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VolkswagenStiftung ermöglicht gemeinsam mit Kassel-Stiftung, Schwiete Stiftung und Quandt Universitäts-Stiftung dauerfinanzierte Professur
Eine Professur, die aus Stiftungserträgen dauerhaft finanziert wird, konnte die Goethe-Universität jetzt einwerben: Heute tritt der Biochemiker Dr. Christian Münch die Lichtenberg-Stiftungsprofessur für Molekulare Systemmedizin an. Er wird insbesondere neurodegenerative Erkrankungen und Krebs auf zellulärer Ebene untersuchen, um neue Ziele für deren Behandlung zu identifizieren. Den Grundstock von zwei Millionen Euro für das Stiftungskapital legt die VolkswagenStiftung im Rahmen ihres Programms „Lichtenberg-Stiftungsprofessuren“. Weitere drei Millionen Euro tragen die Johanna Quandt Universitäts-Stiftung, die Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung und die Dr. Rolf M. Schwiete Stiftung bei.
FRANKFURT.
Krankheiten setzen die Zellen unseres Körpers unter Stress: Das fein
austarierte System von Stoffsynthese und Stoffabbau und von Teilung und Ruhe
gerät aus dem Takt. Statt einzelner Stoffwechsel- oder Signalwege nimmt Prof.
Christian Münch die Zelle als Ganzes in den Blick, um den Krankheitsmechanismen
auf die Spur zu kommen und Ansatzpunkte für neuartige Therapien zu entdecken.
Im Zentrum seiner Professur stehen zwei Projekte: Zum einen geht es um die
Rolle des komplexen Membransystems „Endoplasmatisches Retikulum“ bei
neurodegenerativen Erkrankungen und der Krebsentstehung. Zum andern steht im
Fokus, wie die Zelle ihr Gleichgewicht (Homöostase) bei der Proteinsynthese und
-abbau durch bestimmte Enzyms gewährleistet, die Proteine schreddern. Sind
solche Enzyme (Proteasen) fehlreguliert, kann dies zum Beispiel bei der Alzheimer-Krankheit
zur Bildung von Plaques zwischen Nervenzellen führen.
Es sei ein besonderer Tag für die Goethe-Universität, findet
Präsident Prof. Enrico Schleiff: „Wir können heute nicht nur einen
ausgezeichneten Wissenschaftler für die Goethe-Universität gewinnen, der im
hochaktuellen und zukunftsweisenden Gebiet der Molekularen Systemmedizin
forscht und lehrt. Durch den Schulterschluss der VolkswagenStiftung, der
Johanna Quandt Universitäts-Stiftung, der Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung
und der Dr. Rolf M. Schwiete Stiftung ist es uns gelungen, diese Professur und
damit das Forschungsgebiet nachhaltig an der Goethe-Universität zu etablieren
und langfristig zu finanzieren. Genau diese Art der langfristigen Förderung
eröffnet Möglichkeiten, neue wissenschaftliche Wege zu öffnen. Wir sind den
Stiftungen daher zu großem Dank verpflichtet.“
Dr. Henrike Hartmann, stellvertretenden Generalsekretärin der
VolkswagenStiftung und Leiterin der Abteilung Förderung, sagt: „Wir freuen uns,
dass die Goethe-Universität mit unserer Unterstützung Herrn Münch als
herausragendem Wissenschaftler eine dauerhafte Perspektive in einem
zukunftsträchtigen Forschungsfeld schaffen konnte.“
„Das Herzstück der Johanna-Quandt-Universitätsstiftung, mit der
wir seit 2008 Wissenschaft, Forschung und Lehre an der Goethe-Universität und
ihren Partnern fördern, ist der Johanna Quandt-Jubiläumsfonds“, sagt Stefan
Quandt, Beiratsvorsitzender der Johanna Quandt Universitäts-Stiftung. „Mit
diesem Fonds haben wir zum Beispiel 2018 die Johanna Quandt Young Academy ins
Leben gerufen, um junge Talente an der Goethe-Universität zu unterstützen. Die
Kofinanzierung der Lichtenberg-Stiftungsprofessur von Prof. Münch war uns daher
ein besonderes Anliegen. Wir freuen uns dazu beitragen zu können, diesem
begabten Wissenschaftler eine langfristige Perspektive an der
Goethe-Universität zu geben.“
Gunther
Ruppel von der Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung, hebt hervor: „Unsere
Stifterin Gertrud Kassel war der Überzeugung, dass es ‚gescheite junge Leute in
Deutschland‘ für die Wissenschaft bräuchte. Aus der Tradition unserer Stifterin
und unseres Stifters heraus haben wir daher gerne zur
Lichtenberg-Stiftungsprofessur für Professor Münch beigetragen.“
Dr. Jürgen Staiger, Vorstand der Dr. Rolf M. Schwiete Stiftung
meint: „Wir konnten bisher schon eine ganze Reihe von Stiftungsprofessuren,
insbesondere am Fachbereich Medizin der Goethe-Universität für längere, aber
befristete Zeiträume finanzieren. Die Lichtenberg-Stiftungsprofessur bietet
jetzt die Gelegenheit, eine Professur nachhaltig und auf Dauer zu errichten,
ganz im Sinne unseres Stifters.“
Christian Münch promovierte an der Universität
Cambridge und arbeitete als Postdoktorand an der Harvard Medical School. Seit
2016 ist er Leiter der Forschungsgruppe Proteinqualitätskontrolle und der
Abteilung Quantitative Proteomics am Institut für Biochemie II der
Goethe-Universität Frankfurt. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen
zelluläre Stressreaktionen auf fehlgefaltete Proteine in den Kraftwerken der
Zelle (Mitochondrien) sowie auf Infektionen und Krankheiten. Sein Ziel: Er
möchte verstehen, mit welchen Veränderungen das ganze System Zelle auf Stress
reagiert. Für seine Arbeit erhielt er bereits einen ERC Starting Grant, eine
Emmy-Noether-Förderung, einen ERC Consolidator Grant sowie eine Reihe von
Auszeichnungen. Er ist ein EMBO Young Investigator und Mitglied in den
Lenkungsausschüssen des BMBF Cluster4Future Proxidrugs, des
Sonderforschungsbereichs 1177 zur selektiven Autophagie, des Fraunhofer
Leistungszentrums TheraNova sowie des Forschungsclusters EMTHERA (Emerging
Therapies) unter Leitung der Goethe-Universität. 2023 nahm er den Ruf auf eine
Lichtenberg-Stiftungsprofessur an der Goethe-Universität Frankfurt an.
Bilder zum Download:
https://www.puk.uni-frankfurt.de/93374838
Bildtext: Prof. Dr. Christan Münch, Institut für Biochemie II,
Goethe-Universität Frankfurt. Foto: Uwe Dettmar
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Die Anthropologin Anna Tsing hält die diesjährige Dagmar-Westberg-Vorlesung
FRANKFURT. Anna
Tsing, Professorin für Anthropologie an der Universität von California, Santa
Cruz, hält in diesem Jahr die Dagmar-Westberg-Lectures im Rahmen eines
Gastaufenthaltes an der Goethe-Universität. Der Auftakt der Veranstaltung ist
am
Montag, 11. Dezember, um 16 Uhr
im
Casinogebäude, 1. OG, Raum 1.811 (Trude Simonsohn-Saal)
auf dem
Campus Westend.
Die Vorlesungen unter dem Titel
"Waterlands: Political Geomorphologies at a Muddy Edge" werden in
englischer Sprache gehalten.
Anna Tsing, Jahrgang 1952, hat
in Yale und Stanford studiert. Nach ihrer Promotion arbeitete sie als
Gastprofessorin an der University of Colorado, Boulder, und als
Assistenzprofessorin an der University of Massachusetts, Amherst. Seit 1989
forscht und lehrt sie in Santa Cruz. Tsing hat mehr als 40 Artikel in
renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht. Für ihr Buch "In the Realm
of the Diamond Queen" (1994) erhielt sie den Henry J. Benda Prize, für
"Friction: An Ethnography of Global Connection" (2005) wurde sie von
der American Ethnological Society ausgezeichnet. In ihrem Buch "The
Mushroom at the End of the World: On the Possibility of Life in Capitalist
Ruins" (2015) gibt sie Einblicke in die anthropologische Bedeutung des
Matsutake-Pilzes, der in Japan als Delikatesse gilt. Der Pilz wächst in
Landschaften, die vom Menschen stark verändert wurden. Tsing verfolgt die
internationale Reise des Matsutake-Pilzes, um dem Leser einen Einblick in die
komplexe Warenkette des Pilzes zu geben, und verbindet damit Betrachtungen über
den Kapitalismus. Sie zeigt, wie die Ökologie durch menschliche Eingriffe
geformt wird. Das Buch wurde mit dem Gregory Bateson Prize und dem Victor
Turner Prize gewürdigt.
In ihren Frankfurter Vorträgen
spricht Tsing über ihr jüngstes Forschungsprojekt zur Wechselwirkung von Land
und Wasser an der Westküste von Papua, Indonesien. Anhand von neuem
ethnographischem Material erforscht sie die seit langem bestehenden Arten, wie
die Menschen in Sümpfen an der Westküste von Papua leben, aber auch wie
Siedlerbesetzung und Städtebau neue Herausforderungen einschließlich
chronischer Überschwemmungen verursacht haben.
Die seit 2012 einmal jährlich
stattfindende Gastprofessur wurde von Dagmar Westberg (1914-2017) gestiftet.
Westberg, die auch Ehrensenatorin der Goethe-Universität war, wollte damit die
Geistes- und Kulturwissenschaften fördern.
www.uni-frankfurt.de/Dagmar-Westberg-Stiftungsgastprofessur
Die Termine
Montag, 11. Dezember
Living in mud
Dienstag, 12. Dezember
Possession/dispossession
Donnerstag, 14. Dezember
A pinball model of chronic flooding
Die Vorträge finden jeweils um
16 Uhr im Casino-Gebäude auf dem Campus Westend, 1. OG, Raum 1.811 (Trude
Simonsohn-Saal) statt.
Das
Veranstaltungsplakat und ein Bild zum Download unter:
https://www.uni-frankfurt.de/146367258
Bildtext:
"Wasserlandschaften: Politische Geomorphologien an einem
schlammigen Rand" - so lautet der Titel der
Westberg-Stiftungsgastprofessur 2023 mit der Anthropologin Prof. Anna Tsing.
Das Bild entstand nahe der indonesischen Küstenstadt Sorong. (Foto: Anna Tsing)
Informationen:
Prof. Dr. Mirco Göpfert
Institut für Ethnologie
Goethe-Universität
Telefon 069 798-33078
E-Mail goepfert@em.uni-frankfurt.de
Goethe-Universität zeichnet herausragende Wissenschaftler*innen aus den Bereichen Rechtswissenschaft, Mikrobiologie und Inklusionsforschung aus – Justizminister als Laudator
Alle zwei Jahre vergibt die Alfons-Gertrud-Kassel-Stiftung den „Scientist of the Year“-Preis sowie den „Public Service Fellowship-Preis“ an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität. Jährlich verleiht zudem der Präsident der Goethe-Universität den New Horizon-Preis. Erstmals fand gestern die öffentliche Auszeichnung im Rahmen einer gemeinsamen Feier statt. Prämiert wurden die Mikrobiologin Inga Hänelt, die Juraprofessorin Indra Spiecker und der Erziehungswissenschaftler Lukas Gerhards.
FRANKFURT. Die
drei Wissenschaftler*innen, die am gestrigen Abend an der Goethe-Universität
prämiert wurden, leisten „außerordentliche wissenschaftliche Arbeit und“,
führte Universitätspräsident Enrico Schleiff in seinem Grußwort aus, „sie
lassen andere an den Ergebnissen dieser Wissenschaft teilhaben, alle von ihr
profitieren – in einem Wortverständnis, das weit hinaus reicht über den
wirtschaftlichen Effekt.“ Damit verwirklichten sie etwas, so Schleiff, was die
Goethe-Universität wesentlich ausmache: „Dass wir die zusammengetragenen
Wissensschätze nicht für uns behalten, sondern ganz bewusst teilen: in die
Wissenschaftslandschaft hinein und – in intelligent strukturierten Dialogen
sowie mit modernen Methoden – mit der Gesellschaft.“
Den Preis „Scientist of the Year“ der Alfons und Gertrud
Kassel-Stiftung 2022 erhält die Mikrobiologin Prof. Inga Hänelt für
ihre herausragende Forschung und ihr hohes Engagement in der Nachwuchsförderung.
Die Heisenberg-Professorin am Institut für Biochemie der Goethe-Universität
wurde ausgezeichnet für ihren Beitrag zum Verständnis von Prozessen, die
Bakterien unter verschiedenen Stressbedingungen das Überleben ermöglichen;
konkret geht es dabei um ihre Arbeit zur mikrobiellen Kaliumhomöostase, also zu
den Prozessen, mit denen sich Bakterien durch Kaliumaufnahme oder -abgabe zum
Beispiel an salzige Umgebungen, Trockenheit oder extreme pH-Werte anpassen.
Hänelts mehrfach prämierte Arbeiten sind national wie international hoch
angesehen und haben Eingang in höchstrenommierte Fachzeitschriften gefunden.
Darüber hinaus gehört die Mikrobiologin aufgrund ihrer exzellenten Leistung
vielen Forschungsverbünden der Deutschen Forschungsgemeinschaft an. An der
Goethe-Universität ist sie eine der verantwortlichen Wissenschaftler*innen der
Clusterinitiative SCALE (SubCellular Architecture of LifE).
Den „Scientist of the Year“-Preis in Höhe von 25.000 Euro,
den die Stiftung alle zwei Jahre vergibt, erhält Inga Hänelt auch für ihre
exzellente Betreuung und Förderung junger Wissenschaftler*innen. In der
Laudatio anlässlich der Preisverleihung lobte Hänelts Arbeitsgruppe das
Engagement ihrer Mentorin, die sich weit über die eigene Gruppe hinaus für die
Weiterbildung junger Wissenschaftler*innen einsetze.
