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Goethe-Universität lädt Wissenschaftlerinnen aus allen Bundesländern
FRANKFURT. Welche Karrierewege außerhalb der Universität gibt es für Wissenschaftlerinnen? Um diese Frage geht es bei der Konferenz „Kurswechsel“, die die Goethe Universität erstmals gemeinsam mit „Mentoring Hessen – Frauen in Wissenschaft und Wirtschaft“ anbietet.
Ziel der Veranstaltung, die am Donnerstag, 28. September, von 9 bis 18 Uhr, im Casinogebäude am Campus Westend stattfindet, ist es, den aus allen Bundesländern anreisenden Doktorandinnen und Postdoktorandinnen Informationen über Chancen außerhalb der Universität zu präsentieren und berufliche Perspektiven aufzuzeigen. Ein umfangreiches Workshop-Angebot soll den Teilnehmerinnen vermitteln, wie wertvoll die eigenen Fähigkeiten für eine Vielzahl von Tätigkeitsfeldern sein können.
Rund 30 Unternehmen stellen sich bei der Karrierekonferenz vor. Zudem erfahren die Teilnehmerinnen etwas darüber, wie sie sich als Akademikerin selbständig machen oder ein eigenes Start-Up gründen können. Neben Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff wird auch Beatrice Guillaume-Grabisch, Vorstandsvorsitzende von Nestlé, sprechen.
Die Veranstaltung wurde vom Koordinationsbüro FrauenmitFormat, der Graduiertenakademie GRADE und dem Gleichstellungsbüro der Goethe Universität sowie dem Exzellenzclusters „Normative Orders“ initiiert.
Anmeldung und Information unter www.kurswechsel-konferenz.de
Auftaktvorlesung am 18. Oktober gibt historischen Überblick über die Ursachen und Folgen von Blasen an den Finanzmärkten
Hans Joachim Voth, UBS-Professor für Makroökonomie und Finanzmärkte an der Universität Zürich, übernimmt in diesem Jahr die Gastprofessur für Finanzgeschichte am House of Finance der Goethe-Universität Frankfurt. Die Gastprofessur wurde der Goethe-Universität im Jahr 2014 vom Bankhaus Metzler und der Edmond de Rothschild Gruppe aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der Universität gestiftet.
Hans-Joachim Voth forscht im Bereich Wirtschafts- und Finanzgeschichte. Schwerpunkte sind das langfristige Wirtschaftswachstum, die Historie von Staatsschulden, Ursachen und Konsequenzen der Machtergreifung der NSDAP sowie die Wirtschaftsgeschichte der industriellen Revolution. Seine Forschungsergebnisse wurden in den führenden wirtschaftswissenschaftlichen Fachzeitschriften sowie in Büchern veröffentlicht. Stationen seiner wissenschaftlichen Karriere waren Bonn, Freiburg, das Europäische Hochschulinstitut in Florenz sowie Oxford, wo er 1996 am Nuffield College promovierte. Von 1998 bis 2013 war er Professor an der Universitat Pompeu Fabra in Barcelona. Gastaufenthalte führten Voth unter anderem an die University of Berkeley Haas Business School, an das Massachusetts Institute of Technology (MIT), die Princeton University, die Stern School of Business an der New York University und die Stanford University.
Zum Auftakt seines Aufenthalts in Frankfurt wird Voth am 18. Oktober um 17.30 Uhr einen öffentlichen Vortrag zum Thema “The Bubble Dilemma: Asset Prices in Historical Perspective” halten (zur Anmeldung). Darüber hinaus wird er im Ph.D.-Programm der Graduiertenschule GSEFM im House of Finance ein Seminar anbieten zum Thema “Financial Crises – Past, Present, Future” sowie am 26. Januar 2018 eine internationale Forschungskonferenz organisieren, die sich dem Thema “Reale Effekte von Finanzkrisen” widmet.
Die Gastprofessur für Finanzgeschichte wird in diesem Jahr zum dritten Mal besetzt. Im Rahmen der Gastprofessur werden ausgewiesene internationale Experten der bank- oder finanzhistorischen Forschung eingeladen, Wissenschaftlern, Studierenden und der interessierten Öffentlichkeit in Frankfurt Einblicke in ihre Forschungsinhalte und -methoden zu geben. Kooperationspartner sind das LOEWE-Zentrum SAFE im House of Finance und das Institut für Bank- und Finanzgeschichte. Bisherige Gastprofessoren waren Benjamin Friedman, Harvard University (2015) und Caroline Fohlin, Emory University Atlanta (2016).
Hochschulpolitische Themen
Goethe-Universität bei Bund-Länder-Programm Tenure Track erfolgreich
FRANKFURT. Die Goethe-Universität kann bereits in der ersten Antragsrunde 16 zusätzlichen jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine neue berufliche Perspektive bieten. Heute ist in Berlin bekanntgegeben worden, welche Hochschulen in den Genuss des neuen Bund-Länder-Programms Tenure Track (TT) kommen. Ziel dieses Programms ist es, den Karriereweg Tenure Track stärker in Deutschland zu etablieren und dadurch einerseits die Zahl der Professuren zu erhöhen und andererseits jungen Kolleginnen und Kollegen eine Perspektive zu geben.
Viel ist in den vergangenen Jahren über die Situation der „Early Career Researchers“ berichtet worden: Die jungen Leute, die sich für eine akademische Laufbahn entschieden haben, investieren viel Zeit und Energie in die wissenschaftliche Qualifikation, ohne verlässlich zu wissen, ob sie letztlich eine langfristige Perspektive im Wissenschaftssystem haben. Nun wollen Bund und Länder mit dem Programm, welches landläufig als „Tenure Track-Programm“ bezeichnet wird, mehr Verlässlichkeit schaffen. Der Bund stellt für die nächsten zwölf Jahre eine Milliarde Euro zur Verfügung, um insgesamt 1000 neue Tenure Track-Professuren zu schaffen.
Der Tenure Track (TT) ist vor allem aus dem angelsächsichen Raum bekannt. Tenure Track bedeutet die Chance, nach einer befristeten Bewährungszeit eine Lebenszeitprofessur zu erhalten. Für diese Kandidatinnen und Kandidaten entfällt der in Deutschland traditionelle Weg über die Habilitation. Um den neuen Weg zur Professur zu stärken, übernimmt der Bund die Kosten für die Tenure Track-Professur für bis zu acht Jahre, wobei im Falle der Geburt von Kindern zweimal ein Jahr Verlängerung gegeben werden kann. Nach Auslaufen der der Förderung durch den Bund ist es an den Ländern, diese zusätzlich eingerichteten Professuren dauerhaft zu finanzieren.
„Für die Goethe-Universität kommt das Programm wie gerufen“, sagt Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität. „Wir arbeiten schon seit einigen Jahren daran, jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bessere und verlässlichere Perspektiven zu bieten. Insofern finden die neuen Professuren an der Goethe-Universität sehr viel Unterstützung“, so Wolff weiter. Als einer der deutschlandweiten Vorreiter hat die Frankfurter Universität bereits 2007 die ersten Ausschreibungen im TT-Verfahren durchgeführt, seit 2010 gibt es eine Richtlinie für TT-Professuren, die 2016 in einer Satzung mündete. An der Goethe-Universität wird den berufenen Kolleginnen und Kollegen ein Mentor zur Seite gestellt, der beim Einstieg und beim Netzwerken hilft und ein ehrliches Feedback gibt. Zudem wird das gesamte Verfahren durch einen externen Beirat, welcher alle Fächer im Blick hat, begleitet. Dieser Beirat sichert die Objektivität der Verfahren und ermöglicht einen Blick von außen auf die Entwicklung der Tenure Track-Professorinnen und -Professoren. .
Insgesamt wurden seit der Einführung bereits mehr als 50 Tenure Track-Verfahren von der Goethe-Universität durchgeführt, derzeit befinden sich zwölf Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im Tenure Track-Verfahren. Nun können 16 zusätzliche Verfahren ausgeschrieben werden, und zwar über alle Fachbereiche hinweg. Für einige Fachbereiche ist die Fortsetzung der etablierten Berufungspraxis, für andere ist es ein neuer Weg. Um alle Fachbereiche von dem neuen Weg zu überzeugen, gab es in den vergangenen Monaten Informationsveranstaltungen. „Tenure Track ist ein international etabliertes Verfahren. Aus diesem Grund bietet das Verfahren nicht nur neue Perspektiven für unsere exzellente Postdocs, sondern erhöht auch die Attraktivität der Goethe-Universität im internationalen Wettbewerb um die besten Talente“, betont Vizepräsident Schleiff.
