​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

Sonstige

Nov 18 2016
12:38

Laut aktuellem Times Higher Education-Ranking zählt die Hochschule in Sachen „Employability“ zu den 50 besten der Welt und drei besten in Deutschland

Ranking: Goethe-Uni bietet hervorragende Karrierechancen

FRANKFURT.Die Goethe-Universität ist laut aktuellem Times Higher Education-Ranking mit Blick auf die Karrierechancen ihrer Absolventen („Employability“) weiterhin eine der 50 besten Universitäten der Welt und eine der drei besten in Deutschland. Insgesamt befinden sich neun deutsche Hochschulen unter den besten 100. Damit belegt Deutschland im Ländervergleich den dritten Platz hinter Großbritannien (11) und den USA (37). Im Rahmen dieser jährlich stattfindenden Untersuchung werden jeweils 2.500 Personalmanager internationaler Unternehmen aus 20 Ländern befragt. Die Manager erklärten, was sie sich von hervorragenden Absolventen versprechen und in welchen Universitäten sie international die aus ihrer Sicht fähigsten Absolventen vermuten.

Universitätspräsidentin Birgitta Wolff sagte: „Es freut uns sehr, dass die Absolventen der Goethe-Universität national wie international einen so guten Ruf genießen. Sie profitieren zum einen von der guten Ausbildung, zum anderen aber auch davon, dass in Frankfurt viele führende internationale Unternehmen vor Ort sind und unsere Absolventen einstellen.“

Veranstaltungen

Nov 18 2016
12:34

Nächster Vortrag in der Reihe „Woher kommt der Mensch?“ im Rahmen der Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“

Zur genetische Herkunft der Europäer

FRANKFURT.Haben Einwanderer aus dem Nahen Osten dafür gesorgt, das sich zu Beginn der europäischen Jungsteinzeit Wildbeuter-Gesellschaften zu frühen Ackerbauern entwickelten? Oder beschleunigten innovative Technologien sowie domestizierte Pflanzen und Tiere diesen Übergang? Um der genetischen Herkunft der frühen Europäer nachzugehen, wurde mittlerweile das Genom von knapp 300 prähistorische Individuen untersucht. Welche Schlüsse man daraus ziehen kann, darüber berichtet Dr. Wolfgang Haak vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte (Jena) in seinem Vortrag „Zur genetische Herkunft der Europäer: Migration und Anpassung in der Vorgeschichte“

am 23. November (Mittwoch) um 19.30 Uhr
im Hörsaal, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum, Georg-Voigt-Straße 14-16

Der Vortrag findet statt im Rahmen der interdisziplinäre Vortragsreihe „Woher kommt der Mensch? Ein neuer Blick auf Homo sapiens“. Sie wird veranstaltet von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Goethe-Universität und durch die Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ der Deutsche Bank AG finanziert. Die Moderation an diesem Abend übernimmt Dr. Christine Hertler, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.

Heute lässt sich mit Hilfe genetischer Analysen prähistorischer Skelette rekonstruieren, inwieweit Kulturwechsel im archäologischen Befund rein kulturell zu verstehen sind oder ob auch Bevölkerungswechsel zugrunde liegen. An der Schnittstelle von Genetik, Archäologie, Anthropologie, Linguistik und Medizin analysiert Haak, der Anthropologie, Vor- und Frühgeschichte und Paläontologie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studierte, die genetischen Daten früherer menschlicher Populationen. Haak, der heute die Forschungsgruppe Molekulare Anthropologie am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte leitet, forschte nach seiner Promotion in Mainz von 2006 bis 2015 am Australian Centre for Ancient DNA in Adelaide.

In der gesamten Vortragsreihe berichten international renommierte Wissenschaftler über die atemberaubenden Fortschritte, die sich in allen die Evolution des Menschen betreffenden Disziplinen abzeichnen. Das ermöglicht ganz neue Antworten auf die große Frage nach dem, was uns ausmacht. Evolution wird nicht länger nur als „Survival of the Fittest“ in Bezug auf körperliche Anpassung, Kraft und Geschicklichkeit angesehen werden. Vielmehr wirkt sich die Funktionslogik von Selektion und Anpassung auch auf Verhaltensweisen wie Kooperation und Altruismus aus. All diese Perspektiven tragen bei zu einem neuen, integralen evolutionären Selbstverständnis des Menschen – und seiner Welt.

Weitere Termine und Themen im Überblick:

14. Dezember 2016, Hörsaal des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, Georg-Voigt-Straße 14-16
Lob der Lüge. Zur Evolution von Intelligenz
Prof. Dr. Volker Sommer, University College London
Moderation: Prof. Dr. Friedemann Schrenk, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt, und Goethe-Universität

18. Januar 2017, Hörsaal des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, Georg-Voigt-Straße 14-16
The Skin of Homo sapiens: the Evolution of our Interface with the World
Prof. Dr. Nina Jablonski, Pennsylvania State University, State College
Moderation: PD Dr. Ottmar Kullmer, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt

25. Januar 2017, Hörsaal des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, Georg-Voigt-Straße 14-16
Jäger und Künstler: Warum der Neandertaler ausstarb und die Kunst entstand
Prof. Dr. Nicholas J. Conard, Eberhard Karls Universität Tübingen
Moderation: Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt, und Goethe-Universität

8. Februar 2017, Hörsaal des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, Georg-Voigt-Straße 14-16
Ständchen, Schlaflied oder Kriegsgeschrei? Theorien zum Ursprung der Musik und ihrer Funktion für den Menschen
Prof. Dr. Melanie Wald-Fuhrmann, Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, Frankfurt
Moderation: Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt, und Goethe-Universität

15. Februar 2017, Senckenberg-Naturmuseum, Senckenbergallee 25, 19:00 Uhr
Podiumsdiskussion mit Impulsvorträgen
Ein neuer Blick auf Homo sapiens – die Zukunft des Menschen
Moderation: Joachim Müller-Jung, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Gesprächspartner: Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt; PD Dr. Miriam N. Haidle, Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Prof. Dr. Hans-Dieter Mutschler, Hochschule Ignatianum, Krakau; Prof. Dr. Annette Kehnel, Universität Mannheim

Alle Vorträge beginnen um 19.30 Uhr, bis auf die abschließende Podiumsdiskussion, die um 19 Uhr startet. 

Informationen: Dr. Julia Krohmer, Stab Wissenschaftskoordination, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Tel. (069)7542-1837, E-Mail: jkrohmer@senckenberg.de, Programm in Internet: www.senckenberg.de/woherkommtdermensch

Veranstaltungen

FRANKFURT/BAD HOMBURG„Gehört der Islam zu Deutschland?“, fragt die Frankfurter Ethnologieprofessorin Susanne Schröter zu Beginn ihres neuen Buches „‘Gott näher als der eigenen Halsschlagader‘. Fromme Muslime in Deutschland“ (erschienen im Campus-Verlag 2016). Am Ende schreibt sie: „Für mich als Wissenschaftlerin lautet die Antwort eindeutig ‚ja‘.“ Dieses Fazit zieht sie, nachdem sie mehrere Jahre in einer deutschen Stadt das Leben gläubiger Muslime untersucht hat: durch teilnehmende Beobachtung in den Moscheegemeinden, durch Interviews und Gespräche mit einzelnen Gemeindemitgliedern und deren Familien sowie durch Hintergrundrecherchen über Debatten, Programme und Positionen, die in den Medien seit 2011 diskutiert wurden.

Zum Gespräch mit Susanne Schröter über ihre Untersuchung in muslimischen Gemeinden in Deutschland lädt das Forschungskolleg Humanwissenschaften sehr herzlich ein:

Dienstag, 22.11.2016, 19.00 Uhr. Forschungskolleg Humanwissenschaften (Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg vor der Höhe)

Eröffnet wird der Abend vom Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften, Matthias Lutz-Bachmann. Lothar Bauerochse, Hörfunkredakteur der Kirchen- und Religionsredaktion im Hessischen Rundfunk, wird das Gespräch moderieren.

Die Veranstaltung bildet den Auftakt zur neuen Reihe „Das Forschungskolleg Humanwissenschaften stellt vor: …“  Das Kolleg möchte damit wissenschaftliche Bücher in der Öffentlichkeit bekannt machen und zur Diskussion stellen. Denn wissenschaftliche Bücher – besonders Monographien, die sich einem einzigen Gegenstand widmen – sind zumeist das Ergebnis jahrelangen Forschens, Reflektierens und Schreibens. Den Weg zu einer breiteren Leserschaft finden sie oft nur schwer. Daher wird das Kolleg in regelmäßigen Abständen Neuerscheinungen von Wissenschaftlern der Rhein-Main-Universitäten vorstellen und die Autorinnen und Autoren dazu einladen, über ihr Buch, dessen Hintergründe sowie die Fragen, die sie zu diesem Werk motivierten, zu sprechen. Die Gesprächsreihe wird von Matthias Lutz-Bachmann, dem Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften, geleitet.

Anmeldung zum Gespräch mit Susanne Schröter: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; Tel.: 06172-13977-0

Kontakt:  Iris Koban (Geschäftsführung), email: i.koban@forschungskolleg-humanwissenschaften.de, Tel.: 06172-13977-10
Beate Sutterlüty (Fellowprogramm und Wissenschaftskommunikation), Email: b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de, Tel.: 06172 13977-15

Sonstige

Nov 16 2016
15:17

Neues Kunstwerk wird am Freitag, 18. November, in Anwesenheit der Künstler installiert.

Medieneinladung / „Hippocampus“: Spektakuläre Skulptur kommt auf den Campus Westend

FRANKFURT.Der Hippocampus ist eigentlich eine Struktur im Mittelhirn. Beim Kunstwerk soll sie an das das episodische Gedächtnis, die Reflektion der Vergangenheit und die Imagination zukünftiger Ereignisse erinnern. Die fünf Meter hohe Skulptur der Künstler Dolores Zinny und Juan Maidagan wird eine spiralförmig auseinandergezogene und abstrahierte Version der biologischen Hippocampus-Form.

Der Bronzeguss mit einer inwendigen Konstruktion aus Edelstahl wird am kommenden Freitag in Anwesenheit der Künstler auf dem Betonfundament mit grünen Glas-Einschlüssen befestigt. Medienvertreter sind herzlich eingeladen, dem ungewöhnlichen Kunst-Event beizuwohnen. Die Künstler stehen für Nachfragen zur Verfügung.

