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Für die anstehende Runde der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder bewirbt sich die Goethe-Universität Frankfurt mit vier neuen Clustern zu den Forschungsthemen Vertrauen im Konflikt (CONTRUST), Infektion und Entzündung (EMTHERA), Ursprung der Schweren Elemente (ELEMENTS) und zelluläre Architekturen (SCALE). Die Anträge vereinen die Kompetenzen und zukunftsweisenden Ideen der Goethe-Universität mit denen der Kolleg:innen des Verbunds der Rhein-Main-Universitäten (RMU) und weiterer Partner der vier großen Organisationen der außeruniversitären Forschung. Der seit 2019 bestehende Exzellenzcluster Cardiopulmonary Institute wird im kommenden Jahr direkt einen Vollantrag einreichen.
FRANKFURT. Prof.
Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität, freut sich auf den
Exzellenzwettbewerb: „Wir gehen mit vier neuen, herausragenden und höchst
spannenden Projekten und unserem bestehenden, einzigartigen Cluster in den
Wettbewerb um die Förderung als Exzellenzcluster. In den Projekten aus allen
Forschungsbereichen an der Goethe-Universität adressieren wir brennende
Forschungsthemen: Es geht darum, wie wir in unserer Gesellschaft mit Konflikten
umgehen und in dieser schwiegen Zeit Vertrauen schaffen. Wir arbeiten an einem
grundsätzlich neuen Verständnis der Struktur-Funktionsbeziehung von Zellen, das
die vielfältigen Funktionen unserer Zellen beschreibt. Wir entwickeln neue,
erkenntnisbasierte Ansätze zur Behandlung von Krankheiten des
Herz-Kreislaufsystems und der Lunge oder für komplexe Erkrankungen, bei denen unser
Immunsystem aus den Gleisen gerät. Und wir werden die Frage nach dem Wie der
Entstehung des Sternenstaubs beantworten.“
Präsident Schleiff hebt die Bedeutung der Rhein-Main-Universitäten
bei der Konzeption der Forschungscluster hervor: „Im Rhein-Main-Gebiet bilden
wir mit der Goethe-Universität Frankfurt, der Johannes-Gutenberg-Universität
Mainz, der Technischen Universität Darmstadt und den zahlreichen erstklassigen
außeruniversitären Instituten und forschenden Unternehmen eine integrierte
Wissenschaftsregion, die eine in Deutschland einzigartige Expertise auf
kleinstem Raum vereint und so global sichtbar macht. Mit diesem Pfund können
wir in der Exzellenzinitiative wuchern, und die Anträge wären ohne diese
Partnerschaften nicht entstanden.“
Alle fünf Cluster sind tragende Säulen des Forschungsprofils der
Goethe-Universität und wurden in enger Anbindung an die Gesamtstrategie
entwickelt. Die vier neuen Cluster haben in einem vom Präsidium verantworteten,
qualitätsgetriebenen Auswahlverfahren und begleitet durch ein von der
Goethe-Universität bestelltes „International Scientific Advisory Board“ (ISAB)
Antragsskizzen erarbeitet. Die Antragsskizzen wurden jetzt bei der Deutschen
Forschungsgemeinschaft eingereicht und werden in den kommenden Monaten durch Gutachtergremien
geprüft, bevor die Cluster im kommenden Jahr Vollanträge einreichen dürfen. Die
Förderung als Exzellenzcluster beginnt nach einem zweistufigen
Evaluationsprozess im Jahr 2026.
CONTRUST: Vertrauen im Konflikt – Politisches
Zusammenleben unter Bedingungen der Ungewissheit. Konflikte sind in
gesellschaftlichen Kontexten unumgänglich, aber dennoch funktioniert das
Zusammenleben. Eine wichtige Rolle spielt hier das Vertrauen. Es gibt uns die
Gewissheit, dass Auseinandersetzungen nicht eskalieren, dass sich das jeweilige
Gegenüber an Regeln hält, dass Institutionen uns gegen Überschreitungen
absichern und dass die soziale Welt als ganze so stabil ist, dass wir unser
Handeln in ihr sinnvoll orientieren können. Wie sich dieses Vertrauen bildet und
was seine Ursprünge sind, untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
in CONTRUST.
Prof. Luciano Rezzolla, Sprecher des Clusters ELEMENTS, wünscht seinen
Kolleginnen und Kollegen von CONTRUST viel Erfolg im Wettbewerb: „Wie Vertrauen
im Konflikt erhalten oder neu geschaffen werden kann, ist eine fundamentale
Frage unserer vielgestaltigen Gesellschaften und politischen Systeme. Ich freue
mich, dass in CONTRUST einige der brillantesten Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler dieses Forschungsfelds hier Antworten finden werden.“
Projektpartner:
Goethe-Universität Frankfurt (Antragstellerin)
Leibniz-Institut Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung,
Frankfurt
Website: https://contrust.uni-frankfurt.de/
EMTHERA: Emerging Therapeutics. Zu den größten
medizinischen Herausforderungen der globalen Gesundheit gehören Infektions- und
Entzündungskrankheiten sowie Störungen des Immunsystems, die den gesamten
menschlichen Körper betreffen. Die Prozesse sind wissenschaftlich nicht gut
verstanden, was zu einer großen Zahl von Therapieversagen führt. EMTHERA sucht
nach neuen Ansätzen zur Erforschung dieser Krankheiten und zur Entwicklung
neuartiger Therapien. Dabei setzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
auf mRNA-basierte Verabreichungsformen, auf Wirkstoffe, die gezielt
krankheitsrelevante Proteine abbauen und auf computergestützte und
nanotechnologische Anwendungen. Prof.'in Inga Hänelt, Sprecherin des
Clusters SCALE, hebt die Bedeutung von EMTHERA als translationalen Cluster
hervor: „EMTHERA ist eine Kooperation im Rahmen des Verbunds der
Rhein-Main-Universitäten und ein weiteres Leuchtturmprojekt, das die
grundlagenorientierte Erforschung molekularer Zusammenhänge der
Krankheitsentstehung eng mit der Entwicklung neuartiger Therapien verzahnt.“
Projektpartner:
Goethe-Universität Frankfurt (Antragstellerin)
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (weitere Antragstellerin)
Fraunhofer-Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie (ITMP), Frankfurt
Helmholtz-Institut für Translationale Onkologie (HI-TRON), Mainz
Institute for Molecular Biology (IMB), Mainz
Max-Planck-Institut für Polymerforschung, Mainz
Max-Planck-Institut für Biophysik, Frankfurt
Website: https://www.emthera.de/
ELEMENTS: Exploring
the Universe from Microscopic to Macroscopic Scales. Unsere Welt ist aufgebaut aus
verschiedenen Atomsorten, den Elementen. Vom leichten Wasserstoff bis hinauf
zum Eisen entstehen diese Elemente in Sternen wie unserer Sonne. Auf welche
Weise sich jedoch die viel selteneren, schweren Elemente wie etwa Gold oder
Platin bilden, untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei
ELEMENTS, indem sie die mikroskopischen Maßstäbe von Elementarteilchen mit den
makroskopischen Maßstäben astrophysikalischer Objekte wie etwa den
Neutronensternen verbinden. Prof. Vinzenz Hediger, Sprecher des Clusters
CONTRUST, ist überzeugt: „Das Vorzeigeprojekt ELEMENTS, eine Kooperation
innerhalb des Verbunds der Rhein-Main-Universitäten mit der TU Darmstadt,
schließt die Lücke zwischen Experimenten, Beobachtungen und Theorie und wird
das Verständnis von Materie unter extremen Bedingungen deutlich erweitern.“
Projektpartner:
Goethe-Universität Frankfurt (Antragstellerin)
Technische Universität Darmstadt (weitere Antragstellerin)
GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung, Darmstadt
Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS)
Max-Planck-Institute für Radioastronomie, Bonn
Website: https://elements.science/
SCALE: Subcellular
Architectures of Life. Zellen bestehen aus Milliarden von
Molekülen, die von Einzelmolekülen über große Molekülkomplexe bis hin zu
Organellen organisiert sind. Zwar sind die Funktionen vieler einzelner Moleküle
bekannt, doch ist noch vielfach unklar, wie die Architektur im Innern einer
Zelle entsteht, funktioniert und wie die Teile interagieren.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von SCALE wollen die
Selbstorganisationsprinzipien der Zelle aufdecken und eine räumlich wie
zeitlich hochaufgelöste Simulation der Zelle erstellen, um besser zu verstehen,
wie Zellen wirklich funktionieren und wie ihre verschiedenen „Maschinen“
zusammenarbeiten. Prof.
Ivan Đikić, Sprecher des Clusters EMTHERA,
hebt hervor: „Die Spitzentechnologien, die die Kolleginnen und Kollegen bei
SCALE ständig weiterentwickeln, werden in Kombination mit dem herausragenden
wissenschaftlichen Konzept eine All-Atom-Simulation großer Zellsegmente mit
langfristiger Vorhersagekraft ermöglichen. Dies wird unser Verständnis der
zellulären Struktur-Funktionsbeziehung auf ein neues Niveau heben und die
molekulare Zellforschung entscheidend weiterbringen.“
Projektpartner:
Goethe-Universität Frankfurt (Antragstellerin)
Max-Planck-Institut für Biophysik, Frankfurt
Max-Planck-Institut für Hirnforschung, Frankfurt
Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS)
Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik, Dresden
Universität des Saarlandes, Homburg
Website: https://scale.logs-development.com
CPI: Cardiopulmonary Institute. Erkrankungen des
Herz-Kreislaufsystems gehen häufig einher mit Lungenkrankheiten. Weltweit sind
sie die häufigsten Todesursachen. Ziel des Exzellenzclusters ist es zu
verstehen, welche molekularbiologischen Prozesse dem Funktionieren dieser Organe
und ihrem Versagen bei Erkrankungen zugrunde liegen. Dazu entwickeln die
CPI-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler im hochschulübergreifenden CPI
Modellsysteme von Zellkulturen bis zu Tiermodellen und kombinieren die
Ergebnisse mit Untersuchungsdaten von Patient:innen, um neue Therapieansätze zu
finden. Der Cluster wurde erstmals als „Excellence Cluster Cardio-Pulmonary
System“ von 2006 bis 2018 gefördert und konnte sich 2019 erneut als
Exzellenzcluster Cardiopulmonary Institute durchsetzen.
Projektpartner:
Goethe-Universität Frankfurt und
Justus-Liebig-Universität Gießen (gemeinsame Antragstellerinnen)
Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung, Bad Nauheim
Universitätsmedizin Göttingen
Derzeitige Förderung als Exzellenzcluster: 2019 – 2025 (45 Millionen Euro)
Website: https://www.cpi-online.de/
Ein Zufallsfund mit Seltenheitswert, der auf neue Erkenntnisse hoffen lässt
Nach Kohleresten gesucht, Kupferbarren gefunden: Irini Biezeveld und Jonas Kluge haben bei einer Routinegrabung in Oman erlebt, wie überraschend die Archäologie sein kann. Ihr Zufallsfund mit Seltenheitswert wird weitere Forschungen zur Folge haben.
