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Apr 15 2015
13:21

Eröffnung am Mittwoch – 20 Fotogravuren der englischen Installationskünstlerin und Fotografin Tacita Dean

Ausstellung in der Studiengalerie 1.357: „The Russian Ending – eine Serie letzter Bilder“

FRANKFURT. Die Studiengalerie 1.357 der Goethe-Universität zeigt vom 29. April bis 29. Mai Arbeiten der international renommierten englischen Installationskünstlerin und Fotografin Tacita Dean. Präsentiert werden 20 Fotogravuren aus „The Russian Ending – eine Serie letzter Bilder“. Die Eröffnung findet am Mittwoch (29. April) um 20 Uhr im I.G. Farben-Haus im ersten Stock, Raum 1.357, statt. Tacita Dean, 1965 in Canterbury geboren, studierte an der Falmouth School of Art und der Supreme School of Fine Arts in Athen. Derzeit lebt und arbeitet sie in Berlin. 2006 erhielt Tacita Dean den Hugo Boss Preis, 2009 den Kurt Schwitters Preis und 1998 war sie für den international wichtigsten Kunstpreis, den Turner Prize, nominiert.

Ist es wirklich das Schicksal und Verhängnis der Fotografie, bloßes Abbild momenthafter Raumerscheinungen zu sein? Tacita Dean versucht es anders: Buchstäblich schreibt sie jeder der 20 Fotogravuren ein Geschehen ein. In ihren weißen, schnell notierten Anmerkungen deutet sie Zeitabfolgen an, benennt Personen, gibt Instruktionen für Licht, Ton und Kameraführung, zitiert Szenen antiker Mythologie, aber auch Filme und Gemälde. Mit ihren Notizen schafft die Künstlerin ein Storyboard, die Bilder werden ihr zu Mitteln einer fiktiven Regieführung.

Als Vorlage für ihre Bearbeitungen wählt Dean Fotos aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die Naturkatastrophen und Kriegsereignisse darstellen: sinkende Schiffe, einen gestrandeten Wal, Granatexplosionen, einstürzende Brücken, die Luftaufnahme eines Schlachtfeldes. Den „Ausbruch des Vesuvs“ versieht Dean – historisch korrekt – mit der Jahreszahl 1906. Aus den Jahren um den Ersten Weltkrieg stammen die Aufnahmen „Der Rückzug aus Verdun“ (1916), „La Bataille d’Arras“(1917) und „Die Erinnerungen an den Weltkrieg“ (1918). Auf dem Bild „Beautiful Sheffield“ notiert sie die Jahreszahl 1956.

Zur Sammlung der Bilder wurde Dean, glaubt man dem Londoner Ausstellungskatalog, durch eine Anekdote ihres Kollegen Niels Borg Jensen angeregt. Dieser erzählte ihr von der dänischen Filmindustrie, die Anfang des 20. Jahrhunderts je ein glückliches Ende für den amerikanischen Markt und ein tragisches Ende für den russischen produziert habe. Dieser Anekdote verdankt Dean ihre Idee: Sie inszenierte ihre Werke als tragische Enden nicht existierender Geschichten. In der Wahl ihrer Sujets holt die Künstlerin auf inhaltlicher Ebene das Moment der Endlichkeit ein. Ob die eingestürzte Brücke, der zur letzten Ruhe verabschiedete Priester, die brach liegende Landschaft oder der gestrandete Wal – es sind alles Aufnahmen von „Seiendem“, das im Begriff ist zu enden.

Über Deans Anmerkungen kann der Betrachter Aufschluss über die Szene bekommen, in die Dean das Bild eingeordnet wissen möchte – nicht immer leicht zu entziffern, gelegentlich mit Pfeilen zur Bewegungsrichtungen über den Bildrand hinaus versehen. Doch allein das Werk zu begreifen, verwehrt Dean dem Betrachter. In doppelter Hinsicht auf Text und Bild bleibt die Auflösung des Gemeinten unscharf.

Die von der DZ-BANK Kunstsammlung geförderte Ausstellung ist von Montag bis Donnerstag zwischen 12 und 17 Uhr geöffnet.

In der Studiengruppe „Gedächtniskultur und Bildgebrauch“ arbeiten Studierende und Lehrende verschiedener Disziplinen in enger Kooperation mit dem Städel Museum projektorientiert an der Erforschung des bildlichen Umgangs moderner Gesellschaften mit Geschichte. Die Studiengruppe stellt vier Mal im Jahr zeitgenössische Kunst in den Räumen des IG-Farben-Gebäudes aus.

Informationen: Prof. Dr. Bernhard Jussen, Historisches Seminar, Campus Westend, Tel.: 069/798-32424, jussen@em.uni-frankfurt.de; Dr. Martin Engler, Sammlungsleiter für Kunst nach 1945 am Städel Museum, Tel.: 069/605098210, engler@staedelmuseum.de; Dr. Henning Engelke, Kunsthistorisches Institut, Campus Bockenheim, Tel 069/798-23470, engelke@kunst.uni-frankfurt.de; Madeleine Hesse, studentische Mitarbeiterin der Studiengalerie 1.357, madeleine.hesse@stud.uni-frankfurt.de