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TruMotion: Goethe-Universität schließt Pakt mit Hochschulen in Lodz, Lyon, Mailand und Thessaloniki / Antrag als „Europäische Universität“ geplant
FRANKFURT. Sie hat sich
den Namen „TruMotion“ gegeben: Bewegung und Austausch stehen im Mittelpunkt der
Allianz der Goethe-Universität mit Hochschulen in Lodz, Lyon, Mailand und
Thessaloniki, die gestern vertraglich besiegelt wurde. Gemeinsam plant das
Bündnis einen ganzen Strauß von Projekten, Programmen und Studiengängen.
Auf der Ebene der Fachbereiche gab es schon bisher Kooperationen und einen Austausch, nun haben sich die Leitungen der fünf Hochschulen zusammengetan, um künftig noch intensiver zu kooperieren. Gestern (Mittwoch) haben die University of Lodz, die Université Lumière Lyon II, die Università Cattolica del Sacro Cuore in Mailand, die University of Macedonia in Thessaloniki und die Goethe-Universität im Büro der Frankfurter Unipräsidentin Prof. Birgitta Wolff die finalen Vereinbarungen für die Zusammenarbeit unterzeichnet. Ein erstes Ziel auf dem gemeinsamen Weg: Die fünf wollen sich um den Titel „Europäische Universität“ bewerben und damit um Fördermittel der Europäischen Union. Aber unabhängig davon sind schon im Vorfeld der gestrigen Vertragsunterzeichnung zahlreiche Ideen entstanden.
„Wir wollen eine Marke werden“, sagt Prof. Rolf van Dick, als
Vizepräsident der Goethe-Universität zuständig für Internationales, am Rande
des Treffens. Ein Logo gibt es bereits: Entworfen an der Universität im
polnischen Lodz, ziert es bereits die gemeinsamen Dokumente. Fünf Strahlen, die
einen Kreis durchkreuzen – abstrakt, aber assoziationsreich. Die nun alliierten
Universitäten haben viele Gemeinsamkeiten, viele davon haben mit dem Standort
zu tun: „Alle diese Städte sind so genannte Second Cities. Das heißt, sie sind
weder Hauptstädte noch die größten Städte im jeweiligen Land. Aber es sind
facettenreiche Metropolen mit einer starken Wirtschaft, einem guten
gesellschaftlichen Zusammenhalt und einer langen bürgerschaftlichen und
liberalen Tradition“, beschreibt van Dick. Und mit ähnlichen Problemen wie
hohen Mietpreisen und einer starken Zuwanderung. Aber auch die Universitäten
selbst haben einiges gemeinsam: Alle sind sie Volluniversitäten mit Medizin,
aber ohne Ingenieurwissenschaften – mit Ausnahme von Thessaloniki.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt, gesellschaftlicher Wandel und
gesellschaftliche Identität – diese Themen drängen sich geradezu auf, wenn es
um eine gemeinsame langfristige Bildungsstrategie geht, einen gemeinsamen
(virtuellen) „europäischer Campus“. Als „Europäische Universität“ könnte die
Zusammenarbeit konkretisiert und intensiviert werden. Bei einem Erfolg stünden
dem Konsortium bis zu fünf Millionen Euro für zunächst drei Jahre zur Verfügung.
In einer vielbeachteten Grundsatzrede hatte der französische
Staatspräsident Emmanuel Macron 2017 den Aufbau von zwanzig Europäischen
Universitäten bis 2024 vorgeschlagen, womit er keine neu zu schaffenden
Institutionen meinte, sondern die europäische Vernetzung und Ausrichtung der
bestehenden Hochschulen. In einer für die Europäische Union schwierigen Zeit
sollte die universitäre Wissenschaft als wichtiger Motor der europäischen
Integration gestärkt werden, auf dass die heranwachsende Generation wieder mehr
Verbundenheit zum Projekt Europa entwickele. An der Goethe-Universität hatte
Macron seine Vorstellungen bei einem Besuch im Oktober 2017 eindrucksvoll
bekräftigt – und damit auch die Goethe-Universität zu einer Initiative
inspiriert. Nach einem ersten Anlauf im Frühjahr 2019 will man sich nun erneut
um eine Aufnahme in das Programm „Europäische Universität“ bewerben. Die
Goethe-Universität fungiert dabei als Konsortialführer.
Auf Stärken fokussieren und für die Herausforderungen gemeinsam
nach Lösungen suchen – darum geht es bei der Zusammenarbeit. „In unseren
Regionen haben wir zusammen mehr Start-ups als das Silicon Valley“, sagt van
Dick. Die Städte und Landkreise der Universitätsstandorte sind als assoziierte
Mitglieder des Bündnisses mit im Boot, aber auch das Deutsch-italienische
Zentrum für europäischen Dialog, die Villa Vigoni am Comer See, sowie die
Association of Science and Technological Transfer (ASTP), eine
Non-Profit-Organisation mit dem Ziel, Wissenschaft in die Gesellschaft zu tragen.
Aus dem Treffen in dieser Woche gehen die Mitglieder mit einem ansehnlichen Arbeitspensum hervor. Wichtige Themen sind Mobilität und Austausch, ein neuer gemeinsamer Studiengang „Politics, economics and law“ soll eingerichtet werden, der auch eine Anteil an Informatik enthält und zwei Auslandsaufenthalte beinhaltet. Neue Lehrformate sollen entwickelt werden, die nicht immer einen Ortswechsel erfordern. Und auch die Beschäftigten in Wissenschaft und Verwaltung sollen sich miteinander austauschen und die Arbeitsweisen und Strukturen an anderen Hochschulen kennenlernen. Langfristig ist auch eine gemeinsame technische Infrastruktur geplant. Große Ziele, die einen langen Atem erfordern – und Geld. Die fünf Millionen Euro von der EU würden vieles ermöglichen. Aber auch, wenn es mit der Bewerbung als Europäische Universität nicht klappen sollte, will man weitermachen. Man hofft auch auf Unterstützung durch die eigenen Länder und Regionen.
„Die Hochschulen und ihre Städte sollen zu ‚Living Labs' werden“,
formuliert Rolf van Dick, zu „Agenten des Wandels“, der sich im Sinne der
Menschen vollziehen soll. „Mobilität, Internationalisierung, gemeinsame
Forschung – wir verbinden viele Hoffnungen mit dieser Allianz“, sagt Professor
Dimitrios Kyrkilis, Vizepräsident an der University of Macedonia in
Thessaloniki. Sein polnischer Kollege aus Lodz präzisiert für seinen Standort: „Wir
wollen die europäischen Ideen wieder stärker in Osteuropa verbreiten und die
Position der Wissenschaft stärken“, so Professor Pawel Starosta.
Ein
Bild zum
Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/85526960
Bildtext: Die Präsidien der Hochschulen in Lodz, Lyon, Mailand und
Thessaloniki haben gemeinsam mit Unipräsidentin Prof. Birgitta Wolff die
Kooperationsvereinbarungen zu „TruMotion“ unterzeichnet. Gemeinsam will man
sich als „Europäische Universität“ bewerben. Von links: Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Stelios D. Katranidis, Rektor der University of Macedonia in Thessaloniki, Prof. Antoni Rózalski, Rektor der Universität Lodz, Prof. Nathalie Dompnier, Präsidentin der Universität Lumière Lyon 2 und Edilio Mazzoleni von der Universität Mailand. (Foto: Uwe Dettmar)
Informationen: Andrea Grebe, Büro des
Vizepräsidenten Prof. Dr. Rolf van Dick, Telefon 069 798-12242, E-Mail: grebe@pvw.uni-frankfurt.de
Die Bürger-Uni-Reihe zum Thema „Demokratie weiter denken“ endet am 10. Februar mit einer Podiumsdiskussion und Ausstellungs-Preview
FRANKFURT. Die
Demokratie befindet sich in einem stetigen Transformationsprozess – und in
vielen Teilen der Welt in der Krise. Dass die Krise aber auch immer als Chance
begriffen und überwunden werden kann, zeigt das interdisziplinäre
Ausstellungsprojekt „Making Crises Visible“ unter der Schirmherrschaft der
Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn. An der
Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst beschäftigt es sich mit vielfältigen
und von Menschen gemachten Krisen.
Die Präsentation ist aus der Kooperation zwischen dem
Leibniz-Institut Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung, der
Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main, der Goethe-Universität sowie dem
Senckenberg Naturmuseum entstanden. Damit sollen neue Wege des Wissenstransfers
erprobt werden. In der künstlerischen Visualisierung der Krise erscheint diese
nichts als ausweglos, sondern als aktivierende Kraft.
Hiervon ausgehend erörtert die Podiumsdiskussion
„Making
Crises Visible – Krise der Demokratie“
am 10.
Februar 2020 um 19.30 Uhr,
Senckenberg Gesellschaft
für Naturforschung,
Hörsaal im Arthur-von-Weinberg-Haus,
Robert-Mayer-Straße 2, 60325 Frankfurt am Main
neue und andersartige Zugangsweisen zur Krise, welche den Dialog
in der Gesellschaft anregen und als Ausgangspunkt für eine Neuorientierung
dienen können.
Zu Beginn hält Prof. Dr. Nicole Deitelhoff
(Politikwissenschaftlerin, Goethe-Universität/ Hessische Stiftung Friedens- und
Konfliktforschung) ein Impulsreferat. Sie unterstreicht das Potenzial der
Zusammenarbeit von Wissenschaft und Kunst, um neue Erkenntnisse zu gewinnen.
„In der wechselseitigen Befragung und Irritation gewinnen beide Seiten neue
Einblicke auf ihren Gegenstand und generieren neue Fragen und idealerweise auch
neue Antworten“, so Deitelhoff.
Im Anschluss diskutieren auf dem Podium: Dr. Stefan Kroll (Politikwissenschaftler, Leibniz-Forschungsverbund
„Krisen einer globalisierten Welt“), Prof. Dr. Rainer Forst (Politischer
Philosoph, Goethe-Universität), Prof. Dr. Verena Kuni (Professorin für Visuelle
Kultur, Goethe-Universität) und Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese
(Direktoriumsmitglied, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung /
Direktorin, Senckenberg Biodiversität und Klimaforschungszentrum). Die
Moderation übernimmt Susanne Boetsch (Verwaltungsleiterin, Hessische Stiftung
Friedens- und Konfliktforschung).
Am Tag der Podiumsdiskussion wird zudem eine Vorpremiere der
Ausstellung „Making Crises Visible“, deren Vernissage am 11. Februar
stattfinden wird, angeboten. Eine Teilnahme (Beginn: 18.30 Uhr) ist nach
vorheriger Anmeldung unter veranstaltungen@uni-frankfurt.de möglich.
