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Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ über die Erforschung von Metastasierungen
Metastasen sind mittlerweile die häufigste Todesursache bei
Krebspatienten. In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema
Bewegung berichtet Dr. Lisa Sevenich vom Georg-Speyer-Haus, mit welchen Tricks
es wandernden Tumorzellen gelingt, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und
sich im eigentlich gut abgeschotteten Organ Hirn anzusiedeln.
FRANKFURT. Die
weitaus meisten der Tumorzellen, die den Primärtumor verlassen und mit dem
Blutstrom durch den Körper wandern, werden durch das Immunsystem vernichtet. Doch ein Prozent
dieser Zellen siedelt sich in anderen Organen an und bildet dort eine Metastase
– für Krebspatienten ein gefährlicher Prozess, und bei bis zu 45 Prozent der
Erkrankten ist das Gehirn betroffen.
Die Blut-Hirn-Schranke überwinden die Tumorzellen dabei mit
Protein-abbauenden Enzymen und Signalstoffen, die die Barriere zwischen
Blutkreislauf und Nervengewebe durchlässig machen. Immunzellen, die den
Tumorzellen folgen, werden inaktiviert. „Wir haben herausgefunden, dass
Tumorzellen die Abwehr des Körpers regelrecht blockieren
und zu ihren Gunsten verwenden“, berichtet Dr. Lisa Sevenich in „Forschung
Frankfurt“.
In weiteren Artikeln der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“
geht es etwa um den Bau von Teilchenbeschleunigern, die winzige Teilchen bis
nahe an die Lichtgeschwindigkeit bringen und dabei helfen, Geheimnisse der
Materie zu entschlüsseln. Andere Beiträge zeigen, wie Stroboskopbilder im
Physikunterricht helfen können, zu beleuchten,
wie in den Anfängen der Verhaltensforschung Wildtierforschung an zahmen Tieren
gelang und wie die „Zappel-Philipp“-Krankheit ADHS auch noch Erwachsenen zu
schaffen macht.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2021) kann von Journalistinnen und Journalisten kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de.
Alle
Beiträge sind online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de.
Ärztin der Medizinischen Hochschule Hannover erforscht Leukämie und Darmkrebs
Die 24-jährige Ärztin Dr. Laura Hinze von der Medizinischen Hochschule Hannover erhält den Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis 2022. Das gab der Stiftungsrat der Paul Ehrlich-Stiftung heute bekannt. Die Preisträgerin wird für ihren bedeutenden Beitrag zum Verständnis der Signalübertragung in Krebszellen ausgezeichnet. Sie hat entdeckt, wie Leukämiezellen Resistenz gegen das Chemotherapeutikum Asparaginase entwickeln, und so einen neuen Angriffspunkt für die Behandlung der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) erschlossen. ALL ist die häufigste Krebsart bei Kindern. Ferner konnte sie einen neuen Ansatz zur Behandlung von Darmkrebs und anderen soliden Tumoren ableiten.
FRANKFURT.
Leukämiezellen sind im Gegensatz zu normalen Körperzellen nicht in der Lage,
ausreichende Mengen der Aminosäure Asparagin selbst herzustellen. Sie müssen
Asparagin importieren. Weil das Enzym Asparaginase den Abbau von Asparagin
katalysiert, reduziert es das extrazelluläre Angebot dieser Aminosäure
drastisch. Asparaginase ist deshalb ein wirksames Mittel zur Behandlung von
ALL, denn davon gehen Leukämiezellen zugrunde, während es normalen Körperzellen
nicht schadet. Leukämiezellen können jedoch lernen, sich der Wirkung der
Asparaginase zu entziehen.
Um herauszufinden, wie ihnen das gelingt, schalteten Dr. Laura
Hinze und ihr Team mit Hilfe der Genschere CRISPR/Cas9 in einer Kultur
resistenter ALL-Zellen systematisch rund 19.000 Gene aus – in jeder Zelle
jeweils nur eines – und beobachteten, was geschah, wenn sie die Zellen mit
Asparaginase behandelten. Als Vergleich diente eine Kultur, die nur mit einer
Pufferlösung ohne Wirkstoff versetzt worden war. Von den mit Asparaginase
behandelten Zellen starben besonders häufig diejenigen ab, in denen eines der
beiden Gene NKD2 oder LGR6 ausgeschaltet worden war. Ihnen war die Resistenz
offenbar abhandengekommen. Das deutete im Umkehrschluss darauf hin, dass
Leukämiezellen, in denen diese Gene funktionieren, besonders häufig resistent
werden. Beide Gene codieren, das zeigten Hinze und ihr Team, für Inhibitoren
des Wnt-Signalweges.
Im gesunden Organismus ist dieser Signalweg für die
Embryonalentwicklung und später für Erhaltungsarbeiten im Gewebe zuständig.
Seine außerplanmäßige Aktivierung begünstigt die Entstehung von Krebs. Die
Hauptrolle spielt dabei ein Überschuss des Proteins ß-Catenin, das
Wachstumsimpulse in den Zellkern trägt. Wenn der Wnt-Signalweg inaktiv ist,
wird ß-Catenin für den Abbau markiert. Zentral für diese Markierungsarbeit ist
das Enzym Glykogensynthase-Kinase 3 (GSK3). Es sorgt dafür, dass ß-Catenin der
innerzellulären Proteinverwertung (dem Proteasom) zugeführt und dort wie alle
Proteine, die der Zelle schaden könnten oder die sie nicht braucht, in kleine
Bruchstücke und Aminosäuren zerlegt wird. Aus dieser Quelle holt sich die
Leukämiezelle Asparagin, das ihr durch die Behandlung mit Asparaginase
vorenthalten worden ist.
Hinze und Kollegen gelang es, durch eine partielle Aktivierung des
Wnt-Signalweges, die den Abbau von ß-Catenin blockiert, ohne dessen potenziell
onkogene Signale zu beflügeln, diese Resistenzquelle weitgehend auszutrocknen.
Denselben Effekt erzielten sie durch eine selektive Blockade von GSK.
Leukämiekranke Mäuse, die gleichzeitig Asparaginase und GSK3- Inhibitoren
erhielten, überlebten sehr viel länger als solche, die nur mit Asparaginase behandelt
wurden.
Mutationen auf dem Wnt-Signalweg, die zu dessen Überaktivierung
führen, sind besonders typisch für Darmkrebs. Deshalb prüfte Hinze, inwieweit
sich ihre Forschungsergebnisse auf diese zweithäufigste aller Krebsarten
übertragen lassen. Ihre Ausgangshypothese: Etwa 15 Prozent aller
Wnt-Signalwegmutationen liegen bei Darmkrebs stromaufwärts des Enzyms GSK3. Das
Enzym ist bei Patienten mit dieser genetischen Signatur also bereits durch
Mutationen im Erbgut der Krebszellen inhibiert. Das Proteasom liefert kein
Asparagin mehr. Entzieht man das Asparagin außerdem durch die Gabe von
Asparaginase, könnte man die Darmkrebszellen aushungern. Diese Hypothese haben
Laura Hinze und ihr Team inzwischen präklinisch belegt. Sie könnte auch für
andere solide Tumoren gelten, die durch eine Wnt-induzierte endogene Inhibition
von GSK3 charakterisiert sind.
Der Preis wird – zusammen mit dem Hauptpreis 2022 und den Preisen
des Jahres 2021 – am 14. März 2022 um 17 Uhr vom Vorsitzenden des
Stiftungsrates der Paul Ehrlich-Stiftung in der Frankfurter Paulskirche
verliehen. Pandemiebedingt ist das Platzangebot begrenzt. Die Veranstaltung
wird per Livestream übertragen. Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Bilder der Preisträgerin und ausführliche Hintergrundinformation „Zangenangriff
über beide Flanken“ zum Download auf: www.paul-ehrlich-stiftung.de
Weitere Informationen
Pressestelle
Paul Ehrlich-Stiftung
Joachim Pietzsch
Tel.: +49 (0)69 36007188
E-Mail: j.pietzsch@wissenswort.com
www.paul-ehrlich-stiftung.de
Redaktion: Joachim Pietzsch / Dr. Markus Bernards,
Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
COVID-19 Wirkstoffe sind zudem wirksam gegen Omikron in Zellkulturstudie
Eine neue
Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Goethe-Universität und
der University of Kent zeigt, dass die SARS-CoV-2 Omikron-Variante weniger gut
zelluläre Abwehrmechanismen („die Interferonantwort“) gegen Viren blockieren
kann als die Delta-Variante. Außerdem deuten Zellkulturdaten darauf hin, dass
acht wichtige Wirkstoffe gegen COVID-19 auch die Vermehrung der Omikron-Variante
hemmen.
FRANKFURT/CANTERBURY. Die SARS-CoV-2 Omikron-Variante verursacht
weniger häufig schwere COVID-19-Verläufe als die Delta-Variante, obwohl es ihr
besser gelingt, den Immunschutz durch Impfung und vorherige Infektionen zu
umgehen. Die Gründe hierfür sind unklar.
Nun zeigt eine aktuelle Studie eines Teams von
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Goethe-Universität Frankfurt, dem
Universitätsklinikum Frankfurt und der britischen University of Kent, dass die
Viren der Omikron-Variante besonders empfindlich gegenüber einem nicht
spezifischen, zellulären Abwehrmechanismus sind, der sogenannten
Interferon-Antwort. Dies erklärt zum ersten Mal, warum mit der Omikron-Variante
infizierte Patienten häufig weniger schwer erkranken.
Außerdem zeigte die Studie, dass acht der wichtigsten
COVID-19-Wirkstoffe – zum Teil in der Entwicklung, zum Teil bereits zugelassen
– auch die Vermehrung der neuen Omikron-Variante effektiv hemmen. Getestet
wurden EIDD-1931 (ein Metabolit von Molnupiravir), Ribavirin, Remdesivir,
Favipravir, PF-07321332 (Nirmatrelvir, ein Paxlovid-Bestandteil) sowie die
Proteasehemmer Nafamostat, Camostat und Aprotinin. Alle Substanzen zeigten in
der Zellkulturstudie eine ähnliche Wirksamkeit wie gegen die Vermehrung der Delta-Variante.
Prof. Martin Michaelis, School of Bioscience, University of Kent,
erläutert: „Unsere Zellkulturexperimente liefern eine erste Erklärung dafür,
warum Omikron-Infektionen häufiger milde klinische Verläufe nach sich ziehen:
Offenbar kann Omikron im Gegensatz zu Delta nicht verhindern, dass die
befallenen Zellen Interferon produzieren und ausschütten.“
Prof. Jindrich Cinatl vom Institut für Medizinische Virologie der
Goethe-Universität sagt: „Obwohl unsere Zellkulturexperimente natürlich nicht
ohne weiteres auf die ungleich komplexere Situation in Patienten übertragbar
sind, geben sie Hoffnung, dass die enormen Anstrengungen zur Entwicklung von
COVID-19-Medikamenten nicht vergebens waren. Wir können also zuversichtlich
sein, dass auch gegen die neue Omikron-Virusvariante bald ein breites Spektrum
an Wirkstoffen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Verfügung steht.“
Publikation: Denisa Bojkova, Marek
Widera, Sandra Ciesek, Mark N. Wass, Martin Michaelis, Jindrich Cinatl jr. Reduced interferon antagonism but similar
drug sensitivity in Omicron variant compared to Delta variant SARS-CoV-2
isolates. In: Cell. Res. (2022) https://doi.org/10.1038/s41422-022-00619-9
Weitere Informationen: Wirkstoff Aprotinin
verhindert Eindringen von SARS-CoV2 in Wirtszellen (23.11.2020)
https://www.puk.uni-frankfurt.de/94489118/Wirkstoff_Aprotinin_verhindert_Eindringen_von_SARS_CoV2_in_Wirtszellen
Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema Bewegung erschienen – Mimik und Gestik stehen im Fokus eines neuen Schwerpunktprogramms
Kommunikation besteht nicht nur aus gesprochenen Worten und
Sätzen. Auch die Bewegung von Armen, Händen und Gesicht übermitteln wichtige
Informationen. Der von der theoretischen Linguistik noch kaum erforschte
Bereich der visuellen Kommunikation steht im Fokus eines neuen
DFG-Schwerpunktprogramms, das von der Goethe-Universität aus koordiniert wird.
Näheres lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ zum Thema
„bewegt“.
FRANKFURT. Wie Gestik und Mimik die Bedeutung von Wörtern und Sätzen unterstreichen, ergänzen und modifizieren können, damit befassen sich allein an der Goethe-Universität gleich mehrere Disziplinen. Linguistikprofessorin Cornelia Ebert interessiert sich dafür, wie sich die Semantik der Gesten in ein allgemeingültiges System bringen lässt. Bis vor Kurzem wurden visuelle Bedeutungsbeiträge nicht in der formalen Linguistik behandelt, sondern vornehmlich in den Kommunikationswissenschaften, aber auch in Rhetorik, Semiotik und Psychologie.
Zusammen mit dem Göttinger Gebärdensprachforscher Prof. Markus
Steinbach hat Ebert erfolgreich ein DFG-Schwerpunktprogramm beantragt, für
dessen Koordination sie zuständig sein wird. Ziel ist es, die bestehenden
Erkenntnisse aus verschiedenen Fächern zusammenführen und mit der Linguistik vernetzen.
Um welche Forschungsfragen es dabei gehen wird, lesen Sie in der jüngsten
Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Forschung Frankfurt, die dem Thema Bewegung
gewidmet ist.
In weiteren Beiträgen berichten Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler über ihre Forschungsprojekte zu verschiedenen Aspekten von
Bewegung, zum Beispiel, wie sie Computern das Erkennen unterschiedlicher
Bewegungen wie „schneiden“ oder „winken“ beibringen, wie die
„Zappel-Philipp“-Krankheit ADHS auch noch Erwachsenen zu schaffen macht oder
wie sich in der Quantenphysik zwei Bewegungen überlagern, die jeweils nur mit
einer gewissen Wahrscheinlichkeit auftreten. Andere Beiträge wiederum gehen zum
Beispiel der Frage nach, wie die fast immer und überall verfügbaren Smartphones
das Medium Film verändern oder wie die Integration von Migranten durch
Sportvereine gefördert werden kann.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2021) kann von
Journalistinnen und Journalisten kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de.
Alle
Beiträge sind online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de
ZOOM-Veranstaltung aus der Reihe „Kontrovers: Aus dem FGZ“ mit Daniela Grunow und Andreas Zick.
FRANKFURT. Der Frankfurter Standort des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) lädt ein zum ersten Termin im neuen Jahr der Reihe „Kontrovers: Aus dem FGZ“ aus dem Frankfurter Transferprojekt „Frankfurt streitet!“. Am 27. Januar um 16.30 Uhr diskutieren Prof. Dr. Daniela Grunow und Prof. Dr. Andreas Zick über „Neue Konfliktlinien: Polarisiert sich Deutschland?“.
Zum Hintergrund: Die in Politik und Öffentlichkeit artikulierte Sorge um eine gesellschaftliche Polarisierung umfasst verschiedene Annahmen: Politische Streitfragen zu Pandemiebekämpfung, Klima-, Gender- und Migrationspolitik würden zunehmend verhärtet geführt, Meinungen und Einstellungen, Gruppen und Parteien stünden sich dabei unversöhnlich bis feindschaftlich gegenüber und radikalisierten sich. Wechselseitiges Vertrauen und Kompromissbereitschaft gingen verloren und Konflikte würden immer häufiger gewaltsam ausgetragen. Das „Auseinanderdriften der Gesellschaft“ wird darüber hinaus in einer unüberbrückbar werdenden Kluft zwischen Arm und Reich, regional ungleichen Lebensverhältnissen sowie fehlenden Bildungs- und Aufstiegschancen diagnostiziert.
Im Format „Kontrovers: Aus dem FGZ“ sollen diese Thesen wissenschaftlich eingeordnet und diskutieren werden: Haben wir es überhaupt mit einer Polarisierung der Lager und politischen Einstellungen in Deutschland zu tun oder ist diese Sichtweise verzerrt? Lassen sich neue kulturelle und sozioökonomische Konfliktlinien und gesellschaftliche Spaltungstendenzen erkennen? Welche Daten sprechen dafür, welche dagegen? Und schließlich: Wie viele dieser Gegensätze kann und muss eine plurale Demokratie aushalten?
Mit der Diskussion dieser und weiterer Fragen zwischen Prof. Dr. Daniela Grunow
(Professorin für Soziologie, FGZ Frankfurt/Goethe-Universität) und Prof. Dr.
Andreas Zick (Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und
Gewaltforschung, FGZ Bielefeld/Universität Bielefeld), moderiert von Heike List
(Wissenschaftliche Referentin der Geschäftsführung, FGZ), startet die Reihe
„Kontrovers: Aus dem FGZ“ ins Jahr 2022.
Die
Veranstaltung findet online via Zoom statt. Wir bitten um eine Anmeldung
an veranstaltungen-fgz@uni-frankfurt.de. Die Login-Daten
werden nach Anmeldung übermittelt.
Daniela
Grunow
ist Direktorin des Institute for Empirical-Analytical Research (InFER) und
Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt „Quantitative Analysen
gesellschaftlichen Wandels“ am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der
Goethe-Universität sowie Sprecherin der Forschungsgruppe „Reconfiguration and
Internalization of Social Structure“ (RISS). Am FGZ-Standort Frankfurt ist sie
stellvertretende Sprecherin und leitet zwei Teilprojekte, darunter
„Wertkonflikte, Arbeitsteilung und gesellschaftlicher Zusammenhalt im
Geschlechterverhältnis“. Ihre Forschung und Lehre konzentrieren sich auf die
Wechselwirkungen von Arbeitsmarkt, Hausarbeit und Geschlechterbeziehungen in
verschiedenen Wohlfahrtsstaaten sowie auf Aspekte sozialer Integration und
Kohäsion. Zur Erforschung dieser Themen verwendet sie unterschiedliche
empirische Methoden; speziell Methoden zur Analyse von Längsschnittdaten.
Andreas
Zick
ist Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung
und Professor für Sozialisation und Konfliktforschung an der Universität
Bielefeld sowie Sprecher des Standorts Bielefeld des FGZ. Am FGZ-Standort
Bielefeld leitet er vier Forschungsprojekte, darunter das Projekt „Zusammenhalt
in und durch Nachbarschaften – Stadtteilstudien und Regionalpanel NRW und
Niedersachsen“. Seine Forschungsschwerpunkte liegen bei Intergruppenkonflikten,
Vorurteilen und Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, Radikalisierung und
Extremismus sowie Migrations- und Integrationsprozessen. Er engagiert sich zudem
langjährig in der medialen und öffentlichen Vermittlung seiner
Forschungsergebnisse zu Ursachen, Formen und Folgen innergesellschaftlicher
Konflikte, Diskriminierung und Gewalt.
Heike
List
ist Wissenschaftliche Referentin der Geschäftsführung des FGZ. An der
Goethe-Universität arbeitete sie zuvor in der Geschäftsstelle des
Exzellenzclusters „Normative Orders“ und als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im
EU-Verbundprojekt „Reconstituting Democracy in Europe“ (RECON) am Lehrstuhl für
politische Theorie und Philosophie in der Lehre und Forschung u.a. zu
normativen Ordnungsstrukturen der EU und dem Spannungsverhältnis von nationaler
Vielfalt und Demokratie.
Kontakt:
Yvonne
Blum, Referentin für Wissenstransfer. Forschungsinstitut Gesellschaftlicher
Zusammenhalt, Geschäftsstelle Frankfurt. Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Telefon: +49 (0)69 798 31550; yvonne.blum@em.uni-frankfurt.de; www.fgz-risc.de
Archäologen und Archäobotaniker der Goethe-Universität rekonstruieren die Wurzeln der westafrikanischen Küche
Blattgemüse gehört in Westafrika als Beilage zu vielen Gerichten wie dem gestampften Yams im Süden der Region. In Zusammenarbeit mit Chemikern der Universität Bristol ist Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Goethe-Universität nun der Nachweis gelungen, dass die Ursprünge solcher Gerichte 3500 Jahre zurückreichen.
FRANKFURT. Mehr
als 450 Töpfe aus prähistorischer Zeit wurden untersucht, 66 von ihnen
enthielten Reste von Lipiden, also wasserunlöslichen Substanzen. Im Auftrag des
Nok-Forschungsteams der Goethe-Universität extrahierten Chemiker der
Universität Bristol Lipidprofile, die Aufschluss über die verwendeten Pflanzen
geben sollten. Die Ergebnisse sind jetzt in der Zeitschrift „Archaeological and
Anthropologial Sciences“ veröffentlicht worden: Mehr als ein Drittel der 66
Lipidprofile zeigten sehr unterschiedliche und komplexe Verteilungsmuster – ein
Hinweis darauf, dass hier verschiedene Pflanzen und Pflanzenteile verarbeitet
wurden.
Blattgemüse gehört heute in Westafrika als Beilage zu vielen
Gerichten. Gekocht werden Blätter von Bäumen wie beispielsweise dem Baobab (Adansonia
digitata) oder die bitter schmeckenden Blätter eines strauchigen
Korbblütlers (Vernonia amygdalina). Diese Blattsoßen werden mit
Gewürzen, Gemüse, auch Fisch oder Fleisch, angereichert und komplettieren die
stärkehaltige Grundlage von Speisen wie dem gestampften Yams im Süden
Westafrikas oder dem festen Brei aus Perlhirse in den trockeneren Savannen im
Norden. Mit vereinter Expertise haben Archäologie und Archäobotanik der
Goethe-Universität und chemische Wissenschaften der Universität Bristol
nachgewiesen, dass die Ursprünge solcher Gerichte in Westafrika 3500 Jahre
zurückreichen.
Die Untersuchungen sind Teil eines von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts unter Leitung von Prof. Peter
Breunig und Prof. Katharina Neumann, das im Dezember 2021 seinen Abschluss
fand. Mehr als zwölf Jahre lang haben Archäologen und Archäobotaniker der
Goethe-Universität die Nok-Kultur Zentralnigerias untersucht, die bekannt ist
für ihre großformatigen Terrakotta-Figuren und für frühe Eisenproduktion in
Westafrika im ersten Jahrtausend v. Chr. – wobei die Wurzeln der Nok-Kultur bis
in die Mitte des 2. Jahrtausends zurückreichen. Im Fokus der Forschung stand vor
allem der gesellschaftliche Kontext, in dem die Skulpturen geschaffen worden
waren, also auch Wirtschaft und Ernährung. Anhand verkohlter Pflanzenreste aus
Zentralnigeria konnte nachgewiesen werden, dass die Nok-Leute Perlhirse
kultivierten. Ob sie aber auch andere stärkehaltige Pflanzen wie Yams nutzten
und welche Gerichte sie aus der Perlhirse zubereiteten, lag bislang im Dunkeln.
