​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Okt 28 2021
09:58

Ringvorlesung „Algorithmen und die Transformation von Demokratie“ an der Goethe-Universität betrachtet juristische Aspekte der digitalen Revolution 

Wie die Digitalisierung politische Systeme beeinflusst 

FRANKFURT. Algorithmen spielen in unserem Leben eine immer größere Rolle – und damit beeinflussen sie auch unser politisches System. Zu den Schlagworten, die für negative Folgen der Digitalisierung stehen, zählen ökonomische Überwachung, diskriminierende Klassifikation, und digitale Entmündigung; positive Einflüsse werden mit Begriffen wie Demokratisierung und Flexibilität assoziiert. Doch ob Algorithmen nun politische Systeme stabilisieren oder erschüttern – in jedem Fall hat die Digitalisierung bereits längst die Form von Macht in politischen Systemen verändert.

In der virtuellen Ringvorlesung

Algorithmen und die Transformation von Demokratie, jeweils um 18.00 Uhr
(am 10.2. 2022 ausnahmsweise um 17.00 Uhr)
online via Zoom

soll die digitale Revolution aus juristischer und medienwissenschaftlicher Sicht beleuchtet werden. Zum Auftakt spricht am Dienstag, dem 2. November 2021, Prof. Dr. Johannes Buchmann, Professor für Informatik und Mathematik an der Technischen Universität Darmstadt, unter dem Titel „Mehr Demokratie in der Digitalisierung wagen".

Weitere Beiträge leisten Expert*innen wie Prof. Dr. Martin Belov (Sofia Universität „St Kliment Ochridski“, Professor für Verfassungsrecht), Prof. Dr. Beatrice Brunhöber (Goethe-Universität, Professorin für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsphilosophie und Rechtsvergleichung), Dr. Laliv Melamed (Goethe-Universität, Postdoktorandin der Clusterinitiative ConTrust am Forschungsverbund „Normative Ordnungen“), Prof. Dr. Sabine Müller-Mall (TU Dresden, Professorin für Rechts- und Verfassungstheorie mit interdisziplinären Bezügen), Prof. Dr. Sofia Ranchordas (Universität Groningen/LUISS Universität Rom, Professor of Public Law) und Prof. Dr. Emanuel V. Towfigh (EBS Universität, Professor für Öffentliches Recht, Empirische Rechtsforschung und Rechtsökonomik).

Die Vortragsreihe setzt die Ringvorlesungen zu „Machtverschiebungen durch Algorithmen“ und „Algorithmen zwischen Vertrauen und Kontrolle“ fort.

Veranstaltet wird die Vorlesungsrehe von der Forschungsinitiative ConTrust am Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ und den Frankfurter Gesprächen zum Informationsrecht des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Umweltrecht, Informationsrecht und Verwaltungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Organisiert und konzipiert wurde die Reihe von Prof. Christoph Burchard, Professor für Straf- und Strafprozessrecht, Internationales und Europäisches Strafrecht, Rechtsvergleichung und Rechtstheorie der Goethe-Universität und Mitglied des Forschungsverbunds „Normative Orders“, und Prof. Indra Spiecker gen. Döhmann, Professorin für Öffentliches Recht, Informationsrecht, Umweltrecht und Verwaltungswissenschaft der Goethe-Universität.

Die einzelnen Termine im Überblick:

Dienstag, 2. November 2021, 18.00 Uhr
Mehr Demokratie in der Digitalisierung wagen
Prof. Dr. Johannes Buchmann (TU Darmstadt, Professor für Informatik und Mathematik)

Dienstag, 16. November 2021, 18.00 Uhr
„It‘s complicated“ - Zur Beziehung von algorithmischen Entscheidungen und demokratischem Rechtsstaat
Prof. Dr. Emanuel V. Towfigh (EBS Universität, Professor für Öffentliches Recht, Empirische Rechtsforschung und Rechtsökonomik)
 
Dienstag, 7. Dezember 2021, 18.00 Uhr
Empathy in the Digital Administrative State
Prof. Dr. Sofia Ranchordas (Universität Groningen/LUISS Universität Rom, Professor of Public Law)

Dienstag, 18. Januar 2022, 18.00 Uhr
Cyberaktivität und ihre Kriminalisierung als Herausforderung für individuelle und kollektive Selbstbestimmung
Prof. Dr. Beatrice Brunhöber (Goethe-Universität, Professorin für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsphilosophie und Rechtsvergleichung)

Montag, 24. Januar 2022, 18.00 Uhr
Towards Global Algorithmic Technocracy: Post-Westphalian and neo-Westphalian Perspectives for (Post)Democracy?
Prof. Dr. Martin Belov (Sofia Universität „St Kliment Ochridski“, Professor für Verfassungsrecht)

Donnerstag, 10. Februar 2022, 17.00 Uhr
Maps to the Future: 3D Animation Models and the Speculative Operation
Dr. Laliv Melamed (Goethe-Universität, Postdoktorandin der Clusterinitiative ConTrust am Forschungsverbund „Normative Ordnungen“)

Dienstag, 15. Februar 2022, 18.00 Uhr
Zur Verfassung der Algorithmen
Prof. Dr. Sabine Müller-Mall (TU Dresden, Professorin für Rechts- und Verfassungstheorie mit interdisziplinären Bezügen)

Eine Anmeldung an office@normativeorders.net ist erforderlich. Die Logindaten werden nach der Anmeldung übermittelt.

Weitere Informationen unter: https://contrust.uni-frankfurt.de/algorithmen-und-die-transformation-von-demokratie/

Weitere Informationen
Anke Harms
Referentin für Wissenschaftskommunikation des Forschungsverbunds
„Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität
069/798-31407
anke.harms@normativeorders.net
www.normativeorders.net


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de

 

Okt 27 2021
16:30

Die israelische Historikerin Yfaat Weiss hält die diesjährige Martin-Buber-Vorlesung für jüdische Geistesgeschichte und Philosophie

Festliche Eröffnung des Buber-Rosenzweig-Instituts an der Goethe-Universität

Die Erforschung des Judentums in Moderne und Gegenwart steht im Fokus des neu gegründeten Buber-Rosenzweig-Instituts an der Goethe-Universität. Mit einer Festveranstaltung und einem Vortrag wird das Institut am morgigen Donnerstag eröffnet.  

FRANKFURT. Mit einem Vortrag der Historikerin Yfaat Weiss und einer Festveranstaltung wird das neu gegründete Buber-Rosenzweig-Institut für jüdische Geistesgeschichte der Moderne und Gegenwart

am Donnerstag, 28. Oktober 2021, um 20 Uhr
im Casino-Festsaal am Campus Westend

eröffnet. Das Institut, das sich der Erforschung des Judentums in Moderne und Gegenwart widmen wird, fasst zahlreiche und in großem Umfang drittmittelgeförderte Projekte zusammen und trägt so weiter zur Verstetigung dieses Forschungsbereichs an der Goethe-Universität bei. Es trägt die Namen zweier jüdischer Intellektueller des 20. Jahrhunderts, Martin Buber und Franz Rosenzweig, beide bedeutende Persönlichkeiten der Frankfurter Universität in den 1920er und 1930er Jahren und der „jüdischen Renaissance“ in der Weimarer Republik, beide federführend am Frankfurter Freien Jüdischen Lehrhaus beteiligt und miteinander im intensiven Gespräch über ihr gemeinsames Projekt der „Verdeutschung“ der Hebräischen Bibel. Das von Prof. Dr. Christian Wiese geleitete Institut ist ursprünglich hervorgegangen aus einer von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gestifteten Gastprofessur für jüdische Religionsphilosophie, die Martin Buber gewidmet war und die durch den Stelleninhaber Prof. Christian Wiese kontinuierlich ausgebaut worden ist.

Den Festvortrag bei der Eröffnungsfeier, die Martin-Buber-Vorlesung für jüdische Geistesgeschichte und Philosophie 2021, hält die Historikerin Prof. Dr. Yfaat Weiss, Direktorin des Leibniz-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur in Leipzig und Professorin für jüdische Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem. Weiss spricht zum Thema „Exiliert und belagert: Jerusalemer Gelehrte 1948“ und wird dabei auf die Debatten eingehen, die Intellektuelle der Hebräischen Universität Jerusalem nach dem Ende der Naziherrschaft führten. Viele von ihnen waren vor dem Zweiten Weltkrieg aus Mitteleuropa nach Palästina emigriert. Bei den Debatten spielten auch der israelisch-arabische Krieg von 1948 sowie die Neuordnung Europas und der Welt nach dem Zweiten Weltkrieg eine wichtige Rolle.

Die Veranstaltung, bei der auch Grußworte von Wissenschaftsministerin Angela Dorn, Unipräsident Prof. Enrico Schlei­ff, Dekan Prof. David Käbisch, Prof. Doron Kiesel vom Zentralrat der Juden in Deutschland, Prof. Kerstin Schoor von der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder und Prof. Benjamin Pollock von der Hebräischen Universität Jerusalem zu hören sein werden, wird auch live übertragen auf dem YouTube-Kanal der Martin-Buber-Professur: https://www.youtube.com/watch?v=2iOtwocPVwk

Im Anhang finden Sie das ausführliche Programm. Der Abend wird musikalisch begleitet von Roman Kuperschmidt und Ensemble. Im Anschluss an den Vortrag findet ein Empfang statt.

Medienvertreter können sich noch bei PD Dr. Stefan Vogt, s.vogt@em.uni-frankfurt.de. Für den Besuch gilt die 2G-Regel.

Weitere Informationen
Prof. Dr. Christian Wiese
Martin-Buber-Professur für Religionsgeschichte
Buber-Rosenzweig-Institut
Goethe-Universität
Telefon: 069/798-33313
E-Mail: c.wiese@em.uni-frankfurt.de
Homepage: https://www.uni-frankfurt.de/40082634/Martin_Buber_Professur_für_Jüdische_Religionsphilosophie


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Okt 26 2021
11:24

Konferenz an der Goethe-Universität befasst sich mit den politischen Folgen der Afghanistan-Mission

Was wir aus dem Afghanistan-Einsatz lernen können

FRANKFURT. Zweifel am Afghanistan-Einsatz gab es schon lange. Die blitzartige Machtübernahme der Taliban nach dem Ende des Einsatzes löste nun aber einen Schock in der internationalen Gemeinschaft aus – und hinterließ zahlreiche Fragen. War das Ziel, einen demokratischen Staat aufzubauen, utopisch oder hätte es Möglichkeiten gegeben, diesen auch zu realisieren? Welche grundlegenden Fehler wurden gemacht? Was bleibt von den zivilgesellschaftlichen Projekten? Und was bedeutet die Entwicklung in Afghanistan für die deutsche Außenpolitik, für laufende oder zukünftige Missionen?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich die

Konferenz
„Das Afghanistan-Desaster – Lehre für die Zukunft?“
am Montag, 1. November 2021

Goethe-Universität Frankfurt│Campus Westend
im Gebäude „Normative Ordnungen“
Max-Horkheimer-Str. 2.

Die medialen Bilder vom fluchtartigen Rückzug der USA und zahlreicher anderer westlicher Länder aus Afghanistan lassen die humanitäre Katastrophe vor Ort nur erahnen. Sie räumen aber jeden Zweifel am Scheitern des Einsatzes aus – und damit auch der Mission, seit 20 Jahren in Afghanistan einen demokratischen Staat und ein modernes Bildungswesen aufzubauen und die Menschen- und besonders Frauenrechte umzusetzen. Einheimische Sicherheitskräfte in Armee und Polizei sollten den neuen Staat und seine Errungenschaften gegen islamische Extremisten absichern. Dass es dabei immer wieder Schwierigkeiten gab, wurde der allgegenwärtigen Korruption oder auch Fällen von Fehlverhalten ausländischer Militärangehöriger zugeschrieben, bei denen einheimische Zivilisten starben. Erfolge wurden medial so präsentiert, als ob die demokratische Transformation insgesamt auf einem guten Weg sei. Doch nun wurde offensichtlich, dass dies eher einem Wunsch, als den Tatsachen entsprach. Die seit Jahren erstarkenden Taliban marschierten ohne nennenswerten Widerstand durch das Land und nahmen eine Stadt nach der anderen ein, zuletzt auch in die Hauptstadt Kabul.