Die dreiteilige Reihe „Demokratie weiter denken“ ist eine Kooperation der Goethe-Universität und des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ mit dem Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, der Stadt Frankfurt am Main, dem Deutschen Architekturmuseum, der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main.
Kontakt:
Dr. Annabelle Hornung, Veranstaltungsmanagerin der
Goethe-Universität Frankfurt am Main, Tel.: 069/798-12442, hornung@pvw.uni-frankfurt.de
Anke Harms, Referentin für Wissenschaftskommunikation des
Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität, Tel.: 069/798-31407,
anke.harms@normativeorders.net
Weitere Informationen: www.buerger.uni-frankfurt.de
Das Data Science Institute efl lädt zur Frühjahrstagung auf den Campus Westend
FRANKFURT. Die
Frühjahrstagung 2020 des efl – the Data Science Institute (vormals: E-Finance
Lab) an der Goethe-Universität befasst sich mit dem Thema „The Value of Data in
Business, Research and Society", also dem Wert von Daten in Wirtschaft,
Wissenschaft und Gesellschaft.
Am Dienstag,
18. Februar, um 15:30 Uhr
im
Casino-Festsaal
Campus
Westend
werden Referenten aus Wissenschaft und Praxis neue Einblicke in
das Themenfeld geben. Es tragen unter anderem vor:
- Gordon Burtch (Professor für Informations- und
Entscheidungswissenschaften an der University of Minnesota) über „Combating
Bias in Data and Algorithms“,
- Henner Gimpel (Professor und Leiter des Kernkompetenzzentrums
Finanz- und Informationsmanagement an der Universität Augsburg) über „Wie man
seine Kronjuwelen schützt: eine techno-ökonomische Perspektive auf den
vertrauensvollen Umgang mit Daten“ und
- Dr. Helmut Linde (Global Head of Data Science bei Merck KGaA) über
„Das Gehirn und die Zukunft der Künstlichen Intelligenz“.
Das efl ist ein Forschungsinstitut mit Sitz in Frankfurt am Main.
Die Öffentlich-private Partnerschaft zwischen der Goethe-Universität, der
Technischen Universität Darmstadt und Unternehmenspartnern hat sich zum Ziel
gesetzt, Praxisprobleme mit den Methoden der Data Science zu lösen und alle an
diesem Bereich Interessierten in Frankfurt zusammenzubringen. Finanziert wird
das Institut durch Beiträge der Mitglieder, Sitz ist das House of Finance an
der Goethe-Universität.
Die Teilnahme an der Frühjahrstagung ist kostenlos, um Anmeldung wird gebeten. Im Anschluss an die Tagung gibt es einen kleinen Imbiss und Gelegenheit zu Gesprächen.
Information:
Prof. Dr.
Oliver Hinz, Co-Vorsitzender des efl, Professur für Wirtschaftsinformatik und
Informationsmanagement, Telefon +49(0)69 798-34675, E-Mail ohinz@wiwi.uni-frankfurt.de; Informationen zur Tagung
finden Sie unter: https://www.eflab.de/efl-spring-conference
Anmeldung unter: http://www.eflab.de bzw. https://de.xing-events.com/efl_Fruehjahrstagung_2020.html
Bitte
geben Sie Ihre E-Mail-Adresse an, um das kostenlose Ticket zugeschickt zu
bekommen.
Der Sozialphilosoph Martin Saar spricht am 11. Februar in der „Denkraum“-Reihe des Schauspiel Frankfurt in Kooperation mit dem Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität
FRANKFURT. „Zukunft_Aber
wie?“ Unter diesem Motto steht die aktuelle Ausgabe der partizipativen
Redenreihe „Denkraum“ des Schauspiel Frankfurt in Kooperation mit dem
Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität. Auch dieses Mal
gehören Mitglieder des geistes- und sozialwissenschaftlichen
Forschungsverbundes zu den Vortragenden. Gleich zum Auftakt der Gesamtreihe
sprach die Politikwissenschaftlerin Nicole Deitelhoff. Am 11. Februar geht nun
der Sozialphilosoph Martin Saar der Frage nach „Demokratie_Was wird aus der
Krise des Politischen?“. Die Veranstaltung im Chagallsaal des Schauspielhauses
beginnt um 20 Uhr. Der Eintritt beträgt zehn Euro, ermäßigt acht Euro.
Erosionen von Rechtsstaatlichkeit und liberalen Institutionen, die
populistische Herausforderung des repräsentativen Systems, ein neuer
Autoritarismus und verschärfte geopolitische Verwerfungen scheinen es unmöglich
zu machen, dass Politik, wie wir sie in den liberalen Nachkriegsdemokratien
kennen, eine Zukunft hat. Aber was kommt danach? Ein neuer Modus von Steuerung,
von Partizipation, von Kontrolle, von Zusammenleben? Und wer wird dieses System
bauen, und wer wird es einfordern? Diese Fragen sollen im Zentrum des Abends
stehen.
Martin Saar ist Professor für Sozialphilosophie an der
Goethe-Universität und Mitglied des Forschungsverbundes „Normative Ordnungen“.
Seine Arbeitsschwerpunkte beziehen sich auf die politische Ideengeschichte der
frühen Neuzeit, die Kritische Theorie und die neuere französische Philosophie,
auf Fragen nach der Macht, der Geschichte und dem Subjekt. Seit einigen Jahren
interessiert er sich für nicht-identitäre demokratietheoretische Positionen,
die kritisch gegenüber der Kategorie des Volkes sind. Er veröffentlichte u.a.
die Analysen „Genealogie als Kritik. Geschichte und Theorie des Subjekts nach
Nietzsche und Foucault“ und „Die Immanenz der Macht. Politische Theorie nach
Spinoza“.
Der Denkraum ist eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung des
Schauspiel Frankfurt, die seit 2018 in Zusammenarbeit mit dem Forschungsverbund
„Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität stattfindet. Nach jedem
Impulsvortrag der Reihe erhalten die Zuhörer die Möglichkeit, in kleinen
Tischgesprächen zu jeweils rund zehn Personen die dargelegten Thesen und
Analysen zu diskutieren und Fragen an den Redner oder die Rednerin zu
formulieren. Der jeweilige Moderator des Abends sammelt diese Eindrücke ein und
konfrontiert den eingeladenen Spezialisten mit den Fragen des Publikums. Ein
weiterer Redner aus den Reihen des Forschungsverbundes Normative Ordnungen ist
Axel Honneth, Professor for the Humanities an der Columbia University in New
York. Zu den Vortragenden der Reihe gehörte auch Robert Habeck,
Bundesvorsitzender der Grünen.
Die anstehenden Termine im Überblick:
11. Februar 2020
Martin Saar: Demokratie_Was wird aus der Krise des Politischen?
10. März 2020
Susanne Wiest: Arbeit_Was wird aus der Wettbewerbsgesellschaft?
26. Mai 2020
Sophie Passmann: Gleichheit_Werden wir in Teilhabe leben?
2. Juni 2020
Axel Honneth: Anerkennung_Was wird aus unserem Recht auf soziale
Freiheit?
Schauspiel Frankfurt, Chagallsaal, Neue Mainzer Str. 17, 60311
Frankfurt am Main
Jeweils 20 Uhr, Eintritt: 10 Euro / erm. 8 Euro; www.schauspielfrankfurt.de
Detailliertes Programm:
https://www.normativeorders.net/denkraum
Informationen:
Anke Harms, Referentin für Wissenschaftskommunikation des
Forschungsverbunds, 069/798-31407, anke.harms@normativeorders.net; www.normativeorders.net
Interview mit Prof. Ferdinand Gerlach, Allgemeinmediziner an der Goethe-Universität und Stellvertretender Vorsitzender der Wissenschaftlichen Kommission für ein modernes Vergütungssystem
FRANKFURT. Nach anderthalb Jahren Arbeit hat die „Wissenschaftliche Kommission für ein modernes Vergütungssystem (KOMV)“, kurz „Honorarkommission“, diese Woche ihren Ergebnisbericht an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn übergeben. Ein wichtiger Meilenstein bei der Reform des Gesundheitswesens: Das geht aus dem Interview mit Prof. Ferdinand Gerlach hervor, dem Stellvertretenden Vorsitzenden der Kommission, das Sie in Goethe-Uni online lesen können.
Das Nebeneinander von privat und gesetzlich Versicherten und die unterschiedlichen Abrechnungsmodalitäten führen immer wieder zum Vorwurf der „Zweiklassenmedizin“. Was viele nicht wissen: Im stationären Bereich sind die Honorarsätze längst angeglichen. Um jedoch auch für die ambulante Versorgung Möglichkeiten für eine gemeinsame Gebührenordnung auszuloten, hat die Bundesregierung eine Kommission aus 13 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beauftragt, die Situation zu analysieren. Prof. Ferdinand Gerlach, Allgemeinmediziner an der Goethe-Universität und Vorsitzender der so genannten „Gesundheitsweisen“, hatte den stellvertretenden Vorsitz inne, ein weiteres Kommissionsmitglied aus der Goethe-Universität war die Juristin Prof. Astrid Wallrabenstein.
In ihrem Bericht schlägt die Kommission eine „partielle Harmonisierung“ der ambulanten ärztlichen Vergütungssystematiken in der vertragsärztlichen Versorgung für GKV-Versicherte (EBM) und der privatärztlichen Versorgung (GOÄ) vor. Eine Schwierigkeit dabei: „Wenn man beide Systeme zusammenführen würde, müsste man sich bei der Festlegung der Sätze irgendwo (etwa in der Mitte) einigen, also zum Beispiel die Preise für die PKV-Patienten absenken und für die GKV-Patienten anheben“, erklärt Prof. Gerlach im Interview. Da man den Ärzten aber de facto nichts wegnehmen wolle, stelle sich die Frage: Wer bezahlt den Ausgleich? Die GKV-Versicherten oder der Steuerzahler? „Jede realistische Reform würde also die gesetzlich Krankenversicherten belasten und die private Krankenversicherung entlasten. Das machen sich viele nicht klar“, so der Allgemeinmediziner.