„Verkohlte Pflanzenreste wie Samen und Nussschalen, die verkohlt
in den archäologischen Sedimenten erhalten geblieben sind, spiegeln nur einen
Teil dessen wider, was die Menschen damals gegessen haben", erklärt Prof.
Katharina Neumann. Von den chemischen Analysen habe man sich zusätzliche
Erkenntnisse über die Nahrungszubereitung erhofft. Und tatsächlich konnten die
Forscher aus Bristol mit Hilfe von Lipid-Biomarkern und Analysen stabiler
Isotope an mehr als 450 prähistorischen Töpfen zeigen, dass verschiedene
Pflanzenarten zur Herstellung von Speisen verwendet wurden.
Dr. Julie Dunne von der Abteilung für organische Geochemie der
Universität Bristol sagt: „Diese ungewöhnlichen und hochkomplexen pflanzlichen
Lipidprofile sind die vielfältigsten, die bisher (weltweit) in archäologischer
Keramik gefunden wurden.“ Es scheint mindestens sieben verschiedene
Lipidprofile in den Gefäßen zu geben, was ein deutliches Indiz für die
Verarbeitung verschiedener Pflanzenarten und -organe in diesen Gefäßen ist,
darunter möglicherweise auch von unterirdischen Speicherorganen (Knollen) wie
etwa Yams.
Seit Beginn des Projekts suchten die Archäobotanikerinnen im
Projekt Belege für die frühe Nutzung von Yams, liegt die Nok-Region doch im
„Yamsgürtel“ Westafrikas, also in dem Bereich des Kontinents, in dem Yams heute
kultiviert wird. Verkohlte Reste helfen hier nicht weiter, denn das weiche Gewebe
der Knollen ist oft schlecht erhalten und zudem wenig spezifisch. Die
chemischen Analysen deuten nun darauf hin, dass neben Blättern und anderen noch
nicht identifizierten Gemüsen auch suberinhaltiges Pflanzengewebe gekocht wurde
– diese Substanz findet man in der Rinde sowohl von oberirdischen als auch
unterirdischen Pflanzenorganen – möglicherweise also ein erstes Indiz für die
Zubereitung von Yams, wenn auch nicht der erhoffte eindeutige Beweis.
Durch die archäobotanische Untersuchung von verkohlten Resten
wusste man bisher von Perlhirse (Cenchrus americanus) und Kuhbohne (Vigna
unguiculata), den ölhaltigen Früchten des Canariumbaumes (Canarium
schweinfurthii) und von einer Afrikanischer Pfirsich genannten Frucht (Nauclea
latifolia), die wegen ihre Vielzahl von Samen an große Feigen erinnert. Die
molekulare Untersuchung komplettiert nun das Bild der Nahrungszubereitung an
den Fundplätzen der Nok-Kultur. Die Frankfurter Archäobotanikerin Dr. Alexa
Höhn erklärt: „Die sichtbaren und unsichtbaren Reste der Nahrungszubereitung im
archäologischen Sediment und in der Keramik vermitteln uns ein viel
vollständigeres Bild vergangener Ernährungsgewohnheiten. Die neuen Belege
lassen nun auf eine beträchtliche zeitliche Tiefe der westafrikanischen Küche
schließen."
Publikation:
Julie Dunne, Alexa Höhn, Katharina Neumann, Gabriele Franke, Peter Breunig,
Louis Champion, Toby Gillard, Caitlin Walton‑Doyle,
Richard P. Evershed Making the invisible visible: tracing the origins of plants
in West African cuisine through archaeobotanical and organic residue analysis.
Archaeological and Anthropological Sciences https://doi.org/10.1007/s12520-021-01476-0
Bild zum
Download:
https://www.uni-frankfurt.de/111577824
Bildtext: Ausgrabung eines Nok-Gefäßes am Fundplatz Ifana 3. (Foto: Peter
Breunig)
Weitere Informationen
Dr.
Alexa Höhn
Archäologie
und Archäobotanik Afrikas
Telefon
+49 (0)69 798-32089
E-Mail
a.hoehn@em.uni-frankfurt.de
Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema Bewegung erschienen – Informatikerin Hilde Kühne trainiert Computer mit 100 Millionen Youtube-Videos
Gegenstände und Gesichter können Computer schon recht gut erkennen, auch dass sich etwas bewegt und in welche Richtung. Um beispielsweise den häuslichen Notruf zu unterstützen, reicht das nicht. Dafür müssten sie erkennen können, um welche Art von Bewegungen es sich handelt und etwa zwischen einem Sturz und einem Bücken unterscheiden können. Solche Bewegungserkennung trainieren Computer an der Goethe-Universität Frankfurt. Die jüngste Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ gibt einen Einblick, wie ein solches Trainingscamp für Künstliche Intelligenzen funktioniert.
FRANKFURT. Wenn
eine ältere Person zuhause in der Küche stürzt, liegt der Handsender des
Hausnotrufs womöglich gerade unerreichbar im Badezimmer. Wie eine
Videoüberwachung funktionieren könnte, die zwar den Sturz feststellt, aber
keine Bilder aus der Privatsphäre an die Hausnotrufzentrale übermittelt,
erforscht die Informatikerin Prof. Hilde Kühne von der Goethe-Universität. In
der jüngsten Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ zum Thema „bewegt“ erläutert
sie, wie sie Computern beibringt, zwischen verschiedenen Bewegungen zu
unterscheiden. Dazu sind die Maschinen mit einem künstlichen neuronalen Netz
ausgestattet und trainieren an 100 Millionen Youtube-Videos. „Beim Assistant
Living könnte Bewegungserkennung unterstützen“, ist Kühne überzeugt, denn die
Bilder müssten nicht an eine Überwachungszentrale übermittelt werden. Und
„für den Computer sind Videos schlicht Zahlenkolonnen“.
In weiteren Beiträgen der aktuellen Ausgabe von „Forschung
Frankfurt“ berichten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der
Goethe-Universität über ihre Forschungsprojekte zu verschiedenen Aspekten von
Bewegung, zum Beispiel mit welchen Tricks es metastasierende Tumorzellen
schaffen, ins Gehirn einzudringen, wie die „Zappel-Philipp“-Krankheit ADHS auch
noch Erwachsenen zu schaffen macht oder wie sich in der Quantenphysik zwei
Bewegungen überlagern, die jeweils nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auftreten.
Andere Beiträge wiederum gehen zum Beispiel der Frage nach, wie die fast immer
und überall verfügbaren Smartphones das Medium Film verändern oder wie die
Integration von Migranten durch Sportvereine gefördert werden kann.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2021) kann von
Journalistinnen und Journalisten kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de.
Bronzeskulptur der Frankfurter Bildhauerin Wanda Pratschke auf dem Campus Westend eingeweiht
FRANKFURT. Ob Skulpturen, Wandgemälde, Büsten oder andere Objekte: Auf dem weitläufigen Gelände des Campus Westend haben zahlreiche Kunstwerke ihren Ort. Nun kommt zur Kunst auf dem Campus ein neues Werk hinzu: die Bronzeskulptur „Unbesiegbare“ der renommierten Frankfurter Künstlerin Wanda Pratschke. Die überlebensgroße, dunkle Figur eines liegenden Frauenkörpers hat auf der Wiese zwischen Hörsaalgebäude und Seminarhaus nahe dem Adorno-Arbeitsplatz im Glaskasten einen prominenten Platz gefunden. Die Skulptur wurde heute in Anwesenheit der Künstlerin, des Universitätspräsidenten Prof. Dr. Enrico Schleiff und, stellvertretend für die Stifter, dem Vorstandsvorsitzenden der Vereinigung der Freunde und Förderer der Goethe-Universität Prof. Dr. Wilhelm Bender eingeweiht.
Die
Skulptur „Unbesiegbare“ ist Anfang der Corona-Pandemie entstanden. „Immer ist
es der Mensch und dessen Ausstrahlung, die mein Interesse erwecken“, erklärte
die Künstlerin Wanda Pratschke vor Ort. Es gehe ihr um eingefangenes Leben,
Sinnlichkeit und Grazie – ein Prozess, der Zeit brauche. „Wenn es mir dann
gelingt, Zeitlosigkeit in der Skulptur zu gestalten, überrascht es mich oder
andere Betrachter.“ Die 1939 in Berlin geborene Bildhauerin, die nach einer
Ausbildung zur Bühnenbildnerin an der Frankfurter Städelschule studierte, ist
durch ihre Plastiken von großen, selbstbewussten, runden Frauen bekannt
geworden. Zahlreiche ihrer Werke sind im öffentlichen Raum zu sehen, wie die
„Große Stehende Betty (1984)“ in den Frankfurter Wallanlagen, „Die Schöne“
(2001) im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens, die „Große Liegende“ (2016) in
der Dienstvilla des Hessischen Ministerpräsidenten in Wiesbaden. „Frauen, an
denen niemand vorbeikommt“, heißt es in einem Zeitungsbericht über Pratschkes
Skulpturen.
„Wir
freuen uns sehr, dass die eindrückliche Plastik ,Unbesiegbare' nun auf unserem
Campus steht und dazu einlädt, sich mit ihr auseinandersetzen“, sagte Prof. Dr.
Enrico Schleiff bei der Einweihung. An der Stiftungsuniversität Frankfurt habe
Kunst und Kultur eine „sehr lange Tradition“. Diese Tradition gebe es jedoch
nur dank des Engagements großzügiger Stifter, die Kunst für die Universität
erwerben und ihr übereignen, erklärte Schleiff in Bezug auf die Stifter, unter
anderen Stefan Quandt, Friedrich von Metzler und Wilhelm Bender. „Hierfür
danken wir Ihnen sehr.“ Vor allem dankte Schleiff auch den Freunden und
Förderern der Universität, die immer wieder Möglichkeiten eröffneten und
Impulse für interessante Projekte und Ideen setzten.
Der
Vorstandsvorsitzende der Freundesvereinigung Wilhelm Bender zeigte sich
überzeugt: „Wanda Pratschkes ,Unbesiegbare' wird den Campus Westend
bereichern.“ Der Entstehungsprozess der Skulptur kann im Video „Unbesiegbare
2021 - Von der Skizze zur Skulptur - Wanda Pratschke“, produziert von der
Medienkünstlerin Katja Pratschke, Berlin, in der Webadresse gesehen werden: https://vimeo.com/660884676
Bilder
zum
Download: https://www.uni-frankfurt.de/111581394
Bildtext:
Bild
1: Die Bildhauerin Wanda Pratschke mit ihrer Bronzeskulptur
„Unbesiegbare“ auf dem Campus Westend der Goethe-Universität (Foto: Uwe
Dettmar/Goethe-Universität)
Bild
2: Die Bildhauerin Wanda Pratschke mit ihrer Bronzeskulptur „Unbesiegbare“,
gemeinsam mit einem der Stifter, Prof. Dr. Wilhelm Bender, und
Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff auf dem Campus Westend der
Goethe-Universität (Foto: Uwe Dettmar/Goethe-Universität)
Weitere
Informationen:
www.wanda-pratschke.de/
https://www.uni-frankfurt.de/39005880/Kunst_im_Fokus
Hessische Schülerinnen und Schüler erhalten 2022 bundesweit erstmalig die Möglichkeit, an „Safe Place“ teilzunehmen.
