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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
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Sonstige

Aug 24 2017
13:19

Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff bei GAIN-Tagung in San Francisco

Goethe-Uni auf Internationalisierungskurs

FRANKFURT. Spitzenvertreter der wichtigsten deutschen Wissenschaftsorganisationen (z.B. DAAD, HRK) treffen sich vom 24.-28.8. zur jährlichen GAIN (German Academic International Network)-Jahrestagung in San Francisco. Bei der viertägigen Zusammenkunft geht es insbesondere um das Kennenlernen und ggf. Gewinnen wissenschaftlicher Nachwuchskräfte, aber auch den Austausch mit deutschen und amerikanischen Fachvertretern aus Wissenschaft und Industrie.

Auf dem Programm stehen u.a. Workshops zu Themen wie „Mentoring“ oder „Karrierewege in Forschungsuniversitäten“. Auch ein Workshop der 15 großen deutschen Forschungs-Universitäten (U15) unter Beteiligung der Goethe-Universität ist geplant („Im Gespräch mit den Leitungspitzen der U15“). Besonderer Länderschwerpunkt in diesem Jahr: Das Land Hessen und seine Universitäten und Wissenschaftseinrichtungen.

Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff, die in der hessischen Landesdelegation mit Wissenschaftsminister Boris Rhein nach San Francisco reist, sagte: „Hessens Wissenschaftseinrichtungen und die Goethe-Universität sind für ambitionierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt ein attraktives Ziel. Von der Reise verspreche ich mir, unsere Stärken und die Chancen, die wir bieten, noch besser zu kommunizieren. Auch freue ich mich auf den Dialog mit Vertretern deutscher und amerikanischer Universitäten und Wissenschaftsorganisationen.“

An der Goethe-Universität haben rund 15 % der rund 47.000 Studierenden einen ausländischen Pass. Ein Drittel und mehr aller Berufungen an die Goethe-Universität sind internationale Berufungen (seit 2011). 2013 betrug der Anteil internationaler Forschender an den Neuberufenen 52 Prozent.

Veranstaltungen

Aug 17 2017
10:46

Neue Broschüre „Uni-Events“ listet Angebote für Kinder und Jugendliche auf

Was die Goethe-Uni Schülern zu bieten hat

FRANKFURT. Kinder-Uni, Schülerlabore, Science-Tours – an der Goethe-Universität finden Kinder und Jugendliche viele Möglichkeiten, altersgerecht zu lernen und Erfahrungen zu sammeln. Die unterschiedlichen Angebote sind jetzt wieder in der Broschüre „Uni-Events“ versammelt.

Alle jährlichen Veranstaltungen und Angebote für Schülerinnen und Schüler auf einen Blick, das bietet die neue Broschüre, die sich vor allem an Lehrerinnen und Lehrer wendet, aber auch an Eltern und Familien. Einige neue Programme sind in diesem Jahr hinzugekommen.

Für die Jüngeren bietet die Kinder-Uni vom 12. bis 15. September spannende Vorträge zu verschiedenen Wissensbereichen. In Schülerlaboren und anderen Experimentalveranstaltungen erleben Mädchen und Jungen unterschiedlicher Altersgruppen Wissenschaft hautnah. In Kooperation mit Schulen stellen die Angebote der Goethe-Universität eine Ergänzung zum schulischen Unterricht dar oder bieten Entwicklungsmöglichkeiten für besonders leistungsstarke Schülerinnen und Schüler. Ältere Schülerinnen und Schüler können den Unialltag live erleben bei Veranstaltungen wie Schnuppertagen oder dem Schülerstudium. In der Endphase der Schulzeit beantworten Informations- und Mitmachveranstaltungen Fragen rund um Studien- und Berufswahl.

Für eine bessere Übersicht und Planung des Schuljahres wurden die Angebote im Inhaltsverzeichnis mit Terminen versehen sowie mit Icons, die eine einfache Zuordnung zu Klassenstufen, Aktionskategorien, Themengebieten und Anmeldemodalitäten zulassen. Neu ist auch die Kategorie „Fortbildungen für Lehrkräfte“.

Die Broschüre ist erhältlich bei Susanne Mombers, Studienberaterin/ Projektkoordination Schulpartnerschaften, E-Mail: ssc-schulpartnerschaften@uni-frankfurt.de

Im Internet gibt es die Broschüre zum Download unter www.schule.uni-frankfurt.de (bzw. http://www.uni-frankfurt.de/63757421/uni-events)

Weitere Informationen: Susanne Mombers, Studienberaterin, Zentrale Studienberatung, Bereich Studien-Service-Center, Campus Westend, Telefon: 069-798-17384, eMail: mombers@em.uni-frankfurt.de

Forschung

Aug 8 2017
12:00

Psychosoziale Beratungsstelle der Goethe-Universität beteiligt sich an bundesweiter Studie

Was geflüchtete Frauen in Frankfurt besonders bedrückt

FRANKFURT. „Bei mir ist alles gut!“, haben die meisten der 106 geflüchteten Frauen zunächst geantwortet, als sie in ihren Unterkünften von Muttersprachlern und Psychologen der Psychosozialen Beratungsstelle für Flüchtlinge der Goethe-Universität befragt wurden. „Doch in längeren Gesprächen begannen viele der Frauen zu weinen, sprachen über Ängste und Traumata – erlebt in Krieg und Flucht, von Situationen, mit denen sie in Deutschland nicht zurechtkommen. Sie waren aber auch gleichzeitig erleichtert, dass sie ohne Sprachbarrieren zwei bis drei Stunden intensiv reden konnten und ihnen zugehört wurde“, berichtet Dr. Jana Gutermann, Leiterin der Frankfurter Studie zur psychosozialen Lage von geflüchteten Frauen.

In einer Diskussion wies Sozialdezernentin Prof. Dr. Birkenfeld erst kürzlich auf die Bedeutung der psychosozialen Versorgung von Flüchtlingen in Frankfurt hin: „Wir haben in den Kommunalen Standards für die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen und in der täglichen Praxis die Personengruppen besonders im Blick, für die eine erhöhte Schutzbedürftigkeit besteht. Dazu zählen geflüchtete Frauen, vor allem, wenn sie allein oder nur mit ihren Kindern in Deutschland angekommen sind“. Dies wird durch das Ergebnis der Studie unterstützt, nach der 60 Prozent der Befragten, die alle noch in Aufnahmeeinrichtungen leben, unter körperlichen und/oder psychischen Problemen leiden, wobei 70 Prozent hiervon angeben, seelische Beschwerden zu erleben. 35 Prozent der Frauen geben an, aktuell keine medizinische und/oder psychologische Unterstützung zu erhalten.

Die von der Arbeitsgruppe der Goethe-Universität Frankfurt durchgeführte Befragung ist Teil einer bundesweiten repräsentativen Studie, die von August bis Dezember 2016 in fünf Städten Deutschlands lief und deren Ergebnisse jetzt vorliegen. Finanziert wurde sie von der Bundesbeauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration.

In Frankfurt berichten die Frauen über vielfältige traumatische Erfahrungen im Heimatland, darunter nennen 39 Prozent der Frauen, dem Tod nahe gewesen zu sein. Weiterhin geben 63 Prozent der Frauen an, durch ihre Fluchterfahrungen belastet zu sein, wobei sie auch über aktuelle Belastungen berichten. 80 Prozent wünschen sich mehr Unterstützung, dabei rangiert die Wohnungssuche (45 Prozent) mit Abstand vorne, aber Hilfe suchen die Frauen auch beim Erlernen der Sprache (inklusive Kinderbetreuung) (16 Prozent), bei der Verbesserung ihrer Bildung (15 Prozent) und bei der Familienzusammenführung (13 Prozent). Die Mehrzahl macht sich akut Sorgen um ihren Asylstatus, ihre Familienmitglieder und um ihre Unterkunft.

Befragt wurden Frauen zwischen 18 und 61 Jahren aus sechs Ländern: Afghanistan (36 Prozent), Syrien (26 Prozent), Eritrea (15 Prozent), Iran (10 Prozent), Irak (9 Prozent), Somalia (2 Prozent). Mehr als die Hälfte kam gemeinsam mit ihren Ehemännern und Kindern nach Deutschland. Die Frankfurter Psychologinnen und Psychologen haben sich auch damit beschäftigt, wie die Frauen aus den verschiedenen Herkunftsländern mit ihren Emotionen umgehen. „In der Tendenz akzeptieren die Frauen aus dem Iran und Afghanistan ihre negativen Gefühle weniger und unterdrücken diese eher. Arabischsprachige Frauen versuchen eher ihre Emotionen so zu beeinflussen oder auch eine Situation im Voraus so neu zu bewerten, dass unangenehme Emotionen abgeschwächt werden“, erläutert Annabelle Starck, wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem Projekt.

Zusätzlich wurden Erhebungen zur Akkulturation durchgeführt. Dabei zeigten sich kulturelle Unterschiede, die jedoch vor dem Hintergrund der aktuellen Lebenssituation und der kurzen Aufenthaltsdauer in Deutschland noch mit Vorsicht zu interpretieren sind. So tendierten Frauen aus Afghanistan und dem Iran eher dazu, die Strategie der Assimilation im Sinne einer hohen Orientierung an der Aufnahmekultur (Deutschland) bei einer niedrigen Orientierung an der Herkunftskultur zu wählen. Syrische Frauen hingegen wählten häufiger die Strategie der Separation.

Zunächst bekundete etwa ein Drittel der Frauen, den Kontakt mit dem Team wieder aufnehmen zu wollen, wobei es letzten Endes nicht bei allen zu einem Termin in der Beratungsstelle kam. Dafür sieht Gutermann verschiedene Gründe: Traumatisierte Menschen suchen oft Rückzug oder Ablenkung, um das Erfahrene auszublenden. Leider können auch kulturelle Besonderheiten wie die Sorge um Stigmatisierung psychischer Erkrankungen oder eine Skepsis gegenüber Psychotherapie ein Hindernisgrund sein, sich professionelle Hilfe zu suchen. „Viele Frauen trauen sich aufgrund ihrer Frauenrolle nicht, aktiv für sich selbst Hilfe zu suchen, weil sie ihre Bedürfnisse denen anderer Familienmitglieder unterordnen müssen, oder weil sie befürchten, dass ihre Ehemänner dies nicht akzeptieren“, so eine der studentischen Mitarbeiterinnen im Projekt, Hourvash Nadimi.

Nicht zu unterschätzen sind die bürokratischen Hemmnisse, denn für jede psychologische und ärztliche Behandlung müssen sich die Geflüchteten einen Krankenschein im zuständigen Amt besorgen; eine Gesundheitskarte gibt es erst nach der Anerkennung oder nach einer Aufenthaltsdauer von 15 Monaten in Deutschland. „Der Zugang zu einer traumafokussierten Psychotherapie muss sich unbedingt verbessern. Auch für das Wohlergehen der Kinder ist die besondere Unterstützung der geflüchteten Frauen eine wesentliche Voraussetzung“, so Prof. Ulrich Stangier, Leiter der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie der Goethe-Universität.

Die vorgestellte Studie wirft somit viele Fragen zur besonderen Situation von geflüchteten Frauen auf. Weitere Forschung ist notwendig, um deren Probleme besser angehen zu können. An Kompetenz und Expertise bei der Behandlung von Traumata mangelt es an der Goethe-Universität nicht.

