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Klein-, Groß- und Patchwork-Familien sind Themenschwerpunkt auf der Jahrestagung der Analytischen Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten an der Goethe-Universität
FRANKFURT. Die 66. Jahrestagung der Vereinigung Analytischer Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten in Deutschland (VAKJP), die vom 4. bis 7. April auf dem Campus Westend der Goethe-Universität stattfindet, beschäftigt sich mit Geschwisterbeziehungen. Nicht nur die Patchwork-Familie wird dabei thematisiert, in zahlreichen Workshops und Vorträgen geht es unter anderem auch um Geschwister-Szenen in der psychoanalytischen Familientherapie.
Ob Einzelkind, Erstgeborener, Sandwichkind oder Nesthäkchen – man wird in eine Gruppe geboren und muss in ihr seinen Platz finden. Aber was folgt eigentlich aus dieser Geburtenfolge – prägt sie wirklich die eigene Persönlichkeit, gar das weitere Lebensschicksal? Wurde und wird die Bedeutung der geschwisterlichen Beziehungen als Ressource, als Zuneigung und Unterstützung innerhalb des psychoanalyischen Diskurses vernachlässigt? All das werden die rund 250 Kinder-und Jugendlichen-Psychotherapeuten auf ihrer Jahrestagung diskutieren.
Eröffnet wird die Jahrestagung mit einem öffentlichen Vortrag von Prof. Marianne Leuzinger-Bohleber, die bis 2016 geschäftsführende Direktorin des Frankfurter Sigmund-Freud-Instituts war,
Titel: „Loving Vincent – Entwicklungspsychologische und psychoanalytische Überlegungen zur Ambivalenz in Geschwisterbeziehungen“
am Donnerstag, dem 4. April um 20.00 Uhr
im Hörsaalzentrum auf dem Campus Westend der Goethe-Universität, Hörsaal HZ 3.
Im Mittelpunkt steht des Vortrags steht der eindrückliche Film von Dorota Kobieta und Hugh Welchman (2017) über einen Brief von Vincent van Gogh an seinen Bruder Theo, der erst nach seinem Tod gefunden wurde. Im Hauptteil des Vortrags geht es um den Einfluss früher Geschwisterbeziehungen auf aktuelle Beziehungen in Peergroups (Forschungsgruppen, Arbeitsbeziehungen, Freundschaften). Dort werden diese frühen Beziehungen unbewusst wiederbelebt und können so zur unerkannten Quelle von intensiven Sehnsüchten, Phantasien und Konflikten werden. Anhand einiger Beobachtungen aus dem Pilotprojekt „STEP-BY-STEP“ zur Unterstützung von Geflüchteten in der Erstaufnahmeeinrichtung „Michaelisdorf“ in Darmstadt wird zudem illustriert, welchen entscheidenden Einfluss traumatische Erfahrungen auf Geschwisterbeziehungen ausüben.
Informationen: Dr. Kerstin Graupner, Verantwortliche für die Pressearbeit der VAKJP, k.graupner@hamburglive.com, Tel. 0171 5329633.
Das vollständige Programm der Jahrestagung finden Medienvertreter hier: https://www.vakjp.de/dateien/JT2019_Programm.html
Um vorherige Anmeldung wird gebeten. Darüber hinaus vermitteln wir vorab und während der Tagung Kontakte zu Gesprächspartnern.
Direkte Verkettung von Stickstoffmolekülen gelungen
FRANKFURT. Stickstoff macht über 78 Prozent der Atemluft aus. Er ist das Element, das auf der Erde am häufigsten in seiner reinen Form vorkommt. Der Grund für diese Fülle an elementarem Stickstoff ist die unglaubliche Stabilität des Moleküls N2, das aus zwei Stickstoffatomen besteht. In dieser Form kommt der meiste Stickstoff auf der Erde vor. Nur in extremen Umgebungen, etwa in der Ionosphäre, kann N2 zu längeren Stickstoffketten zusammengefügt werden, die N4-Ionen mit sehr kurzer Lebensdauer bilden.
Trotz seiner Trägheit kann die Natur den Luftstickstoff als wichtigen Rohstoff nutzen. In biologischen Systemen kann die sehr starke Stickstoff-Stickstoff-Bindung in N2 gespalten und Ammoniak (NH3) erzeugt werden. Letzteres wird dann zur Stickstoffquelle für die gesamte Nahrungskette auf der Erde.
Völlig neue chemische Reaktion
Der Mensch nutzt das Haber-Bosch-Verfahren, um Stickstoff zu Ammoniak zu zerlegen. Dieses wird dann zu Düngemitteln weiterverarbeitet. Oder es liefert Stickstoff unter anderem für die Herstellung von Pigmenten, Kraftstoffen oder Pharmazeutika. Die Herstellung von Verbindungen, die Ketten aus zwei, drei oder vier Stickstoffatomen enthalten – solche sind beispielsweise für blutgefäßerweiternde Medikamente von Bedeutung – erfordert den Zusammenbau von Monostickstoffmolekülen wie Ammoniak, da keine direkte Reaktion existiert, die Distickstoffmoleküle direkt verbinden kann.
Forschungsteams von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und der Goethe-Universität Frankfurt stellen nun im Journal „Science“ eine völlig neue chemische Reaktion vor. Das neue Verfahren nutzt borhaltige Moleküle, um zwei Moleküle N2 direkt zu einer N4-Kette zu koppeln. Erstmals ist es ihnen gelungen, zwei Moleküle N2 direkt miteinander zu koppeln, ohne sie vorher in Ammoniak aufspalten zu müssen. Diese neue Methode könnte die direkte Erzeugung längerer Stickstoffketten ermöglichen.
Weg zu einer neuen Chemie
Der neue Syntheseweg funktioniert unter sehr milden Bedingungen: bei minus 30 Grad Celsius und unter einem moderaten Stickstoffdruck von rund vier Bar. Er erfordert zudem keinen Übergangsmetallkatalysator, im Gegensatz zu fast allen biologischen und industriellen Reaktionen von Stickstoff.
„Damit wird der Weg frei für eine Chemie, mit der völlig neue, kettenförmige Stickstoffmoleküle synthetisiert werden können“, sagt JMU-Chemieprofessor Holger Braunschweig. Erstmals könnten nun auch Stickstoffketten, die eine spezielle Variante von Stickstoff (15N-Isotope) enthalten, problemlos hergestellt werden. Dieser wissenschaftliche Durchbruch basiert auf der experimentellen Arbeit von JMU-Postdoc Dr. Marc-André Légaré und Doktorand Maximilian Rang.
Theoretische Erkenntnisse der Goethe-Universität
Doktorandin Julia Schweizer und Professor Max Holthausen von der Goethe-Universität Frankfurt waren für den theoretischen Teil der Arbeit zuständig. Sie beschäftigten sich mit der Frage, wie die vier Stickstoffatome chemisch verbunden sind. „Mithilfe aufwändiger Computersimulationen gelang es uns, die unerwartet komplizierten Bindungsverhältnisse in diesen wunderschönen Molekülen zu verstehen. Damit können wir zukünftig Prognosen zur Stabilität solcher Stickstoffketten aufstellen und unsere experimentellen Partner bei der Weiterentwicklung ihrer Entdeckung unterstützen“, sagt der Frankfurter Chemieprofessor. Das nächste Ziel der Forschungsteams ist es, die neuen Stickstoffketten in organische Moleküle zu integrieren, die für Medizin und Pharmazie relevant sind und insbesondere die Herstellung ihrer 15N-Analoga ermöglichen.
Publikation: The Reductive Coupling of Dinitrogen. Marc-André Légaré, Maximilian Rang, Guillaume Bélanger-Chabot, Julia I. Schweizer, Ivo Krummenacher, Rüdiger Bertermann, Merle Arrowsmith, Max C. Holthausen und Holger Braunschweig. Science, 22. März 2019, DOI: 10.1126/science.aav9593
Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://uni-frankfurt.de/76939366
Bildtext: Erstmals wurden zwei Moleküle Luftstickstoff (blau, Mitte) von Chemikern aus Würzburg und Frankfurt direkt miteinander gekoppelt.
Bildrechte: Dr. Rian Dewhurst / Dr. Marc-André Légaré / Universität Würzburg
Informationen: Prof. Dr. Max Holthausen, Institut für Anorganische und Analytische Chemie, Fachbereich 14, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-29412, max.holthausen@chemie.uni-frankfurt.de Prof. Dr. Holger Braunschweig, Institut für Anorganische Chemie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, h.braunschweig@uni-wuerzburg.de
Innovative Methode führte zur Gründung des Start-up Vivlion GmbH
FRANKFURT. Die „CRISPR/Cas“-Technologie ermöglicht es, Gene gezielt auszuschalten, indem sie DNA an vorab festgelegten Stellen schneidet. Dazu versieht man das Cas-Enzym mit einer Art genetischer Postleitzahl. Mit einer ganzen Bibliothek solcher Postleitzahlen wäre es möglich, in einem einzigen Experiment viele Bereiche der Erbsubstanz parallel prüfen, um beispielsweise festzustellen, welche Gene für das Überleben von Krebszellen wichtig sind. Das könnte die Suche nach neuen Medikamenten revolutionieren.
Leider ist es jedoch schwierig, Bibliotheken herzustellen, die alle für die verschiedenen Zielorte benötigten Postleitzahlen beinhalten. Forschern der Goethe-Universität ist es nun gelungen, dieses Problem zu lösen. Wie Dr. Manuel Kaulich im Fachjournal „eLife“ berichtet, hat er gemeinsam mit Kollegen eine Methode gefunden, mit der sich Bibliotheken in allen Größenordnungen zuverlässig herstellen lassen. „Mit der 3Cs-Technologie ist es uns gelungen, erstmals eine Bibliothek anzufertigen, mit der man das ganze Genom gleichzeitig untersuchen kann – also auch die Regionen außerhalb von Genen. Insgesamt enthält unsere Bibliothek 16,5 Millionen einzigartige Zieladressen“, berichtet Kaulich, der am Institut für Biochemie II eine unabhängige Forschungsgruppe leitet.
Die nach dieser Methode produzierten CRISPR/Cas-Reagenzien können zum Beispiel dazu verwendet werden, nach den Gründen für die bei Krebstherapien immer wieder auftretenden Resistenzen gegen Chemotherapeutika zu fahnden. Das ist insbesondere deshalb so spannend, weil in den 98 Prozent unserer DNA, die keine Gene enthalten, zahlreiche wichtige Steuerelemente vermutet werden.