Die Afghanistan-Konferenz, die von der Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam und Professorin an der Goethe-Universität, Susanne Schröter, ausgerichtet wird, versammelt Experten aus Wissenschaft, Politik und Militär, um Schlüsse aus dem Debakel zu ziehen. Diskussionsbeiträge leisten etwa der Friedensforscher Professor Christopher Daase vom Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- u. Konfliktforschung, der stellvertretende Generalinspekteur der Bundeswehr, Generalleutnant Markus Laubenthal, Zarifa Ghafari, Bürgermeisterin der afghanischen Stadt Maidan Shar, der Rechtswissenschaftler Professor Ebrahim Afsah von der Universität Wien sowie die Ethnologin Professorin Susanne Schröter von der Goethe-Universität.

An der für den Nachmittag vorgesehenen Podiumsdiskussion nehmen teil die Staatsministerin Lucia Puttrich, MdL Hessen (CDU) und Nicola Beer, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments (FDP), sowie die Parlamentarier Armand Zorn (SPD) und Lamya Kaddor (Bündnis 90/Die Grünen).

Die Referenten und Politiker stehen für Interviews zur Verfügung.

Weitere Informationen zum Programmverlauf: https://www.normativeorders.net/de/veranstaltungen/alleveranstaltungen/69-veranstaltungen/8287-das-afghanistan-desaster-lehre-fuer-die-zukunft

Die Teilnahme ist kostenfrei. Die Veranstaltung kann in Präsenz unter Hygieneauflagen der 2-G-Regel oder per livestream online verfolgt werden.

Anmeldung für Präsenz erforderlich an: ffgi@normativeorders.net (mit Rückbestätigung) sowie im Livestream – Einwahl ohne Anmeldung alsbald zu finden unter www.ffgi.net. Die Veranstaltung wird aufgezeichnet und ist später über YouTube abrufbar.

Weitere Informationen
Prof. Dr. Susanne Schröter
Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam (FFGI) am Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main

Oliver Bertrand, M.A.
Max-Horkheimer-Str. 2
Frankfurt am Main
E-Mail: O.Bertrand@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, barth@em.uni-frankfurt.de

 

Okt 26 2021
10:30

Soziologe Stephan Lessenich spricht im Rahmen der partizipativen Vortragsreihe „DenkArt“ des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität

Wie wir Identitätspolitik verstehen können

FRANKFURT. Der Begriff Identitätspolitik hat in den letzten Jahren nicht nur an Aufmerksamkeit gewonnen, er spaltet auch zunehmend die Gesellschaft. Einerseits wird Identitätspolitik als wichtiges Mittel angesehen, gleiche gesellschaftliche Teilhabe für alle Gruppen herzustellen. Andererseits wirft man ihr vor, zu polarisieren, indem sie sich auf die Bedürfnisse und Befindlichkeiten benachteiligter Minderheiten konzentriert und deren Anerkennung ins Zentrum stellt.

Die partizipative Redenreihe „DenkArt“, die unter anderem vom Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität veranstaltet wird, möchte diesen Aspekten von Identitätspolitik auf den Grund gehen. Dazu spricht

am 3. November um 19.30 Uhr
Prof. Dr. Stephan Lessenich
zum Thema „Identitätspolitik_Was soll das denn sein?“

Moderieren wird die Veranstaltung Rebecca Caroline Schmidt, Geschäftsführerin der Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität.

Der Soziologe Stephan Lessenich befasst sich unter anderem mit den Fragen: Wo lässt sich überhaupt eine Grenze ziehen zwischen mutmaßlich Privilegierten und Benachteiligten? Wie wird festgelegt, wer als benachteiligt gilt? Ist es immer noch der sozioökonomische Status einer Person und ihre Zugehörigkeit zur einer bestimmten „Rand“-Gruppe, die erschwerte Zugangsmöglichkeiten zu gesellschaftlicher und politischer Teilhabe mit sich bringen? Und wer darf für diese Gruppen sprechen? Sind es nur die „Betroffenen“ selbst oder dürfen auch andere identitätspolitisch für sie einstehen?

Prof. Dr. Stephan Lessenich (*1965) ist seit Juli 2021 Professor für Gesellschaftstheorie und Sozialforschung an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Direktor des Frankfurter Instituts für Sozialforschung (IfS). Zuvor war er Professor für Soziologie, von 2004 bis 2014 an der Universität Jena, von 2014 bis 2021 an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Lessenich studierte Politikwissenschaft, Soziologie und Geschichte an der Universität Marburg. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören die Politische Soziologie sozialer Ungleichheit und die Soziologie des Alter(n)s. Lessenich war bis 2017 Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.

Ziel der Reihe „DenkArt“ ist es, die öffentliche Debattenkultur zu pflegen und einen partizipativen Diskursraum zu gesellschaftlichen Themen der Gegenwart zu ermöglichen. Die Zuschauer*innen erhalten nach den Impulsvorträgen deshalb die Gelegenheit, die Vorträge untereinander zu diskutieren und in Kleingruppen Fragen zu entwickeln.

Da voraussichtlich nur wenige Plätze im Haus am Dom vergeben werden können, wird die Veranstaltung durch ein Live-Streaming-Angebot über www.youtube.com/hausamdom ergänzt bzw. gegebenenfalls ersetzt.

Konzipiert wurde „DenkArt“ von Prof. Marion Tiedtke (Professorin für Schauspiel an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main und Dramaturgin), Prof. Dr. Joachim Valentin (Direktor der Katholischen Akademie Rabanus Maurus, Haus am Dom Frankfurt), Rebecca Caroline Schmidt (Geschäftsführerin des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main) und Mechtild M. Jansen (Vorstandsmitglied der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen).

Veranstalter sind die Katholische Akademie Rabanus Maurus, Haus am Dom, der Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main, die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen e.V. und die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Unterstützt wird die Reihe durch die Sebastian-Cobler-Stiftung für Bürgerrechte.

Der Abschlussvortrag der DenkArt-Reihe findet statt am
Donnerstag, 2. Dezember 2021, 19.30 Uhr
Identitätsraub_Wer darf über wen sprechen?
Dr. Emilia Roig (Politologin)
Moderation: Prof. Marion Tiedtke, Professorin für Schauspiel an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main und Dramaturgin
Übertragung per Livestream: www.youtube.com/hausamdom

Detailliertes Programm und aktuelle Informationen:
www.normativeorders.net/de/veranstaltungen/denkart
www.hausamdom-frankfurt.de

Weitere Informationen
Anke Harms, Referentin für Wissenschaftskommunikation des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität
069/798-31407
anke.harms@normativeorders.net; www.normativeorders.net


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, barth@em.uni-frankfurt.de

 

Okt 26 2021
10:12

50. Römerberggespräche in Kooperation mit dem Forschungsverbund Normative Ordnungen fragen nach dem Verhältnis von Sprache und Gerechtigkeitsempfinden

Sprache. Macht. Gerechtigkeit. Wer darf wie reden?

Gender-Sternchen und Binnen-I, Vermeidung von als diskriminierend empfundenen Begriffen – für die einen ist all dies ein Muss auf dem Weg zu einer gerechteren Gesellschaft, für die anderen ein unnötiger Eingriff an der falschen Stelle. Welche Rolle die Sprache im Zusammenleben spielt und inwieweit sprachpflegerische Eingriffe zulässig oder gar notwendig sind, darum geht es bei der 50. Ausgabe der Römerberggespräche.

FRANKFURT. Inwiefern muss das Geschlecht im Sprachgebrauch stets explizit gemacht werden und auf welche Weise? Um kaum etwas wird derzeit so leidenschaftlich gestritten wie über Gender-Sternchen, Binnen-I und Co. Gerechtigkeitsempfinden steht dabei gegen Sprachgefühl. Die einen wollen inklusiver und diskriminierungsfreier sprechen, die anderen fühlen sich zu phonetischen Verrenkungen genötigt. Hier wird die Sprache als Hort historischer und gesellschaftlicher Ungerechtigkeiten begriffen, dort fühlen sich Menschen durch immer neue Sprachnormen bevormundet und überfordert. Gender-Sprache gilt ihrerseits mancherorts als Herrschaftssprache eines gebildeten Milieus, an dem nicht alle teilhaben. Non-binäre und Trans-Menschen verbinden mit der Gender-Sprache die Hoffnung auf mehr gesellschaftliche Sichtbarkeit, während bei den Kritikern von einer „Sprachdiktatur“ die Rede ist. Eine einvernehmliche Lösung in diesem Konflikt erscheint schwierig.

Worum geht es eigentlich – und wer bestimmt, wie wir reden sollen? Diesen Fragen gehen die 50. Römerberggespräche nach unter dem Titel „Sprache. Macht. Gerechtigkeit. Wer darf wie reden?“

am Samstag, 6. November 2021
im Chagall Saal des Schauspiel Frankfurt

nach. Aus dem geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsverbund „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität nehmen die Juristin Prof. Dr. Dr. h.c. Ute Sacksofsky, M.P.A. (Harvard) sowie der Sprachphilosoph Prof. em. Dr. Martin Seel teil. Sacksofsky diskutiert mit der Philosophin Prof. Dr. Gudrun Perko (Fachhochschule Potsdam) über „Sprache und Gerechtigkeit“, Seel wird den Abschlussvortrag „Macht und Gegenmacht der Sprache“ halten. Außerdem sind an der Jubiläumsausgabe der Römerberggespräche beteiligt: der Soziologe Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani (Universität Osnabrück), der wissenschaftliche Direktor des Leibniz-Insituts für deutsche Sprache Prof. Dr. Henning Lobin, der Politikwissenschaftler Prof. em. Dr. Peter Graf von Kielmansegg, der Journalist Thomas Thiel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), die Schriftstellerin Nele Pollatschek, der Sprachwissenschaftler Univ.-Prof. Dr. phil. Anatol Stefanowitsch (FU Berlin), die nichtbinäre Dramatikerin und Autorin Sasha Marianna Salzmann und die Soziologin Prof. Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky (Universität München). Moderiert wird die Veranstaltung von der Journalistin Hadija Haruna-Oelker und von Alf Mentzer, dem Leiter der Literaturredaktion von hr2-kultur.

Die Frankfurter Römerberggespräche bestehen seit 1973 in ununterbrochener Folge und sind eine feste Institution der Debattenkultur in Deutschland. Vorsitzender des Trägervereins Römerberggespräche e.V. ist Miloš Vec, Professor für Rechts- und Verfassungsgeschichte an der Universität Wien und seit 2013 assoziiertes Mitglied des Frankfurter Forschungsverbundes Normative Ordnungen.

Das Programm im Überblick:

10 Uhr
Begrüßung
Ina Hartwig (Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main)

10:15 Uhr
Aladin El-Mafaalani (Universität Osnabrück)
Kampfzone Sprache: Was verhandelt die Gesellschaft?

11 Uhr
Paula-Irene Villa Braslavsky (Universität München)
Identität, Sprache und Diskriminierung – Wie verständigt sich eine Gesellschaft?