FRANKFURT. Aufgrund der pandemiebedingt gestiegenen psychischen Belastungen von Schülerinnen und Schülern sieht das Landesprogramm „Löwenstark – der BildungsKICK“ auch psychosoziale Unterstützungsmaßnahmen für die hessischen Schulen vor. Eine der Maßnahmen ist das vor kurzem gestartete Programm „Safe Place“ der gemeinnützigen Organisation NATAL (Israel Trauma Center for Victims of Terror and War). Es zielt darauf ab, die Resilienz und Stressbewältigungskompetenz von Schülerinnen und Schülern zu stärken sowie den präventiven Umgang mit Belastungssymptomen zu üben. Umgesetzt wird das Programm von eigens dafür qualifizierten Schulpsychologinnen und Schulpsychologen.
Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz betont, „dass gerade jetzt auch die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in den Schulen in den Blick genommen werden muss. Durch die Zusammenarbeit mit NATAL ist es möglich, ein neues Angebot für unsere hessischen Schülerinnen und Schüler in den entsprechenden Klassen zu realisieren.“
Die Begleitung und Qualifizierung der zuständigen Schulpsychologinnen und Schulpsychologen sowie die wissenschaftliche Evaluation des Einsatzes von Safe Place erfolgt zusammen mit NATAL durch das Kompetenzzentrum Schulpsychologie Hessen (KSH) an der Goethe-Universität Frankfurt. Prof. Dr. Gerhard Büttner als wissenschaftlicher Leiter des KSH erhofft sich „eine große Resonanz seitens der Schulen auf Safe Place, um möglichst viele Klassen intensiv fördern und nachhaltige Erkenntnisse über die Wirksamkeit des Programms gewinnen zu können.“ Eine Teilnahme an Safe Place wird den hessischen Schulen ab dem Frühjahr 2022 ermöglicht.
Hintergrundinformation:
NATAL
(Israel Trauma Center for Victims of Terror and War) ist eine gemeinnützige
Organisation, deren Ziel es ist, in der Gesellschaft das Bewusstsein für
krisenbedingte Traumata zu schärfen. Das Resilienzförderprogramm Safe Place
wurde von NATAL entwickelt und vielfach in Israel eingesetzt. Ein
pandemiebezogener Einsatz von Safe Place erfolgte unter anderem in New
York. Durch die Kooperation mit NATAL kann Safe Place erstmalig in
Deutschland für Schülerinnen und Schüler insbesondere der Klassenstufen 4 bis 7
angeboten werden.
Kontakt:
Prof.
Dr. Gerhard Büttner, Institut für Psychologie, Leitung Kompetenzzentrum
Schulpsychologie Hessen, Goethe-Universität Frankfurt. Tel:
+49-(0)69/798-35347; buettner@paed.psych.uni-frankfurt.de
Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema Bewegung erschienen – Sportmediziner Michael Behringer erforscht die Ursachen von Muskelkrämpfen
Die meisten Menschen vertrauen bei Muskelkrämpfen auf Magnesium. Aber die wissenschaftliche Beweislage dafür ist dünn – und die Theorie, dass Krämpfe durch einen Elektrolytmangel entstehen, mehr als 100 Jahre alt. Sportmediziner Michael Behringer hat eine erstaunliche Entdeckung gemacht. Was helfen könnte im Kampf gegen den Krampf, darüber lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ zum Thema „bewegt“.
FRANKFURT. Sie
können selbst guttrainierten Sportlern einen Strich durch die Rechnung machen:
Wadenkrämpfe sind besonders bei Triathleten und Marathonläufern eine häufige
Plage, die schon manchen Sieg vereitelt hat. Aber nicht nur Sportler leiden
unter Krämpfen: Auch andere Menschen haben nachts häufige und äußerst
schmerzhafte Muskelkrämpfe, die sie schier zur Verzweiflung bringen. »Die
Kombination von Schmerz und Schlafmangel führt in schweren Fällen manchmal
sogar zu Suizidgedanken«, sagt Prof. Michael Behringer, Sportmediziner an der
Goethe-Universität.
Im Breitensport ist Magnesium das beliebteste Mittel gegen
Krämpfe, und das schon seit vielen Jahrzehnten. Doch die Evidenz dafür, dass
Magnesium Krämpfen vorbeugt oder sie lindert, ist laut einer Metaanalyse von 2020
äußerst gering. Michael Behringer und sein Team verfolgen eine andere
Strategie, die insbesondere bei starker Krampfneigung helfen könnte: Mit Hilfe
von elektrischer Stimulation wird der Muskel so trainiert, dass die
Krampfschwelle ansteigt. Näheres zur Krampfforschung an der Goethe-Universität
ist in der neuesten Ausgabe von Forschung Frankfurt, dem Wissenschaftsmagazin
der Goethe-Universität, nachzulesen.
In weiteren Beiträgen berichten Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler über ihre Forschungsprojekte zu verschiedenen Aspekten von
Bewegung, zum Beispiel wie sie Computern das Erkennen unterschiedlicher
Bewegungen wie „schneiden“ oder „winken“ beibringen, wie die
„Zappel-Philipp“-Krankheit ADHS auch noch Erwachsenen zu schaffen macht oder
wie sich in der Quantenphysik zwei Bewegungen überlagern, die jeweils nur mit
einer gewissen Wahrscheinlichkeit auftreten. Andere Beiträge wiederum gehen zum
Beispiel der Frage nach, wie die fast immer und überall verfügbaren Smartphones
das Medium Film verändern oder wie die Integration von Migranten durch
Sportvereine gefördert werden kann.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2021) kann von
Journalistinnen und Journalisten kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de.
Alle
Beiträge sind online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de
Ausstellungs-Präsentation von Götz Aly und Margit Berner an der Goethe-Universität zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
FRANKFURT. Erzwungene
Aufnahmen jüdischer Menschen stehen im Zentrum der diesjährigen Veranstaltung
zum Holocaust-Gedenktag
Donnerstag,
27. Januar, um 12 Uhr,
zu der das Fritz Bauer Institut und das Präsidium der Goethe-Universität wieder gemeinsam einladen – diesmal online.
Dr. Margit Berner, Kuratorin am Naturhistorischen Museum Wien,
entdeckte im Jahr 1997 im Archiv eine Schachtel mit 565 Porträtaufnahmen. Im
Stil von Fahndungsfotos sind darauf Menschen aus dem polnischen Tarnów zu sehen
kurz vor ihrer Deportation. Erstellt worden waren die Bilder im Auftrag von
Dora Kahlich-Körner und Elfriede Fliethmann, zweier Anthropologinnen. Die
Gesichter der Menschen, die die beiden Wissenschaftlerinnen im Dienste der
NS-Ideologie auch penibel vermaßen und katalogisierten, bringen vieles zum
Ausdruck, zumal Angst und Abscheu. Nur 26 der fotografierten Männer, Frauen und
Kinder haben den Holocaust überlebt.
Im Zuge umfangreicher Recherchen gelang es Margit Berner, die
Fotos namentlich zuzuordnen und die vielen Schicksale zu dokumentieren. Dabei
stieß sie auf eine Veröffentlichung von Götz Aly und Susanne Heim, „Vordenker
der Vernichtung“ von 1991. Darin spielen die beiden Anthropologinnen eine
Rolle. So entstand die Idee einer gemeinsamen Wanderausstellung. Unter dem Titel
„Der kalte Blick. Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów“
wurde zum einen das ehrgeizige Vorgehen der beiden Wissenschaftlerinnen
dokumentiert, zum anderen erzählt die Ausstellung vom Leben der Juden in Tarnów
vor 1939 und danach – als Beispiel für Verfolgung und Vernichtung unzähliger
jüdischer Gemeinden in dem von Deutschen beherrschten und terrorisierten Polen.
Derzeit ist die Ausstellung bis 18. April 2022 als Wiederaufnahme in der
Stiftung Topographie des Terrors zu sehen. Zum Ausstellungsteam gehörten
außerdem Dr. Stephanie Bohra (Stiftung Topographie des Terrors, Berlin) und Dr.
Ulrich Baumann (Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Berlin).
Am 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer des
Nationalsozialismus, werden die Wiener Kuratorin Dr. Margit Berner und der
Berliner Historiker Prof. Dr. Götz Aly die Ausstellung online präsentieren.
Seit 2011 kooperieren das Fritz Bauer Institut und das Präsidium
der Goethe-Universität, um gemeinsam einen Vortrag oder eine Vorlesung zum
Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz anzubieten. Referent
beim Auftakt 2011 war der Rechtshistoriker und Direktor des
Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte Prof. Michael Stolleis,
der 2021 verstorben ist.
„Die Goethe-Universität bleibt nicht zuletzt über ihren heutigen
Hauptstandort eng mit der Geschichte des Holocaust verbunden: Die IG Farben,
die hier ihren Sitz hatte, war ab 1942 über das Buna Werk in Auschwitz-Monowitz
verstrickt in die Verbrechen an Zehntausenden Zwangsarbeitern. Über ihre
Tochterfirma Degesch verdiente sie am Gas Zyklon B beträchtlich mit, das zur
fabrikmäßigen Tötung von Menschen beigetragen hat. Dieser Vergangenheit wollen
wir uns stellen, damit sie nicht in Vergessenheit gerät“, sagt Universitätspräsident
Prof. Enrico Schleiff.
Information: https://www.fritz-bauer-institut.de/veranstaltungen/veranstaltung/der-kalte-blick
Anmeldung zum Online-Vortrag per E-Mail an anmeldung@fritz-bauer-institut.de, Betreff: „27. Januar
2022“. Die Veranstaltung wird auch als Livestream auf YouTube gezeigt. Hierfür
ist keine Anmeldung notwendig. Link zum YouTube-Livestream: https://youtu.be/bmAyTMDHekQ
Publikation: Der kalte Blick – letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto
von Tarnów / The Cold Eye – Final Pictures of Jewish Families from the Tarnów
Ghetto. Begleitkatalog zur gleichnamigen Ausstellung (deutsch/englisch), Hg.
Naturhistorisches Museum Wien (vertreten durch: Dr. Katrin Vohland), Stiftung
Denkmal für die ermordeten Juden Europas (vertreten durch: Uwe Neumärker),
Stiftung Topographie des Terrors (vertreten durch: Dr. Andrea Riedle), Berlin
2020, 272 Seiten, ISBN 978-3-941772-48-9, Euro 18,-
Eine Illustration zum Download finden Sie unter: https://www.uni-frankfurt.de/111359703
(Montage
unter Verwendung eines Bildes vom Fotofund aus dem Naturhistorischen Museum
Wien „Tarnów Juden 1942“ und zeitgenössischen Messinstrumenten der
Anthropologie; Bildautor: Wolfgang Reichmann, Naturhistorisches Museum Wien)
Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema Bewegung erschienen – Tierökologe Thomas Müller erforscht scheinbar chaotisches Wanderverhalten von Wildtieren in der „Serengeti des Ostens“
Wenn sich Mongolische Gazellen an grünen Weideplätzen sammeln, können schon mal 100 000 Tiere zusammenkommen. Danach verstreuen sie sich in alle Winde. Warum das so ist und wie diese Tiere angesichts der boomende Wirtschaft der Mongolei geschützt werden können, erklärt der Tierökologe Thomas Müller in der aktuellen Ausgabe von Forschung Frankfurt. Unter dem Titel „bewegt“ fächert das Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität ein facettenreiches Spektrum von Forschungsprojekten, Einschätzungen und Analysen von Forscherinnen und Forschern der Goethe-Universität auf.