Die Idee zu 3Cs-Methode kam Manuel Kaulich gemeinsam mit Dr. Andreas Ernst, der seinerzeit ebenfalls Gruppenleiter am Institut für Biochemie II war. „Wir haben uns über unsere Fachgebiete unterhalten, die methodisch recht verschieden sind, und plötzlich war da dieser zündende Funke, wie man die Vorteile des einen mit dem anderen verbinden könnte“, so Kaulich und Ernst.
Seither hat Manuel Kaulich zahlreiche weitere Kooperationen etabliert, zum Beispiel mit Dr. Anja Bremm, ebenfalls Gruppenleiterin am Institut für Biochemie II, um die biologische Relevanz einer bestimmten Proteinklasse zu untersuchen. Gemeinsam mit Institutsdirektor Prof. Ivan Dikic hat er das „Frankfurt CRISPR/Cas Screening Center“ (FCSC) eingerichtet, das die Technologie für die Erforschung unbekannter zellulärer Funktionen breit anwendbar machen soll. Ivan Dikic kommentiert: “Diese spannende Entdeckung ist auch der Kultur an unserem Institut zu verdanken, die in besonderem Maße die Kreativität, neue Ideen und Kooperationen zwischen Gruppen beflügelt."
Inzwischen hat die Goethe-Universität über Ihre Technologietransfer-Tochter Innovectis die zündende Idee zum Patent angemeldet. Sie bildet die Grundlage für das ausgegründete Start-up Unternehmen Vivlion GmbH, das kürzlich unter Beteiligung der Goethe-Universität von drei Mitarbeitern des Instituts für Biochemie II gegründet wurde. Dazu Vizepräsident Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz: „Dies ist ein Meilenstein für die Goethe-Universität: Vivlion ist das erste Start-Up, das unter Beteiligung von Mitarbeitern der Goethe-Universität gegründet wurde.“
Den Weg hatte ebenfalls die Innovectis geebnet. Geschäftsführer Martin Raditsch: „Die erfolgreiche Ausgründung der Vivlion GmbH aus der Goethe-Universität freut mich sehr, denn hier treffen eine vielversprechende Technologie aus einer hervorragenden Arbeitsgruppe mit einem perfekt aufgestellten Gründer-Team zusammen.“ Das Unternehmen wird in den nächsten Monaten die ersten 3Cs-Reagenzien auf den Markt bringen.
Publikation: Wegner M, Diehl V, Bittl V, de Bruyn R, Wiechmann S, Matthes Y, Hebel M, Hayes MG, Schaubeck S, Benner C, Heinz S, Bremm A, Dikic I, Ernst A, Kaulich M. Circular synthesized CRISPR/Cas gRNAs for functional interrogations in the coding and noncoding genome. Elife. 2019 Mar 6;8. pii: e42549. doi: 10.7554/eLife.42549. https://elifesciences.org/articles/42549
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Bildtext: Das Team von Manuel Kaulich (2.v.r.) im Labor. Foto: Uwe Dettmar
Informationen: Dr. Kerstin Koch, Institut für Biochemie II, Universitätsklinikum, Tel.: (069) 6301 84250, k.koch@em.uni-frankfurt.de
Informationsabend für Betroffene und Interessierte im Rahmen einer bundesweiten Studie zur Therapie „Anhaltender Trauer“
FRANKFURT. Im Rahmen eines Informationsabends im Zentrums für Psychotherapie der Goethe-Universität Frankfurt erhalten Interessierte sowie Betroffene die Möglichkeit, sich allgemein über das Thema Trauer zu informieren. Neben einer allgemeinen Einführung werden mögliche Risikofaktoren, mögliche Folgen sowie auch Behandlungsmöglichkeiten vorgestellt. Dabei soll auch näher auf eine mögliche Behandlung im Rahmen der Studie „PROGRID“ (die Abkürzung steht für „Prolonged Grief Disorder“, dem englischen Ausdruck für Anhaltende Trauerstörung) eingegangen werden. Der Vortrag wird von der Studienkoordinatorin M.Sc. Octavia Harrison gehalten. Sie behandelt auch selbst Betroffene im Rahmen der Studie.
Vortrag und Informationsabend / Donnerstag, den 28.03.2019, von 18.30 bis 20 Uhr in den Räumlichkeiten des Zentrums für Psychotherapie der Goethe-Universität. Raum 408, 4. Stock, Varrentrappstraße 40-42, 60486 Frankfurt.
Zum Hintergrund: Alle Menschen machen im Laufe ihres Lebens die Erfahrung, dass ein geliebter Mensch stirbt. Obwohl Trauer meist individuell erlebt wird, ähneln sich die Reaktionen auf den Verlust einer geliebten Person bei den meisten Menschen. Die Hinterbliebenen erfahren nach dem Verlust einer Bezugsperson oftmals eine große Sehnsucht, die jedoch nach einigen Wochen und Monaten wieder abnimmt. Den Betroffenen fällt es dann wieder leichter, Alltagsaktivitäten nachzugehen und soziale Kontakte zu pflegen Trauer stellt somit einen zwar schmerzlichen, aber auch natürlichen Prozess im Leben dar. Allerdings gibt es Menschen, die besonders lange und intensiv unter dem Verlust leiden und dadurch anhaltend in ihrer Lebensführung beeinträchtigt sind. Studien gehen davon aus, dass etwa fünf Prozent der Trauernden eine sogenannte „Anhaltende Trauerstörung“ entwickeln. Kernsymptome der Anhaltenden Trauerstörung sind eine intensive Sehnsucht nach bzw. Beschäftigung mit der verstorbenen Person, begleitet von starken Gefühlen wie Schmerz, Wehmut, Trauer oder auch Schuldgefühlen. Betroffenen fällt es zudem oft schwer, den Tod der geliebten Person zu akzeptieren.
Bereits seit Juni 2017 bietet das Zentrum für Psychotherapie im Rahmen der Studie „PROGRID“ Betroffenen zwei verschiedene Therapieprogramme zur Behandlung Anhaltender Trauer an. Bei beiden Therapieprogrammen handelt es sich um Einzeltherapien, die aus 20 wöchentlich stattfindenden Sitzungen bestehen. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Die erste Behandlungsform konzentriert sich dabei insbesondere auf die Trauer selbst, während die zweite Behandlungsform insbesondere die durch Trauer verursachten Schwierigkeiten im Alltag näher betrachtet.
Die Studie, die nicht nur in Frankfurt, sondern auch an drei weiteren Standorten in Deutschland durchgeführt wird (Marburg, Ingolstadt & Leipzig), wird von der renommierten Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Bisher konnten bereits einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Studie aufgenommen werden und erste Therapien erfolgreich abgeschlossen werden.
„Wir freuen uns sehr, dass sich bereits viele Betroffene bei uns gemeldet haben und wir ihnen so haben weiterhelfen können, denn oft sind Betroffene bereits länger auf der Suche nach einem passenden therapeutischen Angebot, was den Leidensdruck nur weiter erhöht“, berichtet Privatdozentin Dr. Regina Steil, Leiterin der Studie in Frankfurt, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Goethe-Universität. „Wir sind jedoch weiterhin auf der Suche nach Teilnehmerinnen und Teilnehmern und hoffen so weiteren Betroffenen helfen zu können“. Gesucht werden weiterhin Betroffene aus dem Rhein-Main-Gebiet, die zwischen 18 und 75 Jahren alt sind und aktuell keine weitere Psychotherapie in Anspruch nehmen. Die Studie läuft bis 2021.
Kontaktperson für weitere Informationen und ein Erstgespräch ist M.Sc. Octavia Harrison, Studienkoordinatorin am Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie (harrison@psych.uni-frankfurt.de, 069 798 23973).
Für weitere Informationen und eine Anmeldung zum Vortrag wenden Sie sich bitte an M.Sc. Octavia Harrison, Zentrum für Psychotherapie der Goethe-Universität, Tel. (069) 798 23973; harrison@psych.uni-frankfurt.de; www.trauer-therapie.de)
Biotechnologen entschlüsseln Mechanismen zur Diversifizierung von Phenazinen
FRANKFURT. Bakterien stellen einen Cocktail verschiedener Wirkstoffe her, um sich in einer lebensfeindlichen Umgebung und gegen Konkurrenten zu behaupten. Dass sie dabei ähnlich vorgehen wie die pharmazeutische Wirkstoff-Forschung, indem sie biologisch aktive Grundstrukturen modifizieren, zeigen Biotechnologen der Goethe-Universität in der aktuellen Ausgabe von Nature Chemical Biology.
Phenazine sind weit verbreitete und chemisch vielfältige Naturstoffe aus Bakterien, die verschiedene biologische Funktionen haben können. So sind Derivate bekannt, die ähnlich wie Antibiotika Bakterien abtöten, andere wirken auf Pilze und/oder Krebszellen. Es gibt auch Derivate, die den Bakterien das Überleben in einer für sie lebensfeindlichen Umgebung wie dem menschlichen Körper ermöglichen. Diese Virulenzfaktoren machen die Bakterien erst pathogen.
Biochemisch leiten sich alle Phenazine aus einfachen Grundstrukturen ab, wie der Phenazin-1,6-dicarbonsäure oder der Phenazin-1-carbonsäure, deren Bildung gut verstanden ist. Durch Enzyme können diese Grundstrukturen in der Peripherie jedoch stark verändert werden, so dass eine Vielzahl möglicher Phenazin-Derivate denkbar ist, die zum Teil auch in verschiedenen Bakterien gefunden wurden. Die Arbeitsgruppe Molekulare Biotechnologie von Prof. Helge Bode konnte nun Mechanismen identifizieren, die es den Bakterien ermöglichen, diese einfache Grundstruktur so zu modifizieren, dass sowohl Derivate mit Aktivität gegen Gram-positive und Gram-negative Bakterien als auch gegen Zellen höherer Organismen entstehen.
