​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – Oktober 2021

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Okt 14 2021
13:29

Goethe-Universität kehrt im Wintersemester 2021/22 in die Präsenz zurück. 

Campus füllt sich zum Semesterstart wieder mit Leben

FRANKFURT. Für die Studierenden der Goethe-Universität beginnt am 18. Oktober der Vorlesungsbetrieb des Wintersemesters 2021/22. Ein besonderer Semesteranfang für alle Beteiligten, denn die Goethe-Universität kehrt nach drei Semestern mit Distanzlehre weitgehend zum Präsenzbetrieb zurück. Durchschnittlich 75 bis 85 Prozent der Seminare und Vorlesungen werden wieder in Präsenz stattfinden. Es gelten dann im Lehrbetrieb die 3G-Regeln: Studierende müssen einen Negativnachweis (genesen, geimpft oder getestet) erbringen, um Zugang zu Lehrveranstaltungen in Präsenz zu erhalten.

Universitätspräsident Enrico Schleiff freut sich auf den Semesterstart: „Wir werden unseren Studierenden wieder die Möglichkeit geben, auf den Campi der Universität zu studieren. Dazu gehören zum einen ‚reale‘ Veranstaltungen in den Hörsälen und Seminarräumen, der Zugang zu den Bibliotheken, zum anderen aber natürlich auch Treffen mit Kommilitonen auf dem Campus, gemeinsames Essen in der Mensa oder einfach nur in einer Pause den schönen Campus und seine Freiflächen zu genießen.“

Mit erheblichem logistischem Aufwand wird die Goethe-Universität einen sicheren Lehrbetrieb zum Semesterstart ermöglichen: Es erfolgen Zugangskontrollen zu den Gebäuden sowie Stichproben des Negativnachweises. Für Studierende, die nicht geimpft werden können und/oder für die keine allgemeine Impfempfehlung vorliegt, wird es gemäß Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz vom 10. August 2021 auch weiterhin die Möglichkeit zum kostenlosen Antigen-Schnelltest geben. Die Goethe-Universität bietet weiterhin in Zusammenarbeit mit der Stadt Termine mit dem Impfmobil auf den Campi an. Diese Angebote können von allen Studierenden genutzt werden. Insbesondere angesprochen sind damit auch internationale Studierende, die sich noch nicht impfen lassen konnten oder deren Impfstoff in der EU nicht anerkannt wird.

Um allen Studierenden einen sicheren Studienstart zu gewähren, musste noch einmal auf die große Unistart-Messe in Präsenz verzichtet werden, zu der normalerweise 5-10.000 Studierende anreisen. Die Unistart-Messe am 14. Oktober findet daher nochmal rein digital statt. Universitätspräsident Enrico Schleiff verspricht: „Spätestens im kommenden Sommersemester, wenn die Pandemie dann hoffentlich weitgehend Vergangenheit sein wird, werden wir mit allen Universitätsangehörigen eine große Campus-Party feiern.“

Zum Wintersemester verzeichnet man an der Goethe-Universität wieder über 7.000 Erstsemester. Stark nachgefragt waren unter anderem wieder die Fächer Rechtswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Psychologie und Pharmazie. Die Gesamtstudierendenzahl dürfte bei über 44.000 liegen. Damit sind die Studierendenzahlen weiterhin auf dem von der Hochschulrektorenkonferenz prognostizierten Hochplateau. Die Inlandsnachfrage ist auch in Coronazeiten ungefähr gleichgeblieben, nur die Zahl der Bildungsausländer (ausländische Studierende an deutschen Hochschulen, die ihre Hochschulzugangsberechtigung nicht an einer Schule in Deutschland oder einer deutschen Schule im Ausland erworben haben), ist zurückgegangen, was mit der eingeschränkten Mobilität erklärbar ist.

Aktuelle Informationen für Studierende zum Präsenzsemester unter https://www.uni-frankfurt.de/106245504/H%C3%A4ufig_gestellte_Fragen


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Okt 13 2021
15:20

Soziologe lehrte und forschte über 30 Jahre in Frankfurt. Habermas-Assistent und Begründer der „objektiven Hermeneutik“ 

Goethe-Universität trauert um Ulrich Oevermann

FRANKFURT. Die Goethe-Universität trauert um den Soziologen und Sozialpsychologen Prof. Dr. Ulrich Oevermann, der am vergangenen Montag in Bern im Alter von 81 Jahren verstorben ist. Nach dem Soziologiestudium in Freiburg und München war er wissenschaftlicher Assistent am Frankfurter Lehrstuhl für Philosophie und Soziologie von Prof. Dr. Jürgen Habermas, wo er auch mit seiner Dissertation „Sprache und soziale Herkunft.Ein Beitrag zur Analyse schichtenspezifischer Sozialisationsprozesse und ihrer Bedeutung für den Schulerfolg“ promoviert wurde. 1977 erhielt Oevermann den Ruf auf die Professur für Soziologie mit dem Schwerpunkt Sozialpsychologie an der Goethe-Universität; über 30 Jahre hatte er die Professur inne, 2008 wurde er emeritiert. Gastprofessuren führten ihn parallel nach Paris, Bern, Wien und Innsbruck. Oevermann begründete eine eigene Methodologie der objektiven Hermeneutik, die sich mit den Sinnstrukturen der Welt beschäftigt. Bestehend aus Sequenzanalyse und hypothesengeleiteter Strukturgeneralisierung ermöglicht sie es, naturwüchsige Protokolle kontrolliert auszuwerten und zu interpretieren. Die Schwerpunkte von Oevermanns Forschung lagen in der Religions- und Familiensoziologie sowie in der Theorie der Professionalisierung.

Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff sagt: „Die Goethe-Universität trauert um ihr langjähriges Mitglied Professor Dr. Ulrich Oevermann. Der Soziologe war der Goethe-Uni zutiefst verbunden: So wirkte er hier als Assistent von Jürgen Habermas, so folgte er – vom MPI für Bildungsforschung in Berlin kommend – 1977 einem Ruf auf eine Professur an der Goethe-Universität. Ulrich Oevermann bereicherte bis zu seiner Emeritierung 2008 (und weit darüber hinaus) die Wissenschaft: Ein herausragender Intellektueller und Hochschullehrer, der sein individuelles Denken objektivierte, zu einer allgemein anwendbaren Methode zu machte. Ein Universitätsprofessor, der Feuer und Flamme für die Lehre in seinen Lehrveranstaltungen war. Ein Mensch, der in anderen das Licht zur Erkenntnis sowie das Feuer der Begeisterung entzündete. Seine Interpretationen waren atemberaubend: Die Weite seiner Quellen, die Tiefe und Evidenz seiner Erkenntnisse – aus den unscheinbarsten Passagen konnte er wirklich Erstaunliches freilegen, reichste Kenntnisse gewinnen. Von der Kritischen Schule kommend, hat er seine eigene Schule gegründet: Die objektive Hermeneutik. Mit dieser hat er – den Geist der heutigen Zeit vorwegnehmend – nicht nur in academia gewirkt, sondern auch aus dieser heraus. Mit Ulrich Oevermann verliert die Goethe-Universität einen Gelehrten, einen höchst individuellen Denker, der stets dafür kämpfte, andere an seinem Intellekt teilhaben zu lassen.“

Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink, Dekanin des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften, betont: „Der Fachbereich Gesellschaftswissenschaften trauert um den langjährigen Kollegen Professor Dr. Ulrich Oevermann. Ulrich Oevermann hat hier Generationen von Studierenden und Doktorand*innen seine Art, Soziologie zu betreiben, in stunden-, ja nächtelangen Seminaren nahegebracht. Die von ihm entwickelte ‚objektive Hermeneutik‘ als Sozialtheorie und sozialwissenschaftliche Methode hat zahllose Vertreter*innen dieser spezifischen wissenschaftlichen Praxis hervorgebracht, von denen einige auch heute noch in Frankfurt aktiv sind. Mir persönlich ist Ulrich Oevermann in lebendiger Erinnerung geblieben. Ich denke dabei an seine vehemente Kritik an der Standardisierung der Ausbildung von Doktorand*innen oder an seine Begeisterung für schulpraktische Studien in ihrer (selbst)reflexiven Form. Bei seiner Abschiedsvorlesung im AfE-Turm – an einem Nachmittag im Sommer, die Klimaanlage war mal wieder ausgefallen – orientierte er sich an dem Dreischritt von Entdeckungs-. Begründungs- und Verwendungszusammenhang. Nach ca. einer Stunde war er gerade mal am Ende des Entdeckungszusammenhangs angekommen - die große Menge an aufmerksamen Zuhörer*innen hielt aber durch. Wir trauern mit seiner Familie und seinen Freund*innen.“

Prof. Dr. Alexander Schmidt-Catran, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Soziologie, betont: „Prof. Dr. Ulrich Oevermann hat das, was heute weltweit als die Frankfurter Schule bekannt ist, entschieden mitgeprägt. Als Begründer der objektiven Hermeneutik prägt er die Soziologie bis heute. Er war ein leidenschaftlicher und engagierter Vertreter seines Faches und wurde auch von Studierenden geschätzt. Wir trauern mit seiner Familie und seinen Freunden um einen langjährigen und geschätzten Kollegen.“


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Okt 12 2021
12:19

Antrittsvorlesung von Flurina Schneider an der Goethe-Universität Frankfurt 

Erste Professur für Soziale Ökologie und Transdisziplinarität in Deutschland

FRANKFURT. Zum Wintersemester 2021/22 tritt die wissenschaftliche Geschäftsführerin und Sprecherin der Institutsleitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Flurina Schneider, ihre Professur für Soziale Ökologie und Transdisziplinarität an der Goethe-Universität Frankfurt an. Die Kooperationsprofessur des außeruniversitären Forschungsinstituts ISOE und der Universität ist die erste mit dieser Ausrichtung in Deutschland. Die Antrittsvorlesung „Forschung für nachhaltige Entwicklung – von Wissensprozessen und Gestaltungsoptionen“ findet am 20. Oktober 2021 auf dem Campus Riedberg statt.

Die Soziale Ökologie ist ein noch vergleichsweise junges Wissenschaftsgebiet, das sich in den letzten Jahrzehnten als zentral für die Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung erwiesen hat und jetzt erstmals mit einer Professur Eingang in die universitäre Lehre findet. Die Soziale Ökologie untersucht die Beziehungen zwischen Gesellschaft und Natur und fragt, wie diese Beziehungen nachhaltiger gestaltet werden können. Der Rolle von Wissensprozessen wird dabei besondere Bedeutung zugemessen. „Auf der Suche nach wissenschaftlich fundierten Lösungen für Herausforderungen wie den Klimawandel oder den Verlust der Artenvielfalt ermöglicht die Soziale Ökologie mit ihrem transdisziplinären Ansatz gemeinsame Lernprozesse zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Deshalb nimmt sie eine Schlüsselrolle in der Nachhaltigkeitsforschung ein“, sagt Flurina Schneider, die am 20. Oktober 2021 ihre Antrittsvorlesung an der Goethe-Universität Frankfurt halten wird.

Kooperation von ISOE und Goethe-Universität in Forschung, Lehre und Transfer
In Deutschland wurde die Soziale Ökologie wesentlich vom ISOE entwickelt, das dieses transdisziplinäre Wissenschaftsgebiet forschungsprogrammatisch konzipiert hat. „Ich freue mich sehr, die erste Professur auf diesem wichtigen Wissenschafts- und Forschungsgebiet in Deutschland an der Goethe-Universität Frankfurt besetzen können“, sagt die wissenschaftliche Geschäftsführerin des ISOE, Flurina Schneider. Mit der Kooperationsprofessur Soziale Ökologie und Transdisziplinarität, die auf Initiative des außeruniversitären Frankfurter Forschungsinstituts entstanden und am Fachbereich Biowissenschaften angesiedelt ist, intensiviert das ISOE seine langjährige Kooperation mit der Goethe-Universität in Forschung, Lehre und Transfer. Schon seit 2008 lehren Wissenschaftler*innen des ISOE im Rahmen des Umweltmasters an der Goethe-Universität zu theoretischen Konzepten, Methoden und empirischen Anwendungsfeldern der sozial-ökologischen Forschung.

Bildungsauftrag für nachhaltige Entwicklung in der Lehre verankern
Mit der Professur reagieren ISOE und Goethe-Universität auch auf die wachsende Nachfrage auf dem Gebiet der Nachhaltigkeitsforschung und damit verbundener Forschungsmethoden. „Wir nehmen als Universität den Auftrag, Bildung für nachhaltige Entwicklung in unseren Studiengängen zu verankern, sehr ernst“, sagt Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt. „Wir freuen uns deshalb außerordentlich, mit Flurina Schneider eine international vernetzte Expertin der Transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung als Professorin für diesen deutschlandweit einzigartigen Lehrstuhl zu gewinnen. Ihre Expertise in wissenschaftlichen Grundlagen und Methoden für sozial-ökologische Transformationsprozesse und nachhaltige Entwicklung ist nicht nur eine große Bereicherung für unser Lehrangebot, sondern zugleich für die ganze Universität: Nachhaltigkeit im Sinne der Bewahrung natürlicher Lebensgrundlagen und des Klimaschutzes ist eine Herzensangelegenheit für uns in Forschung, Lehre und Verwaltung.“

Professorin mit weitreichender Expertise in Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung
Die Schweizer Nachhaltigkeitsforscherin Flurina Schneider ist seit 1. April 2021 wissenschaftliche Geschäftsführerin und Sprecherin der Institutsleitung des ISOE. Sie hat die Nachfolge von Thomas Jahn angetreten, der das ISOE 1989 mitbegründet hat. Schneider hat sich 2016 zum Thema transdisziplinäre und transformative Forschung für Nachhaltige Governance von natürlichen Ressourcen mit Blick auf Generationengerechtigkeit an der Universität Bern habilitiert, wo sie seit 2010 als Wissenschaftlerin und Leiterin des Forschungsclusters Landressourcen beschäftigt war. Ihr wissenschaftliches Tätigkeitsgebiet erstreckt sich über weite Bereiche der Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung: von bodenschonenden Anbausystemen und Qualitätssicherung von Öko-Produkten über Gerechtigkeit im Bereich Land- und Wasser-Governance bis hin zu Forschungsprojekten, die sich explizit mit der Rolle von transdisziplinärer Wissensproduktion in Nachhaltigkeitstransformationen beschäftigen.

Bedeutung von Wissen in Nachhaltigkeitsprozessen
Als einen ihrer Schwerpunkte in Forschung und Lehre setzt Flurina Schneider die Frage nach der Rolle von Wissen in Nachhaltigkeitstransformationen, die sie auch in ihrer Antrittsvorlesung thematisieren wird. „Es ist entscheidend zu verstehen, durch welche Mechanismen sich wissenschaftliches Wissen in gesellschaftliches Handeln übersetzt und welche Arten von Wissen benötigt werden, damit sozial-ökologische Transformationen auch wirklich gelingen können“, sagt Schneider. Einen weiteren Schwerpunkt wird sie Fragen der Umweltgerechtigkeit zwischen den Generationen, aber auch zwischen den Ländern des globalen Nordens und Südens widmen. „Ich freue mich sehr darauf, den Studierenden den Zugang zu all den komplexen Fragen und Herausforderungen der Nachhaltigkeitsforschung zu ermöglichen.“


Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Flurina Schneider
„Forschung für nachhaltige Entwicklung – von Wissensprozessen und Gestaltungsoptionen“
20. Oktober 2021, ab 13.00 Uhr. Hörsaal 2 des Otto-Stern-Zentrums auf dem Campus Riedberg der Goethe-Universität Frankfurt.
Anmeldung: Aufgrund der Corona-Regeln ist die Anmeldung für externe Besucher*innen ohne Goethe-Card zwingend bis 15. Oktober 2021, 12 Uhr erforderlich. Bitte wenden Sie sich per Email an Office(at)bio.uni-frankfurt.de


Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:
Prof. Dr. Flurina Schneider
Tel. +49 69 7076919-0
flurina.schneider@isoe.de 

Pressekontakt:
Melanie Neugart
Tel. +49 69 7076919-51
neugart@isoe.de


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Okt 11 2021
12:11

Prof. Severin Irl und Kollegen warnen vor massivem Artensterben

Artenvielfalt auf den Inseln ist extrem bedroht

Inseln machen nur 7 Prozent der weltweiten Landfläche aus – doch sie beherbergen 20 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten. Diese Vielfalt ist extrem bedroht. In einem Beitrag in der Zeitschrift „Global Ecology and Conservation“ beschreibt Biogeograph Prof. Severin Irl von der Goethe-Universität zusammen mit Kollegen den Ist-Zustand der Artenvielfalt.   

FRANKFURT. Inseln tragen erheblich zur globalen Biodiversität bei. Hier leben nicht nur überproportional viele unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten; sogar 50 Prozent aller vom Aussterben bedrohter Arten leben hier, und drei Viertel aller dokumentierten, ausgestorbenen Arten waren hier beheimatet. In der jüngsten Ausgabe von „Global Ecology and Conservation“ beschreiben die Mitglieder des Leitungsgremiums der 2020 gegründeten Society of Island Biology (SIB), zu denen auch der Frankfurter Biogeograph Prof. Severin Irl gehört, den Zustand der Artenvielfalt auf Inseln weltweit. Die Ökosysteme auf Inseln stehen durch menschliche Aktivitäten stark unter Druck.

Durch die Isolation vom Festland haben sich auf Inseln einzigartige Pflanzen- und Tierspezies entwickelt, sogenannte endemische Arten, die weltweit nur auf den jeweiligen Inseln oder Archipelen vorkommen. Diese Arten sind oft besonders durch menschliche Einflüsse wie Übernutzung von Ökosystemen, Habitatzerstörung (z.B. durch die Umwandlung in landwirtschaftliche Nutzflächen), die Einführung von nicht-heimischen, invasiven Arten und den Klimawandel bedroht. Die auf Inseln lebenden Arten können sich aber auch u.a. wegen fehlender Anpassungsstrategien an Fressfeinde häufig schlechter an Veränderungen der natürlichen Ökosysteme anpassen als Arten auf dem Festland. Diese erhöhte Vulnerabilität hat dazu geführt, dass mindestens 800 Arten auf Inseln in den vergangenen 500 Jahren unwiderruflich verloren gegangen sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Art auf einer Insel in der Zukunft aussterben wird, ist zwölfmal höher als bei einer Art auf dem Festland. „Wenn es so weitergeht, ist klar, dass Inseln den Großteil der in Zukunft ausgestorbenen Arten tragen werden“, sagt Prof. Severin Irl.

Die neugegründete SIB sieht sich als internationales Sprachrohr für die Belange von Arten auf Inseln. Im Artikel schlagen die Autoren um den Präsidenten der SIB Prof. José María Fernández-Palacios von der Universidad de La Laguna auf Teneriffa konkrete Maßnahmen vor, wie weiteres Aussterben verhindert werden kann und wie Naturschutzbelange mit den Belangen der dort lebenden Menschen in Einklang gebracht werden können. Als Grundlage wird ein vollständiges Inventar der Arten auf Inseln benötigt. Dass ein solches oft fehlt, erschwert die Entwicklung geeigneter Naturschutzkonzepte. Zugleich sind konkrete Naturschutzmaßnahmen für akut vom Aussterben bedrohte Arten und deren natürliches Habitat unabdingbar. Alle Maßnahmen müssen in einem sozio-ökologischen Kontext unter Einbeziehung der Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung geschehen, die als Bewahrer der Biodiversität fungieren und mit der Wissenschaft entsprechende Kapazitäten aufbauen sollten.

Publikation: Fernández-Palacios, J.M., Kreft, H., Irl, S.D.H., Norder, S., Ah-Peng, C., Borges, P.A.V., Burns, K.C., de Nascimento. L., Meyer, J.-Y., Montes, E. & Drake, D.R. (2021) Scientists' warning – The outstanding biodiversity of islands is in peril. Global Ecology and Conservation, 31: e01847 https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2351989421003978?via%3Dihub

Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/106799499

Bildtext:
Karte mit Arten (Abb. aus: Fernández-Palacios et al. 2021)
Die Society of Island Biology (SIB) widmet sich der gefährdeten Artenvielfalt auf Inseln. (Copyright Logo: SIB)
Prof. Severin Irl forscht an der Goethe-Universität zu endemischen Arten. (Copyright: Andrea Achatz)

Weitere Informationen
Prof. Severin Irl (Biogeographie und Biodiversität, Institut für Physische Geographie, FB11)
https://www.uni-frankfurt.de/71993212/ir


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de 

 

Okt 11 2021
11:55

GovRadar und Goethe-Universität schließen Kooperation zur Berechnung und Beschaffung von Luftfiltern 

Per Klick zum passenden Luftfilter

Damit der Präsenzbetrieb an Schulen und in Kitas fortgesetzt werden kann, unterstützt die Bundesregierung die Anschaffung mobiler Luftreiniger. Die Fördermittel stehen zur Verfügung – doch sie werden nur schleppend abgerufen. Die wohl größten Hürden sind die Beschaffung und das Vergaberecht. Eine Kooperation zwischen Goethe-Universität und dem Münchner Unternehmen GovRadar soll Schul- und Kita-Träger entlasten.