FRANKFURT. Noch
rund eine Million Gazellen bevölkern eine der letzten intakten Graslandschaften
der gemäßigten Zone: die Steppen der östlichen Mongolei. Wenn das Gras in
sattem Grün sprießt, sammeln sich riesige Gruppen der Tiere, um es abzuweiden –
und verschwinden danach wieder in der ungeheuren Weite der Landschaft. Prof. Thomas
Müller, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und
Goethe-Universität, untersucht mit seinem Team seit vielen Jahren das scheinbar
chaotische Wanderverhalten der Tiere, das weltweit einzigartig ist. Die Zeit
drängt, denn die wirtschaftliche Entwicklung in der Mongolei ist auf
Konfliktkurs mit diesen Wildtieren: Straßen, Eisenbahnlinien und
Ölförderanlagen dringen immer weiter in die Steppe vor. Hier müssen neue
Naturschutzkonzepte entwickelt werden, denn selbst die großen Schutzgebiete, die
die Mongolei in den vergangenen Jahren eingerichtet hat, werden dem Raumbedarf
der Tiere nicht gerecht: Im Laufe ihres Lebens nutzt eine Gazelle ein Gebiet
von der Größe Ungarns, schätzt Müller.
In weiteren Beiträgen der aktuellen Ausgabe von „Forschung
Frankfurt“ berichten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der
Goethe-Universität über ihre Forschungsprojekte zu verschiedenen Aspekten von
Bewegung, zum Beispiel wie sie Computern das Erkennen unterschiedlicher
Bewegungen wie „schneiden“ oder „winken“ beibringen, wie die
„Zappel-Philipp“-Krankheit ADHS auch noch Erwachsenen zu schaffen macht oder
wie sich in der Quantenphysik zwei Bewegungen überlagern, die jeweils nur mit
einer gewissen Wahrscheinlichkeit auftreten. Andere Beiträge wiederum gehen zum
Beispiel der Frage nach, wie die fast immer und überall verfügbaren Smartphones
das Medium Film verändern oder wie die Integration von Migranten durch
Sportvereine gefördert werden kann.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2021) kann von
Journalistinnen und Journalisten kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de.
Alle
Beiträge sind online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de
Frankfurter Forscher wird neuer Direktor von Instruct-ERIC
Mit
Beginn des Jahres hat das europäische Netzwerk der Forschungsinfrastruktur in der
Strukturbiologie, Instruct-ERIC, Professor Harald Schwalbe zu seinem neuen
Direktor ernannt. Er tritt damit die Nachfolge von Professor Sir David Stuart von
der Universität Oxford an.
OXFORD/FRANKFURT. Die integrierte Strukturbiologie hat in den letzten fünf Jahren ihre Innovationskraft unter Beweis gestellt. Als europaweit verteilte Forschungsinfrastruktur war Instruct-ERIC führend bei dieser technologischen Innovation. Die Großforschungseinrichtungen von Instruct-ERIC bieten die Zugang zu modernster strukturbiologischer Ausrüstung und Techniken.
Die COVID-19-Pandemie hat immer deutlicher gemacht, dass
koordinierte Forschung in der Strukturbiologie erforderlich ist, um die Evolution
des Virus und die Auswirkungen immer neuer Mutationen in besorgniserregenden
Varianten strukturell zu verstehen. Diese koordinierte Forschung wurde in den
Instruct-ERIC-Zentren und im Netzwerk Covid19-NMR durchgeführt und hat der
Impfstoffentwicklung und Arzneimittelforschung einen enormen Schub gegeben.
Jetzt übernimmt Prof. Harald Schwalbe von der Goethe-Universität
Frankfurt als neuer Instruct-ERIC-Direktor das Amt von Prof. Dr. David Stuart
von der Oxford University und der Synchrotron-Großforschungseinrichtung Diamond
Light Source.
David Stuart kommentierte: „Instruct-ERIC war führend beim
Übergang der Strukturbiologie in ein Gebiet, das routinemäßig tiefe Einblicke
von der Atomstruktur bis hin zu Zellfunktionen und Krankheiten liefert. Es war
ein Privileg, am Aufbau der Infrastruktur beteiligt gewesen zu sein und mit
führenden Wissenschaftlern aus ganz Europa zusammenzuarbeiten: Wir haben eine
Vision verwirklicht, die heute allgemein akzeptiert wird, aber vor mehr als
zehn Jahren weit hergeholt schien. In den kommenden zehn Jahren werden sich die
experimentellen Möglichkeiten grundlegend ändern, weil Computertechniken wie KI
und Deep Learning helfen werden, die Flut experimenteller Daten besser zu
verstehen. Ich freue mich, dass Harald Schwalbe die Leitung von Instruct ERIC
übernehmen wird, um diesen spannende Herausforderungen zu begegnen und die
Chancen zu nutzen.“
Harald Schwalbe meinte: „Es wird entscheidend sein, die
europäische Forschung in der Strukturbiologie zu stärken. In der
NMR-Spektroskopie stehen neue 1,2-Gigahertz-Geräte zur Verfügung, die die
Grenzen der Festkörper- und Flüssig-NMR-Spektroskopie ausweiten.
Technologiefortschritte für Einzelpartikel-Kryo-Elektronenmikroskopie- und Tomographie-Analysen
sind beeindruckend. Die Initiativen in der Strukturbiologie wirken sich nicht nur
in Europa aus, sondern auch global. Wir müssen den Zugang zu den Technologien
bereitstellen, um mit unserer Forschung schnell auf globale Herausforderungen
antworten zu können. Angesichts der Pandemie wird es wichtig sein, globale Forschungsanstrengungen zum Nutzen von
Grundlagen- und angewandter Forschung zu verknüpfen und schnell auf
unmittelbare Bedrohungen und Herausforderungen reagieren zu können. Ich bin
sehr dankbar, das Amt von Dave Stuart übernehmen zu dürfen. Dave hat den Weg
für eine koordinierte europäische Forschung in der Strukturbiologie geebnet.“
Professor Harald Schwalbe ist durch die Entwicklung von
NMR-Methoden und Pulssequenzen und deren Anwendungen auf sehr anspruchsvolle
und fundamentale Fragestellungen in Chemie und Biologie international bekannt.
Seine Beiträge zur NMR-Forschung haben das Verständnis zahlreicher biologischer
Prozesse entscheidend verbessert.
Instruct-ERIC ist
eine europaweit verteilte Forschungsinfrastruktur, die den Nutzern
High-End-Technologien und -Methoden der Strukturbiologie zur Verfügung stellt.
ERIC steht für European Research
Infrastructure Consortium und bezeichnet eine spezielle Rechtsform, die den
Aufbau und Betrieb von Forschungsinfrastrukturen mit europäischem Interesse auf
gemeinnütziger Basis ermöglicht. ERICs werden durch Mitgliedsländer finanziert
und von Vertretern der Mitgliedsländer geleitet. Instruct-ERIC besteht aus 15
Mitgliedsländern: Belgien, Tschechische Republik, EMBL, Finnland, Frankreich,
Israel, Italien, Lettland, Litauen, Niederlande, Portugal, Slowakei, Spanien
und Vereinigtes Königreich. Griechenland hat Beobachterstatus. Über seine
spezialisierten Forschungszentren in Europa finanziert und organisiert Instruct-ERIC
Forschungsaufenthalte, Schulungen, Praktika und F&E-Preise. Durch die
Förderung integrativer Methoden ermöglicht Instruct-ERIC exzellente
wissenschaftliche und technologische Entwicklung zum Nutzen aller
Lebenswissenschaftler. Mehr auf https://instruct-eric.org/
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/111177368
Bildtext: Prof. Dr. Harald
Schwalbe, Goethe-Universität Frankfurt (Foto: Jürgen Lecher für Goethe-Universität)
Studie untersucht, wie Fehlverhalten am Kapitalmarkt aufgedeckt werden kann
Die Studie “Who Is the Next 'Wolf of Wall Street'? Detection of Financial Intermediary Misconduct" hat den höchsten internationalen Publikationspreis im Bereich der Wirtschaftsinformatik erhalten. Bereits im Frühjahr 2021 war die Studie mit dem „Best Paper Award“ des renommierten „Journal of the Association for Information Systems“ ausgezeichnet worden.
FRANKFURT. Wie
vertrauenswürdig ist ein Broker oder Anlageberater? Das Autorenteam Jens
Lausen, Benjamin Clapham, Michael Siering und Peter Gomber der
Goethe-Universität hat in einer KI-Studie nachgewiesen, dass von Brokern und
Anlageberatern selbst veröffentlichte Informationen in beruflichen sozialen
Netzwerken dafür genutzt werden können, unseriöse Akteure zu identifizieren.
Dafür haben die Autoren, die gemeinsam an der Professur für e-Finance tätig
sind, den höchsten internationalen Publikationspreis im Bereich der
Wirtschaftsinformatik erhalten. Ihre Studie wurde von der Association for
Information Systems (AIS), dem Weltverband für Wirtschaftsinformatik, als eine
der vier besten Veröffentlichungen des Jahres 2020 ausgezeichnet. Der “AIS Best
Information Systems Publications Award" wird von hochrangigen Wissenschaftlern
seit 2006 jährlich an bis zu fünf Forschungsarbeiten als beste Publikationen im
Bereich Information Systems (IS) verliehen.
In ihrer Arbeit zeigen die Wissenschaftler um den
Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Peter Gomber, wie selbstveröffentlichte
Informationen von Finanzmarktintermediären in beruflichen sozialen Netzwerken,
etwa in LinkedIn oder Xing, genutzt werden können, um Fehlverhalten
aufzudecken. Dabei gehen die Wissenschaftler von der Annahme aus: Wenn
Broker und Anlageberater in berufsbezogenen sozialen Netzwerken ihr Profil
besonders aufpolieren, neigen sie auch im Berufsalltag eher zu betrügerischem
Verhalten.
Auf Basis dieser Informationen trainieren und evaluieren die
Forscher verschiedene Machine-Learning-Modelle zur Klassifizierung der Akteure.
Die Ergebnisse der Modelle ergeben ein klares Muster: Informationen in
beruflichen sozialen Netzwerken sind vor allem dann für die Klassifizierung von
fehlverhaltenden und nicht fehlverhaltenden Finanzintermediären von Bedeutung,
wenn sie durch Dritte bestätigt werden – vor allem durch Behörden, die
Informationen zum vergangenen Verhalten der Intermediäre offenlegen.
Informationen, die für die externe Verifizierung der Profilinformationen genutzt
werden können, können nämlich nur schwer manipuliert werden und sind somit
besonders aussagekräftig bzw. helfen, Unstimmigkeiten zwischen
Profilinformationen und behördlichen Informationen aufzudecken.
Das Ergebnis der Studie ist besonders für Investoren, Regulatoren
und Aufsichtsbehörden von Bedeutung: Sie können damit Betrugsfällen und anderem
Fehlverhalten – und damit auch finanziellen Schäden - vorbeugen.
Die Studie wurde bereits im Frühjahr 2021 mit dem Best Paper Award
des renommierten “Journal of the Association for Information Systems" (JAIS)
ausgezeichnet, in welchem die Studie veröffentlicht wurde.
Publikation: Jens Lausen, Benjamin
Clapham, Michael Siering, Peter Gomber (2020),
“Who Is the Next "Wolf of Wall Street"?
Detection of Financial Intermediary Misconduct". In: Journal of the Association
for Information Systems 21.5, pp. 1153–1190. https://aisel.aisnet.org/jais/vol21/iss5/7
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Peter Gomber
Professur für e-Finance
gomber@wiwi.uni-frankfurt.de
Dr.