„Die Bakterien können über die Bildung eines zentralen neuen Aldehyd-Zwischenprodukts und die Aktivierung eines zweiten Biosynthese Genclusters festlegen, welche Derivate gebildet werden sollen“, erläutert der Postdoktorand Yi-Ming Shi, der dieses System im Rahmen eines Humboldt Stipendiums erforscht hat. Das heißt: Die Bakterien nutzen im Grunde ähnliche Prinzipien wie die industrielle Wirkstoff-Forschung, wenn sie neue Derivate auf der Basis gleichbleibender Grundstrukturen erzeugt. Die Bakterien nutzen die Phenazine vermutlich, um andere Bakterien und Pilze abzutöten, die als Nahrungskonkurrenten in ihrem spezifischen Ökosystem auftreten können. Mit der Strategie, viele verschiedenen Derivate herzustellen sind sie in jedem Fall auch gut für unbekannte Konkurrenten gerüstet, da der Cocktail an Derivaten eine sehr breite biologische Aktivität aufweist.
„Spannend ist nun herauszufinden, wie die Bakterien eigentlich merken, welche Derivate gerade benötigt werden“, erklärt Helge Bode. „Entweder wird hier nur gerade das hergestellt, was auch wirklich benötigt wird, oder die Bakterien halten ein Arsenal an Derivaten vor, die möglicherweise demnächst benötigt werden“.
In der Arbeitsgruppe geht die Forschung auf diesem Gebiet also weiter. Erste Ergebnisse zu den zugrundeliegenden Regulationsmechanismen, die auch für biotechnologische Anwendungen genutzt werden könnten, sehen vielversprechend aus.
Publikation: Yi-Ming Shi, Alexander O. Brachmann, Margaretha Westphalen, Nick Neubacher, Nicholas J. Tobias, Helge B. Bode, Dual phenazine gene clusters enable diversification during biosynthesis. Nature Chemical Biology, 2019, 10.1038/s41589-019-0246-1.
Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/76883939
Bildtext: Beispiele des Phenazin Cocktails, der von dem Bakterium Xenorhabdus szentirmaii produziert wird. Phenazine sind nicht nur biologisch aktiv, sondern weisen auch die hier gezeigten Farben auf. Bildrechte: Dr. Yi-Ming Shi
Information: Prof. Dr. Helge B. Bode, Molekulare Biotechnologie, Fachbereich 15, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-29557, h.bode@bio.uni-frankfurt.de.
Nächster Termin der „Goethe Lectures Offenbach“ des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und der Stadt Offenbach am 20. März 2019 im Klingspor Museum
FRANKFURT/OFFENBACH. Die Gesellschaft vor Naturkatastrophen zu schützen, ist auch in den USA eine Staatsaufgabe. Doch was passiert, wenn dieser gesellschaftliche Konsens in Zeiten des Klimawandels aufgekündigt wird und die Zivilgesellschaft selbst für ihren Katastrophenschutz sorgen muss? Unter Bezug auf zeitgenössische Fallstudien von „Hurricane Katrina“ bis „Superstorm Sandy“ steht diese Frage im Mittelpunkt der kommenden „Goethe Lecture Offenbach“. Der Soziologe Peer Illner spricht über „Krise und Gesellschaft: Eine Katastrophengeschichte“ am Mittwoch, dem 20. März 2019, um 19.00 Uhr im Klingspor Museum, Herrnstraße 80, 63065 Offenbach am Main.
Ein schrittweiser Rückzug des Staates aus der Katastrophenhilfe ist in den USA seit den 1970er Jahren zu beobachten. Seitdem nehmen verstärkt auch zivilgesellschaftliche Initiativen diese ursprünglich hoheitlichen Aufgaben wahr. Diese Verschiebung geht Hand in Hand mit einer öffentlichen Sparpolitik, die ebenso andere Bereiche der Daseinsvorsorge betrifft. Das verringerte Engagement des Staates in der Katastrophenhilfe kann als Ausdruck für eine systematische Umgestaltung des sozialen Lebens gewertet werden, die eine steigende soziale Ausgrenzung zur Folge hat.
Dr. Peer Illner ist Postdoktorand am Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ der Goethe-Universität. Er studierte Soziologie, Philosophie und Medienwissenschaften und Visual Culture am Goldsmiths College der Universität London. Nach Forschungsaufenthalten an der Humboldt-Universität und der Universität der Künste, beide in Berlin, wurde er am ‚Copenhagen Center for Disaster Research' der Universität Kopenhagen promoviert. In seiner Doktorarbeit widmete er sich der Erforschung der „Amerikanischen Katastrophenhilfe als Problem für die soziale Reproduktion“ (Titel der Dissertation). Derzeit entwickelt er seine Forschung am Exzellenzcluster weiter, wo er an der Veröffentlichung seiner ersten Monographie mit dem Titel „Disaster in Crisis“ arbeitet.
Veranstalter des Vortragsabends im Klingspor Museum und auch der Gesamtreihe „Goethe Lectures Offenbach“ sind neben dem Exzellenzcluster die Wirtschaftsförderung der Stadt Offenbach, die einen deutlichen Fokus auf die Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft legt, und das Klingspor Museum Offenbach, das sich mit seinen Schwerpunkten Schriftkunst und Typografie auch überregional einen Namen gemacht hat. Ziel der Partnerschaft der Institutionen, der bereits mehrere erfolgreiche Kooperationsprojekte in Offenbach vorausgegangen sind, ist der Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Stadtgesellschaft. Im Anschluss an den Vortrag besteht auch dieses Mal die Möglichkeit zur Diskussion. Der Eintritt ist frei.
Die „Goethe Lectures Offenbach“ im Internet: www.normativeorders.net/glo
Informationen: Ria Baumann, Wirtschaftsförderung Stadt Offenbach, Tel.: 069 80652392, kreativwirtschaft@offenbach.de, www.offenbach.de/wirtschaft
Bernd Frye, Pressereferent des Exzellenzclusters, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de
Praxisfellow der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft will Beratungs-App entwickeln
FRANKFURT. Digitale Antidiskriminierungsberatung – geht das? Mit dieser Frage befasst sich der Jurist Said Haider in seinem Projekt „Digitalisierung der muslimischen Sozialen Arbeit. Zwischen Praxis und islamisch-theologische Studien“. Ein Fulltime Praxisfellowship der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Goethe-Universität Frankfurt ermöglicht es ihm, ein Jahr in Vollzeit an diesem Vorhaben zu arbeiten.
„Ich möchte eine App entwickeln, die Menschen mit Diskriminierungserfahrungen eine unverbindliche und zugleich juristisch fundierte Erstberatung bietet“, erklärt Said Haider seine Motivation. Ein Chatbot, also eine Art Kommunikationsroboter, der auf bestimmte Schlüsselwörter reagiert, soll Nutzer und Nuzerinnen der App über ihre Rechte informieren. Hilfesuchende sollen ihre Erfahrung in eine Maske eintragen können und am Ende eine individuelle, juristisch valide Antwort erhalten. Dafür soll der Chatbot als lernendes System eingerichtet werden, d. h. der Wissensfundus des Kommunikationsroboters erweitert sich zunehmend.
Das Projekt soll Wissenschaft und Praxis eng miteinander verzahnen: Said Haider möchte wissenschaftliche Erkenntnisse u. a. aus den islamisch-theologischen Studien – insbesondere zum Feld der sozialen Arbeit – für die Konzeption des Chatbot nutzbar machen. Im Gegenzug sollen die über den Bot gewonnenen Erkenntnisse der Wissenschaft zur Verfügung gestellt werden. Die technische Umsetzung der App wird im Rahmen eines Hackaton – eine Art Marathon für Programmierer – von IT-Spezialisten gemeinsam erarbeitet.
Die geplante App richtet ihren Fokus in der Entwicklungsphase zunächst auf religions- und kulturbezogene Diskriminierung. Nach Fertigstellung soll die erarbeitete digitale Antidiskriminierungsberatung auch für weitere von Diskriminierung betroffene Gruppen geöffnet werden. Auch sieht es das Projekt vor, die digitale Lösung in die Arbeit von Wohlfahrtsverbänden und Antidiskriminierungsstellen einzubetten.
Für die Zeit seines Fulltime Praxisfellowship erhält Said Haider ein Stipendium der AIWG, das es ihm ermöglicht, sich zwölf Monate lang intensiv und mit Unterstützung und Begleitung der AIWG seinem Projekt zu widmen. „Das sind für mich optimale Voraussetzungen. Ich bin sehr glücklich über die finanzielle und ideelle Unterstützung durch das Praxisfellowship der AIWG. Ohne diese hätte ich mich nur in meiner Freizeit der Umsetzung meiner Idee widmen können“, sagt Haider. „Für mich ist das eine einmalige Chance.“
Das AIWG-Praxisfellowship richtet sich an ideenreiche Persönlichkeiten mit praktischen Erfahrungen zu Fragen der Religion und der gesellschaftlichen Teilhabe von Muslimen in Deutschland. Es unterstützt deren persönliches Engagement und ihre individuellen Projektideen und ermöglicht ihnen, ihre bisherigen Kenntnisse zu islambezogenen Themen auszubauen und sie in die Wissenschaft einzubinden. Weitere Informationen: https://aiwg.de/transferformate/#praxisfellowship
Über die AIWG
Die AIWG ist eine universitäre Plattform für Forschung und Transfer in islamisch-theologischen Fach- und Gesellschaftsfragen. Sie ermöglicht überregionale Kooperationen und Austausch zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der islamisch-theologischen Studien und benachbarter Fächer sowie Akteurinnen und Akteuren aus der muslimischen Zivilgesellschaft und weiteren gesellschaftlichen Bereichen. Die AIWG wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Stiftung Mercator.
Weitere Informationen: Ariana Neves, Koordinatorin Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, Telefon 069 798-22459, E-Mail: neves@aiwg.de. Näheres zum Projekt finden Sie unter: https://aiwg.de/praxisfellows/
Experiment an der GSI simuliert, wie schwere Elemente Protonen einfangen
FRANKFURT. Bei Sternenexplosionen oder an der Oberfläche von Neutronensternen entstehen schwere Elemente durch den Einfang von Wasserstoff-Kernen (Protonen). Das geschieht bei extrem hohen Temperaturen, jedoch bei relativ geringen Energien. Einem internationalen Forscherteam unter Leitung der Goethe-Universität ist es nun gelungen, den Protoneneinfang am Experimentierspeicherring des GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung zu untersuchen.
Wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Physical Review Letters berichten, wollten sie die Wahrscheinlichkeit für einen Protoneneinfang in astrophysikalischen Szenarien genauer bestimmen. Dabei waren sie mit zwei Herausforderungen konfrontiert, wie Dr. Jan Glorius aus der GSI-Forschungsabteilung Atomphysik erläutert: „Die Reaktionen treten am wahrscheinlichsten unter astrophysikalischen Bedingungen in einem Energieintervall auf, das wir als Gamow-Fenster bezeichnen. In diesem Intervall sind die Atomkerne eher langsam und damit in der benötigten Intensität schwer zu bekommen. Des Weiteren fällt der Wirkungsquerschnitt, also die Wahrscheinlichkeit für den Protoneneinfang, sehr stark mit der Energie ab. Es war bisher kaum möglich, geeignete Bedingungen für solche Reaktionen im Labor herzustellen.“
Eine Lösung schlug bereits vor 10 Jahren René Reifarth, Professor für Experimentelle Astrophysik an der Goethe-Universität, vor: Die niedrigen Energien im Bereich des Gamow-Fensters lassen sich präziser einstellen, wenn man die schweren Reaktionspartner in einem Beschleuniger kreisen lässt, in dem sie auf ein ruhendes Protonengas treffen. Erste Erfolge erzielte er im September 2015 mit einer Helmholtz-Nachwuchsforschergruppe. Inzwischen hat seine Gruppe von Professor Yuri Litvinov, der das von der Europäischen Union geförderte Forschungsprojekt ASTRUm bei GSI leitet, hervorragende Verstärkung bekommen.
Im Experiment stellten die beiden Forschergruppen zunächst Xenon-Ionen her. Im Experimentierspeicherring ESR wurden sie abgebremst und mit Protonen zur Wechselwirkung gebracht. Dabei kam es zu Reaktionen, in denen Xenon-Kerne ein Proton einfingen und sich in das schwerere Cäsium umwandelten – ein Vorgang, wie er auch in astrophysikalischen Szenarien stattfindet.
„Das Experiment trägt entscheidend dazu bei, unser Verständnis der Nukleosynthese im Kosmos voranzubringen“, sagt René Reifarth. „Denn Dank der leistungsstarken Beschleunigeranlage an der GSI konnten wir die experimentelle Technik zum Abbremsen des schweren Stoßpartners verbessern. Wir wissen jetzt auch genauer, in welchem Bereich die bisher nur theoretisch vorhergesagten Reaktionsraten liegen. So können wir künftig die Entstehung der Elemente im Universum noch präziserer modellieren.“
Die Experimente fanden im Rahmen der Forschungskollaboration SPARC (Stored Particles Atomic Physics Research Collaboration) statt, die Teil des Forschungsprogramms von FAIR ist. Bei der Durchführung kamen durch die Verbundforschung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung geförderte Geräte zum Einsatz.
Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/76756294
Bildtext: Erstmals konnte mit Hilfe eines Ionenspeicherrings die Fusion von Wasserstoff und Xenon bei Temperaturen untersucht werden, wie sie bei Sternexplosionen vorkommen. Bildrechte: Mario Weigand, Goethe-Universität
Publikation:J. Glorius et al: Approaching the Gamow window with stored ions: Direct measurement of 124Xe(p,γ) in the ESR storage ring, in PRL, DOI:10.1103/PhysRevLett.122.092701
Informationen: Prof. René Reifarth, Institut für Angewandte Physik der Goethe-Universität, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-47442, Reifarth@physik.uni-frankfurt.de.
Jahrestagung der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie
FRANKFURT. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat eine überarbeitete Fassung der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) angekündigt. Darin wird die komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (k-PTBS) als eigene Diagnose aufgenommen. Neu im ICD-11 ist auch die anhaltende Trauerstörung. Diese und weitere Neuerungen sowie deren Konsequenzen für die Behandlung sind ein Schwerpunkt der Tagung der deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie, die vom 14. bis 16. März auf dem Campus Westend der Goethe-Universität stattfindet.
Die komplexe Posttraumatische Belastungsstörung ist eine Folge langanhaltender, sich wiederholender Traumatisierungen, beispielsweise durch sexuellen Missbrauch oder körperliche Gewalt in der Kindheit. Neben den Kernsymptomen der PTBS (wie etwa Flashbacks, Alpträume, Vermeidungsreaktionen und erhöhte Schreckhaftigkeit) ist sie charakterisiert durch ein breites Spektrum kognitiver, affektiver und psychosozialer Beeinträchtigungen. Dazu gehören beispielsweise interpersonelle Probleme, Störungen des Selbstkonzepts und eine Störung der Emotionsregulation.
„Die neue Diagnose k-PTBS erlaubt es, ein in der Praxis häufig anzutreffendes Symptombild besser abzubilden“, erklärt Tagungsleiterin Dr. Meike Müller-Engelmann. „Gemeinsam werden wir den sich hieraus ergebenden neuen wissenschaftlichen und klinischen Fragestellungen nachgehen und neue Ansätze der Behandlung von akuten bis komplex chronischen Symptomen nach Traumatisierung diskutieren.“
Eröffnet wird die Tagung durch einen öffentlichen Vortrag von Prof. Edgar Franke, dem Beauftragten der Bundesregierung für die Anliegen von Opfern und Hinterbliebenen von terroristischen Straftaten im Inland,
Weitere Themen der Tagung sind u.a. experimentelle und neurobiologische Ansätze, die Vorstellung der aktuellen S3-Leitlinie zur Behandlung der PTBS, innovative Behandlungsmöglichkeiten der PTBS bei Erwachsenen sowie Kindern und Jugendlichen sowie traumapädagogische Ansätze.
Einige Highlights der Tagung:
Prof. Dr. Britta Bannenberg, Justus-Liebig-Universität Gießen:
Erscheinungsformen und Ursachen von Amoktaten durch junge und erwachsene Täter
Prof Alain Brunet, Montreal:
Reconsolidation: toward a new innovative intervention for the treatment of trauma-related disorders
Prof Chris Brewin, London
ICD-11: A revolution in PTSD diagnosis
Die Referentinnen und Referenten können bei Interesse gerne für Interviews angefragt werden.
Die Jahrestagung der DeGPT findet statt im Hörsaalzentrum auf Campus Westend, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt.
Informationen: Dr. Meike Müller-Engelmann Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie, Fachbereich 5, mueller-engelmann@psych.uni-frankfurt.de. Organisationskomitee: (040) 7410-54203 Erreichbarkeit während der Tagung über das Tagungsbüro 0173 17 90 171. Tagungsprogramm: http://jahrestagungdegpt.org/programm/
FRANKFURT. Sieben der zehn häufigsten Medikamente enthalten chirale Wirkstoffe. Das sind Moleküle, die in rechts- oder linkshändiger Form auftreten. Bei der chemischen Synthese entstehen beide Formen meist zu gleichen Teilen und müssen anschließend getrennt werden, weil Händigkeit über die Wirkung im Körper entscheidet. Physikern der Goethe-Universität ist es nun mithilfe von Laserlicht gelungen, gezielt rechts- oder linkshändige Moleküle herzustellen.
„Für die Pharmazie wäre es ein Traum, wenn man statt mit nasser Chemie ein Molekül mit Licht von einer in die andere Händigkeit überführen könnte“, erklärt Prof. Reinhard Dörner vom Institut für Kernphysik der Goethe-Universität. Sein Doktorand Kilian Fehre ist der Realisierung dieses Traumes nun einen entscheidenden Schritt nähergekommen. Seine Beobachtung: Je nachdem, aus welcher Richtung Laserlicht auf das Ausgangsmolekül trifft, entsteht die rechts- oder linkshändige Variante.
Für sein Experiment verwendete Kilian Fehre ein planares Molekül, die Ameisensäure. Dieses regte er mit einem intensiven, zirkular polarisierten Laserpuls an, um es in eine chirale Form zu überführen. Gleichzeitig zerbrach das Molekül durch die Bestrahlung in seine atomaren Bestandteile. Die Zerstörung des Moleküls war für das Experiment notwendig, um überprüfen zu können, ob die Bild- oder Spiegelbild-Variante entstanden war.
Für die Analyse verwendete Fehre das am Institut für Kernphysik entwickelte „Reaktionsmikroskop“ (COLTRIMS-Methode). Damit kann man einzelne Moleküle in einem Molekülstrahl untersuchen. Nach der explosionsartigen Zerlegung des Moleküls misst der Detektor mit hoher Genauigkeit, aus welcher Richtung und mit welcher Geschwindigkeit die Fragmente ankommen. So lässt sich die räumliche Struktur des Moleküls rekonstruieren.
Um künftig chirale Moleküle mit der gewünschten Händigkeit selektiv herstellen zu können, wird man gewährleisten müssen, dass die Moleküle im Verhältnis zum zirkular polarisierten Laserstrahl gleich orientiert ist. Das könnte man erreichen, indem man sie vorher mit einem langwelligen Laserlicht räumlich ausrichtet.
Die Erkenntnis könnte auch für die Herstellung größerer Mengen von Molekülen mit einheitlicher Händigkeit eine Schlüsselrolle spielen. Hier jedoch, vermuten die Forscher, würde man eher Flüssigkeiten als Gase mit Laserlicht bestrahlen. „Bis dahin jedoch ist noch viel Arbeit zu tun“, schätzt Kilian Fehre.
Nachweis und Manipulation chiraler Moleküle mittels Licht ist das Thema eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit 2018 geförderten Sonderforschungsbereiches mit dem griffigen Namen „ELCH“, zu dem sich Wissenschaftler aus Kassel, Marburg, Hamburg und Frankfurt zusammengeschlossen haben. „Diese langfristige Förderung und die enge Zusammenarbeit in dem Sonderforschungsbereich gibt uns den langen Atem, um in Zukunft Chiralität in einer großen Klasse von Molekülen steuern zu lernen“, freut sich Markus Schöffler, einer der Frankfurter Projektleiter des Sonderforschungsbereiches
Publikation: K. Fehre, S. Eckart, M. Kunitski, M. Pitzer, S. Zeller, C. Janke, D. Trabert, J. Rist, M. Weller, A. Hartung, L. Ph. H. Schmidt, T. Jahnke, R. Berger, R. Dörner und M. S. Schöffler: Enantioselective fragmentation of an achiral molecule in a strong laser field, in: Science Advances, doi: 10.1126/sciadv.aau7923
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Bildtext: Im Zentrum befindet sich das Modell der Ameisensäure. Der Farb-Code der ihr umgebenden Sphäre zeigt die mittlere Händigkeit der Ameisensäure für jede Richtung aus welcher der Laser kommt. Schießt man von der rechten Seite (rechter Pfeil), so erhält man die rechtshändige Ameisensäure, von der linken Seite, die Linkshändige Ameisensäure. Die beiden chiralen Ameisensäuren spiegeln die gemessene Struktur der Moleküle wider.