Der „Public Service Fellowship-Preis“ der Alfons und Gertrud
Kassel-Stiftung ging in diesem Jahr an Prof. Indra Spiecker genannt
Döhmann. Spiecker lehrt seit 2013 an der Goethe-Universität Öffentliches
Recht, Informationsrecht, Umweltrecht und Verwaltungswissenschaften. Sie leitet
die Forschungsstelle Datenschutz und ist wissenschaftliche Direktorin des
Instituts für Europäische Gesundheitspolitik und Sozialrecht (ineges). Als
erste Juristin überhaupt gehört sie der Deutschen Akademie der
Technikwissenschaften (acatech) an. Sie wirkt u.a. in der Steuerungsgruppe
„Digitalisierung und Gesellschaft“ der Nationalen Akademie der Wissenschaften
Leopoldina mit. Indra Spiecker gehört zu den führenden und international
renommierten juristischen Fachleuten. Sie erforscht u.a. die
Regulierungsbedingungen und -möglichkeiten der digitalen Welt und der dortigen
Machtverschiebungen und analysiert dazu u.a. Entscheidungen in
Unsicherheitssituationen oder das Verhältnis von Vertrauen und Konflikt, das
auch in der Clusterinitative ConTrust erforscht werden soll. Spiecker
wird als Expertin von vielen Institutionen, insbesondere zu rechtlichen
Aspekten der Digitalisierung, häufig zu Rate gezogen, z.B. für den Dritten
Gleichstellungsbericht der Bundesregierung, von den Datenschutzbehörden oder
der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.
Der mit 10.000 Euro dotierte „Public Service
Fellowship-Preis“ wird von der Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung alle zwei
Jahre an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität
vergeben, die in bedeutenden wissenschaftlichen oder wissenschaftspolitischen
Gremien tätig sind. Das Preisgeld soll Projekte ermöglichen, die wegen des
besonderen Engagements nicht weiter bearbeitet werden konnten. Prof. Spiecker
ist die vierte Preisträgerin – nach der Erziehungswissenschaftlerin Sabine
Andresen, dem Finanzwissenschaftler und früheren „Wirtschaftsweisen“ Prof.
Volker Wieland und dem Mediziner und langjährigen Vorsitzenden des
Sachverständigenrats Gesundheit der Bundesregierung Prof. Dr. Ferdinand
Gerlach. Die Laudatio auf Indra Spiecker genannt Döhmann hält Prof. Roman
Poseck, Hessischer Minister der Justiz.
Der diesjährige Preisträger des New Horizon Preis des Präsidenten ist der Inklusionsforscher Lukas Gerhards. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis fördert junge Wissenschaftler*innen der Goethe-Universität, die in ihrer Arbeit und ihrem Denken neue Wege beschreiten. Der Doktorand Lukas Gerhards widmet sich nach seinem Studium der Sonderpädadogik der Inklusionsforschung. In seiner neurophilosophisch ausgerichteten Promotion untersucht er etwa, was Neurodiversität bedeutet, wie es also zu unterschiedlicher Wahrnehmung von Umwelt kommt. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Team der Inklusionsforscherin Prof. Dr. Vera Moser wirkt Lukas Gerhards federführend mit an dem BMBF-geförderten innovativen Forschungsverbund Schule & Autismus „schAUT“. Gemeinsam mit Autist*innen will dieses Projekt erstmals gezielt Barrieren für autistische Schüler*innen an Schulen identifizieren und Möglichkeiten erkunden, diese abzubauen. Welche Faktoren stören autistische Schüler*innen beim Lernen? Erste Erkenntnisse belegen bereits, dass autistische wie nicht-autistische Schulkinder von denselben Faktoren – wie etwa grelles Licht und hoher Geräuschpegel - gestört werden, so dass alle von einem Abbau dieser Barrieren profitieren. Das Projekt fördert zudem einen hohen Wissenstransfer in die Gesellschaft: Es umfasst einen Barriere-Fragebögen, eine Handreichung zum Umgang mit dem Instrument und ein Fortbildungskonzept für Schulen sowie Informationsmaterial für die interessierte Öffentlichkeit. Der New Horizon-Preis wurde erstmals 2022 an die Wirtschaftspädagogin Dr. Christin Siegfried vergeben.
Die Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung wurde 2007 mit dem Ziel
gegründet, Wissenschaft, Forschung und Lehre an der Goethe-Universität zu
fördern. Sie basiert auf einem Stiftungsvermögen, das die Stifterin Gertrud
Kassel hinterlassen hat. Damit unterstützt die Stiftung zahlreiche Projekte der
Universität.
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro
für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Vergabefeier zum Deutschlandstipendium feiert 550 neue Stipendien
Gute Noten und soziales Engagement müssen die Studierenden mitbringen, die sich beim Deutschlandstipendium bewerben wollen. Die Stipendiat*innen werden dann maximal zwei Jahre monatlich mit 300 Euro in ihrem Studium unterstützt. Auf der geselligen Vergabefeier an der Goethe-Universität trafen am Mittwoch 600 Studierende und Förderer zusammen.
FRANKFURT. Das
Prinzip des Deutschlandstipendiums ist so einfach wie schlagend: Jeder von den
Universitäten pro Jahr eingeworbene Euro wird vom Bundesministerium für Bildung
und Forschung verdoppelt. 990.000 Euro sind in diesem Jahr an der
Goethe-Universität zusammengekommen, verdoppelt stehen also 1.980.000 Euro für
Deutschlandstipendien zur Verfügung. 550 Studentinnen und Studenten – rund ein
Drittel mit Migrationshintergrund – können so maximal zwei Jahre lang mit
monatlich 300 Euro gefördert werden. Für viele Studierende bedeutet das,
weniger Zeit in die Finanzierung ihres Studiums stecken zu müssen und sich
intensiver ihrem Studium widmen zu können.
Beim geselligen Get-together am Mittwoch, dem 28. November, holten
sich zahlreiche Stipendiat*innen im Casino-Gebäude ihr Dokument persönlich ab –
und trafen dabei auch mitunter mit ihrer Förderin oder ihrem Förderer zusammen.
Rund 600 Stipendiaten und Förderer nahmen am Get-together teil, um sich
kennenzulernen. Drei von den 22 Förderinnen und Förderern, die das
Stipendienprogramm seit seiner Gründung vor 13 Jahren unterstützen, wurden bei
der diesjährigen Vergabefeier vom Universitätspräsidenten Enrico Schleiff geehrt.
Schleiff wies daraufhin, dass es unter anderem auch das Engagement der lokalen
Förderinnen und Förderer sei, welches das Stipendienprogramm zu einer wahren
„Erfolgsgeschichte“ mache. „Diese große Akzeptanz in der Bevölkerung zeigt,
dass Sinnvolles auch und gerade in der Bürgerstadt Frankfurt unterstützt wird!“
Kurzweilig unterhalten wurden die Teilnehmer*innen des
Get-together von dem Science Slammer und Archäologen Frederic Auth, der mit
seiner Darstellung einer überraschenden archäologischen Entdeckung durch
Wissenschaftler der Goethe-Universität unter anderem den diesjährigen
„Antiquity Slam“ in Berlin gewann.
Rund 300 Privatförderer und ca.50 Non-Profit-Organisationen – sie
tragen das finanzielle Hauptvolumen – haben in diesem Jahr für ein Deutschlandstipendium
gespendet, Tendenz leicht steigend gegenüber den Vorjahren. Leicht abgenommen
und damit im Trend seit den Pandemiejahren hat die Zahl der fördernden
Unternehmen mit knapp 50.
Neben einer finanziellen Förderung von monatlich 300 € bietet das Stipendium
auch ein ideelles Förderprogramm sowie ein starkes Netzwerk und ein
vielfältiges Veranstaltungsangebot. Im sogenannten „Young Leadership Programm“ erhalten die
Stipendiatinnen und Stipendiaten die Chance, sich persönlich und fachlich
weiterzuentwickeln. Dazu gehört die individuelle Förderung in Projektteams
ebenso wie studienbegleitende Programme und Angebote – Seminare, Workshops,
Best-Practice-Vorträge, Netzwerke. An einer Alumni-Gruppe aller
Deutschlandstipendiaten der Goethe-Universität arbeiten die Geförderten
inzwischen selbst. Viele wollen auch nach Ablauf des Stipendiums noch
miteinander in Kontakt bleiben und ihr eigenes Netzwerk pflegen.
Seit 2011 wurden 6.752 Stipendien vergeben, was einer Fördersumme
von 12.153.600 Euro entspricht. Nach dem Matching-Prinzip des Bundes kamen
Studierenden der Goethe-Universität bislang ca. 25 Millionen Euro durch das
Deutschlandstipendium zugute.
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/146364557
Bildtext: (Foto 1) Rund 600 Stipendiaten und Förderer nahmen am Get-together
zum Start des Deutschlandstipendiums teil, um einander kennenzulernen (Foto:
Uwe Dettmar)
(Foto
2) In Kontakt kommen und in Kontakt bleiben: Viele Deutschlandstipendiaten
wollen ihr eigenes Netzwerk pflegen (Foto: Uwe Dettmar)
Weitere Informationen
Marc Heinbücher
Referent
Deutschlandstipendium
Private Hochschulförderung
Telefon: 069/798-12756
E-Mail: heinbuecher@em.uni-frankfurt.de
Homepage: https://www.uni-frankfurt.de/44947252/
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro
für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Unter der Leitung von Informatiker Prof. Thomas Lippert soll mit dem Gerät der zukunftsweisende Weg zum Quantencomputing beschritten werden.
FRANKFURT. Die Goethe-Universität wird in Kürze ihren ersten Quantencomputer installieren und sich damit in die Spitzengruppe der deutschen Universitäten im Bereich des angewandten Quantencomputing einreihen: Der Frankfurter Erstling mit dem Namen „Baby Diamond“ startet als Pilotsystem mit fünf Qubits und beruht auf der Technologie der Stickstoff-Fehlstellen in einem künstlichen Diamanten. Es soll im ersten Quartal 2024 vom Ulmer Start-Up XeedQ GmbH geliefert werden. Pilotnutzer:innen werden aus der Goethe-Universität und dem Verbund der Nationalen Höchstleistungsrechner NHR erwartet.
Das Thema Quantencomputing ist derzeit in
aller Munde als eine Zukunftstechnologie, die verspricht, bisher zu große oder
gar mit digitalen Verfahren unlösbare Aufgaben im Bereich der
Computersimulation und der KI bewältigen zu können. „Mit unserem neuen
Pilot-Quantencomputer machen wir einen wichtigen Schritt in dieses
revolutionäre Gebiet, dem bald weitere folgen werden,“ erklärt Prof. Enrico
Schleiff, Präsident der Goethe-Universität. „Baby Diamond wird uns einen ersten
Blick in eine Zukunft werfen lassen, in welcher große rechnerische
Herausforderungen möglich werden, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen
können“.
Ulrich Schielein, Chief Information Officer
(CIO) und Vizepräsident für Digitalisierung an der Goethe-Universität, ergänzt:
„Die Behandlung völlig neuer Problemklassen aus der Finanzwelt, der Logistik im
Schienen-, Luft- und Straßenverkehr, der Medizin und Biologie, der Wetter- und
Klimaforschung, aber auch aus den Grundlagenwissenschaften wie Physik und
Chemie oder dem Training von Basismodellen der künstlichen Intelligenz scheint
in wenigen Jahren realisierbar zu sein. Wir bauen dabei auch auf die
Zusammenarbeit mit Forschenden hier im Raum Rhein-Main als auch mit hier
ansässigen Unternehmen und Institutionen.“
Der Quantencomputer nutzt einen kleinen
künstlichen Diamanten, wie er aus industriellen Anwendungen bekannt ist, in den
Stickstoffatome eingebettet sind. Sie induzieren jeweils eine Fehlstelle, die
als zentrales Qubit verwendet werden kann. Spins von Atomen können als weitere
Qubits um diesen Defekt herum kontrolliert werden. Dies macht praktisches
Quantencomputing möglich.
„Mit unserem Einstiegssystem verfolgen wir
die Idee des kompakten Quantencomputers, der bereits bei Raumtemperatur
einsetzbar ist, keine besondere Tieftemperaturkühlung benötigt, in einem
kleinen Labor aufgebaut werden kann und dabei besonders energieeffizient ist“,
sagt Prof. Thomas Lippert, Leiter der Arbeitsgruppe Modulares Supercomputing
und Quantencomputing, die im Sommer 2020 im Fachbereich Informatik und
Mathematik der Goethe-Universität eingerichtet wurde. „Als Universität stellen
wir uns mit dem Quantencomputer bewusst gegen die derzeitige Monopolbildung
großer Firmen auf, die ihre Systeme hinter Paywalls verstecken. Da es ein
Kompaktsystem ist, können wir bereits heute Studierende hands-on und direkt am
Gerät ausbilden. Dies ist das Gebot der Stunde, um fit für die Zukunft zu
werden.“
Der Quantencomputer ist Teil der
Frankfurter Roadmap, die darauf abzielt, bis zum Jahr 2025 bis zu 16
hochwertige Qubits zu beschaffen und diese Zahl in Zukunft Schritt für Schritt
weiter zu erhöhen. Das Pilotsystem wird dazu beitragen, eine Infrastruktur an
der Goethe-Universität in Zusammenarbeit mit dem NHR-Netzwerk aufzubauen, die
das Quantenrechnen eng mit dem Hochleistungsrechnen verbinden wird. In diesem
Zusammenhang konnte die Goethe-Universität das Forschungszentrum Jülich mit
seiner JUNIQ Quantencomputing-Infrastruktur als wissenschaftlichen Partner
gewinnen, der weltweit Vorreiter im modularen hybriden Quanten-HPC-Rechnen ist.
Entwickelt wird das System von der XeedQ
GmbH, einem Unternehmen mit Sitz in Leipzig und am DLR-Innovationszentrum in
Ulm. XeedQ GmbH wird von der Quantencomputer-Initiative des DLR gefördert, um
eine skalierbare Quantencomputertechnologie zu entwickeln. Quantencomputing
wird oft als zweite Quantenrevolution bezeichnet. Der Quantencomputer der
Goethe-Universität wird auf dem historischen Gelände des Campus Bockenheim stehen,
wo vor mehr als 100 Jahren das berühmte Experiment von Stern und Gerlach die
heutige Grundlage des Quantencomputing geschaffen hat und ein wichtiger Teil
der ersten Quantenrevolution war. Mit seinem Baby Diamond ebnet die
Goethe-Universität den Weg, um neue Quantenrevolutionen wieder nach Frankfurt
am Main zu bringen.
