stellen regionale Prognosen vor
Die Generation der Babyboomer geht nach und nach in Rente. Sie hinterlässt große Lücken im Arbeitsmarkt, die nur teilweise durch jüngere Arbeitskräfte geschlossen werden können. Das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität hat im Auftrag des Hessischen Sozialministeriums Prognosen erstellt, welche Zahlen bis 2028 in den unterschiedlichen Regionen und Berufsfeldern zu erwarten sind. Gegenmaßnahmen sind möglich – und offenbar dringend geboten.
FRANKFURT. Der
Krieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie haben verglichen mit dem
demographischen Wandel nur geringe Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in Hessen.
Durch den altersbedingten Austritt vieler Beschäftigter der
Babyboomer-Generation entstehen große Lücken, die durch die geringere Zahl an
jungen Menschen, die neu in den Arbeitsmarkt eintreten, nur bedingt geschlossen
werden können. Fachkräftemangel ist die Folge. In Hessen ist diese Entwicklung
regional unterschiedlich ausgeprägt, und auch die verschiedenen Berufe sind
unterschiedlich stark betroffen. Ein genaues Bild der zu erwartenden Lage
zeichnen die regionalen Berufsprognosen, die durch das Institut für Wirtschaft,
Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität im Auftrag des Hessischen
Ministeriums für Soziales und Integration erstellt werden. Damit
habe man „Transparenz geschaffen, um die Entwicklung neuer bzw. das
Nachschärfen bestehender Fachkräftestrategien und ihre Ausrichtung auf
mittelfristige Entwicklungen zu ermöglichen“, sagt Kai Klose, Hessischer
Minister für Soziales und Integration.
Die Prognosen (ab 16:30 Uhr unter www.hessische-berufsprognosen.de)
sind heute der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Danach fehlen in Hessen im
Zeitraum von 2021 bis 2028 insgesamt 200.000 Fachkräfte – gut 130.000
Fachkräfte mit Berufsabschluss und knapp 70.000 Fachkräfte mit
Hochschulabschluss. Das Potenzial von Personen ohne Abschluss, die nach einer
Nachqualifizierung möglicherweise Fachkraftaufgaben übernehmen können, ist
demgegenüber mit rund 20.000 Personen denkbar gering. Die Option der
Nachqualifizierung besteht ohnehin nur in den Großstädten, denn in den ländlich
geprägten Regionen des Landes fehlt es auch an Personen ohne Berufsabschluss.
Grundsätzlich gilt, je weiter man sich von urbanen Gebieten entfernt, desto
größer ist der Mangel an Arbeits- und Fachkräften.
Was die unterschiedlichen Branchen angeht, trifft der
Fachkräftemangel besonders stark die Sozialberufe. Den Prognosen zufolge werden
bis 2028 im Bereich Gesundheit 13.000 und im Bereich Erziehung mehr als 16.000
Beschäftigte fehlen. Die Lücken sind hier besonders groß, weil in den kommenden
Jahren nicht nur viele Beschäftigte altersbedingt ausscheiden werden, sondern
auch, weil sich der Bedarf an Gesundheits- und Erziehungsleistungen weiter
erhöhen wird. Denn die Zahl älterer Menschen, die Gesundheitsdienstleistungen
benötigen, steigt an, und durch den weiteren Ausbau der Kindertagesbetreuung
werden auch mehr Erzieherinnen benötigt. Ein passgenaues
Kinderbetreuungsangebot ermöglicht es Frauen, umfangreicher erwerbstätig werden
zu können – ebenfalls ein wichtiger Baustein beim Kampf gegen den
Fachkräftemangel. Auch bei Handwerks- und IT-Berufen hat Fachkräftegewinnung
und -sicherung Priorität, in Zusammenhang mit Energiewende und Digitalisierung
ist auch dort ein Aufwuchs zu erwarten.
Und der Höhepunkt der altersbedingten Austritte der
Babyboomer-Generation ist 2028 noch längst nicht erreicht. „Den Peak erwarten
wir erst in zehn Jahren. Aber auch ab 2033 werden die Austritte nur langsam
zurückgehen. Selbst im Jahr 2040 werden die altersbedingten Austritte aus dem
Erwerbsleben noch um 10.000 Personen höher als heute liegen“, erklärt Dr.
Christa Larsen, Leiterin des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK)
der Goethe-Universität. Die hessischen Arbeitsmärkte würden, so Larsen, bis
weit in die 2040er-Jahre hinein maßgeblich durch die demografische Entwicklung
bestimmt werden.
Um die hessische Wirtschaft für diese Herausforderung zu rüsten,
bedarf es schnell gezielter Strategien für deren Abmilderung. Regionale
Strategien könnten gezielt helfen, Fachkräfte zu sichern. Dafür braucht es ein
gutes Zusammenspiel aller Arbeitsmarktakteure. Die Stabstelle
Fachkräftesicherung in Hessen, die am Hessischen Ministerium für Soziales und
Integration angesiedelt ist, leistet hier im Auftrag der Hessischen
Landesregierung wesentliche Unterstützung. 2023 wird jeder Kreis und jede
kreisfreie Stadt die Möglichkeit bekommen, eine fachlich fundierte
Zukunftswerkstatt durchzuführen. Eine solche Werkstatt dient dazu, zum Bedarf passende
Maßnahmen zu entwickeln bzw. bereits bestehende passgenau fortzuschreiben.
„Wir können stolz darauf sein, dass die Goethe-Universität
gemeinsam mit dem Land Hessen Transparenz zur Fachkräftelage schafft und eine
darauf abgestimmte Fachkräftesicherung entwickelt wird. Damit kann unsere
Kooperation einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung und damit zur
Stabilität des Wirtschaftsstandorts Hessen leisten“, sagte Prof. Bernhard
Brüne, Vizepräsident der Goethe-Universität Frankfurt am Main, in seinem
Grußwort.
Die Prognosen zur Entwicklung von Berufen zwischen 2021 und 2028
können am heutigen Donnerstag, 19. Januar, von 16.30 Uhr an unter www.hessische-berufsprognosen.de
heruntergeladen werden.
Weitere Informationen und Anmeldung
Dr.
Christa Larsen
Institut
für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität
Telefon
069 798- 22152
E-Mail
c.larsen@em.uni-frankfurt.de
Kunst auf dem Campus Westend: Dialogischer Spaziergang „DenkMalDemokratie“ im Rahmen der Bürger-Universität
FRANKFURT. Ist das Kunst oder kann das weg? Oder muss das vielleicht sogar weg? Nicht erst in jüngerer Zeit wird diese Frage an Kunstwerke gerichtet, die in öffentlich zugänglichen Räumen aufgestellt sind – inzwischen aber zunehmend häufig an Denkmäler, deren Widmungen sich aus der Gegenwartsperspektive als problematisch, wenn nicht gar untragbar erweisen. Gegen sie erheben sich zu Recht Stimmen des Protests. Zugleich stellt sich die Frage, ob das Entfernen allein als Mittel zur Lösung der Probleme taugt, für die manche Monumente aus heutiger Sicht stehen. Wie könnte eine angemessene Erinnerungskultur im öffentlichen Raum aussehen?
Die
Bürgeruniversität lädt ein im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „DenkMalDemokratie.
Dialogische Spaziergänge zur Kunst“
25. Januar 2023
12 – 13:30 Uhr
zum
Mittags-Spaziergang Campus Westend.
Dabei
geht es darum, welche Rolle die auf dem Campus Westend aufgestellten Kunstwerke
und Denkmäler für die Demokratie spielen und welche Potenziale sie für eine
Auseinandersetzung mit Geschichte, Gegenwart und Zukunft besitzen.
Gesprächspartnerinnen
während des Spaziergangs sind: Prof. Dr. Antje Schlottmann,
Humangeographie/Goethe-Universität, und Prof. Dr. Verena Kuni, Visuelle
Kultur/Goethe-Universität, die die Veranstaltung konzipiert hat.
Der
dialogische Spaziergang auf dem Campus Westend ist die zweite Veranstaltung der
Diskussionsreihe der Bürger-Universität, die mit einem Dialog-Spaziergang in
der Gallusanlage und der Taunusanlage begonnen hat. Abgeschlossen wird die
Reihe der Bürger-Universität am 2. Februar 2023 um 19 Uhr mit der
Podiumsdiskussion „Unsichtbarer Widerstand. Vertrauen und Protest in der
Demokratie“.
Die
Dialog-Spaziergänge zu Kunst und Demokratie werden im Sommersemester
fortgesetzt. In Vorbereitung ist ein weiteres Format der Dialog-Spaziergänge: CAMPUS
WANDELN. Spaziergänge und Ortstermine zur Nachhaltigkeit, konzipiert und
durchgeführt von Prof. Dr. Verena Kuni, Visuelle Kultur/Goethe-Universität, und
dem Nachhaltigkeitsbüro der Goethe-Universität.
Die
aktuelle Reihe wird veranstaltet von der Goethe-Universität in Kooperation mit
der Clusterinitiative ConTrust am Forschungsverbund „Normative
Ordnungen“ der Goethe-Universität.
Anmeldung
und Treffpunkt unter buergeruni@uni-frankfurt.de;
weitere Informationen: https://aktuelles.uni-frankfurt.de/_events/
Redaktion:
Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax
069 798-763-12531; E-Mail: p.barth@em.uni-frankfurt.de
Internationales Wissenschaftsteam um Forscher:innen der Goethe-Universität und des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseum Frankfurt erklärt Unterschiede in der Ernährung zwischen Homo erectus und Menschenaffen
Wie sich unsere Vorfahren der Art Homo erectus vor Hundertausenden von Jahren auf der Insel Java in Südostasien ernährt haben, konnte jetzt ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, koordiniert von Goethe-Universität Frankfurt und Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, anhand von Zahnanalysen herausfinden: Im Laufe eines Jahres wechselten die Frühmenschen von pflanzlicher Nahrung zu Mischkost, waren dabei aber weit weniger vom saisonalen Nahrungsangebot abhängig als zum Beispiel Orang-Utans, die ebenfalls die Insel bewohnten.
FRANKFURT. Wer
ein Vergrößerungsglas und eine Taschenlampe zur Hand nimmt und im Spiegel ganz
genau seine Zähne betrachtet, kann hier und da ein Muster aus feinen,
parallelen Linien entdecken, die quer über den Zahn laufen. Diese entsprechen
den Retzius-Streifen, die das Wachstum unseres Zahnschmelzes markieren. Der
Schmelz wird bereits im Mutterleib angelegt und bis zur Jugend neu gebildet,
wenn die letzten Milchzähne ausfallen und durch bleibende Zähne ersetzt werden.
Wie bei allen landlebenden Wirbeltieren wird auch beim Menschen der Zahnschmelz
in mikroskopisch kleinen Schichten schubweise angelagert, was die
Retzius-Steifen formt. Am Abstand dieser Streifen zueinander ist die
Entwicklungsgeschwindigkeit eines Menschen ablesbar. Physiologische Wechsel wie
zum Beispiel die Geburt, das Abstillen oder Krankheiten hinterlassen markante
Spuren. Die Retzius-Steifen bilden auch den chronologischen Rahmen für die
zeitlich-variierende chemische Zusammensetzung des Zahnschmelzes, die wiederum
den Wechsel in der Ernährung widerspiegelt.
Ein internationales Wissenschaftsteam der Goethe-Universität
Frankfurt um Prof. Wolfgang Müller und seiner MSc-Studentin Jülide Kubat, heute
Doktorandin an der Universität Paris Cité, hat anhand der Zähne die
Ernährungsgewohnheiten eines Vorfahrens des modernen Menschen – Homo erectus,
„der aufrechte Mensch“ – mit denen von zeitgleichen Orang-Utans sowie weiteren
Tieren verglichen. Alle lebten im Pleistozän vor 1,4 Millionen bis 700.000
Jahren auf der indonesischen Insel Java, auf der es damals Regionen mit
Monsun-Regenwäldern sowie offene Baumlandschaften und grasbewachsene Savannen
gab.