Informationen: Dr. Jana Gutermann, Psychosoziale Beratungsstelle für Flüchtlinge der Goethe-Universität, Tel: (069) 798-23844, E-Mail: gutermann@psych.uni-frankfurt.de, und MSc. Psych. Annabelle Starck, E-Mail: starck@psych.uni-frankfurt.de

Veranstaltungen

Aug 2 2017
11:57

Frobenius-Institut eröffnet Ausstellung im Museo Nacional de Antropología

Felsbilder in Mexiko-Stadt

FRANKFURT. Das Frobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung an der Goethe-Universität hat seine jüngste Ausstellung „Frobenius, el mundo del arte rupestre“ (Frobenius, die Welt der Felsbild-Kunst) in Mexiko-Stadt eröffnet. Die Ausstellung ist bis zum 26. November 2017 im Museo Nacional de Antropología, dem „schönsten Museum der Welt“ (André Malraux 1964), zu sehen. Sie findet in Kooperation mit dem Instituto Nacional de Antropología e Historia (Mexiko-Stadt) im Rahmen des Deutsch-Mexikanischen Jahres 2016/17 statt.

In den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entwickelte der deutsche Ethnologe Leo Frobenius (1873-1938) das Konzept der Kulturkreise und der Kulturmorphologie und unternahm ein Dutzend Forschungsreisen, um nach den frühesten bildlichen Ausdrücken des Menschen zu suchen. Ergebnis seiner unermüdlichen Tätigkeit waren unter anderem rund fünftausend Kopien prähistorischer Felskunst, die er und sein Team von Forscherinnen, Forschern und Malerinnen und Malern in Höhlen und von Felswänden in Afrika, Europa, Australien und Ozeanien abmalten.

Neben ihrer künstlerischen Qualität sind die Bilder der Frobenius-Sammlung von unschätzbarem Wert: Sie dokumentieren nicht nur früheste Kunst des Menschen, die sonst kaum zugänglich ist, vielmehr sind viele der Originale mittlerweile zerstört. Mit dieser Ausstellung, die bereits 2016 im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen war, werden die Kunstwerke erstmals in Mexiko und zum zweiten Mal auf dem amerikanischen Kontinent präsentiert: 1937 wurden Exemplare der Frobenius-Sammlung im Museum of Modern Art in New York und anderen Städten der USA ausgestellt. Es sind Bilder, die eine Brücke zur Vorgeschichte der Menschheit schlagen und zum einzigartigen ästhetischen und historischen Erbe der Völker der Welt gehören.

Kontakt: Yanti Hölzchen, Frobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung an der Goethe-Universität Frankfurt/Main. Tel.: (069) 798-33058; hoelzchen@em.uni-frankfurt.de

Forschung

Aug 1 2017
12:25

DFG fördert innovative Krebsforschung mit 1,25 Millionen Euro

RNA: Ein teuflischer Pfad zum Krebs?

FRANKFURT. Krebs entsteht durch fehlerhafte DNA – so die aktuelle Lehrmeinung. Aber können auch fehlerhafte Abschriften der DNA in Form des Botenmoleküls RNA die Ursache sein? Für diese überraschende These gibt es inzwischen einige Anhaltspunkte. Um sie zu überprüfen, erhält Prof. Rolf Marschalek vom Institut für Pharmazeutische Biologie der Goethe-Universität ein mit 1,25 Millionen ausgestattetes Reinhart Koselleck-Projekt. Damit fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft besonders innovative und im positiven Sinne risikobehaftete Forschung.

Marschalek erforscht seit vielen Jahren Gen-Mutationen, die verschiedene Formen der Leukämie verursachen. Besonders häufig kommt eine als Gentranslokation bezeichnete Mutation vor. Sie entsteht, wenn gleichzeitig an zwei verschiedenen Chromosomen Teile abbrechen und vom zelleigenen Reparaturprogramm vertauscht wieder angesetzt werden. Dadurch gelangen Gene nebeneinander, die normalerweise auf verschiedenen Chromosomen sitzen. Beim Abschreiben in die RNA werden sie irrtümlich so behandelt, als kodierten sie für ein einziges Protein. Diese sogenannten Fusionsproteine sind dann auch die kausale Krebsursache.

Auffällig ist aber, dass bestimmte Translokationen gehäuft vorkommen, obwohl rein statistisch eine viel größere Vielfalt an Doppelstrangbrüchen möglich wäre. Beispielsweise ist das Philadelphia-Chromosom, ein verkürztes Chromosom 22, und das dazu gehörige Protein BRC-ABL die häufigste Ursache der chronischen myeloischen Leukämie. Verwirrend ist zudem, dass BRC-ABL Transkripte auch bei völlig gesunden Menschen nachweisbar ist, die das Philadelphia-Chromosom gar nicht haben.

Eine mögliche Erklärung ist, dass die RNA nicht nur von der DNA abgeschrieben wird, sondern auch umgekehrt auf die DNA zurückwirken kann. Die meiste Zeit ist die DNA sicher und platzsparend in Chromatin verpackt und kann nicht abgeschrieben werden. Da könnte es für die Zelle ökonomischer sein, zur Reparatur von Doppelstrangbrüchen auf RNA Kopien zurückzugreifen, die sie vorsorglich in größerer Anzahl während der kurzen Phasen macht, in denen das Gen für die Abschrift zugänglich ist.

Tatsächlich kommen nicht für Proteine kodierende RNAs in der Zelle zuhauf vor. Und möglicherweise entstehen durch Fehler beim Abschreiben der DNA auch falsch zusammengestückelte RNAs, die dann in Fusionsproteine übersetzt werden. Marschalek hat auch eine Vermutung, wie die fehlerhaften RNAs entstehen: „In der Regel liegen Chromatinschlaufen mit aktiv transkribierbaren Genen auf der Außenseite der Chromosomenstrukturen. Dabei werden Chromatinschlaufen von verschiedenen Chromosomen gemeinsam in Transkriptionsfabriken transkribiert. Interessanterweise werden dort Gene miteinander transkribiert, die man in Krebszellen als Partnergene in chromosomalen Translokationen identifiziert hat.“ Warum das so ist, weiß man bisher nicht.

Seine Hypothese, dass RNA in der Zelle auch die Funktion hat, als Blaupause für die Reparatur von DNA-Fehlern zu dienen und dass dies manchmal ein teuflischer Pfad zum Krebs ist, kann Marschalek nun in den kommenden fünf Jahren dank der Förderung seines Koselleck-Projekts prüfen. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die CRISPR/Cas Technologie, mit der es viel einfacher geworden ist, Gene experimentell zu verändern.

Bilder von Prof. Rolf Marschalek finden Sie zum Download unter www.uni-frankfurt.de/67654909

Fotos: Uwe Dettmar

Information: Prof. Dr. Rolf Marschalek, Institut für Pharmazeutische Biologie, Fachbereich 14, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-29647, rolf.marschalek@em.uni-frankfurt.de.

Hochschulpolitische Themen

Jul 25 2017
11:45

Fonds zur Förderung von Kooperations-projekten in Studium und Lehre der Rhein-Main-Universitäten Darmstadt, Frankfurt und Mainz eingerichtet

Rhein-Main-Universitäten schreiben erstmals RMU-Initiativfonds Lehre aus

MAINZ/FRANKFURT/DARMSTADT. Die Goethe-Universität Frankfurt, die Johannes Gutenberg-Universität Mainz und die Technische Universität Darmstadt möchten mit dem im Verbund der Rhein-Main-Universitäten (RMU) neu eingerichteten RMU-Initiativfonds Lehre die Entwicklung neuer, attraktiver Studienangebote, die Weiterent-wicklung des bestehenden curricularen Angebots sowie die Erprobung innovativer Lehr-/Lernformate unterstützen sowie den Austausch und die Zusammenarbeit von Lehrenden und Lernenden der Rhein-Main-Universitäten fördern. Die aktuelle Ausschreibungsrunde läuft bis zum 12. November 2017.

Die Technische Universität Darmstadt, die Goethe-Universität Frankfurt und die Johannes Gutenberg-Universität Mainz möchten im Rahmen ihrer im Dezember 2015 gegründeten strategischen Allianz der Rhein-Main-Universitäten ihre Potenziale durch eine zielgerichtete Zusammenarbeit so nutzen, dass sie sich gegenseitig verstärken bzw. ergänzen. Dadurch sollen möglichst nachhaltig wirksame Impulse in Forschung, Lehre und Region gesetzt und die Attraktivität der drei Universitäten gestärkt werden. Um solche Impulse auf dem Gebiet von Studium und Lehre zu setzen, haben die Rhein-Main-Universitäten zunächst für den Zeitraum von 2017 bis 2020 einen Fonds eingerichtet. Der RMU-Initiativfonds Lehre bietet eine befristete Anschubfinanzierung für Kooperationsprojekte, an denen Lehrende von mindestens zwei der drei Rhein-Main-Universitäten beteiligt sind, die eine qualitative Weiterentwicklung von Studium und Lehre im Sinne der RMU-Allianz aufweisen und die eine nachhaltige Perspektive erkennen lassen.

„Mit dem neuen RMU-Initiativfonds Lehre, in dem jährlich 150.000 Euro zur Verfügung stehen, möchten wir einen zusätzlichen Anreiz für die gemeinsame Weiterentwicklung, Profilierung und Internationalisierung bestehender und neuer, zukunftsweisender Studiengänge bieten“, beschreibt Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), die Zielsetzung der Einrichtung und aktuellen Ausschreibung des RMU-Initiativfonds Lehre. „Der RMU-Initiativfonds Lehre fördert den intensiven Austausch und die Kooperation der Rhein-Main-Universitäten in den Bereichen Studium und Lehre mit dem Ziel der Weiterentwicklung von Lehrformaten und Lehrkooperationen, die das Studienangebot der Rhein-Main-Universitäten perspektivisch insbesondere im Hinblick auf die Forschungsstärken der RMU nachhaltig erweitern und national wie international profilieren.“

Mit Mitteln des RMU-Initiativfonds Lehre können Kooperationsvorhaben auf der Ebene von Studiengängen, einzelner Module oder konkreter Lehrveranstaltungen gefördert werden, die sich aus einer Zusammenarbeit der Rhein-Main-Universitäten im Bereich von Studium und Lehre ergeben und im besten Falle bei einem gemeinsamen Forschungsschwerpunkt der beteiligten Universitäten ansetzen. Dabei kann der Fokus sowohl auf einer fachwissenschaftlichen als auch didaktischen Neukonzeption bzw. Weiterentwicklung liegen. Gefördert werden Personal- oder Sachmittel zur Konzeption und/oder Umsetzung eines Kooperationsprojekts in Höhe von jährlich maximal 35.000 Euro für eine Dauer von bis zu zwei Jahren.