Weitere Informationen:
Prof.
Thomas Lippert, Professor für modulares Supercomputing und Quantencomputing,
Institut für Informatik, Goethe-Universität Frankfurt. t.lippert@em.uni-frankfurt.de
Frankfurter Forscher:innen widerlegen Hypothesen zur Evolution von Giftgenen und zeigen, dass diese vor dem Stachel entstanden sind
Bienen, Wespen und Ameisen gehören zur Gruppe der Hautflügler und injizieren bei einem Stich einen ganzen Cocktail an Giftkomponenten. Trotz ihrer immensen ökologischen und ökonomischen Bedeutung war bislang wenig über die Herkunft ihres Gifts bekannt. Ein Wissenschaftsteam um Dr. Björn von Reumont von der Goethe-Universität Frankfurt hat jetzt mittels umfangreicher Gen-Analysen herausgefunden, dass typische Gift-Bestandteile bereits bei den frühesten Vorfahren der Hautflügler vorhanden waren und sich somit vor der Entstehung des Stachels von Biene & Co. entwickelt haben müssen. Anders als bisher vermutet findet sich zudem das Gen für den Giftstoff Melittin ausschließlich bei Bienen.
FRANKFURT. Gifte haben sich in vielen Tiergruppen
unabhängig voneinander entwickelt. Eine Tiergruppe, in der viele Gift
produzierende Tiere vorkommen, sind die Hautflügler. Dabei handelt es sich um eine
Gruppe von Insekten, zu denen auch die Stechimmen – also Bienen, Wespen und
Ameisen – gehören. Die Hautflügler sind sehr artenreich; alleine die Bienen
zählen mehr als 6000 Arten. Trotz der großen
ökologischen und ökonomischen Bedeutung der Hautflügler ist über die evolutive
Entstehung ihrer Gifte aber noch sehr wenig bekannt.
Forscher:innen um Dr. Björn von Reumont, der als Gastwissenschaftler
im Arbeitskreis für Bioinformatik am Institut für Zellbiologie und
Neurowissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt arbeitet, haben nun
erstmals anhand von systematischen Erbgutvergleichen untersucht, wie sich die wichtigsten
Bestandteile des Gifts der Bienen und anderer Hautflügler in der Evolution
entwickelt haben. Die Gifte sind komplexe Gemische, die sich aus kleinen Eiweißen
(Peptiden) und wenigen großen Proteinen und Enzymen zusammensetzen. Stechimmen
injizieren diesen Giftcocktail mit Hilfe eines spezialisierten Stechapparats
aktiv in die Beute oder den Angreifer.
Im ersten Schritt bestimmten die Forscher:innen, welche der Peptide
und Proteine im Gift unter den Hautflüglern am weitesten verbreitet waren.
Dafür griffen sie auf die – allerdings bislang spärlich vorhandenen –
Informationen aus Proteindatenbanken zurück. Zusätzlich analysierten sie selbst
die Proteine in den Giften zweier Wildbienenarten – der Violetten Holzbiene (Xylocopa violacea) und der Gelbbändigen
Furchenbiene (Halictus scabiosae) –
sowie der Honigbiene (Apis mellifera).
In allen untersuchten Hautflügler-Giften fanden sie die gleichen 12 „Familien“
von Peptiden und Proteinen. Diese stellen also eine „gemeinsame Zutat“ dieser
Giftcocktails dar.
Anschließend fahndete das Wissenschaftsteam in Kooperation mit
Kolleg:innen vom Leibniz Institut für Biodiversitätswandel (LIB), der
Technischen Universität München (TUM) und dem Zentrum für Translationale
Biodiversitätsgenomik (LOEWE TBG) im Erbgut von insgesamt 32 Hautflügler-Arten
– darunter Schweißbienen, stachellose Bienen, aber auch Wespen und Ameisen wie
die berüchtigte Rote Feuerameise (Solenopsis invicta) – nach den Genen
für diese 12 Peptid- und Proteinfamilien. Die Unterschiede in diesen Genen,
teilweise nur der Austausch einzelner Buchstaben des genetischen Codes, halfen
den Wissenschaftler:innen dabei, den Verwandtschaftsgrad zwischen den Genen
verschiedener Arten zu bestimmen und letztlich einen Stammbaum der Giftgene zu erstellen.
Dazu griffen sie auch auf künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen
zurück.
Das überraschende Ergebnis: Viele der untersuchten Giftgene sind
in allen Hautflüglern vorhanden, sodass offenbar bereits der gemeinsame Vorfahr
aller Hautflügler diese Gene besessen hat. „Das bedeutet, dass die Hautflügler mit
großer Wahrscheinlich als gesamte Gruppe giftig sind“, schlussfolgert von
Reumont. „Für andere Gruppen wie die Toxicofera, zu denen Schlangen, Schleichen
und Leguanartige gehören, wird bislang noch diskutiert, ob die Gifte auf einen
gemeinsamen Vorfahren zurückgehen oder mehrfach entstanden sind.“
Zwar besitzen innerhalb der Hautflügler nur die Stechimmen – also
die Bienen, Wespen und Ameisen – einen echten Stachel zur Applikation des Gifts.
Doch auch die entwicklungsgeschichtlich alten parasitären Pflanzenwespen injizieren
mit ihrem Eiablageapparat neben den Eiern Substanzen, mit denen sie die
Physiologie der Wirtspflanzen verändern: Die Blaue Fichtenholzwespe (Sirex
noctilio) zum Beispiel bringt nicht nur einen Pilz mit in die Pflanze ein,
der die Besiedelung des Holzes durch die Larve erleichtert, sondern auch einen
Giftcocktail mit den in der Studie untersuchten Giftproteinen. Diese sollen in
der Pflanze geeignete Rahmenbedingungen für die Larve schaffen. „Damit kann man
auch die Blaue Fichtenholzwespe als giftig einstufen“, so von Reumont.
Als Giftkomponente neu bei den Bienen sind das Gen für das Peptid
Melittin sowie Gene für Vertreter der neu beschriebenen Proteinfamilie
Anthophilin-1. Dass Melittin nur von einem einzigen Gen kodiert wird, war
überraschend für die Giftforscher:innen, wie von Reumont erklärt: „Von Melittin
gibt es nicht nur viele verschiedene Varianten, das Peptid macht im Bienengift
auch bis zu 60 Prozent des Trockengewichts aus. Deshalb war man davon ausgegangen,
dass viele Genkopien vorliegen müssen. Das konnten wir klar widerlegen.“ Da sie
das Melittin-Gen nur bei Bienen fanden, entkräfteten die Forscher auch die
Hypothese, dass es zu einer für die Stechimmen postulierten Gruppe von
Giftgenen gehört, den Aculeatoxinen. „Das zeigt uns einmal mehr, dass man nur
mit Genomdaten aussagekräftige Schlüsse über die Evolution von Giftgenen ziehen
kann“, ist der Forscher überzeugt.
Die Frankfurter Studie zeigt zum ersten Mal für eine ganze Insekten-Gruppe
mit rund einer Million Arten, wo Giftgene herkommen und wie sie sich entwickelt
haben. Sie bietet nun einen Ausgangspunkt, um die Entstehung der Giftgene bei
den Vorfahren der Hautflügler sowie Spezialisierungen innerhalb der Gruppe zu
verfolgen. Um groß angelegte Genomvergleiche durchführen zu können, müssen nun
allerdings zuerst Analysemethoden für die zum Teil sehr großen Proteinfamilien automatisiert
werden.
Publikation: Ivan Koludarov, Mariana
Velasque, Tobias Senoner, Thomas Timm, Carola Greve, Alexander Ben Hamadou,
Deepak Kumar Gupta, Günter Lochnit, Michael Heinzinger, Andreas Vilcinskas,
Rosalyn Gloag, Brock A. Harpur, Lars Podsiadlowski, Burkhard Rost, Timothy N.
W. Jackson, Sebastien Dutertre, Eckart Stolle, Björn M. von Reumont: Prevalent bee venom genes evolved before
the aculeate stinger and eusociality. BMC Biology, (2023) https://doi.org/10.1186/s12915-023-01656-5
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/146271865
Bildtext: Komponenten des
Giftcocktails von Wildbienen wie der Platterbsen-Mörtelbiene (Megachile
ericetorum) sind entwicklungsgeschichtlich älter als ihr Stachel. Foto: Björn
von Reumont
Weitere Informationen
Dr. rer
nat. habil. Björn M. von Reumont
Gastwissenschaftler
im Arbeitskreis für Angewandte Bioinformatik/Prof. Ingo Ebersberger
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49(0)151-61997924
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Ergebnisse der vierten bundesweiten JuCo-Studie: Globale Krisen lassen junge Menschen weiterhin besorgt in die Zukunft blicken
Die emotionale Belastung ist für viele Jugendliche nach Corona nicht weniger geworden. Zudem haben junge Menschen das Gefühl, von den politisch Verantwortlichen nicht genug wahrgenommen zu werden. Dies ist ein Ergebnis der vierten JuCo-Studie des Forschungsverbunds Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit der Universitäten Frankfurt und Hildesheim. Rund 1200 junge Menschen haben im Frühjahr 2023 an der Studie teilgenommen.
FRANKFURT. Dass
viele Jugendliche Zukunftsängste haben, zeigte sich bereits in den drei
vorherigen JuCo-Studien. Im Laufe der vier JuCo-Studien wird deutlich: Diese
Ängste sind mit dem Ende der Pandemie nicht unbedeutender geworden. Junge
Menschen nehmen politische Entwicklungen und globale Krisen sensibel wahr. Anna
Lips von der Universität Hildesheim ordnet dieses Ergebnis ein: „Junge Menschen
sind dabei, ihren Platz in der Welt zu finden. Reiht sich eine Krise an die
andere, kann dies zu einer Orientierungslosigkeit führen.“ Auch der Kommentar
einer Studienteilnehmerin unterstreicht die Unsicherheit, mit der junge
Menschen konfrontiert sind: „Ich habe zwar einen Plan im Leben, aber ich werde
mit all diesen Dingen rechnen und leben müssen.“
Die Daten der Studie zeigen außerdem: Junge Frauen machen sich –
wie bereits in der Pandemiesituation - mehr Sorgen als junge Männer. Und auch
ihre Zukunftsperspektiven und die aktuelle Situation in Deutschland betrachten
sie weniger zuversichtlich. In der vierten JuCo-Studie machte sich nur jede
zehnte junge Frau keine Sorgen über gesellschaftliche Entwicklungen, über ein
Viertel ist teilweise besorgt und 62 % zeigen sich besorgt. Unter jungen
Männern ist fast jeder Fünfte unbesorgt, ein Viertel sind teilweise besorgt,
und 56% machen sich Sorgen über das, was aktuell in Deutschland passiert.
Zu den Folgen der Pandemie gehört ebenfalls, dass viele junge
Menschen unsicher im Umgang mit Anderen geworden sind. Die Zeiten der
Lockdowns, Kontaktbeschränkungen und Abstandsregelungen sind also nicht
folgenlos für junge Menschen geblieben. Die Erfahrung der Pandemie wirkt im
sozialen Miteinander unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen nach.
Schon lange wird die konsequente Umsetzung des Rechts auf
Beteiligung und Mitbestimmung für junge Menschen gefordert. Hier zeigen die
JuCo-Studien: Die Anzahl der Personen nimmt ab, die das Gefühl haben, die
Situation von jungen Menschen sei für politisch Verantwortliche wichtig oder
ihre Anliegen würden gehört. Diesen Trend umzukehren, liege in der
Verantwortung von Erwachsenen, so der Forschungsverbund. Es gehe darum, junge
Menschen in ihren Kompetenzen und ihren Anliegen ernst zu nehmen und sie an
Entscheidungen, die sie betreffen, zu beteiligen.
Junge Menschen wollen mitgestalten, aber dafür braucht es die
richtigen Rahmenbedingungen und die Bereitschaft der Erwachsenen. Zwar wurden
nach der Pandemie Projekte für junge Menschen initiiert, gleichzeitig werden
aber im sozial- und jugendpolitischen Bereich massiv finanzielle Mittel
gekürzt. Dies sieht der Forschungsverbund als fatales Signal – auch an junge
Menschen selbst. „Die Ergebnisse der Studien haben eindrücklich gezeigt, dass
Jugendliche verlässliche Unterstützungsstrukturen brauchen, die sie selbst
mitgestalten können“, plädiert Johanna Wilmes von der Goethe Universität
Frankfurt. „Viele junge Menschen spüren die Folgen der Pandemie, sodass sie
psychologische, medizinische und eben auch soziale Unterstützung brauchen. Da
ist nun politischer Wille gefragt.“
Insgesamt nahmen an den vier JuCo-Studien rund 20.000 junge
Menschen zwischen 15 und 30 Jahren aus ganz Deutschland teil. Die Studie JuCo
IV wurde im Februar 2023 durchgeführt, es beteiligten sich 1185 junge Menschen.
68 % der Befragten waren Mädchen und junge Frauen.
Der Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der
Corona-Zeit“ setzt sich zusammen aus dem Institut für Sozial- und
Organisationspädagogik an der Universität Hildesheim und dem Institut für
Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung an der Goethe-Universität. Entstanden
sind bisher die bundesweiten Studien JuCo I, II, III und IV zu den Erfahrungen
und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen sowie die
bundesweite Studie KiCo zu den Erfahrungen und Perspektiven von Eltern und
ihren Kindern in der Pandemie. Aktuell gehören zum Team: Sabine Andresen und
Johanna Wilmes von der Goethe-Universität, Anna Lips, Ersan Özdemir, Wolfgang
Schröer und Severine Thomas von der Universität Hildesheim sowie Renate Möller
von der Universität Bielefeld.
Die Studienergebnisse stehen open access unter: https://doi.org/10.18442/250 zur
Verfügung.
