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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Aug 2 2023
16:11

Internationalem Forschungsteam aus Frankfurt und New York gelingt Strukturaufklärung eines Biomoleküls, mit dem Caenorhabditis elegans Gefahren erkennt

Fluchtsignal für Fadenwurm: Struktur eines neuartigen Lichtsensors mithilfe Künstlicher Intelligenz aufgeklärt

Der kleine Fadenwurm Caenorhabditis elegans meidet das Licht. Zwar besitzt er keine Augen, dafür jedoch in bestimmten Zellen ein Protein namens LITE-1. Es warnt ihn vor der Sonne, deren Strahlen für das Tier gefährlich sind. Die Struktur von LITE-1 hat jetzt ein Wissenschaftsteam von der Goethe-Universität Frankfurt, dem Max-Planck-Institut für Biophysik und dem Flatiron Institute der Simons Foundation in New York aufgeklärt: LITE-1 ist eine gänzlich neue Art eines lichtgesteuerten Ionenkanals. Anstelle von biochemischen Experimenten nutzten die Forscher:innen eine künstliche Intelligenz zur Strukturaufklärung und überprüften das Strukturmodell mit biologischen Experimenten.

FRANKFURT. In einem Komposthaufen findet der Fadenwurm Caenorhabditis elegans einen reich gedeckten Tisch: Der nur einen Millimeter lange Wurm ernährt sich von Bakterien, die organisches Material zersetzen. Das Sonnenlicht muss das Tier dabei strikt meiden, nicht nur damit es in seinem Temperaturoptimum bleibt und nicht austrocknet. Blaues Licht und UV-Licht sind energiereich und richten in den Zellen des durchsichtigen Wurms großen Schaden an: Das Erbmolekül DNA kann mutieren, oder es entstehen reaktive Sauerstoffverbindungen wie Wasserstoffperoxid (H2O2), die zum Beispiel die korrekte Herstellung von Proteinen verhindern und Zellen in den Tod treiben können. Im Labor lässt sich daher beobachten, dass Caenorhabditis elegans reflexartig vor einem Lichtkegel zurückweicht.

Augen besitzt der Fadenwurm nicht, er verfügt jedoch in einigen sensorischen Nervenzellen über das Protein LITE-1. Es setzt auf bislang unbekannte Weise Lichtsignale in biochemische Signale um, die letztlich die Fluchtbewegung auslösen. Struktur und Funktionsweise von LITE-1 haben jetzt Wissenschaftler:innen um Prof. Alexander Gottschalk von der Goethe-Universität Frankfurt, Prof. Gerhard Hummer vom Max-Planck-Institut für Biophysik sowie der Goethe-Universität und Dr. Sonya Hanson vom Flatiron Institute in New York aufgeklärt. Dafür nutzte das Wissenschaftsteam die Software „AlphaFold2-Multimer“, eine künstliche Intelligenz, die Struktur von Proteinen und Proteinkomplexen anhand der Abfolge ihrer Aminosäure-Bausteine vorhersagen kann. Das Ergebnis: LITE-1 ist ein Protein in der Zellmembran, das eine Art Pore bildet, durch die geladene Teilchen – Ionen –die Membran passieren können, ein sogenanntes Kanalprotein.

„Die KI hat wirklich sehr gut funktioniert und eine plausible Struktur für LITE-1 vorgeschlagen“, sagt Alexander Gottschalk. „In genetischen Experimenten haben wir dann überprüft, ob Vorhersagen, die sich aus dieser Struktur ergeben, sich auch bei Untersuchungen des Fadenwurms und seiner Reaktion auf Licht wiederfinden lassen.“ Dazu schalteten die Forscher:innen gezielt einzelne Strukturelemente in LITE-1 aus und beobachteten die Folgen auf das lichtinduzierte Verhalten. So führten unter anderem der Austausch von Aminosäuren, die den Kanal bilden, zu einem kompletten Funktionsverlust von LITE-1. Weitere Mutationsexperimente zeigten Stellen auf, an denen das Protein mit H2O2 wechselwirken könnte und offenbarten eine zentrale Aminosäure, die offenbar für die Aufnahme von Energie durch UV-Licht verantwortlich ist.

Gerhard Hummer erläutert: „Es scheint, als ob LITE-1 ein ganzes Netzwerk an Aminosäuren enthält, die ausgerichtet sind wie Antennen, um die Energie der UV-Photonen aufzufangen und an eine zentrale Position im Protein weiterzuleiten. Dort befindet sich ein Hohlraum, der als Bindetasche für ein Molekül dienen könnte, das Photonen beziehungsweise deren Energie aufnehmen kann, ein sogenanntes Chromophor.“ Dem Modell der Forscher:innen zufolge wird dieses noch unbekannte Chromophor zusätzlich von blauem Licht direkt angeregt und überträgt die gesamte Energie dann auf das LITE-1-Protein, was zur Öffnung des Ionenkanals und dem Einströmen von Ionen in die Zelle führt. Die höhere Ionenkonzentration ist der Startpunkt für ein biochemisch-elektrisches Signal, das schließlich den Fluchtreflex auslöst.

Dabei spielt offenbar eine Rolle, ob auch durch das Licht gebildetes H2O2 in den Zellen vorhanden ist, so Alexander Gottschalk: „Die zusätzliche Aktivierung von LITE-1 durch H2O2 stellt sicher, dass der Fluchtreflex nicht von schwachem Licht ausgelöst wird, sondern nur von sehr intensivem, gewebeschädigendem Licht wie direkter Sonnenstrahlung.“

LITE-1 stellt eine sehr einfache Form der Lichtwahrnehmung dar. Vergleiche mit Geruchsrezeptoren von Insekten legen nahe, so Gottschalk, dass LITE-1 von einem solchen Geruchsrezeptor abstammt, der vielleicht zufällig ein Molekül gebunden habe, das auch Licht absorbieren konnte und damit zusätzlich zu einem unangenehmen Geruch auch ein Warnsignal vor schädlichem Licht weitergegeben habe.

Gottschalk unterstreicht die Bedeutung dieses Rezeptors auch für das Forschungsgebiet der mit der Entdeckung und Beschreibung des ersten lichtabhängigen Ionenkanals – eines Kanalrhodopsins – in Frankfurt mitbegründeten Optogenetik, also der Möglichkeit, zur Untersuchung zellulärer Funktionen lichtgesteuerte Schalter in Zellen einzusetzen: „LITE-1 und ähnliche Proteine, die wir ebenfalls analysiert haben, lassen sich als neue optogenetische Werkzeuge einsetzen, mit denen wir das Spektrum in den UV-Bereich erweitern können.“ Die Bioinformatikerin Sonya Hanson sieht in der Forschungsmethodik großes Potenzial für die Zukunft: „Die von uns eingesetzte KI ist inzwischen so gut, dass wir möglicherweise künftig auch bei anderen Proteinen auf aufwändige biochemische Arbeit verzichten können, zumindest um eine Idee zu erhalten, wie ein bestimmtes Protein funktioniert.“

Publikation: Sonya M. Hanson, Jan Scholüke, Jana Liewald, Rachita Sharma, Christiane Ruse, Marcial Engel, Christina Schüler, Annabel Klaus, Serena Arghittu, Franziska Baumbach, Marius Seidenthal, Holger Dill, Gerhard Hummer, Alexander Gottschalk: Structure-function analysis suggests that the photoreceptor LITE-1 is a light-activated ion channel. Current Biology (2023), https://doi.org/10.1016/j.cub.2023.07.008

Hintergrund Optogenetik:
Ein kleiner Wurm – Liebling der Optogenetiker. Forschung Frankfurt 2/2015
https://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/59324382/FoFra_2015_2_Licht_in_der_Zelle_Ein_kleiner_Wurm-Liebling_der_Optogenetiker.pdf

Bilder zum Download:
www.uni-frankfurt.de/141166470

Bildtext: Das neuartige Photosensor-Protein LITE-1 des Fadenwurms Caenorhabditis elegans reagiert als Gefahrensensor auf UV- und Blaulicht. LITE-1 ist ein lichtgesteuerter Ionenkanal und nach dem seit langem bekannten Kanalrhodopsin von Algen die zweite Form eines lichtgesteuerten Ionenkanals, der bislang entdeckt wurde.
LITE-1-multicolored: Alexander Gottschalk, Goethe-Universität Frankfurt
LITE-1-bronze: Lucy Reading-Ikkanda/Simons Foundation

Weitere Informationen
Prof. Dr. Alexander Gottschalk
Professor für zelluläre und molekulare Neurobiologie
Institut für Biophysikalische Chemie und Buchmann Institut
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798-42518
a.gottschalk@em.uni-frankfurt.de
https://www.bmls.de/Cellular_and_Molecular_Neurobiology/aboutus.html

https://www.uni-frankfurt.de/69793125/Molecular_Membrane_Biology_and_Neurobiology

Prof. Dr. Gerhard Hummer
Max-Planck-Institut für Biophysik und
Institut für Biophysik der Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 6303 2501
gerhard.hummer@biophys.mpg.de
https://www.biophys.mpg.de/theoretical-biophysics

Sonya M. Hanson, Ph.D.
Center for Computational Biology
Center for Computational Mathematics
Flatiron Institute
New York, USA
shanson@flatironinstitute.org
https://www.simonsfoundation.org/structural-and-molecular-biophysics-collaboration/

Twitter: @GWormlab @sonyahans @goetheuni @SimonsFdn @MPIbp


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Jul 28 2023
13:26

Forschende der Goethe-Universität entdecken zentrale Schaltstelle in Fehlfaltungsstress-Signalkette von Mitochondrien

Zellbiologie: Wie zelluläre Kraftwerke unter Stress Hilfe anfordern

Die Kraftwerke höherer Zellen, die Mitochondrien, waren ursprünglich eigenständige Lebewesen. Wie sehr sich ihr Stoffwechsel im Laufe der Evolution mit dem ihrer Wirtszellen verschränkt hat, haben Wissenschaftler:innen der Goethe-Universität Frankfurt am Beispiel einer Stressreaktion von Mitochondrien untersucht. Sie fanden heraus, dass die Mitochondrien zwei unterschiedliche biochemische Signale senden. Diese werden in der Zelle miteinander verarbeitet und starten ein Unterstützungsprogramm, um das zelluläre Gleichgewicht (Homöostase) wiederherzustellen. Die Arbeiten wurden unter anderem im Rahmen der Clusterinitiative ENABLE (fortgeführt als EMTHERA) der Goethe-Universität gemacht.

FRANKFURT. Als das Leben sich auf unserer Erde in Form verschiedenster einzelliger Lebewesen verbreitete, gelang einem dieser Einzeller irgendwann vor 3,5 bis einer Milliarde Jahren ein evolutionärer Coup: Statt Bakterien zu fressen und zu verdauen, kapselte es seine Beute ein und nutzte sie als Energielieferant. Im Gegenzug bot es als Wirtszelle Schutz und Nahrung. Dieser sogenannten Endosymbionten-Theorie zufolge war jener Einzeller die Urmutter aller höheren Zellen, aus denen sich alle Tiere, Pilze und Pflanzen entwickelten. Im Laufe der Jahrmilliarden wurde das eingeschlossene Bakterium zum Kraftwerk der Zelle, dem Mitochondrium, das ihr die zelluläre Energieeinheit ATP liefert. Es verlor einen Großteil seiner Erbsubstanz DNA und tauschte kleinere DNA-Abschnitte mit der Mutterzelle aus. Nach wie vor teilen sich Mitochondrien jedoch unabhängig von der Zelle und besitzen eine Reihe eigener Gene.

Wie eng Zelle und Mitochondrium heute in menschlichen Zellen zusammenarbeiten, untersucht ein Wissenschaftsteam um Dr. Christian Münch von der Goethe-Universität. Die Forscher:innen haben jetzt entdeckt, auf welche Weise das Mitochondrium Unterstützung durch die Zelle anfordert, wenn es unter Stress gerät. Auslöser für solchen Stress können zum Beispiel Infektionen, Entzündungsvorgänge oder genetische Störungen sein, aber auch Nährstoffmangel oder Zellgifte.

Eine bestimmte Form des mitochondrialen Stresses wird durch falsch gefaltete Proteine hervorgerufen, die nicht rasch abgebaut werden und sich im Mitochondrium ansammeln. Die Folgen für das Mitochondrium wie für die Zelle sind dramatisch: Fehlgefaltete Proteine können zum Beispiel die Energieproduktion stören oder zur Bildung größerer Mengen sogenannter reaktiver Sauerstoffverbindungen führen, die die Mitochondrien-DNA angreifen und weitere Fehlfaltungen von Proteinen zur Folge haben. Auch können fehlerhaft gefaltete Proteine die Mitochondrien-Membranen destabilisieren, sodass Signalstoffe aus dem Mitochondrium freigesetzt werden, die das Selbstzerstörungsprogramm „Apoptose“ der Zelle anschalten.

Daher reagiert das Mitochondrium auf den Stress, indem es vermehrt Protein-Faltungshelfer (Gouvernanten-Proteine) herstellt, um die Fehlfaltungen zu verringern, sowie Protein-Schreddereinheiten, die die fehlgefalteten Proteine abbauen. Wie Zellen dieses Schutzprogramm starten, war bisher unbekannt.

