Neue Forschungsgruppe in der Ökonomie an der Goethe-Universität
Singles, Paare, alleinerziehende Elternteile, Familien mit einem Kind oder mit mehreren – private Haushalte können sehr unterschiedlich aussehen. Eine neue Forschungsgruppe an der Goethe-Universität will herausfinden, wie das individuelle Verhalten von Haushalten einerseits und die gesamtwirtschaftliche Situation und die Familienpolitik andererseits einander beeinflussen.
FRANKFURT. Wie
Einkommen, Konsum und Vermögen in einer Volkswirtschaft verteilt sind, hat viel
mit den Entscheidungen zu tun, die in den einzelnen Haushalten getroffen
werden. Die Forschungsgruppe „Makroökonomische Implikationen von Intra-Haushalt-Entscheidungen“
will die Verhaltensweisen einzelner Haushaltsmitglieder im Hinblick auf
Konsum-, Beschäftigungs- und Investitionsmöglichkeiten stärker in den Blick
nehmen und deren Wechselwirkung erforschen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft
(DFG) wird die Forschungen für zunächst vier Jahre mit 2,44 Millionen Euro
finanzieren. Sprecher der Gruppe ist Prof. Alexander Ludwig, der an der
Goethe-Universität die Professur für Public Finance and Macroeconomic Dynamics
innehat. Die Forschungsgruppe besteht ausschließlich aus Frankfurter Ökonomen:
Georg Dürnecker, Professor für Internationalen Handel, Entwicklung und
Wachstum, die Leibniz-Preisträgerin Nicola Fuchs-Schündeln, Professorin für
Makroökonomie und Entwicklung, Leo Kaas, Professor für Volkswirtschaftslehre,
insbesondere Makroökonomik und Arbeitsmärkte sowie die
Nachwuchswissenschaftlerinnen Chiara Lacava und Dr. Zainab Iftikhar, die
ebenfalls auf arbeitsmarkt- und familienökonomische Fragestellungen
spezialisiert sind.
„Traditionelle makroökonomische Modelle berücksichtigen die
Dynamik in privaten Haushalten nicht. Jeder Haushalt wird durch ein einziges
Mitglied repräsentiert. Mit Hilfe komplexer Wirtschaftsmodelle können wir nun
Interaktionen zwischen den Haushaltsmitgliedern in makroökonomische Modelle
einführen“, erklärt Prof. Ludwig, der Sprecher der Gruppe. Auf diese Weise
werde man dazu beitragen, die mikroökonomischen Grundlagen der Makroökonomie
noch besser zu verstehen. Das Thema Ungleichheit soll nicht nur zwischen
Haushalten untersucht werden, sondern auch innerhalb von Haushalten – z.B. der
ungleichen Einkommensverteilung zwischen Mann und Frau.
Die Forschungen sind in acht Projekte gegliedert, die
unterschiedliche Themen bearbeiten werden. Eines der Projekte widmet sich der
Frage, inwiefern die Möglichkeit, Eizellen einzufrieren und damit die
Realisierung des Kinderwunsches zu vertagen, die Arbeitsbiographien von Frauen
beeinflussen kann. Manche Firmen bieten bei diesem Jahr eine Kostenübernahme
an, um so die Arbeitskraft im Betrieb halten zu können. Doch welche
Auswirkungen hat dies auf die Frauen? Und auf die gesamte Volkswirtschaft?
Weitere Themen sind etwa die Auswirkungen innerfamiliärer Arbeitsteilung auf
die Einkommenssituation von Individuen oder die Wohnentscheidungen von Familien
in Abhängigkeit von wohnungspolitischen Maßnahmen.
Die Forschenden erhoffen sich von ihrer Arbeit eine grundlegende
Bereicherung der Kenntnisse darüber, wie ökonomische Maßnahmen wirken, die etwa
durch Steuer- und Transferzahlungen Arbeitsangebots-, Spar-, Fertilitäts- und
Wohnnachfrageentscheidungen beeinflussen. Diese Maßnahmen sollen sowohl
hinsichtlich ihrer gesamtwirtschaftlichen Effizienz- als auch ihrer
Verteilungswirkungen untersucht werden. Um diese Zusammenhänge zu
verdeutlichen, untersuchen sie etwa, inwieweit eine Spezialisierung eines
Partners in einer Familie auf dem Arbeitsmarkt, verursacht etwa durch die
Geburt eines Kindes oder durch steuerpolitische Maßnahmen wie
Ehegattensplittingtarife, zu stärkerer Ungleichheit zwischen Männern und Frauen
führt und inwieweit dies die gesamtökonomische Effizienz verringert – z.B.
durch eine verringerte Erwerbspartizipation von Frauen – oder etwa erhöht – da
eine stärkere Spezialisierung die Arbeitsproduktivität des Main Breadwinners im
Haushalt steigert.
Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/126914376
Bildtext: Der Ökonom Prof. Alexander Ludwig ist Sprecher der neuen Forschungsgruppe „Makroökonomische Implikationen von Intra-Haushalt-Entscheidungen". (Foto: Dettmar)
Weitere
Informationen
Prof. Dr. Alexander Ludwig
Chair of Public Finance and Macroeconomic Dynamics
Department Economic Policy & Quantitative Methods, Faculty of Economics and
Business
Goethe-Universität
Telefon +49 (0)69 798-30036
E-Mail mail@alexander-ludwig.com
https://alexander-ludwig.com/
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de