Internationaler Frauentag: Museum Giersch der Goethe-Universität bereitet Ausstellung über Leben und Werk der Frankfurter Fotografinnen Nini und Carry Hess vor
FRANKFURT.
Anlässlich des Internationalen Frauentages möchte das Museum Giersch der
Goethe-Universität auf das Schicksal von zwei herausragenden Fotografinnen der
Weimarer Republik aufmerksam machen. Die Schwestern Nini (1884–1943) und Carry
Hess (1889–1957) schufen einfühlsame individuelle Porträts und prägten das Bild
der „Neuen Frau“ der 1920er-Jahre mit. Die geplante Ausstellung des Museums im
Frühjahr/Sommer nächsten Jahres mit rund 180 Originalfotografien gibt zum
ersten Mal einen differenzierten Überblick über Biographie und Werk der
Frankfurter Schwestern, deren Leben und Karriere von den Nationalsozialisten
aufgrund ihrer jüdischen Herkunft zerstört wurde. Den Schwerpunkt bilden
Porträt- und Theaterfotografie, daneben werden Arbeiten aus dem Bereich der Tanz-,
Akt-, Mode- und Architekturfotografie zu sehen sein.
Erinnert
wird an zwei Fotografinnen, deren Atelier in der Börsenstraße zu den
angesehensten in Deutschland gehörte. Die beiden Schwestern hatten es 1913
gegründet und sich auf Porträtfotografie spezialisiert. Ihre Kundschaft fanden
sie vor allem im Großbürgertum der Frankfurter Stadtgesellschaft.
Ausgestattet
mit einem Generalvertrag mit der Stadt Frankfurt hielten die Hess-Schwestern
zudem das Bühnengeschehen dieser Jahre in einer Vielzahl von Szenenfotos und
Rollenporträts fest. Es entstanden ferner zahlreiche Zivilporträts von
Bühnenstars wie Heinrich George, Fritta Brod, Constanze Menz oder Gerda Müller,
aber auch von berühmten Tänzerinnen wie Mary Wigman, Niddy Impekoven und Anna
Pawlowa.
Die
Qualität ihrer Aufnahmen und ihre gute Vernetzung in Künstlerkreisen sorgten
dafür, dass sie regelmäßig für führende Magazine wie die „Berliner Illustrierte
Zeitung“, den „Querschnitt“ oder den „Uhu“ fotografierten.
Illustrationsaufträge für die Frauenbeilage der „Frankfurter Zeitung“ kamen
hinzu. Prominente wie Carl Zuckmayer, Alfred Döblin, Thomas Mann, Max Beckmann,
Paul Hindemith, Ferdinand Kramer oder C. G. Jung ließen sich von Nini und Carry
Hess porträtieren.
In der
Reichsprogromnacht 1938 zerstörten Angehörige der SA das Atelier sowie das
Bildarchiv der Schwestern vollständig. 1942 wurde Nini Hess ebenso wie ihre
Mutter deportiert und vermutlich 1943 in Auschwitz ermordet. Carry Hess war
1933 nach Paris emigriert. Nach der Befreiung scheiterte ihr Versuch, dort
wieder als Fotografin zu arbeiten. Ihre letzte Lebensphase ist geprägt durch
den demütigenden Kampf mit den deutschen Behörden um finanzielle
Wiedergutmachung.
Das
Museumsteam ist an weiteren Hinweisen zu Leben und Werk der Schwestern sowie möglichen
Fotografien in Privatbesitz interessiert. Gerne können Sie sich telefonisch
unter 069/13821010 oder per E-Mail an info@museum-giersch.de
melden.
Informationen: Dipl.-Kffr. Christine
Karmann, Presse und Marketing Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel:
069/138210121, E-Mail: presse@museum-giersch.de
Adresse: Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main
Foto zum Download unter: http://www.uni-frankfurt.de/86171196Pressefoto: Nini & Carry Hess: Katia Mann, 1928, ETH-Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv