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Mediziner:innen der Goethe-Universität Frankfurt identifizieren in der DNA von Leukämiezellen einen vielversprechenden Angriffspunkt für neue Therapieansätze
Leukämien sind die häufigste Krebsart bei Kindern. Die Behandlung erfolgt mit intensiver Chemotherapie, die aufgrund ihrer unspezifischen Wirkungsweise schwere Nebenwirkungen hat. Ein Team der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und des Instituts für Experimentelle Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Goethe-Universität Frankfurt hat nun eine Stelle in der DNA der Krebszellen entdeckt, die für das Überleben von Leukämiezellen essentiell ist. Krebszellen, bei denen das an dieser Stelle kodierte Gen experimentell verändert wurde, starben ab. Der Genort stellt damit ein vielversprechendes Angriffsziel für eine zukünftige Therapiealternative dar.
FRANKFURT. Der
Begriff Leukämie
umfasst verschiedene Formen von Blutkrebs, zu denen auch die akute myeloische
Leukämie (AML) gehört. Dabei entarten frühe Vorstufen der Blutzellen – die
Stammzellen und die daraus hervorgegangenen Vorläuferzellen. Bei Kindern ist
die AML die zweithäufigste Leukämie; sie macht rund vier Prozent aller
bösartigen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter aus. Trotz intensiver
Chemotherapie überlebt nur rund die Hälfte der Betroffenen ohne erneuten
Krankheitsrückfall. Rund ein Drittel der Kinder sind nach der Therapie auf eine
Stammzellspende angewiesen. Da die unspezifisch wirkenden Chemotherapien starke
Nebenwirkungen aufweisen, wird dringend nach neuen, spezifischen Therapieansätzen
gesucht.
Eine
ungewöhnliche Achillesferse von AML-Zellen hat nun ein Team um Jan-Henning
Klusmann von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und Dirk Heckl vom
Institut für Experimentelle Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Goethe-Universität
Frankfurt gefunden. Für ihre jetzt veröffentlichte Studie hatten sie sich in
den Blutkrebszellen eine bestimmte Gruppe von Nukleinsäuren angeschaut: die
nicht-kodierenden RNAs. Diese entstehen genauso wie gewöhnliche messenger-RNAs
(mRNAs) durch die Abschrift (Transkription) von Genen. Anders als mRNAs werden
die nicht-kodierende RNAs jedoch danach nicht in Proteine übersetzt, sondern
übernehmen häufig regulatorische Funktionen zum Beispiel bei Zellwachstum und
Zellteilung. Eine massive Störung von Regulationsvorgängen zeichnet
typischerweise Krebszellen aus. Nicht-kodierende RNAs sind deshalb interessante
Ansatzpunkte für die Bekämpfung von Krebs.
Vor
diesem Hintergrund wollten die Forschenden um Klusmann und Heckl mehr über die
Rolle von nicht-kodierenden RNAs in AML-Zellen wissen. Dazu erstellten sie eine
Art Bestandsaufnahme dieser Moleküle in Krebszellen von erkrankten Kindern und
verglichen das erhaltene Muster mit dem gesunder Blutstammzellen. Knapp 500
nicht-kodierende RNAs wurden in AML-Zellen im Vergleich zur gesunden Zelle
vermehrt gebildet – ein Hinweis darauf, dass diese in den Krebszellen eine
wichtige Funktion wahrnehmen könnten. Um dies zu überprüfen, schalteten die
Forschenden jedes einzelne dieser RNA-Moleküle aus, indem sie verhinderten,
dass das kodierende Gen im Genom abgelesen wurde. Den deutlichsten Effekt
fanden sie für das Gen MYNRL15: Krebszellen, bei denen dieses Gen
ausgeschaltet war, verloren ihre Fähigkeit zur unbegrenzten Vermehrung und
starben ab.
Überraschenderweise
war für diesen Effekt aber nicht das Fehlen der nicht-kodierenden RNA
verantwortlich, wie Klusmann kommentiert: „Die von uns beobachtete
regulatorische Funktion ist auf das Gen MYNRL15 selbst zurückzuführen.“
Das Team konnte zeigen, dass sich durch die Zerstörung des Gens die räumliche
Struktur des Chromatins, also der dreidimensionalen Organisationsform des
Erbguts, veränderte. „Dies führte zur Deaktivierung von Genen, die AML-Zellen
für ihr Überleben benötigen“, so Klusmann. Damit bietet sich nun eine ungeahnte
neue Möglichkeit, um Blutkrebs zu bekämpfen.
Vor
diesem Hintergrund ist es bedeutsam, dass der hemmende Effekt durch das
veränderte MYNRL15-Gen bei verschiedenen AML-Zelllinien beobachtet
werden konnte. Diese stammten sowohl aus Kindern als auch aus Erwachsenen und
deckten verschiedene Unterformen der Krankheit ab – darunter eine, die bei
Menschen mit Down-Syndrom häufig auftritt. „Dass alle Leukämien, die wir
untersucht haben, von diesem Genort abhängig waren, zeigt uns, dass dieser eine
wichtige Bedeutung haben muss“, schlussfolgert Klusmann. Die Forschenden hoffen
nun, dass sich die Abhängigkeit der Krebszellen von MYNRL15 ausnutzen
lässt, um eine spezifische Gentherapie zu entwickeln. „In unserer Studie haben
wir erstmals systematisch nicht-kodierende RNAs und ihre Gene in AML-Zellen
untersucht und dabei einen Genort identifiziert, der einen vielversprechenden
Angriffspunkt für die Entwicklung einer zukünftigen Therapie darstellt“, fasst
Klusmann zusammen.
Publikation: Michelle Ng, Lonneke Verboon, Hasan Issa, Raj Bhayadia, Marit
Willemijn Vermunt, Robert Winkler, Leah Schüler, Oriol Alejo, Konstantin
Schuschel, Eniko Regenyi, Dorit Borchert, Michael Heuser, Dirk Reinhardt,
Marie-Laure Yaspo, Dirk Heckl, Jan-Henning Klusmann: Myeloid leukemia
vulnerabilities embedded in long noncoding RNA locus MYNRL15. iScience 26,
107844 (2023) https://doi.org/10.1016/j.isci.2023.107844
Weitere Informationen
Prof.
Dr. med. Jan-Henning Klusmann
Direktor
Klinik
für Kinder- und Jugendmedizin
Universitätsklinikum
Frankfurt
Telefon:
+49 69 6301-5094
kkjm-direktor@kgu.de
www.kgu.dewww.leukemia-research.de
Prof.
Dr. Dirk Heckl
Institut
für Experimentelle Pädiatrische Hämatologie und Onkologie
Goethe-Universität
Frankfurt
d.heckl@kinderkrebsstiftung-frankfurt.de
Twitter:
@jhkmann @jhklusmann @goetheuni @UK_Frankfurt
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Die italienische Erfolgsautorin Francesca Melandri ist zu Gast bei der Ginzburg Lecture an der Goethe-Universität
FRANKFURT. Sie gilt manchen
als „die neue Elena Ferrante“, aber Francesca Melandri hat ihren ganz eigenen
Stil. Ihr Roman „Alle, außer mir“, der im Original unter dem Titel „Sangue
giusto“ 2017 erschienen ist, erzählt eindringlich und spannend von einem
dunklen Kapitel europäischer, insbesondere italienischer Geschichte, nämlich
der Rolle Italiens als Kolonialmacht in Äthiopien und Eritrea. Melandri verwebt
darin die Themen Identität, Verdrängung, Familie und Kolonialismus zu einer
meisterlichen Erzählung, die die Geschehnisse um den Abessinienkrieg anhand
einer individuellen Lebensgeschichte anschaulich macht.
Im
Rahmen der Frankfurter Ginzburg Lecture ist Melandri zu Gast an der
Goethe-Universität. Unter dem Titel LA PELLE VIVA DELLA STORIA („Die lebendige
Haut der Geschichte“) wird sie
am Mittwoch, 29.
November, von 18 Uhr c.t.,
im IG-Farben-Gebäude, Raum 311
auf dem Campus Westend
der Goethe-Universität
aus
ihrem jüngsten Buch lesen und über ihre aktuellen Projekte sprechen. Ihr
italienischer Vortrag wird ins Deutsche übersetzt.
Bekannt
geworden war Melandri, Jahrgang 1964, bereits 2010 durch Ihren Roman „Eva
dorme“ („Eva schläft“, Blessing, 2011), der die politische Geschichte Südtirols
anhand einer Familiengeschichte aufarbeitet. Es folgte 2012 „Più alto del mare“
(„Über Meereshöhe“, Blessing, 2012). Die Trilogie zur politischen Geschichte
Italiens fand mit dem Roman „Sangue giusto“, 2017 („Alle, außer mir“,
Wagenbach, 2018) schließlich ihren Abschluss. Hier spannt sie einen Bogen von
der faschistischen Beteiligung an der Kolonialisierung Afrikas bis hin zu den
Schicksalen der Geflüchteten, die heute auf Lampedusa stranden.
Die
Ginzburg Lecture findet zum zweiten Mal statt. Veranstalter sind das
Italienzentrum der Goethe-Universität und das RMU-Italienforum. Die
Schirmherrschaft der Veranstaltung hat das italienische Konsulat übernommen.
Das Veranstaltungsplakat zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/145293327
Information:
Prof.
Dr. Christine Ott
Institut für Romanische Sprachen und Literaturen
Goethe-Universität
Frankfurt
Telefon
+49 (69) 798-32014/-32016
E-Mail:
c.ott@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Graduiertenkolleg zur Wohnungsforschung mit über sieben Millionen Euro
Die Gesellschaft verändert sich und mit ihr das Wohnen. Diesem Zusammenhang soll ein gemeinsames Graduiertenkolleg von Goethe-Universität Frankfurt und Bauhaus-Universität Weimar wissenschaftlich auf den Grund gehen.
FRANKFURT. Mehr
als sieben Millionen Euro Fördermittel erhalten die Goethe-Universität
Frankfurt und die Bauhaus-Universität Weimar für das gemeinsame
Graduiertenkolleg „Gewohnter Wandel. Gesellschaftliche Transformation und
räumliche Materialisierung des Wohnens“ von der DFG. Vom Herbst 2024 an werden
Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen an den Standorten
Weimar und Frankfurt interdisziplinär zur aktuellen Lage der Wohnungsversorgung
forschen.
Wohnen ist ein Grundbedürfnis des Menschen und von elementarer
Bedeutung für individuelle und gesellschaftliche Entwicklung. Im Wohnen
spiegeln sich epochale Umbrüche und gesellschaftliche Wandlungsprozesse wider.
Es ist eine zentrale und große Herausforderung heutiger Stadtentwicklung, mehr
sozial gerechten Wohnraum zu schaffen.
Die gebaute Umwelt von morgen prägen die gesellschaftlichen
Entwicklungen von heute. Daher nimmt das Kolleg zum Beispiel Veränderungen
durch soziale Auseinandersetzungen, ökologische Ansprüche oder
Digitalisierungsprozesse in der Wohnumwelt in den Blick: Welche
Herausforderungen, Probleme, Widersprüche und Konflikte ergeben sich daraus für
das Wohnen? Wie beeinflusst die gebaute Wohnumwelt wiederum zukünftige
gesellschaftliche Entwicklungen bzw. wie sollte sie diese prägen?
Sebastian Schipper, stellvertretender Sprecher des
Graduiertenkollegs und Professor für geographische Stadtforschung an der
Goethe-Universität Frankfurt, erläutert: „Die im Kolleg entstehenden Arbeiten
werden das Spannungsverhältnis zwischen gesellschaftlicher Transformation und
gebauter Wohnumwelt betrachten. Ziel ist es, Forschungsperspektiven zu
entwickeln, mit denen Fragen des Wohnens, seines Wandels und seiner Zukunft aus
gesellschaftlicher und baulich-räumlicher Sicht systematisch erforscht werden
können.“
Das Kolleg bringt dabei gezielt Fachkompetenzen der
Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Bauhaus-Universität Weimar
zusammen: Im Konsortium sind einerseits Fachleute aus Weimar vertreten, die
planungs- und ingenieurwissenschaftliche bzw. entwurfsbezogene Perspektiven auf
das Wohnen einnehmen, andererseits Professorinnen und Professoren aus
Frankfurt, die das Wohnen aus vornehmlich gesellschafts- und geisteswissenschaftlicher
Perspektive erforschen.
Über die gesamte Förderdauer von neun Jahren können bis zu 36
Promotionen zu Wohnungsfragen entstehen. Für die erste, fünfjährige Förderphase
des Graduiertenkollegs erhalten Bauhaus-Universität Weimar und Goethe-Universität
Frankfurt am Main zusammen insgesamt 7,2 Millionen Euro von der DFG. Als
Hauptantragstellerin übernimmt zunächst die Bauhaus-Universität Weimar die
Sprecherschaft für das Kolleg. Weitere Kooperationspartner sind das Institut
Wohnen und Umwelt Darmstadt, die Frankfurt University of Applied Sciences
(UAS), die Klassik-Stiftung Weimar, die Stiftung Baukultur Thüringen sowie der
Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V.
Die Pressemitteilung der DFG finden Sie unter:
https://www.dfg.de/service/presse/pressemitteilungen/2023/pressemitteilung_nr_45/index.html
Zwei
Bilder zum Download finden Sie unter: https://www.uni-frankfurt.de/145231130
Bildinformation: Drei Zimmer, Küche, Diele, Bad«. Ausstellung zum
Lehrforschungsprojekt an der Bauhaus-Universität Weimar unter Leitung von Prof.
Verena von Beckerath und Prof. Dr. Barbara Schönig, Februar 2018. Foto: Andrew
Alberts
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Sebastian Schipper
Professur
für Geographische Stadtforschung
Institut
für Humangeographie
Goethe-Universität
Telefon
069 798-35165
E-Mail
s.schipper@geo.uni-frankfurt.de
Homepage https://www.uni-frankfurt.de/129754253/Prof__Dr__Sebastian_Schipper
Interdisziplinäre Ringvorlesung zur Spieltheorie
FRANKFURT. Bereits zum achten
Mal veranstalten der Förderverein Mathematik sowie das Institut für Mathematik
der Goethe-Universität eine interdisziplinäre Ringvorlesung, die sich im Rahmen
der Frankfurter Bürgeruniversität an die Öffentlichkeit richtet. Die aktuelle Ausgabe
befasst sich mit der Spieltheorie, die die mathematische Sicht auf
Konfliktsituationen bereitstellt. Aufgrund der Zunahme von weltweiten
gesellschaftlichen Konflikten in einer Weise, die vor Jahren noch unvorstellbar
war, wird hier eine besonders aktuelle Thematik beleuchtet.
Die Bewältigung von Konflikten ist oft mit
großen Emotionen verbunden, die einen klaren Blick auf die anstehenden
Entscheidungen verstellen. In der Spieltheorie geht es dagegen um rationale
Entscheidungsfindung in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen. In
mathematischen Modellen werden typische Konfliktsituationen herausgearbeitet,
wie etwa beim „Gefangenendilemma“. Dabei werden auch Zufallsentscheidungen
einbezogen - wie etwa im Spiel „Stein, Schere, Papier“. Hier werden deterministische
Strategien durch angepasste Gegenstrategien dominiert. Gegen diese kann man
sich wiederum nur durch den Zufall wappnen. Die Ringvorlesung gibt Einblicke in
Grundideen der Spieltheorie und ihre Auswirkungen auf aktuelle Fragen der
Gesellschaft sowie menschliche und computerbasierte Vorhersagen.
Die Goethe-Universität hat nicht zuletzt
durch den Nobelpreisträger Reinhard Selten (1994, gemeinsam mit Nash und
Harsanyi), der hier 1961 in Mathematik promovierte und sich 1968 in den
Wirtschaftswissenschaften habilitierte, eine besondere Verbindung zur
Spieltheorie. Die Tradition der Ringvorlesung bietet ein Forum, um den
Austausch zwischen der Mathematik an der Goethe-Universität und der
interessierten Öffentlichkeit zu fördern. Die Vortragsreihe richtet sich an die
Öffentlichkeit - ein Mathematikstudium ist keine Voraussetzung, um den
Vorträgen folgen zu können.
Die Vorträge finden jeweils dienstags,
18.00 Uhr, im Hörsaal IV (Gräfstraße 50-54) auf dem Campus Bockenheim statt.
21.11.2023
Prof. Dr. Christian Rieck (Frankfurt UAS):
Modell und Wirklichkeit im Spiel
19.12.2023
Prof. Dr. Bernhard v. Stengel (London
School of Economics): Spieltheorie und Politik
16.01.2024
Prof. Dr. Alexandra Schwartz (TU Dresden):
Mehrstufige Spiele: Vom Vorhersagen und Beeinflussen von Entscheidungen
06.02.2024
Prof. Dr. Arne Traulsen (MPI für
Evolutionsbiologie, Plön): Evolutionäre Spieltheorie und soziale Dilemmas
16.04.2024 (zu Beginn des Sommersemesters)
Prof. Dr. Matthias Blonski
(Goethe-Universität, Frankfurt): Kooperation im wiederholten Gefangenendilemma.
Veranstaltet
wird die Ringvorlesung vom Verein zur Förderung der Mathematik an der
Goethe-Universität und vom Institut für Mathematik.
Weitere Informationen unter https://ringvorlesung.math.uni-frankfurt.de/
Kontakt: Prof. Dr. Götz Kersting und Prof.
Dr. Thorsten Theobald, Institut für Mathematik. Tel. 069/798-28188, Sekretariat
069/798-22526. theobald@math.uni-frankfurt.de
Von Kunstwissenschaft bis Ökologie: Interdisziplinäre Tagung der Goethe-Universität widmet sich dem Phänomen des „Abgrunds“
FRANKFURT. Das
Sprechen vom Abgrund ist so alt wie die Bibel – es kommt in nahezu allen
Disziplinen vor, von der Philosophie über die Literatur bis hin zu Geologie.
Das Sprechen vom Abgrund ist das Sprechen vom Äußersten: Es gibt
nichts Tieferes als den Abgrund. Dabei stimmen Metapher und Realität überein:
Bis heute bleiben den Menschen der Erdkern und die Meerestiefen verschlossen. In
Zeiten des Klimawandels und sich überlappender Krisen steht die Menschheit in
öffentlichen Reden aber des Öfteren „am Abgrund“. Wird der Begriff zu
inflationär verwendet?
Die wissenschaftliche Tagung ‚„Im Abgrund der Geschichte ist für
alle Platz“ – Sprechen über Abgründe' behandelt den „Abgrund“ aus verschiedenen
Disziplinen – der Kulturanalyse und Biographieforschung, der Literatur- und
Geschichtswissenschaft, der Kunstwissenschaft, Philosophie und Soziologie. Wo
und wann wird dort vom Abgrund gesprochen? Und wird der Begriff immer
angemessen verwendet?
Diesen Fragen geht die öffentliche Tagung nach
„Im
Abgrund der Geschichte ist für alle Platz“ – Sprechen über Abgründe
vom 23.
bis 25. November 2023
im
Freies Deutsches Hochstift, Gartensaal
60311 Frankfurt am Main.
Eine Anmeldung für die öffentliche Tagung ist nicht erforderlich.
Die geladenen Wissenschaftler:innen aus dem In- und Ausland widmen
sich dem „Abgrund“ unter anderem in der Sprache, in Politik und Gesellschaft
und im Zusammenhang mit Hoffnung. Das ausführliche Programm ist unter folgendem
Link einzusehen: Tagung Abgründe - Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft (Andrea Bartl) (uni-bamberg.de)
Veranstalter der Tagung ist die Goethe-Universität gemeinsam mit
der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und der Otto-Friedrich-Universität
Bamberg.
Die Tagung wird gefördert von der Vereinigung von Freunden und
Förderern der Goethe-Universität e.V., der Hans-Böckler-Stiftung, dem GRADE
Center Social Sciences und dem Freien deutschen Hochstift.
Weitere Informationen
Christina
König
Jonathan Vogt
Fachbereich Gesellschaftswissenschaften
Goethe-Universität
E-Mail: tagungabgruende@gmail.com
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Prof. Bernhard Jussen stellt sein Buch „Das Geschenk des Orest“ zur Diskussion
FRANKFURT/BAD HOMBURG. Das Mittelalter als „finstere“ Zeit, eingeklemmt zwischen antiker Hochkultur und europäischer Renaissance – diese geschichtliche Vorstellung hält sich seit der Aufklärung hartnäckig, ist aber nach Auffassung moderner Historiker schlicht falsch. Einen radikal neuen Blick auf diese Vergangenheit stellt der Geschichtswissenschaftler Prof. Bernhard Jussen in seinem Buch „Das Geschenk des Orest. Eine Geschichte des nachrömischen Europa 526-1535“ vor. Darin zeichnet er diese Zeit als eine dynamische und spanungsreiche Phase – und stellt damit auch unsere Gegenwart und die Entstehung der Zivilgesellschaften in ein neues Licht.
In
der Reihe „Das Forschungskolleg stellt vor“ lädt das Forschungskolleg
Humanwissenschaften der Goethe-Universität mit Sitz in Bad Homburg zu einem
Diskussionsabend über das 2023 im C.H. Beck Verlag erschienene Buch von Prof.
Jussen ein. Er findet statt
am 23. November um
19 Uhr
in den Räumen des
Forschungskollegs
Am Wingertsberg 4
in Bad Homburg.
Mit
dem Autor diskutiert der Direktor des Forschungskollegs, Prof. Matthias
Lutz-Bachmann, der sich als Philosoph selbst mit dem Mittelalter beschäftigt.
Bernhard
Jussen
ist Professor für Mittelalterliche Geschichte mit ihren Perspektiven in der
Gegenwart an der Goethe-Universität. Für seine Forschung wurde er vielfältig ausgezeichnet,
u a mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz Preis der Deutschen
Forschungsgemeinschaft.
Matthias
Lutz-Bachmann
ist Professor für Philosophie an der Goethe-Universität und Direktor des
Forschungskollegs Humanwissenschaften. Als Mitherausgeber der bald 60 Bände
umfassenden „Bibliothek der Philosophie des Mittelalters“ trägt er zur neuen
Erschließung des Mittelalters bei.
Die
Reihe: Wissenschaftliche Monographien im Gespräch
Wissenschaftliche
Bücher und insbesondere Monographien, also Texte über ein bestimmtes
Einzelthema, sind meist das Ergebnis jahrelangen Forschens, Reflektierens und
Schreibens. Die Reihe „Das Forschungskolleg Humanwissenschaften stellt vor“
soll diese Bücher in der Öffentlichkeit bekannt machen und ihre Inhalte zur
Diskussion stellen. Daher lädt das Kolleg regelmäßig Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler der Rhein-Main-Universitäten ein, damit sie über ihr Buch,
dessen Hintergründe sowie ihre Motivation sprechen können
Zur
besseren Planung bitten wir bis 19. November um Anmeldung
per
E-Mail an anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de.
Ihre Anmeldung wird registriert, Sie erhalten aber keine Anmeldebestätigung.