Zur Analyse des Zahnschmelzes betteten die Wissenschaftler:innen
die Zähne in ein Harz ein und schnitten sie dann in hauchdünne Scheiben von 150
Mikrometern Dicke. Diese äußerst kostbaren Proben sind im Senckenberg
Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt Teil der Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald Sammlung, einer
Dauerleihgabe der Werner Reimers
Stiftung. Anschließend trug ein spezieller Laser Zahnmaterial ab, das
mittels Massenspektrometrie unter anderem auf den Gehalt der Elemente Strontium
und Kalzium untersucht wurde, die beide in Zähnen und Knochen enthalten sind
(Laser-basierte Plasma-Massenspektrometrie, LA-ICPMS). Das Verhältnis von
Strontium zu Kalzium (Sr/Ca) ist von der Nahrung abhängig, erklärt Wolfgang
Müller: „Strontium wird - quasi als Verunreinigung des essentiellen Kalziums -
vom Körper nach und nach ausgeschieden. In der Nahrungskette führt das dazu,
dass das Strontium-Kalzium-Verhältnis von Pflanzenessern über Allesesser bis
hin zu Fleischessern kontinuierlich abnimmt.“
Dies konnte das Wissenschaftsteam mit dem Vergleich verschiedener
pleistozäner Tierzähne aus Java bestätigen: Raubkatzen wiesen ein niedriges
Strontium-Kalzium-Verhältnis auf, Vorläufer der heutigen Nashörner, Hirsche und
Flusspferde ein hohes Strontium-Kalzium-Verhältnis und pleistozäne Schweine als
Allesesser lagen in der Mitte. Spannend wurde es bei den Zähnen der Hominiden
Orang-Utan und Homo erectus, denn hier entdeckten die Forscher:innen im
Zeitverlauf Jahreszyklen, in denen sich die Nahrungszusammensetzung von
Menschenaffen und Menschen änderte: Beide zeigten im Jahresrhythmus
Variationen, wobei die regelmäßigen Sr/Ca-„Spitzen“ beim Orang-Utan viel
deutlicher ausgeprägt waren als bei Homo erectus. Jülide Kubat,
Erstautorin der Publikation, erklärt: „Diese Peaks deuten auf ein reichhaltiges
pflanzliches Nahrungsangebot in der Regenzeit hin, während der im Regenwald zum
Beispiel viele Früchte gebildet wurden. In der Trockenzeit mussten vor allem
Orang-Utans auf andere Nahrungsquellen umsteigen, die vielleicht Insekten oder
Eier einschlossen. Homo erectus dagegen war - so zeigen die weniger
ausgeprägten Peaks und niedrigeren Sr/Ca-Werte – als Allesesser und zeitweise
Fleischkonsument weniger vom saisonalen Nahrungsangebot abhängig.“
Insgesamt zeige die Analyse, so Müller, dass die räumlich
hoch-aufgelöste Laser-Analyse von Spurenelementen zusammen mit
Zahnschmelzchronologie einen zeitlich bemerkenswert detaillierten Einblick in
die Lebensgeschichte unserer Vorfahren geben kann: „Plötzlich ist man ganz nahe
dran an diesen frühen Menschen, die so lange vor unserer Zeit gelebt haben. Man
kann erspüren, was der jahreszeitliche Wechsel für sie bedeutet haben mag und
wie sie mit ihrer Welt interagiert haben. Das ist absolut faszinierend.“
Publikation: Jülide Kubat, Alessia Nava, Luca Bondioli, M. Christopher Dean,
Clément Zanolli, Nicolas Bourgon, Anne-Marie Bacon, Fabrice Demeter, Beatrice
Peripoli, Richard Albert, Tina Lüdecke, Christine Hertler, Patrick Mahoney,
Ottmar Kullmer, Friedemann Schrenk, Wolfgang Müller: Dietary strategies of
Pleistocene Pongo sp. and Homo erectus on Java (Indonesia). Nature Ecology and Evolution (2023) DOI: 10.1038/s41559-022-01947-0 https://www.nature.com/articles/s41559-022-01947-0
Die
beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten an den folgenden
Instituten:
Dänemark
Lundbeck Foundation GeoGenetics Centre,
University of Copenhagen, Copenhagen, Denmark
Deutschland
Institute of Geosciences, Goethe
University Frankfurt
Frankfurt Isotope and Element Research Center (FIERCE), Goethe University
Frankfurt
Department of Paleobiology and Environment, Institute of Ecology, Evolution,
and Diversity, Goethe University Frankfurt
Senckenberg Research Institute and Natural History Museum Frankfurt
Senckenberg Biodiversity and Climate
Research Centre, Frankfurt
Department of Human Evolution, Max Planck
Institute for Evolutionary Anthropology, Leipzig
Emmy Noether Group for Hominin Meat
Consumption, Max Planck Institute for Chemistry, Mainz
ROCEEH Research Centre, Heidelberg Academy
of Sciences and Humanities
Frankreich
Université Paris Cité, CNRS
Université de Bordeaux, CNRS, Pessac
Eco-anthropologie (EA), Muséum national
d'Histoire naturelle, CNRS, Université de Paris, Musée de l'Homme
Großbritannien
Skeletal Biology Research Centre, School
of Anthropology and Conservation, University of Kent, Canterbury
Department of Earth Sciences, Natural
History Museum, London
Italien
Bioarchaeology Service, Museum of
Civilizations, Rome
Department of Cultural Heritage,
University of Padova
Hintergrundinformationen:
Frühe Urmenschen ernährten sich äußerst flexibel (2018)
https://www.puk.uni-frankfurt.de/75395991/Fr%C3%BChe_Urmenschen_ern%C3%A4hrten_sich_%C3%A4u%C3%9Ferst_flexibel
Was Milchzähne verraten: Neanderthaler-Mütter stillten nach fünf bis sechs Monaten
ab (2020)
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/kein-grund-fuers-aussterben-neanderthaler-muetter-stillten-nach-fuenf-bis-sechs-monaten-ab/
Zähne vom Urahn: Der Fund eines Unterkiefers in Malawi und die Folgen (Forschung
Frankfurt 1/2022)
https://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/122805183.pdf
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/130763620
Bildtexte:
1_Homo_tooth_blocks
In
Epoxy-Harz eingebetteter Homo erectus Zahn nach dem Schneiden. Bild: Alessia
Nava/ Luca Bondioli
2_Homo_tooth_thin slice
Polierter
Dünnschliff eines Homo erectus Zahns vor der chemischen Analyse mittels
Laser-Ablation Plasma Massenspektrometrie (LA-ICPMS). Bild: Alessia Nava/ Luca
Bondioli
3_Pongo_tooth_composit
Mikroskopisches
Bild eines Orang-Utan Zahn-Dünnschliffs, wodurch man die interne
Wachstumsstruktur des Zahnschmelzes sehr gut erkennen kann; im rechten Bild
sind die unterschiedlichen Laser-Ablations Pfade in pink, einzelne
Retzius-Linien in grün hervorgehoben. Bild: Alessia Nava/ Luca Bondioli
4_Kubat_Julide_Lab
Jülide Kubat beim Auswählen von Ablationspfaden (blau) am Computer
des Laser-Ablation Plasma Massenspektrometers (LA-ICPMS). Bild: Wolfgang Müller
5_Kubat_Julide_Muller_Wolfgang_LA_ICPMS
Jülide
Kubat und Wolfgang Müller beladen das LA-ICPMS mit einem Zahn-Dünnschliff zur
Analyse. Bild: Jülide Kubat
Weitere Informationen
Prof. Dr. Wolfgang Müller
Institut
für Geowissenschaften /
Frankfurt Isotope and Element Research Center (FIERCE)
Goethe Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798 40291
w.muller@em.uni-frankfurt.de
http://www.uni-frankfurt.de/49540288/Homepage-Mueller
Jülide Kubat
Faculté de Chirurgie Dentaire
Université Paris Cité
julide.kubat@parisdescartes.fr
Twitter: @julide_kubat_
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Theatergruppe des Instituts für England- und Amerikastudien der Goethe-Universität zeigt The Dumb Waiter von Harold Pinter und Arthur Kopits Chamber Music. 26./27. Januar sowie 2./3./4. Februar 2023
FRANKFURT. Was geschieht, wenn man Jeanne D'Arc, Amelia Earhart und Gertrude Stein mit vier weiteren berühmten Frauen in einen Raum bringt? Die Frage mag absurd klingen – die Antwort wirkt es zunächst auch. Denn in Arthur Kopits Stück Chamber Music befindet sich besagter Raum in einer Nervenheilanstalt– und ob die Frau in der Rüstung („das Kreuz war mit dabei!“) dann wirklich Jeanne D'Arc ist, darf wohl bezweifelt werden. Zweifelhaft ist aber auch die Institution, die die Frauen zusammenbringt, und zulässt, vielleicht sogar forciert, dass sie sich immer tiefer in eine gewähnte tödliche Gefahr hineinsteigern – bis zur fatalen Eskalation. Die Absurdität der Situation verleiht dem Stück dabei sowohl Witz als auch Tragik; wer hier am Ende verrückt ist, bleibt offen.
Auch
Nobelpreisträger Harold Pinter deckt in The Dumb Waiter schonungslos die
Absurdität menschlicher Kommunikation auf – ob zwischen den Protagonisten oder
seitens des Unbekannten, der ihnen von abseits der Bühne scheinbar sinnlose
Nachrichten sendet. Die Handlung des Stücks, das seine Uraufführung in
Frankfurt hatte, ist einfach erklärt: Zwei Auftragskiller warten auf ihr
nächstes Opfer. Doch das Warten zieht sich hin und die Spannung im Raum wird
beinahe greifbar. Der Auftraggeber ist der ungesehene Dritte – der Einzige, der
die Macht hat, die Spannung aufzulösen und es dann auf gänzlich unerwartete
Weise tut.
Mit
den beiden Einaktern meldet sich die Chaincourt Theatre Company auf ihrer Heimatbühne
an der Goethe-Universität zurück. Die seit den fünfziger Jahren bestehende
Theatergruppe des Instituts für England- und Amerikastudien musste zuletzt
aufgrund der Covid-19-Pandemie pausieren. Inszeniert werden die Stücke vom
langjährigen künstlerischen Direktors James Fisk, Dozent in der Amerikanistik.
Die Hauptrollen auf und hinter der Bühne übernehmen Studierende des
Fachbereichs. Beide Werke werden in der Originalsprache Englisch aufgeführt.
Chaincourt Theatre
Company:
The Dumb Waiter u. Chamber Music
26./27. Januar sowie 2./3./4. Februar 2023,
Einlass: 18:30 Uhr, Beginn der Vorstellung: 19:30 Uhr
Nebengebäude des
IG-Farben-Hauses, Raum NG 1.741
Campus Westend,
Goethe-Universität Frankfurt,
10 Euro bzw. 5 Euro
(ermäßigt)
Karten sind
eine Stunde vor Vorstellungsbeginn an der Abendkasse erhältlich.
Kontakt:
James Fisk,
Institut für England- und Amerikastudien, Goethe-Universität Frankfurt, fisk@em.uni-frankfurt.de
Partikelanalysen und Laborexperimente zeigen Entstehung von Ultrafeinstaub – Studie der Goethe-Universität Frankfurt in Kooperation mit Hessischem Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie
Messungen des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass der Frankfurter Flughafen eine bedeutende Quelle ultrafeiner Partikel ist und sich diese weit über das Stadtgebiet verbreiten können. Wissenschaftler:innen der Goethe-Universität Frankfurt haben jetzt in Zusammenarbeit mit Expert:innen des HLNUG herausgefunden, dass die ultrafeinen Partikel zu einem Teil aus synthetischen Turbinenschmierölen bestehen. Die Wissenschaftler:innen folgern, dass bei der Verbesserung der Luftqualität neben den Emissionen durch Kerosin auch die durch Schmieröl reduziert werden müssen, damit die Ultrafeinstaubkonzentration abnimmt.
FRANKFURT.