FRANKFURT. Welchen Luftfiltertyp brauchen wir für unsere Schule? Wie viele Geräte werden insgesamt benötigt? Und wie müssen wir vorgehen, um die Vorschriften des Vergaberechts einzuhalten? Fragen wie diese stellen eine große Hürde dar auf dem Weg von Schulen und Kitas zur Reduzierung des Infektionsrisikos durch Luftfilter. Dabei unterstützt die Bundesregierung die Anschaffung mobiler Luftreiniger, um den Präsenzbetrieb in Schulen und Kitas möglichst sicherzustellen. Insgesamt stellt der Bund den Ländern 200 Millionen Euro dafür zur Verfügung. Doch die Fördermittel werden nur schleppend abgerufen.

Um Schul- und Kita-Träger bei dem aufwändigen Verfahren zu entlasten, sind das Münchner Unternehmen GovRadar und die Goethe-Universität Frankfurt eine Kooperation eingegangen. Der am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften von Professorin Anna Rohlfing-Bastian entwickelte Luftfilter-Rechner erleichtert den öffentlichen Beschaffern im ersten Schritt die Berechnung der Luftfilterbedarfe. Über klare Parameter wie Klassenraumgröße und Personenanzahl kann ausgerechnet werden, wie die jeweilige Schule optimal mit Luftfiltern ausgestattet werden müsste, um ein wählbares Infektionsrisiko nicht zu überschreiten, und welche Installations- und Folgekosten dabei entstehen.

Auf Basis dieser Angaben erstellt die Firma GovRadar mit ihrer Software vergaberechtskonforme, produkt- und anbieterneutrale Leistungsbeschreibungen für die Ausschreibungsunterlagen, die direkt für das Verfahren verwendet werden können. Sie können an den zuständigen Sachaufwandsträger weitergeleitet oder direkt ausgeschrieben werden. „Der Beschaffungsprozess von mobilen Luftfiltern wird auf diese Weise und durch die Einbindung beider Softwareentwicklungen deutlich beschleunigt und vereinfacht“, sagt Rohlfing-Bastian. Viele Schulen hätten ohnehin bereits eine Lizenz für die GovRadar-Datenbank, die auch bei der Beschaffung von digitalen Geräten und Dienstleistungen unterstützend wirkt. Mit Hilfe der Innovectis GmbH, der Wissenstransfergesellschaft der Goethe-Universität, wurde für den Luftfilter-Rechner ein zugehöriger Software-Lizenzvertrag mit GovRadar abgeschlossen.

Das Kalkulationstool, das von GovRadar nun genutzt wird, wurde von Prof. Rohlfing-Bastian gemeinsam mit Dr. Gunther Glenk von der Universität Mannheim entwickelt, um so die Suche nach der passenden und kostengünstigsten Ausstattung von Klassenräumen mit Luftfiltern zu erleichtern.

Der Kooperationspartner GovRadar ist ein junges Münchner Unternehmen, das 2020 von Sascha Soyk gegründet wurde und vergaberechtskonforme, produkt- und anbieterneutrale Leistungsbeschreibungen automatisiert erstellt und so komplette Ausschreibungsunterlagen auf Knopfdruck ermöglicht. Das Unternehmen wird unter anderem vom Xpreneurs Programm der Technischen Universität München und von der Regierung von Oberbayern gefördert.

Weitere Informationen
Prof. Dr. Anna Rohlfing-Bastian
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
Professur für Rechnungswesen, insb. Management Accounting
Goethe-Universität Frankfurt
E-Mail: rohlfing-bastian@econ.uni-frankfurt.de
Homepage: https://www.accounting.uni-frankfurt.de/professoren/professur-rohlfing-bastian/startseite.html

GovRadar GmbH
Baaderstraße 76
80469 München
Deutschland
Tel: +49 176 64948166
lena.ziesemer@govradar.net
www.govradar.net


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Okt 11 2021
11:08

Land Hessen und Pitzer-Stiftung finanzieren nachhaltige Entwicklung einer neuen Professur über die nächsten zehn Jahre

Sandra Ciesek: Goethe-Universität erhält LOEWE-Spitzen-Professur

Die Virologin Prof. Sandra Ciesek wird vom Land Hessen mit 1,4 Millionen Euro im Rahmen einer LOEWE-Spitzenprofessur ausgezeichnet. Durch diese Auszeichnung und die großzügige Förderung der Willy Robert Pitzer Stiftung ist es der Goethe-Universität möglich, die führende Virologin und Medizinerin an der Goethe-Universität und somit in Hessen zu halten. Aus diesen Mitteln wird unter anderem eine weitere Professur am Institut für Medizinische Virologie, das Ciesek leitet, für fünf Jahre finanziert. Zur Sicherung der Nachhaltigkeit dieser neuen Professur wird die Willy Robert Pitzer Stiftung sie als „Willy Robert Pitzer Stiftungsprofessur für Virologie“ für weitere fünf Jahre mit 1,75 Mio. Euro fördern.