Die Honorarkommission hat auch untersucht, wie das bisherige Vergütungssystem die Versorgungsqualität beeinflusst. Laut Gerlach gelten für Kassenärzte zum Teil strengere Anforderungen, deshalb müsse künftig „im privatärztlichen Bereich mehr Wert auf die Qualitätssicherung“ gelegt werden. Weitere Einzelvorschläge zielten darauf ab, dass „die Koordination der Versorgung besser honoriert wird, dass Teamleistungen unterstützt werden, dass Anreize für die Versorgung im ländlichen Raum und in unterprivilegierten Stadtvierteln geschaffen werden und dass qualitätsorientierte Vergütungsanteile eingeführt werden.“
Das derzeit geltende System, so Gerlach, beinhalte auch Fehlanreize: Es führe zum Beispiel dazu, dass Patienten und Ärzte sich in Deutschland weit häufiger sähen als in anderen Ländern. Die Kommission empfehle hier einen Mix aus Pauschal- und Einzelvergütungen. Gerlach betont, der Bericht sei von allen 13 Kommissionsmitgliedern einstimmig angenommen worden, gibt sich optimistisch: „An unserem Bericht wird man nicht vorbeikommen.“
Das vollständige Interview lesen Sie hier.
Ein Bild von Prof. Gerlach finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/85355440
Bildtext: Ferdinand Gerlach, Professor für Allgemeinmedizin an der Goethe-Universität. (Foto: Stiftung Gesundheitswissen)
Informationen: Prof. Dr. Ferdinand Gerlach, Institut für Allgemeinmedizin, Telefon 069 6301-5687, E-Mail gerlach@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de
DFG bewilligt Mittel für weiteren Ausbau der Informationsangebote
FRANKFURT. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligt umfangreiche Mittel für den weiteren Ausbau der drei Fachinformationsdienste (FID) Afrikastudien, Biodiversitätsforschung und Linguistik und fördert die drei Projekte in den nächsten Jahren an der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main mit insgesamt über 2,8 Millionen Euro. Damit stellt die Frankfurter Universitätsbibliothek sieben von 35 Fachinformationsdiensten im nationalen DFG-Programm. „Wir freuen uns, dass die Universitätsbibliothek Frankfurt ihre hervorragenden Informationsangebote für Forscherinnen und Forscher weiter ausbauen kann“, betont Prof. Simone Fulda, Vizepräsidentin für Forschung und Akademische Infrastruktur an der Goethe-Universität.
Zur Unterstützung von Wissenschaft, Forschung und Lehre hat die DFG ein
nationales Netz von Fachinformationsdiensten initiiert und fördert dessen
Aufbau. Ziel ist die Bereitstellung fachrelevanter Informationsangebote. Seit
Programmstart im Jahr 2014 hat die DFG der Universitätsbibliothek Johann
Christian Senckenberg (UB JCS) den Aufbau von sieben Fachinformationsdiensten
übertragen: Afrikastudien, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft,
Biodiversitätsforschung, Darstellende Kunst, Germanistik, Jüdische Studien und
Linguistik. Für drei dieser FIDs sagte die DFG jetzt die weitere Förderung zu.
Ein Schwerpunkt der Arbeit des FID Afrikastudien
war und bleibt auch zukünftig die Erwerbung von Literatur, die auf dem
Kontinent erscheint. Zugang zu dieser schwer beschaffbaren – oft auch „grauen“ Literatur
– hat zum Ziel, afrikanische Wissenschaftsdiskurse in Deutschland überhaupt
verfügbar zu machen, und ist damit für die Afrikastudien essenziell. Für das
bestehende Suchportal ilissAfrica sind eine umfassende Modernisierung, eine
Erweiterung des Suchraumes und personalisierte Funktionalitäten geplant. Der
FID Afrikastudien kooperiert mit dem Exzellenzcluster Africa Multiple an der
Universität Bayreuth, mit einem Fokus auf dem Bereich Forschungsdaten.
Für die Biodiversitätsforschung ist es erforderlich, Informationen aus der Literatur der letzten 250 Jahre in Formate umzuwandeln, die effiziente IT-gestützte Analysen ermöglichen. Der Fachinformationsdienst Biodiversitätsforschung (BIOfid) leistet hierzu einen grundlegenden Beitrag. In der zweiten Projektphase wird Literatur zu Themen wie Bodenzoologie oder Insektensterben digitalisiert, mit fortgeschrittenen Text-Mining-Methoden verarbeitet und verfügbar gemacht. Weitere Ziele von BIOfid sind die Förderung von Open Access, die Verfügbarmachung von Text-Mining-Werkzeugen und eine umfassende Versorgung mit Spezialliteratur zur Biodiversität.
Im Folgeprojekt FID Linguistik wird der Nachweis von Sprachkorpora und
vergleichbaren Forschungsdaten sowohl durch bibliothekarische als auch durch
Linked-Data-Technologien qualitativ und quantitativ weiter ausgebaut. Die
Erschließung von Sekundärliteratur wird durch die automatisierte Ermittlung
inhaltlicher Metadaten gefördert. Zur Optimierung der Suche nach all diesen
Informationen einschließlich deren Export und maschineller Weiterverarbeitung
wird das Datenmodell des Linguistik-Portals auf ein Linked-Data-Format
umgestellt. Diese innovativen Vorhaben werden flankiert durch den Erwerb von
Literatur sowie Datenbank- und Korpus-Lizenzen und durch Maßnahmen zur Stärkung
der Open-Access-Infrastruktur im Bereich Linguistik.
Mit
den sieben Fachinformationsdiensten positioniert sich die
Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg damit als feste Größe im
System der Infrastruktureinrichtungen für Wissenschaft und Forschung in
Deutschland.
Information:
http://www.ilissafrica.de/
https://www.biofid.de/de/
https://www.linguistik.de/
https://www.dfg.de/foerderung/programme/infrastruktur/lis/lis_foerderangebote/fachinfodienste_wissenschaft/index.html
Kontakt
für Pressefragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsstelle Ausbildung und
Öffentlichkeitsarbeit der Bibliothek, Tel. (069) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de
Bürgerforum des Instituts für Allgemeinmedizin informiert über Risiken und Nebenwirkungen von Medikamenten.
FRANKFURT. Ob Kopf-, Rücken- oder Dauerschmerzen: Jeder wünscht sich in solchen Situationen, dass die Schmerzen einfach aufhören mögen. Dafür greifen Menschen in Deutschland oft zu Schmerzmitteln. Doch wie kann es sein, dass solche Medikamente teils mehr schaden, als helfen? Welche Medikamente gibt es überhaupt und bei welchen Formen von Schmerzen helfen sie? Und kann ich Schmerzmittel problemlos zusammen mit meinen anderen Medikamenten einnehmen? Das Bürgerforum, veranstaltet vom Frankfurter Forum Multimorbidität und Multimedikation (FM2), widmet sich einem wichtigen und aktuellen Thema. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, mit Experten aus Wissenschaft und Praxis ins Gespräch zu kommen und an einer gemeinsamen Diskussion teilzunehmen.
Es heißt immer: Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker! Aber wer stellt eigentlich sicher, dass die Medikamente, die ich einnehme, für mich die Richtigen sind? Und muss ich jetzt etwa diesen langen Beipackzettel lesen? Erfahren Sie von Prof. Marjan van den Akker, Prof. Achim Schmidtko, Dr. Armin Wunder und dem Apotheker Robin Brünn Wissenswertes über das Thema Schmerzmittel und ihre Nebenwirkungen – insbesondere im Zusammenhang mit anderen Medikamenten.
Bürgerforum zum Thema Schmerzmittel:
Samstag,
15. Februar 2020, 14.30 – 16.30 Uhr. Universitätsklinikum Frankfurt,
Theodor-Stern-Kai 7, Haus 22.
Programm:
Willkommen
und Einführung – Prof. Marjan van den Akker, Professorin für Multimedikation
und Versorgungsforschung, Institut für Allgemeinmedizin
Impulsvortrag
I: Prof. Achim Schmidtko, Professor für Pharmakologie, Institut für
Pharmakologie und Klinische Pharmazie
Impulsvortrag II: Dr. med. Armin Wunder, Hausarzt in Frankfurt
Pause
Impulsvortrag III: Robin Brünn, Apotheker in Frankfurt
Moderierte
Diskussion der Experten mit dem Publikum
Medienvertreter,
die mit den Expertinnen und Experten Interviews führen möchten, melden sich
bitte vorab.
Kontakt:
Prof. Marjan van den Akker, Institut für Allgemeinmedizin, Tel. (069)
6301-80454/-5930; m.vandenAkker@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de; http://www.allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de
Prof. Sabine Andresen von der Goethe-Universität und Vorsitzende der Unabhängigen Aufarbeitungskommission spricht am Forschungskolleg über sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche
FRANKFURT/BAD HOMBURG. „Geschichten,
die zählen: Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Familien und
Institutionen“ – so lautet der Titel eines Vortrags, den die Frankfurter
Pädagogik-Professorin Sabine Andresen
am Dienstag,
4. Februar, um 19 Uhr
im
Forschungskolleg Humanwissenschaften
Am
Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg vor der Höhe
am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität in
Bad Homburg halten wird.
„Geschichten, die zählen“ ‒ dies ist auch das Leitmotiv der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, die 2016 auf Beschluss des Bundestages eingesetzt wurde. Damit will die Kommission verdeutlichen, dass das Zeugnis der Opfer sexueller Gewalt im Zentrum der Untersuchung stehen muss, will man dieses Gewaltphänomen verstehen und ihm künftig entgegenwirken. Deshalb richtet die Kommission ihre Arbeit an der Perspektive der Betroffenen aus. Sabine Andresen ist Vorsitzende der Aufarbeitungskommission. In ihrem Vortrag wird sie über die Arbeit der Kommission sprechen und die Frage diskutieren, wie gesellschaftliche Aufarbeitung gelingen kann.
Die Kommission hat den Auftrag, Ausmaß, Art und Folgen von
sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in der Bundesrepublik Deutschland
und der DDR aufzuarbeiten. Auf der Grundlage der Berichte von Betroffenen
erforscht sie den Missbrauch, seine Strukturen, Dynamiken und Folgen. Sie
möchte, wie es in ihrem Bilanzbericht 2019 heißt, zur Anerkennung des
erlittenen Unrechts ebenso beitragen wie zum künftigen Schutz der Kinder und
Jugendlichen in der Gesellschaft.
Mittlerweile haben sich knapp 2.000 Personen gemeldet, um der
Kommission in vertraulichen Anhörungen oder in schriftlichen Zeugnissen über
ihre jeweiligen Gewalterfahrungen zu berichten. Außerdem haben
Werkstattgespräche mit Betroffenen stattgefunden, und öffentliche Hearings zu
den Themen Missbrauch in der Familie, in der DDR und in den Kirchen haben
stattgefunden.
In ihrem Vortrag wird Sabine Andresen anhand der Kommissionarbeit
darlegen, welche Erkenntnisse über das lang tabuisierte gesellschaftliche
Gewaltphänomen vorliegen, und fragen, was daraus für die Aufarbeitung in der
Gesellschaft folgt. Der Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften,
Prof. Matthias Lutz-Bachmann, wird in den Vortrag einführen und die anschließende
Diskussion moderieren.