Das
Veranstaltungsplakat zum Download unter:
https://www.uni-frankfurt.de/145177234
Information:
Beate
Sutterlüty
Wissenschaftskommunikation
Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität
Telefon: 06172-13977-15
E-Mail: b.suttleruety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Twitter @FKHbadhomburg
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Neuer Rekord bei Kollisionen von Blei-Ionen am CERN: Höchste Energie und höchste Kollisionsrate – Physiker:innen und Computerwissenschaftler:innen der Goethe-Universität sind an Datennahme und –auswertung beteiligt
Nach fünf Jahren Pause wurden mit dem großen Beschleuniger LHC am internationalen Forschungsinstitut CERN wieder Blei-Ionen zur Kollision gebracht. Dabei löst sich die kollidierende Materie für extrem kurze Zeit in ihre Bestandteile auf und erreicht so einen Zustand wie das Universum Millionstel Sekunden nach dem Urknall. Die Teilchenspuren der Kollisionen zeichnet der haushohe ALICE-Detektor auf, an dessen Verbesserung Forschende der Goethe-Universität mitgearbeitet haben. Im ersten Monat der neuen Datennahmeperiode konnte ein neuer Rekord aufgestellt werden: Es wurden 20-mal mehr Kollisionsereignisse aufgezeichnet als in den Datennahmeperioden der vergangenen Jahre zusammen.
FRANKFURT. Am 26.
September 2023 erklärte das Beschleunigerteam des Europäischen
Kernforschungszentrum CERN in Genf stabile Blei-Strahl Konditionen und läutete
damit die erste Datennahme-Kampagne von Blei-Ionen-Kollisionen seit 5 Jahren
ein. Bis zum späten Abend des 29. Oktober wurden nun Kollisionen von Blei-Ionen
bei der bisher weltweit höchsten Kollisionsenergie von 5.36 Terraelektronvolt
pro zusammenstoßender Kernteilchen (Nukleon-Nukleon-Kollision) erzeugt. Nicht nur
die Kollisionsenergie, sondern auch die Kollisionsraten wurden im Vergleich zu
den Datennahmeperioden der früheren Jahre deutlich erhöht. So konnte der ALICE
Detektor, spezialisiert auf die Aufzeichnung der Kollisionen von
Bleiatomkernen, 20-mal mehr Ereignisse aufzeichnen als in den vier einmonatigen
Datennahmeperioden seit 2010 zusammen.
Dies ist wichtig, da bei den Kollisionen in kürzester Zeit
ungeheuer viele Teilchen neu entstehen und wieder zerfallen. Die Aufzeichnung
der Spuren dieser Teilchen lässt Rückschlüsse darauf zu, was im Moment des
Zusammenpralls und kurz danach genau passiert: Die Teilchen lösen sich in ihre
elementaren Bestandteile – Quarks und Gluonen – auf und bilden eine Art
„Materiesuppe“, ein sogenanntes Quark-Gluon-Plasma. Unmittelbar danach bilden
sich wieder neue, sehr instabile Teilchen, die sich in komplexen Zerfallsketten
schließlich in stabile Teilchen umwandeln. Auf diese Weise untersuchen die
Forschenden des ALICE-Experiments die Eigenschaften von Materie, wie sie kurz
nach dem Urknall vorgelegen hat.
An den Experimenten sind Forschungsgruppen der Goethe-Universität
Frankfurt beteiligt. Der neue Rekord wurde möglich, weil der weltweit stärkste
Teilchenbeschleuniger, der Large Hadron Collider (LHC), in einer vierjährigen
Umbauphase noch einmal verbessert werden konnte. Auch der ALICE-Detektor wurde
dieser Umbaupause von 2018 bis 2022 verbessert, um die Spuren der höheren
Kollisionsraten des LHC aufzeichnen zu können.
Hierzu war es notwendig, die Auslesedetektoren des zentralen
Detektors des Experiments, der sogenannten Spurdriftkammer (engl. Time
Projection Chamber, TPC) komplett auszutauschen. Die Projektleitung dieses
insgesamt 10-jährigen Unterfangens liegt bei Professor Harald Appelshäuser vom
Institut für Kernphysik der Goethe-Universität.
Eine große Herausforderung sind die enormen Datenmengen, die
während der Messungen anfallen und allein für die TPC im Bereich von Terabyte
pro Sekunde liegen. Dieser Datenstrom muss in Echtzeit mit effektiven
Mustererkennungsmethoden prozessiert werden, um die gespeicherte Menge der
Daten ausreichend reduzieren zu können. Eigens hierzu wurde der Rechencluster
EPN (engl. Event Processing Nodes) für das Experiment aufgebaut. Der
EPN-Cluster basiert sowohl auf konventionellen Rechenkernen (CPUs) als auch auf
speziellen Grafikprozessoren. Die Leitung des Projekts liegt bei Volker
Lindenstruth, Professor für die Architektur von Hochleistungsrechnern an der
Goethe-Universität und Fellow am Frankfurt Institute for Advanced Studies
(FIAS).
Die Messungen bei höheren Kollisionsraten sind ein großer Erfolg
für das Schwerionenprogramm am CERN. Prof Harald Appelshäuser sagt: “Endlich
geht es los! Darauf haben wir 10 Jahre lang hingearbeitet. Wir freuen uns auf
die Auswertung der jetzt gewonnenen Daten. Danken möchte ich vor allem dem
Bundesministerium für Bildung und Forschung für die langfristige Finanzierung,
denn Forschungsprojekte in dieser Dimension können nur durch einen so
verlässlichen Partner erfolgreich sein."
Hintergrundinformationen:
Meldung: ALICE-Experiment am CERN startet Testbetrieb mit
Blei-Ionen (2022)
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/urknall-forschung-alice-experiment-am-cern-startet-testbetrieb-mit-blei-ionen/?highlight=ALICE
Über das ALICE-Experiment:
https://www.weltmaschine.de/cern_und_lhc/experimente_am_lhc/alice/
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/129304631
Bildtext:
Für das Upgrade wurde der ALICE-Detektor geöffnet. Foto: Sebastian Scheid,
Goethe-Universität Frankfurt
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Harald Appelshäuser
Institut
für Kernphysik
Goethe-Universität
Frankfurt
Tel:
+49 (0) 69 798-47034 oder 47023
appels@ikf.uni-frankfurt.de
@ALICExperiment
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Interdisziplinäre Vortragsreihe „Künstliche Intelligenz in den Wissenschaften: Fluch oder Segen?“ fragt nach den Möglichkeiten und Grenzen von KI
FRANKFURT. Menschen
können komplexe Probleme lösen, strategisch denken und aus Erfahrungen lernen.
Und sie können Maschinen entwickeln, die diese Fähigkeiten unterstützen und
ausweiten. Künstliche Intelligenz (KI) hilft in vielen Lebensbereichen,
einschließlich der Wissenschaft, komplexe Aufgaben zu lösen und neue
Anwendungsgebiete zu erschließen. Wird diese Supertechnologie also zukünftig in
der Lage sein, wie Menschen zu denken und zu kommunizieren? Sind die von KI
kreierten Lösungen aber auch kontrollierbar und ebenso verlässlich wie solche,
die auf menschlicher Urteilsfindung beruhen?
Diesen Fragen widmet sich die Vortragsreihe „Künstliche Intelligenz in den Wissenschaften: Fluch oder Segen?“ aus verschiedenen Perspektiven – von der Hirnforschung über die Wirtschaftsinformatik bis hin zur Philosophie.
Aus der Rechtswissenschaft stammt der Beitrag der Hybridveranstaltung
am 20.
November, 18 Uhr
von
Prof. Dr. Katja Langenbucher
Künstliche
Intelligenz in der Leitung der Aktiengesellschaft
Campus
Westend, Gebäude Normative Ordnungen, EG 01, Max-Horkheimer-Straße 2 und unter
www.uni-frankfurt.de/wiss-gesellschaft.
Weitere Termine und Themen:
4. Dezember
Prof. Dr. Oliver Hinz
Künstliche Intelligenz in ihrer Vielfalt: Drei Beispiele aus den
Wirtschaftswissenschaften
18. Dezember
Prof. Dr. Dr. hc. mult. Wolf Singer
Natürliche Gehirne und künstliche Systeme: Zwei verschiedene Welten
8. Januar 2024
Prof. Dr. Ingo Ebersberger
Künstliche Intelligenz – ein Meilenstein auf dem Gebiet der
Erbgutanalyse?
22. Januar
Prof. Dr. Thomas Metzinger
Künstliche Intelligenz und Philosophie: Neue Fragen für Angewandte
Ethik, Philosophie des Geistes und Gesetzgebung
5. Februar
PD Dr. med. Oliver Grimm
Sprache entschlüsseln, Gedanken verstehen: Wie Natural
Language Processing die Psychiatrie revolutionieren könnte
Veranstalter der Reihe ist die Wissenschaftliche Gesellschaft an
der Goethe-Universität.
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Herbert Zimmermann
Campus Riedberg, Biologicum
Institute of Cell Biology and Neuroscience
Molecular and Cellular
Neurobiology
Tel: +49 (0) 69 798 42036
Mail: h.zimmermann@bio.uni-frankfurt.de
Institut für deutsche Sprache und Literatur lädt zu Lesungen im Vorfeld der Leipziger Buchmesse
FRANKFURT. Unter dem Motto „Alles außer flach“ steht die Leipziger Buchmesse im kommenden Frühjahr ganz im Zeichen der niederländischsprachigen Literatur. Einen Vorgeschmack darauf will die Abteilung Niederländisch des Instituts für deutsche Sprache und Literatur der Goethe-Universität mit einer Reihe von Lesungen bieten, zu der sie zwei Autorinnen und einen Autor eingeladen hat, die aus Flandern, den Niederlanden bzw. Surinam stammen. Alle Lesungen sind zweisprachig (Niederländisch-Deutsch) und für alle frei zugänglich.
Die
Belgierin Annelies Verbeke (Jahrgang 1976) wird am
Donnerstag, 23.
November 2023 um 19 Uhr
im Casinogebäude
(Raum 1.812)
Nina-Rubinstein-Weg
1
auf dem Campus
Westend der Goethe-Universität
aus
zwei übersetzten Erzählungen lesen, die diesen Herbst im Golden Luft Verlag
erschienen sind. Diese Erzählungen sind im Band Treinen en kamers („Züge
und Räume“) aus dem Jahr 2021 abgedruckt. Die Texte entstanden zum Teil während
des Corona-Lockdowns, so ist es zu erklären, dass einige gewisse
klaustrophobische Anklänge haben. Die vielseitige flämische Autorin Annelies
Verbeke, der 2003 mit ihrem in zwanzig Sprachen übersetzten Debütroman
„Schlaf!“ aus dem Stand der Durchbruch gelang, ist schwierig einzuordnen. Neben weiteren Romanen und zahlreichen Theatertexten hat
sie inzwischen fünf Erzählbände mit jeweils 15 Kurzgeschichten veröffentlicht.
Da Kurzgeschichten selten mit Literaturpreisen ausgezeichnet werden und auch
seltener übersetzt werden, macht sich Annelies Verbeke zur Fürsprecherin,
Botschafterin und Anwältin dieser behandelten Literaturgattung. Für ihr
Gesamtwerk erhielt sie 2022 den Ultima-Preis der Flämischen Gemeinschaft.
Am
Mittwoch, 31. Januar 2024 um 19 Uhr ist Mariken Heitman (Jahrgang 1983) aus den
Niederlanden zu Gast, ebenfalls im Casinogebäude (Raum 1.812). Sie wird aus ihrem
preisgekrönten Roman Wormmaan (2021) (Librispreis 2022) lesen, der bei
Klett-Cotta anlässlich der Leipziger Buchmesse auf Deutsch erscheint. Mariken
Heitman hat Biologie studiert. Ihre beiden Romane Wateraap (2019) und Wormmaan (2021) spielen
in landwirtschaftlicher Umgebung und befassen sich mit der Evolutionstheorie.