Die Forschenden der Goethe-Universität lösten in den Mitochondrien kultivierter menschlicher Zellen den Fehlfaltungsstress künstlich aus und analysierten die Folgen. „Die Schwierigkeit in der Aufklärung solcher Signalprozesse besteht darin,“ erläutert der Biochemiker Münch, „dass unglaublich viele gleichzeitig und mit hoher Geschwindigkeit in der Zelle ablaufen.“ Das Wissenschaftsteam nutzte daher Methoden (Transkriptom-Analysen), mit denen sich im Zeitverlauf messen lässt, wie stark Gene abgelesen werden. Außerdem beobachteten die Forscher:innen unter anderem, welche Proteine zu welchem Zeitpunkt aneinander binden, in welchen Zeiträumen sich die Konzentrationen innerzellulärer Stoffe ändern und welche Auswirkungen das gezielte Ausschalten einzelner Proteine hat.

Das Ergebnis: Bei Protein-Fehlfaltungsstress senden Mitochondrien zwei chemische Signale an die Zelle: Sie setzen reaktive Sauerstoffverbindungen frei und blockieren den Import von Protein-Vorstufen, die in der Zelle hergestellt und erst im Inneren des Mitochondriums in ihre funktionale Form gebracht werden. Dadurch reichern sich diese – ungefalteten – Vorstufen in der Zelle an. Die reaktiven Sauerstoffverbindungen führen unter anderem zu chemischen Veränderungen an einem Protein namens DNAJA1. DNAJA1 unterstützt in der Zelle normalerweise einen bestimmten Faltungshelfer (Gouvernantenprotein, englisch: chaperone), der die neu entstehenden Proteine der Zelle in die richtige Form bringt.

Als Folge der chemischen Veränderung drängt sich DNAJA1 nunmehr verstärkt dem Faltungshelfer HSP70 als Assistenz auf. HSP70 kümmert sich daraufhin besonders um die fehlgefalteten Protein-Vorstufen, die sich wegen des Importstopps rund um das Mitochondrium ansammeln. Durch verringert HSP70 seine Interaktion mit seinem regulären Partner HSF1. Der wiederum wird nun freigesetzt, kann ins Innere des Zellkerns wandern und dort das Anti-Stressprogramm für das Mitochondrium starten.

Der Biochemiker Münch erklärt: „Es war sehr spannend herauszufinden, wie die beiden Stress-Signale des Mitochondriums in der Zelle zu einem Signal zusammengeführt werden, das dann das Antwortprogramm der Zelle auf den mitochondrialen Stress startet. Außerdem greifen bei diesem komplexen Prozess, der wesentlich durch winzige lokale Konzentrationsänderungen getrieben wird, die Stress-Signalwege der Zelle und des Mitochondriums sehr elegant ineinander wie ein perfektes Uhrwerk.“

Publikation: F.X. Reymond Sutandy, Ines Gößner, Georg Tascher, Christian Münch: A cytosolic surveillance mechanism activates the mitochondrial UPR. Nature (2023) https://doi.org/10.1038/s41586-023-06142-0

Hintergrundinformation: Fehlfaltung in Mitochondrien: Emmy-Noether-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft für Christian Münch https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/fehlfaltung-in-mitochondrien-wie-reagiert-die-zelle/

Das Clusterprojekt EMTHERA (Emerging Therapies) sucht nach neuen Ansätzen zur Erforschung von Infektions- und Entzündungskrankheiten sowie Störungen des Immunsystems und zur Entwicklung neuartiger Therapien. EMTHERA ist eine Initiative der Rhein-Main-Universitäten (RMU). https://www.emthera.de/

Bilder zum Download:
http://www.uni-frankfurt.de/93374838

Bildtext: Dr. Christian Münch, Institut für Biochemie II, Goethe-Universität Frankfurt. Foto: Uwe Dettmar für Goethe-Universität

Weitere Informationen
Dr. Christian Münch
Leiter Emmy Noether-Gruppe – Protein-Qualitätskontrolle und Quantitative Proteomics
Institut für Biochemie II
Fachbereich Medizin
Goethe Universität Frankfurt
Tel.: +49 (0)69 6301-3715
Web: https://pqc.biochem2.de

Twitter: @MuenchLab @goetheuni


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Jul 21 2023
15:23

Goethe-Universität startet Messung von halogenierten Kohlenwasserstoffen auf dem Kleinen Feldberg bei Frankfurt

Neues Messgerät der Goethe-Universität: Halogen-Klimagase werden auch in Deutschland ausgestoßen

Viele gasförmige Stoffe mit Halogenen wie Chlor oder Fluor tragen ähnlich wie Kohlendioxid zum Treibhauseffekt bei. Am Taunus-Observatorium auf dem Kleinen Feldberg bei Frankfurt haben Forschende der Goethe-Universität jetzt ein Messgerät in Betrieb genommen, das erstmals in Deutschland kontinuierlich und mit hoher Genauigkeit die Konzentrationen solcher Gase im Rahmen eines internationalen Netzwerks überwacht. Erste Messergebnisse deuten auf Quellen spezieller fluorierter Gase (F-Gase) auch in Deutschland hin. Die Frankfurter Wissenschaftler:innen betonen, dass die Erfassung von F-Gasen langfristig in das behördliche Luftmessungsprogramm aufgenommen werden sollte.

FRANKFURT. Früher waren sie in jedem Kühlschrank und in jeder Spraydose, bis herausgefunden wurde, dass sie ein Loch in die schützende Ozonschicht der Atmosphäre gerissen hatten: Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe, kurz FCKW. Seit 2000 ist die FCKW-Produktion durch das Montreal-Protokoll weltweit praktisch verboten. Als Ersatz kamen vermehrt halogenierte Kohlenwasserstoffe ohne Chlor, sogenannte F-Gase zum Einsatz – bis sich herausstellte: Diese Gase stellen zwar keine Bedrohung für die Ozonschicht dar, sind aber, genau wie die FCKWs, starke Treibhausgase. Im Jahr 2016 wurden daher im Rahmen des sogenannten „Kigali-Abkommen“ auch die F-Gase in das Montreal-Protokoll aufgenommen. In Europa sollen die Emissionen durch die F-Gas-Verordnung (517/2014) reduziert werden. 

Trotz ihrer niedrigen Konzentrationen tragen halogenierte Treibhausgase erheblich zum Klimawandel bei: Bis zu neun Prozent des anthropogenen Treibhauseffekts werden durch halogenierte Treibhausgase verursacht, denn ein Kilogramm dieser Gase kann den gleichen Klimaeffekt haben wie zehn Tonnen Kohlendioxid. Bisher wird in Deutschland ihr Vorkommen in der Atmosphäre allerdings nicht systematisch überwacht. 

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität haben jetzt am Taunus-Observatorium auf dem Kleinen Feldberg bei Frankfurt im Rahmen des ACTRIS Infrastrukturprogramms ein Messgerät namens „Medusa“ in Betrieb genommen, das kontinuierlich die Konzentration einer Vielzahl atmosphärisch relevanter Spurengase misst. Die Messungen der halogenierten Treibhausgase sind zudem in das internationale Netzwerk AGAGE eingebunden, das seit 1978 an Stationen überall auf der Erde das Vorkommen klimarelevanter Spurengase beobachtet. Dadurch sind dies die ersten hochqualitativen Messungen dieser Art in Deutschland, die auch global vergleichbar sind. 

Prof. Andreas Engel vom Institut für Atmosphäre und Umwelt der Goethe-Universität, der „Medusa“ betreut, sagt: „Unsere Messungen haben bereits klar gezeigt, dass es in Deutschland bedeutsame Quellen von F-Gasen gibt. Wir haben uns daher im Rahmen eines durch die EU geförderten Projekts mit weiteren Forschenden vor allem aus Deutschland, der Schweiz und Großbritannien zusammengetan, um aus den Messungen mit Hilfe von Computermodellen die Emissionen der F-Gase zu quantifizieren und ihre Herkunftsregionen stärker einzugrenzen.“

Die Messungen seien wegen der sehr niedrigen Konzentrationen, der Vielzahl der zu messenden Komponenten und der benötigten hohen Genauigkeiten sehr aufwendig, so Engel. Wegen der Relevanz der F-Gase sollten die Messungen langfristig jedoch von der Forschung in die behördliche Luftüberwachung übergehen, ist der Atmosphärenforscher überzeugt: „Wir müssen ein Programm aufbauen, das die systematische Erfassung halogenierter Treibhausgase, inklusive der F-Gase in das System der behördlichen Luftmessungen einbezieht. Damit können ausreichend Daten gewonnen werden, um Quellen zu identifizieren und geeignete Gegenmaßnahmen zu treffen.“

Hintergrund: 

Tot geglaubte Treibhausgase (Forschung Frankfurt 2-2020) https://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/95369562.pdf 

AGAGE: Weltweites Atmosphärenforschungsprojekt „Advanced Global Atmospheric Gases Experiment“ https://agage.mit.edu/ 

Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/140750923

Bildtext: 

Das Taunus-Observatorium auf dem Kleinen Feldberg bei Frankfurt am Main beherbergt das neue Messgerät „Medusa“, mit dem sich klimaschädliche F-Gase aufgespürt werden könnten. Foto: Markus Bernards, Goethe-Universität 

Weitere Informationen 

Prof. Dr. Andreas Engel
Institut für Atmosphäre und Umwelt Goethe-Universität Frankfurt
Tel: + 49 (0)69 798-40259
an.engel@iau.uni-frankfurt.de
Website: http://www.geo.uni-frankfurt.de/iau


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Jul 21 2023
15:13

Wissenschaftsjahr bringt mobiles Planetarium nach Hofheim

Neutronensterne & Teilchenbeschleuniger im Taunus

HOFHEIM/FRANKFURT. Im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2023 „Unser Universum“ präsentiert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit lokalen Partnern in einem 75 Quadratmeter großen mobilen Planetarium aktuelle Themen in den Bereichen Astronomie und Astrophysik. Im Rahmen ihres gemeinsamen Forschungsclusters ELEMENTS beteiligen sich die Goethe-Universität Frankfurt, die TU Darmstadt und das GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung zusammen mit der Sternwarte Hofheim an der fünftägigen Veranstaltung: 26. bis 30. Juli 2023 Planetariumszelt Kellereiplatz, Hofheim am Taunus.

Im Planetariumszelt können die Besucher_innen in einer 360-Grad-Show nicht nur in die Tiefen des Weltalls reisen, sondern auch echte Daten aus aktuellen Forschungsprojekten bestaunen. So kann beispielsweise die farbenprächtige Simulation zweier kollidierender Neutronensterne beobachtet werden. Im Begleitzelt gibt es einen solchen Neutronenstern dann direkt zum Anfassen – ELEMENTS hat ein interaktives Exponat entwickelt, bei dem das Innere dieser kompakten Sterne Schicht für Schicht enthüllt werden kann. Daneben ist ein originales Bauteil des GSI-Teilchenbeschleunigers zu sehen, in dem auch die extremen Materiezustände untersucht werden, die im Inneren eines Neutronensterns herrschen. 

Im Rahmen der begleitenden Abendveranstaltungen hält Prof. René Reifarth von der Goethe-Universität Frankfurt einen öffentlichen Vortrag über die Entstehung von Elementen in Sternen:

26. Juli 2023, 20:00 Uhr
Vortrag: „Elemententstehung – Einblicke in das Leben von Sternen“
Prof. René Reifarth
Planetariumszelt
Kellereiplatz, Hofheim am Taunus 

Um eine Voranmeldung über die Webseite wird gebeten. Der Eintritt ist frei. Information und Anmeldung: https://www.wissenschaftsjahr.de/2023/universe-on-tour/hofheim


 

Jul 21 2023
12:36

„Gebrochene Traditionen?“:  Hans-Böckler-Stiftung fördert neues Promotionskolleg an Goethe-Uni, Universität Frankfurt (Oder) und Hochschule für Musik Weimar

Jüdische Literatur, Philosophie und Musik im NS-Deutschland

Die intellektuellen und künstlerischen Aktivitäten von Jüdinnen und Juden im nationalsozialistischen Deutschland stehen im Mittelpunkt eines neuen gemeinsamen Promotionskollegs von Goethe-Universität Frankfurt am Main, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar.

FRANKFURT. Mit rund 900.000 Euro fördert die Hans-Böckler-Stiftung das interdisziplinäre Promotionskolleg „Gebrochene Traditionen? Jüdische Literatur, Philosophie und Musik im NS-Deutschland“, das gemeinsam von der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), der Goethe-Universität in Frankfurt (Main) und der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar eingeworben wurde. Die Förderung wurde zunächst auf 4,5 Jahre zugesagt. 

Vom Sommersemester 2024 an werden sich neun Promovierende an allen drei Hochschulen wissenschaftlich mit den intellektuellen und künstlerischen Aktivitäten von Jüdinnen und Juden beschäftigen, die innerhalb NS-Deutschlands vermittelt, offen artikuliert oder illegal verbreitet auf die soziale Entrechtung, Ausgrenzung und schließlich Ermordung großer Teile des europäischen Judentums reagierten. 

Die Promotionen erfolgen bei Prof. Kerstin Schoor (Deutsch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte, Exil und Migration, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)), Prof. Christian Wiese (Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Goethe-Universität Frankfurt/Main) und Prof. Jascha Nemtsov (Geschichte der jüdischen Musik, Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar). Das Kolleg wird seinen Sitz am Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Ber-lin-Brandenburg haben. 