Sabine Andresen ist Professorin für Sozialpädagogik und
Familienforschung an der Goethe-Universität. Die Kindheits- und
Familienforscherin publiziert regelmäßig zu sexuellem Missbrauch in
Institutionen und Familien, Kinderarmut und Wohlbefinden von Kindern. Sie ist
Vorsitzende der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen
Kindermissbrauchs, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat für Familienfragen
beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie Vizepräsidentin
des Deutschen Kinderschutzbundes e.V.
Anmeldung:
Um
vorherige Anmeldung unter info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
wird gebeten.
Ein
Bild von
Prof. Sabine Andresen finden Sie zum Download unter: http://www.uni-frankfurt.de/85174724 (Foto: Dettmar)
Information: Beate Sutterlüty,
Wissenschaftskommunikation, Forschungskolleg Humanwissenschaften (Tel.:
06172-13977-15; Email: b.sutterluety@forschungskolleghumanwissenschaften.de);
www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Freitag, den 31.01.2020, 10.00 - 16.00 Uhr, im PEG-Gebäude auf dem Campus Westend
FRANKFURT. 40 Ausstellerinnen und Aussteller repräsentieren auf der JOB-MESSE die Vielfalt und Buntheit pädagogischer Arbeit. Fachliche Expertinnen und Experten für Lern- und Bildungsprozesse geben den Studierenden und Absolventen Gelegenheit, sich umfassend über mögliche Berufe, Projekte und Tätigkeitsfelder zu informieren. Das Motto der JOB-MESSE in diesem Jahr ist „Pädagogische Arbeit im Wandel“. Zusätzlich zur Ausstellungs-Messe gibt es ein spannendes Rahmenprogramm mit Vorträgen und Workshops sowie einem Podium. Im Vortragsprogramm wird u.a. der Einfluss der aktuellen gesellschaftlichen Themen Nachhaltigkeit, Demokratie, Digitalisierung und Gerechtigkeit auf pädagogische Fragestellungen und Entwicklungen im pädagogischen Alltag thematisiert.
In
der Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertretern aus den verschiedenen
Bereichen der pädagogischen Arbeit stehen unter anderem folgende
Fragestellungen im Fokus „Verändern sich professionelle Anforderungsprofile an
pädagogische Experten? Welche neuen Kooperationen entstehen und wie können
zukunftsträchtige Vernetzungsstrukturen auch zwischen verschiedenen
Wissenschaftsdisziplinen, gesellschaftlichen und politischen Akteuren
aussehen?“. Diskutiert wird inwiefern professionelle pädagogische Arbeit
angesichts der zahlreichen ökonomischen, politischen, sozialen und kulturellen
Herausforderungen selbst einem Wandel unterworfen ist. Weiteres Highlight der
JOB-MESSE sind die praktischen Workshops und Beratungsangebote. Methoden wie
„Supervision“ und „Entspannungstechniken für Kinder „sowie „unterstützte
Kommunikation“ können direkt ausprobiert werden. Es gibt individuelle
Beratungstermine für einen Check der Bewerbungsunterlagen sowie Tipps zur
beruflichen Weiterentwicklung.
Veranstalter
der JOB-MESSE Pädagogik sind der Fachbereich Erziehungswissenschaften der
Goethe-Universität, das Paritätische Bildungswerk Hessen e.V. sowie der Career
Service der Goethe-Universität.
Weitere
Informationen unter www.jobmesse-paedagogik.uni-frankfurt.de
Neuentwicklung unter Beteiligung der Goethe-Universität macht winzige Strukturänderungen von Biomolekülen sichtbar
FRANKFURT. Noch detailliertere Einblicke in die Zelle sind künftig möglich mit Hilfe einer Neuentwicklung, an der die Goethe-Universität beteiligt war: Der Arbeitsgruppe um Prof. Harald Schwalbe ist es gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Israel gelungen, die Kernspinresonanz (NMR)-Methode zur Untersuchung von RNA hunderttausendfach zu beschleunigen.
Wie ein einzelnes Puzzlestück sich in ein Puzzle einfügt, so bindet das Molekül Hypoxanthin an eine Ribonukleinsäure(RNA)-Kette, die daraufhin innerhalb einer Sekunde ihre dreidimensionale Gestalt verändert und so neue Prozesse in der Zelle in Gang setzt. Kaum vorstellbar winzige Strukturveränderungen in Zellen können Wissenschaftler nun dank einer verbesserten Methode verfolgen – und zwar sowohl in ihrem zeitlichen als auch räumlichen Ablauf. Der Arbeitsgruppe um Harald Schwalbe vom Zentrum für Biomolekulare Magnetische Resonanz der Goethe-Universität ist es zusammen mit Wissenschaftlern aus Israel gelungen, die Kernspinresonanz(NMR)-Methode zur Untersuchung von RNA auf das Hunderttausendfache zu beschleunigen.
„Dies erlaubt uns erstmalig, die Dynamik von RNA-Strukturänderungen so schnell zu verfolgen, wie sie auch in der Zelle ablaufen“, beschreibt Schwalbe diesen wissenschaftlichen Durchbruch und betont: „Das Team um Lucio Frydmann vom Weizmann-Institut in Israel hat dazu wesentlich beigetragen.“
Die neuartige NMR-Untersuchungen nutzen Wassermoleküle, deren Atome sich in einem Magnetfeld verfolgen lassen. Schwalbe und sein Team erzeugen hyperpolarisiertes Wasser. Dazu setzen sie dem Wasser eine Verbindung zu, die permanent ungepaarte Elektronen-Radikale besitzt. Durch Anregung mit einer Mikrowelle bei -271°C kann man die Elektronen im Magnetfeld ausrichten. Diese unnatürliche Ausrichtung erzeugt eine Polarisation, die auf Polarisation der im NMR eingesetzten Wasserstoffatome bei +36°C übertragen wird. Das so polarisierte Wassermolekül erwärmen sie in wenigen Millisekunden und geben es zusammen mit Hypoxanthin auf die RNA-Kette. Damit können sie auch schnelle chemische Reaktionen und Faltungsänderungen von Biomolekülen auf Atom-Ebene beobachten.
Die Imino-Gruppen in RNA lassen sich mit dieser Methode besonders gut analysieren. Die Wissenschaftler konnten so RNA-Strukturänderungen präzise messen. Sie verfolgten ein kurzes RNA-Stück (Aptamer) aus Bacillus subtilis, das seine Struktur bei der Bindung von Hypoxanthin so ändert, dass die folgenden Boten-RNA (mRNA) nicht mehr abgelesen wird. Derart kleine Änderungen auf Molekülebene steuern viele Prozesse nicht nur in Bakterien, sondern auch in mehrzelligen Lebewesen bis hin zum Menschen.
Die verbesserte Methodik erlaubt es künftig, RNA-Faltungen in Echtzeit zu verfolgen, sogar, wenn sie weniger als eine Sekunde benötigen. Dies ist unter physiologischen Bedingungen möglich, also in flüssiger Umgebung und in natürlicher Molekül-Konzentration bei Temperaturen um 36 Grad Celsius. „Der nächste Schritt wird es jetzt sein, nicht nur einzelne, sondern hunderte RNAs zu untersuchen, um die biologisch wichtigen Unterschiede in ihren Faltungsraten bestimmen zu können“, so Boris Fürtig aus der Arbeitsgruppe Schwalbe.
Publikation: Mihajlo Novakovic, Gregory L. Olsen, György Pintér, Daniel Hymon, Boris Fürtig, Harald Schwalbe, Lucio Frydman: A 300-fold enhancement of imino nucleic acid resonances by hyperpolarized water provides a new window for probing RNA refolding by 1D and 2D NMR, PNAS, 16. Januar 2020 https://doi.org/10.1073/pnas.1916956117
Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/84996281
Bildtext: Bewegungen dieses Moleküls – ein Zweitausendstel der Dicke eines Papiers klein – verfolgten Frankfurter Forscher. Das RNA-Aptamer ändert seine Struktur, wenn es Hypoxanthin bindet. Besonders schnell verformen sich die grünen Nukleotidbasen, langsamer die blau gefärbten Bereiche. Die grauen Regionen verändern sich nicht.
Informationen: Prof. Dr. Harald Schwalbe, Zentrum für Biomolekulare Magnetische Resonanz, http://www.bmrz.de/, Fachbereich Organische Chemie und Biochemie, Campus Riedberg, Telefon 069 798 29737 bzw. -40258, Email: schwalbe@nmr.uni-frankfurt.de.
Berichtete Reduktion von HFC-23 wurde nicht eingehalten
FRANKFURT. Das starke Treibhausgas HFC-23 sollte nach Angaben der beiden Hauptproduzenten, China und Indien, bis 2017 so gut wie nicht mehr in die Atmosphäre gelangen. Tatsächlich haben Atmosphärenforscher unter Federführung der Universität Bristol aber Rekordwerte gemessen. Dr. Kieran Stanley, der Leitautor der Studie in der aktuellen Ausgabe von „Nature Communications“, arbeitet seit einem halben Jahr an der Goethe-Universität.
In den vergangenen beiden Jahrzehnten haben Wissenschaftler die Konzentration des HFC-23, das zu den Fluorkohlenwasserstoffen (FKW) gehört, streng überwacht. „Es ist ein sehr starkes Treibhausgas: Die Emission einer Tonne dieser Substanz richtet ebenso viel Schaden an wie die Emission von 12.000 Tonnen CO2“, so der Atmosphärenforscher Prof. Andreas Engel von der Goethe-Universität. HFC-23 entsteht hauptsächlich als ungewolltes Nebenprodukt bei der Herstellung des Kühlmittels HCFC-22.
Indien und China, die als Hauptverursacher gelten, hatten 2015 ehrgeizige Pläne zur Drosselung der Emissionen ihrer Fabriken angekündigt. 2017 berichteten sie, dass so gut wie kein HFC-23 mehr in die Atmosphäre gelangt sei. Infolgedessen sollten die Emissionen des Treibhausgases in der Atmosphäre zwischen 2017 und 2015 einen 90-prozentigen Rückgang zeigen. Wie das internationale Team nun berichtet, sind die Emissionen jedoch weiter angestiegen und haben 2018 einen Rekordwert erreicht.
Die Reduktion von FKWs ist Teil des Kigali-Abkommens, das 2016 als Nachtrag zum Montreal-Abkommen geschlossen wurde. Es ist im Januar 2020 in Kraft getreten. Obwohl China und Indien das Abkommen nicht ratifiziert haben, hatten sie nach eigenen Angaben die Emissionen massiv reduziert. „Unsere Studie legt nahe, dass es China nicht gelungen ist, HFC-23 in dem angegebenen Maß zu reduzieren“, folgert Dr. Kieran Stanley, der die Messungen an der Universität Bristol im Rahmen des internationalen Messnetzwerkes AGAGE machte. Ob es Indien gelungen ist, seine Emissionen zu reduzieren, müssen weitere Messungen zeigen.
„Dies ist nicht das erste Mal, dass Kontroversen über die Emission von HFC-23 entstehen“, bedauert Kieran Stanley. Zwischen 2005 und 2010 hatten die Industrienationen mit der UN-Rahmenkonvention der Vereinten Nationen über Klimaänderung für die Schwellenländer Anreize geschaffen, ihre Emissionen zu reduzieren. Zwar ging die Emissionen des gefährlichen Treibhausgases währenddessen zurück, jedoch schuf das System falsche Anreize, weil die Hersteller ihre Prozesse nicht optimierten, sondern mehr schädliche Nebenprodukte erzeugten, um mehr Fördermittel für deren Vernichtung einstreichen zu können.
Das Institut für Atmosphäre und Umwelt der Goethe-Universität, an dem Kieran Stanley inzwischen als Postdoktorand arbeitet, führt an seiner Messstation am kleinen Feldberg seit 2013 regelmäßig Messungen vieler halogenierter Spurengase durch. Diese Messungen sind seit kurzem auch an das AGAGE Netzwerk angebunden.
Publikation: K. Stanley, D. Say, J. Mühle, C. Harth, P. Krummel, D. Young, S. O'Doherty, P. Salameh, P. Simmonds, R. Weiss, R. Prinn, P. Fraser and M. Rigby: Increase in global emissions of HFC-23 despite near-total expected reductions, in Nature Communications, https://doi.org/10.1038/s41467-019-13899-4
Informationen: Dr. Kieran Stanley, Institut für Atmosphäre und Umwelt, Campus Riedberg, Telefon 069 798 40249; stanley@iau.uni-frankfurt.de
Hessen bewilligt Fördermittel für weitere fünf Jahre
FRANKFURT. Das Kompetenzzentrum für Schulpsychologie erhält für weitere fünf Jahre finanzielle Unterstützung vom Land Hessen. Es verzahnt erfolgreich Wissenschaft und Praxis in der Schulpsychologie und ist damit einzigartig im deutschsprachigen Raum. Die 2017 mit der Gründung des Zentrums aufgesetzten Forschungsprojekte zur Wirksamkeit schulpsychologischer Beratung werden damit fortgeführt. Zusätzlich soll zukünftig das schulpsychologische Praxiswissen stärker im Psychologiestudium berücksichtigt werden.
Das Kompetenzzentrum hat insbesondere die schulpsychologischen Beratungs-, Präventions- und Interventionsangebote für die hessischen Schulen im Blick, evaluiert diese und hilft dabei, sie weiterzuentwickeln. „Die Bedeutung und Notwendigkeit von schulpsychologischer Beratung in den Schulen steigt stetig. Von der erfolgreichen Fortführung des Kompetenzzentrums werden alle hessischen Schulen profitieren“, ist Hessens Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz überzeugt. Von der Fortführung des Kompetenzzentrums werden auch die Studierenden profitieren. Die schulpsychologische Expertise der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Zentrums wird den Psychologiestudierenden durch ein erweitertes Lehrangebot im Bachelor- und im Masterstudium zugutekommen. „Wir freuen uns, wenn wir durch unsere spezifischen Kompetenzen als Goethe-Uni auch weit über die Lehrerbildung hinaus wichtige Beiträge zum Gelingen von Schule in Hessen bieten können“, hebt Universitätspräsidentin Birgitta Wolff hervor.
„Wir sind sehr zufrieden, dass wir den zunehmenden Herausforderungen an den Schulen mit Qualitätssicherung und weiterer Professionalisierung begegnen können“, freut sich Prof. Gerhard Büttner, einer der beiden Leiter des Kompetenzzentrums. „Gerade der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis hilft uns, das Beratungsangebot zu optimieren und auch die Studierenden praxisnäher auszubilden“, betont Dr. Stephan Jeck, der von Seiten des Hessischen Kultusministeriums als Leiter fungiert.
Hintergrund
Das Kompetenzzentrum für Schulpsychologie wurde 2017 als Gemeinschaftsprojekt des Hessischen Kultusministeriums mit der Goethe-Universität Frankfurt gegründet. In ihm arbeiten von den Staatlichen Schulämtern abgeordnete Schulpsychologen und Schulpsychologinnen mit Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen der Goethe-Universität an wegweisenden Themenstellungen der Schulpsychologie. Das Zentrum wird gemeinsam von Dr. Stephan Jeck (Hessisches Kultusministerium) und Prof. Dr. Gerhard Büttner (Goethe-Universität) geleitet. Untergebracht ist das Kompetenzzentrum in Räumen der Universität am Campus Westend. Es ist fachlich und strukturell an den Arbeitsbereich Pädagogische Psychologie der Goethe-Universität angebunden, die Förderung wurde jetzt bis 31.12.2024 verlängert.
Informationen: Prof. Dr. Gerhard Büttner, Institut für Psychologie, Telefon 069 798-35347, buettner@paed.psych.uni-frankfurt.de; Kompetenzzentrum Schulpsychologie, Telefon 069 798-35384 E-Mail info@kompetenzzentrum-schulpsychologie-hessen.de; Homepage: www.kompetenzzentrum-schulpsychologie-hessen.de.
Holocaust-Gedenkvorlesung von Prof. Ulrike Weckel über Filmaufnahmen von befreiten Konzentrationslagern und die Reaktion der Deutschen darauf
FRANKFURT. Auch in diesem Jahr werden an der Goethe-Universität zahlreiche Veranstaltungen rund um den Holocaust-Gedenktag am 27. Januar angeboten. Die Holocaust-Gedenkvorlesung hält am 27. Januar Prof. Ulrike Weckel, die an der Universität Gießen Fachjournalistik Geschichte sowie Geschichte in Medien und Öffentlichkeit lehrt. Gegenstand ihres Vortrags, der in Zusammenarbeit mit dem Fritz Bauer Institut angeboten wird, sind Filme, die 1945/46 nach der Befreiung der Konzentrationslager entstanden sind – und die Reaktionen des deutschen Publikums darauf. „Beschämender Anblick“ hat Weckel ihren Vortrag überschrieben, der am Montag, 27. Januar, um 15:30 Uhr in der Lobby des PA-Gebäudes am Campus Westend Theodor-W.-Adorno-Platz 1 stattfindet.
Die Filmbilder von den befreiten Lagern, die bis heute ein wichtiger Bestandteil von Dokumentationsfilmen sind, waren von den alliierten Siegermächten in Auftrag gegeben worden: Berge von Leichen, ausgezehrte Überlebende und Aschereste in den Krematorien – Bilder wie diese sind in das kollektive Gedächtnis der westlichen Welt eingeschrieben. Ulrike Weckel hat die so genannten Atrocity-Filme der Alliierten aus der Nachkriegszeit eingehend untersucht und rekonstruiert, wo und wie oft die Filme zu sehen waren und wie sie auf das Publikum gewirkt haben – wobei sich ein sehr differenziertes Bild ergeben hat. Darüber wird sie in der Vorlesung in Frankfurt sprechen. Die Deutschen, so Weckel, hätten keineswegs eingleisig und als fixes Kollektiv reagiert. Die Beurteilung des Gesehenen wurde oft erst ausgehandelt. Der Begriff der Scham spielt für Weckel eine große Rolle.
Am Abend des 27. Januar lädt die Goethe-Universität zudem gemeinsam mit der WIZO-Gruppe Frankfurt zur deutschen Erstaufführung des Films „Back to Berlin. Better by bike than by train“ (2018) ein. Die Regisseurin Catherine Lurie-Alt steht anschließend zum Gespräch bereit.
Auch in diesem Jahr gibt es darüber hinaus eine Kooperation mit dem Verein Musica Judaica: Am Donnerstag, 23. Januar, findet um 19.30 Uhr ein Konzert mit Melinda Paulsen (Mezzosopran) und Andreas Frese (Klavier) zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus statt. Auf dem Programm stehen Werke von fünf Komponisten vom späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, im Zentrum sechs Lieder auf Gedichte von Friedrich Hölderlin, die der Frankfurter Komponist, Sänger und Rechtsanwalt Max Kowalski vertont hat. Hölderlins Geburt jährt sich in diesem Jahr zum 250. Mal. Der Eintritt kostet 15 Euro, für Mitglieder 10 Euro, für Studierende und Schüler frei.
Die Termine im Überblick:
Donnerstag, 23. Januar, 19:30 Uhr
Lobby des PA-Gebäudes (Campus Westend)
Konzert zum Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus
Mit Melinde Paulsen (Mezzosopran) und Andreas Frese (Klavier)
Montag, 27. Januar, 15:30 Uhr
Lobby des PA-Gebäudes (Campus Westend)
„Beschämender Anblick“ – Filme über befreite Lager und Reaktionen des deutschen Publikums 1945/46
Vorlesung zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
Mit Prof. Dr. Ulrike Weckel, Justus-Liebig-Universität Gießen
Montag, 27. Januar, 19:30 Uhr
HZ 2, Hörsaalzentrum, Campus Westend
„BACK TO BERLIN – better by bike than by train“
Filmvorführung mit anschließendem Gespräch mit Regisseurin Catherine Lurie-Alt
Anmeldung unter: veranstaltungen@uni-frankfurt.de
Die „Lange Nacht der kleinen Fächer“ präsentiert die geisteswissenschaftliche Vielfalt der Goethe-Universität
FRANKFURT. Wollten Sie schon immer einmal wissen, womit sich die Baltistik, die Jugendbuchforschung oder die Digital Humanities befassen? Demnächst können Sie das herausfinden. Studieninteressierte, interessierte Bürgerinnen und Bürger, Studierende und Hochschulangehörige sind herzlich eingeladen,
am Freitag, 31. Januar, ab 18 Uhr
ins IG-Farben-Haus auf dem Campus Westend der Goethe Universität Frankfurt
zu einer „Langen Nacht der kleinen Fächer“ zu kommen, die über das Angebot und die Möglichkeiten der „kleinen Fächer“ informieren soll. Präsentiert werden Forschungsthemen und Studienangebote sowie ein buntes Rahmenprogramm zum Kennenlernen und Mitmachen. Die Fachvertreter und Fachvertreterinnen stehen jederzeit für ein Gespräch bereit; wer möchte, kann bei einem Blitzsprachkurs in verschiedensten Sprachen (z. B. in Swahili, Baskisch, Tagalog oder Litauisch) sein Sprachtalent erproben, sich mit dem bedeutenden Frankfurter Comic-Archiv vertraut machen oder durch die archäologischen Sammlungen bummeln. Außerdem bieten Vorträge, Filme, Tanzvorführungen, eine kasachische Teezeremonie und Livemusik einer niederländischen Mitmachband eine Nacht lang die Gelegenheit, in Forschung und Studium der kleinen Fächern hinein zu schnuppern. Bei einer Podiumsdiskussion (um 18 Uhr) unter dem Titel „Ist das Wissenschaft oder kann das weg?“ geht es um das Potential der kleinen Fächer, auf dem Podium wird unter anderem Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, mitdiskutieren.