Die Handlung geht 9000 Jahre zurück in die Vergangenheit, bis zu den Anfängen
von Ackerbau und Viehzucht. Die Kapitel des Romans springen zwischen der
Vorzeit und der Gegenwart hin und her, in der die Hauptfigur Elke einerseits im
Beruf darum kämpft, aus veredeltem Saatgut die beste Ernte zu erzielen,
andererseits ihre Faszination für Urpflanzen auslebt. Darüber hinaus fühlt sich
Elke weder als Mann noch als Frau und sucht in der Natur nach Beispielen für
Ungeschlechtlichkeit oder Zwitterhaftigkeit. Der niederländische Verlag Atlas
Contact fasst den Roman wie folgt zusammen: „Eine surrealistische Suche nach
Ursprung, Identität und Bedeutung“.
Am
Mittwoch, 7. Februar 2024, schließlich, diesmal um
19.30 Uhr, kommt Raoul de Jong (Jahrgang 1984) auf den Campus Westend ins
Casinogebäude (Raum 1.801) und stellt die deutsche Übersetzung seines Romans Jaguarman
(2020) vor. De Jong erzählt darin, anknüpfend an die eigene Biographie, von
der Suche nach seinen Wurzeln und denen seines Vaters in Surinam, einer
ehemaligen niederländischen Kolonie in Südamerika. In einem sehr persönlichen
Stil verwebt er seine eigene Suche nach einem seiner mythischen Vorfahren, dem
Jaguarman, mit der Geschichte Surinams, einer Geschichte von Sklaverei und
Rassismus und macht dabei Gebrauch von Winti, einem afro-surinamischen
Kult der Ahnenverehrung. Gezeichnete Porträts aller wichtigen Figuren der
surinamer Kulturgeschichte geben dem Buch eine besondere Anmutung. Gekonnt
switcht De Jong zwischen damals und heute, zwischen Surinam und den Niederlanden,
düsterer Vergangenheit und heiteren Erlebnissen.
Alle Termine im Überblick
Donnerstag, 23. November 2023, 19 Uhr
Annelies Verbeke liest
Erzählungen aus „Züge und Räume“
Mittwoch, 31. Januar 2024, 19 Uhr
Mariken Heitman liest
aus „Wormmaan“
Mittwoch, 7. Februar 2024, 19.30 Uhr
Raoul de Jong liest aus
„Jaguarman“
Alle Lesungen finden in
Raum 1.812 und 1.801 im Casinogebäude auf dem Campus Westend
(Nina-Rubinstein-Weg 1) statt.
Das Plakat zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/144651395
Information:
Laurette Artois
Institut für deutsche Sprache und Literatur
Goethe-Universität Frankfurt
E-Mail artois@lingua.uni-frankfurt.de
https://www.uni-frankfurt.de/41138070/FB_10___Niederl%C3%A4ndisch
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Wie Wasserverschmutzung, extreme Wetterereignisse und steigende Temperaturen über viele Jahrzehnte hinweg das Ökosystem eines Süßwassersees verändern und unwiederbringlich schädigen können, zeigt ein KI-Modell eines Teams aus Wissenschaftler:innen der Goethe-Universität Frankfurt und der Universität Birmingham. Das Modell, das Wetter- und Klimadaten sowie Daten aus einem Sedimentbohrkern des Sees nutzt, könnte künftig für Vorhersagen genutzt werden, wie Ökosysteme auf komplexe Umweltveränderungen reagieren. Es könnte daher als „Zeitmaschine für die biologische Vielfalt“ dienen, die sowohl Prozesse in der Vergangenheit erklärt wie auch auf künftige ökologische Gefahren hinweist.
FRANKFURT. Die Sedimente von Seen und Flüssen sind
das Langzeitgedächtnis der Gewässer: Schicht für Schicht werden hier über lange
Zeiträume mineralische, organische und chemische Partikel und Stoffe
abgelagert. In einem Sedimentbohrkern des „Ring Lake“ bei Braedstrup in
Dänemark analysierte das deutsch-britische Wissenschaftsteam unter Federführung
von Niamh Eastwood und Prof. Luisa Orsini
sowohl die DNA-Reste von Pflanzen, Tieren und Bakterien wie auch
Umweltgifte wie etwa Pestizide oder Herbizide, die im Laufe der Zeit in den See
gelangten und sich in den Sedimenten ablagerten. So konnte das
Wissenschaftsteam die Veränderungen der ökologischen Lebensgemeinschaft im See
einerseits und die Verschmutzung etwa durch Nitrate und Biozide im Laufe der
vergangenen 100 Jahre rekonstruieren.
„Der von uns untersuchte ‚Ring Lake' in Dänemark ist ein Gewässer,
das zu Beginn des 20. Jahrhundert kaum belastet war. Im Laufe des Jahrhunderts
war der See dann erheblichen Umweltbelastungen ausgesetzt, während sich in den
letzten Jahren des 20. Jahrhundert die Wasserqualität deutlich verbessert hat“,
erklärt Prof. Henner Hollert, Umwelttoxikologe an der Goethe-Universität
Frankfurt, Fraunhofer IME und dem LOEWE Zentrum TBG für Translationale
Biodiversitätsgenomik. Dies und die ungestörte Sedimentschichtung, in denen die
Jahre ähnlich wie bei Jahresringen eines Baumstamms sichtbar werden, habe den
See zu einem interessanten Forschungsobjekt gemacht.
Das Wissenschaftsteam verknüpfte nun die Analysedaten des
Bohrkerns mit Klimaaufzeichnungen, wobei Extremtemperaturen und
Niederschlagsmengen von besonderem Interesse waren, und entwickelte mithilfe
einer künstlichen Intelligenz ein Modell, um den Einfluss der
Umweltveränderungen auf die Zusammensetzung der Süßwassergemeinschaft zu
erklären und zeitlich sowie räumlich auflösen zu können. Das Ergebnis: 90
Prozent der Veränderungen in der funktionellen biologischen Vielfalt des Ring
Lake waren auf den Eintrag von Insektiziden und Fungiziden in Verbindung mit
extremen Temperatur- und Niederschlagsereignissen zurückzuführen.
Zwar verringerte sich die landwirtschaftliche Nutzung in der
Umgebung des Sees Ende des Jahrhunderts und führte zu einer Verbesserung der
Wasserqualität. Das deutsch-britische Wissenschaftsteam musste jedoch
feststellen, dass der ursprüngliche ökologische Zustand des Sees nicht
wiederhergestellt werden konnte.
Henner Hollert erläutert: „Wir konnten zeigen, dass der Schwund
der Artenvielfalt in einem Ökosystem ist nicht komplett reversibel ist: Die
Lebensgemeinschaft funktioniert nicht mehr so wie vorher, da Arten fehlen, die
bestimmte Ökosystemleistungen in dem System erbracht haben. Wir werden unser KI-System,
unsere ‚Zeitmaschine für die Biologische Vielfalt', jetzt an weitere Seen
testen, etwa in einem aktuellen interdisziplinären DFG-Projekt zur
Wechselwirkung Mensch und Umwelt im späten Mittelalter mit der TU Darmstadt,
dem Geoforschungszentrum Potsdam, der Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg
sowie den Universitäten Tübingen und Braunschweig. Lehren aus der Vergangenen
können uns für die Zukunft helfen: Unser Ziel ist es, Behörden ein Warnsystem
an die Hand zu geben, womit ökologisch bedrohliche Entwicklungen frühzeitig
abgeschätzt und Gegenmaßnahmen ergriffen werden können, zum Beispiel indem die
Verwendung bestimmter Biozide in der Umgebung eines Ökotops eingeschränkt
wird.“
Die Ökotoxikologin Prof. Dr. Luisa Orsini, die auch eine
Hückmann-Stiftungsgastprofessur an der Goethe-Universität innehat und bei dem
Exzellenznetzwerk RobustNature mitwirkt, unterstreicht die Vorteile der neue
KI-basierten Methode: „Die von uns verwendeten Hochdurchsatzanalysen
ermöglichen es, die Gesamtheit der Lebewesen in einem Ökosystem zu beobachten
und zu ihrer Umwelt in Beziehung zu setzen. Damit können wir langfristige
Trends in der Entwicklung eines Ökosystems erheblich besser abschätzen als
bisherige Überwachungsmethoden, die sich nur an einer oder wenigen Arten orientieren,
und die Faktoren identifizieren, die sich am stärksten auf die Biodiversität
auswirken.“
Über den Forschungscluster
RobustNature: https://www.robustnature.de/de/
Publikation:
Niamh Eastwood, Jiarui Zhou, Romain
Derelle, Mohamed Abou-Elwafa Abdallah, William A Stubbings, Yunlu Jia, Sarah E
Crawford, Thomas A Davidson, John K Colbourne, Simon Creer, Holly Bik, Henner
Hollert, Luisa Orsini: 100 years of
anthropogenic impact causes changes in freshwater functional biodiversity.
eLife (2023) https://elifesciences.org/articles/86576
Die 54. Römerberggespräche diskutieren über Strategien gegen rechte Instrumentalisierung und Gewalt
FRANKFURT. Die Erfolge
rechtsextremer Parteien scheinen kein Ende zu nehmen – in Europa und in
Deutschland. Zunehmend verdrängen sie christdemokratische und
gemäßigt-konservative (Volks-)Parteien wie auch Parteien des linken Spektrums.
Antidemokratische, geschichtsrevisionistische, rassistische und antisemitische
Vorstellungen werden mit einer Schamlosigkeit formuliert, die sich gegen Kritik
immunisiert hat. Und der Tabubruch wird als populistische Heldentat gefeiert.
Die extreme Rechte leugnet Fakten, inszeniert sich als Opfer und spielt mit
ihrer Verfassungsfeindlichkeit. Wie konnte es soweit kommen?
Wer versagt hier:
die Parteien, die Medien, die Gesellschaft? Wer schützt die Gesellschaft noch
vor dem Absturz in einen neuen Totalitarismus? Ist die Demokratie institutionell
so gesichert, dass sie der Radikalisierung in Politik und Gesellschaft wirksam
begegnen kann? Worin bestehen wirksame Strategien gegen rechte
Instrumentalisierung und Gewalt?
Um diese Fragen
drehen sich die
54.
Römerberggespräche
„Hört die Signale! Vom
aufhaltsamen Aufstieg des Rechtsextremismus“
am Samstag, dem 18.
November 2023,
von 10 bis 17 Uhr,
im Chagall Saal des
Schauspiel Frankfurt.
Der Eintritt ist frei. Veranstalter sind
die Römerberggespräche e.V. in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum
„Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main und weiteren
Partnern. Redner*innen und Diskussionsgäste sind: die Schriftsteller und
Journalisten Maximilian Steinbeis und Patrick Bahners, die
Radikalisierungsforscherin und Wissenschaftlerin der Frankfurter
Forschungsinitiative „ConTrust: Vertrauen im Konflikt“ Hanna Pfeifer
(Goethe-Universität) und der Sozialpsychologe Andreas Zick (Universität Bielefeld,
Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt), die Beraterin und
Medienkritikerin Nadia Zaboura und der Schriftsteller Max Czollek, der
Publizist, Jurist und Philosoph Michel Friedman (Frankfurt University of
Applied Sciences) sowie der Journalist und Musiker Stephan Anpalagan. Zur
Begrüßung spricht Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der
Stadt Frankfurt am Main. Moderiert wird die Veranstaltung von der Journalistin
Hadija Haruna-Oelker und von Alf Mentzer vom Hessischen Rundfunk.