Über die Ergebnisse der Studie informiert der wissenschaftliche
Podcast:
https://www.uni-hildesheim.de/neuigkeiten/jung-sein-in-zeiten-der-pandemie-die-langfristfolgen-von-corona-dr-severine-thomas/
Publikation: https://doi.org/10.18442/250
Weitere Informationen
Dr.
Johanna Wilmes
Institut
für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung
E-Mail:
wilmes@em.uni-frankfurt.de
Dr. Severine Thomas
Universität
Hildesheim
Institut
für Sozial- und Organisationspädagogik
severine.thomas@uni-hildesheim.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro
für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Prof. Johannes Völz eröffnet die Vortragsreihe „Was heißt demokratische Lebensform?“
FRANKFURT/BAD HOMBURG. Nach den jüngsten Wahlen in den USA stürmten Trump-Anhänger das US-Kapitol in Washington; sie wollten das Wahlergebnis nicht anerkennen. Sie waren bereit, Gewalt einzusetzen, um mit der liberalen Demokratie zu brechen. Dabei beriefen sie sich nicht nur darauf, die Rechte des „wahren Volkes“ zu verteidigen; viele gaben vor, Gottes Werk zu tun. In ihrem Furor nutzten sie Symbole christlichen, heidnischen und demokratischen Ursprungs.
Die
Analysen der Ereignisse vom 6. Januar 2021 ergaben: Rechter Evangelikalismus
und rechtspopulistische Politik sind heute kaum noch voneinander zu trennen.
Mit Blick auf die Geschichte, auf die Anfänge der Demokratie in Amerika stellt
sich allerdings die Frage: Wie konnte der evangelikale Protestantismus zum
Motor einer antidemokratischen Bewegung werden, trieb er doch im 18. und 19.
Jahrhundert die Demokratisierung in der Neuen Welt kulturell voran?
Diesem
„Paradox des Evangelikalismus“ geht der Frankfurter Amerikanist Prof. Johannes
Völz in seinem Vortrag „Evangelikalismus in den USA: Lebensformen zwischen
Demokratie und Autoritarismus“ nach. Zum Vortrag mit anschließender
Diskussion lädt das Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität
am Montag, 4.
Dezember, um 19 Uhr
in die Räume des
Forschungskollegs
Am Wingertsberg 4
in Bad Homburg
ein.
Der Direktor des Forschungskollegs Humanwissenschaften Prof. Matthias
Lutz-Bachmann wird die anschließende Diskussion moderieren.
Johannes
Völz
ist Professor für Amerikanistik mit Schwerpunkt „Demokratie und Ästhetik“ an
der Goethe-Universität. Gemeinsam mit Gunther Hellmann, Professor für
Politikwissenschaft an der Goethe-Universität, leitet Völz den
interdisziplinären Forschungsschwerpunkt „Democratic Vistas: Reflections on the
Atlantic World“, der am Forschungskolleg Humanwissenschaften angesiedelt ist.
Der
Vortrag eröffnet die Democratic Vistas Lecture Series: Was heißt
„Demokratische Lebensform“? Die neunteilige Vortragsreihe untersucht
Demokratie als eine Form des Zusammenlebens, die das Alltagsleben prägt und
ihren Ort in den Dimensionen des Politischen, Sozialen und Kulturellen hat.
Forschende des Verbunds „Democratic Vistas. Reflections on the Atlantic World“
stellen Fallstudien aus ihrer jeweiligen wissenschaftlichen Disziplin vor,
anhand derer sich ein konkretes Verständnis davon gewinnen lässt, was
„Demokratische Lebensform“ heißen kann. Aufmerksamkeit erhalten insbesondere
auch die sinnlichen und emotionalen Dimensionen, die für gelebte Demokratie
wesentlich sind. Die Reihe richtet sich an Forschende ebenso wie an die
Öffentlichkeit. Die Vorträge finden auf dem Campus Westend der
Goethe-Universität oder im Forschungskolleg Humanwissenschaften statt.
Links:
Plakat der Vortragsreihe
mit allen Terminen (2023–2025):
https://www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de/downloads/Plakat_DV_Lecture_Series.pdf
Vortragsreihe „Democratic Vistas Lecture Series“:
https://www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de/index.php/projects/dv-lecture-series
Forschungsschwerpunkt „Democratic Vistas. Reflections on the Atlantic
World":
https://www.forschungskolleg-humanwissenschaften.de/index.php/projects/democratic-vistas
Zur
besseren Planung bitten wir bis 29. November um Anmeldung
per
E-Mail an anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de.
Ihre Anmeldung wird registriert, Sie erhalten aber keine Anmeldebestätigung.
Information:
Beate
Sutterlüty
Wissenschaftskommunikation
Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität
Telefon: 06172 13977-15
E-Mail: b.sutterluety@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
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Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
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Nationaler Verbund „gwTriade“ erarbeitet Konzept zur umfassenden Bewertung der Grundwasserqualität – koordiniert durch Goethe-Universität
Im Rahmen des
gerade angelaufenen Verbundprojekts „gwTriade“
untersuchen sechs wissenschaftliche Institute – darunter die Goethe-Universität als koordinierende Stelle – die Qualität
des Grundwassers in Deutschland. Sie nutzen dabei erstmals den Triade-Ansatz, der neben chemischen Analysen auch sogenannte
effektbasierte Methoden umfasst, die zeigen, wie sich ins Grundwasser eingetragene
Schadstoffe auf dieses Ökosystem auswirken. Ziel des Projekts ist die
Entwicklung eines Konzepts, das Wasserversorger und Umweltbehörden in Zukunft
nutzen können, um die Grundwasserqualität selbst zu prüfen und zu bewerten.
gwTriade wird durch das Bundessministerium für Bildung und Forschung gefördert.
FRANKFURT. Durch den Klimawandel wird unser Grundwasser zu einer immer stärker bedrohten Ressource, denn häufigere und länger andauernde Dürreperioden führen zu niedrigeren Grundwasserständen. Deswegen wird Grundwasser in Ballungsräumen wie dem Rhein-Main-Gebiet schon mit Oberflächenwasser angereichert. Dieses enthält oft gereinigtes Abwasser, mit dem Schadstoffe ins Grundwasser gelangen können. Auch häufigere Starkregenereignisse – eine weitere Folge des Klimawandels – führen zu einem hohen Schadstoffeintrag. Die Folge: Gut ein Drittel aller Grundwässer in Deutschland befinden sich in keinem guten chemischen Zustand. Zur Bewertung der Grundwasserqualität schafft die Europäische Wasserrahmenrichtlinie den rechtlichen Rahmen. Allerdings besteht bezüglich der Grundwasserqualität noch „großer Untersuchungsbedarf“, so Prof. Henner Hollert vom Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der Goethe-Universität Frankfurt. Zwar sind durch chemische Analysen zumindest einige Schadstoffe im Grundwasser schon bekannt, darunter Pharmaka, Pestizide und perfluorierte Stoffe (PFAS), die aus dem Abwasser, dem Verkehr oder der Landwirtschaft stammen. „Was uns jedoch komplett fehlt, sind effektbasierte Daten, also Daten darüber, wie sich die Schadstoffe auf das Leben im Ökosystem Grundwasser und auch die menschliche Gesundheit auswirken. Für Oberflächengewässer gibt es hier bereits umfangreiches Wissen, für das Grundwasser noch nicht.“
Die
Wissenslücke soll das Verbundprojekt „Ökologisches
und ökotoxikologisches Grundwasserqualitätsmonitoring auf Basis eines
integrativen Triade-Ansatzes“ (gwTriade)
schließen. Der Triade-Ansatz umfasst drei unterschiedliche
naturwissenschaftliche Säulen: chemische Analysen, Biotests und Untersuchungen
der Biozönose, also der Lebensgemeinschaft der Lebewesen. Das Entscheidende:
Die Ergebnisse der drei Messmethodiken werden zu einem Gesamtergebnis
zusammengeführt - erst dadurch lässt sich der ökologische Zustand überhaupt
umfassend bewerten. "Wir sind die ersten, die den Triade-Ansatz beim
Grundwasser anwenden“, betont Hollert. „Dieser verschafft uns einen guten Überblick. Wir
sehen, welche Schadstoffe im Grundwasser enthalten sind, und wie sich diese auf
Organismen und biologische Systeme auswirken - sowohl unter Laborbedingungen
als auch draußen im Feld.“
Sechs
Institute sind am Projekt beteiligt und teilen sich die Aufgaben. Hollert und
seine Kollegin Dr. Sabrina Schiwy koordinieren gwTriade und führen die Biotests
mittels einer Biotestbatterie durch, die auch kürzlich der Europäischen
Kommission zur Umweltüberwachung vorgeschlagen wurde. Testsysteme sind
Zellkultursysteme, Zebrafischembryonen, Algen und Daphnien, also winzig kleine
Wasserflöhe. Schiwy erklärt, wie der Ablauf bei den Daphnien aussieht: „Wir testen die Wirkung der Schadstoffe zuerst in
den unveränderten Grundwasserproben. Als nächstes verdünnen wir die
Grundwasserproben und damit die Schadstoffkonzentration und schauen, was dann
passiert. So bekommen wir heraus, ab welcher Verdünnung der Schadstoffe des
Grundwassers welche Effekte bei den Daphnien auftreten.“
Zum Beispiel könnte eine Reproduktionstoxizität vorliegen, die Wasserflöhe
vermehren sich dann nicht mehr so stark. Bei den Zebrafischembryonen wiederum
sind neurotoxische Effekte denkbar, also Störungen im Nervensystem, die zu
einer Verhaltensveränderung führen. „Zebrafische
haben ein typisches Schwimmverhalten“, erklärt
Schiwy. „Ist es hell, verhalten sie sich
entspannt. Wird es plötzlich dunkel, schwimmen sie hektisch im Zickzack.“ Der Grund: Ein plötzlich auftretender Schatten
kann bedeuten, dass sich ein Fressfeind nähert. Um im Labor zu sehen, ob die
Fischlarven dieses normale Verhalten zeigen, werden sie in einem speziellen
experimentellen Aufbau einem Wechsel auch Licht und Dunkelheit ausgesetzt.
Reagieren sie nicht darauf, ist das ein Hinweis, dass Schadstoffe ihr
Nervensystem beeinträchtigt haben könnten. Die neurotoxische Wirkung wird dann
im Verdachtsfall mit molekularbiologischen Methoden im Detail charakterisiert.
Bei den Verhaltenstests geht es nicht nur um ökotoxikologische Aspekte, ergänzt
Henner Hollert, sondern auch um humantoxikologische. Arbeiten mit den frühen
Stadien von Zebrafischen, die eine Alternativmethode zu klassischen
Tierversuchen mit Fischen darstellen, sind auch in der Umweltmedizin ein
etabliertes Modell. „Bei Zebrafischen handelt
es sich um Wirbeltiere, damit können die Ergebnisse Hinweise auf Effekte beim
Menschen geben. Wir können Rückschlüsse ziehen für den Schutz der menschlichen
Gesundheit.“
In Ergänzung zu den Biotests in Frankfurt führen das
Rheinisch-Westfälische Institut für Wasserforschung (IWW) in Mühlheim an der
Ruhr und der Zweckverband Landeswasserversorgung in Langenau chemische Analysen
durch. Dabei analysiert das IWW speziell die PFAS-Kontaminationen und übernimmt
zudem die Geosystemerkundung. Es beschreibt geo- und hydrochemisch sowie
hydraulisch die Standorte, an denen Grundwasser genommen wird. Die dritte Säule
der Triade ist unter anderem Sache der Rheinland-Pfälzischen Technischen
Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU). Sie untersucht die Zusammensetzung
der Grundwasserfauna, zu der beispielsweise Hüpferlinge oder Rädertierchen
gehören, mit taxonomischen und modernen molekularbiologischen Methoden. So
können mittels e-DNA-Analysen und Meta-Barcoding Erbgutfragmente aller
Lebewesen nachgewiesen werden, die im Wasser gelebt haben oder leben. So lässt
sich die Zusammensetzung der kompletten Artengemeinschaften des Grundwassers
erforschen. Das Institut für Grundwasserökologie (IGÖ) in Landau unterstützt
hier mit seiner Expertise zur Grundwasserökologie und speziell zur Etablierung
neuer Grundwasserorganismen für Biotests.
Bei
gwTriade geht es aber nicht nur darum, ausgewählte Standorte zu überprüfen.
Ziel ist es vielmehr, ein Konzept für die integrative Bewertung der
Grundwasserqualität zu entwickeln, das dann übergeordnete Stellen in ganz
Deutschland nutzen können, die für das Thema Grundwasser verantwortlich sind,
wie zum Beispiel Wasserversorger oder Umweltbehörden. Hollert: „Unser Bewertungssystem gibt ihnen eine Anleitung,
wie sie die Methoden zur Prüfung der Grundwasserqualität anwenden können - und
wie sich die dabei gesammelten Daten dann bewerten und einordnen lassen.“ Die Aufgabe, potenzielle Anwender zu finden und
deren Bedarfe abzuklären, übernimmt das Institut für sozial-ökologische
Forschung (ISOE) in Frankfurt. Es versucht zudem Nutzungskonflikte zu
identifizieren, die sich beim Grundwasser künftig ergeben könnten, zum Beispiel
zwischen der Nutzung von Grundwasser als Ressource und dem Schutz des
Ökosystems. Aus biologischer Sicht, so Hollert und Schiwy, handelt es sich beim
Grundwasser eben auch um einen Lebensraum. Nur sei diese Sichtweise bisher zu
kurz gekommen.
