​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – 2021

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Dez 17 2021
13:09

Studie untersucht, wie Fehlverhalten am Kapitalmarkt aufgedeckt werden kann

Höchster internationaler Publikationspreis in der Wirtschaftsinformatik für Forscher der Goethe-Universität

Die Studie “Who Is the Next 'Wolf of Wall Street'? Detection of Financial Intermediary Misconduct" hat den höchsten internationalen Publikationspreis im Bereich der Wirtschaftsinformatik erhalten. Bereits im Frühjahr 2021 war die Studie mit dem „Best Paper Award“ des renommierten „Journal of the Association for Information Systems“ ausgezeichnet worden.

FRANKFURT. Wie vertrauenswürdig ist ein Broker oder Anlageberater? Das Autorenteam Jens Lausen, Benjamin Clapham, Michael Siering und Peter Gomber der Goethe-Universität hat in einer KI-Studie nachgewiesen, dass von Brokern und Anlageberatern selbst veröffentlichte Informationen in beruflichen sozialen Netzwerken dafür genutzt werden können, unseriöse Akteure zu identifizieren. Dafür haben die Autoren, die gemeinsam an der Professur für e-Finance tätig sind, den höchsten internationalen Publikationspreis im Bereich der Wirtschaftsinformatik erhalten. Ihre Studie wurde von der Association for Information Systems (AIS), dem Weltverband für Wirtschaftsinformatik, als eine der vier besten Veröffentlichungen des Jahres 2020 ausgezeichnet. Der “AIS Best Information Systems Publications Award" wird von hochrangigen Wissenschaftlern seit 2006 jährlich an bis zu fünf Forschungsarbeiten als beste Publikationen im Bereich Information Systems (IS) verliehen.

In ihrer Arbeit zeigen die Wissenschaftler um den Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Peter Gomber, wie selbstveröffentlichte Informationen von Finanzmarktintermediären in beruflichen sozialen Netzwerken, etwa in LinkedIn oder Xing, genutzt werden können, um Fehlverhalten aufzudecken. Dabei gehen die Wissenschaftler von der Annahme aus: Wenn Broker und Anlageberater in berufsbezogenen sozialen Netzwerken ihr Profil besonders aufpolieren, neigen sie auch im Berufsalltag eher zu betrügerischem Verhalten.

Auf Basis dieser Informationen trainieren und evaluieren die Forscher verschiedene Machine-Learning-Modelle zur Klassifizierung der Akteure. Die Ergebnisse der Modelle ergeben ein klares Muster: Informationen in beruflichen sozialen Netzwerken sind vor allem dann für die Klassifizierung von fehlverhaltenden und nicht fehlverhaltenden Finanzintermediären von Bedeutung, wenn sie durch Dritte bestätigt werden – vor allem durch Behörden, die Informationen zum vergangenen Verhalten der Intermediäre offenlegen. Informationen, die für die externe Verifizierung der Profilinformationen genutzt werden können, können nämlich nur schwer manipuliert werden und sind somit besonders aussagekräftig bzw. helfen, Unstimmigkeiten zwischen Profilinformationen und behördlichen Informationen aufzudecken.

Das Ergebnis der Studie ist besonders für Investoren, Regulatoren und Aufsichtsbehörden von Bedeutung: Sie können damit Betrugsfällen und anderem Fehlverhalten – und damit auch finanziellen Schäden - vorbeugen. 

Die Studie wurde bereits im Frühjahr 2021 mit dem Best Paper Award des renommierten “Journal of the Association for Information Systems" (JAIS) ausgezeichnet, in welchem die Studie veröffentlicht wurde.

Publikation: Jens Lausen, Benjamin Clapham, Michael Siering, Peter Gomber (2020), “Who Is the Next "Wolf of Wall Street"? Detection of Financial Intermediary Misconduct". In: Journal of the Association for Information Systems 21.5, pp. 1153–1190. https://aisel.aisnet.org/jais/vol21/iss5/7

Weitere Informationen
Prof. Dr. Peter Gomber
Professur für e-Finance
gomber@wiwi.uni-frankfurt.de 

Dr. Benjamin Clapham
clapham@wiwi.uni-frankfurt.de

Dr. Jens Lausen
lausen@wiwi.uni-frankfurt.de

Dr. Michael Siering 
siering@wiwi.uni-frankfurt.de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Dez 17 2021
11:35

Wissenschaftliche Hebammenausbildung startet im Sommersemester 2022/Bewerbung für dualen Studiengang ab sofort möglich

In Frankfurt Hebammenwissenschaft studieren

FRANKFURT. Mit einem Bachelorabschluss und gleichzeitig der staatlichen Zulassung zur Hebamme die Hochschule verlassen: Zum Sommersemester 2022 startet der duale Kooperationsstudiengang Hebammenwissenschaft der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) und der Goethe-Universität mit 30 Studienplätzen. Eine Bewerbung ist bis 15. Januar 2022 möglich. Die Studierenden schließen gleichzeitig Arbeitsverträge mit Kooperationskrankenhäusern ab. Zu den kooperierenden Praxispartnern zählen: Universitätsklinikum Frankfurt, Bürgerhospital Frankfurt, Klinikum Frankfurt Höchst, Sana Klinikum Offenbach, Klinikum Darmstadt und Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden. Das Bachelor-Studium setzt sich zur Hälfte aus theoriebasierter Lehre (Vorlesungen, Seminare und Skills-Lab) und aus Praxiseinsätzen in den Krankenhäusern zusammen. Der Studiengang schließt mit dem akademischen Grad Bachelor of Science (B.Sc.) und der staatlichen Zulassung zur Hebamme ab.

Der achtsemestrige Studiengang wurde auf der Grundlage des im Jahr 2020 in Kraft getretenen Gesetzes über das Studium und den Beruf von Hebammen - Hebammengesetz (HebG) aufgebaut. Das Studium zielt darauf ab, Absolventinnen und Absolventen in der Entwicklung ihrer professionellen Kompetenz als Hebammen zu unterstützen, mit der sie in ihrer späteren beruflichen Praxis komplexe Situationen bzw. Verläufe begleiten und personenzentrierend gestalten können. Dabei werden hebammenwissenschaftliche Theorien und geburtshilfliche Praxis im Studium verknüpft. Ziel des Bachelorstudiums ist die praktische berufliche Tätigkeit als Hebamme und damit die eigenständige Leitung physiologischer Geburten sowie die Begleitung werdender Familien.

Beide Hochschulen wollen ihre Aktivitäten künftig in einem Zentrum für Hebammenwissenschaft bündeln, um Synergien für ein vielfältiges Studienangebot und spezifische Forschungsvorhaben zu schaffen. So wird eine hohe Qualität der Hebammenausbildung und der geburtshilflichen Versorgung langfristig sichergestellt.

Bewerbungsfrist zum Studienstart im Sommersemester 2022: 15.01.2022 (Bewerbungen werden zentral von der Geschäftsstelle des Studiengangs entgegengenommen). Zum Wintersemester 2022/23 erfolgt die nächste Aufnahme Studierender für ebenfalls 30 Studienplätze. Ab 2023 wird der Studiengang jährlich 55 Studienplätze anbieten.

Weitere Informationen unter: https://www.frankfurt-university.de/ba-hebammenwissenschaft oder https://www.uni-frankfurt.de/105817318/Dualer_Studiengang_Hebammenwissenschaft__B_Sc 

Kontakt zur Studienfachberatung: Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit, Friederike M. Hesse, Telefon: +49 69 1533 2697, E-Mail: hebammenwissenschaft@fb4.fra-uas.de
Goethe-Universität, Fachbereich 16/Hebammenwissenschaft, E-Mail: Dekanat.hebammen@kgu.de


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Dez 16 2021
16:02

Kryoelektronenmikroskopie und Computersimulationen des mitochondrialen Komplex I

Transferwege für Protonen in einer molekularen Maschine des zellulären Energiestoffwechsels

Ein wichtiger Mechanismus, mit der die Zelle Energie gewinnt, ist die so genannte Atmungskette in den zelleigenen Kraftwerken (Mitochondrien). In einer neuen Studie haben Forscherinnen und Forscher der Goethe-Universität Frankfurt, des Max-Planck-Instituts für Biophysik und der Universität Helsinki eine hochaufgelöste Struktur eines zentralen Biomoleküls der Atmungskette, dem mitochondrialen Komplex I, bestimmt und seine Funktionsweise im Computer simuliert. Die Erkenntnisse helfen sowohl der Grundlagenforschung wie auch beim Verständnis bestimmter neuromuskulärer und neurodegenerativer Erkrankungen, die von Mitochondrien ausgehen.

FRANKFURT. Alle Lebensprozesse erfordern eine ständige Versorgung mit Energie. In der Zelle wird diese Energie hauptsächlich über das chemisch „aufgeladene“ Molekül ATP zur Verfügung gestellt. Erzeugt werden die ATP-Energiepakete unter anderem in spezialisierten kleinen Organen („Organellen“) der Zelle, den Mitochondrien.

Dort läuft die Energiegewinnung ähnlich ab wie in einem Pumpspeicherkraftwerk: Über die Atmungskette werden Wasserstoffionen (Protonen mit positiver Ladung) von einer Seite der inneren Mitochondrien-Membran auf die andere gepumpt (sozusagen bergauf), sodass ein chemisches Konzentrationsgefälle und eine elektrische Spannung entstehen. Entlang dieses elektrochemischen Gradienten „fließen“ die Protonen „bergab“ durch eine Art Turbine, die für die Zelle nutzbare Energie in Form von ATP erzeugt.

Eine der Protonenpumpen im ersten Schritt des Prozesses ist ein großes, L-förmiges Biomolekül, der mitochondriale Komplex I (kurz: Komplex I). Mit seinem waagerechten Arm ist das L in der Membran verankert. Am senkrechten Arm des L bindet er das Elektronenträgermolekül NADH, das aus der Verstoffwechselung beispielsweise von Zucker stammt. Komplex I katalysiert die Übertragung von Elektronen von NADH auf Ubichinon (Q10) und die in dieser Reaktion freiwerdende Energie wird zum Antrieb der Protonenpumpe genutzt.

Dem Forscherteam der Goethe-Universität Frankfurt und des Max-Planck-Instituts für Biophysik in Frankfurt ist es gelungen, die 3D-Struktur von Komplex I über hochauflösende Bildgebungsverfahren (Kryoelektronenmikroskopie) exakt zu vermessen und abzuleiten, auf welchen Wegen die Protonen innerhalb des Komplex I transportiert werden. Hierbei spielen, so konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, Wassermoleküle in der Proteinstruktur eine wichtige Rolle.

Die hochaufgelösten Strukturdaten ermöglichten umfangreiche Computersimulationen durch Kolleginnen und Kollegen der Universität Helsinki, die zeigten, wie sich die Pumpe während des Protonentransports wahrscheinlich bewegt.

Dr. Janet Vonck vom Max-Planck-Instituts für Biophysik erklärt: „Unsere Studie gibt neue Einblicke in die Funktionsweise einer molekularen Maschine der biologischen Energieumwandlung.“ Prof. Volker Zickermann vom Institut für Biochemie II der Goethe-Universität Frankfurt meint: „Dieses Wissen kann dazu beitragen bestimmte mitochondriale Krankheiten wie zum Beispiel die Augenkrankheit Lebersche hereditäre Optikusneuropathie besser zu verstehen.“


Publikation: Kristian Parey, Jonathan Lasham, Deryck J. Mills, Amina Djurabekova, Outi Haapanen, Etienne Galemou Yoga, Hao Xie, Werner Kühlbrandt, Vivek Sharma, Janet Vonck, Volker Zickermann: High-resolution structure and dynamics of mitochondrial complex I—Insights into the proton pumping mechanism. Sci Adv. 2021 Nov 12;7(46) https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abj3221

Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/109657054

Bildtext: Fast wie ein Stiefel: Die L-förmige Struktur des mitochondrialen Komplex I bei einer Auflösung von 2,1 Ångström (0,00000021 Millimeter), aufgenommen mit einem Kryoelektronenmikroskop. Bild: Janet Vonck, MPI für Biophysik

Weitere Informationen
Prof. Dr. Volker Zickermann
Institut für Biochemie II
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798-29575
zickermann@med.uni-frankfurt.de

Dr. Janet Vonck
Max-Planck-Institut für Biophysik, Frankfurt am Main
Tel. +49 (0)69 6303-3004
janet.vonck@biophys.mpg.de


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de 

 

Dez 16 2021
15:39

Absichtserklärung heute in Frankfurt und Israel unterzeichnet – Unipräsident Schleiff: „Start in eine noch intensivere Zusammenarbeit“

Goethe-Universität und Tel Aviv University wollen gemeinsames Zentrum gründen

Die Tel Aviv University und die Goethe-Universität Frankfurt wollen künftig noch enger miteinander kooperieren. Heute Vormittag ist im Rahmen einer hochkarätig besetzten Zoom-Runde eine Absichtserklärung unterzeichnet worden, die auf die Gründung eines gemeinsamen Forschungszentrums für religiöse Studien und interreligiöse Dynamiken abzielt.