Die
Frankfurter Römerberggespräche bestehen seit 1973 in ununterbrochener Folge und
sind eine feste Institution der Debattenkultur in Deutschland. Vorsitzender des
Trägervereins Römerberggespräche e.V. ist Miloš Vec, Professor für Rechts- und
Verfassungsgeschichte an der Universität Wien und assoziiertes Mitglied des
Frankfurter Forschungszentrums Normative Ordnungen.
Das Programm im
Überblick:
10.00 Uhr
Ina Hartwig
Begrüßung
10.15 Uhr
Maximilian Steinbeis
Wie Anti-Demokraten die Demokratie abschaffen könnten
11.15 Uhr
Patrick Bahners
Kontinuitätslinien des deutschen Rechtsnationalismus
12.15 Uhr
Hanna Pfeifer & Andreas Zick
Wie konnte das passieren – Wie sich mehr als das Sagbare nach rechts
verschob
13.00 Uhr
Mittagspause
14.00 Uhr
Nadia Zaboura & Max Czollek
Zwischen Panik und Versöhnungstheater. Wie (medial) mit der AfD umgehen?
15.00 Uhr
Michel Friedman
Nie wieder ist jetzt – Haltung ohne wenn und aber?
16.00 Uhr
Stephan Anpalagan
Kampf und Sehnsucht in der Mitte der Gesellschaft
Details zum Programm: www.roemerberggespraeche-ffm.de und www.normativeorders.net
Plakat zum Download: https://www.normativeorders.net/files/2023/11/2023-11-18_54_Roemerberggespraeche.pdf
Weitere Informationen
Anke
Harms
Referentin
für Wissenschaftskommunikation
des
Forschungszentrums „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität
anke.harms@normativeorders.net
069/798-31407
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Vorverkauf für die nächste Veranstaltung der „Frankfurter Schule“ in den Kammerspielen gestartet
Die dritte Veranstaltung in der Reihe „Frankfurter Schule“ dreht sich um die große Frage der Solidarität: Was macht sie aus, wofür genau braucht es Solidarität, wann entsteht und wo endet sie, und wer wird von ihr ausgeschlossen?
FRANKFURT. Die Konjunkturen der Solidarität laufen parallel zu den Krisenkonjunkturen einer Gesellschaft. So war Solidarität während der Corona-Pandemie in aller Munde und gegenwärtig wird in der breiten Öffentlichkeit intensiv über die Solidarität mit der Ukraine und mit Israel diskutiert. Über die Kernfrage
„Was ist Solidarität?“
diskutieren am Sonntag, den 3. Dezember, um 19 Uhr
im Kammerspiel des Schauspiels Frankfurt
der Direktor des Instituts für Sozialforschung, Prof. Dr. Stephan Lessenich, und die Journalistin der Süddeutschen Zeitung, Meredith Haaf. Der Eintritt kostet 3 Euro. Karten können im Vorverkauf unter www.kultur-frankfurt.de oder an der Abendkasse erworben werden.
Beschworen wird das Solidarisch sein immer dann, wenn sich gesellschaftliche Krisen, Konflikte oder gar Kriege entspinnen. Doch muss auch gefragt werden, wann Solidarität überhaupt gerechtfertigt ist und wo ihre Grenzen verlaufen. Denn bei den immer wieder aufflammenden Solidaritätsappellen bleibt der Blick auf die ausschließenden, letztlich unsolidarischen Effekte der angerufenen Solidarität nicht selten verstellt. „Solidarität ist keineswegs ein abstrakter Begriff. Der Gedanke der Solidarität ist nicht zuletzt in unserem Sozial- und Wohlfahrtsstaat tief verankert. Er ist ein Ergebnis politischer Kämpfe. Doch für seinen Erhalt müssen Menschen sich immer wieder aufs Neue einsetzen“, sagt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig und führt weiter aus: „Solidarität lebt wesentlich vom Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Solidaritätsappelle können manchmal wohlfeil klingen, deswegen ist es wichtig zu verstehen, woher der Anspruch auf Solidarität kommt und wie er im 21. Jahrhundert aussehen kann.“
Der Direktor des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“, Prof. Dr. Rainer Forst, sagt über die Bedeutung des Solidaritätsbegriffs: „Solidarität ist die Bereitschaft, für andere im Sinne einer gemeinsamen Sache einzustehen. Aber anders als oft vermutet wird, ist Solidarität kein Wert an sich. Der Begriff der Solidarität ist ambivalent, und oft folgt ihm ein Schatten. So wird Solidarität, wenn sie ideologisch fabriziert wird, hochgefährlich.“
Stephan Lessenich hat Politikwissenschaft, Soziologie sowie Geschichte an der Philipps-Universität Marburg studiert. 1993 wurde er an der Universität Bremen promoviert und 2002 folgte die Habilitation im Fach Soziologie an der Georg-August-Universität Göttingen. Danach war er als Professor sowohl an der Friedrich-Schiller-Universität Jena als auch an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Seit 2021 hat er die Professur für Gesellschaftstheorie und Sozialforschung an der Goethe-Universität Frankfurt inne und ist Direktor des Instituts für Sozialforschung, dem Geburtsort der Frankfurter Schule. Seine Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem in der Kapitalismustheorie, der Wohlfahrtsstaatsforschung sowie der Soziologie des Alterns und der sozialen Ungleichheit.
Meredith Haaf hat Geschichte und Philosophie in München studiert. Sie ist Autorin diverser Bücher über Feminismus, Politikfaulheit und Streitkultur. Zuletzt erschien von ihr „Streit! Eine Aufforderung“. In ihrer journalistischen Arbeit setzt sie sich vor allem mit politischen Fragen auseinander, die das Zusammenleben der Menschen, die (Un)Gerechtigkeit der bestehenden sozialen Verhältnisse und das Selbstverständnis unserer Gesellschaft betreffen. Bei der Süddeutschen Zeitung arbeitet sie als stellvertretende Leiterin im Meinungsressort.
Die vom Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität gemeinsam mit dem Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main organisierte Reihe „Frankfurter Schule“ findet in regelmäßigen Abständen in wechselnden Kultureinrichtungen in Frankfurt statt. Zu Gast sind Persönlichkeiten, die – geschult am „Frankfurter Denken“ – zu aktuellen Problemlagen Position beziehen. Kooperationspartner der Reihe sind das Institut für Sozialforschung und hr2-kultur.
Bisherige Gespräche fanden mit Prof. Christoph Menke sowie Prof. Rainer Forst statt. Der nächste Termin findet am 5. Februar 2024 um 19 Uhr im Museum für Kommunikation statt. Die Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts und Mitglied der Forschungsinitiative „ConTrust – Vertrauen im Konflikt am Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ Prof. Dr. Vera King wird mit dem Journalisten Alf Mentzer über den „autoritären Charakter“ sprechen.
Weitere Informationen
Anke Harms
Referentin für Wissenschaftskommunikation
des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität
anke.harms@normativeorders.net
069/798-31407
www.normativeorders.net
Jana Kremin
Pressesprecherin und Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit
Dezernat Kultur und Wissenschaft
Jana.kremin@stadt-frankfurt.de
069/212-49232
www.kultur-frankfurt.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Erster Zusammenhaltsbericht des FGZ untersucht die Zusammensetzung sozialer Bekanntenkreise in Deutschland.
FRANKFURT. Der erste Zusammenhaltsbericht des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) zeigt: Große Teile der Bevölkerung in Deutschland verfügen über homogene Bekanntenkreise – und dies beeinflusst auch ihre Weltsichten und Erfahrungen. Die stärkste Tendenz zur Netzwerksegregation findet sich demnach unter AfD- sowie Grünen-Wähler*innen, außerdem unter hochgebildeten, muslimischen sowie ländlichen Bevölkerungsgruppen. Der Bericht ist das Ergebnis einer repräsentativen Längsschnittstudie mit mehr als 12.000 Befragten. Im Zentrum des Berichts steht der Zusammenhang zwischen homogenen Bekanntenkreisen und Idealen des gesellschaftlichen Zusammenlebens, Einstellungen zur Demokratie, Erfahrungen des Zusammenhalts im Lebensumfeld und Emotionen gegenüber anderen gesellschaftlichen Gruppen.
Zwischen vielen Menschen in Deutschland
existieren kaum mehr Berührungspunkte, sie bleiben unter sich und bewegen sich
in alltagsweltlichen „Blasen“ – so lautet eine populäre Zeitdiagnose. Der heute
vorgestellte erste Zusammenhaltsbericht des Forschungsinstituts
Gesellschaftlicher Zusammenhalt untersucht, was an dieser weitverbreiteten
Annahme dran ist und welche Rolle die Zusammensetzung der Bekanntenkreise für
den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland spielt.
Mit der ersten Erhebungswelle der
langfristig angelegten FGZ-Zusammenhaltsstudie (Social Cohesion Panel) liegt
nun erstmals ein sehr großer, repräsentativer Datensatz für Deutschland vor,
der es möglich macht, ein breites Spektrum an Einstellungen, Erfahrungen,
Emotionen und Praktiken von Menschen aus allen sozialen Gruppen, Milieus und
Regionen im Kontext ihrer Lebensweisen und soziostrukturellen Hintergründe
differenziert zu analysieren. Auf dieser Basis können auch erstmals empirisch
gesicherte Rückschlüsse zu Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Bezug
auf die Bedeutung der Zusammensetzung von Bekanntenkreisen der Befragten vorgelegt
werden. Diese Befunde liefern wichtige Einblicke in die Verbreitung und
Wirkungsweise der in den Medien viel zitierten alltagsweltlichen „Blasen“.
Prof. Dr. Olaf Groh-Samberg, Sprecher des
FGZ und einer der Hauptautoren der Studie erklärt: „Unser Bericht zeigt, dass
es die sprichwörtlichen „Filterblasen“ auch in der „analogen Welt“ gibt:
Menschen, deren soziale Bekanntenkreise eher homogen zusammengesetzt sind,
denken, fühlen und handeln auch anders als Personen, die sich in eher
gemischten Netzwerken bewegen. Letzteres kann helfen, Verständnisbarrieren und
Feindseligkeiten zwischen sozialen Gruppen abzubauen.“
Insgesamt zeigt der Zusammenhaltsbericht,
dass die sozialen Bekanntschaftsnetzwerke der Deutschen keineswegs vollständig
entkoppelt, aber gleichwohl in beträchtlichem Maße homogen und segregiert sind.
Für die verschiedenen sozialen Merkmale, die in der Studie betrachtet wurden,
zeigen sich dabei unterschiedliche Ausprägungen und Auswirkungen der
Segregation. Eine lebensweltliche „Entkopplung“ sozialer Gruppen mit
entgegengesetzten Einstellungen und Werten sowie feindseligen Gefühlen zeigt
sich vor allem zwischen den politischen Lagern von Grünen- und
AfD-Anhänger*innen.
Der ausführliche Zusammenhaltsbericht sowie
eine Kurzfassung sind kostenfrei zugänglich über die Website des FGZ: https://fgz-risc.de/zusammenhaltsbericht
Weitere Informationen:
https://fgz-risc.de/zusammenhaltsbericht
Kontakt:
Sarah
Lempp
Presse-
und Öffentlichkeitsarbeit
Forschungsinstitut
Gesellschaftlicher Zusammenhalt
E-Mail:
presse@fgz-risc.de
Telefon:
+49 341 9737762
Rebecca
Caroline Schmidt
Administrative
Geschäftsführerin
Forschungsinstitut
Gesellschaftlicher Zusammenhalt
E-Mail
rebecca.schmidt@em.uni-frankfurt.de
Telefon
+49 69 798-31401
www.fgz-risc.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR &
Kommunikation, Telefon 069
798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Im 40.