FRANKFURT. Ein
Hinweis aus der lokalen Bevölkerung hatte die Frankfurter Archäologen in die
Gegend in der Nähe der Stadt Ibra in Oman geführt, wo sie mehrere Siedlungen
vorfanden. Irini Biezeveld und ihr Mitdoktoranden Jonas Kluge hielten sich zu
einer von der Deutschen Orient-Gesellschaft finanzierten sechswöchigen
Feldforschung und unter Aufsicht des Ministeriums für Kulturerbe und Tourismus
von Oman im Gouvernement North Sharqiyah in dem Land im Osten der Arabischen
Halbinsel auf. Sie dokumentierten die sichtbaren Gebäude, danach legten sie
Testschnitte im Gelände an. Mit Hilfe etwaiger Holzkohlefunde wollten sie die
Siedlung datieren. Da kam etwas Grünes zum Vorschein: Ein außen korrodierter
Kupferklumpen, bestehend aus drei einzelnen Barren in der Form eines runden
Kegels. „Ein solcher Fund ist äußerst selten“, sagt PD Dr. Stephanie Döpper,
die die beiden Doktoranden wissenschaftlich betreut. Der 1,7 Kilogramm schwere
Fund sei von den Anwohnern vermutlich aus Versehen zurückgelassen worden, als
die Siedlung aufgegeben wurde – aus welchen Gründen auch immer.
Die Siedlung, die Biezeveld und Kluge identifizierten, stammt aus
der Frühen Bronzezeit (ca. 2600-2000 v. Chr.). In dieser Zeit war das Gebiet
des heutigen Oman einer der wichtigsten Produzenten für Kupfer für das antike
Mesopotamien im heutigen Irak sowie die Indus-Kultur im heutigen Pakistan und
Indien. Nur hier kam in größerem Umfang Kupfererz vor. Zu Kupferbarren
gegossen, war es ein begehrtes Handelsgut, wie nicht zuletzt Keilschrifttexte
aus Mesopotamien belegen. Da die Kupferbarren in der Regel zu Werkzeugen und
anderen Gegenständen weiterverarbeitet wurden, werden sie bei archäologischen
Ausgrabungen nur sehr selten angetroffen. Umso überraschender war der Fund
gleich mehrerer solcher Barren in der frühbronzezeitlichen Siedlung.
Die Kupferbarren haben eine für die Zeit typische plankonvexe
Form, die dadurch entstanden ist, dass das flüssige Kupfer in kleine tönerne
Tiegel gegossen wurde. Der Fund der Kupferbarren ermöglicht es, mehr über die
Rolle Omans in den interregionalen Handelsbeziehungen während der Frühen
Bronzezeit, sowie die schon damals bekannten Technologien der
Metallverarbeitung zu erfahren. Die Verhüttung von Kupfer erfordert sehr viel
Brennmaterial, was in einer so trockenen und vegetationsarmen Gegend wie Oman
eine große Herausforderung dargestellt haben dürfte. Zu erforschen, wie die
Menschen in der Frühen Bronzezeit mit ihren begrenzten Ressourcen umgegangen
sind und ob ihnen eine nachhaltige Nutzung möglich war, ist eine der Fragen,
die im weiteren Verlauf des Projektes beantwortet werden sollen.
Dass das neu entdeckte Dorf in engem Kontakt und Austausch mit dem
indischen Subkontinent stand, beweisen auch mehrere Keramikscherben sogenannter
„black-slipped jars“, große Vorratsgefäße der Indus-Kultur, die ebenfalls dort
entdeckt wurden. Offenbar war sogar eine kleine, eher ländlich geprägte
Siedlung im Zentraloman in ein System das interregionalen Handels und
Austausches eingebunden.
Die Ausgrabungen erfolgten in Zusammenarbeit mit dem Ministry of
Heritage and Tourism des Sultanats Oman und wurden von der Deutschen
Orient-Gesellschaft finanziell unterstützt.
Bilder zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/138045481
Bildtexte:
Bild
1: Luftaufnahme des zentralen Teils des Fundortes von Südwesten. (Foto: Conrad
Schmidt)
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2: Gut erhaltenes Umm an-Nar-zeitliches Wohngebäude. (Foto: Jonas Kluge)
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3: Reste von drei Kupferbarren während der Ausgrabung. (Foto: Jonas Kluge)
Bild
4: Detailaufnahme der durch Korrosion zusammenhängenden plankonvexen Barren.
(Foto: Conrad Schmidt)
Weitere Informationen
Jonas
Kluge
Doktorand
Institut für Archäologische Wissenschaften, Abt. I: Vorderasiatische
Archäologie und Klassische Archäologie
Goethe-Universität Frankfurt
069-798-32320
kluge@em.uni-frankfurt.de
Twitter-Handle: @JonasbKluge
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Goethe-Universität startet mit zukunftsweisendem Forschungsfeld auf dem früheren Biocampus / Erste Veranstaltung am 12. Juni
Die Goethe-Universität Frankfurt macht einen bedeutenden Schritt hin zur Weiterentwicklung rechner-, daten- und algorithmenbasierter Methoden: Das „Center for Critical Computational Studies“ (kurz C3S) nimmt seine Arbeit auf. Es schafft ein zukunftsweisendes Forschungs-, Lehr- und Transferumfeld. So können Systemverständnisse domänenübergreifend vertieft und der (post)digitale Wandel nachhaltig und gerechtfertigt gestaltet werden. Das C3S wird den früheren Biocampus an der Siesmayerstraße neu beleben.
FRANKFURT. Die „Critical Computational Studies“ sind ein wegweisendes Forschungsfeld. Sie zielen darauf, computationale – also rechner-, algorithmen- und datengestützte – Methoden zu fundieren, zu entwickeln und anzuwenden. Dabei werden stets auch die Wechselwirkungen zwischen Mensch, Gesellschaft und Technologie in den Blick genommen. Mit dieser Verschränkung des Computationalen und des Kritischen will die Goethe-Universität auch die Chancen und Herausforderungen (post)digitaler Transformationen verstehen und letztere aktiv mitgestalten. Das neu geschaffene Zentrum nimmt hierbei eine führende Rolle ein.
Prof. Dr. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität, zeigt
sich erfreut, dass es nun losgeht: „Das von mir in meinem
Präsidentschaftswahlkampf skizzierte Vorhaben eines neuen ‚Center for Critical
Computational Studies' zur Eröffnung neuer Wege in die Digitalität wird nun in
die Tat umgesetzt. Mit dem Center unterstreichen wir unser Bekenntnis zur
Spitzenforschung und Methodenentwicklung und auch die Annahme unserer
Verantwortung zur Ausgestaltung des (post)digitalen Zeitalters. Dazu soll die
Entwicklung effektiver computationaler Methoden erheblich ausgebaut und der Weg
für eine verantwortungsvolle Nutzung solcher Technologien geebnet werden. Das
Zentrum wird ein Katalysator für innovative Ideen und wegweisende Forschung
sowie ein Ort für bereits aktive und neue Kolleg*innen der Goethe Universität
sein. Zudem bekennen wir uns zur nachhaltigen Nutzung von Bestandsgebäuden,
denn das Zentrum wird – ein zweites zentrales Wahlkampfversprechen für meine
Amtszeit – durch Reaktivierung des ehemaligen Biocampus in der Siesmayerstraße
ermöglicht. Ein großer Coup für die Goethe-Universität und Frankfurt. Ich
wünsche den Direktor*innen ein glückliches Händchen und Weitblick – gerade die
ersten Schritte sind entscheidend.“
Das vierköpfige Gründungsteam kommt aus den Bereichen der
Geistes-, Sozial-, Lebens- und Computerwissenschaften. Nicht nur das
verdeutlicht den inter- und transdisziplinären Anspruch des Zentrums. In den nächsten
zwei Jahren wird das Zentrum zwölf neue Professor:innen in das C3S
berufen. Durch die enge Zusammenarbeit mit führenden Forscher:innen aus
verschiedenen Fachbereichen wird das Zentrum zudem ein breites Spektrum an
Expertise bündeln und neue Impulse für die Profilbereiche der
Goethe-Universität setzen. Wissenschaftler:innen in der frühen Berufsphase
werden besonders gefördert und verstärken die sog. Principal Investigators des
C3S.
Neben der Forschung wird das Zentrum auch in Studium und Lehre sowie im Transfer aktiv. So vermittelt das C3S „Critical Computational Literacy“ in die Breite der Universität und Gesellschaft, also den kreativen Umgang mit zukunftsträchtigen Computertechnologien sowie die Reflexionskompetenz für deren ethische, soziale, politische und wirtschaftliche Implikationen.
Das C3S wird nach der Renovierung der historischen Räumlichkeiten den früheren Biocampus an der Siesmayerstraße beziehen. Durch die Neubelebung dieses Standorts werden inspirierende Kontexte geschaffen, die Wissenschaftler:innen den Raum für Forschung, Lehre und Transfer geben.
Der Gründungssprecher des C3S, Prof. Dr. Christoph Burchard, über die Bedeutung und die ersten Schritte des neuen Centers: „Das C3S ist eine einmalige Chance für unsere Universität und Wissenschaftsregion. Herzlichen Dank für das Vertrauen, das Zentrum als Gründungssprecher leiten zu dürfen. Im Gründungsvorstand und zusammen mit den Principal Investigators am C3S werden wir in den kommenden Jahren die Strukturen schaffen, um die ‚Critical Computational Studies' mit Leben zu erfüllen. Ohne die Initiative und das unermüdliche Engagement des Präsidenten wäre das nicht möglich gewesen. Wir greifen nun die wichtigen Vorarbeiten auf, setzen Schwerpunkte und fügen all das in die Gesamtstrategie der Goethe-Universität ein. Hierzu stehen wir im engen Kontakt mit Exzellenzcluster-Initiativen und suchen den intensiven Austausch mit den Profil- und Fachbereichen. Diese sind zentrale Partner des C3S. Mit Kolleg:innen aus der Goethe-Universität gleisen wir bereits erste Forschungsprojekte auf, verankern die ‚Critical Computational Studies' in Form von ‚Critical Computational Literacy' in Studium und Lehre und starten Transferaktivitäten. Zugleich setzen wir die Prozesse in Gang, um die zwölf neuen Professuren an das C3S zu berufen. Darauf liegt jetzt ein Hauptaugenmerk.“
Informationen zu den Forschungsschwerpunkten und Initiativen des Zentrums
finden Sie auf der Webseite des Zentrums: www.c3s-frankfurt.de.
Eine erste öffentliche Veranstaltung findet statt am 12. Juni im PA-Gebäude am
Campus Westend.
Weitere Informationen:
Prof.
Dr. Christoph Burchard (Gründungssprecher)
office@c3s.uni-frankfurt.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Der Soziologe und Anthropologe Francis B. Nyamnjoh hält die diesjährige Adolf Ellegard Jensen-Gedächtnisvorlesung am Frobenius-Institut
FRANKFURT. „Incompleteness, Mobility and Conviviality“ – unter diesem Titel hält der Soziologe und Anthropologe Prof. Francis B. Nyamnjoh von der University of Cape Town in Südafrika die diesjährige Ad. E. Jensen-Gedächtnisvorlesung. Der erste seiner vier Vorträge am Frobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung an der Goethe-Universität findet
am
Montag, 5. Juni, um 16 Uhr
im
Casinogebäude, Raum 1.811
auf dem
Unicampus Westend
statt. Nyamnjoh versteht seine
Vorlesung als Einladung, sich mit dem Begriff der „Unvollständigkeit“
auseinanderzusetzen. Was bedeutet Unvollständigkeit für unsere Vorstellung und
unser Verständnis einer sich ständig verändernden Welt? Und was bedeutet
Unvollständigkeit für unsere Beziehung zu dieser Welt? Die Vorlesung, die in
englischer Sprache stattfindet, ist öffentlich.
Das Frobenius-Institut lädt
jedes Jahr renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland
zu einer einsemestrigen Gastvorlesung ein. Die Reihe ist dem Andenken an Adolf
Ellegard Jensen (1899-1965) gewidmet, der 1946 zugleich Leiter des Frobenius-Instituts,
Direktor des Völkerkundemuseums und zum ersten Inhaber des Lehrstuhls für
Kultur- und Völkerkunde an der Goethe-Universität ernannt wurde.
