​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Okt 30 2018
14:55

Über eine Million Euro aus EU-Verbundprojekt fließen nach Frankfurt

Goethe-Uni intensiviert Forschung zu Seltenen Erkrankungen

FRANKFURT. Patienten mit so genannten Seltenen Erkrankungen haben oft eine lange Leidensgeschichte hinter sich, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Ein Grund ist, dass für die Forschung notwendigen Patientendaten in unterschiedlicher Sprache und Form vorliegen. Das soll ein neues Verbundprojekt der Europäischen Union, an dem die Goethe-Universität federführend beteiligt ist, jetzt ändern.

Für Patienten mit Seltenen Erkrankungen gehört es in der Regel dazu, von Arzt zu Arzt, von Experte zu Experte eine umfangreiche Sammlung von Papierdokumenten wie Arztbriefen, Befunden und Bildern zu tragen. Und wenn die Diagnose schließlich gestellt wird, stehen sie vor dem Problem, die richtige Therapie zu erhalten. Um ihnen schneller helfen zu können, müssten wertvolle Informationen über Krankheitsverlauf und Therapie, die jetzt an den einzelnen Gesundheitsversorgungseinrichtungen liegen, für eine notwendige europaweite Forschung verfügbar sein.

Das neue Verbundprojekt der Europäischen Union soll die technischen und inhaltlichen Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Versorgungsdaten gemeinsam für die Forschung genutzt werden können. Dafür erhält die Goethe-Universität von den beteiligten deutschen Einrichtungen die mit Abstand größte Fördersumme: mehr als eine Million Euro in den kommenden fünf Jahren.

In Frankfurt soll insbesondere daran gearbeitet werden, Werkzeuge für die Zusammenführung und Vereinheitlichung von Patientendaten zu entwickeln. Dazu gehören u.a. Softwarelösungen für den Aufbau von erkrankungsspezifischen Patientenregistern. In solchen Registern können fortwährend spezifische Patientendaten erfasst werden. Dadurch ergeben sich repräsentativere Patientenkollektive, deren Daten aufgrund ihrer vereinheitlichten Speicherung sehr viel einfacher analysiert werden können.

„Ich denke, wir können mit Stolz sagen: In Europa kommt man künftig an Frankfurt in Sachen Patientenregister für Seltene Erkrankungen nicht mehr so leicht vorbei“, sagt Prof. T. O. F. Wagner vom Frankfurter Referenzzentrum für Seltene Erkrankungen. Zusammen mit Dr. Holger Storf, Leiter der Medical Informatics Group hat er in den vergangenen Jahren eine Open-Source Registerplattform für Seltene Erkrankungen entwickelt. Die darin enthaltenen Module wurden u.a. zum Aufbau einer europäischen Plattform (European Rare Disease Registry Infrastructure) verwendet. Sie bilden auch die Grundlage für die jetzt bewilligten Arbeiten in Frankfurt, die gemeinsam mit Prof. Dr. Gernot Rohde, Leiter der Pneumologie am Universitätsklinikum, zu einer Verbesserung der Interoperabilität von Registern beitragen sollen.

„Seltene Erkrankungen sind ein erstklassiges Beispiel für ein Forschungsfeld, das stark von der Koordination auf europäischer und internationaler Ebene profitiert und hierfür eine technische Unterstützung benötigt“, erklärt Dr. Holger Storf. Das neue Projekt soll dazu beitragen, die Zersplitterung zu überwinden und Zusammenarbeit zu erleichtern.

Innerhalb des EU-Projekts sollen bereits bestehende Werkzeuge und Programme zusammengefasst und im größeren Maßstab weitergeführt werden. Daten aus Forschung und Klinik, Proben, Prozesse, Wissen und Expertise sollen künftig europaweit geteilt werden. Darüber hinaus soll ein effizientes Modell für die finanzielle Unterstützung aller Arten von Forschung zu Seltenen Erkrankungen – von den Grundlagen, über die Klinik bis hin zum Gesundheitssystem – eingeführt werden. Ziel ist, den wissenschaftlichen Fortschritt zu beschleunigen und damit typische Probleme und fortgesetztes Leiden bei Betroffenen zu reduzieren.

Die Goethe-Universität hat bereits mit verschiedenen erfolgreichen Projekten im Bereich Seltener Erkrankungen zu einer Verbesserung der Situation Betroffener beigetragen. Hervorzuheben ist hier beispielsweise der Versorgungsatlas für Menschen mit Seltenen Erkrankungen (www.se-atlas.de), bei welchem Betroffene, Angehörige oder medizinisches Personal nach Experten oder Selbsthilfeorganisationen suchen können. Ebenso liegt die Koordination und technische Betreuung des Europäischen Referenznetzwerks für seltene Atemwegserkrankungen (ERN-LUNG) in Frankfurt.

Informationen: Prof. Dr. T.O.F. Wagner, Frankfurter Referenzzentrum für Seltene Erkrankungen, Fachbereich Medizin, Campus Niederrad, Tel.: (069)- 6301 87899, t.wagner@em.uni-frankfurt.de.

Dr. Holger Storf, Medical Informatics Group (MIG), Universitätsklinikum Frankfurt, Tel.: (069) 6301-84438, storf@med.uni-frankfurt.de.

 

Okt 30 2018
14:53

Fotoausstellung im I.G. Farben-Haus über die Vielfalt und Schönheit des Iran

Sārebān – Ästhetische Annäherungen

FRANKFURT. Unter dem Titel „Sārebān“ lädt die Goethe-Universität am Montag, 5. November, um 18 Uhr ins Foyer des I.G. Farben-Hauses am Campus Westend zur Eröffnung einer Ausstellung mit Fotografien aus dem Iran. Im Eisenhower-Raum im ersten Stock wird Vizepräsident Rolf van Dick die Ausstellung eröffnen.

„Sārebān“ bedeutet Karawanenführer, der Titel der Ausstellung spielt auf das persische Lied „Ey Sārebān koǧā mīrawī?/ Leylā-ye man čerā mībarī?“ (Oh, Karawanenführer wo gehst du hin?/ Warum bringst du meine Leyla fort?) an. Die ausgestellten Bilder sind während einer „Anbahnungsreise“ entstanden, die vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) finanziert worden ist. Im Rahmen des DAAD-Programms „Hochschuldialog mit der Islamischen Welt“ wurde das Projekt mit dem Titel „Ästhetische Annäherungen zwischen Sunniten und Schiiten“ von der Religionswissenschaftlerin Dr. Fateme Rahmati vom Fachbereich Erziehungswissenschaften ins Leben gerufen, die nun auch die Leitung innehat. Mit beteiligt sind das Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam, das Institut für Archäologische Wissenschaften (beide Goethe-Universität) und die „Islamic School of Art“ im Iran.

Die Fotografien, die für die Ausstellung ausgewählt wurden, zeigen erste Eindrücke eines interkulturellen, interreligiösen und interdisziplinären Dialogprojekts zwischen deutschen und iranischen Akademikern und Künstlern. Das Projekt „Ästhetische Annäherungen“, das auch den Rahmen für die Ausstellung bildet, bietet ein Forum, um über theologische, philosophische, ästhetische und somit kulturelle Gemeinsamkeiten und Differenzen zu reflektieren. Im Mittelpunkt stehen Austausch und Kooperation von Lehrpersonal durch gemeinsame Lehrveranstaltungen, kulturelle Veranstaltungen wie Tagungen und Ausstellungen, gemeinsame Betreuung von Qualifikationsarbeiten, gemeinsame Publikationen und wechselseitige Übersetzungen im Rahmen von Lektüre-Seminaren. Ein wichtiger Bestandteil des Projekts ist der gegenseitige Besuch der jeweiligen Partneruniversität. Zudem ist die Errichtung eines Arbeitskreises „Ästhetik Interdisziplinär“ vorgesehen, die die unterschiedlichen Fächer und Beteiligten an der Goethe-Universität bündelt und eine Netzwerkfunktion ausübt. Das Ergebnis aller Reflexionen wird in Form von neuen Kunstprojekten einem größeren Publikum zugänglich gemacht, so dass der angestoßene Dialog über den akademischen Betrieb hinweg fortgeführt werden kann.

Die Bilder sind aufgeteilt in vier Kategorien: Landschaft, Portraits, Streetphotography und Architektur. Die Ausstellung lädt die Besucher ein, in die Vielfalt und Diversität einer berühmten und doch fremden Kultur einzutauchen und sich von der Schönheit Irans und seinen Menschen verzaubern zu lassen.

Information und Anmeldung: Dr. Fateme Rahmati, Fachbereich Erziehungswissenschaften, Institut für Pädagogik für Sekundarstufe (WEIII), Campus Bockenheim, Telefon 069 798-22381, E-Mail: rahmati@em.uni-frankfurt.de

 

Okt 29 2018
12:19

Lektorat Niederländisch der Goethe-Uni lädt zu Vortrag über den unterschiedlichen Umgang mit der Seuche – Mata Hari im Fokus einer weiteren Veranstaltung

Wo die Spanische Grippe fast ganz vergessen ist

FRANKFURT. Zum 100. Jahrestag des Endes vom Ersten Weltkrieg lädt das Lektorat Niederländisch der Goethe-Universität zu zwei Vorträgen ein, die mit diesem Gedenktag zu tun haben. Es geht um die Spanische Grippe in Benelux und um die legendäre Mata Hari.

Am 30. Oktober 2018 um 19 Uhr im Casinogebäude (Campus Westend), Raum 1.812 (1. Stock),

hält der freie Journalist und Autor Utz Thimm einen Vortrag in deutscher Sprache, der sich mit der Spanischen Grippe in Benelux befasst. Diese größte Seuche des 20. Jahrhunderts ist in Belgien ebenso wie in Deutschland aus dem kollektiven Gedächtnis nahezu verschwunden. Anders als der Name vermuten lässt, wurde diese Krankheit nicht aus Spanien importiert, sondern während des Ersten Weltkrieges durch US-Soldaten nach Europa gebracht. Vom Sommer 1918 an verursachte ein Abkömmling des Influenza-Virus mehrere Krankheitswellen, daran starben im Benelux-Raum Zehntausende von Menschen. Dieses Massensterben ist in den Niederlanden und in Belgien sehr unterschiedlich präsent: Niederländer können in Sachbüchern über die Spaanse griep nachlesen; sie wurde karikiert und literarisch verarbeitet. In Belgien war sie hingegen nie ein Thema. Utz Thimm zeichnet den Verlauf der Spanischen Grippe in Belgien und den Niederlanden nach und erklärt die Unterschiede in den Erinnerungskulturen. 2014 hat U. Thimm in Gießen eine Ausstellung kuratiert und einen Band zu den „Gefangenen im Krieg. Gießen 1914-1919“ veröffentlicht.

Am 27. November 2018 um 19 Uhr im Seminarhaus (Campus Westend), Raum 1.109,

sprechen die beiden niederländischen Journalistinnen Jessica Voeten und Angela Dekker, die 2018 die Mata Hari-Biografie „Moed en overmoed“ („Mut und Übermut“) veröffentlicht haben, über das Leben der legendären Tänzerin und vermeintlichen (Doppel)Spionin. Für ihr 464 Seiten starkes Werk haben die Autorinnen zahlreiche bislang unbekannte oder unerforschte Archivstücke und Briefe ausgewertet. Im Zentrum steht eine selbstbewusste Frau, Mata-Hari, die 1876 in Leeuwarden (NL) als Margaretha Geertruida Zelle geboren wurde. Als Opfer eines spielsüchtigen, gewalttätigen und hochverschuldeten Ehemanns sah sie keinen anderen Ausweg, als sich als exotische und erotische Tänzerin in Paris ihren Lebensunterhalt zu verdienen, um nicht in die Prostitution abzurutschen. Die Autorinnen zeichnen diesen Weg detailliert nach und machen deutlich, dass dies weder eine leichte noch eine leichtsinnige Entscheidung war. Sie ließ ihre bürgerliche Existenz in den Niederlanden zurück und erfand sich in Paris neu als faszinierende, schillernde, verhängnisvolle Mata-Hari. 1917 wurde sie aufgrund vermeintlicher Spionagetätigkeiten für die Deutschen in Frankreich hingerichtet. Die Biografinnen gehen davon aus, dass Mata Hari wohl eher wegen ihres Lebenswandels als aufgrund tatsächlicher Beweise verurteilt wurde. Mata Haris Geburtsort Leeuwarden in Friesland (NL) ist 2018 Kulturhauptstadt Europas. Der Vortrag ist auf Deutsch und Niederländisch.