Jahr verleiht die Bruno H. Schubert-Stiftung heute einen der höchstdotierten
deutschen Umweltpreise, den Frankfurt Conservation Award 2023 (Bruno H.
Schubert-Preis). Im Rahmen einer Abendveranstaltung an der Goethe-Universität
geht der Preis in den drei Kategorien Lehre, Forschung und angewandter
Naturschutz an Prof. Dr. Meike Piepenbring (Goethe-Universität Frankfurt),
Prof. Dr. Beth Kaplin (University of Rwanda) und José Carlos Nieto Navarrete
(Servicio Nacional de Áreas Naturales Protegidas por el Estado – SERNANP,
Peru).
FRANKFURT. Seit 40 Jahren gibt es den Bruno H.
Schubert-Preis. Im Jubiläumsjahr des Preises hat sich die gleichnamige Stiftung
neu aufgestellt. Mit der Goethe-Universität, der Senckenberg Gesellschaft für
Naturforschung und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt ist sie eine
institutionelle Partnerschaft eingegangen, die ihren Ausdruck unter anderem in
der Besetzung des Stiftungsrates mit den Präsidenten bzw. dem Generaldirektor
der drei Frankfurter Partnerorganisationen findet. Mit dieser Satzungsänderung
wird der Preis ab jetzt „Frankfurt Conservation Award“ (Bruno H.
Schubert-Preis) heißen, womit der globalen Reichweite Rechnung getragen wird.
Die Preiskategorien spiegeln die Schwerpunkte der drei
Partnerinstitutionen wider: Forschung und Lehre zu Themen des Natur- und
Umweltschutzes sowie angewandter Naturschutz. Jede Preiskategorie ist mit
15.000 Euro dotiert.
Kategorie
1 (Lehre)
Für ihre herausragende persönliche Leistung in der akademischen
Lehre zum Natur- und Umweltschutz wird Prof. Dr. Meike Piepenbring ausgezeichnet.
Sie ist Professorin für Mykologie am Institut für Ökologie, Evolution und
Diversität der Goethe-Universität Frankfurt.
Kategorie
2 (Forschung)
Für ihre herausragende persönliche Leistung in der Forschung zum
Natur- und Umweltschutz wird Prof. Dr. Beth Kaplin ausgezeichnet. Sie ist Acting Director am Center of
Excellence in Biodiversity and Natural Resources Management (CoEB) und
Professor am College of Science and Technology, der University of Rwanda, zudem
ist sie Affiliated Research Professor of Biodiversity an der School for the
Environment, University Massachusetts-Boston, USA.
Kategorie
3 (angewandter Naturschutz)
Für seine herausragende persönliche Leistung in der praktischen
Arbeit im Natur- und Umweltschutz wird José Carlos Nieto Navarrete
ausgezeichnet. Er ist der Leiter des Servicio Nacional de Áreas Naturales
Protegidas por el Estado – SERNANP, Peru.
Ausführliche Informationen zu den Preisträgerinnen und dem Preisträger finden Sie hier: https://fzs.org/wp-content/uploads/2023/11/preistraeger_frankfurt-conservation-award-2023_final.pdf
Bilder zum Download:
https://photos.fzs.org/Press-Photos/Bruno-H-Schubert-Preis-2023
Weitere Informationen
Bruno H.
Schubert-Stiftung
Gabriele Eick, Vorsitzende des Vorstands
c/o Executive Communications
Telefon: +49 (0) 170 - 7 91 77 90
presse@bruno-h-schubert-stiftung.de
https://bruno-h-schubert-preis.org
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent
für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069
798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Kooperationsabkommen zwischen der Goethe-Universität Frankfurt und der Hebrew University of Jerusalem unterzeichnet.
FRANKFURT. Die Goethe-Universität Frankfurt und die Hebrew University of Jerusalem (HUJI) haben heute einen bedeutenden Schritt in ihrer wissenschaftlichen Zusammenarbeit im Bereich der Kindheitsforschung bekannt gegeben: Die beiden Universitäten haben eine Kooperationsvereinbarung zur Gründung des „Center for Childhood and Child Welfare in Context“ (Zentrum für Kindheit und Kindeswohl im Kontext) unterzeichnet.
Diese Zusammenarbeit baut auf einer
langjährigen Partnerschaft auf, die sich durch umfangreiche Forschung, die
Förderung von Nachwuchswissenschaftlern und hervorragende Leistungen in der
Hochschullehre auszeichnet. Zu den bemerkenswerten gemeinsamen Initiativen
gehören eine internationale Studie zum Wohlergehen von Kindern und weitere
empirische Untersuchungen zu den Rechten, Interessen und Bedarfen von Kindern
und Jugendlichen sowie Forschung zu Gewalt und Vernachlässigung in Familien
oder pädagogischen Einrichtungen sowohl in Deutschland als auch in Israel.
Darüber hinaus wird seit 2016 ein jährlich stattfindendes deutsch-israelisches
Master-Seminar durchgeführt.
Vorrangiges Ziel dieser
Forschungskooperation ist es, die akademische und wissenschaftliche
Zusammenarbeit in der Kindheitsforschung und der sozialwissenschaftlichen
Forschung zu vertiefen und auszubauen. Das neue „Center for Childhood and Child
Welfare“ wird sich auf eine Reihe zentraler Themen konzentrieren. Dazu zählen
unter anderem die Umsetzung der Kinderrechte, Umgang mit strukturellen
Engpässen wie Fachkräftemangel oder Erfahrungen mit Flucht. Darüber hinaus wird
das Center auch Fragen im Zusammenhang mit Professionalisierung, Qualität,
Digitalität, Digitalisierung, globaler Erwärmung und Biodiversität untersuchen.
Ziel des Centers ist es, einen Beitrag dazu zu leisten, dass Kinder und Jugendliche
auch im Rahmen von Forschung eine Stimme haben auch soll Alter als soziale
Kategorie untersucht werden.
An dem Center werden Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen wie Kindheitsforschung,
Familienforschung, Erziehungswissenschaft, Pädagogik, Migrationsforschung,
Sozialarbeit und Gesundheitswesen aus beiden Universitäten beteiligt sein. Ziel
des Zentrums ist es, ein innovativen Beitrag zur globalen Kindheitsforschung zu
leisten und die Vernetzung in diesem Bereich zu fördern.
Prof. Enrico Schleiff, Präsident der
Goethe-Universität: „Ich freue mich, dass unsere beiden Universitäten künftig
noch stärker auf dem für unsere Gesellschaft so wichtigen Feld der
Kindheitsforschung ihre Kräfte und Potenziale bündeln können. Mit dem Center
for Childhood and Child Welfare in Context kann die enge Zusammenarbeit
intensiviert und ausgebaut werden. Ich danke allen Beteiligten von beiden
Universitäten, besonders Prof. Asher Ben-Arieh und Prof. Sabine Andresen, für
ihr großes Engagement, diese zukunftsweisende internationale Kooperation
möglich zu machen.“
Prof. Sabine Andresen, Professorin für
Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik und
Familienforschung an der Goethe-Universität, hebt hervor: Insbesondere die
Erfahrungen mit den Masterseminaren, in denen Studierende aus Frankfurt und
Jerusalem zusammen lernen, Bedingungen des Aufwachsens in beiden Ländern
miteinander besprechen und vergleichen haben uns bewogen, die Kooperation zu
vertiefen. Für Studierende, die später im Jugendamt oder als
Kinderschutzfachkräfte tätig sind, ist dieser Austausch über beide Systeme,
über passgenaue Angebote oder Barrieren beim Schutz von Kindern und
Jugendlichen wegweisend. Nicht zuletzt haben wir festgestellt, wie oft aus
diesen Seminaren Freundschaften hervorgegangen sind.
Professor Asher Ben-Arieh, Dekan der School
of Social Work and Social Welfare der Hebräischen Universität Jerusalem, betont
die Bedeutung dieser Zusammenarbeit: „Diese Zusammenarbeit zwischen der Hebrew
University of Jerusalem und der Goethe-Universität Frankfurt ist ein Beleg für
unser gemeinsames Engagement, die Forschung im Bereich der Kindheitsforschung
voranzutreiben. Durch die Bündelung unserer Kräfte wollen wir eine bessere und
sicherere Zukunft für Kinder weltweit schaffen. Durch unsere gemeinsame
Expertise und unser Engagement können wir das Leben von Kindern und Familien
besser verstehen und verbessern".
Kontakt: Prof. Sabine Andresen, Professorin für
Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik und
Familienforschung, Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung,
Fachbereich Erziehungswissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt. S.Andresen@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation,
Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Goethe-Universität lädt zu internationaler Konferenz über das konkrete Zusammenleben von Jüdinnen und Juden, Nichtjüdinnen und Nichtjuden vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert
FRANKFURT.
„Jüdisch-christliche Nachbarschaften: Dimensionen sozialer, politischer,
kultureller und wirtschaftlicher Interaktion“ – unter diesem Titel findet an der
Goethe-Universität
von
Sonntag, 12. November,
bis
Dienstag, 14. November 2023
im
Casino-Gebäude auf dem Campus Westend der Goethe-Universität
eine internationale Konferenz
statt, organisiert vom Buber-Rosenzweig-Institut für jüdische Geistes- und
Kulturgeschichte der Moderne und Gegenwart und mehreren Partnern.
Die Forschung zur
jüdisch-christlichen und jüdisch-nichtjüdischen Beziehungsgeschichte hat sich
lange Zeit auf die gegenseitigen Wahrnehmungen von Juden und Christen bzw.
Nichtjuden konzentriert. Erst in den vergangenen Jahren sind die vielfältigen
Formen direkter Interaktion stärker in den Fokus gerückt. Die Konferenz widmet
sich diesen Interaktionen und fragt danach, wie das Zusammenleben konkret
ausgesehen hat, wie Fremdheit und Nähe hergestellt und erlebt wurden, wo und
wie Grenzen errichtet worden sind und unter welchen Bedingungen diese Grenzen
überschritten werden konnten. Sie diskutiert die Ambivalenz von
jüdisch-nichtjüdischer Nachbarschaft, in der lange Phasen der friedlichen und
produktiven Interaktion fast unvermittelt in Ausgrenzung, Hass und Gewalt
gegenüber Jüdinnen und Juden umschlagen konnten.
Die Konferenz untersucht dafür
Fälle vom Mittelalter über die Frühe Neuzeit bis zum 19. und 20. Jahrhundert,
und sie vergleicht regionale hessische mit überregionalen und europäischen
Perspektiven. Wie entwickelten sich in den verschiedenen historischen Kontexten
wirtschaftliche Verbindungen, politische Interaktionen, Alltagsbeziehungen oder
auch Freundschaften zwischen Jüdinnen und Juden und Nichtjüdinnen und
Nichtjuden, wann und wie wurde dieses Miteinander von der nichtjüdischen
Mehrheitsgesellschaft aufgekündigt? An welchen Orten und unter welchen
Bedingungen entstand jüdisch-christliche Nachbarschaft, und was bedeutete es
für Jüdinnen und Juden, wenn diese verweigert oder zerstört wurde?
Die Konferenz bringt dafür
international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen und
präsentiert die neuesten Erkenntnisse der Forschung zur
jüdischen-nichtjüdischen Beziehungsgeschichte. Den Auftakt bildet am Sonntag,
12. November, um 18 Uhr ein Keynote-Vortrag von Israel Yuval, emeritierter
Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem, zum Thema
„Jüdisch-christliche Nachbarschaft in der Gestaltung der heiligen Zeit“. Am
Montag, 13. November, um 19 Uhr, hält Professorin Marion Kaplan von der New
York University einen zweiten Keynote-Vortrag in englischer Sprache zum Thema
„The Complexities of Friendship: Jews and non-Jews in the Kaiserreich“.