Veranstaltungen
Öffentliche Veranstaltung des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität am 29. September
FRANKFURT. Der Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ veranstaltet gemeinsam mit dem Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung eine prominent besetzte Podiumsdiskussion, bei der es um Grundlagen seines Forschungsgegentandes geht: Was sind eigentlich Normen? Auf den ersten Blick meint man zu wissen, wovon die Rede ist. Bei näherer Betrachtung wird eine Definition schon schwieriger – zumal eine solche, die auch über akademische Disziplinen hinaus gilt. Fachleute, aber auch interessierte Laien, die ebenfalls herzlich eingeladen sind, dürfen also gespannt sein auf die öffentliche Veranstaltung zum Thema
„Normen im Streit – Perspektiven aus Recht, Philosophie und Internationalen Beziehungen” am Freitag, den 29. September 2017, um 18.00 Uhr an der Goethe-Universität, Campus Westend, Gebäude „Normative Ordnungen“, EG.01, Max-Horkheimer-Str. 2, 60323 Frankfurt am Main.
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung erforderlich unter: normen2017@hsfk.de. Fachlich federführend sind die Politikwissenschaftlerinnen Nicole Deitelhoff und Lisbeth Zimmermann, die auch auf dem Podium präsent sein werden, als Diskutantin bzw. Moderatorin. Nicole Deitelhoff ist Professorin für Internationale Beziehungen und Theorien globaler Ordnungspolitik an der Goethe-Universität, Mitglied des Exzellenzclusters und Direktorin der Cluster-Partnerinstitution Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK). Lisbeth Zimmerman ist ebenfalls für den Cluster und die HSFK tätig. Die weiteren Experten auf dem Podium sind Christoph Möllers, Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin, und Rainer Forst, Professor für Politische Theorie und Philosophie an der Goethe-Universität und Co-Sprecher des Exzellenzclusters.
Normen sind omnipräsent, auch wenn sie nicht immer sichtbar sind. Entsprechend überrascht es nicht, dass sich viele verschiedene Disziplinen mit diesem Gegenstand beschäftigen. Dabei fällt auf, dass verschiedene Fachrichtungen, ob nun Philosophie, Rechtswissenschaft oder Politikwissenschaft, teilweise unterschiedliche Auffassungen dessen haben, was Normen sind und wie sie erforscht werden können. Bezeichnen Normen das, was „normal“ ist, oder verweisen sie auf ein erwünschtes Verhalten, auf ein in der Zukunft liegendes Sollen? Müssen Normen rechtlich kodifiziert und verbindlich sein oder vielmehr moralisch rechtfertigbar? Oder können sie sich auch rein aus gesellschaftlichen Praktiken ohne normativen Anspruch entwickeln?
Gerade mit Blick auf Normen im internationalen System stellt sich zudem die Frage: Basieren sie auf der grundsätzlichen Anerkennung durch die Adressaten oder brauchen sie zusätzlich die zwangsbewehrte Sanktionierung von Normverstößen? Dies verweist auch auf die methodologischen Probleme in der Erforschung von Normen: Wie kann ihre Stärke gemessen werden? Wann verfallen gesellschaftliche Normen? Wie viel Streit vertragen sie, um Wirkung zu entfalten? Die Podiumsdiskussion „Normen im Streit: Perspektiven aus Recht, Philosophie und Internationalen Beziehungen“ spürt diesen Fragen nach. Die Politikwissenschaftlerin Nicole Deitelhoff, der Philosoph und politische Theoretiker Rainer Forst und der Verfassungsrechtler und Rechtsphilosoph Christoph Möllers beleuchten, was die verschiedenen Disziplinen voneinander lernen können und wie dies für die Erforschung eines für die drei Disziplinen zentralen sozialen Phänomens nutzbar gemacht werden kann.
Informationen: Dr. Lisbeth Zimmermann, Organisation und Moderation, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Exzellenzcluster und Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, zimmermann@hsfk.de, www.hsfk.de | Bernd Frye, Pressereferent des Exzellenzclusters, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net, www.normativeorders.net/de
Anmeldung (erforderlich): normen2017@hsfk.de
Personalia/Preise
Benesh Joseph forscht an der Goethe-Universität zu pathogenen Bakterien. Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.
FRANKFURT. Der Adolf Messer Stiftungspreis 2017 wurde heute im Rahmen einer Feierstunde im Gästehaus der Goethe-Universität verliehen: Dr. Benesh Joseph, seit 2013 Biophysiker an der Goethe-Universität, erhielt den mit 25.000 Euro dotierten Preis für seine Forschung auf dem Gebiet pathogener Bakterien. Die Adolf Messer Stiftung vergibt den Preis seit 1994 an herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler an der Goethe-Universität im Bereich der experimentellen Grundlagenforschung. Er honoriert Innovationskraft, wissenschaftliche Neugier und Pioniergeist. Übergeben wurde der Preis von Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, und Ehrensenator Stefan Messer, Vorsitzender der Adolf Messer Stiftung.
Stefan Messer betonte: „Seit nunmehr 24 Jahren ist es uns eine Freude, jedes Jahr aufs Neue so hervorragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler an der Goethe Universität auszeichnen zu können.“ Prof. Birgitta Wolff sagte: „Der diesjährige Preisträger Dr. Benesh Joseph trägt mit seiner Arbeit dazu bei, neue alternative Therapiemöglichkeiten gegen die Multidrug- und Antibiotika-Resistenz von pathogenen Bakterien zu entwickeln. Der Preis erkennt Benesh Josephs zukunftsweisende Forschungsleistung an.“ Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident für Third Mission an der Goethe-Universität: „Dieser Förderpreis, den die Adolf Messer Stiftung dankenswerterweise an unserer Universität vergibt, unterstützt auf vorbildliche Weise Forscherinnen und Forscher der Goethe-Universität, die an innovativen Lösungen arbeiten. Von den Preisträgerinnen und Preisträgern der letzten Jahre sind einige mittlerweile auf Professuren berufen worden. Das zeigt, wie Stifterinnen und Stifter zum Erfolg unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beitragen können.“
Mit einer von ihm etablierten Methode rückt Joseph eine der zentralen Schaltstellen der bakteriellen Selbstverteidigung ins Rampenlicht. Er untersucht die molekulare Maschinerie, die für den Einbau von funktionalen Eiweißen in die äußere Membran, dem Schutzwall der Bakterien, zuständig ist. Er will durch dieses Projekt verstehen, welche Dynamik die Maschinerie hat, und untersucht dies mit einer hoch-auflösenden Technik an lebenden Bakterien. Wenn es Joseph und den Kolleginnen und Kollegen in dem Forschungsfeld gelingt, die Maschinerie im Detail zu verstehen, dann kann daraus eine Strategie abgeleitet werden, diese entweder auszuschalten, oder die Maschinerie derart zu manipulieren, dass neuartige Wirkstoffe aufgenommen werden und damit das Bakterium abzutöten.
Veranstaltungen
Vortrag der Wirtschaftssoziologin Brooke Harrington mit einem Kommentar des Ökonomen Jan Pieter Krahnen am 27. September
FRANKFURT. Spätestens seit der Veröffentlichung der Panama Papers ist bekannt, dass Steuervermeidung und Steuerhinterziehung keine Randphänomene sind, sondern von vermögenden Privatpersonen und Unternehmen in großem Maßstab und überall auf der Welt praktiziert werden. Ein genauerer Blick zeigt, dass in diese gesellschaftlich als nicht legitim angesehenen, wenngleich häufig legalen Praktiken eine Vielzahl unterschiedlicher professioneller Akteure verwickelt ist. Um eine besonders relevant erscheinende, jedoch bislang weitgehend unerforschte Berufsgruppe, die Vermögensmanager, geht es in dem öffentlichen Abendvortrag der Wirtschaftssoziologin Brooke Harrington über
„Inequality and the Wealth Management Profession” am Mittwoch, den 27. September 2017, um 19.00 Uhr an der Goethe-Universität, Campus Westend, Gebäude „Normative Ordnungen“, EG.01, Max-Horkheimer-Str. 2, 60323 Frankfurt am Main.
Veranstaltet wird der Vortrag (in englischer Sprache, Eintritt frei) vom Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität zusammen mit Kooperationspartnern im Rahmen der vom Bundesforschungsministerium geförderten Summer School „Finanzsystem und Gesellschaft“. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich unter: info@finanzsystem-und-gesellschaft.de.
Brooke Harrington erkundet die Welt der Vermögensmanager, also jener Finanzexperten, deren Aufgabe es ist, das Vermögen der Reichsten zu bewahren und zu vermehren. Um sich einen Zugang zu dieser schwer erreichbaren Berufsgruppe zu verschaffen, hat sie sich selbst zur Vermögensmanagerin ausbilden lassen. Sie hat die berühmtesten Steueroasen der Welt bereist und viele Interviews geführt, um zu verstehen, wie wohlhabende Kunden dabei unterstützt werden, ihr Vermögen auf formal legale Weise von Finanzämtern, Gläubigern und Familienmitgliedern unangetastet zu lassen. Harrington gibt einen informierten Einblick in die Mentalitäten, Rechtfertigungen und Strategien einer kleinen professionellen Elite, die eine tragende Rolle für die Zunahme globaler Vermögensungleichheiten spielt.