Als Kooperationspartner konnten das International Institute for Holocaust Research der Erinnerungsstätte Yad Vashem, das Franz Rosenzweig Minerva Research Center der Hebrew University of Jerusalem, das Leo Baeck Institute Jerusalem sowie das Music Department des Dr. Hecht Arts Center der University of Haifa gewonnen wer-den. 

Die Ausschreibung der Stipendien erfolgt Ende August 2023. Interessierte sind gebeten, im Laufe des Septembers 2023, möglichst bis zum 15. mit dem/der gewünschten Erstbetreuer/in Kontakt aufzunehmen. Die Bewerbung auf ein Stipendium erfolgt in Rücksprache zum 2. November 2023 bei der Hans-Böckler-Stiftung.

Stimmen zum Kolleg: 

„Ich freue mich sehr, dass durch diese Förderung der Hans-Böckler-Stiftung ein spezifischer thematischer Schwerpunkt der beteiligten Lehrstühle und Institutionen in einem interdisziplinären Verbundprojekt vertieft und an eine neue Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weitergegeben werden kann.“, so Prof. Dr. Kerstin Schoor, Kolleg-Sprecherin und Inhaberin des Lehrstuhls für Deutsch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte, Exil und Migration an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder).“

„Das Themenfeld des Kollegs aus der Perspektive der drei beteiligten Disziplinen zu erkunden, verspricht nicht nur Einblicke in die Vergangenheit, sondern auch fundierte Diskussionen über drängende Herausforderungen unserer Zeit – dem sehe ich mit Freude entgegen“, so Prof. Dr. Christian Wiese, Direktor des Frankfurter Buber-Rosenzweig-Instituts in Frankfurt Main. 

Prof. Dr. Jascha Nemtsov (Weimar) begrüßt in diesem Sinne in dem Kolleg auch „eine großartige Möglichkeit, das Schaffen jüdischer Komponistinnen und Komponisten im NS-Deutschland zu erforschen und ihre Werke dem heutigen Musikleben zurückzugeben.“ 

Die Hans-Böckler-Stiftung „freut sich, in ihrem neuen Promotionskolleg (PK057) neun Dissertationen zur jüdischen Literatur, Philosophie und Musik im NS-Deutschland in einem interdisziplinären Forschungszusammenhang fördern zu können.“ Sie unterstützt das Kolleg in der ersten Förderphase mit einer institutionellen und individuellen Förderung mit rund 900.000 Euro.

Zum Hintergrund: 

Forciert durch die politische Zensur und einen bereits 1933 massiv einsetzenden Prozess der Ausgrenzung und Verfolgung von Jüdinnen und Juden im NS-Deutschland, waren die damaligen Entwicklungen in Literatur, Philosophie und Musik stärker als in anderen Zeiten geprägt durch eine (kritische) Reflexion überkommener künstlerisch-ästhetischer, kultureller und religiöser Traditionen. Für Intellektuelle, Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Musikerinnen und Musiker jüdischer Herkunft wurde das Verhältnis zu Traditionen deutscher, jüdischer und europäischer Kulturen zur „Gretchenfrage“ intellektueller und künstlerisch-ästhetischer Positionsbildungen. 

Ziel des Kollegs ist es, die Kenntnisse zum jüdischen kulturellen Leben in einem seit 1933 zunehmend separierten jüdischen Kulturkreis innerhalb NS-Deutschlands in der Literaturwissenschaft, der Philosophie und Religionswissenschaft sowie der Musikwissenschaft zu erweitern. Gerahmt von der gemeinsamen Forschungsfrage nach Gebrochenen Traditionen werden hierfür intellektuelle, literarische und künstlerisch-ästhetische Traditionsbezüge im kulturellen Leben deutscher Juden der 1930er und frühen 1940er Jahre im NS-Deutschland einer kritischen Re-Lektüre unterzogen. 

Das Kolleg reagiert dabei auf einen Forschungsstand, der – im Unterschied zur Geschichtswissenschaft – noch immer durch eine weitgehende Abwesenheit der Darstellung charakteristischer Entwicklungen von Literatur, Philosophie und Musik von Intellektuellen und Künstlern jüdischer Herkunft im NS-Deutschland, durch das weitgehende Fehlen einer Reflexion über die Gründe der verzögerten Rezeptionsgeschichte dieser intellektuellen und künstlerischen Aktivitäten seit den Nachkriegsjahren bis in die 1990er Jahre sowie – in disziplinär unterschiedlicher Weise – durch eine desolate Quellenlage gekennzeichnet war und dies zum Teil bis heute ist. Es reiht sich ein in die internationalen Bemühungen der NS- und Holocaust-Forschung, im Rahmen derer es zudem in seiner spezifischen disziplinären Zusammensetzung wie inhaltlichen Ausrichtung einen originären Anspruch erhebt.

Weitere Informationen: 

Prof. Dr. Christian Wiese, c.wiese@em.uni-frankfurt.de
Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie und Buber-Rosenzweig-Institut für Jüdische Geistes- und Kulturgeschichte der Moderne an der Goethe-Universität Frankfurt/Main 

Prof. Dr. Kerstin Schoor, schoor@europa-uni.de
Axel Springer-Lehrstuhl für deutsch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte, Exil und Migration an der Europa Universität Viadrina Frankfurt/Oder 

Prof. Dr. Jascha Nemtsov, jascha.nemtsov@hfm-weimar.de
Lehrstuhl für Geschichte der jüdischen Musik an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jul 21 2023
12:16

Carolinum führt Studie zu unterschiedlichen Materialien durch 

Probanden gesucht: Aufbissschiene kann Schäden durch Zähneknirschen verhindern

Viele Menschen knirschen nachts mit ihren Zähnen. Dabei wirken große Kräfte, was langfristig zu erheblichen Verlusten von Zahnschmelz und zu Schäden an Füllungen und Kronen führen kann. Aufbissschienen sollen diesen Schäden vorbeugen. Für eine Materialstudie am Carolinum, dem Zentrum der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (ZZMK) der Goethe-Universität, werden nun Probanden gesucht.

FRANKFURT. Etwa ein Fünftel der erwachsenen Bevölkerung tut es, und zwar vor allem in der Nacht: Unbewusst knirschen sie mit den Zähnen oder pressen sie aufeinander. Dieses Phänomen, das in der Medizin als „Bruxismus“ (abgeleitet von altgriechisch βρυγμός brygmos, „das Zähneknirschen“) bezeichnet wird, kann unterschiedliche Ursachen haben, z.B. eine Zahn-/Kieferfehlstellung oder Stress. Die langfristigen Folgen sind oft unangenehm: Wegen der andauernden Überlastung verschleißt der Zahnhalteapparat, Zähne, Zahnkronen und Füllungen können Schaden nehmen, außerdem auch das Kiefergelenk, die Kaumuskulatur sowie andere Muskelgruppen, die zur Stabilisierung des Kopfes angespannt werden. 

Um solche Schäden zu reduzieren, gibt es so genannte Aufbissschienen, die nachts getragen werden können. Die aus Kunststoff bestehende Schiene wird vor dem Schlafengehen auf die Zähne eines Kiefers gesetzt. Die Schiene rastet dabei mit einem leichten Klick über den Zähnen ein. Da der Kunststoff, aus dem die Schiene besteht, etwas weniger hart ist als die Zähne, wird der Druck auf die Zähne leicht gedämpft und eine weitere Abnutzung der gesunden Zahnhartsubstanz vermieden. Für eine Studie über unterschiedliche Kunststoffe sucht das ZZMK Menschen, die mit den Zähnen knirschen. 

Die rechte und die linke Seite der Schiene bestehen aus verschiedenen Materialien, die im Rahmen der geplanten Studie getestet werden sollen. Beide Materialien sind CE-zertifiziert, die Herstellung ist jedoch unterschiedlich. Beide Materialien sind im polierten Zustand transparent (Bild 1). Meistens wird die Schiene für den Oberkiefer hergestellt (Bild 2). 

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie erhalten kostenfrei eine Schiene und tragen diese ein halbes Jahr lang regelmäßig jede Nacht. Während der Tragephase werden der Tragekomfort mittels Fragebögen sowie die Qualität des Schienenmaterials an mehreren Kontrollterminen dokumentiert. Am Ende der Tragephase bleibt die Schiene zur weiteren Auswertung im Carolinum. Wie alle medizinischen Studien wurde auch diese Studie von der Ethikkommission des Fachbereichs Medizin, Universitätsklinikum der Goethe-Universität genehmigt.

Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/140680618 

Bildtext:
Bild 1: Polierte Schiene auf dem Modell.
Bild 2: Im Oberkiefer eingesetzte Schiene. (Fotos: Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik) 

Weitere Informationen und Anmeldung:

Oliver Dadas
Zahnarzt
Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik,
Zentrum der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Carolinum) der Goethe-Universität
Telefon +49(0)69 6301-7506
E-Mail o.dadas@med.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jul 14 2023
14:15

Fortsetzung der Reihe „Frankfurter Schule“ von Kulturdezernat und Normative Orders

Krise der Demokratie?

Was sagt die Kritische Theorie zur gegenwärtigen Lage der Gesellschaft? Das Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität und das Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main bieten heutigen Vertreter*innen der berühmten Denkschule ein Podium. Beim zweiten Termin der Reihe „Frankfurter Schule“ sprechen der politische Philosoph Rainer Forst und Kia Vahland, Meinungsredakteurin der Süddeutschen Zeitung, zur Frage „Krise der Demokratie?“. 

FRANKFURT. Die Kritische Theorie der Frankfurter Schule analysiert die „Unvernunft der herrschenden Vernunft", so Adorno, die sich gleichwohl als rational und gerechtfertigt darstellt. Rainer Forst entwickelt in seinem Werk eine Theorie der Vernunft als Vermögen der Rechtfertigung: Diese begründet einerseits eine umfassende Kritik herrschender Rechtfertigungen für gesellschaftliche Verhältnisse; andererseits verspricht sie neue Konzeptionen von Gerechtigkeit, Demokratie, Freiheit und Toleranz. Die Krise der Demokratie, so Forst, beginnt dort, wo diese Begriffe reduziert oder gar in ihr Gegenteil verdreht werden – in einer Gesellschaft, die die Frage der Rechtfertigung verdrängt. 

Dieser Ansatz einer „Ideologiekritik herrschender Rechtfertigungen“ legt den thematischen Grundstein für die Fortsetzung der Veranstaltungsreihe „Frankfurter Schule“, die das Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main und das Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität seit März dieses Jahres gemeinsam veranstalten. 

Unter dem Titel „Krise der Demokratie?“ diskutieren am Dienstag, dem 18. Juli, um 19.30 Uhr im Jüdischen Museum Frankfurt, Bertha-Pappenheim-Platz 1 60311 Frankfurt am Main der politische Philosoph und Co-Direktor des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Prof. Dr. Rainer Forst und Dr. Kia Vahland, Meinungsredakteurin der Süddeutschen Zeitung. Der Eintritt kostet drei Euro. 

Rainer Forst studierte Philosophie, Politikwissenschaft und Amerikanistik in Frankfurt am Main, New York und an der Harvard University. Mitte der 1990er Jahre wurde er bei Jürgen Habermas mit einer Arbeit zu Theorien politischer und sozialer Gerechtigkeit (Kontexte der Gerechtigkeit. Politische Philosophie jenseits von Liberalismus und Kommunitarismus) promoviert. 2003 habilitierte er sich mit seiner Studie Toleranz im Konflikt. Geschichte, Gehalt und Gegenwart eines umstrittenen Begriffs. Seit 2004 ist er Professor für Politische Theorie und Philosophie an der Goethe-Universität. Seit 2007 ist er Co-Direktor des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“. 2012 verlieh ihm die Deutsche Forschungsgemeinschaft den Leibniz-Preis und zeichnete ihn als wichtigsten politischen Philosophen seiner Generation aus. Forsts Arbeiten werden international breit rezipiert; er ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der British Academy. 

Kia Vahland hat Kunstgeschichte und Politikwissenschaft in Rom, Hamburg und Dijon studiert. Sie war Redakteurin bei der ZDF-Sendung „Willemsens Woche“, beim Magazin „Art“ und langjährige Autorin bei „Geo“. Von 2008 bis 2017 verantwortete sie als Redakteurin die bildende Kunst im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung. Seit 2018 ist sie Meinungsredakteurin der Süddeutschen Zeitung. Ihre Schwerpunkte sind Themen aus Kultur, Politik und den Geisteswissenschaften. Für ihren Feuilleton-Essay Meister, die vom Himmel fallen wurde Vahland 2016 mit dem Michael-Althen-Preis ausgezeichnet. 

Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig: „Die zweite Ausgabe der Reihe ‚Frankfurter Schule' widmet sich der Ideologiekritik herrschender Rechtfertigungen und damit einem zentralen gesellschaftspolitischen Thema. Nur wenn die politischen Narrative unseres Zusammenlebens regelmäßig hinterfragt und erneuert werden, bleibt die pluralistische und demokratische Gesellschaft stabil. Allgemeines Desinteresse an diesen Fragen ist genauso fatal wie die dogmatisch anmutende Rechtfertigung der Alternativlosigkeit.“ 

Die Reihe „Frankfurter Schule“ wird quartalsweise in wechselnden Frankfurter Museen fortgesetzt. Zu Gast sind Persönlichkeiten, die – geschult am „Frankfurter Denken“ – Position beziehen sollen zu aktuellen Problemlagen. Kooperationspartner sind das Institut für Sozialforschung und hr2-kultur. 

