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Goethe-Universität kehrt im Wintersemester 2021/22 in die Präsenz zurück.
FRANKFURT. Für
die Studierenden der Goethe-Universität beginnt am 18. Oktober der
Vorlesungsbetrieb des Wintersemesters 2021/22. Ein besonderer Semesteranfang
für alle Beteiligten, denn die Goethe-Universität kehrt nach drei Semestern mit
Distanzlehre weitgehend zum Präsenzbetrieb zurück. Durchschnittlich 75 bis 85
Prozent der Seminare und Vorlesungen werden wieder in Präsenz stattfinden. Es
gelten dann im Lehrbetrieb die 3G-Regeln: Studierende müssen einen
Negativnachweis (genesen, geimpft oder getestet) erbringen, um Zugang zu
Lehrveranstaltungen in Präsenz zu erhalten.
Universitätspräsident
Enrico Schleiff freut sich auf den Semesterstart: „Wir werden unseren
Studierenden wieder die Möglichkeit geben, auf den Campi der Universität zu
studieren. Dazu gehören zum einen ‚reale‘ Veranstaltungen in den Hörsälen und
Seminarräumen, der Zugang zu den Bibliotheken, zum anderen aber natürlich auch
Treffen mit Kommilitonen auf dem Campus, gemeinsames Essen in der Mensa oder
einfach nur in einer Pause den schönen Campus und seine Freiflächen zu
genießen.“
Mit erheblichem logistischem Aufwand wird die Goethe-Universität einen sicheren
Lehrbetrieb zum Semesterstart ermöglichen: Es erfolgen Zugangskontrollen zu den
Gebäuden sowie Stichproben des Negativnachweises. Für Studierende, die nicht
geimpft werden können und/oder für die keine allgemeine Impfempfehlung
vorliegt, wird es gemäß Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz vom 10.
August 2021 auch weiterhin die Möglichkeit zum kostenlosen Antigen-Schnelltest
geben. Die Goethe-Universität bietet weiterhin in Zusammenarbeit mit der Stadt
Termine mit dem Impfmobil auf den Campi an. Diese Angebote können von allen
Studierenden genutzt werden. Insbesondere angesprochen sind damit auch
internationale Studierende, die sich noch nicht impfen lassen konnten oder
deren Impfstoff in der EU nicht anerkannt wird.
Um allen Studierenden
einen sicheren Studienstart zu gewähren, musste noch einmal auf die große
Unistart-Messe in Präsenz verzichtet werden, zu der normalerweise 5-10.000
Studierende anreisen. Die Unistart-Messe am 14. Oktober findet
daher nochmal rein digital statt. Universitätspräsident Enrico Schleiff
verspricht: „Spätestens im kommenden Sommersemester, wenn die Pandemie dann
hoffentlich weitgehend Vergangenheit sein wird, werden wir mit allen
Universitätsangehörigen eine große Campus-Party feiern.“
Zum Wintersemester
verzeichnet man an der Goethe-Universität wieder über 7.000 Erstsemester. Stark
nachgefragt waren unter anderem wieder die Fächer Rechtswissenschaften,
Wirtschaftswissenschaften, Psychologie und Pharmazie. Die
Gesamtstudierendenzahl dürfte bei über 44.000 liegen. Damit sind die
Studierendenzahlen weiterhin auf dem von der Hochschulrektorenkonferenz
prognostizierten Hochplateau. Die Inlandsnachfrage ist auch in Coronazeiten
ungefähr gleichgeblieben, nur die Zahl der Bildungsausländer (ausländische
Studierende an deutschen Hochschulen, die ihre Hochschulzugangsberechtigung
nicht an einer Schule in Deutschland oder einer deutschen Schule im Ausland
erworben haben), ist zurückgegangen, was mit der eingeschränkten Mobilität
erklärbar ist.
Aktuelle Informationen für Studierende zum Präsenzsemester unter https://www.uni-frankfurt.de/106245504/H%C3%A4ufig_gestellte_Fragen
Soziologe lehrte und forschte über 30 Jahre in Frankfurt. Habermas-Assistent und Begründer der „objektiven Hermeneutik“
FRANKFURT. Die
Goethe-Universität trauert um den Soziologen und Sozialpsychologen Prof. Dr.
Ulrich Oevermann, der am vergangenen Montag in Bern im Alter von 81 Jahren
verstorben ist. Nach dem Soziologiestudium in Freiburg und München war er
wissenschaftlicher Assistent am Frankfurter Lehrstuhl für Philosophie und
Soziologie von Prof. Dr. Jürgen Habermas, wo er auch mit seiner Dissertation
„Sprache und soziale Herkunft.Ein Beitrag zur Analyse schichtenspezifischer
Sozialisationsprozesse und ihrer Bedeutung für den Schulerfolg“ promoviert
wurde. 1977 erhielt Oevermann den Ruf auf die Professur für Soziologie mit dem
Schwerpunkt Sozialpsychologie an der Goethe-Universität; über 30 Jahre hatte er
die Professur inne, 2008 wurde er emeritiert. Gastprofessuren führten ihn parallel
nach Paris, Bern, Wien und Innsbruck. Oevermann begründete eine eigene
Methodologie der objektiven Hermeneutik, die sich mit den Sinnstrukturen der
Welt beschäftigt. Bestehend aus Sequenzanalyse und hypothesengeleiteter
Strukturgeneralisierung ermöglicht sie es, naturwüchsige Protokolle
kontrolliert auszuwerten und zu interpretieren. Die Schwerpunkte von Oevermanns
Forschung lagen in der Religions- und Familiensoziologie sowie in der Theorie
der Professionalisierung.
Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff sagt: „Die Goethe-Universität
trauert um ihr langjähriges Mitglied Professor Dr. Ulrich Oevermann. Der
Soziologe war der Goethe-Uni zutiefst verbunden: So wirkte er hier als
Assistent von Jürgen Habermas, so folgte er – vom MPI für Bildungsforschung in
Berlin kommend – 1977 einem Ruf auf eine Professur an der Goethe-Universität.
Ulrich Oevermann bereicherte bis zu seiner Emeritierung 2008 (und weit darüber
hinaus) die Wissenschaft: Ein herausragender Intellektueller und
Hochschullehrer, der sein individuelles Denken objektivierte, zu einer
allgemein anwendbaren Methode zu machte. Ein Universitätsprofessor, der Feuer
und Flamme für die Lehre in seinen Lehrveranstaltungen war. Ein Mensch, der in
anderen das Licht zur Erkenntnis sowie das Feuer der Begeisterung entzündete.
Seine Interpretationen waren atemberaubend: Die Weite seiner Quellen, die Tiefe
und Evidenz seiner Erkenntnisse – aus den unscheinbarsten Passagen konnte er
wirklich Erstaunliches freilegen, reichste Kenntnisse gewinnen. Von der
Kritischen Schule kommend, hat er seine eigene Schule gegründet: Die objektive
Hermeneutik. Mit dieser hat er – den Geist der heutigen Zeit vorwegnehmend –
nicht nur in academia gewirkt, sondern auch aus dieser heraus. Mit Ulrich
Oevermann verliert die Goethe-Universität einen Gelehrten, einen höchst
individuellen Denker, der stets dafür kämpfte, andere an seinem Intellekt
teilhaben zu lassen.“
Prof.
Dr. Birgit Blättel-Mink, Dekanin des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften,
betont: „Der Fachbereich Gesellschaftswissenschaften trauert
um den langjährigen Kollegen Professor Dr. Ulrich Oevermann. Ulrich Oevermann
hat hier Generationen von Studierenden und Doktorand*innen seine Art,
Soziologie zu betreiben, in stunden-, ja nächtelangen Seminaren nahegebracht.
Die von ihm entwickelte ‚objektive Hermeneutik‘ als Sozialtheorie und
sozialwissenschaftliche Methode hat zahllose Vertreter*innen dieser
spezifischen wissenschaftlichen Praxis hervorgebracht, von denen einige auch
heute noch in Frankfurt aktiv sind. Mir persönlich ist Ulrich Oevermann in
lebendiger Erinnerung geblieben. Ich denke dabei an seine vehemente Kritik an
der Standardisierung der Ausbildung von Doktorand*innen oder an seine
Begeisterung für schulpraktische Studien in ihrer (selbst)reflexiven Form. Bei
seiner Abschiedsvorlesung im AfE-Turm – an einem Nachmittag im Sommer, die
Klimaanlage war mal wieder ausgefallen – orientierte er sich an dem Dreischritt
von Entdeckungs-. Begründungs- und Verwendungszusammenhang. Nach ca. einer
Stunde war er gerade mal am Ende des Entdeckungszusammenhangs angekommen - die
große Menge an aufmerksamen Zuhörer*innen hielt aber durch. Wir trauern mit
seiner Familie und seinen Freund*innen.“
Prof. Dr. Alexander Schmidt-Catran,
Geschäftsführender Direktor des Instituts für Soziologie, betont: „Prof. Dr.
Ulrich Oevermann hat das, was heute weltweit als die Frankfurter Schule bekannt
ist, entschieden mitgeprägt. Als Begründer der objektiven Hermeneutik prägt er
die Soziologie bis heute. Er war ein leidenschaftlicher und engagierter
Vertreter seines Faches und wurde auch von Studierenden geschätzt. Wir trauern
mit seiner Familie und seinen Freunden um einen langjährigen und geschätzten
Kollegen.“
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Antrittsvorlesung von Flurina Schneider an der Goethe-Universität Frankfurt
FRANKFURT. Zum
Wintersemester 2021/22 tritt die wissenschaftliche Geschäftsführerin und
Sprecherin der Institutsleitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische
Forschung, Flurina Schneider, ihre Professur für Soziale Ökologie und
Transdisziplinarität an der Goethe-Universität Frankfurt an. Die
Kooperationsprofessur des außeruniversitären Forschungsinstituts ISOE und der
Universität ist die erste mit dieser Ausrichtung in Deutschland. Die
Antrittsvorlesung „Forschung für nachhaltige Entwicklung – von Wissensprozessen
und Gestaltungsoptionen“ findet am 20. Oktober 2021 auf dem Campus Riedberg
statt.