Die Einordnung als „kleines Fach“ orientiert sich daran, wie stark das Fach innerhalb der deutschen Hochschullandschaft vertreten ist. Ein Maßstab, der sich an der Definition der Mainzer Arbeitsstelle für kleine Fächer orientiert, ist die Zahl der Professuren je Standort: Ein kleines Fach ist je Universitätsstandort mit nicht mehr als drei unbefristeten Professuren und nur an sehr wenigen (max. 10 Prozent) der deutschen Universitäten vertreten.
Die Lange Nacht der kleinen Fächer bildet den Höhepunkt des Frankfurter Projekts „Großes Potential! Die Kleinen Fächer der Goethe-Universität Frankfurt“, welches im Rahmen der „Kleine Fächer-Wochen an deutschen Hochschulen“ stattfindet, die von der Hochschulrektorenkonferenz und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden. Dabei haben Hochschulen im Wintersemester 2019/2020 die Möglichkeit, mit verschiedenen Projektformaten die Leistungen der kleinen Fächer für Wissenschaft und Alltag zu verdeutlichen.
In Frankfurt beteiligen sich dreiundzwanzig kleine Fächer und Schwerpunkte der Fachbereiche 09 (Sprach- und Kulturwissenschaften) und 10 (Neuere Philologien): Afrikanistik, Archäologische Wissenschaften, Baltistik, Digital Humanities, Indogermanistik, Japanologie, Judaistik, Kaukasiologie, Koreastudien, Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Kunstpädagogik, Minderheitensprachen Iran, Phonetik, Sinologie, Slawische Interkomprehensation, Südostasienwissenschaften, Vergleichende Sprachwissenschaften, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Kinder- und Jugendliteraturforschung, Lusitanistik, Niederländische Sprache, Literatur und Kultur, Skandinavistik und Theaterwissenschaft.
„Wir möchten gern ein Bewusstsein dafür schaffen, dass diese sogenannten ‚kleinen Fächer' eben keine Randerscheinungen abbilden. Die Themen, denen sich diese Disziplinen widmen, sind aktuell und brisant“, betont Prof. Axel Fleisch, Afrikanist und Sprecher des Frankfurter Projekts. Ein kleines Fach zu studieren bedeute zwar einen hohen Grad an Spezialisierung, führe aber nicht etwa zu einem vereinzelten Expertentum. Die Angehörigen kleiner Fächer seien regional, national und international bestens vernetzt und stark vertreten in Verbundforschungen, die die aktuell großen Fragen und Herausforderungen angehen. Außerhalb akademischer Berufsfelder arbeiten gerade sie in Bereichen, in denen Vielseitigkeit, Teamfähigkeit und Kommunikationstalent gefragt seien und in denen es darum gehe, angesichts vielfältiger Anforderungen schnell zu agieren.
An der Goethe-Universität können fast alle kleinen Fächer sowohl grundständig (als Bachelor-Haupt- und/oder -Nebenfach) als auch konsekutiv studiert werden. Im Master sind sie entweder mit fachspezifischen Studiengängen, als Schwerpunkte im Rahmen fächerübergreifender Masterstudiengänge oder im Rahmen regionaler Kooperationen mit anderen Universitäten im Rhein-Main-Gebiet (RMU-Allianz) vertreten. So wird seit dem Wintersemester 2019/20 ein gemeinsamer Masterstudiengang der Frankfurter Jugendbuchforschung und der Mainzer Buchwissenschaft angeboten; ein Bachelorstudiengang „Afrikanische Sprachen, Medien und Kommunikation“ in Kooperation mit der Universität Mainz ist in Planung.
Weitere Information: Dr. Pia Gerhard (Koordinatorin), Dekanat, F 10, Campus Westend, Telefon: 069/798-32744, eMail: p.gerhard@em.uni-frankfurt.de. Informationen zu den beteiligten Fächern und Schwerpunkten sowie zum Projektinhalt und -ziel finden Sie auf www.uni-frankfurt.de/kleine-faecher.
Der Historiker Pierre Monnet stellt das jüngst erschienene, monumentale Werk „Europa. Die Gegenwart unserer Geschichte“ vor
BAD HOMBURG. Mit einer Reise durch die Welt der europäischen Erinnerungen wird die Reihe „EuropaDialoge“ im Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität fortgesetzt. Der Historiker Pierre Monnet wird
am Donnerstag, 30. Januar, um 19 Uhr
im Forschungskolleg Humanwissenschaften
(Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg vor der Höhe)
das Buch „Europa. Die Gegenwart unserer Geschichte“ (deutsch: Darmstadt 2019, frz.: Paris 2017) vorstellen, das er selbst mit herausgegeben hat.
Nach dem dreibändigen Klassiker Deutsche Erinnerungsorte (München 2001) hat Étienne François gemeinsam mit Thomas Serrier dieses ebenfalls dreibändige Werk vorgelegt, das das kulturelle Gedächtnis Europas einfängt. In 133 Aufsätzen beschreiben 105 Autoren – Historiker und Intellektuelle aus Frankreich und Deutschland, Polen und Serbien, aber auch aus den USA, Indien und Japan – das, was Europa ausmacht: die Gegenwart seiner Geschichte in Kriegen, Revolutionen und Freiheitsbewegungen; die Vielfalt und das Trennende im alltäglichen Leben; die Verflechtungen mit der Welt nicht zuletzt im Kolonialismus. Entstanden ist ein Riesenmosaik der Erinnerungsorte, dessen Einzelteile von der Nymphe Europa bis Tschernobyl reichen, vom Hadrianswall bis zur Berliner Mauer, von der Kalaschnikow bis zum VW-Käfer, von der Entstehung der Demokratie bis zum Holocaust. Pierre Monnet wird seine Zuhörer auf diese Reise durch die Welt der europäischen Erinnerungen mitnehmen. Dabei ist der Ausgangspunkt seiner Überlegungen die Frage, ob und wie „Europa“ historisch verstanden und imaginiert werden kann. Matthias Lutz-Bachmann, Professor für Philosophie an der Goethe-Universität und Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften, wird in den Vortrag einführen und das anschließende Gespräch mit dem Auditorium moderieren.
Prof. Pierre Monnet ist Directeur d'études an der EHESS in Paris und Adjunct Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Goethe-Universität. Seit 2011 leitet er das Institut Franco-Allemand de Sciences Historiques et Sociales (IFRA) in Frankfurt am Main. Seine Forschungsarbeiten befassen sich vorrangig mit den politischen und sozialen Netzwerken im römisch-deutschen Reich des Spätmittelalters, der Entwicklung seiner Städte und der vergleichenden Geschichte der politischen Kulturen im spätmittelalterlichen Europa.
Fortsetzung der Veranstaltungsreihe „EuropaDialoge/Dialogues d'Europe“ in 2020
Die Buchvorstellung setzt die Reihe „EuropaDialoge/Dialogues d'Europe“ fort, die seit 2014 vom Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität und dem an der Universität angesiedelten Institut Franco-Allemand de Sciences Historiques et Sociales (IFRA) veranstaltet und von Prof. Sandra Eckert, Prof. Matthias Lutz-Bachmann und Prof. Pierre Monnet wissenschaftlich geleitet wird. Ziel der Reihe ist es, die unterschiedlichen Europa-Positionen von Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft öffentlich zu präsentieren und diskutieren. Im Rahmen der „EuropaDialoge/Dialogues d'Europe“ finden Anfang 2020 zwei weitere öffentliche Veranstaltungen statt, zu denen die Veranstalter der Reihe sehr herzlich einladen:
Weitere Termine
Dienstag, 28. Januar 2020, 19 Uhr
Podiumsdiskussion mit Charlotte Galpin, Daniel Röder, Sandra Seubert:
»Zeich(n)en für oder gegen Europa. Europapolitische Narrative und Bilder«
Ort: Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Westend, IG-Farben-Haus, Raum IG-411
Mittwoch, 12. Februar 2020, 19 Uhr
Ulrike Guérot (Donau Universität Krems): »Die Europäische Zukunftskonferenz 2020:
Beschäftigungstherapie oder europäischer Gestaltungswille?«
Ort: Forschungskolleg Humanwissenschaften, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg
Anmeldung:
Um vorherige Anmeldung unter info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de wird gebeten.
Information: Beate Sutterlüty, Wissenschaftskommunikation, Forschungskolleg Humanwissenschaften (Tel.: 06172-13977-15; Email: b.sutterluety@forschungskolleghumanwissenschaften.de); www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de; Dominique Petre, Kulturbeauftragte, Institut franco-allemand IFRA (Tel.: 069- 798 31 900; Email: dominique.petre@institutfrancais.de)
Vortrag von Dr. Charlotte Galpin (University of Birmingham) im Rahmen der Alfred Grosser-Gastprofessur an der Goethe-Universität
FRANKFURT. Im aktuellen Wintersemester 2019/2020 bekleidet Dr. Charlotte Galpin die internationale Alfred Grosser-Gastprofessur für Bürgergesellschaftsforschung am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Frankfurter Goethe-Universität. Sie ist Dozentin für Politikwissenschaft mit einem Fokus auf deutsche und europäische Politik am Fachbereich für Politikwissenschaft und internationale Studien der Universität Birmingham. Galpin forscht seit 2009 im DAAD-Projekt „Shifting Constellations: Germany and Global (Dis)order“. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der „European Public Sphere“ mit einem Fokus auf europäische Identitäten, EU-Skepsis und EU-Bürgerschaft. Zuletzt setzte sie sich besonders mit den Hintergründen des Brexit und der Eurokrise auseinander. Hierzu erschien 2017 ihre Monographie „The Euro Crisis and European Identities: Political and Media Discourse in Germany, Ireland and Poland“.