„Mit dem RMU-Initiativfonds Lehre haben wir nun neben dem bereits bestehenden Initiativfonds Forschung, der zukunftsträchtige Forschungsverbünde der drei Partneruniversitäten fördert, ein weiteres Instrument für die zielgerichtete Zusammenarbeit unserer drei Universitäten ins Leben gerufen“, so Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel, Präsident der Technischen Universität Darmstadt. „Im besten Falle münden die aus Mitteln des Initiativfonds Lehre geförderten Lehrprojekte in Kooperationsstudiengänge oder gemeinsame Studiengänge sowie innovative Lehr- und Lernformate. Mit diesen können wir das bestehende curriculare Angebot nachhaltig gegenseitig verstärken und erweitern.“

„Besonderes Augenmerk legt die Ausschreibung des RMU-Initiativfonds Lehre auf Projekte mit nachhaltiger Perspektive und Wirksamkeit. Entsprechend muss eine avisierte Nachhaltigkeit – etwa in Form einer möglichen Verankerung in den entsprechenden Studien- und Prüfungsordnungen der beteiligten Rhein-Main-Universitäten – bereits im Antrag klar definiert und explizit durch die zuständige Einrichtung bestätigt werden“, betont Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität. „Ein weiteres wichtiges Förderkriterium ist der Beitrag zu forschungsorientiertem und/oder interdisziplinärem bzw. transdisziplinärem Lehren und Lernen sowie zur Internationalisierung von Studium und Lehre.“

Die Auswahlentscheidung über die Projekte, die voraussichtlich ab Anfang 2018 mit Mitteln des RMU-Initiativfonds Lehre gefördert werden, wird Ende des Jahres 2017 im RMU-Lenkungsausschuss auf Empfehlung der Vizepräsident_innen der Rhein-Main-Universitäten Darmstadt, Frankfurt und Mainz getroffen.

Weitere Informationen:

Veranstaltungen

Jul 20 2017
13:51

Karl Schwarzschild Meeting bringt Größen der theoretischen Physik nach Frankfurt

Den Geheimnissen der Schwarzen Löcher auf der Spur

FRANKFURT. Es wird wieder ein Who is Who der Physik werden, wenn am kommenden Montag rund 130 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus aller Welt in Frankfurt anreisen: Von 24. bis 28. Juli findet zum dritten Mal das Karl Schwarzschild Meeting statt am Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS). Thema diesmal: “Gravitational Physics”. Schwerpunkte der Konferenz sind Schwarze Löcher, Quantengravitation und deren Verbindung zur Stringtheorie. Als Karl-Schwarzschild-Lecturer konnte Professor Juan Maldacena vom Institute for Advanced Studies in Princeton, USA gewonnen werden.

Beim Überschreiten der Grenze eines Schwarzen Lochs verschwindet alle Materie und damit die von ihr getragene Information auf Nimmerwiedersehen: Das besagt die Allgemeine Relativitätstheorie von Albert Einstein. Damit widerspricht die Theorie der Quantenmechanik, welche postuliert, dass Information für immer bestehen bleibt und nicht vernichtet werden kann. Dieses Problem nennt man Informations-Paradoxon. Physiker und Physikerinnen versuchen nun seit mehreren Jahrzehnten eine Möglichkeit zu finden, um die Allgemeine Relativitätstheorie und die Quantenmechanik miteinander zu vereinen – zu einer Theorie der Quantengravitation. Derzeit gibt es hier viele konkurrierende und einander teilweise widersprechende Theorien, die das Problem lösen sollen. Urheber und Verfechter dieser Theorien treffen sich in der kommenden Woche in Frankfurt, um den aktuellen Forschungsstand zu präsentieren und zu diskutieren.

Ziel des Meetings ist es, junge Wissenschaftler früh in ihrer Karriere mit etablierten Spezialisten auf dem Gebiet der Gravitationsforschung zusammenzubringen. Die Plenarvorträge halten Physiker und Physikerinnen u.a. aus Princeton, USA, vom Max-Planck-Institut in Potsdam und dem Perimeter Institute in Kanada. Neben den Hauptvorträgen sind mehrere Vortragszeiten speziell für Nachwuchswissenschaftler reserviert. In einem Mentorenprogramm erhalten sie zusätzlich die Möglichkeit, direkt mit ihren Vorbildern zu diskutieren und von ihnen zu lernen.

Das Highlight der Veranstaltung wird die „Schwarzschild-Lecture“ von Professor Juan Maldacena aus Princeton sein, der am Dienstag um 19.30 Uhr über die Schwarzschildlösung der Allgemeinen Relativitätstheorie spricht. Juan Maldacena hat für seine Arbeiten zur Verknüpfung von Quantengravitation und Stringtheorie schon viele renommierte Preise erhalten, darunter die höchstdotierte akademische Auszeichnung, den „Fundamental Physics“-Preis. Seine Veröffentlichungen zum Thema sind vermutlich die meistzitierten Publikationen in der theoretischen Physik.

Namensgeber für die Konferenz ist Karl Schwarzschild, ein gebürtiger Frankfurter, der seine ersten wissenschaftlichen Arbeiten veröffentlichte, während er in den späten 1880er Jahren das Gymnasium in Frankfurt besuchte. Schwarzschild wurde berühmt dadurch, dass er nur drei Monate, nachdem Einstein seine Allgemeine Relativitätstheorie veröffentlicht hatte, die ersten Lösungen für die von Einstein veröffentlichten Gleichungen präsentierte und später weitere Pionierarbeiten zu Schwarzen Löchern leistete.

Gefördert wird das Karl Schwarzschild Meeting von der DFG, HIC for FAIR, dem Physikalischen Verein Frankfurt und der Vereinigung von Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität.

„Kaum ein Thema hat so viele Verbindungen zu anderen Gebieten in der Theoretischen Physik wie die Erforschung von Schwarzen Löchern. Man denkt häufig, bei Schwarzen Löchern geht es nur um Astrophysik, dabei verbinden sie Quantenmechanik, Gravitation und Informationswissenschaft mit Astrophysik, Kosmologie, Teilchenphysik und stark korrelierten Systemen. Aufgrund dieser Interdisziplinarität passt solch eine Konferenz besonders gut an ein Institut wie das FIAS”, erklärt Privatdozent Dr. Piero Nicolini, einer der Hauptorganisatoren der Konferenz.

Medienvertreter sind bei der Konferenz, insbesondere beim Vortrag von Juan Maldacena, herzlich willkommen.

Information und Anmeldung (für Medienvertreter): Frankfurt Institute for Advanced Studies, Ruth-Moufang-Straße 1, 60438 Frankfurt am Main. Telefon: 069 798-47688; presse@fias.uni-frankfurt.de; Homepage: https://indico.fias.uni-frankfurt.de/event/4/overview

Forschung

Jul 19 2017
14:11

SMART-Studie zeigt Veränderungen im Gehirnstoffwechsel

Wie Sport der Demenz vorbeugt

FRANKFURT. Dass Sport die Denkleistung im Alter verbessert, haben viele Studien gezeigt. Jetzt haben Forscher der Goethe-Universität in einer der weltweit ersten Studien geklärt, wie Sport sich auf den Gehirnstoffwechsel auswirkt.

Um den derzeitigen Wissensstand zum positiven Einfluss von Bewegung auf das Gehirn zu erweitern, haben Alternsforscher und Sportmediziner an der Goethe-Universität in einer randomisierten kontrollierten Studie die Effekte von regelmäßiger Bewegung auf den Gehirnstoffwechsel und das Gedächtnis von 60 Teilnehmern im Alter zwischen 65 und 85 Jahren untersucht. Das Fazit: Regelmäßiger Sport steigert nicht nur die Fitness, sondern wirkt sich auch positiv auf den Gehirnstoffwechsel aus.

Wie die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Translational Psychiatry“ berichten, untersuchten sie für die SMART-Studie (Sport-und Metabolismus im Alter – eine MRT Studie) alle Teilnehmer ausführlich sportmedizinisch und neuropsychologisch. Außerdem wurden der Gehirnstoffwechsel und die Gehirnstruktur im Magnetresonanztomographen (MRT) gemessen. Im Anschluss an die Untersuchungen stiegen die Teilnehmer über einen Zeitraum von 12 Wochen dreimal wöchentlich auf ein Fahrradergometer. Die 30 minütigen Trainingseinheiten wurden individuell an das Leistungsniveau jedes Teilnehmers angepasst.

Nach dem Abschluss des Sportprogramms wurden die Teilnehmer erneut untersucht, um Effekte des Trainings auf den Gehirnstoffwechsel, die Denkleistung und die Gehirnstruktur zu erfassen. Außerdem untersuchten die Forscher am Arbeitsbereich Altersmedizin am Institut für Allgemeinmedizin (Leitung Prof. Johannes Pantel) und die Abteilung Sportmedizin (Leitung Prof. Winfried Banzer), inwiefern das Training zu einer Verbesserung der körperlichen Fitness geführt hatte.

Tatsächlich hatte das Training den erwarteten Einfluss auf den Gehirnstoffwechsel: es verhinderte den Anstieg von Cholin. Die Konzentration dieses Stoffwechselprodukts steigt häufig durch den vermehrten Untergang von Nervenzellen an, wie er beispielsweise bei der Alzheimer Demenz auftritt. Durch das Training konnte die Cholinkonzentration im Gehirn der Probanden konstant gehalten werden, während sie bei der Kontrollgruppe anstieg. Auch die Fitness der Teilnehmer wurde deutlich verbessert, wie sich an der gesteigerten Herzleistung ablesen ließ.

Gefördert wurde die Studie durch die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung, die Cronstetten Stiftung und die Familie Schambach Stiftung.

Publikation: S Matura, J Fleckenstein, R Deichmann, T Engeroff, E Füzéki, E Hattingen, R Hellweg, B Lienerth, U Pilatus, S Schwarz, V A Tesky, L Vogt, W Banzer, J Pantel (2017) Effects of aerobic exercise on brain metabolism and grey matter volume in older adults: results of the randomised controlled SMART trial. Transl Psychiatry; doi:10.1038/tp.2017.135;
online: http://www.nature.com/tp/journal/v7/n7/full/tp2017135a.html

Information: Dr. Dipl.-Psych. Silke Matura, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Fachbereich 16, Campus Niederrad, Tel.: (069) 6301-84501, Silke.Matura@kgu.de

Dr.Johannes Fleckenstein, Präventive und Rehabilitative Sportmedizin, Fachbereich 16, Campus Ginnheim, Tel.: (069) 6301-24484; johannes.fleckenstein@sport.uni-frankfurt.de.

Forschung

Jul 17 2017
16:25

Steuerung der Transkription von DNA zu RNA: Erst Pausen machen Regulation effektiv

Vom richtigen Timing in der Zelle

FRANKFURT. Das Überleben der Zelle ist auch eine Frage des richtigen Timings: Forscher der Goethe-Universität haben gemeinsam mit Kollegen die Puzzle-Teile des dafür zuständigen Mechanismus gefunden und das bisher umfassendste Modell dieses Vorgangs vorgestellt. Ihre Forschung wurde in der Zeitschrift „eLife“ veröffentlicht.

Einer der Kernlehrsätze der Biologie besagt, dass Informationen von der DNA zur RNA fließen, damit Proteine kodiert werden können, die für spezifische Zellfunktionen erforderlich sind. Genauso entscheidend wie der genetische Code ist wohl die genaue zeitliche Steuerung dieses Informationsflusses. Durch Produktion der richtigen RNA und der richtigen Proteine zur rechten Zeit kann eine Zelle ihre Funktion und ihr Überleben sichern. Eines dieser Steuerungselemente, der RNA-Schalter oder Riboswitch, wird als potentielles Ziel für Antibiotika angesehen.