FRANKFURT. Seit 1984 bereits besteht zwischen den beiden Hochschulen eine strategische Partnerschaft, die beiden Städte sind sogar schon seit 1980 freundschaftlich verbunden. Nun wollen die Tel Aviv University und die Goethe-Universität Frankfurt ihre Beziehungen noch weiter intensivieren – und das erste deutsch-israelische Forschungsinstitut gründen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beider Universitäten vor allem aus den Geschichts- und Religionswissenschaften arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder zusammen – insbesondere die Martin-Buber-Professur am Fachbereich Evangelische Theologie unterhält intensive Kontakte nach Israel. Das neu gegründete Buber-Rosenzweig-Institut für moderne und zeitgenössische jüdische Geistes- und Kulturgeschichte und das Center for Religious and Interreligious Studies an der Tel Aviv University sind eng miteinander vernetzt in Form gemeinsamer Workshops und Tagungen.

Der Fokus des neuen Zentrums soll auf interdisziplinärer Forschung in religiösen und interreligiösen Studien liegen mit einem Schwerpunkt auf Judentum, Christentum und Islam. Außer den Theologien, der Religionswissenschaft, der Judaistik und den Islamischen Studien werden noch weitere Fächer beteiligt sein, darunter die Geschichte, die Philosophie, die Wissenschaftsphilosophie und die Politologie. Mögliche Forschungsthemen sind im Bereich multikulturelle Gesellschaften, religiöse Konflikte, Migration, Fundamentalismus und interreligiöser Dialog denkbar. Finanziert werden soll das neue Zentrum für die nächsten 3,5 Jahre mit jährlich 50.000 Euro von der Goethe-Universität und jährlich 20.000 Euro von der Tel Aviv University, insbesondere für Summerschools.

Das neue Zentrum soll von einem gemeinsamen Direktorium geleitet werden und sowohl erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch Forschende am Beginn ihrer Karriere miteinander verbinden. Geplant sind zudem gemeinsame Lehrveranstaltungen ab dem Sommersemester 2022 und die Schaffung eines gemeinsamen englischsprachigen Masterstudiengangs. Der Initiator des Forschungszentrums, Prof. Christian Wiese, Inhaber der Martin-Buber-Professur an der Goethe-Universität und Direktor des Buber-Rosenzweig-Instituts, setzt große Hoffnungen auf die Zusammenarbeit: „Im Rahmen der deutsch-israelischen Wissenschaftsbeziehungen und der engen Verbindung zwischen den Städten Frankfurt und Tel Aviv entsteht hier etwas ganz Besonderes – ein internationaler Forschungsschwerpunkt im Bereich der interdisziplinären Religionsforschung, der in historischer Perspektive und gegenwartsbezogen Themen in den Blick nimmt, die beide Gesellschaften, die deutsche wie die israelische, auf jeweils unterschiedliche Weise herausfordern“.

Die Vertragsunterzeichnung fand heute in Tel Aviv in Gegenwart der deutschen Botschafterin in Israel, Dr. Susanne Wasum-Rainer, statt. Wegen der Pandemie waren die Frankfurter Beteiligten per Zoom zugeschaltet. Professor Ariel Porat, Präsident der Tel Aviv Universität, leitete die Sitzung auf israelischer Seite.

Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität:
„Worauf wir uns heute einigen, ist meines Wissens zumindest in den Geisteswissenschaften in Deutschland ohne Beispiel: nicht nur eine formale Kooperation zwischen einer deutschen und einer israelischen Universität, sondern die Entwicklung eines gut sichtbaren, gemeinsamen, institutionalisierten, internationalen Forschungszentrums, abteilungsübergreifend auf beiden Seiten, in einem für die deutsche und die israelische Gesellschaft relevanteste Forschungsgebiet: Geschichte und aktuelle Herausforderungen religiöser Vielfalt, Differenz und Konflikt in pluralistischen Gesellschaften. Es wird Fragen zum interreligiösen Dialog in den Blick nehmen, aber auch Themen wie Fundamenalismus und Konflikt, aber auch das reiche kulturelle Erbe und das Potenzial religiöser Traditionen. Dieses Zentrum ist der Start in eine noch intensivere Zusammenarbeit.“

Dr. Susanne Wasum-Rainer, Deutsche Botschafterin in Israel:
„Akademischer Austausch und Kooperation sind nicht nur eine konstitutive Säule der deutsch-israelischen Beziehungen. Sie sind auch ein Beitrag zur Stärkung von Forschung und wissenschaftlichem Fortschritt als globalem Unterfangen, sowohl in den Natur- als auch in den Geisteswissenschaften. Mit der Willenserklärung zur Gründung eines gemeinsamen Zentrums zur Erforschung religiöser und interreligiöser Dynamiken widmen sich die Goethe-Universität Frankfurt am Main und die Universität Tel Aviv einer der drängenden Fragen unserer Zeit, der Rolle religiöser Gemeinschaften in einer sich wandelnden und konfliktreichen Welt.“

Prof. Menachem Fisch, Mitinitiator an der Tel Aviv Universität:
„Ich freue mich sehr, Teil der Gründung eines in dieser Art so einzigartigen Zentrums zu sein, eines Zentrums für das Studium der monotheistischen Glaubensrichtungen und ihrer wechselseitigen Entwicklung. Dies ist eine würdige Initiative und ein weiterer Baustein in der akademischen Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern."

Uwe Becker, Präsident der deutschen Freunde der Tel Aviv Universität:
„Diese Absichtserklärung markiert einen neuen Meilenstein in der besonderen Beziehung zwischen den beiden Universitäten und ist eine weitere Brücke der Verständigung zwischen Frankfurt und Tel Aviv. Das neue Zentrum wird sicherlich zu einem besseren interreligiösen Dialog aus verschiedenen Blickwinkeln beitragen. Ich bin stolz, dass wir mit dem Start des neuen Deutschen Freundschaftsfonds auch Studierenden helfen werden, an dieser deutsch-israelischen Erfahrung teilzuhaben und von den Aktivitäten des Deutschen Fördervereins der Universität Tel Aviv zu profitieren.“

Prof. Milette Shamir, Vizepräsidentin (Internationales) der Tel Aviv University:
„Die Universität Tel Aviv verfügt über ein breites Netzwerk der Zusammenarbeit mit deutschen Universitäten, mehr als mit jedem anderen Land in Europa. Diese Zusammenarbeit umfasst Hunderte von gemeinsamen Forschungsprojekten sowie Hunderte von deutschen Studenten, die jedes Jahr auf unseren Campus kommen.  Das gemeinsame Zentrum erweitert diese Zusammenarbeit in eine wichtige neue Richtung und stärkt unsere bestehende Partnerschaft mit der Goethe-Universität Frankfurt, einer der führenden Universitäten in Deutschland. Wir hoffen, dass GU und TAU in naher Zukunft die Zusammenarbeit auf mehrere andere Bereiche mit gemeinsamer Stärke ausweiten werden." 

Ein Bild zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/110103728

Bildtext:
Goethe-Universität und Tel Aviv University wollen gemeinsam ein Forschungszentrum für religiöse Studien und interreligiöse Dynamiken gründen. Die Absichtserklärung wurde in großer Runde unterzeichnet, Uni-Präsident Prof. Schleiff (links) und Prof. Wiese waren per Video zugeschaltet. (Foto: Uwe Dettmar)

Weitere Informationen
Prof. Dr. Christian Wiese
Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie
Fachbereich Evangelische Theologie
Goethe-Universität
Telefon 069 798-33313
E-Mail c.wiese@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de 

 

Dez 15 2021
15:35

Auch Angehörige von Polizei, Nachbarhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Frankfurt erhalten Impfangebote

Goethe-Universität erweitert Impf- und Boosterangebot

FRANKFURT. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Goethe-Universität sowie Studierende ab dem 30. Lebensjahr können auf dem Campus Westend bereits seit einigen Tagen eine Erst-, Zweit- oder Boosterimpfung erhalten.

Nun hat die Universität ihr Impfangebot auf weitere Gruppen der Stadt ausgedehnt: Auf dem Campus impfen oder boostern lassen können sich nun auch Angehörige der Frankfurter Polizei, von außeruniversitären Forschungsinstituten, der Frankfurt University of Applied Sciences, der Frankfurt School of Finance & Management sowie Familien und Freunde von Universitätsangehörigen. Eine Impfung im Seminarpavillon am Campus Westend, Stralsunder Straße 36, ist derzeit bis zum 22. Dezember möglich; eine Verlängerung ist geplant.

„Wir gehen zurück in die Präsenz – ein unmittelbares Miteinander braucht aber Sicherheit, und die kann nur durch Impfungen erreicht werden können“, begründet Universitätspräsident Enrico Schleiff den Schritt in die außeruniversitäre Öffentlichkeit. „Als eine medizinführende Universität sind wir nicht nur an vorderster Front in der Gesundheitsversorgung und Coronaforschung aktiv: Wir haben auch die Kapazität zu impfen und zu boostern – also wollen wir die Impfung möglichst vielen zukommen lassen. Dafür danke ich dem Direktor des Instituts für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umweltmedizin, Professor David Groneberg, und seinem Team besonders herzlich.“

Sobald ausreichend BionTech-Impfstoff zur Verfügung stehen wird, mit dem auch jüngere Menschen geimpft werden können, will die Universität weitere Studierende in die Impfkampagne miteinbeziehen. Die Alterseinschränkung ergibt sich aufgrund der STIKO-Vorgaben bezüglich des verwendeten mRNA-Impfstoffs Moderna.

Im September hatte die Goethe-Universität eine öffentlichkeitswirksame Plakatkampagne für das Impfen in der Stadt initiiert. „In unserer Gesundheitsversorgung am Universitätsklinikum erleben wir täglich die möglichen schweren Folgen der Corona-Krankheit“, sagt Universitätspräsident Schleiff. „Wir sahen und sehen es deshalb als unsere Pflicht an, in der Öffentlichkeit für das Impfen zu werben.“

Die Impfung ist kostenfrei. Im Falle einer Boosterimpfung müssen seit der Zweitimpfung fünf Monate vergangen sein. Eine Anmeldung zur Impfung ist erforderlich. Termine können unter dem folgenden Link gebucht werden: https://goethe-termine.as.me

Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/110064052  

Bildtext: Auf dem Campus Westend können sich Universitätsangehörige und Mitarbeiter weiterer Frankfurter Einrichtungen impfen lassen (Foto: Peter Kiefer/Goethe-Universität)

Weitere Informationen
Terminvereinbarung unter dem Link https://goethe-termine.as.me

Corona-Impfambulanz
Seminarpavillon am Campus Westend
Erdgeschoss rechts
Stralsunder Straße 36
60323 Frankfurt


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de 

 

Dez 15 2021
15:06

Wissenschaftler der Goethe-Universität untersuchen, inwiefern Emotionen essentiell für biologische und künstliche Intelligenzen sind

Warum hat uns die Evolution mit Gefühlen ausgestattet?