Informationen: Kilian Fehre, Telefon: (069) 798-47004, fehre@atom.uni-frankfurt.de; Prof. Reinhard Dörner, Telefon: (069) 798-47003, doerner@atom.uni-frankfurt.de; Dr. Markus Schöffler, (069) 798-47022, schoeffler@atom.uni-frankfurt.de. Institut für Kernphysik, Fachbereich Physik, Campus Riedberg.
Ehrung für die Erforschung des frühen Christentums
FRANKFURT. Professor Hartmut Leppin, Althistoriker an der Goethe-Universität, wird am kommenden Mittwoch, 13. März, in Gießen mit dem Erwin-Stein-Preis 2019 ausgezeichnet. Damit sollen vor allem seine Verdienste um die Erforschung der Vielfalt des frühen Christentums gewürdigt werden.
Hartmut Leppins „bahnbrechende Arbeiten“ zeichneten sich dadurch aus, dass sie Antworten suchten auf fundamentale theologische, historische und politische Fragen insbesondere in Bezug auf das frühe orientalische Christentum, begründet die Erwin-Stein-Stiftung die Auswahl des Preisträgers. Er sei der Transformation antiker Religionen nachgegangen und habe sich mit dem Phänomen religiöser Toleranz und den Beziehungen zwischen religiösen und politischen Formationen beschäftigt. Die Laudatio wird Prof. Mischa Meier von der Tübinger Eberhard-Karls-Universität halten.
Hartmut Leppin hat in Marburg, Heidelberg, Pavia und Rom Geschichte und Klassische Philologie studiert und wurde in Marburg promoviert. 1995 habilitierte er sich an der Freien Universität Berlin. Seit 2001 ist er Professor für Alte Geschichte in Frankfurt, seither erfolgte Rufe aus Hannover, Berlin (HU) und Köln lehnte er ab. 2015 erhielt er den Leibnizpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der ihm das Projekt „Polyphonie des spätantiken Christentums“ finanziell ermöglicht. Darin erforscht er vor allem Texte, die in Armenisch, Syrisch, Georgisch, Koptisch und Altäthiopisch verfasst wurden und somit eine globale Perspektive auf die Geschichte der Spätantike vermitteln. Leppin ist auch u.a. beteiligt am Graduiertenkolleg „Theologie als Wissenschaft“ und am Exzellenzcluster „Herausbildung normativer Ordnungen“.
Die Erwin-Stein-Stiftung wurde vom ehemaligen hessischen Kultus- und Justizminister Prof. Erwin Stein gegründet und hat ihren Sitz in Gießen. Der gleichnamige Preis soll für hervorragende interdisziplinäre wissenschaftliche Arbeiten verliehen werden, die von großer geistiger Unabhängigkeit zeugen. Zudem von Bedeutung ist, dass die in Frage kommende Arbeit für die europäische Kultur in kritischer Auseinandersetzung mit der Gegenwart bedeutsam ist.
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Bildtext: Prof. Hartmut Leppin, Althistoriker an der Goethe-Universität, wird mit dem Erwin-Stein-Preis geehrt. (Foto: Dettmar)
Goethe-Universität bewirbt sich gemeinsam mit Hochschulen aus Birmingham, Lyon, Mailand, Lodz und Tel Aviv
FRANKFURT. Europäische Bürger, die gemeinsam und konstruktiv an einem friedlichen und erfolgreichen Europa arbeiten – das ist der Grundgedanke hinter den „Europäischen Universitäten“, die Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im September 2017 angeregt hat. Auch die Goethe-Universität will daran mitwirken. Gemeinsam mit sechs weiteren Universitäten aus fünf Städten hat sie jetzt bei der Europäischen Union einen Antrag zur Finanzierung im Rahmen des EU-Pilotprogramms gestellt. Die Entscheidung darüber fällt im Juli.
„Vertrauen durch Mobilität“ – dieses Thema hat sich das Netzwerk schon bei den ersten Treffen im Vorjahr gesetzt. „TruMotion Alliance“ lautet denn auch der Name, den sich das Bündnis gegeben hat. Als Partner-Universitäten der Goethe-Uni sind die Hochschulen Birmingham, Lyon Lumière II, Sciences Po Lyon und die Cattolica (Mailand) beteiligt. Als assoziierte Partner sind außerdem die Unis in Lodz und Tel Aviv mit im Boot.
Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff betont: „Europa ist zu wichtig, um es den Populisten zu überlassen. Deshalb haben wir den Ball des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron auch an der Goethe-Universität gern aufgenommen und beteiligen uns in diesem Wettbewerb um die besten Konzepte für eine europäische Universität zusammen mit unseren Partnern aus insgesamt fünf Ländern. Wissenschaft wird durch internationale Kooperation besser, und Europa steht in der Wissenschaft zusammen.“
„Die Europäische Universität setzt die Idee der Strategischen Partnerschaften fort, die die Goethe-Universität schon seit längerem mit internationalen Partnern verzahnt“, sagt Prof. Rolf van Dick, der als Vizepräsident für Internationalisierung zuständig ist. Alle Standorte der Partnerunis bei der gemeinsamen Bewerbung mit Frankfurt sind auch als Partnerstädte miteinander verbunden. Die Goethe-Universität hat die Federführung im Konsortium übernommen und ist zuständig für die Projektkoordination, die Nachhaltigkeit und die Verbreitung. Birmingham kümmert sich schwerpunktmäßig um den Bereich Leitungsstruktur und das gegenseitige Lernen; Lyon Lumière II und Sciences Po Lyon sind für die Entwicklung neuer Studiengänge und für den studentischen Austausch zuständig, Mailand für bürgerschaftliches Engagement.
Insgesamt sind im ersten Anlauf 60 Millionen Euro für zwölf Pilotprojekte zu vergeben. Das Konsortium unter Federführung der Goethe-Universität hat mit 6,20 Millionen Euro (davon 1,20 Millionen Euro Selbstbeteiligung in Form von Personalkosten) für drei Jahre in ihrem Antrag die höchstmögliche Summe ausgeschöpft. Die EU plant nach der Pilotphase weitere Antragsrunden mit bis zu 1,3 Mrd. Gesamtvolumen.
In einer vielbeachteten Grundsatzrede hatte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron im September 2017 den Aufbau von zwanzig Europäischen Universitäten bis 2024 vorgeschlagen, womit er keine neu zu schaffenden Institutionen meinte, sondern die europäische Vernetzung und Ausrichtung der bestehenden Hochschulen. In einer für die Europäische Union schwierigen Zeit soll die universitäre Wissenschaft als wichtiger Motor der europäischen Integration gestärkt werden. Gerade die jüngere Generation könnte dadurch wieder mehr Verbundenheit mit dem Projekt Europa entwickeln, so die damit verbundene Erwartung. Doch auch allgemein ist die Wissenschaft für die Herausbildung einer europäischen Identität von großer Bedeutung – Ausdruck davon sind zum Beispiel das Austauschprogramm Erasmus oder durch die EU geförderte Forschungsverbundprojekte. An der Goethe-Universität hatte Macron seine Vorstellungen bei einem Besuch im Oktober 2017 eindrucksvoll bekräftigt und dabei viel Begeisterung gefunden.
Sollte der Antrag erfolgreich sein, plant das Konsortium bis 2022 weitreichende Aktivitäten im Bereich Lehre und Studium und bürgerschaftlichem Engagement. So sollten gemeinsame Bachelor-Studiengänge in den Sozialwissenschaften, den Biowissenschaften und Medienwissenschaften konzipiert werden, in die ein Mobilitätsmodul integriert ist – das heißt: Auslandssemester gehören fest dazu. Der Start hierfür ist schon für 2021 geplant. Als Vorbild dient dabei der Masterstudiengang Audiovisual and Cinema Studies Master an der Goethe-Universität, der gemeinsam mit 14 internationalen Partnern angeboten wird. Ergänzt werden die Studiengänge durch andere, eher niederschwellige Formate, die den Studierenden internationale Erfahrungen vermitteln sollen, etwa digital vernetzte internationale Lerngruppen, Praktika bei Firmen und öffentlichen Einrichtungen, Gastdozenturen und gemeinsame Summer Schools. Aber auch für das Hochschulpersonal in Lehre und Verwaltung soll es neue Möglichkeiten des intensiven Austauschs von Wissen und Erfahrung geben, etwa durch Hospitationen und Workshops zur Erarbeitung gemeinsamer Forschungsideen und -anträge. Außerdem soll die Konferenzreihe „The University and the City“ mit Partnern aus Stadt- und Regionalverwaltungen und der Privatwirtschaft fortgesetzt werden.
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Bildtext: Vertreter der am Antrag beteiligten Hochschulen bei einem Treffen an der Università Cattolica im Februar. (Foto: Goethe-Universität)
Gasmotor verbrennt Kohlenmonoxid und produziert Wasserstoff
FRANKFURT. Forscher der Goethe-Universität haben die vielleicht älteste Form der Zellatmung auf der Erde entdeckt. Sie konnten hitzeliebende Bakterien dazu bringen, das für viele Organismen giftige Kohlenmonoxid als Energiequelle zu verwenden. Der dabei entstehende Wasserstoff könnte auch biotechnologisch für die Energiegewinnung interessant sein.
Am Anfang war die Erde wüst und leer, oder wissenschaftlich gesagt: Bevor die ersten Lebewesen entstanden war es sehr heiß, es gab keinen Sauerstoff zum Atmen, dafür aber eine Atmosphäre mit Gasen wie Wasserstoff, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Stickstoff. Aus diesen einfachen Stoffen haben sich unter harschen Bedingungen erste Lebensformen entwickelt. Aber wie gewannen sie die Energie, um aus diesen Bausteinen langkettige Moleküle wie Proteine, Fette oder Kohlenhydrate zu synthetisieren?