Die Soziale Ökologie ist ein noch
vergleichsweise junges Wissenschaftsgebiet, das sich in den letzten Jahrzehnten
als zentral für die Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung erwiesen hat und jetzt
erstmals mit einer Professur Eingang in die universitäre Lehre findet. Die
Soziale Ökologie untersucht die Beziehungen zwischen Gesellschaft und Natur und
fragt, wie diese Beziehungen nachhaltiger gestaltet werden können. Der Rolle
von Wissensprozessen wird dabei besondere Bedeutung zugemessen. „Auf der Suche
nach wissenschaftlich fundierten Lösungen für Herausforderungen wie den
Klimawandel oder den Verlust der Artenvielfalt ermöglicht die Soziale Ökologie
mit ihrem transdisziplinären Ansatz gemeinsame Lernprozesse zwischen
Wissenschaft und Gesellschaft. Deshalb nimmt sie eine Schlüsselrolle in der
Nachhaltigkeitsforschung ein“, sagt Flurina Schneider, die am 20. Oktober 2021
ihre Antrittsvorlesung an der Goethe-Universität Frankfurt halten wird.
Kooperation
von ISOE und Goethe-Universität in Forschung, Lehre und Transfer
In Deutschland wurde die Soziale Ökologie
wesentlich vom ISOE entwickelt, das dieses transdisziplinäre
Wissenschaftsgebiet forschungsprogrammatisch konzipiert hat. „Ich freue mich
sehr, die erste Professur auf diesem wichtigen Wissenschafts- und
Forschungsgebiet in Deutschland an der Goethe-Universität Frankfurt besetzen
können“, sagt die wissenschaftliche Geschäftsführerin des ISOE, Flurina
Schneider. Mit der Kooperationsprofessur Soziale Ökologie und
Transdisziplinarität, die auf Initiative des außeruniversitären Frankfurter
Forschungsinstituts entstanden und am Fachbereich Biowissenschaften angesiedelt
ist, intensiviert das ISOE seine langjährige Kooperation mit der
Goethe-Universität in Forschung, Lehre und Transfer. Schon seit 2008 lehren
Wissenschaftler*innen des ISOE im Rahmen des Umweltmasters an der
Goethe-Universität zu theoretischen Konzepten, Methoden und empirischen
Anwendungsfeldern der sozial-ökologischen Forschung.
Bildungsauftrag
für nachhaltige Entwicklung in der Lehre verankern
Mit der Professur reagieren ISOE und
Goethe-Universität auch auf die wachsende Nachfrage auf dem Gebiet der
Nachhaltigkeitsforschung und damit verbundener Forschungsmethoden. „Wir nehmen
als Universität den Auftrag, Bildung für nachhaltige Entwicklung in unseren
Studiengängen zu verankern, sehr ernst“, sagt Enrico Schleiff, Präsident der
Goethe-Universität Frankfurt. „Wir freuen uns deshalb außerordentlich, mit
Flurina Schneider eine international vernetzte Expertin der Transdisziplinären
Nachhaltigkeitsforschung als Professorin für diesen deutschlandweit
einzigartigen Lehrstuhl zu gewinnen. Ihre Expertise in wissenschaftlichen
Grundlagen und Methoden für sozial-ökologische Transformationsprozesse und
nachhaltige Entwicklung ist nicht nur eine große Bereicherung für unser
Lehrangebot, sondern zugleich für die ganze Universität: Nachhaltigkeit im
Sinne der Bewahrung natürlicher Lebensgrundlagen und des Klimaschutzes ist eine
Herzensangelegenheit für uns in Forschung, Lehre und Verwaltung.“
Professorin
mit weitreichender Expertise in Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung
Die
Schweizer Nachhaltigkeitsforscherin Flurina Schneider ist seit 1. April 2021
wissenschaftliche Geschäftsführerin und Sprecherin der Institutsleitung des
ISOE. Sie hat die Nachfolge von Thomas Jahn angetreten, der das ISOE 1989
mitbegründet hat. Schneider hat sich 2016 zum Thema transdisziplinäre und
transformative Forschung für Nachhaltige Governance von natürlichen Ressourcen
mit Blick auf Generationengerechtigkeit an der Universität Bern habilitiert, wo
sie seit 2010 als Wissenschaftlerin und Leiterin des Forschungsclusters
Landressourcen beschäftigt war. Ihr wissenschaftliches Tätigkeitsgebiet erstreckt
sich über weite Bereiche der Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung: von
bodenschonenden Anbausystemen und Qualitätssicherung von Öko-Produkten über
Gerechtigkeit im Bereich Land- und Wasser-Governance bis hin zu
Forschungsprojekten, die sich explizit mit der Rolle von transdisziplinärer
Wissensproduktion in Nachhaltigkeitstransformationen beschäftigen.
Bedeutung von Wissen in Nachhaltigkeitsprozessen
Als
einen ihrer Schwerpunkte in Forschung und Lehre setzt Flurina Schneider die
Frage nach der Rolle von Wissen in Nachhaltigkeitstransformationen, die sie
auch in ihrer Antrittsvorlesung thematisieren wird. „Es ist entscheidend zu
verstehen, durch welche Mechanismen sich wissenschaftliches Wissen in
gesellschaftliches Handeln übersetzt und welche Arten von Wissen benötigt
werden, damit sozial-ökologische Transformationen auch wirklich gelingen
können“, sagt Schneider. Einen weiteren Schwerpunkt wird sie Fragen der
Umweltgerechtigkeit zwischen den Generationen, aber auch zwischen den Ländern
des globalen Nordens und Südens widmen. „Ich freue mich sehr darauf, den
Studierenden den Zugang zu all den komplexen Fragen und Herausforderungen der
Nachhaltigkeitsforschung zu ermöglichen.“
Antrittsvorlesung
von Prof. Dr. Flurina Schneider
„Forschung für
nachhaltige Entwicklung – von Wissensprozessen und Gestaltungsoptionen“
20.
