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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Apr 19 2018
15:18

Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) zeigen, dass sich nach einer Verletzung einzelne Zellen der innersten Schicht von Blutgefäßen stark vermehren und damit wesentlich zur Bildung neuer Blutgefäße beitragen.

Neue Einblicke in das Wachstum von Blutgefäßen

FRANKFURT. Wie neue Blutgefäße bei Säugern entstehen, zum Beispiel während der Entwicklung oder nach einer Verletzung, war bisher nicht genau bekannt. Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) konnten nun Licht in diesen Prozess bringen. Sie zeigten, dass sich nach einer Verletzung einzelne Zellen der innersten Schicht von Blutgefäßen stark vermehren und damit wesentlich zur Bildung neuer Blutgefäße beitragen.

Im lebenden Organismus – und zumal noch im Herzen – zu beobachten, wie sich neue Blutgefäße bilden, ist im Säugetier nicht möglich. Deshalb sieht man immer nur Endpunkte, also, dass sich neue Adern gebildet haben und aus welchen Zellen sie bestehen. Über den eigentlichen Prozess der Gefäßneubildung weiß man bisher jedoch nur wenig. Dabei könnte dieses Wissen dazu beitragen, Gewebeschäden, die zum Beispiel bei Diabetikern oder nach einem Herzinfarkt durch Mangeldurchblutung entstehen, zukünftig einmal zu beheben.

DZHK-Wissenschaftlerin Professor Dr. Stefanie Dimmeler und ihre Kollegen am Institut für kardiovaskuläre Regeneration der Goethe-Universität Frankfurt haben deshalb das Schicksal einzelner Zellen der innersten Gefäßschicht, der Endothelzellen, während der Entwicklung und nach Gewebeschädigungen in sogenannten Confetti-Mäusen untersucht. In diesen Tieren können die Wissenschaftler mithilfe fluoreszierender Proteine bestimmte Zelltypen markieren und voneinander unterscheiden. In den verwendeten Mäusen fluoreszierten ausschließlich Endothelzellen in drei unterschiedlichen Farben. Da die Fluoreszenz auch erhalten bleibt, wenn die Zellen sich teilen, kann man so einzelne Endothelzellen und ihre „Nachkommen“ verfolgen. Damit wollten die Wissenschaftler die Frage klären, ob die Zellteilung bei der Neubildung von Blutgefäßen, wie von Zebrafischen bekannt, eher zufällig erfolgt oder ob sich bestimmte Zellen immer wieder teilen und daraus die neuen Gefäße hervorgehen.

Nach Herzinfarkt findet klonale Expansion statt

In geschädigtem Herzgewebe nach einem Herzinfarkt konnten die Forscher beobachten, dass sich bestimmte Zellen sehr häufig geteilt hatten. Diese als klonale Expansion bezeichnete Zellteilung konnten sie auch in durch Mangeldurchblutung geschädigtem Gewebe der Skelettmuskulatur feststellen. Dafür analysierten die Wissenschaftler die Fluoreszenz der Endothelzellen in Gewebeschnitten der verletzten Bereiche. Mit 30 bis 50 Prozent war der Anteil der klonal expandierenden Zellen für die Forscher überraschend hoch. „Aber eventuell unterschätzen wir den Anteil der beobachteten klonalen Expansion sogar noch“, vermutet Dimmeler. „Denn wir haben ja keine dreidimensionale Analyse durchgeführt, sondern die leuchtenden Zellen in zweidimensionalen Gewebeschnitten bestimmt.“ Weitere Experimente zeigten außerdem, dass die durch klonale Expansion gebildeten Gefäße auch durchblutet werden und damit funktionsfähig sind.

In neugeborenen Mäusen konnten die DZHK-Wissenschaftlerin und ihr Team bei der Gefäßneubildung in der Netzhaut hingegen keine klonale Expansion feststellen. Während der normalen Entwicklung scheint das Wachstum der Blutgefäße daher auf der zufälligen Vermehrung und Integration von Zellen zu beruhen. Dieses Ergebnis stimmt mit den Beobachtungen in Zebrafischen überein, bei denen auch das sogenannte „cell mixing“ die Gefäßneubildung während der Entwicklung bestimmt.

Profiling der Zellen

Die Forscher wollten die teilungsaktiven Zellen näher charakterisieren und analysierten deshalb in einzelnen der klonal expandierten Endothelzellen, welche Gene in ihnen abgelesen werden. „Überraschenderweise haben wir sehr viele Genprodukte gefunden, die typisch für den Übergang von einer Endothel- zu einer Mesenchymalzelle sind“, erzählt Dimmeler. Diese als EndMT-Prozess bezeichnete Umwandlung ist an vielen krankhaften Prozessen beteiligt, zum Beispiel der Narbenbildung oder der Arteriosklerose. In Endothelzellen spiegeln die EndMT-typischen Genprodukte jedoch keine Umwandlung, sondern vermutlich nur ein Zwischenstadium wider, dass es den Zellen ermöglicht, sich aus dem Zellverband zu lösen, um sich zu vermehren.

Klonale Expansion als mögliche Herzinfarkt-Therapie

Dimmeler und ihr Team wollen nun herausfinden, was langfristig mit den klonal expandierten Zellen passiert, denn zurzeit können sie deren Schicksal nur ca. zwei Monate verfolgen. „Wir möchten wissen, was nach einem Jahr mit diesen Zellen geschehen ist und ob die neuen Blutgefäße langfristig genauso gut sind wie die alten“, sagt Dimmeler.

Extrem spannend findet die DZHK-Wissenschaftlerin außerdem die Frage, wie es mit der klonalen Expansion in älteren Patienten aussieht. „Eventuell ist die klonale Expansion bei älteren Menschen nicht mehr so effizient, weshalb nach einem Herzinfarkt viel geschädigtes Gewebe abstirbt und vernarbt und nicht mehr durch die Bildung neuer Blutgefäße reaktiviert werden kann“, sagt Dimmeler. „Wenn wir die klonal expandierenden Zellen näher charakterisieren, hoffen wir Wege zu finden, diesen Prozess wieder gezielt anzustoßen.“

Über das DZHK

Das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) ist das größte nationale Zentrum zur Erforschung von Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems. Sein Ziel ist es, Ergebnisse aus der Grundlagenforschung schnellstmöglich in den klinischen Alltag zu überführen. Dazu vereint es exzellente Grundlagenforscher und klinische Forscher aus 30 Einrichtungen an sieben Standorten. Das DZHK wurde 2011 auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gegründet und wird zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent von Sitzländern der Partnereinrichtungen gefördert. Es gehört zu den sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG), die sich der Erforschung großer Volkskrankheiten widmen.

Originalarbeit: Clonal Expansion of Endothelial Cells Contributes to Ischemia-Induced Neovascularization. Manavski, Y., Lucas, T., Glaser, S. F., Dorsheimer, L., Gunther, S., Braun, T., Rieger, M. A., Zeiher, A. M., Boon, R. A. & Dimmeler, S. Circulation research 122, 670-677, (2018). DOI: 10.1161/CIRCRESAHA.117.312310.

 

Apr 17 2018
14:20

Professor Harold James übernimmt Gastprofessur für Finanzgeschichte 2018 an der Goethe-Universität

Finanzgeschichte im Fokus

FRANKFURT. Harold James, Princeton University, übernimmt in diesem Jahr die Gastprofessur für Finanzgeschichte am House of Finance der Goethe-Universität Frankfurt. Die Gastprofessur wird vom Bankhaus Metzler und der Friedrich Flick Förderungsstiftung finanziert.

Harold James ist Claude and Lore Kelly Professor für europäische Studien, Professor für Geschichte und internationale Politik sowie Direktor des Programms „Contemporary European Politics and Society“ an der Princeton University. Darüber hinaus ist er „Official Historian“ beim Internationalen Währungsfonds. Die Forschungsschwerpunkte von Harold James liegen in den Bereichen Wirtschafts- und Finanzgeschichte sowie neue europäische Geschichte. James studierte an der Cambridge University, promovierte 1982, und war acht Jahre lang Fellow des Peterhouse College in Cambridge bevor er 1986 an die Princeton University wechselte. Im Jahr 2004 erhielt er den Helmut-Schmidt-Preis für Wirtschaftsgeschichte und 2005 den Ludwig–Erhard-Preis für seine Errungenschaften im Bereich Ökonomie.

Zu James‘ Veröffentlichungen gehören unter vielen anderen eine Studie über die Krisenzeit der Zwischenkriegsjahre in Deutschland („The German Slump“, 1986), eine Analyse über die sich wandelnde deutsche Identität („A German Identity 1770-1990“, 1989) sowie ein wissenschaftlicher Artikel über das internationale Währungssystem nach Bretton Woods („International Monetary Cooperation Since Bretton Woods“, 1996). James war Mitverfasser einer Studie über die Geschichte der Deutschen Bank (1995), für die er 1996 den „Financial Times Global Business Book Award“ erhielt; im gleichen Themenfeld veröffentlichte er einige Jahre später die Monographie „The Deutsche Bank and the Nazi Economic War Against the Jews“ (2001). Ferner veröffentlichte er „The End of Globalization: Lessons from the Great Depression“ (2001), „Europe Reborn: A History 1914-2000“ (2003), „The Roman Predicament: How the Rules of International Order Create the Politics of Empire” (2006) und „Family Capitalism: Wendels, Haniels and Falcks“. Seine neuesten Arbeiten sind “The Globalization Cycle” (2009), “Making the European Monetary Union” (2012) und “The Euro and the Battle of Economic Ideas” (mit Markus K. Brunnermeier und Jean-Pierre Landau) (2016).

Während seines Aufenthalts in Frankfurt wird Harold James am 28. Mai eine Presidential Lecture auf Einladung des Center for Financial Studies halten. Darüber hinaus wird er im Ph.D.-Programm der Graduiertenschule GSEFM im House of Finance ein Seminar zum Thema „Thinking About Financial History“ anbieten. Am 8. Juni 2018 wird James die Eröffnungsrede auf einer internationalen Forschungskonferenz zum Thema „Lehman – 10 Years After“ halten, die er gemeinsam mit Bernd Rudolph, LMU, organisiert.

