​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – 2022

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Aug 8 2022
09:45

Kombinationstherapie mit Interferon in Zellkultur hoch wirksam 

Hoffnung für immunschwache COVID-Patientinnen und -Patienten

Kann die Bildung neuer Varianten des Corona-Virus bald eingedämmt werden? Ein Team von Goethe-Universität Frankfurt und University of Kent hat Kombinationen verschiedener antiviraler Medikamente mit Interferon gefunden, die das SARS-CoV-2-Virus in Zellkulturen hoch effizient bekämpfen – was zu dieser Hoffnung berechtigt.

FRANKFURT. Das internationale Team unter der Leitung von Prof. Jindrich Cinatl am Institut für Medizinische Virologie (Goethe-Universität), Prof. Martin Michaelis und Prof. Mark Wass (University of Kent) hat Kombinationen von vier antiviralen Medikamenten mit Interferon-beta in ihrer Wirkung auf die Omikron- und Delta-Variante getestet. Interferone wie Interferon-beta werden im Körper als Schutz gegen Virusinfektionen produziert und können als antivirale Medikamente eingesetzt werden.

Motiviert ist die Forschung dadurch, dass Menschen mit Immundefekten nicht durch eine Impfung gegen SARS-CoV-2 geschützt werden können, und die verfügbaren Therapien in Menschen mit geschwächtem Immunsystem nur eingeschränkt wirksam sind. Zudem ist es wichtig, die Bildung resistenter Virusvarianten durch möglichst effektive Therapien zu unterdrücken.

Derzeit gibt es für COVID-19 drei zugelassene Medikamente: Remdesivir, Molnupiravir, und Nirmatrelvir (der Wirkstoff in Paxlovid). Aprotin ist ein weiterer Wirkstoff, dessen Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2 von der Forschergruppe in Kent und Frankfurt entdeckt wurde und der sich unlängst auch in klinischen Studien als wirksam gegen COVID-19 erwiesen hat. Die Kombination von Betaferon mit Molnupiravir, Nirmatrelvir und Aprotinin erwies sich als hochwirksam gegen die Omicron- und Delta- Variante von SARS-CoV-2.

Prof. Martin Michaelis erklärt: „Wir hoffen, dass unsere Befunde helfen, die Therapie von immungeschwächten COVID-19-Patient:innen zu verbessern und die Entstehung therapieresistenter Virusvarianten zu vermeiden.“ Denn gerade im Körper von immungeschwächten Personen kommt es häufig zu Langzeitinfektionen und dadurch zur Bildung neuer, potentiell Therapie-resistenter Varianten.

Die Kombination von Betaferon mit Remdesivir war in der Zellkultur als einzige weniger effektiv. Das erklärt, warum sie in klinischen Studien nur geringfügig besser abschnitt als die alleinige Behandlung mit Remdesivir. Die Kombination der anderen drei Medikamente mit Interferon halten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen für einen vielversprechenden Therapieansatz, der in der Klinik getestet werden sollte.

„Wenn die Kombinationstherapie sich auch in klinischen Studien  als wirksam erweist, haben wir weitaus effektivere Möglichkeiten, die Entstehung neuer gefährlicher Varianten von COVID-19 zu verhindern“, sagt Prof. Jindrich Cinatl vom Institut für Medizinische Virologie der Goethe-Universität.