Oktober 2021, ab 13.00 Uhr. Hörsaal 2 des Otto-Stern-Zentrums auf dem Campus
Riedberg der Goethe-Universität Frankfurt.
Anmeldung: Aufgrund der
Corona-Regeln ist die Anmeldung für externe Besucher*innen ohne Goethe-Card
zwingend bis 15. Oktober 2021, 12 Uhr erforderlich. Bitte wenden Sie sich per
Email an Office(at)bio.uni-frankfurt.de
Wissenschaftliche
Ansprechpartnerin:
Prof.
Dr. Flurina Schneider
Tel.
+49 69 7076919-0
flurina.schneider@isoe.de
Pressekontakt:
Melanie
Neugart
Tel.
+49 69 7076919-51
neugart@isoe.de
Prof. Severin Irl und Kollegen warnen vor massivem Artensterben
Inseln machen nur 7 Prozent der weltweiten Landfläche aus – doch sie beherbergen 20 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten. Diese Vielfalt ist extrem bedroht. In einem Beitrag in der Zeitschrift „Global Ecology and Conservation“ beschreibt Biogeograph Prof. Severin Irl von der Goethe-Universität zusammen mit Kollegen den Ist-Zustand der Artenvielfalt.
FRANKFURT. Inseln
tragen erheblich zur globalen Biodiversität bei. Hier leben nicht nur
überproportional viele unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten; sogar 50
Prozent aller vom Aussterben bedrohter Arten leben hier, und drei Viertel aller
dokumentierten, ausgestorbenen Arten waren hier beheimatet. In der jüngsten
Ausgabe von „Global Ecology and Conservation“ beschreiben die Mitglieder des
Leitungsgremiums der 2020 gegründeten Society of Island Biology (SIB), zu denen
auch der Frankfurter Biogeograph Prof. Severin Irl gehört, den Zustand der
Artenvielfalt auf Inseln weltweit. Die Ökosysteme auf Inseln stehen durch
menschliche Aktivitäten stark unter Druck.
Durch die Isolation vom Festland haben sich auf Inseln einzigartige
Pflanzen- und Tierspezies entwickelt, sogenannte endemische Arten, die weltweit
nur auf den jeweiligen Inseln oder Archipelen vorkommen. Diese Arten sind oft
besonders durch menschliche Einflüsse wie Übernutzung von Ökosystemen,
Habitatzerstörung (z.B. durch die Umwandlung in landwirtschaftliche
Nutzflächen), die Einführung von nicht-heimischen, invasiven Arten und den
Klimawandel bedroht. Die auf Inseln lebenden Arten können sich aber auch u.a.
wegen fehlender Anpassungsstrategien an Fressfeinde häufig schlechter an
Veränderungen der natürlichen Ökosysteme anpassen als Arten auf dem Festland.
Diese erhöhte Vulnerabilität hat dazu geführt, dass mindestens 800 Arten auf
Inseln in den vergangenen 500 Jahren unwiderruflich verloren gegangen sind. Die
Wahrscheinlichkeit, dass eine Art auf einer Insel in der Zukunft aussterben
wird, ist zwölfmal höher als bei einer Art auf dem Festland. „Wenn es so
weitergeht, ist klar, dass Inseln den Großteil der in Zukunft ausgestorbenen
Arten tragen werden“, sagt Prof. Severin Irl.
Die neugegründete SIB sieht sich als internationales Sprachrohr
für die Belange von Arten auf Inseln. Im Artikel schlagen die Autoren um den
Präsidenten der SIB Prof. José María Fernández-Palacios von der Universidad de
La Laguna auf Teneriffa konkrete Maßnahmen vor, wie weiteres Aussterben
verhindert werden kann und wie Naturschutzbelange mit den Belangen der dort
lebenden Menschen in Einklang gebracht werden können. Als Grundlage wird ein
vollständiges Inventar der Arten auf Inseln benötigt. Dass ein solches oft
fehlt, erschwert die Entwicklung geeigneter Naturschutzkonzepte. Zugleich sind
konkrete Naturschutzmaßnahmen für akut vom Aussterben bedrohte Arten und deren
natürliches Habitat unabdingbar. Alle Maßnahmen müssen in einem sozio-ökologischen
Kontext unter Einbeziehung der Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung geschehen,
die als Bewahrer der Biodiversität fungieren und mit der Wissenschaft
entsprechende Kapazitäten aufbauen sollten.
Publikation: Fernández-Palacios, J.M., Kreft, H., Irl, S.D.H., Norder, S., Ah-Peng, C., Borges, P.A.V., Burns, K.C., de Nascimento. L., Meyer, J.-Y., Montes, E. & Drake, D.R. (2021) Scientists' warning – The outstanding biodiversity of islands is in peril. Global Ecology and Conservation, 31: e01847 https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2351989421003978?via%3Dihub
Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/106799499
Bildtext:
Karte mit
Arten (Abb. aus: Fernández-Palacios et al. 2021)
Die Society
of Island Biology (SIB) widmet sich der gefährdeten Artenvielfalt auf Inseln.
(Copyright Logo: SIB)
Prof.
Severin Irl forscht an der Goethe-Universität zu endemischen Arten. (Copyright:
Andrea Achatz)
Weitere Informationen
Prof.