Die Gastprofessur für Finanzgeschichte wird in diesem Jahr zum vierten Mal besetzt. Im Rahmen der Gastprofessur werden ausgewiesene internationale Experten der bank- oder finanzhistorischen Forschung eingeladen, Wissenschaftlern, Studierenden und der interessierten Öffentlichkeit in Frankfurt Einblicke in ihre Forschungsinhalte und -methoden zu geben. Kooperationspartner sind das LOEWE-Zentrum SAFE im House of Finance und das Institut für Bank- und Finanzgeschichte. Bisherige Gastprofessoren waren Benjamin Friedman, Harvard University (2015), Caroline Fohlin, Emory University Atlanta (2016), und Hans-Joachim Voth, Universität Zürich (2017). Die Gastprofessur wurde der Goethe-Universität im Jahr 2014 vom Bankhaus Metzler und der Edmond de Rothschild Gruppe aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der Universität gestiftet.

Informationen: Ursula Maßner, Assistentin des Geschäftsführenden Direktors, House of Finance, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Campus Westend, Telefon +49 (0)69 798 30091, E-Mail massner@hof.uni-frankfurt.de

 

Apr 16 2018
17:00

Stand der Überprüfung von Schwerkrafttheorien durch Schatten von Schwarzen Löchern

Können wir Schwarze Löcher voneinander unterscheiden?

FRANKFURT. Astrophysiker der Goethe-Universität Frankfurt, am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn und in Nijmegen, die im Rahmen des Projekts “BlackHoleCam” zusammenarbeiten, beantworten diese Frage durch die erstmalige Berechnung von Bildern Schwarzer Löcher aufgrund alternativer, nicht-Einsteinscher Gravitationstheorien. Zurzeit ist es noch schwierig, diese von klassischen Schwarzen Löchern aufgrund der allgemeinen Relativitätstheorie zu unterscheiden. Die Ergebnisse werden als “Advance Online Publication” (AOP) am 16. April 2018 auf der Website von Nature Astronomy veröffentlicht.

Eine der fundamentalsten Vorhersagen von Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie ist die Existenz von Schwarzen Löchern. Doch trotz der erst kürzlich gelungenen Entdeckung der Gravitationswellen binärer Schwarzer Löcher am LIGO-Experiment steht ein direkter Nachweis mit Radioteleskopen noch aus. Zum ersten Mal haben nun Astrophysiker der Goethe-Universität Frankfurt, des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie in Bonn und der Universität Nijmegen im Rahmen des vom Europäischen Forschungsrat geförderten Projekts „BlackHoleCam“ realistische „Schattenbilder“ von Sagittarius A* (Sgr A*) erstellt, dem Kandidaten für ein supermassereiches Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Milchstraße. Sie wollen damit nicht nur prüfen, ob Schwarze Löcher existieren, sondern auch, ob sich Schwarzen Löcher im Rahmen von Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie von denjenigen unterscheiden lassen, die in alternativen Schwerkrafttheorien auftreten.

Materie, die in den „Ereignishorizont“ am Rande eines Schwarzen Lochs gerät, wird endgültig verschluckt und ist nicht mehr nachweisbar. Doch einige der Lichtteilchen (Photonen), welche die Materie als letzte Signale aussendet, können entkommen und von fernen Beobachtern registriert werden. Die Größe und Form des dadurch erzeugten Schattens hängt dabei von den Eigenschaften des Schwarzen Lochs und der in die Rechnung eingehenden Gravititationstheorie ab.

Da die größten Abweichungen von Einsteins Relativitätstheorie sehr nahe am Ereignishorizont erwartet werden, und da alternative Gravitationstheorien unterschiedliche Vorhersagen über die Eigenschaften des Schattens treffen, sind direkte Beobachtungen von Sgr A* ein vielversprechender Ansatz, die Auswirkung der Gravitation unter den extremsten Bedingungen zu testen. Solche Bilder vom Schatten eines Schwarzen Lochs zu erzeugen, ist das oberste Ziel der internationalen „Event Horizon Telescope“-Kollaboration (EHTC), die Radiodaten von Teleskopen aus der ganzen Welt kombiniert und so ein Riesenteleskop von nahezu Erddurchmesser simuliert.

Wissenschaftler aus dem „BlackHoleCam“-Team in Europa, die der EHT-Kollaboration angehören, sind nun einen Schritt weiter gegangen und haben untersucht, ob es möglich ist, zwischen verschiedenen Typen von Schwarzen Löchern zu unterscheiden, die von unterschiedlichen Gravitationstheorien vorhergesagt werden. In Einsteins Theorie ist das der sogenannte „Kerr“-Typ, während der „Dilaton“-Typ die repräsentative Lösung einer anderen Gravitationstheorie darstellt.

Die Forscher untersuchten was passiert, wenn Materie auf diese zwei sehr unterschiedlichen Arten von Schwarzen Löchern fällt und berechneten die entstehende Strahlung als Grundlage, um die Bilder zu erzeugen. „Zur Erfassung der Effekte verschiedener Schwarzer Löcher benutzten wir realistische Simulationen von Akkretionsscheiben mit fast identischen Ausgangsbedingungen. Diese kostspieligen numerischen Simulationen benötigten hochmoderne Rechencodes und beanspruchten mehrere Monate Rechenzeit auf dem LOEWE-CSC-Supercomputer unseres Instituts“, sagt Erstautor Dr. Yosuke Mizuno.

Die erwarteten Radiobilder werden von Natur aus eine begrenzte Auflösung und Bildgenauigkeit haben. Als die Wissenschaftler ihren Rechnungen realistische Bildauflösungen zugrunde legten, fanden sie zu ihrem Erstaunen heraus, dass selbst Schwarze Löcher, die sich in ihren Eigenschaften stark von klassischen Schwarzen Löchern im Einstein’schen Sinne unterscheiden, sich in den simulierten Erscheinungsbildern kaum noch voneinander unterscheiden lassen.

“Unsere Ergebnisse legen nahe, dass man in manchen Gravitationstheorien, Schwarze Löcher ähnlich aussehen können, wie die in der Relativitätstheorie. Vermutlich brauchen wir neue Datenanalysemethoden für das EHT, um diese auseinander zu halten.“, sagt Luciano Rezzolla, Professor der Goethe-Universität und Leiter des Frankfurter Teams. „Wir müssen offen dafür sein, dass zu Einstein das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Glücklicherweise werden zukünftige Beobachtungen und fortgeschrittene Technologien diese Zweifel ausräumen können“, ist seine Schlussfolgerung.

„Tatsächlich werden unabhängige Informationen, beispielsweise von Pulsaren, die das zentrale Schwarze Loch umlaufen und nach denen wir intensiv suchen, uns dabei helfen, diese Mehrdeutigkeit zu klären“, sagt Michael Kramer, Direktor am Max Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. Heino Falcke, Professor an der niederländischen Radboud-Universität, ist optimistisch. „Es gibt keine Zweifel, dass das EHT letztlich starke Beweise für den Schatten des Schwarzen Lochs liefern wird.  Diese Ergebnisse hier fordern uns heraus, die Techniken noch weiter zu entwickeln und schärfere Bilder zu erzeugen.“ Falcke hat vor fast 20 Jahren als erster vorgeschlagen, Radioteleskope zu benutzen, um die Schatten von Schwarzen Löchern abzubilden.

BlackHoleCam ist ein ERC-finanziertes Synergie-Projekt, um astrophysikalische Schwarze Löcher vermessen und verstehen zu können. Die Projektleiter Falcke, Kramer und Rezzolla testen die grundlegenden Vorhersagen von Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie.  Die Teammitglieder des BlackHoleCam-Projekts sind aktive Partner der globalen Event Horizon Telescope Collaboration (EHTC). Die Goethe-Universität ist als Anteilshalter im Vorstand der EHTC vertreten.

Publikation: Yosuke Mizuno1, Ziri Younsi1, Christian M. Fromm1, , Oliver Porth1, Mariafelicia De Laurentis1, Hector Olivares1, Heino Falcke2, Michael Kramer3 and Luciano Rezzolla1,4 'The current ability to test theories of gravity with black hole shadows, Nature Astronomy, doi: 10.1038/s41550-018-0449-5. http://nature.com/articles/doi:10.1038/s41550-018-0449-5

IInstitut für Theoretische Physik Goethe-Universität, Frankfurt, Deutschland
2Radboud University, Nijmegen, The Netherlands
3Max-Planck Institute for Radioastronomy, Bonn, Deutschland
4Institute for Advanced Studies, Frankfurt, Deutschland

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/71465647
Bildrechte: Fromm/Younsi/Mizuno/Rezzolla

Informationen:
Dr. Yosuke Mizuno, Institut für Theoretische Physik, Goethe-Universität, Mobil.: 0159 02104299, (069) 79847885, mizuno@th.physik.uni-frankfurt.de
Prof. Luciano Rezzolla, Institut für Theoretische Physik und Frankfurt Institute for Advanced Studies, Goethe-Universität, Tel. Mobil: 0170 3022982, (069) 79847871, rezzolla@th.physik.uni-frankfurt.de
Prof. Heino Falcke: Radboud University, Nijmegen, Mobil: +49 151 23040365,  +31 24 3652020
Prof. Michael Kramer, Max Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn, Mobil: (0160) 90747348, +49 228 525278

Links:
Event Horizon Telescope (EHT): https://eventhorizontelescope.org/
BlackHoleCam (BHC): https://blackholecam.org/

 

Apr 16 2018
14:43

Vortragsreihe des Cornelia Goethe Centrums der Goethe-Universität

„Feminismen aus dem Globalen Süden“

FRANKFURT. Kann Feminismus tragfähige Antworten auf die Krisen des 21. Jahrhunderts geben? Dieser Frage geht die neue Vortragsreihe „Feminismen aus dem Globalen Süden“ nach – und richtet den Blick besonders auf den Süden der Erdkugel. Denn offenbar kann die Frage hier bejaht werden: Im so genannten Globalen Süden spielen feministische Politikstile und feministische Wissenschaft eine bedeutsame Rolle bei der Bekämpfung von Armut, Gewalt, Ausbeutung und Autoritarismus. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist Brasilien, wo Schwarze Feministinnen seit Wochen die breite Bewegung gegen militaristische Gewalt anführen, die sich nach der Ermordung der Politikerin Marielle Franco sehr verstärkte. Oder die Türkei, wo Feministinnen aktiven Widerstand leisten gegen den Patriarchalismus und Chauvinismus der Regierung. Derartige einflussreiche feministische Ansätze für soziale und politische Gerechtigkeit diskutiert das Frankfurter Cornelia Goethe Centrum für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse in einer Vortragsreihe im Sommersemester. Die Reihe präsentiert international renommierte Wissenschaftlerinnen und Aktivistinnen aus sieben verschiedenen Ländern.

Die Reihe startet 

am Mittwoch, 25. April 2018, um 18 Uhr c.t. im Hörsaalzentrum HZ 11, Campus Westend

mit einem Vortrag von Sumi Madhok von der London School of Economics, die über die umkämpften und ambivalenten Bedeutungen von Menschenrechten und ‚Agency‘ in Südostasiatischen Graswurzelbewegungen und in der globalen Entwicklungspolitik spricht.