Nach mehr als zehnjähriger Arbeit konnte Prof. Harald Schwalbes Forschungsgruppe an der Goethe-Universität mit Dr. Boris Fürtig sowie Prof. Jens Wöhnert von der Abteilung für Molekulare Biowissenschaften der Goethe-Universität, der Süß-Gruppe der Technischen Universität Darmstadt und dem Landick-Team der University of Wisconsin die Puzzle-Teile eines Riboswitch-basierten Steuerungsprozesses im Bacterium Bacillus subtilis zusammenfügen und damit das bisher umfassendste Modell für den genauen Zeitablauf des Riboswitch-Mechanismus vorstellen.

Ein Riboswitch ist ein kurzes Stück der RNA, das sich zu unterschiedlichen Strukturen falten kann, je nachdem, ob sich ein kleines Botenmolekül an ihn bindet oder nicht. Riboswitche, die den Übersetzungsprozess von DNA zu RNA steuern, signalisieren den verschiedenen Strukturen der umgebenden RNA-Polymerase während der laufenden Transkription, ob die Produktion von RNA fortzusetzen (EIN) oder einzustellen (AUS) ist. In ihrer kürzlich in eLife veröffentlichten Arbeit untersuchten die Schwalbe-Gruppe und ihre Forschungspartner sowohl den freien als auch den im Transkriptionskomplex gebundenen xpt-pbuX-Riboswitch in An- und Abwesenheit des Botenmoleküls Guanin. So konnten sie nicht nur nachweisen, dass der Wechsel von der AUS- auf die EIN-Stellung eine gewisse Zeit benötigt, sondern auch, dass dies zu einer Besonderheit im Steuerungsprozess führt.

Die RNA-Polymerase liest sich an einem DNA-Strang entlang und bildet dabei die entsprechende RNA; sie erreicht die Stelle, die für den xpt-pbuX-Riboswitch kodiert, transkribiert ihn in RNA und setzt dann ihren Weg auf dem DNA-Strang fort. Nach bisherigen Erkenntnissen war unklar, wie die RNA-Polymerase die Transkription nachfolgender Gene durchführen kann, da in den Experimenten die AUS-Stellung des Riboswitches, unabhängig von der Anwesenheit von Guanin, eingenommen wurde. Schwalbe und seine Forschungskollegen fanden nun heraus, dass bestimmte Sequenzen, die in der DNA kodiert sind, dafür sorgen, dass die Transkription pausiert und sich somit das Zeitfenster für den Umfaltungsprozess erweitert. Nach Synthese des xpt-pbuX-Riboswitch trifft die RNA-Polymerase auf dieses „Pausenzeichen“, bremst ab und räumt so dem Riboswitch genügend Zeit für seine Umfaltung ein.

Diese Arbeit stellt das bisher detaillierteste kinetische Modell für die Riboswitch-Funktion vor und unterstreicht die Bedeutung von Pausenstellen für unser Verständnis von Riboswitchen im Allgemeinen. Da Forscher erwägen, diese RNA-Schalter als Werkzeuge für Anwendungen der synthetischen Biologie zu nutzen, tun sie gut daran, dabei die Geschwindigkeit der RNA-Polymerase zu bedenken, die von Bakterium zu Bakterium variiert.

Prof. Harald Schwalbe ist seit 2002 Professor für Organische Chemie an der Goethe-Universität. In seiner Forschung nutzt er die NMR-Spektroskopie, um molekulare Mechanismen der Regulation, der Proteinfaltung und von pharmazeutischen Wirkstoffen aufzuklären.

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/67358287

Bildunterschrift: Die beteiligten Forscher Dr. Boris Fürtig (von links), Sara Keyhani, Prof. Harald Schwalbe, Prof. Dr. Jens Wöhnert und Dr. Florian Sochor vor einem der Spektrometer, mit denen die Messungen gemacht wurden. (Foto: Daniel Hymon)

Publikation: Steinert H, Sochor F, Wacker A, Buck J, Helmling C, Hiller F, Keyhani S, Noeske J, Grimm S, Rudolph MM, Keller H, Mooney RA, Landick R, Suess B, Fürtig B, Wöhnert J, Schwalbe H.; Pausing guides RNA folding to populate transiently stable RNA structures for riboswitch-based transcription regulation.;Elife; 2017; doi: 10.7554/eLife.21297.

Informationen: Prof. Dr. Harald Schwalbe, Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie, Zentrum für Biomolekulare Magnetische Resonanz, Fachbereich Biochemie, Chemie, Pharmazie, Campus Riedberg, email: schwalbe@nmr.uni-frankfurt.de 

Personalia/Preise

Jul 17 2017
10:49

Walter Greiner Gesellschaft ehrt Relativitätstheoretiker für herausragende Forschungsleistungen

Luciano Rezzolla erhält Karl Schwarzschild-Preis

FRANKFURT. Physikerinnen und Physiker der Goethe- Universität und des Frankfurt Institute for Advanced Studies, FIAS, sind zum Ausklang des von der Walter Greiner Gesellschaft zur Förderung der physikalischen Grundlagenforschung e.V., dem Fachbereich Physik der Goethe- Universität und dem Frankfurt Institute for Advanced Studies, FIAS, veranstalteten Symposions „Discoveries at the Frontiers of Science“ in einer akademischen Festveranstaltung auf dem Campus Riedberg für ihre herausragenden wissenschaftlichen Leistungen geehrt worden. Der neue Name des seit 20 Jahren bestehenden Fördervereins für physikalische Grundlagenforschung erinnert an seinen im vorigen Jahr verstorbenen Gründer.

Dr. Dr. h.c. Nikolaus Hensel, Gründungsvorstand der WGG, Prof. Owe Philipsen, Dekan des Fachbereichs Physik der Goethe Universität, und Prof. Volker Lindenstruth, Vorstandsvorsitzender des FIAS, zeichneten herausragende junge und erfahrene Wissenschaftler mit Preisen in einer Gesamthöhe von rund 100.000 Euro aus.

Der Karl Schwarzschild-Preis 2017 für hervorragende Grundlagenforschung im Bereich der Astrophysik, Gravitationstheorie und Kosmologie ging an FIAS Senior Fellow Professor Luciano Rezzolla, der am Institut für theoretische Physik lehrt. Diese Auszeichnung ehrt Rezzolla für seine international viel beachteten präzisen Vorhersagen der Emission der im letzten Jahr erstmals beobachteten Gravitationswellen, die bei der Verschmelzung von zwei schwarzen Löchern und von zwei Neutronensternen entstehen. Der Preis erinnert an Karl Schwarzschild, den berühmten Frankfurter Astrophysiker, der vor einhundert Jahren innerhalb von wenigen Monaten die nach ihm benannte Lösung von Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie berechnete. Prof. Rezzolla ist seit dreieinhalb Jahren in Frankfurt tätig.

Prof. Michael Huth, Fachbereich Physik der Goethe-Universität, wurde mit der Stefan Lyson-Laureatus Professur für herausragende physikalische Grundlagenforschung ausgezeichnet.

Der Preis der Carl Wilhelm Fück-Stiftung für die besten wissenschaftlichen Arbeiten des akademischen Jahres gingen an Dr. Benjamin Dönigus für die Entdeckung des bislang schwersten Antimaterie-Atomkerns, Anti-Helium, und an Dr. Elena Gati.

Der Young Investigator Award 2017 ging an Dr. Maksim Kunitski.

Mit dem Otto Stern-Preis 2017 wurden Prof. Dr. Eberhard Engel und Prof. Dr. Till Jahnke ausgezeichnet.

Einen Sonderpreis für angewandte biophysikalische Forschung erhielt Prof. Werner Mäntele, der eine Technologie entwickelt hat, um mit Hilfe von Infrarotlicht den Blutzucker nichtinvasiv zu messen.

Mit dem Horst Klein-Gedächtnispreis wurde Dr. Florian Burkart für den experimentellen Nachweis des Hydrodynamischen Tunneleffekts mittels Beschuss eines Kupfertargets durch intensive Protonenbunche aus dem CERN SPS-Beschleuniger ausgezeichnet.

Der Walter Greiner-Preis für die beste Physik-Dissertation des Jahrgangs 2016/2017 wurde an Dr. Steffen Backes verliehen.

Sonstige

Jul 14 2017
15:53

Die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg hat die städtischen Adressbücher von 1834 bis 1943 komplett digitalisiert

110 historische Adressbücher aus Frankfurt online verfügbar

FRANKFURT. Ab sofort können Wissenschaftler und Interessierte bequem von zu Hause aus auf die digitalisierten Adressbücher der Stadt Frankfurt am Main in der für die Entwicklung der Stadt historisch bedeutenden Phase von 1834 bis 1943 zugreifen. Die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main hat die städtischen Adressbücher von 1834 bis 1943 komplett digitalisiert und stellt sie im Internet zur freien Nutzung bereit. Damit sind fünf Millionen Namenseinträge auf über 100.000 Seiten recherchierbar. 

Die umfangreiche Datensammlung eignet sich nicht nur für rein biografische oder familiengeschichtliche Forschungen. Auch für die Geschichte der Frankfurter Firmen und Berufszweige sowie der Verwaltungseinheiten und -strukturen bietet sie wertvolle Informationen: Neben dem alphabetischen Einwohnerteil findet sich ein Überblick über die Stadtverwaltung, weitere Behördeneinrichtungen und in jüngeren Ausgaben auch von Vereinen und Verbänden. Die Firmenverzeichnisse liegen alphabetisch und teilweise auch nach Branchen geordnet vor. Ab 1904 ist auch ein Straßenverzeichnis enthalten, in dem alle Bürger und Firmen nach Adresse sortiert aufgelistet sind.

Neben einer verbesserten Zugänglichkeit zu den Adressbüchern gab es aber auch noch einen weiteren entscheidenden Grund für die Digitalisierung: „Die Digitalisierung der Adressbücher war auch aus konservatorischen Gründen notwendig. Denn aufgrund des fortgeschrittenen Papierzerfalls, insbesondere für den Zeitraum in den 1920er und 1930er Jahren, sind große Teile der Originale unmittelbar für die Benutzung gesperrt“, so Dr. Mathias Jehn, Leiter des Archivzentrums und der Sammlung Frankfurt & Seltene Drucke. Ein Blick in den Namensteil der Adressbücher kann die Recherche nach berühmten Frankfurtern unterstützen.

Frau Rauscher wohnte in der Klappergass – oder doch nicht?

Ein bekanntes Frankfurter Lied besingt ein Original aus Sachsenhausen: „Die Fraa Rauscher aus de Klappergass, die hot e Beul am Ei, ob’s vom Rauscher, ob’s vom Alde kimmt, des klärt die Bolizei.“  Die Vertonung von 1929 machte Frau Rauscher und die Klappergasse für die Frankfurter unsterblich. In der Ausgabe für 1868/69 des Frankfurter Adressbuchs findet sich der Eintrag für einen „Rauscher, Wilhelm, Taglöhner, Klapperg. 30.“ - ein Hinweis, der auf die Spur der Frankfurter Berühmtheit führen kann. In der 170jährigen Geschichte der Frankfurter Adressbücher gibt es nur wenige Lücken. Zwar gab es eine durch Krieg und unmittelbare Nachkriegszeit bedingte Pause zwischen 1943 und 1949, jedoch setzte man ab 1949/50 das jährliche Erscheinen wieder fort. Der Verlag entschied 2003 schließlich, keine Printversion mehr zu produzieren. Die CD-Variante, die 1995 erstmals herauskam, überdauerte die Druckausgabe lediglich um zwei Jahre.