Severin Irl (Biogeographie und Biodiversität, Institut für Physische
Geographie, FB11)
https://www.uni-frankfurt.de/71993212/ir
GovRadar und Goethe-Universität schließen Kooperation zur Berechnung und Beschaffung von Luftfiltern
Damit der Präsenzbetrieb an Schulen und in Kitas fortgesetzt werden kann, unterstützt die Bundesregierung die Anschaffung mobiler Luftreiniger. Die Fördermittel stehen zur Verfügung – doch sie werden nur schleppend abgerufen. Die wohl größten Hürden sind die Beschaffung und das Vergaberecht. Eine Kooperation zwischen Goethe-Universität und dem Münchner Unternehmen GovRadar soll Schul- und Kita-Träger entlasten.
FRANKFURT. Welchen
Luftfiltertyp brauchen wir für unsere Schule? Wie viele Geräte werden insgesamt
benötigt? Und wie müssen wir vorgehen, um die Vorschriften des Vergaberechts
einzuhalten? Fragen wie diese stellen eine große Hürde dar auf dem Weg von
Schulen und Kitas zur Reduzierung des Infektionsrisikos durch Luftfilter. Dabei
unterstützt die Bundesregierung die Anschaffung mobiler Luftreiniger, um den
Präsenzbetrieb in Schulen und Kitas möglichst sicherzustellen. Insgesamt stellt
der Bund den Ländern 200 Millionen Euro dafür zur Verfügung. Doch die
Fördermittel werden nur schleppend abgerufen.
Um Schul- und Kita-Träger bei dem aufwändigen Verfahren zu
entlasten, sind das Münchner Unternehmen GovRadar und die Goethe-Universität
Frankfurt eine Kooperation eingegangen. Der am Fachbereich
Wirtschaftswissenschaften von Professorin Anna Rohlfing-Bastian entwickelte
Luftfilter-Rechner erleichtert den öffentlichen Beschaffern im ersten Schritt
die Berechnung der Luftfilterbedarfe. Über klare Parameter wie Klassenraumgröße
und Personenanzahl kann ausgerechnet werden, wie die jeweilige Schule optimal
mit Luftfiltern ausgestattet werden müsste, um ein wählbares Infektionsrisiko
nicht zu überschreiten, und welche Installations- und Folgekosten dabei
entstehen.
Auf Basis dieser Angaben erstellt die Firma GovRadar mit ihrer
Software vergaberechtskonforme, produkt- und anbieterneutrale
Leistungsbeschreibungen für die Ausschreibungsunterlagen, die direkt für das
Verfahren verwendet werden können. Sie können an den zuständigen Sachaufwandsträger
weitergeleitet oder direkt ausgeschrieben werden. „Der Beschaffungsprozess von
mobilen Luftfiltern wird auf diese Weise und durch die Einbindung beider
Softwareentwicklungen deutlich beschleunigt und vereinfacht“, sagt
Rohlfing-Bastian. Viele Schulen hätten ohnehin bereits eine Lizenz für die
GovRadar-Datenbank, die auch bei der Beschaffung von digitalen Geräten und
Dienstleistungen unterstützend wirkt. Mit Hilfe der Innovectis GmbH, der
Wissenstransfergesellschaft der Goethe-Universität, wurde für den
Luftfilter-Rechner ein zugehöriger Software-Lizenzvertrag mit GovRadar
abgeschlossen.
Das Kalkulationstool, das von GovRadar nun genutzt wird, wurde von
Prof. Rohlfing-Bastian gemeinsam mit Dr. Gunther Glenk von der Universität
Mannheim entwickelt, um so die Suche nach der passenden und kostengünstigsten
Ausstattung von Klassenräumen mit Luftfiltern zu erleichtern.
Der Kooperationspartner GovRadar ist ein junges Münchner
Unternehmen, das 2020 von Sascha Soyk gegründet wurde und vergaberechtskonforme,
produkt- und anbieterneutrale Leistungsbeschreibungen automatisiert erstellt
und so komplette Ausschreibungsunterlagen auf Knopfdruck ermöglicht. Das
Unternehmen wird unter anderem vom Xpreneurs Programm der Technischen
Universität München und von der Regierung von Oberbayern gefördert.
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Anna Rohlfing-Bastian
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
Professur
für Rechnungswesen, insb. Management Accounting
Goethe-Universität Frankfurt
E-Mail: rohlfing-bastian@econ.uni-frankfurt.de
Homepage: https://www.accounting.uni-frankfurt.de/professoren/professur-rohlfing-bastian/startseite.html
GovRadar GmbH
Baaderstraße
76
80469
München
Deutschland
Tel: +49
176 64948166
lena.ziesemer@govradar.net
www.govradar.net
Land Hessen und Pitzer-Stiftung finanzieren nachhaltige Entwicklung einer neuen Professur über die nächsten zehn Jahre
Die Virologin Prof. Sandra Ciesek wird vom Land Hessen mit 1,4 Millionen Euro im Rahmen einer LOEWE-Spitzenprofessur ausgezeichnet. Durch diese Auszeichnung und die großzügige Förderung der Willy Robert Pitzer Stiftung ist es der Goethe-Universität möglich, die führende Virologin und Medizinerin an der Goethe-Universität und somit in Hessen zu halten. Aus diesen Mitteln wird unter anderem eine weitere Professur am Institut für Medizinische Virologie, das Ciesek leitet, für fünf Jahre finanziert. Zur Sicherung der Nachhaltigkeit dieser neuen Professur wird die Willy Robert Pitzer Stiftung sie als „Willy Robert Pitzer Stiftungsprofessur für Virologie“ für weitere fünf Jahre mit 1,75 Mio. Euro fördern.