Sumi Madhok argumentiert, dass wir weltweite feministische Kämpfe um Rechte und Selbstbestimmung nur dann verstehen können, wenn wir uns  mit den Widersprüchen zwischen den politischen Realitäten einerseits und den Konzepten, mit denen wir diese beschreiben, andererseits kritisch auseinandersetzen. Das aber ist Madhok zufolge die Voraussetzung für alle weiteren Diskussionen und vor allem für grenzüberschreitende feministische Solidarität.

Die Vorträge in deutscher oder englischer Sprache finden jeweils mittwochs von 18 bis 20 Uhr im Hörsaalzentrum HZ 11 statt, nur der Vortrag von Prof. Amina Mama am 4. Juli wird im Casino 1.801 zu hören sein.

Weitere Termine und Themen im Überblick:

2. Mai, HZ 11
Dr. Rirhandu Mageza-Barthel/ Prof. Dr. Uta Ruppert (Goethe-Universität Frankfurt): „Süd-Süd-Feminismen fordern Narrative der Weltpolitik des 21. Jahrhunderts heraus!?“

16. Mai, HZ 11
Prof. Dr. Islah Jad (Birzeit University, Bir Zait): „Universal conventions on women’s rights meeting besieged feminism: the case of Palestine”

6. Juni, HZ 11
Prof. Dr. Ayşe-Gül Altınay (Sabanci University, Istanbul): „Doing Feminism and Gender Studies in Dark Times”  

20. Juni, HZ 11
Djamila Ribeiro (São Paulo State University, São Paulo): „Postcolonial Black and Native Brazilian Women Movements in Brazil between Amefricanism and Feminism:  What are they about?”

4. Juli, Casino 1.801
Prof. Dr. Amina Mama (University of California, Davis): „In the Pursuit of Freedom: Feminist intellectuals in African contexts”   

Information: Cigdem Toprak, Cornelia Goethe Centrum, Campus Westend, Telefon 069 798-35102, E-Mail: Toprak@em.uni-frankfurt.de, Detailinformationen zum Programm: http://www.cgc.uni-frankfurt.de/cgc-lehre-kolloq.shtml

 

Apr 13 2018
15:45

Frankfurter Ökonom wurde erneut für den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vorgeschlagen

Volker Wieland soll „Wirtschaftsweiser“ bleiben

FRANKFURT. Volker Wieland, Professor für monetäre Ökonomie an der Goethe-Universität, ist vom Bundeskabinett für eine weitere Amtszeit als Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vorgeschlagen worden. Seine zweite Amtszeit läuft bis Ende Februar 2023. Wieland forscht zu Konjunktur und wirtschaftlicher Entwicklung sowie insbesondere den Auswirkungen der Geld- und Fiskalpolitik.

„Ich freue mich sehr darauf, weiter im Sachverständigenrat mitzuarbeiten“, sagte Prof. Wieland nach der Bekanntgabe. Der gesetzliche Auftrag des Sachverständigenrates sei es, „die Urteilsbildung bei allen wirtschaftspolitisch verantwortlichen Instanzen sowie in der Öffentlichkeit zu erleichtern“, so Wieland weiter. Deutschland gehe es gut: „Die Wirtschaft ist in einem kräftigen Aufschwung, die Beschäftigung ist auf Rekordstand, die Verteilung der Einkommen ist seit gut zwölf Jahren stabil. Damit sich die Wirtschaft weiterhin so gut entwickeln kann, sind zukunftsorientierte, wirtschaftspolitische Weichenstellungen notwendig“, betonte der Wirtschaftswissenschaftler.

Neben den marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland gilt Wielands Augenmerk künftig vor allem den Entwicklungen in Europa: „Die zunehmende Belastung durch Steuern und Abgaben sollte gestoppt und wieder reduziert werden. Marktwirtschaft und Arbeitsmarkt brauchen einen innovationsoffenen und flexiblen Ordnungsrahmen, um neue Herausforderungen durch Globalisierung, Digitalisierung und demografischen Wandel zu meistern.“ In Hinblick auf die EU sollen im zufolge die Probleme in den Mittelpunkt gerückt werden, die nur unionsübergreifend gelöst werden können. Für Deutschland sei besonders wichtig, „die Währungsunion krisenfest aufzustellen“.

Wieland, der dem Rat bereits von März 2013 bis Februar 2018 angehört hat, hat eine Stiftungsprofessur für Monetäre Ökonomie inne und ist Geschäftsführender Direktor des Institute for Monetary and Financial Stability (IMFS) an der Goethe-Universität Frankfurt. Im Fokus des IMFS steht die interdisziplinäre Forschung zu den Aufgaben, Kompetenzen und Befugnissen, die Zentralbanken in der Geldpolitik und in der erweiterten Regulierung und Finanzaufsicht haben. Ein wichtiges Forschungsprojekt Wielands ist der Aufbau eines Online-Archivs makroökonomischer Modelle für vergleichende Zwecke: die Macroeconomic Model Data Base.

1995 wurde Wieland an der Stanford-Universität in den Vereinigten Staaten promoviert und arbeitete anschließend an der amerikanischen Notenbank Federal Reserve in Washington. Seine Forschungsarbeiten wurden unter anderem in der American Economic Review, der European Economic Review und dem Journal of Monetary Economics veröffentlicht. Zudem war er als Berater für die Europäische Zentralbank (EZB), die Europäische Kommission und die finnische Zentralbank tätig. Seit 2004 organisiert er die Konferenzreihe „The ECB and Its Watchers“, ein öffentliches Diskussionsforum mit Vertretern der EZB, der Wissenschaft und der Finanzwelt. Darüber hinaus ist Wieland Research Fellow am Centre for Economic Policy Research (CEPR) in London, Mitglied im Kronberger Kreis sowie im Wissenschaftlichen Beirat des Bundesministeriums der Finanzen.

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, umgangssprachlich „die fünf Wirtschaftsweisen“ genannt, ist ein Gremium der wirtschaftswissenschaftlichen Politikberatung. Er wurde durch Gesetz im Jahre 1963 eingerichtet und veröffentlicht jedes Jahr im November ein Jahresgutachten. Weitere Mitglieder des Sachverständigenrats sind Christoph M. Schmidt (Vorsitzender), Peter Bofinger, Lars P. Feld und Isabel Schnabel.

Ein Porträt von Prof. Wieland zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/71443944

Informationen: Natascha Lenz, Pressereferentin IMFS, House of Finance, Theodor-W.-Adorno-Platz 3, Campus Westend, Telefon +49 (0)69 798-34015, Fax +49 (0)69 798-33907, eMail lenz@imfs-frankfurt.de, Homepage www.imfs-frankfurt.de

 

Apr 13 2018
14:59

Innovative Lehrveranstaltung von acht Universitäten analysiert das Spannungsfeld in einem standortübergreifenden E-Learning-Format

EU-Afrika Beziehungen im Spannungsfeld von Migration, Entwicklung und Sicherheit

FRANKFURT. Afrika und Europa haben lange und vielfältige Beziehungen. Diese ändern sich aktuell im Rahmen der sogenannten „Flüchtlingskrise“. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten nehmen Entwicklungsdefizite oder Terrorismus in Afrika nun vor allem als Migrationsanlässe wahr. Hier verweben sich verschiedene Politikfelder zu einem "security-development-migration nexus": Europäische Entwicklungspolitik ist durch sicherheitspolitische Überlegungen und Migrationsbewegungen geprägt. Was bedeutet dies für die Staaten Afrikas? Und was für Europa?

Diese aktuellen Fragen stehen im Mittelpunkt einer außergewöhnlichen Lehrveranstaltung von acht großen deutschen Universitäten im Sommersemester 2018. Die Lehrenden der Politikwissenschaft und ihre Studierenden arbeiten jede Woche über hunderte Kilometer hinweg zusammen: von Frankfurt bis Hamburg, von Mainz bis Magdeburg. Eine digitale Videoplattform und E-Learning-Formate ermöglichen es den Studierenden gemeinsam mit ihren Kommilitonen anderer Universitäten aktuelle theoretische und empirische Kenntnisse zu erarbeiten und zu diskutieren. Input-Vorträge von renommierten Forschenden aus Deutschland, Italien und Südafrika geben Einblicke in die aktuelle Forschung und Praxis in diesem Spannungsfeld der Afrika-Europa Beziehungen.

Das Besondere des Seminars ist dabei vor allem die direkte studentische Interaktion durch einen Video-Livestream und virtuelle Arbeitsräume. „Wir greifen die E-Literacy der Studierenden auf und nutzen sie in der universitären Lehre, die viel zu oft noch in traditionellen Methoden verhaftet ist“, sagt Tanja Brühl, Vizepräsidentin für Studium und Lehre sowie Professorin für Internationale Institutionen und Friedensprozesse an der Goethe-Universität Frankfurt. Brühl forscht unter anderem zu internationaler Umweltpolitik, Global Governance und den Vereinten Nationen. Die Friedens- und Konfliktforschung hat an der Goethe-Universität eine besondere Bedeutung. So ist sie auch beteiligt am gleichnamigen Leibniz-Institut in Frankfurt, das die Ursachen von internationalen Krisen und Konflikten untersucht und sich mit Friedensforschung und Abrüstungspolitik beschäftigt. 

Die Studierenden freuen sich insbesondere auf die universitätsübergreifenden Arbeitsgruppen. Yannik Suhre, teilnehmender Student aus Mainz: „Ein wichtiger Punkt mich für ein solches Seminarformat anzumelden, war es, dass es die Möglichkeit bietet andere Studierende von anderen Universitäten kennenzulernen.“ Auch methodisch wird das innovative Konzept des Seminars durch vielfältige Möglichkeiten wissenschaftlichen und journalistischen Arbeitens abgerundet, etwa in Form der Produktion von Zeitungsartikeln, Video- oder Radiobeiträgen. An diesem Seminar nehmen ca. 250 Studierende der Universitäten Düsseldorf, Freiburg, Frankfurt, Hamburg, Magdeburg, Mainz, Marburg, und Tübingen teil. „Die Vorbereitung war sehr arbeitsintensiv“, räumt Patricia Konrad von der Universität Hamburg ein. „Schließlich mussten wir uns auf Themen, Fragestellungen, Texte und Formate des Digitalen Lernens einigen“. Der Aufwand lohnt sich aber, ist sich Patricia Konrad sicher: Wir ermöglichen den Studierenden eine möglichst nachhaltige und perspektivenreiche Auseinandersetzung mit topaktuellen Inhalten des Seminars.“ Für einen langfristigen Erfolg des Konzepts sollen die Inhalte des Kurses zu E-Learning-Einheiten umgebaut und für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. „Digitalisierung der Lehre ist aber nicht zum Nulltarif zu haben“, mahnt Tanja Brühl. Das Projekt funktioniert nur dank einer enormen Eigenmotivation der zumeist noch in den Startlöchern der akademischen Karriere stehenden Lehrenden. 