Bei der Ankündigung zu diesem Termin hat sich leider ein Fehler eingeschlichen: Es findet kein Sommerfest im Anschluss des Gespräches statt. 

Weitere Informationen
Anke Harms
Referentin für Wissenschaftskommunikation des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität
anke.harms@normativeorders.net
069/798-31407
www.normativeorders.net


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail, p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Jul 14 2023
14:04

Ausgezeichnet werden Qualifikationsarbeiten im Feld der Umwelt- und sozial-ökologischen Nachhaltigkeitsforschung an der Goethe-Universität 

Ausgezeichnet: „Frankfurter Preis für Umwelt und Nachhaltigkeit 2023“ geht an Nachwuchswissenschaftler*innen

FRANKFURT. Die Preisträger*innen stehen fest: Der „Frankfurter Preis für Umwelt und Nachhaltigkeit 2023“ geht in diesem Jahr an insgesamt vier Nachwuchswissenschaftler*innen der Goethe-Universität. Den mit 3000 Euro dotierten Hauptpreis erhält Florian Ungeheuer für seine in der Chemie verfasste Dissertation. Die drei mit je 1000 Euro dotierten Förderpreise werden vergeben an Johannes Degen (Umweltwissenschaften), Nina Kuschik-Maczollek (Aquatische Ökotoxikologie) und Sophie Ruth Redeker (Physische Geographie). 

Der „Frankfurter Preis für Umwelt und Nachhaltigkeit 2023“ (Haupt- und Förderpreis) zeichnet Qualifikationsarbeiten im Feld der Umwelt- und sozial-ökologischen Nachhaltigkeitsforschung aus. Die Preise werden vom GRADE Center Sustain der Goethe-Universität gestellt. Die Verleihung findet statt im Rahmen der akademischen Feier am Fachbereich 11 – Geowissenschaften am Freitag, 14. Juli 2023, 14 Uhr c.t. Laudator*innen sind Prof'in Dr. Petra Döll (FB 11) und Prof. Dr. Alexander Vogel (FB 11). 

Hauptpreis (3.000 Euro) 

Florian Ungeheuer (Dissertation: Chemie)
Chemical characterization and source attribution of aviation-related ultrafine particles
Fachbereich 14: Biochemie, Chemie und Pharmazie
Gutachter: Prof. Dr. Alexander Vogel, Prof. Dr. Martin Schmidt 

Florian Ungeheuer hat in seiner Dissertation ultrafeine Partikel (UFP) in der Abluftfahne des Frankfurter Flughafens chemisch charakterisiert. UFP sind Partikel kleiner als 100 Nanometer im Durchmesser. Sie treten in großer Anzahl in der Nähe von Flughäfen auf. Die Arbeit hatte zum Ziel Erkenntnisse zu deren Quellen und Bildungsmechanismen zu erlangen. Mit modernsten analytischen Methoden hat Herr Ungeheuer molekulare Fingerabdrücke von synthetischen Triebwerks-Schmierölen bestimmt. In Frankfurt-Schwanheim konnte er diesen Fingerabdruck in den kleinsten untersuchten Partikeln in der Umgebungsluft nachweisen. Die Quantifizierung einzelner Schmierölester hat das Verständnis über die Partikelneubildung im abkühlenden Abgas von Flugzeugturbinen verbessert. Aus den gewonnen Erkenntnissen lassen sich effektive Minderungsmaßnahmen ableiten. Wir wissen nun, dass Schmierölemissionen ein wichtiger Faktor in der Entstehung von UFP sind, und allein die Umstellung auf nicht-fossiles Kerosin diese Problematik an Flughäfen nicht auflösen wird. 

Förderpreise (je 1.000 Euro) 

Johannes Degen (Masterarbeit: Umweltwissenschaften) 
Interhemisphärische Gradienten langlebiger Treibhausgase in der oberen Troposphäre
Fachbereich 11: Geowissenschaften/Geographie
Gutachter*innen: Dr. Tanja Schuck, Prof. Dr. Andreas Engel 

Johannes Degen hat in seiner Masterarbeit das Thema „Interhemisphärische Gradienten langlebiger Treibhausgase in der oberen Troposphäre“ bearbeitet. Darin hat er sich mit sogenannten F-Gasen befasst, dies sind rein anthropogene Substanzen, die Fluor enthalten und z. B. als Überspannungsschutz, in der Halbleitertechnik, als Kältemittel oder zur Imprägnierung von Outdoor-Kleidung verwendet werden. Viele F-Gase sind sehr starke Treibhausgase und tragen zum menschengemachten Treibhauseffekt bei, obwohl sie in der Atmosphäre nur in kleinen Mengen vorkommen. Sie werden leider in der öffentlichen Diskussion häufig vernachlässigt. Am Beispiel des stärksten bekannten Treibhausgases, SF6, hat Johannes sich mit dem Luftmassenaustausch zwischen der Nord- und der Südhemisphäre der Erde beschäftigt. Er hat dafür die räumliche Verteilung des Gases in der Tropopausenregion in 10-12km Höhe mit der am Boden beobachtbaren verglichen. Die Beobachtungen zeigen teils signifikante Unterschieden zu einem einfachen Modell der Atmosphäre. Weit über das für eine Masterarbeit zu erwartende Niveau hinaus hat Johannes eigene Fragestellungen aufgeworfen und neue Lösungsansätze entwickelt. 

Nina Kuschik-Maczollek (Masterarbeit: Aquatische Ökotoxikologie)
Ecotoxicological evaluation of a floodplain restoration project near an industrial plant
Fachbereich 15: Biowissenschaften
Gutachter: Prof. Dr. Jörg Oehlmann, Prof. Dr. Henner Hollert 

Am Fechenheimer Mainbogen wird das umfangreichste Auen-Renaturierungsprojekt im Untermain in einem Bereich durchgeführt, der regelmäßig bei Hochwasser überflutet wird. Auch aufgrund der historischen Einleitung von Abwässern einer früheren Anilinfarben-Fabrik in den Main sind hohe Schadstoffbelastungen anzunehmen, die den Erfolg der Renaturierung gefährden können. In ihrer Masterarbeit untersuchte Nina Kuschik-Maczollek Wasserproben, Schwebstoffe, Sedimente und Böden auf ihre Toxizität, einschließlich erbgutverändernder, hormon- und dioxinähnlicher Wirkungen. Zusätzlich wurden die Proben auf mehrere hundert Schadstoffe analysiert. Dabei identifizierte sie besonders hoch belastete Hot-Spots im Mainbogen. Nina Kuschik-Maczollek hat aber nicht nur mustergültig die Belastungen erfasst, sondern frühzeitig alle relevanten Akteure in ihr Projekt integriert und so dafür gesorgt, dass die Erkenntnisse bei der weiteren Planung und Umsetzung der Renaturierungsmaßnahmen berücksichtigt werden können. 

Sofia Ruth Redeker (Masterarbeit: Physische Geographie)
Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt. Modellgestützte Analyse der Veränderung des Bewässerungswasserbedarfs für Winterweizen im Landkreis Mansfeld-Südharz
Fachbereich 11: Geowissenschaften/Geographie
Gutachter*innen: Dr. Robert Lütkemeier, Prof'in Dr. Petra Döll 

Noch ist die Bewässerung in der Landwirtschaft für weniger als 5% der gesamten Wasserentnahmen in Deutschland verantwortlich. Aufgrund der steigenden Temperaturen und der abnehmenden Sommerniederschläge wird jedoch erwartet, dass sich der Bewässerungsbedarf zukünftig erhöhen und sich dadurch die Konkurrenz um die knappe Ressource Wasser verstärken wird. In ihrer ausgezeichneten Masterarbeit im Fach Physische Geographie untersuchte Sofia Redecker den Einfluss von vier Szenarien zukünftiger Klimaänderungen auf die Erträge von Winterweizen in einem der größten Anbaugebiete Deutschlands in Sachsen-Anhalts. Mit Hilfe eines komplexen numerischen Agrarökosystem-Modells verglich sie die Erträge, die zukünftig ohne und mit Bewässerung erzielt werden können. Ein überraschendes Ergebnis der Studie ist, dass selbst bei zurückgehendem Niederschlag auch ohne Bewässerung keine Ertragsreduzierung berechnet wird; das liegt am Düngeeffekts der ansteigenden CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre. 

Kontakt: Prof'in Dr. Birgit Blättel-Mink, Vorsitzende des Auswahlgremiums, Fachbereich 03/ Gesellschaftswissenschaften, Goethe-Universität. Tel. (069) 798 36661, E-Mail: b.blaettel-mink@soz.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jul 13 2023
13:38

Struktur eines für die Reifung von tRNA essenziellen Enzyms gibt Einblicke in die Ursache neurodegenerativer Erkrankungen 

Strukturbiologie: Molekulare Schere in flagranti erwischt

Das Biomolekül Transfer-RNA (tRNA) spielt in allen Lebewesen eine entscheidende Rolle bei der Produktion von Eiweißen. Die tRNAs entstehen in mehreren Schritten aus Vorläufermolekülen. Katalysiert wird der Prozess unter anderem durch das Enzym tRNA Splicing Endonuclease (TSEN). Defekte in TSEN führen zu einer neurodegenerativen Erkrankung, der Pontozerebellären Hypoplasie, die mit schweren Behinderungen und einem frühen Tod einhergeht. Forscher der Goethe-Universität Frankfurt und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz haben nun aus der Struktur von TSEN dessen Funktionsweise abgeleitet und damit einen möglichen Weg zur Wirkstoffsuche gegen die Pontozerebelläre Hypoplasie eröffnet.

FRANKFURT. Die Transfer-RNAs (tRNAs) gehören zu den häufigsten RNA-Arten in einer Zelle und sind bei allen bekannten Organismen unverzichtbar für die Herstellung von Eiweißen. Dabei haben sie eine entscheidende „Übersetzungs“-Funktion: Sie bestimmen, wie die Reihenfolge der Nukleinsäuren, in denen die genetische Information kodiert ist, in eine Folge von Aminosäuren umgeschrieben wird, aus denen Eiweiße aufgebaut sind. 

tRNAs entstehen aus Rohlingen (prä-tRNAs), die in mehreren Schritten zur fertigen tRNA mit komplexer dreidimensionaler Struktur umgebaut werden. Bei einigen tRNAs gehört dazu ein Schritt, bei dem ein bestimmter Abschnitt der prä-tRNA herausgeschnitten wird, ein sogenanntes Intron. Diese als Spleißen (engl. Splicing) bezeichnete Aufgabe übernimmt beim Menschen die tRNA Splicing Endonuclease TSEN.

Für den korrekten Umbau der tRNAs spielt außerdem das Enzym RNA-Kinase CLP1 eine Rolle, das mit TSEN eine direkte Verbindung eingeht. Können TSEN und CLP1 aufgrund genetischer Defekte nicht miteinander wechselwirken, scheinen auch tRNAs nicht mehr korrekt hergestellt werden zu können. Die Folgen zeigen sich häufig in der Ausbildung neurodegenerativer Erkrankungen. Eine davon ist die Pontozerebelläre Hypoplasie, die bereits in frühester Kindheit zu schweren Behinderungen und einem frühen Tod führt. Die sehr seltene fortschreitende Erkrankung äußert sich in einer Fehlentwicklung von Kleinhirn und einem Teil des Hirnstamms, der sogenannten Brücke (Pons).

Obwohl die Aktivität von TSEN lebenswichtig ist, lag bislang weitgehend im Unklaren, wie das Enzym die prä-tRNA bindet und wie daraufhin das Intron aus der prä-tRNA herausgeschnitten wird. Das Fehlen einer dreidimensionalen Struktur des Enzyms machte es auch schwierig, die Veränderungen abzuschätzen, die bestimmte, krankmachende Mutationen auslösen. Nun ist es Forschern um Dr. Simon Trowitzsch vom Institut für Biochemie der Goethe-Universität Frankfurt gelungen, mittels Kryo-Elektronenmikroskopie (Kryo-EM) die dreidimensionale Struktur von TSEN im Komplex mit einer prä-tRNA aufzuklären. 

Anhand ihrer Kryo-EM-Rekonstruktionen, welche mit Hilfe von Infrastruktureinrichtungen der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und des Instituts für Biochemie der Goethe-Universität Frankfurt erstellt wurden, konnte das Wissenschaftsteam erstmals zeigen, wie TSEN an die L-förmige prä-tRNA bindet. Aus dem langen Arm des L schneidet TSEN dann das Intron heraus. „Zunächst lagert sich TSEN in den Knick des L ein. Es kann dann sowohl den kurzen und den langen Arm, als auch den Winkel zwischen den Armen erkennen“, erklärt Trowitzsch. Dabei spielt eine TSEN-Untereinheit (TSEN54) eine herausragende Rolle, wie die Forscher nun beweisen konnten. Die Untereinheit dient als „molekulares Lineal“ und misst den Abstand zwischen dem langen und dem kurzen Arm des L. Auf diese Weise erkennt TSEN, an welcher Stelle die prä-tRNA geschnitten werden muss, um das Intron zu entfernen. 