Hintergrund: gwTriade: Ökologisches
und ökotoxikologisches Grundwasserqualitätsmonitoring auf Basis eines
integrativen Triade-Ansatzes
https://bmbf-lurch.de/Verbundprojekte/Verbundprojekte/gwTriade.html
Bilder zum
Download:
https://www.uni-frankfurt.de/146261494
Bildtext:
Ein Hüpferling, ein knapp einen Millimeter kleiner Krebs, der im
Grundwasser lebt. Das Vorkommen solcher Tiere ist ein Indikator für gute
Wasserqualität. Foto: Sabrina Schiwy, Goethe-Universität Frankfurt
Weitere
Informationen
Prof. Dr. Dr. h.c. Henner Hollert
Leiter Abteilung Evolutionsökologie und Umwelttoxikologie
Institut für Ökologie, Evolution und Diversität
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798-42171
hollert@bio.uni-frankfurt.de
Dr. rer. nat. Sabrina Schiwy
Abteilung Evolutionsökologie und Umwelttoxikologie
Institut für Ökologie, Evolution und Diversität
Goethe-Universität Frankfurt
+49 (0)69 798 42173
schiwy@bio.uni-frankfurt.de
Twitter/X: @HHollert @goetheuni
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent
für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Frankfurter Mediziner:innen testen Leukämie-spezifische Therapie erfolgreich in präklinischer Studie
Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 13.000 Menschen an Leukämien, von denen trotz intensiver Chemotherapien bis zur Hälfte an der Krankheit versterben. Hinzu kommt, dass die Therapien starke Nebenwirkungen haben und insbesondere die Neubildung gesunder Blutzellen hemmen. Ein Team der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Goethe-Universität Frankfurt hat nun eine neuartige Therapie in einer präklinischen Studie getestet, die auf einer therapeutischen RNA basiert. Durch die Behandlung überlebten die Versuchstiere signifikant länger als unbehandelte Tiere. Die Hoffnung ist nun, dass diese Leukämie-spezifische Therapie zukünftig existierende Chemotherapien unterstützen kann.
FRANKFURT. In Deutschland
erkranken jährlich etwa 13.000 Personen an Leukämien, einem Sammelbegriff, der
verschiedene Formen von Blutkrebs zusammenfasst. Unter den Betroffenen ist auch
ein hoher Anteil an Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren. Eine häufige Form
der Leukämie bei Erwachsenen ist die akute myeloische Leukämie (AML), bei der
frühe Vorstufen der Blutzellen entarten – die Stammzellen und die daraus
hervorgegangenen Vorläuferzellen. Bei Kindern ist die AML die zweithäufigste
Leukämie und macht rund vier Prozent aller bösartigen Erkrankungen im Kindes-
und Jugendalter aus. Trotz Behandlung mit intensiver Chemotherapie überleben
nur zwischen 20 Prozent und 50 Prozent der Erkrankten die ersten fünf Jahre
nach Diagnose und Behandlung; die Hälfte oder mehr erleiden einen Rückfall und
versterben. Hinzu kommt, dass die intensiven Therapien sehr starke
Nebenwirkungen haben und insbesondere die blutbildenden Stammzellen schädigen.
Neue, spezifisch auf die AML zugeschnittene Therapieansätze werden deshalb
dringend gesucht.
Eine solche Leukämie-spezifische Therapie
haben nun Forschende um Prof. Jan-Henning Klusmann von der Klinik für Kinder-
und Jugendmedizin sowie Prof. Dirk Heckl vom Institut für Experimentelle
Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Goethe-Universität Frankfurt im
Tierversuch erprobt. Sie behandelten an Blutkrebs erkrankte Versuchstiere mit
einem therapeutischen RNA-Molekül, das sie in Lipid-Nanopartikel verpackten.
„Mit der Verpackung in Lipid-Nanopartikel haben wir im Prinzip die gleiche
Technik angewendet, die bei der COVID-19-Vakzinierung zum Einsatz kam“, erklärt
Klusmann. „Die Lipid-Nanopartikel ermöglichen es der therapeutischen RNA, in
die Blutzellen aufgenommen zu werden.“
Für die therapeutische RNA miR-193b war
bereits 2018 eine vor Krebs schützende Wirkung beschrieben worden. In gesunden
Zellen bremst miR-193b nämlich Signalwege, die nur zur Vermehrung von Zellen
aktiviert werden und ansonsten von der Zelle wenig genutzt werden. Daher wird
miR-193b als sogenannter Tumorsuppressor bezeichnet. In AML-Zellen liegt
miR-193b jedoch in zu geringer Menge vor und kann deshalb seine Aufgabe als
Tumorsuppressor nicht erfüllen. „Seit vielen Jahren werden Wirkstoffe getestet,
die hemmend in diese Signalwege eingreifen, die von AML-Zellen genutzt werden“,
so Heckl. „Solche Wirkstoffe greifen aber immer nur an einer Komponente an,
während miR-193b auf allen Ebenen des Signalweges wirkt. Das stoppt sehr
effizient die Teilung der entarteten Zellen und führt dazu, dass die
Leukämie-Zellen schnell absterben.“ Ein weiterer Vorteil der therapeutischen
RNA ist, dass sie anders als die gängigen Chemotherapien die Stammzellen des
blutbildenden Systems nicht schädigt, da diese nicht auf die unterdrückten
Signalwege angewiesen sind.
Die Behandlung mit den
Wirkstoff-Nanopartikeln wurde von allen Versuchstieren gut toleriert und bekämpfte
die Blutkrebszellen erfolgreich, wie Klusmann zusammenfasst: „Bei allen
behandelten Tieren konnte die Überlebenszeit deutlich verlängert werden, bei
einzelnen Tieren kam es sogar zu einer Heilung.“ Besonders ermutigend ist, dass
miR-193b bei allen getesteten AML-Unterformen wirkte: Für die Versuche wurden
vier verschiedene Arten von Krebszellen untersucht, darunter eine, die bei
Menschen mit Down-Syndrom häufig auftritt. „Nicht-kodierende RNAs und ihre Gene
hat man früher für DNA-Schrott gehalten“, erklärt Klusmann. „Nun haben wir eine
darauf basierende Therapie entwickelt, die eine neue und sehr spezifische
Behandlungsmöglichkeit für myeloische Leukämien verspricht.“ Die Hoffnung ist,
dass diese Therapie zukünftig Chemotherapien unterstützen kann, die auf diese
Weise weniger intensiv sein müssen.
Publikation: Hasan
Issa, Raj Bhayadia, Robert Winkler, Laura Elise Swart, Dirk Heckl, Jan-Henning
Klusmann: Preclinical testing of miRNA-193b-3p mimic in acute myeloid
leukemias. Leukemia 37, 1583 (2023) https://doi.org/10.1038/s41375-023-01937-6
Weitere Informationen
Prof.
Dr. med. Jan-Henning Klusmann
Direktor
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Universitätsklinikum Frankfurt
Tel: +49 (0)69 6301-5094
klusmann@em.uni-frankfurt.de
kkjm.direktor@gmail.com
www.kgu.de
www.leukemia-research.de
Prof. Dr. Dirk Heckl
Institut für Experimentelle Pädiatrische Hämatologie und Onkologie
Goethe-Universität Frankfurt
d.heckl@kinderkrebsstiftung-frankfurt.de
Twitter: @jhkmann @jhklusmann @goetheuni
@UK_Frankfurt
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Prof. Till van Rahden spricht in der Universitätsbibliothek Frankfurt über den liberalen Politiker und deutschen Juden.
FRANKFURT. Anlässlich des 175. Jubiläums der Nationalversammlung in der Paulskirche und der Schenkung der Flugblattsammlung Riesser an die Bibliothek spricht Prof. Dr. Till van Rahden (Université de Montréal) über den demokratischen Aufbruch von 1848 und den Abgeordneten Gabriel Riesser. Die Revolution von 1848 und die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche sind bedeutsam für die Anfänge des Parlamentarismus in Deutschland. Der demokratische Aufbruch mobilisierte weite Schichten der Gesellschaft. 1848/49 wurde debattiert, gestritten und teils gewaltsam revoltiert, stets publizistisch begleitet durch die zeitgenössische Tagespresse, in Flugschriften oder Karikaturen.
Vortrag: Till van
Rahden
(Université de Montréal),
„Ein Wunder des Rechts und der Freiheit“ -
Gabriel Riesser und der demokratische Aufbruch von 1848.
Montag, 4. Dezember
2023, 18.30 Uhr,
Schopenhauer Studio
der Universitätsbibliothek,
Freimannplatz 1
(vormals Bockenheimer Landstraße 134 – 138),
60325 Frankfurt am Main. Eintritt frei
Till van Rahden, Professor für Deutschland- und Europastudien an der Université
de Montréal, beleuchtet in seinem Vortrag den demokratischen Aufbruch von 1848
und widmet sich dabei auch dem Abgeordneten Gabriel Riesser, der als liberaler
Politiker und deutscher Jude für die Idee einer Gesellschaft der Freien und
Gleichen eintrat. Anhand der Erfahrungen von Juden, Frauen und dem „einfachen
Volk“ zeigt van Rahden, dass Demokratie bereits 1848 nicht nur als eine
Herrschafts-, sondern auch als eine Lebensform galt.
Die Universitätsbibliothek JCS würdigt mit
diesem Vortragsabend das 175. Jubiläum der Nationalversammlung und freut sich
zugleich, mit der Sammlung Riesser eine bedeutende Ergänzung der historischen
Bestände der Universitätsbibliothek zur Geschichte der Revolution vorstellen zu
dürfen. Das Konvolut mit mehr als 100 Karikaturen und Flugblättern von 1848
stammt aus dem persönlichen Besitz von Gabriel Riesser und gelangte 2022 als
Schenkung der Nachfahren Riessers an die Universitätsbibliothek. Die Sammlung ist
vollständig digitalisiert online zugänglich: https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/riesser
Bereits ab dem ab 27. November bis zum 22. Dezember 2023 gibt der
Mastodon-Account der UB Einblick in die Sammlung Riessers,
zusammengestellt von den Auszubildenden der Universitätsbibliothek: https://openbiblio.social/@ub_ffm
Information: Dr.
Kerstin von der Krone, Kuratorin der Hebraica- & Judaica-Sammlung,
Universitätsbibliothek, Freimannplatz 1 (vormals Bockenheimer Landstraße 134 –
138), 60325 Frankfurt am Main, Tel: +49 (69) 798 39665, E-Mail: k.vonderkrone@ub.uni-frankfurt.de
Kontakt für Pressefragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsstelle
Öffentlichkeitsarbeit, Universitätsbibliothek, Freimannplatz 1 (vormals
Bockenheimer Landstraße 134-138), 60325 Frankfurt am Main, Tel. +49 (69) 798
39223; E-Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation,
Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Beim neuen Science Talk der Goethe-Uni geht es in lockerer Runde um Forschung und Menschen
Zwei Forschende, eine Moderatorin, ein Tresen und ein Shantychor:
Das alles gehört zum Ensemble der neuen Reihe „Wissen angezapft“, zu der die
Goethe-Universität jenseits des Hörsaals lädt. Den ersten Science Talk eröffnen
ein Politikwissenschaftler und ein Chemiker im Kunstverein Familie Montez.
FRANKFURT. Raus
aus dem Labor oder dem Hörsaal – rein in Bar, Kneipe oder Café gehen die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität in der neuen
Reihe „Wissen angezapft“. Für ihr Publikum bedeutet das: abends ausgehen und
nebenbei den eigenen Horizont erweitern – etwa um zu erfahren, wie
Lichtgeschwindigkeit beim Energiesparen helfen kann, ob die Brandmauer nach
rechts tatsächlich halten kann, welche Tricks nötig sind, damit Arzneimittel im
Körper an die richtige Stelle gelangen, und was mit Licht geschehen muss, damit
es bei der Heilung hilft. Und vor allem: Was das für Menschen sind, die an
solchen Themen arbeiten und für ihr Fach brennen.
Bei „Wissen angezapft“ geht es also um Forschung und Menschen, um
Durchbrüche und Flops, um Jubel und Frust. Und um das, was Menschen dazu
antreibt, die Grenzen unseres Wissens zu erweitern.
Eröffnet wird die Reihe
„Wissen
angezapft“
am 6.
Dezember, 19:30 Uhr
im
Kunstverein Familie Montez
Honsellstraße
7, 60314 Frankfurt am Main
Gäste des Abends unter dem Motto Hält die Brandmauer nach
rechts? - Ist Heilen mit Licht Science Fiction? sind der
Politikwissenschaftler Thomas Biebricher und der Chemiker Alexander Heckel,
beide Professoren an der Goethe-Universität. Biebricher fragt unter anderem,
warum die Europäische Union Feindbild rechter Strömungen ist und hat kürzlich
das Buch „Mitte /Rechts. Die internationale Krise des Konservatismus“
veröffentlicht. Heckel forscht an der Regulierung biologischer Prozesse mit
Licht, um zu erkennen, wie Krebsmedikamente mit Licht gesteuert werden können.
Es moderiert die Kabarettistin und Comedian Britta Hoffmann,
musikalisch begleitet der Shantychor Eschersheim.
Die
Reihe Science Talk mit den Themen
Wie
sehen die Medikamente der Zukunft aus?
Wie
spart man Energie mit Lichtgeschwindigkeit?
wird
fortgesetzt
am 11.
Januar, 19:30 Uhr
im
Kunstverein Familie Montez
Honsellstraße
7, 60314 Frankfurt am Main
Gäste sind die Pharmazeutin Maike Windbergs, Professorin an der
Goethe-Universität, und Kernphysiker Norbert Pietralla, Professor an der TU
Darmstadt und Co-Sprecher des Clusterprojekts ELEMENTS. Windbergs arbeitet an
Trägersystemen, die Arzneistoffe zielgerichtet an ihren Wirkort im Körper
bringen und menschlichen Geweben im Reagenzglas zur Testung von neuen
Therapien. Pietralla erforscht die komplexen Kräfte in Atomkernen und wie der
Betrieb eines Teilchenbeschleunigers nachhaltig gestaltet werden kann.
Weitere Informationen
Pia
Barth
Referentin für Wissenschaftskommunikation
Büro für PR & Kommunikation
Goethe-Universität
Telefon 069/798-12481
E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro
für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Neuer Sonderforschungsbereich an der Goethe-Universität befasst sich mit der Negation in Sprache und Kognition – Sonderforschungsbereich zur Autophagie geht in die dritte Förderphase
Wie funktioniert die Verneinung in der Sprache? Und wie hängen die sprachlichen Strukturen hierfür mit der Wahrnehmung im Gehirn zusammen? Solchen Fragen widmet sich der Sonderforschungsbereich 1629 „Negation: Ein sprachliches und außersprachliches Phänomen“ (NegLaB) an der Goethe-Universität, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) heute für die Förderung bewilligt hat. Bereits in die dritte Förderphase geht ein SFB aus der Biochemie, der sich mit der selektiven Autophagie befasst, einem natürlichen Vorgang, mit dem Zellen fehlerhafte oder überflüssige Bestandteile gezielt entsorgen können. Beide Projekte werden zunächst für vier Jahre (weiter)gefördert. Insgesamt wurden vier SFB-Anträge hessischer Universitäten bewilligt, drei davon sind Fortsetzungen.