Brooke Harrington ist seit 2010 Professorin für Wirtschaftssoziologie an der Copenhagen Business School. Zuvor forschte sie an der Harvard University, am European University Institute (Florenz), am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung (Köln), an der Princeton University, der Stanford Graduate School of Business, dem Santa Fe Institute und der Brown University (Providence). Ihre Forschungsschwerpunkte sind neben der Wirtschaftssoziologie die Organisationssoziologie sowie Professionen und Ungleichheit. Ihre Arbeit befindet sich an der Schnittstelle von Politischer Ökonomie, Anthropologie, Sozialpsychologie und Verhaltensökonomie. 2016 ist ihr Buch „Capital without Borders: Wealth Management and the One Percent” bei Harvard University Press erschienen.
Im Anschluss an den Vortrag wird Jan Pieter Krahnen die Diskussion mit einem Kommentar eröffnen. Krahnen ist Professor für Kreditwirtschaft und Finanzierung im House of Finance der Goethe-Universität. Als (Co-)Direktor leitet er das Center for Financial Studies (CFS) und das Forschungszentrum SAFE an der Universität.
Veranstalter des Vortragsabends sind neben dem Exzellenzcluster das Frankfurter Finanzethische Forum, in dem das Nell-Breuning-Institut, die Frankfurt School of Finance and Management und die Katholische Akademie Rabanus Maurus zusammenarbeiten, und die Servicestelle Information, die im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die Förderinitiative „Finanzsystem und Gesellschaft“ begleitet. Ziel der Kooperation ist es, den Dialog zwischen Wissenschaft, Praktikern, Politik und Stadtgesellschaft zu fördern.
Informationen: Claudia Czingon, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Finanzsystem und Gesellschaft“, Tel.: 069/6061-106, czingon@sankt-georgen.de, www.finanzsystem-und-gesellschaft.de | Bernd Frye, Pressereferent des Exzellenzclusters, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net, www.normativeorders.net/de
Anmeldung (erforderlich): info@finanzsystem-und-gesellschaft.de
Sonstige
Goethe-Universität Frankfurt und die Gewerkschaften ver.di und GEW einigen sich nach intensiven Verhandlungen auf Tarifabschluss, der Freifahrtberechtigung umfasst
FRANKFURT. Nach intensiven Verhandlungen haben am 11. September 2017 die Goethe-Universität Frankfurt und die Gewerkschaften – unter dem Vorbehalt der Gremienzustimmung – eine Tarifeinigung erzielt, die auch eine Freifahrtberechtigung umfasst. Damit erhalten die rund 4.600 Tarif-Beschäftigten der Goethe-Universität Frankfurt rückwirkend zum 1. März dieses Jahres 2,0 Prozent mehr Gehalt, wobei Beschäftigte der unteren Entgeltgruppen von einer Erhöhung der Bezüge um mindestens 75 Euro im Monat profitieren. Ab 1. Februar 2018 werden die Gehälter nochmals um 2,2 Prozent steigen.
Der Abschluss sieht außerdem weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Entgelt- und Arbeitsbedingungen vor. So ist bei Höhergruppierungen künftig ein stufengleicher Aufstieg vorgesehen. In den Entgeltgruppen 9 bis 15 wird es ab dem 1. Januar 2018 auch eine 6. Stufe geben. Zur Gewinnung oder Bindung von Beschäftigten kann eine Fachkräftezulage in Höhe von bis zu 20 Prozent der Stufe 2 gezahlt werden. Auszubildende erhalten rückwirkend zum 1. März 2017 einen festen monatlichen Zuschlag von 35 Euro; ab 1. Februar 2018 wird das monatliche Ausbildungsentgelt nochmals um 35 Euro angehoben.
Gemäß der Selbstverpflichtung der Goethe-Universität partizipieren in dieser Tarifrunde erstmals auch die studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräfte an den erzielten Tariferhöhungen. Das Stundenentgelt dieser Beschäftigtengruppe wird dabei um denselben Prozentsatz angehoben, der jetzt für die Entgeltgruppen E10-E15 gilt. Rückwirkend ab dem 1. März 2017 beträgt damit das Stundenentgelt für studentische Hilfskräfte 9,69 € (mit Bachelorabschluss 11,22 €) sowie für wissenschaftliche Hilfskräfte 14,99 €. Ab 1. Februar 2018 erhöhen sich die Stundenentgelte auf 9,90 € für studentische Hilfskräfte (mit Bachelorabschluss auf 11,47 €) und 15,32 € für wissenschaftliche Hilfskräfte.
Auch für Tarifbeschäftigte, Auszubildende und Hilfskräfte, welche zwischen dem 1. März und dem 11. September 2017 aus dem Arbeitsverhältnis bzw. Ausbildungsverhältnis ausgeschieden sind, können noch in den Genuss der neuen Regelungen kommen, indem sie bis zum 31. März 2018 einen entsprechenden schriftlichen Antrag stellen.
Die Goethe-Universität Frankfurt bedauert den späten Abschluss der Tarifverhandlungen sehr. Die Zeit wurde in intensiven Verhandlungen mit dem Land genutzt, um auch für die Tarifangestellten der Goethe-Universität eine Freifahrtberechtigung für den Öffentlichen Nahverkehr in Hessen zu erreichen, was zunächst nicht vorgesehen war. Eine entsprechende Einigung mit dem Land konnte jedoch erst Ende August erzielt werden. Die Goethe-Universität zeigt sich sehr froh und dankbar, dass damit die Freifahrtberechtigung ab 1. Januar 2018 auch für die Bediensteten (Tarif-Beschäftigte, Beamtinnen und Beamte sowie Auszubildende) eingeführt werden kann.
Forschung
Forschergruppe validiert in der zweiten Förderphase verbesserte Modelle
FRANKFURT. Schwerewellen entstehen in der Atmosphäre durch destabilisierende Prozesse, beispielsweise an Wetterfronten, bei Gewittern oder wenn Luftmassen über Gebirge streichen. Gelegentlich kann man sie als Wolkenbänder am Himmel sehen. Für Klima- und Wettervorhersage-Modelle sind sie jedoch wegen ihrer kurzen Wellenlänge weitgehend „unsichtbar“. Erst durch spezielle Zusatzkomponenten in den Modellen können die Effekte von Schwerewellen berücksichtigt werden. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Forschergruppe „MS-GWaves“ unter Federführung der Goethe-Universität hat solche Parametrisierungen inzwischen weiterentwickelt und wird sie in der zweiten Förderperiode testen.
Obwohl Schwerewellen vergleichsweise kurze Wellenlängen von nur einigen 100 Metern bis zu einigen 100 Kilometern haben, beeinflussen sie die Verbreitung von Wasserdampf und die großräumigen Winde und Temperaturverteilungen zuweilen erheblich. Am stärksten ausgeprägt ist dieser Effekt in den höheren Schichten der Atmosphäre. Diese wirken wiederum so stark auch auf die tieferen Schichten ein, dass eine realistische Modellierung von Wetter und Klima in der Atmosphäre nicht ohne belastbare Berücksichtigung von Schwerewellen möglich ist. Schwerewellen sind aber auch für die Vorhersage von Turbulenzen für den Flugverkehr wichtig, und sie spielen eine bedeutsame Rolle in Starkwetterereignissen wie schweren Regenfällen oder Stürmen.
In der ersten Förderphase haben die 10 beteiligten Forschungsinstitute die Entstehung von Schwerewellen in einer der bisher aufwändigsten Messkampagnen mit Radar, leistungsfähigen Lasern, Raketen und Forschungsflugzeugen und auch in Labormessungen ausgiebig dokumentiert. Darüber hinaus haben sie die Theorie der Entstehung und Ausbreitung von Schwerewellen soweit verbessert, dass deren Entwicklung sich auch in hochauflösenden numerischen Modellen wesentlich zuverlässiger nachvollziehen lässt.