„Hippocampus“: Freitag, 18. November, 14.00 Uhr, zwischen IG-Farben-Haus und Casino (auf der Wiese neben dem Wasserbassin).

Weitere Informationen: Esref Yavuz, Leiter Abteilung Planen und Bauen, Bereich Immobilienmanagement, Goethe-Universität. Tel. 069/798-13871; E-Mail: yavuz@em.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Nov 16 2016
15:14

Am 21. November macht die Bürger-Universität den Realitätscheck mit der Krimireihe „Tatort“

Verdrängen Klischees die kriminalistische Wirklichkeit?

FRANKFURT.Derdurchschnittliche Tatortkommissar ist alleinstehend, sozial isoliert, arbeitssüchtig und eigenbrötlerisch. Er isst gerne Currywurst mit Pommes und hat einen Freundeskreis, der aus Kollegen und Kneipenwirt besteht. Bevor der Kommissar, meist mitten in der Nacht, am Tatort ankommt, hat die Spurensicherung schon die wichtigsten Informationen gesammelt. Sind all dies Klischees oder ist es die Wirklichkeit im Polizeialltag? Von welchen Stereotypen lebt die Tatortreihe? Was ist realitätsgetreu und was bleibt fiktional? Wie arbeiten reale Ermittler im Vergleich zu Tatortkommissaren?

Diese und weitere Fragen stehen am Montag, 21. November, im Mittelpunkt des Realitätschecks mit Deutschlands beliebtester Krimireihe zu dem die Goethe-Universität gemeinsam mit dem Hessischen Landeskriminalamt interessierte Bürgerinnen und Bürger einlädt.Expertinnen und Experten sowohl aus der realen Polizei- und Ermittlungsarbeit als auch aus dem Filmgenre diskutieren auf dem Podium: Rechtsmediziner Prof. Marcel A. Verhoff von der Goethe-Universität, Tatort-Regisseur Markus Imboden und Kriminalkommissarin und Krimiautorin Nikola Hahn. Die Moderation übernimmt Petra Boberg von hr-iNFO.

Der reale Tatort. Verdrängen Klischees die kriminalistische Wirklichkeit?
Montag, 21. November 2016, 19.30 Uhr
Zentralbibliothek der Stadtbücherei, Hasengasse 4, 60311 Frankfurt

Der Eintritt ist frei.

Kooperationspartner der Diskussionsreihe sind: Stadtbücherei Frankfurt und hr-iNFO.
 
Weitere Abende der Diskussionsreihe zum Thema „Tatort-Forschung“ sind:

5. Dezember 2016: Kommissar Hightech. Wie die moderne Forensik die Ermittlungsarbeit verändert?

12. Dezember 2016: Kriminalstatistiken klären auf. Wovor müssen wir wirklich Angst haben?

Das Programmheft der Bürger-Universität im Web: www.buerger.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Nov 15 2016
17:52

Letzte Führung in diesem Jahr. Campus Riedberg, 18. November

Wissenschaftsgarten: Unterstützung für Forschung und Lehre

FRANKFURT.Prof. Georg Zizka, Susanne Pietsch und Robert Anton laden alle Interessierten zur letzten Führung durch den Wissenschaftsgarten in diesem Jahr ein. Die Führung stellt Projekte aus Lehre und Forschung und die zugehörigen Pflanzen vor. Der Wissenschaftsgarten unterstützt die beiden Säulen der Universität beispielsweise durch die Kultur von hunderten von Mais-Pflanzen, die für ein Praktikum an einem bestimmten Tag zur Verfügung stehen müssen. Ein anderer Fall ist die Bereitstellung von Material bestimmter Arten für Praktika mit weit über 200 Studierenden. Für die Forschung werden Pflanzen unter genau definierten Bedingungen gehalten oder für ganz spezielle Untersuchungen kultiviert.

Was?             Lehre und Forschung im Wissenschaftsgarten

Wann?          18. November, 15.00 Uhr (geänderte Anfangszeit wegen früher Dunkelheit)

Wo?               Wissenschaftsgarten auf dem Campus Riedberg,

Max-von-Laue-Straße 13, 60438 Frankfurt,

Treffpunkt am Eingang

Anfahrt: www.uni-frankfurt.de/51838989/InformationenAnfahrt

Weitere Informationen: Susanne Pietsch, 069/79842116, s.pietsch@bio.uni-frankfurt.de

Forschung

Nov 14 2016
14:06

Erstmals fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Nachwuchswissenschaftler in einem filmwissenschaftlichen Schwerpunkt

Neues Graduiertenkolleg an der Goethe-Universität: „Konfigurationen des Films“

FRANKFURT.An der Goethe-Universität wird im Laufe des nächsten Jahres das erste Graduiertenkolleg mit einem filmwissenschaftlichen Schwerpunkt entstehen. Dies gab die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) heute bekannt. In dem Kolleg mit dem Titel „Konfigurationen des Films" erforschen ab 2017 zwölf Doktoranden und Doktorandinnen und zwei Post-Doktoranden, wie sich die Filmkultur im Zeichen der fortschreitenden Digitalisierung auf verschiedenen Gebieten verändert.

Die Filmkultur der Gegenwart wird oft als „post-kinematografische Epoche“ charakterisiert. Dazu der Frankfurter Filmwissenschaftler Prof. Vinzenz Hediger, der auch Sprecher des DFG-Graduiertenkollegs sein wird: „Von der öffentlichen Vorführung im Kino hat sich der Film immer mehr entfernt. Und das ist besonders auf die Ausbreitung der digitalen Plattformen zurückzuführen; es entwickeln sich neue Formen, und diese filmischen Formen stiften neue Muster der Erfahrung.“ Der Film spielt inzwischen im Theater, in der bildenden Kunst und der Musik eine neue Rolle. Dazu Hediger: „Er diffundiert in andere Künste und weitere Lebensbereiche, dort dient er immer mehr als Stoff und Referenz. Diese zunehmende Präsenz filmischer Bilder und Formate in allen Lebensbereichen stellt auch eine wachsende gesellschaftliche Herausforderung dar.“

Das DFG-Graduiertenkolleg „Konfigurationen des Films“ will diese Herausforderung annehmen und in interdisziplinärer Perspektive die aktuellen Wandlungen des Films sowie sein Eindringen in die anderen Künste und weitere Lebensbereiche untersuchen. Dabei geht es sowohl um die historischen wie auch um die systematisch-vergleichenden Perspektive; außerdem sollen digitale Methoden der Filmanalyse und der Datengewinnung im Netz verwendet werden, mit denen zum Beispiel die Verbreitung neuer Formate des Films über Plattformen wie youtube oder Vimeo verfolgt werden können.

Das Graduiertenkolleg profitiert von der erfolgreichen Kooperation zwischen der Goethe-Universität und dem Deutschen Filminstitut, die gemeinsam den Masterstudiengang „Filmkultur: Archivierung, Programmierung, Präsentation“ anbieten, sowie von weiteren Verbindungen mit Kulturinstitutionen im Rhein-Main-Gebiet. Das Graduiertenkolleg baut überdies auf den für Frankfurt ebenfalls profilbildenden, interdisziplinären Masterstudiengang „Ästhetik“ auf, an dem alle an dem Graduiertenkolleg mitwirkenden Fächer sowie die Kunstgeschichte beteiligt sind.

Zwölf Doktorandinnen und Doktoranden sowie zwei Post-Docs, die sich im Rahmen des Graduiertenkollegs um ein DFG-Stipendium bewerben können, werden ab 2017 mit ihrer Forschung beginnen. Betreut und begleitet werden sie von 15 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von sechs Hochschulen: der Goethe-Universität, der Hochschule für Gestaltung Offenbach, der Johannes Gutenberg Universität Mainz, der Universität Mannheim und der Philipps Universität Marburg. Beteiligt sind neben Filmwissenschaft und Medienwissenschaft auch die Theaterwissenschaft, die Philosophie, die Musikwissenschaft, die Literaturwissenschaft und die Soziologie. Das Kolleg hat eine internationale Ausrichtung und kooperiert insbesondere mit den Universitäten Yale (New Haven, USA) und Concordia (Montreal, Kanada). Die Fördersumme beträgt für die erste Förderphase von 2017 bis 2022 rund 3,3 Mio. Euro.

Zum Studienprogramm gehören Ringvorlesungen und Veranstaltungsreihen unter anderem im Rahmen der b3, Biennale des bewegten Bildes, und im Kino des Deutschen Filmmuseums, bei denen die Themen und Fragestellungen des Kollegs öffentlich diskutiert werden und die sich im Sinne der Bürgeruniversität auch an breiteres Publikum richten werden.

Informationen: Prof. Dr. Vinzenz Hediger, Institut für Theater, Film, Medien, Campus Westend, Telefon (069) 798-32079, E-Mail: hediger@tfm.uni-frankfurt.de

 

Veranstaltungen

Nov 14 2016
10:45

Frankfurter „Tag der Rechtspolitik“ 2016 zu 70 Jahren Hessische Landesverfassung

Die unbekannte Verfassung

FRANKFURT.Der Frankfurter „Tag der Rechtspolitik“ widmet sich in diesem Jahr der Hessischen Verfassung. Aus Anlass des 70-jährigen Bestehens soll am 23. November darüber diskutiert werden, welche Rolle die Verfassung heute noch spielt.

Nicht nur Liza Minnelli, Udo Lindenberg und Sylvester Stallone vollenden 2016 ihr 70. Jahr, sondern auch die Verfassung des Landes Hessen. Hessen feiert diesen Geburtstag mit mehr als 150 verschiedenen Programmpunkten auf vielfältige Weise. Sogar ein Maskottchen gibt es – der blaue Löwe ist auch auf dem Unicampus Westend zu sehen.

Im Kontrast zum umfangreichen Jubiläumsprogramm steht, dass der Text der Landesverfassung und ihre Bedeutung den Menschen in Hessen relativ unbekannt sind. Vordergründig scheint es selbstverständlich zu sein, dass Verfassungen für einen freiheitlichen, demokratischen Rechtsstaat von zentraler Bedeutung sind. Aber gilt das auch für Landesverfassungen? Selbst Studierende im Fachbereich Jura denken beim Stichwort „Verfassung“ vor allem an das Grundgesetz, allenfalls noch an die Diskussionen um eine europäische Verfassung. Spielt die Landesverfassung heutzutage überhaupt noch eine Rolle? Sind Landesverfassungen nicht bedeutungslos geworden angesichts von Europäisierung und Globalisierung?