Im Rahmen ihres Aufenthalts in Frankfurt hält Dr. Charlotte Galpin am Montag, dem 27. Januar 2020, um 19 Uhr einen öffentlichen Vortrag auf dem Campus Westend der Goethe-Universität (Casino-Gebäude, Raum 1.811). In ihrem Vortrag „Proeuropäische Gegenbewegungen? Reaktionen auf EU-Skepsis in Großbritannien und der EU“ beleuchtet die Wissenschaftlerin die Werte und Haltungen der Bewegungen, die sich für Europa und einen Verbleib Großbritanniens in der EU stark gemacht haben. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.
Das internationale Programm Alfred Grosser-Gastprofessur für Bürgergesellschaftsforschung ist seit 2009 am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität angesiedelt. Auf Anregung der Deutsch-Französischen Gesellschaft Frankfurt am Main e. V. wurde sie von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main ermöglicht. Ziel des Programms ist es, die Forschung und den öffentlichen Diskurs über Bürgergesellschaft und Demokratie in Frankfurt zu stärken. Jährlich wird ein prominenter Forscher oder eine prominente Forscherin von einer Auswahlkommission der Goethe-Universität ausgewählt und vertieft in Seminaren und Vorträgen Aspekte der Thematik aus gesellschaftswissenschaftlicher Perspektive. Dr. Charlotte Galpin ist die elfte Inhaberin der Alfred Grosser-Gastprofessur. Namensgeber ist der 1925 in Frankfurt geborene Publizist, Politologe und Soziologe Alfred Grosser – ein zentraler Wegbereiter der deutsch-französischen Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg.
Weitere Informationen unter: https://tinygu.de/grosser-gastprofessur
Kontakt: Axel Braun, Bereichsleiter. Information, Kommunikation und Veranstaltungen. Stiftung Polytechnische Gesellschaft. Tel. (069) 789 889 – 16; Fax 069 - 789 889 – 940. braun@sptg.de
7. Dagmar-Westberg-Vorlesung: Vier öffentliche Vorträge und ein Kolloquium
FRANKFURT. Die 7.
Dagmar-Westberg-Vorlesung, die kommende Woche stattfindet, übernimmt der
israelische Wissenschaftshistoriker und Philosoph Menachem Fisch. Der
emeritierte Wissenschaftler wird sich in vier Vorlesungen mit dem
interreligiösen Dialog befassen, insbesondere mit den Dynamiken, die zwischen
Judentum, Christentum und Islam seit jeher bestanden und das Selbstverständnis
der drei Religionen mitbestimmen. Abschließend steht Prof. Fisch bei einem
Kolloquium zum wissenschaftlichen Gespräch bereit. Der Titel der
Westberg-Vorlesungsreihe lautet: „Dialogues of Reason: Science, Politics,
Religion“.
„Professor
Fisch war schon für 2019 für die Westberg-Professur angefragt. Wir sind froh,
dass er nun für Januar 2020 zusagen konnte“, erklärt Prof. Matthias
Lutz-Bachmann, der die Westberg-Vorlesung seit ihrem Entstehen koordiniert. Das
Thema der kleinen Vortragsreihe sei ein „wichtiger Schritt in der
Forschungsplanung“: Denn der Dialog zwischen den Religionen und insbesondere
der Blick in die jüdische Geistesgeschichte werde im Forschungsprofil der
Goethe-Universität auch künftig eine große Rolle spielen.
In
seinen Frankfurter Vorlesungen, die er in englischer Sprache halten wird, wird
Menachem Fisch über die Beziehungen von Judentum, Christentum und
Islam sprechen, die einerseits durch wechselseitige Lernerfahrungen und positiv
gelebte Nachbarschaft, andererseits aber auch durch Konflikte geprägt sind. Als
Wissenschaftshistoriker bezieht er sich dabei vor allem auch auf die
Begegnungen dieser Religionen in den vormodernen Gesellschaften des Nahen
Ostens und Europas und versucht, daraus Schlüsse auf die Gegenwart zu ziehen.
Eröffnet
wird die Reihe mit dem Vortrag „A Philosophical Overture“
am Mittwoch, 22.
Januar, um 18 Uhr
im Festsaal im
Casinogebäude (Campus Westend),
bei
dem Fisch ankündigt, die normativen Beschränkungen einer Philosophie überschreiten
zu wollen, die sich alleine auf eine Vernunft stützt, auf die sich seit
Sokrates das westliche Denken bezieht. In weiteren Vorträgen befasst er sich
unter anderem mit der Perspektive des Talmuds im Gegensatz zur sokratischen
Philosophie. Der Talmud steht im Zentrum der jüngeren Forschungsarbeiten von
Menachem Fisch.
Zur
Person des Referenten
Menachem
Fisch, geboren 1948 im britischen Leeds, hat in Tel Aviv und Oxford studiert.
Als Philosoph befasst er sich vor allem mit Wissenschafts- und Geistesgeschichte,
Sprache und Judentum. Lange Jahre hatte er an der Universität einen Lehrstuhl
für Geschichte und Philosophie der Wissenschaften inne und war Direktor des
Zentrums für religiöse und interreligiöse Studien. Er war Mitglied am Institute for Advanced Study in Princeton, Senior
Visiting Fellow in Budapest, Visiting Scholar am Trinity College in Cambridge
und Senior Research Fellow am Shalom Hartman Institute in Jerusalem. 2016 wurde er mit
dem Humboldt-Preis ausgezeichnet, 2017 erhielt er die Ehrendoktorwürde in
Religionsphilosophie an der Goethe-Universität. Er kooperiert seit Jahren eng
mit Prof. Christian Wiese, der an der Goethe-Universität jüdische
Religionsphilosophie lehrt. Außerdem ist Fisch auch Senior Fellow am
Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität in Bad Homburg.
Zur
Dagmar-Westberg-Vorlesung
Die
Gastprofessur ist nach dem Vorbild amerikanischer Lectures konzipiert. Sie wird
aus den Erträgen eines Fonds finanziert, den die Mäzenin Dagmar Westberg
(1914-2017) gestiftet hat. Nach dem Willen der Stifterin soll das Geld
ausschließlich für die Geisteswissenschaften verwendet werden. So kann die
Goethe-Universität jährlich eine weltweit renommierte Forscherpersönlichkeit
nach Frankfurt einladen. In den vergangenen Jahren fiel die Wahl auf den
Germanisten Peter Strohschneider, der bis Ende 2019 DFG-Präsident war, die
amerikanische Philosophin Martha Nussbaum, den deutsch-amerikanischen
Archäologen Lothar von Falkenhausen, den Berliner Theologen Christoph
Markschies, den Princeton-Historiker Anthony T. Grafton und die
US-amerikanische Historikerin Lynn Hunt.
Die 8. Westberg-Vorlesungsreihe wird im Sommersemester stattfinden. Von 15. bis 19. Juni wird Sianne Ngai aus Chicago zu Gast sein. Sie befasst sich mit den Themen Nationalismus, Bürgerlichkeit, Ethnizität und Rasse in der jüngeren Geschichte der USA.
Die
Termine der 7. Westberg-Vorlesung:
A Philosophical Overture
Breaching Rationality's
Normative Constraints
Mittwoch, 22. Januar, 18 Uhr
Campus Westend, Festsaal Casino (Cas. 823):
The Dialogial Dynamics of
Scientific Upheavals
Donnerstag,
23. Januar, 18 Uhr
Campus
Westend, Renate von Metzler Saal (Cas. 1.801)
Talmudic Judaism's Non-Socratic
Paradigm
Montag, 27. Januar, 18 Uhr
Campus
Westend, Renate von Metzler Saal (Cas. 1.801)
Reflective Emotions and the
Politics of Love
Mittwoch,
29. Januar, 18 Uhr
Campus
Westend, Renate von Metzler Saal (Cas. 1.801)
Dialogues
of Reason: Science, Politics, Religion
Kolloquium
zu den Vorlesungen
Donnerstag, 30. Januar, ab 10 Uhr,
Forschungskolleg
Humanwissenschaften der Goethe-Universität
Am
Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg v.d. Höhe
(Anmeldung zum Kolloquium unter schweighoefer@em.uni-frankfurt.de)
Informationen: Prof. Dr. Dr.
Matthias Lutz-Bachmann, Institut für Philosophie, Telefon 069 798-32779;
E-Mail: Lutz-Bachmann@em.uni-frankfurt.de
Dr. Kevin Bork untersucht die rechtlichen Mechanismen von Rückversicherungsverträgen
FRANKFURT. Haftpflicht, Brandschutz, Unfall – der moderne Mensch sichert sich nach Möglichkeit gegen die Risiken des Lebens ab. Doch was, wenn das Versicherungsunternehmen nicht zahlen kann? Absicherung schafft unter anderem die Rückversicherung. Der Jurist Dr. Kevin Bork hat in seiner Dissertation untersucht, inwiefern der Versicherer auf die Leistung seines Versicherers berechtigterweise vertrauen darf.
Die moderne Zivilgesellschaft ist ohne die durch Versicherung
möglich gewordene Absicherung nicht denkbar. Das System ist jedoch nur dann
funktionsfähig, wenn der Versicherungsnehmer darauf vertrauen darf, dass sein
Versicherer im Schadensfall finanziell in der Lage ist, die vereinbarte
Leistung zu erbringen. In der Praxis wird dies durch umfangreiche
Kapitalreserven der Versicherungsunternehmen gewährleistet, aber auch durch die
„Versicherung der Versicherung“, die sogenannten Rückversicherer.
Dieser Rückversicherungsmarkt unterliegt zwar ebenso der
staatlichen Aufsicht, der Gesetzgeber verzichtet jedoch im Gegensatz zu dem
Verhältnis zwischen Versicherer und Versicherungsnehmer auf eine gesetzliche
Regelung des Rückversicherungsvertrages mit dem Argument, die Vertragsparteien
bedürften aufgrund ihrer Professionalität keines besonderen Schutzes. Bislang
weitgehend unbeachtet blieb dabei der Umstand, dass die Ausgestaltung des
Rückversicherungsvertrages in seinen Rechten und Pflichten durchaus
Auswirkungen auf das Verhalten des Versicherers gegenüber seinen
Versicherungsnehmern, also den Verbrauchern, hat. Am deutlichsten tritt dieses
Phänomen am Beispiel der sogenannten Folgepflicht auf, nach welcher die
Entscheidungen des Versicherers gegenüber dem Versicherungsnehmer auch für den
Rückversicherer bindend sind. Die Folgepflicht besagt, dass der Rückversicherer die
Entscheidung des Versicherers, ob und in welcher Höhe er einen Schaden ersetzt,
(in bestimmten Grenzen) gegen sich gelten lassen muss, d.h. nicht noch einmal
die rechtliche Frage der Leistungspflicht des Versicherers bewerten darf. Um
die Grenzen dieser Folgepflicht ranken sich die unterschiedlichsten Legenden.