Ultrafeinstaub entsteht bei Verbrennungsprozessen, zum Beispiel bei der
Verfeuerung von Holz oder Biomasse, durch Kraftwerke und durch
Industrieanlagen. Neben dem Straßenverkehr sind große Flughäfen eine bedeutende
Quelle für die ultrafeinen Partikel mit einer Größe von weniger als 100
Millionstel Millimeter (100 Nanometer). Weil sie so klein sind, können sie tief
in die unteren Atemwege eindringen, die Blut-Luft-Schranke überwinden und, je
nach ihrer Zusammensetzung, im Gewebe beispielsweise Entzündungen hervorrufen.
Ferner steht Ultrafeinstaub im Verdacht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen
zu können.
Seit mehreren Jahren misst das Hessische Landesamt für
Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) die Anzahl und Größe ultrafeiner
Partikel an verschiedenen Luftmessstationen im Umfeld des Frankfurter
Flughafens, beispielsweise im Frankfurter Stadtteil Schwanheim und in Raunheim.
Im vergangenen Jahr analysierten Wissenschaftler:innen um Prof. Alexander Vogel
von der Goethe-Universität die chemische Zusammensetzung der
Ultrafeinstaubpartikel und stießen auf eine Gruppe organischer Verbindungen,
die ihren chemischen Fingerabdrücken zufolge aus Turbinen-Schmierölen stammten.
Jetzt hat das Wissenschaftsteam diesen Befund durch weitere
chemische Messungen der Ultrafeinstaubpartikel bestätigt: Die Partikel stammen
zu einem bedeutenden Teil aus synthetischen Turbinenschmierölen und waren
besonders stark in den kleinsten Partikelklassen vertreten, die 10 bis 18 Nanometer
große Partikel umfassen. Solche Schmieröle können zum Beispiel über
Entlüftungsöffnungen, in denen nanometergroße Schmieröltröpfchen und Öldämpfe
nicht vollständig abgeschieden werden, in den Abgasstrom der Turbine gelangen.
In Laborexperimenten gelang es zudem, die Bildung ultrafeiner
Partikel aus Schmierölen nachzustellen. Dazu wurde ein gängiges
Turbinenschmieröl in einem heißen Gasstrom, der die Turbinenabgase simulierte,
zunächst bei rund 300 Grad Celsius verdampft, dann abgekühlt und anschließend
die Anzahl-Größenverteilung der gebildeten Partikel gemessen.
Der Atmosphärenchemiker Prof. Alexander Vogel vom Institut für
Atmosphäre und Umwelt der Goethe-Universität erklärt: „Wenn das verdampfte
Schmieröl abkühlt, sind die gasförmigen synthetischen Ester übersättigt und
bilden die Kerne für neue Partikel, die rasch zu Partikeln von rund 10
Nanometern Größe anwachsen können. Diese Partikel, so legen es unsere
Untersuchungen nahe, machen einen großen Teil des Ultrafeinstaubs aus, der an
Flugzeugturbinen entsteht. Die bisherige Annahme, Ultrafeinstaub entstehe
vorwiegend aus Schwefel- und aromatischen Verbindungen aus dem Kerosin, trifft
offenbar nicht zu. Eine Reduzierung der Schmierölemissionen birgt nach unserer
Erkenntnis ein wichtiges Potenzial zur Minderung der ultrafeinen Partikel.“
Die Untersuchungen zeigen, dass die Bildung ultrafeiner Partikel
an Turbinen nicht auf die Verbrennung von Kerosin allein beschränkt ist. Dies
sollte bei möglichen Minderungsmaßnahmen berücksichtigt werden. Die Verwendung
schwefelarmer Kerosine oder die Umstellung auf nachhaltig hergestellte
Kraftstoffe können somit nur einen Teil der Ultrafeinstaubbelastung reduzieren.
Die Belastung durch ultrafeine Partikel und deren gesundheitliche
Auswirkung wird ab 2023 im Rahmen einer umfangreichen wissenschaftlichen Studie
des Landes Hessen untersucht werden. Hierbei können die Ergebnisse der
aktuellen Studie helfen, flughafenspezifische Partikel zu identifizieren und
mögliche Minderungsmaßnahmen abzuleiten.
Publikation: Florian
Ungeheuer, Lucía Caudillo, Florian Ditas, Mario Simon, Dominik van Pinxteren,
Dogushan Kilic, Diana Rose, Stefan Jacobi, Andreas Kürten, Joachim Curtius,
Alexander L. Vogel: Nucleation of jet engine oil vapours is a large source
of aviation-related ultrafine particles. Communications Earth &
Environment (2022) https://doi.org/10.1038/s43247-022-00653-w
Bilder zum
Download: https://www.uni-frankfurt.de/130014225
Bildtext: Schmieröl in den heißen Abgasen von Flugzeugturbinen kann
Ultrafeinstaubpartikel bilden, sobald sich die Abgase abkühlen. Dies zeigte
jetzt eine Studie der Goethe-Universität Frankfurt und des Hessischen
Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie. Foto: Alexander Vogel,
Goethe-Universität Frankfurt
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Alexander L. Vogel
Institut für Atmosphäre und Umwelt
Goethe Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798-40225
vogel@iau.uni-frankfurt.de
www.iau.uni-frankfurt.de
Twitter:
@al_vogel, @HLNUG_Hessen
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
STUDIENGALERIE 1.357 zeigt Ausstellung zu Schwarzen und queeren Perspektiven auf deutsche Geschichte, Politik und Kultur
FRANKFURT. Nach James Gregory Atkinsons international rezipierter Ausstellung 6 Friedberg-Chicago im Dortmunder Kunstverein (2022) kann nun der Film 6 Friedberg-Chicago in der Studiengalerie 1.357 im IG Farben-Haus der Goethe-Universität präsentiert werden - an dem Ort, von dem aus die US-amerikanische Militärbesatzung die Politik und Gesellschaft der Bundesrepublik maßgeblich geprägt hat:
Einladung zur
Ausstellung in der STUDIENGALERIE 1.357:
James Gregory Atkinson – 6 Friedberg-Chicago (2021)
11.01.-10.02.2023,
IG Farben-Haus,
Campus Westend, Raum 1.357
Eröffnung:
Mittwoch, 11. Januar 2023, 20.00 Uhr
In 6 Friedberg-Chicago (2021) werden die Bewegungen und
Gruppenformationen der jungen Schwarzen Protagonisten in den Ray Barracks –
einer ehemaligen Kaserne der US-Armee in Friedberg – von Harfenklängen
begleitet. Ahya Simones interpretiert das Toxi-Lied aus Toxi (BRD, 1952,
Robert A. Stemmle), einem Film, der die Frage nach der familiären und
nationalen Zugehörigkeit afrodeutscher Kinder in der frühen Bundesrepublik
stellt. Die Väter der jungen Männer in 6 Friedberg-Chicago waren, ebenso wie
Atkinsons eigener Vater, als afroamerikanische US-Soldaten in Hessen
stationiert. Atkinsons emotionaler Film findet ästhetische Bilder dafür, wie
Schwarze Deutsche durch die sie umgebende Kultur geformt und ihnen bestimmte
Rollen zugedacht werden. Die stillstehenden, sich bewegenden und tanzenden
Körper inkorporieren Zuschreibungen und entziehen sich ihnen zugleich. Er ist
Antwort auf die Unsichtbarkeit Schwarzer Lebenswege und Identitäten in der
weißen Dominanzgesellschaft.
6
Friedberg-Chicago
ist Teil eines ständig wachsenden nichtlinearen Archivs aus Texten, Bildern,
Objekten und Zeitzeugenberichten, das sich mit der Rezeption Schwarzer Soldaten
in Deutschland sowie deren in Deutschland geborenen Kindern befasst. James
Gregory Atkinson verbindet in seinen recherchebasierten Projekten Autobiografisches
mit politischer Geschichte und reagiert auf die extreme Unvollständigkeit
offizieller Archive Schwarzer Menschen in Deutschland. Dabei greift Atkinson
auf transnationale queere und Schwarze Narrative zurück, modifiziert diese und
bringt sie in einen Dialog mit der Gegenwart.
James
Gregory Atkinson
(*1981 in Bad Nauheim) studierte bei Douglas Gordon an der Städelschule,
Frankfurt und erhielt Stipendien und Künstlerresidenzen in der Villa Aurora,
Los Angeles (2016), der Jan Van Eyck Akademie, Maastricht (2017) sowie ein
Atelierstipendium der Hessischen Kulturstiftung in New York (2018).
Die
Ausstellung wurde realisiert mit freundlicher Unterstützung des
US-Generalkonsulats in Frankfurt am Main.
Die Studiengalerie 1.357 ist eine Kooperation des Städel Museums, des MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt, des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften und der Goethe-Universität Frankfurt. Sie realisiert pro Jahr vier Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst, die in Lehrveranstaltungen von Studierenden verschiedener Disziplinen erarbeitet werden. https://www.studiengalerie.uni-frankfurt.deFollow us on instagram: https://www.instagram.com/studiengalerie1.357/
Kontakt:
Prof. Dr.
Antje Krause-Wahl, Kunstgeschichtliches Institut, Goethe-Universität Frankfurt
am Main, Krause-Wahl@em.uni-frankfurt.de
Franka
Schlupp, franka.schlupp@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR
& Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Zellkulturstudien von Goethe-Universität und University of Kent belegen Wirksamkeit von Tecovirimat, Cidofovir und Brincidofovir – Frankfurter Arbeitsgruppe wird von der Frankfurter Stiftung für krebskranke Kinder gefördert
Die drei gängigen antiviralen Medikamente zur Behandlung von Mpox-Viren (Affenpockenviren) wirken auch gegen die Mpox-Viren des derzeitigen Mpox-Ausbruchs. Dies legen Zellkulturstudien von Wissenschaftlern der Goethe-Universität Frankfurt/Universitätsklinikum Frankfurt und der University of Kent im britischen Canterbury nahe.
FRANKFURT/CANTERBURY. Das Affenpockenvirus ist mit dem
Pockenvirus (Variola Virus) eng
verwandt, das bis zu seiner Ausrottung durch Impfung Ende der 1970er-Jahre große
Ausbrüche mit hohen Todesraten verursacht hat. Während die heute ausgerotteten
Pocken einen sehr schweren Krankheitsverlauf mit einer Sterberate von etwa 30
Prozent verursachten, sind Affenpocken eine mildere Erkrankung. Trotzdem
beträgt die Todesrate noch etwa drei Prozent. Als besonders gefährdet durch
einen schweren Verlauf gelten Menschen mit einem geschwächten Immunsystem,
Alte, Schwangere, Neugeborene und kleine Kinder. Bis vor kurzem kamen
Affenpocken nur in bestimmten Teilen Afrikas vor, wenn sich Menschen durch
Kontakt mit Wildtieren infizierten, vor allem mit Nagetieren wie der
Gambia-Riesenhamsterratte oder dem Rotschenkelhörnchen.
Im Mai 2022 wurde jedoch zum ersten Mal ein großer
Affenpockenausbruch außerhalb von Afrika entdeckt; die Viren verbreiteten sich
ausschließlich durch die Übertragung von Mensch zu Mensch. Dieser andauernde
Ausbruch hat bisher mehr als 100 Länder erreicht und wurde von der Weltgesundheitsorganisation
WHO als „Gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite“ eingestuft.
Ungefähr zehn Prozent der Patienten mit Affenpocken müssen im
Krankenhaus behandelt werden. Darüber hinaus unterscheidet sich der derzeitige
Affenpockenausbruch nicht nur in seinem Übertragungsweg, sondern auch in der
Krankheitssymptomatik von bisherigen Ausbrüchen. Diese Unterschiede im
Verhalten des Virus gaben Anlass zu Befürchtungen, dass sich die derzeit
zirkulierenden Affenpockenviren soweit verändert hätten, dass sie auf die
verfügbaren Medikamente nicht mehr ansprechen würden.