Die hessische Verfassung ist die älteste noch in Kraft befindliche Landesverfassung. Sie wurde vor dem Grundgesetz erlassen, viele ihrer Vorschriften sind vom Grundgesetz überlagert worden. Die hessische Verfassung nennt noch die Todesstrafe und enthält viele Versprechungen für eine sozial gerechte Wirtschaftsordnung – Bereiche, für die das Land kaum mehr Kompetenzen hat. Immer wieder prüfen Enquete-Kommissionen des Landtages, ob sie grundlegend überarbeitet werden soll. Lohnt sich der Aufwand?

Der diesjährige Tag der Rechtspolitik stellt sich diesen Fragen. Dies werde „keine reine Jubelveranstaltung“, teilt das Dekanat des Fachbereichs Rechtswissenschaft mit. Der Fachbereich steht für eine kritische Tradition: Die bestehenden Verhältnisse müssen unvoreingenommen geprüft und hinterfragt werden. „Zu viel Verfassungsrecht?“ – diese Frage will der Frankfurter Verfassungsrechtler Prof. Stefan Kadelbach in seinem Vortrag beantworten. Privatdozent Dr. Felix Hanschmann befasst sich mit der Landeshoheit im Schulwesen und nimmt Anspruch und Wirklichkeit unter die Lupe. Dirk Schönstädt schließlich, Vizepräsident des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs, spricht über „Landesverfassungsrecht und verwaltungsrechtliche Praxis“. An der anschließenden Podiumsdiskussion beteiligen sich zudem Prof. Elke Gurlit, Sachverständige zur einschlägigen Enquete-Kommission des hessischen Landtages, und Thomas Metz, Staatssekretär im Hessischen Justizministerium. Die Moderation übernimmt Dekanin Prof. Ute Sacksofsky.

Der Frankfurter Tag der Rechtspolitik wird seit 1992 jährlich vom Fachbereich Rechtswissenschaft der Goethe-Universität in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Ministerium der Justiz veranstaltet.

„Wozu Landesverfassung?“

Öffentliche Diskussionsveranstaltung zum Frankfurter Tag der Rechtspolitik

23. November 2016, 10.00 bis 14.30 Uhr

Hörsaal 1 (Hörsaalgebäude, Campus Westend)

Details zum Ablauf: www.jura.uni-frankfurt.de/60709396/Tag-der-Rechtspolitik-2016

Veranstaltungen

Nov 14 2016
10:41

Neue Lecture & Film-Reihe des Exzellenzclusters und der Film- und Medienwissenschaften an der Goethe-Universität startet am 17. November

Schnell wie der Witz: Lubitsch mit Vorträgen und Filmen

FRANKFURT.„Schnell wie der Witz – Die Filme von Ernst Lubitsch“. Unter diesem Motto steht im aktuellen Wintersemester die Reihe „Lecture & Film“ des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und des Instituts für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität. Der deutsche Regisseur, Anfang der 1920er Jahre in die USA ausgewandert und später dort Staatsbürger geworden, drehte in rund 35 Jahren mehr als 80 Filme, auch als Schauspieler oder Produzent. Zu seinen bekanntesten Werken gehören „Trouble in Paradise“ aus dem Jahr 1932 und „To Be or Not to Be“ aus dem Jahr 1942. Die Lecture & Film-Reihe umfasst insgesamt 14 Termine, beginnt am 17. November und wird im nächsten Sommersemester weitergeführt. Neben den Vorträgen gehören Filmvorführungen zum Programm. Veranstaltungsort ist jeweils das Kino des Deutschen Filmmuseums (Schaumainkai 41, Frankfurt am Main).

In Filmen von Ernst Lubitsch ist es im Nu um einen geschehen. Das fängt schon mit den Titeln an. Wer nennt seine Filme schon „Der Blusenkönig“, „Die Wohnungsnot“ oder „Der G.m.b.H.-Tenor“? Lubitsch ist schnell. Zwei Beispiele: Allein im Jahr 1915 und noch in Berlin dreht er elf Filme, 1932 in Hollywood waren es immerhin fünf, darunter „Trouble in Paradise“. Lubitsch scheint auch immer schon woanders zu sein: Als Asta Nielsen sich beklagt, sie habe in seinem Film gar nicht richtig weinen können, schreibt er ihr 1920 in einem Brief: „Sie können es mir immer noch nicht verzeihen, dass ich Sie bei einer Großaufnahme, statt fünf nur zwei Meter habe weinen lassen. Aber glauben Sie mir, Ihre Tränen kullerten so echt aus den Augen über die Backen auf die Bluse, dass das Publikum nach zwei Metern vollauf ergriffen war.“ Dann ging es zur nächsten Szene. Die Filmkritikerin Frieda Grafe schrieb, dass ihm „die Türen immer wichtiger als die Menschen“ waren. Ihr Essay hat den programmatischen Titel „Was Lubitsch berührt. (Schnell wie der Witz)“.

Witzig meint etymologisch nicht einfach nur, dass es etwas zu lachen gibt. Gewitzt ist jemand, der wach und präzise ist, Einfälle hat und scharf beobachten kann. Dem schnellen Witz des Ernst Lubitsch auf die Spur begeben sich 14 Expertinnen und Experten aus Deutschland, der Schweiz, England, Kanada und den USA. Sie wollen im Rahmen der Reihe auch neue Perspektiven auf das vielschichtige Schaffen von Lubitsch eröffnen.

Zum Auftakt am 17. November um 20.15 Uhr geht es um „Die Bergkatze“ aus dem Jahr 1921, ein Klassiker des Weimarer Kinos, eigentlich vollständig und in gutem Zustand verfügbar. Die Originalkopie jedoch ist erschollen, sodass jegliche Auskunft über seine ästhetische Konzeption, die zeittypische Einfärbung (Virage und Tonung) fehlt. Daran anknüpfend macht sich die Filmwissenschaftlerin und –restauratorin Anke Wilkening Gedanken über „Probleme der Überlieferung“ – so auch der Titel ihres Vortrags –, die jenseits von Digitalisierungsstrategien und Restaurierungsmöglichkeiten liegen.

„Das Böse verlachen. ‚To Be or Not to Be’ von Ernst Lubitsch“. Darüber spricht am 1. Dezember, ebenfalls um 20.15 Uhr, der Philosoph Martin Seel, Professor an der Goethe-Universität und Mitglied des Exzellenzclusters. Der Film „To Be or Not to Be“ ist ein frühes – und herausragendes – Beispiel der bis heute andauernden komischen Verarbeitung der faschistischen Schreckensherrschaft im Kino. Gedreht in der Zeit des japanischen Überfalls auf Pearl Harbour und des anschließenden Kriegseintritts der USA, ist der Film zugleich eine rasante screwball comedy und einer der humansten je gedrehten Propagandafilme. In Form einer satirischen Farce stellt er den Eigensinn neurotischer Theaterleute dem mörderischen Welttheater des Nazi-Regimes entgegen.

In diesem Jahr steht am 15. Dezember um 20.15 Uhr dann noch ein Termin auf dem Programm: Valerie Weinstein (Cincinnati) zum Thema „Performing Jewishness. Ernst Lubitschs frühe Milieukomödien“ mit den Filmen „Der Stolz der Firma“ (1914) und „Schuhpalast Pinkus“ (1916). Weitere folgen bis in den Sommer 2017.

„Schnell wie der Witz – Die Filme von Ernst Lubitsch“ ist eine Veranstaltungsreihe des Instituts für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität und des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Filmmuseum im Rahmen der hessischen Film- und Medienakademie (hFMA), mit finanzieller Unterstützung der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität und des Kulturamts der Stadt Frankfurt am Main.

Eintritt frei. Platzzahl beschränkt. Kartenreservierungen empfohlen unter: 069/961 220-220.

Informationen:

Dr. Marc Siegel, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Tel. 069/798-32082, msiegel@tfm.uni-frankfurt.de

Bernd Frye, Pressereferent Exzellenzcluster, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net

Programm: www.normativeorders.net/de/veranstaltungen/vorlesungsreihe-kino/vorlesungsreihe-lecture-an-film

 

Forschung

Nov 10 2016
17:35

Rechenzeit im Wert von mehr als 1 Mio Euro für Frankfurter Physiker

Gravitationswellen im Supercomputer simulieren

FRANKFURT.Der Theoretische Physiker Prof. Luciano Rezzolla erhält für die Simulation von Gravitationswellen aus kollidierenden Neutronensternen im kommenden Jahr 60 Millionen CPU-Stunden am Supercomputer superMUC des Leibniz-Rechenzentrums in Garching bei München. Die Rechenzeit im Wert von mehr als einer Million Euro wurde ihm in einem hoch kompetitiven Wettbewerb von der Gauss Allianz zugesprochen. Die Gauss Allianz ist ein Zusammenschluss mehrerer Rechenzentren, der Wissenschaftlern in Deutschland die effiziente Nutzung von Hochleistungsrechnern ermöglicht.

Doppelsternsysteme aus Neutronensternen sind einzigartige Laboratorien für fundamentale physikalische Gesetze. In ihrem Kern sind die Teilchen stärker komprimiert als in einem Atomkern. Kein physikalisches Experiment auf der Erde kann die extreme Dichte, Temperatur und Gravitationskraft im Inneren eines solchen Sterns reproduzieren. Als Alternative bleibt die Simulation im Computer. Dazu müssen allerdings die Gleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie zusammen mit denen der relativistischen Hydrodynamik und der Magnetohydrodynamik gelöst und mit der komplexen Mikrophysik beim Verschmelzen zweier Neutronensterne kombiniert werden. Dies erfordert aufwändige numerische Simulationen.

Das Projekt von Luciano Rezzolla, Professor für Theoretische Astrophysik an der Goethe-Universität, hat zwei Schwerpunkte: Erstens simuliert er die Gravitationswellen von Neutronensterne, die einander in spiralförmigen Bewegungen umkreisen; zweitens untersucht er Zusammenhänge zwischen fusionierenden Neutronensternen und ihren elektromagnetischen Gegenstücken. „Die Simulationen sollen dabei helfen, die entsprechenden Signale von Gravitationswellen aufzuspüren, die vielleicht schon nächstes Jahr in den Detektoren LIGO und Virgo gemessen werden“, so Rezzolla. „Wir hoffen, dass wir dann die Natur und den Aufbau von Neutronensternen besser verstehen und insbesondere etwas über die Zustandsgleichung bei extrem hoher Kerndichte erfahren.“

Informationen: Prof. Luciano Rezzolla, Institut für  Theoretische Physik, Campus Riedberg, Tel.: (069)798-47871, rezzolla@th.physik.uni-frankfurt.de.

Veranstaltungen

Nov 10 2016
17:31

Veranstaltung des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und des Museum Angewandte Kunst zur Ausstellung „Unter Waffen. Fire & Forget 2“ am 16. November

Podiumsgespräch zur Ästhetik der Waffenzerstörung

FRANKFURT.Wenn wir über die Ästhetik von Waffen sprechen, meinen wir meist ihre Verwendung in Design und Mode oder ihren spezifischen „Sex-Appeal“. Aber auch die Zerstörung von Waffen weist eine eigene Ästhetik auf. Diesem Thema widmet sich ein Podiumsgespräch im Frankfurter Museum Angewandte Kunst. Es heißt „Wie Waffen verschwinden. Zur Ästhetik der Zerstörung“ und findet am 16. November um 19 Uhr statt. Ausrichter ist neben dem Museum der Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe Universität.

Von der Welt der Waffen geht eine ambivalente Faszination aus. Ihren Spuren in Kunst, Mode, Design und Alltagskultur folgt das Museum Angewandte Kunst in der Ausstellung „Unter Waffen. Fire & Forget 2“. Kooperationspartner ist der geistes- und sozialwissenschaftliche Exzellenzcluster, der seinerseits in dem von ihm verantworteten Rahmenprogramm nach gesellschaftlichen Rechtfertigungsmustern für den Umgang mit Waffen fragt. Die anstehende Diskussionsveranstaltung gehört zum Rahmenprogramm und fungiert gleichzeitig als Teil der Podiumsreihe „Blickwechsel – Zukunft gestalten“ des Museums.

Waffenzerstörung ist eine der großen Herausforderungen für die Politik, um Konflikte nachhaltig zu beenden – so im Rahmen von Peacebuilding-Missionen, der Prävention von Konflikten oder bei der Überwachung von Waffenverboten. Zu denken ist hier an Chemie- und Biowaffen, an das nukleare Nichtverbreitungsregime oder auch an Landminen. Anders als das zerstörerische Potenzial dieser Waffen es erwarten lässt, ist die Zerstörung der Waffen selbst eine eher profane, bestenfalls technisch aufregende Angelegenheit. Umso wichtiger scheint es daher, Waffenzerstörung symbolisch zu inszenieren, um Glaubwürdigkeit und Wirkmächtigkeit in der Öffentlichkeit zu erzeugen. Beispiele dafür sind die öffentlichkeitswirksame Entsorgung syrischer Chemiewaffen auf hoher See oder Einschmelzungen von Kleinwaffen in Konfliktgebieten. Das Podium spürt diesen Inszenierungen und der spezifischen Ästhetik, die sie erzeugen, aus unterschiedlichen Perspektiven nach.

Teilnehmende von Seiten des Exzellenzclusters sind die Politikwissenschaftler Prof. Nicole Deitelhoff und Prof. Christopher Daase. Beide lehren an der Goethe-Universität und sind darüber hinaus Angehörige des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), Nicole Deitelhoff als dessen Leiterin und Christopher Daase als stellvertretender Leiter. Ebenfalls von der HSFK, und dort Mitglied des Vorstands, kommt die Politikwissenschaftlerin Dr. Simone Wisotzki, zu deren Schwerpunkten die humanitäre Rüstungskontrolle gehört. Komplettiert wird das Podium durch den Designer, Kurator und Konzeptkünstler Peter Zizka. Zu seinen Projekten zählte eine Installation im Rahmen der Kampagne für das Verbot von Landminen bei den Vereinten Nationen in New York und die Demilitarisierungsaktion „Symbiosis“, bei der Bürgerkriegswaffen aus Burundi paarweise an ihren Gewehrläufen miteinander verschweißt und damit vollends unbrauchbar gemacht wurden.

Die Ausstellung hat Mitte September begonnen und ist noch bis März 2017 zu sehen. Im Jahr 2016 wird es noch eine weitere Veranstaltung des Rahmenprogramms geben: Am 14. Dezember spricht Prof. Günter Frankenberg über das Thema: „Right to Bear Arms. Die USA unter Waffen“. Das in den USA prinzipiell jedem zugestandene Recht, Waffen zu tragen, macht heute als Begünstigung von Waffenfetischisten und Amokläufern von sich reden, hat aber eine durchaus ehrwürdige Geschichte. Dieser wird der renommierte Rechtswissenschaftler in seinem Vortrag nachgehen und zudem aufzeigen, wie sich das Verteidigungsmittel – und Tötungsinstrument im Notfall – zum Gegenstand des alltäglichen Gebrauchs normalisierte.

Im ersten Quartal 2017 stehen noch acht Termine auf dem Programm. Dabei geht es u.a. um die rechtliche Definition dessen, was überhaupt eine Waffe ist, und um die Folgen, die ferngesteuerte Drohnen, das Internet und der 3D-Druck auf das staatliche Gewaltmonopol haben. Weitere Veranstaltungen beschäftigen sich mit der Darstellung und vermeintlichen Rechtfertigung von Gewalt in Kinofilmen. Die Welt der Waffen weist zweifelsohne starke symbolische Bezüge auf. Das wird auch an diesen Beispielen thematisiert: Schwerter im frühen Mittelalter hatten die Form eines Kreuzes, rund tausend Jahre später inszenieren sich junge Jihadistinnen im Internet mit Burka und Kalaschnikow.

Die Veranstaltungen finden, sofern nicht anders bezeichnet, im Museum Angewandte Kunst statt (Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt am Main). Medienpartner des Rahmenprogramms ist das Journal Frankfurt. Der Eintritt, eine Anmeldung ist nicht erforderlich, zu den Veranstaltungen des Rahmenprogramms beträgt 5 € (erm. 3,50 €); freier Eintritt für Studierende/Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Goethe-Universität und des Exzellenzclusters bei Vorlage des Universitätsausweises an der Kasse.

Kontakt: Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“: Bernd Frye (Pressereferent), Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de/

Museum Angewandte Kunst: Dorothee Maas (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit), Tel.: 069/212-32828, presse.angewandte-kunst@stadt-frankfurt.de, www.museumangewandtekunst.de

Alle Termine des Rahmenprogramms und Veranstaltungs-Mitschnitte: www.normativeorders.net/unterwaffen

Veranstaltungen

Nov 10 2016
15:32

Bürgerforum mit Merz-Stiftungsgastprofessor Valter Longo

Fasten und Sport: Einfluss auf Krebs und Altern

FRANKFURT. Mit seiner Entdeckung, dass Fasten Chemo- und Strahlentherapie wirksam unterstützt, erregte der Biochemiker Prof. Valter Longo weltweites Aufsehen. Neue Ergebnisse der Tumorforschung zeigen immer deutlicher, dass Longo mit seiner Vermutung richtig liegt und welche Mechanismen dem Effekt des Fastens zugrunde liegen. Auch den Einfluss von Fasten auf Alterungsprozesse hat Prof. Longo gründlich untersucht. Vom 20. bis 25. November ist er als Merz Stiftungsgastprofessor an der Goethe-Universität. In einer Bürgerveranstaltung mit dem Thema „Fasten und Sport: Einfluss auf Krebs und Altern beantwortet er auch Fragen von Betroffenen und Interessierten. Die Dr. Senckenbergische Stiftung lädt als Mitveranstalter ein.

Die Bürgerveranstaltung beginnt mit einer Podiumsdiskussion zu aktuellen Konzepten und konkreten Empfehlungen.

Was? Podiumsdiskussion mit anschließender Öffnung für Fragen aus dem Publikum
Wann? 24. November 2016, 17 Uhr
Wo? Arkadensaal des Goethe-Hauses, Großer Hirschgraben 23-25, 60311 Frankfurt

Auf dem Podium:
Prof. Valter Longo, University of Southern California, Los Angeles
Prof. Agnes Flöel, Leiterin der Arbeitsgruppe kognitive Neurologie, Charité Berlin
Prof. Helmuth Steinmetz, Direktor der Klinik für Neurologie, Goethe-Universität
Prof. Joachim Steinbach, Leiter des Dr. Senckenbergischen Instituts für Neuroonkologie, Goethe-Universität
Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Universität (Moderation)

Valter Longo, geboren 1967 in Genua, ist Professor für Gerontologie und Direktor des „Longevity Institute“ der University of Southern California in Los Angeles, USA. Seine viel beachteten Arbeiten zu Mechanismen und Effekten des Fastens haben ihn über Fachkreise hinaus bekannt gemacht. Seine Konzepte sind Gegenstand einer Vielzahl von klinischen Studien.

Um diese klinischen Studien und den aktuellen Forschungs- und Wissensstand rund um das Thema „Cancer Metabolism: Mechanisms and Treatment Strategies“ wird es bei dem wissenschaftlichen Symposium am 23. November am Universitätsklinikum  (9:30h – 17:15h, Hörsaal 22-2) gehen. In der Mittagspause ab 12:30 Uhr besteht die Möglichkeit zu Interviews mit Prof. Longo und anderen Wissenschaftlern. Wir bitten um Anmeldung an Helga Ott unter ott@pvw.uni-frankfurt.de.

Das pharmazeutische Unternehmen Merz aus Frankfurt am Main fördert mit der Friedrich-Merz-Stiftungsgastprofessur seit 1987 internationale wissenschaftliche Beziehungen der Goethe-Universität in den Bereichen Medizin und Pharmazie.

Informationen: Prof. Joachim Steinbach, Leiter des Dr. Senckenbergischen Instituts für Neuroonkologie, Universitätsklinikum, Tel.: (069) 6301 87711,  Neuroonkologie@kgu.de.

Forschung

Nov 9 2016
16:01

Durch eine Drehbewegung spaltet ABCE1 das Ribosom an Ende der Proteinsynthese

Struktur des Proteins „Eiserner Hammer“ aufgeklärt

FRANKFURT.Die Übersetzung des genetischen Codes in Proteine gehört zu den zentralen Vorgängen des Lebens. Dies geschieht im Ribosom, einem riesigen Molekül, das aus zwei Untereinheiten besteht. Wie am Fließband werden hier Aminosäuren zu langen Ketten zusammengesetzt. Einer interdisziplinären Forschergruppe der Goethe-Universität, des EMBL in Heidelberg und des Genzentrums der LMU München ist es jetzt gelungen, die Struktur eines zentralen Akteurs in diesem Prozess aufzuklären: Das Protein mit dem Spitznamen „Eiserner Hammer“ spaltet die beiden Untereineinheiten des Ribosoms, wenn die Proteinkette fertig ist, damit die Produktion eines neuen Proteins beginnen kann.

Dass die beiden Untereinheiten des Ribosoms nach Fertigstellung des Proteins aktiv gespalten werden müssen, fand in der Forschung lange Zeit keine Beachtung. Zentraler Akteur in diesem Prozess des „ribosomalen Recyclings“ ist das essentielle und hoch dynamische Metalloenyzm ABCE1. Der so genannte „Eiserne Hammer“ (benannt nach einer einzigartigen Eisenschwefelcluster-Domäne) von ABCE1 führt dabei eine Drehbewegung aus, die die ribosomalen Untereinheiten auseinanderdrückt.

Um das herauszufinden, hat die Forschergruppe von Prof. Robert Tampé am Institut für Biochemie der Goethe-Universität eine neuartige Präparationsmethode angewendet, mit der sie einen Komplex aus der kleineren Untereinheit des Ribosoms mit ABCE1 (Post-Spaltungs Komplex) aus Proben isolierte. Der Komplex wurde chemisch fixiert und in Stücke geschnitten, wobei die ursprüngliche Abstandsinformation erhalten blieb.

Am EMBL in Heidelberg nutzten die Forscher fortschrittlichste Massenspektrometrie, um die Struktur dieser klein gehäckselten Stücke auf der Nanometer-Skala zu analysieren und miteinander in Bezug zu setzen. Schließlich untersuchte die Gruppe in München den rekonstruierten Komplex mittels hochauflösender Elektronenmikroskopie. Aus zahlreichen zweidimensionalen Bildern konnte sie ein 3D-Modell des Post-Spaltungs-Komplexes mit fest gebundenem ABCE1 rekonstruieren.

„Wir haben das rebellische und aggressive Multi-Domänen Enzym ABCE1 in einen neuen Zustand auf dem Ribosom gezwungen und durch die geballte Expertise von drei Instituten das Lehrbuchwissen für kommende Generationen von Studierenden erweitert“, fasst Prof. Robert Tampé die Bedeutung des Ergebnisses zusammen.

Publikation: Kristin Kiosze-Becker, Alessandro Ori, Milan Gerovac, André Heuer, Elina Nürenberg-Goloub, Umar Jan Rashid, Thomas Becker, Roland Beckmann, Martin Beck & Robert Tampé (2016): Structure of the Ribosome Post-Recycling Complex Probed by Chemical Cross-Linking and Mass Spectrometry. Nature Communications, doi: 10.1038/NCOMMS13248

Information: Prof. Robert Tampé, Institute of Biochemistry, Campus Riedberg, phone: (069) 798-29475, tampe@em.uni-frankfurt.de.

Forschung

Nov 9 2016
12:41

Goethe-Uni entwickelt OECD-Test mit Zwergdeckelschnecke

Test: Welche Chemikalien gefährden die Fortpflanzung?

FRANKFURT. Zulassungsbehörden rund um den Erdball können künftig Hersteller von Chemikalien und Arzneimitteln anweisen, die Fortpflanzungsschädigung ihrer Produkte mithilfe eines Tests zu überprüfen. Nach mehr als 10jähriger Förderung durch das Umweltbundesamt in Dessau mündete das von der Goethe-Universität koordinierte Projekt in eine Richtlinie der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) für die weltweite Chemikalientestung. Der Reproduktionstest prüft die Langzeiteffekte von Chemikalien auf die Vermehrung der Zwergdeckelschnecke Potamopyrgus antipodarum im Labor.

„Zwar handelt es sich bei dem Winzling um keine einheimische Schneckenart, aber als sogenannter Stellvertreterorganismus sind ihre biologischen Antworten auch auf andere Weichtiere übertragbar, ganz gleich, ob sie aus Europa, Asien oder Amerika stammen“, erklärt Prof. Jörg Oehlmann, Koordinator des Testentwicklungsteams und Leiter der Abteilung Aquatische Ökotoxikologie der Goethe-Universität. Potamopyrgus ist ein Wasserbewohner und wurde Mitte des 19. Jahrhunderts mit Schiffen von Neuseeland nach Europa eingeschleppt. Mittlerweile gehört die gebietsfremde Art jedoch zum Alltagsbild in vielen deutschen Fließgewässern.

Neue, noch nicht zugelassene Chemikalien, die die Zwergdeckelschnecke im OECD-Test 242 im Labor schädigen, würden diese Wirkung bei den Tieren und verwandten Arten im Freiland ebenfalls besitzen. Da Weichtiere, nach den Insekten und Krebsen, die artenreichste Gruppe im Tierreich darstellen, wäre ein Ausfall dieser Organismen für die Biodiversität und damit für die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme fatal. Die Entwicklung des „Schneckentests“ stellt also einen wichtigen Beitrag für die Gesund- und Reinhaltung unserer Gewässer dar, denn Substanzen, die in diesem Test eine Giftwirkung für die Schnecke anzeigen, können zukünftig vor der Markteinführung identifiziert und reguliert werden.

Zusätzlich wird mit dem neu entwickelten Schneckentest eine bestehende Lücke bei der Umweltrisikobewertung von Chemikalien geschlossen, da die bisherigen standardisierten Tests mit wirbellosen Tieren hauptsächlich die Arthropoden (Insekten und Krebse) umfassten. Schnecken hatten sich in der Vergangenheit jedoch als außergewöhnlich empfindlich gegenüber zahlreichen Schadstoffen erwiesen, darunter Tributylzinnverbindungen und andere Umweltchemikalien, die das Hormonsystem beeinflussen.

Die von der Goethe-Universität Frankfurt koordinierten Arbeiten zur Entwicklung und Standardisierung des Schneckentests umfassten einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren. In einem umfangreichen Forschungsprogramm wurden die Testbedingungen für die Schnecken hinsichtlich der Wasser- und Futterqualität, der Temperatur, Dichte und zahlreicher weiterer Parameter optimiert. In den letzten sechs Jahren wurden abschließend vier Validierungsstudien mit sechs Testsubstanzen in 16 Laboren in Europa und den USA durchgeführt, bei denen sich zeigte, dass das entwickelte Testprotokoll robust ist und der Test reproduzierbare Ergebnisse ergibt, unabhängig davon, in welchem Labor er durchgeführt wird.

Für den Test werden weibliche Zwergdeckelschnecken einer Konzentrationsreihe von Chemikalien im Umgebungswasser ausgesetzt. Die Testorganismen verbleiben 28 Tage zusammen mit der Prüfsubstanz in ihren Testgefäßen. Danach wird bei allen überlebenden Weibchen die Zahl der Nachkommen bestimmt. „Dabei handelt es sich um ein einfach durchzuführendes Verfahren, das auch für den Einsatz in der wasserbehördlichen Praxis geeignet ist“, berichtet Oehlmann.

In ihrer Heimat Neuseeland kommen beide Geschlechter der Zwergdeckelschnecke vor. In Europa bestehen die Populationen aber ausschließlich aus Weibchen, die sich durch „Jungfernzeugung“ vermehren. Das vereinfacht den Gebrauch und die Auswertung des Tests, zumal die kleine Schnecke recht bescheidene Ansprüche an die Haltung im Labor stellt. „Die geringe Größe des Tieres hat noch einen weiteren Vorteil: im Vergleich mit vielen anderen Prüfverfahren ist dieser Test miniaturisierbar und nimmt wenig Platz in Anspruch“, erklärt Oehlmann. Dies erlaubt die Testung einer größeren Zahl von Chemikalien.

Informationen: Prof. Jörg Oehlmann, Abteilung Aquatische Ökotoxikologie, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-42142, oehlman@bio.uni-frankfurt.de

Durchführungsanleitung für den OECD-Test: http://dx.doi.org/10.1787/9789264264311-en.

Veranstaltungen

Nov 9 2016
12:11

Ab 14. November diskutiert die Bürger-Universität an insgesamt vier Abenden die Krimireihe „Tatort“ inklusive Realitätscheck

Tatort-Forschung an der Goethe-Uni

FRANKFURT.. Die Hauptreihe der Frankfurter Bürger-Uni macht in diesem Wintersemester den Realitätscheck mit Deutschlands beliebtester Krimireihe. Unter dem Titel „Tatort-Forschung“ lässt die Diskussionsreihe an insgesamt vier Abenden die fiktionale Umsetzung der Kult-Fernsehreihe „Tatort“ auf die Realität echter Ermittlungsarbeit treffen. Gemeinsam mit dem Hessischen Landeskriminalamt lädt die Goethe-Universität interessierte Bürgerinnen und Bürger ein, mehr über die neuesten Erkenntnisse aus der Kriminologie und Forensik sowie eine filmwissenschaftliche Würdigung der beliebten „Tatort-Reihe“ zu erfahren.

Der Auftaktabend am Montag, 14. November 2016, möchte zusammen mit Expertinnen und Experten die Frage diskutieren: „Medienphänomen Tatort: Was macht die Krimireihe zum Kult?“. Vor über 45 Jahren wurde mit „Taxi nach Leipzig“ der erste „Tatort“ im deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Seitdem wurden tausende Leichen obduziert, Spuren gesichert und Täter festgenommen. Als erfolgreichste deutschsprachige Krimireihe ist der „Tatort“ inzwischen zum Medienphänomen avanciert. Längst organisieren sich Krimifreunde in Fanclubs und treffen sich regelmäßig zum kollektiven Tatort-Gucken. Woher rührt dieses durchgehend große Interesse an der Krimireihe? Was macht sie zum Kult? Wie steht es um die Qualität, kann sie mit amerikanischen Serien konkurrieren?

Diesen Fragen stellen sich am kommenden Montag Literaturwissenschaftlerin Prof. Julika Griem von der Goethe-Uni, Christian Buß, Kulturredakteur bei Spiegel Online, Liane Jessen, Fernsehspielchefin des Hessischen Rundfunks und François Werner, Krimifan und Betreiber der Webseite www.tatort-fundus.de. Die Begrüßung übernehmen die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Birgitta Wolff, LKA-Präsidentin Sabine Thurau und Stadträtin Elke Sautner. Moderiert wird die Veranstaltung von Petra Boberg (hr-iNFO).

Medienphänomen Tatort. Was macht die Krimireihe zum Kult?
Montag, 14. November 2016, 19.30 Uhr
Zentralbibliothek der Stadtbücherei, Hasengasse 4, 60311 Frankfurt

Der Eintritt ist frei.
 