Die Konferenz ist Teil des von
der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der
Goethe-Universität, der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden in
Deutschland und dem Institut für Christlich-Jüdische Studien an der
Augustana-Hochschule Neuendettelsau durchgeführten Projekts
„Synagogen-Gedenkbuch Hessen“, das sich eine umfassende Erforschung und
Dokumentation der Geschichte der hessischen jüdischen Gemeinden und ihrer
Synagogen zum Ziel gesetzt hat.
Flyer
zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/144701470
Zum Programm der Tagung siehe:
https://www.uni-frankfurt.de/144497259/buber_Ju_disch_christliche_Nachbarschaften_Programm.pdf
Information:
Dr. Stefan Vogt
Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie
Fachbereich Evangelische Theologie
Campus Westend
Telefon 0179 5281106
E-Mail s.vogt@em.uni-frankfurt.de
https://www.uni-frankfurt.de/40998908/Profil
Öffentliche Podiumsdiskussion mit Prof. Samir Mitragotri, Träger der aktuellen Friedrich-Merz-Stiftungsgastprofessur, am Otto-Stern-Zentrum auf dem Campus Riedberg.
FRANKFURT. Arzneimittel werden in Zukunft gezielter an den Ort im Körper transportiert werden können, wo sie gebraucht werden – zum Beispiel, indem körpereigene Zellen die Wirkstoffe zu einem Tumor selbst transportieren. Wie können diese Wirkstoffe etwa auch ins Gehirn gebracht werden, um Alzheimer zu behandeln? Auf welche Weise können Arzneistoffe zielgerichtet einen Krebstumor erreichen, um Nebenwirkungen zu minimieren? Und was zeichnet spezielle Arzneimittel für Kinder aus? Diese Fragen diskutieren Forscher*innen der Goethe-Universität mit dem diesjährigen Träger der diesjährigen Friedrich-Merz-Stiftungsgastprofessur Prof. Samir Mitragotri im Rahmen eines Bürgersymposiums.
Prof. Samir Mitragotri forscht und lehrt an der Harvard University, USA, in den Bereichen Arzneimittelabgabe und Biomaterialien. Dabei geht es um Trägersysteme, die Wirk- und Impfstoffe von der Tablette bis zum winzigen, für das Auge unsichtbaren Nanopartikel verpacken und schützen, damit sie zielgerichtet am Wirkort freigesetzt werden können. In der Coronakrise wurde deutlich, dass solche Systeme eine Impfung oder Therapie schwerer Krankheiten erst ermöglichen.
Prof. Samir Mitragotri hat hautpenetrierende Peptide und ionic liquids, ionisierte Flüssigkeiten, für transdermale Verabreichungen entwickelt. „Durch die Ladung ist ein einfacherer Eintritt der Wirkstoffe durch die Haut möglich", erklärt Prof. Maike Windbergs, Professorin für Pharmazeutische Technologie und Kuratorin der aktuellen Friedrich-Merz-Stiftungsgastprofessur, im aktuellen UniReport. Damit lässt sich zum Beispiel Schuppenflechte behandeln, ohne dass der Wirkstoff, siRNA, injiziert werden muss. Injektionen von siRNA in die Haut sind zwar wirksam, aber schmerzhaft und decken nur kleine Flächen ab. Die topische, also äußere Verabreichung von siRNA ist dank ionischer Flüssigkeit möglich geworden. Ein weiteres Kernthema Mitragotris neben den Barriere-überwindenden Techniken sind synthetische Carrier, die auf körpereigenen Zellen - rote Blutkörperchen, Makrophagen oder T- Zellen - „per Anhalter“ im Körper transportiert werden. „Damit wird die Verabreichung zielgerichteter“, erklärt Maike Windbergs.
Podiumsgespräch mit Prof. Samir Mitragotri und Forscher*innen der Goethe-Universität: „Wie die Arzneimittel der Zukunft aussehen – vom Labor in die Praxis“. 7. November, 19.00 Uhr, Otto-Stern-Zentrum, Hörsaal H1, Ruth-Moufang-Straße 2, Campus Riedberg, Die Veranstaltung ist auf Deutsch bzw. wird simultan übersetzt.
Die Friedrich-Merz-Stiftungsgastprofessur wurde im Dezember 1985 anlässlich des 100. Geburtstags von Firmengründer Friedrich Merz gestiftet, der als einer der ersten Mitglieder der Senckenbergischen Gesellschaft mit der Frankfurter Universität eng verbunden war und die Wissenschaft gefördert hat. Ziel der Stiftungsgastprofessur ist, einen besonders angesehenen Wissenschaftler aus den Bereichen Pharmazie oder Humanmedizin an die Goethe-Universität Frankfurt zu berufen. 1987 zum ersten Mal verliehen, wurde die Gastprofessur bis auf zwei Ausnahmen jährlich vergeben. Die Gastprofessur und das Symposium, dessen Themenspektrum von der Grundlagen- bis zur Versorgungsforschung reicht, bieten Forschern aus Hochschule und Industrie jährlich die Gelegenheit zum Wissensaustausch und zu einer weitergehenden Zusammenarbeit.
Weitere Informationen unter https://www.uni-frankfurt.de/Friedrich-Merz-Stiftungsgastprofessur
Beitrag über Prof. Mitragotri im aktuellen UniReport:
Kontakt:
Prof. Dr. Maike Windbergs, Professorin für Pharmazeutische Technologie und Kuratorin der aktuellen Friedrich-Merz-Stiftungsgastprofessur. windbergs@em.uni-frankfurt.de
Fachkräftemangel: Zukunftswerkstatt befasst sich mit der besonderen Situation von Großstädten
Frankfurt hat einen besonderen Bedarf an Fachkräften, und die sind derzeit bekanntlich rar. Verschiedene Branchen und Arbeitsmarktinitiativen aus der Mainmetropole sind heute auf dem Campus Westend der Goethe-Universität zusammengekommen, um Strategien für eine zukunftsorientierte Fachkräftesicherung zu entwickeln. Wissenschaftlich begleitet wird die „Zukunftswerkstatt“ vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität.
FRANKFURT. Dass Handeln dringend geboten ist, das zeigen die aktuellen Arbeitsmarkt- und Berufsprognosen der Hessischen Fachkräfteinitiative „Zukunftsgerecht und regional: Fachkräftesicherung in Hessen“ mehr als deutlich: Immer mehr Menschen gehen in Rente, immer weniger treten neu ins Berufsleben ein. Expertinnen und Experten erwarten, dass der Mangel an Fachkräften bis 2028 (und darüber hinaus) in Frankfurt noch erheblich zunehmen wird.
Auf Einladung von Stadträtin Stephanie Wüst, ihres Dezernats für Wirtschaft, Recht und Stadtmarketing sowie der Stabsstelle Fachkräftesicherung in Hessen sind heute zahlreiche Fachleute im Festsaal im Casinogebäude auf dem Campus Westend zusammengekommen. In einer „Zukunftswerkstatt“, durchgeführt vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Arbeit und Soziales, fanden intensive Gespräche zum Thema Fachkräftesicherung statt. Ziel der Gespräche war es, die Stadt Frankfurt zukunftsgerecht und attraktiv sowohl für den Arbeitsmarkt als auch für Fachkräfte zu machen.
Die Zukunftswerkstatt in Frankfurt reiht sich ein in eine Serie solcher Werkstätten, die das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität 2023 im Auftrag der hessischen Landesregierung hessenweit in allen 26 kreisfreien Städten und Kreisen durchführt. Ob in ländlichen Regionen oder im urbanen Raum – stets wird dabei der starke Einfluss der demografischen Entwicklung auf die Situation erkennbar. Bisherige Fachkräftesicherungsstrategien müssen überprüft und zukunftsgerecht weiterentwickelt werden. Institutsleiterin Dr. Christa Larsen: „Mit dem Format der Zukunftswerkstatt können wir aktuelle und zukünftige Herausforderungen der Fachkräftesicherung klar skizzieren. Der Blick auf Statistiken und Prognosen zeigt den Handlungsbedarf. Welche Potenziale wir im Land haben, wird aber erst deutlich durch die Erfahrungsberichte der Teilnehmenden. Nun gilt es, dieses Potenzial einzusetzen, um die Fachkräftesicherung jeweils regionalorientiert zukunftsträchtig weiterzuentwickeln.“
In Frankfurt sieht Christa Larsen vor allem mit Blick auf akademisch qualifiziertes Personal erheblichen Handlungsbedarf. Zwischen 2021 und 2028 fehlen rund 21.000 akademische Fachkräfte – und das, obwohl hier mehrere Hochschulen angesiedelt sind. Es brauche gezielte Strategien, um Absolventinnen und Absolventen enger an die hiesigen Unternehmen und öffentlichen Arbeitgeber zu binden. Auch Themen wie Wohnen in der Stadt und Kinderbetreuung seien hier relevant. Bis 2028 fehlten zudem mehr als 3000 Fachkräfte mit Berufsabschluss. Die Bevölkerung sei zwar jung, dennoch fänden ausbildende Betriebe kaum mehr ausreichend Personal. „Hier müssen wir nochmal genauer hinschauen, wie wir Menschen und Betriebe noch besser miteinander in Verbindung bringen können“, so Larsen. Auch bei den Menschen ohne Berufsabschluss gebe es vielleicht noch Potenzial. Die Fachkräftesicherung soll langfristig so justiert werden, dass der Arbeitsmarkt die Folgen des demografischen Wandels verkraften kann. Auch die vielen Beschäftigten, die aus dem Umland zum Arbeiten in die Stadt kämen, können nicht als gesichert gelten. Denn auch in den Gemeinden außerhalb Frankfurts werden Fachkräfte dringend gesucht.
„Die Zukunftswerkstatt für die Stadt Frankfurt, die an der Goethe-Universität stattfinden konnte, ist ein weiteres Beispiel für die gelungene Kooperation mit der Stadt. Mit Blick auf den Fachkräftemangel werden wir auch künftig eng mit der Wirtschaftsförderung zusammenarbeiten, auch zum Nutzen unserer Absolventinnen und Absolventen“, sagt Professor Bernhard Brüne, Vizepräsident der Goethe-Universität, zuständig für Forschung.
„Frankfurt am Main ist ein beliebter Lebens- und Arbeitsraum. Die Einwohnerzahl wächst dynamisch und wird unseren Erwartungen nach immer neue Rekordwerte erreichen. Doch die Arbeitsmarktstatistik zeigt, dass der Arbeitskräftemangel Frankfurt und der Rhein-Main-Region trotz des Zuzugs zu schaffen macht. Umso wichtiger war die heutige Zukunftswerkstatt mit den Experten vor Ort. Denn dieses Beteiligungsformat hat eindrücklich gezeigt, wo wir als Stadt und Region schon erfolgreich sind – und wo wir konkret ansetzen müssen, um den Arbeitsmarkt in Frankfurt am Main und den umliegenden Kommunen nachhaltig aufzustellen, so Stadträtin Stephanie Wüst.
Ansgar Roese, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Frankfurt: „Ich freue mich sehr darüber, dass wir mit der heutigen Veranstaltung wichtige Entscheiderinnen und Entscheider gewinnen konnten, um passgenaue Maßnahmen und Ideen für eine zukunftsfähige Fachkräftesicherung in Frankfurt am Main auf den Weg zu bringen.“
Weitere Informationen
Dr. Christa Larsen
Leitung des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK)der Goethe-Universität
Telefon 069 798-22152
E-Mail C.Larsen@em.uni-frankfurt.de
Homepage https://www.iwak-frankfurt.de/
Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft veröffentlicht Unterrichtsentwürfe als Handreichung für die Schule
Hafis, Rumi, Pamuk: In der deutschen Literaturgeschichte gibt es eine lange und reiche Tradition an Übersetzungen literarischer Werke aus muslimisch geprägten Ländern. Doch auch in Deutschland gibt es literarische Texte von Muslimen, verfasst in deutscher Sprache, darunter auch Gedichte wenig bekannter Autorinnen und Autoren. In der Reihe „Praxisperspektiven“ der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Goethe-Universität erscheint heute eine Ausgabe zu diesem Thema, die auch Handreichungen für den Schulunterricht enthält.