FRANKFURT. Der Präsident der Goethe-Universität, Prof. Enrico Schleiff, freut sich über die langfristige und umfangreiche Förderung der Virologie an der Goethe-Universität und dem Universitätsklinikum Frankfurt: „Professorin Ciesek ist eine ausgesprochen vielseitige Wissenschaftlerin und forscht seit dem Beginn der Corona-Pandemie intensiv an SARS-CoV-2. Ihrer Entdeckung, dass auch symptomfreie Patienten das Virus übertragen können, hat die wissenschaftliche Grundlage für ein effektives Pandemiemanagement gelegt.“ Professorin Ciesek ist sowohl in der Aufklärung molekularer und zellulärer Infektions- und Resistenzmechanismen von SARS-CoV-2, in der Entwicklung innovativer Verfahren zur Diagnostik des Virus sowie in der klinischen Forschung zu COVID-19-Medikamenten aktiv. Zur Einschätzung des Pandemiegeschehens hat unter anderem eine Studie beigetragen, die sie mit 800 Kita-Kindern durchgeführt hat.

„Jetzt ermöglicht der Schulterschluss von LOEWE-Spitzenprofessur mit der Willy Robert Pitzer Stiftung eine nachhaltige Forschungsförderung der Virologie an der Goethe-Universität“, so Prof. Schleiff weiter. „Dass wir mit den Fördermitteln eine weitere Professur am Institut für Virologie einrichten können, das Professorin Ciesek leitet, wird der herausragenden Rolle ihrer virologischen Forschung gerecht.“

Prof. Stefan Zeuzem, Dekan des Fachbereichs Medizin der Goethe-Universität, erklärt: „Frau Professorin Ciesek hat mit Ihrem Team der Virologie hervorragende Arbeit in Forschung und Lehre geleistet. Mit der LOEWE-Spitzen-Professur wird dieser Erfolg bestätigt und die Leistungsfähigkeit der Virologie weiter gesteigert – das ist für den gesamten Fachbereich Medizin sehr erfreulich.“

Dr. Helmut Häuser, Vorsitzender des Vorstands der Willy Robert Pitzer Stiftung, ist überzeugt: „Die Willy Robert Pitzer Stiftung verfolgt das Ziel, Forschung und Lehre in der Medizin zu fördern. Wir sind daher froh, dass wir die Goethe-Universität und das Universitätsklinikum Frankfurt mit der Stiftungsprofessur unterstützen können und damit auch dazu beizutragen, die Bindung von Professorin Ciesek an Frankfurt zu stärken.“

Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/106803868

Bildtext: Professorin Dr. Sandra Ciesek. Foto: Universitätsklinikum Frankfurt


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de 

 

Okt 8 2021
11:38

Neuer Sammelband aus der Goethe-Universität richtet sich an die interessierte Stadtöffentlichkeit

Das Frankfurt der Zukunft

Aktuelle Fragen der Stadtentwicklung stehen im Mittelpunkt einer Neuerscheinung aus der Goethe-Universität. In dem Sammelband setzen sich verschiedene Autorinnen und Autoren mit den Anforderungen an die Stadt der Zukunft auseinander.  

FRANKFURT. „Frankfurt am Main – eine Stadt für alle? Konfliktfelder, Orte und soziale Kämpfe" – so lautet der Titel des Buches, das im transcript-Verlag erschienen ist.  Die insgesamt 40 Beiträge diskutieren in anschaulichen Formaten, welche strukturellen Bedingungen, gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse und Akteure die Mainmetropole prägen. Sie analysieren, wie neoliberale und autoritäre Tendenzen soziale Ausschlüsse produzieren. Dabei legen die Autoren und Autorinnen auch einen Fokus auf die vielfältigen sozialen Kämpfe und zeigen Wege hin zu einer solidarischen und demokratischen Stadt für alle auf.

Wirtschaftsgeograph Prof. Peter Lindner von der Goethe-Universität schreibt zusammen mit Prof. Stefan Ouma von der Universität Bayreuth über „Frankfurt als Ort post-industrieller Arbeitsverhältnisse?“. „Der Stachel des Widerspruchs: Wohnungspolitik und soziale Kämpfe in Frankfurt am Main“ lautet der Titel eines Beitrags von Prof. Sebastian Schipper und Prof. Susanne Heeg, beide Goethe-Universität. Und mit den Bodenpreisen und der damit verbundenen Politik befasst sich der Frankfurter Humangeograph Prof. Bernd Belina. Das „Wilde Frankfurt“ steht im Fokus des Beitrages von Prof. Robert Pütz und Elisa Kornherr, hier geht es um Nilgänse und die mit ihnen verbundenen Konflikte. Weitere Beiträge befassen sich mit Entmietung, dem Erstarken der AfD, Drogen und der „neuen Altstadt“.

Außer Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, Aktivistinnen und Aktivisten, kommen auch Betroffene und Akteure der Zivilgesellschaft zu Wort. Der Band richtet sich gezielt an die Stadtgesellschaft und an eine breite Öffentlichkeit.