FRANKFURT. Der
Präsident der Goethe-Universität, Prof. Enrico Schleiff, freut sich über die
langfristige und umfangreiche Förderung der Virologie an der Goethe-Universität
und dem Universitätsklinikum Frankfurt: „Professorin Ciesek ist eine
ausgesprochen vielseitige Wissenschaftlerin und forscht seit dem Beginn der
Corona-Pandemie intensiv an SARS-CoV-2. Ihrer Entdeckung, dass auch
symptomfreie Patienten das Virus übertragen können, hat die wissenschaftliche
Grundlage für ein effektives Pandemiemanagement gelegt.“ Professorin Ciesek ist
sowohl in der Aufklärung molekularer und zellulärer Infektions- und
Resistenzmechanismen von SARS-CoV-2, in der Entwicklung innovativer Verfahren
zur Diagnostik des Virus sowie in der klinischen Forschung zu
COVID-19-Medikamenten aktiv. Zur Einschätzung des Pandemiegeschehens hat unter
anderem eine Studie beigetragen, die sie mit 800 Kita-Kindern durchgeführt hat.
„Jetzt ermöglicht der Schulterschluss von LOEWE-Spitzenprofessur
mit der Willy Robert Pitzer Stiftung eine nachhaltige Forschungsförderung der
Virologie an der Goethe-Universität“, so Prof. Schleiff weiter. „Dass wir mit
den Fördermitteln eine weitere Professur am Institut für Virologie einrichten
können, das Professorin Ciesek leitet, wird der herausragenden Rolle ihrer
virologischen Forschung gerecht.“
Prof. Stefan Zeuzem, Dekan des Fachbereichs Medizin der
Goethe-Universität, erklärt: „Frau Professorin Ciesek hat mit Ihrem Team der
Virologie hervorragende Arbeit in Forschung und Lehre geleistet. Mit der
LOEWE-Spitzen-Professur wird dieser Erfolg bestätigt und die Leistungsfähigkeit
der Virologie weiter gesteigert – das ist für den gesamten Fachbereich Medizin
sehr erfreulich.“
Dr. Helmut Häuser, Vorsitzender des Vorstands der Willy Robert
Pitzer Stiftung, ist überzeugt: „Die Willy Robert Pitzer Stiftung verfolgt das
Ziel, Forschung und Lehre in der Medizin zu fördern. Wir sind daher froh, dass
wir die Goethe-Universität und das Universitätsklinikum Frankfurt mit der
Stiftungsprofessur unterstützen können und damit auch dazu beizutragen, die
Bindung von Professorin Ciesek an Frankfurt zu stärken.“
Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/106803868
Bildtext: Professorin Dr. Sandra Ciesek. Foto: Universitätsklinikum
Frankfurt
Neuer Sammelband aus der Goethe-Universität richtet sich an die interessierte Stadtöffentlichkeit
Aktuelle Fragen der Stadtentwicklung stehen im Mittelpunkt einer
Neuerscheinung aus der Goethe-Universität. In dem Sammelband setzen sich
verschiedene Autorinnen und Autoren mit den Anforderungen an die Stadt der
Zukunft auseinander.
FRANKFURT.
„Frankfurt am Main – eine Stadt für alle? Konfliktfelder, Orte und soziale
Kämpfe" – so lautet der Titel des Buches, das im transcript-Verlag
erschienen ist. Die insgesamt 40 Beiträge diskutieren in anschaulichen
Formaten, welche strukturellen Bedingungen, gesellschaftlichen
Kräfteverhältnisse und Akteure die Mainmetropole prägen. Sie analysieren, wie
neoliberale und autoritäre Tendenzen soziale Ausschlüsse produzieren. Dabei
legen die Autoren und Autorinnen auch einen Fokus auf die vielfältigen sozialen
Kämpfe und zeigen Wege hin zu einer solidarischen und demokratischen Stadt für
alle auf.
Wirtschaftsgeograph Prof. Peter Lindner von der Goethe-Universität
schreibt zusammen mit Prof. Stefan Ouma von der Universität Bayreuth über
„Frankfurt als Ort post-industrieller Arbeitsverhältnisse?“. „Der Stachel des
Widerspruchs: Wohnungspolitik und soziale Kämpfe in Frankfurt am Main“ lautet
der Titel eines Beitrags von Prof. Sebastian Schipper und Prof. Susanne Heeg,
beide Goethe-Universität. Und mit den Bodenpreisen und der damit verbundenen
Politik befasst sich der Frankfurter Humangeograph Prof. Bernd Belina. Das
„Wilde Frankfurt“ steht im Fokus des Beitrages von Prof. Robert Pütz und Elisa
Kornherr, hier geht es um Nilgänse und die mit ihnen verbundenen Konflikte. Weitere
Beiträge befassen sich mit Entmietung, dem Erstarken der AfD, Drogen und der
„neuen Altstadt“.
Außer Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, Aktivistinnen und
Aktivisten, kommen auch Betroffene und Akteure der Zivilgesellschaft zu Wort.
Der Band richtet sich gezielt an die Stadtgesellschaft und an eine breite
Öffentlichkeit.