FRANKFURT. Prof.
Bernhard Brüne, Vizepräsident für Forschung an der Goethe-Universität
Frankfurt, gratuliert den beteiligten Forscherinnen und Forschern zum
erfolgreichen Antrag: „Wer ein Großprojekt wie einen Sonderforschungsbereich
auf die Beine stellt, muss kreative und tragbare Forschungsideen haben und gut
vernetzt sein. Um Neues über Sprache und Denken herausfinden, nutzt der neue
SFB 1629 nicht nur die Strukturen der Goethe-Universität und verbindet
Philologien mit Philosophie und Didaktik, sondern kooperiert auch mit weiteren
universitären Partnern in Göttingen und Tübingen. Und natürlich freue ich mich
überaus, dass der SFB 1177 zur Autophagie erneut verlängert wurde. Er war in
den vergangenen Jahren außerordentlich produktiv und verspricht auch künftig
bedeutende Erkenntnisse, die die Medizin einen großen Schritt voranbringen
können. Diesem Sonderforschungsbereich ist es zu verdanken, dass Frankfurt
in den vergangenen acht Jahren zu einem bundesweit vernetzten Zentrum für
Autophagieforschung geworden ist.“
Der SFB 1629 NegLaB
Negation, also das Verneinen einer Aussage, ist eine grundlegende
Eigenschaft der menschlichen Sprache. Sie ist fest in der Grammatik der
verschiedenen Sprachen verankert, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise.
Die grammatikalische Negation wirkt sich auf verschiedene Bereiche der
Grammatik, aber auch der Wahrnehmung (Kognition) aus. Sie ist ein komplexes
System, was schon allein dadurch zum Ausdruck kommt, dass sie beim kindlichen
Spracherwerb zwar früh zum Einsatz kommt, die korrekte Verwendung aber erst zu
einem späteren Zeitpunkt erlernt wird. Auch bei Erwachsenen ist zu beobachten,
dass negative Sätze schwieriger zu verstehen sind als positive, da zunächst der
Inhalt des positiven Satzes verstanden sein muss, bevor dessen Verneinung vom
Sinn her erfasst wird. Der SFB NegLaB soll nun klären, wie die Negation
sprachübergreifend mit grammatischen und mit nicht-linguistischen kognitiven
Vorgängen zusammenhängt. Daraus erwarten sich die beteiligten
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein besseres Verständnis davon, wie
linguistische Kompetenz und generelle Kognition zusammenhängen. Einzelne
Projekte befassen sich zum Beispiel mit dem sprachgeschichtlichen Hintergrund
von Adjektiven wie unaufhörlich oder unglaublich, mit der Negation in
afrikanischen Sprachen, mit den Einflüssen von Negation auf Verhalten,
Gedächtnis und Einstellungen oder mit der Rolle nichtsprachlicher kognitiver
Fähigkeiten für die Negationsverarbeitung von Kindern. Am SFB beteiligt sind
auf Seiten der Goethe-Universität die Institute für England- und
Amerikastudien, für Linguistik, für Philosophie, für Psycholinguistik und
Didaktik der deutschen Sprache, für Romanische Sprachen und Literaturen sowie
der Fachbereich für Informatik und Mathematik. Partner an der Universität
Göttingen ist das Seminar für Englische Philologie, an der Universität Tübingen
der Fachbereich Psychologie. Eine Besonderheit des Projekts ist das integrierte
Graduiertenkolleg, das Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler
für den akademischen und außerakademischen Arbeitsmarkt ausbilden soll.
Sprecherin ist Prof. Dr. Cecilia Poletto. Der SFB NegLaB erhält eine
Gesamtfördersumme von rund 9,3 Millionen Euro für drei Jahre und neun Monate.
Hinzu kommt die 22-prozentige Gesamtpauschale für indirekte Kosten aus den
Projekten.
Der SFB 1177 zur selektiven Autophagie
Bereits seit 2016 gibt es den SFB zur selektiven Autophagie unter
Federführung der Goethe-Universität, nun wird er zum zweiten Mal verlängert.
Beteiligt sind neben der Goethe-Universität Frankfurt die Universitäten von
Mainz, München, Tübingen, Heidelberg und Freiburg, das Max-Delbrück-Zentrum für
Molekulare Medizin in Berlin und das Max-Planck-Institut für Biophysik in
Frankfurt. Die selektive Autophagie ist Teil der zellulären Müllabfuhr, mit
deren Hilfe defekte oder potentiell schädliche Bestandteile abgebaut und
entsorgt werden. Sie spielt eine zentrale Rolle bei der Erhaltung des
zellulären Gleichgewichts und erfüllt wichtige Funktionen bei Alterungs- und
Entwicklungsprozessen. Funktioniert dieses System nicht richtig, kann sich das
Risiko für Krebs, neurodegenerative Erkrankungen und Infektionen erhöhen.
Der Forschungsverbund untersucht die Autophagie auf molekularer und
zellulärer Ebene, um künftig Fehlsteuerungen rechtzeitig entgegenwirken zu
können. Der Erfolg des Konsortiums ist unter anderem auf den Einsatz
hochmoderner Technologien zurückzuführen, die konsequent weiterentwickelt
wurden. In der dritten Förderphase wird nun die Rolle der Autophagie bei
neurodegenerativen Erkrankungen, in der Immunabwehr und bei Entzündungen weiter
erforscht. Auch stehen Prozesse wie Membranumbau und der dynamische Umsatz von
Zellorganellen im Fokus. Eine große Rolle spielt die Nachwuchsförderung, in der
ersten Förderperiode war hierfür ein Graduiertenkolleg gegründet worden – damit
das damals noch junge Feld der Autophagieforschung auch künftig gut bestellt
werden kann. Sprecher des SFB 1177 ist Prof. Dr. Ivan Đikić. Die
endgültige Höhe der Fördermittel steht bei diesem Projekt noch nicht fest.
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Cecilia Poletto
Sprecherin
SFB 1629 Negation und darüber hinaus
Institut
für romanische Sprachen
Goethe-Universität
Frankfurt
Telefon
+49 (0)69 798-32056
E-Mail
Poletto@em.uni-frankfurt.de
Homepage: http://www2.uni-frankfurt.de/44033754/Poletto
Prof.
Dr. Ivan Đikić
Sprecher
SFB 1177 Molekulare und funktionale Charakterisierung der selektiven Autophagie
Institut
für Biochemie II, Universitätsklinikum Frankfurt
Goethe-Universität
Frankfurt
Telefon
+49 (0)69 6301-5964
E-Mail
dikic@biochem2.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Weitere Erforschung eines neuen Wegs des zellulären Recyclingsystems (Autophagie) geplant
Zur weiteren Erforschung eines von ihm entdeckten Mechanismus, mit der die Zelle ihr Recyclingsystem betreibt, erhält Dr. Christian Münch vom Institut für Biochemie II der Goethe-Universität einen renommierten Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC). Die Forschungsförderung umfasst zwei Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre. Der Mechanismus, den Münch „Autoxitus“ genannt hat, könnte unter anderem ein neuartiger Kommunikationsweg zwischen benachbarten Zellen sein und eine Rolle bei Virusinfektionen und neurodegenerativen Krankheiten spielen.
FRANKFURT. Prof.
Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität, gratuliert dem Biochemiker:
„Dr. Christian Münch ist ein ausgezeichneter Wissenschaftler, der sich nun
bereits zum zweiten Mal im hoch kompetitiven Auswahlverfahren der ERC-Grants
durchsetzen konnte. Mit seinem Forschungsprojekt zum ‚Autoxitus' wird er, wie
schon in der Vergangenheit, grundsätzlich und bahnbrechende Erkenntnisse über
das Zusammenspiel zwischen Stoffwechsel und Signalgebung in der Zelle
erarbeiten, denn er beweist mit seinem Programm Mut zum wissenschaftlichen
Risiko. Das schätzen und fördern wir an der Goethe-Universität sehr, denn
solche Projekte bringen unseren Kenntnisstand wirklich weiter, der die zwingend
notwendige Voraussetzung für Innovation und Transfer ist. Dieser ERC-Grant
zeigt erneut, dass es uns gelingt, exzellente junge Talente an die
Goethe-Universität zu holen.“
In seinem neuen Forschungsprojekt untersucht Dr. Christian Münch
einen neuen Typus der Abbauprozesse, mit der die Zelle ein fein austariertes
Gleichgewicht zu ihrer ständigen Synthese vielfältiger Stoffe und Organellen
hält. Bei der sogenannten Autophagie umschließt die Zelle nicht mehr benötigte
Bestandteile mit Membranbläschen, innerhalb derer diese Bestandteile abgebaut
werden. Der von Münch entdeckte Abbauweg „Autoxitus“ führt allerdings dazu,
dass der Inhalt dieser Membranbläschen aus der Zelle heraustransportiert wird.
Ob die Zelle damit ihren Nachbarn signalisieren kann, dass sie sich in einem
Stresszustand befindet, der zum Beispiel Folge einer Virusinfektion oder einer
neurodegenerativen Erkrankung zurückzuführen ist, ist eine von Münchs
Forschungsfragen.
Christian Münch promovierte an der Universität Cambridge und
arbeitete als Postdoktorand an der Harvard Medical School. Seit 2016 ist er
Leiter der Abteilung Quantitative Proteomics am Institut für Biochemie II der
Goethe-Universität Frankfurt. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen
zelluläre Stressreaktionen auf fehlgefaltete Proteine in den Kraftwerken der
Zelle (Mitochondrien) sowie auf Infektionen und Krankheiten. Sein Ziel: Er
möchte verstehen, mit welchen Veränderungen das ganze System Zelle auf Stress
reagiert. Für seine Arbeit erhielt er bereits einen ERC Starting Grant, eine
Emmy-Noether-Förderung und eine Reihe von Auszeichnungen. Er ist ein EMBO Young
Investigator und Mitglied in den Lenkungsausschüssen des BMBF Cluster4Future
Proxidrugs, des Sonderforschungsbereichs 1177 zur selektiven Autophagie, des
Fraunhofer Leistungszentrums TheraNova sowie des Forschungsclusters EMTHERA
(Emerging Therapies) unter Leitung der Goethe-Universität.
Mit dem ERC Consolidator Grant fördert der European
Research Council exzellente, vielversprechende Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler, deren Arbeitsgruppe sich in der Konsolidierungsphase befindet.
Der Grant soll ihnen ermöglichen, einen eigenen Forschungsbereich auszubauen
und visionäre, grundlagenorientierte Forschung zu betreiben. Mit einem
Fördervolumen von bis zu zwei Millionen Euro für fünf Jahre gehört der
Consolidator Grant zu den höchstdotierten Einzel-Fördermaßnahmen der
Europäischen Union.
Links:
SFB 1177: Molekulare und
Funktionale Charakterisierung der Selektiven Autophagie:
https://www.sfb1177.de/
Proxidrugs: Zielstrukturen als neuartiger Wirkmechanismus für
Arzneimittel
https://www.proxidrugs.de/de
TheraNova: Leistungszentrum Innovative Therapeutika
https://www.fraunhofer.de/de/institute/kooperationen/leistungszentren/theranova.html
EMTHERA: Emerging Therapies
https://www.emthera.de/
Bild zum Download:
https://www.puk.uni-frankfurt.de/93374838
Bildtext: Dr. Christian Münch, Goethe-Universität. Bild: Uwe Dettmar
Weitere Informationen
Dr.
Christian Münch
Leiter Emmy Noether-Gruppe – Protein-Qualitätskontrolle und Quantitative
Proteomics
Institut für Biochemie II
Goethe-Universität Frankfurt
Tel.: +49 (0)69 6301-3715
ch.muench@em.uni-frankfurt.de
https://pqc.biochem2.de
Twitter/X:
@MuenchLab @goetheuni @IBC2_GU
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Ausstellung im Schopenhauer-Studio der Universitätsbibliothek
FRANKFURT. Die Ausstellung
„Bilder
werfen“, die am 30. November eröffnet wird, erkundet die Geschichte
studentischer Filmkultur an der Goethe-Universität. Über mehr als siebzig Jahre
prägte eine Vielzahl von Gruppen mit sehr unterschiedlichen Zielsetzungen und
jeweils eigenem Selbstverständnis geprägt diese Entwicklung - seit der Gründung
des "Film-Studio“ im Jahr 1951 bis zum aktuellen Pupille-Kino. Die Ausstellung ist
das Resultat eines mehrsemestrigen Forschungsseminars des Masterstudiengangs
„Filmkultur: Archivierung, Programmierung, Präsentation“ unter der Leitung von
Bettina Schulte Strathaus und Johannes Praetorius-Rhein.
Ausstellung:
„Bilder werfen“
1. Dezember 2023
bis 28. Februar 2024 im
Schopenhauer-Studio
der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Freimannplatz 1
(vormals Bockenheimer Landstr. 134-138), 60325 Frankfurt am Main
Öffnungszeiten:
Dienstag - Freitag:
13.00 - 20.00 Uhr
Samstag und
Sonntag: 10.30 - 18.00 Uhr
Montags
geschlossen, Eintritt frei.
Die studentische Film- und Kinoarbeit hat
in Frankfurt lange Tradition. Der Startschuss kann auf Ende 1951 datiert
werden, als Studierende ihren ersten selbstgedrehten Film in einem Hörsaal der
Goethe-Universität vorführten. Im Anschluss daran gründeten filminteressierte
Studierende den Filmklub „Film-Studio“, dessen Mitglieder den Anspruch hatten,
sowohl Filme zu drehen als auch zu zeigen. In den mehr als 70 Jahren, die
seitdem vergangen sind, ist viel passiert. Verschiedene Gruppierungen mit
unterschiedlichen Zielsetzungen folgten aufeinander oder spalteten sich ab.