Zur historischen Einordnung

In Frankfurt am Main wurde 1834 unter dem Titel „Allgemeines Adress-Buch der freien Stadt Frankfurt“ erstmals ein Verzeichnis der Frankfurter Bürger publiziert und in der Folge annähernd jährlich neu aufgelegt. Bis 1943 erschienen über 100 Ausgaben. Die Einwohnerzahl Frankfurts wuchs in dieser Zeit von rund 50.000 Personen um 1830 auf 500.000 Personen zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Entsprechend stieg das Volumen der Adressbuch-Ausgaben im Lauf der Jahre deutlich an. Die Sammlung der Adressbücher ist in der Universitätsbibliothek nahezu vollständig überliefert. Einige fehlende Exemplare konnten vom Frankfurter Institut für Stadtgeschichte zur Verfügung gestellt werden. Die Digitalisierung der Adressbücher ab 1949 wird nach Klärung rechtlicher Fragen weiter fortgesetzt.

Die  Frankfurter Adressbücher sind online abrufbar unter: http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/periodika

Weitere Hinweise, auch zu den Originalausgaben: http://www.ub.uni-frankfurt.de/wertvoll/adressbuch.html

Kontakt: Dr. Mathias Jehn, Leitung Archivzentrum & Sammlung Frankfurt-Seltene Drucke. Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Goethe-Universität Frankfurt am Main. Tel: (069) 798 39007; m.jehn@ub.uni-frankfurt.de;
http://www.ub.uni-frankfurt.de

Sonstige

Jul 13 2017
11:53

Im aktuellen UniReport analysiert der Politikwissenschaftler Stefan Kroll die US-amerikanische Außenpolitik unter dem neuen Präsidenten.

Trump und die internationale Politik

FRANKFURT. Kann ein Präsident, der nahezu täglich twittert und die Weltöffentlichkeit ständig mit neuen Aussagen und Ankündigungen irritiert, überhaupt zeitnah erforscht werden? Dr. Stefan Kroll, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft und am Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, sieht als Politikwissenschaftler grundsätzlich keine Gefahr darin, die Politik Trumps zu analysieren und dabei auch mal überrascht zu werden. Er hält die Politik von Donald Trump in der Sache für gar nicht so überraschend: So seien beispielsweise die Kritik am Freihandel oder die Ankündigung, sich aus dem Pariser Klimaabkommen zurückzuziehen, bereits in seinem Wahlkampf sichtbar geworden.

Seine Unberechenbarkeit zeige sich vielmehr „in der Form und in der Art, wie Trump seine Politik kommuniziert“, so Kroll. Auch Obama habe bereits Twitter sehr stark genutzt, aber bei Trump habe die Kommunikation über diesen Kanal eine andere Dimension und Funktion angenommen: „Nämlich das bewusste Umgehen der Presse.“

Die Kritik, dass die Wissenschaft die Präsidentschaft Trumps nicht vorhergesehen habe, hält Kroll für überzogen: „Die Stärke der Sozialwissenschaften liegt nicht in der Vorhersage bestimmter Einzelereignisse, sondern vielmehr darin, den Raum einer Vielfalt bestehender Möglichkeiten auszuloten, wie sich die Zukunft ereignen könnte.“
Kroll ist skeptisch, ob Trump wirklich, wie manche Beobachter hoffen, durch eine gewisse ‚Hemdsärmeligkeit“ und Unkonventionalität Krisen, die die internationale Politik seit Jahrzehnten beschäftigen, lösen kann: „Gerade der Iran-Deal hat doch gezeigt, was an diplomatischem Geschick und Beharrlichkeit notwendig ist, um auch nur in kleinen Schritten voranzukommen.“

Die weiteren Themen im aktuellen UniReport:

  • Günstige Bedingungen für Plagegeister: Der Parasitologe Sven Klimpel sieht angesichts des im Augenblick sehr warmen und feuchten Klimas in Deutschland ideale Bedingungen für die Mückenpopulation.
  • „Es bleibt einem nur das, was man verschenkt“: Das Stifterpaar Karin und Carlo Giersch im Porträt.
  • Studiengang an einem lebendigen Literatur- und Kulturort: Der BA Germanistik profitiert von den zahlreichen Institutionen, Verlagen und Bibliotheken in Frankfurt.
  • Ökonom, Politiker und Aufklärer: Doktorand Bijan Kaffenberger betreibt auf Social Media einen Kanal über seine Tourette-Erkrankung.
  • Gesellschaftlicher Zusammenhalt und soziale Gerechtigkeit: Zum zehnten Mal zeichnet der WISAG-Preis die beste geistes- oder gesellschaftwissenschaftliche Dissertation an der Goethe-Uni aus.
  • Jungwissenschaftlerinnen auf neuen Wegen: Die „Kurswechsel“-Konferenz im September zeigt (Post-)Doktorandinnen berufliche Perspektiven auf.

Der UniReport 4/2017 steht zum kostenlosen Download bereit unter www.unireport.info/67269191/Unireport_4-17.pdf

Forschung

Jul 12 2017
12:33

Mit Draufgängern nehmen es Moskitofisch-Weibchen nur in der Gruppe auf

Fisch-Weibchen bevorzugen mittelmäßig aktive Lover

FRANKFURT. Viel Sex ist in der Evolution nicht immer von Vorteil. Moskitofisch-Weibchen schwimmen ungestümen Lovern aus dem Weg. Diese lassen ihnen kaum Zeit zum Fressen und verletzen sie häufiger im Genitalbereich.

In manchen Spezies investieren die Männchen kaum etwas in den Nachwuchs außer Sperma. Biologen waren bisher der Ansicht, dass in solchen Arten die sexuell aktivsten Männchen einen evolutionären Vorteil haben. Doch die Gleichung „Wer sich öfter paaren will, hat auch mehr Nachwuchs“, geht bei den östlichen Moskitofischen nicht immer auf. Denn die Weibchen haben auch ein Wörtchen mitzureden, wie Verhaltensforscher der Goethe-Universität jetzt herausgefunden haben.

„Ausgangspunkt unserer Untersuchung war die Frage, warum sich Männchen mancher Tierarten deutlich und konsistent in ihrer sexuellen Aktivität unterscheiden, selbst wenn sie identischen Umweltbedingungen ausgesetzt sind und sich nicht gegeneinander behaupten müssen“, erklärt Carolin Sommer-Trembo, die sich in ihrer Doktorarbeit mit dem Thema beschäftigte. „Wir wollten wissen, wie diese Variation an männlichen Verhaltenstypen erhalten wird, obwohl die  Selektion Männchen mit niedriger oder mittlerer sexueller Aktivität verdrängen sollte“.

Als Forschungsobjekt wählte sie die kleinen, unauffälligen Moskitofische (Gambusia holbrooki), weil diese Sex haben und lebende Junge zur Welt bringen. Die Männchen haben am Unterbauch ein im Vergleich zur Körpergröße langes Geschlechtsorgan. Um sich zu paaren, schwimmen sie von unten an das Weibchen heran, um möglichst lange unentdeckt zu bleiben.

Um herauszufinden, welche Männchen für weibliche Moskitofische interessant sind und ob das Level an männlicher sexueller Aktivität überhaupt eine Rolle in der Partnerwahl spielt, ließen Carolin Sommer-Trembo und ihre Kollegen Dr. David Bierbach (Leibniz Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Berlin) und Prof. Martin Plath (Northwest A&F University, Yangling) Weibchen zwischen Männchen verschiedener sexueller Aktivität wählen. Um auszuschließen, dass die Männchen wegen ihres Aussehens oder anderer Verhaltensmerkmalen ausgewählt wurden, und um das Maß an sexueller Aktivität der Männchen genau steuern zu können, arbeiteten die Forscher mit animierten Stimulus-Männchen, die den Weibchen über Bildschirme präsentiertwurden.

Das Ergebnis: Weibchen bevorzugten Männchen mit mittlerer sexueller Aktivität, während sie Männchen mit hoher sexueller Aktivität deutlich vermieden. Die Forscher vermuten, dass dies aus einer Kosten-Nutzen Abwägung erfolgt. Denn Weibchen, die sich in der näheren Umgebung von sexuell sehr aktiven Männchen befinden, leiden oft nicht nur an Verletzungen im Genitalbereich, sondern kommen kaum dazu, Nahrung aufzunehmen, da sie unablässig damit beschäftigt sind, den Annäherungsversuchen der Männchen zu entgehen.

Anders verhält es sich, wenn eine ganze Gruppe von Weibchen einem paarungswütigen Männchen begegnet. „Unter natürlichen Umständen bilden Moskitofisch-Weibchen oft Gruppen, um sich gegen männliche Belästigung zu schützen, ganz ähnlich wie sich Schwarmfische gegen Fressfeinde schützen“, erklärt Carolin Sommer-Trembo. In der Gruppe zeigten Weibchen eine deutlich höhere Akzeptanz gegenüber den sexuell sehr aktiven Männchen, da sich die Kosten-Nutzen Rechnung unter diesen Umständen verschiebt.

Die Abhängigkeit der Weibchenwahl vom sozialen Kontext könnte erklären, warum  die Vielfalt an männlichen Verhaltenstypen bei den Moskitofischen erhalten blieb. Und die Experimente zeigen, dass Weibchen die männliche sexuelle Aktivität als Kriterium bei der Partnerwahl miteinbeziehen.

Übrigens: Dass man stürmischen Lovern aus dem Weg schwimmen sollte, wenn man als Fisch-Weibchen allein unterwegs ist, scheint nicht instinktiv zu sein, sondern auf Erfahrung zu beruhen. Das zeigten zusätzliche Tests mit jungfräulichen Weibchen. Sie waren gegenüber allen Typen noch gleich aufgeschlossen.

Publikation:
Sommer-Trembo, C., Plath, M., Gismann, J., Helfrich, C.  & Bierbach, D.
Context-dependent female mate choice maintains variation in male sexual activity.
Royal Society Open Science; DOI: 10.1098/rsos.170303

online: http://rsos.royalsocietypublishing.org/content/4/7/170303

Ein Bild zum Download mit einer Creative Commons Lizenz finden sie unter: http://fishesofaustralia.net.au/images/image/GambusiaHolbrookiGSchmida.jpg

Auf dem Bild ist ein Moskitofischweibchen zu sehen, das von einem Männchen in typischer Manier verfolgt wird. Das Geschlechtsorgan der Männchen, das sogenannte Gonopodium, ist bereits ausgestreckt und zum „Angriff“ bereit. Es schwimmt von unten an das Weibchen heran, um möglichst lange unentdeckt zu bleiben.

Information: Carolin Sommer Trembo, Institut für Ökologie, Evolution und Diversität, Fachbereich 15, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-42172, sommer-trembo@gmx.de.

Forschung

Jul 12 2017
12:30

Wissenschaftler der Goethe-Universität über den Einfluss von Emotionen auf Sport und körperliche Aktivität

Macht Spaß mobil?