„Kohlenmonoxid ist das energiereichste Gas in diesem Gemisch und daher wurde schon lange vermutet, dass die ersten Bakterien es verwerteten, um wachsen zu können“, erklärt Prof. Volker Müller aus der Abteilung Molekulare Mikrobiologie und Bioenergetik von der Goethe-Universität. Seiner Doktorandin Marie Schölmerich schlug er deshalb vor, das hitzeliebende Bakterium Thermoanaerobacter kivui zu untersuchen. „Es erfüllt alle Voraussetzungen, sich an die primitiven Lebensbedingungen dieser Zeit anzupassen: Bei 70 Grad wächst es optimal, ernährt sich nur von Gasen und kann Zellmaterial allein aus Kohlendioxid und Stickstoff aufbauen. Nur leider war es bisher noch niemanden gelungen, das Bakterium an Kohlenmonoxid zu gewöhnen“, so Volker Müller.
Marie Schölmerich ist es mit Geduld und Beharrlichkeit gelungen, das Bakterium auf die zunächst unverdauliche Kost umzustellen. Zunächst mischte sie dem Gas nur ganz wenig Kohlenmonoxid bei und steigerte dann allmählich den Anteil, bis das Bakterium nach mehreren Monaten unter einer hundertprozentigen Kohlenmonoxid-Atmosphäre wuchs. So konnte sie untersuchen, wie ein altertümlicher Organismus aus Kohlenmonoxid Energie gewinnt.
Wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe der Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) berichten, wird Kohlenmonoxid zu Kohlendioxid oxidiert und die dabei freiwerdenden Elektronen durchlaufen eine membrangebundene Turbine. Diese überträgt die Elektronen auf Protonen, wodurch gasförmiger Wasserstoff entsteht. Die Turbine ist ein Enzym (Hydrogenase) in der Zellmembran, das nicht nur gasförmigen Wasserstoff produziert, sondern die Energie der bergab-fließenden Elektronen auch nutzt, um Protonen und Natriumionen aus dem Zellinneren bergauf an die Zelloberfläche zu pumpen - in etwa so wie Wasser in einen höher gelegenen See gepumpt wird. Die zelluläre Energiewährung Adenosintriphosphat (ATP) entsteht, indem diese Protonen durch eine andere Turbine, die ATP-Synthase, bergab fließen.
Der Wasserstoff, der bei diesem Urtyp der Zellatmung aus Kohlenmonoxid entstand, könnte wiederum von anderen Bakterien oder Archaeen als Energiequelle verwendet worden sein. „Bis heute hat sich der Stoffwechsel auf der Basis von Wasserstoff in wenigen Bakterien und Archaeen gehalten“, erklärt Marie Schölmerich, „allerdings haben diese Organismen inzwischen auch gelernt, wohlschmeckendere Nährstoffe zu verwerten“.
Die meisten Organismen, einschließlich des Menschen, tragen noch Erinnerungen an diese einfache membran-gebundene Hydrogenase in sich, und zwar in den Mitochondrien. Deren Komplex I der Atmungskette hat sich aus dieser ursprünglichen Form entwickelt. Wie die Wasserstoff-entwickelnde Turbine im Detail funktioniert, ist jetzt Gegenstand der Untersuchungen in einem DFG-geförderten Projekt.
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Publikation: Schölmerich, M.C., Müller, V. (2019). Energy conservation by a hydrogenase-dependent chemiosmotic mechanism in an ancient metabolic pathway. Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A., in press
Informationen: Prof. Volker Müller, Molekulare Mikrobiologie und Bioenergetik, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-29507; VMueller@bio.uni-frankfurt.de.
Institute for Law and Finance (ILF) der Goethe-Universität rangiert auf den vorderen Plätzen in weltweitem Ranking
FRANKFURT/BRÜSSEL. Das Institute for Law and Finance (ILF) der Goethe-Universität wird international stark wahrgenommen. Nun ist es vom Online-Portal „LL.M. Guide“ für das Jahr 2019 in das Ranking der zehn weltweit besten LL.M-Programme auf den Gebieten des Bank-, Finanz- und Wertpapierrechts aufgenommen worden.
„LL.M.“ steht für „Master of Laws“. Dabei handelt es sich um einen juristischen Postgraduierten-Abschluss, der sowohl von schon ausgebildeten Juristen als auch von Absolventen anderer Disziplinen erlangt werden kann. Vor allem im englischsprachigen Raum ist dieser Abschluss verbreitet. Am Institute for Law and Finance der Goethe-Universität werden die Studiengänge LL.M. Finance und LL.M. International Finance angeboten. Das Institut ist noch relativ jung: Es wurde im Jahr 2002 als Stiftung der Goethe-Universität im Zusammenwirken mit Aufsichtsbehörden, Banken und Anwaltssozietäten gegründet, um Lehre und Forschung im Bereich Law and Finance zu betreiben.
Das Portal „LL.M Guide“ ist eines der führenden einschlägigen Webportale. Studieninteressierte finden hier umfassende Informationen zu den weltweit angebotenen LL.M.-Masterstudiengängen und ein Diskussionsforum, aber auch redaktionelle Beiträge über rechtswissenschaftliche Studiengänge. Bewerberinnen und Bewerbern aus aller Welt, die einen LL.M.-Studiengang anstreben, nutzen dieses Portal zur Vorbereitung auf die Bewerbung um einen Studienplatz.
Der „LL.M. Guide“ hat die beiden Studiengänge des ILF mit den LL.M.- Master-Studiengängen weltweit renommierter internationaler Universitäten (z.B. Harvard, Columbia, Boston, London School of Economics, National University of Singapore, etc.) verglichen und bewertet. Außerhalb der angloamerikanischen Welt ist das ILF das weltweit beste Institut seiner Art.
Link zum Ranking: https://llm-guide.com/lists/top-llm-programs-by-speciality/top-llm-programs-for-banking-finance-securities-law
Informationen: Prof. Dr. Andreas Cahn, Institute for Law and Finance, House of Finance, Campus Westend, Telefon: 069/798-33753, E-Mail: Cahn@ilf.uni-frankfurt.de; Homepage Institute for Law and Finance: https://www.ilf-frankfurt.de
Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Frobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung an der Goethe-Universität Frankfurt im Museum Giersch der Goethe-Universität vom 24. März bis 14. Juli 2019
FRANKFURT. Das Frobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung an der Goethe-Universität Frankfurt besitzt die weltweit bedeutendste Sammlung an Nachzeichnungen prähistorischer Felsbildkunst und einen faszinierenden ethnographischen Bildbestand an Zeichnungen, Werken in Öl sowie Fotografien. Dieser Bilderschatz stammt von Zeichnerinnen und Zeichnern, die den Institutsgründer, den Ethnologen Leo Frobenius (1873–1938), auf seine Expeditionen nach Afrika, Indonesien, Südamerika, Australien sowie Nord- und Südeuropa begleiteten, und ihr künstlerisches Können in den Dienst der Wissenschaft stellten.
Nach mehreren, auch international erfolgreichen Präsentationen zeigt die Ausstellung „Frobenius – Die Kunst des Forschens“ mehr als 200 Bildwerke dieses herausragenden universitären Bilderschatzes nun endlich auch in Frankfurt am Main.
Die Ausstellung stellt den Ethnologen Leo Frobenius und seine Forschungen im zeithistorischen Kontext vor. Sie lenkt den Blick auf sein bislang weniger bekanntes Expeditionsteam und rückt besonders die Frauen in den Fokus, von denen die überwiegende Mehrheit des Bildmaterials stammt. Die beeindruckenden Nachzeichnungen prähistorischer Felsbilder, die an oft schwer zugänglichen Orten, in europäischen Eiszeithöhlen, afrikanischen Wüsten oder im australischen Outback bildlich dokumentiert wurden, geben einen überwältigenden Einblick in die weltweite Kunst der Vorzeit. Mit Werken von Paul Klee, Willi Baumeister und Wols stellt die Ausstellung schließlich den Einfluss prähistorischer Vorbilder auf die europäische Moderne dar.
Der Katalog erscheint im Michael Imhof Verlag und kostet 29,- € im Museum.
Pressekonferenz: Donnerstag, 21. März 2019, 11 Uhr
Ausstellungseröffnung: Sonntag, 24. März 2019, 11 Uhr
Bilder zum Download unter: http://www.museum-giersch.de/#/Presse.
Weitere Informationen zu Öffnungszeiten, Führungen, Eintritt,Vorträgen, Kinderprogramm und Sonderveranstaltungen unter www.museum-giersch.de.
Finanzierung: Stiftung Giersch; Förderung: Hessische Kulturstiftung, Ernst von Siemens Kunststiftung, Frobenius-Gesellschaft, Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main
Informationen: Christine Karmann, Presse und Marketing Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/138210121, E-Mail: presse@museum-giersch.de
Adresse: Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main
Rukmini Mukherjee sucht molekulare Ursachen der hereditären spastischen Paraplegie
FRANKFURT. Die hereditäre spastische Paraplegie ist eine seltene Erbkrankheit, bei der schon im Kindesalter fortschreitende spastische Lähmungen der Beine auftreten können. Bisher sind die Ursachen auf der molekularen Ebene noch weitestgehend unbekannt. Diese will die neue Humboldt-Stipendiatin Dr. Rukmini Mukherjee erforschen. Sie ist kürzlich aus Indien an das Institut für Biochemie 2 der Goethe-Universität gekommen.
Im Fokus ihrer Forschung steht die Familie der Reticulon-Proteine, die das endoplasmatische Retikulum, ein weitverzweigtes Membransystem im Inneren unserer Zellen, aufrechterhalten. Es ist nämlich aufgefallen, dass bei vielen Patienten in Nord-Europa und Nord-Amerika Mutationen im Protein Reticulon2 auftreten. Rukmini Mukherjee will nun herausfinden, welche Rolle diese Mutationen bei der Entstehung der hereditären spastischen Paraplegie spielen.
„Aus Vorstudien wissen wir, dass Reticulon2 mit vielen Proteinen wechselwirkt, die nicht Teil des endoplasmatischen Retikulums sind. Das weist auf eine einzigartige Funktion bei der Regulation der Struktur dieses Zellorgans hin“, erklärt die Nachwuchsforscherin. Die molekularen Zielstrukturen zu identifizieren, die an dem Krankheitsprozess beteiligt sind, ist der erste Schritt zur Entwicklung von Wirkstoffen. Bisher gibt es für die Krankheit keine Behandlung.