Gefühle spielen in unserem Leben eine große Rolle. Doch warum gibt es sie? Sind Emotionen eine Laune der Natur, oder war ihre Entstehung aus evolutionärer Sicht unausweichlich? Prof. Claudius Gros vom Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität gibt in einer neuen Studie eine eindeutige Antwort.

FRANKFURT. Von ihrer Funktion her sind Emotionen abstrakte Kriterien, mit deren Hilfe selbst unterschiedliche Tätigkeiten vergleichend bewertet, und damit Ziele und Aufgaben effizient ausgewählt werden können – so das Ergebnis der Studie von Prof. Claudius Gros, die seit heute online zu lesen ist.

Evolutionär ist alles vorteilhaft, was die Anzahl an Nachkommen erhöht. Wenn Verhaltensweisen nicht direkt genetisch gesteuert werden, also nicht durch Instinkte, muss ein Lebewesen in der Lage sein, die Folgen seines Handelns zu berechnen, bzw. zu prognostizieren. Die Realität ist jedoch komplex und damit chaotisch („Schmetterlingseffekt“). Daher können Auswirkungen prinzipiell nur begrenzt berechnet werden, was im Fall sozial organisierter Lebewesen nochmals schwieriger ist: In einer Gemeinschaft muss das Individuum zusätzlich die Absichten der Anderen ausfindig machen. In diesem Zusammenhang wurde die „Theorie des sozialen Gehirns“ formuliert, der zufolge sich das das menschliche Gehirn vor allem deshalb so rasch entwickelt hat, weil es vor der Aufgabe stand, die Komplexität des sozialen Kontexts zu bewältigen.

Kognitive Fähigkeiten, also Intelligenz, erweitern die Palette der Handlungsoptionen. Vom maschinellen Lernen wissen wir, dass die rechnerischen Anforderungen mit der Komplexität der Problemstellung überaus schnell ansteigen. Um Entscheidungen zu treffen, benötigen Lebewesen mit komplexen Handlungsoptionen daher einen Mechanismus, der die rechnerischen, d.h. die kognitiven Anforderungen deutlich reduziert. Das ist es, was Emotionen ermöglichen.

Sehr unterschiedliche Tätigkeiten können ein und dasselbe Gefühl auslösen – zum Beispiel Langeweile, Aufregung, Befriedigung. So kann es genauso befriedigend sein, mit Freunden zu Essen, wie Geige zu spielen oder durch den Ärmelkanal zu schwimmen. Nach materiellen Kriterien ließen sich diese Tätigkeiten kaum auf einen Nenner bringen, etwa danach, wie viel Geld dabei herauskommt. Funktional entsprechen Emotionen folglich abstrakten Bewertungskriterien, auch wenn sie als Empfindungen höchst real sein können. Individuen, die über emotionale Entscheidungsmechanismen verfügen, versuchen ihre Tätigkeiten so auszuwählen, dass diese im Mittel mit ihrem „Charakter“ im Einklang sind. Dabei ist der Charakter mathematisch als eine Menge von Präferenzen definiert: Wie häufig strebt jemand – relativ gesehen – eher bequeme, spannende oder produktive Tätigkeiten an?

Uns ist in der Regel nicht bewusst, wie viele biochemische Prozesse beständig in unserem Gehirn ablaufen. Die biologischen Grundlagen von Emotionen (die ‚neuronalen Korrelate') können wir dagegen in der Form von Gefühlen wahrnehmen. Interessanterweise sind die dafür notwendigen neurobiologischen Strukturen phylogenetisch jung, d.h. erst bei höheren Affen voll ausgebildet. Diese Strukturen erlauben es, Emotionen ihrerseits kognitiv zu regulieren, und somit den kognitiv-emotionalen Regelkreis zu schließen. Im umgekehrten Fall, also wenn uns die Evolution keine Gefühle mitgegeben hätte, könnten wir unsere Emotionen, also die entsprechenden Gehirnprozesse, nicht regulieren. Das würde der wissenschaftlichen Definition von „Zombies“ durch die beiden Neurowissenschaftler Christof Koch and Francis Crick entsprechen. Diese kann man als denkfähigen Wesen ansehen, die Triebe haben, diese aber nicht kontrollieren können, da sie sich ihrer nicht bewusst sind.

Ein emotionales Kontrollsystem ist nicht nur für Menschen und hochentwickelte nicht-menschliche Tiere von essentieller Bedeutung, sondern auch für potentielle künstliche Intelligenzen. Synthetische und biologische Emotionen müssen funktional äquivalente Rollen erfüllen, wogegen sie sich hinsichtlich der spezifischen Ausprägungen unterscheiden können. Roboter-Emotionen werden sich nicht – wie in vielen Filmen dargestellt – sekundär entwickeln. Synthetische Emotionen sind vielmehr eine unabdingbare Voraussetzung für eigenständig agierende universelle Intelligenzen, sofern es diese jemals geben sollte.


Publikation: Claudius Gros, „Emotions as abstract evaluation criteria in biological and artificial intelligences“, Frontiers In Computational Neuroscience Vol. 15, 177 (2021)

https://www.frontiersin.org/article/10.3389/fncom.2021.726247

Informationen: Prof. Dr. Claudius Gros, Institut für Theoretische Physik, Campus Riedberg, E-Mail gros07@itp.uni-frankfurt.de

Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de  

 

Dez 14 2021
15:38

Psychologen der Goethe-Universität wollen helfendes Verhalten messbar machen

Wenn Altruismus auf Algorithmen trifft  

Wer anderen hilft, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, handelt altruistisch. Inwieweit und warum sind Menschen bereit, etwas zu tun, das anderen mehr nützt als ihnen selbst? Diese Frage beschäftigt zahlreiche wissenschaftliche Fachrichtungen. Psychologen der Goethe-Universität haben nun algorithmisch einen Fragebogen entwickelt, der altruistisches Verhalten messen soll.

FRANKFURT. Jesus, Mutter Teresa oder Mahatma Gandhi – sie gelten als Inbegriff des altruistisch handelnden Menschen, der das Wohl der Anderen über sein eigenes Wohl stellt. Koste es, was es wolle. Systemtheoretisch betrachtet können solche persönlich nachteiligen Handlungen enorme Auswirkungen haben. Evolutionstheorien etwa sehen in altruistischem Verhalten langfristig einen Mechanismus der Gruppenselektion. Auch für das Funktionieren moderner Gesellschaften ist es unerlässlich, einander zu helfen, gerade angesichts globaler Bedrohungen. Wie ließe sich dem Klimawandel oder Massenmigration anders begegnen als durch altruistisches Handeln – ein Handeln, das zukünftige Generationen und unbekannte Fremde im Blick hat?

In welchen Situationen und warum Menschen und menschliche Gruppen altruistisch handeln, wird von verschiedenen wissenschaftlichen Fachrichtungen – von der Biologie über die Anthropologie bis zur Ökonomie - erforscht. Dazu werden oft ökonomische Spiele eingesetzt, die als direkte Probe des interessierenden Verhaltens gelten. Im „Diktatorspiel“ beispielsweise gibt ein Spieler einem Mitspieler aus freien Stücken einen selbstgewählten Anteil eines geschenkten Guthabens ab. Ein solcher Akt des Abgebens von Ressourcen (sei es Geld oder Energie, Information, Blut, Organe…) liegt letztlich jeder Form des Hilfeverhaltens zugrunde. Die Fachliteratur spricht auch von „altruistischem Belohnen“.

Demgegenüber besteht „altruistisches Bestrafen“ in ökonomischen Spielen darin, Kosten auf sich zu nehmen, um unfairen oder unkooperativen Mitspielern deren erzielte Gewinne zumindest teilweise wieder abzunehmen. Auch jenes Verhalten ist altruistisch, insofern die bestrafende Person freiwillig Kosten auf sich nimmt, um Trittbrettfahrer zu läutern und für die Zukunft zu warnen. Davon profitiert die gesamte Gruppe. In der Realität moderner Gesellschaften wird altruistisches Bestrafen oft koordiniert oder institutionalisiert (z.B. bei der Steuerfahndung).  

Studien mit ökonomischen Spielen sind extrem aufschlussreich in Bezug auf belohnenden und bestrafenden Altruismus, basieren jedoch auf relativ teuren und aufwändigen Versuchsanordnungen. Sie erfordern die Bereitstellung von Geld, die Koordination mehrerer Mitspielenden (die einander in der Regel nicht kennen dürfen), und sie erlauben nur bedingte experimentelle Kontrolle und/oder müssen mit unvollständiger Aufklärung arbeiten (Täuschung).

Aus diesem Grund hat die Psychologin Prof. Dr. Sabine Windmann gemeinsam mit ihren Koautor*innen an der Goethe-Universität ein Messinstrument konzipiert, das die beschriebenen Komponenten des Altruismus im Selbstbericht erfasst. Es handelt sich um eine Skala, die Aussagen enthält wie: „Trotz der Kosten für mich unterstütze ich auch mir unbekannte Personen“ (für Hilfeverhalten) und „Ich beobachte genau, ob sich jemand im Team daneben benimmt“ (für Altruistisches Bestrafen). Die Aussagen wurden aus einem großen Aussagen-Pool von einem Algorithmus ausgewählt, der spezifisch für Itemauswahl und Skalenkonstruktion von Juniorprofessor Dr. Martin Schultze, ebenfalls am Institut für Psychologie der Goethe-Universität, entwickelt wurde. Er basiert auf der bewährten Ant Colony Otimization, und erlaubt es verschiedene Qualitätskriterien des Instruments gleichzeitig zu optimieren.  „Das ist extrem gut gelungen“, erläutert Sabine Windmann. „Die Gütekennwerte der Skala sind beeindruckend und haben klassische Verfahren der Skalenkonstruktion deutlich übertroffen“. 

Interessanterweise erfasst die Skala noch eine dritte Facette des Altruismus, die in der verhaltensökonomischen und biologischen Literatur bislang unbekannt ist: die Moralische Courage, kurz MC. Hier geht es darum, in proaktiver Weise ethisch-moralische Werte zu vertreten trotz erwartbarer sozialer Bedrohungen, beispielsweise entgegen einem Macht- oder Autoritätsgefälle. Edward Snowden oder Greta Thunberg sind hierfür prototypische Beispiele. Diesen Personen geht es nicht darum, andere Menschen oder Gruppen zu belohnen oder zu bestrafen in Reaktion auf konkrete soziale Ereignisse oder Beobachtungen. Sondern sie möchten – grundsätzlich und langfristig – die geltenden Regeln der Ressourcenverteilung ändern; Windmann spricht von den „Kontingenzen“. Um dies zu erreichen, nehmen Personen mit Moralischer Courage unkalkulierbare physische und psychische Gefahren in Kauf einschließlich sozialer Ächtung und Ostrazismus, also Ausschluss durch die Gruppe. „Hohe MC-Personen sind Change Agents. Sie drängen nicht auf die Einhaltung, sondern auf die Veränderung sozialer Normen“, sagt Windmann. Selbsteinschätzungen zu Aussagen wie „Wichtige Veränderungen für alle versuche ich auch gegen den erklärten Widerstand der Allgemeinheit durchzusetzen“ oder „Ich hinterfrage offen die Entscheidungen von Autoritäten oder Vorgesetzten“ bilden diese Neigung ab.

Somit steht ein Fragebogen zur Verfügung, der drei konzeptuell und empirisch unterscheidbare Facetten altruistischer Verhaltenstendenzen in wenigen Minuten erfasst, und der sich – zunächst im deutschen Sprachraum – als Alternative zu ökonomischen Spielen einsetzen lässt. Dass der Fragebogen aussagekräftig ist, wurde in ersten Validierungsstudien bestätigt: Die Subskalen weisen die zu erwartenden Korrelationen auf sowohl mit ökonomischen Spielen als auch mit etablierten anderen psychologischen Instrumenten.    