12 Uhr
Henning Lobin (Leibniz-Insitut für deutsche Sprache) – Peter Graf von Kielmansegg – Thomas Thiel (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Framing – Wie mit Sprache Politik gemacht wird

14 Uhr
Gudrun Perko (FH Potsdam) – Ute Sacksofsky (Normative Orders, Goethe-Universität)
Sprache und Gerechtigkeit

14:45 Uhr
Nele Pollatschek (Schriftstellerin) – Anatol Stefanowitsch (FU Berlin)
Sprache und Protest – Die Genderdebatte in Deutschland

15:45 Uhr
Sasha Marianna Salzmann (Autorin)
Anerkennende Sprache

16.15 Uhr
Martin Seel (Normative Orders)
Macht und Gegenmacht der Sprache

Details zum Programm:
www.roemerbergespraeche-ffm.dewww.normativeorders.net

Plakat und Flyer zum Download: https://www.normativeorders.net/de/veranstaltungen/roemerberggespraeche

Weitere Informationen
Anke Harms
Referentin für Wissenschaftskommunikation des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“
Telefon 069 798-31407
anke.harms@normativeorders.net
www.normativeorders.net/de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

FRANKFURT. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie wirken sich nach wie vor auf den Alltag von Kindern in Deutschland aus. Bislang vorliegende Studien verweisen darauf, dass Kinder und Jugendliche wegen der Corona-Maßnahmen häufiger von psychischen Störungen und anderen Belastungen betroffen sind. Bislang sind jüngere Kinder im Übergang zur Jugendphase selten selbst befragt worden. Das soll mit einer neuen Studie nachgeholt werden. Sie fragt danach, wie 9- bis 12-jährige ihre Situation einschätzen, wie zufrieden sind sie mit ihrem Leben während und vor Corona sind, wie gut sie unter Corona-Bedingungen lernen können, welchen Hobbys sie derzeit nachgehen und wie sie generell ihre Zeit verbringen. Gefragt wird auch, ob und wenn ja welche Sorgen Kinder umtreibt, worüber sie nachdenken und was sie sich für das laufende Schuljahr wünschen.

Diese und andere Fragen stellt das Frankfurter Forschungsteam um Prof. Dr. Sabine Andresen Kindern zwischen 9 und 12 Jahren in der Online-Studie „Wohlbefinden von Kindern in der Pandemie“ (WoKiPa). Die Studie läuft deutschlandweit. Insbesondere sind aber Kinder in Frankfurt und Hessen eingeladen. Diese Online-Befragung findet in über 20 verschiedenen Ländern statt. In einem internationalen Vergleich soll gezeigt werden, inwiefern sich das Wohlbefinden von Kindern in den Ländern unterscheidet. Durch vorherige Studien kann auch analysiert werden, ob und wie sich das Wohlbefinden verändert hat. Mit der Veröffentlichung der Studie soll Kindern in der Pandemie eine Stimme gegeben werden; politisch Verantwortliche sollen auf ihre Lage aufmerksam gemacht werden.

Die Online-Umfrage ist unter folgendem Link zu erreichen: https://www.soscisurvey.de/WoKiPa2122/

Die Teilnahme ist bis zum 15.11.2021 möglich. Der Fragebogen ist in kindgerechter Sprache geschrieben, damit die Kinder ihn auch allein ausfüllen können. Für Eltern liegt ein ausführliches Informations- und Einwilligungsschreiben vor. Kinder können an der Online-Befragung nur dann teilnehmen, wenn ihre Eltern in die Teilnahme einwilligen.

Das Frankfurter Forschungsteam besteht aus Prof. Dr. Sabine Andresen, Johanna Wilmes und Marvin Lukas Biebert. Zusammen arbeiten sie im Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Prof. Dr. Sabine Andresen und Johanna Wilmes haben bereits in Zusammenarbeit mit anderen Forschungsteams Studien veröffentlicht, die zur Aufklärung über die Lage von Kindern, Familien und jungen Menschen während der Corona-Pandemie beitragen. Die Studie gehört der internationalen Studienreihe „Children's Worlds – International Survey of Children's Well-Being“ (ISCWeB: https://isciweb.org) an.

Weitere Informationen hierzu gibt es unter:  https://t1p.de/studien-corona  

Kontakt: Prof. Dr. Sabine Andresen, Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung, Goethe-Universität Frankfurt. S.Andresen@em.uni-frankfurt.de

Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de  

 

Okt 22 2021
13:59

Nach GWK-Entscheidung am 22. Oktober erhält der neue Verbund „NHR Süd-West“, dem auch die Goethe-Uni angehört, 40 Mio. Euro an Zuschüssen von Bund und Ländern

Goethe-Universität neuer Partner im Nationalen Hochleistungsrechnen

FRANKFURT. Die Goethe-Universität ist seit dem 22. Oktober Teil des nationalen Verbunds zum Hochleistungsrechnen. Den Beschluss gab die „Gemeinsame Wissenschaftskonfererenz“ (GWK) heute in Bonn bekannt. Der bewilligte Verbund „NHR Süd-West“, der über einen Zeitraum von insgesamt zehn Jahren mit 124 Millionen Euro finanziert wird (davon 40 Mio. aus Mitteln der GWK), umfasst mit Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland drei Bundesländer mit den Standorten Frankfurt (Goethe-Universität), Mainz (Johannes Gutenberg-Universität), Kaiserslautern (Technische Universität Kaiserslautern) und Saarbrücken (Universität des Saarlandes). 45 Millionen Euro sind dabei für die künftige Entwicklung des Hochleistungsrechnens an der Goethe-Universität vorgesehen. Der Eigenanteil der Goethe-Universität beträgt 30 Mio. Euro.

Mit der Bewilligung hebt die GWK auch die hervorragende Leistung der Goethe-Universität im Bereich der Green IT hervor, die in Frankfurt das Team um Prof. Dr. Volker Lindenstruth verantwortet. Von Lindenstruth konstruierte Supercomputer erreichten in den letzten Jahren in den halbjährlich erscheinenden Weltranglisten „Green 500“ mit den Plätzen 1, 2 und 8 auch im globalen Maßstab außerordentlich gute Platzierungen. Mit der GWK-Bewilligung verfügt Hessen nun über zwei Standorte des Nationalen Hochleistungsrechnens.

Der Präsident der Goethe-Universität, Prof. Dr. Enrico Schleiff zeigte sich begeistert über die Zusage der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern: „Damit werden unsere seit mehr als zehn Jahren anhaltenden, großen Anstrengungen im Bereich der Entwicklung und Realisierung energiesparender Supercomputer eindrucksvoll gewürdigt. Ich danke dem Team um Volker Lindenstruth für die beharrliche Arbeit an der Weiterentwicklung dieser zukunftsweisenden Technologie, die inzwischen auch ein weltweit nachgefragter Verkaufsschlager ist. Ebenso danke ich Wissenschaftsministerin Angela Dorn, dass sie unsere Bewerbung so nachhaltig unterstützt hat. Mit weiteren Spitzenberufungen in diesem Bereich werden wir diesen Schwerpunkt in den nächsten Jahren weiter stärken und zusammen mit unseren Partnern in Rheinland-Pfalz und dem Saarland wichtige Akzente in der technologischen Weiterentwicklung von energiesparenden Rechenanlagen setzen.“

Die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn würdigt die Rolle der Goethe-Universität in dem neuen Verbund: „Im Verbund sind wir stärker, weil die Universitäten ihre je eigenen Stärken einbringen. Prof. Dr. Volker Lindenstruth und sein Team von der Goethe-Universität Frankfurt haben etwa Technologien für energiesparende Hochleistungsrechner entwickelt und das HMWK hat diese Entwicklung seit mehr als 10 Jahren im Rahmen der LOEWE-Initiative massiv unterstützt. Ich bin froh und stolz, dass diese Förderung eine so nachhaltige Rendite erbracht hat – vor allem auch für den Schutz unserer Umwelt und zur Reduktion des CO2-Ausstoßes. So manches heutige Rechenzentrum könnte mit seiner Abwärme eine Kleinstadt heizen. Wir müssen im Kampf gegen die Klimakatastrophe jede Möglichkeit nutzen, den Energieverbrauch zu senken – und dazu leistet Green IT einen wichtigen Beitrag, auch im Bereich des Hochleistungsrechnens.“

Prof. Dr. Volker Lindenstruth, Professor für Hochleistungsrechner-Architektur an der Goethe-Universität und FIAS-Vorstandsvorsitzender, sieht die Aufnahme in das Nationale Hochleistungsrechnen als wichtigen Meilenstein für die weitere Forschung an der Goethe-Universität im Bereich der Green IT: „Als Teil des Nationalen Hochleistungsrechnens ist es jetzt noch besser möglich, die Früchte unserer Forschung zum Nutzen der Allgemeinheit und für intensivere Forschung einzusetzen. So haben wir an der Goethe-Universität in den letzten zehn Jahren bemerkenswerte Fortschritte bei der Effizienzsteigerung wissenschaftlicher Software erzielt. Dadurch werden die gleichen wissenschaftlichen Ergebnisse mit wesentlich weniger Energieverbrauch erzeugt. Es wurden bei vielen Anwendungen Steigerungen der Rechengeschwindigkeit um das Hundertfache erreicht, wodurch auch sehr komplexe Probleme erstmals überhaupt berechenbar wurden. So wurden und werden die an der Goethe-Universität entwickelten, hoch effizienten Algorithmen sowohl in der Teilchenphysik am CERN als auch bei FAIR am Helmholtzzentrum GSI eingesetzt.“

Bisher gehören neben den oben genannten vier neuen Standorten Aachen, Berlin, Dresden, Erlangen-Nürnberg, Göttingen, Karlsruhe und Paderborn und Darmstadt dem Verbund an und damit ab sofort auch alle drei Standorte der Uni-Allianz der Rhein-Main-Universitäten (RMU).

Hintergrund:

Leistungsfähige Supercomputer gewinnen immer mehr an Bedeutung in Wissenschaft und Forschung. Angesichts zunehmend komplexer und umfangreicher Daten sind Forschende in verschiedensten Disziplinen stärker denn je auf Hochleistungsrechner angewiesen. Immer mehr Forschungsfragen, etwa in der Medizin, Physik oder der Chemie, können heute nur durch die Nutzung großer Rechenkapazitäten und den Einsatz intelligenter Anwendungen beantwortet werden. Bund und Länder haben deshalb 2018 die Gründung eines deutschlandweiten Verbundes des Nationalen Hochleistungsrechnens beschlossen, um bestehende Stärken von Hochleistungsrechenzentren in einem nationalen Verbund zu bündeln und weiterzuentwickeln. Mit der Gründung eines koordinierten Verbundes wird auf die steigende Nachfrage nach Hochleistungsrechnern reagiert, indem Forschende an den Hochschulen unabhängig von ihren jeweiligen Standorten deutschlandweit und bedarfsgerecht auf die für ihre Forschung benötigte Rechenkapazität zugreifen können. Mit dem Nationalen Hochleistungsrechnen werden außerdem die fachlichen und methodischen Stärken von Hochleistungsrechenzentren weiterentwickelt und besser aufeinander abgestimmt. Gleichzeitig sollen durch Schulungen und Fortbildungen an den neun NHR-Zentren mehr Forschende an das Hochleistungsrechnen herangeführt werden, die Kompetenzen der Anwenderinnen und Anwender von Hochleistungsrechensystemen gestärkt und Nachwuchskräfte gefördert werden, um das Potenzial von Hochleistungsrechnern vollumfänglich zu nutzen und Deutschland als Forschungs- und Innovationsstandort zu stärken. Für das Nationale Hochleistungsrechnen stehen über den Förderzeitraum von 10 Jahren insgesamt 625 Mio. Euro zur Verfügung.


Redaktion: Dr. Olaf Kaltenborn, Leiter PR & Kommunikation, Tel: 069 798-13035, Fax: 069 798-763 12531, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de

 

Okt 22 2021
12:48

Literaturwissenschaftler David Der-wei Wang (Harvard University) eröffnet die Vortragsreihe „Sinophone Classicism. Chinese Cultural Memories in a Global Space“ am Forschungskolleg Humanwissenschaften

Kulturelles Gedächtnis und chinesische communities in der globalisierten Welt 

FRANKFURT/BAD HOMBURG. In der chinesischsprachigen Welt haben in der jüngsten Zeit künstlerische Positionen an Popularität gewonnen, die klassische chinesische Traditionen aufgreifen. Diesen vielschichtigen und transkulturellen Ausdrucksformen in der Literatur, der Kunst, im Film und in der Jugendkultur widmet das Forschungskolleg Humanwissenschaften die Vortragsreihe „Sinophone Classicism. Chinese Cultural Memories in a Global Space“.