Mehr Infos und eine Übersicht der Beiträge und Themen finden Sie unter: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-5477-6/frankfurt-am-main-eine-stadt-fuer-alle/


Publikation: Johanna Betz, Svenja Keitzel, Jürgen Schardt, Sebastian Schipper, Sara Schmitt Pacífico, Felix Wiegand (Hgg.): Frankfurt am Main – eine Stadt für alle? Konfliktfelder, Orte und soziale Kämpfe
September 2021, 450 S., kart., durchgängig vierfarbig. 25 Euro (DE), ISBN 978-3-8376-5477-6, E-Book:
PDF: 21,99 € (DE), ISBN 978-3-8394-5477

Weitere Informationen
Prof. Dr. Sebastian Schipper
Geographische Stadtforschung
Institut für Humangeographie
Goethe-Universität
Telefon: +49 (0)69 798 35165
E-Mail: s.schipper@geo.uni-frankfurt.de
Homepage: http://www.humangeographie.de/schipper


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de 

 

Okt 7 2021
10:22

Das Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema „Pandemie: Was bleibt?“ liegt jetzt in englischer Übersetzung vor

„Forschung Frankfurt“ erstmals in Englisch gedruckt

„Pandemie – Was bleibt?“ – so lautet der Titel der jüngsten Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, dem Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität. Nun liegt das Heft auch gedruckt in englischer Übersetzung vor.

FRANKFURT. Schon seit 2019 sind ausgewählte Beiträge des beliebten Wissenschaftsmagazins der Goethe-Universität ins Englische übersetzt worden; nun liegt erstmals ein gesamtes Heft in englischer Sprache gedruckt vor. Das Schwerpunktthema lautet in der Übersetzung: „The Pandemic: What's Here to Stay?“. Sämtliche Beiträge sind nun auch für Leser ohne deutsche Sprachkenntnisse zugänglich.

Hier ein kleiner Einblick in den Inhalt:

RISKS FROM THE LABORATORY?
Controlling security-relevant biological research

INOCULATION 400 YEARS AGO
How its smallpox policy kept the Qing Dynasty in power

LONG COVID
The heart after COVID-19

AFFLICTED DEMOCRACY
The coronavirus pandemic has further weakened our political system

FINANCIAL CRISIS AS BLUEPRINT?
Politics has done some things better in the coronavirus pandemic

LESSONS LEARNT
What ails the healthcare system


Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2021) in englischer Sprache kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: ott@pvw.uni-frankfurt.de

Alle Beiträge sind online erhältlich unter: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de.


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de 

 

Okt 6 2021
16:03

Chemiker legte 1997 an der Goethe-Universität seine Promotion ab. 

Goethe-Universität gratuliert Benjamin List zum Nobelpreis für Chemie

FRANKFURT. Die Goethe-Universität Frankfurt gratuliert ihrem Alumnus, dem Chemiker Benjamin List, herzlich zum Nobelpreis für Chemie. Wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften heute bekannt gegeben hat, wird List, Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim/R., die Auszeichnung gemeinsam mit dem Briten David McMillan für die Entwicklung der asymmetrischen Organokatalyse erhalten. Dies habe große Auswirkungen auf die pharmazeutische Forschung gehabt, hieß es in der Begründung der Akademie, und die Chemie umweltfreundlicher gemacht.

„Wir gratulieren Benjamin List ganz herzlich zu der wohl größten Auszeichnung, die man als Wissenschaftler erlangen kann. Die Verleihung des Nobelpreises in Chemie ist ein wirklich großer Tag für das Fach in Deutschland und auch an der Goethe-Universität. Denn wir freuen uns natürlich besonders darüber, dass Benjamin List einen Teil seines wissenschaftlichen Werdegangs an der Goethe-Universität verbracht hat. Hier hat er im Jahre 1997 seine Promotion, die ja bekanntermaßen der erste Schritt einer wissenschaftlichen Karriere ist und in welcher die Grundlagen für den weiteren Werdegang gelegt werden, zum Thema ‚Synthese eines Vitamin-B12-Semicorrins‘ bei Prof. Johann Mulzer abgelegt“, betont Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität.

„Der Fachbereich Biochemie, Chemie, Pharmazie gratuliert Herrn Benjamin List zum Nobelpreis für Chemie! Wir freuen uns, dass mit dieser Auszeichnung seine Arbeiten zur asymmetrische Organokatalyse gewürdigt werden. Dieser sehr elegante Ansatz hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt und verfügt über ein enormes Anwendungspotential“, sagt Prof. Clemens Glaubitz, Dekan des Fachbereichs Biochemie, Chemie und Pharmazie.

Geboren in Frankfurt am Main, studierte Benjamin List Chemie zunächst an der Freien Universität Berlin. Im Lauf der Promotion kehrte er mit seinem Doktorvater, Prof. Johann Mulzer, in seine Heimatstadt zurück, wo er im Jahr 1997 das Promotionsverfahren an der Frankfurter Universität abschloss. Die entscheidenden Anregungen für die nun mit dem Nobelpreis geehrten Arbeiten erhielt er bei einem anschließenden Forschungsaufenthalt in den USA. Schon seine ersten eigenen Veröffentlichungen fanden in Fachkreisen große Beachtung, auch in Frankfurt, wo man versuchte, ihn für eine neu geschaffene Professur zu interessieren. Das Max-Planck-Institut für Kohleforschung in Mülheim, eine der weltweit führenden Institutionen für Katalyseforschung, war jedoch schneller. In Mülheim entwickelte sich Benjamin List innerhalb kurzer Zeit zu einem der international angesehensten Chemiker auf dem Gebiet der “Organokatalyse”. „Damit sind Verfahren gemeint, die chemische Reaktionen mit Hilfe metallfreier kleiner Moleküle wie Aminosäuren beschleunigen und selektiv in bestimmte Richtungen lenken können. Solche Methoden spielen heute eine wichtige Rolle, um beispielsweise die Herstellung von Pharmaka umweltverträglicher zu machen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse geben aber auch Hinweise, wie bestimmte für die Entstehung des Lebens wichtige Moleküle ursprünglich einmal entstanden sein könnten“, erläutert Prof. Michael Göbel, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Organische Chemie und Chemische Biologie.