Als nächsten Schritt plant die Arbeitsgruppe um Sabine Windmann mit der Psychologie-Doktorandin Lucie Binder analoge Skalen-Konstruktionen in anderen Ländern, allen voran USA und China. „Das ist nicht ganz trivial. Wir können nicht einfach die Aussagen des Fragebogens übersetzen und dann annehmen, dass sie dort dasselbe messen wie hierzulande.“ Weiterhin werden derzeit unterschiedliche Studierenden- und Berufsgruppen untersucht. Dies überprüft einerseits die mehrdimensionale Konzeption der Skala und ermöglicht andererseits, deren Vorhersagewert für die Berufseignung zu ermitteln. „Hohe Bereitschaft zum Hilfeverhalten brauchen wir beispielsweise in pflegerischen Berufen; hohe Moralische Courage erwarten wir in Führungspositionen und in künstlerischen Berufen, beispielsweise bei Satirikern“, erläutert Sabine Windmann. Altruistische Bestrafung werde vor allem von kohärenten und stark zielgebundenen Gruppen praktiziert wie Militärs – oder auch in Sekten. „In extremer Ausprägung ist keine der Facetten harmlos oder alltäglich, aber interessant ist, dass die drei in unterschiedlicher Weise sozial erwünscht sind und aus diesem Grund differentiell auf die Akteure rückwirken“. So sei gut belegt, dass sich (moderates) Hilfeverhalten positiv auswirke auf soziale Beziehungen, subjektives Wohlergehen und sogar die eigene Gesundheit. Aber wie verhält sich dies mit den beiden konfrontativen Komponenten? „Diese erzeugen zunächst einmal Konflikt und Stress“, erläutert die Professorin. „Doch was wäre die Gemeinschaft ohne sie? Die Egoisten könnten die Hilfsbereiten ausnutzen.“

Aus diesem Grund tritt Sabine Windmann dafür ein, Altruismus nicht allein mit Hilfeverhalten gleichzusetzen. Dieses entfalte seine volle gesellschaftliche Wirkung erst im Verbund mit Altruistischer Bestrafung und Moralischer Courage. „Nur mit allen dreien gemeinsam sind wir stark.“

Publikation: Sabine Windmann, Lucie Binder, Martin Schultze: Constructing the Facets ofAltruistic Behaviors (FAB) Scale | Social Psychology (hogrefe.com)

Weitere Informationen
Prof. Dr. Sabine Windmann
Institut für Psychologie
Goethe-Universität
E-Mail: s.windmann@psych.uni-frankfurt.de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Dez 13 2021
14:30

„Scientist of the Year“-Preis 2021 der Goethe-Universität geht an die theoretische Physikerin Hannah Elfner

Herausragend auch bei der Nachwuchsförderung 

Die Physikerin Prof. Dr. Hannah Elfner erforscht Prozesse zwischen den allerkleinsten Teilchen des Universums, das sogenannte Quark-Gluon-Plasma. Für ihre herausragende Forschung zu Ereignissen kurz nach dem Urknall wird die Physikerin nun von der Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung als „Scientist of the Year“ 2021 ausgezeichnet.

FRANKFURT. Maschinenbauingenieurin, Pilotin oder Physikerin? Dass sich Hannah Elfner nach dem Abitur für das Physikstudium entschieden hat und sie dann bald zielsicher das Quark-Gluon-Plasma erforschen wollte, ist ein Glücksfall für dieses Forschungsgebiet. Denn bereits in ihrer preisgekrönten Dissertation wies die Physikerin daraufhin, dass die Phasenabläufe im Quark-Gluon-Plasma weitaus komplexer sind als damals angenommen. Für weitere Erkenntnisse über den extrem kurzen Moment nach dem Urknall erhielt sie neben anderen Preisen 2016 den renommierten Heinz Maier-Leibnitz-Preis für Nachwuchswissenschaftler.

Zu dieser Zeit erforscht sie schon seit vier Jahren in Frankfurt, wie sich Schwerionenkollisionen, mit denen experimentelle Physiker Prozesse nach dem Urknall simulieren und bei denen das Quark-Gluon-Plasma unter extremer Dichte entsteht, mit mathematischen Modellen beschreiben lassen. Als eine der jüngsten Physikprofessorinnen in Deutschland berufen, besetzt Elfner eine Doppelstelle am Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) an der Goethe-Universität und dem GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung. Inzwischen lehrt und forscht sie auf einer unbefristeten Professur an der Goethe-Universität, wo sie unter anderem in das Cluster-Projekt „Elements“ eingebunden ist. Seit wenigen Monaten koordiniert sie zudem Theorieabteilung am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung, wo sie zuvor mehrere Jahre lang eine Nachwuchsforschungsgruppe leitete.

Ein Glücksfall ist Hannah Elfner aber auch für das Team ihrer Nachwuchswissenschaftler. In der Laudatio zur „Scientist of the Year“-Auszeichnung beschreiben ehemalige und aktuelle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eindrücklich die individuelle Zuwendung, die die Physikprofessorin jedem einzelnen ihrer Studierenden und Doktoranden zukommen lässt - was unter anderem ein Grund dafür ist, dass Hannah Elfner nun als „Scientist of the Year“ ausgezeichnet wird. Universitätspräsident Enrico Schleiff sagt: „Frau Elfner ist eine exzellente junge Wissenschaftlerin, die sich sehr für ihr Fach und ihr Team einsetzt und mit ihrer Expertise ideal zu unseren Forschungsschwerpunkten beiträgt. Dass dieses Engagement von der Kassel-Stiftung gewertschätzt und unterstützt wird, freut mich natürlich ganz besonders.“ Den Preis „Scientist oft the Year“ vergibt die Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung alle zwei Jahre an Forschende, die sich ergänzend zur eigenen herausragenden wissenschaftlichen Arbeit auch um die Nachwuchsförderung verdient machen; ein Teil des Preisgeldes in Höhe von 25.000 Euro soll deshalb auch in die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses fließen. Die für Anfang Dezember geplante feierliche Übergabe des Preises wurde pandemiebedingt nun auf das Frühjahr verschoben.

Sehr viel Spaß mache ihr die Arbeit mit den Studierenden, betont die Physikerin. Ein weiteres Motiv für ihr großes Engagement für den Nachwuchs: Sie möchte Studierende für ihr Fachgebiet zwischen theoretischer Grundlagenforschung und Experimentalphysik interessieren. In ihrer Arbeitsgruppe werden realistische dynamische Beschreibungen für Kollisionen von Atomkernen von Gold oder Blei unter Quasi-Lichtgeschwindigkeit entwickelt, die mit Teilchenbeschleunigern wie am CERN ausgelöst werden. 2025 soll der Bau des neuen internationalen Beschleunigerzentrums FAIR bei GSI in Darmstadt abgeschlossen sein. Von den Experimenten, die dort stattfinden sollen, erwarten Hannah Elfner und ihr Team genau auf ihre Fragestellungen passende Daten.

Von ihrem zweijährigen Aufenthalt an der US-amerikanischen Duke-University hat die Physikerin das Wissen mitgebracht, wie sie die mathematischen Berechnungen der Atomkernkollisionen in hoher Qualität visualisieren kann: eben jenen extrem kurzen Moment, bei dem die Protonen und Neutronen des Atomkerns zu kleineren Teilen, den Quarks, zerfallen und diese getrennt von den Gluonen auftreten, mit denen sie sonst „zusammenkleben“. Die faszinierenden Bewegungsbilder des Quark-Gluon-Plasmas dienen den Wissenschaftlern auch als Kontrolle für ihre Berechnungen: Mathematische Fehler werden sofort sichtbar. Die ästhetisch beeindruckenden Visualisierungen, die die extrem kurzen Prozesse bei einer Temperatur von einer Billion Grad darstellen, können aber auch Laien eine Ahnung vom „Big Bang“, dem Urknall, vermitteln.

Hannah Elfner hat die Bilder deshalb immer im Gepäck, wenn sie außerhalb der Universität – bei Vorträgen in Volkshochschulen oder Schülerprojekten beispielsweise – über ihr Forschungsgebiet berichtet. Bei solchen bürgernahen Terminen sagt immer gern zu. Denn Wissenschaftskommunikation ist ihr wichtig. Und außerdem, sagt sie, solle man ruhig sehen, „dass auch Frauen Physikprofessoren sein können.“

Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/109806472

Bildtext: Die Physikerin Prof. Dr. Hannah Elfner erforscht Prozesse zwischen den allerkleinsten Teilchen des Universums (Foto: Uwe Dettmar/Goethe-Universität)

Weitere Informationen
Prof. Dr. Hannah Elfner (geb. Petersen)
Head of Department Hot and Dense QCD Matter
Coordinator of Theory Pillar
GSI, KBW, room 2.14
phone: +49 6159 71 3068
email: h.elfner@gsi.de

Professor for Theoretical Physics
Goethe University
GSC, room 3|29
phone: +49 69 798 47652
email: elfner@itp.uni-frankfurt.de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de 

 

Dez 13 2021
11:57

Maria Roser Valentí wird Sprecherin der Forschungsgruppe QUAST – 4,6 Millionen Euro Förderung für vier Jahre 

Goethe-Universität: Neue DFG-Forschungsgruppe zu Quantenphysik

Wie sich die Eigenschaften neuer Materialien besser vorhersagen lassen, wird die neue Forschungsgruppe um Professorin Maria Roser Valentí von Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität im Verbund mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erkunden. Die Forschungsgruppe „QUAST“ wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gemeinsam mit dem österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) und dem Schweizerischen Nationalfonds (SFN) im Rahmen der D-A-CH-Zusammenarbeit gefördert. Die Fördersumme von 4,6 Millionen Euro enthält eine 22-prozentige Programmpauschale für indirekte Kosten aus den Projekten.

FRANKFURT. Der Präsident der Goethe-Universität, Prof. Enrico Schleiff, gratulierte der neuen Forschungsgruppe zum positiven Förderentscheid: „Dies ermöglicht unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, im internationalen Verbund einer der zentralen Fragen der Festkörperphysik nachzugehen, der Vielteilchentheorie. Maria Roser Valentí ist zweifellos eine hervorragende Wahl als Sprecherin, nicht zuletzt da sie bereits unserem Transregio-Sonderforschungsbereich 288 zum verwandten Feld der Quantenmaterialien vorsteht. Ich freue mich auf spannende Erkenntnisse aus der neuen Forschungsgruppe.“

Die neue Forschungsgruppe „Qualitative räumlich-zeitliche Modellierung von Materie mit elektronischen Korrelationen (QUAST)“ beschäftigt sich mit der Entwicklung der sogenannten Vielteilchentheorie, um zuverlässige quantitative Vorhersagen topologischer und dynamischer Quantenphänomene in Festkörpern zu erreichen. Die Eigenschaften vieler neuartiger Quantenmaterialien, wie die vor kurzem entdeckt Weyl-Kondo-Semimetalle, basieren auf räumlich-zeitlichen elektronischen Korrelationen, deren Vielteilchen-Natur schwer mathematisch zu beschreiben ist. QUAST will diese Herausforderung durch koordinierte theoretische Methodenentwicklungen und konzertierte Experimente angehen.

