​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Jun 14 2024
13:15

Europäischer Forschungsrat fördert Forschungsprojekt zu Elektronenwellen

Atomphysiker Reinhard Dörner von der Goethe-Universität erhält ERC Advanced Grant      

Für die Entwicklung einer neuen Forschungsapparatur, mit der sich Elektronenwellen vermessen lassen, erhält Professor Reinhard Dörner vom Europäischen Forschungsrat (European Research Council) einen ERC Advanced Grant in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro. Zusammen mit seinem Team will Dörner herausfinden, was auf quantenmechanischer Ebene bei der Freisetzung von Elektronen aus Atomen geschieht, der Photoionisation. 

FRANKFURT. Präsident Prof. Enrico Schleiff gratulierte dem ERC-Preisträger: „Prof. Dörner ist ein ausgezeichneter Wissenschaftler, der seit vielen Jahren die Entwicklung der Atomphysik im internationalen Raum mitprägt. Schon als Doktorand war Prof. Dörner Ende der 1980er-Jahre an der Entwicklung des COLTRIMS-Reaktionsmikroskops in Frankfurt beteiligt, das heute in einzigartigen Experimenten genutzt wird, um quantenphysikalische Effekte in Molekülen und Atomen mit bis dato unerreichter Genauigkeit zu vermessen. Mit seiner grundlagenorientierten Forschung trägt er entscheidend zum Verständnis der quantenphysikalischen Naturgesetze bei, die genauso für viel größere Systeme relevant sind, zum Beispiel für Quantencomputer oder Quantenmaterialien. Aber er ist auch weit über die Forschung der Wissenschaft verpflichtet, so lebt er unter anderem als Studiendekan des Fachbereichs das Selbstverständnis, dass exzellente Forschung und innovative Lehre zwei Seiten einer Medaille sind. Dass sich Prof. Dörner im äußerst kompetitiven Auswahlverfahren der ERC Grants durchsetzen konnte, ist hoch verdient.“

Prof. Dr. Reinhard Dörner wird in seinem ERC-Projekt „Timing-Free Phase: Phase, Zeit und Korrelationen in freien Elektronenwellenpaketen“ Elektronen untersuchen, die über den photoelektrischen Effekt durch intensives Licht aus Atomen herausgeschlagen werden. Elektronen verhalten sich nicht nur wie Teilchen, sondern gleichzeitig auch wie Wellen. Während die Höhe der Wellenberge solcher Elektronen, die Amplitude, gut gemessen werden kann, ließ sich die zeitliche Abfolge der Wellenberge oder Phase – wo befinden sich die Wellenberge zu einem Zeitpunkt – bislang nicht bestimmen. Kürzlich ist es Dörner und seinem Team erstmals gelungen, diese Phase von Elektronenwellen sichtbar zu machen. Teil des Versuchsaufbaus war das Frankfurter COLTRIMS-Reaktionsmikroskop. Im ERC-Projekt will er nun auf Basis dieses Experiments ein Gerät bauen – ein sogenanntes Lichtfeld-Interferometer – mit dem in Kombination mit dem COLTRIMS-Reaktionsmikroskop die Elektronenwellen noch genauer untersuchen. Ziel ist es unter anderem zu beobachten, wie Elektronen sich in kürzester Zeit von Quantenteilchen in normale Teilchen verwandeln und der von Einstein so genannten „spukhaften“ Verschränkung zwischen verschiedenen Teilchen auf die Spur zu kommen.

Prof. Dr. Reinhard Dörner, Jahrgang 1961, forscht und lehrt seit 2002 als Professor für experimentelle Atomphysik am Institut für Kernphysik der Goethe-Universität, dessen stellvertretender Direktor er ist. An der Goethe-Universität engagiert er sich zudem als Studiendekan. Für seine Beiträge zur Entwicklung der COLTRIMS-Messmethode verlieh ihm die Deutsche Physikalische Gesellschaft 2015 den Robert-Wichard-Pohl-Preis, 2016 wurde er mit dem Helmholtz-Preis des Helmholtz-Fonds geehrt. Dörner forscht in der Atom- und Molekülphysik und interessiert sich besonders für die Vielteilchendynamik. Zusammen mit seinem Team führt er Experimente in Frankfurt sowie an den hellsten Röntgenlichtquellen weltweit von Hamburg und Berlin bis Paris, Grenoble, Berkeley oder im schwedischen Lund durch. Im Zentrum seiner Arbeiten steht die Atom- und Molekülphysik in starken Laserfeldern und Röntgenlicht mittels kinematisch vollständiger Experimente mit COLTRIMS-Reaktionsmikroskopen.

Der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) ist eine von der Europäischen Kommission eingerichtete Institution zur Finanzierung grundlagenorientierter Forschung. Er besteht seit 2007 unter mehreren EU-Rahmenprogrammen für Forschung und Innovation. An seiner Spitze steht der Scientific Council, ein Gremium internationaler Spitzenwissenschaftlerinnen und –wissenschaftlern, der für die strategische Ausrichtung des ERC verantwortlich ist.

Mit den ERC Advanced Grants fördert der ERC bahnbrechende Forschungsvorhaben von erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Für die Projekte erhalten sie bis zu 2,5 Millionen Euro über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren. https://erc.europa.eu/funding/advanced-grants 

Bilder zum Download: 

https://www.puk.uni-frankfurt.de/53141142/pm_351_reinhard-doerner.JPG

Bildtext: Prof. Dr. Reinhard Dörner, Goethe-Universität. Foto: Uwe Dettmar

Hintergrund: Quanteneffekte bei Elektronenwellen sichtbar gemacht (2024)

https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/forscherinnen-der-goethe-universitaet-machen-quanten-effekte-bei-elektronenwellen-sichtbar/

Weitere Informationen
Prof. Dr. Reinhard Dörner
Institut für Kernphysik
Goethe-Universität Frankfurt 
Tel: +49 (0)69 798-47003
doerner@atom.uni-frankfurt.de
http://www.atom.uni-frankfurt.de/

Twitter/X: @goetheuni @ERC_Research


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Jun 13 2024
15:18

Literatur-, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftler diskutieren über Befunde des neuen Buches „Democratic Vistas. Offene Lebensformen nach Walt Whitman“

Was hält die Demokratie am Leben?

FRANKFURT/BAD HOMBURG. Demokratie ist mehr als eine Regierungsform. Mit dem US-amerikanischen Dichter Walt Whitman lässt sie sich als eine offene Lebensform begreifen: vielfältig, unvorhersehbar und angewiesen auf Impulse aus den Künsten. Die Autorinnen und Autoren des kürzlich erschienenen Bandes „Horizonte der Demokratie. Offene Lebensformen nach Walt Whitman“ nehmen Whitmans Anregungen auf und suchen nach Momenten demokratischer Öffnung. Fündig werden sie an den unterschiedlichsten Orten:  im China der 1920er Jahre, in der südafrikanischen Fotografie der Post-Apartheid-Ära, im Werk Schwarzer Lyrikerinnen oder in der auf Billionen-Beträge hochskalierten Wirtschaftspolitik.

Das Forschungskolleg Humanwissenschaften lädt zum Gespräch über die Perspektiven des Buches und die Frage ein, was die Demokratie, insbesondere in Zeiten ihrer Krise, am Leben hält. Das Gespräch findet statt

am Freitag, 21. Juni 2024, 18 Uhr
in den Räumen des Forschungskollegs
Am Wingertsberg 4
in Bad Homburg.

Auf dem Podium diskutieren Prof. Heike Schäfer und Prof. Johannes Völz (Amerikanistik), Prof. Andreas Fahrmeir und Prof. Till van Rahden (Geschichte), Prof. Gunther Hellmann und Prof. Hanna Pfeifer (Politikwissenschaft) und Prof. Zhiyi Yang (Sinologie). Die Soziologin Prof. Greta Wagner moderiert das Gespräch. Alle sind Mitglieder des Frankfurter Forschungskreises „Democratic Vistas. Reflections on the Atlantic World“, der 2021 am Forschungskolleg Humanwissenschaften gegründet wurde.

Das von Till van Rahden und Johannes Völz herausgegebene Buch „Horizonte der Demokratie. Offene Lebensformen nach Walt Whitman“ ist im Mai 2024 im Bielefelder transcript Verlag erschienen. Im Wechsel von Essay und kurzer Replik treten Mitglieder des Forschungskreises „Democratic Vistas“ in ein Gespräch mit internationalen Gesprächspartnern: Cameron Abadi (Foreign Policy), Andreas Fahrmeir (Geschichte), Josef Früchtl (Ästhetik), Walter Grünzweig (Literaturwissenschaft), Patricia Hayes (afrikanische Geschichte), Hanna Pfeifer (Politikwissenschaft), Till van Rahden (Geschichte), Martin Saar (Philosophie), Heike Schäfer (Amerikanistik), Adam Tooze (Wirtschaftsgeschichte), Johannes Völz (Amerikanistik), Michael Walzer (Philosophie), Zhiyi Yang (Sinologie). 

Das Buch eröffnet die Reihe „Democratic Vistas / Demokratische Horizonte“, die von den Sprechern des Forschungskreises „Democratic Vistas“ herausgegeben wird. 

Ein Interview mit Till van Rahden und Johannes Völz über das Buch und die Reihe finden Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=udAut7CCe2I 

Anmeldung und Anfahrt

Zur besseren Planung bitten wir um Anmeldung bis zum 20. Juni per E-Mail an anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de. Bitte beachten Sie, dass wegen der Vorbereitungen für das Bad Homburger Tennisturnier sowohl der öffentliche Nahverkehr als auch der Individualverkehr umgeleitet wird. Die Anfahrt ist ausschließlich über den Schwedenpfad möglich; Parkplätze stehen im Parkhaus des Casinos im Weinbergsweg zur Verfügung. ÖPNV: Haltestelle Gonzenheim (U2) oder Bad Homburg Bahnhof (S5).

Information: Beate Sutterlüty, Wissenschaftskommunikation, Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität. Telefon: 06172-13977-15; b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de https://www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de; Social Media: @FKHbadhomburg


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069/798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jun 13 2024
15:00

Center for Critical Computational Studies (C3S) der Goethe-Universität stellt mit hochkarätiger Veranstaltung neuen Forschungsschwerpunkt vor

Kipppunkte, Klimawandel, Computermodelle: Digitale Lösungen für die Herausforderungen von Erde, Natur und Gesellschaft

Mit der Veranstaltung „Planetary Hopes“ (planetare Hoffnungen) hat das neue Center for Critical Computational Studies (C3S) der Goethe-Universität am Donnerstag seinen Forschungsschwerpunkt Earth·Nature·Society der Öffentlichkeit vorgestellt. Wissenschaftler*innen aus Frankfurt und ihre Gäste beschäftigten sich dabei insbesondere mit der Frage, ob und wie computer- und datengestützte Methoden zur Lösung planetarer Polykrisen beitragen können. 

FRANKFURT. Der wegen der Erderwärmung steigende Meeresspiegel lässt Küstenstädte unbewohnbar werden. Der Verlust an Biodiversität und die Einwanderung von Arten wegen neuer klimatischer Bedingungen verändern die Landwirtschaft. Massive wirtschaftliche Belastungen und Migrationsbewegungen sind die Folge – wie hängen sie miteinander zusammen? Und umgekehrt: Wie sind wir Menschen, unsere Wirtschaftsweise und unsere Gesellschaftsstruktur mitverantwortlich für diese Veränderungen unseres Planeten? Was ist also zu tun, um planetare Polykrisen zu bewältigen? Computermodelle können helfen, die komplexen Zusammenhänge an den Schnittstellen zwischen Geophysik, Ökosystemen und Gesellschaft zu begreifen und Lösungsansätze kritisch zu untersuchen. 

Das Center for Critical Computational Studies (C3S) der Goethe-Universität forscht zu Wechselwirkungen von Digitalität und Demokratie und zu den Dynamiken des Wandels. „Gesellschaftlicher Wandel vollzieht sich immer schneller, und unsere Handlungen als Menschen haben immer drastischere Folgen für die Stabilität des Planeten. Als Präsident dieser Universität bin ich deshalb mit der Idee angetreten, ein Zukunftsinstitut zu gründen, das sich auf besondere, interdisziplinäre Weise der Herausforderungen unserer Zeit des Wandels annimmt, die immer dringlicher werden“, erklärt Prof. Dr. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität, der die Veranstaltung „Planetary Hopes“ eröffnete. „Digitalität ist nicht nur ein Treiber der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Transformation, sie ist auch ein Instrument, mit dessen Hilfe wir die Welt besser verstehen und unsere Zukunft gestalten können, in Verantwortung für Mensch, Gesellschaft und Natur. Wir brauchen das Wissen und die gemeinsamen Ansätze unterschiedlicher Fachrichtungen und wir brauchen hoch entwickelte Modelle, Berechnungsmethoden und -techniken, um die sogenannte Polykrise zu verstehen und besser beeinflussen zu können. Es geht dabei immer auch um Fragen der Rechtfertigung und Fragen der Gerechtigkeit. Ich bin stolz, das wir als Goethe-Universität diesen Weg inhaltlich und auch physisch mit der perspektivischen Sanierung der ehemaligen Botanik und Zoologie in der Siesmayerstrasse eingeschlagen haben.“ 

Bei einem Pressegespräch vor Beginn der Veranstaltung stellte Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels das C3S in den Kontext verwandter hessischer Einrichtungen: „Wir haben hier ein einzigartiges wissenschaftliches Ökosystem gerade in den Themenfeldern IT, Hochleistungsrechnen, Quantencomputing, Künstliche Intelligenz und Big Data“. Mit Blick auf das C3S und dessen Schwerpunkt Earth Nature Society hob er hervor: „Wie hier Digitalität und Anthropozän, also unser vom Menschen maßgeblich gestaltetes Zeitalter, zusammengebracht werden, setzt Maßstäbe. Mich fasziniert am C3S insbesondere die Interdisziplinarität: Hier sind per se IT-nahe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie Bioinformatikerinnen oder Spezialisten für Algorithmen ebenso beteiligt wie Juristen und Erziehungswissenschaftlerinnen. Ich bin froh und stolz darauf, dass eine hessische Universität eine so innovative Einrichtung hervorbringt.“