Die dabei gewonnenen Erkenntnisse haben die Forscher um Prof. Ulrich Achatz vom Institut für Atmosphäre und Umwelt der Goethe-Universität in einem weiteren Schritt genutzt, um Parametrisierungen, die den Einfluss von Schwerewellen beschreiben, in typischerweise nur gröber auflösenden Wetter- und Klimamodellen zu verbessern. Sie haben das vom Deutschen Wetterdienst und dem Max-Planck-Institut für Meteorologie verwendete Wetter- und Klimamodell ICON inzwischen zum Modell UA-ICON erweitert, das exaktere Vorhersagen für die obere Atmosphäre erlaubt. UA-ICON kann mit verschiedenen Auflösungen betrieben werden, so dass Schwerewellen darin wahlweise entweder für Testzwecke explizit simuliert werden können oder im operationellen Betrieb parametrisiert werden müssen. In der zweiten Förderphase werden die weiterentwickelten Parametrisierungen nun in dieses Modell eingebaut und dort erprobt.
Die Auswirkungen auf Wettervorhersage und Klimamodellierung sollen ein weiterer Schwerpunkt sein. Ein wichtiger Aspekt ist dabei in einer Zusammenarbeit mit der Universität Mainz eine verbesserte Beschreibung der Wechselwirkung von Schwerewellen und Eiswolken (Cirren). Möglicherweise spielt diese für das Klima eine bedeutende Rolle.
Fotos von Schwerewellen zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/68360990
Bildrechte: Gerd Baumgarten
Information: Prof. Ulrich Achatz, Institut Atmosphäre und Umwelt, Fachbereich 11, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-40243, achatz@iau.uni-frankfurt.de.
Sonstige
Beim Papieratlas-Wettbewerb 2017 belegt die Goethe-Uni den neunten Platz
FRANKFURT. Beim Papieratlas-Hochschulwettbewerb 2017 hat die Goethe-Universität den neunten Platz erreicht und gehört damit zu den „recyclingpapierfreundlichsten Hochschulen“ Deutschlands. Die Goethe-Universität erzielte durch die Verwendung von Recyclingpapier im Jahr 2016 eine Einsparung von über 2,5 Millionen Liter Wasser und mehr als 523.000 kWh Energie. Angedacht ist, künftig die gesamte Korrespondenz der Universität sowohl intern als auch extern mit Umweltpapier zu realisieren.
Durchgeführt wurde Hochschulwettbewerb von der Initiative Pro Recyclingpapier in Kooperation mit dem Bundesumweltministerium, dem Umweltbundesamt und dem Deutschen Hochschulverband. Hochschulen mit mehr als 5.000 Studierenden waren eingeladen, ihren Papierverbrauch und ihre Recyclingpapierquoten transparent zu machen. Am diesjährigen Wettbewerb beteiligten sich 39 Hochschulen, die mit einer durchschnittlichen Recyclingpapierquote von 65,84 Prozent einen neuen Rekord aufstellen. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies eine Steigerung um 8 Prozentpunkte.
Die Verwendung von Recyclingpapier ist eine besonders einfache und effektive Maßnahme für den Schutz natürlicher Ressourcen. Höchste ökologische Anforderungen und beste Qualität garantiert dabei das Umweltzeichen „Blauer Engel“. Papier mit dem Blauen Engel spart in der Produktion gegenüber Frischfaserpapier bis zu 60 Prozent Energie und bis zu 70 Prozent Wasser. Bereits seit 2008 sind Deutschlands Städte im Wettbewerb um die höchsten Recyclingpapierquoten. Die Daten werden jährlich erhoben und im Papieratlas abgebildet.
Mehr Informationen zum Papieratlas 2017 unter http://papieratlas.de/
Veranstaltungen
Veranstaltung zum Welt-Alzheimer-Tag an der Goethe-Universität
Bereits heute leben 1,2 Millionen Menschen mit der Alzheimer-Krankheit in Deutschland, Tendenz steigend. Da es bisher kein Heilmittel gibt, rückt die Alzheimer-Vorbeugung immer stärker in den Fokus. Denn Bewegung, geistige Fitness, die richtige Ernährung, soziale Kontakte und medizinische Vorsorge fördern das gesunde Altwerden und mindern das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung.
Zum Welt-Alzheimer-Tag lädt die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) deshalb nach Frankfurt ein zur Veranstaltung „Alzheimer vorbeugen – Experten klären auf“
am 21.September um 17 Uhr
im Festsaal des Casinos (Campus Westend)
Theodor-W.-Adorno-Platz 2a, 60323 Frankfurt.
Die Referenten stellen die unterschiedlichen Bereiche der Alzheimer-Vorbeugung leicht verständlich vor und geben Tipps für den Alltag. Durch den Abend führt TV-Moderatorin und AFI-Botschafterin Okka Gundel.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Frankfurter Forum für interdisziplinäre Alternsforschung/FFIA der Goethe-Universität Frankfurt und dem Lions-Club Usingen-Saalburg statt.
Programm
17.00 Uhr
Begrüßung und Einführung
Moderatorin Okka Gundel
17.15 Uhr
„Sport ist die beste Medizin – auch gegen Alzheimer?“
Prof. Dr. Johannes Pantel, Goethe-Universität Frankfurt
17.45 Uhr
„Essen gegen das Vergessen – schützt die richtige Ernährung vor Alzheimer?“
Prof. Dr. Gunter Eckert, Justus-Liebig-Universität Gießen
18.15 Uhr
Pause
19.00 Uhr
„Aktiv und gesellig – Alzheimer-Vorbeugung durch soziale Kontakte und geistige Fitness?“
Dr. Valentina Tesky-Ibeli, Goethe-Universität Frankfurt
19.30 Uhr
„Alt werden, jung bleiben – Warum ist medizinische Vorsorge wichtig?“
Prof. Dr. Ralf Ihl, Alexianer Krankenhaus Krefeld
20.00 Uhr
Ausklang der Veranstaltung
Anmeldung für interessierte Bürgerinnen und Bürger: Telefonisch unter 0211 - 86 20 66 0, per E-Mail an info@alzheimer-forschung.de oder per Online-Formular unter www.alzheimer-forschung.de/vorbeugen.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos.
Information: Dr. Christian Leibinnes, Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI), Kreuzstr. 34, 40210 Düsseldorf, Tel. (0211) - 86 20 66 27, presse@alzheimer-forschung.de, www.alzheimer-forschung.de/presse
Informationen für Pressevertreter. Wir bitten um Ihre Zusage telefonisch unter 0211 - 86 20 66 27 oder per E-Mail an presse@alzheimer-forschung.de. Alle Referenten stehen am Veranstaltungstag für Interviews und Fotos zur Verfügung. Um eine Voranmeldung wird gebeten.
Eine Pressemappe und einen Flyer zur Veranstaltung finden Sie zum Download unter: http://www.alzheimer-forschung.de/5164
Kostenfreies Fotomaterial: http://www.alzheimer-forschung.de/presse/medien.htm
Forschung
Der Atmosphären- und Klimaforschung Prof. Joachim Curtius von der Goethe-Universität sorgt sich nach Hurrikan Irma um die langfristigen Folgen eines menschengemachten Klimawandels
FRANKFURT. Der Hurrikan „Irma“ wird von nicht wenigen Beobachtern bereits als Ergebnis des menschengemachten Klimawandels angesehen. Der gewaltige Sturm hat ganze Regionen in Lateinamerika und den USA zerstört und auf seinem Weg von den Kapverden in den Süden der USA mehrere Wetterrekorde gebrochen. Auch in unseren Breiten scheinen die Extremwetterereignisse deutlich zuzunehmen. Irma ist für den renommierte Atmosphären- und Klimaforschung Prof. Joachim Curtius Anlass, sich erneut öffentlich zu den Folgen des menschengemachten Klimawandels zu Wort zu melden: „Wir erwarten, dass im Zuge des Klimawandels einige Arten von Wetterextremen zunehmen. Bei Ereignissen wie Hitzewellen und Dürren in einigen Regionen oder auch bei Extremniederschlägen sind sich die Klimaforscher sehr sicher“, so Curtius.