Zur Eröffnung der Reihe mit dem Vortrag des Literaturwissenschaftlers

David Der-wei Wang
„A Story of the Red Bean: On Classicist Poetics and Modern Crisis“
am Donnerstag, 28. Oktober 2021, 16:00 Uhr
Zoom Meeting

lädt das Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität sehr herzlich ein.

David der-Wei Wang ist Professor für chinesische Literatur und vergleichende Literaturwissenschaft an der Harvard University. Er ist außerdem Direktor des CCK Foundation Inter-University Center for Sinological Studies und Mitglied der taiwanesischen Akademie der Wissenschaften Academia Sinica.

In seinem Vortrag untersucht Wang den Nachklang der klassischen Dichtung in den Werken chinesischer Intellektueller der Moderne, insbesondere in Momenten nationalen Umbruchs. Im Zentrum steht der „talentierteste Historiker des modernen China“ Chen Yinque (1890‒1969) und dessen legendärer Erwerb einer roten Bohne während des zweiten chinesisch-japanischen Krieges ‒ ein Ereignis, das angeblich die poetische Wende in Chens Schaffen auslöste. Der Blick auf Chens Werk und seine Auseinandersetzung mit der klassischen Dichtung in der sozialistischen Ära wirft Fragen zur Dialektik von Moderne und Monstrosität und dem Spielraum kreativer Freiheit in der Dichtung auf.

Das Konzept der Vortragsreihe hat Zhiyi Yang, Professorin für Sinologie an der Goethe-Universität und derzeit Goethe-Fellow am Forschungskolleg Humanwissenschaften, entwickelt. Sie möchte Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler dazu einladen, anhand von Fallbeispielen aus ihrer Forschung oder der Darstellung ihrer eigenen ästhetischen Praxis die Bedeutung chinesischer Traditionen für das moderne China und die chinesischen communities außerhalb Chinas herauszuarbeiten.

Der Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften, Professor Matthias Lutz-Bachmann, freut sich sehr, „dass das hochaktuelle, spannende und international ausgerichtete Projekt von Professor Zhiyi Yang im Rahmen des Goethe-Fellow-Programms von Kolleg und Universität unterstützt werden kann.“

Die Vortragsreihe ist auf mehrere Jahre angelegt. Sie wird im YouTube-Kanal des Forschungskollegs archiviert und dort der Öffentlichkeit und interessierten Studierenden auch im Nachhinein zugänglich gemacht. Weitere Referenten im Wintersemester sind der Dichter im Exil YANG Lian (26.11.2021), der Soziologe Marius Meinhof (17.12.2021), der Kulturwissenschaftler Jeroen de Kloet (21.1.2022) und der Filmwissenschaftler Markus Nornes (10.2.2022). Diese Vorträge sind im „hybriden Format“ als Präsenzveranstaltung im Kolleg in Bad Homburg und Zoom meeting geplant.

Teilnahme und Anmeldung zum Vortrag von David Der-wei Wang
Direkte Einwahl in das Zoom meeting mit dem Registrierungslink:
https://us02web.zoom.us/meeting/register/tZMvcemgqD4pHtwbv3Xm1wsOHWP42K7I_RkN
oder
Anmeldung per mail anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de. Der Zugangslink wird Ihnen zugeschickt.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Zhiyi Yang, Sinologie, Goethe-Universität (Email: z.yang@em.uni-frankfurt.de); Beate Sutterlüty, Wissenschaftskommunikation, Forschungskolleg Humanwissenschaften (Tel.: 06172-13977-15; Email: b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de); www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Okt 21 2021
12:09

Beratungsangebot an der Goethe-Universität soll Bildungsbenachteiligungen von Jugendlichen kompensieren

„Die Pandemie zeigt, wo Kinder und Jugendliche schulisch besonders gefährdet sind“

Jungen haben durch Distanzunterricht und Online-Angebote während der coronabedingten Schulschließungen stärkere Lerneinbußen erfahren als Mädchen. Dies ist eines der Ergebnisse der detaillierten Auswertung einer Studie aus der Pädagogischen Psychologie an der Goethe-Universität, die bereits im Frühsommer veröffentlicht wurde und bei Kindern und Jugendlichen in der Pandemie starke Lerneinbußen diagnostiziert hatte. Auf Grundlage ihrer Studie haben die Verfasser ein Beratungsangebot für Jugendliche der Sekundarstufe entwickelt, das nun in die Startphase geht.

FRANKFURT. Kinder im Grundschulalter waren durch Distanzunterricht und Online-Angebote während der Pandemie in ihren Lernleistungen besonders betroffen. Jugendliche wiesen vor allem dann Lerndefizite auf, wenn sie aus Haushalten mit niedrigem sozio-ökonomischen Status stammten oder bereits vorher unter Lernschwierigkeiten litten. Fand dagegen systematisch Online-Unterricht statt, waren diese Lerneinbußen allerdings weitaus geringer und profitierten davon auch lernschwache Kinder und Jugendliche. Insgesamt haben Mädchen das Online-Angebot stärker genutzt als ihre gleichaltrigen Mitschüler.

Dies ergibt die Detailauswertung einer Studie aus der Pädagogischen Psychologie an der Goethe-Universität, deren erste Ergebnisse im Frühsommer veröffentlicht worden waren. Bei diesem systematischen Review waren mit wissenschaftlichen Datenbanken weltweit jene Studien identifiziert worden, in denen die Auswirkungen der coronabedingten Schulschließungen auf die Leistungen und Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern berechnet wurden. Inzwischen wurde eine genauere Auswertung der Studien publiziert.

Der Befund, dass Mädchen vom Online-Unterricht mehr profitierten als ihre gleichaltrigen Mitschüler, entspricht den Ergebnissen zweier Masterarbeiten im Studiengang Psychologie der Goethe-Universität, in deren Rahmen Schulpsychologinnen zu ihren Erfahrungen während der coronabedingten Schulschließungen befragt wurden. Auch diese gaben an, dass Jungen im Durchschnitt weniger in der Lage waren, ihr Lernen zu strukturieren und deshalb ihre Lernzeit erheblich reduzierten. Die Befragungen bestätigen eine weitere These des Review: Kinder mit schlechter technischer und räumlicher Ausstattung zu Hause kamen mit Online-Angeboten weniger gut klar. Der sozio-ökonomische Status korreliert zudem mit der Schulform, so dass besonders Kinder und Jugendliche aus Haupt-, Real- und Brennpunktschulen von Lernproblemen betroffen waren. Kinder aus sozial benachteiligten Elternhäusern wiesen zudem oft auch eine negative sozio-emotionale Entwicklung auf, die wiederum den Lernerfolg negativ beeinflusste.

„Bildungsbenachteiligungen gab es vor und während der Pandemie. Und es wird sie auch danach geben“, sagt Dr. Thomas Dreisörner, der einer der Verfasser der Studie ist. „Die Pandemie hat aber wieder einmal wie unter einem Brennglas gezeigt, wo Kinder und Jugendliche besonders gefährdet sind. Es ist jetzt an der Zeit, mit wissenschaftlich fundierten Angeboten diese Bildungsbenachteiligungen zu kompensieren.“

Die Verfasser haben deshalb auf die Ergebnisse ihrer Studie reagiert und ein Beratungsangebot für besonders gefährdete Jugendliche der 9. bis 12. Klassenstufe entwickelt. In diesem Rahmen nehmen interessierte Jugendliche an einem Online-Screening teil, das ihren aktuellen Leistungsstand in Mathematik, ihre Motivation sowie den Umgang mit Medien erfasst. Ziel der Beratung ist, Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten stärker für schulische Inhalte und eine längere, intensivere Lernzeit zu motivieren. Darüber hinaus sollen sie dazu befähigt werden, weniger Medien zu konsumieren und sich von Medien beim Lernen weniger ablenken lassen. Zudem soll das emotionale Wohlbefinden der jungen Menschen und ihr Umgang mit Stress verbessert werden. Die Beratung wird von der Beratungsstelle MainKind an der Goethe-Universität geleistet und soll langfristig in deren Portfolio eingehen.

Die Beratungsstelle MainKind wird von Professur von Prof. Andreas Frey, der Pädagogische Psychologie mit Schwerpunkt Beratung, Diagnostik und Evaluation lehrt und einer der Verfasser der Studie ist, wissenschaftlich geleitet; die fachliche Leitung erfolgt durch Dr. Thomas Dreisörner. Die Beratungsstelle bietet für Kinder, Jugendliche und deren Familien eine ausführliche Diagnostik und Beratung zu Lernauffälligkeiten an.

Das von Svenja Hammerstein, Christoph König, Thomas Dreisörner und Andreas Frey verfasste systematische Review “Effects of COVID-19-Related School Closures on Student Achievement—A Systematic Review" ist kostenfrei zum Download verfügbar (https://doi.org/10.3389/fpsyg.2021.746289).

Die Arbeit wurde im Projekt „Coronabedingte Bildungsbenachteiligungen erkennen und verringern“ (CoBi) entwickelt, das von der Beisheim Stiftung und dem Goethe Corona-Fonds der Goethe-Universität gefördert wird.

Weitere Informationen
Dr. Thomas Dreisörner
Institut für Psychologie
Pädagogische Psychologie
t.dreisoerner@paed.psych.uni-frankfurt.de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531p.barth@em.uni-frankfurt.de 

 

Okt 21 2021
11:27

Ein Symposium an der Goethe-Universität beschäftigt sich mit dem berühmten Prozess gegen den Philosophen Sokrates unter rechtswissenschaftlichen, philologischen und didaktischen Aspekten.

Was hat die Anklage Sokrates überhaupt vorgeworfen?

FRANKFURT. Der Prozess gegen Sokrates hat die Menschheit immer schon fasziniert. Allerdings ist die fast einzige Quelle für das mit der Hinrichtung des Philosophen endende Verfahren die Apologie Platons. Doch wie zuverlässig ist diese Überlieferung, was weiß man wirklich über die Gründe für Sokrates' Verurteilung? Ein Symposium an der Goethe-Universität, das Dr. Veronika Brandis (Institut für Klassische Philologie), Judith K. Bohl (Lessing-Gymnasium) und Prof. Dr. Guido Pfeifer (Institut für Rechtsgeschichte) gemeinsam organisiert haben, rekonstruiert den Fall und diskutiert dabei die möglichen Anklagepunkte in einem interdisziplinären, philologisch-juristischem Austausch.

Themen des Symposiums werden sein: „Wissen und Meinen – Platons Apologie als philosophischer Text (Jens Holzhausen, Bamberg); „Ein gottloser Wortverdreher und seine jungen Freunde: Warum Sokrates vor den athenischen Richtern keine Gnade fand“ (Peter Scholz, Stuttgart); „Die Klageschrift des Meletos und ihre normative Grundlage“ (Philipp Scheibelreiter, Wien). 

Symposium: Freitag, 29. Oktober 2021, 14:30-18:30 Uhr
Campus Westend, Casino 823 (Eingang Nina-Rubinstein-Weg, 60323 Frankfurt)

Anmeldung unter https://sokrates.nwex.de/  
Angemeldete erhalten eine Zugangsbescheinigung. Für die Teilnahme wird ferner ein Negativnachweis gemäß § 1c CoKoBeV (Genesenen- oder Impfnachweis, 24h-Antigen-Schnelltest) benötigt!

Das Symposium ist Teil des Projektes „Schule trifft Uni: Sokrates revised and revisited“, das im Wintersemester 2021/22 stattfindet. Im Rahmen des Projekts wird es neben dem Symposium unter anderem einen Workshop am Lessing-Gymnasium und als Höhepunkt den „Prozess gegen Sokrates revised and revisited“ im Februar 2022 geben. Dabei wird die Gerichtsverhandlung in der Form eines „Moot Court“ simuliert.