„Mit den ,Critical Computational Studies' schlagen wir Brücken – zwischen wissenschaftlichen Disziplinen und zwischen Wissenschaft und Gesellschaft“, erläuterte Prof. Dr. Christoph Burchard, Gründungssprecher des C3S sowie Inhaber des Lehrstuhls für Deutsches, Europäisches und Internationales Strafrecht, Rechtsvergleichung und Rechtstheorie an der Goethe-Universität. „Kritisch heißt, dass wir computer- und datengestützte Methoden hinterfragend entwickeln und anwenden. Es heißt auch, dass wir ein besonderes Augenmerk auf wesentliche, also kritische Ereignisse wie die menschgemachte Erderwärmung oder die Auswirkungen von KI auf Demokratie legen. Nur so können wir unsere digitalen Zukünfte mitgestalten und zugleich das in den Blick nehmen, was wir nicht mehr vollends kontrollieren. Und das bedeutet, dass wir im C3S essenzielle, also auch in diesem Sinne kritische Aufgaben unserer Zeit angehen, in der das Verhältnis zwischen Mensch, Technik und Natur zunehmend brüchig wird.“

Das C3S hat auch eine Lehr-, Lern- und Bildungsprogrammatik: Es will Critical Computational Literacy vermitteln, also notwendige Kompetenzen und Haltungen, um computer- und datengestützte Technologien kenntnisreich und verantwortbar anzuwenden und weiterzuentwickeln. Unter anderem vernetzt dazu Prof. Dr. Hendrik Drachsler in seinen Funktionen als PI am C3S und als Leiter von studiumdigitale die beiden Institutionen. Bei der Veranstaltung „Planetary Hopes“ waren zwei Beispiele für digitale Vermittlungsmethoden aus dem Projekt „Future Learning Spaces“ (kurz: fuels, Leitung: Prof. Dr. Alexander Tillmann), zu sehen, einem vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung gefördertes Verbundprojekt, in dem die Goethe-Universität gemeinsam mit der TU Darmstadt und der Hochschule Darmstadt innovative Lehr- und Lernszenarien entwickelt. Die Virtual Reality (VR)-Anwendung GeoVR lässt in die Entwicklung der Landschaft und der Umwelt der Region Edersee/Kellerwald eintauchen. Im Planspiel „Artificial Intelligence Act – Europe“ schlüpfen Lernende dank VR in die Rolle von EU-Abgeordneten im Plenarsaal. 

Zu Beginn der Veranstaltung, die auf dem Campus Westend und zusätzlich auf Zoom stattfand, stellte die Gründungsdirektorin Prof. Dr. Juliane Engel des C3S Perspektiven auf den neuen Themenschwerpunkt vor. Impulsvorträge kamen von der Vizepräsidentin der Universität für Chancen, Karriereentwicklung, Karriereförderung, Diversität und Gleichstellung, Prof. Dr. Sabine Andresen, der Frankfurter Stadträtin für Digitales, Eileen O'Sullivan, sowie Dr. Nico Wunderling vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, der sich mit der Berechenbarkeit von Kipppunkten unterschiedlicher Systeme und ihrer Abhängigkeit untereinander befasste. 

Prof. Dr. Ilona Otto, Professorin für Gesellschaftliche Auswirkungen des Klimawandels am Wegener Center für Klima und Globalen Wandel an der Universität Graz, betrachtete in ihrer Keynote „Socio-metabolic conflicts in the Anthropocene“, also Konflikte zwischen sozialen Gruppen mit unterschiedlichem Energie- und Ressourcenverbrauch unter den Vorzeichen globaler Umweltveränderungen. Prof. Dr. Klement Tockner, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, sprach über den One-Health-Ansatz, der auf dem Verständnis beruht, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng miteinander verwoben ist. Moderiert wurden die Keynotes von Prof. Dr. Thomas Hickler, Professor für Quantitative Biogeographie an der Goethe-Universität, und Prof. Dr. Jochen Blath, Leiter der Fachgruppe Stochastik am Fachbereich Mathematik der Goethe-Universität. 

Bei einer Podiumsdiskussion unter Moderation von Prof. Dr. Indra Spiecker genannt Döhmann von der Universität zu Köln tauschten sich u. a. Thomas Langkabel, National Technology Officer von Microsoft Deutschland, Dr. André Ullrich vom Weizenbaum-Institut und die Professor*innen Otto und Tockner aus.

C3S-Gründungsdirektorin Prof. Franziska Matthäus schloss die Veranstaltung mit Dankesworten und einem Ausblick.  

Das C3S ging im April 2023 als zentrale wissenschaftliche Einrichtung an der Goethe-Universität an den Start. Gründungsmitglieder des C3S sind: 

Prof. Dr. Christoph Burchard, Gründungssprecher, Inhaber des Lehrstuhls für Deutsches, Europäisches und Internationales Strafrecht, Rechtsvergleichung und Rechtstheorie an der Goethe-Universität und Leiter des Forschungsnetzwerks Normative Orders. 

Prof. Dr. Franziska Matthäus, Gründungsdirektorin für Lehre. Sie hat an der Goethe-Universität die Giersch-Professur für zelluläre Bioinformatik inne, die mit den Fachbereichen Informatik und Mathematik sowie Biologie verbunden ist. 

Prof. Dr. Juliane Engel, Gründungsdirektorin für Transfer. Sie ist Professorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Schule und kultureller Wandel und forscht insbesondere zu Bildungsprozessen und Lernen im Kontext gesellschaftlicher Transformationsdynamiken.

Prof. Dr. Ulrich Meyer, Gründungsdirektor für Forschung. Er hat den Lehrstuhl für Algorithm Engineering an der Goethe-Universität inne und erforscht sowohl theoretische als auch experimentelle Aspekte der Verarbeitung großer Datensätze mit fortschrittlichen Berechnungsmodellen.

Mindestens zwölf neue Professuren sollen am C3S perspektivisch gemeinsam mit weiteren internen und externen Forschenden die Critical Computational Studies zu einem eigenständigen Forschungsprofil entwickeln, das sich auch auf Lehre und Ausbildung erstreckt. Dabei erfolgt die Besetzung in einem neuartigen Verfahren: Vorbereitend finden Workshops statt, bei denen die Goethe-Universität herausragende Kolleg*innen und spannende Ideen sondiert. Das erfolgt open rank und open discipline, das heißt ohne Vorfestlegung auf bestimmte Disziplinen, und mit letztendlicher Einstufung gemäß den Qualifikationen und Erfahrungen der Kandidat*innen. Die eigentlichen Berufungsverfahren finden dann mit Findungskommissionen statt.

Angedacht sind Forschungsteams zu Feldern wie den Schnittstellen zwischen klassischer Netzwerkwissenschaft und Deep Learning; der Berechnung von Kippelementen und ihren Wechselwirkungen bei fortschreitender Klimaerhitzung; der Modellierung der sozialen und sozioökonomischen Triebkräfte und Auswirkungen der Erderwärmung sowie von Ökosystemen und Biodiversität in ihrer Wechselbeziehung dazu; Kritik des Computerwesens: Kritische Datenwissenschaft; Ethik der Datenverarbeitung; Wissenschafts- und Technologiestudien; Wissenschaft, Philosophie und Geschichte der Computertechnologie; Vorhersagen in komplexen Systemen; Fortgeschrittene Simulation in den Lebenswissenschaften und in den Sozialwissenschaften.

Bilder vom Pressegespräch zur Veranstaltung zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/154463541

Bildtexte: 

Bild 1-4: Pressegespräch zur Veranstaltung mit (v.l.) Dr. Nico Wunderling, Prof. Dr. Christoph Burchard, Timon Gremmels, Prof. Dr. Enrico Schleiff, Prof. Dr. Juliane Engel und Universitäts-Pressesprecher Volker Schmidt

Bild 5 & 6: Wissenschaftsminister Gremmels taucht per VR-Brille in die Geologie des Naturparks Kellerwald-Edersee ein.

Alle Fotos: Uwe Dettmar

Weitere Informationen

Prof.in Dr. Juliane Engel  
Founding Director, Center for Critical Computational Studies
Goethe-Universität
Telefon: +49 069 798-36305
E-Mail: engel@c3s.uni-frankfurt.de


Redaktion: Volker Schmidt, Leiter Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Tel: 069 798-13035, v.schmidt@em.uni-frankfurt.de

 

Jun 13 2024
09:09

Lotte-Köhler-Preise für psychoanalytische Entwicklungs-, Kultur- und Sozialpsychologie gehen an Prof. Amy Allen und Dr. Yuri di Liberto

Psychoanalyse und Kritische Theorie

FRANKFURT. Das Sigmund-Freud-Institut an der Goethe-Universität lädt anlässlich der Verleihung des Lotte Köhler-Preises zu einem wissenschaftlichen Symposion am Donnerstag, 20. Juni, 16 bis 19 Uhr in die Institutsräume (Myliusstraße 20, Hörsaal, 1. Stock).

Der Hauptpreis geht an die international renommierte amerikanische Philosophin Prof. Amy Allen in Anerkennung ihrer produktiven Integration von Perspektiven und Erkenntnissen aus Forschungsbereichen der Philosophie, Psychoanalyse, der feministischen und kritischen Theorie. Zuletzt viel diskutiert wurde ihr Buch „Kritik auf der Couch: Warum die Kritische Theorie auf die Psychoanalyse angewiesen ist“, Campus 2023 (Critique on the Couch. Why Critical Theory Needs Psychoanalysis, New York 2020). Allen ist an der Pennsylvania State University tätig.

Dr. Yuri di Liberto von der Universität Palermo erhält den Lotte Köhler-Nachwuchspreis für seine vielschichtigen Analysen des Zusammenhangs zwischen ökonomischen Bedingungen, sozialem Wandel und psychischen Prozessen. In seinem Buch „Being and Contemporary Psychoanalysis: Antinomies of the Object“ geht es um die Mensch-Umwelt/Natur-Beziehung aus psychoanalytischer Perspektive.

Vera King, Geschäftsführende Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts und Professorin für Soziologie und psychoanalytische Sozialpsychologie an der Goethe-Universität, eröffnet die Veranstaltung. Die Laudatio auf Yuri di Liberto hält PD Dr. Ulrike Kadi, Assoziierte Professorin an der Universitätsklinik für Psychoanalyse und Psychotherapie der Medizinischen Universität Wien. Di Liberto selbst hat einen Vortrag über „Individuelle und soziale Trägheit: Freuds Krankheitsgewinn als ‚Gewinn des Negativen'“ angekündigt. Die Laudatio auf Amy Allen hält der Frankfurter Sozialphilosoph Prof. Martin Saar. Hauptpreisträgerin Allens Rede trägt den Titel „The Psychoanalytic Art of Living – or: Learning to Love One's Fate“. 

Der Lotte Köhler-Preis für psychoanalytische Entwicklungs-, Kultur- und Sozialpsychologie wird vom Sigmund-Freud-Institut gemeinsam mit dem Hans Kilian und Lotte Köhler-Centrums für sozial- und kulturwissenschaftliche Psychologie und historische Anthropologie (KKC) in Bochum vergeben. 

Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, bitten wir um Anmeldung. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Veranstaltung ist zweisprachig (deutsch/englisch).

Anmeldung unter  https://sigmund-freud-institut.de/index.php/anmeldeformular/. 

Bilder von Prof. Amy Allen und Dr. Yuri di Liberto zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/154461441

Information:

Prof. Dr. Vera King
Professorin für Soziologie und psychoanalytische Sozialpsychologie 
Fachbereich Gesellschaftswissenschaften
Goethe-Universität Frankfurt/M.
Theodor-W.-Adorno-Platz 6 
60323 Frankfurt/M.

king@soz.uni-frankfurt.de
https://www.fb03.uni-frankfurt.de/83975525/Prof__Dr__Vera_King

Geschäftsführende Direktorin 
Sigmund-Freud-Institut 
Forschungsinstitut für Psychoanalyse und ihre Anwendungen
Myliusstr. 20
60323 Frankfurt/M.
king@sigmund-freud-institut.de

https://sigmund-freud-institut.de/index.php/mitarbeiter-innen/king-vera/


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jun 12 2024
11:55

1822-Universitätspreis geht in diesem Jahr an eine Physikerin, eine Sprachwissenschaftlerin und einen Biochemiker

Begeisterung für Wissenschaft als Basis guter Lehre

Die Physikerin Prof. Laura Sagunski, die Sprachwissenschaftlerin Dr. Mariam Kamarauli und der Biochemiker PD. Dr. Rupert Abele erhalten in diesem Jahr den begehrten 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre, den die Goethe-Universität zum 23. Mal gemeinsam mit der Stiftung der Frankfurter Sparkasse verleiht.  

FRANKFURT. „Die Lehre bildet das Herzstück unserer Universität“, betonte Prof. Viera Pirker, Vizepräsidentin für Studium und Lehre an der Goethe-Universität, bei der Verleihung des 1822-Preises im Renate von Metzler-Saal auf dem Campus Westend. Pirker verwies auf das kürzlich verabschiedete Leitbild "Lehre und Studium", das sich bewusst am Humboldt´schen Ideal der Einheit von Forschung und Lehre im Sinne einer „Bildung durch Wissenschaft“ orientiere.

„Universitäre Lehre ist essentieller Bestandteil unserer demokratischen Kultur und trägt dazu bei, die Werte der Aufklärung – Vernunft, Freiheit und Humanität – in die Zukunft zu tragen. Um ‚Bildung zur Wissenschaft' als Grundlage des Handelns zu implementieren, braucht es auf Seiten der Lehrenden vor allem Begeisterung. Wer für sein Fach, für sein Thema ‚brennt', kann dieses Brennen auch in anderen Menschen entfachen. Diese Gabe eint alle unsere Nominierten, und das freut mich ganz außerordentlich.“ Pirker erinnerte auch an das vorbildliche Engagement von Prof. David Käbisch, der im vorigen Jahr ausgezeichnet wurde. Der evangelische Religionspädagoge, der vor kurzem verstorben ist, habe sich besonders für religiöse Bildung als Grundlage für interreligiösen Dialog in der Demokratie eingesetzt. 