Eine Überraschung waren neue Erkenntnisse zur Interaktion der RNA-Kinase CLP1 und der TSEN-Untereinheit TSEN54: Offensichtlich bindet CLP1 an einen unstrukturierten und dadurch sehr flexiblen Bereich von TSEN54. Exakt dieser Bereich von TSEN54 beinhaltet eine Aminosäure, die bei den meisten Patienten mit Pontozerebellärer Hypoplasie verändert ist. „Für uns ist das ein entscheidender Hinweis darauf, dass sich die Wirkstoffentwicklung zukünftig auf die Aufrechterhaltung der Interaktion von TSEN und CLP1 konzentrieren sollte“, ist Samoil Sekulovski, Erstautor der Studie, überzeugt.

Die Hoffnung ist nun, dass es die Strukturdaten erlauben, Modelle für die Suche nach potenziellen Wirkstoffen zu simulieren. So resümiert Trowitzsch: „Zwar liegt damit immer noch ein sehr weiter Weg bis zu einer erfolgsversprechenden Therapie vor uns, doch unsere Strukturen bilden einen soliden Grundstein, um die Funktionsweise von TSEN und die Krankheitsbilder ihrer Mutanten besser zu verstehen.“ 

Publikation: Samoil Sekulovski, Lukas Sušac, Lukas S. Stelzl, Robert Tampé, Simon Trowitzsch: Structural basis of substrate recognition by human tRNA splicing endonuclease TSEN. Nature Structural & Molecular Biology (2023) https://doi.org/10.1038/s41594-023-00992-y 

News&Views: Anita K. Hopper & Jinwei Zhang: Captured: the elusive eukaryotic tRNA splicing enzyme. Nature Structural & Molecular Biology (2023) https://doi.org/10.1038/s41594-023-00995-9 

Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/140143743 

Bildtext: Zurechtgestutzt: Wie eine Schere bringt das Enzym TSEN die tRNA (bunt) in Form, indem es Teile des Vorläufermoleküls prä-tRNA entfernt. Bild: Trowitzsch Lab, Goethe-Universität 

Weitere Informationen 

Dr. Simon Trowitzsch
Institut für Biochemie, Biozentrum
Goethe Universität Frankfurt
Tel. +49 (0) 69 798 29 273
trowitzsch@biochem.uni-frankfurt.de
Website: https://www.biochem.uni-frankfurt.de/index.php?id=256 

Twitter: @TrowitzschLab @goetheuni


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Jul 13 2023
13:15

Historiker Till van Rahden und Philosoph Rainer Forst im Gespräch

Über Vielheit und Toleranz in der Gesellschaft

FRANKFURT/BAD HOMBURG. Toleranz spielt eine zentrale Rolle in Demokratien: Es geht um die Frage, wie Menschen mit verschiedenen Lebensformen und Werten in einer Gesellschaft zusammenleben können, welche die allgemeine Gleichheit ihrer Mitglieder postuliert. Was aber heißt Toleranz? Wie wird der Begriff philosophisch definiert, und wie wurde er zu unterschiedlichen Zeiten in der Geschichte verstanden? Unter dem Titel „Vielheit und Toleranz. Zum Verhältnis von Universalismus und Verschiedenheit“ diskutieren der Frankfurter Philosoph Prof. Rainer Forst und der in Montreal lehrende Historiker Prof. Till van Rahden am Mittwoch, 19. Juli, 19 Uhr im Forschungskolleg Humanwissenschaften Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg diese Fragen im Rahmen eines Podiumsgesprächs.

Die Veranstaltung, zu der das Forschungskolleg Humanwissenschaften und sein Forschungsschwerpunkt „Democratic Vistas. Reflections on the Atlantic World“ gemeinsam einladen, wird von der Historikerin und Politikwissenschaftlerin Dr. Carlotta Voß moderiert, die gegenwärtig auf Einladung des Justitia Center for Advanced Studies Postdoctoral Fellow am Kolleg ist. 

„Angesichts des wachsenden Einflusses der AfD und ihrer ausgrenzenden Ideologie und Fremdenfeindlichkeit ist die Reflexion auf Toleranz und die grundlegenden Werte unserer Gesellschaft besonders wichtig“, erklärt der Direktor des Kollegs, Prof. Matthias Lutz-Bachmann, im Vorfeld der Veranstaltung. „Dass drei Wissenschaftler:innen, die mit dem Kolleg eng verbunden sind, aus ihren jeweiligen Perspektiven darüber ins Gespräch kommen werden, freut mich sehr. 

Rainer Forst war bis 2018 Mitglied im Wissenschaftlichen Direktorium und ist Distinguished Fellow am Kolleg, Till van Rahden ist seit 2021 Senior Fellow, und die Moderatorin Carlotta Voß ist 2022/23 Postdoctoral Fellow am Kolleg“, so Lutz-Bachmann weiter. Rainer Forst lehrt Politische Theorie und Philosophie an der Goethe-Universität. Schon lange beschäftigt er sich mit dem Begriff der Toleranz, zuerst in seinem Buch Toleranz im Konflikt (2003). Dabei geht es ihm um das Verhältnis von gesellschaftlicher Macht und Toleranz. Im Besonderen untersucht er, wie die Grenzen von Toleranz definiert und vor allem gerechtfertigt werden; aktuelle Beispiele hierfür sind die Diskussionen über das Kopftuchverbot, das Kruzifix in öffentlichen Gebäuden oder die Ehe gleichgeschlechtlicher Personen. Im Gespräch mit Till van Rahden greift er vor allem zwei jüngere Publikationen auf: Die noumenale Republik. Kritischer Konstruktivismus nach Kant, Suhrkamp 2021, und das erste Kapitel von Toleration, Power and the Right to Justification. Rainer Forst in Dialogue, Manchester University Press 2020. 

Till van Rahden ist Professor für Deutschland- und Europastudien an der Université de Montréal. Sein Buch Vielheit. Jüdische Geschichte und die Ambivalenzen des Universalismus, Hamburger Edition 2022, beginnt mit einer sprachhistorischen Beobachtung: „Verschiedenheit“ wird bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Begriff „Vielheit“ umschrieben; später ist meist von „Vielfalt“ die Rede. Während „Vielheit“ ein ungeordnetes Nebeneinander von Vielem meint, bezeichnet „Vielfalt“ eine Fülle von verschiedenen Arten, innerhalb derer es eine „Mehrheit“ und eine „Minderheit“ gibt. In seinem Buch untersucht van Rahden anhand von Beispielen aus der Geschichte des jüdischen Kampfes um Emanzipation in Europa Schlüsselbegriffe der Sprache der Verschiedenheit. Daraus leitet er ein sich veränderndes und jeweils folgenreiches Verständnis von Toleranz in der Gesellschaft ab.

Anmeldung

Zur besseren Planung wird um vorherige Anmeldung per Email gebeten: anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de.


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Die Goethe-Universität hat nach Prüfung aller ihr zur Verfügung stehenden Optionen und deren rechtlicher Implikationen Strafanzeige und Strafantrag gestellt, welche zur Räumung der Dondorfschen Druckerei führten. Dies geschah nach mehrfach durchgeführten individuellen Ansprachen ebenso wie öffentlichen Aufrufen zur freiwilligen Beendigung der Besetzung, adressiert an das Kollektiv. Zeitgleich betont die Goethe-Universität weiterhin ihre Bereitschaft, sich gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik u.a. für die partizipative Entwicklung einer Erinnerungskultur für das Gebäude und der damit verbundenen Geschichte, sowie bei der Stadt für die Entwicklung von Konzepten zur zügigen Ausgestaltung des (sub-)kulturellen Raums in Frankfurt einzusetzen.

FRANKFURT. Am heutigen Mittwoch wird die Besetzung der Dondorfschen Druckerei durch die Polizei beendet. Die Goethe-Universität, die die Landesliegenschaft derzeitig als Besitzerin nutzt, hat sich nach Prüfung aller ihr zur Verfügung stehenden Optionen und deren rechtlicher Implikationen und nach mehrfachem Aufruf zu einem freiwilligen Ende der Besetzung, welchem das Kollektiv „Die Druckerei“ nicht nachgekommen war, zu diesem Schritt entschieden und eine Strafanzeige sowie einen Strafantrag gestellt. Leicht ist der Universität der Entschluss zur Räumung nicht gefallen. Wenn die Universität selbst auch keinerlei Handhabe für eine Entscheidung über die künftige Nutzung der ehemaligen Druckerei habe, habe sie sich doch von Anfang an dafür engagiert, als Moderatorin die zuständigen Parteien an einen Tisch zu bringen, um einen konstruktiven Lösungsweg zu gestalten. „Dennoch haben wir immer wieder unmissverständlich klargestellt, dass die Universität eine Besetzung nicht dauerhaft wird dulden können“, so der Präsident der Goethe-Universität, Enrico Schleiff. „Wir haben das Kollektiv mehrmals dazu aufgerufen, die Besetzung friedlich zu beenden.“ Dass das nun anders gekommen sei, bedauere die Universität sehr.

„Tatsächlich kamen mehrere Gründe zusammen, die uns dazu bewogen haben, diesen Schritt zu gehen, den wir gerne vermieden hätten“, erklärt Universitätspräsident Schleiff. Die Universität nutzt das Gebäude derzeit noch für Teile ihres Archivs. Dessen Umzug ist bereits geplant, um die Immobilie spätestens zum 1. November an das Land zur Errichtung des Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik übergeben zu können. Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Universität Besitzerin der ehemaligen Druckerei, für alle Prozesse rund um die Immobilie zuständig, für einen rechtskonformen Betrieb und die Nutzung der Liegenschaft verantwortlich. Darüber hinaus sei die Universitätsleitung auch rechtlich dazu verpflichtet, Schaden von der Universität abzuwenden, der durch eine Duldung der Besetzung hätte entstehen können. Darunter fallen u.a. Personenschäden, so hatten sich einige Mitglieder der Besetzung immer wieder illegal auf dem Dach aufgehalten, was leicht zu Unfällen hätte führen können. Aber auch Schäden am Gebäude selbst, so wurden während des Verlaufs der Besetzung stetig weitere Räumlichkeiten gewaltsam geöffnet, oder der mögliche Verlust von Teilen des Archivs, welche einen nicht abschätzbaren immateriellen Schaden verursacht hätte, zählen hinzu. Präsident Schleiff stellt darüber hinaus klar: „Auch die Verantwortung für den bereits seit langem geplanten Umzug des Archivs und Freizug des Gebäudes und ein dafür notwendiges Betreten durch Drittfirmen während einer laufenden Besetzung kann von der Universitätsleitung nicht übernommen werden.“ 

Für eine der zentralen Forderungen des Kollektivs, Freiräume für kulturelle und künstlerische Initiativen zu erhalten, zeigt die Universität durchaus Verständnis, akzeptiert jedoch nicht, dass dieser Bedarf ausschließlich an das Gebäude der ehemaligen Druckerei geknüpft sein soll. Das Land Hessen habe dem Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik die Nutzung der Liegenschaft fest zugesagt. Der Präsident betont: „Ich verstehe das Anliegen des Kollektivs nach Freiräumen, aber die Ausgestaltung eines solchen (sub-)kulturellen Raums in Frankfurt ist eben die Aufgabe der Stadt und liegt nicht in der Hand der Universität.“ 

„Der Protest der Besetzer der Druckerei hat wichtige Anliegen aufgegriffen, die auch zum Themenfeld des Instituts gehören – umso mehr bedaure ich, dass sie nicht dazu zu bewegen waren, das Gelände freiwillig zu verlassen“, sagt Angela Dorn, Ministerin für Wissenschaft und Kunst. „Der Universität blieb in ihrer Verantwortung sowohl für Gebäude und Grundstück, für die noch im Gebäude befindlichen Archivalien als auch für die Menschen, die sich dort aufhielten, keine andere Wahl als die Räumung. Ich danke dem Präsidenten der Universität, Herrn Prof. Dr. Schleiff, für sein besonnenes Vorgehen und seine wiederholten Versuche, die Besetzung einvernehmlich zu beenden. Ich hoffe, dass von den beteiligten Initiativen anerkannt wird, dass die Ansiedlung des Max-Planck-Instituts mit seinen Angeboten in Forschung und Lehre, öffentlichen Lectures, Konzerten und Kunstveranstaltungen ein wichtiger Baustein für den von der Stadt Frankfurt geplanten Kulturcampus ist.“ 

Die von den Besetzern angesprochenen Themen des nachhaltigen Bauens und vor allem des Gedenkens an die Geschichte, welche mit dem Gebäude verbunden ist, sind auch dem Max-Planck-Institut und der Max-Planck-Gesellschaft als Bauherrin wichtige Anliegen, so die Universität, Schleiff weiter: „Das Max-Planck-Institut hat bereits angekündigt, gemeinsam mit interessierten Anwohner*innen und Initiativen wie den Freunden Bockenheims Ideen für eine angemessene Erinnerungskultur entwickeln und realisieren zu wollen.“ Wenn es von den Akteur*innen gewünscht und als sinnvoll erachtet wird, sind die Goethe-Universität und insbesondere der Präsident gern bereit, diesen Prozess moderierend zu unterstützen.

 

Jul 11 2023
17:36

Erste Veranstaltung zu Vielfalt in Berufsperspektiven an einer deutschen Hochschule

Rainbow-Day: Karrieremesse für die LGBTQIA+ Community 

FRANKFURT. Der Career Service der Goethe-Universität erweitert seine Angebote für Studierende und Absolvent*innen fortlaufend. In diesem Jahr wurde ein Novum geschaffen: Die erste Karriere- und Kontaktmesse für Vielfalt an einer deutschen Hochschule. Der „Rainbow-Day“ findet statt am 13. Juli 2023 von 9:00 – 17:00 Uhr auf dem Campus Westend der Goethe-Universität. 