Die Arbeit räumt hiermit auf und ergründet einen neuen dogmatischen Ansatz für
die Folgepflicht.
Die Grenzen der Folgepflicht sind bis heute nicht klar definiert
oder dogmatisch ergründet – und das trotz Beitragseinnahmen der Rückversicherungsbranche
in Höhe von mehr als 200 Milliarden US-Dollar allein im Jahr 2017. Der
Rechtsanwender wird bislang pauschal auf die englische Rechtsprechung,
vermeintlich bestehende Handelsbräuche und vielsagende allgemeine
vertragsrechtliche Grundsätze verwiesen. Vor diesem Hintergrund führt die
Arbeit die Folgepflicht erstmals einer umfassenden Würdigung zu und ergründet
ein weiteres Verständnis der Folgepflicht auf Basis eines neuen dogmatischen
Ansatzes. Mehr Rechtssicherheit würde, so der Autor, zu einem kalkulierbareren
Rückversicherungsschutz führen und so letztlich nicht nur den Parteien des
Rückversicherungsvertrages, sondern mittelbar auch der modernen
Zivilgesellschaft und ihren Individuen dienen, da sie eine Bewertung durch die
staatliche Aufsicht ermöglicht und so langfristig die Leistungsfähigkeit des
Versicherers sichert.
Publikation: Kevin Bork, Tension of
Reinsurance: die Folgepflicht des Rückversicherers im Licht des
Regulierungsermessens des Erstversicherers (Diss. 2019), XXIII + 406 Seiten,
RuR 67 (Reihe »Rechtsvergleichung und Rechtsvereinheitlichung«, hrsg. von der
Gesellschaft für Rechtsvergleichung e.V.; ISSN: 1861-5449), Mohr Siebeck,
Tübingen; ISBN: 978-3-16-158934-8.
Informationen: Dr. Kevin Bork, Telefon
+49(0)69 798-33770, E-Mail bork@jur.uni-frankfurt.de
Einzelmolekülmikroskopie macht den Tanz der Rezeptoren sichtbar
FRANKFURT. Ob eine kranke Zelle stirbt, sich teilt oder durch den Körper wandert, reguliert ein ausgeklügeltes Wechselspiel von Botenmolekülen und Rezeptoren in der Zellmembran. Einer der wichtigsten Signalstoffe des Immunsystems ist der Tumornekrosefaktor α (TNFα). Forscher unter Federführung der Goethe-Universität haben nun erstmals in Zellen die molekulare Organisation einzelner Rezeptor-Moleküle und die Bindung von TNFα an die Zellmembran visualisiert.
Damit der Tumornekrosefaktor an einen Membranrezeptor binden kann,
muss dieser zunächst aktiviert werden. Das bedeutet, dass der Schlüssel nur
unter bestimmten Umständen ins Schloss passt. So wird verhindert, dass
beispielsweise eine gesunde Zelle den programmierten Zelltod stirbt. „Im
Membranrezeptor TNFR1 wird die Bindung von TNFα über mehrere
Cystein-reiche Domänen, kurz CRDs, vermittelt", erklärt Sjoerd van Wijk vom
Institut für Experimentelle Tumorforschung in der Pädiatrie an der
Goethe-Universität.
Insbesondere die CRD1-Domäne des Rezeptors sorgt dafür, dass TNFα
“andocken" kann. Bisher wussten die Forscher, dass sich dann Rezeptor-Moleküle
zusammenlagern wie in einem Tanz, bei dem sich zwei, drei oder mehr Partner an
den Händen fassen. Nur dass die Dimere, Trimere oder Oligomere aus
gleichartigen Untereinheiten, in diesem Fall Rezeptoren, bestehen. Allerdings
finden solche „Umbaumaßnahmen“ auch statt, wenn kein TNFα in der
Nähe ist. „Trotz der großen Bedeutung von TNFα bei Krankheiten wie
Entzündungen und Krebs sind die Physiologie und die Struktur von TNFR1 an der
Zellmembran bisher noch weitgehend unbekannt", erklärt Sjoerd van Wijk den
Ausgangspunkt für seine Forschung.
Um die Vorgänge an der Zellmembran im Detail zu verstehen, wandte
sich van Wijk an Mike Heilemann vom Institut für Physikalische und Theoretische
Chemie der Goethe-Universität. Mit der von ihm entwickelten Kombination aus
quantitativer Mikroskopie und hochauflösender Einzelmolekülmikroskopie kann
Heilemann einzelne Proteinkomplexe und deren molekulare Organisation in Zellen
sichtbar machen. Gemeinsam mit Ivan Dikic (Institut für Biochemie II) und
Simone Fulda (Institut
für Experimentelle Tumorforschung in der Pädiatrie)
an der Goethe-Universität, Harald Wajant vom Universitätsklinikum Würzburg und
Darius Widera von der Universität Reading/UK, konnten sie nun den Tanz der
Rezeptor-Moleküle beobachten. Finanzielle Unterstützung kam von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft über den Sonderforschungsbereich 807, „Transport and
Communication across Biological Membranes“.
Wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe von „Science Signaling“
berichten, liegen die TNFR1-Rezeptoren in Abwesenheit von TNFα als
Monomere und Dimere vor. Sobald jedoch TNFα an die Rezeptoren bindet,
bilden diese in der Membran Trimere und Oligomere. Gleichzeitig fanden die
Forscher Hinweise auf Mechanismen, die das Schicksal der Zelle unabhängig von
TNFα
bestimmen. Diese könnten bei Entgleisungen wie Krebs oder überschießenden
Entzündungsreaktionen, etwa der rheumatoiden Arthritis, relevant sein. „Das
eröffnet neue Wege für die therapeutische Regulation“, so van Wijk.
Publikation: C. Karathanasis, J. Medler, F. Fricke, S. Smith, S. Malkusch, D. Widera, S. Fulda, H. Wajant, S. J. L. van Wijk, I. Dikic, M. Heilemann, Single-molecule imaging reveals the oligomeric state of functional TNFα-induced plasma membrane TNFR1 clusters in cells. Sci. Signal. 13, eaax5647 (2020). DOI: 10.1126/scisignal.aax5647
Informationen: Dr. Sjoerd van Wijk, Institut für Experimentelle Tumorforschung in der Pädiatrie, Campus Niederrad, Tel.: (069) 67866574, Email: s.wijk@kinderkrebsstiftung-frankfurt.de
Prof. Dr. Mike Heilemann, Institut für Physikalische und Theoretische Chemie, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798 29424, Email: heileman@chemie.uni-frankfurt.de
Studiengalerie 1.357 zeigt Arbeit der Künstlerin und Filmemacherin Basma Alsharif
FRANKFURT. Die Studiengalerie 1.357
zeigt vom 15. Januar bis zum 12. Februar 2020 die Arbeit “Deep Sleep" von Basma
Alsharif. “Deep Sleep“ lädt ein zu einer kinematografischen Mittelmeer-Odyssee
mit viszeralen Empfindungen. Ruinen von antiken und modernen Stätten in Malta,
Athen und dem Gazastreifen; ein in einem Garten trabendes Pferd; eine den Hafen
verlassende Fähre. Sekundenlanges Farbflimmern, die Super-8-Kamera überblendet
Orte und Zeiten, spult vor und zurück. Dazu der Soundtrack von psychedelischen
Beats. Er vermengt den gleichmäßigen Rhythmus von menschlichen Schritten oder
vom Rattern einer Eisenbahn mit Vogelgezwitscher. Es ist, als sei man an
mehreren Orten zugleich.
Die Ausstellung ist vom 15.1. bis zum 12.2.2020 im I.G.-Farben-Haus der
Goethe-Universität, Raum 1.357, im 1. Stock, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind
Mo-Do, 12-17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die Eröffnung findet am 15.
Januar 2020 um 20 Uhr in der Studiengalerie 1.357 statt.
Basma Alsharif wird als Kind palästinensischer Eltern geboren. Sie wächst im Gazastreifen und in verschiedenen Ländern auf und bezeichnet sich selbst als staaten- und heimatlose nomadische Künstlerin. In ihren Installationen experimentiert sie mit einem neuen Zugang zu selbst Erlebtem und reflektiert das Schicksal des palästinensischen Volkes. Die ursprüngliche Idee von „Deep Sleep“ war ein Soundtrack mit Geräuschen aus dem Gazastreifen. In einem Versuch, sich selbst zu hypnotisieren, kamen bewegte Bilder von flüchtigen Erinnerungen dazu. So entsteht das Narrativ einer filmischen Autofiktion, der illusionäre Gang einer Künstlerin mit multiplen Perspektiven durch ineinander verschränkte Räume und Zeiten. Alsharifs transzendenter Zustand der Bilokation beschränkt sich dabei nicht auf Gaza, sondern rekonstruiert die Zivilisation des Mittelmeerraums anhand von Ikonen der Antike und mythischer Orte: eine Siegesglocke als Mahnmal des Widerstands, Steilküsten oder versteckte Gärten mit Brunnen. Ruinen des kulturhistorischen Erbes ehemaliger Stätten von Belagerung und Fremdherrschaft verschränkt sie mit einer modernen Zivilisation in Ruinen: die Akropolis und ein Graffiti einer frustrierten und arbeitslosen Jugend: No Justice! Die Dialektik ihrer Repräsentation rekonstruiert und dekonstruiert Vergangenheit und Gegenwart, Perzeption und Realität visuell wie akustisch. Mit dem Finger deutet Alsharif wie auf einem Touchscreen auf Objekte und versetzt die Zuschauerinnen und Zuschauer in die Position von Akteuren; sie werden Teil des Versuchs, das Trauma und den Schmerz von Gaza an anderen Orten zu replizieren.
Basma Alsharif graduierte 2007 mit einem Master of Fine Arts an der University of Illinois, Chicago und arbeitet seitdem in Kairo, Beirut und Amman. Alsharifs Arbeiten wurden in internationalen Ausstellungen und Filmfestivals gezeigt und mit Preisen ausgezeichnet. „Deep Sleep“ wurde erstmals 2014 auf dem Media City Film Festival in Windsor, Ontario und anschließend auf anderen Festivals aufgeführt. Als Gewinner eines internationalen Wettbewerbs gewann er den Preis der Videoex in Zürich.
Die Studiengalerie
1.357 ist eine Kooperation des Städel Museums, des MMK Museum für Moderne
Kunst Frankfurt, des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften und
der Goethe-Universität Frankfurt. Sie realisiert pro Jahr vier Ausstellungen zur
zeitgenössischen Kunst, die unter dem Leittitel „Erinnerungskultur und
Bildgebrauch“ in Lehrveranstaltungen von Studierenden verschiedener Disziplinen
erarbeitet werden.