Dr. Ingo Wiedemeier, der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Sparkasse: „Die Stiftung der Frankfurter Sparkasse hatte schon vor 23 Jahren den Wunsch, die Bedeutung der universitären Lehre hervorzuheben und hat deshalb gemeinsam mit der Goethe-Universität den 1822-Preis für exzellente Lehre ins Leben gerufen. Wer sich in der Ausbildung junger Menschen besonders engagiert und sie für eine wissensbasierte Gesellschaft begeistert, hat höchste Anerkennung verdient – gerade in der heutigen Zeit. Die Liste der Nominierten zeigt jedes Jahr aufs Neue, welches Potenzial es an der Goethe-Universität gibt. Das erfüllt mich mit großer Freude, und ich bin stolz, dass wir mit dem Preis diesem Engagement den verdienten Glanz verleihen können.“

2001 haben die Goethe-Universität und die Stiftung der Frankfurter Sparkasse erstmals den 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre verliehen, um das Bewusstsein für die Bedeutung innovativer Hochschullehre zu schärfen und das Engagement herausragender Lehrender sichtbar zu machen. Den ersten und dritten Preis fördert die Stiftung der Frankfurter Sparkasse mit insgesamt 20.000 Euro, der 2. Preis in Höhe von 10.000 Euro wird von der Goethe-Universität finanziert. Der Preis wird jährlich vergeben, in diesem Jahr zum 23. Mal. 

Die Nominierung für den 1822-Universitätspreis für exzellente Lehre obliegt ausschließlich den Studierenden der Fachbereiche. Die Entscheidung darüber, wer den Preis erhält, verantwortet dann eine eigens hierfür gebildete Kommission, der auf Seiten der Goethe-Universität sowohl Studierende als auch wissenschaftliche Mitarbeitende, Professoren und Professorinnen angehören, außerdem stimmberechtigt ist die Geschäftsführung der Stiftung der Frankfurter Sparkasse. Kriterien für die Vergabe sind Innovation in der Lehre, besondere Qualität der Lehrveranstaltungen sowie außergewöhnliches Engagement bei der Betreuung von Studierenden. Auch Aspekte wie Forschungsorientierung, Vernetzung von Theorie und Praxis, Einsatz während der Studieneingangsphase sowie Interdisziplinarität oder Diversity spielen eine Rolle.

Die Bedeutung von Wissensvermittlung für die Demokratie – und damit die der wissenschaftlichen Lehre für das gesellschaftspolitische Klima – stand im Mittelpunkt des Impulsvortrags von Saba-Nur Cheema. Die gebürtige Frankfurterin, Tochter von pakistanischen Flüchtlingen, hat an der Goethe-Universität Politikwissenschaft, Geschichte und Volkswirtschaftslehre studiert. Von 2015 bis 2021 war sie pädagogische Leiterin der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt, seit 2020 gehört sie dem Unabhängigen Expertenkreis der Bundesregierung zu Muslimfeindlichkeit an. Saba- Nur Cheema ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaften und forscht zu Antisemitismus in der Kindheit. Monatlich erscheint im Feuilleton der FAZ ihre Kolumne „Muslimisch-Jüdisches Abendbrot“, die sie gemeinsam mit Meron Mendel schreibt.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Jana Jehle und Can Payasli. Für den klanglichen Rahmen sorgte Cat Woywod. Durch intermediale und multisensorische Sound-, Licht- und PerformanceArbeiten stellt Cat Woywod, eine non-binäre Person, die Wahrnehmungsgewohnheiten des Publikums in Frage. 2023 erhielt Cat den Kasseler Kunstpreis der Wolfgang-Zippel-Stiftung für Intermediale Kunst.

Den 1. Preis, der mit 15.000 Euro dotiert ist, erhielt Professorin Laura Sagunski aus dem Fachbereich 13 (Physik). Nominiert wurde Laura Sagunski u.a. für innovative Lehrformate in der Astroteilchenphysik wie das Projekt „EXPLORE“, das internationale Forschungskollaborationen für Studierende ermöglicht. In kleinen Teams arbeiten die Studierenden an aktuellen Themen und knüpfen internationale Kontakte. Um den persönlichen Austausch zu ermöglichen, organisiert Sagunski jährlich eine Sommerschule und Workshops. Insbesondere Sagunskis zwischenmenschlichen Fähigkeiten werden von den Studierenden gelobt. Sie nehme Feedback ernst und arbeite kontinuierlich an der Weiterentwicklung ihrer Lehrpraxis. Als weibliche Professorin setze sie sich aktiv für Gleichstellung und Diversity ein, etwa durch die "WOW Physics!"-Konferenz und die Teilnahme am Girls Day. 

Dr. Mariam Kamarauli aus dem Fachbereich 09 (Sprach- und Kulturwissenschaften) wurde mit dem 2. Preis ausgezeichnet, der mit 10.000 Euro dotiert ist. Die Studierenden hoben besonders Kamaraulis innovative Lehrmethoden hervor, die digitale Geisteswissenschaften mit traditionellen Ansätzen verbinden. Ihre Lehrinhalte seien aktuell und kontrovers, ihre Veranstaltungen klar strukturiert. Sie stehe immer für Fragen zur Verfügung und fördere in besonderem Maße eigenverantwortliches Lernen. Über die eigentlichen Lehrveranstaltungen hinaus unterstütze sie die Studierenden auch hinsichtlich von Praktika und Auslandsaufenthalten. Mit ihrem Einsatz fördere sie die Begeisterung für Sprachwissenschaft. 

Der 3. Preis, dotiert mit 5000 Euro, ging an PD Dr. Rupert Abele vom Fachbereich 14 (Biochemie, Chemie und Pharmazie). Rupert Abele wurde vor allem aufgrund seiner innovativen Lehrmethoden und seines Engagements für die praktische Ausbildung der Biochemiestudenten im Bachelor- und Masterstudium nominiert. Er integriere aktuelle Forschung in seine Lehrveranstaltungen und arbeite ständig an der Weiterentwicklung der von ihm angebotenen Praktika. Um die Lernmöglichkeiten zu erweitern, biete er verfilmte Praktika an. Auf persönliche Anwesenheit legt Abele großen Wert, um Feedback einzuholen und Unterstützung zu bieten. Er unterstützt die Studierenden beim Übergang vom Bachelor- zum Masterstudium und eröffnet berufliche Perspektiven, indem er in seine Seminare Gästen aus der Wirtschaft einlädt. 

Alle Nominierungen 2024

PD Dr. Rupert Abele – FB14 Biochemie, Chemie und Pharmazie

Prof. Dr. Harry Harun Behr – FB04 Erziehungswissenschaften

Dr. Johannes F. Diehl – FB06 Evangelische Theologie

Prof. Dr. Andreas Karl Otto Fahrmeir – FB08 Philosphie und Geschichtswissenschaften

Prof. Dr. Frederike Felcht – FB10 Neuere Philologien

Dr. Karen Genschow – FB10 Neuere Philologien

Dr. Rainer Hegger – FB14 Biochemie, Chemie und Pharmazie

Prof. Dr. Elisabeth Hollender – FB09 Sprach- und Kulturwissenschaften

Prof. Dr. Roland Ißler – FB10 Neuere Philologien

Dr. Elodie Kalb –  FB09 Sprach- und Kulturwissenschaften / FB10 Neuere Philologien

Dr. Mariam Kamarauli – FB09 Sprach- und Kulturwissenschaften

Prof. Dr. Bettina Kleiner –  FB04 Erziehungswissenschaften

Prof. Dr. Antje Krause-Wahl – FB09 Sprach- und Kulturwissenschaften

Nicole Kreckel – FB09 Sprach- und Kulturwissenschaften

Prof´in. Dr. Annette Langner-Pitschmann – FB07-Katholische Theologie

Stefanie Niepceron –  FB10 Neuere Philologien

Dr. Joanna Olchawa – FB09 Sprach- und Kulturwissenschaften

Prof. Dr. Meike Piepenbring – FB15 Biowissenschaften

Johannes Preissner – FB10 Neuere Philologien

Prof. Dr. Laura Sagunski – FB 13 Physik

Prof. Leunora Salihu – FB09 Sprach- und Kulturwissenschaften

Marvin Schröder – FB05 Psychologie

Dr. rer. nat. Bernd Sorg – FB14 Biochemie, Chemie und Pharmazie

PD Dr. med. habil. Jasmina Sterz – FB16 Medizin

Prof. Dr. Claudius Wagemann – FB03 Gesellschaftwissenschaft 

Dr. Nadine Weber – FB04 Erziehungswissenschaften

Dr. Dr. Johanna Wilmes & Dr. Tatjana Dietz – FB04 Erziehungswissenschaften

Prof. Dr. Markus Wriedt – FB06 Evangelische Theologie

Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/154426098 

Bildtext: 

Bild 1: Wurden in diesem Jahr mit dem 1822-Preis für exzellente Lehre ausgezeichnet: Die Physikerin Prof. Laura Sagunski (1. Preis, Mitte), die Sprachwissenschaftlerin Dr. Mariam Kamarauli (2. Preis) und der Biochemiker PD Dr. Rupert Abele (3. Preis). (Foto: Uwe Dettmar)

Bild 2: Dr. Ingo Wiedemeier (von links), der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Sparkasse, Sprachwissenschaftlerin Dr. Mariam Kamarauli (2. Preis), Professorin Laura Sagunski (1. Preis), PD Dr. Rupert Abele (3. Preis) und Prof. Viera Pirker, Vizepräsidentin der Goethe-Universität, für Studium und Lehre. (Foto: Uwe Dettmar)

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Julia Pirzer
Referentin Hochschulpreise und Stipendien, Karriere Stipendien und Preise 
Studium Lehre Internationales 
Goethe-Universität Frankfurt  
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Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jun 11 2024
15:29

Der Literaturwissenschaftler Dan Sinykin (Emory University) spricht am Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften über seine vielbesprochene Neuerscheinung zum Verlagswesen und Literaturbetrieb in den USA.

Book Talk: „Big Fiction“ und die Macht der Verlage

FRANKFURT. Noch am Ende der 50er-Jahren unterhielt sich Random-House-Verleger Jason Epstein mit Ralph Ellison über Jazz oder plauderte mit Andy Warhol, während er in seinem Büro Cocktails mischte. In den 1970er Jahren sah es im Verlagswesen anders als: Verleger beschäftigten sich nun mit Gewinn- und Verlustrechnungen. Was ist passiert? 1965 kaufte der Elektronikkonzern RCA den Random-House-Verlag auf. In der Folgezeit kam es zu zahlreichen weiteren Übernahmen von ehemals unabhängigen Verlagen durch Großunternehmen. Mit der Konsolidierung der Buchbranche durch multinationale Mischkonzerne wandelte sich das Geschäft der Literatur – und damit die Literatur selbst.

In seinem Buch „Big Fiction“ untersucht Literaturwissenschaftler Dan Sinykin die Folgen dieses Wandels auf dem Feld der Belletristik. Sinykin bietet einen unterhaltsamen Einblick in den Alltag, die privaten Dramen und die institutionellen Krisen der Buchbranche und zeigt auf, wie die zunehmende Macht großer Verlagskonzerne sowohl die Art von Büchern als auch die Art von Autor:innen geprägt hat, die ab den 1970er-Jahren veröffentlicht wurden. Die Veranstaltung ist öffentlich und wird in englischer Sprache durchgeführt. Publikumsfragen können gerne auf Deutsch gestellt werden. 

Big Fiction: How Conglomeration Changed the Publishing Industry and American Literature. 
Mit dem Autor Dan Sinykin (Emory University)

Moderation: Nathan Taylor (FZHG)
18. Juni 2024, 18.15 Uhr, Eisenhower-Saal, 
IG-Farben-Haus, Campus Westend, Goethe-Universität

Dan Sinykin ist Assistenzprofessor für Englische Literaturwissenschaft an der Emory University. Er ist der Autor von „American Literature and the Long Downturn: Neoliberal Apocalypse“ (2020). Seine Texte sind unter anderem in der New York Times, der Washington Post und dem Los Angeles Review of Books erschienen. 

Book Talks ist eine Veranstaltungsreihe des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften. Der nächste Book Talk findet am 3. Juli um 18 Uhr mit Vinzenz Hediger und Thomas Helbig zu Jean-Luc Godard statt.

Kontakt: Dr. Nathan Taylor, Geschäftsstelle des FZHG, n.taylor@em.uni-frankfurt.de

Website: https://fzhg.org/


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069/798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jun 10 2024
16:25

Goethe-Unibator prämiert Startups mit den besten nachhaltigen Produktideen und wird dabei von Santander Universitäten unterstützt. 

Ausgezeichnete nachhaltige Geschäftsideen: Künstliche Intelligenz und innovative Produkte helfen, die Zukunft zu gestalten 

FRANKFURT. Am 6. Juni 2024 veranstaltete das von Innovectis gemanagte Gründungszentrum, der Goethe-Unibator, zum dritten Mal auf dem Campus Westend die Preisverleihung des Goethe SDG (= Sustainable Development Goals) Contests. Der erste Platz ging an das Team von HOPES Energy, der zweite Platz an MySympto und der dritte Platz an CERES FieldCheck. 

Für den Wettbewerb hatten sich 28 Gründungsteams aus 19 verschiedenen Hochschulen beworben. Eine Voraussetzung für die Teilnahme war, dass die Startups die Erreichung mindestens eines der 17 SDGs der Vereinten Nationen unterstützen. In der Vorrunde nahmen zunächst 12 ausgewählte Startups an einem Bootcamp teil, bei dem sie mit Unterstützung verschiedener Expert*innen an der Weiterentwicklung ihres Gründungsvorhabens arbeiteten. Sechs Finalisten qualifizierten sich für die Endrunde: MySympto, CERES FieldCheck, Zenaris, HOPES Energy, GreenFlush und I3DEnergy.