Die Veranstaltung baut auf den Erfahrungen der beiden, sehr erfolgreichen, Kooperationsprojekte "Terrormiliz IS/Daesh: Verstehen, Einordnen und Bewerten – eine standortübergreifende Ringvorlesung" im Sommersemester 2016 sowie "Gefährdung des Friedens in Europa?" im Sommersemester 2017 auf und wurde etwa mit dem E-Learning-Förderpreis 2018 der Universität Freiburg, dem hein@ward 2017 der Universität Düsseldorf oder dem Campus-Radio-Preis der Landesanstalt für Medien NRW ausgezeichnet. Basierend auf einer intensiven Evaluierung wird das Projekt im Sommersemester 2018 zu einem noch interaktiveren Format weiterentwickelt. Eine umfassende Evaluation des nun anstehenden Seminars folgt Ende des Semesters.

Die beteiligten Standorte bzw. die Lehrenden sind:

  • Albert-Ludwigs-Universität Freiburg; Ingo Henneberg
  • Eberhard Karls Universität Tübingen; Natalie Pawlowski, Alexander Kobusch
  • Goethe Universität Frankfurt, Tanja Brühl
  • Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Witold Mucha
  • Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Friedrich Plank
  • Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Tina Rosner
  • Philipps-Universität Marburg, Kerstin Zimmer
  • Universität Hamburg, Patricia Konrad

Die Lehrveranstaltung findet in Kooperation mit folgenden Institutionen statt:

  • Brot für die Welt
  • Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
  • Istituto Affari Internazionali (IAI), Italien
  • Universität Duisburg-Essen
  • German Institute of Global and Area Studies (GIGA)
  • University of Pretoria, Südafrika

Projekthomepage mit Seminarplan: www.security-migration.politik.uni-freiburg.de

Informationen: Friedrich Plank, M.A., Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Tel.: 06131-39-20030, E-Mail: friedrich.plank@politik.uni-mainz.de

 

Apr 13 2018
14:57

Öffentliche Veranstaltungsreihe startet am 18. April mit Vortrag zur Sklaverei in prähistorischer Zeit

Krieg und Gewalt in der Vergangenheit

FRANKFURT. Das Thema prähistorische Konfliktforschung hat angesichts der derzeitigen Kriege in Osteuropa und Westasien eine bedrückende Aktualität gewonnen. Die Alltäglichkeit von Gewalt verschiedenen Ausmaßes, die in den Medien immer wieder aufgegriffen wird, wirft die Frage auf, wie alt dieses Phänomen ist. Gab es schon immer Krieg und gehört er zur nicht abschüttelbaren Ausstattung des Menschen? Oder ist er ein historisches Phänomen und daher auch vermeidbar? Auf diese und weitere Aspekte gehen namhafte Gastwissenschaftler in der öffentlichen Vortragsreihe „Krieg und Gewalt in der Vergangenheit“ des LOEWE-Schwerpunktes „Prähistorische Konfliktforschung“ ein.

Der erste Vortrag von Prof. Heidi Peter-Röcher

am Mittwoch, 18. April 2018, um 18 Uhr im Hörsaalzentrum, HZ 13, Campus Westend

widmet sich dem Thema „Sklaverei in prähistorischer Zeit?“. Peter-Röcher ist Inhaberin des Lehrstuhls für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Würzburg. In mehreren Publikationen hat sie sich mit Hinweisen auf Krieg und Gewalt in prähistorischer Zeit und außereuropäischen Kulturen beschäftigt.

Im LOEWE-Schwerpunkt „Prähistorische Konfliktforschung. Bronzezeitliche Burgen zwischen Taunus und Karpaten“ steht der Krieg der Bronzezeit und seine Infrastruktur im Mittelpunkt der empirischen Forschungen.

Weitere Vorträge in der Reihe „Krieg und Gewalt in der Vergangenheit“:

02. Mai 2018
Dr. Daniel Föller, Goethe-Universität Frankfurt
Gottes Krieger?
Militär und Politik im karolingischen Europa

16. Mai 2018
Dr. Hai Ashkenazi, Universität Tel Aviv
Fortifications of the Early Bronze Age in the Southern Levant

30. Mai 2018
Prof. Dr. Thomas Terberger, NLD Hannover
Das Tollensetal in Mecklenburg-Vorpommern
Das älteste Schlachtfeld Europas?

Beginn jeweils um 18 Uhr, Eintritt frei. 

Alle Veranstaltungen finden im Hörsaalzentrum HZ 13 auf dem Campus Westend statt.

Mehr Informationen zur Veranstaltungsreihe: http://www.uni-frankfurt.de/70832568/Krieg-und-Gewalt

Information: Prof. Rüdiger Krause, Institut für Archäologische Wissenschaften, Campus Westend, 069-798-32120, R.Krause@em.uni-frankfurt.de

 

Apr 12 2018
12:17

Vortrag im Museum Giersch über das Frankfurter Künstler-Kollektiv im Spannungsfeld von Kunst, Konsum und Politik

Seriell, industriell, demokratisch: Die Gruppe X

FRANKFURT. Das aus Jürgen Wegener, Peter Thoms und Wolfgang Lukowski bestehende Künstlerkollektiv Gruppe X strebte danach, mit gestalterischen und konzeptionellen Innovationen die Kunst der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre zu erneuern. Hierzu zählten unter anderem die Einbindung des Betrachters als Mitgestalter oder die unlimitierte Herstellung der Kunstobjekte in Serie. Mit ihrem Schaffen berührte die Gruppe X dabei nicht nur künstlerische, sondern auch gesellschaftspolitische Fragestellungen. Frederik Schikowski wird in seinem Vortrag „seriell, industriell, demokratisch – Die Frankfurter Künstler-Gruppe X (1966–1969) im Spannungsfeld von Kunst, Konsum und Politik“ am Dienstag, 17.04.2018, um 19 Uhr, im Museum Giersch der Goethe-Universität die Kunst dieser Gruppierung genauer vorstellen und sie in den künstlerischen und gesellschaftspolitischen Kontext ihrer Zeit verorten.

Frederik Schikowski, geboren 1975 in Paris, Studium der Kunstgeschichte und Vergleichenden Musikwissenschaft an der Freien Universität Berlin, Promotion: Spielobjekte: Partizipationskunst mittels variabler Elemente (2012), Kurator von Ausstellungen zum künstlerischen Spielobjekt im Museum Tinguely (Basel 2014), SCHUNCK* (Heerlen, NL, 2016), Landesgalerie Linz (2017), Kulturspeicher Würzburg (2018). Lebt und arbeitet in Berlin

Der Vortrag ist Teil des Begleitprogramms zur Ausstellung „Freiraum der Kunst – Die Studiogalerie der Goethe-Universität Frankfurt 1964–1968“ (noch bis 8. Juli 2018) im Museum Giersch der Goethe-Universität. Die Ausstellung zeichnet die Geschichte der von der Frankfurter Studentenschaft betriebenen Studiogalerie nach. Die Präsentation der nationalen wie internationalen Avantgarde, aber auch Fluxus-Konzerte und Happenings verstanden sich als studentischer Beitrag zur Demokratisierung von Kunst und Gesellschaft.

Ohne Anmeldung. Eintritt 4,- € an der Abendkasse

Weitere Informationen zu Öffnungszeiten, Führungen, Vorträgen, Kinderprogramm und Sonderveranstaltungen unter http://www.museum-giersch.de/#/Presse. Förderer der Ausstellung: Stiftung Giersch, Familien-Schultz-Frentzel-Stiftung.

Informationen: Dipl. Kffr. Christine Karmann, Presse und Marketing Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/138210121, E-Mail: presse@museum-giersch.de

Adresse: Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main

 

Apr 12 2018
12:08

Santander ist Corporate Partner im Netzwerk, das Studierende mit Universitäten und internationalen Unternehmen zusammenbringt.

QTEM-Netzwerk an der Goethe-Universität gestärkt

FRANKFURT. Die Santander Consumer Bank AG, vertreten durch den Unternehmensbereich Santander Universitäten, ist seit heute QTEM Corporate Partner und bereichert damit das internationale Netzwerk, das herausragende Studierende mit Universitäten und internationalen Unternehmen zusammenbringt. Bei der Vertragsunterzeichnung auf dem Campus Westend waren Fernando Silva, Generalbevollmächtigter Retail & Commercial Banking von Santander, Universitätsvizepräsident Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz, Prof. Andreas Hackethal vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften sowie Manuel Brown aus dem QTEM central team in Brüssel zugegen.

Das QTEM (Quantitative Techniques for Economics and Management) Netzwerk wurde 2012 gegründet, mit der Goethe-Universität als eines der Gründungsmitglieder. 

Mittlerweile besteht das Netzwerk aus 22 Universitäten und 13 Unternehmen weltweit. Jede QTEM Universität wählt jährlich 20 qualifizierte Studierende aus. Die Bewerber werden anhand von akademischer Exzellenz, analytischem Vermögen, internationaler Ausrichtung und dem Vorhandensein eines reifen, kreativen, offenen und dynamischen Profil, ausgewählt. Andreas Schüpbach, QTEM-Student, betont: „QTEM ist ein Netzwerk von begabten Studierenden, herausragenden Universitäten und spannenden Partnern. Ich sehe die Mitarbeit als eine einzigartige Chance, viel zu lernen, habe aber auch eine tolle Zeit.“

Während des QTEM-Programms verbringen die Studierenden mindestens ein Semester im Ausland und absolvieren ein internationales Praktikum. Das QTEM Netzwerk mit starken Universitäten und Unternehmen bildet zukünftige Führungskräfte aus.

Unternehmen spielen im QTEM Netzwerk eine bedeutende Rolle, denn sie ermöglichen den Studierenden Unternehmenskontakte weltweit zur Sicherung des besten beruflichen Werdegangs.

Der QTEM-Austausch findet ab dem dritten Semester statt. Bewerben können sich Studierende der Goethe-Universität im ersten Semester der Masterprogramme Betriebswirtschaftslehre (BWL), International Management (IM),  Money and Finance (MMF) und International Economics and Economic Policy (MIEEP). 