Die einzelnen vier Vorträge von Francis B. Nyamnjoh
tragen folgende Titel: „Decolonialisation: Incompleteness and Convivial
Scholarship", „Representing Diasporas as Incompleteness in Motion", „ICTs as
Juju: African Inspirations" und „Citizenship, Incompleteness and Mobility: Amos
Tutuola's My Life in the Bush of Ghosts".
Weitere Termine: Die weiteren drei
Vorlesungen finden am 12., 19. und 26. Juni 2023 statt, jeweils 16 bis 18 Uhr,
Goethe-Universität Frankfurt, Campus Westend, Casinogebäude 1.801
Weitere Informationen:
https://frobenius-institut.de/veranstaltungen/jensen-gedaechtnisvorlesung
Ein Bild von Prof. Francis B. Nyamnjoh zum Download finden Sie unter: https://www.uni-frankfurt.de/137808101
Bildtext: Francis B. Nyamnjoh hält die diesjährige
Jensen-Vorlesung am Frobenius-Institut. (Foto: Minga Kongo)
Informationen:
PD Dr. Susanne Fehlings
Telefon 069 798-33058
fehlings@uni-frankfurt.de
www.frobenius-institut.deFrobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung
an der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Senat unterstützt Vorschlag des Präsidiums zur Aufarbeitung und richtet eine entsprechende Senats-Arbeitsgruppe ein
FRANKFURT. In seiner Sitzung vom 24.5.2023 hat der Senat auch über die Vorkommnisse rund um die Tagung „Migration steuern, Pluralität gestalten. Herausforderungen der Einwanderungspolitik in Deutschland“, debattiert, zu der das Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam (FFGI) am 28.4.2023 eingeladen hatte. Am Rande der Tagung und auch während der Tagung selbst war es zu einem Eklat durch Äußerungen des Tübinger Oberbürgermeisters Palmer gekommen. Kritisiert wurde auch der Umgang der Tagungsleitung mit diesen Vorgängen.
Nach Verlesung einer Stellungnahme des Präsidiums (https://aktuelles.uni-frankfurt.de/mitteilungen-des-praesidiums/stellungnahme-des-praesidiums-vom-24-mai-2023/) sowie einer der selbst nicht anwesenden Tagungsverantwortlichen, Frau Prof. Dr. Susanne Schröter, diskutierte der Senat konstruktiv und lösungsorientiert die verschiedene Standpunkte und Blickwinkel auf die Geschehnisse. In der Diskussion kamen sowohl Studierende, Senatsmitglieder, Dekan*innen als auch weitere Mitglieder der Universität zu Wort. Einigkeit zeigte sich von Beginn darin, dass der verantwortungs- und respektvolle Umgang Voraussetzung jedweder wissenschaftlichen und öffentlichen Debatte sein muss. Gerade an der Nahtstelle zwischen wissenschaftlichem Diskurs und politischer Öffentlichkeit muss sorgsam und besonnen agiert werden, um wissenschaftliche Kontroversen und Erkenntnisse fruchtbar für den öffentlichen Raum zu machen.
Der Senat befürwortet die vom Präsidium in der Stellungnahme vom 29.4.2023 vorgeschlagene Aufarbeitung dieser Vorkommnisse und dankt dem Präsidium mehrheitlich für die schnelle und eindeutige öffentliche Reaktion auf die Geschehnisse.
Der Senat verabschiedete eine Stellungnahme, in der er auf die Notwendigkeit eines wissenschaftlichen und erkenntnisgeleiteten Aufarbeitungsprozesses hinweist. Dafür solle eine statusübergreifende Arbeitsgruppe des Senats eingerichtet werden, die sich mit der Aufarbeitung der Vorkommnisse befasst. In dieser sollen Wissenschaftler*innen und Institutionen der Goethe-Universität eingebunden werden, welche auf den Gebieten Migration, Antisemitismus und Rassismus forschen oder sich professionell mit Gleichstellungsfragen befassen. Gleiches gelte für Repräsentanten*innen der von der Diskriminierung in diesem Fall betroffenen Gruppen der BIPOC und der Jüdischen Gemeinde. Die Zusammensetzung der Arbeitsgruppe solle in der kommenden Sitzung des Senats festgelegt werden.
„Ich danke dem Senat für die Ernsthaftigkeit, mit der diese wichtige Debatte geführt wurde,“ sagt Universitätspräsident und Senatsvorsitzender Prof. Dr. Enrico Schleiff, der krankheitsbedingt nicht an der Sitzung teilnehmen konnte. „Ein Aspekt, der mir ebenfalls wichtig ist: Der respektvolle, wenn auch in der Sache sehr kritische und sehr direkte Diskurs, ohne Beleidigungen oder Drohungen, wie er im Senat geführt wurde, sollte beispielgebend für die allgemeine Kommunikation zu solchen Themen sein, in den Gremien, in der Gesellschaft und in den Medien.“
Einrichtung einer Kommission zur Erarbeitung eines Selbstverständnisses der Goethe-Universität zum Transfer von Wissen und Technologie in der Interaktion mit der Gesellschaft.
FRANKFURT. Das Präsidium und der Senat der Goethe-Universität haben sich in der Senatssitzung vom 24.5.2023 darauf verständigt, die Ereignisse und Kontroversen im Kontext der Tagung „Migration steuern, Pluralität gestalten. Herausforderungen der Einwanderungspolitik in Deutschland“ zum Anlass zu nehmen, sich konstruktiv mit der Verantwortung der Wissenschaft in der Interaktion mit der Gesellschaft auseinanderzusetzen.
Der Senat begrüßte die Einrichtung einer Kommission durch den Präsidenten, die diese Thematik fachlich erarbeitet. Die Notwendigkeit einer solchen Kommission ist nicht alleinig Folge der aktuellen Ereignisse und kontroversen Debatten, sondern Ausdruck dafür, dass Wissenschaft sich ihrer Verantwortung bewusst ist, auch den Transfer von Wissen und Technologien in Interaktion mit der Gesellschaft qualitätsgesichert auszugestalten.
„Wissenschaft findet nicht im Elfenbeinturm und nicht isoliert von den gesellschaftlichen Entwicklungen statt, sie muss ihre Debatten auch auf die Fragestellungen der Gesellschaft ausrichten“, sagt Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff. „Ich möchte an dieser Stelle betonen: Ernsthaft geführte Diskussionen brauchen Zeit! Daher hat die Goethe-Universität trotz des großen öffentlichen Drucks, sich schnell zu äußern und zu positionieren, darauf bestanden, die Ereignisse, deren Folgen und die Handlungsoptionen sachgemäß aufzubereiten, mit Beteiligten das Gespräch zu suchen und in den Gremien angemessen zu diskutieren. Ich danke dem Senat daher ausdrücklich für die Unterstützung dieser wissenschaftsadäquaten Vorgehensweise. An diesem Kurs werden wir auch weiter festhalten; für diese Ernsthaftigkeit nehme ich auch in Kauf, als zögerlich bezeichnet zu werden.“
Die Kommission zur Erarbeitung von Grundsätzen für ein Selbstverständnis der Goethe-Universität zur Interaktion mit der Gesellschaft wird durch den Präsidenten eingesetzt. Die Kommission wird von Herrn Prof. Matthias Jahn geleitet, der nicht nur das volle Vertrauen des Präsidiums genießt, sondern auch auf seine Erfahrungen als ehemaliger Vorsitzender und aktuelles Mitglied der Kommission zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten zurückgreifen kann. Die neu eingesetzte Kommission wird auch gemeinsam mit anderen Universitäten, u.a. der Universität Marburg, Empfehlungen erarbeiten, die dann unter Einbezug der Gremien an der Goethe-Universität implementiert werden sollen.
Darüber hinaus unterstützt das Präsidium die Einrichtung der Senats-AG zur Aufarbeitung und hat bereits weitere Maßnahmen ergriffen, um die Lage innerhalb der Hochschule an den Stellen zu stabilisieren, an welchen es zu Irritationen gekommen oder Unterstützung notwendig geworden ist.
Internationales Forschungsteam unter Leitung von Goethe-Universität Frankfurt und Universitätsklinikum Jena findet Regulationsmechanismus für Struktur und Funktion des Endoplasmatischen Reticulums
Unsere Zellen sind durchzogen von einem System aus Membranröhren und -taschen, dem Endoplasmatischen Retikulum (ER). Es ist entscheidend für die Herstellung von Biomolekülen und wird kontinuierlich auf- und abgebaut. Der Abbau, die sogenannte ER-Phagie, wird durch das Protein Ubiquitin gefördert, das viele Prozesse in der Zelle steuert. Sind die an der ER-Phagie beteiligten Proteine defekt, kommt es zu neurodegenerativen Erkrankungen. Dies hat ein internationales Forschungsteam unter Führung der Goethe-Universität Frankfurt (im Rahmen des Exzellenzclusterprojekts EMTHERA) und des Universitätsklinikums Jena herausgefunden und in zwei Beiträgen in der Zeitschrift Nature veröffentlicht.
FRANKFURT. Ein Gewirr aus Taschen, Röhren und sackähnlichen Membranstrukturen durchzieht die Zellen von Mensch, Tier, Pflanze und Pilz: das Endoplasmatische Retikulum, kurz ER. Im ER werden Proteine hergestellt, zu ihrer dreidimensionalen Struktur gefaltet und modifiziert, Fettstoffe und Hormone produziert und Kalziumkonzentrationen in der Zelle kontrolliert. Außerdem bildet das ER die Basis für das zelluläre Transportsystem, führt fehlerhaft gefaltete Proteine der innerzellulären Entsorgung zu und macht in die Zelle eingedrungene Giftstoffe unschädlich.
Angesichts seiner vielfältigen Aufgaben wird das ER ständig umgebaut. Für den ER-Abbau ist ein Prozess verantwortlich, der als ER-Phagie (in etwa „Selbstverdauung des ER“) bezeichnet wird. Beteiligt ist eine Gruppe von Signalempfänger-Proteinen – Rezeptoren –, die für die Membrankrümmungen des ER und damit für seine vielfältigen Formen in der Zelle verantwortlich sind. Bei der ER-Phagie sammeln sich die Rezeptoren an bestimmten Stellen des ER und verstärken die Membrankrümmung so stark, dass sich in der Folge ein Teil des ER abschnürt und von zellulären Recyclingstrukturen (Autophagosomen) in seine Bestandteile zerlegt wird.
In Zellkulturexperimenten, biochemischen und molekularbiologischen Untersuchungen sowie durch Computersimulationen testeten das Wissenschaftsteam um Prof. Ivan Đikić von der Goethe-Universität Frankfurt zunächst den Membrankrümmungsrezeptor FAM134B und konnten nachweisen, dass Ubiquitin die Bildung von Gruppen (Clustern) des FAM134B-Proteins in der ER-Membran fördert und stabilisiert. Damit treibt Ubiquitin die ER-Phagie an. Đikić erläutert: „Ubiquitin führt dazu, dass die FAM134B-Cluster stabiler werden und sich das ER an diesen Stellen stärker ausstülpt. Die stärkere Membrankrümmung führt dazu, dass die Cluster weiter stabilisiert werden und überdies weitere Membrankrümmungsproteine angelockt werden: Der Effekt des Ubiquitins verstärkt sich also selbst.“ Auch mittels Super-hochauflösender Mikroskopie konnten die Forscherinnen und Forscher die Clusterbildung nachweisen.