Besuchende aller Altersgruppen haben in Gesprächen an Messeständen die Möglichkeit, Unternehmen mit deren Mitarbeitenden kennenzulernen, die sich als moderne und weltoffene Firmen verstehen und denen Vielfalt wichtig ist. An rund 60 Messeständen ist der unmittelbare Austausch möglich; parallel zu den Gesprächen gibt es ein ganztägiges Rahmenprogramm. 

Das Tagesprogramm wird eröffnet durch Prof. Dr. Michael Huth, Vizepräsident für strategische Organisations- und Qualitätsentwicklung an der Goethe-Universität. Das Grußwort zum Rainbow-Day spricht Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, Bürgermeisterin sowie Dezernentin für Diversität, Antidiskriminierung und gesellschaftlichen Zusammenhalt der Stadt Frankfurt am Main. Nachfolgend werden Interessierten eine Vielzahl an Unternehmens- und Fachvorträgen angeboten. Das 90-minütige-Panel „Chancengerechtigkeit in Bewerbungsprozessen und am Arbeitsplatz: LGBTIQ* Community & Allyship“ um 13:30 Uhr bietet Raum für intensiven Dialog. 

Die Besucher*innenlounge zum Rainbow-Day bietet kostenfreie Getränke, Sitzplätze und einen direkten Austausch innerhalb der Community. 

Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie auf www.rainbowday.de 

Weitere Informationen:
CAMPUSERVICE der Goethe-Universität Career Service
Projektleitung: Sebastian Krug (he / him)
E-Mail: rainbowday@uni-frankfurt.campuservice.de
Telefon: 069/715857-241


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail, p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Jul 11 2023
11:21

Forscher:innen von Goethe-Universität, Max von Pettenkofer-Institut und Medizinischer Hochschule Hannover klären die molekularen Mitspieler des MHC-I-Beladekomplexes auf

Die Scharfmacher: Wie dendritische Zellen das Immunsystem aktivieren

Als Teil des Immunsystems sind dendritische Zellen essenziell für die Bekämpfung von virusinfizierten und entarteten Körperzellen. Sie lösen eine Immunantwort aus, indem sie Eiweißbruchstücke, zum Beispiel von Viren, den T-Zellen zeigen und sie dadurch aktivieren, die präsentierten Proteinfragmente als fremd zu erkennen. Ermöglicht wird dieser Vorgang innerhalb der dendritischen Zelle durch bestimmte Membranproteine, die MHC-I-Moleküle. Forscher:innen der Goethe-Universität Frankfurt und ihrer Partnerinstitute haben nun weitere Interaktionspartner des für die Beladung der MHC-I-Moleküle verantwortlichen Proteinkomplexes bei dendritischen Zellen identifiziert. 

FRANKFURT. Das spezifische oder erworbene Immunsystem der Wirbeltiere ist eine schlagkräftige Waffe gegen Krankheitserreger und krankhaft veränderte Körperzellen. Eine besondere Rolle spielen dabei die T-Zellen, die nach ihrer Aktivierung virusinfizierte oder entartete Zielzellen präzise abtöten können. Sie tragen auf ihrer Oberfläche einen Rezeptor für die Erkennung von kleinen Eiweißbruchstücken – Antigenen –, die ihnen von spezialisierten Immunzellen präsentiert werden, darunter die höchst effizienten dendritischen Zellen. Dabei handelt es sich um Fresszellen, die auf der Suche nach infizierten oder entarteten Zellen durch den Körper patrouillieren, sie aufnehmen und im Inneren eines Membranbläschens abbauen. Während dieses Prozesses werden Antigene erzeugt, die es den dendritischen Zellen ermöglichen, an sogenannte MHC-I-Rezeptoren zu binden und sie dann auf der Zelloberfläche zu präsentieren. 

Die Antigen-MHC-I-Moleküle bleiben mehrere Tage stabil und dienen in dieser Zeit dazu, unreife (naive) T-Zellen zu aktivieren und in schlagkräftige Killerzellen (zytotoxische T-Zellen) umzuwandeln. Diese „Scharfmacher-Funktion“ macht dendritische Zellen zu einem Hoffnungsträger der personalisierten Immuntherapie. Ein Team um Prof. Robert Tampé von der Goethe-Universität Frankfurt unter Beteiligung von Dr. Christian Schölz vom Max von Pettenkofer- Institut in München sowie Prof. Reinhold Förster und Prof. Ulrich Kalinke von der Medizinischen Hochschule Hannover konnte nun zeigen, dass der für die Beladung der MHC-I-Moleküle verantwortliche Proteinkomplex bei dendritischen Zellen für eine besonders effiziente Antigenpräsentation in supramolekularen Verbünden organisiert ist.

Wie alle Oberflächenproteine werden auch MHC-I-Moleküle noch während ihrer Synthese in die Membran des innerzellulären Endoplasmatischen Retikulums (ER) eingebaut, einem System aus Röhren und Taschen innerhalb der Zelle. Im ER werden die MHC-I-Moleküle mit Antigenen beladen, die über einen Transporter namens TAP dorthin gelangen. 

Aus dem Endoplasmatischen Retikulum schnüren sich kleine Bläschen (Vesikel) mit den beladenen MHC-I-Molekülen ab, wandern zur Zellmembran und verschmelzen mit ihr, sodass sie an der Zelloberfläche erscheinen und mit den T-Zellen interagieren können. „Jede Körperzelle mit Zellkern präsentiert dem Immunsystem ihre eigenen Antigene“, erklärt Tampé, „aber dendritische Zellen sind diejenigen, die Antigene anderer Zellen am besten auf MHC-I präsentieren und damit T-Zellen scharf schalten können.“ Dafür haben die dendritischen Zellen ein besonders weit verzweigtes ER. 

Für ihre Experimente untersuchten die Forscher:innen dendritische Zellen eines frühen Zellentwicklungsstadiums, sogenannte Vorläuferzellen, und ließen sie sich zunächst zu unreifen und dann zu reifen dendritischen Zellen entwickeln. In allen drei Zellgruppen fanden sie einen Antigenpeptid-Beladekomplex, der aus TAP, MHC-I und drei weiteren Proteinen besteht: Tapasin, ERp57 und Calretikulin. Letztere sind Faltungsenzyme (Chaperone), die die Ausbildung der korrekten dreidimensionalen Struktur des MHC-I begünstigen. 

In den reifen dendritischen Zellen war der Beladekomplex zusätzlich um drei weitere Proteine bereichert: Die Wissenschaftler:innen entdeckten in enger räumlicher Nähe die Proteine VAPA und ESYT1, die üblicherweise an Kontaktstellen zwischen ER und anderen Zellmembranen vorkommen, sowie BAP31. Letzteres befindet sich an ER-Austrittsstellen – also da, wo die sich Vesikel mit den gefalteten Proteinen vom ER abschnüren. „Dieses Ergebnis deutet daraufhin, dass die Antigenverarbeitung in dendritischen Zellen effizienter wird, indem der Beladekomplex nicht einzeln operiert, sondern in organisierten Verbünden zusammenarbeitet“, so Martina Barends, eine der Erstautorinnen der Forschungsarbeit. 

Die Kooperation mit den neu beschriebenen Partnern lässt vermuten, dass die Beladung der MHC-I-Moleküle an den ER-Austrittsstellen stattfindet, wodurch die Komplexe besonders schnell zur Zelloberfläche gelangen könnten. Beladekomplexe an Kontaktstellen zwischen ER und Plasmamembran könnten darüber hinaus einen direkten Transport zur Zelloberfläche ermöglichen. „Dies würde die Effizienz der Antigenpräsentation enorm erhöhen“, ist Tampé überzeugt. Die Hoffnung ist nun, dass diese Erkenntnisse dabei helfen, neue Impfstrategien und Immuntherapien zu entwickeln. „Wir haben jetzt eine bessere Vorstellung davon, wie in dendritischen Zellen Antigene erzeugt werden, die therapeutisch genutzt werden können“, fasst Tampé zusammen. 

Publikation: Martina Barends, Nicole Koller, Christian Schölz, Verónica Durán, Berislav Bosnjak, Jennifer Becker, Marius Döring, Hanna Blees, Reinhold Förster, Ulrich Kalinke, Robert Tampé: Dynamic interactome of the MHC I peptide loading complex in human dendritic cells. PNAS (2023) https://doi.org/10.1073/pnas.2219790120

Weitere Informationen 

Prof. Dr. Robert Tampé
SFB 1507 – Protein Assemblies and Machineries in Cell Membranes (https:/sfb1507.de)
Institut für Biochemie, Biozentrum
Goethe-Universität Frankfurt
Tel: +49 69 798-29475
tampe@em.uni-frankfurt.de
Homepage: https://www.biochem.uni-frankfurt.de/index.php?id=10
SFB 1507: https://sfb1507.de 

Twitter: @tampe_lab @goetheuni @MHH_life


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Jul 10 2023
16:14

Am Dialogprozess will die Universität aber festhalten

Goethe-Universität fordert Kollektiv „Die Druckerei“ erneut zum Ende der Besetzung auf

FRANKFURT. Am heutigen Montag suchten Vertreter der Goethe-Universität erneut das Gespräch mit Vertreter*innen des Kollektivs, das derzeit die ehemalige Dondorfsche Druckerei besetzt. In einem ersten Gespräch am 29.06.2023 hatten die Aktivisten*innen ihre Forderungen an die Goethe-Universität, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK), das Max-Planck-Institut für Empirische Ästhetik (MPIEÄ) sowie die eingeladene, aber nicht teilnehmende Stadt Frankfurt, gestellt; eine Einigung konnte dabei nicht erzielt werden. Das Kollektiv forderte u.a. den Erhalt des Gebäudes, die Suche nach einem alternativen Standort für die Unterbringung des MPIEÄ und will in der ehem. Druckerei eine Nutzung als freies und selbstverwaltetes kulturelles Zentrum durchsetzen. Ebenso wurden Forderungen nach nachhaltigem Bauen und dem Gedenken an die Geschichte, welche mit dem Gebäude verbunden ist, vorgetragen. 

Die Universität engagierte sich bisher als Moderatorin in diesem Prozess, machte mehrfach deutlich, nicht die richtige Adressatin für die Anliegen zu sein und forderte die Besetzer*innen erneut auf, unverzüglich das Gebäude zu räumen. Sie benötige dieses gegenwärtig noch für Teile ihres Archivs. Die Übergabe an die Max-Planck-Gesellschaft sei in die Wege geleitet. Da die Universität in absehbarer Zeit nicht mehr im Besitz der Immobilie sei, habe sie auch keine Befugnis, über die künftige Nutzung des Gebäudes zu bestimmen. 

„Das Kollektiv wurde heute noch einmal aufgefordert, die Besetzung freiwillig und friedlich zu beenden und das Gebäude umgehend zu verlassen“, hebt ein Sprecher der Universität hervor. Der Sprecher stellt zudem klar: „Die Universität hat weiterhin Verständnis für die Forderung nach Freiraum für unabhängige Kulturinitiativen und Künstlergruppen. Die Ausgestaltung des (sub-)kulturellen Raums in Frankfurt ist jedoch Aufgabe der Stadt und liegt nicht in der Hand der Universität. Auch die Anliegen des nachhaltigen Bauens und des angemessenen Gedenkens werden von uns unterstützt; hier ist die Universität bei Bedarf bereit, den Prozess konstruktiv zu begleiten. Wir fordern aber die Besetzenden auf, ihren Protest in legitimen Formen zu artikulieren. Offene Fragen müssen im Rahmen demokratischer Verfahren politisch gelöst werden.“

 

Jul 5 2023
13:56

Vortrag am 13. Juli in der UB Frankfurt behandelt das komplexe Verhältnis zwischen Horkheimer und dem Institut für Sozialforschung.

„Eminenzendämmerung“: Zum 50. Todestag Max Horkheimers

FRANKFURT. Max Horkheimer (1895-1973) ist zusammen mit Theodor W. Adorno berühmt geworden als Vater und Vordenker der "Kritischen Theorie der Frankfurter Schule". Anlässlich des 50. Todestags von Max Horkheimer referiert der Horkheimer-Biograph Magnus Klaue am 13. Juli in der Universitätsbibliothek Frankfurt über die Zeit, als der international renommierte Philosoph sich vom Institut für Sozialforschung geistig und räumlich entfernte.

Magnus Klaue geht in seinem Vortrag auf das komplexe Verhältnis zwischen Horkheimer und dem von ihm seit 1930 geleiteten Institut für Sozialforschung ein. Gilt Theodor W. Adorno bis heute als theoretischer Kopf des Instituts für Sozialforschung (IfS), wird Max Horkheimer zwar zugebilligt, dass er das IfS ökonomisch und organisatorisch zusammengehalten habe, die Rolle des Vordenkers aber wird ihm vorenthalten. Denn Horkheimer zog sich seit den frühen sechziger Jahren nicht nur aus dem universitären Betrieb zurück, um in Montagnola in der Schweiz das historische Erbe der Kritischen Theorie zu bewahren, das er durch die institutionalisierte Soziologie bedroht sah. Seitdem hatte er mit dem, was Frankfurter Schule heißt, wenig zu tun. Und wenn doch, dann eher als Gegenspieler. Der Vortrag wird darstellen, weshalb Horkheimer sich seit dem Ende der Adenauer-Ära von der Frankfurter Schule und dem IfS als deren institutioneller Form entfernt hat und warum man Adorno und Horkheimer nicht immer in Personalunion nennen sollte. 