Weitere Abende der Diskussionsreihe zum Thema „Tatort-Forschung“ sind:

21. November 2016: Der reale Tatort. Verdrängen Klischees die kriminalistische Wirklichkeit?

5. Dezember 2016: Kommissar Hightech. Wie die moderne Forensik die Ermittlungsarbeit verändert?

12. Dezember 2016: Kriminalstatistiken klären auf. Wovor müssen wir wirklich Angst haben?

Das Programmheft der Bürger-Universität im Web: www.buerger.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Nov 9 2016
12:08

Öffentliche Vortragsreihe der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Goethe-Universität im Rahmen der Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“

Woher kommt der Mensch? Ein neuer Blick auf Homo sapiens

FRANKFURT.Wohl kaum ein Thema fasziniert die Menschheit so sehr wie ihre eigene Herkunft. In Zeiten, in denen sich überall in der Welt populistisch-rassistische Tendenzen ausbreiten, ist das Wissen über die gemeinsamen Wurzeln besonders wichtig – und zwar nicht nur, was die Evolution des menschlichen Körpers anbelangt, sondern auch die weit weniger bekannte Evolution geistiger, kultureller und emotionaler Fähigkeiten. Die interdisziplinäre Vortragsreihe „Woher kommt der Mensch? Ein neuer Blick auf Homo sapiens“ wird dazu beitragen den Blick zu weiten. Sie wird veranstaltet von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Goethe-Universität Frankfurt und durch die Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ der Deutsche Bank AG finanziert.

Aktuell sind in allen Disziplinen, die die Evolution des Menschen betreffen, atemberaubende Fortschritte zu verzeichnen. Evolution wird nicht länger nur als „Survival of the Fittest“ in Bezug auf körperliche Anpassung, Kraft und Geschicklichkeit angesehen werden. Vielmehr wirkt sich die Funktionslogik von Selektion und Anpassung auch auf Verhaltensweisen wie Kooperation und Altruismus aus und befördert diese. All diese Perspektiven tragen bei zu einem neuen, integralen evolutionären Selbstverständnis des Menschen – und seiner Welt. Das ermöglicht ganz neue Antworten auf die große Frage nach dem, was uns ausmacht, die noch vor wenigen Jahrzehnten nicht denkbar gewesen wären. Diese Erweiterung des Horizonts soll dem Publikum in der Reihe deutlich werden.

Den Auftakt der Reihe bildet die 15. Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald-Lecture, mit dem Vortrag „The Definition of Species in Human Evolution“ von Prof. Dr. Francis Thackeray (University of the Witwatersrand, Johannesburg), einem der profiliertesten Paläoanthropologen Südafrikas,

am 16. November (Mittwoch) um 19.30 Uhr
im Senckenberg-Naturmuseum, Senckenberganlage 25.

Die Moderation übernimmt Prof. Dr. Friedemann Schrenk, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung/Goethe-Universität.

Bis heute diskutieren Biologen über den Artbegriff und die Definition einer biologischen Art. Während bei rezenten Organismen viele Faktoren von der Morphologie der Weichteile bis zu genetischer Information zur Verfügung stehen, können Arten in der Paläobiologie meist nur anhand fragmentarischer Knochen und Zähnen beschrieben werden. Zudem ergeben sich viele Artabgrenzungen nur dadurch, dass zwischen verschiedenen Fossilfunden, die einen evolutiven Zusammenhang bilden, zum Teil große zeitliche Fundlücken bestehen. Ist das biologische Artkonzept bei Fossilien daher überhaupt anwendbar? Und wie sieht es speziell in der Paläoanthropologie aus? Thackeray stellt grundsätzliche Fragen zur Definition von Arten und versucht, sie mithilfe innovativer morphometrischer Methoden zu beantworten. Im Vortrag wird er seine Theorien am Beispiel der spektakulären Funde des Homo naledi aus dem südafrikanischen Rising-Star-Höhlensystem darlegen.

Francis Thackeray, geb. 1952, studierte Zoologie, Archäologie und Umweltforschung an der Universität in Kapstadt und promovierte anschließend in Yale im Fach Anthropologie. Heute hat er den Phillip-Tobias-Lehrstuhl für Paläoanthropologie am Institut für Evolutionsforschung der Witwatersrand-Universität inne und leitet das dortige Evolutionary Studies Institut. Seine wissenschaftlichen Arbeiten umfassen sowohl Gelände- als auch Laborprojekte. Bekannt wurde er vor allem durch jahrelange Grabungsarbeiten in der südafrikanischen Grabungsstätte „Craddle of Humankind“ („Wiege der Menschheit“) im Tal von Sterkfontein südwestlich von Johannesburg. Dort erforschte er auch die Fundstellen der robusten „Nussknackermenschen“ in Kromdraai und Swartkrans. Zahlreiche neue Hominidenfunde sowie Faunenanalysen und ökologische Rekonstruktionen machten ihn weltbekannt.

Termine und Themen im Überblick:

23. November 2016, Hörsaal des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, Georg-Voigt-Straße 14-16
Die genetische Herkunft der Europäer: Migration und Anpassung in der Vorgeschichte
Dr. Wolfgang Haak, Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, Jena
Moderation: Dr. Christine Hertler, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt 

14. Dezember 2016, Hörsaal des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, Georg-Voigt-Straße 14-16
Lob der Lüge. Zur Evolution von Intelligenz
Prof. Dr. Volker Sommer, University College London
Moderation: Prof. Dr. Friedemann Schrenk, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt, und Goethe-Universität 

18. Januar 2017, Hörsaal des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, Georg-Voigt-Straße 14-16
The Skin of Homo sapiens: the Evolution of our Interface with the World
Prof. Dr. Nina Jablonski, Pennsylvania State University, State College
Moderation: PD Dr. Ottmar Kullmer, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt 

25. Januar 2017, Hörsaal des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, Georg-Voigt-Straße 14-16
Jäger und Künstler: Warum der Neandertaler ausstarb und die Kunst entstand
Prof. Dr. Nicholas J. Conard, Eberhard Karls Universität Tübingen
Moderation: Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt, und Goethe-Universität 

8. Februar 2017, Hörsaal des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums, Georg-Voigt-Straße 14-16
Ständchen, Schlaflied oder Kriegsgeschrei? Theorien zum Ursprung der Musik und ihrer Funktion für den Menschen
Prof. Dr. Melanie Wald-Fuhrmann, Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, Frankfurt
Moderation: Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt, und Goethe-Universität 

15. Februar 2017, Senckenberg-Naturmuseum, Senckenbergallee 25, 19:00 Uhr
Podiumsdiskussion mit Impulsvorträgen
Ein neuer Blick auf Homo sapiens – die Zukunft des Menschen
Moderation: Joachim Müller-Jung, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Gesprächspartner: Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt; PD Dr. Miriam N. Haidle, Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Prof. Dr. Hans-Dieter Mutschler, Hochschule Ignatianum, Krakau; Prof. Dr. Annette Kehnel, Universität Mannheim

Alle Vorträge beginnen um 19.30 Uhr, bis auf die abschließende Podiumsdiskussion, die um 19 Uhr startet. Für die erste Vorlesung am 16. November 15. Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald-Lecture) ist eine Anmeldung per E-Mail erforderlich unter: Koenigswald-Lecture@senckenberg.de

Informationen: Dr. Julia Krohmer, Stab Wissenschaftskoordination, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Tel. (069)7542-1837, E-Mail: jkrohmer@senckenberg.de, Programm in Internet: www.senckenberg.de/woherkommtdermensch

Veranstaltungen

Nov 9 2016
12:07

Internationale Jahreskonferenz des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität am 24. und 25. November 2016

Tagung zu „Olympic Citizenship“ und den Krisen von Flucht und Migration

FRANKFURT. Allein im Jahr 2015 waren jüngsten Angaben der Vereinten Nationen zufolge mehr als 65 Millionen Menschen auf der Flucht – als Binnenvertriebene oder in anderen Ländern. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) spricht von einem „traurigen Rekordniveau“ und betont, dass sich die weitaus meisten Flüchtlinge in Staaten außerhalb Europas aufhalten. Die weltweiten Migrationsbewegungen gehören zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Sie resultieren aus sozialen Konflikten und bringen ihrerseits gesellschaftliche Veränderungen hervor. Die aktuelle, mittlerweile neunte Internationale Jahreskonferenz des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ nimmt dieses Wechselspiel aus einer interdisziplinären, empirischen und normativen Perspektive in den Blick und fragt dabei insbesondere auch nach der Bedeutung und den Veränderungen von Staatsbürgerschaft.

Die zweitägige Veranstaltung findet am 24. und 25. November statt, auch dieses Mal im Gebäude „Normative Ordnungen“ des Exzellenzclusters auf dem Frankfurter Campus Westend. Analog zur Konferenzsprache ist auch der Titel englisch: „Normative (B)Orders. Migration and Citizenship in a Time of Crisis“. Auf den Jahreskonferenzen werden zentrale Themenstellungen des geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsverbundes mit Gästen aus dem In- und Ausland diskutiert. Die interessierte Öffentlichkeit ist nach vorheriger Anmeldung willkommen. Auf dem diesjährigen Programm stehen drei Panels mit insgesamt neun Vorträgen. Hinzu kommt eine Keynote von Ayelet Shachar, Direktorin am Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften in Göttingen.

Der Beitrag der Rechtsprofessorin Shachar, zu deren Schwerpunkten Staatsbürgerschafts- und Einwanderungsrecht sowie hoch qualifizierte Migration zählen, widmet sich am 24. November um 17.00 Uhr dem Thema „Bordering Migration: Legal Cartographies of Membership and Mobility“. Darin wird sie grundsätzlich der Frage nachgehen, warum – und mit welchem Recht – Staaten einige wenige willkommen heißen, während sich viele andere, auch Schutz suchende Flüchtlinge, bei ihrem Einbürgerungswunsch kaum überwindbaren Hürden gegenübersehen. Die ehemalige Inhaberin des Canada Research Chair in Citizenship and Multiculturalism an der Universität Toronto beobachtet einen Trend in Richtung „Olympic Citizenship“ – höchstqualifizierte Menschen anderer Nationalität werden geradezu umworben, wie ja tatsächlich auch jene Topathleten, die kurz vor olympischen Spielen die Nationalität wechseln, um zum Ruhme ihres neuen „Heimatlandes“ Medaillen zu gewinnen.