Weitere Informationen: www.wiwi.uni-frankfurt.de/international/studieren-im-ausland/qtem.html

Kontakt: Melanie Voigtländer, Dekanat Fachbereich 2 - Wirtschaftswissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt, Tel. (069) 798-34624, voigtlaender@wiwi.uni-frankfurt.de

 

Apr 11 2018
14:48

FAZ-Literaturchef Andreas Platthaus stellt am 16. April im Rahmen der Frankfurter Bürger-Universität die Schriftstellerin Ulla Hahn vor

Marxismen und Lyrismen

FRANKFURT. Keine andere deutsche Lyrikerin ist beliebter, kaum eine andere deutsche Romanautorin erfolgreicher als Ulla Hahn. Mit ihrer 2009 bis 2017 erschienenen autobiografisch grundierten Trilogie um die jungen Jahre der Schriftstellerin Hildegard Palm hat sie einen Schlüssel zum Selbstverständnis ihrer eigenen Persona bereitgestellt. Die politische Sozialisation und Desillusionierung der Achtundsechzigerin spielt dabei eine zentrale Rolle. Der Vortrag „Ulla Hahn – Marxismen und Lyrismen“ von Andreas Platthaus

am Montag, 16. April 2018, um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei Frankfurt, Hasengasse 4, 60311 Frankfurt am Main

in der Reihe „Wir wir wurden, wer wir sind“ widmet sich den biografischen Stationen einer großen Schriftstellerin. Platthaus ist Literaturkritiker und leitet das Ressort Literatur und Literarisches Leben bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

„Wie wir wurden, wer wir sind“ wird seit 2008 von Prof. Tilman Allert, Soziologe an der Goethe-Universität, kuratiert. Die Hauptreihe der Frankfurter Bürger-Universität im Sommersemester, die in diesem Jahr 10 Jahre alt wird, stellt an insgesamt sechs Abenden Lebensläufe berühmter Protagonisten der Kulturbewegung der 68er vor, die anlässlich des 50jährigen Jubiläums in diesem Jahr im Fokus steht.

Folgende Biografien erwarten Sie außerdem im Sommersemester:

07. Mai 2018
Prof. Matthias Bormuth
Ulrike Meinhof
Die Geburt der Radikalität aus dem Geist der Ambivalenz

14. Mai 2018
Dr. Gerd Koenen
Gudrun Ensslin
Die Dämonen des deutschen Familienromans

28. Mai 2018
Prof. Ingrid Gilcher-Holtey
Rudi Dutschke
„Ohne Provokation werden wir gar nicht wahrgenommen“

11. Juni 2018
Dr. Ina Hartwig
Ingeborg Bachmann
Ich existiere nur, wenn ich schreibe

Beginn jeweils um 19.30 Uhr, Eintritt frei.

Alle Veranstaltungen finden im Foyer der Zentralbibliothek der Stadtbücherei (Hasengasse 4, 60311 Frankfurt am Main) statt.

Die Frankfurter Bürger-Universität ist ein Veranstaltungsformat, in dem Bürgerinnen und Bürger im Sommersemester „deutschen Biografien“ begegnen können und das im Wintersemester wechselnde Themen mit städtischem, gesellschaftsrelevantem Bezug aufgreift. Oft verlässt die Goethe-Uni mit ihren Hauptreihen den Campus und zieht an wechselnde Orte in der Stadt, um dort mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen. Die Bürger-Universität wird jedes Semester von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm begleitet. Dieses beinhaltet neben der eigens konzipierten Vortragsreihe eine vielfältige Auswahl an öffentlichen Veranstaltungen der Goethe-Universität, ihrer Fachbereiche, (An)-Institute und Initiativen. Die Broschüre mit über 100 Veranstaltungen steht unter www.buerger.uni-frankfurt.de zur Verfügung.

Weitere Veranstaltungen der Goethe-Universität im Rahmen des Jubiläums „50 Jahre 68“ finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/68er-reihe

 

Apr 11 2018
14:45

Menschen protestieren wieder weltweit für die Freiheit von Wissenschaft

Goethe-Universität unterstützt „March for Science“ am 14. April in Frankfurt

FRANKFURT. Weltweit gehen am 14. April 2018 Menschen in über 200 Städten beim „March for Science” auf die Straße, so auch in Frankfurt. Die Goethe-Universität unterstützt erneut die Kundgebung mit dem Ziel, die Freiheit von Wissenschaft und Forschung zu verteidigen.

Der Marsch startet am Samstag, 14. April, um 13 Uhr an der Bockenheimer Warte mit dem Ziel Römerberg, auf dem um 15 Uhr eine Kundgebung stattfindet. Eine anschließende Science Arena, ebenfalls auf dem Römerberg, lädt zum Gespräch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein, an dem unter anderem der Physiker Prof. Joachim Curtius von der Goethe-Universität teilnehmen wird.

"Freiheit – Wissenschaft – Gesellschaft. Diese Triade als Einheit zu denken, gehört zum Selbstverständnis der Goethe-Universität und zur Verantwortung, die sie für Forschung und Lehre, aber auch als Bürger-Universität trägt. Diese Einheit ist nicht selbstverständlich und muss immer wieder neu errungen und verteidigt werden. Der March for Science geht im wahrsten Sinne des Wortes auch diesen Weg. Wir gehen ihn gerne, beim „March“, aber auch täglich an der Universität", sagt Universitätspräsidentin Prof. Dr. Birgitta Wolff, die am 14. April ab 19 Uhr an einer Podiumsdiskussion im Haus am Dom teilnimmt, bei der die Rolle und Bedeutung der Universitäten in der heutigen Forschungslandschaft diskutiert werden. Die weiteren Podiumsgäste sind: Prof. Frank Dievernich (Präsident der University of Applied Sciences Frankfurt), Bernd Ehinger (Präsident der Handwerkskammer Frankfurt), Jochen Maas (Geschäftsführer Forschung & Entwicklung von Sanofi-Aventis Deutschland) und Prof. Volker Mosbrugger (Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung). Moderiert wird die Runde von Dr. Sascha Vogel vom Frankfurt Institute for Advanced Studies an der Goethe-Universität.

Was im letzten Jahr begonnen hat, soll am 14. April fortgeführt werden: Die Stärkung der Rolle von Wissenschaft als unverzichtbarem Teil einer modernen und aufgeklärten Gesellschaft, insbesondere in Zeiten zunehmender Angriffe auf die Wissenschaftsfreiheit und Verunsicherung durch die Verbreitung von Falschmeldungen. Zentrale gesellschaftliche Diskurse sollten auch künftig auf Basis überprüfbarer, wissenschaftlich abgesicherter Daten und Fakten geführt werden.

Als eine der größten deutschen Universitäten mit einem internationalen Ruf, die aufgrund ihrer eigenen Geschichte als Geburtsort der „kritischen Theorie“ auch einem faktenbasierten Diskurs besonders verpflichtet ist, unterstützt die Goethe-Universität den Science March als Partner und ruft alle ihre Mitglieder sowie Bürgerinnen und Bürger auf, sich aktiv daran zu beteiligen.

Mehr Informationen zum „March“: https://marchforscience.de/auch-in-deiner-stadt/frankfurt-rhein-main/

 

Apr 10 2018
11:54

Veranstaltungsreihe „Niederländische Sprache und Kultur“ wird mit zwei Vorträgen von Leen Huet fortgesetzt

Frischer Blick auf Bruegel und Rubens

FRANKFURT. Über Pieter Bruegel den Älteren (1525? – 1569) und über Pieter Paul RUBENS (1577-1640) spricht die belgische Kunsthistorikerin Leen Huet in der Veranstaltungsreihe „Niederländische Sprache und Kultur“ an der Goethe-Universität.

Die beiden Vorträge finden

am Donnerstag, 19. April (Bruegel), in Raum 1.802 und am Freitag, 20. April (Rubens) in Raum 1.801 (Renate von Metzler-Saal) (jeweils im Casino-Gebäude, Campus Westend) jeweils um 19 Uhr

statt. Der Vortrag über Bruegel findet in niederländischer Sprache, der Vortrag über Rubens in englischer Sprache statt. Leen HUET (Jahrgang 1966) hat eine beeindruckende Bruegel-Biografie (2016) geschrieben und Rubens´ Briefe übersetzt und herausgegeben (2014) und gilt als international anerkannte Expertin auf diesem Gebiet.

Der Vortrag über Pieter Bruegel den Älteren weist voraus auf die weltweit erste große, monographische Bruegel-Ausstellung, die das Kunsthistorische Museum Wien im Herbst 2018 zu Bruegels 450. Todestag organisiert. In ihrem Vortrag „Pieter Bruegel, schilder in ‚een zeer zieke tijd‘“ („Bruegel, Maler in ‚einer sehr kranken Zeit‘“) geht Leen Huet auf die Frage ein, wie Pieter Bruegel die Ereignisse seiner Zeit sah. War er ein Rebell? Oder gar ein „Geuse“ (Aufsässiger), vielleicht ein Wiedertäufer, wie mancher Romanautor und Kunsthistoriker ihn darstellt? War er eher Berichterstatter oder philosophischer Beobachter? Anhand einer Reihe von Gemälden und Stichen von Bruegels Hand wird Leen Huet die Hintergründe seiner Werke erklären.

Der Rubens-Vortrag nimmt Bezug auf die laufende Rubens-Ausstellung im Städel-Museum. Huets Vortrag „The Alchemy of hand and pigment“ behandelt Rubens´ kreativen Prozess und seine großzügige Wertschätzung anderer Künstler. Durch Zitate aus Rubens‘ höflichen, gelehrten, manchmal erstaunlichen Briefen, die er auf Niederländisch, Französisch. Englisch und Italienisch verfasste, bringt Leen Huet dem Publikum den barocken Künstler näher, vermittelt einen frischen Blick auf sein Werk.

Information und Anmeldung: Laurette Artois, Fachbereich 10, Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik, Lektorat Niederländisch – IG-Farben-Haus, Raum 1.211, Campus Westend, Norbert-Wollheim-Platz 1, 60629 Frankfurt/Main, Telefon 069 798-32851, E-Mail artois@lingua.uni-frankfurt.de, http://www.uni-frankfurt.de/41138070/niederlaendisch

 

Apr 10 2018
11:51

Das Gehirn verarbeitet schwache visuelle Reize morgens und abends besser als mittags

Optimierte Wahrnehmung zu Zeiten der Dämmerung

FRANKFURT. In vorindustrieller Zeit war die Dämmerung für Menschen eine gefährliche Zeit, da sie dann nachtaktiven Raubtieren begegnen konnten. Wer trotz schwachem Licht noch etwas erkennen konnte, hatte einen evolutionären Vorteil. Wie Neurowissenschaftler der Goethe-Universität jetzt herausgefunden haben, bereitet sich das menschliche Gehirn auf die Dämmerung vor, indem es zu diesen Zeitpunkten die Ruheaktivität in der Sehrinde herunterfährt, damit schwache Sehreize nicht im Rauschen untergehen.