Rukmini Mukherjee promovierte am Saha Institute of Nuclear Physics in Kolkata, Indien, über die Zellbiologie von Ubiquitin. Sie untersuchte, wie dieses kleine Protein in Stresssituationen kleine Zellorganellen wie Mitochondrien oder das endoplasmatische Retikulum beeinflusst. „Meine Interessen passen perfekt zu den Schwerpunkten im Institut von Prof. Ivan Dikic. Ich war begeistert, als ich erfahren habe, dass ich meine Forschung als Postdoktorandin an der Goethe-Universität fortsetzen kann“, erklärt die Wissenschaftlerin.
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Bildrechte: Institut für Biochemie II
Informationen: Dr. Rukmini Mukherjee, Institut für Biochemie 2, Fachbereich Medizin, Campus Niederrad, Telefon: (069) 798-42582, mukherjee@biochem2.de
Studie des Instituts für Arbeit, Wirtschaft und Kultur (IWAK) zeigt gegenseitige Verständnisprobleme auf – und Lösungswege
FRANKFURT. Ohne Fachkräfte aus dem Ausland wäre der Pflegenotstand hierzulande noch deutlicher spürbar. Doch die Integration dieser Menschen in den Arbeitsalltag könnte besser laufen – und das liegt nicht in erster Linie an sprachlichen Schwierigkeiten. Dies zeigt eine Studie des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität, die gemeinsam mit dem Institut für Sozialforschung (IfS) erstellt wurde.
Krankenhäuser und Altenpflegeeinrichtungen stellen immer mehr Menschen ein, die ihren Berufsabschluss im Ausland erworben haben. Die Zahl der Fachkräfte in diesem Bereich, die jährlich einwandern, ist innerhalb von fünf Jahren um das Fünffache angestiegen: Waren es 2012 noch 1.500 Pflegekräfte mit einem ausländischen Abschluss, wurden 2017 schon 8.800 solcher Mitarbeiter gezählt. Vor allem in Großstädten schreitet diese Entwicklung rasch voran: In den Frankfurter Krankenhäusern, so schätzen Experten, stammt inzwischen fast jede zweite neue Pflegefachkraft aus dem Ausland.
Allerdings gelingt es in vielen Fällen nicht, die Fachkräfte auch in den Einrichtungen zu halten. Vor diesem Hintergrund ist die durch die Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie „Betriebliche Integration auf globalisierten Arbeitsmärkten (BIGA)“ konzipiert worden. Wie die Zusammenarbeit in Kliniken und Pflegeeinrichtungen im Alltag funktioniert, wurde in knapp 60 ausführlichen Interviews ergründet. Befragt wurden vor kurzem eingewanderte Fachkräfte, aber auch deren in Deutschland ausgebildete Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzte, Arbeitnehmervertreter und Migrationsexperten. Dabei zeigte sich: Alle Beteiligten sind mit der Zusammenarbeit oft unzufrieden. „Differenzen und Missverständnisse werden immer wieder auf ‚kulturelle Unterschiede' zurückgeführt, haben ihre Ursache aber woanders“, stellt Sigrid Rand, wissenschaftliche Mitarbeiterin des IWAK fest. Dabei hätten die Spannungen in Wirklichkeit vor allem mit gegenseitiger Unkenntnis der unterschiedlichen Arbeitszuschnitte zu tun: „In vielen Herkunftsländern werden Pflegefachkräfte an Hochschulen ausgebildet. Eine hochqualifizierte schulisch-betriebliche Ausbildung wie in Deutschland ist dort nicht bekannt. In ihren Heimatländern konnten die Pflegekräfte mehr Management- und Behandlungsaufgaben übernehmen, die in Deutschland den Ärzten vorbehalten sind. Aufgaben der ‚Grundpflege' wie die Unterstützung beim Essen oder bei der Körperpflege sind dort Sache spezieller Service-Kräfte oder der Angehörigen.“
Ausländische Pflegekräfte fühlen sich aufgrund sprachlicher Barrieren von Informationen ausgeschlossen, ihre alteingesessenen Kollegen kritisieren an ihnen wiederum mangelnde Kenntnisse in der Grundpflege und beim Sozialverhalten, heißt es in der Studie. Die ausländischen Fachkräfte könnten allenfalls als Lernende angesehen werden, wurde im Interview geäußert. Die neu migrierten Pflegefachkräfte reagierten auf die Konflikte mit „systematischem Lernen“, einer „ambivalenten Anpassung“ – und bei anhaltender Unzufriedenheit mit einer Abkehr von ihrem Arbeitsplatz und unter Umständen mit der Rückkehr ins Heimatland.
Die Autoren der Studie plädieren dafür, dass Arbeitgeber die Beschäftigten – ob neu hinzugekommen oder alteingesessen – mit den Herausforderungen nicht allein lassen. Sie sollten vielmehr Raum für fachlichen Austausch und Konfliktlösung schaffen, unabhängige Coaches zur Verbesserung der Kommunikation einsetzen. Entscheidend sei auch, dass der Stress am Arbeitsplatz nicht zu groß sei: Wenn die Pflege permanent unterbesetzt ist, bleibt kaum Freiraum für solche wichtigen Aufgaben. Letztlich könne man die andersartigen Erfahrungen ausländischer Kräfte aber auch nutzen, um den Arbeitsalltag in Deutschland besser zu organisieren.
Ergänzend zur Studie wurde ein „Working Paper“ erstellt, an dem sowohl die Forscher als auch Betriebsräte und Personalverantwortliche aus den Pflegeeinrichtungen beteiligt waren. Darin finden Entscheider wichtige Hinweise, um die Situation möglichst rasch zu verbessern. Darüber hinaus bewirkte die Studie, dass das Hessische Ministerium für Soziales und Integration das „Zentrum zur Anwerbung und nachhaltigen Integration internationaler Pflege- und Gesundheitsfachkräfte (ZIP Hessen)“ ins Leben gerufen hat. „Das ist ein gutes Beispiel für den direkten Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Gesellschaft“, sagt Dr. Christa Larsen, Geschäftsführerin des IWAK: „Hier können Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser sich über den fachlichen Hintergrund ihrer neumigrierten Pflegefachkräfte informieren und Missverständnisse vermeiden. Manche schaffen es sogar, die zusätzlichen Kompetenzen für ihren Betrieb nutzbar zu machen. Das hilft allen Seiten.“
Das IWAK an der Goethe-Universität befasst sich seit fast 20 Jahren mit den Entwicklungen auf dem Pflegearbeitsmarkt. Die vom IWAK aufgebauten Monitoringsysteme für Hessen und Rheinland-Pfalz liefern kontinuierlich nützliche Daten für die Pflege, zum Beispiel zur Ausbildungsplanung. In diesen beiden Bundesländern wird dadurch eine Transparenz im Pflegesektor geschaffen, die bundesweit einmalig ist.
Informationen: Dr. Christa Larsen, Geschäftsführerin am Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur, Zentrum der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Bockenheim, Telefon +49 (0)69-798-22152, E-Mail c.larsen@em.uni-frankfurt.de
3. Goethe-Göttingen Critical Exchange am Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ der Goethe-Universität
FRANKFURT. „The Contours of Citizenship" lautet der Titel einer internationalen Konferenz des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften in Göttingen. Sie findet am 15. März im Gebäude „Normative Ordnungen“ auf dem Campus Westend der Goethe-Universität statt.
Wir leben in einer Zeit, in der die Konturen von Staatsbürgerschaft sich verschieben – wie käuflich ist die Zugehörigkeit zu einem Staat, wie religiös „neutral“ sollen und können liberale Gesellschaften sein, und was sind die Bedingungen dafür, dass sich soziale Gruppen nicht von den Institutionen eines Staates ausgeschlossen und entsprechend entfremdet sehen? Diese Fragen werden mit international ausgewiesenen Expertinnen und Experten analysiert und diskutiert.
Die Konferenz geht aus einer Zusammenarbeit zwischen dem Exzellenzcluster und dem Max-Planck-Institut hervor, den jährlichen, mittlerweile zum dritten Mal stattfindenden „Goethe-Göttingen Critical Exchanges“, organisiert von Ayelet Shachar, Direktorin am Göttinger MPI und dort Leiterin der Abteilung Ethik, Recht und Politik, sowie Rainer Forst, Co-Sprecher des Clusters und Professor für Politische Theorie und Philosophie an der Goethe-Universität.
Die Göttinger Forschungseinrichtung zählt zu den Partnerorganisationen des Frankfurter Exzellenzclusters, dessen Mitglied Ayelet Shachar ist. Die Rechts- und Politikwissenschaftlerin wurde mit dem diesjährigen Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgezeichnet. Der Leibniz-Preis ist der wichtigste Forschungsförderpreis in Deutschland. Die vielbeachteten multidisziplinären Arbeiten Ayelet Shachars zu Staatsbürgerschaft und rechtlichen Rahmenbedingungen in multikulturellen Gesellschaften haben sie, so die Jury, zu einer der führenden Expertinnen auf diesem Gebiet werden lassen. Rainer Forst hatte den Leibniz-Preis 2012 erhalten. Shachar und Forst werden auch zu den Teilnehmenden der Konferenz gehören.
Die Konferenz findet in englischer Sprache statt. Sie steht nach vorheriger Anmeldung auch interessierten Bürgerinnen und Bürgern offen.
Das Programm im Überblick:
Friday, 15 March 2019
Goethe University Frankfurt
Building "Normative Ordnungen"
Max-Horkheimer-Str. 2,
60323 Frankfurt am Main
10:00 a.m. – 10:15 a.m.
Opening Remarks (Rainer Forst and Ayelet Shachar)
10:15 a.m. – 12:15 p.m.
"Two Concepts of Alienation"
Speaker: Catherine Lu (McGill University, Montreal)
Comments: Stefan Gosepath (FU Berlin) & Johannes Schulz (Universität Luzern)
13:45 p.m. – 15:45 p.m.
"Who needs Secularism?"
Speaker: Cécile Laborde (Nuffield College, Oxford)
Comments: Martijn van den Brink (MPI-MMG) & Eva Buddeberg (Frankfurt)
16:15 p.m. – 18:15 p.m.