Mehr Infos und eine Übersicht der Beiträge und Themen finden Sie
unter: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-5477-6/frankfurt-am-main-eine-stadt-fuer-alle/
Publikation: Johanna Betz, Svenja Keitzel, Jürgen Schardt, Sebastian Schipper,
Sara Schmitt Pacífico, Felix Wiegand (Hgg.): Frankfurt am Main – eine Stadt für
alle? Konfliktfelder, Orte und soziale Kämpfe
September
2021, 450 S., kart., durchgängig vierfarbig. 25 Euro (DE), ISBN
978-3-8376-5477-6, E-Book:
PDF:
21,99 € (DE), ISBN 978-3-8394-5477
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Sebastian Schipper
Geographische Stadtforschung
Institut für Humangeographie
Goethe-Universität
Telefon: +49 (0)69 798 35165
E-Mail: s.schipper@geo.uni-frankfurt.de
Homepage: http://www.humangeographie.de/schipper
Das Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema „Pandemie: Was bleibt?“ liegt jetzt in englischer Übersetzung vor
„Pandemie – Was bleibt?“ – so lautet der Titel der jüngsten Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, dem Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität. Nun liegt das Heft auch gedruckt in englischer Übersetzung vor.
FRANKFURT. Schon
seit 2019 sind ausgewählte Beiträge des beliebten Wissenschaftsmagazins der
Goethe-Universität ins Englische übersetzt worden; nun liegt erstmals ein
gesamtes Heft in englischer Sprache gedruckt vor. Das Schwerpunktthema lautet
in der Übersetzung: „The Pandemic: What's Here to Stay?“. Sämtliche Beiträge
sind nun auch für Leser ohne deutsche Sprachkenntnisse zugänglich.
Hier ein kleiner Einblick in den Inhalt:
RISKS FROM THE LABORATORY?
Controlling security-relevant biological
research
INOCULATION 400 YEARS AGO
How its smallpox policy kept the Qing
Dynasty in power
LONG COVID
The heart after COVID-19
AFFLICTED DEMOCRACY
The coronavirus pandemic has further
weakened our political system
FINANCIAL CRISIS AS BLUEPRINT?
Politics has done some things better in
the coronavirus pandemic
LESSONS LEARNT
What ails the healthcare system
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2021) in
englischer Sprache kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: ott@pvw.uni-frankfurt.de
Alle
Beiträge sind online erhältlich unter: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de.
Chemiker legte 1997 an der Goethe-Universität seine Promotion ab.
FRANKFURT. Die
Goethe-Universität Frankfurt gratuliert ihrem Alumnus, dem Chemiker Benjamin
List, herzlich zum Nobelpreis für Chemie. Wie die Königlich-Schwedische
Akademie der Wissenschaften heute bekannt gegeben hat, wird List, Direktor am
Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim/R., die Auszeichnung
gemeinsam mit dem Briten David McMillan für die Entwicklung der asymmetrischen
Organokatalyse erhalten. Dies habe große Auswirkungen auf die pharmazeutische
Forschung gehabt, hieß es in der Begründung der Akademie, und die Chemie
umweltfreundlicher gemacht.
„Wir gratulieren Benjamin List ganz herzlich zu der wohl größten Auszeichnung,
die man als Wissenschaftler erlangen kann. Die Verleihung des Nobelpreises in
Chemie ist ein wirklich großer Tag für das Fach in Deutschland und auch an der
Goethe-Universität. Denn wir freuen uns natürlich besonders darüber, dass
Benjamin List einen Teil seines wissenschaftlichen Werdegangs an der
Goethe-Universität verbracht hat. Hier hat er im Jahre 1997 seine Promotion, die
ja bekanntermaßen der erste Schritt einer wissenschaftlichen Karriere ist und
in welcher die Grundlagen für den weiteren Werdegang gelegt werden, zum Thema
‚Synthese eines Vitamin-B12-Semicorrins‘ bei Prof. Johann Mulzer abgelegt“,
betont Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität.
„Der
Fachbereich Biochemie, Chemie, Pharmazie gratuliert Herrn Benjamin List zum
Nobelpreis für Chemie! Wir freuen uns, dass mit dieser Auszeichnung seine
Arbeiten zur asymmetrische Organokatalyse gewürdigt werden. Dieser sehr
elegante Ansatz hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt und verfügt
über ein enormes Anwendungspotential“, sagt Prof. Clemens Glaubitz, Dekan des
Fachbereichs Biochemie, Chemie und Pharmazie.
Geboren in Frankfurt am Main, studierte Benjamin
List Chemie zunächst an der Freien Universität Berlin. Im Lauf der Promotion
kehrte er mit seinem Doktorvater, Prof. Johann Mulzer, in seine Heimatstadt
zurück, wo er im Jahr 1997 das Promotionsverfahren an der Frankfurter
Universität abschloss. Die entscheidenden Anregungen für die nun mit dem
Nobelpreis geehrten Arbeiten erhielt er bei einem anschließenden
Forschungsaufenthalt in den USA. Schon seine ersten eigenen Veröffentlichungen
fanden in Fachkreisen große Beachtung, auch in Frankfurt, wo man versuchte, ihn
für eine neu geschaffene Professur zu interessieren. Das Max-Planck-Institut
für Kohleforschung in Mülheim, eine der weltweit führenden Institutionen für
Katalyseforschung, war jedoch schneller. In Mülheim entwickelte sich Benjamin
List innerhalb kurzer Zeit zu einem der international angesehensten Chemiker
auf dem Gebiet der “Organokatalyse”. „Damit sind Verfahren gemeint, die
chemische Reaktionen mit Hilfe metallfreier kleiner Moleküle wie Aminosäuren
beschleunigen und selektiv in bestimmte Richtungen lenken können. Solche
Methoden spielen heute eine wichtige Rolle, um beispielsweise die Herstellung
von Pharmaka umweltverträglicher zu machen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse
geben aber auch Hinweise, wie bestimmte für die Entstehung des Lebens wichtige
Moleküle ursprünglich einmal entstanden sein könnten“, erläutert Prof. Michael
Göbel, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Organische Chemie und
Chemische Biologie.