Die Erörterung, was Staatsbürgerschaft, die wiederum faktische und normative Grenzen zwischen Menschen errichtet, heute heißt, zieht sich wie ein roter Faden durch die Tagung. Ebenso grundlegend sind Überlegungen, wie Staaten – jeweils einzeln oder im Verbund – ihrer Verantwortung für die Flüchtlingskrise gerecht werden sollten. Im ersten Panel geht es dabei auch um den Umgang mit den Ursachen. Es heißt „The Politics of Migration: Problems, Principles and Policies“ und wird moderiert von dem politischen Philosophen Rainer Forst und dem Rechtswissenschaftler Klaus Günther, den beiden Sprechern des Exzellenzclusters, die auch die Konferenz eröffnen. Vortragende sind die politischen Philosophinnen Lea Ypi von der London School of Economics and Political Science und Eszter Kollár, Postdoktorandin am Exzellenzcluster. Hinzu kommen der Makrosoziologe Steffen Mau (Humboldt-Universität zu Berlin) und der Politikwissenschaftler Jens Steffek (Exzellenzcluster).

„The Institutional, Legal and Normative Challenges of Europe’s Contemporary Migration Crisis“ stehen im Fokus des zweiten Panels am 25. November. Es geht von dem Befund aus, dass die so genannte Flüchtlingskrise in Europa auch hausgemacht ist. Schuld an dem krisenhaften Verlauf sind vor allem die unzureichenden institutionellen Entscheidungsstrukturen der EU, gepaart mit mangelnder Kooperationsbereitschaft. Zu den notwendigen Reformen gehört jetzt ein praktikables System der Lastenverteilung. Erster Referent ist Rainer Hofmann, Rechtswissenschaftler an der Goethe-Universität und Co-Direktor des Wilhelm-Merton-Zentrums für Europäische Integration und Internationale Wirtschaftsordnung. Die weiteren Mitwirkenden sind Angehörige des Clusters und auf dem Feld der politischen Wissenschaft zu Hause: Gunther Hellmann (Moderation), Nicole Deitelhoff und Christopher Daase sowie Nele Kortendiek.

Die „Rushdie-Affäre“ beeinflusste den europäischen Blick auf die so genannten Gastarbeiter, für die Menschen der westlichen Sahelzone ist Mobilität seit Jahrhunderten der Normalfall und das westliche Konzept der Staatsbürgerschaft nicht leicht zu verstehen, die diskursive Irrelevanz der südostasiatischen Flüchtlingskrise in Europa gibt Aufschlüsse über selektive Empathie: Das dritte Panel, mit dem die Jahreskonferenz am Nachmittag des 25. November endet, widmet sich dem Tagungsthema aus historischer und ethnologischer Perspektive. Eingeführt von der Ethnologin Susanne Schröter (Exzellenzcluster) sprechen der Migrationshistoriker Leo Lucassen (Amsterdam und Leiden) sowie die Ethnologen Mamadou Diawara (Exzellenzcluster) und Dominik M. Müller (zuvor Postdoktorand am Cluster, jetzt Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle).

Die Konferenz steht allen Interessierten offen. Eine vorherige Anmeldung ist jedoch erforderlich – bitte unter: office@normativeorders.net

Informationen:  Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“: Rebecca Caroline Schmidt (Geschäftsführerin), Tel.: 069/798-31401, rebecca.schmidt@normativeorders.net; Bernd Frye (Pressereferent), Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net

Programm: www.normativeorders.net/de/veranstaltungen/jahreskonferenzen

Veranstaltungen

Nov 8 2016
17:48

Öffentliche Vortragsreihe des IDeA-Zentrums an der Goethe-Universität

Migration – Integration – Bildungschancen

FRANKFURT. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IDeA-Zentrums wollen ihre Kenntnisse zum Themenfeld „Migration – Integration – Bildungschancen“ noch stärker in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen. Im Wintersemester beginnt deshalb eine Vortragsreihe, die dieses Themenfeld von verschiedenen Seiten beleuchten soll. Die Reihe ist bereits im Vorfeld auf große Resonanz gestoßen.

Das IDeA-Zentrum vereint Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen, die sich der Erforschung von Entwicklungs- und Lernprozessen bei Kindern innerhalb der ersten zwölf Lebensjahre widmen. Das Themenfeld „Migration – Integration – Bildungschancen“ spielt dabei naturgemäß eine wichtige Rolle. In einer öffentlichen Vortragsreihe, die an diesem Donnerstag beginnt, nähern sich Expertinnen und Experten des Forschungszentrums dem Thema an sechs Terminen aus verschiedenen Perspektiven. Außer um Erkenntnisse aus der Forschung geht es auch um Projekte, mit deren Hilfe Flüchtlingskinder und ihre Eltern unterstützt werden: So berichtet Prof. Dr. Marianne Leuzinger-Bohleber, Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts, aus ihrem Projekt „Step-by-Step“ mit Geflüchteten in der hessischen Erstaufnahmeeinrichtung „Michaelis Dorf“ in Darmstadt.

Organisiert wurde die Vortragsreihe von Prof. Dr. Marcus Hasselhorn, Sprecher des IDeA-Zentrums, und Prof. Dr. Mareike Kunter, stellvertretender Sprecher von IDeA. Die Vorträge finden jeweils donnerstags von 18.15 bis 19.45 Uhr auf dem Campus Westend der Goethe-Universität, Hörsaalzentrum, Raum 10, statt. Im Anschluss an die Vorträge besteht bei einem kleinen Imbiss Gelegenheit zum Austausch mit den Referentinnen und Referenten.

Termine und Themen im Überblick:

10. November
„Kinder auf der Flucht. Perspektiven und Befunde aus der Kindheitsforschung“
Prof. Dr. Sabine Andresen, Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung, Goethe-Universität

24. November
„Migrationsspezifische Bildungsungleichheit – Eine soziologische Perspektive“
Prof. Dr. Birgit Becker, Institut für Soziologie, Goethe-Universität

15. Dezember
„Psychoanalytische Überlegungen zum Projekt Step-by-Step in der Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Darmstadt“
Prof. Dr. Marianne Leuzinger-Bohleber, Sigmund-Freud-Institut

12. Januar 2017 „Deutsche Sprache als Schlüssel zum Bildungserfolg?“
Prof. Dr. Dominique Rauch, Goethe-Universität und Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung

19. Januar 2017 „Kinder mit Deutsch als Zweitsprache: Wie lassen sich bildungsrelevante Fähigkeiten adäquat diagnostizieren?“
Prof. Dr. Petra Schulz, Institut für Psycholinguistik und Didaktik der deutschen Sprache, Goethe-Universität, und Prof. Dr. Marcus Hasselhorn, Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung

2. Februar 2017
„Migration im Klassenzimmer: Wie gehen Lehrkräfte mit kultureller und sprachlicher Heterogenität um?“
Prof. Dr. Mareike Kunter, Institut für Psychologie, Goethe-Universität

Weitere Informationen: Verena Diel, IDeA-Zentrum,  Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung, Tel. 069 24708-819, E-Mail: diel@dipf.de, www.idea-frankfurt.eu

Forschung

Nov 8 2016
17:45

Erfindung von Horst Schmidt-Böcking (Goethe-Universität) und seines Kollegen Dr. Gerhard Luther (Universität Saarbrücken) bilden Basis für neuartiges Meeres-Pump-Speicher-System, das vom Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) entwickelt wurde

Energiespeicher von morgen wird erstmals im Bodensee getestet

FRANKFURT/KASSEL/SAARBRÜCKEN. Wie kann man die enormen Mengen durch Offshore-Windkraft erzeugten Stroms bereits vor Ort zwischenspeichern? Bisher gab es auf diese Frage keine Antwort. Nun geht nach mehrjähriger Forschungsarbeit das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte Projekt StEnSea (Stored Energy in the Sea) in die Erprobungsphase. Darin entwickelt das auf Energiesystemtechnik spezialisierte Fraunhofer-Institut IWES in Kassel zusammen mit Partnern die „Meerei“-Erfindung von zwei Physik-Professoren der Universität Frankfurt und der Universität Saarbrücken zur Anwendungsreife.

Ein Modell im Maßstab 1:10 mit rund drei Metern Durchmesser wird am 8.11.2016 im Fährhafen von Konstanz in den Bodensee gebracht und am 9.11.2016 etwa 200 Meter vor dem Ufer in Überlingen in 100 Meter Tiefe abgelassen. Anschließend wird es für vier Wochen getestet: »Auf dem Meeresboden installierte Pumpspeicherkraftwerke können in großen Wassertiefen den hohen Wasserdruck nutzen, um mit Hilfe von Hohlkörpern Stromenergie speichern zu können«, erläutert Horst Schmidt-Böcking, emeritierter Professor der Universität Frankfurt. Zum Energieeinspeichern wird über eine Elektropumpe Wasser aus der Kugel herausgepumpt, um Strom zu erzeugen fließt Wasser durch eine Turbine in die leere Kugel hinein und erzeugt über einen Generator elektrische Energie. Dieses Prinzip der Offshore-Energiespeicherung hat Prof. Schmidt-Böcking 2011 wenige Tage vor dem Fukushima-Supergau mit seinem Kollegen Dr. Gerhard Luther von der Universität Saarbrücken zum Patent angemeldet.

Die beiden Erfinder erinnern sich: „Die schnelle Umsetzung dieser Idee in die Praxis ist eigentlich einem Bericht in der FAZ zu verdanken. Technik-Redakteur Georg Küffner stellte diese Speicheridee in einem Artikel der Öffentlichkeit vor – und zwar zufällig am 1. April 2011. Viele Leser nahmen das sicherlich zunächst als Aprilscherz auf. Fachleute der Hochtief Solutions AG in Frankfurt erkannten allerdings sofort die in dieser Idee verborgenen Möglichkeiten. Innerhalb weniger Wochen konnte mit dem Betonbauspezialisten Hoch-Tief und den Meeresenergie- und Speicherspezialisten des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES in Kassel ein Konsortium für eine erste Machbarkeitsstudie gebildet werden“, so Schmidt-Böcking und Luther.