Prof. Dr. Guido Pfeifer betont das Zusammenspiel von Theorie und Praxis in dem Projekt: „Wie im Moot Court bieten die Rekonstruktion und die Realisierung des Prozesses gegen Sokrates die Gelegenheit, theoretisch erlerntes Wissen, sei es auf der Seite der Jura- und Philologie-Studenten, sei es auf Seiten der Schüler, praktisch zu erproben. Die jeweils erarbeiteten Kenntnisse im Recht, im Textverständnis und in der Rhetorik kommen im Prozess zum Tragen; dieser ist nach dem antiken Vorbild gleichsam ein Wettstreit um das Recht, ein Agon, mit offenem Ausgang. Denn es geht nicht darum, den historischen Prozess gleichsam ‚nachzuspielen', sondern darum, das, was man gelernt hat, auszuprobieren, gewissermaßen damit wie in einem Labor zu experimentieren.“

Das Kooperationsprojekt wird gefördert und materiell unterstützt durch den Bund der Freunde des Lessing-Gymnasiums, den Deutschen Altphilologen-Verband und den Förderfonds Lehre der Goethe-Universität.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Guido Pfeifer, Lehrstuhl für Antike Rechtsgeschichte, Europäische Privatrechtsgeschichte und Zivilrecht. Institut für Rechtsgeschichte, Fachbereich Rechtswissenschaft. Tel. (069) 798 34327; E-Mail: pfeifer@jur.uni-frankfurt.de
http://www.jura.uni-frankfurt.de/Pfeifer


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Okt 20 2021
15:48

Goethe-Universität zeichnet Qualifikationsarbeiten im Feld der Umwelt- und sozial-ökologischen Nachhaltigkeitsforschung aus.

Frankfurter Preis für Umwelt und Nachhaltigkeit 2021 verliehen

FRANKFURT. Im Rahmen einer Feierstunde wurde heute auf dem Campus Riedberg der Goethe-Universität der „Frankfurter Preis für Umwelt und Nachhaltigkeit“ verliehen. Ausgezeichnet wurden fünf Jungwissenschaftler*innen für ihre Qualifikationsarbeiten im Feld der Umwelt- und sozial-ökologischen Nachhaltigkeitsforschung. Ausgewählt wurden die Preisträger*innen vom Kuratorium Frankfurter Preis für Umwelt und Nachhaltigkeit unter Vorsitz von Professorin Birgit Blättel-Mink. Die Preisverleihung fand statt im Anschluss an die Antrittsvorlesung von Professorin Flurina Schneider, die seit Frühjahr 2021 eine Professur für Soziale Ökologie am Fachbereich Biowissenschaften bekleidet und in ihrem Vortrag über „Forschung für nachhaltige Entwicklung – von Wissensprozessen und Gestaltungsoptionen“ sprach.  

Die Hauptpreise des „Frankfurter Preises für Umwelt und Nachhaltigkeit 2021“ gingen an die Kulturanthropologin Kathrin Eitel und den Biologen Christian Scherer. Kathrin Eitel zeige in ihrer Dissertation zum Thema „Recycling Infrastructure. Practices of Waste Handling in Phnom Penh“ in eindringlicher Weise, so die Gutachter*innen, wie Müll sich in seinen verschiedenen Aggregatzuständen in die Natur einer Stadtlandschaft eintrage; Kathrin Eitel plädiere vor dem Hintergrund sozialökologischer Systembegriffe für eine Kreislaufwirtschaft, die den Metropolen des Globalen Südens eine nachhaltige Entwicklung ermöglichen soll.

Christian Scherer hat sich in seiner Dissertation mit dem Thema „Mikroplastik in Binnengewässern - Herkunft, Verbleib und Wirkung“ beschäftigt. Die Belastung vor allem der Weltmeere mit Mikroplastik wird seit einigen Jahren als zunehmend auch gesellschaftlich wahrgenommenes Umweltproblem intensiv erforscht. In der Gesamtschau liefere Scherer eine äußert umfangreiche Dissertation ab, die das Phänomen Mikroplastik von den Quellen bis zu den Effekten umfassend bearbeite, befanden die Gutachter*innen.

Die drei Förderpreise gingen an die Soziologin Anita Kalustian (vormals Schenker), die Biowissenschaftlerin Jasmin Thal sowie an den Umweltwissenschaftler Jonas Wallraff für ihre Abschlussarbeiten. Anita Kalustian hat sich in ihrer Masterarbeit mit der Frage „Was passiert, wenn Gesellschaft Natur konstruiert?“ beschäftigt.  Um ein symmetrisch(er)es Verhältnis von Natur und Kultur und damit einen „Weg“ zum Umgang mit der Krise zu erreichen, sei es ihr zufolge notwendig, auch in der Wissenschaft eine Perspektive einzunehmen, die deutlich kritischer mit den (Re)Produktionsmechanismen kapitalistischer Strukturen und Institutionen umgehe, meinte die Jury.

Das Thema von Jasmin Thals Bachelorarbeit lautet „Untersuchung zur aquatischen Ökologie im Hafenbecken von Bad Karlshafen und Vorschläge zur Verbesserung der Gewässerqualität“. Die Kandidatin konnte die Ursache der Eutrophierung identifizieren und in Kooperation mit den städtischen Akteuren Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerqualität herauszuarbeiten. Dazu gehöre eine geregelte Wasserzufuhr in Abhängigkeit der Wasserqualität des Zuflusses, das Absammeln von Algenwatten (Biomasseentfernung) und das Setzen von Wasserpflanzen im Zulaufbereich, befanden die beiden Gutachter*innen.

„Chemical composition and in vitro toxicity of PM2.5 near Frankfurt International Airport“, lautet der Titel seiner Masterarbeit: Jonas Wallraff hat sich mit der wichtigen Frage beschäftigt, inwiefern die chemische Zusammensetzung von Feinstaub einen Effekt auf unsere Gesundheit hat. Er konnte zeigen, so die Gutachter*innen, dass sich die chemische Zusammensetzung der Proben je nach Windrichtung deutlich voneinander unterscheide. Passend dazu zeigten beide in vitro Toxizitätstests eine höhere Toxizität der Proben aus Windrichtung Stadt. Wallraff identifizierte einige Verdächtige Chemikalien wie Organophosphate und Octylphenol-Derivate, welche mit der beobachteten Wirkung in Verbindung gebracht werden können.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt. Tel. (069) 798-36661; E-Mail: b.blaettel-mink@soz.uni-frankfurt.dewww.fb03.uni-frankfurt.de/soziologie/bblaettel-mink


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Die Goethe-Universität Frankfurt und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig haben einen Rahmenkooperationsvertrag geschlossen mit dem Ziel, die Wasserforschung durch gemeinsame Forschungsprojekte zu fördern und zu intensivieren und Wissenschaftler:innen in der frühen Berufsphase – zum Beispiel Doktoranden, Postdocs oder Nachwuchsgruppenleiter:innen – gemeinsam in der interdisziplinären Umweltforschung auszubilden.

FRANKFURT. Wasser ist ein existentieller Grundstoff des Lebens für Mensch, Tier und Pflanze. Aktuell haben 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser, und bis zu 90 Prozent aller Abwässer weltweit gelangen unbehandelt in die Umwelt. Viele abwasserbürtige Chemikalien und Spurenstoffe führen zu Schadwirkungen in aquatischen Ökosystemen und zum Rückgang der Biodiversität. Durch verunreinigtes Wasser können Krankheiten wie zum Beispiel Durchfall, Cholera, Ruhr, Typhus oder Polio übertragen werden. Hinzu kommen katastrophale Auswirkungen auf Mensch und Umwelt, die Dürren oder Fluten mit sich bringen, und die auch in den Industrienationen dramatische Folgen nach sich ziehen. Der Klimawandel verändert den Wasserkreislauf und wird künftig das nachhaltige Management der Ressource Wasser vor noch größere Herausforderungen stellen. Diesen Herausforderungen stellen sich in einer strategischen Kooperation die beiden exzellenten Forschungseinrichtungen.

Prof. Dr. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt, betont die Stärken der beiden Partner: „Insbesondere unser Fachbereich Biowissenschaften und der Themenbereich „Chemikalien in der Umwelt“ des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung verfügen jeweils über Expertisen, die sich hervorragend ergänzen. Forschungsstrategisch verbindet uns das Ziel, die Umweltforschung einerseits enger mit Gesundheitsforschung zu verzahnen im Sinne des One-Health-Ansatzes und sie andererseits weiter mit der Biodiversitätsforschung zu verknüpfen. Dies schließt insbesondere die Ausbildung von Wissenschaftler:innen in der frühen Berufsphase ein, die künftig beispielsweise die Forschungsinfrastrukturen beider Partner nutzen und an Kursen und Veranstaltungen teilnehmen können.“

Prof. Dr. Georg Teutsch, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, sagt: „Zusammen mit der Goethe-Universität wollen wir gemeinsame Forschungsprojekte starten, etwa wie sich Chemikalien auf die Biodiversität auswirken oder um die Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Gesundheit auf molekularer Ebene zu untersuchen. Dazu werden wir die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Zellbiologie, Neurowissenschaften, translationaler Biodiversitätsgenomik, umweltbezogener Gesundheitsforschung und Forschung zu Umweltchemikalien und Landschaftsnutzung stärken. Darüber hinaus unterstützen wir uns gegenseitig bei der Verwertung etwa von Erfindungen, die im Rahmen dieser Forschung von unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gemacht werden.“

Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforscht die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt in genutzten und gestörten Landschaften, insbesondere in dicht besiedelten städtischen und industriellen Ballungsräumen sowie naturnahen Landschaften. Die Wissenschaftler:innen des UFZ entwickeln Konzepte und Verfahren, die helfen sollen, die natürlichen Lebensgrundlagen für nachfolgende Generationen zu sichern.

Die Goethe-Universität Frankfurt ist mit mehr als 46.000 Studierenden die drittgrößte Universität Deutschlands. Sie gehört zu den forschungsstarken Universitäten, die sich in zahlreichen Forschungsfeldern auf international führendem Niveau bewegt. Die Forschungsstärke wird getragen sowohl von exzellenten Einzelprojekten als auch von herausragender Forschung im Verbund – Ergebnis des beständigen Austauschs von Ideen und nachhaltiger Kooperationen zwischen Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Disziplinen. Forschung zum Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen und der Biodiversität gehört zu den profilbildenden Forschungsbereichen der Goethe-Universität.

Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Okt 18 2021
15:11

Denis Thouard übernimmt im Wintersemester 2021/22 die Alfred Grosser-Gastprofessur für Bürgergesellschaftsforschung am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität.

Denken braucht Zeit

FRANKFURT. Prof. Dr. Denis Thouard wird neuer Alfred Grosser-Gastprofessor: Der Philosoph und Sozialwissenschaftler übernimmt im Wintersemester die Gastprofessur des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften in Kooperation mit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main. Thouard ist Directeur de recherche des CNRS am Centre Georg Simmel (CNRS/EHESS Paris) sowie am Centre Marc Bloch (Berlin). Nach seinem Studium der Philosophie, Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft in Paris und West-Berlin arbeitete Denis Thouard als Wissenschaftler am „Centre de recherche philologique“ in Lille, später an der Unité Mixte de Recherche „Savoirs et textes“. Er promovierte über Kant und Schleiermacher und verfasste seine Habilitation zu Kritik und Hermeneutik. Sein Interesse gilt der heutigen Debatte zur Hermeneutik und einer kritischen Lektüre der soziologischen und philosophischen Schriften Georg Simmels. Im Zentrum seiner Forschung steht die Frage nach der Interpretation, der Subjektivität und der Sprache. In der letzten Zeit hat er sich zunehmend mit dem Werk von Georg Simmel auseinandergesetzt, dessen kritisches Potential für zeitgenössische Fragen er anhand einer Reihe von Publikationen erproben möchte.