Benjamin Clapham
clapham@wiwi.uni-frankfurt.de
Dr.
Jens Lausen
lausen@wiwi.uni-frankfurt.de
Dr.
Michael Siering
siering@wiwi.uni-frankfurt.de
Wissenschaftliche Hebammenausbildung startet im Sommersemester 2022/Bewerbung für dualen Studiengang ab sofort möglich
FRANKFURT. Mit einem Bachelorabschluss und gleichzeitig der staatlichen Zulassung zur Hebamme die Hochschule verlassen: Zum Sommersemester 2022 startet der duale Kooperationsstudiengang Hebammenwissenschaft der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) und der Goethe-Universität mit 30 Studienplätzen. Eine Bewerbung ist bis 15. Januar 2022 möglich. Die Studierenden schließen gleichzeitig Arbeitsverträge mit Kooperationskrankenhäusern ab. Zu den kooperierenden Praxispartnern zählen: Universitätsklinikum Frankfurt, Bürgerhospital Frankfurt, Klinikum Frankfurt Höchst, Sana Klinikum Offenbach, Klinikum Darmstadt und Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden. Das Bachelor-Studium setzt sich zur Hälfte aus theoriebasierter Lehre (Vorlesungen, Seminare und Skills-Lab) und aus Praxiseinsätzen in den Krankenhäusern zusammen. Der Studiengang schließt mit dem akademischen Grad Bachelor of Science (B.Sc.) und der staatlichen Zulassung zur Hebamme ab.
Der
achtsemestrige Studiengang wurde auf der Grundlage des im Jahr 2020 in Kraft
getretenen Gesetzes über das Studium und den Beruf von Hebammen -
Hebammengesetz (HebG) aufgebaut. Das Studium zielt darauf ab, Absolventinnen
und Absolventen in der Entwicklung ihrer professionellen Kompetenz als Hebammen
zu unterstützen, mit der sie in ihrer späteren beruflichen Praxis komplexe
Situationen bzw. Verläufe begleiten und personenzentrierend gestalten können.
Dabei werden hebammenwissenschaftliche Theorien und geburtshilfliche Praxis im
Studium verknüpft. Ziel des Bachelorstudiums ist die praktische berufliche
Tätigkeit als Hebamme und damit die eigenständige Leitung physiologischer
Geburten sowie die Begleitung werdender Familien.
Beide
Hochschulen wollen ihre Aktivitäten künftig in einem Zentrum für
Hebammenwissenschaft bündeln, um Synergien für ein vielfältiges Studienangebot
und spezifische Forschungsvorhaben zu schaffen. So wird eine hohe Qualität der
Hebammenausbildung und der geburtshilflichen Versorgung langfristig
sichergestellt.
Bewerbungsfrist
zum
Studienstart im Sommersemester 2022: 15.01.2022 (Bewerbungen werden zentral von
der Geschäftsstelle des Studiengangs entgegengenommen). Zum Wintersemester
2022/23 erfolgt die nächste Aufnahme Studierender für ebenfalls 30
Studienplätze. Ab 2023 wird der Studiengang jährlich 55 Studienplätze anbieten.
Weitere
Informationen
unter: https://www.frankfurt-university.de/ba-hebammenwissenschaft oder https://www.uni-frankfurt.de/105817318/Dualer_Studiengang_Hebammenwissenschaft__B_Sc
Kontakt
zur Studienfachberatung: Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich
4: Soziale Arbeit und Gesundheit, Friederike M. Hesse, Telefon: +49 69 1533
2697, E-Mail: hebammenwissenschaft@fb4.fra-uas.de
Goethe-Universität, Fachbereich 16/Hebammenwissenschaft, E-Mail: Dekanat.hebammen@kgu.de
Kryoelektronenmikroskopie und Computersimulationen des mitochondrialen Komplex I
Ein wichtiger Mechanismus, mit der die Zelle Energie gewinnt, ist die so genannte Atmungskette in den zelleigenen Kraftwerken (Mitochondrien). In einer neuen Studie haben Forscherinnen und Forscher der Goethe-Universität Frankfurt, des Max-Planck-Instituts für Biophysik und der Universität Helsinki eine hochaufgelöste Struktur eines zentralen Biomoleküls der Atmungskette, dem mitochondrialen Komplex I, bestimmt und seine Funktionsweise im Computer simuliert. Die Erkenntnisse helfen sowohl der Grundlagenforschung wie auch beim Verständnis bestimmter neuromuskulärer und neurodegenerativer Erkrankungen, die von Mitochondrien ausgehen.
FRANKFURT. Alle
Lebensprozesse erfordern eine ständige Versorgung mit Energie. In der Zelle
wird diese Energie hauptsächlich über das chemisch „aufgeladene“ Molekül ATP
zur Verfügung gestellt. Erzeugt werden die ATP-Energiepakete unter anderem in
spezialisierten kleinen Organen („Organellen“) der Zelle, den Mitochondrien.
Dort läuft die Energiegewinnung ähnlich ab wie in einem
Pumpspeicherkraftwerk: Über die Atmungskette werden Wasserstoffionen (Protonen
mit positiver Ladung) von einer Seite der inneren Mitochondrien-Membran auf die
andere gepumpt (sozusagen bergauf), sodass ein chemisches Konzentrationsgefälle
und eine elektrische Spannung entstehen. Entlang dieses elektrochemischen
Gradienten „fließen“ die Protonen „bergab“ durch eine Art Turbine, die für die
Zelle nutzbare Energie in Form von ATP erzeugt.
Eine der Protonenpumpen im ersten Schritt des Prozesses ist ein
großes, L-förmiges Biomolekül, der mitochondriale Komplex I (kurz: Komplex I).
Mit seinem waagerechten Arm ist das L in der Membran verankert. Am senkrechten
Arm des L bindet er das Elektronenträgermolekül NADH, das aus der
Verstoffwechselung beispielsweise von Zucker stammt. Komplex I katalysiert die
Übertragung von Elektronen von NADH auf Ubichinon (Q10) und die in dieser
Reaktion freiwerdende Energie wird zum Antrieb der Protonenpumpe genutzt.
Dem Forscherteam der Goethe-Universität Frankfurt und des
Max-Planck-Instituts für Biophysik in Frankfurt ist es gelungen, die
3D-Struktur von Komplex I über hochauflösende Bildgebungsverfahren
(Kryoelektronenmikroskopie) exakt zu vermessen und abzuleiten, auf welchen
Wegen die Protonen innerhalb des Komplex I transportiert werden. Hierbei
spielen, so konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen,
Wassermoleküle in der Proteinstruktur eine wichtige Rolle.
Die hochaufgelösten Strukturdaten ermöglichten umfangreiche
Computersimulationen durch Kolleginnen und Kollegen der Universität Helsinki,
die zeigten, wie sich die Pumpe während des Protonentransports wahrscheinlich
bewegt.
Dr. Janet Vonck vom Max-Planck-Instituts für Biophysik erklärt:
„Unsere Studie gibt neue Einblicke in die Funktionsweise einer molekularen
Maschine der biologischen Energieumwandlung.“ Prof. Volker Zickermann vom
Institut für Biochemie II der Goethe-Universität Frankfurt meint: „Dieses
Wissen kann dazu beitragen bestimmte mitochondriale Krankheiten wie zum
Beispiel die Augenkrankheit Lebersche hereditäre Optikusneuropathie besser zu
verstehen.“
Publikation: Kristian Parey, Jonathan Lasham, Deryck J. Mills, Amina Djurabekova, Outi Haapanen, Etienne Galemou Yoga, Hao Xie, Werner Kühlbrandt, Vivek Sharma, Janet Vonck, Volker Zickermann: High-resolution structure and dynamics of mitochondrial complex I—Insights into the proton pumping mechanism. Sci Adv. 2021 Nov 12;7(46) https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abj3221
Bilder zum
Download: https://www.uni-frankfurt.de/109657054
Bildtext: Fast wie ein Stiefel: Die L-förmige Struktur des mitochondrialen
Komplex I bei einer Auflösung von 2,1 Ångström (0,00000021 Millimeter),
aufgenommen mit einem Kryoelektronenmikroskop. Bild: Janet Vonck, MPI für
Biophysik
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Volker Zickermann
Institut für Biochemie II
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798-29575
zickermann@med.uni-frankfurt.de
Dr. Janet
Vonck
Max-Planck-Institut
für Biophysik, Frankfurt am Main
Tel. +49
(0)69 6303-3004
janet.vonck@biophys.mpg.de
Absichtserklärung heute in Frankfurt und Israel unterzeichnet – Unipräsident Schleiff: „Start in eine noch intensivere Zusammenarbeit“
Die Tel Aviv University und die Goethe-Universität Frankfurt wollen künftig noch enger miteinander kooperieren. Heute Vormittag ist im Rahmen einer hochkarätig besetzten Zoom-Runde eine Absichtserklärung unterzeichnet worden, die auf die Gründung eines gemeinsamen Forschungszentrums für religiöse Studien und interreligiöse Dynamiken abzielt.
FRANKFURT. Seit
1984 bereits besteht zwischen den beiden Hochschulen eine strategische
Partnerschaft, die beiden Städte sind sogar schon seit 1980 freundschaftlich verbunden.
Nun wollen die Tel Aviv University und die Goethe-Universität Frankfurt ihre
Beziehungen noch weiter intensivieren – und das erste deutsch-israelische
Forschungsinstitut gründen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beider
Universitäten vor allem aus den Geschichts- und Religionswissenschaften
arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder zusammen – insbesondere die
Martin-Buber-Professur am Fachbereich Evangelische Theologie unterhält
intensive Kontakte nach Israel. Das neu gegründete Buber-Rosenzweig-Institut
für moderne und zeitgenössische jüdische Geistes- und Kulturgeschichte und das
Center for Religious and Interreligious Studies an der Tel Aviv University sind
eng miteinander vernetzt in Form gemeinsamer Workshops und Tagungen.
Der Fokus des neuen Zentrums soll auf interdisziplinärer Forschung
in religiösen und interreligiösen Studien liegen mit einem Schwerpunkt auf
Judentum, Christentum und Islam. Außer den Theologien, der
Religionswissenschaft, der Judaistik und den Islamischen Studien werden noch
weitere Fächer beteiligt sein, darunter die Geschichte, die Philosophie, die
Wissenschaftsphilosophie und die Politologie. Mögliche Forschungsthemen sind im
Bereich multikulturelle Gesellschaften, religiöse Konflikte, Migration,
Fundamentalismus und interreligiöser Dialog denkbar. Finanziert werden soll das
neue Zentrum für die nächsten 3,5 Jahre mit jährlich 50.000 Euro von der
Goethe-Universität und jährlich 20.000 Euro von der Tel Aviv University,
insbesondere für Summerschools.
Das neue Zentrum soll von einem gemeinsamen Direktorium geleitet
werden und sowohl erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch
Forschende am Beginn ihrer Karriere miteinander verbinden. Geplant sind zudem
gemeinsame Lehrveranstaltungen ab dem Sommersemester 2022 und die Schaffung
eines gemeinsamen englischsprachigen Masterstudiengangs. Der Initiator des
Forschungszentrums, Prof. Christian Wiese, Inhaber der Martin-Buber-Professur
an der Goethe-Universität und Direktor des Buber-Rosenzweig-Instituts, setzt
große Hoffnungen auf die Zusammenarbeit: „Im Rahmen der deutsch-israelischen
Wissenschaftsbeziehungen und der engen Verbindung zwischen den Städten
Frankfurt und Tel Aviv entsteht hier etwas ganz Besonderes – ein
internationaler Forschungsschwerpunkt im Bereich der interdisziplinären
Religionsforschung, der in historischer Perspektive und gegenwartsbezogen
Themen in den Blick nimmt, die beide Gesellschaften, die deutsche wie die
israelische, auf jeweils unterschiedliche Weise herausfordern“.
