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Apr 19 2021
12:54

Für das Projekt „ReScript“ werden Geflüchtete gesucht, die an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden 

Belastende Fluchterlebnisse mit inneren Bildern verarbeiten

FRANKFURT. Traumafolgestörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei geflüchteten Menschen. Diese Störung kann sich als Reaktion auf ein extrem bedrohliches oder schreckliches Ereignis entwickeln und ist charakterisiert durch Albträume, intensive Erinnerungen an das Trauma, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Schreckhaftigkeit, Angst und andere intensive negative Gefühle und Gedanken. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „ReScript“, das von an der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Goethe-Universität koordiniert wird, untersucht die Wirksamkeit einer kurzen, neuartigen Behandlung, bei der innere Vorstellungsbilder benutzt werden um die mit den Erinnerungen verbundenen schlimmen Gefühle besser verarbeiten zu können. Am Projekt „ReScript“ können erwachsene Menschen teilnehmen, die an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden und vor Krieg, Bürgerkrieg oder Verfolgung nach Deutschland geflüchtet sind – entweder in den letzten Jahren oder auch schon vor längerer Zeit.

Zum Hintergrund: Weltweit wurden aktuell ca. 80 Millionen Menschen vertrieben, von denen 26 Millionen aus ihrem Heimatland geflüchtet sind (United Nations High Commissioner for Refugees, 2020). Diese Menschen haben oft sowohl im Herkunftsland, auf der Flucht und im Aufnahmeland traumatische und belastende Erfahrungen gemacht. In einer in Deutschland durchgeführten Studie, die Bewohner*innen einer Gemeinschaftsunterkunft untersuchte, berichteten Teilnehmer*innen im Mittel von fünf traumatischen Erfahrungen, zu denen v.a. körperliche Gewalt, bewaffnete Angriffe, schweres menschliches Leid, und sexuelle Gewalt gehörten. In der Studie der United Nations berichten 35% der Geflüchteten von Symptomen einer Posttraumatischen Belastungsstörung.

In der Behandlung Posttraumatischer Belastungsstörungen ist die Psychotherapie wirksamer als eine Behandlung mit Medikamenten. In der Psychotherapie geflüchteter Menschen gibt es Herausforderungen. Sprachliche oder kulturelle Hürden können einer Therapie im Weg stehen oder Schwierigkeiten wie ein laufendes Asylverfahren, eine belastende Wohnsituation o.ä. können sie erschweren. Die neuartige Behandlungsform kann sehr gut auf die unterschiedlichen Erfahrungen und Werte von Patienten eingehen.

Bei der Beeinflussung von Gefühlen sind innere Bilder dem reinen Sprechen über Ereignisse überlegen.  

Da die neuartige Therapieform – das „Imagery Rescripting“ -  auf den Bedürfnissen und Präferenzen der Patient*innen beruht, kann es sie sehr flexibel auf jeden individuellen Patienten eingehen. Studien zeigen, dass es mit vergleichsweise wenigen Therapiestunden zu einer Besserung der Symptome kommt. Die Therapie kommt ohne ein belastendes Wiedererinnern von Details der traumatischen Erfahrung aus. Die Therapie im Projekt ReScript besteht aus 10 Sitzungen zu je 100 Minuten. Wenn Patient*innen nicht gut genug Deutsch sprechen, kann die Therapie mithilfe eines Dolmetschers oder einer Dolmetscherin stattfinden.

Das Projekt „ReScript“ wird von der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Goethe-Universität aus koordiniert und an insgesamt vier Standorten in Deutschland unter der Leitung von Apl. Prof. Dr. Regina Steil (Frankfurt), Prof. Thomas Ehring (München) und Prof. Nexhmedin Morina (Münster) und Dr. Cornelia Weise sowie Dr. Dr. Ricarda Nater-Mewes (Marburg) durchgeführt.

Kontakt:
Dr. Franziska Lechner-Meichsner, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie, Institut für Psychologie. Goethe-Universität Frankfurt. Tel.: (069) 798 23909; meichsner@psych.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, E-Mail frank@pvw.uni-frankfurt.de