„Eminenzendämmerung“ – Vortrag von Magnus Klaue 
Donnerstag, 13. Juli 2023, 18:30 Uhr
Schopenhauer-Studio der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main
Bockenheimer Landstr. 134-138, 60325 Frankfurt am Main

Eine Anmeldung für den Vortrag ist nicht nötig. Die Zahl der Sitzplätze ist begrenzt. 

Im Archiv der Universitätsbibliothek befindet sich der Nachlass von Max Horkheimers mit über 300.000 Seiten (Briefe, Werkmanuskripte, Arbeitsmaterialien, Tonträger und zahlreiche Fotos). Es werden einige Archivstücke zu Horkheimer im Vortragsraum präsentiert. Diese werden vom 11. bis 16. Juli 2023 im Schopenhauer-Studio zu sehen sein. https://www.ub.uni-frankfurt.de/archive/horkheimer.html 

Magnus Klaue hat Germanistik, Philosophie, Theater- und Filmwissenschaften studiert und an der Freien Universität Berlin über Else Lasker-Schüler promoviert. Zwischen 2015 und 2020 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur in Leipzig. Er schreibt regelmäßig für Zeitungen und Zeitschriften, u.a. für die „Welt“, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung und den „Schweizer Monat“. Derzeit arbeitet er an einer Studie über Max Horkheimer. 

Information: Dr. Mathias Jehn, Leitung der Abt. Kuratieren, Fachinformation & Vermittlung; Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstraße 134-138, 60325 Frankfurt am Main, Tel: +49 (69) 798 39007, E-Mail: m.jehn@ub.uni-frankfurt.de

Kontakt für Pressefragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsstelle Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit der Bibliothek, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jul 5 2023
13:15

Prominent besetzte Podiumsdiskussion über die Paulskirche schließt die Reihe Deutsche Bank Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ ab 

Demokratie als Baustelle 

FRANKFURT. Welche Lehren hält die Geschichte der Paulskirche für alle bereit, die die Demokratie der Zukunft als „Baustelle“ ansehen, an der es zu arbeiten gilt? Was hält die Demokratie am Leben? Wie ist es möglich, ihre sozialen und kulturellen Voraussetzungen zu erhalten und einen demokratischen Geist zu pflegen? In fünf Vorträgen ist die Vortragsreihe „Das Bauwerk der Demokratie. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Paulskirche als politisches Symbol“ an der Goethe-Universität diesen Fragen nachgegangen. 

Den Abschluss der Reihe bildet nun die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion Das Bauwerk (bzw. die Baustelle) der Demokratie am 12. Juli, 18.15 Uhr, in der Paulskirche, Paulsplatz 11. 

An der Gesprächsrunde nehmen teil: 

  • Peter Cachola-Schmal, Deutsches Architekturmuseum 
  • Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, Goethe-Universität, Normative Orders, Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung 
  • Prof. Dr. Rainer Forst, Goethe-Universität, Normative Orders
  • Mike Josef, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main 
  • Volker Kauder, Vorsitzender Expert*innenkommission Paulskirche und ehem. Mitglied des Deutschen Bundestags 

Moderiert wird die Veranstaltung von Rebecca Caroline Schmidt, Goethe-Universität, Forschungszentrum „Normative Ordnungen“.

Die Paulskirche ist mithin der Ort der dialektischen, nicht abgeschlossenen deutschen Demokratiegeschichte. Hier kommen demokratische Erinnerung und Mahnung, Aufbruch und Scheitern, Hoffnung und Zerstörung, kurz all das zusammen, was zu einem demokratischen Bewusstsein gehört. Die Paulskirche als Bauwerk symbolisiert auf einzigartige Weise, dass die Demokratie selbst ein Bauwerk ist, dessen Fundamente nicht als endgültig gesichert anzusehen sind, sondern deren Grund, Aufbau und Fortentwicklung immer wieder kollektiv neu bestimmt werden müssen. Daher sollen in der Diskussionsrunde auch konzeptionelle Vorschläge beleuchtet werden, wie die Paulskirche in den kommenden Jahren saniert und ihre Gestaltung überdacht werden kann, um als nationaler Erinnerungs- und Diskursort weiterzubestehen. 

Die vom Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ organisierte Podiumsdiskussion beendet die diesjährige Reihe Deutsche Bank Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ der Goethe-Universität. 

Eine Anmeldung wird erbeten unter: https://survey.rz.uni-frankfurt.de/index.php/185868?lang=de 

Information:  Anke Harms, Referentin für Wissenschaftskommunikation des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität, anke.harms@normativeorders.net, 069/798-31407, www.normativeorders.net


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail, p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Jul 4 2023
17:04

Puria Parvini, Bianca Bertulat und David Käbisch erhalten in diesem Jahr den 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre

Hervorragende Universitätslehre im Rampenlicht

Den 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre erhalten in diesem Jahr der Zahnmediziner PD Dr. Puria Parvini, die Koordinatorin eines Goethe-Orientierungsstudiums Dr. Bianca Bertulat und der Professor für Religionspädagogik Prof. David Käbisch. Der Preis wurde heute zum 22. Mal von der Goethe-Universität gemeinsam mit der Stiftung der Frankfurter Sparkasse vergeben.

FRANKFURT. Zum 22. Mal ist heute an der Goethe-Universität der 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre verliehen worden. Damit ausgezeichnet wurden ein Zahnmediziner, die Koordinatorin eines naturwissenschaftlichen Orientierungsstudiums und ein evangelischer Religionspädagoge. Der Preis wird von der Stiftung der Frankfurter Sparkasse und der Goethe-Universität gemeinsam vergeben. 

Den mit 15.000 Euro dotierten 1. Preis erhielt PD Dr. Puria Parvini, der als Leitender Oberarzt an der Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie der Goethe-Universität tätig ist. Der 2. Preis (10.000 Euro) ging an Dr. Bianca Bertulat, die als Koordinatorin des Goethe-Orientierungsstudiums Natur- und Lebenswissenschaften der Goethe-Universität wirkt. Mit dem 3. Preis (5.000 Euro) wurde der Religionspädagoge Prof. David Käbisch ausgezeichnet, der die Professur für Religionspädagogik und Didaktik des evangelischen Religionsunterrichts am Fachbereich Evangelisch Theologie innehat. 

„Über gute Lehre sollte viel mehr gesprochen werden, sie gehört einfach ins Rampenlicht“, betonte Prof. Christiane Thompson, Vizepräsidentin für Lehre an der Goethe-Universität, anlässlich der Verleihung. „Unsere Studierenden haben es verdient, die bestmögliche Bildung und Ausbildung zu erhalten – egal welchen beruflichen Weg sie später einschlagen werden. Letztlich ist auch Spitzenforschung nicht denkbar ohne eine begeisterte, begeisternde Lehre und engagierte Dozentinnen und Dozenten. Der 1822-Universitätspreis macht es uns möglich, auf herausragende Beispiele hinzuweisen, die Schule machen sollten“, so Thompson. 

Dr. Ingo Wiedemeier, der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Sparkasse: „Um exzellente Lehre sichtbar zu machen und ihr die Anerkennung zukommen zu lassen, die sie verdient, hat die Stiftung der Frankfurter Sparkasse vor 22 Jahren eine Partnerschaft mit der Goethe-Universität begründet und den 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre ins Leben gerufen. Es ist uns eine große Freude, Jahr für Jahr das besondere Engagement der Preisträgerinnen und Preisträger und ihre Leistungen in den Mittelpunkt zu stellen und zu würdigen.“ 

Die diesjährige Preisverleihung stand unter dem Motto „Exzellente Lehre erleben“. Thessa König und Felix Burose, die beide Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe-Universität studieren, moderierten die Veranstaltung und schlüpften in die Rolle der Dozentin bzw. des Dozenten, die ein Proseminar zum Thema „Einführung in die exzellente Lehre der Goethe-Universität“ hielten. Außerdem trat das lokale Improvisationstheaters „Der Fuchs“ mit einer interaktiven Übung zur exzellente Lehre auf. 

Der 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre wird jährlich vergeben. Er schärft das Bewusstsein für die Bedeutung innovativer Hochschullehre und macht das Engagement herausragender Lehrender sichtbar. Den ersten und dritten Preis fördert die Stiftung der Frankfurter Sparkasse mit insgesamt 20.000 Euro, der 2. Preis in Höhe von 10.000 Euro wird von der Goethe-Universität finanziert. Das Nominierungsrecht liegt bei den Studierenden. Die Entscheidung darüber, wer den Preis letztendlich erhält, obliegt einer Kommission, in der alle Statusgruppen sowie die Geschäftsführung der Stiftung der Frankfurter Sparkasse vertreten sind. Die wichtigsten Kriterien für die Vergabe sind: Innovation in der Lehre, besondere Qualität der Lehrveranstaltungen sowie außergewöhnliches Engagement in der Betreuung von Studierenden.

Die Ausgezeichneten 

PD Dr. Puria Parvini, der den 1. Preis erhält, arbeitet als Leitender Oberarzt an der Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie. In ihrem Nominierungsschreiben heben die Studierenden hervor, dass Parvini sich sehr dafür einsetzt, den zahnmedizinischen Nachwuchs auf den aktuellen wissenschaftlichen Stand zu bringen. Mit Hilfe einer ausführlichen Dokumentation seiner Patientenfälle füllt er den theoretischen Inhalt seiner Vorlesungen mit Leben. Er ermöglicht den Studierenden zum Teil auch eine aktive Teilnahme an Operationen. Nicht nur für Fragen steht er auch außerhalb seiner Arbeitszeit zur Verfügung: Er ermöglicht den Studierenden auch die Teilnahme an Vorträgen für approbierte Zahnärzte. Durch seine interdisziplinäre Ausrichtung öffnet er den Studierenden den fachlichen Horizont und bereitet sie umfassend auf ihren Beruf vor. 

Den 2. Preis erhält Dr. Bianca Bertulat, die als Koordinatorin des Goethe-Orientierungsstudiums Natur- und Lebenswissenschaften tätig ist. Das Goethe-Orientierungsstudium richtet sich an Studieninteressierte mit einem ausgeprägten Interesse an Natur- und Lebenswissenschaften, denen die Entscheidung für ein Studienfach noch schwerfällt. Das vorgeschaltete Orientierungsstudium ermöglicht es den teilnehmenden Studierenden, zu einer fundierten Studienwahl zu kommen. Dafür entwickelt Bertulat gemeinsam mit den Fachbereichen Biowissenschaften, Geowissenschaften/Geographie und Sportwissenschaften Lehrveranstaltungen, die hierfür geeignet sind, darunter sind zum Beispiel zwei Praxisprojekte, ein Mentoring-Seminar und eine Berufsfeldorientierung. Bertulat motiviert die Studierenden, sich auf wissenschaftliches Denken einzulassen und fördert die Begeisterung für Natur- und Lebenswissenschaften. Unermüdlich setzt sie sich für die Weiterentwicklung von Lehrangeboten ein und ist dafür ständig in interdisziplinären Gesprächen. 

Der 3. Preis geht an Prof. David Käbisch, der an der Goethe-Universität Religionspädagogik und Didaktik des evangelischen Religionsunterrichts lehrt. Käbisch wurde von den Studierenden wegen seines innovativen Lehrangebots ausgewählt. Er vermittelt seinen Studierenden eine hohe Kompetenz in multimedialen Lehransätzen. Ein sehr erfolgreiches Lehrprojekt ist Relithek.de, ein Multimediaportal zur (inter)religiösen Verständigung und Bildung, welches einen interreligiösen Dialog bundesweit angeregt hat. Dieses Projekt wurde vor einem Jahr mit einem weiteren Projekt erweitert: SANE, das Selbstlerntool Ambivalente Narrative in Erklärfilmen, womit Lehramtsstudierende erzähltheoretische, mediendidaktische und fachdidaktische Kategorien für die Analyse von Erklärfilmen kennenlernen. Käbisch vermittelt seinen Studierenden das Handwerkszeug, sowohl philosophisch als auch technisch, sich mit den Herausforderungen unserer Zeit auseinanderzusetzen und zu diskutieren, so dass sie diese Fähigkeiten auch in ihre Lehrtätigkeit einfließen lassen und weitergeben können.