QUAST-Sprecherin Prof. Roser Valentí sagt: „Unser zentrales Ziel in QUAST ist die Entwicklung einer Theorie der elektronischen Struktur kondensierter Materie, die die Phänomene in Materialien wie den Weyl-Kondo Halbmetallen erklären kann. Langfristig wollen wir eine übergreifende Computer-basierte Plattform entwickeln, um Quantenmaterialien mit solchen Eigenschaften zuverlässig modellieren und designen zu können.“

QUAST-Website:
https://for5249.org

Weitere Informationen
Prof. Dr. Maria Roser Valentí
Institut für Theoretische Physik
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 69 798 47816
valenti@itp.uni-frankfurt.de
https://itp.uni-frankfurt.de/~valenti/


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de 

 

Dez 10 2021
11:03

Das Interesse an dem Fach Koreastudien nimmt seit Jahren rasant zu. Ein Grund: die Popularität der koreanischen Pop- und Filmkultur. Mehr über das „Kleine Fach“ an der Goethe-Universität im neuen UniReport

Korea goes Pop

FRANKFURT. Klein, aber oho: Das Fach Koreastudien zählt zwar zu den sogenannten „Kleinen Fächern“ an der Goethe-Universität, aber die Zahl der Studierenden ist in den vergangenen zehn Jahren immerhin von 20 auf 400 Studierende gewachsen. Auch wenn viele Studierende in den letzten Jahren den Weg zum Fach über Koreas aktuelle Popmusik, Mode und Film gefunden haben, so erschöpft sich die Themenvielfalt natürlich bei weitem nicht darin: Geschichte, Wirtschaft, Politik, Geographie und Religionen des Landes gilt es im Studium zu erschließen. Interdisziplinarität wird großgeschrieben: Geschichtswissenschaften, Migrationsforschung, Kulturwissenschaft und Frauenforschung liefern die Theorien- und Methodenvielfalt. Auch international ist das Fach gut aufgestellt, insgesamt sechs koreanische Partneruniversitäten kooperieren mit der Goethe-Universität. Zudem ist in Frankfurt das Umfeld sehr günstig, lebt hier doch die mit Abstand größte Anzahl von Auslandskoreaner in Europa; ebenso haben sich hier viele koreanische Firmen angesiedelt.

Ein ganz besonderer Fall von koreanischer Popkultur erregt gerade in Deutschland die Gemüter: Die Netflix-Serie „Squid Game“ sorgt für Debatten vor allem unter Pädagogen und Medienforschern. In der Serie treten hoch verschuldete Menschen in einem Wettbewerb gegeneinander an; wer verliert, zahlt mit seinem Leben. Die äußerst gewalttätige Darstellung eines zynischen Spiels übt anscheinend eine große Faszination vor allem auf junge Zuschauer aus. Prof. Katajun Lindenberg, Professorin für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie an der Goethe-Universität, erklärt im Gespräch mit dem UniReport, warum der Serienhit für Kinder und Jugendliche nicht geeignet ist.

Weitere Themen im aktuellen UniReport:

  • Universitätsleben zurück im „Analogen“: Ein erster Blick zurück auf zwei Monate Präsenzbetrieb.
  • Auch in geistiger Nachbarschaft zum Goethe-Haus: Die Literaturwissenschaftlerin Anne Bohnenkamp-Renken über das neue Frankfurter Romantik-Museum.
  • Wie Schwarze Löcher ihren Jet zünden: Frankfurter Astrophysiker klären den Ursprung der gigantischen Teilchenströme auf.
  • Cave-Syndrom und Long COVID: Psychologen untersuchen, wie sich die Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit auswirkt.
  • Goethe, Deine Forscher: Dem Rechtswissenschaftler David von Mayenburg liegt das Kirchenrecht des Mittelalters und der Frühen Neuzeit besonders am Herzen.
  • Von Haarnadeln und Leitersprossen: Der Biophysiker Jens Bredenbeck untersucht den Energietransport in Proteinen.
  • Geschichten, die weitererzählt werden sollen: Interview mit der neue Poetikdozentin Judith Hermann, deren Vorträge ins Sommersemester 2022 verschoben werden müssen.
  • Illusion des sozialen Aufstiegs: Der Soziologe Lars Meier rezensiert den Film „Contra“, der soziale Ungleichheit und Diskriminierung an der Hochschule behandelt.
  • Der weite Weg zur Traumfabrik: Drei Alumni der Goethe-Universität, die Fuß gefasst haben in der Filmbranche, über ihren Film „Eine Handvoll Wasser“ mit Weltstar Jürgen Prochnow.
  • Die Genschere im künstlerischen Einsatz: Studierende verschiedener Disziplinen arbeiten in einem Lehrforschungsprojekt zusammen.

Der UniReport 6/2021 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/109719953.pdf  


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Dez 9 2021
12:50

Große internationale Tagung über Dokumentarfilm und Medien „Visible Evidence“ der Goethe-Universität vom 14. bis 18. Dezember/ Veranstaltungen teilweise auch im Hybrid-Format zugänglich

Dokumentarfilm und die Krise der Demokratie

Wie reagiert der Dokumentarfilm auf die aktuelle Krise der Demokratie? Mit diesem Thema setzen sich vom 14. bis zum 18. Dezember mehr als 300 internationale Wissenschaftler:innen, Filmemacher:innen und Künstler:innen auseinander. Die Veranstaltung „Visible Evidence“ findet als Hybridveranstaltung im Künstlerhaus Mousonturm und dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum statt.  

FRANKFURT. Durch die Geschichte des Dokumentarfilms zieht sich der Begriff der Krise wie ein roter Faden: Schon die ersten Dokumentarfilmemacher:innen in den 1920er und 1930er Jahren reagierten mit ihren Filmen auf kritische Zustände in ihrem Land. Wie geht der Dokumentarfilm heute damit um: mit den Folgen der Globalisierung, dem Klimawandel und der Migration, mit der Gesundheitskrise und der Transformation der Wirtschaft? Prägt er unsere Wahrnehmung und wenn ja, wie? Kann er theoretisch und praktisch dazu beitragen, notwendige Räume und Denkweisen für eine lebendige Demokratie zu verteidigen? Braucht er dazu neue politische, soziale und formale Möglichkeiten?

Um diese Fragen geht es in der fünftägigen internationalen Konferenz mit Diskussionen, Screenings, Workshops und Vorträgen, die das Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft (TFM) der Goethe-Universität Frankfurt in Zusammenarbeit mit der Forschungsinitiative ConTrust, dem Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ und dem Künstlerhaus Mousonturm und dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum vom 14. bis zum 18. Dezember ausrichtet. Die Veranstalter haben die Tagung im Hybrid-Format auch als öffentliche Veranstaltung konzipiert, da sie Dokumentargeschichte als ein Instrument der öffentlichen Meinung verstehen.

Der Blickwinkel der Vorträge ist so weit wie das Feld der mehr als 300 angekündigten Teilnehmer:innen aus Europa, Asien, den USA und Südamerika: Das audiovisuelle Erbe Afrikas und die Kolonisierung gehören ebenso zu den Themen wie Spuren von Traumata in Kolonialarchiven, der Arbeiterfilm, Umwelterzählungen im Dokumentarfilm aus Osteuropa und Amateurfilme von Jugendlichen aus den US-amerikanischen Inner-Cities der 1960er Jahre. Die internationale Ausrichtung ist seit der Gründung von „Visible Evidence“ vor 28 Jahren Programm: „Visible Evidence“ ist ein Netzwerk von Künstler:innen, Kurator:innen, Filmemacher:innen und Wissenschaftler:innen aus über dreißig Ländern, die sich mit aktuellen Fragen des Dokumentarfilms auseinandersetzen und zur nicht-fiktionalen Medienkultur selbst wichtige Beiträge leisten. Seit 1993 findet „Visible Evidence“ jedes Jahr an einem anderen Ort statt, mittlerweile auch jedes Jahr auf einem anderen Kontinent. Nach Montreal, Sao Paulo, Buenos Aires, Stockholm, Los Angeles und Bochum ist „Visible Evidence XVII“ in Frankfurt die zweite deutsche Ausgabe der Tagung. Insgesamt wurde „Visible Evidence“ bereits 26 Mal veranstaltet.

Die Konferenz ist als hybride Veranstaltung (unter 2G-Bedingungen) geplant. Alle Veranstaltungen haben einen Zoom-Raum bzw. sind per Livestream zu besuchen, und die meisten Veranstaltungen werden aufgezeichnet. 

Zu den Förderern der 27. „Visible Evidence“-Konferenz gehört die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), das Graduiertenkolleg „Configurations of Film“, der Forschungsverbund „Normative Orders“, das Clusterprojekt „ConTrust“, die Freunde und Förderer der Goethe-Universität, das Goethe-Institut, das Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften, die Hessische Film- und Medienakademie, die Johanna Quandt-Universitäts-Stiftung und die Stadt Frankfurt. 

Das umfangreiche Programm und weitere Informationen sind zu finden unter: https://2021.visibleevidence.org/

Anmeldung unter: https://www.conftool.com/visible-evidence-2021/

Bild: https://www.uni-frankfurt.de/109725190

Bildtext: Amateurfilme von Jugendlichen aus den US-amerikanischen Inner-Cities der 1960er Jahre ist eines der vielen Themen der internationalen Tagung “Visible Evidence“ der Goethe-Universität (Foto © Sol Worth - A Slice of Live | Presbyterian Historical Society, Philadelphia) 


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Dez 8 2021
13:15

Als Mitwirkende am bundesweiten Festjahr positioniert sich die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus.

Jahrestag 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland: Universitätsbibliothek Frankfurt zeigt Flagge

FRANKFURT. Ab 11. Dezember wird die Fassade der Universitätsbibliothek an der Bockenheimer Landstraße mit einer auffälligen bunten Fahne geschmückt sein. Auf den Tag genau wird es dann 1700 Jahre her sein, dass Kaiser Konstantin den Juden in der Stadt Köln das Recht erteilte, in den Stadtrat gewählt zu werden – der erste urkundliche Beleg für jüdisches Leben auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Aus diesem Anlass unterstützt der unter anderem vom Bundesministerium des Innern getragene Verein „321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.“ in diesem Jahr mehr als 1500 Projekte im ganzen Bundesgebiet. Mit dabei: Die Universitätsbibliothek Frankfurt, zu deren Beständen eine der europaweit bedeutendsten Sammlungen jüdischer Schriften gehört. Anlässlich des Festjahres bieten nun eine Website und eine Ausstellung unter dem Motto „17 Motive jüdischen Lebens“ Einblick in diese faszinierende Welt jüdischer Schriftkultur.

Ausstellung „17 Motive jüdischen Lebens“
4. November - 23. Dezember und 10. Januar - 27. Februar 2022,
im Schopenhauer-Studio der Universitätsbibliothek,
Bockenheimer Landstraße 134-138, 60325 Frankfurt am Main.
Geöffnet dienstags bis sonntags, 13-18 Uhr.

Am 4. November wurde die Ausstellung, die auch unter studentischer Mitwirkung entstand, im Beisein der Generalsekretärin des Vereins, Sylvia Löhrmann (Staatsministerin a. D.), sowie dem Präsidenten der Goethe-Universität, Prof. Enrico Schleiff, eröffnet. Gezeigt werden nicht nur kostbare Handschriften und Drucke, die teilweise mehrere hundert Jahre alt sind: Auch vielfältige jüdische Stimmen der Gegenwart finden ihren Platz. An Mitmachstationen können die Besuchenden selbst aktiv werden. Das Schopenhauer-Studio der Universitätsbibliothek an der Bockenheimer Warte bietet dazu eine moderne und großzügige Ausstellungsfläche.

Alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich mit einem Selfie vor einer der Fahnen an oder in der UB an der Social Media Kampagne des Vereins zu beteiligen und damit auch persönlich ein Zeichen für gesellschaftliche Vielfalt zu setzen (#2021JLID). Die Ausstellung „17 Motive jüdischen Lebens“ kann dienstags bis sonntags von 13:00 bis 18:00 Uhr unter Beachtung der gültigen Corona-Verordnung besucht werden. Informationen zu öffentlichen Führungen finden sich auf https://17motive.uni-frankfurt.de/ausstellung/


Projekt-Website: https://17motive.uni-frankfurt.de; Instagram: frankfurter_dinge, #17motive
Festjahr: https://2021jlid.de/ 

Presse-Besichtigung: Mit Terminvereinbarung jederzeit möglich
Bildmaterial für die Presse ist hier zum Download abgelegt: https://www.ub.uni-frankfurt.de/ausstellung/17motive_bilder.html


Information: Dr. Kerstin von der Krone, Sammlungsleitung Judaica und Hebraica, und Johanna Weiler, Projekt 17 Motive, Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg. Tel: +49 (69) 798 39665, E-Mail: 17motive@ub.uni-frankfurt.de

Kontakt für Pressefragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsabteilungen Personalentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit der Bibliothek, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de   


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de   

 

Dez 8 2021
11:56

Vom Maschinenlernen zum Maschinenlehren: VolkswagenStiftung fördert gemeinsame Forschung aus Ökonomie, Psychologie, Recht, Medizin, Informatik und Bildungsforschung

Goethe-Uni wirbt visionäres Projekt zu KI ein

Mit knapp 10 Millionen Euro Förderung regt die VolkswagenStiftung zu Forschungsprojekten an, die ergründen, wie sich Künstliche Intelligenz auf die Gesellschaft auswirken wird. Die Goethe-Universität Frankfurt (GU) war mit einem Antrag erfolgreich, der die Entwicklungen im Bereich Mensch-Maschine-Interaktion in der Bildung in den Blick nimmt.