FRANKFURT. Wer Freude an der Bewegung hat, wird häufiger Sport treiben und körperlich aktiver sein als andere Menschen: Diese weit verbreitete Annahme soll nun auch stärker in den Fokus wissenschaftlicher Forschung kommen. Prof. Darko Jekauc, der seit kurzem als Sportpsychologe an der Goethe-Universität forscht und lehrt, fordert gemeinsam mit Kollegen eine Hinwendung zu Emotionen in der Sportforschung.

Es scheint auf der Hand zu liegen: Spaß und Freude am Sport wirken sich positiv auf die Teilnahme an sportlicher Betätigung und körperlicher Aktivität aus. Diesem Allgemeinplatz zum Trotz hat sich die Forschung, die sich mit den Determinanten der körperlichen Aktivität befasst, über Jahrzehnte hinweg an sozial-kognitiven Modellen orientiert. Diese Modelle gehen davon aus, dass der Mensch ein rationales Wesen ist, das die Konsequenzen seines Handelns oder Nicht-Handelns gründlich reflektiert und sich dem entsprechend entscheidet. Wer darüber Bescheid weiß, welche negativen Folgen körperliche Inaktivität haben kann, müsste demnach dauerhaft körperlich aktiv sein. Zahlreiche Studien zeigten jedoch ein anderes Bild: Das menschliche Handeln kann keineswegs über einen längeren Zeitraum durch kognitive Parameter vorhergesagt werden.

Derzeit bildet sich eine internationale Gruppe von Forschern, die eine Abkehr vom sozial-kognitiven Paradigma und eine stärkere Zuwendung zu Emotionen anstrebt. Die beiden Sportpsychologen Prof. Dr. Darko Jekauc von der Goethe-Universität Frankfurt und Prof. Dr. Ralf Brand von der Universität Potsdam haben bei der renommierten Zeitschrift Frontiers in Psychology ein Schwerpunktheft mit 16 Artikeln herausgegeben, die sich mit der Frage befassen, wie Emotionen und Gefühle körperliche Aktivität regulieren. Die Ergebnisse der Studien in diesem Schwerpunktheft zeigen, dass positive Emotionen (wie Freude am Sport) ausschlaggebend für körperliche Aktivität sind. Darüber hinaus wurde untersucht, wie solche positiven Emotionen im Sport entstehen, durch welche Mechanismen sie beeinflusst werden können und welche Rolle bewusste und unbewusste Prozesse spielen. Die Autoren dieses Schwerpunkthefts resümieren, dass derzeit große Fortschritte zum Verständnis der Wirkmechanismen gemacht werden – womöglich vollzieht sich gerade ein Paradigmenwechsel auf diesem Forschungsgebiet.

Publikation: Drako Jekauc, Ralf Brand (2017): How do Emotions and Feelings Regulate Physical Activity? Front. Psychol. 8:1145. doi: 10.3389/fpsyg.2017.01145 Online: http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fpsyg.2017.01145/full?&utm_source=Email_to_authors_&utm_medium=Email&utm_content=T1_11.5e1_author&utm_campaign=Email_publication&field=&journalName=Frontiers_in_Psychology&id=267690

Informationen: Prof. Dr. Darko Jekauc, Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften, Institut für Sportwissenschaften, Abteilung für Sportpsychologie, Telefon 069 798-24524, E-Mail: jekauc@sport.uni-frankfurt.de

Forschung

Jul 11 2017
14:20

Beitrag in Forschung Frankfurt widmet sich den verschiedenen Ausprägungen des Vertagens von Aufgaben

Wenn Aufschieben zum Leiden führt

FRANKFURT. „Morgen ist auch noch ein Tag“ – diesen Impuls kennen die meisten Menschen, wenn es um die Erledigung von Aufgaben geht. Inwieweit das Aufschieben ein weit verbreitetes Laster ist und wann es zum Problem wird, damit befasst sich ein Beitrag in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“ (1/2017).

„Prokrastination“ – ein aus dem Lateinischen stammendes Fachwort, das im akademischen Milieu immer mehr zur Alltagssprache gehört. Denn von Studierenden über Doktoranden bis hin zu Professoren gibt es kaum jemanden, der noch nie aufgeschoben hat. Seminar-, Abschluss-, Doktorarbeiten oder wissenschaftliche Beiträge werden nur zu gern hinausgezögert. Aber auch in anderen Bereichen ist das Aufschieben ein bekanntes Phänomen: So bei der Steuererklärung, auch wenn man wohltuende Rückzahlungen zu erwarten hat. Handwerker vertagen, Rechnungen zu schreiben, und bringen sich damit schlimmstenfalls um ihre Existenz. Wie ist dieses Verhalten zu erklären? Und was lässt sich dagegen tun? Diesen Fragen ist Dr. Anke Sauter in ihrem Beitrag in „Forschung Frankfurt“ „Schieben Sie noch auf oder prokrastinieren Sie schon?“ nachgegangen. 

Aufschieberitis ist ein Phänomen der Moderne. Früher konnten es sich die wenigsten Menschen leisten, die Erledigung ihrer Aufgaben bis zum Sanktnimmerleinstag hinauszuzögern. Wie wäre beispielsweise eine Bauernfamilie durch den Winter gekommen, wenn sie das Korn nicht rechtzeitig geerntet hätte? Heute hingegen ist es ein Allerweltslaster, „die Schattenseite der Freiheit“, so Dr. Heike Winter, Geschäftsführerin des Ausbildungsprogramms Psychologische Psychotherapie am Institut für Psychologie der Goethe-Universität. Vor allem Vertreter freier Berufe kämpften täglich gegen die „Aufschieberitis“: Es ist nicht leicht, mit Freiheit umzugehen und damit, dass ein Unterfangen nicht im Handumdrehen erledigt ist und auch das Risiko des Scheiterns in sich birgt.

Psychologen sprechen erst dann von Prokrastination, wenn das Aufschieben zum Problem wird – weil es seelische oder körperliche Beeinträchtigungen mit sich bringt. Prokrastination wird als Störung der Selbstregulation vor allem im Falle von Kurzfristig-Langfristig-Dilemmata definiert. Die Herausforderung besteht darin, kurzfristig etwas Unangenehmes oder weniger Schönes auszuhalten, um langfristig etwas Positives oder weniger Negatives zu erreichen. Dies aber widerstrebt der Natur des Menschen. Mit dem Aufschieben umgeht er diese Herausforderung und verhilft sich so zu einer kurzfristigen Belohnung. Ersatzhandlungen wie Blumengießen, Kaffeekochen oder der Anruf bei einem uralten Schulfreund verhelfen zu einem kurzfristigen Erfolg, die anstehende Großaufgabe ist erstmal vermieden.

Im universitären Umfeld gibt es inzwischen ein Netz von Beratungsangeboten, die bei unterschiedlichen Ausprägungen von Aufschieberitis weiterhelfen können: Eine Anlaufstelle bei aufgeschobenen Hausarbeiten und Dissertationen ist das Schreibzentrum der Goethe-Universität. Hier wird Handwerkszeug vermittelt, um planvoll an eine wissenschaftliche Arbeit gehen zu können. Denn oft liegt es an mangelnden Kenntnissen beim Strukturieren und Recherchieren, weshalb eine Aufgabe unüberwindbar erscheint. Bei hartnäckigeren und immer wieder auftretenden Schwierigkeiten beim Einhalten von Fristen können Studierende an einem Kurs der Psychologischen Beratungsstelle teilnehmen, der sich ganz auf dieses Thema konzentriert. Denn je länger das Problem ansteht, desto schwieriger wird es und kann ganze Lebensläufe zerstören.

Auch an der psychotherapeutischen Ambulanz des Instituts für Klinische Psychologie und Psychotherapie hat man es häufig mit Prokrastinierern zu tun – wenn auch nur als Nebenthema. Denn viele Klienten mit der Diagnose Depression leiden unter Aufschieberitis, unter Umständen kann das chronische Aufschieben eine Depression auch auslösen: Es führt zu Gewissensbissen, das nagt am Selbstwertgefühl, schlaflose Nächte und Kontaktarmut verschärfen die Situation des Betroffenen noch – ein Teufelskreis, dem man mit professionellen Mitteln entgegenwirken sollte.

Informationen: Dr. Anke Sauter, Wissenschaftsredakteurin, Tel. (069)798-12477,
E-Mail: sauter@pvw.uni-frankfurt.de

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ kann kostenlos bestellt werden: ott@pvw.uni-frankfurt.de. Im Internet steht sie unter: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de.

Veranstaltungen

Jul 11 2017
11:21

Fotografien und Filme der Marielies-Hess-Kunstpreisträgerin 2017 Laura J. Padgett. Eine Ausstellung im Museum Giersch der Goethe-Universität vom 25.7. bis 27.8.2017

Laura J. Padgett: somehow real

FRANKFURT. Unter dem Motto „somehow real“ präsentiert Laura J. Padgett ihr spezifisches Thema der sensiblen Rolle der Wahrnehmung in der ästhetischen Realitätsspiegelung des öffentlichen und privaten Lebensraumes. Ihre Fotografien und Filme sind vielschichtige Beobachtungen unserer Alltagswelt. Als Meisterin der Linse integriert sie Architektur und Kunstgeschichte in ihre eigenständigen zeitgenössischen Kunstwerke, die zwischen Nüchternheit und Traum oszillieren. Zu sehen sind Farbfotografien aus fünf formal unterschiedlichen aber stets malerisch narrativen Zyklen der letzten fünfzehn Jahre: vom Entréebild „What does it mean when you say you have been there?“ über die ambivalenten „Diptychen“ und die atmosphärischen Libanonfotografien in „Confined Space“ zum Universum Peter Zumthors in „Architektur denken“ und zu ihren fotografischen Betrachtungen über Vergänglichkeit, Beständigkeit und abstrakte Schönheit der spektakulären baulichen Erweiterung des Städels in „Raum über Zeit“.

Sie alle erzählen vielschichtige und simultane Geschichten, die vom Betrachter dechiffriert werden müssen. Dabei fotografierte Laura J. Padgett bis 2012 weitgehend analog und erst danach digital. Außerdem werden zwei ihrer Filme gezeigt: „ambient noise“, als Hommage an den Film „Wavelength“ von Michael Snow, an das Erlebnis Kino und unsere Beziehung zur Innen- und Außenwelt und „Solitaire“, der zwischen privatem und öffentlichem Raum angesiedelte, sich auflösende soziale und kulturelle Grenzbereiche der 1960er Jahre beleuchtet, die sich durch die filmische Umsetzung als fundamental erweisen, ausgehend von gezielter Recherche im Archiv des Hessischen Rundfunks aus Dokumentarfilmen der Zeit.

Laura J. Padgett, 1958 in Cambridge, Massachussetts, USA geboren, weist ein außergewöhnliches künstlerisches Profil auf. Sie studierte von 1976 bis 1980 zuerst Malerei und Film am Pratt Institute in New York, dann nach ihrer Umsiedlung 1981 nach Europa ab 1983 bis 1985 Film und Fotografie an der Frankfurter Städelschule bei Peter Kubelka und Herbert Schwöbel sowie von 1991 bis 1994 Kunstgeschichte und Ästhetik an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Als Dozentin lehrt sie seit 1990 an mehreren Hochschulen Fotografie, Film, Kunstgeschichte und Kunsttheorie. Seit 2010 unterrichtet sie an der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden. Sie ist in öffentlichen Sammlungen vertreten und hat seit den 1990er Jahren in Deutschland, Frankreich, Schweiz, Österreich, Italien, Türkei und Zypern in Museen und Galerien einzeln ausgestellt. Außerdem war sie als Artist in Residence in England, der Schweiz, im Libanon aber auch im Künstlerhaus Schloss Balmoral in Bad Ems. Laura J. Padgett lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.