Zeitweise drehten sie eigene Filme, brachten eine Filmzeitschrift heraus oder
entwickelten Ideen zur universitären Filmwissenschaft in Frankfurt. Immer
wieder musste auch um den Erhalt eines eigenen Uni-Kinos gekämpft werden. Mit
Erfolg, denn das Uni-Kino existiert bis heute - in Form der „Pupille.“
Die Ausstellung „Bilder werfen:
Grabungsarbeiten zur studentischen Filmkultur“ im Schopenhauer-Studio der
Universitätsbibliothek gibt Einblick in genau diese Geschichte. Eine Chronik,
die den ganzen Raum füllt, wirft Licht auf die wichtigsten Ereignisse,
Stationen im Raum vertiefen einzelne, ausgewählte Themen. Es wird sich etwa der
frühen Programmarbeit, dem Frauenkino in den 1980ern und der politischen
Filmarbeit abseits des „Film-Studios“ gewidmet. Zeitschriften und
Programmbroschüren aller Jahrzehnte zeigen einen Querschnitt der
publizistischen Aktivitäten.
Ein Gastspiel der Kinothek Asta Nielsen
verdeutlicht außerdem, dass sich studentische Filmkultur nicht auf die Grenzen
der Universität beschränken lässt. Ganz im Gegenteil: es wird ersichtlich, dass
die Geschichte der studentischen Filmkultur auch Zeit- und Stadtgeschichte ist.
Nicht zuletzt erzählt die Ausstellung von Experimenten, Positionierungen,
Grabenkämpfen und Wunschproduktionen rund um den Film und seine
Öffentlichkeiten überhaupt. Begleitet wird die Ausstellung von einer Filmreihe
in Kooperation mit der „Pupille.“
Mehr
Informationen, Termine zu Begleitveranstaltungen und Kontakte:
https://www.ub.uni-frankfurt.de/ausstellung/bilder_werfen.html
Kontakt:
Bettina Schulte Strathaus, b.schulte-strathaus@tfm.uni-frankfurt.de
und Johannes Praetorius-Rhein: rhein@tfm.uni-frankfurt.de,
beide Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der
Goethe-Universität
Kontakt für Pressefragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsstelle
Öffentlichkeitsarbeit, Universitätsbibliothek, Freimannplatz 1 (vormals
Bockenheimer Landstraße 134-138), 60325 Frankfurt am Main, Tel. +49 (69) 798
39223; E-Mail: pr-team@ub.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR &
Kommunikation, Telefon 069
798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft veröffentlicht Expertise zu islamischen Bestattungen
Mehr als 5,5 Millionen Musliminnen und Muslime leben in Deutschland. Immer mehr von ihnen wollen nach ihrem Tod auch hierzulande beerdigt werden. Die gestiegene Nachfrage nach islamischen Bestattungen stellt deutsche Kommunen und muslimische Gemeinden vor vielfältige Herausforderungen.
FRANKFURT. Ohne
Sarg, ausgerichtet nach Mekka – nach diesen religiösen Vorgaben werden Muslime
traditionell beerdigt. Doch inwieweit werden diese Vorgaben mittlerweile auch
auf deutschen Friedhöfen umgesetzt? Welche Lösungen haben Friedhofsbetreiber
gefunden, um Bestattungen nach islamischen Ritus zu ermöglichen?
Die heute von der Akademie für Islam in Wissenschaft und
Gesellschaft veröffentlichte Expertise „Islamische Grabfelder und Bestattungen
auf deutschen Friedhöfen“ liefert auf einer breiten Datenbasis erstmals ein
genaues Bild zum aktuellen Stand von islamischen Bestattungen auf kommunalen
Friedhöfen in Deutschland. Der Hauptautor, Prof. Thomas Lemmen, Katholische
Hochschule Nordrhein-Westfalen, hat im Rahmen seines Forschungsfellowships für
die AIWG-Expertise eine quantitative Erhebung durchgeführt, an der sich
bundesweit rund 86 Prozent der mehr als 300 Friedhofsverwaltungen, die über
islamische Grabfelder verfügen, beteiligt haben. Die ausgewerteten Daten
zeigen: Einer islamkonformen Beisetzung steht aus rechtlicher Sicht wenig
entgegen, das deutsche Bestattungsrecht berücksichtigt weitgehend religiöse
Vorstellungen von Musliminnen und Muslimen.
Dennoch fehlt es auf deutschen Friedhöfen bislang oft an Wissen
dazu, was bei Bestattungen von Muslimen und der Einrichtung von islamischen
Grabfeldern zu beachten ist und an wen sich Friedhöfe wenden können. Daher
präsentiert die Publikation nicht nur die empirischen Daten und Informationen
zur historischen Entwicklung, sondern auch Anschauungsmaterial und Beiträge zu
Ritualen und praktischen Fragen hinsichtlich der religiösen Grundlagen sowie
dem Ablauf islamischer Bestattungen, verfasst von Dr. Özgür Uludağ.
„Zum Leben gehört das Lebensende mit dem Bestattungsort als letzter
und ewiger Endstation. Mit der wachsenden religiösen und weltanschaulichen
Heterogenität müssen sich auch Bestattungsunternehmen, kommunale Ämter und
Friedhofsverwalter befassen. Für sie hält diese Expertise wichtige
Informationen bereit, wie auch für Wissenschaftler_innen, die sich mit dem
Themenkomplex befassen. Sie richtet sich zudem an Muslim_innen und deren
Institutionen, die sich in Deutschland nicht nur mit spezifischen religiösen
Fragen im Todesfall konfrontiert sehen, sondern auch mit amtlichen und
praktischen Herausforderungen“, so Dr. Raida Chbib, Geschäftsführerin der AIWG.
Die vollständige Publikation kann auf der Website der AIWG
heruntergeladen werden unter:
https://aiwg.de/wp-content/uploads/2023/11/AIWG010_Expertise_230803_Screen.pdf
Save the date: Live
Talk mit den Autoren
Am 28. November 2023
veranstaltet die AIWG ab 16 Uhr einen Live-Talk mit den Autoren. Mehr
Informationen zur Veranstaltung sind in Kürze abrufbar unter: https://aiwg.de/
Über die Autoren
Prof. Dr. Thomas Lemmen ist Honorarprofessor im
Fachbereich Sozialwesen der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen,
Abteilung Köln, und Studiengangleiter des berufsbegleitenden Masterstudiengangs
„Interreligiöse Dialogkompetenz“. Seine Forschungsschwerpunkte sind Grundlagen
und praktische Ansätze des interreligiösen Dialogs sowie aktuelle Themen
muslimischen Lebens in Deutschland. Von Oktober 2021 bis Juni 2022 hat er als
Forschungsfellow an der AIWG das Projekt „Islamische Bestattungen in
Deutschland: Eine Bestandsaufnahme der Anpassung bestattungsrechtlicher
Regelungen von Ländern und Kommunen an religiöse Bedürfnisse und Erwartungen
von Muslim_innen in Deutschland“ durchgeführt. Mehr zum Forschungsfellowship
der AIWG können Sie hier
nachlesen.
Dr. Özgür Uludağ hat an der Universität Hamburg
Islamwissenschaft, Philosophie, Politikwissenschaft, Turkologie und
Migrationssoziologie studiert. An der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
hat er mit einer Dissertation zu „Islamische Bestattungen und die
Entscheidungsfindung bei der Ortswahl des Grabes“ promoviert. Neben seinem Studium
hat er jahrelang als Bestatter bei muslimischen Beerdigungen gearbeitet oder
überführt. Im Rahmen seines AIWG-Praxisfellowships ist eine multimediale
Webseite zu Islamischen Bestattungen in Deutschland entstanden. Die Webseite ist
abrufbar unter: https://one.pageflow.io/islamische-bestattungen-in-deutschland#344736
Die Titelseite
zum Download finden Sie unter: https://aiwg.de/wp-content/uploads/2023/11/AIWG010_Expertise_230803_Screen.pdf
Weitere Informationen
Stefanie
Golla-Dehmamy
Koordinatorin
Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Akademie
für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft
Goethe-Universität
Telefon
069 798-22459
E-Mail
golla@aiwg.de
Homepage
https://aiwg.de/
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Start für die Campusschulen in Frankfurt am Main
Mit einer Kick-off-Veranstaltung geht das
Programm der Frankfurter Campusschulen heute offiziell an den Start. Ziel ist
es, Schulpraxis, Bildungsforschung und Lehrkräftebildung systematisch in einen
für alle Seiten konstruktiven Austausch zu bringen und auf dieser Basis
nachhaltig zusammenzuarbeiten. So sollen sich die Bildungschancen der
Schüler*innen an den beteiligten Campusschulen verbessern. Getragen wird das
Programm vom DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und
Bildungsinformation und der Goethe-Universität Frankfurt.
FRANKFURT.
„Durch einen wechselseitigen Dialog sollen Schulpraxis, Bildungsforschung und
Lehrkräftebildung von der Erfahrung und dem Fachwissen aller Beteiligten
profitieren“, beschreibt Prof. Dr. Mareike Kunter vom DIPF die Ausrichtung der
Campusschulen. Die Bildungsforscherin ist eine der Initiatorinnen des
Programms. Die heutige Kick-off-Veranstaltung auf dem Campus Westend in
Frankfurt ist für interessierte Schulleitungen gedacht, die dabei mehr über die
genauen Abläufe des Programms erfahren und sich mit anderen Schulen sowie mit
Wissenschaftler*innen austauschen können.
Das Programm richtet sich an Grund-,
Haupt-, Real-, Gesamt- oder Förderschulen in Frankfurt am Main und Umgebung,
vor allem an solche mit einer sehr heterogenen Schüler*innenschaft.
Prof. Dr. Ilonca Hardy, Professorin am Fachbereich Erziehungswissenschaften der
Goethe-Universität und Mitglied des Direktoriums der Akademie für
Bildungsforschung und Lehrkräftebildung, erläutert: „In der Verknüpfung von
Forschung und Schulpraxis gilt unsere besondere Aufmerksamkeit dem Unterricht
in heterogenen Lerngruppen. So soll die Förderung von Kindern, deren
Bildungserfolg durch verschiedene Risiken wie beispielsweise
Lernschwierigkeiten, geringe Sprachkompetenz oder das Aufwachsen in Familien
mit geringem Einkommen gefährdet sein kann, verbessert werden.“ Gemeinsam mit
den Schulen soll ein Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit geleistet werden.
Kooperationen ganz nach Bedarf
Je nach Interesse und Bedarf der Schulen sind verschiedene bilaterale
Kooperationsmodelle möglich, von denen sowohl Schulen als auch Forschung und
Lehrkräftebildung gleichermaßen profitieren:
1. Basiskooperation: Hier handelt es
sich um ein niederschwelliges Angebot. Beispielsweise gibt es einen Newsletter
mit aktuellen Informationen aus dem Programm, der den Schulen in regelmäßigen
Abständen zugesandt wird. Außerdem erhalten Schulen bei Interesse gebündelte
Informationen zu spezifischen Themen aus der Bildungsforschung. Auch werden sie
zu Veranstaltungen (wie dem einmal jährlich stattfindenden Tag des Dialogs)
eingeladen.
2. Fortbildungs- und Studienkooperation: Die Schulteams
werden im Rahmen von Workshops, Vorträgen oder pädagogischen Tagen fortgebildet.
Neben einem vorgeschlagenen Themenportfolio sind hierbei auch individuelle
Wünsche der Schulen möglich. Zugleich werden die Beteiligten aus Forschung und
Lehrkräftebildung unterstützt: durch die Teilnahme der Schulen an
wissenschaftlichen Projekten, Hospitationsmöglichkeiten für Nachwuchsforschende
und Studierende sowie gegenseitige Rückmeldungen zu Forschungsvorhaben und
-ergebnissen.
3. Intensivkooperation: Hierbei ist
eine längerfristige und für beide Seiten gewinnbringende Zusammenarbeit
vorgesehen, also eine gemeinsam vorangetriebene Schulentwicklung und Forschung.
Erste Campusschulen sollen im Nachgang der Kick-off-Veranstaltung ernannt
werden. Für die gesamte Programm-Laufzeit, die zunächst bis Ende 2025 geplant
ist, erwarten die Verantwortlichen rund 20 teilnehmende Schulen.
Beteiligte und Funktionen
Das DIPF und die Goethe-Universität sind gleichberechtigte Kooperationspartner des Campusschulprogramms. Die zentrale Koordination der Campusschulen übernimmt das DIPF. Unterstützt wird das Programm durch das ebenfalls am DIPF koordinierte Forschungszentrum „IDeA – Center for Individual Development and Adaptive Education of Children at Risk“, dessen Gründungspartner das DIPF, die Goethe-Universität und das Sigmund-Freud-Institut sind. Die Goethe-Universität ist zudem über die „Akademie für Bildungsforschung und Lehrkräftebildung“ (ABL) und die „Didaktische Werkstatt – Arbeitsstelle für Diversität und Unterrichtsentwicklung“ des Fachbereichs Erziehungswissenschaften im Campusschulprogramm vertreten.
Die genannten wissenschaftlichen Partnerorganisationen finanzieren das Vorhaben
gemeinsam – mit zusätzlicher Förderung durch die „Stiftung Polytechnische
Gesellschaft Frankfurt am Main“. Das Campusschulprogramm wird interessierten
Wissenschaftler*innen des DIPF und der Goethe-Universität im Bereich der
Bildungsforschung offenstehen, um Schulen ein möglichst vielfältiges Portfolio
an Forschungs- und Entwicklungsperspektiven zu bieten. zum achten Mal
veranstalten der Förderverein Mathematik sowie das Institut für Mathematik der
Goethe-Universität eine interdisziplinäre Ringvorlesung, die sich im Rahmen der
Frankfurter Bürgeruniversität an die Öffentlichkeit richtet. Die aktuelle
Ausgabe befasst sich mit der Spieltheorie, die die mathematische Sicht auf
Konfliktsituationen bereitstellt. Aufgrund der Zunahme von weltweiten gesellschaftlichen
Konflikten in einer Weise, die vor Jahren noch unvorstellbar war, wird hier
eine besonders aktuelle Thematik beleuchtet.