FRANKFURT. „From Machine Learning to Machine Teaching (ML2MT) – Making Machines AND Humans Smarter“ – so lautet der Titel des Projekts, das der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Oliver Hinz in einem interdisziplinären Projekt gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen verschiedener Fächern beantragt hat. Der Erfolg von lernenden Maschinen wie im Paradebeispiel des Brettspiels Go (in der Computerversion „AlphaGo Zero“) hat die Wissenschaftler inspiriert. Ihr Projekt zielt auf ein besseres Verständnis dessen ab, wie Menschen und Maschinen in kollaborativen Mensch-KI-Systemen in symbiotischer Interaktion miteinander neues Wissen erschließen können. Zu diesem Zweck erforscht das Konsortium die analytischen und technischen Grundlagen, die für den erfolgreichen Transfer neuen Wissens von intelligenten Maschinen auf Menschen und umgekehrt verantwortlich sind. Untersucht wird dies mittels hybrider Mensch-Maschine-Systeme in Fallstudien aus der medizinischen Diagnostik, der wirtschaftlichen Entscheidungsfindung und der Finanzmarktprognose. Das Team will verallgemeinerbare sozio-technologische und psychologische Erkenntnisse ableiten und Empfehlungen geben, um die Interaktion zwischen Mensch und Maschine weiter zu verbessern.

Am Projekt wirken im Einzelnen mit: Prof. Oliver Hinz (Wirtschaftswissenschaften, GU (Leitung)), Prof. Yee Lee Shing (Entwicklungspsychologie, GU), Prof. Loriana Pelizzon (Wirtschaftswissenschaften, GU) und Prof. Tobias Tröger (Rechtswissenschaft, GU, beide außerdem am Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE, Frankfurt), Prof. Gernot Rohde (Universitätsklinikum Frankfurt/Main und GU), Prof. Kristian Kersting (Informatik, TU Darmstadt), Prof. Hendrik Drachsler (Informatik, GU, und DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, Standort Frankfurt/Main).

Die VolkswagenStiftung fördert sieben Projektkonsortien aus den Gesellschafts- und Technikwissenschaften mit insgesamt 9,8 Mio. Euro. Mit ihrer Initiative „Künstliche Intelligenz“ will sie die fach- und länderübergreifende Forschung zur verantwortungsvollen Weiterentwicklung von KI-Systemen fördern. „Die neu bewilligten Projekte fokussieren auf Bereiche, in denen KI-Systeme bereits eingesetzt oder zeitnah zum Einsatz kommen werden, etwa in der medizinischen Diagnostik oder präventiven Ferntherapie, aber auch in Finanzmarktprognosen, bei der wissenschaftlichen Bildverarbeitung oder im Journalismus“, sagt Dr. Henrike Hartmann, Abteilungsleiterin Förderung. „Die Forschenden denken einen Schritt weiter, antizipieren die Auswirkung der KI auf die Gesellschaft und wie man diese positiv gestalten könnte.“

Alle ausgewählten Vorhaben sind auf drei bis vier Jahre angelegt und erhalten jeweils rund 1,5 Mio. Euro Förderung. Die Initiative „Künstliche Intelligenz ‒ Ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft von morgen“ läuft seit 2017, bis heute wurden insgesamt 33,9 Mio. EUR bewilligt. 2022 wird die Initiative inhaltlich weiterentwickelt.

Weitere Informationen
Prof. Dr. Oliver Hinz
Professur für BWL, insb. Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement
Fachbereich 02 Wirtschaftswissenschaften
069/798-34675
ohinz@wiwi.uni-frankfurt.de

Weitere Informationen zu der Initiative „Künstliche Intelligenz ‒ Ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft von morgen“ der VolkswagenStiftung finden Sie unter https://www.volkswagenstiftung.de/kuenstliche-intelligenz


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de 

 

Dez 8 2021
11:48

Dritter Durchgang der bundesweiten Studie „JuCo. Junge Menschen in der Pandemie“: Menschen zwischen 15 und 30 Jahren sind aufgerufen, sich zu beteiligen.

Wie hat sich das Leben junger Menschen nach anderthalb Jahren im Corona-Modus verändert? 

FRANKFURT. Über 12.000 Menschen haben sich bisher an den bundesweiten Studien JuCo I und II der Universitäten Frankfurt und Hildesheim beteiligt, um von ihren Erfahrungen und Perspektiven während der Corona-Pandemie zu berichten. Nun startet der Forschungsverbund die dritte Erhebung JuCo III. Im Fokus stehen die Veränderungen des Lebens Jugendlicher und junger Erwachsener nach nunmehr anderthalb Jahren im Corona-Modus. Das ist eine lange Zeit für junge Menschen.

Die Online-Befragung JuCo III richtet sich an junge Menschen ab 15 Jahren. Es geht darum, mehr über den Lebensalltag, die Herausforderungen und Perspektiven der jungen Menschen zu erfahren. „Jugendliche wollen gehört werden. Das haben bereits JuCo I und II deutlich gezeigt.“, so Severine Thomas aus dem Forschungsteam, Mitarbeiterin an der Universität Hildesheim. Johanna Wilmes von der Universität Frankfurt ergänzt: „Durch die ersten Befragungen konnten wir viel bewegen und die Aufmerksamkeit auf die Jugend lenken. Von einer erneuten großen Teilnahme an der dritten Studie erhoffen wir uns Erkenntnisse darüber, wie junge Menschen ihre Situation aktuell wahrnehmen und wie sie ihre Mitbestimmungs- und Gestaltungsmöglichkeiten einschätzen.“ Die Studie JuCo III bietet Jugendlichen eine Möglichkeit, ihre Anliegen zum Ausdruck zu bringen.

Deutschlandweit sind junge Menschen ab 15 Jahren eingeladen, an der Umfrage teilzunehmen. Dazu Tanja Rusack: „Wir wollen möglichst viele junge Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen erreichen. Der Fragebogen ist deshalb erneut in einfacher Sprache formuliert“. Der Fragebogen ist unter https://www.soscisurvey.de/JuCo_III/ erreichbar, die Teilnahme dauert ca. 20 Minuten. Unter den Teilnehmer*innen werden 20 Gutscheine im Wert von je 20 Euro verlost.

Der Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ setzt sich zusammen aus dem Institut für Sozial- und Organisationspädagogik an der Stiftung Universität Hildesheim und dem Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung an der Universität Frankfurt. Entstanden sind darin bisher die bundesweite Studie JuCo I und II zu den Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen sowie die bundesweite Studie KiCo zu den Erfahrungen und Perspektiven von Eltern und ihren Kindern während der Corona-Maßnahmen. Aktuell gehören zum Team Sabine Andresen, Anna Lips, Ann-Kristin Placzek, Tanja Rusack, Wolfgang Schröer, Severine Thomas, Johanna Wilmes.

Weitere Informationen und bisherige Veröffentlichungen unter: https://t1p.de/studien-corona

Kontakt: Prof. Dr. Sabine Andresen, Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung, Fachbereich Erziehungswissenschaften, Goethe Universität Frankfurt am Main. Tel.: (069) 798-36432; E-Mail: S.Andresen@em.uni-frankfurt.de

Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de  

 

Dez 7 2021
11:14

Forschungsverbund „Individualisierte Leistungsentwicklung im Sport“ der Universitäten Gießen und Frankfurt sowie der Deutschen Sporthochschule Köln geht an den Start – Bundesinstitut für Sportwissenschaft fördert zunächst bis 2025

Mit individualisiertem Training zu sportlichen Höchstleistungen

Wie Sportlerinnen und Sportler im Hochleistungsbereich noch besser individuell gefördert werden können, dazu forscht jetzt ein Forschungsverbund, an dem die Universitäten Gießen und Frankfurt sowie die Deutsche Sporthochschule Köln beteiligt sind. Die Goethe-Universität übernimmt in dem vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft geförderten Projekt sowohl bewegungs- und trainingswissenschaftliche Anteile als auch das Datenmanagement des gesamten multidisziplinären Projekts.

FRANKFURT. Wer im Spitzensport Erfolg haben will, muss konsequent und hart trainieren, mental bestens auf Wettkampfsituationen vorbereitet sein, Techniken beherrschen, auf die eigene Gesundheit achten und sich selbst sehr genau kennen. Das Training im Spitzensport muss daher stärker denn je auf die individuellen Aspekte der Athletinnen und Athleten zugeschnitten sein, um deren Leistungen in den unterschiedlichen Sportarten zu optimieren. Eine solche Individualisierung spielt eine wichtige Rolle bei der Leistungsdiagnostik, der Trainingsgestaltung und der Regeneration; sie bezieht psychische Faktoren, Ernährung und Unterstützungsleistungen mit ein. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Justus-Liebig- Universität Gießen, der Goethe-Universität Frankfurt und der Deutschen Sporthochschule Köln haben sich jetzt im Forschungsverbund „Individualisierte Leistungsentwicklung im Sport“ zusammengefunden, um den deutschen Spitzensport in den kommenden Jahren wissenschaftlich zu begleiten.

Das Konsortium wird das Thema aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven betrachten, um die Individualität der Leistungsentwicklung besser zu verstehen und zu erklären. Diagnostikinventare zur Erfassung leistungsbestimmender Einfluss- und Bedingungsfaktoren sowie individualisierte Trainingsstrategien werden entwickelt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden dabei eng mit Trainerinnen und Trainern sowie Athletinnen und Athleten zusammenarbeiten. Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft fördert das Projekt zunächst für vier Jahre mit insgesamt zwei Millionen Euro.

An dem Forschungsverbund sind seitens des Instituts für Sportwissenschaft der JLU Prof. Dr. Karsten Krüger, Sporttherapie und Leistungsphysiologie (Sprecher des Konsortiums), und Prof. Dr. Michael Mutz, Sozialwissenschaften des Sports, beteiligt. Dem Konsortium gehören zudem zwei Professorinnen der Goethe-Universität Frankfurt an: Prof. Dr. Karen Zentgraf, Bewegungs- und Trainingswissenschaft, und Prof. Dr. Lena Wiese, Informatik. Von der Deutschen Sporthochschule Köln ist der Sportpsychologe Prof. Dr. Dr. Markus Raab beteiligt.

Zudem sind zahlreiche Sportverbände und Praxispartner mittels einer Kooperationsvereinbarung in das Projekt eingebunden, darunter der Deutsche Volleyball-Verband (DVV), der Deutsche Turner-Bund (DTB), der Deutsche Eishockey-Bund (DEB), der Deutsche Basketball-Bund (DBB), der Bob und Schlittenverband für Deutschland (BSD) und der Deutsche Verband für Modernen Fünfkampf (DVMF) sowie sieben Olympiastützpunkte: Bayern, Berlin, Brandenburg, Rhein-Neckar, Hessen, Niedersachsen, Stuttgart.

Arbeitsgruppen im Konsortium „Individualisierte Leistungsentwicklung im Spitzensport“

Die Arbeitsgruppe Sporttherapie und Leistungsphysiologie um Prof. Dr. Karsten Krüger, Justus-Liebig-Universität Gießen, untersucht die genetischen Voraussetzungen für ein effektives Training sowie zahlreiche molekulare Marker im Blut, welche die Substratversorgung und den physiologischen Stresszustand der Athletinnen und Athleten nachweisen. Ein Fokus liegt dabei auf der Berücksichtigung von Zyklusphasen in der Trainingsplanung von Athletinnen. Auch die Mikrobiota stehen im Fokus der Untersuchungen, da aktuelle Studien einen Zusammenhang zwischen Darmgesundheit und Leistungsentwicklung belegen.