In diesem Zusammenhang gelang es einem internationalen Forschungsteam
unter der Leitung von Prof. Jindrich Cinatl vom Institut für Medizinische
Virologie, Goethe-Universität Frankfurt/Universitätsklinikum Frankfurt, und
Prof. Martin Michaelis von der School of Biosciences der University of Kent,
Affenpockenviren von 12 Patienten des aktuellen Ausbruchs zu isolieren und in
Zellkultur zu vermehren. Dies ermöglichte es, diese Affenpockenvirusisolate in Kulturen
von Hautzellen, die natürlicherweise von Affenpockenviren infiziert werden, auf
ihre Empfindlichkeit gegenüber drei verfügbaren Medikamenten zur Behandlung von
Affenpocken zu untersuchen: Tecovirimat, Cidofovir und Brincidofovir.
Die Ergebnisse zeigten, dass alle 12 Isolate weiter auf die
Behandlung mit klinisch erreichbaren Konzentrationen der üblicherweise verwendeten
Medikamente ansprachen.
Prof. Jindrich Cinatl sagte: “Wir waren wirklich besorgt, dass
sich das Virus so verändert haben könnte, dass es resistent gegenüber den
gängigen Therapien geworden wäre. Glücklicherweise ist dies nicht der Fall."
Prof. Martin Michaelis ergänzte: “Diese Ergebnisse sind sehr
beruhigend und geben berechtigten Grund zu der Annahme, dass die verfügbaren
antiviralen Therapien auch im derzeitigen Ausbruch weiter gegen die Affenpocken
wirksam sein werden."
Die Frankfurter Forschungsgruppe „Interdisziplinäres Labor für
pädiatrische Tumor- und Virusforschung“ unter der Leitung von Prof. Jindrich
Cinatl wird von der Frankfurter Stiftung für Krebskranke Kinder gefördert und
ist im Dr. Petra Joh-Forschungshaus der Stiftung angesiedelt.
Publikation: Denisa Bojkova, Marco
Bechtel, Tamara Rothenburger, Katja Steinhorst, Nadja Zöller, Stefan
Kippenberger, Julia Schneider, Victor M. Corman, Hannah Uri, Mark N. Wass, Gaby
Knecht, Pavel Khaykin, Timo Wolf, Sandra Ciesek, Holger F. Rabenau, Martin
Michaelis, Jindrich Cinatl jr. Drug
sensitivity of currently circulating monkeypox viruses. New England Journal of Medicine (2022) https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMc2212136
Weitere Informationen
Prof.
Dr. rer. nat. Jindrich Cinatl
Institut für Medizinische Virologie
Universitätsklinikum Frankfurt / Goethe-Universität Frankfurt
Dr. Petra Joh-Forschungshaus
Tel.: +49 (0) 69 6301-6409
cinatl@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Ideenwettbewerb verkündet Shortlist mit vielversprechenden Initiativen
Der Ideenwettbewerb Biodiversität Frankfurt
unterstützt Ideen aus der Stadtgesellschaft, die die urbane Artenvielfalt
erhalten oder fördern. Nun hat die Jury zehn Initiativen ausgewählt, die eine
Chance auf das Preisgeld von insgesamt 30.000 Euro erhalten.
FRANKFURT. Der Ideenwettbewerb Biodiversität Frankfurt unterstützt Ideen aus der Stadtgesellschaft, die die urbane Artenvielfalt erhalten oder fördern. Nun hat die Jury zehn Initiativen ausgewählt, die eine Chance auf das Preisgeld von insgesamt 30.000 Euro erhalten.
Mitte November endete die Bewerbungsfrist für den Ideenwettbewerb Biodiversität
Frankfurt, den die Goethe-Universität, der Palmengarten, die Senckenberg
Gesellschaft für Naturforschung, das Dezernat für Klima, Umwelt und Frauen der
Stadt Frankfurt und die Frankfurter Sparkasse im Sommer 2022 ausgerufen hatten.
Gesucht wurden realisierbare Projektideen, die modellhaft, kreativ und
wirkungsvoll die städtische Biodiversität in Frankfurt erhalten und fördern und
dabei das Gemeinwohl der Stadtgesellschaft im Blick haben. Nun hat die Jury,
bestehend aus Vertreter*innen der austragenden Institutionen, zehn Ideen für
die sogenannte "Shortlist" bestimmt. Die Jurymitglieder Prof. Dr.
Enrico Schleiff (Goethe-Universität), Dr. Julia Krohmer (Senckenberg
Gesellschaft für Naturforschung), Dr. Katja Heubach (Palmengarten), Rosemarie
Heilig (Stadt Frankfurt) und Bernd Jenne (Frankfurter Sparkasse) zeigten sich
sehr zufrieden mit den eingegangenen Bewerbungen. Während der Auswahlsitzung
diskutierten sie bereits Möglichkeiten, um über das Preisgeld hinaus die
Projekte in ihrer Umsetzung zu unterstützen.
Die
ausgezeichneten Initiativen der "Shortlist" im Ideenwettbewerb
Biodiversität Frankfurt (in alphabetischer Reihenfolge):
1. Green it up! – mein kunterbuntes Quartier
2. Interaktiver Naturerlebnispfad auf dem Hauptfriedhof: Wildes Leben auf dem Friedhof
3.
Ist das Lebensraum oder kann das weg? Totholz für ein lebendiges Frankfurt
4.
Mehr Wasser für den Frankfurter Stadtwald (Oberwald)
5.
Nektar-Bar für Nachtschwärmer
6.
Pilotierung eines Parks mit essbaren, mehrjährigen Pflanzen
7.
Schmetterlingswiesen-Verbund Berger Südhang
8. Sweetspot 1000+1: Ein Mosaik aus Trittsteinbiotopen für Frankfurt
9. Tiny Forest / Miniwald: Biodiversitätsoase mitten in der Stadt Frankfurt sowie Frankfurter Miyawaki-Wald
10.
Urban-Farming-Dachgarten: Frankfurts erste PermaKulturInsel auf dem Dach
Eine
Vorstellung der Ideen findet sich auf der Projektwebseite www.ideen-biodiversitaet-frankfurt.de.
Die
ausgewählten zehn Initiativen sind nun dazu aufgefordert, ein erweitertes
Konzept für den Wettbewerb einzureichen. Um sie in diesem Prozess zu
unterstützen, laden die austragenden Institutionen im Februar zu einem Workshop
ein. Während der kommenden Monate stehen den Projekten jeweils Pat*innen der
Institutionen zur Verfügung, um sie fachlich zu unterstützen. Voraussichtlich
im April 2023 werden drei Ideen bei der finalen Preisverleihung ausgezeichnet:
Das Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro (1. Preis), 10.000 Euro (2. Preis) und
5.000 Euro (3. Preis) stellt die Frankfurter Sparkasse.
Zum
Hintergrund:
Städtische
Biodiversität – also die Vielfalt der Ökosysteme, die genetische Vielfalt sowie
der Reichtum an Arten bei Tieren, Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen – bietet
zahlreiche Chancen für unser urbanes Zusammenleben. Diese Vielfalt ist in
Gefahr: Der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) schätzt, dass weltweit rund eine
Million Arten vom Aussterben bedroht sind. Veränderungen der Land- und
Meeresnutzung, direkte Ausbeutung von Organismen, Klimaveränderungen,
Verschmutzung und invasive Arten bewirken den massive Rückgang von Arten und Ökosystemen.
In der Förderung städtischer Biodiversität steckt die Chance, gleichzeitig
drängende Herausforderungen wie Lebensmittelsicherheit, Klimaschutz und
–anpassung zusammenzudenken und miteinander zu verknüpfen.
Weitere
Informationen: www.ideen-biodiversitaet-frankfurt.de
Nachhaltigkeitsbüro
der Goethe-Universität
Peggy Feige
Campus
Westend
Theodor-W.-Adorno-Platz
1
60323
Frankfurt am Main
Telefon +49
(0)69 798-12359
E-Mail: feige@nachhaltigkeit.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro PR
& Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Grenzüberschreitende interreligiöse Forschung unter einem institutionellen Dach geht in die Pilotphase
Vor einem Jahr wurde der „Letter of Intent“ unterzeichnet, nun geht das Frankfurt-Tel Aviv Center für Interreligiöse Studien mit einer zweitägigen Tagung in Israel an den Start. Vorträge von christlichen, jüdischen und islamischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Theologie, Religionswissenschaft, Philosophie und Geschichtswissenschaft loten die Verflechtungen, Beziehungen, Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen den Buchreligionen aus. Höhepunkt des gestrigen Auftakts war die Unterzeichnung des Kooperationsvertrages durch die beiden Universitätspräsidenten.
FRANKFURT.
Multikulturelle Gesellschaften, religiöse Konflikte, Migration,
Fundamentalismus – und nicht zuletzt der interreligiöse Dialog: Dies sind nur
einige der Themen, die das neue grenzüberschreitende Forschungsinstitut in den Blick
nehmen könnte. Allesamt Themen von großer und gesellschaftlicher Brisanz. Und
weil sich dies nur multiperspektivisch erforschen lässt, haben sich die Tel
Aviv University und die Goethe-Universität Frankfurt zusammengetan, um der
Forschung einen institutionellen Rahmen zu geben. Im Dezember 2021 wurde der
„Letter of Intent“ unterzeichnet, im Juni folgte die Eröffnungskonferenz auf
deutscher Seite. Nun ist die Kooperation auch in Israel mit einer Tagung
offiziell gestartet geworden. Der Titel der gestern und heute stattfindenden
Veranstaltung lautet: „Thinking Interreligiously: The Many Faces of
Interreligious Interaction“.
Zusammenarbeit zwischen einzelnen Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern hat es in den vergangenen Jahren häufig gegeben. Insbesondere
die Martin-Buber-Professur am Fachbereich Evangelische Theologie pflegt
intensive Kontakte, und das Buber-Rosenzweig-Institut für moderne und
zeitgenössische jüdische Geistes- und Kulturgeschichte und das Center for
Religious and Interreligious Studies an der Tel Aviv University sind eng
vernetzt. Das neue Zentrum vereint nun außer Theologien, Religionswissenschaft,
Judaistik und Islamischen Studien auch Fächer wie Geschichte, Philosophie und
Politologie. Zum Auftakt in Israel ist die Goethe-Universität mit Prof.
Christian Wiese, dem Inhaber der Martin-Buber-Professur, dem
Philosophieprofessor Prof. Matthias Lutz-Bachmann, der Islamwissenschaftlerin
Prof. Armina Omerika und dem Historiker Prof. Hartmut Leppin vertreten.
Feierlicher Höhepunkt der Tagung war die Unterzeichnung des
Kooperationsvertrages durch die beiden Universitätspräsidenten Prof. Ariel
Porat (Tel Aviv) und Prof. Enrico Schleiff (Frankfurt) sowie den beiden
Initiatoren und Gründungsdirektoren Christian Wiese (Frankfurt) und Menachem Fisch
(Tel Aviv) am gestrigen (Montag) Abend. Das Forschungszentrum geht nun in eine
dreijährige Pilotphase, die mit jährlich 50.000 Euro von der Goethe-Universität
und jährlich 20.000 Euro von der Tel Aviv University finanziert wird. Das neue
Zentrum wird von einem gemeinsamen Direktorium geleitet und soll sowohl
erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch Forschende am
Beginn ihrer Karriere miteinander verbinden. Bereits im Sommersemester gab es
ein gemeinsames Symposium für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler,
ab April 2023 beginnen gemeinsame englischsprachige Lehrveranstaltungen.
Langfristig soll es auch zu einer intensiven Kooperation von
religionswissenschaftlichen Masterprogrammen auf beiden Seiten kommen.