Đikić weiter: „Um diese Funktion zu erfüllen, verändert Ubiquitin die Form eines Teils des FAM134B-Proteins. Das ist eine weitere Facette von Ubiquitin, dass eine schier unglaubliche Fülle an Aufgaben wahrnimmt, um all die verschiedenen Zellfunktionen am Laufen zu halten.“
Wie wichtig die ER-Phagie ist, zeigt sich an Krankheiten, die auf ein fehlerhaftes FAM134B-Protein zurückzuführen sind. Ein Team unter Leitung von Prof. Christian Hübner vom Universitätsklinikum Jena hatte früher bereits Mutationen im FAM134B-Gen entdeckt, die die sehr seltene erbliche sensorische und autonome Neuropathie (HSAN) verursachen. Bei dieser Krankheit sterben sensorische Nerven ab mit der Folge, dass die betroffenen Patient:innen Schmerz und Temperatur nicht richtig wahrnehmen können. Dadurch kann es zu Fehlbelastungen kommen oder Verletzungen bleiben unbemerkt und entwickeln sich zu chronischen Wunden. Während der langjährigen Kooperation zwischen dem Universitätsklinikum Jena und der Goethe-Universität Frankfurt entdeckten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass es Rezeptoren gibt, die an der ER-Phagie beteiligt sind, und dass FAM134B einer dieser Rezeptoren ist.
Später stellte sich heraus, dass Mutationen in einem weiteren Membrankrümmungsrezeptor namens ARL6IP1 eine ähnliche neurodegenerative Störung verursachen, bei der zusätzlich zu den sensorischen Defekten noch Muskelverhärtungen (Spasmen) in den Beinen auftreten. Wie die Wissenschaftsteams um Ivan Đikić und Christian Hübner jetzt feststellten, wird an ARLI61P ebenfalls während ER-Phagie Ubiquitin angehängt.
Christian Hübner erläutert: „An Mäusen, die nicht das ARL6IP1-Protein besitzen, können wir erkennen, dass das ER stark wächst und mit zunehmendem Alter der Zellen degeneriert. Dadurch kommt es wahrscheinlich zu einer Anhäufung fehlgefalteter Proteine oder Proteinverklumpungen, die in der Zelle nicht mehr entsorgt werden. In der Folge sterben insbesondere Nervenzellen ab, die sich nicht so schnell erneuern wie andere Körperzellen, und rufen die klinischen Symptome hervor, sowohl in genetisch veränderten Mäusen wie auch in Patienten.“
Dies lasse interessante Schlussfolgerungen zu, so Hübner: „Wir vermuten anhand unserer Daten, dass die beiden Membrankrümmungsrezeptoren FAM134B und ARL6IP1 bei der ER-Phagie gemischte Cluster bilden und gemeinsam dafür sorgen, dass das ER eine normale Größe hat und gut funktioniert. Allerdings werden noch weitere Forschungen nötig sein, um die Aufgabe der ER-Phagie in Nervenzellen und anderen Zelltypen vollkommen zu verstehen.“
Dennoch habe das Forschungsteam einen entscheidenden Schritt zum Verständnis der ER-Phagie gemacht, ist Đikić überzeugt: „Wir begreifen jetzt besser, wie Zellen ihre Funktionen steuern und damit etwas schaffen, was wir als zelluläre Homöostase bezeichnen. In der Biologie erlaubt dieses Wissen faszinierende Einblicke in die unglaublichen Leistungen unserer Zellen, und für die Medizin ist es unerlässlich, um Krankheiten zu verstehen, rechtzeitig zu diagnostizieren und Patienten mit der Entwicklung neuer Therapien zu helfen.“
An den Arbeiten waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler folgender Institutionen beteiligt:
Hintergrundinformationen:
Clusterprojekt EMTHERA: Emerging strategies against infections, inflammation, and impaired immune mechanisms https://www.emthera.de/
Sonderforschungsbereich (SFB 1177) „Molekulare und funktionale Charakterisierung der selektiven Autophagie“ https://sfb1177.de/
Kontrollinstanz in der Zelle: Neuer molekularer Mechanismus, der Schädliches beseitigt – Defekte können neurodegenerative Krankheiten auslösen (2015) https://www.puk.uni-frankfurt.de/Pressemitteilungen-Goethe-Universitaet?month=Juni&search=dikic&year=2015
Publikationen:
1) Alexis González, Adriana Covarrubias-Pinto, Ramachandra M. Bhaskara, Marius Glogger, Santosh K. Kuncha, Audrey Xavier, Eric Seemann, Mohit Misra, Marina E. Hoffmann, Bastian Bräuning, Ashwin Balakrishnan, Britta Qualmann, Volker Dötsch, Brenda A. Schulman, Michael M. Kessels, Christian A. Hübner, Mike Heilemann, Gerhard Hummer, Ivan Dikic: Ubiquitination regulates ER-phagy and remodelling of endoplasmic reticulum. Nature (2023) https://doi.org/10.1038/s41586-023-06089-2
2) Hector Foronda, Yangxue Fu, Adriana Covarrubias-Pinto, Hartmut T. Bocker, Alexis González, Eric Seemann, Patricia Franzka, Andrea Bock, Ramachandra M. Bhaskara, Lutz Liebmann, Marina E. Hoffmann, Istvan Katona, Nicole Koch, Joachim Weis, Ingo Kurth, Joseph G. Gleeson, Fulvio Reggiori, Gerhard Hummer, Michael M. Kessels, Britta Qualmann, Muriel Mari, Ivan Dikić, Christian A. Hübner: Heteromeric 1 clusters of ubiquitinated ER-shaping proteins drive ER-phagy. Nature (2023) https://doi.org/10.1038/s41586-023-06090-9
Bilder zum Download:
1) https://www.uni-frankfurt.de/137667495
ER-Phagie: Ein Teil des ER schnürt sich ab und wird von Autophagosomen in seine Bestandteile zerlegt
Ein Forschungsteam in Frankfurt und Jena konnte jetzt entschlüsseln, wie die gestörte Recyclingkette des Endoplasmatischen Retikulums zu neurodegenerativen Erkrankungen führen kann. Grafik: Manja Schiefer
2) https://www.uni-frankfurt.de/137667230
Cluster von Membrankrümmungsrezeptoren in der ER-Membran
Mit einer super-hochauflösenden Mikroskopietechnik lässt sich erkennen, wie sich nach Stimulation von ER-Phagie im Endoplasmatischen Retikulum FAM134B-Proteine zu Clustern zusammenfinden. Foto: Gonzáles et al. Nature (2023) https://doi.org/10.1038/s41586-023-06089-2
Weitere Informationen
Prof. Dr. Ivan Ðikić
Institut für Biochemie II, Goethe-Universität Frankfurt
sowie Buchmann Institut für molekulare Lebenswissenschaften
Tel: +49 (0) 69 6301-5964
dikic@biochem2.uni-frankfurt.de
Twitter: @iDikic2 @goetheuni
Prof. Christian Hübner
Institut für Humangenetik
Universitätsklinikum Jena
Tel. +49 3641 9-396800
Christian.Huebner@med.uni-jena.de
Twitter: @UKJ_Jena
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Psychotherapeut:innen in der Studie BESTFORCAN nehmen noch bis September neue Kinder und Jugendliche zur Behandlung im Rahmen der Studie auf – Angebot richtet sich auch an Mitarbeitende in Jugendhilfe, Beratungsstellen, Schulpsychologie sowie an Beratungslehrerinnen und -lehrer
Traumatische Erlebnisse als Ursache für psychische Beschwerden werden in der psychotherapeutischen Behandlung von Kindern und Jugendlichen häufig übersehen. Findet eine Behandlung etwa einer sogenannten Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) statt, so erfolgt diese häufig nicht nach neuestem wissenschaftlichen Standard. Das deutschlandweite Projekt BESTFORCAN der Goethe-Universität Frankfurt und der Universitäten Marburg, Eichstätt-Ingolstadt und der TU München bietet eine Fortbildung für Psychotherapeut:innen zu einer gut wirksamen Therapie an und untersucht in einer Studie, wie Supervision dazu beitragen kann, Fortbildungskenntnisse in der Praxis umzusetzen.
FRANKFURT. Ängste, Schlafstörungen oder wiederkehrende Erinnerungen – dies sind nur einige Symptome von Kindern und Jugendlichen, die vernachlässigt wurden oder körperliche und sexualisierte Gewalt erlebt haben. Die psychischen Folgen der Traumata verfolgen die Betroffenen bis ins Erwachsenenalter. Werden die jungen Menschen jedoch psychotherapeutisch behandelt, können Langzeitfolgen wie Sucht, Essstörungen, Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) oder auch körperliche Erkrankungen aufgrund des Dauerstresses oft verhindert werden.
Das Problem: Das psychische Beschwerden von Kinder und Jugendlichen auf erlittene Trauma zurückzuführen sind, wird in der Praxis häufig übersehen. Die klinische Psychologin Prof. Regina Steil von der Goethe-Universität erklärt: „Die Kinder und Jugendlichen erhalten dann eine nicht adäquate Behandlung. Deshalb ist es so wichtig, dass zu Beginn jeder Therapie abgeklärt wird, ob Traumata eine mögliche Ursache für die Beschwerden sein können.“
Regina Steil hat daher vor drei Jahren zusammen mit ihrer Kollegin Prof. Rita Rosner von der Universität Eichstätt-Ingolstadt das Projekt BESTFORCAN angestoßen und im Verbund mit Expert:innen der Universitäten Marburg (Prof. Dr. Hanna Christiansen) und der TU München (Assoc. Prof. Dr. David Daniel Ebert) mittlerweile mehr als 100 Kinder- und Jugendtherapeut:innen sowie Mitarbeitende in Jugendhilfe, schulpsychologischem Dienst und weitere Fachleute in der sogenannten traumafokussierten Verhaltenstherapie geschult.
Prof. Steil erläutert: „Bei dieser Therapie ist eine wichtige Bezugsperson der Patientin oder des Patienten eng in die Behandlung integriert. Internationale wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass auf diese Weise die Wirkung der Therapie größer ist.“ Um einen solchen Therapieerfolg auch in die Praxis zu bringen, sei es allerdings wichtig, dass die Behandlung auch wirklich den Leitlinien folgt, so Steil: „Wir untersuchen, ob eine fortlaufende Supervision der therapeutisch tätigen Personen die Behandlung nach dem wissenschaftlichen Standard fördert. Unser Ziel ist es sicherzustellen, dass der Transfer von Wissenschaft in die Praxis auch gelingt und traumatisierte Kinder und Jugendliche optimal psychotherapeutisch behandelt werden.“
Betroffene Kinder und Jugendliche sowie ihre Bezugspersonen können sich noch bis September zur Teilnahme anmelden und finden teilnehmende Therapeut:innen unter http://www.bestforcan.de.
Weitere Informationen zur Studie:
Apl. Prof. Dr. Regina Steil
Wissenschaftliche Geschäftsführerin der Verhaltenstherapieambulanz
Institut für Psychologie
Goethe-Universität Frankfurt
Tel: 069 798-23379
steil@psych.uni-frankfurt.de
a.fischer@psych.uni-frankfurt.de
Anmeldung und Teilnahme an BESTFORCAN: http://www.bestforcan.de
Mithilfe epigenetischer Verfahren kann der Ertrag derzeit verfügbarer Pflanzensorten gesteigert werden. Der Molekularbiologe Sotirios Fragkostefanakis erklärt im neuen UniReport, wie es funktioniert.
Die Genetik hat die Landwirtschaft erheblich vorangebracht, weil sich mit ihrer Hilfe wesentlich ertragreichere Arten züchten lassen. Dabei werden Pflanzen mit vorteilhaften Eigenschaften ausgewählt und mit solchen gekreuzt, die andere erstrebenswerte Merkmale aufweisen. Auf diese Weise erhält man hybride Pflanzensorten, die beispielsweise widerstandsfähiger gegenüber Schädlingen und Krankheiten sind und sich besser an unterschiedliche Umweltbedingungen anpassen können. Aber das reicht nicht mehr, selbst mit den leistungsfähigsten und ertragreichsten Zuchtpflanzen steht die Landwirtschaft vor großen Herausforderungen: Klimawandel, Wasserknappheit und schlechte Bodenqualität begrenzen die Höhe landwirtschaftlicher Erträge, gleichzeitig wächst mit der Weltbevölkerung natürlich auch der Bedarf an Nahrungsmitteln.