Information und Anmeldung: Laurette Artois, Lektorat Niederländisch der Goethe-Universität, artois@lingua.uni-frankfurt.de

Bilder zum Download unter: http://www.uni-frankfurt.de/74568208

 

Okt 29 2018
12:16

Wie neue Technologien Raum und Geographie verändern

Digitale Geographien

FRANKFURT. Die Erfindung der Dampfmaschine ließ die Welt schrumpfen: Plötzlich konnten Menschen und Waren zuvor unüberwindlich erscheinende Distanzen mühelos meistern. Doch was macht die Digitalisierung mit unserer Raumwahrnehmung? Mit diesem Themenfeld befasst sich eine Vortragsreihe der Frankfurter Geographischen Gesellschaft.

Das Potenzial der „Digitalisierung“ wird häufig mit jenem der industriellen Revolution gleichgesetzt – nicht zuletzt in Hinblick auf Raum und Raumwahrnehmung. In ganz anderem Ausmaß als Dampfmaschine, Auto und Flugzeug haben Mobiltelefonie, Internet, E-Mail, Skype und Co. die Welt zu einem Dorf gemacht. Mittels „Virtueller Realität“ können wir heute die entferntesten Gegenden der Welt räumlich erfahren – vom Wohnzimmer aus. Dieser Wandel ist rasant und wuchtig. Die Informationsflut, mit der Individuum und Gesellschaft zunehmend konfrontiert sind, erfordert Anpassung und Lernprozesse. Die so genannten Digitalen Geographien versuchen, die räumliche Bedeutung dieses Wandels zu erfassen – indem einerseits ausgelotet wird, welche Möglichkeiten digitale Datenerfassung und -verarbeitung für unser Verständnis von Raum und räumlichen Prozessen bieten, andererseits, indem „Digitalisierung“ als Forschungsgegenstand in den Blick genommen wird und somit die gesellschaftlichen und räumlichen Implikationen des digitalen Wandels.

Die Vorträge im Einzelnen

Mittwoch, 31.10.2018, 18:15 Uhr
Smart Bodies? Digitale Geographien einer neuen Körper- und Verhaltenssteuerung
Prof. Dr. Peter Lindner (Universität Frankfurt am Main)

Digitale Technologien und Mikrosensoren in Smartphones, Smartwatches und sogenannten Wearables eröffnen neue Möglichkeiten, den eigenen Körper zu beobachten und alltägliche Verhaltensweisen im Hinblick auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu optimieren. Der Vortrag gibt einen Überblick über das breite Spektrum möglicher Anwendungsbereiche und arbeitet Gemeinsamkeiten heraus, die darauf hindeuten, dass sich hier ein neues Regime räumlicher Verhaltenssteuerung abzeichnet, dessen Implikationen noch kaum abzusehen sind.

Mittwoch, 14.11.2018, 18:15 Uhr
Soziale Exklusionen in nutzergenerierten Geodaten: OpenStreetMap und Wikimapia in Israel/Palästina
Dr. Christian Bittner (Universität Erlangen-Nürnberg)

Digitale Geodaten werden im Web 2.0 zunehmend kollaborativ und freiwillig, durch selbst-organisierte online-communities generiert. Diese volunteered geographic information (VGI) wurden teilweise als Chance interpretiert, bislang marginalisierten Stimmen Zugang zur Erstellung und Verbreitung von geographischen Informationen zu eröffnen. Der Vortrag wirft einen kritischen Blick auf diese Deutungen und berichtet aus einem Forschungsprojekt zu sozialen Exklusionen in den VGI-Plattformen OpenStreetMap und Wikimapia im regionalen Kontext von Israel und Palästina.

Mittwoch, 28.11.2018 18:15 Uhr
Smart Development? Neue Technologien und Geographien der Entwicklung
Prof. Dr. Julia Verne (Universität Bonn)

Auch die Entwicklungszusammenarbeit setzt inzwischen auf die Digitalisierung von „Entwicklung“: Mit Hilfe von mobilen Informationsdiensten, digitalen Geldüberweisungen, Online-Partizipationsmöglichkeiten, e-Learning-Angeboten und größerer Transparenz durch Blockchain-Technologien sollen Entscheidungs-, Bildungs-, und Wertschöpfungsprozesse in Afrika unterstützt werden. Anhand von Beispielen zeigt dieser Vortrag, inwieweit sich durch die Nutzung mobiler Informations- und Kommunikationstechnologien jedoch oftmals mehr als nur das Werkzeug von „Entwicklung“ verändert. Dies wiederum gibt Anstoß für neue Fragen und Herangehensweisen der Geographischen Entwicklungsforschung im digitalen Zeitalter.

Mittwoch, 12.12.2018 18:15 Uhr
Geoinformation. Eine Schlüsselressource des 21. Jahrhunderts
Prof. Dr.-Ing. Robert Seuß (Frankfurt University of Applied Sciences)

Der Vortrag thematisiert die Entwicklung der Geoinformation von der einfachen Digitalisierung von Karten über die Nutzung von Geoinformationen in raumbezogenen Fachverfahren bis hin zur Vernetzung und Verteilung von Geodaten mittels Geodateninfrastrukturen und deren umfassende Anwendung in allen gesellschaftlichen Bereichen. Da die überwiegende Zahl aller Planungs- und Entscheidungsprozesse einen Raumbezug hat, sind Geoinformationen eine Schlüsselressource der Informationsgesellschaft.

Mittwoch, 16.01.2019 18:15 Uhr
Von der Wandkarte zur virtuellen Realität – Digitalisierung des Geographieunterrichts (oder: was wir in der Schule machen könnten, wenn man uns ließe!)
Studiendirektor Dietmar Steinbach (Gießen) 

Wenn Schule den Auftrag ernst nimmt, die kommenden Generationen auf das Leben in dieser vernetzten Welt vorzubereiten, muss Unterricht mit den rasanten Veränderungen Schritt halten und das nicht nur durch den Einsatz digitaler Technik, sondern vor allem durch die Weiterentwicklung der Unterrichtskonzepte.

Mittwoch, 30.01.2019 18:15 Uhr
Big Data in der geographischen Erdbeobachtung
Prof. Dr. Christiane Schmullius (Universität Jena)

Das Copernicus-Programm von EU und ESA eröffnet mit der Sentinel-Satellitenflotte hervorragende Möglichkeiten der Nutzung von Fernerkundungsdaten. Die Kontinuität der Missionen ist bis 2030 gewährleistet und der Datenzugang frei. Der Vortrag skizziert die Breite der neuen Entwicklungen bei der Nutzung von Sentineldaten aus Sicht der Forschung. Schwerpunkt sind die laufenden Projektarbeiten am Jenaer Lehrstuhl zur regionalen und globalen Forstkartierung, Beiträge zu einer landwirtschaftlichen Ertrags-Abschätzung und Konzepte eines Bodenfeuchtemonitorings für die Thüringer Verwaltung. 

Mittwoch, 13.02.2019 18:15 Uhr
‚Smarte‘ Städte? Wie digitalisierte urbane Infrastrukturen Räume produzieren und ihre Bewohner und Bewohnerinnen prägen
Prof. Dr. Anke Strüver (Universität Graz) 

Die beschleunigte Digitalisierung städtischer Infrastrukturen sowie die Allzeit- und Echtzeit-Verfügbarkeit von Informationen und Daten führen zu veränderten Raumwahrnehmungen und –nutzungen. Es stellen sich die Fragen, welche sozialräumlichen und politischen Folgen das Smart City-Konzept hat, welche alternativen und emanzipativen Nutzungen digitaler Infrastrukturen jenseits ökonomischer Datenverwertungsinteressen existieren und wie sich Städte durch den digitalisierten Alltag ihrer Bewohner verändern. Der Vortrag fasst Themenstränge der Smart City-Debatten zusammen, die sich affirmativ wie interventionistisch mit konkreten Raumproduktionen beschäftigen, um anschließend Thesen zur digitalisierten Stadt jenseits von Utopie und Dystopie zu diskutieren.

Die Vorträge finden im Hörsaalzentrum der Goethe-Universität am Campus Westend statt, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, Hörsaal 10, 3. Etage (Aufzug).  Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 3 Euro, Mitglieder der Frankfurter Geographischen Gesellschaft haben freien Eintritt.

Information und Anmeldung: Dr. Mathias Rodatz, Institut für Humangeographie, Fachbereich Geowissenschaften, Campus Westend, Telefon +49 (0) 69 798-35175, E-Mail rodatz@geo.uni-frankfurt.de

 

Okt 29 2018
12:09

Prof. Thomas Zittel erhält ORA-Förderung zur Untersuchung parlamentarischer Repräsentation in fluiden Wählermärkten

Politik in Zeiten von Wechselwählern

FRANKFURT. Einmal SPD-Wähler, immer SPD-Wähler? Diese Konstanz beim Wahlverhalten gehört der Vergangenheit an. Doch was bedeutet die Auflösung von Parteibindungen für die parlamentarische Repräsentation? Mit dieser Frage befasst sich der Politologe Prof. Thomas Zittel an der Goethe-Universität zusammen mit einem internationalen Team. Gemeinsam war die Forschergruppe beim Open Research Area (ORA) Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erfolgreich.

Das ORA-Projekt wird unter dem Titel „The Nature of Political Representation in Times of Dealignment“ durchgeführt. Es untersucht die in der Demokratie essentielle Verbindung zwischen Bürger und Parlament. Diese ist in den vergangenen Jahrzehnten durch einen klaren Trend bestimmt: Politische Parteien haben als zentrale Scharniere zur Vermittlung zwischen Bürgerinteressen und parlamentarischer Entscheidungsfindung stark an Bindungs- und Gestaltungkraft verloren. Wie wirkt sich das auf die Art und Weise und den Grad aus, wie der Bürgerwille durch parlamentarische Eliten wahrgenommen und repräsentiert ist? Das internationale Forscherteam untersucht durch eine Reihe von verhaltensanalytischen Verfahren insbesondere die Rolle geographischer und sozialer Bezüge als alternative oder komplementäre Bindeglieder politischer Repräsentation in „fluiden“ Wählermärkten.

Prof. Zittel kooperiert in diesem Projekt mit den Mitantragstellern Prof. Rosie Campbell (King’s College London) und Prof. Tom Louwerse (Universität Leiden). Das Forscherteam wird für einen Zeitraum von zwei Jahren und drei Monaten mit insgesamt 800.000 Euro gefördert. Das Vorhaben ist eines von 16 neu geförderten Projekten im Rahmen des 5. ORA Open Calls (aus etwa 300 Voranträgen und 63 eingeladenen Vollanträgen). Bei ORA handelt es sich um eine Kollaboration zwischen den nationalen Forschungsförderungsorganisationen Frankreichs (ANR), Deutschlands (DFG), der Niederlande (NWO) und Großbritanniens (ECRC).

Informationen: Prof. Dr. Thomas Zittel, Professur für Vergleichende Politikwissenschaft, Institut für Politikwissenschaft, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Campus Westend, Telefon +49(0)69 798-36678, E-Mail: zittel@soz.uni-frankfurt.de, Webseite: http://www.fb03.uni-frankfurt.de/42421522/tzittel

Infos zum 5. ORA Open Call: http://www.dfg.de/en/research_funding/announcements_proposals/2018/info_wissenschaft_18_66/index.html

 

Okt 29 2018
11:19

Innovative Versorgung durch ein multidisziplinäres Team

Depressionen im Altenpflegeheim besser behandeln

FRANKFURT. Das Forschungsprojekt DAVOS hat sich als Ziel gesetzt, die Behandlung von Depressionen in Pflegeheimen zu verbessern. Denn neben der Demenz ist die Depression im Alter die zweithäufigste psychische Erkrankung. Da die Versorgung große Defizite aufweist, hat das Institut für Allgemeinmedizin an der Goethe-Universität das Forschungsprojekt DAVOS ins Leben gerufen. Die Initiatoren kooperieren mit zehn Pflegeeinrichtungen (Frankfurter Verband und Agaplesion Markus Diakonie) im Frankfurter Raum sowie mit dem Hessischen Institut für Pflegeforschung (Frankfurt University of Applied Sciences).

Zu einer Informationsveranstaltung lädt Sie der Arbeitsbereich Altersmedizin am Institut für Allgemeinmedizin ein

am Montag, 5. November 2018 von 12:00 bis 14:30 Uhr im Festsaal des Casino-Gebäudes, Campus Westend, Goethe-Universität, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt.