Es gebe aber auch „klare Indizien, die es plausibel erscheinen lassen, dass der menschgemachte Klimawandel auch bei Hurrikanen einen Einfluss hat. Insbesondere wissen wir, dass sich die Ozeanoberfläche durch den Klimawandel erwärmt und damit die Gebiete größer werden, in denen das Wasser warm genug ist, so dass sich ein tropischer Wirbelsturm bilden kann. Wir wissen auch, dass je größer der Temperaturunterschied zwischen Ozeanoberfläche und oberster Troposphäre ist, desto höher sind auch die maximal möglichen Windgeschwindigkeiten im Hurrikan. Insofern ist es plausibel, dass durch Klimawandel Hurrikane noch zerstörerischer werden und dass Hurrikane in Gebieten auftreten können, wo es bisher keine Hurrikane gab. Irma hat einige Rekorde für Hurrikane im Nordatlantik aufgestellt mit maximalen Windgeschwindigkeiten von rund 300 km/h über anderthalb Tage hinweg.“
Die gewaltige Ausdehnung des Hurrikans Irma stellt auch den Atmosphärenforscher vor ein Rätsel: „Wieso gerade Irma so groß geworden ist und vor allem so extrem viel Energie aufgenommen hat, ist nicht leicht zu beantworten. Es lagen für die Entstehung und das Anwachsen perfekte Bedingungen vor: der Atlantik ist auf Höhe der Kapverden, wo Irma entstand, derzeit sehr warm. Hinzu kommt, dass die Windscherung schwach war, das heißt die Unterschiede in Windgeschwindigkeit und -richtung mit der Höhe waren gering. Irma hat sich über mehrere Tage aufgebaut und dabei ständig an Intensität gewonnen. Warum es aber gerade in diesem Jahr bei diesem Sturm zu diesen besonderen Bedingungen gekommen ist, ist schwer zu sagen.“
Curtius sieht in Zukunft gravierende Folgen für die Bewohnbarkeit ganzer Regionen als Folge von Extremwetter-Ereignissen: „Der Pazifik hat allgemein die schlimmsten Tropenstürme zu befürchten, weil dort die extremsten Bedingungen vorliegen und in vielen betroffenen Regionen die Bevölkerung zu arm ist, um sich zu schützen. Es wird aber auch erwartet, dass in Zukunft Hurrikane in Regionen auftreten, wo es diese bisher überhaupt nicht gibt, zum Beispiel im Südatlantik vor der Küste Brasiliens. Das würde die Bevölkerung überraschen und könnte auch zu großen Schäden und Opferzahlen führen, weil man bislang kaum darauf vorbereitet ist.“ Die materiellen Schäden seien, so Curtius, bei solchen Naturkatastrophen in jedem Fall enorm. „Viele der Megastädte der Erde liegen direkt an der Küste in Regionen, die von Hurrikanen bedroht sind. Selbst wenn es gelingt, mehrere Millionen Menschen rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, dann bringen Hurrikane auch immer wieder gigantische wirtschaftliche Verluste.“ Hurrikan Katrina habe Schäden über 100 Milliarden Dollar verursacht. Wolle man solche Schäden in Zukunft vermeiden, dann müsse man sicherer und vor allem nicht mehr zu nah an der Küste bauen.
Die Empfehlung des Wissenschaftlers an die Politik lautet: „Eine kluge Politik sollte immer versuchen, die eigene Bevölkerung mit Weitsicht zu schützen. Dies allein sollte als Argument für besseren Klimaschutz und respektvolleren Umgang mit Natur und Rohstoffen schon ausreichen, selbst wenn es beispielsweise höhere Energiekosten mit sich bringt. Der wichtigste Rat ist wahrscheinlich, dass wir noch stärker berücksichtigen müssen, dass die meisten der jetzt angestoßenen Veränderungen des Klimas sich nicht wieder rückgängig machen lassen, wenn wir feststellen, dass die Folgen für uns sehr schädlich sind.“
Auch Hurrikan Katrina habe 2005 eine große Debatte ausgelöst und das Thema Klimawandel damit wesentlich ins Bewusstsein vieler Menschen gerückt. Ich nehme an, dass man sich auch nach Harvey und Irma wieder intensiver in der Öffentlichkeit mit dem Thema auseinandersetzt und feststellt, wie dringend es ist, die Ursachen des Klimawandels zu bekämpfen, um zu vermeiden, dass Klimaextreme immer zerstörerischer werden.“
Das vollständige Interview von Prof. Joachim Curtius lesen Sie in GoetheUni-online: http://tinygu.de/joachim-curtius
Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/68343479
Veranstaltungen
10. MentorInnentag für schulische und universitäre Betreuungspersonen im Schulpraktikum: Sprachenvielfalt im Unterricht als Bereicherung nutzen
FRANKFURT. Der Umgang mit Sprachenvielfalt im Unterricht steht im Mittelpunkt des 10. MentorInnentages der Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung (ABL) und des Interdisziplinären Kolleg Hochschuldidaktik (IKH) am Dienstag, 26. September, an der Goethe-Universität.
Deutschlands Klassenzimmer werden immer heterogener. Für Lehrkräfte ist das eine zusätzliche Aufgabe, die hohe Anforderungen an ihre Professionalität stellt. Auch Lehramtsstudierende im Schulpraktikum sollten auf diese Situation vorbereitet werden. Passend dazu widmet sich der diesjährige MentorInnentag dem Thema „Heterogenität – Mehrsprachigkeit im Schulunterricht“. Die Veranstaltung der ABL und des IKH richtet sich an universitäre Praktikumsbeauftragte und an schulische Mentorinnen und Mentoren, die Lehramtsstudierende während ihres Schulpraktikums betreuen.
Der MentorInnentag findet statt am
September 2017 von 9 bis 17 Uhr
im Seminarhaus (SH 0.105)
auf dem Campus Westend.
Mit einem Vortrag zu „Mehrsprachigkeit im Unterricht nutzen – aber wie?“ wird Prof. Ulrich Mehlem vom Institut für Pädagogik der Elementar- und Primarstufe den MentorInnentag 2017 eröffnen. In Workshops werden anschließend verschiedene Facetten des Themas aufgegriffen und unter einer fächerorientierten Anwendungsperspektive vertieft. Im Fokus ist, die eigenen Handlungskompetenzen zu erweitern und zugleich künftige Lehrerinnen und Lehrer beim Umgang mit heterogenen Lerngruppen zu unterstützen und methodisch-didaktische Zugänge zu reflektieren.
Für das Gelingen der Praxisphasen während des Studiums ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Universität und Schulen sehr wichtig. Beim MentorInnentag, der im Jahr 2006 ins Leben gerufen wurde, sollen die Akteure auf beiden Seiten eine regelmäßige und institutionalisierte Gelegenheit zum fachlichen Austausch finden.
Anmeldung zur Tagung und den einzelnen Workshops über die Website www.anmeldung-mentorInnentag.de bis 22. September 2017.
Kontakt-E-Mail: schulung-praxisphasen@uni-frankfurt.de
Forschung
Konstantinos Stellos erhält ERC-Starting Grant
FRANKFURT. Arteriosklerose, eine der häufigsten Todesursachen in der westlichen Welt, beginnt meist mit einer Entzündung der Endothelzellen, die alle Blutgefäße auskleiden. Bisher ist unklar, warum sie auf Risikofaktoren wie Rauchen oder zu hohe Cholesterinwerte reagieren. Mit einem Starting Grant des Europäischen Forschungsrat ERC über 1.5 Millionen Euro will Prof. Konstantinos Stellos von der Goethe-Universität den Prozess nun auf der Ebene der DNA-Bausteine (Nukleotide) untersuchen.
In jüngster Zeit mehren sich Hinweise, dass das Botenmolekül RNA eine zentrale Rolle für die Gesundheit der Gefäße spielt. Inzwischen weiß man, dass es nicht bloß eine Abschrift des genetischen Codes darstellt, sondern auch in die Steuerung von Zellfunktionen eingreifen kann. Wie RNA auf die Umgebung reagiert, ist bis heute nicht vollständig verstanden. So ist völlig unklar, ob chemische Modifikationen der RNA einen Einfluss auf die Gefäßfunktion und damit Arteriosklerose haben.
Bei Arteriosklerose hat die Gruppe von Konstantinos Stellos vom Institut für kardiovaskuläre Regeneration und von der Abteilung der Kardiologie an der Goethe-Universität zwei besonders häufige chemische Veränderungen der RNA von Endothelzellen beobachtet. Eine davon, die RNA-Methylierung an einer bestimmten Stelle des Moleküls (m6A), will er nun in ihrer Wirkung auf die Gefäße im Detail untersuchen.
Zunächst wollen die Forscher verstehen, wie sich die RNA-Methylierung auf die Genexpression bei Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit oder akuter Herzinfarkt auswirkt, welche Proteine dabei eine Rolle spielen, und wie die RNA-Methylierung möglicherweise die Entzündung der Gefäße beeinflusst. Sie hoffen, dabei auch Biomarker zu finden, die frühzeitig auf Arteriosklerose hinweisen sowie neue therapeutische Strategien für das Volksleiden zu entwickeln.
Stellos schloss 2005 sein Medizinstudium in Griechenland ab und promovierte zwei Jahre später an der Universität Tübingen. 2013 folgte die Habilitation an der Goethe-Universität. Seit 2014 ist er außerordentlicher Professor an der Medizinischen Fakultät und Gruppenleiter am Institut für Kardiovaskuläre Regeneration an der Goethe-Universität.
Mit der ERC-Starting Grant fördert die Europäische Union exzellente junge Wissenschaftler nach der Promotion, so dass sie eine unabhängige Karriere beginnen und eine eigene Forschergruppe aufbauen können.