Die Vertragsunterzeichnung fand heute in Tel Aviv in Gegenwart der
deutschen Botschafterin in Israel, Dr. Susanne Wasum-Rainer, statt. Wegen der
Pandemie waren die Frankfurter Beteiligten per Zoom zugeschaltet. Professor
Ariel Porat, Präsident der Tel Aviv Universität, leitete die Sitzung auf
israelischer Seite.
Prof. Enrico Schleiff, Präsident der
Goethe-Universität:
„Worauf wir uns heute einigen, ist meines Wissens zumindest in den
Geisteswissenschaften in Deutschland ohne Beispiel: nicht nur eine formale
Kooperation zwischen einer deutschen und einer israelischen Universität,
sondern die Entwicklung eines gut sichtbaren, gemeinsamen,
institutionalisierten, internationalen Forschungszentrums,
abteilungsübergreifend auf beiden Seiten, in einem für die deutsche und die
israelische Gesellschaft relevanteste Forschungsgebiet: Geschichte und aktuelle
Herausforderungen religiöser Vielfalt, Differenz und Konflikt in
pluralistischen Gesellschaften. Es wird Fragen zum interreligiösen Dialog in
den Blick nehmen, aber auch Themen wie Fundamenalismus und Konflikt, aber auch
das reiche kulturelle Erbe und das Potenzial religiöser Traditionen. Dieses
Zentrum ist der Start in eine noch intensivere Zusammenarbeit.“
Dr. Susanne Wasum-Rainer, Deutsche Botschafterin in
Israel:
„Akademischer Austausch und Kooperation sind nicht nur eine
konstitutive Säule der deutsch-israelischen Beziehungen. Sie sind auch ein
Beitrag zur Stärkung von Forschung und wissenschaftlichem Fortschritt als
globalem Unterfangen, sowohl in den Natur- als auch in den
Geisteswissenschaften. Mit der Willenserklärung zur Gründung eines gemeinsamen
Zentrums zur Erforschung religiöser und interreligiöser Dynamiken widmen sich
die Goethe-Universität Frankfurt am Main und die Universität Tel Aviv einer der
drängenden Fragen unserer Zeit, der Rolle religiöser Gemeinschaften in einer
sich wandelnden und konfliktreichen Welt.“
Prof. Menachem Fisch, Mitinitiator an der Tel Aviv
Universität:
„Ich freue mich sehr, Teil der Gründung eines in dieser Art so
einzigartigen Zentrums zu sein, eines Zentrums für das Studium der
monotheistischen Glaubensrichtungen und ihrer wechselseitigen Entwicklung. Dies
ist eine würdige Initiative und ein weiterer Baustein in der akademischen
Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern."
Uwe Becker, Präsident der deutschen Freunde der Tel
Aviv Universität:
„Diese Absichtserklärung markiert einen neuen Meilenstein in der
besonderen Beziehung zwischen den beiden Universitäten und ist eine weitere
Brücke der Verständigung zwischen Frankfurt und Tel Aviv. Das neue Zentrum wird
sicherlich zu einem besseren interreligiösen Dialog aus verschiedenen
Blickwinkeln beitragen. Ich bin stolz, dass wir mit dem Start des neuen
Deutschen Freundschaftsfonds auch Studierenden helfen werden, an dieser
deutsch-israelischen Erfahrung teilzuhaben und von den Aktivitäten des
Deutschen Fördervereins der Universität Tel Aviv zu profitieren.“
Prof. Milette Shamir, Vizepräsidentin
(Internationales) der Tel Aviv University:
„Die Universität Tel Aviv verfügt über ein breites Netzwerk der
Zusammenarbeit mit deutschen Universitäten, mehr als mit jedem anderen Land in
Europa. Diese Zusammenarbeit umfasst Hunderte von gemeinsamen
Forschungsprojekten sowie Hunderte von deutschen Studenten, die jedes Jahr auf
unseren Campus kommen. Das gemeinsame Zentrum erweitert diese
Zusammenarbeit in eine wichtige neue Richtung und stärkt unsere bestehende
Partnerschaft mit der Goethe-Universität Frankfurt, einer der führenden
Universitäten in Deutschland. Wir hoffen, dass GU und TAU in naher Zukunft die
Zusammenarbeit auf mehrere andere Bereiche mit gemeinsamer Stärke ausweiten
werden."
Ein Bild zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/110103728
Bildtext:
Goethe-Universität
und Tel Aviv University wollen gemeinsam ein Forschungszentrum für religiöse
Studien und interreligiöse Dynamiken gründen. Die Absichtserklärung wurde in
großer Runde unterzeichnet, Uni-Präsident Prof. Schleiff (links) und Prof.
Wiese waren per Video zugeschaltet. (Foto: Uwe Dettmar)
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Christian Wiese
Martin-Buber-Professur
für Jüdische Religionsphilosophie
Fachbereich Evangelische Theologie
Goethe-Universität
Telefon 069 798-33313
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Auch Angehörige von Polizei, Nachbarhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Frankfurt erhalten Impfangebote
FRANKFURT. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Goethe-Universität sowie Studierende ab dem 30. Lebensjahr können auf dem Campus Westend bereits seit einigen Tagen eine Erst-, Zweit- oder Boosterimpfung erhalten.
Nun hat die Universität ihr Impfangebot auf weitere Gruppen der
Stadt ausgedehnt: Auf dem Campus impfen oder boostern lassen können sich nun
auch Angehörige der Frankfurter Polizei, von außeruniversitären
Forschungsinstituten, der Frankfurt University of Applied Sciences, der
Frankfurt School of Finance & Management sowie Familien und Freunde von
Universitätsangehörigen. Eine Impfung im Seminarpavillon am Campus Westend,
Stralsunder Straße 36, ist derzeit bis zum 22. Dezember möglich; eine
Verlängerung ist geplant.
„Wir gehen zurück in die
Präsenz – ein unmittelbares Miteinander braucht aber Sicherheit, und die kann
nur durch Impfungen erreicht werden können“, begründet Universitätspräsident
Enrico Schleiff den Schritt in die außeruniversitäre Öffentlichkeit. „Als eine
medizinführende Universität sind wir nicht nur an vorderster Front in der
Gesundheitsversorgung und Coronaforschung aktiv: Wir haben auch die Kapazität
zu impfen und zu boostern – also wollen wir die Impfung möglichst vielen
zukommen lassen. Dafür danke ich dem Direktor des Instituts für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin
und Umweltmedizin, Professor David Groneberg, und seinem Team besonders
herzlich.“
Sobald ausreichend BionTech-Impfstoff zur Verfügung stehen wird,
mit dem auch jüngere Menschen geimpft werden können, will die Universität
weitere Studierende in die Impfkampagne miteinbeziehen. Die Alterseinschränkung
ergibt sich aufgrund der STIKO-Vorgaben bezüglich des verwendeten
mRNA-Impfstoffs Moderna.
Im September hatte die Goethe-Universität eine
öffentlichkeitswirksame Plakatkampagne für das Impfen in der Stadt initiiert.
„In unserer Gesundheitsversorgung am Universitätsklinikum erleben wir täglich
die möglichen schweren Folgen der Corona-Krankheit“, sagt Universitätspräsident
Schleiff. „Wir sahen und sehen es deshalb als unsere Pflicht an, in der
Öffentlichkeit für das Impfen zu werben.“
Die Impfung ist kostenfrei. Im Falle einer Boosterimpfung
müssen seit der Zweitimpfung fünf Monate vergangen sein. Eine Anmeldung zur
Impfung ist erforderlich. Termine können unter dem folgenden Link gebucht
werden: https://goethe-termine.as.me
Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/110064052
Bildtext: Auf dem Campus Westend können sich Universitätsangehörige und
Mitarbeiter weiterer Frankfurter Einrichtungen impfen lassen (Foto: Peter
Kiefer/Goethe-Universität)
Weitere Informationen
Terminvereinbarung
unter dem Link https://goethe-termine.as.me
Corona-Impfambulanz
Seminarpavillon am Campus Westend
Erdgeschoss
rechts
Stralsunder
Straße 36
60323
Frankfurt
Wissenschaftler der Goethe-Universität untersuchen, inwiefern Emotionen essentiell für biologische und künstliche Intelligenzen sind
Gefühle spielen in unserem Leben eine große Rolle. Doch warum gibt es sie? Sind Emotionen eine Laune der Natur, oder war ihre Entstehung aus evolutionärer Sicht unausweichlich? Prof. Claudius Gros vom Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität gibt in einer neuen Studie eine eindeutige Antwort.
FRANKFURT. Von
ihrer Funktion her sind Emotionen abstrakte Kriterien, mit deren Hilfe selbst
unterschiedliche Tätigkeiten vergleichend bewertet, und damit Ziele und
Aufgaben effizient ausgewählt werden können – so das Ergebnis der Studie von
Prof. Claudius Gros, die seit heute online zu lesen ist.
Evolutionär ist alles vorteilhaft, was die Anzahl an Nachkommen
erhöht. Wenn Verhaltensweisen nicht direkt genetisch gesteuert werden, also
nicht durch Instinkte, muss ein Lebewesen in der Lage sein, die Folgen seines
Handelns zu berechnen, bzw. zu prognostizieren. Die Realität ist jedoch komplex
und damit chaotisch („Schmetterlingseffekt“). Daher können Auswirkungen
prinzipiell nur begrenzt berechnet werden, was im Fall sozial organisierter
Lebewesen nochmals schwieriger ist: In einer Gemeinschaft muss das Individuum
zusätzlich die Absichten der Anderen ausfindig machen. In diesem Zusammenhang
wurde die „Theorie des sozialen Gehirns“ formuliert, der zufolge sich das das
menschliche Gehirn vor allem deshalb so rasch entwickelt hat, weil es vor der
Aufgabe stand, die Komplexität des sozialen Kontexts zu bewältigen.
Kognitive Fähigkeiten, also Intelligenz, erweitern die Palette der
Handlungsoptionen. Vom maschinellen Lernen wissen wir, dass die rechnerischen
Anforderungen mit der Komplexität der Problemstellung überaus schnell
ansteigen. Um Entscheidungen zu treffen, benötigen Lebewesen mit komplexen
Handlungsoptionen daher einen Mechanismus, der die rechnerischen, d.h. die
kognitiven Anforderungen deutlich reduziert. Das ist es, was Emotionen
ermöglichen.
Sehr unterschiedliche Tätigkeiten können ein und dasselbe Gefühl
auslösen – zum Beispiel Langeweile, Aufregung, Befriedigung. So kann es genauso
befriedigend sein, mit Freunden zu Essen, wie Geige zu spielen oder durch den
Ärmelkanal zu schwimmen. Nach materiellen Kriterien ließen sich diese
Tätigkeiten kaum auf einen Nenner bringen, etwa danach, wie viel Geld dabei
herauskommt. Funktional entsprechen Emotionen folglich abstrakten
Bewertungskriterien, auch wenn sie als Empfindungen höchst real sein können.