Publikation: Denisa Bojkova, Tamara Rothenburger, Joshua D Kandler, Sandra Ciesek, Jindrich Cinatl - Goethe-University Frankfurt; Richard Stack, Mark N Wass, Martin Michaelis - University of Kent): Synergism of interferon-beta with antiviral drugs against SARS-CoV-2 variant, in: Journal of Infection. https://doi.org/10.1016/j.jinf.2022.07.023

Weitere Informationen
Prof. Jindrich Cinatl
Forschungsgruppenleiter
Institut für Medizinische Virologie
Goethe-Universität
+49 69 / 6301-6409
cinatl@em.uni-frankfurt.de

https://www.kgu.de/einrichtungen/institute/zentrum-der-hygiene/medizinische-virologie/forschung/research-group-cinatl


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Aug 5 2022
10:16

Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ über ein deutsch-beninisches Projekt zur Pilzwelt Westafrikas

Wertvoller Fleischersatz: Erforschung und Züchtung von Pilzen in Benin

Pilze gibt es buchstäblich überall. Doch nur knapp fünf Prozent aller Pilzarten weltweit sind wissenschaftlich beschrieben. Wie ein deutsch-beninisches Forschungsteam neue Pilzarten entdeckt, lokal bekannte Arten erstmals wissenschaftlich beschreibt und erste Züchtungserfolge wertvoller Speisepilze erzielt, darüber berichtet die aktuelle Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema „Perspektive Afrika“.

FRANKFURT. Pilze enthalten viel Eiweiß, D-Vitamine, Mineralien und Spurenelemente. Dies weiß die Pilzforscherin Prof. Meike Piepenbring von der Goethe-Universität. Zusammen mit ihrem Kooperationspartner Prof. Nourou Yorou von der Université de Parakou in Benin hat sie ein Forschungsprojekt zur wissenschaftlichen Erfassung von Pilzen in Westafrika gestartet. Ihr Ziel ist es nicht nur, in der Welt der Fungi wissenschaftliches Neuland zu betreten und die Artenlisten der Pilze umfangreich zu erweitern.

Weil Speisepilze so hochwertige Lebensmittel sind und als Fleischersatz dienen können, hat das deutsch-beninische Forschungsteam ein Zuchtprogramm aufgelegt und bereits erste Erfolge erzielt. Wenn die Verfahren ausgereift und patentiert sind, sollen Landwirte vor Ort kostenlose Lizenzen erhalten. „Damit wollen wir die wirtschaftliche Selbstständigkeit insbesondere von Frauen und Jugendlichen fördern. Unser Ziel ist es, Arbeitslosigkeit, Ernährungsunsicherheit und extreme Armut in den ländlichen Gemeinden von Benin zu verringern“, berichtet Yorou in „Forschung Frankfurt“.

In weiteren Artikeln der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ geht es etwa darum, welche Rolle Schweinezähne bei der Entdeckung von Frühmenschen-Fossilien in Malawi gespielt haben, wie sich China und Afrika gegen den Westen solidarisieren oder warum der Filmmarkt Nigerias zu einem der größten der Welt wurde. Andere Beiträge zeigen, wie Literaturwissenschaftler in Simbabwe das offizielle Geschichtsbild geraderücken, dass Tunesien trotz Krisen über eine ungeheure wirtschaftliche Innovationsstärke verfügt und wie deutsche Sammlungen zu beiderseitigem Nutzen mit afrikanischen Partnern kooperieren können.

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2021) kann von Journalistinnen und Journalisten kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de.

Alle Beiträge sind online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de 


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Aug 4 2022
10:04

Dank an Stiftung Giersch und Goethe-Universität Frankfurt für die Zusammenarbeit und das Vertrauen 

Museumsdirektorin Dr. Birgit Sander verlässt das Museum Giersch der Goethe-Universität

FRANKFURT. Dr. Birgit Sander verlässt zum 31. Oktober 2022 das MGGU, Museum Giersch der Goethe-Universität. Seit der Gründung des Museums durch die Stiftung Giersch im Jahr 2000 arbeitete die Kunsthistorikerin in diesem Ausstellungshaus am Frankfurter Schaumainkai, zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin, dann ab 2005 als stellvertretende Leiterin und ab Mai 2020 als dessen Direktorin.