Jedes Team hatte auf der Bühne fünf Minuten Zeit, um die Jury und das Publikum von ihrer Gründungsidee zu überzeugen. Im Anschluss berieten sich die Jurymitglieder, namentlich Vizepräsident Prof. Michael Huth, der Leiter der Bereiche Unternehmens- und Finanzethik in der Commerzbank, Dr. Eberhard Schnebel, die Impact Investorin Dr. Dania Hückmann und Unibator-Leiter Felipe Macias, um ihre Bewertungen abzugeben und die besten Ideen auszuwählen.

Während dieser Zeit nutzte Geschäftsführerin Dr. Kirstin Schilling die Gelegenheit, um in einem Interview mit Alberto Dörr, dem Leiter von Santander Universitäten Deutschland mehr über die Ziele und Aktivitäten der umfangreichen Förderprogramme von Santander Universitäten für Studierende und Startups zu erfahren und zu diskutieren. In der mit Spannung erwarteten Preisverleihung erhielten die prämierten Teams HOPES Energy, MySympto und CERES FieldCheck Preisgelder in Höhe von 5.000, 3.000 und 2.000 Euro sowie eine dreimonatige Teilnahme am Unibator Startup-Programm, wodurch ihnen wertvolle Kontakte und Zugang zu Investor*innen ermöglicht wurden.

Prof. Michael Huth, Vizepräsident der Goethe-Universität, hob hervor: „Ich freue mich über die positive Resonanz und die breite Begeisterung für unseren diesjährigen SDG-Wettbewerb, bei dem sich bestätigt, wie stark die Startup-Kultur in der Region Frankfurt Rhein-Main aufgestellt ist. Es ist inspirierend zu beobachten, wie sich die Gründungsteams aktiv den Themen Nachhaltigkeit und Innovation widmen und innovative Lösungsansätze für die vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit vorantreiben.“

Die finalen Teams des Goethe SDG Contests:

MySympto entwickelt einen KI-gestützten virtuellen Assistenten, der Ärzte in der Notaufnahme bei ihren Entscheidungen unterstützt, um Fehldiagnosen zu minimieren und die Effizienz der Behandlungsprozesse zu steigern.

Ceres FieldCheck zielt auf kleine landwirtschaftliche Betriebe in Entwicklungsländern ab. Die Schwarmroboter nutzen künstliche Intelligenz, um die Ernteerträge zu maximieren, indem sie die Gesundheit der Pflanzen untersuchen, schädliche Unkräuter entfernen und so den Einsatz umweltschädlicher Chemikalien überflüssig machen.

Zenaris hat es sich zur Aufgabe gemacht, die soziale Isolation älterer und pflegebedürftiger Menschen zu bekämpfen. Mit ihrem Zenaris Portal möchten sie digitale Teilhabe für eine Zielgruppe ermöglichen, die bisher wenig Zugang zu digitalen Angeboten hatte.

HOPES Energy hat sich einer der größten Herausforderungen der Energiewende gewidmet: die wirtschaftliche und nachhaltige Lösung von Stromspeichern im industriellen Maßstab. Mit einem innovativen Ansatz, der ausschließlich auf Kochsalz und Wasser basiert, setzt das Unternehmen neue Maßstäbe in der Energiebranche.

GreenFlush ist eine vielversprechende Initiative, die darauf abzielt, die Toilettenhygiene zu revolutionieren. Ihr Ziel ist es, eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen WC-Steinen zu entwickeln und somit einen positiven Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.

I3DEnergy verwandelt Energiedaten in Kosteneinsparungen und gesteigerte Nachhaltigkeit. Durch den Einsatz von KI und digitalen Zwillingen revolutionieren sie das Energiemanagement. Ihre Vision ist es, nachhaltiges und kosteneffizientes Wirtschaften zu ermöglichen.

Der Unibator ist das Innovectis-Gründungszentrum der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Betrieben wird es von Innovectis, der hundertprozentigen Tochtergesellschaft der Goethe-Universität. Es bietet allen Studierenden, wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und Alumni tatkräftige Unterstützung bei der Umsetzung ihres Gründungsvorhabens an und dient dabei als Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. https://goetheunibator.de/

Kontakt: Felipe Macias, Leitung Unibator. Felipe.Macias@innovectis.de 


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069/798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jun 10 2024
12:22

Studiengalerie 1.357 zeigt Arbeiten der Medienkünstlerin Talya Feldman     

Ein Klagegedicht über rechtsextremen Terror

FRANKFURT. Die Studiengalerie 1.357 zeigt vom 12.06. bis zum 18.07.24 Arbeiten der Künstlerin Talya Feldman. Im Fokus steht die Videoinstallation “Elegy", in der die Künstlerin die traumatische Wirkung des Terroranschlags auf die Synagoge und einen Dönerladen in Halle thematisiert. Die Ausstellung ist der erste Teil des zweiteiligen Ausstellungsprojektes “Setzt dem Schweigen ein Ende", in dem künstlerische Auseinandersetzungen mit Rechtsextremismus vorgestellt werden.

Neue Ausstellung in der Studiengalerie 1.357
Setzt dem Schweigen ein Ende: Talya Feldmans “Elegy" (2020).
12.06.- 18.07.2024, im IG-Farben-Haus, 1. OG, rechts 
Campus Westend der Goethe-Universität
Öffnungszeiten: Mo-Do 12.00-17.00 Uhr 
Eröffnung: Mittwoch, 12.06.2024, 19.00 Uhr

Die Videoarbeit „Elegy“ (2020) - zu Deutsch „Klagegedicht“ - der Medienkünstlerin Talya Feldman ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem rechtsextremen Terroranschlag auf die Synagoge in Halle während des höchsten jüdischen Feiertages Jom Kippur am 9. Oktober 2019. Talya Feldman befand sich damals selbst in der Synagoge. Ausgangspunkt ihrer Arbeit „Elegy“ ist ihre eigene Erfahrung, die sie mit den Gedanken und Stimmen anderer Überlebender verbindet. 

Das 6 1/2-minütige Video zeigt eine Solo-Performance der Tänzerin und Choreographin Tirza Ben-Zvi, die an drei verschiedenen Orten tanzt: vor einem Backsteingebäude, in einem leeren Raum, auf einer Wiese. Unterlegt sind diese Bilder mit einem Gedicht, das Gedankenfragmente der Überlebenden des Anschlags zitiert und mit langanhaltenden, monotonen Synthesizer-Tönen kombiniert. Christiany Erler, Paul McKenzie und Muhammad Nouman verleihen den Überlebenden ihre Stimmen. Ihre sich teilweise überlappenden und doppelnden Tonaufnahmen heben die Gemeinsamkeiten des Erlebten hervor und betonen den geteilten Schmerz und die Trauer. Gleichzeitig findet Feldman in den Bewegungen Ben-Zvis eine Sprache, die diesen Schmerz jenseits des Sagbaren erzählbar und damit die Möglichkeit einer Heilung eröffnet. Das Zusammenspiel der drei medialen Formen - Ton, Tanz und Poesie – in dem Video „Elegy“ gibt eine Antwort auf die Frage, die die Künstlerin nach dem traumatischen Erlebnis in einem mdr-Radiointerview wie folgt formulierte: “Wie können wir individuelle Erfahrungen mit kollektiven oder globalen Erfahrungen verknüpfen? Wie können wir Grenzen und Sprachen überwinden?" 

Talya Feldman (*1990, Denver, Colorado) ist eine multimediale Künstlerin. Sie erlangte 2013 einen Bachelor of Fine Arts (BFA) von der School of the Art Institute of Chicago und 2022 einen Master of Fine Arts an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. 

Feldmans Kunstwerke wurden in verschiedenen Städten wie Chicago, New York, Hamburg und von dem Künstler:innenkollektiv Odessa Nomadic in Denver sowie dem Jüdischen Museum in Frankfurt und Berlin ausgestellt. Sie wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, beispielsweise mit dem DAGESH-Kunstpreis des Jüdischen Museums Berlin oder dem DAAD-Leistungsstipendium für internationale Studierende der HFBK. 

Feldman beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit post-traumatischen Erinnerungsprozessen. Sie arbeitet mit Opferinitiativen und Aktivist:innennetzwerken wie etwa NSU-Watch zusammen, um den Perspektiven und Stimmen der Opfer rechtextremer Gewalt öffentlich Anerkennung zu verschaffen.

Der Titel des zweiteiligen Ausstellungsprojektes “Setzt dem Schweigen ein Ende" stammt aus einem Gedicht der Schriftstellerin Semra Ertan, die sich aus Protest gegen den Rassismus in der Bundesrepublik Deutschland verbrannte und starb. Das Video im Vorraum der Ausstellung stammt aus Feldmans Online-Projekt „wir sind hier“ und ist der Erinnerung an die Aktivistin gewidmet.  Die zweite Ausstellung im Wintersemester 2024 präsentiert eine filmische Arbeit der Künstlerin Cana Bilir-Meier, eine Nichte von Ertan, die um die Erinnerung an einen anderen rechtsextremen Anschlag kreist.

Die Studiengalerie 1.357 ist ein Lehr- und Studienprojekt am Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt. Sie organisiert jährlich vier Ausstellungen, die von Studierenden aus verschiedenen Fachdisziplinen konzipiert und realisiert werden. Lehrveranstalter*innen im SS 2024: Prof. Bernhard Jussen, Prof'in. Mirjam Wenzel.

Kontakt: Emma Tomberger, Organisation Studiengalerie 1.357. e.tomberger@web.de 


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069/798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jun 7 2024
12:57

Es wird wieder spät: Campus Riedberg öffnet die Pforten zur langen Nacht der Wissenschaft – Vorträge, Führungen und Mitmachexperimente bis zum Frühstück

21. Juni: „Night of Science“ an der Goethe-Universität

FRANKFURT. Am Freitag, dem 21. Juni steht der Campus Riedberg wieder ganz im Zeichen der NIGHT OF SCIENCE. Wie jedes Jahr haben Studierende der Goethe-Universität wieder eine ganze Nacht im Zeichen der Naturwissenschaften organisiert: Interessierte können von 17 Uhr bis zum frühen Morgen auf Entdeckungsreise gehen und erleben, was die einzelnen Fachbereiche zu bieten haben. 

In über 80 Vorträgen präsentieren Lehrende bis zum Morgengrauen die ganze Breite ihres jeweiligen Faches, von interessanten Perspektiven auf Grundlagen bis zu neuesten Erkenntnissen. Es geht um Waagen, die die Welt verändern, das Erbmolekül DNA, Physik und Fußball, warum Ekel wichtig ist, Gifte, Long Covid, den Klimawandel und vieles mehr. Einige Vorträge werden auf Englisch gehalten.

Ergänzt werden die Vorträge durch ein buntes Rahmenprogramm, unter anderem mit Roboterfußball und Segelflugzeugen. Mehr als 30 Initiativen und Gruppen stellen sich an ihren Ständen vor, Führungen bieten einen Blick hinter die Kulissen der Wissenschaft, und für Studieninteressierte können Vorstellungen der naturwissenschaftlichen Studiengänge der Goethe-Universität den letzten Ausschlag für die Studienentscheidung geben. Auch für das leibliche Wohl und einen stetigen Kaffeenachschub ist gesorgt.

Eröffnet wird die NIGHT OF SCIENCE am Freitag mit einem Vortrag der Heidelberger Kern- und Teilchenphysikerin Prof.'in Johanna Stachel, die im „Urknall-Projekt“ ALICE am Teilchenbeschleuniger CERN forscht. 

Mit Lise Meitner hat das Organisationsteam sich dieses Jahr eine Physikerin als Leitperson ausgesucht. Sie deutete als erste die Ergebnisse ihres Kollegen Otto Hahn richtig und erkannte, dass er Atomkerne gespalten hatte. Der Nobelpreis für Chemie ging vor 80 Jahren allerdings allein an ihn.

Freitag, 21. Juni 2024
17 bis 5 Uhr

Goethe-Universität
Campus Riedberg

Otto-Stern-Zentrum, Ruth-Moufang-Str. 2
Geozentrum, Altenhöferallee 1
Physik/Biozentrum/Biologicum, Max-von-Laue-Str. 1 bis 13

60438 Frankfurt am Main

Programm und weitere Informationen: https://nightofscience.de/


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Jun 6 2024
16:22

Prof. Adrian Daub (Stanford University) blickt in seinem Vortrag in der Mittwochskonferenz des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften auf ein Phänomen, das möglicherweise schon vergangen ist. 

Was war „Cancel Culture“? 

FRANKFURT. Es ist noch gar nicht so lange her, da ging ein Gespenst um in Europa, ja in der ganzen Welt – das Gespenst der Cancel Culture. Glaubt man diversen Zeitungen, dürfen insbesondere weiße Männer jenseits der vierzig praktisch nichts mehr sagen, wenn sie nicht ihren guten Ruf oder gar ihren Job riskieren wollen. Ist da etwas dran? Oder handelt es sich häufig um Panikmache, bei der Aktivist:innen zu einer Gefahr für die moralische Ordnung stilisiert werden, um ihre berechtigten Anliegen zu diskreditieren?

Der Ursprung der Cancel Culture wird üblicherweise an US-Universitäten verortet. Adrian Daub lehrt im kalifornischen Stanford Literaturwissenschaft. Er zeigt, wie während der Reagan-Jahre entwickelte Deutungsmuster über Campus-Romane verbreitet und auf die Gesellschaft insgesamt übertragen wurden. Man pickt einige wenige Anekdoten heraus und reicht sie herum, was auch hierzulande zu einer verzerrten Wahrnehmung führt. 

In Anlehnung an sein vielversprochenes Buch Cancel Culture Transfer: Wie eine moralische Panik die Welt erfasst (Suhrkamp 2022), blickt Adrian Daub zurück auf das Phänomen der Cancel Culture und fragt: Was war denn eigentlich “Cancel Culture" und ist sie nicht bereits ein Vergangenes?

Adrian Daub, geboren 1980 in Köln, ist Professor für vergleichende Literaturwissenschaft und Germanistik an der Stanford University, wo er auch das Michelle R. Clayman Institute for Gender leitet. Er schreibt u. a. für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung sowie die Neue Zürcher Zeitung.

