Ein Symposium an der Goethe-Universität fragt nach der Rezeption von Kants Philosophie in jüdischen Denktraditionen
FRANKFURT. Die Philosophie Immanuel
Kants könnte im Jubiläumsjahr seines 300. Geburtstags nicht aktueller sein.
Kants Gedanken zu Vernunft beispielsweise spielen in zahlreichen globalen
Diskursen eine Rolle – aber ebenso seine Überlegungen zur im Grundgesetz
festgeschriebenen Menschenwürde, zu Kosmopolitismus, Demokratie und Frieden,
zur Rolle von Religion(en), zu universeller Ethik und den Möglichkeiten und
Grenzen menschlicher Erkenntnis.
Weniger
beleuchtet wurde, wie Kants Denken, das auch antijüdische Aspekte enthält, von
jüdischen Intellektuellen aufgenommen worden ist. Schon zu dessen Lebzeiten
setzten sich diese mit Kants revolutionärer Philosophie auseinander, meist mit
regem, positivem analytischem Interesse und einem wachen Empfinden für die
antijudaistischen oder antijüdischen Elemente seines Aufklärungsverständnisses.
Die
Tradition der Kant-Rezeption durch jüdische Intellektuelle ist nun Thema des
Symposiums „Aufklärung
des Aufklärers“,
das am 15. und 16. Mai
auf dem Campus Westend der Goethe-Universität stattfindet.
Das
Symposium beginnt am Mittwoch, den 15. Mai 2024, um 19:30 Uhr
(Hörsaalzentrum, Raum 15, Theodor-W.-Adorno-Platz 5) mit dem Vortrag der
Philosophin und Kant-Expertin Prof. Dr. Andrea M. Esser von der
Friedrich-Schiller-Universität Jena zum Thema „Ambivalentes Erbe. Kants
Äußerungen über ,die Juden‘ und das Judentum“.
Am
Donnerstag, 16. Mai 2024, wird das Symposium von 9 bis 17 Uhr in der
Evangelischen Studierendengemeinde Frankfurt, Siolistraße 7, fortgesetzt. Es
sprechen dort Dr. Christina Feist (Paris), Dr. Orr Scharf (University of
Haifa), Prof. Dr. Yael Kupferberg (Zentrum für Antisemitismusforschung, TU
Berlin), Prof. Dr. George Y. Kohler (Bar Ilan University, Ramat Gan), Dr.
Torsten Lattki (Deutscher Koordinierungsrat) sowie Antonia Steins, Christoph
Kasten und Prof. Dr. Christian Wiese von der Goethe-Universität.
„Judentum
und jüdische Intellektuelle dürfen nicht einfach nur als Objekt von Kants
Denken wahrgenommen werden“, sagt Christian Wiese, Direktor des
Buber-Rosenzweig-Instituts an der Goethe-Universität und Mitveranstalter des
Symposiums. „Jüdinnen und Juden haben vielmehr Deutungen entwickelt, die ihre
Bedeutung bis heute bewahrt haben – von Moses Mendelssohn und anderen jüdischen
Aufklärern über die Vertreter der Wissenschaft des Judentums und den
Neukantianismus bis zu zionistischen Denkern in Israel, Hannah Arendt oder
Repräsentanten der Kritischen Theorie“. Bei der Veranstaltung wird es auch um
die Frage gehen, so die Doktorandin Antonia Steins, die das Symposium mit
organisiert, welche Bedeutung die jüdische Denktradition für
Kant-Interpretationen der Gegenwart hat.
Veranstaltet
wird das Symposium vom Buber-Rosenzweig-Institut für jüdische Geistes- und
Kulturgeschichte der Moderne und Gegenwart an der Goethe-Universität, den
Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Deutscher Koordinierungsrat
e.V. sowie dem Frankfurter Forschungsverbund „Dynamiken des Religiösen“.
Weitere
Informationen:
https://buber-rosenzweig-institut.de/events/einzelveranstaltung/die-aufklaerung-des-aufklaerers/
Eine Anmeldung (unter kramberger@em.uni-frankfurt.de) ist erwünscht, aber nicht zwingende Voraussetzung für die Teilnahme.
Kontakt:
Dr. Judith Müller
Buber-Rosenzweig-Institut
jud.mueller@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-12481, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de