Die beteiligten Forscher stellen Ihnen das Projekt vor. Sie erhalten dabei prominente Unterstützung durch den Arzt und Kabarettisten Dr. Eckart von Hirschhausen sowie den Psychologen und Buchautor Prof. Martin Hautzinger von der Universität Tübingen.

Das Programm:

12:00 Empfang mit Imbiss

12:30 Grußwort
Stefan Majer, Stadtrat, Dezernent für Personal und Gesundheit

12:45 Projektvorstellung „DAVOS“
Prof. Dr. Johannes Pantel, Dr. Valentina Tesky, Dipl.-Psych., M.A. Arthur Schall, Arbeitsbereich Altersmedizin, Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität Frankfurt

Prof. Dr. Ulrich Stangier, Zentrum der Psychotherapie der Goethe-Universität Frankfurt

Prof. Dr. Ulrike Schulze, Hessisches Institut für Pflegeforschung (HessIP), Frankfurt University of Applied Sciences

13:15: „HUMOR HILFT HEILEN – Wie die positive Psychologie das Gesundheitswesen verändert
Dr. Eckart von Hirschhausen – Arzt, Kabarettist und Gründer der Stiftung HUMOR HILFT HEILEN

14:00: „Schwermut im Alter lässt sich gut behandeln! Zur Psychotherapie bei Depressionen im Alter“
Prof. Dr. Martin Hautzinger, Arbeitsbereich Klinische Psychologie und Psychotherapie, Eberhard Karls Universität Tübingen

Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Informationen: Dipl.-Psych. Arthur Schall und Dr. Valentina Tesky, Institut für Allgemeinmedizin, Arbeitsbereich Altersmedizin, Campus Niederrad, Tel. (069) 69-6301-7657, schall@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de, tesky@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de

 

Okt 26 2018
14:29

Dr. Daniel Merk erhielt den mit 10.000 Euro dotierten Phoenix Pharmazie Wissenschaftspreis

Experimenteller Wirkstoff für nicht-alkoholische Fettleber-Hepatitis ausgezeichnet

FRANKFURT. Der Pharmazeut Dr. Daniel Merk, Nachwuchsgruppenleiter an der Goethe-Universität und Stipendiat an der ETH Zürich, ist für seine Arbeit zur Behandlung der nicht-alkoholischen Fettleber-Hepatitis (Steatohepatitis) mit dem Phoenix Pharmazie Wissenschaftspreis ausgezeichnet worden. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird jährlich in vier Kategorien für innovative und herausragende Forschungsprojekte in der Pharmazie vergeben.

Die nicht-alkoholische Fettleber und deren fortgeschrittene Form, die nicht-alkoholische Steatohepatitis, bei der es zusätzlich zu Entzündungen in der Leber kommt, treten in Verbindung mit dem metabolischen Syndrom auf. Darunter versteht man das „tödliche Quartett“ aus Fettleibigkeit, Bluthochdruck, erhöhten Cholesterin- und Blutzuckerwerten. Die Forschungsgruppe um Dr. Merk hat einen experimentellen Wirkstoff entwickelt, der gleichzeitig an zwei biologischen Zielstrukturen angreift, die an der Entstehung der nicht-alkoholischen Fettleber beteiligt sind. Zum einen aktiviert der Wirkstoff einen Rezeptor (FXR), der Fettakkumulation und die Bildung narbigen (fibrotischen) Gewebes in der Leber unterdrückt. Zum anderen hemmt er ein Enzym (lösliche Epoxidhydrolase), wodurch Entzündungsreaktionen reduziert werden.

„Diese von zwei Seiten ansetzende therapeutische Strategie verspricht Synergien, wie wir in funktionellen Tiermodellen zeigen konnten“, erklärt Daniel Merk, der ebenfalls Fellow an der Eidgenössisch-Technischen Universität in Zürich ist. Um das duale Konzept zu realisieren, hat sein Team zwei Moleküle mit bereits bekannter pharmakologischer Wirkung strukturell vereinigt und dann systematisch erforscht, wie diese verschmolzenen Derivate mit den beiden Zielstrukturen wechselwirken. Durch systematische strukturelle Variationen gelang es den experimentellen Wirkstoff zu entwickeln, der bereits mit geringsten Dosen eine hochspezifische Wirkung erzielt. So treten auch weniger unerwünschte Nebenwirkungen auf.

„Die umfangreiche Charakterisierung des Wirkstoffs an Zellkulturen im Labor hat eine hohe duale Wirksamkeit in Kombination mit einer geringen Toxizität bestätigt“, so Daniel Merk. Eine Pilotstudie in Mäusen zeigte darüber hinaus, dass der Wirkstoff auch in lebenden Organismen an beiden Zielstrukturen wie gewünscht angreift. Außerdem wurde in Krankheitsmodellen in Nagern sehr vielversprechende Wirksamkeit beobachtet.

Der Phoenix Pharmazie Wissenschaftspreis, der in diesem Jahr zum 22. Mal im Frankfurter Palmengarten vergeben wurde, wird für Teilnehmer aus Deutschland, der Schweiz und Österreich ausgeschrieben. Eine unabhängige Jury unter der Leitung von Prof. Jörg Kreuter von der Goethe-Universität bewertet Arbeiten aus den Fachbereichen Pharmakologie und Klinische Pharmazie, Pharmazeutische Biologie, Pharmazeutische Chemie sowie Pharmazeutische Technologie.

Publikation: Daniel Merk: A Dual Modulator of Farnesoid X Receptor and Soluble Epoxide Hydrolase to Counter Nonalcoholic Steatohepatitis (Veröffentlicht in: Journal of Medicinal Chemistry 2017, 60(18), 7703-7724).

Bilder zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/74547143

Fotos: PHOENIX group

Bildtext:

Gruppenbild: Prof. Dr. Peter Gmeiner (Jurymitglied), Prof. Dr. Gabriele M. König (Jurymitglied), Prof. Dr. Dirk Hoffmeister, Universität Jena, Prof. Dr. Dagmar Fischer, Universität Jena, Oliver Windholz, CEO PHOENIX group, Prof. Dr. Peter Ruth (Jurymitglied), Prof. Dr. Rohini Kuner, Universität Heidelberg, Dr. Daniel Merk, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Prof. Dr. Jörg Kreuter (Vorsitzender der Jury)

01_Grußwort OW: Grußwort von Oliver Windholz, CEO PHOENIX group

02_ Moderatorin Nina Ruge im Gespräch mit Oliver Windholz, CEO PHOENIX group

MFF_2902: Die Verleihung fand im Gesellschaftshaus des Frankfurter Palmengarten statt.

Information: Dr. Daniel Merk, Institut für Pharmazeutische Chemie, Fachbereich 14, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-29327, merk@pharmchem.uni-frankfurt.de.

 

Okt 26 2018
14:16

„Die neue Lust an der Zerstörung“ ist am 3. November 2018 das Thema der Kooperationsveranstaltung mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ im Schauspiel Frankfurt

46. Römerberggespräche: Demokratie braucht Streit – aber richtig

FRANKFURT. Shitstorms, Hate Speech, Schmähkritik: Wo gestern noch mit harten Bandagen argumentiert wurde, geht's heute direkt unter die Gürtellinie. Das vergiftet nicht nur das private Miteinander, sondern wirkt sich auch auf die Politik und den gesellschaftlichen Zusammenhalt aus – wenn nicht streitbar gegensteuert wird. „Die neue Lust an der Zerstörung – oder wie die Demokratie ihre Fassung bewahrt“ heißt die mittlerweile 46. Auflage der Römerberggespräche am 3. November im Schauspiel Frankfurt. Von 10 Uhr bis zum frühen Abend beschäftigen sich Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Politik mit dem Streit und wie man ihn produktiv einsetzen kann. Die interessierte Öffentlichkeit ist bei freiem Eintritt herzlich willkommen.

Das öffentliche Klima wird derzeit nicht nur rauer. In Gesellschaft und Politik scheint sich geradezu eine neue Lust an der Zerstörung breitzumachen. International und national, digital und analog, rechts und links gilt: Lieber vor einem Scherbenhaufen stehen als sich in das Korsett der hergebrachten Ordnung zwängen zu müssen. Der destruktive Charakter eines Donald Trump erscheint plötzlich als normsetzendes Vorbild. Die aktuellen Römerberggespräche im Chagallsaal des Schauspielhauses, ausgerichtet in Kooperation mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität, gehen unter anderem diesen Fragen nach: Was steckt hinter der Lust am gezielten Tabubruch? Wie sollen Gesellschaft und Politik mit der Radikalisierung und auch Emotionalisierung umgehen? Lassen sich Wut, Empörung und Hass in Dialogbereitschaft überführen?

Insgesamt stehen fünf Vorträge und eine Podiumsdiskussion auf dem Programm. Die Moderation hat Alf Mentzer vom Hessischen Rundfunk. Nach der Eröffnung spricht um 10.15 Uhr Nicole Deitelhoff, Politikprofessorin an der Goethe-Universität, Mitglied des Exzellenzclusters und Direktorin des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. „Demokratie braucht Streit!“, so lautet die These ihres Vortrags mit dem Untertitel „Zur integrativen Kraft gesellschaftlicher Konflikte“. Abgesehen von einem natürlich kritisch zu sehenden Verfall der Debattenkultur stehe Streit, so Deitelhoff, nicht im Widerspruch zu einer demokratischen Vorstellung gesellschaftlichen Zusammenhangs, sondern sei vielmehr für sie konstitutiv.

Um 11.15 Uhr analysiert Thorsten Thiel den „Unruheherd digitale Öffentlichkeit“. Der Politikwissenschaftler leitet die Forschungsgruppe „Digitalisierung und Demokratie“ am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft in Berlin und ist Research Fellow am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Neben den Gefährdungspotenzialen der digitalen Transformation nimmt das assoziierte Mitglied des Clusters auch die Handlungsoptionen demokratischer Politik in den Blick.

„Die neue Lust an Gefühlen“ lautet um 12.15 Uhr das Thema der Historikerin Ute Frevert, Direktorin am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und dort Leiterin des Forschungsbereichs „Geschichte der Gefühle“. Die neue Lust an der Zerstörung, so ihre These, sei auch eine Lust an zerstörerischen Gefühlen. Demütigung werde zur politischen Waffe.

Um 14.15 Uhr, nach der Mittagspause, spricht Christoph Möllers, Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin, über „Strategische oder prinzipiengeleitete Kommunikation: Das Grundgesetz und die Grenzen der Verhandelbarkeit“. In der politischen Kommunikation bedürfe es, so Möllers, zum einen einer emotionalen Distanzierung gerade auch von den Anliegen, die man selbst für besonders wichtig hält, und zum anderen einer genaueren Überlegung, wann rein strategische Reaktionen auf fundamentale Herausforderungen besser geeignet erscheinen, die Auseinandersetzung weiter zu bringen.

Das Podiumsgespräch um 15.15 Uhr trägt den Titel „Eine Frage der Form. Von der Kunst der demokratischen Geselligkeit“. Hier wird nach den Manieren des politischen Diskurses gefragt. Welche Sprache ist ihm angemessen, gibt es so etwas wie eine demokratische Kultur hinsichtlich des öffentlichen Umgangs miteinander, und wenn ja, wie sollte diese aussehen? Die Diskutanten sind: Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen, Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft an der Freien Universität Berlin, und Till van Rahden, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Université de Montréal.

Rainer Forst, Professor für Politische Theorie und Philosophie an der Goethe-Universität, hält um 16.30 Uhr den abschließenden Vortrag „Zwei schlechte Hälften ergeben kein Ganzes. Zur Krise der Demokratie“. Die eine Hälfte, so der Co-Sprecher des Clusters, pervertiere die Demokratie, indem sie diese zu einem Herrschaftsinstrument für Gruppen mache, die sich zum wahren Volk erklären, die andere setze auf nationale Lösungen einer politischen Neuordnung der globalen Ökonomie. Die Demokratie, als Praxis der Gerechtigkeit, sei aber nur auf transnationaler Ebene wieder herstellbar.

Die Frankfurter Römerberggespräche bestehen seit 1973 in ununterbrochener Folge und sind eine feste Institution der Debattenkultur in Deutschland. Vorsitzender des Trägervereins Römerberggespräche e.V. ist Miloš Vec, Professor für Rechts- und Verfassungsgeschichte an der Universität Wien und seit 2013 assoziiertes Mitglied des Clusters.