Adrian Daub (Stanford University): Was war „Cancel Culture“?

Eine Mittwochskonferenz des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften. 

12. Juni 2024, 18 Uhr, c.t., IG 411, IG-Farben-Haus, Campus Westend, 

Goethe-Universität. Der Vortrag ist öffentlich. 

Die nächste Mittwochskonferenz findet am 26. Juni um 18 Uhr, c.t. mit Rizvana Bradley (Berkeley) zu „The Corporeal Division of the World: On Anteaesthetics“ statt.

Kontakt:
Dr. Nathan Taylor,
Geschäftsführer und Forschungskoordinator
Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften.
n.taylor@em.uni-frankfurt.de 
Website: https://fzhg.org/


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069/798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jun 6 2024
16:07

Center for Critical Computational Studies (C3S) stellt Forschungsschwerpunkt mit Veranstaltung „Planetary Hopes“ vor

Computermodelle als Hoffnungsträger? Goethe-Universität erforscht Lösungen für den geplagten Planeten

FRANKFURT. Jahrhunderthochwasser kommen im Jahrestakt und Küstenstädte werden unbewohnbar, wenn Eismassen aufgrund der Erderhitzung abschmelzen. Welche massiven wirtschaftlichen Belastungen und Migrationsbewegungen sind die Folge? Und umgekehrt: Wie sind „wir“ mitverantwortlich für diese Veränderungen unseres Planeten? Was ist also zu tun, um planetare Polykrisen zu bewältigen? Computermodelle können helfen, die komplexen Zusammenhänge an den Schnittstellen zwischen Geophysik, Ökosystemen und Gesellschaft zu begreifen und Lösungsansätze kritisch zu untersuchen. 

Das Center for Critical Computational Studies (C3S) der Goethe-Universität forscht zu solchen Modellen, zu Wechselwirkungen von Digitalität und Demokratie und zu den Dynamiken des Wandels. Mit der Veranstaltung „Planetary Hopes“ (planetare Hoffnungen) stellt es seinen Forschungsschwerpunkte Earth·Nature·Society der Öffentlichkeit vor. Wissenschaftler:innen aus Frankfurt und ihre Gäste beschäftigen sich dabei insbesondere mit der Frage, ob und wie computer- und datengestützte Methoden zur Lösung planetarer Polykrisen beitragen können. 

„Planetary Hopes“
Donnerstag, 13.06., 13.30-18 Uhr
auf Zoom und im Foyer des PA-Gebäudes der Goethe-Universität auf dem Campus Westend,

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt

Dazu möchten wir Sie herzlich einladen. Sowohl für die Teilnahme vor Ort als auch zum Erhalt eines Links für Zoom melden Sie sich bitte an unter office@c3s.uni-frankfurt.de

Es sprechen: 
Begrüßung: Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff; Gründungsvorstand C3S 

Impulsvorträge: Prof. Dr. Sabine Andresen, Vizepräsidentin der Goethe-Universität; Eileen O'Sullivan, Frankfurter Stadträtin für Digitales; Dr. Nico Wunderling, Potsdam Institut für Klimafolgenforschung

Keynotes: 

Prof. Dr. Ilona Otto, Professorin für Gesellschaftliche Auswirkungen des Klimawandels am Wegener Center für Klima und Globalen Wandel an der Universität Graz, spricht über „Socio-metabolic conflicts in the Anthropocene“, also Konflikte zwischen sozialen Gruppen mit unterschiedlichem Energie- und Ressourcenverbrauch unter den Vorzeichen globaler Umweltveränderungen

Prof. Dr. Klement Tockner, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, spricht über den One-Health-Ansatz, der auf dem Verständnis beruht, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng miteinander verwoben ist. 

Podiumsdiskussion: u.a. mit 

Thomas Langkabel, National Technology Officer von Microsoft Deutschland

Prof. Dr. Ilona Otto, Professorin für Gesellschaftliche Auswirkungen des Klimawandels am Wegener Center für Klima und Globalen Wandel an der Universität Graz

Prof. Dr. Klement Tockner, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

Moderation: Prof. Dr. Indra Spiecker genannt Döhmann, Inhaberin des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Informationsrecht, Umweltrecht, Verwaltungswissenschaft an der Universität zu Köln.

Das Center for Critical Computational Studies ging im April 2023 als zentrale wissenschaftliche Einrichtung an der Goethe-Universität an den Start. Es steht in der Frankfurter Tradition der Verbindung unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen mit einer kritischen Inblicknahme von Gesellschaft, Politik und Wissenschaft. Mindestens zwölf neue Professuren sollen perspektivisch gemeinsam mit weiteren internen und externen Forschenden die Critical Computational Studies zu einem eigenständigen Forschungsprofil entwickeln, das sich auch auf Lehre und Ausbildung sowie Transferaktivitäten erstreckt. 

Weitere Informationen
Prof.in- Dr. Juliane Engel  
Founding Director
Center for Critical Computational Studies
Goethe-Universität
Telefon: +49 069 798-36305
E-Mail: engel@c3s.uni-frankfurt.de


Redaktion: Volker Schmidt, Leiter Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Tel: 069 798-13035, v.schmidt@em.uni-frankfurt.de

 

Jun 5 2024
11:18

Öffentliche Konferenz stellt internationale Vergleichsstudie zu Kontrolle der Polizei aus fünf Ländern vor

Kontrolle der Polizei? Praxis und Herausforderungen unabhängiger Polizeibeschwerdestellen 

FRANKFURT. Welche Befugnisse und welche Ziele haben unabhängige Polizeibeschwerdestellen – auch im Vergleich zu anderen Einrichtungen der polizeilichen Kontrolle? Wie gut sind die Beschwerdestellen in der Öffentlichkeit bekannt? Und wie funktionieren sie eigentlich im internationalen Vergleich? 

Im Forschungsprojekt „Police Accountability: Towards International Standards“, welches unter anderem an der Professur für Kriminologie und Strafrecht (Prof. Dr. Tobias Singelnstein) der Goethe-Universität angesiedelt ist, wurden diese Schlüsselfragen in fünf Ländern untersucht: Kanada, Frankreich, Deutschland, Japan und dem Vereinigten Königreich. Die Ergebnisse des dreijährigen Projekts werden nun in einer internationalen, öffentlichen Konferenz vorgestellt.

Die Tagung 
Police Accountability – Practices and Dilemmas of Independent Police Complaints Bodies and Police Control
findet statt vom 19. Juni - 20. Juni 2024 
im Gebäude der „Normativen Ordnungen“, Max Horkheimer Strasse 2,
60323 Frankfurt am Main
auf dem Campus Westend.

Die Tagung wird als viertes ConTrust Praxisforum vom Clusterprojekt „ConTrust. Vertrauen im Konflikt. Politisches Zusammenleben unter Bedingungen der Ungewissheit“ am Forschungszentrum ‚Normative Ordnungen' der Goethe-Universität veranstaltet. 

Die Ergebnisse der interdisziplinären Arbeit mit beteiligten Wissenschaftler:innen aus den Bereichen Recht, Kriminologie, Politikwissenschaft, Geschichte und Soziologie basieren auf einer vergleichenden Analyse von mehr als 200 Interviews mit wichtigen Akteur:innen in den Projektländern sowie auf öffentlichen Umfragen in vier der beteiligten Ländern. Referent:innen der Tagung sind unter anderen Prof. Dr. Tobias Singelnstein, Kriminologe und Strafrechtler an der Goethe-Universität, Prof. Dr. Hartmut Aden, Rechts- und Politikwissenschaftler an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, der Kriminologe Prof. Dr. Marc Alain von der Université du Québec à Trois-Rivières, Dr. Genevieve Lennon, Juristin der University of Strathclyde und Dr. Anja Johansen, Historikerin der University of Dundee, sowie der Polizeibeauftragte des Bundes Uli Grötsch und Marie Anderson, Police Ombudsman for Northern Ireland. 

Das Programm ist einsehbar unter 2024_Police-Accountability-Flyer.pdf (uni-frankfurt.de).

Anmeldungen zur öffentlichen Tagung werden bis zum 9. Juni 2024 per E-Mail entgegengenommen unter police.accountability@hwr-berlin.de.

Weitere Informationen
Prof. Dr. Tobias Singelnstein
Institut für Kriminalwissenschaften und Rechtsphilosophie
Goethe-Universität
Telefon 069/798-34347
singelnstein@jur.uni-frankfurt.de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-12481, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Jun 5 2024
11:15

Universitäten Frankfurt und Marburg starten gemeinsamen Studiengang mit der Frankfurter Buchmesse

Von internationalen Literaturen und Buchmärkten 

„Internationale Literaturen und Buchmärkte“ sind das Themenfeld des praxisorientierten Masters, den Goethe-Universität Frankfurt und Philipps-Universität Marburg zum Wintersemester 2024/25 erstmals anbieten. Das Besondere: Dritter Partner ist die Frankfurter Buchmesse, die mit ihren international tätigen Partnern die hohe Qualität des Praxisanteils garantiert. 

FRANKFURT. Wie wird Literatur der Gegenwart vermittelt, auf dem heimischen Buchmarkt und international? Wie arbeiten Verlage mit Autoren und Übersetzern zusammen? Wie werden Bücher vermarktet? Und welche gesellschaftspolitische Dimension haben diese literarischen Praktiken? Diese und andere Themen mehr sind Stoff des neuen Masterstudiengangs „Internationale Literaturen und Buchmärkte“, den die Goethe-Universität Frankfurt und die Philips-Universität Marburg gemeinsam mit der Frankfurter Buchmesse entwickelt haben. Der neue Master ist auf vier Semester angelegt und startet erstmals im Wintersemester 24/25. Fester Bestandteil des Studiums ist ein mehrmonatiges Praktikum bei der Frankfurter Buchmesse oder einem ihrer Partner weltweit. Im Fokus stehen die romanisch-sprachigen Länder.

Voraussetzung für die Aufnahme in den Master sind sehr gute Kenntnisse einer romanischen Sprache (Spanisch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch und/oder Katalanisch) sowie Interesse an Literaturvermittlung im internationalen Raum. Durch Wahloptionen können die Studierenden skandinavische Sprachen und Arabisch (und bald auch Englisch) hinzufügen.  

Potenzielle Berufsfelder des praxisorientierten Masters sind Internationale Buchmessen, Verlage, Agenturen, Literaturhäuser, Kulturjournalismus sowie Forschung und Lehre im Bereich der romanistischen Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft.

Prof. Kati Hannken-Illjes, Vize-Präsidentin für Bildung der Universität Marburg, freut sich über die Zusammenarbeit zweier forschungsstarker Universitäten mit dem international tätigen Partner Frankfurter Buchmesse: “Das macht den Master in Deutschland einzigartig. Aktuelle Forschungsthemen wie Übersetzungen und Zirkulation von Literatur über Ländergrenzen hinweg können künftig gemeinsam mit Akteuren aus der Berufspraxis diskutiert werden."

Prof. Viera Pirker, Vize-Präsidentin für Studium und Lehre der Goethe-Universität, schätzt am neuen Master-Studiengang neben einer intensiven Zusammenarbeit mit der Universität Marburg, dass „die Studierenden dank der Kooperation mit der Buchmesse frühzeitig an Projekten der Literaturvermittlung im städtischen Raum mitwirken. So werden unsere Universität und die Stadt Frankfurt auf eine neue, besondere Weise miteinander verbunden“.

Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, begrüßt die Kooperation mit den Universitäten. „Als Frankfurter Buchmesse sind wir der zentrale Handelsplatz für die internationale Publishing-Branche. Wir engagieren uns weltweit. In unseren Teams ist die Kenntnis romanischer Sprachen von großem Wert. Deshalb freue ich mich, dass wir als Unternehmen zu dem nun bald startenden Master-Studiengang die Praxisorientierung beitragen können. Ich bin sicher, wir werden sehr von den entstehenden Kontakten zu den Studierenden profitieren, von ihren Perspektiven auf die Frankfurter Buchmesse, von ihrer Sprachkompetenz, von ihrem Interesse an den Literaturen der Welt.“

Weitere Informationen
PD Dr. Frank Estelmann: estelmann@em.uni-frankfurt.de
Prof. Dr. Christine Ott: c.ott@em.uni-frankfurt.de
Institut für Romanische Sprachen und Literaturen
Goethe-Universität Frankfurt 

Prof. Dr. Ulrich Winter: winteru@staff.uni-marburg.de
Institut für Romanische Philologie,
Philipps-Universität Marburg

www.literaturundbuchmarkt.de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-12481, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Jun 3 2024
16:00

Initiative mit Vorbildcharakter für Medizinstudium und Stadtgesellschaft

Studentische Poliklinik feiert 10. Geburtstag

FRANKFURT. Ein solches Wahlpflichtfach hätte sich Prof. Robert Sader als Student auch gewünscht: „Zu meiner Studienzeit vor 40 Jahren war die medizinische Lehre extrem theorielastig, und richtigen Patientenkontakt hatten wir erst im Praktischen Jahr“, erinnert sich der Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Frankfurt in einem Interview zum Jubiläum. Die Idee, dass der Fachbereich Medizin sich in die Versorgung Bedürftiger einbringen könnte, hatte der Frankfurter Anatom Prof. Helmut Wicht. Sader, damals Studiendekan, griff sie auf und entwickelte sie gemeinsam mit Studierenden weiter. Nachdem – auch mit Hilfe des Frankfurter Gesundheitsamtes – so manche Hürde beseitigt werden konnte, ging die Studentische Poliklinik am 17. Juni 2014 als bundesweit erstes Angebot dieser Art in Betrieb. Seither wurde hier vielen Patientinnen und Patienten geholfen. Und auch von studentischer Seite war das Interesse stets groß. Eine besondere Bestätigung für das Projekt: 2017 erhielt es den Hessischen Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre, der mit 60.000 Euro dotiert war. 