Im Interview mit dem UniReport spricht Thouard unter anderem über die Akzeptanz und Relevanz der Geisteswissenschaften in bewegten Zeiten; es sei eine „schwierige Akzeptanz, weil Denken Zeit braucht, aber zugleich auch eine große Akzeptanz, weil der Komplexität dieser Welt ohnehin nicht ohne einen gewissen Umgang mit der Reflexion und mit der Pluralität der Diskurse zu begegnen ist“, so Thouard. Georg Simmels Werk ist für ihn eines, das „uns noch sehr viel zu sagen hat“. Simmel habe die Moderne um 1900, erlebt, beobachtet und akribisch interpretiert. Thouard betont: „Er hat dies getan, indem er nach einer neuen Wissenschaft suchte, der Soziologie, aber auch indem er versuchte, diese steigende Beweglichkeit der Sachen und der Menschen in der modernen Gesellschaft prozessual zu denken. Er hat eine Betrachtungsweise entwickelt, die überhaupt nicht dinghaft realistisch oder nur formal wäre, sondern die der allgemeinen Beweglichkeit der sozialen Beziehungen gerecht sein könnte.“ Diese Welt und die Beziehungen, die sie ausmachen, ändern sich ständig, sie werden sich ab und zu verfestigen und schon wieder auflösen.

Der stadtöffentliche Vortrag von Denis Thouard mit dem Titel „Politik des Lachens“ wird am Montag, 07.02.2022, um 19:00 Uhr c.t. im Casino Gebäude, Renate von Metzler-Saal, Cas 1.801, stattfinden. Sollte eine Präsenzveranstaltung nicht möglich sein, wird der Vortrag digital angeboten werden.  Hierzu wird zeitnah informiert werden.

Das Interview mit Denis Thouard im aktuellen UniReport findet man hier: https://aktuelles.uni-frankfurt.de/gesellschaft/interview-mit-alfred-grosser-gastprofessor-denis-thouard

Die „Alfred Grosser-Gastprofessur für Bürgergesellschaftsforschung“ wurde 2009 auf Initiative der Deutsch-Französischen Gesellschaft von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main gestiftet. Mit dem Projekt sollen die Forschung und der öffentliche Diskurs über die Bürgergesellschaft am Standort Frankfurt vorangebracht und international sichtbar gemacht werden. Alfred Grosser, 1925 in Frankfurt geboren, ist Professor für Politikwissenschaft und Soziologie und international als Publizist tätig. Im November 2009 führte er die Gastprofessur für Bürgergesellschaftsforschung mit drei Vorlesungen zum Thema „Bürgergesellschaft und Demokratie in Deutschland und Frankreich" ein.
www.fb03.uni-frankfurt.de/95802956/Alfred_Grosser_Gastprofessur


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Okt 18 2021
11:04

Erkenntnisse wichtig für die Entwicklung verbesserter Krebstherapien.

Studie vermittelt Einblicke in die Resistenzmechanismen von Leukämiezellen 

FRANKFURT. Eine gemeinsame Studie des Instituts für Medizinische Virologie der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und der School of Biosciences an der University of Kent (Canterbury, Großbritannien) hat zu neuen Erkenntnissen bezüglich der Resistenzmechanismen in Leukämiezellen gegenüber einer vielverwendeten Arzneistoffklasse, den sogenannten Nukleosidanaloga, geführt. Diese Erkenntnisse sind wichtig für die Entwicklung verbesserter Krebstherapien.

Nukleoside sind die Träger der Erbinformation in der DNA. Chemisch veränderte Nukleoside, die sogenannten Nukleosidanaloga, hemmen die DNA-Bildung und induzieren Zelltod in Krebszellen. Das Enzym SAMHD1 vermittelt Resistenz gegenüber einer Reihe unterschiedlicher Nukleosidanaloga. Die von der Frankfurter Stiftung für krebskranke Kinder unterstützte Studie untersuchte das Nukleosidanalogon 2′-C-cyano-2′-deoxy-1-β-D-arabino-pentofuranosyl-cytosine (CNDAC), in der Hoffnung, dass es als SAMHD1-Hemmer Leukämiezellen, die bisher nicht auf eine Therapie ansprechen, zur Behandlung sensibilisieren könnte.

Überraschenderweise stellten die Wissenschaftler jedoch fest, dass CNDAC kein SAMHD1-Hemmstoff ist. Allerdings zeigten die Ergebnisse, dass sich die Resistenzmechanismen gegenüber Nukleosidanaloga zwischen Krebszellen, die von vornherein gegen diese Wirkstoffe unempfindlich sind, und solchen, die ursprünglich empfindlich waren, jedoch im Zuge der Behandlung resistent geworden sind, unterscheiden.

In Leukämiezellen, die von Anfang an unempfindlich waren, waren hohe Spiegel von SAMHD1 hierfür verantwortlich. In Leukämiezellen, die ihre Resistenz gegenüber Nukleosidanaloga erst erworben hatten, verursachte ein anderes Enzym (DCK) verantwortlich, das für die Aktivierung von Nukleosidanaloga in Krebszellen wichtig ist, die Resistenz. Erfreulicherweise waren Leukämiezellen mit erworbener Resistenz gegenüber Nukleosidanaloga nur unempfindlich gegen andere Nukleosidanaloga, die auf dieselbe Weise aktiviert werden, nicht jedoch gegenüber anderen Wirkstoffen. Daher besteht die Hoffnung auf weitere Therapiemöglichkeiten für Patienten, in denen Nukleosidanaloga als Therapie nicht mehr wirksam sind. Diese Erkenntnisse tragen zur Entwicklung zielgerichteter Therapien für Leukämiepatienten bei.

Professor Jindrich Cinatl von der Goethe-Universität sagte: „Es ist sehr ermutigend, dass Resistenzen gegenüber Nukleosidanaloga nicht automatisch auch zu einer verringerten Empfindlichkeit gegenüber anderen Therapien führen. Dies eröffnet potentielle weitere Behandlungsmöglichkeiten für Patienten, bei denen die Standardtherapie nicht mehr wirksam ist.“ Professor Martin Michaelis, University of Kent, sagte: „Das Wissen über die Unterschiede zwischen vorbestehenden und erworbenen Resistenzen ist ein wichtiger Fortschritt für unser Verständnis, warum Krebstherapien manchmal nicht wirksam sind. Diese Erkenntnisse werden zur Entwicklung verbesserter Krebsbehandlungen beitragen.“

The study „Differences between intrinsic and acquired nucleoside analogue resistance in acute myeloid leukaemia cells“ is published by the Journal of Experimental & Clinical Cancer Research (University of Kent's School of Biosciences - Katie-May McLaughlin, Dr Mark N. Wass, Professor Martin Michaelis; Goethe University Frankfurt - Tamara Rothenburger, Dominique Thomas, Yannick Schreiber, Florian Rothweiler, Berna Bilen, Samira Farmand, Denisa Bojkova, Rui Costa, Dr Nerea Ferreirós, Gerd Geisslinger, Thomas Oellerich, Jindrich Cinatl; LMU Munich - Paul R. Wratil, Tamara Pflantz, Oliver T. Keppler; Dana-Farber Cancer Institute - Kirsten Knecht, Katie Digianantonio, Joshua Temple, Yong Xiong – Yale University; Constanze Schneider).

URL: https://jeccr.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13046-021-02093-4 

DOI: 10.1186/s13046-021-02093-4   


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de 

 

Okt 15 2021
15:47

Im neuen UniReport streiten zwei Sprachwissenschaftlerinnen darüber, ob die gendergerechte Sprache noch stärker ins öffentliche Bewusstsein getragen werden sollten. 

Pro und Contra: Gendersprache

FRANKFURT. Bei der Frage, ob und wie Gendersprache die öffentliche Sprachverwendung prägen sollte, sind es nicht unbedingt Linguistinnen oder Linguisten, die in der Debatte den Ton angeben. Der UniReport hat nun aber mal in Form eines „Pro und Contra“ zwei ausgewiesene Expertinnen dazu befragt. Prof. Dr. Marlis Hellinger ist Anglistin, Sprachwissenschaftlerin und Autorin; von 1997 bis zu ihrer Emeritierung 2007 war sie Professorin für Anglistik/Linguistik am Institut für England- und Amerikastudien der Goethe-Universität. Sie sagt: „Vorrangiges Ziel der vielen Empfehlungen und Richtlinien, die im deutschsprachigen Raum seit den 1980er-Jahren von Universitäten, Gleichstellungsbüros, Verlagen usw. publiziert wurden, ist die sprachliche Sichtbarkeit von Frauen und die Vermeidung von Ausdrücken, die Frauen und Männer in stereotypen Geschlechterrollen zeigen - der ‚Chef und seine Sekretärin', ‚Piloten und Stewardessen'.“
Dr. Ewa Trutkowski hält dagegen: „Die generische Interpretation des Maskulinums ist eine Option – sie greift nicht in jedem Kontext und ist sowohl von sozialen Einflussfaktoren abhängig (unter Schlossern gibt es kaum Frauen, im Kosmetikbereich kaum Männer), als auch von sprachlichen: Füge ich dem Stellengesuch nach einem Lehrer eine adressatenorientierte Ansprache à la ‚Sie sind ein erfahrener Pädagoge' an, evoziere ich eher eine spezifisch männliche Interpretation. Beziehe ich mich aber gar nicht auf eine konkrete oder imaginierte Person, wie in ‚Als Lehrer bekommt man eine feste Stelle', liegt die generische Lesart näher.“ Trutkowski ist Sprachwissenschaftlerin mit einem Forschungsschwerpunkt zu Genus und Sexus im Deutschen. Sie ist mit dem Institut für Linguistik der Goethe-Universität assoziiert und arbeitet derzeit als Forscherin an der Freien Universität Bozen.

Weitere Themen im aktuellen UniReport:

-        Zurück zur Präsenz: Prof. Christiane Thompson, Vizepräsidentin für Studium, Lehre und wissenschaftliche Weiterbildung an der Goethe-Universität, über einen sehr besonderen Semesterstart.
-        Die Frankfurter Japanologie feiert 40. Geburtstag: Über eine Rekordnachfrage und Zukunftsideen des Fachs
-        Spaziergang statt Dienstweg: Die Ombudsmänner Bernd Trocholepczy und Andreas Junge setzen sich für eine »Kultur der Zuwendung und Beratung« ein.
-        Klima Politik Wandel. Wie gestalten wir die Zukunft? Rückblick(e) auf die Bad Homburg Conference 2021
-        Adaptive Lernszenarien: KI und digitale Technologien im interdisziplinären Projekt ALI.
-        Erhöhtes Thromboserisiko nach Corona-Impfung: Rolf Marschalek löste das Rätsel mit zwei deutschen Kollegen.
-        Stillstand ist nichts für sie: Porträt der Kunstwissenschaftlerin Verena Kuni.
-        Komplexität verstehen lernen“: Flurina Schneider, Professorin für Soziale Ökologie an der Goethe-Universität, fragt nach der Rolle des Wissens in sozial-ökologischen Transformationsprozessen.
-        Sonja Magnavitas Begeisterung für Afrika: Die Archäologin hat im ersten Corona-Jahr als Professorin an der Goethe-Universität angefangen
-        Internationale Fachkonferenz im Hybrid-Format: Nachbericht zur Frankfurt Cancer Conference 2021.
-        In den Startlöchern: Das Museum Giersch der Goethe-Universität bereitet sich auf die Wiedereröffnung vor.
-        Eine merkwürdige Verwandlung: Johannes Pantel, Altersmediziner an der Goethe-Universität, über seinen ersten Roman „Pigment“ und über Einflüsse und Vorbilder beim Schreiben.
-        Hände eröffnen Menschen den eigenen Zugang zur Welt: Tilman Allert über seine neue Essaysammlung „Zum Greifen nah“.
-        „Denken braucht Zeit“: Denis Thouard, Inhaber der Alfred Grosser-Gastprofessur im Wintersemester 2021/22, spricht im Interview über die heutige Rolle der Geistes- und Sozialwissenschaften, über seine Beschäftigung mit Kant und Schleiermacher und über die Aktualität von Georg Simmel.
-        Streiten ja, aber bitte ohne Beschimpfungen: Erster Abend der neuen Veranstaltungsreihe „StreitClub“ im English Theatre Frankfurt.
-        „Recht erzählen“ ist erst nach seinem Tode erschienen: David von Mayenburg hat das letzte Buch von Michael Stolleis für den UniReport gelesen.
-        Unvoreingenommener Blick auf die arabische Welt: Studierende haben eine Ausstellung über den Kartographen und Mathematiker Carsten Niebuhr konzipiert.