Der Wechsel von Tag und Nacht, hell und dunkel, bestimmt die Wahrnehmung mehr, als dem Menschen bewusst ist. Besonders relevant wirkt sich die Tageszeit auf die Qualität visueller Signale in der Umwelt aus. Das visuelle System hat sich im Laufe der Evolution optimal an die Beleuchtungsbedingungen am Tag angepasst. Doch auch für die Dämmerung hat es eine Strategie entwickelt: Offenbar erlaubt es die innere Uhr, diese Zeiten vorherzusehen und das visuelle System auf Zeiten schlechter Signalqualität vorzubereiten.

„Während das Uhrwerk der inneren Uhr bereits gut untersucht ist, war bisher nicht bekannt, mithilfe welchen Mechanismus die visuelle Wahrnehmung zu Zeiten erwartbar schlechter Signalqualität optimiert wird“, erklärt Privatdozent Dr. Christian Kell vom Brain Imaging Center der Goethe Universität. Sein Doktorand Lorenzo Cordani untersuchte deshalb in einer aufwändigen funktionellen Kernspintomographie-Studie an 14 gesunden Probanden, wie diese zu sechs verschiedenen Tageszeiten auf visuelle Reize reagierten.

Der Kerngedanke der Untersuchung bestand darin, die Wahrnehmung von sensorischen Signalen mit der Ruheaktivität des Gehirns ins Verhältnis zu setzen. Im Gehirn gibt es nämlich auch beim völligen Fehlen äußerer Reize ein gewisses „Grundrauschen“. Das internationale Team um Lorenzo Cordani, Joerg Stehle und Christian Kell konnte zeigen, dass der Körper die Ruheaktivität in den sensorischen Arealen während der Morgen- und Abenddämmerung selbständig herunterreguliert. Je mehr die Ruheaktivität reduziert war, desto besser konnten die Probanden in einer nachfolgenden Messung schwache visuelle Signale wahrnehmen.

Das bedeutet, dass Menschen schwache visuelle Reize zu Zeiten der Morgen- und Abenddämmerung besser als zu anderen Tageszeiten wahrnehmen können. Anders ausgedrückt: Während der Dämmerung verbessert sich in den sensorischen Hirnarealen das Signal zu Rauschen-Verhältnis. Da die Ruheaktivität zu Zeiten der Dämmerung nicht nur in visuellen, sondern auch in auditorischen und somatosensorischen Hirnregionen abnimmt, vermuten die Forscher, dass die Wahrnehmung nicht nur im visuellen System geschärft wird. In einer früheren Studie wurde bereits gezeigt, dass schwache Hörreize zu Zeiten der Dämmerung besser wahrgenommen werden. Der nun aufgedeckte Mechanismus, der in der aktuellen Ausgabe von Nature Communications publiziert wurde, könnte daher einen wesentlichen evolutionären Vorteil darstellen, der in vorindustriellen Zeiten das Überleben sicherte.

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/71301541

Bildtexte:

  1. In den gezeigten Gehirnarealen nimmt die Varianz der Ruheaktivität während der Dämmerung signifikant ab. Die Varianz beschreibt die Veränderung der Hirnaktivität im Zeitverlauf einer Messung. (1) visuelle,  (2-4) somatosensorische und (5) auditorische Hirnrinde.
  2. Die Varianz der Ruheaktivität – hier beispielhaft im visuellen Kortex – ist um 8 und 20Uhr im Vergleich zu den anderen Tageszeiten reduziert.
  3. Parallel zur Reduktion der Varianz der Ruheaktivität verbessert sich das Erkennen schwacher visueller Reize im Dämmerlicht bei gleichen Beleuchtungsbedingungen. Um 8 und 20 Uhr übersehen die Probanden weniger visuelle Reize.

Bildrechte: Cordani et al., Nat. Comm.

Publikation Lorenzo Cordani, Enzo Tagliazucchi, Céline Vetter, Christian Hassemer, Till Roenneberg, Jörg H. Stehle, Christian A. Kell: Endogenous Modulation of Human Visual Cortex Activity Improves Perception at Twilight, in: Nature Communications http://dx.doi.org/10.1038/s41467-018-03660-8

Information: Privatdozent Dr. Christian Kell, Brain Imaging Center der Goethe-Universität, Cognitive Neuroscience Group, Fachbereich Medizin, Campus Niederrad, Tel: (069) 6301 5739; c.kell@em.uni-frankfurt.de.

 

Apr 9 2018
15:04

Goethe-Uni wirbt zwei ERC-Advanced Grants ein/ Je 2,5 Millionen Euro für fünf Jahre

EU fördert Forschung zu Kryogesellschaften und Immunsystem

FRANKFURT. Zwei ERC-Advanced Investigator Grant des Europäischen Forschungsrats mit je 2,5 Millionen Euro gehen an Forscher der Goethe-Universität Frankfurt. Der Soziologe Prof. Thomas Lemke erforscht die gesellschaftlichen Auswirkungen der Kryobiologie, die sich mit dem Einfrieren und der dauerhaften Konservierung organischen Materials beschäftigt. Der Biochemiker Prof. Robert Tampé will die verschlungenen Pfade des Immunsystems innerhalb der Zelle aufklären.

Projekt „Cryosocieties“ erforscht „suspendiertes Leben“

Die Kryobiologie hat in den vergangenen Jahrzehnten einen enormen Aufschwung erfahren. Immer mehr Arten von Gewebe und zelluläres Material können eingefroren, gelagert und wieder aufgetaut werden, ohne einen nachweisbaren Verlust an Vitalität. Heute stellen kryobiologische Praktiken nicht nur eine wichtige infrastrukturelle Bedingung für viele medizinische Anwendungen und einen wesentlichen Motor biowissenschaftlicher Innovationen dar, sondern sie bilden zentrale Optionen für individuelle Reproduktionsentscheidungen ebenso wie die Erhaltung der globalen Biodiversität.

„Im Projekt Cryosocieties möchte ich die Auswirkungen der Kryokonservierung auf unser Verständnis des Lebens untersuchen. Ich gehe von der These aus, dass kryobiologische Praktiken eine spezifische Form des Lebens hervorbringen, die ich „suspendiertes Leben“ oder im Englischen „suspended life“ nenne. Sie hält vitale Prozesse in einem Schwebezustand zwischen Leben und Tod, in welchem die biologischen Substanzen weder völlig lebendig noch gänzlich tot sind“, erklärt Prof. Thomas Lemke vom Institut für Soziologie. Ziel des Projekts an der Schnittstelle zwischen Biologie, Soziologie und Technik ist es zu untersuchen, wie Kryopraktiken zeitliche und räumliche Beziehungen und Konfigurationen sowie unser Verständnis von Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit, (Un-)Fruchtbarkeit und Nachhaltigkeit verändern.

Lemke und sein Team werden in drei verschiedenen Kontexten untersuchen, wie „suspendiertes Leben“ in aktuellen Praktiken der Kryokonservierung hervorgebracht wird. Die Teilprojekte befassen sich mit dem Einfrieren von Nabelschnurblut als Vorbereitung auf spätere regenerative Therapien, mit der Kryokonservierung von Eizellen für Reproduktionszwecke sowie mit dem Aufbau von Kryobanken für den Erhalt bedrohter oder bereits ausgestorbener Tierarten.

Immunabwehr in der Zelle

Obwohl das Immunsystem eines der komplexesten Systeme des menschlichen Körpers ist, das sich aus vielen verschiedene Zelltypen, Transport- und Botenmoleküle zusammensetzt, gelingt es Krankheitserregern und Krebszellen immer wieder, es auszutricksen. So haben Herpes- und Pocken-Viren ausgefeilte Strategien entwickelt, bestimmte Pfade der Immunabwehr gezielt anzugreifen. Normalerweise werden Viren, die in die Zelle eingedrungen sind, in einer Art Molekül-Schredder (Proteasom) zerlegt und zur Zelloberfläche transportiert, wo sie den T-Zellen des Immunsystems präsentiert werden. Herpes- und Pocken-Viren schaffen es aber, sich in der Zelle zu verstecken, weil sie das Transportmolekül angreifen, das sie an die Oberfläche befördert.

Bisher weiß man, dass Eiweiß-Schnipsel (Peptide) aus dem Proteasom vom einem großen Molekülkomplex und vielen Hilfsmolekülen für ihre Reise an die Zelloberfläche prozessiert werden. Dieser sogenannte Peptid-Lade-Komplex sitzt im „Maschinenraum der Zelle“, dem endoplasmatischen Retikulum. In dem stark gefalteten System von Membran umschlossenen Hohlräumen werden Proteine hergestellt, gefaltet, kontrolliert und für ihre Reise an die Zelloberfläche vorbereitet.

„Mein Ziel ist es, den Mechanismus der Antigen-Prozessierung im Detail zu untersuchen. Mit dieser Forschung begeben wir uns auf einen der dornenreichsten Pfade der Lebenswissenschaften, weil wir es mit großen, unterschiedlich gebauten Molekülen zu tun haben, die außerdem noch relativ selten in interzellulären Membranen vorkommen“, erklärt Prof. Robert Tampé vom Institut für Biochemie das Forschungsvorhaben. Da es seiner Gruppe in den vergangenen Jahren jedoch gelungen ist, einige wichtige Strukturen des Peptid-Lade-Komplexes und deren Funktion aufzuklären, ist er für das neue Forschungsprojekt gut vorbereitet. „Wir erwarten, dass unsere Arbeit einen erheblichen Einfluss auf viele Gebiete der Lebenswissenschaften, insbesondere in Bereich der Krebsforschung sowie Infektions- und Autoimmunkrankheiten haben wird“, so Tampé.

Bilder zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/71298300

Informationen:
Prof. Dr. Thomas Lemke, Institut für Soziologie, Fachbereich 3, Campus Westend, Tel.: (069) 798 36664, lemke@em.uni-frankfurt.de
Prof. Dr. Robert Tampé, Institut für Biochemie, Fachbereich 14, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798 29475, tampe@em.uni-frankfurt.de.

 

Apr 6 2018
15:15

Porträt des neuen Masterstudienganges „Science and Technology Studies“ im aktuellen UniReport

Wie wird wissenschaftliches Wissen erstellt und angewendet?