Wesentliche Fortschritte in der Nahrungsmittelerzeugung sind allerdings zu erwarten, wenn bei der Entwicklung von Nahrung nicht nur genetische, sondern auch epigenetische Verfahren angewandt werden, um Nahrungspflanzen weiterzuentwickeln – Verfahren, die darauf beruhen, einzelne Gene gezielt an- und abzuschalten. Seit einigen Jahren forscht dazu an der Goethe-Universität der Molekularbiologe Dr. Sotirios Fragkostefanakis; im Interview mit dem UniReport erläutert er das Forschungsgebiet der Epigenetik.
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Der UniReport 3/2023 steht zum kostenlosen Download bereit unter: https://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe
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Goethe-Universität richtet im Sommersemester 2023 Jobmessen für Informatiker*innen, Mathematiker*innen, Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaftler*innen sowie Wirtschaftswissenschaftler*innen aus.
FRANKFURT. Die richtige Berufswahl ist gerade jetzt, in Zeiten des Fachkräftemangels, in denen Studierende zwischen zahlreichen Einstiegsmöglichkeiten wählen können, eine besondere Herausforderung. Umso wichtiger ist es für die Nachwuchstalente, sich durch Praxiskontakte und -erfahrungen eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu schaffen. Die Jobmessen der Goethe-Universität stellen hierfür eine optimale Plattform dar, um sich auszutauschen und erste Kontakte zu knüpfen.
Gemeinsam mit den jeweiligen Fachbereichen der Goethe-Universität richtet der Career Service im Sommersemester 2023 vier Jobmessen aus. Den Startschuss setzt die „ENTER_ZUKUNFT_IT“ – die Jobmesse für Informatiker*innen am 31. Mai in der Neuen Mensa am Campus Bockenheim. Die „ENTER_ZUKUNFT_MATHE“ – die Jobmesse für Mathematiker*innen feiert dieses Semester Premiere und findet erstmalig statt, am 01. Juni, ebenfalls in der Neuen Mensa am Campus Bockenheim. Mit der „ENTER_ZUKUNFT_HUMANITIES“ – die Jobmesse für Studierende der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften reiht sich die ehemals als „Karriere für den Geist“ betitelte Jobmesse in die ENTER_ZUKUNFT Serie ein und findet am 06. Juni im Hörsaalzentrum am Campus Westend statt. Abgerundet wird die Messereihe durch die „ENTER_ZUKUNFT_WIWI“ – die Jobmesse für Studierende der Wirtschaftswissenschaften am 07. Juni im Hörsaalzentrum am Campus Westend.
An allen vier Jobmessen haben Studierende und Absolvent*innen die Möglichkeit, mit bis zu 30 Aussteller*innen in direkten Kontakt zu treten und sich über Neuigkeiten aus der Branche und Arbeitsmarktperspektiven auszutauschen. Die ausstellenden Unternehmen offerieren dabei unter anderem Praktika, Werkstudierendentätigkeiten sowie Einstiegspositionen. Der Career Service bietet so den Studierenden die Möglichkeit, in entspannter Atmosphäre direkt am Campus in spontanen Gesprächen unterschiedlichste Erwartungen mit potenziellen späteren Arbeitgeber*innen abgleichen zu können.
Alle Jobmessen nochmal im Überblick:
Weitere Informationen unter www.jobmessen.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
In wesentlichen Teilen erneuerter Großrechner „Goethe NHR“ im Konsortium Nationales Hochleistungsrechnen Süd-West ist einer der zwei ressourcenschonendsten in Deutschlands und weltweit auf Platz 9
FRANKFURT. Die Goethe-Universität stärkt ihre besonders energieeffiziente Großrechenpower im Rahmen des Konsortiums Süd-West des nationalen Hochleistungsrechnens (NHR). Laut den erschienenen offiziellen Ranglisten erreicht der „Goethe NHR“ Platz 2 unter den energieeffizientesten Großrechnern Deutschlands sowie Platz 6 der schnellsten. Auch im weltweiten Vergleich „Green 500“ mischt der Großrechner ganz vorne mit: Hier erreicht er dank seiner herausragenden Recheneffizienz Platz 9. Bemerkenswert ist dieser Erfolg vor allem angesichts des im Vergleich zu anderen Großrechnern deutlich geringeren investiven Volumens; und: am Erfolg beteiligt sind auch Studierende und Doktorand*innen, die in der Arbeitsgruppe mitarbeiten.
Seit Oktober 2021 ist die Goethe-Universität auf Vorschlag der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern Mitglied des Konsortiums NHR Süd-West, dem auch die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), die Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau sowie die Universität des Saarlandes angehören. Das Land Hessen hat die von Prof. Dr. Lindenstruth entwickelte Technologie für energiesparende Hochleistungsrechner in der Vergangenheit unter anderem mit einer Million Euro aus dem Innovationsfonds sowie 850.000 Euro aus dem Forschungsförderungsprogramm LOEWE unterstützt.
„Unsere Universität gewinnt mit dem aktualisierten „Goethe NHR“ eine deutlich stärkere Position im Rahmen des NHR-Verbundes“, sagte Prof. Dr. Volker Lindenstruth, der an der Goethe-Universität die Arbeitsgruppe „Architektur von Hochleistungsrechnern“ leitet. Volker Lindenstruth ist einer der bundesweit angesehensten Experten für die Optimierung und Energieeffizienz von Großrechnern. Von ihm konzipierte Rechner belegen in den vergangenen 10 Jahren in den halbjährlich veröffentlichten nationalen und Weltranglisten der energieeffizientesten Superrechner oft vordere Plätze.
„Durch das Upgrade des früheren Goethe-HLR Rechners zum deutlich leistungsstärkeren Goethe-NHR eröffnen wir im Rahmen des NHR-SW Konsortiums unseren wissenschaftlichen Nutzern bundesweit neue Möglichkeiten für ihre Forschung. Dass es uns hierbei gelungen ist, einen der energieeffizientesten HPC-Rechner Deutschlands zu bauen, ist gerade im Hinblick auf die notwendige Transformation zu nachhaltigen Systemen und in Anbetracht der hohen Energiekosten ein besonderes Highlight“, sagte Prof. Dr. Thorsten Kollegger, Professor für Green IT an der Goethe-Universität und Leiter des Center for Scientific Computing, welches die HPC-Systeme der Goethe-Universität betreibt.
Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff, gratulierte Volker Lindenstruth und Thorsten Kollegger zu ihrem Erfolg bei der nachhaltigen Optimierung von Großrechnern: „Die Goethe-Universität ist dank der hervorragenden Arbeit dieser Arbeitsgruppe ein Vorreiter im Bereich Grüner Großrechner in Deutschland und darüber hinaus. Es ist bemerkenswert, wie es Volker Lindenstruth und seinem Team immer wieder gelingt, mit den von ihnen konstruierten Rechnern nationale und internationale Spitzenpositionen zu erreichen. Bei der Bereitstellung möglichst effizienter und nachhaltig produzierter Rechenleistung für die Forschung ist die Goethe-Universität im Rahmen des NHR-Konsortiums in Deutschland sehr gut aufgestellt. Von diesem einzigartigen Knowhow profitieren auch unsere Partner im NHR-Rechnerverbund. Schön, dass auch Studierende und Nachwuchsforschende am Erfolg beteiligt sind – Beleg für hervorragende wissenschaftliche Nachwuchsarbeit der Arbeitsgruppe.“
Der von ihm und seinem Team jetzt in wesentlichen Teilen erneuerte Großrechner „Goethe NHR“, der im Industriepark Frankfurt-Hoechst steht, basiert auf der bereits bewährten, jedoch entscheidend weiterentwickelten Technologie einer intelligenten Vernetzung und Einzeloptimierung von 880 AMD MI210 Grafikkarten. Damit können Großrechner besonders preisgünstig, leistungsstark und zugleich energieeffizient gebaut werden.
Daten und Fakten
Rechenleistung: 9,087 PFlop/s mit 105 Knoten bei 195,24 kW
Recheneffizienz: 46,5 GigaFlops/W (Fließkommaoperationen pro Watt Rechenleistung in der Sekunde)
Deutschlandweiter Verbund des Nationalen Hochleistungsrechnens
Leistungsfähige Supercomputer gewinnen in Wissenschaft und Forschung immer mehr an Bedeutung. Angesichts zunehmend komplexer und umfangreicher Daten sind Forschende in verschiedensten Disziplinen stärker denn je auf Hochleistungsrechner angewiesen. Immer mehr Forschungsfragen, etwa in der Medizin, Physik oder Chemie, lassen sich heute nur noch mit großen Rechenkapazitäten und intelligenten Anwendungen beantworten. Bund und Länder haben deshalb 2018 die Gründung eines deutschlandweiten Verbunds des Nationalen Hochleistungsrechnens beschlossen, um bestehende Stärken von Hochleistungsrechenzentren in einem nationalen Verbund zu bündeln und weiter auszubauen. Mit der Gründung eines koordinierten Verbunds wurde auf die steigende Nachfrage nach Hochleistungsrechnern reagiert, indem Forschende an den Hochschulen unabhängig von ihren jeweiligen Standorten deutschlandweit und bedarfsgerecht auf die für ihre Forschung benötigten Rechenkapazitäten zugreifen können.
Mit dem Nationalen Hochleistungsrechnen werden zudem die fachlichen und methodischen Stärken von Hochleistungsrechenzentren weiterentwickelt und besser aufeinander abgestimmt. Gleichzeitig sollen durch Schulungen und Fortbildungen an den neun NHR-Zentren mehr Forschende an das Hochleistungsrechnen herangeführt werden, die Kompetenzen der Anwenderinnen und Anwender von Hochleistungsrechensystemen gestärkt und Nachwuchskräfte gefördert werden, um das Potenzial von Hochleistungsrechnern voll auszuschöpfen und Deutschland als Forschungs- und Innovationsstandort zu stärken. Für das Nationale Hochleistungsrechnen stehen über den Förderzeitraum von 10 Jahren insgesamt 625 Millionen Euro zur Verfügung.
Clemens J. Setz, Büchnerpreisträger des Jahres 2021, wird die Poetikvorlesungen 2023 an der Goethe-Universität halten. Der erste Vortrag der Reihe mit dem Titel "Mysterien" findet statt am 30. Mai, 18.15, Campus Westend.
FRANKFURT. Unter dem Titel „Mysterien“ wird mit Clemens J. Setz eine der interessantesten und experimentierfreudigsten Stimmen der Gegenwartsliteratur die Frankfurter Poetikvorlesungen an der Goethe-Universität halten. Die Vorlesungen werden von einer studentischen Ausstellung sowie einem wissenschaftlichen Workshop begleitet und mit einer Lesung im Frankfurter Literaturhaus abgeschlossen.
Frankfurter Poetikvorlesungen 2023:
Clemens J. Setz, „Mysterien"
30.5., 6.6. und 13.6.2023, jeweils 18.15 Uhr
Hörsaalzentrum HZ1,
Campus Westend der Goethe-Universität
Clemens J. Setz' kürzlich erschienener Roman „Monde vor der Landung“ (2023) spielt in Worms vor rund 100 Jahren und handelt vom Begründer der sogenannten „Hohlwelt-Theorie“, der zufolge die Menschheit nicht auf, sondern in einer Kugel lebe. Was auf den ersten Blick zeitlich wie thematisch weit entfernt scheint, entpuppt sich sogleich als Teil einer „staunenswerten Vielseitigkeit“ und „radikalen Zeitgenossenschaft,“ die unserem Gastdozenten für Poetik anlässlich der Verleihung des Georg-Büchner-Preises 2021 attestiert wurden. Denn die Erzählung von der abseitigen Theorie lässt sich als Reflexion auf Verschwörungsideologien unserer Gegenwart verstehen.