Birgit Sander war am Aufbau des Museums maßgeblich mitbeteiligt und prägte das Profil des auf kunst- und kulturgeschichtliche Themen mit Bezug zum Rhein-Main-Gebiet ausgerichteten Museums wesentlich mit. In ihrer mehr 20-jährigen Tätigkeit am Haus konzipierte und kuratierte sie zahlreiche Ausstellungen – darunter „Marie-Louise von Moteszicky 1906–1966“ (2006), „Anton Radl 1774–1852. Maler und Kupferstecher“ (2008) oder, „Horcher in die Zeit. Ludwig Meidner im Exil“ (2016). Bei vielen Projekten war sie kuratorisch mitverantwortlich – erwähnt seien die Ausstellungen „Expressionismus im Rhein-Main-Gebiet. Künstler, Händler, Sammler“ (2011), „Ersehnte Freiheit. Abstraktion in den 1950er Jahren“ (2017) oder „Frobenius. Die Kunst des Forschens“ (2019). Sie veröffentliche zahlreiche wissenschaftliche Beiträge in den Katalogen des Museums und engagierte sich sehr für den Bereich Bildung und Vermittlung.

Nachdem das Museum Giersch von der Stiftung Giersch anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Goethe-Universität an die Hochschule übertragen worden war, forcierte sie gemeinsam mit dem Gründungsdirektor Dr. Manfred Großkinsky die Anbindung an die Universität und kooperierte mit universitären Partnern. Als Manfred Großkinsky Ende 2019 in Ruhestand ging, leitete sie das Haus zunächst kommissarisch, bevor sie zum 1. Mai 2020 die Direktion übernahm.

In ihrer Zeit als Direktorin wurden die notwendigen umfänglichen Sanierungsmaßnahmen in der neoklassizistischen Museumsvilla (Klima, Sicherheit, Brandschutz, Umstellung auf LED-Technik, neues Kassensystem) in Angriff genommen und abgeschlossen. Zudem trieb Birgit Sander die Digitalisierung des Museums voran. Das gesamte Corporate Design des Hauses wurde erneuert. Die Website und deren Inhalte wurden neu gestaltet und – nicht zuletzt auch unter dem Eindruck der Corona-Pandemie – wurden neue digitale Vermittlungsformate etabliert. Auch trieb sie die weitere Vernetzung mit der Universität voran.

Im Frühjahr 2022 eröffnete Birgit Sander das Museum wieder mit einer großen und erfolgreichen Retrospektive der beiden Frankfurter Fotografinnen Nini und Carry Hess. Als eine der Kuratorinnen zeichnet sie aktuell für die Ausstellung „ORTSWECHSEL. Die Kunstsammlung der Deutschen Bundesbank zu Gast im Museum Giersch der Goethe-Universität“ (noch bis 8.1.2023) mitverantwortlich, bei der die deutsche Zentralbank erstmalig ihre bedeutende Kunstsammlung moderner und zeitgenössischer Kunst öffentlich in einem Museum präsentiert.

„Ich freue mich, dass ich daran mitwirken konnte, das Museum Giersch der Goethe-Universität durch viel beachtete Ausstellungen zu einem renommierten, weit über Frankfurt hinaus bekannten Ausstellungshaus zu machen und es als Direktorin gut für die Zukunft aufzustellen“, so die scheidende Museumsleiterin und weiter: „Der Stiftung Giersch und der Goethe-Universität Frankfurt danke ich für die Zusammenarbeit und das Vertrauen.“

„Die Goethe-Universität verfügt seit ihrem 100. Geburtstag mit dem Museum Giersch der Goethe-Universität über ein ‚Schaufenster' zur Stadt, in dem das in der Universität erarbeitete Wissen der Gesellschaft gezeigt und forschend präsentiert werden kann: Jede Ausstellung hat auf vielfältige Weise und bei vielerlei Adressaten zur Wissensvermehrung beigetragen. Dem steten und enthusiasmierten Einsatz von Frau Sander verdankt das MGGU, zu einem Schmuckstück des Museumsufers und Aushängeschild der Goethe-Universität geworden zu sein“, sagt Prof. Dr. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

„Wir danken Dr. Birgit Sander für ihre langjährige Tätigkeit für das Museum. Mit ihrer Fachkompetenz und ihrem großen Engagement hat sie wesentlich zum Erfolg beigetragen. Wir wünschen ihr für die Zukunft alles Gute“, so Dipl. Kaufmann Stephan Rapp, Vorstand der Stiftung Giersch.