Ein Bild von Konstantinos Stellos erhalten Sie auf Anfrage an hardy@pvw.uni-frankfurt.de.
Information: Prof. Konstantinos Stellos, Institut kardiovaskuläre Regeneration und Medizinische Klinik III, Kardiologie, Universitätsklinikum, Tel.: (069) 6301-5988, www.stelloslab.com.
Veranstaltungen
15. Frankfurter Kinder-Uni vom 12. bis 15. September – nachmittags ohne Anmeldung für alle Kinder von 8 bis 12 Jahren
FRANKFURT. Zur 15. Frankfurter Kinder-Uni lädt die Goethe-Universität in der Woche vom 12. bis 15. September auf dem Campus Westend ein. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erklären in vier verschiedenen Vorlesungen ihr Forschungsgebiet auf anschauliche und unterhaltsame Weise für Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren. Ziel ist es, auf Wissenschaft neugierig zu machen und Kindern einen Eindruck vom Uni-Leben zu vermitteln.
Die Frankfurter Dr. Marschner Stiftung, deren großzügige Unterstützung seit 2015 die Weiterführung der Frankfurter Kinder-Uni ermöglicht, gab heute bekannt, eine weitere Förderung für mehrere Jahre wohlwollend prüfen zu wollen. „Ich bin davon begeistert, dass es bei der Kinder-Uni gelingt, Frankfurter Schülerinnen und Schülern aller Bildungsschichten einen ersten Kontakt mit der Universität zu ermöglichen“, so Peter Gatzemeier, Vorstand der Dr. Marschner Stiftung.
Neu in diesem Jahr ist das Design der Kinder-Uni-T-Shirts in den Farben orange, grün und blau mit einem zeitlosen neuen Kinder-Uni-Logo. In diesem Design wird es auch Kinder-Uni-Tassen geben.
Das Programm
Zum Auftakt der Kinder-Uni am Dienstag (12. September) um 9 Uhr wird das Rumpelstilzchen aus dem Märchen der Gebrüder Grimm vor Gericht gestellt. Dafür, dass es der Müllerstochter beim Goldspinnen hilft, verlangt es deren erstes Kind. „Darf es das?“, fragen der Jura-Professor Matthias Jahn und sein studentisches Team in der Vorlesung „Ach, wie gut, dass niemand weiß…“. Bei der Urteilsfindung haben die Kinder im Hörsaal ein gewichtiges Wörtchen mitzureden.
In Filmen wie „Star Wars“ greifen Regisseure tief in die Trickkiste, aber: „Funktionieren eigentlich Laserschwerter?“, fragt der Physiker Dr. Sascha Vogel in seiner Vorlesung am Mittwoch (13. September). Er nimmt mit den Kindern eine Reihe von Hollywood-Filmen unter die Lupe, so dass sie am Ende wissen, was physikalisch möglich ist und was nicht. Diese Vorlesung besucht auch Oberbürgermeister Peter Feldmann. Im Anschluss setzt er seine bereits zur Tradition gewordenen Gespräche mit vier ausgewählten Schulklassen fort.
Am Donnerstag (14. September) geht es um „Mord im Bienenvolk“. Prof. Bernd Grünewald, Direktor des Instituts für Bienenkunde, erklärt u.a., warum eine frisch geschlüpfte Bienenkönigin ihre noch in den Waben schlafenden Schwestern vergiftet. Mit von der Partie sind echte Bienen, die gut sichtbar, aber unter Verschluss gehalten werden.
Wie man mit Röntgenstrahlen und Infrarotlicht den niederländischen Malern des 15. und 16. Jahrhunderts nachträglich über die Schulter schauen kann, erklärt Prof. Jochen Sander, Professor für Kunstgeschichte und stellvertretender Direktor des Städel Museums in seiner Vorlesung am Freitag (15. September). Die Kinder erfahren, wie Künstler beim Malen vorgegangen sind und entdecken so Manches, was unter der Farbe versteckt ist.
Organisation
Die Organisatorinnen rechnen in diesem Jahr mit mehr als 10.500 Kindern. Die beiden Vormittagsvorlesungen (jeweils 9:30 Uhr und 11:00 Uhr) sind nur für Schulklassen reserviert und komplett ausgebucht: Mehr als 300 Klassen aus dem gesamten südhessischen Raum werden an den acht Vormittagsvorlesungen teilnehmen, weitere 62 Klassen konnten leider nicht berücksichtigt werden.
Nachmittags um 16 Uhr sind alle Kinder von 8 bis 12 Jahren in Begleitung Erwachsener ohne Anmeldung eingeladen. Für Kinder, die keine Möglichkeit haben, die Kinder-Uni zu besuchen, gibt es einen Live-Stream (http://live.uni-frankfurt.de). Die Aufzeichnungen können auch im Nachhinein im Internet angeschaut werden, dort finden sich auch Aufzeichnungen aller Kinder-Uni-Vorlesungen seit 2011 (http://www.rz.uni-frankfurt.de/68128012/Kinderuni).
Nach beiden Vorlesungen können die Schülerinnen und Schüler sich in der Mensa, den Cafeterien des Studentenwerks oder im Bistrorante „Sturm und Drang“ im Erdgeschoss des Hörsaalgebäudes stärken. In den Betrieben des Studentenwerks bekommen sie gegen Vorlage ihres „Studentenausweises“ für 3 Euro ein Kinder-Menü oder einen Snack und ein Getränk.
Auch in diesem Jahr gibt es zu jeder Vorlesung ein Quiz. Unter den Teilnehmern, die das Richtige angekreuzt haben, werden Buchpreise verlost. Auf der Homepage der Kinder-Uni (www.kinderuni.uni-frankfurt.de) sind die Quizfragen und später die richtigen Antworten einsehbar. Besonders eifrige Besucher der Kinder-Uni, die an mindestens drei Vorlesungen teilgenommen haben, können bei einer weiteren Verlosung mitmachen. Zu gewinnen sind Sach– und Hörbücher, sowie Kinder-Uni-T-Shirts.
Medienpartner der Frankfurter Kinder-Uni sind auch in diesem Jahr die Frankfurter Rundschau, die täglich über die Veranstaltungen berichten wird, und das Magazin GEOlino, das redaktionell auf die Kinder-Uni aufmerksam macht.
Das neue Kinder-Uni-Logo finden Sie zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/68282161
Informationen: Dr. Anke Sauter und Dr. Anne Hardy, Referentinnen für Wissenschaftskommunikation, Campus Westend, Tel: (069) 798-13066 und 798- 12498; kinderuni@vdv.uni-frankfurt.de;
Forschung
Künstliche Transporter-Enzymkomplexe steigern Zuckerverwertung in Bäckerhefe
FRANKFURT. Wertvolle Produkte wie Treib- und Kunststoffe oder Pharmazeutika aus nachwachsenden Rohstoffen zu gewinnen, ist bisher nicht effizient genug, weil die verwendeten Mikroorganismen den Rohstoff nur langsam verwerten und neben gewünschten Substanzen auch noch viele Nebenprodukte herstellen. Biotechnologen der Goethe-Universität ist es jetzt gelungen, die Zuckerverwertung in Bäckerhefe zu optimieren.
Mikroorganismen wie die Bäckerhefe kann man sich wie eine Miniaturfabrik vorstellen: Die Rohstoffe (in der Regel Zucker) werden durch Pforten (Transporter-Proteine) aufgenommen und in einem mehrstufigen Prozess mithilfe von Enzymen umgebaut. Anders als in einer menschengemachten Fabrik werden aber in Mikroben nicht nur die technologisch interessanten Produkte hergestellt, sondern auch viele Nebenprodukte. Das liegt daran, dass verschiedene Enzyme um den Zucker konkurrieren, so dass verschiedene für das Überleben der Zelle wichtige Bausteine entstehen.
Thomas Thomik und Dr. Mislav Oreb vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Goethe-Universität ist es nun gelungen, den Stoffwechsel von Bäckerhefe so zu kanalisieren, dass die Rohstoff-Zucker produktiver genutzt werden. In der aktuellen Ausgabe der angesehenen Zeitschrift Nature Chemical Biology stellen die Frankfurter Forscher einen neuen Mechanismus vor, mit dem die Rohstoffe von Transporter-Proteinen direkt an die erwünschten Enzyme geliefert werden.
„Wir haben ein „Scaffold-Protein“ konstruiert, das an das Transporter-Protein bindet und anschließend als eine Andockstation für die gewünschten Enzyme dient. Erkennungscodes, mit dem die Enzyme versehen sind, ermöglichen das Andocken. So entsteht eine Ansammlung von erwünschten Enzymen in der Nähe des Transporters. Dadurch kann die Zelle den Rohstoff wie am Fließband bearbeiten, ohne dass die konkurrierenden Enzyme die Gelegenheit bekommen, ihn umzusetzen“, erklärt Mislav Oreb das Prinzip.