Die Vielseitigkeit des 1982 in Graz geborenen Clemens J. Setz zeigt sich nicht zuletzt in seinen bisherigen Publikationen, die von Romanen wie „Indigo“ (2012) über Gedichte und Erzählungen bis hin zu experimenteller Kurzprosa wie „Glücklich wie Blei im Getreide“ (2015) reichen. Als Drehbuch- und Theaterautor sowie literarischer Übersetzer ist er ebenfalls in Erscheinung getreten. Neben zahlreichen weiteren Preisen wurden ihm u.a. 2020 der Kleist-Preis, 2015 der Wilhelm Raabe-Literaturpreis und 2011 der Preis der Leipziger Buchmesse zuerkannt.
Studentische Ausstellung: "Reality Checkpoint. Clemens J. Setz gelesen."
1.6. - 28.6.2023, Schopenhauer Studio, Universitätsbibliothek
Bockenheimer Landstr. 134-136, 60325 Frankfurt am Main
Öffnungszeiten: Mo. - Fr. 10:30 - 21:30 Uhr; Sa. - So. 10:30 - 18:00 Uhr
Leseabende: Donnerstag, 15.06. / Donnerstag, 22.06., jeweils 19 Uhr
Gespräch mit Dr. Kalina Kupczynska und Anna Yeliz Schentke zum Thema: "Krankheit und Gesellschaft bei Clemens J. Setz". 08.06.23 um 19:30 Uhr, Schopenhauer-Studio, Universitätsbibliothek.
Wissenschaftlicher Workshop zu Clemens J. Setz' Poetik
6. und 7. Juni 2023, IG-Farben-Haus 1.314 (Eisenhower-Saal), Campus Westend der Goethe-Universität. Anmeldung unter: poetik@lingua.uni-frankfurt.de
Abschlusslesung im Literaturhaus Frankfurt. 14. Juni 2023. Weitere Informationen unter: https://literaturhaus-frankfurt.de/
Kontakt: Prof. Dr. Susanne Komfort-Hein, Geschäftsführerin der Poetikdozentur. Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik, Goethe-Universität Frankfurt. Telefon (069) 798 32855; poetik@lingua.uni-frankfurt.de www.poetikvorlesung.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Die Regulation im Herz-Kreislaufsystem wird seit 2019 durch den Sonderforschungsbereich Transregio 267 „Nicht-kodierende RNA im kardiovaskulären System“ (TRR 267) erforscht. Nun hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft bekannt gegeben, dass sie die Förderung des von Goethe-Universität und TU München geleiteten Forschungsverbunds um vier weitere Jahre verlängert.
FRANKFURT. Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität, gratulierte den Forscherinnen und Forschern zur erfolgreichen Verlängerung des Sonderforschungsbereichs: „Die Bilanz des TRR 267 ist großartig: In dem vollkommen neuen Gebiet der Untersuchung nicht-kodierender RNAs als potenzieller Wirkstoffe haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zahlreiche dieser ncRNA-Moleküle als Zielstrukturen für Herz-Kreislauf-Wirkstoffe identifiziert und den Nachweis für ihre therapeutische Nutzbarkeit erbracht. Die weitere Förderung als TRR 267 ermöglicht es ihnen, die Etablierung dieser vollkommen neuen Substanzklasse für Herz-Kreislauf-Medikamente weiter voran zu treiben und damit ganz neue therapeutische Wege zu eröffnen. Forschungsstrategisch ergänzt der TRR 267 die Arbeiten in unserem Exzellenzcluster Cardiopulmonary Institute zur Aufklärung der molekularen Grundlagen von Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen.“
Ribonukleinsäuren, kurz RNA, sind Botenmoleküle, die Erbinformation für die Herstellung von Proteinen kodieren. Mittlerweile werden diese RNA als therapeutische Substanzen zum Beispiel in Form von Impfstoffen genutzt. Interessanterweise finden Wissenschaftler immer mehr RNA-Moleküle, die nicht direkt zur Herstellung von Proteinen genutzt werden, sondern eine erstaunliche Vielfalt anderer Aufgaben erledigen. Viele von ihnen regulieren Abläufe in der Zelle wie zum Beispiel microRNA, andere können faszinierende dreidimensionale Strukturen bilden und dienen als Enzyme oder Schalter für zelluläre Prozesse. Auch bei Erkrankungen des Herzkreislaufsystems spielen nicht-kodierende RNAs eine maßgebliche Rolle und könnten therapeutisch eingesetzt werden.
Wie diese nicht-codierende RNA im Herz-Kreislaufsystem hergestellt und transportiert werden, und wie sie sich als Zielstrukturen für eine neue Klasse an Herz-Kreislauf-Medikamenten eignen, untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im TRR 267. Der Sonderforschungsbereich wurde 2019 als erstes Forschungskonsortium Deutschlands gegründet, das sich auf nicht-codierende RNA in einem krankheitsrelevanten Kontext konzentrierte.
Koordination: Technische Universität München und Goethe-Universität Frankfurt; weitere Partner: Ludwig-Maximilians-Universität München, Georg-Speyer-Haus, Frankfurt, Medizinische Hochschule Hannover, Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung, Bad Nauheim, Helmholtz Munich https://cardiovascular-ncrna.de/
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/137280800
Bildtext: Prof. Dr. Stefanie Dimmeler, Goethe-Universität Frankfurt.
Foto: Uwe Dettmar für Goethe-Universität
Weitere Informationen
Prof. Dr. Stefanie Dimmeler
Co-Sprecherin des Sonderforschungsbereich/Transregio 267
„Non-coding RNA in the cardiovascular system“
Institut für Kardiovaskuläre Regeneration
Goethe-Universität Frankfurt
über Office-Management:
Tel: +49 69 6301 6667
E-Mail: herfurth@med.uni-frankfurt.de
https://cardiovascular-ncrna.de/
Twitter: @CPI_ExStra @DimmelerLab @StefanieDimmel1
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Land Hessen setzt ein deutliches Zeichen für die Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt
Die Politikwissenschaftlerin Prof. Nicole Deitelhoff erhält eine LOEWE-Spitzenprofessur, die an der Goethe-Universität und am Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) angesiedelt ist. Die Spitzenprofessur ist verbunden mit einer Förderung in Höhe von 1,8 Millionen Euro, die Deitelhoff zum Aufbau einer Forschungsgruppe an Universität und HSFK nutzen will. Deitelhoff ist eine international anerkannte Expertin für Friedens- und Konfliktforschung und steht an der Spitze mehrerer Forschungsverbünde und leitet ein Leibniz-Institut.
FRANKFURT. Mit einer LOEWE-Spitzenprofessur kann das Land Hessen exzellente, international ausgewiesene Forscherinnen und Forscher auszeichnen. Die Auszeichnung geht mit einer Förderung von 1,5 bis 3 Millionen Euro für fünf Jahre einher. „Nicole Deitelhoff ist eine exzellente und international ausgewiesene Forscherin. Sie hat diese Auszeichnung mehr als verdient. Wir sind sehr stolz darauf, Frau Deitelhoff an unserer Universität zu haben und danken dem Land Hessen dafür, dass es ihr mit dieser Spitzenprofessur eine langfristige Perspektive in Frankfurt gibt“, sagt Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität. „Als Friedens- und Konfliktforscherin leistet Nicole Deitelhoff einen wichtigen Beitrag zur internationalen Politikbetrachtung. Ihr Fachwissen ist heute gefragter denn je, und durch ihr Engagement in zahlreichen öffentlichen Debatten und in den Medien leistet sie einen forschungsbasierten Beitrag zur Meinungsbildung in der Demokratie“, so der Präsident.
„Ich freue mich sehr darüber, dass ich meine Arbeit an der Goethe-Universität und der HSFK fortsetzen kann. Die LOEWE-Spitzenprofessur ermöglicht mir, eine Forschungsgruppe an Universität und HSFK aufzubauen, die untersucht, unter welchen Bedingungen Konflikte zu (Welt-)Ordnungskonflikten werden. Eine Frage, die auch und gerade im Kontext des Russischen Angriffskrieges in der Ukraine bedeutsam ist“, sagt Prof. Nicole Deitelhoff.
Nicole Deitelhoff ist seit 2009 Professorin für Internationale Beziehungen und Theorien globaler Ordnungspolitik an der Goethe-Universität. Zusammen mit Prof. Rainer Forst hat sie die vom Land Hessen und der Universität geförderte Clusterinitiative ConTrust aus der Taufe gehoben; daraus geht der gleichnamige Verbund hervor, mit dem sich die Goethe-Universität bei der Exzellenzstrategie bewirbt. Prof. Deitelhoff hat dort die Sprecherschaft gemeinsam mit Prof. Vinzenz Hediger inne. Zusammen mit Forst leitet sie das Forschungszentrum Normative Ordnungen an der Goethe-Universität. Seit 2016 ist Deitelhoff Direktorin des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK). Sie ist außerdem Ko-Sprecherin des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) und Sprecherin des Leibniz-Forschungsnetzwerks „Environmental Crisis – Crisis Environments (CrisEn)“.
Nicole Deitelhoff hat in Darmstadt und Buffalo Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaften studiert und wurde 2004 an der Technischen Universität Darmstadt promoviert. 2017 wurde sie mit dem Schader-Preis ausgezeichnet, 2008 erhielt sie den begehrten Heinz Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Zentrale Forschungsthemen sind Konflikte um Normen und Institutionen, Herrschafts- und Widerstandstheorien sowie Konflikttheorien von Demokratie und Zusammenhalt. In Formaten wie dem StreitClub, den sie gemeinsam mit Michel Friedman moderiert, bringt sie ihre wissenschaftliche Expertise in die öffentliche Diskussion ein.
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/137247748
Bildtext: Prof. Nicole Deitelhoff hat von 1. Juni eine LOEWE-Spitzenprofessur inne. (Foto: Dettmar)
Weitere Informationen
Anke Harms
Referentin für Wissenschaftskommunikation
des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität
anke.harms@normativeorders.net
Telefon 069 798-31407
www.normativeorders.net
Twitter: @NormativeOrders
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Goethe-Universität wirbt rund 233 Millionen Euro zusätzliche Förderung ein / Besonders hohe Steigerung bei internationalen Einwerbungen
Im Jahr 2022 hat die Goethe-Universität ihre Drittmittel um 17 Prozent gesteigert. Den stärksten Zuwachs verzeichneten EU-geförderte Projekte: Ihr Volumen stieg um die Hälfte auf 27,2 Millionen Euro.
FRANKFURT. Drittmittel – also Mittel, die eine Hochschule über ihre Grundfinanzierung durch Land und Bund hinaus einwirbt – sind ein wichtiger Teil des Budgets einer Hochschule. Die Goethe-Universität hat im vergangenen Jahr mit einem Drittmittelvolumen von 232,8 Millionen 33,9 Millionen Euro mehr eingenommen als 2021 und ist in allen Bereichen der Drittmittelfinanzierung gewachsen.
Den größten Posten unter den öffentlichen Drittmitteleinnahmen nimmt mit 71,4 Millionen die Forschungsförderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ein. Von Bund und Ländern geförderte Projekte stiegen 2022 von 45,2 auf 52,2 Millionen und verzeichneten somit ein Plus von 15 Prozent. Allein die Förderung von Projekten der Spitzenforschung durch das Land Hessen betrug 18,5 Millionen Euro. In dieser Summe sind auch die Fördermittel für drei Clusterprojekte enthalten, die vom Land Hessen zur Vorbereitung auf die Antragstellung für die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert werden.