Dr. Birgit Sander wird zum 1.11.2022 Vorstand der Rudolf-August Oetker-Stiftung und Geschäftsführerin der Kunstsammlung Rudolf August Oetker GmbH – beide Institutionen sollen zukünftig ihren Sitz in Frankfurt haben.

Bilder und Texte zum Download unter: https://www.mggu.de/presse/

Informationen: Christine Karmann, Kommunikation und Marketing Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/138210121, E-Mail: presse@mggu.de

Adresse: Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Tel: 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Aug 3 2022
12:21

Rückkopplungsschleife sensibilisiert Hörrinde für Schallreflexionen 

Wie das Gehirn von Fledermäusen bei der Echoortung auf eingehende Signale lauscht

Wenn Fledermäuse Laute für die Echoortung ausstoßen, moduliert eine Rückkopplungsschleife die Empfänglichkeit der Hörrinde für eingehende akustische Signale. Dies haben Neurowissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt herausgefunden. In einer in der Zeitschrift „Nature Communications“ veröffentlichten Studie zeigen sie, dass sich der Informationsfluss im beteiligten neuronalen Schaltkreis im Zuge der Lauterzeugung umkehrte. Diese Rückkopplung bereitet die Hörrinde wohl auf die zu erwartenden „Echos“ der ausgesandten Laute vor. Die Forscher sehen ihre Ergebnisse als Zeichen dafür, dass die Bedeutung von Rückkopplungsschleifen im Gehirn derzeit noch unterschätzt wird.

FRANKFURT. Fledermäuse sind berühmt für ihre Ultraschall-Navigation: Sie orientieren sich über ihr äußerst empfindliches Gehör, indem sie Ultraschalllaute ausstoßen und anhand des zurückgeworfenen Schalls ein Bild ihrer Umwelt erhalten. So findet beispielsweise die Brillenblattnasenfledermaus (Carollia perspicillata) die von ihr als Nahrung bevorzugten Früchte über dieses Echoortungssystem. Gleichzeitig nutzen die Fledermäuse ihre Stimme auch zur Kommunikation mit den Artgenossen, wofür sie einen etwas tieferen Frequenzbereich wählen.

Der Neurowissenschaftler Julio C. Hechavarria vom Institut für Zellbiologie und Neurowissenschaft der Goethe-Universität untersucht zusammen mit seinem Team, welche Gehirnaktivitäten bei der Brillenblattnase mit den Lautäußerungen einhergehen. In ihrer neusten Studie haben die Frankfurter untersucht, wie der Stirnlappen – eine Region im Vorderhirn, die beim Menschen unter anderem mit der Planung von Handlungen in Verbindungen gebracht wird – und die Hörrinde, in der akustische Signale verarbeitet werden, bei der Echoortung zusammenarbeiten. Dafür setzten die Forscher den Fledermäusen winzige Elektroden ein, die die Aktivität der Nervenzellen im Stirnlappen und in der Hörrinde aufzeichnete.

Bei Fledermäusen, die Ortungslaute ausstießen, konnten die Forscher eine Rückkopplungsschleife im Netzwerk aus Frontallappen und Hörrinde identifizieren, die bislang völlig unbekannt war. Normalerweise fließt die Information vom Stirnlappen, in dem die Lauterzeugung geplant wird, zur Hörrinde, um diese darauf vorzubereiten, dass demnächst ein akustisches Signal zu erwarten ist. Nach dem Ausstoß eines Ortungslautes reduzierte sich allerdings der Informationsfluss vom Stirnlappen zur Hörrinde, bis er sich ganz umkehrte: Die Information floss nun von der Hörrinde zurück zum Stirnlappen. Vermutlich, so Hechavarria, bereitet diese Rückkopplungsschleife die Hörrinde noch besser auf den Empfang der auf die Ortungslaute folgenden Schallreflexionen vor.