Individuen, die über emotionale Entscheidungsmechanismen verfügen, versuchen
ihre Tätigkeiten so auszuwählen, dass diese im Mittel mit ihrem „Charakter“ im
Einklang sind. Dabei ist der Charakter mathematisch als eine Menge von
Präferenzen definiert: Wie häufig strebt jemand – relativ gesehen – eher
bequeme, spannende oder produktive Tätigkeiten an?
Uns ist in der Regel nicht bewusst, wie viele biochemische Prozesse
beständig in unserem Gehirn ablaufen. Die biologischen Grundlagen von Emotionen
(die ‚neuronalen Korrelate') können wir dagegen in der Form von Gefühlen
wahrnehmen. Interessanterweise sind die dafür notwendigen neurobiologischen
Strukturen phylogenetisch jung, d.h. erst bei höheren Affen voll ausgebildet.
Diese Strukturen erlauben es, Emotionen ihrerseits kognitiv zu regulieren, und
somit den kognitiv-emotionalen Regelkreis zu schließen. Im umgekehrten Fall,
also wenn uns die Evolution keine Gefühle mitgegeben hätte, könnten wir unsere
Emotionen, also die entsprechenden Gehirnprozesse, nicht regulieren. Das würde
der wissenschaftlichen Definition von „Zombies“ durch die beiden
Neurowissenschaftler Christof Koch and Francis Crick entsprechen. Diese kann man
als denkfähigen Wesen ansehen, die Triebe haben, diese aber nicht kontrollieren
können, da sie sich ihrer nicht bewusst sind.
Ein emotionales Kontrollsystem ist nicht nur für Menschen und
hochentwickelte nicht-menschliche Tiere von essentieller Bedeutung, sondern
auch für potentielle künstliche Intelligenzen. Synthetische und biologische
Emotionen müssen funktional äquivalente Rollen erfüllen, wogegen sie sich
hinsichtlich der spezifischen Ausprägungen unterscheiden können.
Roboter-Emotionen werden sich nicht – wie in vielen Filmen dargestellt –
sekundär entwickeln. Synthetische Emotionen sind vielmehr eine unabdingbare
Voraussetzung für eigenständig agierende universelle Intelligenzen, sofern es
diese jemals geben sollte.
Publikation: Claudius Gros, „Emotions as abstract
evaluation criteria in biological and artificial intelligences“, Frontiers In
Computational Neuroscience Vol. 15, 177 (2021)
https://www.frontiersin.org/article/10.3389/fncom.2021.726247
Psychologen der Goethe-Universität wollen helfendes Verhalten messbar machen
Wer anderen hilft, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, handelt altruistisch. Inwieweit und warum sind Menschen bereit, etwas zu tun, das anderen mehr nützt als ihnen selbst? Diese Frage beschäftigt zahlreiche wissenschaftliche Fachrichtungen. Psychologen der Goethe-Universität haben nun algorithmisch einen Fragebogen entwickelt, der altruistisches Verhalten messen soll.
FRANKFURT. Jesus, Mutter
Teresa oder Mahatma Gandhi – sie gelten als Inbegriff des altruistisch
handelnden Menschen, der das Wohl der Anderen über sein eigenes Wohl stellt.
Koste es, was es wolle. Systemtheoretisch betrachtet können solche persönlich
nachteiligen Handlungen enorme Auswirkungen haben. Evolutionstheorien etwa
sehen in altruistischem Verhalten langfristig einen Mechanismus der
Gruppenselektion. Auch für das Funktionieren moderner Gesellschaften ist es
unerlässlich, einander zu helfen, gerade angesichts globaler Bedrohungen. Wie
ließe sich dem Klimawandel oder Massenmigration anders begegnen als durch
altruistisches Handeln – ein Handeln, das zukünftige Generationen und
unbekannte Fremde im Blick hat?
In
welchen Situationen und warum Menschen und menschliche Gruppen altruistisch
handeln, wird von verschiedenen wissenschaftlichen Fachrichtungen – von der
Biologie über die Anthropologie bis zur Ökonomie - erforscht. Dazu werden oft
ökonomische Spiele eingesetzt, die als direkte Probe des interessierenden
Verhaltens gelten. Im „Diktatorspiel“ beispielsweise gibt ein Spieler einem
Mitspieler aus freien Stücken einen selbstgewählten Anteil eines geschenkten
Guthabens ab. Ein solcher Akt des Abgebens von Ressourcen (sei es Geld oder
Energie, Information, Blut, Organe…) liegt letztlich jeder Form des
Hilfeverhaltens zugrunde. Die Fachliteratur spricht auch von „altruistischem
Belohnen“.
Demgegenüber
besteht „altruistisches Bestrafen“ in ökonomischen Spielen darin, Kosten auf
sich zu nehmen, um unfairen oder unkooperativen Mitspielern deren erzielte
Gewinne zumindest teilweise wieder abzunehmen. Auch jenes Verhalten ist
altruistisch, insofern die bestrafende Person freiwillig Kosten auf sich nimmt,
um Trittbrettfahrer zu läutern und für die Zukunft zu warnen. Davon profitiert
die gesamte Gruppe. In der Realität moderner Gesellschaften wird altruistisches
Bestrafen oft koordiniert oder institutionalisiert (z.B. bei der
Steuerfahndung).
Studien
mit ökonomischen Spielen sind extrem aufschlussreich in Bezug auf belohnenden
und bestrafenden Altruismus, basieren jedoch auf relativ teuren und aufwändigen
Versuchsanordnungen. Sie erfordern die Bereitstellung von Geld, die
Koordination mehrerer Mitspielenden (die einander in der Regel nicht kennen
dürfen), und sie erlauben nur bedingte experimentelle Kontrolle und/oder müssen
mit unvollständiger Aufklärung arbeiten (Täuschung).
Aus
diesem Grund hat die Psychologin Prof. Dr. Sabine Windmann gemeinsam mit ihren
Koautor*innen an der Goethe-Universität ein Messinstrument konzipiert, das die
beschriebenen Komponenten des Altruismus im Selbstbericht erfasst. Es
handelt sich um eine Skala, die Aussagen enthält wie: „Trotz der Kosten für
mich unterstütze ich auch mir unbekannte Personen“ (für Hilfeverhalten) und
„Ich beobachte genau, ob sich jemand im Team daneben benimmt“ (für
Altruistisches Bestrafen). Die Aussagen wurden aus einem großen Aussagen-Pool
von einem Algorithmus ausgewählt, der spezifisch für Itemauswahl und
Skalenkonstruktion von Juniorprofessor Dr. Martin Schultze, ebenfalls am
Institut für Psychologie der Goethe-Universität, entwickelt wurde. Er basiert
auf der bewährten Ant Colony Otimization, und erlaubt es verschiedene
Qualitätskriterien des Instruments gleichzeitig zu optimieren. „Das ist
extrem gut gelungen“, erläutert Sabine Windmann. „Die Gütekennwerte der Skala
sind beeindruckend und haben klassische Verfahren der Skalenkonstruktion
deutlich übertroffen“.
Interessanterweise
erfasst die Skala noch eine dritte Facette des Altruismus, die in der
verhaltensökonomischen und biologischen Literatur bislang unbekannt ist: die
Moralische Courage, kurz MC. Hier geht es darum, in proaktiver Weise
ethisch-moralische Werte zu vertreten trotz erwartbarer sozialer Bedrohungen,
beispielsweise entgegen einem Macht- oder Autoritätsgefälle. Edward Snowden
oder Greta Thunberg sind hierfür prototypische Beispiele. Diesen Personen geht
es nicht darum, andere Menschen oder Gruppen zu belohnen oder zu bestrafen in
Reaktion auf konkrete soziale Ereignisse oder Beobachtungen. Sondern sie
möchten – grundsätzlich und langfristig – die geltenden Regeln der
Ressourcenverteilung ändern; Windmann spricht von den „Kontingenzen“. Um dies
zu erreichen, nehmen Personen mit Moralischer Courage unkalkulierbare physische
und psychische Gefahren in Kauf einschließlich sozialer Ächtung und
Ostrazismus, also Ausschluss durch die Gruppe. „Hohe MC-Personen sind Change
Agents. Sie drängen nicht auf die Einhaltung, sondern auf die Veränderung
sozialer Normen“, sagt Windmann. Selbsteinschätzungen zu Aussagen wie „Wichtige
Veränderungen für alle versuche ich auch gegen den erklärten Widerstand der
Allgemeinheit durchzusetzen“ oder „Ich hinterfrage offen die Entscheidungen von
Autoritäten oder Vorgesetzten“ bilden diese Neigung ab.
Somit
steht ein Fragebogen zur Verfügung, der drei konzeptuell und empirisch
unterscheidbare Facetten altruistischer Verhaltenstendenzen in wenigen Minuten
erfasst, und der sich – zunächst im deutschen Sprachraum – als Alternative zu
ökonomischen Spielen einsetzen lässt. Dass der Fragebogen aussagekräftig ist,
wurde in ersten Validierungsstudien bestätigt: Die Subskalen weisen die zu
erwartenden Korrelationen auf sowohl mit ökonomischen Spielen als auch mit
etablierten anderen psychologischen Instrumenten.
Als
nächsten Schritt plant die Arbeitsgruppe um Sabine Windmann mit der Psychologie-Doktorandin Lucie Binder analoge
Skalen-Konstruktionen in anderen Ländern, allen voran USA und China. „Das ist
nicht ganz trivial. Wir können nicht einfach die Aussagen des Fragebogens
übersetzen und dann annehmen, dass sie dort dasselbe messen wie hierzulande.“
Weiterhin werden derzeit unterschiedliche Studierenden- und Berufsgruppen
untersucht. Dies überprüft einerseits die mehrdimensionale Konzeption der Skala
und ermöglicht andererseits, deren Vorhersagewert für die Berufseignung zu
ermitteln. „Hohe Bereitschaft zum Hilfeverhalten brauchen wir beispielsweise in
pflegerischen Berufen; hohe Moralische Courage erwarten wir in
Führungspositionen und in künstlerischen Berufen, beispielsweise bei
Satirikern“, erläutert Sabine Windmann. Altruistische Bestrafung werde vor
allem von kohärenten und stark zielgebundenen Gruppen praktiziert wie Militärs
– oder auch in Sekten. „In extremer Ausprägung ist keine der Facetten harmlos
oder alltäglich, aber interessant ist, dass die drei in unterschiedlicher Weise
sozial erwünscht sind und aus diesem Grund differentiell auf die Akteure
rückwirken“. So sei gut belegt, dass sich (moderates) Hilfeverhalten positiv
auswirke auf soziale Beziehungen, subjektives Wohlergehen und sogar die eigene
Gesundheit. Aber wie verhält sich dies mit den beiden konfrontativen
Komponenten? „Diese erzeugen zunächst einmal Konflikt und Stress“, erläutert
die Professorin. „Doch was wäre die Gemeinschaft ohne sie? Die Egoisten könnten
die Hilfsbereiten ausnutzen.“
Aus
diesem Grund tritt Sabine Windmann dafür ein, Altruismus nicht allein mit
Hilfeverhalten gleichzusetzen. Dieses entfalte seine volle gesellschaftliche
Wirkung erst im Verbund mit Altruistischer Bestrafung und Moralischer Courage.
„Nur mit allen dreien gemeinsam sind wir stark.“
Publikation: Sabine Windmann, Lucie Binder, Martin Schultze: Constructing the Facets ofAltruistic Behaviors (FAB) Scale | Social Psychology (hogrefe.com)
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Sabine Windmann
Institut für Psychologie
Goethe-Universität
E-Mail: s.windmann@psych.uni-frankfurt.de