FRANKFURT. Lyrik von Muslimen und Musliminnen, die in deutscher Sprache dichten, sind innerhalb der deutschen Gegenwartsliteratur bislang wenig bekannt. Auch im Schulunterricht werden die durchaus vorhandenen muslimischen Gedichte kaum behandelt. Auf dieses nicht genutzte Potenzial möchte die Gesamtschullehrerin Layla Kamil Abdulsalam mit ihrer Praxisperspektive „Poesie ermöglicht Zugänge. Potenziale deutschsprachig-muslimischer Lyrik für Unterricht und Praxis“ aufmerksam machen.
Für die Praxisperspektive hat sie die Gedichte von mehr als 60 muslimischen Dichterinnen und Dichtern, die auf Deutsch dichten, gesammelt. Als Ergebnis ihrer Recherchen sind vier Unterrichtsentwürfe für Lehrkräfte der Fächer Religion (islamisch, christlich, jüdisch u.w.), Ethik, Gesellschaftskunde und Deutsch entstanden. Illustrationen und Audioaufnahmen ergänzen die Unterrichtentwürfe. Layla Kamil Abdulsalam hat dabei in engem Austausch mit Wissenschaftlern und Experten aus der schulischen Praxis gearbeitet.
Bei einigen der Gedichte, die in der aktuellen Ausgabe der „Praxisperspektiven“ abgedruckt sind, handelt es sich um Erstveröffentlichungen von bislang wenig bekannten muslimischen Stimmen.
„Der Islamische Religionsunterricht erfährt eine große Nachfrage, die weit über die derzeitigen Angebote hinausgeht. Das zeigt, dass es einen hohen Bedarf an Lehrinhalten zum Islam auf Deutsch in der Schule gibt. Die ästhetische Dimension der deutschen Sprache hat hierbei bislang noch kaum Beachtung gefunden. Aber Religion ist eben auch ein Thema, in dem es um individuelle Perspektiven, Identität, Spiritualität und Empfindung geht. Das kommt stark in Dichtung zum Ausdruck. Hiermit macht die Praxisperspektive auf eine wichtige Textgattung für den Religionsunterricht aufmerksam. Gleichzeitig ist Dichtung auch ein Mittel, um über Erfahrungen mit anderen ins Gespräch zu kommen und kann damit zum Beispiel im Deutschunterricht eingesetzt werden, wenn die Gedichte entsprechend didaktisch aufbereitet werden. Islam ist heute auch Bestandteil deutscher Gegenwartsliteratur, und das wird derzeit aus religionswissenschaftlicher und germanistischer Perspektive wissenschaftlich reflektiert“, so Professor Bekim Agai, Direktor der AIWG.
Die Praxisperspektive „Poesie ermöglicht Zugänge – Potenziale deutschsprachig-muslimischer Lyrik für Unterricht und Praxis“ richtet sich nicht nur an Lehrkräfte, sondern lädt auch Multiplikatoren aus der Bildungsarbeit und an deutschsprachig-muslimischer Lyrik Interessierte dazu ein, neue Stimmen in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur zu entdecken.
Über die Autorin
Layla Kamil Abdulsalam ist Gesamtschullehrerin und unterrichtet Mathematik und Deutsch in Nordrhein-Westfalen. Daneben ist sie in der Fortbildung tätig. In ihrer Freizeit schreibt sie Texte für Bilderbücher, die sich in erster Linie an muslimische Familien richten und zum kreativen Weiterschreiben in deutscher Sprache anregen. In ihren Gedichten reflektiert Layla Kamil Abdulsalam unter anderem über Spiritualität und Sprache.
Die Titelseite zum Download finden Sie unter: https://www.uni-frankfurt.de/144522284
Die vollständige Publikation finden Sie zum Download auf der Website der AIWG: https://aiwg.de/wp-content/uploads/2023/10/AIWG011_Praxisperspektiven_Muslimische_Lyrik_Internet.pdf
Weitere Informationen
Stefanie Golla-Dehmamy
Koordinatorin Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft
Goethe-Universität
Telefon 069 798-22459
golla@aiwg.de
https://aiwg.de/
Über die AIWG
Die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Goethe-Universität in Frankfurt ist eine Fachakademie, die bundesweit interdisziplinäre Forschung und Transfer in den islamisch-theologischen Studien und zum muslimischen Leben in Deutschland betreibt. Sie verbindet alle Hochschulstandorte der Islamischen Theologie und Religionspädagogik in Deutschland. In ihrer gesellschaftlichen Ausrichtung befasst sie sich unter Einbindung religionsbezogener Perspektiven mit Fragen von Teilhabe und Partizipation. Die AIWG wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Hochmodernes 1,2 Gigahertz-Kernspinresonanz-Spektrometer für biomedizinische Wissenschaft – Finanzierung durch Bund, Land Hessen und Goethe-Universität
Zur Einweihung eines der weltweit größten Kernspinresonanz-Spektrometer an der Goethe-Universität durch Präsident Enrico Schleiff kamen heute die Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger, Hessens Finanzminister Michael Boddenberg, Staatssekretärin Ayse Asar des Hessischen Wissenschaftsministeriums und Thomas Platte, Direktor Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen nach Frankfurt. Das Gerät, für das ein eigener Gebäudeteil errichtet wurde, ermöglicht die hochpräzise Untersuchung von Biomolekülen etwa in der Impfstoff-, Krebs- und Alzheimerforschung. Die Kosten für Gerät und Gebäude in Höhe von insgesamt 30 Millionen Euro trugen die Bundesrepublik, Hessen und die Goethe-Universität.
FRANKFURT. Es sind winzige, flüchtige Änderungen der räumlichen Gestalt von Biomolekülen, die in der biomolekularen Forschung immer stärker ins Blickfeld rücken. Denn solche Änderungen bestimmen häufig, wie ein Protein in der Zelle funktioniert und wie es gesteuert wird. Mehr als ein Drittel der Proteine etwa in einer menschlichen Zelle sind derartige „intrinsisch ungeordnete Proteine“, die statt einer fixen räumliche Struktur sehr flexible Bereiche enthalten. Fehler in diesen flexiblen Proteinbereichen können zu verschiedenen neurodegenerativen Leiden wie zum Beispiel Morbus Alzheimer führen und Krebs- sowie Herzkreiserkrankungen hervorrufen.
Solche winzigen Änderungen in Biomolekülen lassen sich mit dem neuen 1,2 Gigahertz-Kernspinresonanz-Spektrometer (kurz: NMR-Spektrometer) untersuchen, das heute an der Goethe-Universität eingeweiht wurde. Unter anderem mit Neuentwicklungen in der Supraleitung erzeugt das Gerät in einer kleinen Untersuchungskammer ein extrem homogenes Magnetfeld, das 600.000mal so stark wie das Erdmagnetfeld ist.
Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung, erklärte: „Für Spitzenforschung in Deutschland brauchen wir attraktive und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen. Dazu gehört auch eine hervorragende Infrastruktur, die den Weg für neue Methoden und Technologien ebnet und das Hochschulsystem in Deutschland stärkt. Deshalb hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung den neuen Forschungsbau für eines der weltweit größten Kernspinresonanz-Spektrometer mit gut 12 Millionen Euro gefördert. Mit diesem hochauflösenden NMR-Spektrometer der neuesten Generation erhält die Goethe-Universität Frankfurt eine hochmoderne Forschungsanlage, die ideale Voraussetzungen bietet, um die Grundlagenforschung weiter voranzutreiben und somit neue Maßstäbe zu setzen.“
Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität, sagte: „Wir sind froh und stolz, dass wir an der Goethe-Universität die Möglichkeit bekommen, mit einer solch einzigartigen Infrastruktur Spitzenforschung zu betreiben. Der enorm breite Anwendungsbereich der NMR-Spektrometrie ermöglicht es, molekulare Filme dynamischer Prozesse in Zellen zu erzeugen, welche für andere Techniken unsichtbar bleiben. Ganz besonders möchte ich Prof. Harald Schwalbe und seinen Kolleg:innen sowie den internationalen Kooperationspartner:innen danken, die durch ihre einzigartige Forschung die Installierung dieser Anlage rechtfertigen. In den vergangenen beiden Jahren haben ihre Untersuchungen des SARS-CoV-2-Virus bereits das große Potenzial der NMR-Technologie – gerade auch in der Impfstoffentwicklung – eindrucksvoll unter Beweis gestellt.“
Michael Boddenberg, Hessischer Minister der Finanzen, meinte: „Der jetzt fertiggestellte Forschungsbau wirkt als kräftiger Impuls, der die Qualität der Forschung der Goethe-Universität unterstreicht. Der Campus Riedberg, der für die Forschung und Lehre im Bereich der Naturwissenschaften entwickelt und kontinuierlich ausgebaut wurde, wird somit um einen weiteren, wichtigen Baustein erweitert.“
„Der Forschungsbau Höchstfeld-NMR-Spektroskopie zeigt die hohe Qualität der Spitzenforschung in Hessen und an der Goethe-Universität Frankfurt – das beweist auch die Förderempfehlung durch den Wissenschaftsrat und die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz“, so Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. „Mit diesem einzigartigen Spitzengerät werden wir ganz neue Einblicke in den strukturellen Aufbau und in die Bewegung von Biomolekülen bekommen; sie bilden die Basis für die weitere Erforschung von Krankheiten wie Krebs und Alzheimer. Der Neubau mit Hightech-Gerät ergänzt zudem die Forschungskraft auf dem Campus Riedberg: Hier ist in den vergangenen Jahren ein leistungsfähiger Mittelpunkt in der Wissensregion Rhein-Main entstanden.“
Thomas Platte, Direktor des Landesbetriebs Bau und Immobilien Hessen, betonte: „Sicher ist in diesem Fall das von unseren Fachleuten erstellte Gebäude vor allem die Hülle für das hochspezialisierte Innenleben. Dieses Hightech-Gerät steht im Mittelpunkt. Gleichzeitig gilt: Eine solche Anlage erfordert eine ganz besondere bauliche Ummantelung. Da die Magnettechnik des Spektrometers höchst empfindlich auf Beeinflussung durch Metalle reagieren würde, verfügt die Gebäudehülle über eine Glasfaser-Bewehrung im Beton. Diese Abschirmung, die auch im Boden verbaut ist, schützt das Spezialgerät vor unerwünschten Einflüssen.“
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/144531741
Bildtext: Einweihung des 1,2 GHz-NMR-Spektrometers an der Goethe-Universität Frankfurt: Präsident Prof. Enrico Schleiff, Goethe-Universität, Hessischer Finanzminister Michael Boddenberg, NMR-Forscher Prof. Harald Schwalbe (Goethe-Universität), Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger, Staatssekretärin Ayse Asar des Hessischen Wissenschaftsministeriums, Thomas Platte, Direktor Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (v.l.) Foto: Uwe Dettmar
Weitere Informationen
Prof. Dr. Harald Schwalbe
Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie
Zentrum für Biomolekulare Magnetische Resonanz
Goethe-Universität Frankfurt
Tel: +49 (0)69 798 29737
schwalbe@nmr.uni-frankfurt.de
Twitter/X: @Schwalbe_BMRZ @goetheuni