Elke Voitl, Frankfurts Dezernentin für Soziales und Gesundheit, stellt die Initiative in die Tradition des berühmten Frankfurter Stadtarztes und Stifters Johann Christian Senckenberg: „Noch immer haben Menschen ohne Krankenversicherung in Deutschland lediglich in absolut akuten Notlagen einen Anspruch auf medizinische Hilfe. Das ist ein Problem. Wir brauchen dringend eine kostenlose Grundversorgung für jede:n in unserer Gesellschaft. Gesundheit ist eine wesentliche Voraussetzung für Teilhabe, sie ist die Basis für ein gutes Leben. Diese Basis allen zu ermöglichen, stärkt auch die Gemeinschaft. Andernfalls schreitet die Spaltung weiter voran, nehmen gesellschaftliche Verwerfungen und Spannungen unaufhaltsam zu“, warnt Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl. „Die StuPoli setzt hier einen ganz entscheidenden Impuls, denn sie ergänzt vorbildlich die Humanitäre Sprechstunde unseres Gesundheitsamts. Beide Angebote wurden über die Jahre hinweg ausgebaut – und die Nachfrage ist weiterhin enorm. Dies bestätigt unseren politischen Handlungsansatz und zeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg“, sagt die Stadträtin.

„Das Präsidium der Goethe-Universität gratuliert der Studentischen Poliklinik zum zehnjährigen Bestehen. Die StuPoli ist ein besonders gutes Beispiel dafür, wie sich Wissenschaft direkt in die Gesellschaft einbringen kann – so wie es in der Gründungs-DNA der Goethe-Universität festgeschrieben ist. Auf Solidarität angewiesene Menschen in unserer Stadt profitieren davon; die Studierenden gewinnen durch ihre Mitarbeit in der StuPoli Praxiserfahrung und – vielleicht noch wichtiger – erleben das Gefühl großer Sinnhaftigkeit. Wir sind stolz auf dieses rundum gelungene Projekt“, sagt Prof. Viera Pirker, Vizepräsidentin für Lehre an der Goethe-Universität.

„Der Kontakt mit Patientinnen und Patienten ohne festen Wohnsitz, ohne Krankenversicherung und mit Problemen, die in Deutschland nicht im Mittelpunkt der Gesellschaft stehen, fordert nicht nur fachliche Kompetenzen unserer Ärztinnen und Ärzte von morgen, sondern regt insbesondere auch zur Reflexion über die eigene Rolle, das eigene Verhalten und Engagement an. Die jungen Menschen erhalten im Vergleich zu ihrem regulären Studium eine ganz neue Perspektive auf ihre zukünftige Tätigkeit und erweitern dabei ihren Erfahrungsschatz und ihre kommunikativen Fähigkeiten erheblich“, erklärt Prof. Miriam Rüsseler, Studiendekanin des Fachbereichs Medizin.

„Das Spektrum an Erfahrungen bereichert die Arbeit von Ärztinnen und Ärzten“, sagt PD Dr. Peter Tinnemann, Amtsleiter des Gesundheitsamtes Frankfurt. „Dass sie viele unterschiedliche praktische Erfahrungen bereits während des Medizinstudiums die Studentinnen und Studenten sammeln können, ist ein Gewinn für die Menschen in Frankfurt, für die Patientinnen und Patienten sowie natürlich für die Studenten und Studentinnen. Vielen Dank für zehn Jahre Stupoli. Es ist ein bemerkenswertes Projekt.“

Dr. Dr. Lukas Seifert, einer der studentischen Initiatoren, erinnert sich an die Planungsphase: In Europa habe es damals nichts Vergleichbares gegeben. Die amerikanischen Student-run Free Clinics dienten als Vorbild, eine studentische Delegation machte sich u.a. in Harvard ein Bild von Ablauf und Organisation. Seifert entwickelte auf dieser Basis im Rahmen einer Doktorarbeit das Konzept für das Frankfurter Wahlpflichtfach. Auf dem Weg zur Realisierung der StuPoli habe es vor allem zwei Hürden gegeben, schildert Prof. Sader: Zum einen die versicherungsrechtliche Problematik – sie sei gelöst worden, indem das Gesundheitsamt zur akademischen Lehreinrichtung der Universität akkreditiert, das klinische Wahlfach der StuPoli entwickelt und im Studium implementiert wurde. Zum anderen gestaltete sich die Suche nach Räumlichkeiten schwierig, aber dieses Problem wurde mit Hilfe des Gesundheitsamtes gelöst, das zunächst provisorisch mit Räumen aushalf. Aus dem Provisorium wurde eine Dauerlösung, die sich bewährt hat. 

Von Beginn an als ärztliche Supervisorin dabei ist Dr. Petra Tiarks-Jungk. Sie leitete die Humanitäre Sprechstunde und gab den ersten StuPoli-Studierenden die Gelegenheit, dort zu hospitieren. Ihre Skepsis in Bezug auf die Qualität der studentischen Medizinkenntnisse sei rasch verflogen, berichtet sie: Von deren Engagement und Versiertheit sei sie „hellauf begeistert“ gewesen. Deshalb habe sie die StuPoli gern als ärztliche Supervisorin unterstützt und tue das auch heute noch – nach dem aktiven Berufsleben. 

Die Studierenden treffen nicht unvorbereitet auf Patienten. Erst nach einem Semester und einem erfolgreich absolvierten Untersuchungskurs und Fallseminaren können sie praktisch in der StuPoli arbeiten – begleitet von einem „Senior“ und unter ärztlicher Supervision. Die Sprechstunden der Studentischen Poliklinik finden dienstags von 17 bis 19 Uhr und mittwochs von 18 bis 20 Uhr statt. Jeweils zwei Teams aus zwei Studierenden – ein Junior und ein Senior – untersuchen die Patienten, stellen die Anamnese, nehmen Blut ab oder machen einen Ultraschall. Oft geht es um akute Leiden, aber auch chronische Erkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck kommen vor. Robert Sader zufolge haben sich nicht wenige StuPoli-Engagierte für eine Tätigkeit in einer Hausarztpraxis entschieden. „Durch meine Mitarbeit in der StuPoli ist mein Interesse an der Allgemeinmedizin gestärkt worden“, bestätigt Petra Sporerova vom aktuellen StuPoli-Team. „Es macht viel Freude, den Patienten helfen zu können. Man erhält so viel Dankbarkeit zurück“, so die Medizinstudentin.

Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/154022082

Bildtext: Arbeiten gemeinsam in der Studentischen Poliklinik: Marius Moniak (von links), Celina Steinwald, Antonia Kerner, Dr. Petra Tiarks-Jungk, Rebekka Roberts, Ramona Brinkmann und Felix Luft. (Foto: Gesundheitsamt Frankfurt)

Weitere Informationen
Petra Sporerova
Studentische Poliklinik der Goethe-Universität Frankfurt am Main 
Telefon 069 212-31560 
E-Mail studentischepoliklinik@gmail.com
Webseite http://www.stupoli.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jun 3 2024
15:55

Wie wird sich die Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land auf die Stimmung beim Public Viewing auswirken? Wie lassen sich die Chancen der deutschen Mannschaft mathematisch berechnen? Ideen und Anregungen im neuen UniReport.     

Die Fußball-EM als Gegenstand von Forschung und Lehre

FRANKFURT. 2006 sorgte die Fußball-WM in Deutschland für eine große Begeisterung auf den Straßen und Plätzen: Das sogenannte „Sommermärchen“ manifestierte sich vor allem auch bei der Übertragung der Spiele im öffentlichen Raum. Public Viewing hat seitdem möglicherweise an Zugkraft eingebüßt, was mit vielen Faktoren zusammenhängt. Prof. Robert Gugutzer, Sportsoziologe an der Goethe-Universität, erforscht die Stimmung bei der öffentlichen Übertragung von Spielen. Er erklärt im neuen UniReport, dass das Erleben einer besonderen „Atmosphäre“ nicht nur sportinteressierte Menschen anspricht. „Sozial gesehen ist es immens wichtig, dass solche Möglichkeiten der harmlosen außeralltäglichen Vergemeinschaftung existieren“, sagt er im Interview im neuen UniReport. Gugutzer wird mit seinen Studierenden untersuchen, ob und wie sich beim EM-Public-Viewing in Frankfurt eine mit früheren Sportgroßveranstaltungen vergleichbare Begeisterung einstellen wird. 

Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sich wieder eine besondere Stimmung einstellt, sind gute und mitreißende Spiele des deutschen Teams. Nach dem enttäuschenden Abschneiden der Mannschaft bei der letzten EM und WM hoffen viele nun auf einen Erfolg im eigenen Land. Doch wie stehen die Chancen? Prof. Matthias Ludwig, Mathematikdidaktiker an der Goethe-Universität, bietet wieder das beliebte Statistik-Tool fussballmathe.de an: Damit kann zum einen auf spielerische Weise im Unterricht statistisches Rechnen eingeübt werden. Zum anderen können Fußballfans anhand verschiedener Parameter die statistischen Aussichten ihres Teams kalkulieren. Die Datenbasis von fussballmathe.de wird in regelmäßigen Zeitabständen auch während der EM auf den neuesten Stand gebracht. Nach aktueller Prognose wird Deutschland mit einer Wahrscheinlichkeit von gerade einmal 3,95 Prozent Europameister, Spanien hingegen mit einer von 15,98, England mit einer von 18,17 und Favorit Frankreich mit einer von 20,28 Prozent. 

Weitere Themen im neuen Uni-Report:

Neues von den Clusterinitiativen

- Volker Zickermann und Eric Helfrich sind bei der Exzellenzcluster-Initiative SCALE (Subcellular Architecture of Life): Das Spezialgebiet des einen ist ein Proteinkomplex in den Mitochondrien. Der andere sucht schwerpunktmäßig bisher unbekannte Naturstoffe, die die Basis für neue Antibiotika sein könnten.

- Herzforschung meets KI: Wie Forscher des Exzellenzclusters Cardio-Pulmonary Institute (CPI) Künstliche Intelligenz in der Herzbildgebung nutzen, zeigte Professor Eike Nagel im Rahmen der Bürgeruniversität der Goethe-Universität. 

Aktuelles 

- Auf dem Weg der Differenzierung: Wolfgang Meseth über die Veranstaltungsreihe „Diversität und Diskurs /Antisemitismus. Erinnerungskultur. Demokratie. / Wie (un-)politisch ist die Universität?“, in Kooperation mit der Jüdischen Akademie am 28. Mai gestartet. 

Forschung 

- Goethe, Deine Forscher: Franziska Matthäus, Bioinformatikerin, im Porträt. 

- „Wäre es möglich, einen tüchtigen Physiker herbeizuziehen …“: 200 Jahre Physikalischer Verein, Keimzelle der Naturwissenschaften in Frankfurt. 

- „Ich habe mich auf die Rückkehr in Forschung und Lehre gefreut“: Gabriele Britz, Richterin des Bundesverfassungsgerichts a.D., lehrt seit diesem Sommersemester öffentliches Recht an der Goethe-Universität.

Studium, Lehre und Qualifikation 

- Bedingungsfaktoren der Studierendenzufriedenheit: Erkenntnisse der dritten Studierendenbefragung an der Goethe-Universität.

Campus 

- Thema Nachhaltigkeit: Um den eigenen Beitrag zur sozial-ökologischen Transformation zu konkretisieren, entwickelt die Goethe-Universität in den kommenden Monaten eine Nachhaltigkeitsstrategie.

- Neues von den Rhein-Main-Universitäten (RMU): Open Science Festival und Postdoc-Career-Weeks.

- „Wir wollen Begeisterung verbreiten“: Nico Dreimüller, Jura-Absolvent der Goethe-Universität, nimmt als Rollstuhlbasketballer an den Paralympics in Paris teil. 

- Die Ökotoxikologin Sabrina Schiwy forscht, lehrt und leitet ein Team am Institut für Ökologie, Evolution und Diversität. Profitiert hat sie auf ihrem Qualifikationsweg von einem Stipendium der Stiftung Polytechnische Gesellschaft.

International

- Eine passgenaue Brücke in die Berufswelt für Studierende mit Zuwanderungsgeschichte: International Career Service Rhein-Main stellt eine Brücke zwischen Hochschulen und Arbeitswelt her.

- Schwindender Einfluss der „amerikanischen Theorie“: Der Amerikaner Gregory Jones-Katz beschäftigt sich am Forschungskolleg Humanwissenschaften mit der Geschichte der amerikanischen Philosophie und Kulturwissenschaft. 

Kultur  

- Intensive Wahrnehmung von Gegenwart: Der Schriftsteller, Übersetzer und Publizist Aris Fioretos wird neuer Poetikdozent.

Bibliothek

- Ganzheitliche Lösungen für die Nutzenden: Dr. Yves Vincent Grossmann ist seit März 2024 Leiter Forschungsdatenmanagement (FDM) und Bibliothek Naturwissenschaften.

Nachrufe

- Prof. Dr. David Käbisch-Pepetit * 19. Juni 1975 † 24. März 2024

Der UniReport 3/2024 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe

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Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069/798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jun 3 2024
12:21

Geologisches Thermometer kann vergangene Temperaturen am Ozean-Grund messen

Führten wärmere Meere zu Methan-Freisetzung? 

Unter dem Grund der Ozeane gibt es riesige Vorkommen aus so genanntem Methanhydrat. Die Verbindung ist instabil und kann unter bestimmten Bedingungen – etwa einer höheren Wassertemperatur – klimaschädliches Methan freisetzen. Mit einem neuartigen „Thermometer“ können Forschende der Goethe-Universität Frankfurt messen, wie hoch die Temperatur am Meeresboden vor Millionen von Jahren war. Dazu nutzen sie bestimmte Karbonat-Minerale, die von Mikroorganismen in Anwesenheit von Methan gebildet werden. Diese neue Methode könnte künftig eine Antwort auf die Frage ermöglichen, ob eine Erwärmung der Ozeane in der Vergangenheit zu einer verstärkten Methan-Freisetzung führte. 

FRANKFURT. Methan ist ein etwa 25-mal stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid (CO2). Bei niedrigen Temperaturen und hohem Druck verbindet es sich mit Wasser zu Methanhydrat, einem eisartigen Feststoff. Davon existieren unter dem Meeresgrund riesige Vorkommen. Mindestens 1.800 Gigatonnen Kohlenstoff sind in dieser Form gespeichert; manche Schätzungen gehen gar von mehr als 20.000 Gigatonnen aus. Zum Vergleich: Die Kohlenstoff-Menge, die die Menschheit seit Beginn der Industrialisierung aus fossilen Brennstoffen in Form von CO2 ausgestoßen hat, beläuft sich auf 475 Gigatonnen.