Prof. Enrico Schleiff, Präsident der
Goethe-Universität:
„Unser gemeinsames Zentrum ist mehr als eine wissenschaftliche
Institution. In Zeiten des erstarkenden Nationalismus und Antisemitismus ist es
auch ein wichtiges Zeichen der Freundschaft und Kooperation, das wir mit der
Eröffnung in die Welt hinaus senden. Die wissenschaftliche Thematik, die wir
gemeinsam in den Fokus nehmen, ist hochaktuell für Deutschland und Israel:
Geschichte und aktuelle Herausforderungen religiöser Vielfalt, Differenz und
Konflikt in pluralistischen Gesellschaften. Zu dieser Thematik waren unsere
Universitäten bisher schon gut aufgestellt. Nun verbinden beide ihre Stärken zu
einem gemeinsamen Zentrum, das den Start zu einer noch intensiveren
Zusammenarbeit bildet. Darüber bin ich sehr froh. Ich danke unseren
Partnerinnen und Partnern in Tel Aviv und insbesondere Prof. Wiese für ihren
unermüdlichen Einsatz zur Gründung dieser wegweisenden Institution.“
Prof. Christian Wiese, Martin-Buber-Professor an der
Goethe-Universität:
„Es gibt keine bessere Art und Weise, ein gemeinsames
deutsch-israelisches Forschungszentrum zu eröffnen, als mit einer intensiven
öffentlichen Diskussion der ihm zugrundeliegenden theoretischen Programmatik.
Mit dieser Konferenz beginnt ein spannender gemeinsamer wissenschaftlicher und
wissenschaftspolitischer Weg, auf den wir große Hoffnung setzen.“
Prof. Milette Shamir, Vizepräsidentin der Tel Aviv
University:
„Die Universität Tel Aviv unterhält zahlreiche Kooperationen mit
deutschen Universitäten, mehr als mit irgendeinem anderen Land in Europa.
Diese Zusammenarbeit beinhaltet Hunderte gemeinsamer Forschungsprojekte, aber
auch Hunderte deutscher Studierender, die jedes Jahr auf unseren Campus kommen.
Das gemeinsame Zentrum wird diese Zusammenarbeit auf eine bedeutende Art erweitern
und unsere Beziehung mit der Goethe-Universität festigen, einer der führenden
Universitäten in Deutschland. Wir hoffen, dass unsere beiden Hochschulen ihre
Zusammenarbeit in naher Zukunft noch weiter ausbauen werden.“
Prof. Menachem Fisch, Mitinitiator des Zentrums an
der Tel Aviv University:
„Ich freue mich sehr, Teil der Gründung eines in
dieser Art so einzigartigen Zentrums zu sein, eines Zentrums für das Studium
der monotheistischen Glaubensrichtungen und ihrer wechselseitigen Entwicklung. Dies
ist eine würdige Initiative und ein weiterer Baustein in der akademischen
Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern."
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/130011971
Bildtext:
(1)
Prof. Ariel Porat (links), Präsident der Universität Tel Aviv, und Prof. Enrico
Schleiff, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt am Main. (Foto: Tel Aviv
University)
(2)
Die beiden Unipräsidenten Prof. Ariel Porat (Tel Aviv, links) und Prof. Enrico
Schleiff (Goethe-Universität). (Foto: Tel Aviv University)
(3)
Die Initiatoren des neuen Zentrums Prof. Menachem Fisch (links) und Prof.
Christian Wiese. (Foto: Tel Aviv University)
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Christian Wiese
Martin-Buber-Professur
für Jüdische Religionsphilosophie
Fachbereich Evangelische Theologie
Goethe-Universität
Telefon 069 798-33313
E-Mail c.wiese@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Sozialministerium und Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität präsentieren Hessischen Lohnatlas
Auch wenn sich die Entgelte von Männern und Frauen in Hessen weiter angenähert haben – es gibt noch immer viel zu tun. Um einen weiteren Anreiz zu setzen, wurde jetzt der Hessische Frauenpreis für Lohngleichheit verliehen. Und das Hessische Ministerium für Soziales und Integration stellte gemeinsam mit dem Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) an der Goethe-Universität die neuste Ausgabe des Lohnatlas vor.
FRANKFURT. In
Sachen Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern verfolgt Hessen seit 2014
eine Doppelstrategie, deren Hauptinstrument der Hessische Lohnatlas ist.
Erstmals 2017 erschienen, soll er einerseits für Transparenz sorgen und
andererseits Schlüsselanreize setzen, die gezieltes Handeln ermöglichen. Die
Strategie scheint Erfolg zu haben: Im Jahr 2021 betrug die Lohnlücke „nur“ noch
9 Prozent, sie hat sich damit seit 2012 fast halbiert. Der Lohnatlas wird in
Kooperation mit dem Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) an der
Goethe-Universität erstellt. In keinem anderen Bundesland gibt es bislang ein
ähnliches Datenwerk wie den Lohnatlas, der – nach Regionen aufgegliedert –
zeigt, wie sich die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern seit 2012 entwickelt
hat.
Besonders auffällig: Fünf Jahre
nach der ersten Auflage können Frauen mit akademischen Abschlüssen ihr
Bildungskapital immer noch schlechter in Entgelte umsetzen als Männer. Dazu
sagt Prof. Bernhard Brüne, der als Vizepräsident der Goethe-Universität für
Forschung zuständig ist: „Wir sehen mit großer Sorge, dass die vielen Frauen,
die bei uns an der Universität hervorragende Studienleistungen erbringen, bei
ihrem Eintritt und ihren Karrieren in hessischen Betrieben nach wie vor
deutlich geringere Entgelte als unsere männlichen Absolventen erreichen
können.“ Er sei froh über den stabilen Brückenschlag zwischen Wissenschaft und
Politik, der durch die Kooperation von IWAK und Sozialministerium gelungen sei.
„Schon seit 2016 sind unsere beiden Häuser zum Thema Entgeltgleichheit
gemeinsam unterwegs, die Forscherinnen und Forscher des IWAK sind unermüdlich
forschend in Sachen Entgeltgleichheit im Einsatz und haben drei Auflagen des
Hessischen Lohnatlas auf den Weg gebracht. Eine wirklich gelungene Kooperation
mit spürbar positiven Folgen für die Gesellschaft“, so Brüne.
Von Anfang an enthielt der
Hessische Lohnatlas Entgeltdaten für jeden der 26 Kreise und kreisfreien Städte
in Hessen, das ist auch bei der jüngsten Ausgabe der Fall. Die dritte
inhaltlich erweiterte Auflage umfasst an die 700 Seiten, die diesmal allerdings
ausschließlich im digitalen Format vorliegen. So lassen sich Einzelthemen
leichter finden, Grafiken herunterladen und eigene Analysen durchführen.
Außerdem in dem Datenwerk enthalten: textlich aufbereitete
Forschungserkenntnissen zu den Auswirkungen der Pandemie auf die Entgeltlücken.
„Wir lernen aus den Erfahrungen der Nutzer. Die interaktive digitale Version
wird die Nützlichkeit des Hessischen Lohnatlas sogar noch verbessern“, stellt
Dr. Christa Larsen, Leitung des IWAK, fest.
Noch immer gibt es große
Unterschiede zwischen den Lohnlücken in ländlich geprägten Regionen einerseits
und urbanen Gebieten in Hessen andererseits, das macht der Lohnatlas deutlich.
So ist in den Großstädten des Rhein-Main-Gebiets rechnerisch bereits
Entgeltgleichheit erreicht. In den Kreisen Hersfeld-Rotenburg oder
Waldeck-Frankenberg indes verdienen Frauen brutto im Schnitt fast ein Fünftel
weniger als Männer, selbst bei voller Erwerbstätigkeit. Mit Blick auf ganz
Hessen gibt es die geringsten Lohnlücken bei den Fachkräften, vor allem in den
sozialen Berufen wie Pflege und Erziehung, aber auch im kaufmännischen Bereich.
Deutliche Lücken gibt es bei MINT-Berufen. Innerhalb der gewerblichen Branchen
liegt die Pharmaindustrie vorn, wo fast Entgeltgleichheit erreicht ist – im
Gegensatz zu Metall und Elektro.
Transparenz allein führt in
Sachen Entgeltgleichheit jedoch noch nicht zum Ziel. Seit 2018 kommen die Verantwortlichen
in Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Gesellschaft beim
Sozialpartnerdialog zusammen. Die zehn großen Branchen in Hessen befassen sich
bei regelmäßigen Treffen mit dem Thema Entgeltgleichheit und bringen die
Ergebnisse über ihre Verbände in die Branchen ein. Die kommunalen Frauen- und
Gleichstellungsbeauftragten fungieren ebenfalls als Türöffner, Expertinnen und
Multiplikatoren vor Ort in den hessischen Regionen. Daraus ist dann auch die
Idee entstanden, besonders vorbildliche Beispiele mit einem Preis
auszuzeichnen, der vorbildliches Engagement für Entgeltgleichheit zwischen
Frauen und Männern würdigen soll.
Zum Auftakt erhielt die
Landesarbeitsgemeinschaft Hessischer Frauenbüros die neue Auszeichnung, die mit
10.000 Euro dotiert ist. „Die LAG macht seit Jahren in besonderer Weise auf das
Thema Lohngleichheit aufmerksam und sensibilisiert Politik, Wirtschaft und
Zivilgesellschaft durch ihre konsequente Arbeit“, unterstreicht Kai Klose,
Hessischer Minister für Soziales und Integration, die Entscheidung der Jury.
Die Verwendung des Preisgeldes steht schon fest: Es soll der Weiterbildung von
kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten zugutekommen. „Mit ihrem
außerordentlichen Engagement für Lohngleichheit haben sich die kommunalen
Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten in Hessen diesen Preis mehr als
verdient“, sagte Ekin Deligöz, Parlamentarische Staatssekretärin im
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, in ihrer Laudatio.
Und führte weiter aus: „Wir wollen weg von Lippenbekenntnissen, echte
Lohngleichheit realisieren. Frauen brauchen institutionelle Rückenstärkung, um
Ungleichheiten in der Gesellschaft abzubauen.“
Der Hessische Lohnatlas 2022
ist am 16. Dezember ab 13 Uhr unter www.hessischer-lohnatlas.de
freigeschaltet.
Weitere Informationen
Dr. Christa Larsen
Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der
Goethe-Universität
Telefon 069 798- 22152
E-Mail c.larsen@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Forschungsprojekt bietet traumatisierten Kriegs- und Gewaltflüchtlingen psychotherapeutische Hilfe an
FRANKFURT. Menschen, die vor Krieg und Gewalt nach Deutschland geflohen sind, haben oft traumatische Erlebnisse erlitten. Folter, Vergewaltigungen oder Angriffe können eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) auslösen: Die Betroffenen leiden unter Symptomen wie Albträumen, lebhaften Erinnerungen an das Trauma, Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen, Angst und anderen belastenden negativen Gefühlen. Viele geflüchtete Menschen benötigen deshalb dringend psychotherapeutische Hilfe.
Das Forschungsprojekt Brief Imagery Rescripting for
Posttraumatic Stress Disorder in Refugees (ReScript) an der Abteilung für
Klinische Psychologie und Psychotherapie der Goethe-Universität trägt dazu bei,
die Versorgung von erwachsenen Geflüchteten mit einer solchen Störung zu
verbessern. Das Projekt, geleitet von Prof. Dr. Regina Steil (Frankfurt), Prof.
Dr. Thomas Ehring (München) und Prof. Dr. Nexhmedin Morina (Münster),
untersucht die Wirksamkeit einer innovativen Behandlung für traumatisierte
geflüchtete Menschen. Betroffenen ab 18 Jahren wird eine psychologische
Diagnose und Therapie angeboten, bei Bedarf unterstützt durch einen
Dolmetscher. Die Flucht kann in den letzten Jahren, etwa durch den Krieg in der
Ukraine, aber auch vor Jahrzehnten stattgefunden haben; es können sich auch
Geflüchtete melden, die vom Krieg im ehemaligen Jugoslawien oder Russland
betroffen waren.
Die Behandlung besteht aus zehn Doppelsitzungen, die innerhalb von
12 Wochen durchgeführt werden. Eine Vergleichsgruppe erhält dieselbe Behandlung
nach einer Wartezeit. Der Erfolg der Therapie wird in beiden Gruppen vor und
nach der Behandlung sowie drei und 12 Monate später diagnostisch erfasst.