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de   

 

Okt 1 2021
12:11

Internationale Konferenz im Jüdischen Museum befasst sich mit Geistes- und Kulturgeschichte von Emanzipation bis NS-Zeit

Das jüdische Frankfurt als einzigartiger Ort

FRANKFURT. „Das jüdische Frankfurt. Geistes- und Kulturgeschichte von der Emanzipation bis zum Beginn des Nationalsozialismus“ lautet der Titel einer internationalen Konferenz, die

am Sonntag, 10. bis Dienstag, 12. Oktober
im Jüdischen Museum Frankfurt
Bertha-Pappenheim-Platz 1
60311 Frankfurt am Main

stattfindet.

Die Stadt Frankfurt nimmt in der deutsch-jüdischen Geschichte einen einzigartigen Platz ein. Lange Zeit bestand hier die größte jüdische Gemeinde Deutschlands, und bis 1933 war die Stadt eines der wichtigsten Zentren jüdischen Lebens in Deutschland und Europa. Die Geschichte Frankfurts wurde geprägt durch ihre jüdischen Bürgerinnen und Bürger, sie hatten einen wesentlichen Anteil daran, dass Frankfurt zu einer der bedeutendsten kulturellen und wirtschaftlichen Metropolen Deutschlands wurde.

Andererseits zwang Frankfurt auch als erste Stadt die Juden dazu, in einem Ghetto zu leben, und hob diesen Zwang als eine der letzten auf. Von den rund 30.000 Juden, die 1933 in Frankfurt lebten, haben kaum mehr als 100 den Nationalsozialismus in der Stadt überlebt. Tausende wurden ermordet, viele mussten fliehen. Trotzdem hat sich die Frankfurter jüdische Gemeinde heute wieder zu einer der größten und lebendigsten in Deutschland entwickelt.

Die Konferenz widmet sich der Geschichte der Juden in Frankfurt als herausragendes Beispiel für die deutsche und die hessische jüdische Geschichte, für die Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden. Wie hat sich Frankfurt zu einem so bedeutenden jüdischen Zentrum entwickelt? Und wie konnte es zu einem Ort der Ausgrenzung und Verfolgung werden? Wie gestaltete sich das Verhältnis der Frankfurter jüdischen Gemeinden zur Stadt Frankfurt und zu deren jüdischen und nichtjüdischen Bewohnern? Welche Bedeutung hatten die Stadt und ihre jüdischen Gemeinden für die Juden in der Region und darüber hinaus?

Die Konferenz bringt dafür international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen und präsentiert die neuesten Erkenntnisse der Forschung zur jüdischen Geistes- und Kulturgeschichte Frankfurts. Den Auftakt bildet am Sonntag, 10. Oktober, ein Keynote-Vortrag des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Professor Salomon Korn, zum Thema „Die Frankfurter Jüdische Gemeinde im 19. und frühen 20. Jahrhundert“. Am Montag, 11. Oktober, spricht Professor Micha Brumlik einen zweiten Keynote-Vortrag zum Thema „Frankfurt und seine Juden – ein Fall von Zugehörigkeit“.

Die Konferenz ist Teil des von der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der Goethe-Universität Frankfurt, der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden in Deutschland und dem Institut für Christlich-Jüdische Studien an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau durchgeführten Projekts „Synagogen-Gedenkbuch Hessen“, das sich eine umfassende Erforschung und Dokumentation der Geschichte der hessischen jüdischen Gemeinden und ihrer Synagogen zum Ziel gesetzt hat. Sie wird in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Frankfurt und dem LOEWE-Projekt „Religiöse Positionierung“ organisiert.

Zum Programm der Tagung siehe https://www.uni-frankfurt.de/105475546/buber_Programm_Das_J%C3%BCdische_Frankfurt_final.pdf
Aufgrund der durch die Corona-Pandemie notwendigen Beschränkungen ist eine Teilnahme nur online möglich. Die Konferenz wird live übertragen über die Youtube-Kanäle der Martin-Buber-Professur (https://www.youtube.com/channel/UC3nXa7GsCUKLklTuMI5S-oA ) und des Jüdischen Museums Frankfurt (https://www.youtube.com/channel/UCLs02UuJNRdwi1Yb2lKXqww). Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Den Flyer zur Veranstaltung finden Sie zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/106330161

Informationen:
Dr. Stefan Vogt
Wissenschaftlicher Koordinator des Projekts „Synagogen-Gedenkbuch Hessen“
Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie
Fachbereich Evangelische Theologie
Campus Westend
Telefon 0179-5281106
E-Mail s.vogt@em.uni-frankfurt.de
Internet https://www.uni-frankfurt.de/40998908/Profil


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de