Mit dem Nachweis der Machbarkeit förderte anschließend das BMWi das Projekt StEnSea zur Entwicklung und Erprobung dieses neuartigen Pumpspeicherkonzepts im Modellmaßstab. Nun geht dieses in die Testphase. „Auf Basis der Vorstudie haben wir eine detaillierte Systemanalyse mit Konstruktion, Bau- und Logistikkonzept des Druckbehälters durchgeführt, eine Pump-Turbinen-Einheit entwickelt, die Einbindung in das Stromnetz untersucht, Wirtschaftlichkeitsberechnungen durchgeführt und eine Roadmap für die technische Umsetzung entwickelt“ fasst Projektleiter Matthias Puchta vom Fraunhofer IWES die bisherigen erfolgreichen Arbeiten zusammen.

„Nun beginnt der vierwöchige Modellversuch im Maßstab 1:10 im Bodensee. Wir werden verschiedene Tests fahren, um Detailfragestellungen zur Konstruktion, der Installation, der Auslegung des Triebstrangs und des elektrischen Systems, der Betriebsführung und Regelung, der Zustandsüberwachung und der dynamischen Modellierung und Simulation des Gesamtsystems zu überprüfen“, so Puchta weiter.

„Mit den Ergebnissen des Modellversuchs wollen wir zunächst geeignete Standorte für ein Demonstrationsprojekt in Europa genauer untersuchen. Für den Demonstrationsmaßstab des Systems streben wir einen Kugeldurchmesser vor 30 Metern an. Das ist unter ingenieurtechnischen Randbedingungen die derzeitige sinnvolle Zielgröße. Sicher ist, dass das Konzept erst ab Wassertiefen von ca. 600 - 800 Metern im Meer wirtschaftlich anwendbar sein wird. Die Speicherkapazität steigt bei gleichem Volumen linear mit der Wassertiefe und beträgt für eine 30 m-Kugel bei 700 Metern ungefähr 20 Megawattstunden (MWh)“, erklärt IWES-Bereichsleiter Jochen Bard, der seit vielen Jahren national und international auf dem Gebiet der Meeresenergie forscht.

„Es gibt ein großes Potential für die Anwendung von Meerespumpspeichersystemen in küstennahen Standorten, insbesondere auch vor den Küsten bevölkerungsdichter Regionen. Beispielsweise vor Norwegen (Norwegische Rinne). Aber auch Spanien, USA und Japan weisen große Potentiale auf. Mit heutiger standardisierter und verfügbarer Technik sehen wir bei der Speicherkapazität von 20 MWh pro Kugel eine weltweite elektrische Gesamtspeicherkapazität von 893.000 MWh. Damit ließen sich kostengünstig wichtige Ausgleichsbeiträge für die schwankende Erzeugung aus Wind und Sonne leisten“, stellt Bard fest.

Pressekontakt: Uwe Krengel | Tel. +49 561 7294-319 (oder-345) | E-Mail uwe.krengel(at)iwes.fraunhofer.de

Weitere Informationen: Prof. Dr. Horst Schmidt-Böcking, Tel. 069 / 798-47002 oder 06174 / 93 40 97, E-Mail: hsb@atom.uni-frankfurt.de

Forschung

Nov 8 2016
16:23

Das von der BHF-BANK-Stiftung initiierte Modellprojekt „Sprachentdecker“ im Frankfurter Westen begleiten Erziehungswissenschaftlerinnen der Goethe-Universität

Keine separaten Kurse: Kinder sollen ihr Deutsch im Alltagsumfeld von Kita und Grundschule verbessern

FRANKFURT. „Guten Morgen Sarah! Hängst du deine Jacke auf?“ – „Kann nicht auf...“ – „Kannst du deine Jacke nicht alleine öffnen? Ich helfe dir. Die Jacke hat einen Reißverschluss. Hat sich der Reißverschluss verhakt?“ Die Vierjährige nickt und sagt: „Der geht nicht auf.“ – „Dann versuchen wir es zusammen.“ Dieser Dialog zwischen der Erzieherin und dem Mädchen mit Migrationshintergrund ist ein gelungenes Beispiel für das, was Experten „alltagsintegrierte Sprachförderung“ nennen.

„Diese Kinder sollen nicht länger separiert werden, sondern in ihrem Alltagsumfeld ihre Sprachkompetenz verbessern, am besten schon mit Eintritt in die Kita und dann weiter in der Grundschule“, sagt Prof. Dr. Diemut Kucharz, Erziehungswissenschaftlerin an der Goethe-Universität, bei der Vorstellung des Modellprojekts „Sprachentdecker! Alltagsintegrierte Sprachförderung in Kitas und Grundschulen im Frankfurter Westen“. An dem zunächst auf drei  Jahre mit der Option auf Verlängerung angelegten Projekt, das von der BHF-BANK-Stiftung initiiert und jährlich mit mehr als 50.000 Euro finanziert wird, sind neben drei Grundschulen und fünf Kitas in Griesheim und Höchst auch das Amt für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt und das Staatliche Schulamt der Stadt beteiligt.

Frankfurt ist der richtige Ort für dieses Projekt, das die Erziehungswissenschaftlerin in etwas anderer Form bereits mit Erfolg in Fellbach „getestet“ hat: In der Main-Metropole wachsen nach den Ergebnissen der jüngsten Einschulungsuntersuchung inzwischen 63 Prozent der Kinder zwischen fünf und sechs Jahren zwei- bzw. mehrsprachig auf oder ohne, dass in der Familie Deutsch gesprochen wird. In 40 Prozent der Frankfurter Kitas liegt der Anteil der mehrsprachigen Kinder bei über 80 Prozent. „Wir haben den wachsenden Bedarf an Sprachförderung in Kitas und Schulen in anderen von uns geförderten Projekten gesehen und deshalb die Initiative für das Projekt ‚Sprachentdecker‘ ergriffen“, so Dietmar Schmid, Vorsitzender des Vorstands der BHF-BANK-Stiftung. „Gerade gemeinnützige Stiftungen sind aufgerufen, ihren Beitrag zu leisten, damit Kinder – auch im Interesse einer gelungenen Teilhabe – so früh wie möglich in ihren deutschen Sprachkenntnissen gefördert werden.“

Was unterscheidet den Modellversuch „Sprachentdecker“ von anderen, ebenfalls wissenschaftlich begleiteten Projekten? Während einige Bildungsexperten auf zusätzliche Kurse außerhalb des regulären Unterrichts setzen, wählt dieses Frankfurter Projekt einen anderen Weg, der erfolgversprechender zu sein scheint als additive Sprachfördermaßnahmen: Pädagogen in Kitas und Grundschulen sollen so geschult und begleitet werden, dass sie Kinder aus Migrationsfamilien, aber auch aus bildungsfernen spracharmen Familien im Alltag unterstützen können, damit diese Kinder in ihrem normalen Umfeld ihren aktiven Wortschatz vergrößern und ihre grammatikalischen Kompetenzen verbessern. Um das zu erreichen, brauchen Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer intensive, professionell begleitete Fortbildungen und ständiges Training, denn „Sprachförderung ist eine komplexe Aufgabe, die viel Wissen, Kompetenz und Übung erfordert“, sagt Kucharz.„Deutschkenntnisse sind der wichtigste Schlüssel zum Schulerfolg. Der Deutscherwerb erfolgt heute im interkulturellen Kontext. Der Spracherwerb mehrsprachiger Kinder weist Besonderheiten auf, die es zu berücksichtigen gilt. Dies ist an der Schnittstelle Kita-Grundschule besonders zu berücksichtigen“, so Stadträtin Sylvia Weber, Dezernentin für Integration und Bildung der Stadt Frankfurt.

Das Team um die Frankfurter Erziehungswissenschaftlerin vom Institut für Pädagogik der Elementar- und Primarstufe lässt die beteiligten Pädagogen mit dem Gelernten im Alltag nicht allein, Videoaufzeichnungen aus dem Arbeitsalltag werden intensiv mit den Beteiligten ausgewertet. Rene Römer vom Kinderzentrum 53 in Höchst berichtet, wie aus einem ungezwungenen Gespräch eine „runden Sache“ wurde: „Ich habe beim Spielen das Handeln sprachlich begleitet, korrektives Feedback eingesetzt und etwas seltener auch modelliert, damit konnte ich die Kinder gut motivieren. Ich habe sie gezielt sprachlich begleitet – nicht instinktiv wie früher – und hatte das Gefühl, dass die Kinder meine Sätze aufgegriffen, wiederholt und dabei vielleicht für sich selbst nochmal verinnerlicht haben.“ Was Rene Römer und die Kita-Beteiligten zudem als positiv bei diesem Modellversuch wahrnehmen, ist die engere Kooperation mit der Grundschule im Übergang von der Kita zur ersten Klasse, bei der die gemeinsam erprobte „alltagsintegrierte“ Sprachförderung ein wichtiges Thema ist. Dann könnte es auch immer besser klappen, bei solchen Gesprächen eine gemeinsame Sprache zu finden.

Nach dem ersten halben Jahr sollen in der zweiten Phase des Projekts neue Impulse für die Zusammenarbeit mit den Eltern mit Migrationshintergrund gesetzt werden. „Hier könnte sich ein Perspektivenwechsel lohnen!“, sagt Dr. Armin von Ungern-Sternberg, Leiter des Amts für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt, und ergänzt: „Die Mitwirkenden sollten Schwierigkeiten und Hürden, die sich hier in Kita- und Schulalltag zeigen, gemeinsam erkennen und die Chance einer solchen interkulturellen Bildungskooperation mit Eltern aufgreifen.“

Unterstützt wird das Projekt auch von dem Staatlichen Schulamt Frankfurt, weil es die Sprachkompetenz in allen Unterrichtsfächern und im Schulalltag der Kinder offensiv fördert. Reinhold Stahler, stellvertretender Leiter des Staatlichen Schulamts, würde sich freuen, „wenn bald auch weitere Schulen und Lehrkräfte mitmachen“. Das Projekt, das auch wissenschaftlich evaluiert wird und seine Wirksamkeit bei Fachkräften und Kindern entfalten soll, läuft noch bis mindestens 2019 – mit der Option auf Verlängerung.

Informationen: Prof. Dr. Diemut Kucharz, Institut für Pädagogik der Elementar- und Primarstufe, Fachbereich Erziehungswissenschaften, Campus Westend, Tel. (069) 798-, E-Mail: Kucharz@em.uni-frankfurt.de; Sigrid Scherer, BHF-BANK-Stiftung, Tel. (069)718-3452, E-Mail: Sigrid.Scherer@bhf-bank.com; Manja Winkler-Hesse, Dr. Armin von Ungern-Sternberg (Amtsleiter), Amt für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt am Main, Tel. (069) 212 – 74530, E-Mail: manja.winkler-hesse@stadt-frankfurt.de