Neben den Ausgezeichneten wurden folgende Lehrenden nominiert:

  • Dr. Rupert Abele, Fachbereich 14 – Biochemie, Chemie und Pharmazie
  • Dr. Mahmoud Bassiouni, Fachbereich 03 – Gesellschaftswissenschaften
  • Dr. Johannes Friedrich Diehl, Fachbereich 06 – Evangelische Theologie
  • Prof.in Dr. Frederike Felcht, Fachbereich 10 – Neuere Philologien 
  • Marlene Hastenplug, cand. mag., Fachbereich 10 – Neuere Philologien 
  • Dr.in Lena Hoffmann, Fachbereich 10 – Neuere Philologien 
  • Dr.in Mariam Kamarauli, Fachbereich 09 – Sprach- und Kulturwissenschaften 
  • Dr.in Friederike Korneck, Fachbereich 13 – Physik 
  • Prof.in Dr. Antje Krause-Wahl, Fachbereich 09 – Sprach- und Kulturwissenschaften 
  • Prof.in Dr. Meike Piepenbring, Fachbereich 15 – Biowissenschaften
  • Dr. Patrick Poppe, Fachbereich 07 – Katholische Theologie 
  • Prof. Dr. Jochen Roeper, Fachbereich 16 – Medizin 
  • Mohamed Salhi, M.A., Fachbereich 03 – Gesellschaftswissenschaften 
  • Prof. Dr. Achim Schmidtko, Fachbereich 14 – Biochemie, Chemie und Pharmazie 
  • Prof. Dr. Martin Schultze, Fachbereich 05 – Psychologie und Sportwissenschaften 
  • Dr.in Katja Schulz, Fachbereich 10 – Neuere Philologien 
  • Jonas Schwarzlose, M.A., Fachbereich 03 – Gesellschaftswissenschaften

Informationen:
Dr. Elizabeth Kovach
Referentin Hochschulpreise und Stipendien, Karriere Stipendien und Preise
Studium Lehre Internationales
Goethe-Universität Frankfurt
Telefon +49 (69) 798-17258
E-Mail: kovach@em.uni-frankfurt.de 

Bilder von der Preisverleihung können ab Mittwoch, 5. Juli, zur Verfügung gestellt werden. Kontakt: presse@uni-frankfurt.de.


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jun 30 2023
15:20

Universitätspräsident Schleiff: „Bedauern sein Ausscheiden sehr.“ 

Dr. Olaf Kaltenborn verlässt nach 17 erfolgreichen Jahren die Goethe-Universität

FRANKFURT. Nach insgesamt 17 erfolgreichen Jahren als Leiter der Kommunikation und Pressesprecher von insgesamt vier Präsident*innen und Präsidien der Goethe-Universität verlässt Dr. Olaf Kaltenborn zum 30.06.2023 auf eigenen Wunsch die Goethe-Universität, um eine neue berufliche Herausforderung anzunehmen.

Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff: „Viele Jahre war Herr Dr. Kaltenborn gegenüber den Medien das Gesicht der Goethe-Universität. Wir bedauern sein Ausscheiden sehr. Als Leiter unserer Kommunikation und Pressesprecher war er der Goethe-Universität in entscheidenden Jahren ihrer Entwicklung – von der Umwandlung in eine Stiftungsuniversität ab 2006, dem 100. Jubiläum 2014, aber auch beim erfolgreichen Management vieler Krisensituationen – ein unverzichtbarer, stets loyaler Berater und Motor universitärer Veränderung, die er mit den Mitteln und Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit begleitet hat.

Bereits als Vizepräsident und ab 2021 als Präsident habe ich mit Herrn Dr. Kaltenborn sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet und konnte – wie auch schon meine Vorgänger*innen – in entscheidenden Situationen immer auf seinen Rat bauen. Auch im Namen des gesamten Präsidiums wünsche ich Herrn Dr. Kaltenborn für seine neue berufliche Herausforderung herzlich alles Gute und weiterhin viel Erfolg. Ich bin überzeugt, dass er auch an anderer Stelle noch viel Positives bewegen wird.“ 

Dr. Olaf Kaltenborn: „Dieser Schritt ist mir nicht leichtgefallen. Die Goethe-Universität und viele großartige Menschen, mit denen ich in dieser Zeit zusammenarbeiten durfte, sind mir in meiner langjährigen Tätigkeit sehr ans Herz gewachsen. Ich verlasse die Goethe-Universität mit guten Erinnerungen an eine erfolgreiche und sehr produktive Zeit und möchte mich insbesondere bei meinem phantastischen Team für die herausragende Unterstützung bei der Planung und Realisierung vieler öffentlichkeitswirksamer Kommunikationsprojekte bedanken. Ich trete jetzt zunächst eine längere Auszeit an, bevor eine neue berufliche Herausforderung beginnt.“ 

Foto von Dr. Olaf Kaltenborn zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/139582031 (Fotograf: Uwe Dettmar/Goethe-Universität)

 

Jun 30 2023
10:39

Forschende von Goethe-Universität und Kooperationspartnern analysieren Verständnislücken und geben Handlungsempfehlungen 

Wie Chemikalieneinsatz und der Verlust der Artenvielfalt zusammenhängen

Chemikalien in der Umwelt werden in der Wissenschaft nicht ausreichend als eine der Ursachen für den Schwund der Artenvielfalt in den Blick genommen. Dies zeigen 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungsnetzwerks RobustNature von Goethe-Universität und kooperierenden Instituten in einer Studie, die jetzt in der Zeitschrift „Nature Ecology and Evolution“ veröffentlicht worden ist. Die Forschenden sehen in einem interdisziplinären Ansatz eine neue Chance, den Verlust der Biodiversität besser zu verstehen, um effizienter Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Dazu untersuchen sie die Wechselwirkungen zwischen chemischer Belastung und Biodiversitätsverlust.

FRANKFURT. Der Rückgang der biologischen Vielfalt bedroht die Lebensgrundlagen der Menschheit. Die Wissenschaft macht eine ganze Reihe von Gründen für diesen Rückgang verantwortlich. Während allerdings der Zusammenhang zwischen dem Artenschwund einerseits und andererseits dem Verlust von Lebensräumen, dem Eindringen nicht-heimischer Arten oder dem Klimawandel intensiv erforscht wird, schenkt die Wissenschaft den Auswirkungen von Chemikalien auf die Biodiversität weniger Aufmerksamkeit. Das belegt ein Forscherteam um Prof. Henner Hollert, Dr. Francisco Sylvester und Fabian Weichert von der Goethe-Universität Frankfurt in einer aktuellen Studie. 

Das Team hat die wissenschaftliche Literatur der Jahre 1990 bis 2021 zum Thema umfassend analysiert. Demnach werden die sehr zahlreichen Forschungsarbeiten zur Umweltbelastung durch Chemikalien in einer nur geringen Anzahl hochspezialisierter ökotoxikologischer Fachzeitschriften veröffentlicht, in denen nur sehr selten Arbeiten über den Verlust der Artenvielfalt zu finden sind. „Das lässt auf eine starke Abkapselung des Fachgebietes schließen und steht im starken Gegensatz zu dem Publikationsverhalten, wenn es um andere Ursachen des weltweiten Biodiversitätsverlustes geht“, sagt Henner Hollert. „Die Forschung zur Umweltbelastung durch Chemikalien erfolgt bis heute meist losgelöst von der Bewertung des Verlusts der biologischen Vielfalt.“ 

Das Autorenteam fordert eine stärkere interdisziplinäre Ausrichtung der Forschungsaktivitäten, um die Auswirkungen von chemischen Stoffen auf die Biodiversität besser verstehen und mildern zu können. Hoffnungsvoll stimmt die Forschenden dabei, dass es in den letzten Jahren eine ganze Reihe von methodischen Fortschritten im Bereich der Ökotoxikologie und Ökologie gab. So lassen sich etwa in Umweltproben mit Hilfe moderner chemischer und effektbasierter Analytik sowie Big-Data-Wissenschaft Tausende von bekannten und unbekannten Substanzen gleichzeitig aufspüren. Hinzu kommen unter anderem Technologien zur Umweltfernüberwachung etwa mit Satelliten, Computermodelle zur Vorhersage ökologischer Risiken von Chemikalien oder Methoden zur Bestimmung der Artenvielfalt mit Hilfe von Umwelt-DNA. 

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehen allerdings auch Herausforderungen, die trotz interdisziplinärem Ansatz erheblich sind. So fehlen häufig grundlegende Daten; jedes Untersuchungsgebiet hat spezifische Merkmale; die Prozesse auf der Skala eines Ökosystems sind komplex. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, geben die Forschenden 16 Empfehlungen. So schlagen sie beispielsweise vor, die Industrie zu verpflichten, relevante Daten öffentlich zu machen. Oder sie regen an, ökologische Testmodelle zu entwickeln, die nicht nur einzelne Organismen, sondern auch Populationen, Gemeinschaften oder gar Ökosysteme erfassen. 

Der Forschungsverbund RobustNature widmet sich dem Thema Robustheit und Resilienz von Natur-Gesellschaftssystemen im sich entwickelnden Anthropozän und speziell der Interaktion von chemischer Belastung und Biodiversitätsverlust. Mit Partnern aus dem In- und Ausland hat RobustNature eine interdisziplinäre Zusammenarbeit entwickelt, um wichtige Fragestellungen zur Mensch-Ökosystem-Dynamik anzugehen. https://www.robustnature.de/de/

Partner: 

  • Goethe-Universität Frankfurt (Koordination; Fachbereich Biowissenschaften (15) mit den Fachbereichen Rechtswissenschaften (1), Wirtschaftswissenschaften (2), Gesellschaftswissenschaften (3), Erziehungswissenschaften (4), Geowissenschaften und Geographie (11), Informatik und Mathematik (12), Medizin (16) und dem Profilbereich Sustainability & Biodiversity) 
  • Institut für Sozialökologische Forschung (ISOE) 
  • Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) 
  • LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik (LOEWE TBG) 
  • Helmholtzzentrum für Umweltforschung, Leipzig (UFZ) 
  • Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE, Frankfurt
  • Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologe IME, Schmallenberg 
  • RWTH Aachen University 
  • University of Saskatchewan, Canada 
  • ETH Zürich, Schweiz 
  • Stockholm University, Schweden

Publikation: Francisco Sylvester, Fabian G. Weichert, Verónica L. Lozano, Ksenia J. Groh, Miklós Bálint, Lisa Baumann, Claus Bässler, Werner Brack, Barbara Brandl, Joachim Curtius, Paul Dierkes, Petra Döll, Ingo Ebersberger, Sotirios Fragkostefanakis, Eric J. N. Helfrich, Thomas Hickler, Sarah Johann, Jonas Jourdan, Sven Klimpel, Helge Kminek, Florencia Liquin, Darrel Möllendorf, Thomas Müller, Jörg Oehlmann, Richard Ottermanns, Steffen U. Pauls, Meike Piepenbring, Jakob Pfefferle, Gerrit Jasper Schenk, J.F. Scheepens, Martin Scheringer, Sabrina Schiwy, Antje Schlottmann, Flurina Schneider, Lisa M. Schulte, Maria Schulze-Sylvester, Ernst Stelzer, Frederic Strobl, Andrea Sundermann, Klement Tockner, Tobias Tröger, Andreas Vilcinskas, Carolin Völker, Ricarda Winkelmann, Henner Hollert: Better integration of chemical pollution research will further our understanding of biodiversity loss. Nature Ecology and Evolution (2023) http://dx.doi.org/10.1038/s41559-023-02117-6

Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/138808301 

Bildtext: Pestizide in der Landwirtschaft tragen zum Verlust der Biodiversität bei. Foto: Markus Bernards 

Weitere Informationen 

Prof. Dr. Dr. h.c. Henner Hollert
Institut für Ökologie, Evolution und Diversität
Goethe-Universität Frankfurt
sowie Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie (IME), Schmallenberg und LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik (LOEWE‐TBG), Frankfurt
Tel: +49 (0)69 798-42171 hollert@bio.uni-frankfurt.de
https://www.bio.uni-frankfurt.de/43970666/Abt__Hollert

Twitter: @hhollert @goetheuni @LOEWE_TBG @fraunhofer_IME @isoewikom @senckenberg @UFZ_de @SAFE_Frankfurt @RWTH @USask_INTL @ETH @ETH_en @Stockholm_Uni


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Jun 29 2023
15:50

Asia Forum 2023 an der Goethe-Universität: Koreanischer Filmproduzent Dong Yeon Won spricht über die Zukunft der Koreanischen Filmindustrie

Warum Südkorea in der internationalen Medienbranche erfolgreich ist 

FRANKFURT. Ob „Squid Game“, „Hellbound“ oder „Parasite“ - koreanische Filme und Serien sind beliebt, sie erhalten Auszeichnungen und erzielen hohe Abrufzahlen. So hat sich Südkorea zu einem der wichtigsten Akteure der internationalen Medienbranche entwickelt. Wie lässt sich dieser Erfolg erklären? Und was bedeutet diese Entwicklung für die Zukunft des Films?

Auf dem diesjährigen Asia Forum spricht der koreanische Filmproduzent und CEO der Produktionsfirma “Realies Pictures" Dong Yeon Won über diese Fragen in dem Kurzvortrag

Korean Film and Television. Competitiveness and Future Prospects
am Donnerstag, dem 6. Juli 2023
um 18.15 Uhr
im Renate von Metzler-Saal des Casino-Gebäudes am Campus Westend

Dong Yeon Won wird Einblicke in die Branche geben und von seiner Erfahrung bei der Produktion international erfolgreicher Formate wie „Along With the Gods“ und „Masquerade“ berichten.

Im Zentrum des Asia Forum 2023 stehen Korea und die globale Ausstrahlungskraft der koreanischen Kultur. Das Forum wird veranstaltet vom Interdisziplinären Zentrum für Ostasienstudien (IZO) gemeinsam mit der Forschungsinitiative ConTrust: Vertrauen im Konflikt und dem Verbundprojekt CEDITRAA (Cultural Entrepreneurship and Digital Transformation in Africa and Asia) an der Goethe-Universität Frankfurt.

Der Talk findet auf Koreanisch und Englisch statt, der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen und Programm unter: https://contrust.uni-frankfurt.de/event/korean-film-and-television-competitiveness-and-future-prospects/

Informationen:
Anke Harms
Referentin für Wissenschaftskommunikation des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität
anke.harms@normativeorders.net
069/798-31407
www.normativeorders.net


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de