Kontakt:
Koordination des Campusschulprogramms:
Michaela
Menstell, DIPF, +49 (0)69 24708-879, m.menstell@dipf.de
Presse:
Philip
Stirm, DIPF, +49 (0)69 24708-123, p.stirm@dipf.de,
pr@dipf.de
Dirk Frank,
Goethe-Universität Frankfurt, +49 (0)69 798-13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de, presse@uni-frankfurt.de
Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Programms: www.dipf.de/de/campusschulen
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR &
Kommunikation, Telefon 069
798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Mediziner:innen der Goethe-Universität Frankfurt identifizieren in der DNA von Leukämiezellen einen vielversprechenden Angriffspunkt für neue Therapieansätze
Leukämien sind die häufigste Krebsart bei Kindern. Die Behandlung erfolgt mit intensiver Chemotherapie, die aufgrund ihrer unspezifischen Wirkungsweise schwere Nebenwirkungen hat. Ein Team der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und des Instituts für Experimentelle Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Goethe-Universität Frankfurt hat nun eine Stelle in der DNA der Krebszellen entdeckt, die für das Überleben von Leukämiezellen essentiell ist. Krebszellen, bei denen das an dieser Stelle kodierte Gen experimentell verändert wurde, starben ab. Der Genort stellt damit ein vielversprechendes Angriffsziel für eine zukünftige Therapiealternative dar.
FRANKFURT. Der
Begriff Leukämie
umfasst verschiedene Formen von Blutkrebs, zu denen auch die akute myeloische
Leukämie (AML) gehört. Dabei entarten frühe Vorstufen der Blutzellen – die
Stammzellen und die daraus hervorgegangenen Vorläuferzellen. Bei Kindern ist
die AML die zweithäufigste Leukämie; sie macht rund vier Prozent aller
bösartigen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter aus. Trotz intensiver
Chemotherapie überlebt nur rund die Hälfte der Betroffenen ohne erneuten
Krankheitsrückfall. Rund ein Drittel der Kinder sind nach der Therapie auf eine
Stammzellspende angewiesen. Da die unspezifisch wirkenden Chemotherapien starke
Nebenwirkungen aufweisen, wird dringend nach neuen, spezifischen Therapieansätzen
gesucht.
Eine
ungewöhnliche Achillesferse von AML-Zellen hat nun ein Team um Jan-Henning
Klusmann von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und Dirk Heckl vom
Institut für Experimentelle Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Goethe-Universität
Frankfurt gefunden. Für ihre jetzt veröffentlichte Studie hatten sie sich in
den Blutkrebszellen eine bestimmte Gruppe von Nukleinsäuren angeschaut: die
nicht-kodierenden RNAs. Diese entstehen genauso wie gewöhnliche messenger-RNAs
(mRNAs) durch die Abschrift (Transkription) von Genen. Anders als mRNAs werden
die nicht-kodierende RNAs jedoch danach nicht in Proteine übersetzt, sondern
übernehmen häufig regulatorische Funktionen zum Beispiel bei Zellwachstum und
Zellteilung. Eine massive Störung von Regulationsvorgängen zeichnet
typischerweise Krebszellen aus. Nicht-kodierende RNAs sind deshalb interessante
Ansatzpunkte für die Bekämpfung von Krebs.
Vor
diesem Hintergrund wollten die Forschenden um Klusmann und Heckl mehr über die
Rolle von nicht-kodierenden RNAs in AML-Zellen wissen. Dazu erstellten sie eine
Art Bestandsaufnahme dieser Moleküle in Krebszellen von erkrankten Kindern und
verglichen das erhaltene Muster mit dem gesunder Blutstammzellen. Knapp 500
nicht-kodierende RNAs wurden in AML-Zellen im Vergleich zur gesunden Zelle
vermehrt gebildet – ein Hinweis darauf, dass diese in den Krebszellen eine
wichtige Funktion wahrnehmen könnten. Um dies zu überprüfen, schalteten die
Forschenden jedes einzelne dieser RNA-Moleküle aus, indem sie verhinderten,
dass das kodierende Gen im Genom abgelesen wurde. Den deutlichsten Effekt
fanden sie für das Gen MYNRL15: Krebszellen, bei denen dieses Gen
ausgeschaltet war, verloren ihre Fähigkeit zur unbegrenzten Vermehrung und
starben ab.
Überraschenderweise
war für diesen Effekt aber nicht das Fehlen der nicht-kodierenden RNA
verantwortlich, wie Klusmann kommentiert: „Die von uns beobachtete
regulatorische Funktion ist auf das Gen MYNRL15 selbst zurückzuführen.“
Das Team konnte zeigen, dass sich durch die Zerstörung des Gens die räumliche
Struktur des Chromatins, also der dreidimensionalen Organisationsform des
Erbguts, veränderte. „Dies führte zur Deaktivierung von Genen, die AML-Zellen
für ihr Überleben benötigen“, so Klusmann. Damit bietet sich nun eine ungeahnte
neue Möglichkeit, um Blutkrebs zu bekämpfen.
Vor
diesem Hintergrund ist es bedeutsam, dass der hemmende Effekt durch das
veränderte MYNRL15-Gen bei verschiedenen AML-Zelllinien beobachtet
werden konnte. Diese stammten sowohl aus Kindern als auch aus Erwachsenen und
deckten verschiedene Unterformen der Krankheit ab – darunter eine, die bei
Menschen mit Down-Syndrom häufig auftritt. „Dass alle Leukämien, die wir
untersucht haben, von diesem Genort abhängig waren, zeigt uns, dass dieser eine
wichtige Bedeutung haben muss“, schlussfolgert Klusmann. Die Forschenden hoffen
nun, dass sich die Abhängigkeit der Krebszellen von MYNRL15 ausnutzen
lässt, um eine spezifische Gentherapie zu entwickeln. „In unserer Studie haben
wir erstmals systematisch nicht-kodierende RNAs und ihre Gene in AML-Zellen
untersucht und dabei einen Genort identifiziert, der einen vielversprechenden
Angriffspunkt für die Entwicklung einer zukünftigen Therapie darstellt“, fasst
Klusmann zusammen.
Publikation: Michelle Ng, Lonneke Verboon, Hasan Issa, Raj Bhayadia, Marit
Willemijn Vermunt, Robert Winkler, Leah Schüler, Oriol Alejo, Konstantin
Schuschel, Eniko Regenyi, Dorit Borchert, Michael Heuser, Dirk Reinhardt,
Marie-Laure Yaspo, Dirk Heckl, Jan-Henning Klusmann: Myeloid leukemia
vulnerabilities embedded in long noncoding RNA locus MYNRL15. iScience 26,
107844 (2023) https://doi.org/10.1016/j.isci.2023.107844
Weitere Informationen
Prof.
Dr. med. Jan-Henning Klusmann
Direktor
Klinik
für Kinder- und Jugendmedizin
Universitätsklinikum
Frankfurt
Telefon:
+49 69 6301-5094
kkjm-direktor@kgu.de
www.kgu.dewww.leukemia-research.de
Prof.
Dr. Dirk Heckl
Institut
für Experimentelle Pädiatrische Hämatologie und Onkologie
Goethe-Universität
Frankfurt
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Die italienische Erfolgsautorin Francesca Melandri ist zu Gast bei der Ginzburg Lecture an der Goethe-Universität
FRANKFURT. Sie gilt manchen
als „die neue Elena Ferrante“, aber Francesca Melandri hat ihren ganz eigenen
Stil. Ihr Roman „Alle, außer mir“, der im Original unter dem Titel „Sangue
giusto“ 2017 erschienen ist, erzählt eindringlich und spannend von einem
dunklen Kapitel europäischer, insbesondere italienischer Geschichte, nämlich
der Rolle Italiens als Kolonialmacht in Äthiopien und Eritrea. Melandri verwebt
darin die Themen Identität, Verdrängung, Familie und Kolonialismus zu einer
meisterlichen Erzählung, die die Geschehnisse um den Abessinienkrieg anhand
einer individuellen Lebensgeschichte anschaulich macht.
Im
Rahmen der Frankfurter Ginzburg Lecture ist Melandri zu Gast an der
Goethe-Universität. Unter dem Titel LA PELLE VIVA DELLA STORIA („Die lebendige
Haut der Geschichte“) wird sie
am Mittwoch, 29.
November, von 18 Uhr c.t.,
im IG-Farben-Gebäude, Raum 311
auf dem Campus Westend
der Goethe-Universität
aus
ihrem jüngsten Buch lesen und über ihre aktuellen Projekte sprechen. Ihr
italienischer Vortrag wird ins Deutsche übersetzt.
Bekannt
geworden war Melandri, Jahrgang 1964, bereits 2010 durch Ihren Roman „Eva
dorme“ („Eva schläft“, Blessing, 2011), der die politische Geschichte Südtirols
anhand einer Familiengeschichte aufarbeitet. Es folgte 2012 „Più alto del mare“
(„Über Meereshöhe“, Blessing, 2012). Die Trilogie zur politischen Geschichte
Italiens fand mit dem Roman „Sangue giusto“, 2017 („Alle, außer mir“,
Wagenbach, 2018) schließlich ihren Abschluss. Hier spannt sie einen Bogen von
der faschistischen Beteiligung an der Kolonialisierung Afrikas bis hin zu den
Schicksalen der Geflüchteten, die heute auf Lampedusa stranden.
Die
Ginzburg Lecture findet zum zweiten Mal statt. Veranstalter sind das
Italienzentrum der Goethe-Universität und das RMU-Italienforum. Die
Schirmherrschaft der Veranstaltung hat das italienische Konsulat übernommen.
Das Veranstaltungsplakat zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/145293327
Information:
Prof.
Dr. Christine Ott
Institut für Romanische Sprachen und Literaturen
Goethe-Universität
Frankfurt
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c.ott@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
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Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Graduiertenkolleg zur Wohnungsforschung mit über sieben Millionen Euro
Die Gesellschaft verändert sich und mit ihr das Wohnen. Diesem Zusammenhang soll ein gemeinsames Graduiertenkolleg von Goethe-Universität Frankfurt und Bauhaus-Universität Weimar wissenschaftlich auf den Grund gehen.
FRANKFURT. Mehr
als sieben Millionen Euro Fördermittel erhalten die Goethe-Universität
Frankfurt und die Bauhaus-Universität Weimar für das gemeinsame
Graduiertenkolleg „Gewohnter Wandel. Gesellschaftliche Transformation und
räumliche Materialisierung des Wohnens“ von der DFG. Vom Herbst 2024 an werden
Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen an den Standorten
Weimar und Frankfurt interdisziplinär zur aktuellen Lage der Wohnungsversorgung
forschen.
Wohnen ist ein Grundbedürfnis des Menschen und von elementarer
Bedeutung für individuelle und gesellschaftliche Entwicklung. Im Wohnen
spiegeln sich epochale Umbrüche und gesellschaftliche Wandlungsprozesse wider.
Es ist eine zentrale und große Herausforderung heutiger Stadtentwicklung, mehr
sozial gerechten Wohnraum zu schaffen.
Die gebaute Umwelt von morgen prägen die gesellschaftlichen
Entwicklungen von heute. Daher nimmt das Kolleg zum Beispiel Veränderungen
durch soziale Auseinandersetzungen, ökologische Ansprüche oder
Digitalisierungsprozesse in der Wohnumwelt in den Blick: Welche
Herausforderungen, Probleme, Widersprüche und Konflikte ergeben sich daraus für
das Wohnen? Wie beeinflusst die gebaute Wohnumwelt wiederum zukünftige
gesellschaftliche Entwicklungen bzw. wie sollte sie diese prägen?
Sebastian Schipper, stellvertretender Sprecher des
Graduiertenkollegs und Professor für geographische Stadtforschung an der
Goethe-Universität Frankfurt, erläutert: „Die im Kolleg entstehenden Arbeiten
werden das Spannungsverhältnis zwischen gesellschaftlicher Transformation und
gebauter Wohnumwelt betrachten. Ziel ist es, Forschungsperspektiven zu
entwickeln, mit denen Fragen des Wohnens, seines Wandels und seiner Zukunft aus
gesellschaftlicher und baulich-räumlicher Sicht systematisch erforscht werden
können.“
Das Kolleg bringt dabei gezielt Fachkompetenzen der
Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Bauhaus-Universität Weimar
zusammen: Im Konsortium sind einerseits Fachleute aus Weimar vertreten, die
planungs- und ingenieurwissenschaftliche bzw. entwurfsbezogene Perspektiven auf
das Wohnen einnehmen, andererseits Professorinnen und Professoren aus
Frankfurt, die das Wohnen aus vornehmlich gesellschafts- und geisteswissenschaftlicher
Perspektive erforschen.
Über die gesamte Förderdauer von neun Jahren können bis zu 36
Promotionen zu Wohnungsfragen entstehen. Für die erste, fünfjährige Förderphase
des Graduiertenkollegs erhalten Bauhaus-Universität Weimar und Goethe-Universität
Frankfurt am Main zusammen insgesamt 7,2 Millionen Euro von der DFG. Als
Hauptantragstellerin übernimmt zunächst die Bauhaus-Universität Weimar die
Sprecherschaft für das Kolleg. Weitere Kooperationspartner sind das Institut
Wohnen und Umwelt Darmstadt, die Frankfurt University of Applied Sciences
(UAS), die Klassik-Stiftung Weimar, die Stiftung Baukultur Thüringen sowie der
Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V.
Die Pressemitteilung der DFG finden Sie unter:
https://www.dfg.de/service/presse/pressemitteilungen/2023/pressemitteilung_nr_45/index.html
Zwei
Bilder zum Download finden Sie unter: https://www.uni-frankfurt.de/145231130
Bildinformation: Drei Zimmer, Küche, Diele, Bad«. Ausstellung zum
Lehrforschungsprojekt an der Bauhaus-Universität Weimar unter Leitung von Prof.
Verena von Beckerath und Prof. Dr. Barbara Schönig, Februar 2018. Foto: Andrew
Alberts
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Sebastian Schipper
Professur
für Geographische Stadtforschung
Institut
für Humangeographie
Goethe-Universität
Telefon
069 798-35165
E-Mail
s.schipper@geo.uni-frankfurt.de
Homepage https://www.uni-frankfurt.de/129754253/Prof__Dr__Sebastian_Schipper