Programm: www.roemerberggespraeche-ffm.de, www.normativeorders.net/de/roemerberggespraeche

Informationen: Gabriele Schmidt, Koordinatorin der Römerberggespräche, Tel.: 0 176 8181 6560, gabriele.schmidt@roemerberggespraeche-ffm.de

Bernd Frye, Pressereferent des Exzellenzclusters, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de

 

Okt 25 2018
13:34

Frankfurter Theaterwissenschaft lädt zur Diskussion

Implodiert das Stadttheater?

FRANKFURT. Der Bereich Theaterwissenschaft des Instituts für Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe-Universität veranstaltet dieses Wochenende eine Master Class zum Thema „Implosion der Institution Stadttheater? Geschichte, Analyse, Perspektiven", zu der nationale und internationale Gäste aus Theorie und Praxis beitragen werden.

Neben Eingangsstatements der renommierten Theaterwissenschaftlerin Ulrike Haß und des Leiters des Zürcher Theater Spektakel Matthias von Hartz nehmen auch die zu dieser Spielzeit neu ins Amt gestarteten Intendantinnen des Hessischen Landestheaters Marburg - Eva Lange und Carola Unser - sowie Vertreter und Vertreterinnen der Münchner Kammerspiele, des Badischen Staatstheaters Karlsruhe, des Vidy Lausannes und des Toneelhuis in Antwerpen als Gäste an verschiedenen Gesprächsrunden teil. Mit dabei sind auch Theaterexperten aus Finnland, Belgien, Norwegen und Frankreich, die dort jeweils in theaterwissenschaftlichen Studiengängen tätig sind und Modelle eines institutionellen Stadt-/Staatstheaters aus ihren jeweiligen Ländern zur Diskussion stellen. Ergänzt wird dieses Programm durch Beiträge von Frankfurter Studierenden, die sich seit dem vergangenen Sommersemester intensiv mit dem Konferenzthema auseinandersetzen.

Weitere Termine

Donnerstag, 25.10.

18-19:30 Uhr
Krisen des Stadttheaters? Ausgangspunkte
Nikolaus Müller-Schöll, Ulrike Haß, Matthias von Hartz

19:30-21 Uhr
Podiumsdiskussion: Potentiale und Politiken des heutigen Stadttheaters
Mit Eva Lange & Carola Unser, Christoph Gurk, Jan Linders
Anschließend: Imbiss und Umtrunk

Freitag, 26.10.

9:30-13 Uhr
Herrschaftszeiten. Zur Reproduktion hegemonialer Beziehungen in Theaterzusammenhängen
Vortragende: Deborah Raulin und Olivia Hotz

Theater ohne die Anderen. Zum Recht auf Erscheinung und Mitsprache
Vortragende: Antigone Akgün und Insa Peters

Wächter und Maulwürfe. Zum Umgang mit der Institution
Vortragende: Falk Rößler, Anna Neudert, Hilko Eilts

14:30-16 Uhr
Podiumsdiskussion: Was war da noch? Die vergangene Zukunft des Frankfurter Mitbestimmungsmodells der 1970er Jahre
Mit Renate Klett und Rainer Römer 

16-17 Uhr
Implosion und Kritik
Vortragende: Bernhard Siebert und Melanie Hirner

17-18:30 Uhr
Anders scheitern. Die Beispiele Wien und Taipeh
Vortragende: Ching-Wen Peng und Andreas Fleck

Samstag, 27.10.

10-11:30 Uhr
Beyond the municipal theatre – Jena, Lausanne, Antwerpen
Mit Jonas Zipf, Anne-Christine Liske, An-Marie Lambrechts 

11:30-13:30 Uhr
Other Countries – same problems? Examples of Belgium, France, Finland and Norway
Mit Tore Vagn Lid, Nikolaus Müller-Schöll, Katariina Numminen , Christophe Triau, Karel Vanhaesebrouck

Die Veranstaltung findet am Campus Westend der Goethe-Universität statt, im Casinogebäude Raum 1.811, Nina-Rubinstein-Weg 1. 

Informationen: Sophie Osburg, M.A., Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Telefon 069/798-32069, E-Mail osburg@tfm.uni-frankfurt.de; Anmeldung unter implosion.stadttheater@gmail.com

Das Programm zum Download finden Sie https://blog.studiumdigitale.uni-frankfurt.de/hoelderlin/veranstaltungen/implosion-stadttheater/

 

Okt 25 2018
11:19

Schon vor dem ersten Augenöffnen können lokale Schaltkreise globale Effekte hervorrufen

Überraschende Netzwerkaktivität im unreifen Gehirn

FRANKFURT. Ein noch immer ungelöstes Rätsel der Großhirnrinde ist, wie einzelne Nervenzellen sich zu räumlich ausgedehnten Netzwerken verbinden. Neue Einsichten hat ein internationales Team von Wissenschaftlern unter Beteiligung der Goethe-Universität sowie FIAS jetzt aus spontan erzeugten Aktivitätsmustern lokaler Netzwerke in der Sehrinde gewonnen. Offenbar bilden diese die Grundlage für langreichweitige Nervenverbindungen, die im Laufe der Entwicklung unter dem Einfluss von Hirnaktivität geknüpft werden.

Wie die Wissenschaftler des Max-Planck-Florida-Instituts für Neurowissenschaften, des Frankfurt Institute for Advanced Studies, der Goethe-Universität Frankfurt und der University of Minnesota in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Nature Neuroscience berichten, untersuchten sie die Sehrinde (den visuellen Cortex) des Frettchens, ein ideales Modellsystem für die frühe Entwicklung von Netzwerken in der Großhirnrinde. Diese bestehen aus Tausenden von Neuronen und sind über mehrere Millimeter der Hirnoberfläche verteilt. In der Sehrinde repräsentiert die Aktivität eines Netzwerks bestimmte Merkmale einer mit den Augen wahrgenommenen Szene, etwa die Orientierung von Kanten oder die Bewegungsrichtung eines Objektes.

Mithilfe von Kalzium-Bildgebungsverfahren konnten die Wissenschaftler spontane, also nicht durch Seheindrücke erzeugte Aktivitätsmuster mit bisher beispielloser Auflösung sichtbar machen. Dabei stellten sie zu ihrer Überraschung fest, dass die spontanen Aktivitätsmuster entfernter Populationen von Neuronen stark korreliert waren: So sehr, dass die Forscher aus der Aktivität kleiner Populationen zuverlässig vorhersagen konnten, wie Neuronen in einigen Millimetern Entfernung auf Sehreize von außen antworten würden.

Im nächsten Schritt nutzten die Forscher die bemerkenswerte Übereinstimmung von spontanen und visuell hervorgerufenen Netzwerkmustern, um herauszufinden, wie sich die Interaktion von Netzwerken im jungen Gehirn entwickelt. Dazu untersuchten sie die spontanen Aktivitätsmuster in einem frühen Stadium vor der ersten Seherfahrung. Sie erwarteten, dass diese sich vor und nach der Augenöffnung stark unterscheiden würden. Bisher war man nämlich davon ausgegangen, dass langreichweitige Verbindungen, die in der unreifen Großhirnrinde noch nicht vorhanden sind, die Grundlage für ausgedehnte Aktivitätsmuster bilden. Tatsächlich beobachteten die Forscher aber bereits vor Augenöffnung robuste langreichweitige Muster korrelierter spontaner Aktivität. Sie erstreckten sich über Entfernungen, die mit denen im reifen Gehirn vergleichbar sind.
 
Konfrontiert mit dieser paradoxen Beobachtung überlegten die Forscher, ob die langreichweitigen korrelierten Muster in dieser frühen Entwicklungsphase durch Aktivitätsmuster erzeugt werden, die sich über hintereinander geschaltete, lokale Verbindungen in der Hirnrinde ausbreiten, gleich einem Waldbrand. Um diese spannende Möglichkeit zu testen, erstellte Matthias Kaschube, Professor für Informatik an der Goethe-Universität und Fellow am Frankfurt Institute of Advanced Studies (FIAS), zusammen mit seiner Doktorandin Bettina Hein ein Computermodell der Struktur lokaler Verbindungen in der unreifen Sehrinde. In Simulationen fanden sie heraus, dass dieses Modell die Muster der experimentell beobachteten, spontanen langreichweitigen Korrelation präzise reproduzieren kann. Verbindungen über große Entfernungen sind dafür nicht notwendig.

Zusammenfassend legen diese Ergebnisse nahe, dass die räumlich ausgedehnte Ordnung in der jungen Großhirnrinde von Nervenaktivität herrührt, die sich durch lokale Verbindungen ausbreitet. Mit anderen Worten: lokale Verbindungen bauen ein Gerüst für globale Netzwerkaktivität auf. Nach der verbreiteten Regel "what fires together wires together" kann diese Netzwerkaktivität dann bewirken, dass sich langreichweitige Verbindungen ausbilden. In einem Twist des allgemein bekannten Satzes "global denken, lokal handeln" wirken kortikale Schaltkreise lokal, um globale Effekte zu erzielen. Zukünftige Studien sollen diese Vorhersage untersuchen und ergründen, ob tatsächlich aktivitätsabhängige Plastizitätsmechanismen die Struktur langreichweitiger Verbindungen prägen, und zwar auf der Grundlage der Aktivitätsmuster, die aus lokalen Verbindungen in der Hirnrinde stammen.

Publikation: Gordon B Smith, Bettina Hein, David E Whitney, David Fitzpatrick, Matthias Kaschube: Distributed network interactions and their emergence in developing neocortex (2018), in Nature Neuroscience. http://www.nature.com/articles/s41593-018-0247-5

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/74522335

Räumliche Muster der spontanen Korrelation in der Sehrinde in einem unreifen Gehirn vor der Augenöffnung (links) erstrecken sich über mehrere Millimeter. Sie ähneln dem räumlichen Muster der Antwort auf visuelle Reize nach Augenöffnung (rechts); Data: MPFI.

Bildrechte: Bettina Hein

Informationen: Prof. Matthias Kaschube, Institut für Informatik und Frankfurt Institute of Applied Sciences, Campus Riedberg, Tel. (069) 798-47521, kaschube@fias.uni-frankfurt.de.

 

Okt 25 2018
11:18

Die Künstlerin Thea Schleusner montierte aus Literatur und eigenen Illustrationen ein expressionistisches Unikat

UB Frankfurt erwirbt einzigartiges Künstlerbuch

FRANKFURT. Die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg hat ein expressionistisches Künstlerbuch mit herausragenden künstlerischen und literarischen Bezügen erworben. Das unikale Buch enthält Rainer Maria Rilkes „Märchen von den Händen Gottes“ aus der Sammlung „Geschichten vom lieben Gott“. Das Besondere: Die Malerin Thea Schleusner (1879-1964) hat auf jeder Seite Originalaquarelle und aquarellierte Originalzeichnungen montiert. Alle Illustrationen wurden von der Künstlerin signiert.

Der Inhalt des schmalen, in grünes Wildleder mit farbigen Seidenvorsätzen gebundenen Bandes stellt eine kongeniale Symbiose von Text und Illustration in expressiver Gestaltung dar. Zusammen mit Grete Bloch (1892-1944), der bekannten Brieffreundin Franz Kafkas, eignete die Künstlerin Thea Schleusner dieses Unikat dem Ehepaar Erna und Julius Goldschmidt zu. Bloch arbeitete von 1915 bis 1934, zuerst als Privatsekretärin und später als Prokuristin, für die Berliner Maschinenbaufirma ADREMA, deren Geschäftsführer und Inhaber Julius Goldschmidt war. Bekannt wurde die Firma durch die Erfindung der Adressiermaschine. Das Akronym ADREMA steht für „Adressiere maschinell“.

Die in Wittenberg geborene Malerin Thea Schleusner studierte in Berlin und Paris, wo sie Kontakt zu Auguste Rodin, André Gide und Rainer Maria Rilke aufnahm. Nach Studienreisen in Italien und England begann sie 1901, in Berlin in ihrem eigenen Atelier zu arbeiten und war ab 1906 bis 1931 Mitglied des Vereins der Berliner Künstlerinnen. Bekannt war Schleusner für ihre Porträts berühmter Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Mary Wigman oder Emil Nolde. Später folgten Buchillustrationen und Glasmalerei. Heute gehört sie, wie viele ihrer Zeitgenossen, zur sogenannten "Verschollenen Generation": Künstler, deren meist expressionistische Werke in der Zeit des 2. Weltkrieges zerstört wurden oder die als „entartet“ galten und nach 1945 weitgehend von vorn anfangen mussten.