Methanhydrat ist fragil – erhöht sich die Temperatur, kann es sich zu Methan und Wasser zersetzen. An bestimmten Stellen, submarinen Methanquellen, kann dann Methangas aus dem Sediment entweichen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befürchten daher, dass sich diese Ausgasungen durch den Klimawandel verstärken und dadurch den Treibhauseffekt weiter anheizen könnten. Wie groß diese Gefahr ist, lässt sich im Moment noch nicht sicher sagen. „Vielleicht kann uns aber ein Blick in die Vergangenheit eine Antwort liefern“, erklärt Prof. Jens Fiebig, dessen Arbeitsgruppe die Studie in Kooperation mit der Universität Hamburg und der Shanghai Ocean University durchgeführt hat. 

Denn auch früher schon kam es auf der Erde zu längeren Wärmeperioden. In welchem Ausmaß dabei die Methanhydrat-Vorkommen instabil wurden und welche Konsequenzen das für die Ausgasung hatte, ist jedoch noch nicht bekannt. „Grund dafür ist, dass sich die Temperatur am Ozeanboden vor Hunderttausenden oder Millionen von Jahren bislang nicht ausreichend genau messen ließ“, erklärt Prof. Jörn Peckmann von der Universität Hamburg. „Außerdem konnte diese Temperatur nicht direkt in Zusammenhang mit der Methan-Freisetzung gebracht werden.“ Fiebigs Arbeitsgruppe hat jedoch 2020 eine Methode entwickelt, die – wie die Studie jetzt zeigt – dazu geeignet sein könnte: das duale ,clumped-isotope' Thermometer. 

Mikroorganismen nutzten Methan als Energiequelle

Das Methan, das aus den Hydratvorkommen ausgast, wird größtenteils von Mikroorganismen umgesetzt. Sie leben in den Sedimenten am Meeresgrund oberhalb der Vorkommen. Das Methan dient ihnen als Energiequelle. Der enthaltene Kohlenstoff wird von ihnen dabei sukzessive zu festen Ablagerungen aus Karbonat mineralisiert. Die Karbonat-Minerale enthalten sowohl Kohlenstoff als auch Sauerstoff. Beide Elemente kommen in verschiedenen Varianten vor, die man als Isotope bezeichnet und die sich in ihrer Masse unterscheiden. 

„Das duale ,clumped-isotope' Thermometer misst, wie häufig schwere Kohlenstoff- und Sauerstoff-Isotope in Karbonaten nebeneinander gruppiert vorkommen“, erklärt Fiebigs Kollege Dr. Philip Staudigel, der die Studie geleitet hat. „Diese Art der Untersuchung der internen Anordnung schwerer Isotope erlaubt es uns, neben dem Einfluss der Temperatur auch zusätzliche, nicht-temperaturbedingte Effekte auf die Isotopenzusammensetzung zu identifizieren. Wir zeigen, dass solche zusätzlichen Effekte in den untersuchten Karbonaten von Bedeutung sind. Sie stellen eine Art ‚Fingerabdruck' der Mikroorganismen dar, der vom Ausmaß der Methanfreisetzung abhängig ist.“

Die Forschenden konnten die Temperatur, die bei der Entstehung der Karbonate herrschte, deutlich genauer bestimmen als bislang möglich, indem sie die nicht-temperaturbedingten Effekte bei der Berechnung berücksichtigten. „Die Information über das Ausmaß der Methanfreisetzung könnte im Zusammenspiel mit der genauen Temperaturbestimmung in Zukunft genutzt werden, um zu rekonstruieren, ob die Erwärmung der Ozeane zu einer verstärkten Ausgasung geführt hat“, meint Staudigel.

Publikation: Philip Staudigel, Dong Feng, Jörn Peckmann, Miguel Bernecker, Amelia Davies, Mattia Tagliavento, Jens Fiebig: Resolving and correcting for kinetic biases on methane seep paleotemperature using carbonate ∆47/∆48 analysis; Science Advances (2024) https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adn0155

Bilder zum Downloadhttps://www.usgs.gov/media/images/methane-seeping

Bildtext: Am Meeresgrund oberhalb der Grenze, unter der Methanhydrat stabil ist (hier am Kontinentalrand bei Virginia, USA), tritt Methan in Form von Bläschen aus. Foto: NOAA Office of Ocean Exploration and Research

Hintergrund: 

Geowissenschaften: Exakte Klimadaten aus der Vergangenheit (2020)
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/geowissenschaften-exakte-klimadaten-aus-der-vergangenheit/


Weitere Informationen
Dr. Philip Staudigel 
Institut für Geowissenschaften
Goethe Universität Frankfurt
Tel: +49 (0)69 798 40177
staudigel@em.uni-frankfurt.de 

Prof. Dr. Jens Fiebig
Institut für Geowissenschaften
Goethe Universität Frankfurt
Tel: +49 (0) 69 798 40182
Jens.Fiebig@em.uni-frankfurt.de 

Prof. Dr. Jörn Peckmann
Institut für Geologie
Universität Hamburg
Tel: +49 (0)40 42838-4996
joern.peckmann@uni-hamburg.de 

Twitter/X: @goetheuni @unihh @shou_1912


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Jun 3 2024
10:42

Schmetterlingsblütler im Fokus von Ausstellung und Führungen im Wissenschaftsgarten der Goethe-Universität

„Von Bohne, Erdnuss und Mimose“ 

FRANKFURT. „Von Bohne Erdnuss und Mimose – Fabelhafte Fabaceae“ – unter diesem Titel finden im Rahmen der Woche der Botanischen Gärten 

vom 8. Juni an
im Wissenschaftsgarten der Goethe-Universität 
am Campus Riedberg (Altenhöferallee 1f)

eine Ausstellung und Führungen statt. Im Mittelpunkt steht die Welt der Schmetterlingsblütler, auch Leguminosen oder Hülsenfrüchtler genannt. Es handelt sich um eine der vielfältigsten und wichtigsten Pflanzenfamilien der Erde. Erbsen, Bohnen oder Linsen – für die meisten sind Hülsenfrüchtler einfach nur Gemüse. Im Wissenschaftsgarten kann man diese riesige Pflanzenfamilie besser kennenlernen, die nicht nur nützliche und leckere Arten hervorbringt, sondern auch atemberaubende Schönheiten. 

Die Ausstellung „Von Bohne, Erdnuss und Mimose – Fabelhafte Fabaceae“ beleuchtet auf 15 großformatigen Tafeln die verschiedenen Aspekte dieser einzigartigen Pflanzenfamilie. Mehr als 30 kleinere Tafeln sind einzelnen Arten gewidmet. Während eines Spaziergangs im Wissenschaftsgarten können Besucherinnen und Besucher quasi im Vorbeigehen Wissenswertes über medizinischen Nutzen, ökonomische Bedeutung und Spezialitäten der Pflanzen erfahren. Diese Ausstellung wird vom 8. Juni an für den Rest der Gartensaison zu sehen sein.

Außerdem werden zwei Sonderführungen angeboten: Am Mittwoch, 12. Juni, von 15 bis 16:30 Uhr spricht der Botaniker Prof. Georg Zizka über „Fabaceae - Schönheiten, Besonderheiten und ein bisschen Systematik“. Am Freitag, 14. Juni, von 16 bis 17:30 Uhr erläutern die Biologinnen Prof. Meike Piepenbring und Dr. Ilse Zündorf Näheres zum Thema „Von Bohne, Erdnuss und Mimose – Fabelhafte Fabaceae“.

Die Ausstellung und die Woche der Botanischen Gärten sind eine Initiative des Verbands Botanischer Gärten e.V. (www.verband-botanischer-gaerten.de). Bundesweit nehmen 29 botanische Gärten daran teil. 

Bilder zum Download unter: https://uni-frankfurt.de/154018266

Bildtexte:
(Bild 1) Die Gelbe Mimose (Acacia dealbata) am Mittelmeer. (Foto: Piepenbring)
(Bild 2) Bohnen und Linsen – Vielfalt der Samen von Schmetterlingsblütlern. (Foto: Piepenbring)
(Bild 3) Die Zaunwicke (Vicia sepium) vor der Haustür. (Foto: Piepenbring)

Information:
Prof. Dr. Meike Piepenbring
Telefon 069 798 42222
E-Mail piepenbring@bio.uni-frankfurt.de
https://www.uni-frankfurt.de/51245042/Willkommen

Kontakt
Verband Botanischer Gärten e.V., Geschäftsstelle
Felicitas Wöhrmann
Telefon 0160 7839038
E-Mail GF-VBG@verband-botanischer-gaerten.de
www.verband-botanischer-gaerten.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Mai 31 2024
11:13

Forschung zu Quantenmaterialien, Aggression bei psychischen Erkrankungen und neuartigen Krebswirkstoffen

Drei Sonderforschungsbereiche an der Goethe-Universität erhalten Fördergelder

Für weitere vier Jahre fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft den Sonderforschungsbereich/Transregio 288 der Goethe-Universität, in dem Quantenmaterialien mit ungewöhnlichen Eigenschaften erkundet werden. An zwei neuen SFB/Transregios ist die Goethe-Universität als Mitantragstellerin beteiligt. Hier geht es um die Neuropsychobiologie der Aggression und um die Verwendung des zellulären Ubiqitinsystems zur Entwicklung neuer Krebswirkstoffe. 

FRANKFURT. Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt, hebt die Bedeutung der Sonderforschungsbereiche hervor: „Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität haben mit der erfolgreichen Beantragung der Sonderforschungsbereiche Großartiges geleistet und zukunftsweisende Forschungskonzepte vorgelegt. Ich gratuliere ihnen dazu herzlich im Namen des ganzen Präsidiums. In allen Sonderforschungsbereichen zeigt, sich, wie gut unsere Forschenden vernetzt sind, vor allem mit unseren Partnern im Verbund der Rhein-Main-Universitäten, RMU.“

Präsident Schleiff führt weiter aus: „Ich freue mich sehr, dass der Transregio ELASTO-Q-MAT seine erfolgreiche Forschung an den faszinierenden Quantenmaterialen fortsetzen kann. Dieses Projekt ist ein Anker unseres Forschungsprofilbereichs Raum-Zeit-Materie, während die beiden Transregios zur Aggressions- und zur Krebsforschung Ausdruck unserer Stärke im Profilbereich Molekulare und Translationale Medizin sind.“

Quantenmaterialien verändern bei sehr tiefen Temperaturen ihre Eigenschaften. Supraleiter, die zu den bekanntesten Quantenmaterialien gehören, verlieren bei hohen Minusgraden ihren elektrischen Widerstand und leiten so Strom verlustfrei. Der SFB/Transregio 288 „Elastisches Tuning und elastische Reaktion elektronischer Quantenphasen der Materie (ELASTO-Q-MAT)“ untersucht Quantenmaterialien, die ihre Eigenschaften verändern, wenn sie elastisch verformt werden. Im Zusammenspiel zwischen Theorie und Experiment gelang zum Beispiel die Züchtung eines Kristalls, der – bei einer Temperatur von minus 100 Grad Celsius – seinen Magnetismus verliert, wenn auf ihn Druck ausgeübt wird, und wieder magnetisch wird, sobald der Druck nachlässt. Ziel ist es, die Funktionsweise solcher Altermagneten und anderer Quantenmaterialien wie nematische Quantenflüssigkeiten oder elastokalorische Kühlflüssigkeiten zu verstehen und die Materialien herzustellen und zu untersuchen. Die DFG fördert den TRR 288 bis 2028 mit insgesamt rund 12,8 Millionen Euro.

SFB/Transregio 288: 
Koordination: Goethe-Universität Frankfurt
Weitere Antragstellerinnen: Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Karlsruher Institut für Technologie

Partner: Ruhr-Universität Bochum, Max-Planck-Institut für Chemische Physik fester Stoffe, Dresden, Max-Planck-Institut für Struktur und Dynamik der Materie, Hamburg

https://transregio288.org/
siehe auch: https://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/135970852.pdf


Mitantragstellerin ist die Goethe-Universität an folgenden beiden Sonderforschungsbereichen:

Aggression ist ein Symptom ganz unterschiedlicher psychischer Erkrankungen wie der Borderline-Persönlichkeitsstörung, Schizophrenie, ADHS oder bipolarer Störungen. Der SFB/Transregio 379 „Neuropsychobiologie der Aggression: Ein transdiagnostischer Ansatz bei psychischen Störungen“ will verstehen, wie bei solchen Erkrankungen Gene, molekulare Mechanismen, Hormone und Nervenschaltungen auf aggressives Verhalten einwirken. Ziel ist es, aggressives Verhalten zum Beispiel als Reaktion auf Bedrohung oder Frustration vorherzusagen und Biomoleküle zu identifizieren, die es beeinflussen. In einer Längsschnittstudie mit Erkrankten wird der Verbund zudem untersuchen, wie sich das Aggressionsverhalten im Verhältnis zur psychischen Erkrankung entwickelt, um kritische Perioden sowie Zeitfenster für die Aggressionsprävention zu identifizieren. Die DFG fördert den TRR 379 bis 2028 mit insgesamt rund 16 Millionen Euro.

SFB/Transregio 379: 
Koordination: RWTH Aachen
Weitere Antragstellerinnen: Goethe-Universität Frankfurt, Universität Heidelberg
Partner: Forschungszentrum Jülich, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Neben genetisch bedingte Konstruktionsmängeln von Proteinen kann Krebs durch Fehler verursacht werden, die erst nach der Fertigstellung der Proteine entstehen. Der SFB/Transregio 387: „Funktionalisierung des Ubiquitin-Systems gegen Krebs (UbiQancer)“ will ein zelluläres Proteinmanagementsystem als Basis für die Entwicklung von Therapien gegen Lungen- und Darmkrebs, Akute Myeloische Leukämie (AML) sowie die Blutkrebsformen B-Zell-Neoplasien nutzen, das in die Veränderung und den Abbau eines Großteils der zellulären Proteine involviert ist: das Ubiquitin-System. Der Verbund will Wirkstoffe entwickeln, die dieses System beeinflussen, sodass die Zelle fehlerhafte Proteine gezielt abbaut. Die DFG fördert den TRR 387 bis 2028 mit insgesamt rund 18 Millionen Euro.