Der UniReport 5/2021 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/107006874.pdf

 

Okt 14 2021
16:04

Goethe-Uni veröffentlicht aktuelles Programm der Frankfurter Bürger-Universität 

Von Afghanistan-Konferenz bis Poetikvorlesung

Das Ziel der Frankfurter Bürger-Universität ist, den Dialog zwischen Wissenschaftler:innen mit Bürger:innen zu fördern. Dazu versammelt das Programm der Goethe-Universität zum Wintersemester 2021/22 wieder ein breites Spektrum von Themen und Veranstaltungen: Es reicht von neuesten Ergebnissen der Covid-19-Forschung über archäologische Forschungen und Gesundheitsforen zu Krebserkrankungen bis hin zur Frankfurter Poetikvorlesung der preisgekrönten Schriftstellerin Judith Hermann.

FRANKFURT. Welche Schlüsse können wir aus dem Afghanistan-Desaster ziehen? Was erfahren wir Neues über den Klimawandel, wenn physikalische, medizinische, philosophisch-ethische Sichtweisen zusammenkommen? In welchem Verhältnis stehen Algorithmen und demokratische Systeme? Und welche Rolle spielen Frauen in der deutschen Literaturgeschichte? Diese und andere Themen greifen die Veranstaltungen im Programm der Bürger-Universität für das Wintersemester 2021/22 auf.

Die Online-Diskussionsreihe der Bürger-Universität, die im Rahmen der Friedrich Merz-Stiftungsgastprofessor stattfindet, widmet sich den medizinischen Erfolgen der Covid-19-Forschung und den gesundheitlichen Folgen der Viruserkrankung. In zwei Talkrunden geben die Virologin Professor Sandra Ciesek und der Pharmazeut und emeritierte Professor Theodor Dingermann sowie der Psychiater Professor Andreas Reif und die Infektiologin Professorin Maria Vehreschild Auskunft zu Chat-Fragen aus dem Publikum.

In weiteren Veranstaltungen der Bürger-Universität geht es unter anderem um die verdrängte Tradition des rechten Terrors, die Politik des Lachens und literarische Kanonprozesse im Umbruch. Führungen auf dem Campus Westend und dem naturwissenschaftlichen Campus Riedberg laden Interessierte ein, die Universität vor Ort kennenzulernen.

In einer Ausstellung des „Museum Giersch der Goethe-Universität“ können Interessierte einen Eindruck vom herausragenden Können der Fotografinnen Nini und Carry Hess bekommen, deren Frankfurter Atelier in der Weimarer Zeit zu den angesehensten in Deutschland gehörte. Der Termin der Ausstellungseröffnung wird noch bekannt gegeben.

Das Programm der Bürger-Universität wird an einschlägigen Stellen in der Stadt ausgelegt und ist auf der Webseite der Goethe-Universität einsehbar unter: http://www.buerger.uni-frankfurt.de/

Die erste Bürger-Universität startete im Jahr 2008. In diesem Jahr kehrte die Goethe-Universität zu ihren Wurzeln als Stiftungsuniversität zurück, als die sie 1914 von Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern gegründet worden war. Seitdem fördert die Bürger-Universität, die unter der Schirmherrschaft des Frankfurter Oberbürgermeisters steht, den lebendigen Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern aus Stadt und Region.


Weitere Informationen
Abteilung PR & Kommunikation
Goethe-Universität
069/798-12481
buergeruni@uni-frankfurt.de


Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de  

 

Okt 14 2021
13:29

Goethe-Universität kehrt im Wintersemester 2021/22 in die Präsenz zurück. 

Campus füllt sich zum Semesterstart wieder mit Leben

FRANKFURT. Für die Studierenden der Goethe-Universität beginnt am 18. Oktober der Vorlesungsbetrieb des Wintersemesters 2021/22. Ein besonderer Semesteranfang für alle Beteiligten, denn die Goethe-Universität kehrt nach drei Semestern mit Distanzlehre weitgehend zum Präsenzbetrieb zurück. Durchschnittlich 75 bis 85 Prozent der Seminare und Vorlesungen werden wieder in Präsenz stattfinden. Es gelten dann im Lehrbetrieb die 3G-Regeln: Studierende müssen einen Negativnachweis (genesen, geimpft oder getestet) erbringen, um Zugang zu Lehrveranstaltungen in Präsenz zu erhalten.

Universitätspräsident Enrico Schleiff freut sich auf den Semesterstart: „Wir werden unseren Studierenden wieder die Möglichkeit geben, auf den Campi der Universität zu studieren. Dazu gehören zum einen ‚reale‘ Veranstaltungen in den Hörsälen und Seminarräumen, der Zugang zu den Bibliotheken, zum anderen aber natürlich auch Treffen mit Kommilitonen auf dem Campus, gemeinsames Essen in der Mensa oder einfach nur in einer Pause den schönen Campus und seine Freiflächen zu genießen.“

Mit erheblichem logistischem Aufwand wird die Goethe-Universität einen sicheren Lehrbetrieb zum Semesterstart ermöglichen: Es erfolgen Zugangskontrollen zu den Gebäuden sowie Stichproben des Negativnachweises. Für Studierende, die nicht geimpft werden können und/oder für die keine allgemeine Impfempfehlung vorliegt, wird es gemäß Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz vom 10. August 2021 auch weiterhin die Möglichkeit zum kostenlosen Antigen-Schnelltest geben. Die Goethe-Universität bietet weiterhin in Zusammenarbeit mit der Stadt Termine mit dem Impfmobil auf den Campi an. Diese Angebote können von allen Studierenden genutzt werden. Insbesondere angesprochen sind damit auch internationale Studierende, die sich noch nicht impfen lassen konnten oder deren Impfstoff in der EU nicht anerkannt wird.

Um allen Studierenden einen sicheren Studienstart zu gewähren, musste noch einmal auf die große Unistart-Messe in Präsenz verzichtet werden, zu der normalerweise 5-10.000 Studierende anreisen. Die Unistart-Messe am 14. Oktober findet daher nochmal rein digital statt. Universitätspräsident Enrico Schleiff verspricht: „Spätestens im kommenden Sommersemester, wenn die Pandemie dann hoffentlich weitgehend Vergangenheit sein wird, werden wir mit allen Universitätsangehörigen eine große Campus-Party feiern.“

Zum Wintersemester verzeichnet man an der Goethe-Universität wieder über 7.000 Erstsemester. Stark nachgefragt waren unter anderem wieder die Fächer Rechtswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Psychologie und Pharmazie. Die Gesamtstudierendenzahl dürfte bei über 44.000 liegen. Damit sind die Studierendenzahlen weiterhin auf dem von der Hochschulrektorenkonferenz prognostizierten Hochplateau. Die Inlandsnachfrage ist auch in Coronazeiten ungefähr gleichgeblieben, nur die Zahl der Bildungsausländer (ausländische Studierende an deutschen Hochschulen, die ihre Hochschulzugangsberechtigung nicht an einer Schule in Deutschland oder einer deutschen Schule im Ausland erworben haben), ist zurückgegangen, was mit der eingeschränkten Mobilität erklärbar ist.

Aktuelle Informationen für Studierende zum Präsenzsemester unter https://www.uni-frankfurt.de/106245504/H%C3%A4ufig_gestellte_Fragen


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Okt 13 2021
15:20

Soziologe lehrte und forschte über 30 Jahre in Frankfurt. Habermas-Assistent und Begründer der „objektiven Hermeneutik“ 

Goethe-Universität trauert um Ulrich Oevermann

FRANKFURT. Die Goethe-Universität trauert um den Soziologen und Sozialpsychologen Prof. Dr. Ulrich Oevermann, der am vergangenen Montag in Bern im Alter von 81 Jahren verstorben ist. Nach dem Soziologiestudium in Freiburg und München war er wissenschaftlicher Assistent am Frankfurter Lehrstuhl für Philosophie und Soziologie von Prof. Dr. Jürgen Habermas, wo er auch mit seiner Dissertation „Sprache und soziale Herkunft.Ein Beitrag zur Analyse schichtenspezifischer Sozialisationsprozesse und ihrer Bedeutung für den Schulerfolg“ promoviert wurde. 1977 erhielt Oevermann den Ruf auf die Professur für Soziologie mit dem Schwerpunkt Sozialpsychologie an der Goethe-Universität; über 30 Jahre hatte er die Professur inne, 2008 wurde er emeritiert. Gastprofessuren führten ihn parallel nach Paris, Bern, Wien und Innsbruck. Oevermann begründete eine eigene Methodologie der objektiven Hermeneutik, die sich mit den Sinnstrukturen der Welt beschäftigt. Bestehend aus Sequenzanalyse und hypothesengeleiteter Strukturgeneralisierung ermöglicht sie es, naturwüchsige Protokolle kontrolliert auszuwerten und zu interpretieren. Die Schwerpunkte von Oevermanns Forschung lagen in der Religions- und Familiensoziologie sowie in der Theorie der Professionalisierung.

Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff sagt: „Die Goethe-Universität trauert um ihr langjähriges Mitglied Professor Dr. Ulrich Oevermann. Der Soziologe war der Goethe-Uni zutiefst verbunden: So wirkte er hier als Assistent von Jürgen Habermas, so folgte er – vom MPI für Bildungsforschung in Berlin kommend – 1977 einem Ruf auf eine Professur an der Goethe-Universität. Ulrich Oevermann bereicherte bis zu seiner Emeritierung 2008 (und weit darüber hinaus) die Wissenschaft: Ein herausragender Intellektueller und Hochschullehrer, der sein individuelles Denken objektivierte, zu einer allgemein anwendbaren Methode zu machte. Ein Universitätsprofessor, der Feuer und Flamme für die Lehre in seinen Lehrveranstaltungen war. Ein Mensch, der in anderen das Licht zur Erkenntnis sowie das Feuer der Begeisterung entzündete. Seine Interpretationen waren atemberaubend: Die Weite seiner Quellen, die Tiefe und Evidenz seiner Erkenntnisse – aus den unscheinbarsten Passagen konnte er wirklich Erstaunliches freilegen, reichste Kenntnisse gewinnen. Von der Kritischen Schule kommend, hat er seine eigene Schule gegründet: Die objektive Hermeneutik. Mit dieser hat er – den Geist der heutigen Zeit vorwegnehmend – nicht nur in academia gewirkt, sondern auch aus dieser heraus. Mit Ulrich Oevermann verliert die Goethe-Universität einen Gelehrten, einen höchst individuellen Denker, der stets dafür kämpfte, andere an seinem Intellekt teilhaben zu lassen.“

Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink, Dekanin des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften, betont: „Der Fachbereich Gesellschaftswissenschaften trauert um den langjährigen Kollegen Professor Dr. Ulrich Oevermann. Ulrich Oevermann hat hier Generationen von Studierenden und Doktorand*innen seine Art, Soziologie zu betreiben, in stunden-, ja nächtelangen Seminaren nahegebracht. Die von ihm entwickelte ‚objektive Hermeneutik‘ als Sozialtheorie und sozialwissenschaftliche Methode hat zahllose Vertreter*innen dieser spezifischen wissenschaftlichen Praxis hervorgebracht, von denen einige auch heute noch in Frankfurt aktiv sind. Mir persönlich ist Ulrich Oevermann in lebendiger Erinnerung geblieben. Ich denke dabei an seine vehemente Kritik an der Standardisierung der Ausbildung von Doktorand*innen oder an seine Begeisterung für schulpraktische Studien in ihrer (selbst)reflexiven Form. Bei seiner Abschiedsvorlesung im AfE-Turm – an einem Nachmittag im Sommer, die Klimaanlage war mal wieder ausgefallen – orientierte er sich an dem Dreischritt von Entdeckungs-. Begründungs- und Verwendungszusammenhang. Nach ca. einer Stunde war er gerade mal am Ende des Entdeckungszusammenhangs angekommen - die große Menge an aufmerksamen Zuhörer*innen hielt aber durch. Wir trauern mit seiner Familie und seinen Freund*innen.“

Prof. Dr. Alexander Schmidt-Catran, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Soziologie, betont: „Prof. Dr. Ulrich Oevermann hat das, was heute weltweit als die Frankfurter Schule bekannt ist, entschieden mitgeprägt. Als Begründer der objektiven Hermeneutik prägt er die Soziologie bis heute. Er war ein leidenschaftlicher und engagierter Vertreter seines Faches und wurde auch von Studierenden geschätzt. Wir trauern mit seiner Familie und seinen Freunden um einen langjährigen und geschätzten Kollegen.“


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Okt 12 2021
12:19

Antrittsvorlesung von Flurina Schneider an der Goethe-Universität Frankfurt 

Erste Professur für Soziale Ökologie und Transdisziplinarität in Deutschland

FRANKFURT. Zum Wintersemester 2021/22 tritt die wissenschaftliche Geschäftsführerin und Sprecherin der Institutsleitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Flurina Schneider, ihre Professur für Soziale Ökologie und Transdisziplinarität an der Goethe-Universität Frankfurt an. Die Kooperationsprofessur des außeruniversitären Forschungsinstituts ISOE und der Universität ist die erste mit dieser Ausrichtung in Deutschland. Die Antrittsvorlesung „Forschung für nachhaltige Entwicklung – von Wissensprozessen und Gestaltungsoptionen“ findet am 20. Oktober 2021 auf dem Campus Riedberg statt.

