Schwiete Cosmochemistry Laboratory ist einziges Labor außerhalb der USA, das den Asteroidenstaub untersuchen wird
Am 24. September ist die Materialprobe eines der ursprünglichsten
Objekte unseres Sonnensystems auf der Erde eingetroffen: Eine NASA-Raumsonde
hat im Vorbeiflug eine Kapsel mit über 200 Gramm Staub des Asteroiden Bennu
abgeworfen, den sie drei Jahre zuvor besucht hatte. Das Material wird im neuen
Schwiete Cosmochemisty Laboratory der Goethe-Universität untersucht werden, das
heute eingeweiht wurde. Kernstück des Labors ist ein hochmodernes
Transmissionselektronenmikroskop (TEM), das die chemische und strukturelle
Analyse winziger Materialproben erlaubt. Die Investition tragen die Dr. Rolf M.
Schwiete Stiftung, die Deutsche Forschungsgemeinschaft und das Land Hessen.
FRANKFURT. Aus
dem Staub, der unsere junge Sonne umkreiste, entstanden im Laufe der Zeit nicht
nur die Planeten, sondern auch Millionen Materiebrocken. Rund 800.000 von ihnen
kreisen heute im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter um die Sonne, ein
Teil, die so genannten NEAs (Near Earth Asteroids) kommen gar der Erde immer
wieder recht nahe. Viele Asteroiden haben sich seit ihrer Entstehung kaum
verändert und stellen damit eine Art geologisches Archiv des Sonnensystems dar.
Aus diesem Grund schickte die amerikanische Weltraumbehörde NASA
2016 die Raumsonde OSIRIS-REx zu dem erdnahen Asteroiden Bennu, einem nur 500
Meter großen Himmelskörper, der zu den ursprünglichsten Objekten unseres
Sonnensystems zählt. 2020 entnahm OSIRIS-REx mit einer Art Staubsauger rund
220 Gramm Material von Bennus Oberfläche und kehrte damit zur Erde zurück. Im
Vorbeiflug warf die Sonde am 24. September eine Kapsel mit dem Asteroidenstaub
ab. Wenige Gramm des kostbaren Materials werden Mitte Oktober an der
Goethe-Universität erwartet. Hier wird der Staub in dem heute eingeweihten
Schwiete Cosmochemisty Laboratory untersucht werden. Das Labor an der
Goethe-Universität ist eines von nur vier TEM-Laboren und das einzige außerhalb
der USA, die mit dieser Art der Analyse des Materials betraut wurden.
Zusätzlich nutzt das Team rund um Prof. Brenker noch die Synchrotronstrahler
ESRF in Grenoble und DESY in Hamburg für ihre hoch spezialisierten
Untersuchungen.
Der Nano-Geowissenschaftler Prof. Frank Brenker von der
Goethe-Universität erklärt: „Material von Asteroiden untersuchen zu dürfen, ist
etwas ganz Besonderes. Denn anders als bei Meteoriten, die auf der Erde
einschlagen, hat Asteroidenmaterial keinen Kontakt zur Erdatmosphäre gehabt,
und wir können es in dem Zustand untersuchen, wie es draußen im Weltall
vorliegt. Wir werden in der Materialprobe von Bennu unter anderem die Menge und
die Verteilung sogenannter Seltenerdmetalle bestimmen, was wichtige
Rückschlüsse auf die Entwicklung unseres Sonnensystems und der Erde zulassen
wird.“
Dazu können die Wissenschaftler:innen jetzt ein Hightech-Mikroskop
im neuen Schwiete Cosmochemisty Laboratory an der Goethe-Universität nutzen,
ein sogenanntes Hochleistungs-Transmissionselektronenmikroskop. Der
Stiftungsvorstand der Dr. Rolf M. Schwiete Stiftung, Dr. Jürgen Staiger, sagte
auf der Einweihungsfeier: „Prof. Brenker hat an der Goethe-Universität
Verfahren zur Untersuchung sensibler Proben etabliert, die nur wenige
Wissenschaftsteams weltweit beherrschen. Wir freuen daher, dass wir bei der Anschaffung
des Transmissionselektronenmikroskops maßgeblich unterstützen und auf diese
Weise Spitzenforschung in der Geo- und Kosmochemie fördern konnten. Wir sind
jetzt sehr gespannt darauf, was die Forschungsergebnisse uns über die
Entstehung unseres Planeten verraten werden.“
Hintergrundinformation:
NASA:
Geowissenschaftler der Goethe-Uni wird erneut exklusive Proben von Asteroiden
untersuchen (2022):
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/geowissenschaftler-der-goethe-uni-wird-erneut-exklusive-proben-von-asteroiden-untersuchen/
Schwiete-Stiftung: https://schwiete-stiftung.com/
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/143420231
Bildtext: Dr. Jürgen Staiger, Schwiete-Stiftung (l), und Prof. Frank
Brenker, Goethe-Universität, vor dem neuen
Hochleistungs-Transmissionselektronenmikroskop im Schwiete Cosmochemisty
Laboratory der Goethe-Universität. Foto: Uwe Dettmar
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Frank Brenker
Arbeitsgruppe NanoGeoscience
Institut für Geowissenschaften
Goethe-Universität Frankfurt
Tel.: (069)-798 40134
f.brenker@em.uni-frankfurt.de
Twitter/X: @goetheuni
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro für PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de