Besonders erfreulich im internationalen Kontext: Die von der Europäischen Union (EU) geförderten Projekte stiegen um knapp die Hälfte auf ein Volumen von 27,2 Millionen Euro. Dabei konnten über alle Fachdisziplinen hinweg neue Förderungen der EU eingeworben werden: Drei ERC-Grants – hoch kompetitive Einzelförderung des European Research Council – und drei neue europäische Verbundprojekte unter Federführung der Goethe-Universität sorgen für einen substanziellen Zuwachs in den Einwerbungen.
Die Drittmitteleinwerbungen aus privaten Quellen summieren sich auf knapp 60 Millionen Euro – mit einem Zuwachs von 22 Prozent; allein das Spendenaufkommen nahm um 10 Prozent zu und betrug 10,3 Millionen Euro. Die Industrie sowie rechtlich selbständige Stiftungen steigerten ihre Fördersumme um 35 Prozent auf 25,6 Millionen Euro.
„Der neue Höchststand an Drittmitteleinwerbungen zeigt, wie forschungsstark, innovativ und zunehmend international die Goethe-Universität ist. Denn die größte Steigerung an Drittmitteln 2022 erfolgte gegen starke internationale Konkurrenz in EU-Projekten“, kommentiert Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff die Bilanz. „Ich gratuliere allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unserer Universität zu diesem Erfolg und auch allen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die zu diesen wissenschaftlichen Leistungen beitragen.“
Die allgemeine Steigerung der Drittmitteleinnahmen an der Goethe-Universität geht auf eine Vielzahl neu eingeworbener kleiner und großer Projekte zurück: Exemplarisch seien hier die beiden neu gestarteten Sonderforschungsbereiche (SFB) der DFG in den Lebenswissenschaften genannt: „Proteinverbünde und Maschinerien in Zellmembranen“ (SFB 1507) und „Schadenskontrolle durch das stromavaskuläre Kompartiment“ (SFB 1531) sowie die neu etablierte Forschungsgruppe „Translationale Polytraumaforschung zur Bereitstellung diagnostischer und therapeutischer Instrumente zur Verbesserung des Outcome“ (5417). In den Geistes- und Sozialwissenschaften konnte die „Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG)“ erfolgreich in die zweite Förderperiode starten.
Der Gesamtetat der Goethe-Universität betrug rund 764,5 Millionen Euro.
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro für
PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Autoritarismus- und Gewaltforscher diskutieren im Forschungszentrum „Normative Ordnungen“
FRANKFURT. Autoritäre und populistische Parteien und Bewegungen gewinnen in vielen Ländern an Einfluss. Zunehmend untereinander vernetzt, wirken sie mit ihrem autoritären Weltbild immer stärker in die Mitte der Gesellschaft hinein, was sich unter anderem in Querdenkermilieus und Coronaprotesten zeigt. Was bedeutet diese Verbreitung autoritärer Gedanken für die Demokratie? Wie entstehen Anknüpfungspunkte an ein rechtes Weltbild?
Diesen
Fragen widmet sich die Diskussion
„Demokratie in
Gefahr – Das autoritäre Weltbild der neuen Rechten“
am 24. Mai 2023, um
18:15 Uhr,
im Gebäude
„Normative Ordnungen“, Raum EG.01,
Max-Horkheimer-Straße
2,
60323 Frankfurt.
Die
Veranstaltung wird vom Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der
Goethe-Universität in Kooperation mit der Sebastian Cobler Stiftung für
Bürgerrechte organisiert.
Es
diskutieren:
Dr.
Carolin Amlinger,
Literatursoziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für
Neuere Deutsche Literaturwissenschaft der Universität Basel. Sie promovierte
mit einer soziologischen Analyse des literarischen Schreibens und war zuletzt
Visiting Research Fellow am Sonderforschungsbereich „Transformationen des
Populären“ in Siegen. Im letzten Jahr hat sie gemeinsam mit Prof. Dr. Oliver
Nachtwey das Buch „Gekränkte Freiheit. Aspekte des libertären Autoritarismus“
publiziert.
Prof.
Dr. Wilhelm Heitmeyer,
Sozialwissenschaftler und Gewaltforscher, ist zurzeit Forschungsprofessor am
Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität
Bielefeld, wo er das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und
Gewaltforschung gegründet und bis 2013 geleitet hat. Heitmeyer gilt als Pionier
der Gewaltforschung und untersuchte als einer der ersten bereits ab den 1980er
Jahren rechtsextremistische Orientierungen bei Jugendlichen. Von ihm stammen
Konzepte wie die Theorie Sozialer Desintegration und Arbeiten zur
gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit.
Es
moderiert Rebecca C. Schmidt, Geschäftsführerin des Forschungszentrums
Normative Ordnungen sowie des deutschlandweiten Forschungsinstituts
Gesellschaftlicher Zusammenhalt.
Die Teilnahme ist kostenfrei vor Ort oder im Zoom-Stream möglich. Um eine
formlose Anmeldung zur Teilnahme vor Ort wird gebeten. Weitere Informationen
und Zoomlink unter: www.normativeorders.net/demokratie-in-gefahr
Weitere Informationen
Anke
Harms
Referentin
für Wissenschaftskommunikation des Forschungszentrums „Normative Ordnungen“ der
Goethe-Universität
anke.harms@normativeorders.net
069/798-31407
www.normativeorders.net
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro für
PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Ergebnisse des DFG-Forschungsprojekts „Körperverletzung im Amt durch Polizeibeamt*innen“(KviAPol) erschienen.
FRANKFURT. Erstmals können im
Rahmen des Forschungsprojekts „Körperverletzung im Amt durch
Polizeibeamt*innen“ (KviAPol) umfassende wissenschaftliche Befunde zu
übermäßigen Gewaltanwendungen durch Polizist*innen in Deutschland und zur
strafrechtlichen Aufarbeitung solcher Geschehen vorgelegt werden. Dafür wurden
im Rahmen einer Betroffenenbefragung über 3.300 Personen befragt und über 60
qualitative Interviews mit Polizist*innen, Richter*innen, Staatsanwälten,
Rechtsanwält*innen sowie Opferberatungsstellen geführt. Das Projekt wurde durch
die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Die
Ergebnisse des Forschungsprojekts werden in dem Buch „Gewalt im Amt. Übermäßige
polizeiliche Gewaltanwendung und ihre Aufarbeitung“ vorgestellt, das am
17.05.2023 im Campus Verlag erscheint. Verfasser*innen der Studie sind Tobias
Singelnstein, Professor für Kriminologie und Strafrecht an der
Goethe-Universität sowie die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen des Projekts
Laila Abdul-Rahman, Hannah Espín Grau und Luise Klaus.
In
welchen Situationen wurde der übermäßige Einsatz polizeilicher Gewalt vor allem
berichtet? Besonders häufig beschrieben Befragte Einsätze bei
Großveranstaltungen wie Demonstrationen und Fußballspiele. Aber auch
Konfliktsituationen oder Personenkontrollen wurden oft genannt. Am häufigsten
berichteten junge Männer, polizeiliche Gewalt erfahren zu haben. „Die
Befragungsdaten sowie die Interviews zeigen außerdem, dass marginalisierte
Personen in besonderer Weise von übermäßiger polizeilicher Gewalt betroffen sind“,
erklärt Prof. Tobias Singelnstein.
19
Prozent der Betroffenen berichteten von schweren physischen Verletzungen. Von
Relevanz waren auch psychische Belastungen wie Wut und Angst vor der Polizei,
das Meiden bestimmter Situationen oder Orte sowie der Verlust des Vertrauens in
Polizei und Staat.
Für eine Anwendung übermäßiger polizeilicher Gewalt können sowohl individuelle wie auch situative und organisationale Faktoren eine Rolle spielen. Mängel in der Kommunikation, Stress, Überforderung, aber auch diskriminierendes Verhalten von Polizeibeamt*innen können übermäßige polizeiliche Gewalt begünstigen. Ebenso gilt dies für Fragen von Betroffenen und Diskussionen sowie Respektlosigkeiten und Weigerungshaltungen in Bezug auf polizeiliche Maßnahmen.
Wie und auf welcher Grundlage werden polizeiliche Gewaltanwendungen von den
Beteiligten bewertet? Beteiligte Personen, Zeug*innen und Justizangehörige
entwickeln anhand verschiedener Maßstäbe jeweils individuelle Perspektiven auf
das Geschehen. Das Recht stellt dabei nur einen Bewertungsmaßstab neben anderen
dar. Für die Polizei spielen neben Fragen der Rechtmäßigkeit einer
Gewaltanwendung auch Aspekte der Legitimität und Praktikabilität eine Rolle, so
das Ergebnis aus den Interviews mit Polizeibeamt*innen.
Wie
häufig wird rechtswidrige polizeiliche Gewalt zur Anzeige gebracht? Bei den
Befragten war eine niedrige Anzeigebereitschaft festzustellen. „Ein Großteil
der Verdachtsfälle rechtswidriger polizeilicher Gewaltanwendungen verbleibt
dadurch im Dunkelfeld. Nur 14 Prozent der von uns befragten Betroffenen gab an,
dass in ihrem Fall ein Strafverfahren stattgefunden habe“, stellt Tobias
Singelnstein fest.
Strafverfahren
zu Verdachtsfällen rechtswidriger polizeilicher Gewalt werden außerdem zu über
90 Prozent von den Staatsanwaltschaften eingestellt, nur in etwa 2 Prozent der
Fälle wird Anklage erhoben. Strukturelle Besonderheiten dieser Verfahren sind
unter anderem, dass es für Polizeibeamt*innen herausfordernd sein kann,
Kolleg*innen zu belasten. Für die zuständigen Staatsanwält*innen erweist sich
angesichts der alltäglichen engen Zusammenarbeit mit der Polizei eine
unvoreingenommene Herangehensweise an solche Verfahren als schwierig. Das kann
auch zu Vorannahmen über die Betroffenen polizeilicher Gewalt führen, deren
Glaubwürdigkeit infolgedessen geringer erscheint, so die Verfasser*innen der
Studie. Diese Aspekte sind von besonderer Bedeutung, weil einschlägige
Verfahren oft von einer schwierigen Beweislage gekennzeichnet sind: „Häufig
steht die Aussage der Betroffenen denen der einsatzbeteiligten
Polizeibeamt*innen gegenüber und es fehlt an weiteren Beweismitteln“, so
Singelnstein.
Als
ein zentrales Ergebnis der Studie hält das Forschungsteam fest: „In den auf
eine polizeiliche Gewaltanwendung folgenden Auseinandersetzungen um die
Bewertung der Gewalt in Gesellschaft und Justiz erweist sich die polizeiliche
Deutungsweise angesichts dieser Umstände als besonders durchsetzungsfähig und
dokumentiert so die besondere Definitionsmacht der Polizei.“
Laila
Abdul-Rahman, Hannah Espín Grau, Luise Klaus, Tobias Singelnstein:
Gewalt
im Amt. Übermäßige polizeiliche Gewaltanwendung und ihre Aufarbeitung.
Frankfurt/New York: Campus Verlag 2023. [Open Access, 495 S., DOI:
10.12907/978-3-593-45438-2]
Eine
Zusammenfassung der Ergebnisse ist ab 16.5.2023 um 7 Uhr unter https://kviapol.uni-frankfurt.de verfügbar.
Kontakt:
Prof. Dr.
Tobias Singelnstein, Forschungsprojekt KviAPol, Professor für Kriminologie und
Strafrecht, Goethe-Universität Frankfurt am Main. Tel. (069) 798 34346; kviapol@uni-frankfurt.de.