Die Arbeitsgruppe Sozialwissenschaften des Sports um Prof. Dr. Michael Mutz, JLU, bezieht leistungsrelevante Umweltbedingungen sowie karriererelevante Entscheidungen der Athletinnen und Athleten mit ein. Dazu gehören zum Beispiel die Zusammensetzung von Mannschaften und Trainingsgruppen, soziale Unterstützungsleistungen im sportlichen und persönlichen Umfeld, finanzielle Anreizstrukturen, aber auch individuelle Entscheidungen für oder gegen eine „duale Karriere“, etwa für oder gegen den Beginn eines Studiums neben dem Leistungssport. Diese Rahmenbedingungen können unmittelbar auf Trainings- und Wettkampfleistungen abfärben, haben aber auch Einfluss auf psychologische Komponenten wie zum Beispiel Leistungsmotivation oder Stresserleben.

Die Arbeitsgruppe Bewegungs- und Trainingswissenschaft um Prof. Dr. Karen Zentgraf, Goethe-Universität Frankfurt nimmt vor allem die trainings- und bewegungswissenschaftliche Individualdiagnostik in den Blick, die bisher für die Trainingssteuerung noch eine eher untergeordnete Rolle spielte. Beispielhaft dafür sind diagnostische Verfahren zu sogenannten Doppeltätigkeitskosten – wenn Entscheidungen in komplexen Spielsituationen unter hoher Belastung getroffen werden –, auf die Sportart spezifisch ausgelegte Leistungstests sowie die individuelle Trainingssteuerung im Zusammenhang mit Schnellkraftleistungen oder Hormonschwankungen.

Es ist ein breit aufgestelltes Datenmanagementsystem geplant, zu dem Prof. Dr. Lena Wiese, Goethe-Universität Frankfurt, die Informatikexpertise beisteuert. Um die komplexen, disziplinspezifischen Diagnostiken sowie die Trainings- und Wettkampfdaten der Fachverbände zusammenzuführen und auszuwerten, ist die Entwicklung eines integrierten Datenbanksystems vorgesehen. Neben den wissenschaftlichen Analysen werden die Daten unter Einbeziehung von Erfahrungen der Trainerinnen und Trainer betrachtet, um für einzelne Athletinnen und Athleten individuelle Maßnahmen abzuleiten, um die Trainingsarbeit zu optimieren und die Rahmenbedingungen zu verbessern.

Für die Untersuchung und Bedeutung der im Spitzensport relevanten psychischen Aspekte wird schließlich die Arbeitsgruppe Sportpsychologie um Prof. Dr. Dr. Markus Raab, Deutsche Sporthochschule Köln, im Forschungsteam mit Dr. Laura Bröker, Dr. Babett Lobinger, Dr. Lisa Musculus ihre Expertise einbringen. Die Gruppe nimmt unter anderem interindividuelle Unterschiede psychischer Verhaltensvoraussetzungen in den Blick, um Leistungsentwicklungen und hohe Trainingsantworten besser vorhersagen zu können.

Weitere Informationen

Goethe-Universität Frankfurt/Main
Prof. Dr. Karen Zentgraf
Institut für Sportwissenschaften, Bewegungs- und Trainingswissenschaft
Telefon: 069 798-24524
E-Mail: Zentgraf@sport.uni-frankfurt.de

Prof. Dr. Lena Wiese
Institut für Informatik
Telefon: 069 798-28212
E-Mail: lwiese@cs.uni-frankfurt.de

Justus-Liebig-Universität Gießen
Prof. Dr. Karsten Krüger
Institut für Sportwissenschaft
Telefon: 0641 / 99-25210
E-Mail: Karsten.Krueger@sport.uni-giessen.de

Prof. Dr. Michael Mutz
Geschäftsführender Direktor des Instituts für Sportwissenschaft
Telefon: 0641 99-25203
E-Mail: michael.mutz@sport.uni-giessen.de

Deutsche Sporthochschule Köln
Prof. Dr. Dr. Markus Raab
Psychologisches Institut, Sportpsychologe
Telefon: 0221 4982-5491
E-Mail: raab@dshs-koeln.de

Bundesinstitut für Sportwissenschaft: https://www.bisp.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Dez 6 2021
17:00

Verarbeitung von geschriebener und gesprochener Sprache liegen nah beieinander

Lesen und Sprechen folgen einem ähnlichen Takt

Beim Lesen bewegt sich der Blick in einem bestimmten Muster über den Text. Dieses Muster ähnelt in überraschendem Maß der Rhythmik gesprochener Sprache, wie ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter Beteiligung der Goethe-Universität herausgefunden hat. Die Ergebnisse ihrer Forschung erscheinen heute in der Fachzeitschrift „Nature Human Behavior“.

FRANKFURT. Wenn wir lesen, lassen wir unseren Blick über einen Text wandern. Die Bewegungen der Augen folgen dabei einer charakteristischen zeitlichen Rhythmik. Ein internationales Team von Forscherinnen und Forschern mit starker Beteiligung der Goethe-Universität hat in Blickbewegungsexperimenten und einer Metastudie mit 14 verschiedenen Sprachen herausgefunden, dass diese zeitliche Struktur des Lesens nahezu identisch ist mit der dominanten Rhythmik der gesprochenen Sprache. Daraus lasse sich schließen, dass sich die Verarbeitung von geschriebener und gesprochener Sprache in einem größeren Maße ähneln als bisher angenommen. Die Ergebnisse der Forschungen erscheinen in der Fachzeitschrift „Nature Human Behavior“. Weitere beteiligte Forschungseinrichtungen waren die Universität Wien, das Ernst Strüngmann Institut Frankfurt, die New York University, das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik Frankfurt und die Universität Salzburg.

Sprachen und Schriftsysteme sind zentrale Elemente menschlicher Kommunikation. Schriftsysteme ermöglichen uns seit Jahrtausenden, Information nicht nur von Angesicht zu Angesicht zu teilen, sondern sie auch materiell zu speichern und dauerhaft verfügbar zu machen. „Das Lesen ist eine der faszinierendsten kulturellen Errungenschaften des Menschen“, sagt Erstautor Dr. Benjamin Gagl, bis vor kurzem wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Psychologie der Goethe-Universität. „Die gesprochene Sprache beeinflusst auch das Lesen. Bis jetzt ist aber wenig über die gemeinsamen zugrundeliegenden Mechanismen von Lesen und gesprochener Sprache bekannt“, erklärt Gagl, der von Haus aus Psychologe ist.

Diese Mechanismen hat Gagl gemeinsam mit einem internationalen Team unter Leitung von Prof. Christian Fiebach untersucht, indem er die zeitlichen Strukturen des Lesens mit denen der gesprochenen Sprache verglich. Dabei zeigte sich, dass die rhythmischen Abläufe der Augenbewegungen beim Lesen und die dominante Rhythmik im Sprachsignal nahezu identisch sind. Diese Erkenntnis wirft ein neues Licht auf die Schnittstelle zwischen geschriebener und gesprochener Sprache.

Für ihre Studie übertrug das Team Methoden der Frequenzanalyse, die in der Untersuchung des lautlichen Sprachsignals schon breite Verwendung finden, auf die Untersuchung von Augenbewegungen. Diese Vorgehensweise wurde in zwei Studien an der Goethe-Universität Frankfurt und einer Studie an der Universität Salzburg angewandt. Neben einer vergleichbaren Rhythmik von Lesen und Sprechen zeigte sich bei weniger leseerfahrenen Personen eine direkte zeitliche Kopplung der Lese- und Sprachprozesse. Geübtere Leserinnen und Leser hingegen lasen schneller und konnten zwischen zwei Augenbewegungen mehr Information aus dem Text entnehmen. Zusätzlich erfassten die Autorinnen und Autoren in einer Metastudie alle in Fachzeitschriften erschienenen Blickbewegungsstudien des Lesens aus den Jahren 2006 bis 2016 und schätzten für diese die zeitliche Rhythmik des Lesens für 14 Sprachen und mehrere Schriftsysteme. Dabei zeigte sich, dass der Leserhythmus bei zeichenbasierten Schriftsystemen (wie etwa im Chinesischen) langsamer ist, was mit den höheren Anforderungen an die visuelle Analyse der komplexeren Schriftzeichen erklärt werden kann.

„Die Ergebnisse zeigen Zusammenhänge zwischen gesprochener und geschriebener Sprache auf eine neuartige und bisher noch nicht bekannte Art und Weise“, so Christian Fiebach. „Die Sprachverarbeitungssysteme des menschlichen Gehirns haben sich im Verlauf der Evolution auf die zeitlichen Abläufe der gesprochenen Sprache spezialisiert. Wir gehen aufgrund der aktuellen Ergebnisse davon aus, dass diese Sprachsysteme beim Lesen als eine Art ‚Taktgeber' für die Augen dienen, damit diese die gelesenen Informationen in einem optimalen zeitlichen Rhythmus an das Gehirn senden und so die weitere Analyse erleichtern. Diese Hypothese kann nun mit dem hier vorgestellten methodischen Ansatz vertieft untersucht werden.“


Publikation: Gagl, B., Gregorova, K., Golch, J., Hawelka, S., Sassenhagen, J., Tavano, A., Poeppel, D. & Fiebach, C. J. (accepted). Eye movements during text reading align with the rate of speech production. Nature Human Behavior. https://www.biorxiv.org/content/10.1101/391896v3.full.pdf

Weitere Informationen
Mag. Dr. Benjamin Gagl
Universität Wien 
Cognitive Science Hub & Institut für Sprachwissenschaften 
Sensengasse 3a
1090 Wien
benjamin.gagl@univie.ac.at 

Prof. Dr. Christian Fiebach
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Institut für Psychologie
Theodor-W.-Adorno-Platz 6
60323 Frankfurt am Main
fiebach@psych.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de 

 

Dez 6 2021
13:20

Unterlagen eines intellektuellen Weggefährten von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno kommen ins Frankfurter Archiv der Kritischen Theorie

Archivzentrum der Universitätsbibliothek übernimmt den Nachlass des Frankfurter Philosophen Karl Heinz Haag

FRANKFURT. Anlässlich des diesjährigen 10. Todestags des Frankfurter Philosophen Karl Heinz Haag hat das Archivzentrum der Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg seinen Nachlass erhalten. Er erweitert den bedeutenden Sammelschwerpunkt „Frankfurter Schule“ mit Unterlagen nach deren Rückkehr aus dem Exil. Haags langjährige Vertraute Friderun Fein, zugleich Mitherausgeberin von Texten von Caspar Nink – Haags Lehrer an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt-Oberrad –, übergab dem Archivzentrum zahlreiche bislang unveröffentlichte Korrespondenzen, wissenschaftliche Typoskripte sowie Unterlagen zum Habilitations- und Berufungsverfahren der 1950er bis Anfang der 1970er Jahre.

Der 1924 geborene Haag absolvierte zunächst die Jesuitenhochschule in Frankfurt-Oberrad, wurde 1951 an der Goethe-Universität von Max Horkheimer mit einer Arbeit über „Die Seinsdialektik bei Hegel und in der scholastischen Philosophie“ promoviert und 1956 mit seinem Werk „Kritik der neueren Ontologie“ habilitiert, in dem neben einer eingehenden Betrachtung zur historischen Genese der zeitgenössischen Ontologien u. a. scharfe Kritik an Heidegger enthalten ist. Theodor W. Adorno widmete ihm seine Hegel-Studien. Neben Horkheimer und Adorno war Haag profunder Wegbereiter der Kritischen Theorie. Von 1972 bis zu seinem Tod 2011 widmete er sich ausschließlich der philosophischen Forschung.