FRANKFURT. Das Alltagsleben ist heute aufs engste mit technischen Infrastrukturen verbunden. Klimawandel, selbstfahrende Autos, Atomenergie, Datensicherheit im Internet, Impfpflicht gegen Masern – das sind Fragen, die nicht nur Experten, sondern auch Laien umtreiben. Diese im Normalfall unbemerkt bleibenden Verflechtungen und die weitreichenden Wechselwirkungen von Alltag und Technik gehören zum Forschungsfeld einer Fachrichtung, den Science and Technology Studies. In der aktuellen Ausgabe des UniReports wird der neue Masterstudiengang an der Goethe-Universität vorgestellt.

Prof. Gisela Welz vom Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie beschreibt in ihrem Beitrag einige zentrale Fragen dieser in Deutschland noch recht neuen Disziplin: „Dass die Bewertung der gleichen technologischen Option in verschiedenen Ländern ganz unterschiedlich sein kann, dass Legitimitätskonflikte zwischen Wissenschaftlern und ethische Debatten über mögliche Technikfolgen auch historische und kulturelle Gründe haben, dass wirtschaftliche Interessen, politische Konflikte und rechtliche Regelungen Wissenschaftsdynamiken befeuern und häufig entscheidend dafür sind, welche technologischen Neuerungen implementiert werden und welche nicht, steht auf dem Lehrplan des Masterstudienganges Science and Technology Studies.“

Die weiteren Themen im aktuellen UniReport:

  • Bau der neuen Universitätsbibliothek rückt näher: Universitätspräsidentin  Prof. Birgitta Wolff über Perspektiven für den Neubau der UB nach der 100-Millionen-Euro-Zusage der Landesregierung aus dem Verkauf des alten Polizeipräsidiums.
  • Sicher über den Campus: Die Gleichstellungsbeauftragte Dr. Anja Wolde spricht im Interview über Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt an der Uni.
  • „Stimmt so!“ - Warum Trinkgeld mehr ist als nur etwas ‚oben drauf‘: Ein soziologisches Forschungsseminar hat Gäste und Kellner zum Thema Trinkgeld befragt.
  • „Melange aus Fakten und Fiktionen“: Christian Kracht übernimmt im Sommersemester die Frankfurter Stiftungsgastdozentur für Poetik.
  • Vom Philosophicum ins Doctor Flotte: Andreas Maier verarbeitet in seinem neuen Roman „Die Universität“ seine Studienzeit a der Goethe-Uni.
  • Rätsel Deutschland: Prof. Tilman Allert über seine beliebte Biografien-Reihe, die sich im Sommersemester mit dem Thema „68“ beschäftigt.
  • Vielfalt in der Natur: Die Biologin Prof. Kathrin Böhning-Gaese untersucht, ob und wie Vielfalt für das Funktionieren eines Ökosystems bedeutend ist.
  • Sich der eigenen Geldgeschichte bewusst werden: Die Soziologin Birgit Happel erforscht den Zusammenhang von Geld und Lebensgeschichte.
  • Wohin willst Du? Studierende werden bei der Jobsuche beraten und erhalten Hilfestellung beim Berufseinstieg.

Der UniReport 2/2018 steht zum kostenlosen Download bereit unter www.unireport.info/71145627/Unireport_2-18.pdf

 

Apr 6 2018
12:15

Philosophisches Buchsymposion soll abwechselnd an den Unis in Gießen und Frankfurt stattfinden

Gemeinsames Philosophieren an Lahn und Main

FRANKFURT/GIESSEN. Frankfurter und Gießener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich zu einer neuen Kooperation zusammengefunden: Am 19. und 20. April findet in Gießen erstmals das gemeinsame Frankfurt-Gießener Philosophische Buchsymposion statt – nach dem Vorbild des traditionsreichen Frankfurter Buchsymposions. Der Veranstaltungsort des Buchsymposions soll mal in Gießen, mal in Frankfurt sein. Der Auftakt ist der Philosophin Prof. Katja Crone und ihrem 2016 erschienen Buch „Identität von Personen. Eine Strukturanalyse des biographischen Selbstverständnisses“ gewidmet.

Ein öffentlicher Abendvortrag mit der Philosophin findet

am Donnerstag, 19. April, um 18 Uhr
im Senatssaal der Justus-Liebig-Universität (Hauptgebäude),
Ludwigstr. 23, 35390 Gießen

statt. Unter dem Titel „Jenseits des Narrativen – Grundlagen des Selbstverständnisses von Personen“ wird Crone die Grundthesen ihres Buches vorstellen: Sie geht davon aus, dass unserem Selbstverständnis als Personen eine scheinbar spannungsreiche Struktur zugrunde liegt. Wir begreifen uns als identische und über die Zeit hinweg existierende Personen, zugleich aber als in vielerlei Hinsichten veränderlich und damit auch als Subjekte einer persönlichen Biographie. Indem sie philosophische Analysen und empirische Forschungen zusammenführt, arbeitet die Philosophin heraus, wie kognitive Fähigkeiten und soziale Rahmenbedingungen zusammenwirken, um das komplexe Phänomen des biographischen Selbstverständnisses entstehen zu lassen.

Am Freitag, 20. April, wird das Symposion mit einen Workshop fortgesetzt, an dem die Autorin sowie Tim Henning (Stuttgart), Christian Kietzmann (Erlangen), Martina Büttner, Oliver Schütze und Gerson Reuter (Gießen) sowie Eva Backhaus, Jasper Liptow und Andreas Müller (Frankfurt/M.) mitwirken.

Katja Crone ist seit 2014 Professorin für Philosophie mit dem Schwerpunkt Philosophie des Geistes an der TU Dortmund. Im Zentrum ihrer Forschungsarbeit stehen Probleme des Selbstbewusstseins, der personalen Identität, der sozialen Kognition und der kollektiven Intentionalität. Veranstalter des Symposions sind das Gießener Institut für Philosophie und das Philosophische Institut der Goethe-Universität.

Information: Prof. Dr. Gerson Reuter, Institut für Philosophie der Justus-Liebig-Universität Gießen, Rathenaustraße 8, Raum 209, 35394 Gießen, Telefon 0641 99-15532/1, E-Mail Gerson.Reuter@phil.uni-giessen.de; Eva Backhaus, Institut für Philosophie der Goethe Universität Frankfurt, Norbert-Wollheim-Platz 1, 60629 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-32769, E-Mail backhaus@em.uni-frankfurt.de oder unter http://www.jlug.de/buchsymposion-frankfurt-giessen

Anmeldung (zum Workshop): alexandra.darabos@phil.uni-giessen.de

 

Apr 5 2018
18:12

Nächster Termin der „Goethe Lectures Offenbach“ des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und der Stadt Offenbach am 10. April 2018 im Klingspor Museum

Geistiges Eigentum in Afrika

FRANKFURT. Wem gehören Töne und Texte, wenn sie erst einmal aufgezeichnet sind? Wer darf daran verdienen? Und wie wird die Weitergabe geregelt? Auch mit diesen Fragen beschäftigen sich die Intellectual Property Rights, die geistigen Eigentumsrechte. Doch was als typisch „westliche“ Normenhervorbringung gilt, stößt in anderen Kulturen auf Skepsis, wenn nicht Widerspruch – oder wird den lokalen Gegebenheiten pragmatisch angepasst. Um dieses Spannungsfeld geht es in der kommenden „Goethe Lecture Offenbach“. Der Ethnologe Mamadou Diawara spricht zum Thema

„Im Namen des Gesetzes: Geistiges Eigentum und Urheberrecht im afrikanischen Kontext“ am Dienstag, dem 10. April 2018, um 19.00 Uhr im Klingspor Museum, Herrnstraße 80, 63065 Offenbach am Main.

Das Eigentumsrecht steht mehr als je zuvor im Zentrum der Handlung von Firmen und Regierungen. Dies gilt nicht nur für diejenigen Länder, in denen diese „normative Ordnung“ entstanden ist, sondern auch dort, wo sie kolonial bedingt eingeführt wurde. Wie jedoch wird dieses geistige Eigentumsrecht in den unterschiedlichen Kontexten verstanden und erlebt? Anhand von Beispielen aus Afrika hinterfragt der Ethnologie-Professor Mamadou Diawara, wie sich die kolonialbedingte Genealogie des Urheberrechts auf dem Kontinent behauptet. In seinem Vortrag stellt er dar, wie sich die Problematik der Globalisierung des Eigentumsrechts gegenüber Ländern und Gesellschaften verhält, die ihre eigenen Normen umsetzen, und wie diese von Akteurinnen und Akteuren insbesondere aus Afrika südlich der Sahara ausgehandelt werden.

Prof. Mamadou Diawara lehrt am Institut für Ethnologie der Goethe-Universität und ist Angehöriger des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“. Außerdem ist er Direktor von Point Sud, Forschungszentrum für lokales Wissen in Bamako, Mali, Herausgeber der „Arbeitspapiere zum Thema Lokales Wissen“ (Point Sud, Bamako), Redaktionsmitglied des „Mande Studies Association Review“, von „africa spectrum“ und von „Paideuma“ sowie Mitglied der Arbeitsgruppe Entwicklungsethnologie. Seine thematischen Schwerpunkte sind Entwicklungsethnologie, oral history/mündliche Traditionen im Medienzeitalter, Globalisierung, Geschichte Afrikas. Sein regionaler Forschungsschwerpunkt liegt auf dem subsaharischen Afrika, insbesondere Mali.

Veranstalter des Vortragsabends im Klingspor Museum und auch der Gesamtreihe „Goethe Lectures Offenbach“ sind neben dem Exzellenzcluster die Wirtschaftsförderung der Stadt Offenbach, die einen deutlichen Fokus auf die Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft legt, und das Klingspor Museum Offenbach, das sich mit seinen Schwerpunkten Schriftkunst und Typografie auch überregional einen Namen gemacht hat. Ziel der Partnerschaft der Institutionen, der bereits mehrere erfolgreiche Kooperationsprojekte in Offenbach vorausgegangen sind, ist der Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Stadtgesellschaft. Im Anschluss an den Vortrag besteht auch dieses Mal die Möglichkeit zur Diskussion. Der Eintritt ist frei.