Preview für die Presse: Dienstag, 25. Juli 2017, 11 Uhr

  • Brigitta Amalia Gonser, Kuratorin der Ausstellung
  • Laura J. Padgett, Künstlerin

Vernissage und Preisverleihung: Dienstag, 25. Juli 2017, 18 Uhr

  • Begrüßung: Dr. Manfred Großkinsky, Leiter Museum Giersch der Goethe-Universität
  • Preisverleihung: Prof. Dr. Michael Crone, Marielies-Hess-Stiftung
  • Einführung: Brigitta Amalia Gonser, Kunstwissenschaftlerin
  • Musik: Ralf Frohnhöfer, Saxophon

Bilder zum Download finden Sie unter: http://www.museum-giersch.de/#/Presse.

Weitere Informationen zu Öffnungszeiten, Eintritt, Führungen und Sonderveranstaltungen unter http://www.museum-giersch.de.

Die Ausstellung ist eine Kooperation der Marielies-Hess-Stiftung mit dem Museum Giersch der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Sie wird gefördert durch: Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Kulturamt Frankfurt am Main, WISAG Facility Service Holding GmbH, Inner Wheel Club, Rechtsanwälte Häret, Volker Huckestein, Museum Giersch der Goethe-Universität, Stiftung Giersch, Marielies-Hess-Stiftung e.V. und hr2-kultur.

Informationen: Dipl. Kffr. Christine Karmann, Presse und Marketing Museum  Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/13821010, E-Mail: presse@museum-giersch.de

Adresse: Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main

Sonstige

Jul 10 2017
18:55

Architekturstudierende der Frankfurter Fachhochschule entwickelten Zukunftskonzepte in Masterthesis

Ausstellung mit studentischen Entwurfsideen für Neubau der Goethe-Uni-Zentralbibliothek

FRANKFURT. Nach der Präsentation erster Ideen zur Finanzierung und Gestaltung eines neuen Bibliothekzentrums der Goethe-Uni zu Beginn des vergangenen Jahres bei einer gemeinsamen Veranstaltung mit den Verantwortlichen der Frankfurt University of Applied Sciences (FRA UAS) und Frankfurt School of Finance and Management, werden nun in einer Ausstellung, die heute Abend um 18 Uhr im Foyer des PA-Gebäudes eröffnet wurde, Modellentwürfe von Architekturstudierenden der FRA UAS für einen Neubau gezeigt. Die Ausstellung ist ein erster Schritt zur Konkretisierung des Bauvorhabens.

Gemeinsam mit der FRA UAS erarbeitete die Goethe-Universität für das vergangene Wintersemester 2016/17 ein Entwurfsthema für die Masterthesis im Studiengang Architektur. Die Studierenden entwickelten daraufhin Zukunftskonzepte einer Bibliothek und deren Nutzung, die sich an künftige Arbeitsweisen von Studierenden, Wissenschaftlern und anderen Bibliotheksbesuchern aus der Stadtgesellschaft orientieren. Dass Studierende als Hauptzielgruppe selbst Ideen für einen Bücher- und Leseraum entwickeln und darin ihre ganz eigenen Vorstellungen vom Lernen und Arbeiten veranschaulichen konnten, zeichnet das Projekt aus.

„Wir freuen uns, dass Studierende der Frankfurt University of Applied Sciences bereit waren, in Entwurfsarbeiten für die Masterthesis viele Gedanken und noch mehr harte Arbeit in die Entwicklung von Ideen für eine neue Universitätsbibliothek zu stecken. Schließlich sind die Studierenden die größte Nutzergruppe. Die Entwürfe sind wunderbare Ideengeber und motivieren zu weiteren Planungen“, sagt Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität zu den Ausstellungsmodellen.

Insbesondere die städtebauliche Auseinandersetzung mit dem komplexen Grundstück am Alleenring und der Integration in die sogenannte „Campusmeile“ entlang der Miquel-, Adickes-, bis zur Nibelungenallee wurde in den Entwürfen berücksichtigt. Im Rahmen der Thesis wurde ein Grundstück an der Miquelallee/Ecke Eschersheimer Landstraße untersucht. „Das Areal bündelt wissenschaftliche und wirtschaftliche Leistung und hat als Bildungsmeile eine Ausstrahlung in die gesamte Region. Frankfurt als eine internationale Stadt, die Integration erfolgreich lebt, wird sich mit der Campusmeile noch stärker auf die Bildung als zentralen Faktor der Integration konzentrieren“, erklärt Prof. Frank Dievernich, Präsident der FRA UAS.

Die Arbeit „Science Tower“ von Martin Winkel beispielsweise schlägt mit einem Hochhaus einen Frankfurter Klassiker vor, ein markantes Zeichen an der Campusmeile. Natalie Brand hingegen konzentriert sich mit ihrem Modell „Lesegärten“ auf die Nutzungsaspekte. Im Vordergrund steht die Ausbildung einer Terrassenlandschaft als Lesesaal im Außenbereich. Eine Broschüre mit Details zu den einzelnen Entwurfsideen finden Sie zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/67219094

Die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg zählt mit ihren umfangreichen Beständen und Sammlungen (rund 10 Millionen Medieneinheiten) zu den zentralen wissenschaftlichen Bibliotheken in der Bundesrepublik Deutschland. Sie vereinigt in sich die Funktion einer wissenschaftlichen Bibliothek für die Stadt Frankfurt und das Rhein-Main-Gebiet, einer Universitätsbibliothek mit Bibliographien und Katalogen des Landes Hessen und einer Schwerpunktbibliothek innerhalb der überregionalen Literaturversorgung – eine Herausforderung für die Studierenden, diese wesentlichen Bibliothekskomponenten in einem Zukunftskonzept zu berücksichtigen. „Die Entwürfe werden die weiteren Planungen des Neubaus sicher beleben und um vielfältige Anregungen bereichern“, sagt Dr. Heiner Schnelling, Direktor der Zentralbibliothek.

„Die vorliegenden Abschlussarbeiten bieten ein breites Spektrum an Lösungen in Hinblick auf den Standort, auf die Bibliotheksnutzung und die zukünftige Vision“, so Prof. Jean Heemskerk, Architekturprofessur an der FRA UAS und Betreuer des Projekts.

Die Ausstellung kann noch bis 20. Juli, 10 bis 17 Uhr, im Foyer des PA-Gebäudes besucht werden.   

Informationen: Yavuz, Esref, Abteilungsleiter Planen und Bauen, Immobilienmanagement, Campus Westend, Tel.: (069) 798-13871, yavuz@em.uni-frankfurt.de

Personalia/Preise

Jul 7 2017
17:24

Dr. Franceline Delgado Ariza erhielt Preis durch Justizminister Maas

Frankfurter Rechtswissenschaftlerin mit Fritz Bauer Studienpreis geehrt

FRANKFURT. Dr. Franceline Delgado Ariza, Rechtswissenschaftlerin an der Goethe-Universität, ist von Bundesjustizminister Heiko Maas für ihre Dissertation mit dem „Fritz Bauer Studienpreis für Menschenrechte und juristische Zeitgeschichte“ geehrt worden. Delgado Ariza hat sich darin mit der Rolle des Strafrechts im Transitionsprozess in ihrer Heimat Kolumbien befasst.

„Die Rolle des Strafrechts in Übergangsprozessen ohne Übergang. Überlegung anhand des Falles Kolumbien“ – so lautet der Titel der Dissertation, für die Dr. Franceline Delgado Ariza jetzt von Bundesjustizminister Heike Maas als eine von drei Nachwuchsjuristen ausgezeichnet wurde. Ihre Arbeit schlägt eine Brücke von Fritz Bauers Anstrengungen, die nationalsozialistischen Verbrechen zu ahnden, zum aktuellen Friedensprozess in Kolumbien und die dortigen Versuche, das vergangene Unrecht rechtlich zu bewältigen.

„Fritz Bauer ist zu seinen Lebzeiten verfolgt, umstritten, gehasst gewesen. Heute aber ist er für die Justiz und für uns Juristen ein Vorbild – und deshalb ist er genau der richtige Namenspatron für diese Auszeichnung“, so Bundesjustizminister Maas. Mit dem Preis wolle man Nachwuchsjuristinnen und -juristen auszeichnen, die sich in ihrer Doktorarbeit mit Fritz Bauer, seinem Werk oder seinen Lebensthemen befasst haben. Der „Fritz Bauer Studienpreis für Menschenrechte und juristische Zeitgeschichte“ wurde dieses Jahr zum zweiten Mal verliehen. Dieser Preis ist mit einem mit einem Preisgeld in Höhe von 5000 € dotiert.

Der Fachbereich Rechtswissenschaft der Goethe-Universität hatte die von Prof. Cornelius Prittwitz betreute Arbeit mit der Note summa cum laude bewertet. „Die Arbeit stellt eine bemerkenswerte Darstellung und Analyse der komplexen Friedensbemühungen Kolumbiens dar, die sowohl den zeitgeschichtlichen Kontext als auch die schwierige Rolle des Strafrechts in diesem Transitionsprozess umfasst,“ so Prittwitz.

Fritz Bauer, einstiger Generalstaatsanwalt von Hessen, ist vor allem als Initiator des Auschwitz-Prozesses von 1963 bis 1965 in Frankfurt bekannt. Bauer war selbst Kind jüdischer Eltern, wurde 1930 jüngster Richter Deutschlands, wurde 1933 aus dem Amt vertrieben und überlebte in der Emigration. 1949 kehrte er nach Deutschland zurück, ab 1956 setzte er sich als Generalstaatsanwalt gegen große Widerstände in der Nachkriegsjustiz für die Strafverfolgung der NS-Täter ein.

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/67216782

Bildtext: Dr. Franceline Ariza erhielt den Preis aus der Hand von Justizminister Maas. (Foto: Prittwitz)

Forschung

Jul 5 2017
16:13

Wie Fledermäuse Raum in Zeit übersetzen / Neue Ausgabe von Forschung Frankfurt zum Thema Zeit

Die Zeitkarte im Gehirn

FRANKFURT. Es gibt keine eigenen Sinneszellen für die Zeitwahrnehmung, dennoch besitzen wir ein „Zeitgefühl“. Wie dieses im Gehirn entsteht, untersuchen die Neurobiologen Prof. Manfred Kössl und sein kubanischer Kollege Dr. Julio Hechavarria an Fledermäusen. In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“ erklären sie, wie Zeitinformation durch Berechnungen neuronaler Netze tief im Gehirn erzeugt wird.

Zeitgefühl entsteht im Gehirn. Das zeigen Verzerrungen der zeitlichen Wahrnehmung, wie sie bei Parkinsonpatienten auftreten können. Medikamente, die in den Dopamin-Stoffwechsel eingreifen, können ebenfalls das Zeitgefühl beschleunigen oder verlangsamen (Dopamin ist ein Botenstoff, über den Nervenzellen kommunizieren). Bei Schizophrenie kann es vorkommen, dass Reize, die gleichzeitig von Augen und Ohren wahrgenommen werden, bei der Verarbeitung im Gehirn zeitlich auseinanderfallen wie in einem schlecht synchronisierten Film. Auch bei Autismus und Aufmerksamkeitsstörungen kann es zu einer Zeitbeschleunigung kommen, so dass die Betroffenen die Zeitdauer unterschätzen.