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR
& Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Diskussionsraum zur 175-Jahr-Feier der Nationalversammlung mit Forschenden der Goethe-Universität
FRANKFURT. Vor 175 Jahren ist im Plenum der Paulskirche und in den fachpolitischen Ausschüssen, die in den umliegenden Gaststätten zusammenkamen, über die Grundrechte diskutiert worden. Zur Feier des 175. Jubiläums der Paulskirchenverfassung eröffnet die Stadt Frankfurt am Main (bei freiem Eintritt) unter dem Titel „Grundschule der Rechte – Freiheit und Gleichheit in der Verfassung der Paulskirche“
am
Donnerstag, 18. Mai, und am Freitag, 19. Mai,
jeweils
von 16 bis 18 Uhr
im Haus
am Dom
einen Diskussionsraum – ganz nach
Art dieser Beratungen. Dabei geht es um zwei zentrale Themen, die 1848/49 von
der Nationalversammlung in der Paulskirche debattiert und als Grundrechte
benannt worden sind: zum einen um die Gleichheit vor dem Gesetz und die
Aufhebung aller Standesvorrechte, zum anderen um die Gewährleistung der
Meinungsfreiheit. Nach den Impulsvorträgen wird jeweils in kleinen Gruppen
diskutiert – fast wie zu Zeiten der Paulskirche. Dabei sollen Fragen und Thesen
formuliert werden, zu denen der jeweilige Gast dann Stellung bezieht.
Prof. em. Günther Frankenberg, Experte für
Öffentliches Recht von der Goethe-Universität, wird
am 18. Mai die Vorgeschichte der Frankfurter Verfassung darstellen. Im März
1849 verabschiedet, trat die Verfassung nie in Kraft, weil die Fürsten die
Macht zurückeroberten und der preußische König die ihm angebotene Kaiserkrone
ablehnte. Somit war die Revolution 1849 zwar gescheitert, nicht jedoch die für
die damalige Zeit sehr moderne Verfassung der Paulskirche. Vor allem die darin
formulierten Grundrechte wurden bei den Beratungen der Weimarer Verfassung 1919
und des Grundgesetzes 1948/49 wieder aufgerufen. Unter veränderten Umständen
und in erneuertem sprachlichen Gewand kam ihr Geist 1949 im Grundgesetz zur
Geltung: Die Abschaffung von Ständen und Standesvorrechten sowie die Gleichheit
aller Deutschen vor dem Gesetz standen Pate für den allgemeinen
Gleichheitsgrundsatz und eine Reihe von Diskriminierungsverboten. Aus dem Recht
der Deutschen, ihre Meinung frei zu äußern, wurde ein Menschenrecht.
Das Impulsreferat zur
„Gleichheit“ hält am Donnerstag, 18. Mai, Prof. Stephan Lessenich,
Soziologieprofessor an der Goethe-Universität und Direktor des Instituts für
Sozialforschung.
Am Freitag, 19. Mai, spricht
die Rechtswissenschaftlerin Prof. Ute Sacksofsky – ebenfalls von der
Goethe-Universität – über die „Frankfurter
Meinungsfreiheit“.
Beide Veranstaltungen werden von Marion
Tiedtke, Professorin an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in
Frankfurt, moderiert.
Information:
Dr.
Nina Malaviya
Tourismus + Congress GmbH
Frankfurt am Main
Telefon 069 247455-365
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Dr. Ulrich Breuer übernimmt ab Juli die Leitung der Hochschulverwaltung der Goethe-Universität
FRANKFURT. Die Goethe-Universität hat ab dem 01.07.2023 einen neuen Kanzler. Der neue Leiter der Hochschulverwaltung ist Dr. Ulrich Breuer, derzeit in Personalunion Administrativer Geschäftsführer des GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung und der Facility for Antiproton and Ion Research in Europe (FAIR) in Darmstadt. Er folgt Dr. Albrecht Fester nach, der nach über fünf Jahren als Kanzler in den Ruhestand tritt. Sein Nachfolger unterzeichnete kürzlich mit Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff seinen Arbeitsvertrag.
„Mit Herrn Breuer haben wir eine
Persönlichkeit gefunden, die über langjährige und vielfältige Führungserfahrung
verfügt und in unterschiedlichen Positionen erfolgreich die Geschäfte
renommierter Wissenschaftseinrichtungen geleitet hat“, sagt
Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff. „Wir freuen uns auf die
Zusammenarbeit mit ihm im Kreis des Präsidiums. Danken möchte ich an dieser
Stelle den Gremien und den zuständigen Verwaltungseinheiten für die
hochprofessionelle und sehr zügige Gestaltung des Auswahlverfahrens.“
Der Vorsitzende des Hochschulrats, Udo Corts, zeigt
sich erfreut über die Gewinnung von Dr. Breuer: „Ich freue mich für die
Goethe-Universität, dass sie einen so erfahrenen, fachlich versierten Kanzler
und Wissenschaftsmanager gewinnen konnte. Die Herausforderungen sind
vielfältig; insbesondere muss der neue Kanzler die komplexen und
vielschichtigen Entwicklungen einer so großen Organisation wie der
Goethe-Universität mit passenden Instrumenten planen und mitgestalten.“
Dr.
Ulrich Breuer
erklärt: „Ich danke dem Hochschulrat, dem Senat und dem Präsidium für das große
Vertrauen, das sie in mich setzen. Ich bin sehr froh, dass ich meine
langjährigen Erfahrungen aus dem Wissenschaftsmanagement jetzt für die
Weiterentwicklung dieser großartigen Universität einsetzen kann und freue mich
auf die gemeinsame Präsidiumsarbeit. Die Goethe-Universität befindet sich in
einer Phase dynamischer Weiterentwicklung. Diesen Prozess möchte ich mit all
meiner Kraft und Erfahrung begleiten und mitgestalten. Dabei werden die
übergreifenden Themen Profilbildung in Forschung und Lehre,
Internationalisierung, aber auch Vernetzung in der Region sowie die
Exzellenzstrategie eine wichtige Rolle spielen. Dazu kommen insbesondere auch
in meinem Zuständigkeitsbereich die Digitalisierung auf allen Ebenen und bauliche
Entwicklung (Nachhaltigkeit, Lernorte, moderne Arbeitswelt) sowie die
Positionierung der Goethe-Universität als attraktive Arbeitgeberin in einem
hoch-wettbewerblichen (räumlichen) Umfeld.“
Dr. Ulrich Breuer ist seit März 2020
Administrativer Geschäftsführer der GSI und von FAIR. Zuvor war er an
verschiedenen Forschungseinrichtungen als kaufmännischer Geschäftsführer und
Wissenschaftsmanager tätig. Ulrich Breuer studierte Physik und promovierte an
der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. Sein
beruflicher Werdegang begann 1991 am Forschungszentrum Jülich. Dort war er
zunächst als Assistent des Vorstandsvorsitzenden und danach viele Jahre in
leitenden Funktionen tätig. 2005 wechselte er als Kaufmännischer
Geschäftsführer zum Hahn-Meitner-Institut Berlin, wo er die Fusion mit der
Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung (BESSY)
und die Gründung des Helmholtz-Zentrums Berlin begleitete. Als dessen
Kaufmännischer Geschäftsführer war er von 2009 bis 2011 tätig. Von 2012 bis
2017 wirkte er als Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen des Karlsruher
Instituts für Technologie (KIT). Danach hatte er die Position des
Kaufmännischen Direktors am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) inne.
Aufgaben des Kanzlers laut HHG:
Gemäß Hessischem Hochschulgesetz (§41,
Abs.1) ist der Kanzler Mitglied des Universitätspräsidiums und „leitet die
Hochschulverwaltung nach den Richtlinien des Präsidiums“. Der Kanzler ist
Beauftragter für den Haushalt und nimmt nach Maßgabe der Beschlussfassung des
Präsidiums die Haushalts-, Personal- und Rechtsangelegenheiten wahr.“ Zudem
vertritt er die Dienststelle gegenüber dem Personalrat und ist darüber hinaus
Beauftragter des Präsidiums in Tarifangelegenheiten und verantwortlich für das
Liegenschafts- und Vermögensmanagement.
Fotos
zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/136932229
(Foto:
Dr. Olaf Kaltenborn)
Redaktion: Dr. Olaf Kaltenborn, Leiter Büro für PR &
Kommunikation, Tel: 069
798-13035, Fax: 069 798-763 12531, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de
Öffentliche Podiumsdiskussion an der Goethe-Universität im Rahmen der 39. Tagung der deutschsprachigen Strafrechtslehrerinnen und -lehrer
FRANKFURT. Unter dem Titel „Hasskriminalität und freie Internetrede – Vertrauen im Konflikt durch Strafrecht?“ findet im Rahmen der 39. Tagung der deutschsprachigen Strafrechtslehrerinnen und -lehrer sowie präsentiert von der Forschungsinitiative „ConTrust. Vertrauen im Konflikt“
am
Mittwoch, 17. Mai, um 19 Uhr
im
Hörsaal 1 im Hörsaalzentrum
am
Campus Westend
eine öffentliche
Podiumsdiskussion statt.
Internet und digitale soziale
Netzwerke haben die Möglichkeiten der Meinungsäußerung und der
Informationsbeschaffung in nie gekanntem Umfang erweitert. Dies führte jedoch
auch zu einer erheblichen Steigerung von Hasskriminalität. Immer häufiger gibt
es Diffamierungskampagnen, die sich aus rassistischen, sexistischen und aus
anderen menschenverachtenden Motiven speisen und sich sowohl gegen Einzelne als
auch gegen Gruppen richten. Massenhaft werden unwahre und oft auch
diskriminierende Tatsachenbehauptungen aufgestellt und verbreitet. Manche
Menschen fühlen sich durch diese Kampagnen zur (kriminellen) Tat aufgerufen:
Immer wieder kommt es sogar zu Mordanschlägen auf Politikerinnen und Politiker,
und auch die massenhafte Ermordung von Angehörigen der Rohingya in Myanmar wird
auf die Mobilisierung durch das Internet zurückgeführt.
Auf dem Podium im Rahmen der
Strafrechtslehrertagung soll nun diskutiert werden, ob und in welchem Umfang
die freie Rede im Internet durch rechtliche Maßnahmen eingeschränkt werden
sollte und welche Rolle das Strafrecht und die Strafrechtswissenschaft
gegenwärtig und künftig dabei spielen und spielen sollten. Nach der Begrüßung
durch den Universitätspräsidenten Prof. Enrico Schleiff hält Dr. Angelika
Schlunck, Staatssekretärin im Bundesministerium der Justiz ein Impulsreferat.
Des Weiteren auf dem Podium: der ehemalige Bundesverfassungsrichter Prof.
Dieter Grimm, Oberstaatsanwalt Dr. Benjamin Krause von der Hessischen
Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität, die
Bundestagsabgeordnete Renate Künast, die sich zum Teil erfolgreich rechtlich
gegen Diffamierungen auf Facebook wehrte – sowie die Rechtswissenschaftlerin
Prof. Frauke Rostalski. Moderiert wird das Podium von FAZ-Redakteurin Marlene
Grunert.
Die Teilnahme ist in Präsenz oder via Zoom möglich: https://uni-frankfurt.zoom.us/j/63656428818?pwd=akRZcm1ZRzhYanN4OTJzQUFjWG5hUT09
Das Veranstaltungsplakat zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/136932868
Information:
Prof. Dr. Beatrice Brunhöber
Professur für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsphilosophie und
Rechtsvergleichung
Goethe-Universität Frankfurt am Main
E-Mail slt-2023@jura.uni-frankfurt.de
www.jura.uni-frankfurt.de/75523537/Prof_Brunhöber
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de