Der Nachlass von Karl-Heinz Haag umfasst viele bislang unveröffentlichte Korrespondenzen (u.a. mit Max Horkheimer und Jürgen Habermas), frühe Studienunterlagen und Typoskripte, die im Archivzentrum in den nächsten Wochen systematisch aufgearbeitet und der interessierten Wissenschaft nach Voranmeldung zugänglich gemacht werden. In diesem Zusammenhang ist im Frühjahr 2022 eine öffentliche Vortragsveranstaltung im Institut für Sozialforschung zum Leben und Wirken Karl Heinz Haags geplant. Weitere Informationen senden wir Ihnen auf Anfrage gerne zu.

Information: Dr. Mathias Jehn, Leiter Archivzentrum, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Campus Bockenheim, Tel: (069) 798-39007, m.jehn@ub.uni-frankfurt.de 

Kontakt für Pressefragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsabteilungen Personalentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit der Bibliothek, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de   


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de  

 

Dez 3 2021
15:00

Expert*innen der Goethe-Universität kommentieren und bewerten das Regierungsprogramm der Ampelkoalition. Viel Zustimmung, aber auch Kritik.

Was taugt der Koalitionsvertrag? 

FRANKFURT. Expert*innen der Goethe-Universität haben sich einmal angeschaut, ob der Koalitionsvertrag seinem Anspruch, „mehr Fortschritt zu wagen“, auch gerecht wird. Seit der Veröffentlichung am 24. November und kurz vor dem Regierungswechsel wird in den Medien über die Qualität und den Anspruch des Regierungsprogramms diskutiert.

Doch wie sehen Fachwissenschaftler*innen die darin enthaltenen Ideen und Maßnahmen? Hat die Ampelkoalition die richtigen Ideen, um die großen Herausforderungen des Klimaschutzes und der Digitalisierung zu stemmen? Sind die vorgesehenen Investitionen solide finanziert, wie geht die neue Koalition künftig mit dem Reizthema Schuldenbremse um, hat man den Aspekt der Generationengerechtigkeit ausreichend berücksichtigt? Wie sind die sozialpolitischen Änderungen im Bereich des BAföG und der Grundsicherung zu bewerten? Und was hat man von der Ankündigung zu halten, dass der Konsum von Cannabis legalisiert werden soll?

Beteiligt an der Umfrage sind Wissenschaftler*innen aus vielen unterschiedlichen Disziplinen: aus der Wirtschaftswissenschaft, Rechtswissenschaft, Pädagogik/Bildung, Politikwissenschaft, Soziologie, Drogenforschung und Klimaforschung.

Die Statements der Expert*innen findet man hier: https://aktuelles.uni-frankfurt.de/gesellschaft/expertinnen-der-goethe-universitaet-bewerten-den-koalitionsvertrag/

Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de  

 

Dez 1 2021
12:08

Studierende erhalten Förderung von Bürgern, Non-Profit-Organisationen und Unternehmen

Goethe-Universität wirbt 543 Deutschlandstipendien ein

Talentiert, vielseitig interessiert und engagiert sind die Studierenden, die durch das Deutschlandstipendium gefördert werden. Eine knappe Million Euro hat die Goethe-Universität 2021 für sie eingeworben – ein Betrag, der nach dem Matching-Modell des Programms vom Bundesministerium für Bildung und Forschung verdoppelt wird. Gestern, am 30. November, wurden die Stipendiaten in einer virtuellen Vergabefeier begrüßt.

FRANKFURT. Mit 50 Euro ist eine Privatperson schon dabei – dies ist der Mindestbeitrag, den die Goethe-Universität für ihr großes Stipendienprogramm, das Deutschlandstipendium, festgelegt hat. So kommt es, dass dieses Jahr allein 300 Privatspender mit 207.000 Euro zu einem Fünftel der Gesamtförderung von knapp einer Million Euro beitragen. Ihre Spenden entfalten gemeinsam mit denen von 43 Non-Profit-Organisationen und 37 Unternehmen eine große Wirkung: 543 Studierende erhalten für ein Jahr ein monatliches Stipendium in Höhe von 300 Euro.

In einer virtuellen Vergabefeier wurden die Stipendiaten gestern begrüßt. Teilgenommen haben neben Universitätspräsident Professor Dr. Enrico Schleiff auch zahlreiche Förderinnen und Förderer; in digitalen Dialogforen konnten die Förderer mit den neuen Stipendiatinnen und Stipendiaten ins Gespräch kommen.

„Uns war sehr wichtig, dass diese Gespräche auch im Rahmen einer virtuellen Feier möglich sind“, sagte Universitätspräsident Schleiff. „Denn natürlich hilft das Stipendienprogramm jungen Menschen in einer Lebensphase, in der Geld oft knapp ist. Das Programm lebt aber ganz besonders vom Austausch – vom Austausch der Studierenden mit denjenigen, die sie unterstützen und fördern; und vom Austausch der Förderer mit jungen Menschen, die inspirierend sind und ihnen viel zurückgeben. Das ist gelebte Bürgeruniversität.“

Die Stipendiaten können in direktem Austausch mit ihren Förderern stehen, wenn diese ein vollständiges Stipendium finanzieren und auch eine Patenschaft übernehmen. Diese Kontakte und auch die Netzwerke vieler Förderinstitutionen geben den Stipendiaten die Möglichkeit, in Praktika auch außerhalb der Studiums Erfahrungen zu sammeln. Unterstützt von Mentorinnen und Mentoren aus der Frankfurter Wirtschaft und Kultur werden den Stipendiaten zudem in einem ideellen Förderprogramm Projekte angeboten, in denen sie fachübergreifend und interdisziplinär zusammenarbeiten können. Vor allem in diesen Projekten entwickeln die Geförderten Freundschaften über ihre Studienfächer hinweg.

Das Deutschlandstipendium berücksichtigt nicht nur herausragende Studienleistungen, sondern auch die soziale Situation talentierter Studenten: In den vergangenen Jahren kamen ein Drittel der Stipendiatinnen und Stipendiaten aus Migrationsfamilien. Oft machte das Stipendium das Studium erst möglich. „Mit dem Deutschlandstipendium kann ich als Erste meiner Familie studieren und nach Frankfurt ziehen, sodass ich nicht lange pendeln muss“, sagt Medizinstudentin Fabienne Küting.

Seit 2011 wurden 11,5 Mio. Euro von Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern, Organisationen sowie Unternehmen gespendet. Das Konzept des Deutschlandstipendiums, das 2011 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung aufgelegt wurde, sieht vor, dass jeder Betrag, den eine Universität einwirbt, vom Bund verdoppelt wird. Auf diese Weise kamen Studierenden der Goethe-Universität bislang gut 23 Millionen Euro durch das Deutschlandstipendium zugute.

Und der Auftakt für das nächste Förderjahr ab Oktober 2022 ist bereits gemacht: Wie in den Vorjahren unterstützt das Bankhaus Metzler mit seiner Weihnachtsspende anstelle von Geschenken das Deutschlandstipendium an der Goethe-Universität.

Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/109351637

Bildtext: Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff begrüßt die Stipendiaten bei der virtuellen Vergabefeier des Deutschlandstipendiums (Foto: Uwe Dettmar/Goethe-Universität)

Weitere Informationen
Marc Heinbücher  
Theodor-W.-Adorno-Platz 1
Frankfurt
Telefon: 069/798-12756
E-Mail: heinbuecher@em.uni-frankfurt.de

https://www.uni-frankfurt.de/99244696/Das_Deutschlandstipendium_der_Goethe_Universit%C3%A4t


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531p.barth@em.uni-frankfurt.de  

 

Dez 1 2021
10:53

Online-Fachkonferenz der Goethe-Universität Frankfurt und der Frankfurt University of Applied Sciences zur Weiterentwicklung der Geschlechterforschung im Hessen am 2. und 3.12.2021 in Frankfurt. Podiumsdiskussion u.a. mit Ayse Asar, Staatssekretärin des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst.

Staying with the Trouble - 25 Jahre Forschungsschwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung in Hessen

FRANKFURT. Am 2. und 3. Dezember findet die Fachkonferenz „Staying with the Trouble - 25 Jahre Forschungsschwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung in Hessen“ in Frankfurt statt. Wissenschaftliche Zentren, Arbeitsgruppen, Forschungsschwerpunkte und Einzelforscher*innen an hessischen Universitäten, Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen werfen angesichts des 25-jährigen Jubiläums einen Blick auf den Forschungsschwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung in Hessen, der seit 1995 durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) gefördert wird und erörtern Fragen der Weiterentwicklung.

Am 2. Dezember eröffnet der Präsident der Goethe-Universität, Prof. Dr. Enrico Schleiff, die Online-Tagung zusammen mit der geschäftsführenden Direktorin des Cornelia Goethe Centrums, Dr. Marianne Schmidbaur. Im Mittelpunkt der Vorträge und Debatten am 2.12. stehen die Forschungsfelder Theorieansätze der Geschlechterforschung, Gesellschaftlicher Wandel und Wandel in den Geschlechterverhältnissen, Repräsentation und Performanz von Geschlecht und Geschlechterperspektiven in Natur und Technik. In ihrer Keynote blickt Prof. Dr. Ute Gerhard, die 1987 als erste Professorin für Frauen- und Geschlechterforschung an die Goethe-Universität berufen wurde, auf über 40 Jahre Förderung der Geschlechterforschung in Hessen.

Ihre Frage „25 Jahre Forschungsschwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung in Hessen – ein Grund zu feiern?“ setzt Impulse für die nachfolgende gemeinsame Podiumsdiskussion von Universitäten/Archiv der deutschen Frauenbewegung, Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst zu Stand und Perspektiven der Geschlechterforschung in Hessen. Auf dem Podium, moderiert von Sarah Elsuni, diskutieren: Ayse Asar, Staatssekretärin des Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst; Mechthild Bereswill, Professorin für Soziologie sozialer Differenzierung und Soziokultur an der Universität Kassel, Bettina Kleiner, Professorin für Gender Studies und qualitative Methoden im Institut für allgemeine Erziehungswissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt, Michaela Köttig, Professorin für Grundlagen der Gesprächsführung, Kommunikation und Konfliktbewältigung an der Frankfurt University of Applied Sciences und Martina Ritter, Professorin für Soziologie, Politische Soziologie, Sozialraumforschung und Gender- und Alltagssoziologie an der Hochschule Fulda.

Am 3. Dezember wird die Tagung mit dem Schwerpunkt Geschlechterforschung an Hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften fortgesetzt. In parallelen Panels werden die Themen Gewalt im Geschlechterverhältnis, Gender in Technik, Planung und Design, Thinking Leadership Beyond Boundaries, Gender, Care und Gesundheit, Gender und Ernährung sowie Gender und soziale Arbeit diskutiert. Der zweite Konferenztag, ausgerichtet vom Gender- und Frauenforschungszentrum der hessischen Hochschulen (gFFZ), wird vom Präsidenten der Frankfurt University of Applied Sciences, Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich und der Fachlichen Leitung des gFFZ, Prof. Dr. Lotte Rose eröffnet.


Aufgrund der aktuellen Pandemie-Lage wurde die Konferenz kurzfristig auf ein Online-Format umgestellt. Inhalte und Ablauf der Veranstaltung bleiben bis auf eine Ausnahme unverändert: Die Feier zum 20-jährigen Jubiläum des gFFZ wird ins Sommersemester verschoben.


Programm, Ablauf und begleitende Posterausstellung finden Sie auf der Tagungshomepage: https://genderstudieshessen.wordpress.com/ Dort stehen auch Informationen zur Anmeldung.

Für die Teilnahme am 2.12.2021 (09.00-21.00 Uhr) ist eine Registrierung unter folgendem Link erforderlich: https://uni-frankfurt.zoom.us/meeting/register/tJMrcOigrjIvG9EQ8gCEVFzYjxfOdm3vG0hH

Kontakt: Miriam Courbier, Projektmitarbeiterin HMWK Fachkonferenz 'Staying with the Trouble'- 25 Jahre Forschungsschwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung. 
Cornelia Goethe Centrum für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse, Goethe-Universität Frankfurt. courbier@soz.uni-frankfurt.de; http://www.cgc.uni-frankfurt.de/   


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de