Das Künstlerbuch stellt eine wertvolle Ergänzung der Sammlung von rund 2000 Künstlerbüchern und Pressendrucken dar und wird unter der Signatur „Wmq 1695“ im Wertmagazin der UB aufbewahrt. Interessierte können das Werk über das Suchportal zur Einsicht in den „Lesesaal Spezialsammlungen“ bestellen.

Information: Dr. Mathias Jehn, Leiter der „Sammlung Frankfurt und Seltene Drucke“ und des Archivzentrums, Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Bockenheimer Landstraße 134-138, 60325 Frankfurt am Main, Tel: +49 (69) 798 39007, E-Mail: m.jehn@ub.uni-frankfurt.de

Kontakt für Pressefragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsstelle Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit der Bibliothek, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de

 

Okt 24 2018
13:47

Der Biochemiker Robert Tampé erhält 1,5 Millionen Euro für ein Koselleck-Projekt der DFG

Qualitätskontrolle im zellulären Immunsystem verstehen

FRANKFURT. Robert Tampé, Direktor des Instituts für Biochemie an der Goethe-Universität, erhält von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 1,5 Millionen Euro für ein Reinhart Koselleck-Projekt. Mit diesem Programm fördert die DFG ausgewiesene Forscher, die besonders innovative und im positiven Sinne risikobehaftete Forschungsprojekte beantragen. Tampé wird sich der Funktion des Immunsystems in und an der Oberfläche von Zellen widmen.

„Jeden Tag wird uns mehrere Male das Leben gerettet, ohne dass wir uns dessen bewusst sind“, erklärt Robert Tampé. „Mehr oder weniger unbeobachtet werden virusinfizierte und entartete Zellen sowie intrazelluläre Pathogene ständig von unserem körpereigenen Abwehrsystem äußerst effizient erkannt und umgehend eliminiert. Diesen Service bietet ein gut funktionierendes Immunsystem.“ Umgekehrt kann eine Fehlfunktion oder Schwächung des Immunsystems zu Krebs, chronischen Erkrankungen und Autoimmunkrankheiten führen.

Bekannt ist, dass infizierte Zellen eine Immunreaktion auslösen, indem sie die T-Zellen des Immunsystems auf sich aufmerksam machen. Dazu präsentieren sie Proteinfragmente (Antigene) aus dem Gesamtumsatz zellulärer Proteine an der Zelloberfläche. Genauer gesagt, werden die Antigene auf sogenannte Hauptgewebeverträglichkeitsmoleküle (MHC-I) übertragen und den T-Zellen präsentiert. Eine Schlüsselrolle in der Immunantwort spielen Editier- und Beladungskomplexe der MHC-I-Moleküle, die bisher jedoch nur rudimentär erforscht sind.

„Viren haben umfangreiche Strategien entwickelt, um mit der Antigen-Beladung der MHC-I-Komplexe zu interferieren und so zu verhindern, dass T-Zellen auf sie aufmerksam werden. Im Rahmen des Koselleck-Projekts wollen wir deshalb Schlüsselprozesse der Antigen-Prozessierung aufklären“, so Tampé. Der Forscher erwartet, dass Einblicke in die Organisation der Antigen-Qualitätskontrollstellen des Immunsystems den Weg ebnen werden für ein neues Verständnis von intrazellulären, mit der Zellmembran assoziierten Multiprotein-Komplexen sowie von Chaperon-Komplexen, die bei der Proteinfaltung im Endoplasmatischen Retikulum von Bedeutung sind. Langfristig sollten die Erkenntnisse neue Möglichkeiten für die Therapie von Infektionen, Autoimmunität, chronischen Erkrankungen und Krebs aufzeigen.

Robert Tampé ist Direktor des Instituts für Biochemie und des Forschungszentrums Membrantransport und -Kommunikation an der Goethe-Universität. Er initiierte gemeinsam mit Kollegen den Exzellenzcluster Makromolekulare Komplexe im Rahmen der Exzellenzinitiative. Vor seiner Tätigkeit in Frankfurt war er Direktor des Instituts für Physiologische Chemie an der Medizinischen Fakultät der Universität Marburg, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried und der TU München. Als Max Kade Fellow arbeitete er mit Harden M. McConnell an der Stanford University. Er hat eine Honorarprofessur der Kyoto University inne und wurde kürzlich zum Visiting Fellow am Merton College und dem Department der Biochemie der Universität Oxford ernannt.

Als Biochemiker am Biozentrum der Goethe-Universität in Frankfurt erlangte Robert Tampé weltweite Reputation durch seinen Beitrag zum mechanistischen Verständnis der Antigenverarbeitung und der Aufklärung der Frage, wie Viren der Erkennung durch das Immunsystem entgehen. Er entdeckte ebenfalls die molekulare Maschinerie des Ribosomen-Recyclings und lieferte strukturelle und mechanistische Einblicke in die Qualitätskontrolle der Proteinbiosynthese. Zu seinen Hauptinteressen gehören makromolekulare Komplexe, die Membranbiologie, sowie die chemische und synthetische Biologie.

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/74506125

Bild: Goethe-Universität/Uwe Dettmar

Information: Prof. Dr. Robert Tampé, Institut für Biochemie, Fachbereich 14, Campus Riedberg, Tel. (069) 798-29475, tampe@em.uni-frankfurt.de, http://www.biochem.uni-frankfurt.de/

 

Okt 24 2018
13:45

EU-Projekt TWEETHER erreicht Datenübertragung mit Raten von bis 10 Gigabit pro Sekunde

Ein Meilenstein für die flächendeckende drahtlose Kommunikation

FRANKFURT. Die Nachfrage nach der drahtlosen Übertragung hoher Datenraten nimmt beständig zu. Aber besonders in ländlichen Regionen, in denen die Verlegung von Glasfasernetzen nicht vorangetrieben wird, sind die Verbindungen langsam. Das von der Europäischen Kommission geförderte Projekt TWEETHER unter Beteiligung von Forschern der Goethe-Universität hat nun den Prototypen eines drahtlosen Kommunikationsnetzes installiert, das bis zu zehn Gigabit pro Sekunde über eine Fläche von einem Quadratkilometer verteilt.

„Wir haben mit dieser erfolgreichen Demonstration zum erstem Mal weltweit ein stabiles drahtloses Netzwerk bei diesen Frequenzen und mit diesen Datenraten beitreiben können“, sagt Prof. Viktor Krozer, Leiter des Goethe-Leibniz-Terahertz-Zentrums, der die Forschungsarbeiten an der Goethe-Universität koordiniert hat. Der Feldversuch fand auf dem Campus der Universitat Politecnica de Valencia in Spanien statt. Im Rahmen eines weiteren EU Projektes, ULTRAWAVE, unter der Leitung von Prof. C. Paoloni von der Universität Lancaster, arbeiten die Frankfurter Forscher bereits an einem Netzwerk mit zehn Mal höheren Datenraten.

„Uns ist wichtig, dass wesentliche Komponenten und Ideen für diese Kommunikationsnetzwerke mit europäischer Technologie und insbesondere mit unserem hessischen Industriepartner HF Systems Engineering GmbH erzielt werden konnten. Gemeinsam mit unserer Arbeitsgruppe an der Goethe Universität hat die Firma Schlüsselkomponenten für das Netzwerk entwickelt und bereitgestellt“, erläutert Krozer.

Die Testergebnisse sind ein wichtiger Schritt in Richtung eines breiten Einsatzes der drahtlosen Kommunikationstechnologie in Deutschland. Insbesondere rückt die Überwindung der derzeitig prekären Lage bei der Kommunikation und Internet in manchen ländlichen Gebieten damit in greifbarer Nähe.

Information: Prof. Dr. Viktor Krozer, Physikalisches Institut und Goethe-Leibniz Terahertz Center, Fachbereich 13, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-47212, krozer@physik.uni-frankfurt.de.

 

Okt 24 2018
13:36

Kantorowicz Lecture des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften und des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ am 31. Oktober 2018

Vortrag: Amerika, Land der Sentimentalen?

FRANKFURT. Seit geraumer Zeit, so scheint es, lässt sich ein Comeback des Sentimentalen in der amerikanischen politischen Kultur beobachten. Dabei ist in der US-amerikanischen Geschichte das massierte Auftreten des Sentimentalen zur Erzeugung von öffentlichem Gefühl in verschiedenen gesellschaftlichen Funktionsbereichen stets ein Symptom für politische Krisen und korrelierende Krisen der politischen Kommunikation angesichts nationaler Zerreißproben gewesen. Welche Rolle das Sentimentale in jüngerer und jüngster Zeit in den USA spielt, ist Thema der aktuellen Kantorowicz Lecture in Political Language an der Goethe-Universität, veranstaltet vom Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften in Kooperation mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“. Die Amerikanistin und diesjährige Leibniz-Preisträgerin Heike Paul spricht über

„Staatsbürgersentimentalismus, American Style“ am Mittwoch, dem 31. Oktober 2018, um 18.00 Uhr, Campus Westend der Goethe-Universität, IG Farben Gebäude, Raum 411.

Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen. Der Vortrag gibt zunächst einen kurzen Rückblick auf die Geschichte von Krisen im 19. und 20. Jahrhundert, in denen das Sentimentale als Bewältigungsstrategie im Politischen eingesetzt wurde. Es geht hierbei insbesondere um die affektive Dimension zivilreligiöser, mythengesättigter Komplexe sowohl auf der nationalen als auch auf der subnationalen Ebene von Gemeinschaftsbildung. Im Anschluss wird die aktuelle Situation anhand folgender Leitfragen analysiert: Wie lässt sich die gegenwärtige politische Gemengelage mit Blick auf die Präsenz und Instrumentalisierung des Sentimentalen analysieren? Welche Funktion haben sentimentale Muster bei der Produktion von Narrativen der Viktimisierung und der Ermächtigung im Kampf um gesellschaftliche Teilhabe und Transformation?

Anhand von einzelnen Fallbeispielen (Selbst- und Fremdrepräsentationen der Präsidentschaft Donald Trumps und seines „politischen Körpers“ sowie zivilgesellschaftlicher Rituale und Protestaktionen gegen die aktuelle Politik) zeigt der Vortrag die Ambiguität der kulturellen Arbeit des Sentimentalen. Dabei wird auch zu diskutieren sein, inwiefern die Staatsbürgerin oder der Staatsbürger und auch der Staatskörper bzw. der „Volkskörper“ (im Sinne von „We, the People“) gleichzeitig Subjekt und Objekt sentimentaler Konstruktionen und affektiver Aufladung sein können.

Heike Paul ist Professorin für Amerikanistik, insbesondere nordamerikanische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Ihre Forschungsschwerpunkte auf dem Gebiet einer kulturhermeneutisch orientierten Amerikanistik beschäftigen sich u.a. mit kulturellen Mustern der Gemeinschaftsbildung in den USA. Zu ihren Publikationen gehört „The Myths That Made America“ (2014). Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zeichnete sie mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2018 aus.

Die einmal pro Jahr stattfindenden Kantorowicz Lectures in Political Language erinnern an Ernst Kantorowicz, der zu den herausragenden Forscherpersönlichkeiten der Frankfurter Universitätsgeschichte gehört. Kantorowicz musste die Universität 1934 zwangsweise verlassen und wurde später am Institute for Advanced Study in Princeton zu einem der international einflussreichsten Geisteswissenschaftler, dessen Arbeiten bis heute zu den meistzitierten gehören. Die 2011 ins Leben gerufene Vortragsreihe konzentriert sich auf das Thema der „politischen Sprache“. Stets sprechen sehr renommierte Gäste aus dem In- und Ausland, wie beispielsweise der Philosoph und Historiker Quentin Skinner, der Literaturwissenschaftler Stephen Greenblatt, der Komponist, Regisseur und Kunsttheoretiker Heiner Goebbels oder die Sozialwissenschaftlerin Joan W. Scott. Seit 2013 findet die Kantorowicz Lecture in Kooperation mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ statt.