SFB/Transregio 387: 
Koordination: Technische Universität München

Weitere Antragstellerinnen: Goethe-Universität Frankfurt, Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Partner: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Helmholtz Zentrum München, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Universitätsmedizin Mainz, Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried

Sonderforschungsbereiche sind auf die Dauer von bis zu zwölf Jahren angelegte Forschungseinrichtungen der Hochschulen, in denen Wissenschaftler*innen im Rahmen eines fächerübergreifenden Forschungsprogramms zusammenarbeiten. Gefördert werden innovative, anspruchsvolle, aufwendiger und längerfristiger konzipierte Forschungsvorhaben, die der institutionellen Schwerpunkt- und Strukturbildung in den antragstellenden Hochschulen bilden. Während ein klassischer Sonderforschungsbereich (SFB) von einer Hochschule beantragt und getragen wird, werden SFB/Transregios von zwei oder drei Hochschulen gemeinsam beantragt und getragen. Mehr unter https://www.dfg.de/de/foerderung/foerdermoeglichkeiten/programme/koordinierte-programme/sfb

Weitere Informationen
Sprecherin SFB/TRR 288
Prof. Dr. Roser Valentí
Institut für Theoretische Physik
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 69 798 47816
valenti@itp.uni-frankfurt.de

SFB/Transregio 379 „Neuropsychobiologie der Aggression: Ein transdiagnostischer Ansatz bei psychischen Störungen“
https://www.rwth-aachen.de/

SFB/Transregio 387: „Funktionalisierung des Ubiquitin-Systems gegen Krebs (UbiQancer)
https://www.tum.de/ 


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Mai 29 2024
10:27

Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina gibt Aufnahme Müllers in die Sektion Mikrobiologie und Immunologie bekannt

Mikrobiologe Prof. Volker Müller von der Goethe-Universität ist neues Mitglied der Leopoldina

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat Prof. Volker Müller, Leiter der Abteilung Molekulare Mikrobiologie und Bioenergetik an der Goethe Universität, als neues Mitglied der Sektion Mikrobiologie und Immunologie aufgenommen. Die Leopoldina ist die älteste naturwissenschaftliche-medizinische Akademie der Welt, vertritt die deutsche Wissenschaft im Ausland und berät Politik und Öffentlichkeit. Neue Mitglieder werden aufgrund ihrer herausragenden wissenschaftlichen Leistungen nominiert und in einem mehrstufigen Verfahren in die Akademie gewählt. 

FRANKFURT. Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität, gratulierte seitens des Präsidiums der Goethe-Universität Prof. Müller zu der Auszeichnung: „Volker Müller ist ein außergewöhnlicher Wissenschaftler und eine international anerkannte Koryphäe in der Mikrobiologie. Seine Arbeiten spannen einen großen Bogen von der Entstehung des Lebens, der Biochemie und Bioenergetik erster Stoffwechselwege auf der Erde, der Lebensweise dieser altertümlichen Organismen bis hin zu der Anwendung dieser Bakterien zur Lösung der großen Herausforderungen unserer Zeit, die Bekämpfung des Klimawandels, die Versorgung der Menschheit mit sauberer und nachhaltiger Energie und der Kampf gegen Infektionskrankheiten. So haben seine Arbeiten etwa zum Prototypen einer Wasserstoffbatterie geführt, die auf der diesjährigen Hannover-Messe ausgestellt wurde. Andere seiner Arbeiten haben jüngst Pathomechanismen von Krankenhauskeimen aufgezeigt, die von hoher medizinischer Relevanz sind. Die Wahl in die Leopoldina ist daher eine hoch verdiente Auszeichnung.“

Die bereits 1652 als Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina gegründete Vereinigung wurde 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Ihr gehören 1600 herausragende Forscherinnen und Forscher aus der ganzen Welt an, die wichtige gesellschaftliche Zukunftsthemen wissenschaftlich bearbeiten. „Ich freue mich außerordentlich über die Würdigung meiner wissenschaftlichen Arbeiten und auf meine neuen Aufgaben in der Akademie“, sagt Müller, der bereits im vergangenen Jahr in die renommierte Amerikanische Akademie der Mikrobiologie aufgenommen wurde. 

Müller hat über 300 Veröffentlichungen und ist ein weltweit führender Experte auf dem Gebiet der Kohlendioxid-Fixierung durch Bakterien und Archaeen, die dafür Wasserstoff als Energiequelle nutzen. Die Organismen leben fern vom Sauerstoff in Sedimenten etwa von Seen oder Meeren und kommen auch im menschlichen Darm vor. Über einen als Wood-Ljungdahl-Weg bekannten Prozess binden sie molekularen Wasserstoff (H2) an Kohlendioxid (CO2) und gewinnen dabei Energie. „Da dies der einzige von insgesamt sieben Stoffwechselwegen zur CO2-Fixierung ist, bei dem Energie gewonnen wird, wird dieser Weg als der erste Stoffwechselweg auf der Erde angesehen“, sagt Müller.

Wie die zelluläre Energie in diesem fundamentalen Stoffwechsel erzeugt wird, hat Müllers Arbeitsgruppe in den letzten Jahren aufgeklärt. Dabei entdeckten die Forscherinnen und Forscher neue Atmungsenzyme, ATP-Synthasen und Kopplungsmechanismen und konnten die enzymatischen Mechanismen bis ins atomare Detail auflösen. „Diese Mikroben sind eine wahre Schatzkammer für Biochemiker, und es gibt noch mehr Schätze zu entdecken und zu heben“, freut sich Müller. 

Die Erkenntnisse aus dieser Grundlagenforschung nutzte er in Forschungsprojekten zu „carbon capture and storage“ sowie „carbon capture and utilization“. So hat seine Gruppe den Stoffwechsel der Bakterien so umprogrammiert, dass sie aus CO2 die wertvollen Basischemikalien Laktat, Ethanol, Butyrat oder auch Aceton produzieren, was zu einer CO2-neutralen, nachhaltigen Biotechnologie beitragen kann. 

Auch für das gegenwärtig hochaktuelle Problem der Speicherung des Energieträgers Wasserstoff hat Müller eine biologische Alternative erarbeitet. „Wir haben den Stoffwechsel der Bakterien so verändert, dass sie Wasserstoff an CO2 binden und den flüssigen, organischen Wasserstoffträger Ameisensäure ausscheiden. Dieser Prozess ist reversibel und der Wasserstoff kann aus der Ameisensäure rückgewonnen werden“. Basierend auf diesen Arbeiten hat das Forschungsteam eine Biobatterie zur Wasserstoffspeicherung entwickelt, die es zusammen mit der Firma Festo auf der Hannover-Messe 2024 einem großen Publikum vorstellte. 

In einem anderen Forschungsfeld befasst sich Müller mit dem gefährlichen human-pathogenen Bakterium Acinetobacter baumannii, wozu er eine deutschlandweite DFG-Forschungsgruppe leitete. Müllers eigene Arbeitsgruppe konnte dabei aufklären, dass der Erreger bei Stress in einen Tiefschlaf fällt, in dem es für Jahre ausharren kann. Wenn die Bedingungen wieder günstiger werden, kann es aufwachen und wieder gefährlich werden. Dadurch sind die bekannten, immer wieder aufflammenden Infektionen in einem Patienten oder im Krankenhaus zu erklären. 

Müllers Arbeiten wurden bereits mehrfach ausgezeichnet, zum Beispiel kürzlich durch einen ERC Advanced Grant und ein Reinhart-Koselleck Projekt der DFG.

Hintergrund: 

Hannover-Messe: Wasserstoffbatterie mit Knowhow der Goethe-Universität (2024)
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/hannover-messe-wasserstoffbatterie-mit-knowhow-der-goethe-universitaet/

Wie Bakterien Energie durch CO2-Fixierung gewinnen (2022)
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/1-million-fuer-bakterienforschung-an-der-goethe-universitaet-wie-bakterien-energie-durch-co2-fixierung-gewinnen/

Forscher der Goethe-Universität entwickeln neue Biobatterie zur Speicherung von Wasserstoff (2022)
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/forscher-der-goethe-uni-entwickeln-neue-biobatterie-zur-speicherung-von-wasserstoff/

Forschungsteam der Goethe-Universität entdeckt Achillesferse von gefährlichem Krankenhauskeim (2022)
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/forschungsteam-der-goethe-universitaet-entdeckt-achillesferse-von-gefaehrlichem-krankenhauskeim/

Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/153911384

Bildtext: Prof. Dr. Volker Müller, Goethe-Universität Frankfurt. Foto: Uwe Dettmar für Goethe-Universität

Weitere Informationen
Prof. Dr. Volker Müller
Molekulare Mikrobiologie und Bioenergetik
Institute für Molekulare Biowissenschaften
Goethe Universität Frankfurt
Tel: +49 (0)69 798-29507
vmueller@bio.uni-frankfurt.de 
http://www.www.mikrobiologie-frankfurt.de 
http://acinetobacter.de 

Twitter/X: @goetheuni @Leopoldina


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Mai 29 2024
09:48

Website mit „Climate Change Viewer“ und 360-Grad-Tour durch Uni-Schulgarten – Citizen Science Projekt zur Bienenvielfalt – Unterstützt durch die BNP Paribas Stiftung Deutschland

Neue Schülerlabore zu Biodiversität und Klimawandel an der Goethe-Universität

Die Goethe-Universität bietet zwei neue Schülerlabore zu den Themen Gewässerökologie und Klimawandel in der Stadt an. Die jeweils eintägigen Lehrveranstaltungen können von Schulklassen nach Terminabsprache gebucht werden und richten sich an Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 10. Außerdem können Schulklassen am Citizen-Science-Projekt „BeeNesting“ teilnehmen, um ihre Schulgärten bienenfreundlich zu gestalten und die Artenvielfalt zu beobachten. Die Schülerlabore und das Bienenprojekt sind unter dem Dach „BiodivLab-Frankfurt“ zusammengefasst und werden durch die BNP Paribas Stiftung Deutschland gefördert.

FRANKFURT. Wie jeder und jede Einzelne einen Beitrag dazu leisten kann, die Artenvielfalt zu erhöhen und dem Klimawandel entgegenzuwirken, vermittelt der Arbeitskreis Didaktik der Biowissenschaften und Zootierbiologie von Prof. Paul Dierkes an der Goethe-Universität. Denn neben der Verhaltensforschung, Mikrobiomanalyse, Bioakustik und Umweltpsychologie werden unter Dierkes' Leitung unter anderem angehende Lehrkräfte ausgebildet.

Der Arbeitskreis Didaktik der Biowissenschaften und Zootierbiologie setzt zwei neue, jeweils eintägige Schülerlabore zu Nachhaltigkeitsthemen an, in denen die Schüler*innen Einblicke in die wissenschaftlichen Aspekte des Arten- und Umweltschutzes gewinnen und anwendbares ökologisch-nachhaltiges Handeln erlernen können. Die Teilnahme ist für die Schulklassen kostenfrei, die Termine können individuell vereinbart werden.

Das Schülerlabor „Gewässerökologie“ ist bereits gestartet und hat die ersten Schulklassen der Jahrgangsstufen 7 bis 10 begrüßen können. Die Schüler*innen lernen hier heimische Gewässertypen kennen, messen Wasserwerte und bestimmen verschiedene Tier- und Pflanzenarten.

Das Schülerlabor „Klimawandel in der Stadt“ beginnt ab Oktober und richtet sich an Schulklassen der Jahrgangsstufen 5 bis 7. Die Schüler*innen untersuchen dabei die Auswirkungen des Klimawandels auf das Stadtklima und diskutieren praxisnahe Lösungen zur Anpassung. 

Das „BeeNestingProject“ ist ein sogenanntes Citizen Science Projekt, ein Projekt also, bei dem Bürger*innen und Wissenschaftler*innen zusammenarbeiten: Hier können Schüler*innen die vielerorts vorhandenen Schulgärten durch Nisthilfen und Blühpflanzen so gestalten, dass ein für Wildbienen gut geeigneter Lebensraum geschaffen wird. Um den Erfolg dieses Projekts zu messen, könnten die Schüler*innen die Wildbienenarten bestimmen und dies online an das Forschungsprojekt vom Arbeitskreis Didaktik der Biowissenschaften und Zootierbiologie melden.

Alle Projekte sind im BiodivLab Frankfurt zusammengefasst, das von der BNP Paribas Stiftung Deutschland gefördert wurde. Die Stiftung unterstützt soziale Initiativen, die durch Bildung und Kultur die Chancen von Kindern und jungen Menschen verbessern. Auf der Website https://biodivlab-frankfurt.de kann zudem virtuell in einer von studiumdigitale mitgestaltete 360-Grad-Tour der Schulgarten des Arbeitskreises Didaktik der Biowissenschaften und Zootierbiologie und der Waldbienenlehrpfad besucht werden. Außerdem veranschaulicht die Website mit dem ClimateChangeViewer die Auswirkungen des Klimawandels auf die Tier- und Pflanzenwelt. 

Für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte hält die Goethe-Universität ein großes Angebot verschiedener Aktivitäten vor: https://www.uni-frankfurt.de/94680812/Die_Uni_kennenlernen 

Weitere Informationen

Schülerlabore Gewässerökologie und Klimawandel:
Website https://biodivlab-frankfurt.de
Anmeldung für Schülerlabore: didaktik@bio.uni-frankfurt.de

Projekt BiodivLab Frankfurt
Prof. Dr. Paul Dierkes
Didaktik der Biowissenschaften und 
Opel-Zoo-Stiftungsprofessur Zootierbiologie
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798-42273
dierkes@bio.uni-frankfurt.de
https://www.bio.uni-frankfurt.de/43969445/Abt__Dierkes


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de