An der Goethe-Universität in Frankfurt stehen derzeit freie
Behandlungsplätze zur Verfügung. Das Projekt wird vom Bundesministerium für
Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Anmeldung für betroffene Geflüchtete und weitere Informationen
Julia
Reuter
Projektkoordinatorin
Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie
der Goethe-Universität
Tel.: 069 79825374
Reuter@psych.uni-frankfurt.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro PR
& Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Wirtschaftswissenschaftler:innen der Goethe-Universität und der Université Paris-Dauphine feiern 30-jährige Partnerschaft – Delegation aus Paris besucht Goethe-Universität
Die Zusammenarbeit mit der Université Paris Dauphine-PSL ist eine der ältesten und intensivsten Kooperationen des Fachbereichs für Wirtschaftswissenschaften an der Goethe-Universität. Was sie einzigartig macht: zwei Doppelstudiengänge ermöglichen ein Studium mit den Abschlüssen beider Länder. Aus Anlass des 30-jährigen Bestehens besuchte am Freitag, dem 9. Dezember, eine vielköpfige Delegation die Goethe-Universität.
FRANKFURT. Der
Beitrag für die deutsch-französische Freundschaft der beiden
Partneruniversitäten hat mindestens 344 Gesichter: Allein so viele Studentinnen
und Studenten haben in den vergangenen 30 Jahren an den
Doppelabschlussprogrammen der wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereiche von
Goethe-Universität und Université Paris Dauphine-PSL teilgenommen – nicht
mitgezählt die zahlreichen Studierenden, die sich über Erasmus-Auslandssemester
zwischen den Partnerhochschulen bewegt haben. Was 1992 als „Versuchsballon“ für
ein Doppeldiplom startete, so Lars Pilz, Dekansbeauftragter für
Studienangelegenheiten des Fachbereichs, hat über die Jahre die Form eines
gemeinsamen Doppelbachelor- und kürzlich auch eines Doppelmasterstudiengangs
angenommen – was die Partnerschaft mit der Université Dauphine-PSL einzigartig
macht. Insgesamt pflegt der Fachbereich für Wirtschaftswissenschaften mehr als
140 internationale Partnerschaften.
Ausdruck dieser intensiven und engen Kooperation mit Dauphine-PSL
war nun der Besuch aus Paris anlässlich des Jubiläums: Angereist waren mit dem
Präsidenten Prof. Dr. El-Mouhoub Mouhoud und Vizepräsidentin Prof. Dr. Sophie
Meritet auch alle Programmverantwortlichen – und darüber hinaus die
Studierenden, die im kommenden Jahr in das Doppelbachelorprogramm starten. Im
Austausch mit dem Präsidenten der Goethe-Universität, Prof. Dr. Enrico
Schleiff, und den hiesigen Verantwortlichen für die Partnerschaft ging es auch
um weitere Ziele der Zusammenarbeit.
„Ich freue mich über die hohe Anerkennung, die unsere
Wirtschaftswissenschaftler:innen bei unseren Partnern genießen. Das Engagement,
mit der alle Verantwortlichen diese internationale Partnerschaft über 30 Jahre
gepflegt und entwickelt haben, sind nicht selbstverständlich. Dafür möchte ich
ausdrücklich danken“, sagte Prof. Dr. Enrico Schleiff. „Gerade jetzt, in Zeiten
sich akkumulierender Krisen, brauchen wir mehr solcher Projekte – sie geben
jungen Menschen nicht nur interkulturelles Wissen an die Hand und bereiten sie
für einen internationalen Arbeitsmarkt vor. Sie schaffen auch ein Bewusstsein
für ein Europa, das nur kenntnis- und vertrauensbasiert zukunftsfähig
weiterentwickelt werden kann.“
„Unsere Studierenden sind Teil der sich ständig fortentwickelnden
historischen, politischen und ökonomischen deutsch-französischen
Zusammenarbeit", erklärte Prof. Dr. El-Mouhoub Mouhoud. „Sie setzen diese
Partnerschaft aber moderner und integrativer um als zuvor, indem sie sie an die
Globalisierung anpassen und insgesamt offener gegenüber Europa und der Welt
sind. Dazu befähigen sie der dreisprachige Unterricht und die Kurse, die
zunehmend auch die großen Themen unserer Zeit und die multipolare Dimension der
heutigen Welt miteinbeziehen. Es sind solche konkreten Projekte auf
individueller, akademischer und beruflicher Ebene, von denen die
deutsch-französische Zusammenarbeit lebt – gerade deshalb ist die
Zusammenarbeit unserer Universitäten so wichtig."
Zur Vertiefung der Partnerschaft ist eine intensivere Kooperation
zum Themenbereich Künstliche Intelligenz sowie mit dem Frankfurt House of
Finance geplant, dessen wissenschaftlicher Direktor und Verantwortlicher der
Doppelprogramme, Prof. Dr. Rainer Klump, den Besuch begleitete. Mit ihrer
Dependance in Tunesien eröffnet die Université Paris Dauphine den deutschen
Partnern der Goethe-Universität zudem die Möglichkeit, Studienprogramme
langfristig auf den afrikanischen Kontinent auszudehnen.
2019 war das Doppelbachelor-Programm in die Deutsch-Französische
Hochschule, einen Verbund von 208 Hochschulen, aufgenommen worden. Mit dem
Siegel dieses Verbunds können die Studierenden, die zwei Semester in zwei
Ländern und ein gemeinsames Semester in Frankfurt verbringen, neben ihrer Erasmus-Förderung
zusätzlich 300 Euro für ihren Auslandsaufenthalt erhalten. Die Studierenden des
im Jahr 2019 eingeführten Doppelmasterstudiengangs im Bereich Wirtschaft und
Finanzen erhalten ab diesem Wintersemester Stipendien von der BHF Bank Stiftung
und der Willy Robert Pitzer Stiftung Bad Nauheim, die auch Sprachprogramme
fördert. Beide Studiengänge umfassen darüber hinaus die Möglichkeit,
Berufspraktika in beiden Ländern zu absolvieren, sowie eine gezielte
Sprachausbildung in Französisch, Deutsch und Englisch.
Nur dank des regelmäßigen Feedbacks der Studierenden und der
„Kreativität“ aller Beteiligten, so Lars Pilz und seine Kollegin Bianka Jäckel,
seien in der Vergangenheit die eine oder andere verwaltungstechnische Hürde
überwunden und auch ein gemeinsames Selbstverständnis der Studiengänge
entwickelt worden. Diese beschreiben die Studierenden durchaus als
anspruchsvoll: „Ich muss zugeben, dass das Studium an der Dauphine aufgrund des
Workloads und der Organisation alles andere als ein Zuckerschlecken war“,
äußert ein Student über seine Erfahrungen in Paris. “Dennoch hat es mir … die
Türen zu einem coolen Auslandspraktikum geöffnet.“ Gleichzeitig betonen die
Studierenden die „wunderbare Herausforderung, sich persönlich und akademisch
weiterzuentwickeln“, wie Doppelbachelorstudent Victor Schäfer von der
Goethe-Universität schreibt. Den Standort Frankfurt loben dagegen Studierende
aus Paris wie Anita Poulou, die ihr Doppelmasterstudium gerade abgeschlossen
hat: „Frankfurt is a wonderful city as it offers a wide range of professional
opportunities that students can easily combine with their studies.“ Das hohe
Ansehen des Masterstudiengangs bei Arbeitgebern im Finanzdienstleistungssektor
habe ihr Türen für ihre berufliche Entwicklung geöffnet.
Bild zum Download: www.uni-frankfurt.de/129570622
Bildtext:
Die
Programmverantwortlichen der Partnerschaft der Fachbereiche für
Wirtschaftswissenschaften an der Université Paris Dauphine-PSL und der
Goethe-Universität anlässlich des Besuchs aus einer Delegation aus Paris zum
30. Jubiläum (mit ihren Präsidenten Prof. Dr. El-Mouhoub Mouhoud und Prof. Dr.
Enrico Schleiff, 5.u.6.v.r.) (Foto: Jürgen Lecher/Goethe-Universität)
Weitere Informationen
Lars O.
Pilz
Dekansbeauftragter für Studienangelegenheiten
Goethe-Universität
Tel.: ++49 (0) 69-798-34608
e-Mail: lpilz@wiwi.uni-frankfurt.de
www.wiwi.uni-frankfurt.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro PR
& Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Cornelia Goethe Centrum legt mit der vierten Ausgabe der CGC Online Papers eine Auseinandersetzung mit der Berliner Frauenzeitschrift vor.
FRANKFURT. Seit 2017 gibt das
Cornelia Goethe Centrum in loser Folge Arbeitspapiere als CGC Online Papers
heraus. Die aktuelle Ausgabe erscheint am 12. Dezember 2022 und stellt den
Anfang einer weiter zu vertiefenden interdisziplinären Aufarbeitung der
Berliner Frauenzeitschrift Die Schwarze Botin dar.
Trotz ihres Alters – die Zeitschrift wurde von 1976-1987 veröffentlicht – sind
die Auseinandersetzungen in der Schwarzen Botin weiterhin höchst
aktuell: Wenig an Identitätspolitiken interessiert, positioniert sich die Schwarze
Botin gegenüber Zeitschriften wie EMMA und Courage. Aus
diesem Selbstverständnis geht eine eigene Ästhetik in Text- und Bildpraxis und
eine spannungsreiche Stellung innerhalb der feministischen Öffentlichkeit und
der Debatte der 1970er und 80er Jahre hervor, mit der sich die CGC Online
Papers aus sozial-, kultur- und literaturwissenschaftlicher sowie historischer
und kunstgeschichtlicher Perspektive befassen. Die vierte Ausgabe der
Arbeitspapierreihe des Cornelia Goethe Centrums versammelt die neuesten
Forschungen und Erkenntnisse zur Schwarzen Botin von Elisabeth Flucher,
Elke Gaugele, Franziska Haug, Carola Hilmes, Gudrun Jäger, Ursula Krechel,
Katharina Lux, Alina Sabransky, Sina Speit, Carolin Walberer und Ulla Wischermann.
Die Beiträge knüpfen an die Tagung „Die Schwarze Botin. Frauenhefte: radikal –
provokant – aktuell“ an der Goethe-Universität Frankfurt a. M. im November 2021
an. Dieser Studientag fand in Kooperation zwischen dem Institut für Deutsche
Literatur und ihre Didaktik der Goethe-Universität und dem Cornelia Goethe
Centrum unter der Leitung der beiden Herausgeberinnen Dr.in phil. habil. Carola
Hilmes und Franziska Haug statt.
Die CGC Online Papers sind auf der Webseite des Cornelia Goethe Centrum unter https://www.cgc.uni-frankfurt.de/forschung/cgc-online-papers/ abrufbar.
Kontakt zu den Herausgeberinnen
Apl. Prof. Carola Hilmes: c.hilmes@lingua.uni-frankfurt.de
Franziska Haug: f.haug@em.uni-frankfurt.de
Kontakt zum Cornelia Goethe Centrum
Dr. Johanna Leinius: leinius@em.uni-frankfurt.de
18 Millionen Euro aus hessischem LOEWE-Programm für Krebsforschung unter Federführung der Goethe-Universität – danach Verstetigung als eigenständiges Institut angestrebt
Wegen seiner großen Erfolge in der Krebsforschung wird das seit 2019 bestehende LOEWE-Zentrum „Frankfurt Cancer Institute“ (FCI) für weitere drei Jahre mit 18 Millionen Euro aus Landesmitteln gefördert. Dies hat heute das Hessische Wissenschaftsministerium bekannt gegeben. An den Mechanismen der Tumorentwicklung, der Resistenzbildung sowie an neuen Therapien forschen unter Federführung der Goethe-Universität Frankfurt Ärzt:innen und Wissenschaftler:innen des Georg-Speyer-Hauses, des Max-Planck-Instituts für Herz- und Lungenforschung, des Paul-Ehrlich-Instituts sowie des DRK-Blutspendedienstes - Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie zusammen mit weiteren Partnern.
FRANKFURT. Prof.
Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität, gratulierte den
Forscher:innen zu ihrem Erfolg: „Die erneute Förderung durch das Land Hessen zeigt,
wie gut die Goethe-Universität zusammen mit ihren Partnern in der Forschung und
der Industrie im hoch kompetitiven Feld der Krebsforschung aufgestellt ist.
Neben den qualitativen Fortschritten im Verständnis wichtiger Krebsarten hat
unser ‚Frankfurt Cancer Institute' komplexe Technologie-Plattformen sowie sehr
erfolgreiche Formate projektorientierter wissenschaftlicher und medizinischer
Zusammenarbeit etabliert. Diese so genannten Querschnittsprogramme werden jetzt
als Blaupause für die Kooperation in überregionalen Krebsforschungszentren
dienen.“
Das FCI-Erfolgskonzept könne nun fortgesetzt werden, so Präsident
Schleiff: „Die kommenden drei Jahre werden wir dazu nutzen, die Verstetigung
des FCI voranzutreiben und damit diesen Leuchtturm der Krebsforschung dauerhaft
in Frankfurt zu etablieren. Ein sichtbarer Ausdruck der Verstetigung sind die
Bauvorbereitungen auf unserem Campus Niederrad für ein eigenes, hochmodernes
FCI-Forschungsgebäude, das unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern
optimale Arbeitsbedingungen bieten wird.“
Prof. Florian Greten, Sprecher des Frankfurt Cancer Institute, hob
die Meilensteine des FCI der vergangenen vier Jahre hervor: „Es ist uns
gelungen, in unseren Querschnittsprogrammen zu gastrointestinalen Tumoren,
akuter myeloischer Leukämie (kurz AML) und Hirntumoren neue Therapiekonzepte zu
entwickeln, und auf Basis dieser Konzepte sind schon erste klinische Studien
gestartet. Damit haben wir es bereits in der Aufbauphase des FCI geschafft, den
kompletten Prozess von der klinischen Fragestellung über die
Grundlagenforschung und Therapieentwicklung bis hin zur klinischen Studie in
einem interdisziplinären Zentrum abzubilden.“
Zur weiteren Entwicklung des FCI meinte Greten: „An unsere Erfolge
werden wir nun mit der Etablierung eines vierten Querschnittprogramms zur
Metastasierung anknüpfen. Wir sind überzeugt: Durch unsere zahlreichen Partner
in Hessen, Deutschland und im Ausland können wir das FCI als Nukleus der
hessischen Krebsmedizin festigen.“
Prof. Dr. Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor und
Vorstandvorsitzender des Universitätsklinikum Frankfurt, wies auf die
gemeinsame Tradition hin: „Ich gratuliere allen Verantwortlichen des FCI zu
diesem Erfolg. Das ist ein weiterer wichtiger Schritt für die
Universitätsmedizin Frankfurt im Allgemeinen und die Onkologie im Besonderen.
Sie stehen in einer langen erfolgreichen Tradition. Paul Ehrlich,
Gründungsordinarius der Frankfurter Universitätsmedizin und Nobelpreisträger,
hat die ersten Chemotherapien entwickelt. Seit dieser Zeit sind viele wichtige
Impulse für die onkologische Forschung und medizinische Versorgung hier aus
Frankfurt gekommen.“
Graf betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit für diese Arbeit:
„Das FCI ist eine Weiterentwicklung dieser Tradition und steht dafür, dass
Ergebnisse aus der Forschung unmittelbar am Patientenbett ankommen. Dafür ist
es entscheidend, dass Wissenschaft und Klinik an einem Strang ziehen. Die enge
und exzellente Zusammenarbeit der Goethe-Universität, des Georg-Speyer-Hauses
und der weiteren Forschungseinrichtungen mit dem Universitätsklinikum Frankfurt
ist die Basis für diesen Erfolg. Die jetzt beschlossene Weiterförderung des FCI
erlaubt es allen Partnern, diesen Weg zum Wohle der Patientinnen und Patienten
konsequent weiter zu verfolgen, damit aus Wissen Gesundheit wird.“
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Florian R. Greten
Sprecher des LOEWE-Zentrums „Frankfurt Cancer Institute“
Georg-Speyer-Haus
Institut
für Tumorbiologie und experimentelle Therapie / Goethe-Universität Frankfurt
Tel.
+49 (0)69 63395-232
Greten@gsh.uni-frankfurt.de
Twitter: @FCI_health
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Neue Publikationsreihe des LOEWE-Schwerpunkts „Architekturen des Ordnens“ mit Beiträgen zur interdisziplinären Architekturforschung / Start mit einem Essay über Siegfried Kracauer
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen moderner Architektur und Kapitalismus? Dieser Frage geht ein Essay des Architekturhistorikers Carsten Ruhl nach, in dessen Zentrum der Soziologe, Philosoph und Journalist Siegfried Kracauer steht. Der Essay ist in der neuen Publikationsreihe „Architekturen des Ordnens“ erschienen. Seit 2020 forschen mehr als 20 Mitglieder im gleichnamigen LOEWE-Schwerpunkt an der Goethe-Universität Frankfurt und der Technischen Universität Darmstadt.
FRANKFURT. Unter
dem Titel „Kracauer's Architecture“ ist nun der erste Band der Reihe
„Architekturen des Ordnens“ erschienen, Verfasser des Essays ist Carsten Ruhl,
Professor für Architekturgeschichte an der Goethe-Universität Frankfurt und
Sprecher des LOEWE-Schwerpunkts „Architekturen des Ordnens“. Ruhl befasst sich
darin mit den Überlegungen des deutschen Soziologen, Philosophen und
Journalisten Siegfried Kracauer zur Architektur. Während Kracauers Texte
allgemein häufig Gegenstand soziologischer und medienwissenschaftlicher
Forschung sind, wurden sie aus architekturwissenschaftlicher Perspektive bisher
kaum beleuchtet. So ist auch wenig bekannt, dass Kracauer ein
Architekturstudium absolviert hat, während des Ersten Weltkriegs als Architekt
arbeitete und 1915 mit einer architekturhistorischen Arbeit promoviert wurde.
Nach dem Krieg, mittlerweile war Kracauer Redakteur bei der „Frankfurter
Zeitung“, äußerte er sich in seinen journalistischen Texten immer wieder zu
zeitgenössischen architektonischen Entwicklungen. Von diesen Beiträgen bis zu
seiner 1928 erschienenen autobiografischen Novelle „Ginster, von ihm selbst
geschrieben“ zeigt sich ein starkes Interesse an architektonischen Phänomenen.
Die Frage des Ornaments ist darin von zentraler Bedeutung für Kracauers Analyse
der Gesellschaft und ihrer Architektur. Carsten Ruhl argumentiert mit Kracauer,
dass die Abwesenheit des Ornaments in der modernen Architektur als ornamentales
Konzept der neuen sozialen Ordnung des Kapitalismus verstanden werden kann.
Die Publikationsreihe erscheint in englischer Sprache innerhalb
der CCSA Topics, der Publikationsreihe des Center for Critical Studies in
Architecture, einer Kooperation der Goethe-Universität Frankfurt am Main
(Kunstgeschichtliches Institut), der Technischen Universität Darmstadt
(Fachbereich Architektur) und des Deutschen Architekturmuseums. Die Bände der
AO-Reihe werden als Print- und mit zeitlicher Verzögerung als Open
Access-Publikation veröffentlicht. Die nächsten Titel der Reihe sind bereits in
Planung. Dabei wird es um so unterschiedliche Themen wie die Architektur der
Herrnhuter Brüdergemeine gehen oder den Topos des Glashauses in weiblich
codierten Entwürfen in der Literatur und Architektur der Moderne. Die Reihe
bildet damit nicht nur die Bandbreite der im Schwerpunkt behandelten Forschungsthemen
ab, sondern auch die disziplinäre Vielfalt der im Projekt forschenden
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Vertreten sind neben der Geschichte
und Theorie der Architektur auch die Themen Digitales Gestalten, Entwerfen und
Städtebau, Geschichte der Frühen Neuzeit, Kultur- und Wissenssoziologie,
Kunstgeschichte, Medienwissenschaften und Rechtsgeschichte.
„Architekturen des Ordnens“ ist ein auf vier Jahre (2020-2023)
angelegtes interdisziplinäres Forschungsprojekt der Goethe-Universität Frankfurt
und Technischen Universität Darmstadt, mit dem Max-Planck-Institut für
Rechtsgeschichte und Rechtstheorie und dem Deutschen Architekturmuseum als
außeruniversitären Partnern. Der Schwerpunkt besteht aus 26 Mitgliedern und
widmet sich der Untersuchung von Architektur als einer Kulturtechnik, welche
sich sowohl ästhetisch, materiell, räumlich, diskursiv als auch epistemologisch
manifestiert.
Publikation:
Carsten Ruhl: Kracauer's Architecture. The
Ornamental Nature of the New Capitalist Order, mit einer Respondenz von Philip
Ursprung, herausgegeben vom Center for Critical Studies in Architecture (CCSA),
Weimar: M BOOKS, 2022.
https://www.m-books.eu/store/kracauers-architecture/
Den Buchtitel zum Download finden Sie unter: https://www.uni-frankfurt.de/129252505
Bildtext: Der erste Band der neuen Publikationsreihe im Rahmen des
LOEWE-Schwerpunkts „Architekturen des Ordnens“ widmet sich den Schriften
Siegfried Kracauers.
Weitere Informationen
Dr.
Lena Holbein
Koordinatorin des LOEWE-Schwerpunkts „Architekturen des Ordnens“
Kunstgeschichtliches Institut
Goethe-Universität
069-798-28705
holbein@kunst.uni-frankfurt.de
https://architecturesoforder.org
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Informatikprofessorin Haya Shulman spricht im neuen UniReport über die Gefahren von Cyberangriffen und den Schutz von Institutionen.
FRANKFURT. Auch der Krieg
Russlands gegen die Ukraine hat die Diskussion um mögliche Gefahren von
Cyberattacken auf die kritische Infrastruktur westlicher Länder befeuert: Sind
die Netze ausreichend geschützt? Welche Technologien müssen entwickelt werden?
Wie kann man nicht-vertrauenswürdige Produkte künftig vermeiden? Und wie sieht
es mit der Sicherheit von Hochschulen aus? Die Informatikerin Prof. Haya
Shulman, seit letztem Jahr mit einer LOEWE-Spitzenprofessur an der
Goethe-Universität tätig, erforscht mit ihrem Team die Schwachstellen in einem
System: „Diejenigen, die eine Struktur aufbauen, müssen darüber nachdenken, dass
und wie es funktioniert. Wer sich mit IT-Sicherheit beschäftigt, ob als Hacker
oder als Verteidiger, muss im Gegensatz dazu darüber nachdenken, was
schiefgehen kann“, erklärt sie im Gespräch mit dem UniReport. Für die
Cyberabwehr sei nicht nur die Entwicklung neuer Technologien notwendig; man
müsse ebenfalls die damit verbundenen rechtlichen und politischen Fragen im
Auge behalten. Hochschulen, so Shulman, seien als Organisationen besonders
gefährdet, gerade wegen sehr heterogener Nutzergruppen. Mitarbeitende und
Studierende müssten noch stärker für die Gefahren sensibilisiert und
entsprechend geschult werden.
Die Erforschung von Cybersicherheit, sagt Haya Shulman, benötige
Interdisziplinarität; diese sei auf hervorragende Weise mit der Zusammenarbeit
von Goethe-Universität und dem Fraunhofer-Institut für Sichere
Informationstechnologie SIT gewährleistet. Shulman ist zugleich auch Leiterin
der Abteilung Cybersecurity Analytics and Defences (CAD) am Fraunhofer SIT.
Ebenfalls koordiniert sie einen Forschungsbereich am Nationalen
Forschungszentrum für Angewandte Cybersicherheit ATHENE. Die Goethe-Universität
ist kürzlich dem Forschungszentrum beigetreten, Haya Shulman wird die
Goethe-Universität im ATHENE-Board vertreten.