Information:
Dr. Steffen Bruendel, Forschungsdirektor und Geschäftsführer des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften, 069/798-32344 (Sekretariat), fzhg@em.uni-frankfurt.de; www.fzhg.org
Bernd Frye, Pressereferent des Exzellenzclusters, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de

 

Okt 22 2018
11:57

„Das Kino von Chantal Akerman“ bildet ab dem 25. Oktober 2018 den Mittelpunkt der neuen Frankfurter Lecture & Film-Reihe

Die Erfinderin der Film-Formen

FRANKFURT. Mit Godard wird das Kino historisch, mit Akerman fängt es neu an: Das Werk der belgischen Regisseurin, Installationskünstlerin und Schriftstellerin Chantal Akerman (1950 – 2015) ist eine ausführliche und vielgestaltige Antwort auf die Frage, was im Kino noch möglich ist. Dieser These folgend trägt die aktuelle Lecture & Film-Reihe den Titel „Die Erfinderin der Formen. Das Kino von Chantal Akerman“. Beginnend mit dem 25. Oktober stehen bis zum nächsten Sommersemester 15 Termine auf dem Programm, bei denen jeweils nach einem einleitenden Vortrag der besprochene Film gezeigt wird.

Zu den Veranstaltern  der Lecture & Film-Reihe gehören wieder das Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität, der Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum, in dessen Kino die Vorträge und Filmvorführungen auch stattfinden.

Zum Auftakt am 25. Oktober um 20.15 Uhr spricht Vinzenz Hediger über „Das Melodrama des kolonialen Wahns: zu ‚La Folie Almayer‘“. Hediger ist Professor für Filmwissenschaft an der Goethe-Universität und Mitglied des Exzellenzclusters. Zudem leitet er das Graduiertenkolleg „Konfigurationen des Films“. Ebenfalls aus den Reihen des Exzellenzclusters kommt Martin Seel. Der Philosophieprofessor analysiert gegen Ende der Reihe (am 27. Juni 2019) „Die andere Seite des Kinos: Chantal Akermas ‚De l’autre côté‘“. Seel ist Organisator viel beachteter Kino- und Vortragsreihen, in denen mit Blick auf das Forschungsprogramm des Clusters die Rolle des Films in den kontroversen moralischen, rechtlichen und politischen Auseinandersetzungen der Gegenwart untersucht wird.

Die Regisseurin Chantal Akerman zeigt Kinomöglichkeiten jenseits der fast durchweg männlichen Helden-Geschichte von Griffith bis Hitchcock auf, als deren Erben sich die Nouvelle Vague verstand. Viele ihrer Filme sind im Kino ohne Vorbild und prägen mit ihren bahnbrechenden feministischen Sichtweisen seit ihrem Erscheinen die Ausdrucksmöglichkeiten des Films. Akermans Ästhetik der Alltagserfahrung, ihr Überschreiten der Genregrenzen zwischen Spielfilm, Dokumentarfilm und Experimentalfilm, ihr Sinn für Dauer und Zeiterfahrung jenseits der Stechuhr-Dramaturgie des herkömmlichen Spielfilms machen sie zu einer Neuerfinderin der Formen des Kinos. Als Tochter von Holocaust-Überlebenden ist sie zudem eine singuläre Zeitzeugin der historischen Brüche und Verwerfungen des 20. Jahrhunderts. Ihre Auseinandersetzung mit jüdischem Leben durchzieht ihre Filme auf vielfältige und subtil reflektierende Weise.

In seinem Eröffnungsvortrag am 25. Oktober hebt Vinzenz Hediger ein Merkmal von Chantal Akermans Werk hervor. Es besteht darin, dass sie Formen zu finden vermag, die einen Zusammenhang zwischen der Intimität der Autobiographie und der Erfahrung von Geschichte herstellen. Das gilt auch für ihren zweitletzten Film, „La Folie Almayer“. Akerman, die Tochter polnischer Juden, die in der Hauptstadt der ehemaligen Kolonialmacht Belgien aufwuchs, nimmt „Almayer’s Folly“, den Debüt-Roman des polnischen Exilanten Joseph Conrad aus dem Jahr 1895, dem Geburtsjahr des Kinos, zum Ausgangspunkt für eine Meditation mit melodramatischen Zügen über die Abgründe des kolonialen Wahns und transponiert den historischen Stoff in eine irritierende Gegenwart. Der Film stammt aus dem Jahr 2011, ist rund 130 Minuten lang und im Anschluss an den Vortrag zu sehen.

Die Lecture & Film-Reihe „Die Erfinderin der Formen. Das Kino von Chantal Akerman“ wird veranstaltet vom Deutschen Filminstitut &Filmmuseum und dem Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität gemeinsam mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und dem DFG-Graduiertenkolleg „Konfigurationen des Films“, in Kooperation mit der hessischen Film- und Medienakademie. Kuratiert von Vinzenz Hediger und Marc Siegel.

Die Reihe findet im Kino des Deutschen Filminstituts &Filmmuseums statt (Schaumainkai 41, Frankfurt am Main). Eintritt: 5 €. Platzzahl beschränkt. Kartenreservierungen empfohlen unter: 069 / 961 220-220.

Details zum Programm: www.chantal-akerman.de, www.normativeorders.net/lecture-and-film

Informationen:
Prof. Vinzenz Hediger, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Tel. 069/798-32079: hediger@tfm.uni-frankfurt.de, www.tfm.uni-frankfurt.de
Bernd Frye, Pressereferent Exzellenzcluster, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net, http://www.normativeorders.net

 

Okt 22 2018
11:52

Zweisemestrige Vortragsreihe im Vorgriff auf das Gründungsjubiläum der berühmten Kunstschule beginnt am 1. November

Das Bauhaus aus Frankfurter Sicht

FRANKFURT. Das Staatliche Bauhaus in Weimar war eine legendäre Kunstschule mit maximalem Einfluss auf Architektur, Kunst und Design im 20. Jahrhundert. 2019 jährt sich die Gründung zum 100. Mal. In Frankfurt beginnt das Bauhaus-Jahr bereits 2018, und zwar mit einer zweisemestrigen Vortragsreihe, die einen kritischen Blick auf das Bauhaus richten wird. Den Auftakt der „Bauhaus-Lectures“ macht

am Donnerstag, 1. November, 19 Uhr Deutsches Architekturmuseum (DAM), Auditorium

der Vortrag des renommierten Kunsthistorikers Frederic Schwarz (University College London) mit dem Titel „Bauhaus and Critical Theory: An Uneasy Relationship“. Obwohl zahlreiche biographische Parallelen und gemeinsame politische Überzeugungen zwischen Vertretern des Bauhaus und der Kritischen Theorie existieren, stellt sich das Verhältnis zwischen beiden als schwierig dar. Der Vortrag fragt nach den Gründen hierfür sowie nach Möglichkeiten, das Erbe des Bauhauses mit den Positionen der Kritischen Theorie in Einklang zu bringen.

Im Zentrum der „Bauhaus Lectures“ steht die Architektur: ihre Rezeption, die Migration der Akteure und die Kritik am Bauhaus. Hierbei kommt besonders die Frankfurter Perspektive auf die legendäre Schule zum Tragen – galt das Bauhaus doch vor allem im Kontext des „Neuen Frankfurt“ als das zentrale Vorbild für die architektonische Bewältigung der großen Wohnungsnot. Dies hatte nicht zuletzt mit persönlichen Verbindungen und biographischen Verflechtungen zu tun: Ferdinand Kramer, einer der wichtigsten Protagonisten des „Neuen Frankfurt“, studierte bereits 1919 für kurze Zeit am Bauhaus in Weimar. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen dem Frankfurter Hochbauamt und der Frankfurter Kunstschule ab 1922 sollte eine am Bauhaus orientierte Architektenausbildung in Frankfurt etabliert werden.

Der damalige Oberbürgermeister Ludwig Landmann warb gar für die Umsiedlung des Bauhauses von Weimar nach Frankfurt. Mit dem Weggang wichtiger Träger des Neuen Frankfurt (Ernst May, Ferdinand Kramer, Magarete Schütte-Lihotzky, Martin Elsaesser) endete diese emphatische Rezeption des Bauhauses in Frankfurt, die allerdings von Anfang an von einer eigenständigen Perspektive auf das Neue Bauen begleitet wurde. Nach dem Krieg stellte sich die Situation dann völlig anders dar. Während an anderen Orten noch über die Frage diskutiert wurde, wie man an die Tradition des Bauhauses anschließen könnte, entwickelte sich in Hessen eine höchst eigenständige Diskussion. Sie reicht von der Architekturdebatte 1951 in Darmstadt, wo wichtige Vertreter des Neuen Bauens sowie dessen Kritiker aufeinandertrafen, der Eröffnung des Bauhausarchivs 1961 auf der Mathildenhöhe unter Beteiligung von Walter Gropius, der Auseinandersetzung der Kritischen Theorie (Adorno, Bloch) mit dem Neuen Bauen bis zu den Beiträgen Jürgen Habermas’ und der Revision der Moderne im Zusammenhang mit Heinrich Klotz’ Gründung des deutschen Architekturmuseums.

Veranstaltet werden die Bauhaus Lectures vom Center for Critical Studies in Architecture (CCSA), einer Kooperation zwischen der Goethe-Universität Frankfurt am Main (Kunstgeschichtliches Institut), der Technischen Universität Darmstadt (Fachbereich Architektur) und dem Deutschen Architekturmuseum.

Die Vorträge finden im Auditorium des DAM statt und sind öffentlich. Die Vortragsreihe wird gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

Weitere Termine und Themen des Wintersemesters im Überblick:

Donnerstag, 15.11.2018
Werner Durth (TU Darmstadt) & Thomas Flierl (Berlin)
„Systemvergleich. Bauhaus-Rezeption in der Bundesrepublik und in der DDR“

Donnerstag, 29.11.2018
Reto Geiser (Rice University, Houston) & Daniel Talesnik (TU München):
Cold War. Bauhäusler in the Soviet Union and the USA”

Donnerstag, 13.12.2018
Rixt Hoekstra (Design Academy Eindhoven) & Carsten Ruhl (Goethe-Universität)
»Italien. Manfredo Tafuris und Giulio Carlo Argans Position zur Moderne«

Donnerstag, 31.1.2019
Kathleen James-Ckakraborty (University College Dublin)
»Bauhaus 50th Anniversary in 1969«

Donnerstag, 14.2.2019
Daniela Fabricius (Pratt Institute, New York)
»Postmodernism and the Bauhaus Critique in West Germany«

Information: Dr. Daniela Ortiz dos Santos, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Kunstgeschichtliches Institut, Tel. 069 798 23468, OrtizDosSantos@kunst.uni-frankfurt.de

Homepage: criticalarchitecture.org

 

Okt 22 2018
11:27

Internationaler Kongress „Die Zukunft des kritischen Idealismus: 100 Jahre nach dem Tode Hermann Cohens“

Fragendes Denken

FRANKFURT. 2018 jährt sich das Todesdatum des berühmten Marburger Neukantianers Hermann Cohen zum 100. Mal, das Erscheinen seines posthum veröffentlichten großen Werkes Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums liegt 2019 ein Jahrhundert zurück. Aus diesem Anlass findet an der Goethe-Universität

vom 28. bis 30. Oktober im Casino-Gebäude, Raum 823 und 1.801, am Campus Westend

der große internationale Kongress mit dem Titel „Die Zukunft des kritischen Idealismus: 100 Jahre nach Hermann Cohen“ statt. Die Veranstaltung befasst sich mit der Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung der philosophischen Perspektiven des jüdischen Denkers im Bereich der Ästhetik, Erkenntnistheorie, Ethik und Religion statt. Veranstalter ist die Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie am Fachbereich Evangelische Theologie.

Hermann Cohen war einer der bedeutendsten Vertreter eines kritischen Idealismus und liberalen jüdischen Denkens im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Cohens Neukantianismus forderte in Anlehnung an den Kategorischen Imperativ Kants: „Mache Dir die Selbstgesetzgebung in der Person eines jeden Menschen zum Zwecke“. Der Marburger Neukantianismus nutzte die Philosophie Kants dazu, um ein politisches und soziales Programm zu begründen, das dem Sozialismus nahestand. Cohen trat vor einer breiteren Öffentlichkeit vor allem für das Recht der Juden ein, auch ohne die christliche Taufe Deutsche sein zu können. Denn für ihn war der ethische Idealismus, den er von Kant theoretisch begründet sah, in der deutschen Kultur ebenso verankert wie in der jüdischen Religion, der „Glut des sittlichen Enthusiasmus der Propheten“.