In ihrer Arbeit zeigen die Frankfurter Biotechnologen, dass der Zucker Xylose durch solche „molekularen Fließbänder“ (Transport-Metabolons) effizienter in Ethanol umgewandelt wird, indem die Produktion des unerwünschten Nebenproduktes Xylitol minimiert wird.
„Das zugrundeliegende Prinzip könnte angewandt werden, um aus verschiedenen Zuckern beliebige Produkte wie Biotreibstoffe, Kunststoffe oder Pharmazeutika herzustellen. Das Konzept hat das Potential, die biotechnologischen Prozesse generell ökologisch und wirtschaftlich nachhaltiger zu gestalten, da eine effiziente Zuckerverwertung eine grundlegende Voraussetzung hierfür ist“, erklärt Mislav Oreb die Bedeutung des neuen Verfahrens.
Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/68258883
Bildtext: In der Bäckerhefe konkurrieren verschiedene Enzyme um Zuckermoleküle, die durch Transporter-Proteine in die Zelle aufgenommen werden. Damit der Zucker nur von Enzymen umgesetzt wird, die biotechnologisch gewünschte Produkte liefern (grüne Ovale), verknüpft man sie über eine Andock-Station direkt mit dem Transporter (rechtes Bild).
Publikation: Thomas Thomik, Ilka Wittig, Jun-yong Choe, Eckhard Boles und Mislav Oreb: An artificial transport metabolon facilitates improved substrate utilization in yeast, in Nature Chemical Biology
Information: Dr. Mislav Oreb, Institut für Molekulare Biowissenschaften, Fachbereich 15, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-29331, M.Oreb@bio.uni-frankfurt.de.
Sonstige
Erleichterung an der Goethe-Universität über erfolgreiche Entschärfung
FRANKFURT. An der Goethe-Universität herrscht große Erleichterung und Freude über die Entschärfung der Weltkriegsbombe, die am vergangenen Dienstag bei Bauarbeiten auf dem Campus Westend gefunden worden war.
„Ich danke Stadt, Polizei und Feuerwehr, insbesondere aber René Bennert und Dieter Schwetzler vom Kampfmittelräumdienst des Regierungspräsidiums Darmstadt, die die Bombe vor Ort unschädlich gemacht haben, für ihren fantastischen Einsatz“, sagte Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff.
Wolff hob die enorm professionelle Arbeit aller Behörden bei der Bewältigung der Krise hervor: „Ich bin tief beeindruckt, wie es gleichsam aus dem Stand und binnen weniger Tage gelungen ist, die größte Evakuierungsaktion der deutschen Nachkriegsgeschichte perfekt zu organisieren“, so die Uni-Präsidentin.
Sonstige
Der Sozialpsychologe Rolf van Dick über Bürger, die glauben, sich in Gefahrensituationen über Anordnungen der Behörden hinwegsetzen zu können
FRANKFURT. Am 3. September um 19.01 Uhr – die Weltkriegsbombe auf dem Campus Westend war gerade in stundenlanger gefahrvoller Arbeit vom Kampfmittelräumdienst entschärft worden – gab der Frankfurter Polizeipräsident Gerhard Bereswill Zahlen bekannt, die aufhorchen ließen. Im Zuge der Evakuierung der 65.000 Bürgerinnen und Bürger aus der 1,5 Kilometer umfassenden Sperrzone rund um den Bomben-Fundort hatte die Polizei 298 Platzverweise aussprechen, sowie 36 Identitätsfeststellungen, 26 Transporte, 19 Wohnungsöffnungen und sogar 5 Verhaftungen vornehmen müssen. Zuvor hatte sich die Entschärfung mehr als zwei Stunden verzögert, da verschiedene Bürger die Räumung der Evakuierungszone wohl eher als Happening, denn als lebensbeschützende Maßnahme interpretiert hatten. Einige hatten sich schlicht geweigert, ihre Wohnungen zu verlassen. Grund genug, bei Prof. Rolf van Dick, Sozialpsychologe an der Goethe-Universität, nachzufragen, was Menschen zu einem solchen Verhalten motiviert:
1) Herr Prof. van Dick, gibt es bestimmte Kollektive oder Individuen, die für solche Verhaltensweisen besonders anfällig sind?
Es gibt bestimmte Individuen, die besonders autoritaristisch eingestellt sind und Regeln besonders eng befolgen und Anweisungen von oben unbedingt durchsetzen. Das bedeutet natürlich, dass es umgekehrt auch Menschen gibt, die eine besonders geringe Autoritarismusneigung haben, und sich grundsätzlich eher auflehnen, wenn es Anweisungen gibt, wie bei der Evakuierung. Für Kollektive gilt, dass diese in manchen Kulturen eher ein starkes Gefühl für Gleichheit haben und Unterschiede in der Machtverteilung nicht akzeptieren. Dazu gehört auch Deutschland. Hier ist es also auch wahrscheinlicher, dass man sich Anweisungen „von oben“ etwas stärker widersetzt. Außerdem gibt es situative Einflüsse (wie z.B. Dunkelheit), die dann eher dazu führt, dass man nicht das tut, was eigentlich vernünftig wäre.
2) Hat die Sozialpsychologie in der Vergangenheit bereits vergleichbare Fälle analysiert?
Nicht, dass ich wüsste. Aber es gibt Forschungen zu Verhalten in größeren Gruppen, die dann sehr dumme Dinge tun. So ist es z.B. in den USA immer wieder vorgekommen, dass Menschenmengen Selbstmordkandidaten, die auf hohen Häusern standen „anfeuern“, doch zu springen. Oder „bystander“ von Unfallopfern, die wenn sie in der Menge sind, nicht eingreifen oder helfen. Das ist alles recht gut erforscht.
3) Wie sieht aus Sicht der Sozialpsychologie die richtige Reaktion der Behörden auf ein solches Verhalten aus?
Das Vernünftigste ist, Individuen als Einzelne anzusprechen und an ihre Vernunft zu appellieren. Wenn das nicht hilft, sollte man auch mit Konsequenzen drohen. Bei Gaffern bei Unfällen z.B. werden regelmäßig Platzverweise durch die Polizei ausgesprochen, die, wenn sie nicht eingehalten werden, auch zu Geldbußen führen können. Außerdem kann es auch sinnvoll sein, in so einem Fall - ohne allerdings Panik zu verbreiten - auf frühere Entschärfungsversuche zu verweisen, die schief gegangen sind (2010 sind z.B. in Göttingen drei Experten des Kampfmittelräumdienstes ums Leben gekommen, weil eine 400 kg-Bombe bei der Entschärfung explodiert ist). Dies würde der Haltung entgegenwirken, dass die Menschen denken „es passiert ja doch nichts“.
Sonstige
„Die Deutschen und ihre Nation“: Buchveröffentlichung des Frankfurter Geschichtswissenschaftlers Prof. Dr. Andreas Fahrmeir
FRANKFURT. Polen, Großbritannien, die USA: Überall sind nationalistische Bewegungen im Aufwind. Doch wie entsteht Nationalismus, und seit wann gibt es die Vorstellung von unterschiedlichen Nationen? Dieser Frage geht Prof. Dr. Andreas Fahrmeir, Geschichtswissenschaftler an der Goethe-Universität, in seinem neusten Buch nach. „Die Deutschen und ihre Nation: Geschichte einer Idee“ erscheint im September beim Reclam-Verlag.
Nationalismus geht davon aus, dass sich die Menschheit in „Nationen“ gliedern lässt, dass die Zugehörigkeit zur „Nation“ von grundlegender Bedeutung ist – und dass „Nationen“ spezifische Eigenarten aufweisen, die sich über einen langen Zeitraum beobachten lassen. Keine dieser Annahmen ist jedoch naturgegeben, und zu jeder von ihnen gibt und gab es intellektuell plausible Alternativen. Dennoch waren die Grundannahmen des Nationalismus im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert prägend und setzten vor allem in Deutschland zerstörerische Energien frei.
In der aktuellen wissenschaftlichen Debatte ist umstritten, wie Nationalismus zu erklären ist. Handelt es sich um ein modernes Phänomen, das erst im 18. oder 19. Jahrhundert entstand und an der Wende zum 21. Jahrhundert in Auflösung begriffen ist? Oder lassen sich nationalistische Vorstellungen schon seit dem Mittelalter beobachten?