Fledermäuse übersetzen zeitliche Informationen aus der Echoortung in räumliche Informationen. Umgekehrt reagieren die einzelnen Neuronen aber nur dann sensitiv auf Echos, wenn diese mit einer bestimmten zeitlichen Verzögerung zum Ortungsruf eintreffen. Jedes einzelne Neuron kodiert dabei eine ganz bestimmte räumliche Entfernung. Dabei sind unterschiedliche Neuronen sind auf unterschiedliche Echoverzögerungszeiten abgestimmt und spannen so einen Objekt-Entfernungsraum von etwa null bis drei Meter auf.

In vielen Fledermausarten sind diese Raum-Zeit-Neuronen in Form einer Zeitkarte in der Hirnrinde angeordnet. Schaltkreise, die auf bestimmte Zeitfenster ansprechen, sind dabei zu sogenannten chronotopen Arealen zusammengefasst. Das bedeutet: Nervenzellen, die auf kurze Verzögerungszeiten und damit auf nahe Objekte reagieren, liegen weiter vorne in der Gehirnrinde als solche, die auf entfernte Objekte reagieren.    

Besonders große chronotope Areale finden sich bei manchen tropischen Insekten fressenden Arten, aber auch bei Fruchtfressern. Diese benützen die Echoortung zwar nicht zum Fang fliegender Insekten, aber zur generellen Orientierung und Navigation. Sie scannen ihre Umgebung im Detail ab, um Strukturinformation von Früchten im Blattwerk zu erhalten. Diese Tiere, Brillenblattnasenfledermäuse (Carollia perspicillata), untersucht die Arbeitsgruppe von Prof. Kössl an der Goethe-Universität. Betritt man den Haltungsraum, kommt es vor, dass einzelne neugierige Tiere vor der Person auf und ab fliegen und sie systematischen scannen.

„Es ist bemerkenswert, dass diese Tiere den Raum lediglich auf der Basis neuronaler Zeitberechnungen in ihrem Gehirn abbilden“, so Kössl in der aktuellen Ausgabe von Forschung Frankfurt. Im Gegensatz dazu ist die Abbildung der visuellen Umwelt in der Sehrinde bereits durch die Anordnung der Sehsinneszellen im Auge vorgegeben.

Angeborenes oder erworbenes Wissen?

Ursprünglich gingen Kössl und Hechavarria davon aus, dass es für die Entstehung der topografischen Zeitkarte besonders sensitive Perioden der Entwicklung gibt. Das bedeutet: Wenn ein junges Tier erstmalig bestimmte überlebenswichtige Sinnesreize wahrnimmt, werden diese auch im Gehirn durch entsprechende neuronale Strukturen und Vorgänge verankert. Zu ihrem Erstaunen stellten sie fest, dass bereits neugeborene Tiere, die aufgrund unreifer Innenohren noch nicht so gut hören, bereits sehr scharf abgestimmte rezeptive Felder für die Zeitwahrnehmung haben.

Auch die Chronotopie ist bei Neugeborenen bereits angelegt. Dies bedeutet, dass schon während der Embryonalphase, vermutlich genetisch festgelegt, eine funktionsfähige Maschinerie für die Raum-Zeit-Wahrnehmung angelegt wird. Erst Wochen später, wenn das Tier tatsächlich echoortet, erfüllen diese Schaltkreise ihre Funktion. Das zeigt, wie wichtig diese Areale für das Überleben der Art sind.

Information: Prof. Dr. Manfred Kössl, Institut für Zellbiologie und Neurowissenschaft, Fachbereich 15, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-42052, Koessl@bio.uni-frankfurt.de

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2017) können Journalisten kostenlos bestellen: ott@pvw.uni-frankfurt.de. Im Internet steht sie unter: www.forschung-frankfurt.de.

Sonstige

Jul 5 2017
16:09

Biographie erscheint als 16. Band in der Reihe „Gründer, Gönner und Gelehrte“ der Goethe-Universität

Hugo Sinzheimer: „Architekt des kollektiven Arbeitsrechts“

FRANKFURT. In der Biographienreihe der Goethe-Universität „Gründer, Gönner und Gelehrte“ ist soeben der 16. Band zum Leben und Wirken von Hugo Sinzheimer erschienen. Der Frankfurter Rechtswissenschaftler Prof. Otto Ernst Kempen porträtiert in diesem Band Hugo Sinzheimer (1875–1945) als „Architekten des kollektiven Arbeitsrechts“. In den 1920er Jahren hatte Sinzheimer an der Frankfurter Universität die erste speziell dem Arbeitsrecht gewidmete Professur an einer deutschen Universität inne.

Der Autor der Biographie liefert ein lebhaftes Zeugnis des engagierten Demokraten, derdie Rechtswirklichkeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts aktiv mitgestaltet hat:Als Anwalt in Frankfurt vertrat er streikende Arbeitnehmer und Gewerkschaften, als SPD-Mitglied der Nationalversammlung wirkte er an der Weimarer Verfassung mit und setzte seine Vorstellungen des Koalitions- und Tarifrechts weitgehend durch, die bis heute im Grundgesetz und im Tarifrecht Bestand haben.

Hugo Sinzheimer passt als einer der bedeutendsten Arbeitsrechtler in das Profil der jungen Frankfurter Universität, die Wissenschaftspioniere magisch anzog: von Franz Oppenheimer, dem ersten Soziologie-Professor in Deutschland, über den Immunologen Paul Ehrlich, Nobelpreisträger und Vater der Chemotherapie, bis zu dem Röntgenpionier Friedrich Dessauer und vielen mehr. Offensichtlich waren es die liberale Grundhaltung der Stiftungsuniversität und die diskursive Atmosphäre in der Stadt, die außergewöhnliche Akademiker mit zukunftsweisenden Ideen in die Main-Metropole lockten. Noch etwas zeichnete die Vertreter der „Frankfurter Avantgarde“ aus: Sie waren politischengagiert, übten oft einen Beruf neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit aus und setzten sich ein für verbesserte Lebens- und Bildungsbedingungen.Der Rechtsanwalt Sinzheimer lehrte sowohl an der Akademie der Arbeit, die seit ihrer Gründung 1921 mit der Universität Frankfurt verbunden ist, als auch an der Universität – und erhielt den Titel„ordentlicher Honorarprofessor“.

Aufgewachsen in einer Wormser Unternehmerfamilie, entwickelte Sinzheimer früh ein Gespür für ein gerechteres Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Als er sich 1901 in Frankfurt als Anwalt niederließ, vertrat er vor Gericht oft die Interessen von Beschäftigten undGewerkschaften – und dies mit einigem Erfolg. Als Mitbegründer der Akademie der Arbeit engagierte sich Sinzheimer besonders für diese Institution. Dort wie an der Frankfurter Universität lehrte er die neuesten Entwicklungen des Arbeitsrechts und debattierte mit den Studenten und jungen Wissenschaftlern darüber, wie es auf diesem innovativen Feld weitergehen solle. Zu seinen akademischen Schülern zählen u.a. Otto Kahn-Freund und Ernst Fraenkel, die nach ihrer Emigration bedeutende internationale Vertreter des Arbeitsrechts wurden. Sinzheimers Werk Grundzüge des Arbeitsrechts ist auch heute noch eine Fundgrube aktueller Ideen, wie Kempen in derersten Monographie über Sinzheimer herausarbeitet. Wie zahlreiche andere Wissenschaftler der Goethe-Universität musste auch Sinzheimer emigrieren. Er flüchtete mit seiner Familie in die Niederlande. Dort starb er am 16. September 1945, einen Tag bevor er seine Abschiedsvorlesung an der Amsterdamer Universität gehalten hätte.

Der Autor
Prof. Dr. Otto Ernst Kempen (Jahrgang 1942) war Inhaber des Lehrstuhls für Arbeitsrecht, Verfassungsrecht und Politikwissenschaft an der Akademie der Arbeit, und auch lange Jahre Direktor der Akademie. Außerdem lehrte Kempen als Honorarprofessor an der Goethe-Universität. Gleichzeitig leitete er das Seminar für Arbeits-und Sozialrecht des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) und beriet viele Gewerkschaften als Anwalt.

Die Unterstützerin
Diese Sinzheimer-Biographie wurde ermöglicht durch das 2010 gegründete Hugo Sinzheimer Institut für Arbeitsrecht. Dass Institut fühlt sich „dem humanistischen Erbe Hugo Sinzheimers und mithin der Freiheit und Würde der arbeitenden Menschen“ verpflichtet, wie es im Gründungsstatut heißt. Die Kooperation zwischen dem Institut und der Goethe-Universität hat sich sowohl in der Forschung als auch in der Lehre eindrucksvoll entwickelt: Neben vielen Lehrveranstaltungen und wissenschaftlichen Tagungen seien in diesem Zusammenhang auch die jährlich stattfindenden Sinzheimer-Vorlesungen und der jährlich verliehene Hugo Sinzheimer Preis für die besten arbeitsrechtlichen Dissertationen erwähnt.

Die Reihe
In der im Frankfurter SocietätsVerlag publizierten Biographienreihe werden Persönlichkeiten der Gründerjahre der Universität vor und nach 1914 ebenso wie die Generation des Wiederaufbaus nach 1945, aber auch Vordenker und Akteure der bildungsbewegten 1960er und 1970er Jahre porträtiert. Bisher sind bereits 16 bebilderte Bände (Preis: 14,80 Euro pro Band) erschienen. Porträtiert wurden (in der Reihenfolge des Erscheinens): Wilhelm Merton, Otto Stern, Leo Gans und Arthur von Weinberg, Franz Adickes, Fritz Neumark, Friedrich Dessauer, Theodor W. Adorno, Henry Oswalt, Franz Oppenheimer, Leo Frobenius, Ernst Kantorowicz, Max Horkheimer, Moritz Schmidt-Metzler, Heinrich Roessler, Guido von Kaschnitz-Weinberg, Hugo Sinzheimer.Anlass für die Biographienreihe warder 100. Geburtstag der Goethe-Universität im Jahr 2014.

Weitere Biographien sind geplant, so wird im kommenden Jahr ein Band über Kurt Riezler, von 1928 bis 1933 Kurator der Universität Frankfurt, erscheinen, Autor Prof. Notker Hammerstein. Mit Riezler erlebte die Frankfurter Universität eine intellektuelle Blüte. Konsequent förderte er Wissenschaftszweige, die einen Beitrag zum politisch-gesellschaftlichen Diskurs der Weimarer Republik und zur Lösung zeitgenössischer Probleme zu leisten versprachen.

Informationen: Dr. Kerstin Schulmeyer und Ulrike Jaspers, Projektleitung „Gründer, Gönner und Gelehrte“, Campus Westend, Tel. (069) 798-13066, E-Mail: schulmeyer@pvw.uni-frankfurt.de, jaspers@pvw.uni-frankfurt.de; Rezensionsexemplare über Dr. René Heinen, SocietätsVerlag, Tel. (069)-7501-4456, Fax: 069-7501-4511; E-Mail: rene.heinen@fs-medien.de