Der Kongress geht der Frage nach, ob die Perspektiven des Philosophen zum Zusammenhang von Vernunft, Religion und Ethik auch für aktuelle Diskurse relevant sein können. Fast vierzig Referentinnen und Referenten aus dem In- und Ausland und aus unterschiedlichen Disziplinen (Philosophie, Judaistik, Theologie) ermöglichen es, mehrere Stränge der Cohen-Forschung miteinander ins Gespräch zu bringen: die allgemeine philosophische und philosophiegeschichtliche Forschung zum facettenreichen Phänomen des Neukantianismus und die Erforschung der deutsch-jüdischen Dimension von Cohens Denken.

Leitmotiv des Kongresses ist die Frage nach der orientierenden Bedeutung des Denkens und der damit verbundenen Rolle der Wissenschaft. Auf welche Weise legt wissenschaftliches Denken Rechenschaft über die Erkenntnis und über sich selbst ab? Wie ist der Denkprozess zu verstehen – als Produktion feststehenden Wissens oder als beständiger Akt des Fragens und Hinterfragens? Was bedeutet es für gegenwärtige wissenschaftliche und gesellschaftspolitische Debatten, wenn man Cohens Deutung der Philosophie als fragendes Denken folgt, das unterwegs ist zur Beantwortung der klassischen Fragen nach dem Wissen, nach dem Tun, dem Hoffen, und dem Sein des Menschen, und zwar dialogisch und kommunikativ, bestimmt durch seinen offenen, beweglichen, fragmentarischen Charakter? Was bedeutet dies für religiöse und philosophische Konflikte über Wahrheit und Werte, für die Spannung von Pluralität und Differenz in der globalisierten Gesellschaft?

Die Vorträge gehen den unterschiedlichen Facetten von Cohens kritischen Idealismus im Bereich der Ästhetik und der Erkenntnistheorie nach, aber auch der Ethik und der Geschichte. Musik und Kunst spielen dabei ebenso eine Rolle wie Logik und Mathematik oder Sozialtheorie. Der religionsphilosophische Teil des Kongresses befasst sich mit Cohens Bestreben, einen zeitgemäßen, für die Herausforderungen des frühen 20. Jahrhunderts bedeutsamen Begriff der Religion zu entwickeln. Thematisiert werden zentrale Aspekte wie sein Verständnis des Verhältnisses von Judentum und Vernunft, seine Auseinandersetzung mit dem Christentum, sein philosophisches Verständnis der Bibel, seine Deutung messianischer Erlösung sowie seine religiös begründete Sozialkritik.

Der Kongress ist Teil der Forschungen der Martin-Buber-Professur zur Philosophie jüdischer Denker des 19. und 20. Jahrhunderts. Mitorganisatoren sind die Hermann-Cohen-Gesellschaft, das interdisziplinäre Frankfurter Graduiertenkolleg „Theologie als Wissenschaft“, der von Prof. Christian Wiese geleitete LOEWE-Forschungsschwerpunkt „Religiöse Positionierung: Modalitäten und Konstellationen in jüdischen, christlichen und islamischen Kontexten“, der nach der Pluralismusfähigkeit der drei monotheistischen Religionen und ihrer Rolle in der modernen Gesellschaft fragt, das Frankfurter Institut für Religionsphilosophische Forschung und die philosophische Fakultät der Università degli Studi di Torino.

Ausgewählte Termine:
Sonntag, 28. Oktober, 18:00 Uhr
„Die Zukunft des kritischen Idealismus: Reflexionen über das Denken“
Keynote-Vortrag von Prof. Dr. Andrea Poma (Università degli Studi di Torino)

Montag, 29. Oktober, 9:00 Uhr
„Critical Idealism in an Age of Identity Politics: Cohen’s Ethic of Minority“
Keynote-Vortrag von Prof. Dr. Paul Nahme (Brown University)

Mittwoch, 31. Oktober, 9:00 Uhr (Casino Festsaal)
„Hermann Cohens Reflexionen über das Judentum im Kontext seiner Positionierung gegenüber dem Christentum“
Keynote-Vortrag von Prof. Dr. Christian Wiese (Goethe-Universität) 

Weitere Informationen: https://www.uni-frankfurt.de/42839537/aktuell_conf; Prof. Dr. Christian Wiese, Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Fachbereich Evangelische Theologie, Campus Westend, Tel. (069) 798-33313; E-Mail: C.Wiese@em.uni-frankfurt.de

Anmeldung: Die Teilnahme ist kostenlos, um Anmeldung wird gebeten bei Eva Kramberger: kramberger@em.uni-frankfurt.de

 

Okt 19 2018
10:53

Der Staat und die Banken im krisengeprüften Europa: Die zehnte Alfred-Grosser-Gastprofessorin beschäftigt sich mit den neuen Regulierungsstrukturen im Finanzmarktsektor

Cornelia Woll erhält Alfred-Grosser-Gastprofessur für Bürgergesellschaftsforschung im Wintersemester 2018/2019

FRANKFURT. Im Wintersemester 2018/2019 bekleidet Prof. Dr. Cornelia Woll die internationale Alfred-Grosser-Gastprofessur für Bürgergesellschaftsforschung an der Frankfurter Goethe-Universität. Sie ist die zehnte Persönlichkeit, die dieser Einladung nach Frankfurt gefolgt ist. Cornelia Woll ist Professorin für Politikwissenschaft an der renommierten sozialwissenschaftlichen Universität Sciences Po in Paris, wo sie am Centre d’études européennes et de politique comparée forscht und derzeit das Amt der Vizepräsidentin für Studium und akademische Angelegenheiten innehat.

Bevor sie 2006 zur Sciences Po kam, war sie als Research Fellow beim Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln beschäftigt. Im Rahmen der Grosser-Gastprofessur wird sie gemäß ihrem Forschungsschwerpunkt einen Blick auf die internationale politische Ökonomie werfen, insbesondere die Politik der Finanzmarktregulierung in Europa und die Zukunft der Europäischen Union. Bis Ende Januar finden unter anderem ein Blockseminar zur „Einführung in die soziale Konstruktion der Wirtschaftsordnung“ für Studenten der Goethe-Universität und ein öffentlicher Vortrag zum Thema „Der Staat und die Banken im krisengeprüften Europa“ (21. Januar 2019, 19 Uhr, Hörsaalzentrum HZ8 Campus Westend) statt.

Das internationale Programm Alfred-Grosser-Gastprofessur für Bürgergesellschaftsforschung wurde 2009 am Fachbereich Gesellschafts-wissenschaften der Goethe-Universität angesiedelt. Namensgeber ist der 1925 in Frankfurt geborene Publizist, Politologe und Soziologe Alfred Grosser. Gestiftet wurde die Professur auf Anregung der Deutsch-Französischen Gesellschaft von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft.

„Dass eine deutsch-französische Wissenschaftlerin von der renommierten Pariser Sciences Po die Alfred-Grosser-Gastprofessur bekleidet, passt hervorragend zum Namensgeber der Professur, denn Alfred Grosser hat dort selbst viele Jahre unterrichtet“, so Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft.

„Als Mitglied der Auswahlkommission für die Alfred-Grosser-Gastprofessur und als Europaforscherin freue ich mich sehr, dass Cornelia Woll unsere Einladung an die Goethe-Universität angenommen hat. In ihrer Forschung leistet sie einen herausragenden Beitrag zur vergleichenden und internationalen politischen Ökonomie. Sie hat viel diskutierte Publikationen zum Verhältnis von Privatwirtschaft und Staat vorgelegt, so etwa eine Monographie zur Bankenrettung nach der Wirtschafts- und Finanzkrise. Im Kern befasst sich Cornelia Woll mit den Grenzverschiebungen zwischen politischen Gestaltungsmöglichkeiten und ökonomischer Internationalisierung. Dieses Spannungsverhältnis stellt eine zentrale Herausforderung für die Demokratie dar, in Europa und weltweit. Cornelia Woll wird in ihren Vorträgen in Frankfurt Themen adressieren, die disziplinär und gesellschaftspolitisch höchst relevant sind und sicherlich auf breites Interesse stoßen“, so Prof. Dr. Sandra Eckert, Inhaberin der Juniorprofessur für Politik und Europäische Mehrebenensysteme am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Frankfurter Gothe-Universität.

„Es ist mir eine große Ehre, von Alfred Grossers Heimatuniversität Sciences Po Paris an die Goethe-Universität Frankfurt und damit in seine und meine Geburtsstadt eingeladen zu werden. Uns verbinden aber nicht nur diese zwei Wirkungsorte, sondern vor allem das Bedürfnis, durch deutsch-französische Wissenschaftskooperation einen Beitrag zum Zusammenhalt der europäischen Gesellschaft zu leisten“, betont Prof. Dr. Cornelia Woll

Prof. Dr. Cornelia Woll
Alfred-Grosser-Gastprofessorin für das Wintersemester 2018/19

Frau Prof. Dr. Cornelia Woll ist Professorin für Politik­wissenschaft am Centre d’études européennes an der Université Sciences Po in Paris. Derzeit bekleidet sie dort das Amt der Vizepräsidentin für Studium und akademische Angelegenheiten. Von 2008 bis 2012 war sie stellvertretende Dekanin für Forschung an der Sciences Po.

Als Co-Direktorin leitete sie von 2012 bis 2015 das deutsch-französische Max Planck Sciences Po Center on Coping with Instability in Market Societies (MaxPo), 2011 war sie Mitbegründerin des Laboratory for Inter­disciplinary Evaluation of Public Policies (LIEPP, ange­gliedert an die Sciences Po).

2011/2012 verbrachte sie einen Forschungsaufenthalt am Center for European Studies an der Harvard University in Cambridge, MA, USA.

Bevor sie 2006 zur Sciences Po kam, war sie als Research Fellow beim Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln beschäftigt. Sie habilitierte in Politikwissenschaft an der Universität Bremen (2013), hat einen bi-nationalen PhD der Sciences Po und der Universität Köln (2005) und erwarb ihren Master- und Bachelorabschluss in ‚International relations and political science‘ an der University of Chicago, USA.

Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der internationalen politischen Ökonomie unter besonde­rer Berücksichtigung der Finanz- und Regulierungsstrukturen in der Europäischen Union und den USA. Prof. Woll veröffentlichte zwei Bücher zu „business government relations“: ‚Firm Interests: How Governments Shape Business Lobbying on Global Trade‘ (2008, Ithaca, NY/ Cornell University Press) und ‚The Power of Inaction: Bank Bailouts in comparison’ (2014, Ithaca, NY/ Cornell University Press).

Weiterhin ist sie Mitherausgeberin von zwei Sammelbänden: ‚Les usages de l’Europe: acteurs et transformations européennes‘ (mit Sophie Jacquot), 2004, Paris /L’Harmattan und ‚Economic Patriotism in Open Economies’ (mit Ben Clift), 2013, London /Routledge und hat über 20 Artikel in Fachzeitschriften publiziert.

Weitere Informationen unter: http://www.corneliawoll.org/

Die Inhaber der Alfred-Grosser-Gastprofessur seit 2009

2009/2010   
Prof. Dr. Alfred Grosser (Paris)
Bürgergesellschaft und Demokratie in Deutschland und Frankreich

2010/2011   
Prof. Dr. Saskia Sassen (New York)
Globale Migrationsphänomene

2011/2012   
Ratna Omidvar (Toronto)
Bürgergesellschaft und Migration

2012/2013   
Prof. Dr. Annette Zimmer (Münster)
Wandel der Zivilgesellschaft

2013/2014   
Prof. Dr. Thamy Poghrebinschi (Rio de Janeiro)
Direkte Demokratie – Projekte aus Südamerika

2014/2015   
Prof. Dr. Yves Sintomer (Paris)
Deliberative und partizipative Demokratie in Europa

2015/2016   
Prof. Dr. Catherine Colliot-Thélène (Rennes)
Sozialstaat und Legitimitätskrise demokratischer Gesellschaften

2016/2017   
Prof. Dr. Hélène Miard-Delacroix (Paris)
Demokratie und Nationalstaat in Frankreich und Deutschland

2017/2018   
Prof. Dr. Ulrike Guérot (Krems)
Ein Kompass für Europa. Frankfurter Lieux de Mémoires und europäische Horizonte

Für weitere Informationen und Bildmaterial, das wir Ihnen bei Interesse gerne kostenfrei zur Verfügung stellen, kontaktieren Sie bitte Miriam Mandryk, mandryk@sptg.de, 069-789889-40.