Internationale Konferenz im Jüdischen Museum befasst sich mit Geistes- und Kulturgeschichte von Emanzipation bis NS-Zeit
FRANKFURT. „Das jüdische Frankfurt. Geistes- und Kulturgeschichte von der Emanzipation bis zum Beginn des Nationalsozialismus“ lautet der Titel einer internationalen Konferenz, die
am
Sonntag, 10. bis Dienstag, 12. Oktober
im
Jüdischen Museum Frankfurt
Bertha-Pappenheim-Platz
1
60311
Frankfurt am Main
stattfindet.
Die Stadt Frankfurt nimmt in der
deutsch-jüdischen Geschichte einen einzigartigen Platz ein. Lange Zeit bestand
hier die größte jüdische Gemeinde Deutschlands, und bis 1933 war die Stadt
eines der wichtigsten Zentren jüdischen Lebens in Deutschland und Europa. Die
Geschichte Frankfurts wurde geprägt durch ihre jüdischen Bürgerinnen und
Bürger, sie hatten einen wesentlichen Anteil daran, dass Frankfurt zu einer der
bedeutendsten kulturellen und wirtschaftlichen Metropolen Deutschlands wurde.
Andererseits zwang Frankfurt auch als erste
Stadt die Juden dazu, in einem Ghetto zu leben, und hob diesen Zwang als eine
der letzten auf. Von den rund 30.000 Juden, die 1933 in Frankfurt lebten, haben
kaum mehr als 100 den Nationalsozialismus in der Stadt überlebt. Tausende
wurden ermordet, viele mussten fliehen. Trotzdem hat sich die Frankfurter
jüdische Gemeinde heute wieder zu einer der größten und lebendigsten in
Deutschland entwickelt.
Die Konferenz widmet sich der Geschichte
der Juden in Frankfurt als herausragendes Beispiel für die deutsche und die
hessische jüdische Geschichte, für die Beziehungen zwischen Juden und
Nichtjuden. Wie hat sich Frankfurt zu einem so bedeutenden jüdischen Zentrum
entwickelt? Und wie konnte es zu einem Ort der Ausgrenzung und Verfolgung
werden? Wie gestaltete sich das Verhältnis der Frankfurter jüdischen Gemeinden
zur Stadt Frankfurt und zu deren jüdischen und nichtjüdischen Bewohnern? Welche
Bedeutung hatten die Stadt und ihre jüdischen Gemeinden für die Juden in der
Region und darüber hinaus?
Die Konferenz bringt dafür international
renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen und präsentiert
die neuesten Erkenntnisse der Forschung zur jüdischen Geistes- und Kulturgeschichte
Frankfurts. Den Auftakt bildet am Sonntag, 10. Oktober, ein Keynote-Vortrag des
Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Professor Salomon Korn, zum
Thema „Die Frankfurter Jüdische Gemeinde im 19. und frühen 20. Jahrhundert“. Am
Montag, 11. Oktober, spricht Professor Micha Brumlik einen zweiten
Keynote-Vortrag zum Thema „Frankfurt und seine Juden – ein Fall von
Zugehörigkeit“.
Die Konferenz ist Teil des von der
Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der
Goethe-Universität Frankfurt, der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden in
Deutschland und dem Institut für Christlich-Jüdische Studien an der
Augustana-Hochschule Neuendettelsau durchgeführten Projekts
„Synagogen-Gedenkbuch Hessen“, das sich eine umfassende Erforschung und
Dokumentation der Geschichte der hessischen jüdischen Gemeinden und ihrer
Synagogen zum Ziel gesetzt hat. Sie wird in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen
Museum Frankfurt und dem LOEWE-Projekt „Religiöse Positionierung“ organisiert.
Zum
Programm der Tagung siehe https://www.uni-frankfurt.de/105475546/buber_Programm_Das_J%C3%BCdische_Frankfurt_final.pdf
Aufgrund
der durch die Corona-Pandemie notwendigen Beschränkungen ist eine Teilnahme nur
online möglich. Die Konferenz wird live übertragen über die Youtube-Kanäle der
Martin-Buber-Professur (https://www.youtube.com/channel/UC3nXa7GsCUKLklTuMI5S-oA
) und des Jüdischen Museums Frankfurt (https://www.youtube.com/channel/UCLs02UuJNRdwi1Yb2lKXqww).
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Den
Flyer zur Veranstaltung finden Sie zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/106330161
Informationen:
Dr. Stefan
Vogt
Wissenschaftlicher
Koordinator des Projekts „Synagogen-Gedenkbuch Hessen“
Martin-Buber-Professur
für Jüdische Religionsphilosophie
Fachbereich
Evangelische Theologie
Campus
Westend
Telefon
0179-5281106
E-Mail s.vogt@em.uni-frankfurt.de
Internet https://www.uni-frankfurt.de/40998908/Profil