Informationen: 
Bernd Frye, Pressereferent des Exzellenzclusters, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de
Ria Baumann, Wirtschaftsförderung Stadt Offenbach, Tel.: 069 80652392, kreativwirtschaft@offenbach.de, www.offenbach.de/wirtschaft

 

Apr 5 2018
09:58

Blauwal-Erbgut enthüllt Paarung über Artgrenzen hinweg

Wal-Verwandtschaften

FRANKFURT. Wissenschaftler der Goethe-Universität, der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Universität Lund haben erstmals das komplette Erbgut des Blauwals sowie drei weiterer Furchenwalarten entziffert. Das Genom der Wale ermöglicht es, die Evolutionsgeschichte des größten Tieres der Welt und seiner Verwandten detailliert nachzuvollziehen. Überraschenderweise zeigt es, dass sich verschiedene Furchenwalarten im Lauf ihrer Geschichte miteinander gepaart haben. Darüber hinaus haben sich Furchenwale wohl ohne geografische Barrieren in verschiedene Arten aufgespalten. Dabei handelt es sich um ein sehr seltenes Phänomen. Die Studie ist soeben im Fachmagazin „Science Advances“ erschienen.

Sie sind die Giganten der Meere – Blauwale. Mit bis zu 33 Metern Länge und bis zu 200 Tonnen Gewicht sind Blauwale die größten Tiere der Erde. Während die sanften Riesen durch den Menschen bis Ende der 80er Jahre an den Rand des Aussterbens gebracht wurden, erholen sich die Populationen langsam wieder. Neue Forschung zeigt nun, dass die Evolution der Blauwale unkonventionelle Wege nahm.

Wie ein Team um den Evolutionsgenomiker Prof. Axel Janke, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und Goethe-Universität nämlich herausgefunden hat, haben sich die Furchenwale, zu denen der Blauwal zählt, während und nach ihrer Artbildung über die entstehenden Artgrenzen hinweg gepaart. „Diese sogenannte ‚Artbildung mit Genfluss‘ gilt in der Natur als selten. Arten bilden sich gewöhnlich durch reproduktive Isolation, die durch genetische oder geografische Barrieren entsteht. Beides scheint für Furchenwale nicht zu gelten“, erklärt der Ko-Erstautor der Studie, Fritjof Lammers, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum.

Gemeinsam mit seinen Kollegen und dem schwedischen Walforscher Ulfur Arnason hat er erstmals das komplette Genom des Blauwals und weiterer Furchenwalarten, darunter Buckelwal und Grauwal, sequenziert. Geografische Barrieren gibt es in den Weiten der Ozeane für Wale nicht. Das Genom zeigt nun, dass es anscheinend auch keine genetischen Barrieren zwischen den Arten gab und es in der Vergangenheit Genfluss zwischen vielen Furchenwalarten gegeben hat.

Sogar heute noch werden Hybride von Finn- und Blauwalen gesichtet. Im Erbgut konnten die Forscher solche Spuren einer Liaison zwischen den beiden Arten aber noch nicht direkt nachweisen.  Der Evolution der Furchenwale auf die Spur gekommen, sind die Wissenschaftler mit sogenannten Netzwerkanalysen. „Damit wird die Artentstehung nicht wie üblich als stammesgeschichtlicher Baum, sondern als verwobenes Netz betrachtet. Dies ermöglicht ansonsten versteckte genetische Signale zu entdecken,“ so Prof. Axel Janke.

Außerdem stellte das Team fest, dass auch die Verwandtschaftsverhältnisse unter den anderen Furchenwalen komplizierter sind als angenommen. So gilt der Buckelwal bisher aufgrund seiner enormen Brustflossen als Außenseiter unter den Furchenwalen. Die Studie bestätigt nun, dass diese klassische Taxonomie nicht der evolutionären Systematik entspricht. Gleiches gilt für den Grauwal, von dem man annahm, dass er nicht zu den Furchenwalen gehört. Tatsächlich sind Grauwale aber sehr nahe mit anderen Furchenwalen verwandt. Sie haben sich nur eine andere Lebensquelle erschlossen und ernähren sich von Krebstieren am Grund von Küstengewässern.

„Die Studie zeigt, welche enormes Potential uns die Genomik bietet, biologische Prozesse und die Grundlagen der biologischen Vielfalt besser zu verstehen. Wir können daraus sogar lesen, wie sich die Grösse der Populationen der Furchenwale in den letzten Millionen Jahren entwickelte“, resümmiert Janke, der auch Sprecher des gerade neu gegründeten hessischen LOEWE Forschungszentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik (LOEWE-TBG) ist. Das im Januar 2018 gestartete Forschungszentrum hat sich der systematischen Analyse des vollständigen Genoms beziehungsweise aller aktiven Gene verschrieben. Damit soll nicht nur Grundlagenforschung betrieben werden, sondern das neue Wissen soll aktiv für die Erforschung von Naturstoffen und den Erhalt der Biodiversität genutzt werden.

Publikation: Arnason, U. et. al (2018): Whole genome sequencing of the blue whale and other rorquals find signatures for introgressive gene flow. Science Advances, DOI 10.1126/sciadv.aap9873

Bilder zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/71146015

Gigant der Meere: der Blauwal. Copyright: Florian Schulz

Finnwale (Balaenoptera physalus) vor der Küste Grönlands. Copyright: Florian Schulz

Auch das Genom des Buckelwals wurde untersucht. Copyright: Florian Schulz

Information: Prof. Axel Janke, Institut für Ökologie, Evolution und Diversität, Fachbereich 15 und Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum sowie LOEWE Forschungszentrum für Translationale Biodiversitätgenomik, Tel.: (069) Tel.: (069) 7542 1842, axel.janke@senckenberg.de

 

Apr 4 2018
14:59

Unistart-Messe für alle Erstsemester auf dem Campus Westend

Goethe-Universität begrüßt neue Studierende

FRANKFURT. Über 3.000 Studierende werden am Donnerstag zur zentralen Begrüßungsveranstaltung der Goethe-Universität für alle Erstsemester erwartet. Begrüßt werden sie von Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff, Stadtrat Dr. Bernd Heidenreich, dem AStA-Vorstand sowie den Fachschaftsvertretern. Auf dem Markt der Möglichkeiten können sich die neuen Studierenden  über Angebote und Serviceleistungen der Goethe-Universität informieren: So präsentieren sich auf der Messe unter anderem das Studierenden-Service-Center (SSC), der Hochschulsport, das International Office, das Career Center und viele studentische Initiativen. Abends gibt es dann eine Party für alle „Erstis“ im Casino.

Medienvertreter sind herzlich zur Semestereröffnung eingeladen.

Unistart-Messe Sommersemester 2018: Die Uni stellt sich vor
5. April, 13.00-16.00 Uhr, Campus Westend, Hörsaalzentrum

Begleitprogramm
13.00 Uhr, HZ 3: Das Hochschulrechenzentrum stellt seine IT-Services vor.
13.30 Uhr, HZ 3: Arbeiterkind, Studienfinanzierung
14.00 Uhr, HZ 2: Zentrale Begrüßung durch die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Birgitta Wolff, Frankfurts Stadtrat Dr. Bernd Heidenreich, dem AStA-Vorstand und Fachschaftsvertreterinnen und -vertreter der Standorte der Goethe-Universität.

15.00 Uhr, HZ 3: Deutschlandstipendium – Studienfinanzierung durch ein Stipendium.
15.15 Uhr, HZ 2: Der Career Service stellt sich vor.
15.30 Uhr, HZ 3: Improved Reading – schnelleres und effektiveres Lesen leicht gemacht.
15.45 Uhr, HZ 2: Founder Club/FRAPPE – der Founder Club stellt sich vor.
Ab 21.00 Uhr: Party für alle Erstsemester im Casino.

Weitere Infos unter www.uni-frankfurt.de/48370161/unistart-frankfurt

 

Apr 4 2018
14:58

Kooperation mit der weltweit führenden Biodiversity Heritage Library (BHL)

Universitätsbibliothek Frankfurt jetzt Partner einer internationalen Online-Bibliothek zur Biodiversität

FRANKFURT. Seit Ende März ist die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg (UB JCS) in Frankfurt am Main offizieller Partner der Biodiversity Heritage Library (BHL), einer Online-Bibliothek zur Biodiversität, die von einem internationalen Konsortium naturkundlicher Bibliotheken und Museen getragen wird. Mit diesem Schritt will die UB JCS als erste deutsche Bibliothek das Ziel von BHL unterstützen, Informationen über die biologische Vielfalt der Erde leichter zugänglich zu machen, und zudem digitalisierte Literatur aus ihrer eigenen Sammlung Biologie in BHL auffindbar machen.

Die neue Partnerschaft manifestiert sich im Status der Universitätsbibliothek als BHL Affiliate. Damit verbunden ist neben dem Einbringen eigener Digitalisate in die Online-Bibliothek auch eine Mitwirkung an weiteren Digitalisierungsaktivitäten und an Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit. Das Konsortium der Biodiversity Heritage Library umfasst derzeit annähernd 40 Einrichtungen aus allen Teilen der Welt (bislang jedoch ohne deutschen Partner). Die Online-Bibliothek bietet mehr als 54 Millionen Seiten aus 220.000 Bänden. Damit nimmt BHL im Bereich der Biodiversitätsliteratur eine weltweit führende Stellung ein und ist für viele Wissenschaftler eine unverzichtbare Anlaufstelle.

Die UB JCS bewahrt mit ihrer Sammlung Biologie, die aus der einschlägig bekannten „Senckenbergischen Bibliothek“ hervorgegangen ist, einen exzellenten Bestand an historischer und moderner Literatur zur Biologie, der in dieser Breite und Tiefe in kaum einer anderen deutschen Bibliothek zu finden ist. Im Rahmen eines Projekts zur Digitalisierung botanischer Zeitschriften wurden bereits Teile dieses Bestandes online verfügbar gemacht. In dem aktuellen Projekt Fachinformationsdienst Biodiversitätsforschung (FID Biodiversität) wird angestrebt, historische und aktuelle Literatur zur Biodiversität noch umfassender in zeitgemäßen Formaten zur Verfügung zu stellen. Die UB JCS führt dieses Projekt gemeinsam mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der AG Texttechnologie am Institut für Informatik der Goethe-Universität durch. Aktuell wird im FID-Projekt unter anderem an der Digitalisierung von Hunderten weiterer Bände gearbeitet.

Mit der nun beginnenden Partnerschaft mit der Biodiversity Heritage Library forciert die UB JCS ihre Bemühungen um freien Zugang zu wissenschaftlicher Literatur im Allgemeinen und zu Biodiversitätsliteratur im Besonderen.

Weitere Informationen:

Information: Dr. Gerwin Kasperek, Fachreferat Biologie und Projektleitung FID Biodiversitätsforschung, Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Bockenheimer Landstraße 134-138, 60325 Frankfurt am Main, Tel: (069) 798 39365, E-Mail: biofid@ub.uni-frankfurt.de