 

Okt 19 2018
10:00

Biotechnologen entschlüsseln Struktur und Funktion von Docking Domänen bei der Biosynthese von Peptid-Wirkstoffen

Auf dem Weg zu maßgeschneiderten Naturstoffen

FRANKFURT. Mikroorganismen bauen Naturstoffe oft wie am Fließband zusammen. Dabei spielen bestimmte Enzyme, die nicht-ribosomalen Peptid Synthetasen (NRPS), eine Schlüsselrolle. Biotechnologen der Goethe-Universität konnten jetzt aufklären, wie diese Enzyme untereinander wechselwirken. Damit kommen sie ihrem Ziel, maßgeschneiderte Peptid-Wirkstoffe zu synthetisieren, einen Schritt näher.

Viele wichtige Naturstoffe wie Antibiotika, Immunsuppressiva oder Mittel gegen Krebs stammen aus dem Stoffwechsel von Mikroorganismen. Diese Naturstoffe sind meistens kleine Eiweißmoleküle (Peptide), die in der Zelle mit Hilfe der NRPS-Enzyme wie in einer modernen Autofabrik entstehen: an jeder Station werden dem Grundgerüst weitere Teile zugefügt, bis am Ende das fertige Auto aus der Fabrik rollt. Im Fall der NRPS wird an jeder Station (genannt Modul) eine bestimmte Aminosäure eingebaut und prozessiert, so dass am Ende ketten-, ringförmige oder anders modifizierte Peptide entstehen, die auch ungewöhnliche Aminosäuren tragen können.

Sollen größere Peptide entstehen, kommen mehrere NRPS-Enzyme, also Fließbänder, nacheinander zum Einsatz. In welcher Reihenfolge dies geschieht, legen sogenannte Docking Domänen fest. Das sind kleine Bereiche am Ende des Fließbands, die wie Schlüssel und Schloss mit dem nächsten NRPS-Enzym in der Reihe zusammenpassen. Obwohl die grundlegenden Prinzipien dieser NRPS-Interaktion schon lange bekannt sind, war die Struktur der Docking-Domänen bisher nicht bekannt. Diese aufzuklären, ist den Arbeitsgruppen von Prof. Jens Wöhnert vom Institut für Molekulare Biowissenschaften und Prof. Helge Bode aus der Molekularen Biotechnologie an der Goethe-Universität nun gelungen.

„Wir konnten die Strukturen von einzelnen Docking Domänen und erstmals auch eines Docking Domänen Paars von NRPS bestimmen“, erläutert Carolin Hacker, Doktorandin in der Arbeitsgruppe von Jens Wöhnert. „So war es möglich, die Regeln für die Wechselwirkung der Docking-Domänen aufzuklären und diese so zu verändern, dass neue Naturstoffe gebildet werden“, fügt Xiaofeng Cai, Postdoktorandin in der Arbeitsgruppe von Helge Bode, hinzu.

„Unsere Arbeit steht erst am Anfang: Wir brauchen Strukturen weiterer und strukturell unterschiedlicher Docking-Domänen, um diese schließlich wie einen Baukasten zu verwenden. Unser Ziel ist es, verschiedene Biosynthesewege zu verknüpfen und so ganz neue Wirkstoffe herzustellen“, erklärt Wöhnert. „Die Natur war da sehr erfinderisch und es gibt offensichtlich viele unterschiedliche Möglichkeiten, diese komplexen Enzyme zur Zusammenarbeit zu überreden“, ergänzt Bode.

In beiden Arbeitsgruppen geht die Forschung auf diesem Gebiet also weiter. Erste Ergebnisse zu Strukturen weiterer Docking-Domänen sehen vielversprechend aus.

Publikation: Carolin Hacker, Xiaofeng Cai, Carsten Kegler, Lei Zhao, A. Katharina Weickhmann, Jan Philip Wurm, Helge B. Bode, Jens Wöhnert: Structure-based redesign of docking domain interactions modulates the product spectrum of a rhabdopeptide-synthesizing NRPS, Nature Communications, https://www.nature.com/ncomms/, DOI: 10.1038/s41467-018-06712-1

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/74390329

Bildtext: 3D-Struktur eines NRPS Docking Domänen Paares. Die Docking-Domäne von NRPS B (grün) bindet über ein β-Faltblatt an die passende Docking-Domäne von NRPS C (magenta).

Information:
Prof. Dr. Jens Wöhnert, Institut für Molekulare Biowissenschaften, Fachbereich 15, Campus Riedberg, Tel. (069) 798-29785, woehnert@bio.uni-frankfurt.de
Prof. Dr. Helge B. Bode, Molekulare Biotechnologie, Fachbereich 15, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-29557, h.bode@bio.uni-frankfurt.de.

 

Okt 18 2018
19:00

Die Freundesvereinigung der Goethe-Universität feiert ihr hundertjähriges Bestehen mit einem Festakt und macht der Universität Geschenke

100 Millionen Euro in 100 Jahren

FRANKFURT. Der liberale Geist einer dem Gemeinwohl verpflichteten Frankfurter Bürgerschaft hat zur Gründung der Goethe-Universität geführt. Dieselben Mäzene und Stifter sorgten 1918 mit der Vereinigung von Freunden und Förderern dafür, dass die junge Universität nach den verheerenden Folgen des Ersten Weltkriegs weitermachen und sich behaupten konnte. Seitdem fördern die Freunde Zukunft, indem sie die Universität jährlich mit umgerechnet einer Million Euro unterstützen. Vieles von dem, was heute den weltoffenen Geist der Goethe-Universität ausmacht, ist mit Mitteln der Freunde finanziert worden, etwa die Gründung des ersten Lehrstuhls für Soziologie in Deutschland, auf den Franz Oppenheimer berufen wurde, oder die 1959 eingerichtete Poetik-Vorlesung, die seinerzeit von Ingeborg Bachmann eröffnet wurde.

Auf den Tag genau hundert Jahre nach der Gründung laden die Freunde mit ihrem Vorsitzenden, dem früheren Fraport-Chef Professor Wilhelm Bender, wieder zum Feiern ein. Beim Festakt auf dem Campus Westend am 18. Oktober 2018 um 19 Uhr werden der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier anwesend sein, die Präsidentin der Goethe Universität Professor Birgitta Wolff, der Bürgermeister und Kämmerer der Stadt Frankfurt Uwe Becker, der Vorsitzende der Geschäftsleitung und CEO von Merck Stefan Oschmann sowie tausend geladene Gäste. Die Festrede wird der einem breiten Publikum durch seine Bestseller und Fernsehsendungen bekannte Historiker Professor Christopher Clark aus Cambridge halten. Clark hat wie kein anderer die politischen Umbrüche vor und nach dem Ersten Weltkrieg untersucht, also der Gründungszeit von Goethe-Universität und Freundesvereinigung.

Die Freunde würden ihrer Berufung und ihrer Tradition nicht gerecht werden, wenn sie die Universität in ihrem Jubiläumsjahr nicht in besonderer Weise beschenken würden. Dazu haben sie neben der Millionensumme, die sie ohnehin jedes Jahr ausschütten, einen weiteren siebenstelligen Zusatzbetrag eingeworben. „Wir wollen damit zeigen, wie ernst es uns mit der Förderung von Zukunft ist“, sagt Professor Bender über die Ambitionen der Freunde. „Gerade in Zeiten von Fake News und Populismus brauchen wir kritisch denkende Menschen, die unsere Zukunft im Dienst des Fortschritts und der Humanität gestalten. Probleme der Gegenwart werden auch an Hochschulen gelöst – davon waren auch unsere Gründer zutiefst überzeugt.“

Welche Geschenke erhält die Goethe-Universität?

Die Freunde stiften mehrere Gastprofessuren für Zukunftsfragen. Angesehene Vertreter ihres Faches werden in Vorlesungen und Bürgerdialogen öffentlich Stellung beziehen. Eine Gastprofessur wird sich mit neuen onkologischen Therapien beschäftigen, eine mit der Volkskrankheit Arthrose und ihren Auswirkungen auf eine alternde Gesellschaft. Eine dritte Gastprofessur wird ausloten, warum Westeuropa nicht mehr die globale Deutungshoheit beanspruchen kann und was das bedeutet. Eine vierte Gastprofessur wird sich damit beschäftigen, dass unsere Welt heute politisch und ökonomisch besser dasteht als früher, auch wenn die tägliche Berichterstattung über Krisen und Kriege einen anderen Eindruck vermittelt.

Ein Geschenk erhält auch das neu gegründete Frankfurt Cancer Institute (FCI), das aus Mitteln der LOEWE Initiative finanziert wird und für das ein Neubau errichtet wird. Die Goethe-Universität stärkt damit ihre Position in der internationalen Krebsforschung. Die beiden Ehrensenatorinnen Renate von Metzler und Karin Giersch haben zusammen mit Stefan Quandt bei einem Benefizkonzert zum hundertjährigen Jubiläum rund 200.000 Euro gesammelt. Mit diesem Geldgeschenk soll ein Labor eingerichtet werden, das die komplexen immunologischen Veränderungen bei Krebs untersucht.

Die Freunde finanzieren auch Stiftertafeln mit den Namen der Gründer und engagierter Freunde und Förderer. Damit werden diejenigen geehrt, die in der Vergangenheit der Universität ihre heutige Bedeutung ermöglicht haben. Gleichzeitig sind Stiftertafeln ein Anreiz für alle, die sich in gleicher Weise engagieren wollen.

Über den siebenstelligen Zusatzbetrag können zudem viele zusätzliche Projektanträge bewilligt werden. „Die Freunde sind für die Goethe-Universität eine unverzichtbare Brücke in die Frankfurter Stadtgesellschaft und die Rhein-Main-Region. Sie sind unsere Botschafter, Stifter und Ratgeber. Mit ihrem unermüdlichen Engagement haben sie einen wichtigen Anteil am Erfolg der Goethe-Universität in Wissenschaft und Gesellschaft“, sagt Universitätspräsidentin Wolff. „Wie es so schön im Leitspruch der Freunde heißt: Sie fördern Zukunft seit 100 Jahren. Und gemeinsam mit Ihnen sehen wir der Zukunft optimistisch entgegen.“

Auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier gratuliert. „Das Jubiläum ist ein Anlass, um an die Menschen zu erinnern, die vor 100 Jahren – nach den Wirren des Ersten Weltkriegs – die Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität Frankfurt gegründet haben. Dieser beispielhafte Einsatz für den Wissenschaftsstandort Frankfurt trug entscheidend zur Wiederbelebung der Goethe-Universität nach dem Weltenbrand der Jahre 1914 bis 1918 bei“, so der Ministerpräsident. „Mit viel Leidenschaft und Engagement gingen diese Frankfurter Bürger zu Werke – und das zeichnet die Mitglieder der Freundesvereinigung auch heute noch aus. Sie sind ein Bindeglied zwischen der Universität und den Menschen in der Stadt und der Region. Für ihren Einsatz für Forschung und Lehre gebührt ihnen großer Dank und Anerkennung“.

Weil man nie genug Freunde haben kann, setzen sich Bender und die stellvertretende Vorsitzende der Freundesvereinigung Julia Heraeus-Rinnert mit Nachdruck für die Gewinnung neuer Mitglieder ein. Mit 1600 Freunden gehört die Vereinigung zwar zu den Größten ihrer Art, aber viele Aufgaben warten noch. Deshalb ist jedes neue Mitglied willkommen. Einfache Mitglieder zahlen 70 Euro im Jahr, Förderer 200 Euro und Donatoren 500 Euro. Darüber hinaus ist jede weitere Summe willkommen

„Die Goethe-Universität und die Freundesvereinigung wurden im Geist der Paulskirche und mit dem Selbstbewusstsein einer ehemaligen freien Reichsstadt gegründet“, sagt Professor Bender „Die Frankfurter Stadtgesellschaft hat sich stets dem Gemeinwohl verpflichtet gefühlt und anstehende Aufgaben selbst in die Hand genommen. Darauf sind wir stolz und in diesem Geist möchten wir die Zukunft gestalten.“

Fotos zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/74358960

Bildtext:
Professor Wilhelm Bender, Vorsitzender der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität, ©Kirsten Bucher
Julia Heraeus-Rinnert, Stellvertretende Vorsitzende der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität, ©Uwe Dettmar

Kontakt: Nike von Wersebe, Geschäftsführerin der Freundesvereinigung, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Tel: 069 -798 12234, E-Mail: wersebe@vff.uni-frankfurt.de