Die Soziale Ökologie ist ein noch vergleichsweise junges Wissenschaftsgebiet, das sich in den letzten Jahrzehnten als zentral für die Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung erwiesen hat und jetzt erstmals mit einer Professur Eingang in die universitäre Lehre findet. Die Soziale Ökologie untersucht die Beziehungen zwischen Gesellschaft und Natur und fragt, wie diese Beziehungen nachhaltiger gestaltet werden können. Der Rolle von Wissensprozessen wird dabei besondere Bedeutung zugemessen. „Auf der Suche nach wissenschaftlich fundierten Lösungen für Herausforderungen wie den Klimawandel oder den Verlust der Artenvielfalt ermöglicht die Soziale Ökologie mit ihrem transdisziplinären Ansatz gemeinsame Lernprozesse zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Deshalb nimmt sie eine Schlüsselrolle in der Nachhaltigkeitsforschung ein“, sagt Flurina Schneider, die am 20. Oktober 2021 ihre Antrittsvorlesung an der Goethe-Universität Frankfurt halten wird.

Kooperation von ISOE und Goethe-Universität in Forschung, Lehre und Transfer
In Deutschland wurde die Soziale Ökologie wesentlich vom ISOE entwickelt, das dieses transdisziplinäre Wissenschaftsgebiet forschungsprogrammatisch konzipiert hat. „Ich freue mich sehr, die erste Professur auf diesem wichtigen Wissenschafts- und Forschungsgebiet in Deutschland an der Goethe-Universität Frankfurt besetzen können“, sagt die wissenschaftliche Geschäftsführerin des ISOE, Flurina Schneider. Mit der Kooperationsprofessur Soziale Ökologie und Transdisziplinarität, die auf Initiative des außeruniversitären Frankfurter Forschungsinstituts entstanden und am Fachbereich Biowissenschaften angesiedelt ist, intensiviert das ISOE seine langjährige Kooperation mit der Goethe-Universität in Forschung, Lehre und Transfer. Schon seit 2008 lehren Wissenschaftler*innen des ISOE im Rahmen des Umweltmasters an der Goethe-Universität zu theoretischen Konzepten, Methoden und empirischen Anwendungsfeldern der sozial-ökologischen Forschung.

Bildungsauftrag für nachhaltige Entwicklung in der Lehre verankern
Mit der Professur reagieren ISOE und Goethe-Universität auch auf die wachsende Nachfrage auf dem Gebiet der Nachhaltigkeitsforschung und damit verbundener Forschungsmethoden. „Wir nehmen als Universität den Auftrag, Bildung für nachhaltige Entwicklung in unseren Studiengängen zu verankern, sehr ernst“, sagt Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt. „Wir freuen uns deshalb außerordentlich, mit Flurina Schneider eine international vernetzte Expertin der Transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung als Professorin für diesen deutschlandweit einzigartigen Lehrstuhl zu gewinnen. Ihre Expertise in wissenschaftlichen Grundlagen und Methoden für sozial-ökologische Transformationsprozesse und nachhaltige Entwicklung ist nicht nur eine große Bereicherung für unser Lehrangebot, sondern zugleich für die ganze Universität: Nachhaltigkeit im Sinne der Bewahrung natürlicher Lebensgrundlagen und des Klimaschutzes ist eine Herzensangelegenheit für uns in Forschung, Lehre und Verwaltung.“

Professorin mit weitreichender Expertise in Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung
Die Schweizer Nachhaltigkeitsforscherin Flurina Schneider ist seit 1. April 2021 wissenschaftliche Geschäftsführerin und Sprecherin der Institutsleitung des ISOE. Sie hat die Nachfolge von Thomas Jahn angetreten, der das ISOE 1989 mitbegründet hat. Schneider hat sich 2016 zum Thema transdisziplinäre und transformative Forschung für Nachhaltige Governance von natürlichen Ressourcen mit Blick auf Generationengerechtigkeit an der Universität Bern habilitiert, wo sie seit 2010 als Wissenschaftlerin und Leiterin des Forschungsclusters Landressourcen beschäftigt war. Ihr wissenschaftliches Tätigkeitsgebiet erstreckt sich über weite Bereiche der Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung: von bodenschonenden Anbausystemen und Qualitätssicherung von Öko-Produkten über Gerechtigkeit im Bereich Land- und Wasser-Governance bis hin zu Forschungsprojekten, die sich explizit mit der Rolle von transdisziplinärer Wissensproduktion in Nachhaltigkeitstransformationen beschäftigen.

Bedeutung von Wissen in Nachhaltigkeitsprozessen
Als einen ihrer Schwerpunkte in Forschung und Lehre setzt Flurina Schneider die Frage nach der Rolle von Wissen in Nachhaltigkeitstransformationen, die sie auch in ihrer Antrittsvorlesung thematisieren wird. „Es ist entscheidend zu verstehen, durch welche Mechanismen sich wissenschaftliches Wissen in gesellschaftliches Handeln übersetzt und welche Arten von Wissen benötigt werden, damit sozial-ökologische Transformationen auch wirklich gelingen können“, sagt Schneider. Einen weiteren Schwerpunkt wird sie Fragen der Umweltgerechtigkeit zwischen den Generationen, aber auch zwischen den Ländern des globalen Nordens und Südens widmen. „Ich freue mich sehr darauf, den Studierenden den Zugang zu all den komplexen Fragen und Herausforderungen der Nachhaltigkeitsforschung zu ermöglichen.“


Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Flurina Schneider
„Forschung für nachhaltige Entwicklung – von Wissensprozessen und Gestaltungsoptionen“
20. Oktober 2021, ab 13.00 Uhr. Hörsaal 2 des Otto-Stern-Zentrums auf dem Campus Riedberg der Goethe-Universität Frankfurt.
Anmeldung: Aufgrund der Corona-Regeln ist die Anmeldung für externe Besucher*innen ohne Goethe-Card zwingend bis 15. Oktober 2021, 12 Uhr erforderlich. Bitte wenden Sie sich per Email an Office(at)bio.uni-frankfurt.de


Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:
Prof. Dr. Flurina Schneider
Tel. +49 69 7076919-0
flurina.schneider@isoe.de 

Pressekontakt:
Melanie Neugart
Tel. +49 69 7076919-51
neugart@isoe.de


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Okt 11 2021
12:11

Prof. Severin Irl und Kollegen warnen vor massivem Artensterben

Artenvielfalt auf den Inseln ist extrem bedroht

Inseln machen nur 7 Prozent der weltweiten Landfläche aus – doch sie beherbergen 20 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten. Diese Vielfalt ist extrem bedroht. In einem Beitrag in der Zeitschrift „Global Ecology and Conservation“ beschreibt Biogeograph Prof. Severin Irl von der Goethe-Universität zusammen mit Kollegen den Ist-Zustand der Artenvielfalt.   

FRANKFURT. Inseln tragen erheblich zur globalen Biodiversität bei. Hier leben nicht nur überproportional viele unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten; sogar 50 Prozent aller vom Aussterben bedrohter Arten leben hier, und drei Viertel aller dokumentierten, ausgestorbenen Arten waren hier beheimatet. In der jüngsten Ausgabe von „Global Ecology and Conservation“ beschreiben die Mitglieder des Leitungsgremiums der 2020 gegründeten Society of Island Biology (SIB), zu denen auch der Frankfurter Biogeograph Prof. Severin Irl gehört, den Zustand der Artenvielfalt auf Inseln weltweit. Die Ökosysteme auf Inseln stehen durch menschliche Aktivitäten stark unter Druck.

Durch die Isolation vom Festland haben sich auf Inseln einzigartige Pflanzen- und Tierspezies entwickelt, sogenannte endemische Arten, die weltweit nur auf den jeweiligen Inseln oder Archipelen vorkommen. Diese Arten sind oft besonders durch menschliche Einflüsse wie Übernutzung von Ökosystemen, Habitatzerstörung (z.B. durch die Umwandlung in landwirtschaftliche Nutzflächen), die Einführung von nicht-heimischen, invasiven Arten und den Klimawandel bedroht. Die auf Inseln lebenden Arten können sich aber auch u.a. wegen fehlender Anpassungsstrategien an Fressfeinde häufig schlechter an Veränderungen der natürlichen Ökosysteme anpassen als Arten auf dem Festland. Diese erhöhte Vulnerabilität hat dazu geführt, dass mindestens 800 Arten auf Inseln in den vergangenen 500 Jahren unwiderruflich verloren gegangen sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Art auf einer Insel in der Zukunft aussterben wird, ist zwölfmal höher als bei einer Art auf dem Festland. „Wenn es so weitergeht, ist klar, dass Inseln den Großteil der in Zukunft ausgestorbenen Arten tragen werden“, sagt Prof. Severin Irl.

Die neugegründete SIB sieht sich als internationales Sprachrohr für die Belange von Arten auf Inseln. Im Artikel schlagen die Autoren um den Präsidenten der SIB Prof. José María Fernández-Palacios von der Universidad de La Laguna auf Teneriffa konkrete Maßnahmen vor, wie weiteres Aussterben verhindert werden kann und wie Naturschutzbelange mit den Belangen der dort lebenden Menschen in Einklang gebracht werden können. Als Grundlage wird ein vollständiges Inventar der Arten auf Inseln benötigt. Dass ein solches oft fehlt, erschwert die Entwicklung geeigneter Naturschutzkonzepte. Zugleich sind konkrete Naturschutzmaßnahmen für akut vom Aussterben bedrohte Arten und deren natürliches Habitat unabdingbar. Alle Maßnahmen müssen in einem sozio-ökologischen Kontext unter Einbeziehung der Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung geschehen, die als Bewahrer der Biodiversität fungieren und mit der Wissenschaft entsprechende Kapazitäten aufbauen sollten.

Publikation: Fernández-Palacios, J.M., Kreft, H., Irl, S.D.H., Norder, S., Ah-Peng, C., Borges, P.A.V., Burns, K.C., de Nascimento. L., Meyer, J.-Y., Montes, E. & Drake, D.R. (2021) Scientists' warning – The outstanding biodiversity of islands is in peril. Global Ecology and Conservation, 31: e01847 https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2351989421003978?via%3Dihub

Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/106799499

Bildtext:
Karte mit Arten (Abb. aus: Fernández-Palacios et al. 2021)
Die Society of Island Biology (SIB) widmet sich der gefährdeten Artenvielfalt auf Inseln. (Copyright Logo: SIB)
Prof. Severin Irl forscht an der Goethe-Universität zu endemischen Arten. (Copyright: Andrea Achatz)

Weitere Informationen
Prof. Severin Irl (Biogeographie und Biodiversität, Institut für Physische Geographie, FB11)
https://www.uni-frankfurt.de/71993212/ir


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de