"The Marketization of Citizenship"
Speaker: Ayelet Shachar (MPI-MMG)
Comments: Eszter Kollár (KU Leuven) & Rainer Forst (Frankfurt)
Anmeldung: sekretariat.forst@soz.uni-frankfurt.de
Informationen: Bernd Frye, Pressereferent Exzellenzcluster, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; http://www.normativeorders.net/de
„Gesprächskonzert“ mit Werken für zwei Klaviere von Debussy, Ligeti und Messiaen
FRANKFURT/BAD HOMBURG. Im Rahmen des Projektes „Komplexität in Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft“ findet ein „Gesprächskonzert“ in der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main (HfMDK) statt
am Freitag, 8. März 2019, um 19:30 Uhr
im Kleinen Saal in der HfMDK
Eschersheimer Landstraße 29-39, 60322 Frankfurt.
Im Zentrum des Konzerts „Komplexität in der Musik“ stehen Werke aus dem 20. Jahrhundert, die für zwei Klaviere komponiert wurden. Die Pianisten Irmela Roelcke und Axel Gremmelspacher interpretieren Kompositionen von Claude Debussy, György Ligeti und Olivier Messiaen. Marion Saxer, Professorin für Musikwissenschaft an der Goethe-Universität, führt im Dialog mit den Pianisten thematisch durch den Abend – deshalb „Gesprächskonzert“.
Auf der Suche nach einer neuen musikalischen Sprache entwickelten Debussy, Ligeti und Messiaen eigene musikalische Ausdrucksformen, u.a. durch die Überwindung der tradierten Harmonik, durch polyrhythmische Elemente und die Annäherung von Interpretation und Improvisation. Die daraus entstehenden Kompositionsstrukturen verleihen den ausgewählten Stücken einen dynamischen und progressiven Charakter. Der Hörer erkennt Formen und bemerkt prozesshafte Entwicklungen, die jedoch unvorhersehbar bleiben.
Hiermit berührt sich die Musik der drei Komponisten mit der wissenschaftlichen Fragestellung des Projekts „Komplexität in Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft“ am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität. Komplexität ist Systemen zu eigen, die aufgrund des Zusammenwirkens ihrer Elemente unerwartetes und nicht zu prognostizierendes Verhalten zeigen. Seit 2017 erforschen Natur- und Geisteswissenschaftler der Goethe-Universität unterschiedliche Konzepte von Komplexität und ihre theoretische Begründung. Unter der Leitung von Prof. Dr. Harald Schwalbe (Chemie) und Prof. Dr. Dr. Matthias Lutz-Bachmann (Philosophie) will die Forschergruppe neue Erkenntnisse zur Komplexitätsforschung gewinnen vor dem Hintergrund, dass die Lebenswelt heute durch Globalisierung, Digitalisierung und Technisierung zunehmend als komplex wahrgenommen wird. Neben der theoretischen Arbeit verfolgen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zugleich das Ziel, Strategien für den Umgang mit Komplexität aufzuzeigen. Ermöglicht wird dieses Projekt durch die Förderung der Aventis Foundation.
Irmela Roelcke (Klavier) widmet sich u.a. der Wiederentdeckung und Aufführung verschollener Klavier- und Klavierkammermusikwerke, u.a. des monumentalen Klavierquintetts von Artur Schnabel. Sie engagiert sich für die Aufführung von Werken für mehrere Klaviere des 20. und 21. Jahrhunderts und ist darüber hinaus auf die Beschäftigung mit historischen Tasteninstrumenten, insbesondere dem Hammerflügel und dem Clavichord, spezialisiert.
Axel Gremmelspacher hat sich als Solist und Kammermusiker mit einem äußerst vielseitigen Repertoire profiliert. Übertragungen seiner Konzerte waren im Deutschlandradio, im Bayerischen Rundfunk, im Südwestrundfunk, Norddeutschen Rundfunk und bei Radio Bremen zu hören. Zum Wintersemester 2010/11 nahm er den Ruf an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main an.
Marion Saxer (Moderation) ist Professorin für Musikwissenschaft der Goethe-Universität. Nach Studium und Promotion in Mainz und Berlin lehrte sie u.a. an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der Hochschule für Musik in Köln, der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz und der Hochschule für Musik und Bildende Kunst Frankfurt. 2006 folgte die Habilitation im Fach Historische Musikwissenschaft an der Goethe-Universität. Seit 2013 ist sie Inhaberin der Professur für Historische Musikwissenschaft (Schwerpunkt zeitgenössische Musik und Klangkunst) an der Goethe-Universität. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u.a. Musik und Klangkunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, der Begriff des Experiments in der Musik sowie gattungsübergreifende künstlerische Phänomene.
Der Eintritt ist frei.
Informationen: Dr. Thomas Schimmer, Wissenschaftlicher Projektreferent, E-Mail t.schimmer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de, Telefon 06172 13977-14, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg
Homepage der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main:
www.hfmdk-frankfurt.info
Forschungskollegs Humanwissenschaften: www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Europäische Kommission erteilt Zuschlag für „CyberSec4Europe“
FRANKFURT/BRÜSSEL. Ein umfangreiches Forschungsprojekt zum Thema Datensicherheit in Europa nimmt in diesen Tagen die Arbeit auf. Die Leitung und Koordination der insgesamt 43 beteiligten Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft liegt bei der Goethe-Universität Frankfurt.
16 Millionen Euro umfasst das Projekt „CyberSec4Europe“ – das Wort „Mega“ ist hier sicher nicht aus der Luft gegriffen. Die Europäische Kommission will im Bereich der Cybersicherheit international Maßstäbe setzen und die Position Europas auf diesem Gebiet festigen. Ziel der neuen Initiative im Rahmen des Förderprogrammes „Horizon 2020“ ist es, ein europäisches Kompetenznetzwerk zu bilden und eine Strategie für Cybersicherheit und Datenschutz als europäische Branchen („Industrien“) zu entwerfen. Für die Pilotphase hat die Kommission insgesamt vier Projekte ausgewählt, „CyberSec4Europe“, das von Wirtschaftsinformatiker Prof. Kai Rannenberg von der Goethe-Universität koordiniert wird, umfasst dabei die meisten Mitgliedsstaaten und befasst sich z.B. mit den für jeden EU-Bürger relevanten Bereichen wie Banken- und Gesundheitswesen, Identitätsmanagement und Smart Cities.
„Ein solches Leuchtturmprojekt ist natürlich etwas sehr Besonderes für die Goethe-Universität“, kommentiert Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff den großen Erfolg. „Expertise in Sachen Informationssicherheit und Datenschutz ist bei uns in großem Maße vorhanden, es ist sehr erfreulich, dass wir damit nun im europäischen Kontext einen Beitrag leisten zu können“, so Wolff weiter. „Unsere Hauptaufgaben hier sind die strategische Koordination und Organisation des Projekts“, erklärt Prof. Kai Rannenberg, der an der Goethe-Universität die Professur für Mobile Business und Multilateral Security innehat und das Großprojekt konzipiert hat. Er wird das Konsortium von Frankfurt aus koordinieren. Hierfür wurden und werden Mitarbeiter eingestellt, denn der Zuschlag gilt rückwirkend zum 1. Februar 2019.
Die offizielle Kick-off-Veranstaltung von CyberSec4Europe findet jedoch am Donnerstag und Freitag diese Woche in Brüssel statt. Teil davon ist eine öffentliche Podiumsdiskussion, bei der u.a. Vertreter des EU-Parlamentes, der EU-Präsidentschaft und des europäischen Datenschutzbeauftragten ihre Erwartungen an das Projekt formulieren werden. Im Fokus stehen Cybersecurity und Datenschutz in Wirtschaft, Infrastruktur, Gesellschaft und Demokratie.
„CyberSec4Europe“ setzt auf bereits vorhandene Strukturen wie „Trust in Digital Life„ (TDL), der „European Cyber Security Organisation“(ECSO) und dem „Council of European Informatics Societies (CEPIS) auf und bringt Experten – auch aus unterschiedlichen Disziplinen – zusammen. Unter den 43 beteiligten Partnern aus 20 Ländern der Europäischen Union sowie aus Norwegen und der Schweiz sind neben Universitäten und Forschungsinstituten auch Forschungseinrichtungen von Wirtschaftsunternehmen wie Siemens oder ATOS. Innerhalb der nächsten 42 Monate werden alle daran arbeiten, die Forschungs- und Innovationsfähigkeit der EU in diesem Bereich zu stärken.
Im Vordergrund steht hierbei stets die Frage nach der „Governance“: Wie soll die Datensicherheit geregelt sein, wer hat in welchem Bereich das Sagen? Als Ausgangsmaterial werden sieben Fallbeispiele untersucht, die die enge Anbindung an reale Problemlagen gewährleisten. „Anhand dieser Real Life Beispiele wollen wir untersuchen, wo Strukturen, Regelungen und Technologien fehlen“, sagt Prof. Rannenberg, der Koordinator des Konsortiums. So geht es zum Beispiel um die Frage, wie die Europäische Datenschutzverordnung und die Payment Service Directive 2 (PSD2) austariert werden können. Die PSD2 soll eigentlich den Wechsel von Bankkunden zu einem anderen Institut erleichtern, indem die neue Bank auf die erforderlichen Bankdaten anhand von Schnittstellen leichter zugreifen kann. Was ist zu tun, um die Daten des betroffenen Bürgers vor unbefugten Zugriffen zu schützen?
An der Goethe-Universität ist auch der Fachbereich Rechtswissenschaft beteiligt in Person von Datenschutzexpertin Prof. Indra Spiecker. Sie leitet das zentrale Teilprojekt zur Entwicklung einer europäischen Cybersecurity Governance. „Wir nehmen uns zum Beispiel einschlägige bürgerfreundliche Regulierungen wie die Europäische Datenschutzverordnung vor und untersuchen deren Umsetzung und Steuerung, um hieraus für die Cybersecurity zu lernen“, so Spiecker.
Die insgesamt 16 Millionen Euro werden von der Goethe-Universität als zentraler Stelle an die am Konsortium beteiligten Partner verteilt. Rund zwei Millionen Euro verbleiben an der Goethe-Universität.
Informationen: Prof. Dr. Kai Rannenberg, Professur für Mobile Business & Multilateral Security, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Campus Westend, Telefon +49 (0)69 798-34701, E-Mail CyberSec4Europe@m-chair.de