Weitere
Themen
im aktuellen UniReport:
Aktuelles
Forschung
Studium,
Lehre und Qualifikation
Campus
Kultur
International
Rückblicke
auf Veranstaltungen
Bibliothek
Der
UniReport 6/2022 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv.
Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Der chinesische Künstler Lei XUE zu Gast am Forschungskolleg Humanwissenschaften
FRANKFURT/BAD HOMBURG. Der Künstler Lei XUE setzt sich in seinen Werken mit der Bedeutung chinesischer Traditionen in der chinesischen Gegenwartskunst auseinander. Dabei arbeitet er vor allem mit Porzellan. In jüngster Zeit beschäftigt er sich zunehmend mit den Ausdrucksmöglichkeiten des „postdigitalen Zeitalters“. Dabei geht es ihm um eine Welt, in der die virtuelle und die soziale Realität ineinander überzugehen und miteinander zu verschmelzen scheinen - um das sogenannte „Metaversum“.
Zum Vortrag von Lei XUE mit dem
Titel „Zwischen postdigital und Tradition. Klassische chinesische Kunst
im Metaversum“
am
Dienstag, 13. Dezember 2022, 18 Uhr
im
Forschungskolleg Humanwissenschaften
Am
Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg
und im
Zoom Meeting
lädt das Forschungskolleg
Humanwissenschaften der Goethe-Universität sehr herzlich ein. Am Beispiel
eigener Digitalkunstwerke wird der Künstler über seine Methoden und die
Möglichkeiten und Utopien von Kunst im Metaversum sprechen.
Lei XUE lebt und arbeitet in
Darmstadt und Peking. Nach dem Studium der Malerei und der Freien Kunst an den
Kunsthochschulen in Shandong und Kassel war er Meisterschüler von Urs Lüthi in
Kassel. Seine mit vielen Preisen ausgezeichneten Porzellanarbeiten werden
weltweit gesammelt, u.a. von Museen in Shenzhen, London, Wien und Berlin
(Pergamon). In jüngster Zeit arbeitet er zunehmend mit den Neuen Medien. XUE
lehrt an der Escola Superior de Cinema i Audiovisuals de Catalunya in Barcelona
und an der Universität Renmin in Peking.
Der Vortrag ist der letzte im
dritten Zyklus der Reihe „Sinophone Classicism - Chinese Cultural Memories in a
Global Space“. Die Reihe soll im Sommersemester 2023 fortgesetzt werden. Das
Konzept der Reihe hat Zhiyi Yang entwickelt, Professorin für Sinologie an der
Goethe-Universität und derzeit Goethe-Fellow am Forschungskolleg. Einige
frühere Vorträge können in der Playlist „Sinophone Classicism“ des
YouTube-Kanals des Forschungskollegs Humanwissenschaften nachgehört werden.
Anmeldung
Teilnahme
vor Ort: Zur besseren Planung wird um vorherige Anmeldung per Email gebeten: anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Teilnahme per Zoom: Anmeldung über diesen
Registrierungslink:
https://us02web.zoom.us/meeting/register/tZMvcemgqD4pHtwbv3Xm1wsOHWP42K7I_RkN
Bilder zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/129438260Bildtext:
Der chinesische Küstler Lei XUE (Foto: privat) spricht in Bad
Homburg über klassische chinesische Kunst im Metaversum. Dieses digitale
Kunstwerk von Lei XUE (Foto: Lei XUE) trägt den Namen „Chinesischer Garten“
(algorithmische digitale Kunst, 2022).
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Zhiyi Yang
Institut für ostasiatische Philologien / Sinologie
Goethe-Universität
Email:
z.yang@em.uni-frankfurt.de
Beate Sutterlüty
Wissenschaftskommunikation
Forschungskolleg Humanwissenschaften
Telefon 06172 13977-15
Email:
b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Stellungnahme der Goethe-Universität
FRANKFURT. Am Dienstag, 6. Dezember, gegen 10.00 Uhr, besetzte eine kleine Gruppierung mit dem Namen „End Fossil – Occupy“ einen der beiden größten Hörsäle auf dem Campus Westend der Goethe-Universität. Die Gruppe stellte breit gefächerte Forderungen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen, welche vom Ausstieg aus fossilen Energieträgern bis hin zur Aufgabe von bestehenden Kooperationen der Goethe-Universität mit bestimmten Firmen reichte. Die Gruppe wollte zunächst ein unbefristetes Veranstaltungsprogramm in den Räumlichkeiten des Hörsaalgebäudes durchführen.
Universitätskanzler
Dr. Albrecht Fester stand früh mit der Gruppierung in Kontakt und hatte
mehrfach angeboten, dass diese ihr Programm gerne in einem extra dafür durch
Verlegung von Veranstaltungen verfügbar gemachten Hörsaal am Campus Bockenheim
durchführen könne. Bedauerlicherweise nahmen die Mitglieder der Gruppe dieses
Angebot nicht an und beharrten darauf, im Hörsaalzentrum am Campus Westend zu
verbleiben. Im Zuge der Besetzung mussten daher über den Tag hinweg zahlreiche
Lehrveranstaltungen mit mehreren tausend Teilnehmenden in andere Räumlichkeiten
verlegt oder abgesagt werden.
Der
Universitätskanzler hatte am frühen Abend daraufhin noch einmal verdeutlicht,
dass die Besetzung eines der größten Hörsäle der Goethe-Universität während des
laufenden Vorlesungsbetriebs von Seiten der Universitätsleitung nicht toleriert
werden könne. Nach mehr als zweieinhalb Jahren Corona-Pandemie und der
gegenwärtig herrschenden Energiekrise stelle die mit großem Aufwand
wiederhergestellte Präsenzlehre einen hohen Wert für den Lehrbetrieb im
Interesse aller Studierenden und Lehrenden dar.
Nachdem
das mehrfach unterbreitete Angebot der Verlagerung in einen anderen Hörsaal
über den gesamten Tag seitens der Gruppen-Mitglieder nicht akzeptiert wurde,
hatte sich das Präsidium am Abend dazu entschlossen, von seinem Hausrecht
Gebrauch zu machen und einen Strafantrag zu stellen. Mit ausschlaggebend für
diese Entscheidung war neben den genannten Punkten auch die mangelnde
Kompromissbereitschaft der Besetzer*innen.
Zwar
handelt es sich bei den verschiedenen Standorten der Goethe-Universität um
öffentlich zugängliche Gelände; gleichwohl ist die Universität Eigentümerin
dieser Liegenschaften. Um 20.00 Uhr wurde dann die Räumung des Hörsaals durch
die Polizei vorgenommen, nachdem mehrfache Aufforderungen des freiwilligen
Verlassens des Raums von einigen Mitgliedern der Gruppe bis zuletzt ignoriert
wurden.
Neben
der Forschung, der Lehre, des Transfers von Forschungsergebnissen in die
Gesellschaft, der Aufnahme von Impulsen aus der Gesellschaft in
Forschungsprojekte und der Politikberatung hat die Goethe-Universität in diesem
Herbst – auch auf studentische Initiative hin – ein Büro für Nachhaltigkeit
eingerichtet, welches eng mit dem selbstverwalteten Goethes Green Office
zusammenarbeitet. Durch die Einrichtung des mit fünf Mitarbeiter*innen
besetzten Nachhaltigkeitsbüros will die Universität ihren Beitrag bei der
Umsetzung der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen
leisten. Durch Veranstaltungen, Aktionen und konkreten Maßnahmen, bspw. für den
Klimaschutz, trägt das Nachhaltigkeitsbüro zusammen mit dem Immobilienmanagement
die mit den 17 Zielen verbundenen Ideen in die breite
Universitätsöffentlichkeit.
Redaktion: Dr. Olaf Kaltenborn, Leiter PR & Kommunikation,
Tel: 069 798-13035, Fax:
069 798-763 12531, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de
Neuer Energierekord bei Kollisionen von Blei-Ionen am CERN – höhere Kollisionsraten versprechen neue Erkenntnisse über die Anfänge des Universums
Den Materiezustand kurz nach dem Urknall, das sogenannte Quark-Gluon-Plasma, erforscht das ALICE-Experiment am Teilchenbeschleunigerzentrum CERN in Genf, wo Blei-Ionen miteinander kollidieren und für winzige Sekundenbruchteile ein solches Quark-Gluon-Plasma entstehen lassen. Jetzt wurden am CERN für das ALICE-Experiment in einem Testlauf erstmals Kollisionsenergien von 5,36 Teraelektronenvolt pro Blei-Blei-Kollision erzeugt, die weltweit höchste bislang erreichte Kollisionsenergie. Forschende um Harald Appelshäuser von der Goethe-Universität haben den zentralen ALICE-Detektor auf die nun höheren Kollisionsraten vorbereitet und hoffen auf neue Erkenntnisse über die Entstehung des Universums.
FRANKFURT. Wenige
Sekundenbruchteile nach dem Urknall lag die gesamte Materie des Universums in
einer Art „Elementarteilchen-Suppe“ als so genanntes Quark-Gluon-Plasma vor.
Solch ein Quark-Gluon-Plasma lässt sich in Teilchenbeschleunigern für extrem
kurze Zeit erzeugen, wenn man schwere Ionen kollidieren lässt. Daher sind die
Kollisionen von Blei-Ionen von zentraler Bedeutung für das ALICE Experiment am
Beschleunigerzentrum CERN, das die Eigenschaften von Materie, wie sie kurz nach
dem Urknall vorgelegen hat, untersuchen möchte.
Während einer vierjährigen Umbauphase von 2018 bis 2022 wurde der
weltweit stärkste Teilchenbeschleuniger, der Large Hadron Collider am CERN,
nochmals verbessert und kann jetzt deutlich mehr Bleiionen beschleunigen als
zuvor. Auch der ALICE Detektor wurde in dieser Zeit ertüchtigt, um die höheren Kollisionsraten,
die der LHC in Zukunft liefern wird, aufzeichnen zu können. Hierzu war es
notwendig, die Auslesedetektoren des zentralen Detektors des Experiments, der
sogenannten Spurendriftkammer TPC (engl. Time Projection Chamber) komplett
auszutauschen. Die Projektleitung dieses bislang zehnjährigen Unterfangens
liegt bei Prof. Harald Appelshäuser vom Institut für Kernphysik der
Goethe-Universität Frankfurt. Die neue TPC soll es unter anderem ermöglichen,
die Temperatur des Quark-Gluon-Plasmas zu bestimmen, das während der der
Blei-Blei-Kollision entsteht.
Mit den jetzt am CERN durchgeführten Tests mit Blei-Ionen können
die ALICE-Forscherinnen und Forscher überprüfen, ob die Auslese und
Signalverarbeitung wie erwartet funktionieren. Eine große Herausforderung sind
dabei die enormen Datenmengen, die während der Messungen anfallen und allein
für die TPC im Bereich von mehreren Terabyte pro Sekunde liegen. Dieser
Datenstrom muss in Echtzeit mit effektiven Mustererkennungsmethoden prozessiert
werden, um die gespeicherte Menge der Daten ausreichend reduzieren zu können.
Eigens hierzu wurde das Rechencluster EPN (Event Processing Nodes)
für das Experiment aufgebaut. Das EPN-Cluster basiert sowohl auf
konventionellen Prozessoren (CPUs) als auch auf speziellen Grafikprozessoren.
Die Leitung dieses Projekts liegt bei Prof. Volker Lindenstruth, Frankfurt
Institute for Advanced Studies (FIAS) und Institut für Informatik der
Goethe-Universität.
Die ersten Messungen bei der neuen Energie sind ein großer Erfolg
für das Schwerionenprogram am CERN. Prof. Harald Appelshäuser sagt: “Wir können
es kaum erwarten, dass es nun wirklich losgeht mit den Messungen."
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/129304631
Bildtext: Der ALICE-Detektor wird für das Upgrade geöffnet. Foto: Sebastian
Scheid, Goethe-Universität Frankfurt
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Harald Appelshäuser
Institut für Kernphysik
Goethe-Universität Frankfurt
Tel: +49 (0) 69 798-47034 oder 47023
appels@ikf.uni-frankfurt.de
@ALICExperiment
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation,
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