In „Die Deutschen und ihre Nation: Geschichte einer Idee“ vertritt Andreas Fahrmeir am deutschen Beispiel die These, dass unterschiedliche Elemente, die sich zum Nationalismus moderner Prägung zusammenfügen, unterschiedliche historische Konjunkturen erlebten. Das gilt für die individuelle Identifikation mit einer „Nation“, aber auch für den Bezug staatlicher Verwaltungen auf die „Nationszugehörigkeit“ als In- und Exklusionskriterium oder den Rückgriff auf nationale Eigenschaften oder „Missionen“ zur Erklärung historischer Entwicklungen. Fahrmeir erzählt somit keine Geschichte von Aufstieg und Niedergang „des“ Nationalismus, sondern vom Wandel der Formen und Bezüge nationaler Argumentationen vom Mittelalter bis in die Gegenwart.
Publikation: Fahrmeir, Andreas: Die Deutschen und ihre Nation. Geschichte einer Idee. Originalausgabe. 216 Seiten, Erscheinungsdatum: Ende September 2017 (auch als E-Book), Preis: 20 Euro, ISBN: 978-3-15-011136-9
Das Porträt des Autors (Fotograf: Jan Jacob Hofmann) sowie ein Bild des Covers finden Sie zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/68234046
Informationen: Prof. Dr. Andreas Fahrmeir, Historisches Seminar, Campus Westend, Norbert Wollheim Platz 1, 60629 Frankfurt/Main, Tel. +49 (0)69 798 32626/32613, Email: fahrmeir@em.uni-frankfurt.de
Veranstaltungen
Vortrag des Trienter Historikers Gustavo Corni am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität
BAD HOMBURG. Unter Benito Mussolini trat Italien als späte Kolonialmacht auf und eroberte Äthiopien, das Land am Horn von Afrika. Wie Diktatur und Kolonialismus miteinander verflochten waren, darüber spricht der Trienter Historiker Prof. Gustavo Corni am Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg.
Der pittoreske Palazzo auf der berühmten Piazza Venezia in Rom war zur Zeit des italienischen Faschismus Regierungssitz Benito Mussolinis. Vom Balkon aus sprach er gerne zu den Massen – so auch am 9. Mai des Jahres 1936: Der Diktator proklamierte im Anschluss an die Besetzung der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba die Wiedergeburt des altrömischen Kaiserreiches. Diese verspätete kolonialistische Eroberung, getarnt durch die Bezeichnung „Krieg von Äthiopien“, war die Vollendung der imperialistischen Dynamik Italiens im sogenannten „Horn von Afrika“. Italien hinkte dem europäischen Imperialismus, der am Ende des 19. Jahrhunderts bereits seinen Höhepunkt erreicht hatte, zeitlich hinterher. Aber die Eroberung Äthiopiens war anders angelegt: Mussolinis Massendiktatur unterschied sich grundlegend von den Nationalstaaten des vorhergehenden Jahrhunderts. Gustavo Corni, Experte für die Geschichte der Diktaturen im 20. Jahrhundert, wird in seinem Vortrag die problematische Verflechtung von Kolonialismus und Diktatur analysieren.
Zum Vortrag
„Ein Kolonialreich als late comer: Italien in Äthiopien“ am Dienstag, 5. September, um 19 Uhr, im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität, Am Wingertsberg 4, Bad Homburg
lädt das Historische Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften ganz herzlich ein.
Gustavo Corni ist Professor für Zeitgeschichte an der Universität Trient. Er war 2014 am Historischen Kolleg im Forschungskolleg Humanwissenschaften Gastwissenschaftler des Themenjahres „Die Welt von 1914“. Während seines Aufenthaltes arbeitete er an einer Monographie zur Geschichte des Nazismus, die kurz darauf erschienen ist (Gustavo Corni, Breve storia del nazismo: 1920-1945. Bologna: Il Mulino 2015). Aktuell forscht er zum Thema „Der italienische Faschismus und der Traum von einem neuen Imperium“ und ist im September im Rahmen des Themenjahres „Imperien und ihr Ende“ Fellow des Historischen Kollegs.
Die Programmbeauftragten für das aktuelle Themenjahr „Imperien und ihr Ende“ sind Christoph Cornelißen, Professor für Neueste Geschichte an der Goethe-Universität, und Thomas Duve, Direktor des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte und Professor für vergleichende Rechtsgeschichte an der Goethe-Universität. Das Forschungskolleg Humanwissenschaften ist Institute for Advanced Studies der Goethe-Universität in Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung. In Zusammenarbeit mit dem Historischen Seminar der Goethe-Universität hat das Forschungskolleg 2014 das Historische Kolleg ins Leben gerufen. Es dient renommierten Historikern als geisteswissenschaftliches Laboratorium und ist lebendiger Ort öffentlicher Debatten. Wissenschaftlicher Koordinator des Programms ist Andreas Fahrmeir, Professor für Neuere Geschichte an der Goethe-Universität. Hauptförderin des Historischen Kollegs ist die Dagmar-Westberg-Stiftung.
Bitte melden Sie sich zum Vortrag an unter: info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Informationen: Ellinor Schweighöfer, Tel.: 06172-13977-14 oder -0, schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de.
Veranstaltungen
„E-Health“ ist Thema der 6. Jahrestagung des House of Pharma & Healthcare
FRANKFURT. Die Digitalisierung der Medizin und die Qualität von Ausbildung und Forschung am Pharmastandort Deutschland sind die beiden Schwerpunktthemen der 6. Jahrestagung des House of Pharma. Ihnen sind insgesamt fünf Plenarveranstaltungen gewidmet. Sieben weitere aktuelle Themen werden in zwei parallelen Workshop-Sitzungen diskutiert. Mit mehr als 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hat sich die Jahrestagung zu einer der führenden Pharmakonferenzen Deutschlands entwickelt. Sie findet statt
am 4. September, 19 Uhr, und 5. September, 9 bis 16 Uhr
im Casino, Campus Westend, Goethe-Universität Frankfurt.
Wie in allen Lebensbereichen, wächst auch in der Medizin die Menge digital erhobener und übermittelter Daten exponentiell. Die dazugehörige Hard- und Software wird immer ausgefeilter. Diabetiker können beispielsweise schon heute ihre Blutzuckerwerte mit Apps auf mobilen Geräten messen und dank digitaler Beratung steuern. Schnell werden sich Gesundheits-Apps für Prävention, Diagnostik und Therapie auf viele Indikationsbereiche ausdehnen und die traditionelle Arztrolle in Frage stellen. Elektronische Sprechstunden werden in absehbarer Zeit zum medizinischen Alltag gehören. Gleichzeitig werden Big Data effektivere Therapien ermöglichen. Denn je besser es gelingt, aus der Analyse von Datenströmen sinnvolle Informationen zu filtern, desto individueller werden komplexe Krankheiten wie Krebs behandelt werden können.
Das Programm am 5. September
Zum Auftakt geht es um die Qualität der Ausbildung und Forschung in Deutschland. Genügt sie den Anforderungen, die der globale Wettbewerb um die besten Köpfe und Konzepte für die Medizin von morgen stellt? Nach einem Impulsvortrag des Direktors des Institute for Translational Medicine and Therapeutics der University of Pennsylvania (um 9 Uhr) diskutieren diese Frage Vertreter von Pharmaunternehmen sowie universitärer und außeruniversitärer Forschung in einer Podiumsdiskussion (9.20 Uhr). Ein positives Ausrufezeichen setzen im Anschluss daran fünf Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforscher: In einem „Science Slam“-Wettbewerb präsentieren sie ihre biomedizinischen Forschungsprojekte in je dreiminütigen „Elevator Pitches“.
Welche Chancen die digitale Revolution eröffnet, wird der Vorstandsvorsitzende der Roche AG, Dr. Christoph Franz, um 10.45 Uhr erläutern.
Die mit „E-Health“ verknüpften juristischen Probleme sind Thema in der Keynote von Dr. Wolfgang Rehmann aus der Kanzlei Taylor Wessing (13.45 Uhr). Im Mittelpunkt einer abschließenden Podiumsdiskussion um 14 Uhr steht die wichtige und gesellschaftlich entscheidende Frage, welchen Nutzen die Digitalisierung für den Patienten hat.
Die Jahrestagung beginnt am 4. September mit einem Vorabendempfang auf Einladung der Hessischen Landesregierung, die durch ihren Minister für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein, vertreten sein wird. Nach dessen Grußwort wird Prof. Dr. Dr. Gerd Geißlinger, Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie der Goethe-Universität, das Konzept des „Deutschen Patientenpreises“ vorstellen und mit Mitgliedern der Jury diskutieren. Dieser Patientenpreis soll erstmals im Jahr 2018 gemeinsam vom House of Pharma & Healthcare und der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ verliehen werden.
Das detaillierte Programm der Jahrestagung finden Sie unter www.convent.de/pharma.
Information: Joachim Pietzsch, Pressestelle des House of Pharma & Healthcare e.V., Tel.: (069) 36007188, presse@houseofpharma.de