Durch eine elektrische Stimulation des Frontallappens simulierten die Neurobiologen von der Hörrinde stammende Signale. Die dadurch erzeugte Aktivität im Stirnlappen führte tatsächlich dazu, dass die Hörrinde stärker auf Schallreflexionen reagierte. „Das zeigt, dass die von uns gefundene Rückkopplungsschleife funktional ist“, fasst Hechavarria zusammen. Um die Bedeutung der Ergebnisse zu veranschaulichen, greift der Neurobiologe auf das Bild einer Autobahn zurück: „Bislang hat man geglaubt, dass der Informationsfluss auf dieser Datenautobahn in erster Linie in einer Richtung verläuft und Rückkopplungsschleifen die Ausnahme sind. Unsere Daten zeigen, dass diese Sicht vermutlich nicht korrekt ist und Rückkopplungsschleifen im Gehirn eine viel größere Bedeutung haben als bislang angenommen.“

Überraschend war, dass bei Kommunikationslauten keine ausgeprägte Umkehr des Informationsflusses beobachtet werden konnte. „Möglicherweise liegt das daran, dass die Fledermäuse alleine in einer Isolationskammer gehalten wurden und deshalb keine Antwort auf ihre Rufe erwarteten“, vermutet Hechavarria und fährt fort: „Was unsere Studie unter anderem so interessant macht, ist, dass sie neue Wege öffnet, um die sozialen Interaktionen von Fledermäusen zu untersuchen. An dieser Stelle wollen wir zukünftig weiterarbeiten.“

Publikation: Francisco García-Rosales, Luciana López-Jury, Eugenia Gonzalez-Palomares, Johannes Wetekam, Yuranny Cabral-Calderín, Ava Kiai, Manfred Kössl, Julio C. Hechavarría: Echolocation-related reversal of information flow in a cortical vocalization network. Nature Communications 13, 3642 (2022). https://doi.org/10.1038/s41467-022-31230-6

Ein Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/122772504

Bildtext: Fledermäuse „sehen“ mit den Ohren. Wie die Hörrinde auf die eingehenden akustischen Signale vorbereitet wird, haben Wissenschaftler der Goethe-Universität herausgefunden. (Foto: Hechavarria)

Weitere Informationen
Dr. Julio C. Hechavarria (Ph.D.)
Auditory Computations Group (Gruppenleiter)
Institut für Zellbiologie und Neurowissenschaft
Tel. +49 (0)69 798-42050
Hechavarria@bio.uni-frankfurt.de
https://www.julio-hechavarria.com/


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de 

 

Aug 3 2022
11:01

Forschungsteam von Goethe-Universität und University of Michigan nutzt Biosynthese von Bakterien, um ein Fluor enthaltendes Antibiotikum herzustellen – Startup-Unternehmen kommerzialisiert Technologie 

Antibiotika aus Naturstoffen: Neues Biosynthese-Verfahren entwickelt

Die Veränderung von Wirkstoffen mit dem Element Fluor ist ein wichtiges Werkzeug in der modernen Medikamentenentwicklung. Nun ist es an der Goethe-Universität Frankfurt erstmals gelungen, ein in der Natur vorkommendes Antibiotikum durch gezieltes Bioengineering zu fluorieren. Mit Hilfe dieses Verfahrens kann eine ganze Stoffklasse von medizinisch relevanten Produkten aus der Natur verändert werden – und verspricht somit ein großes Potenzial zur Herstellung neuer Antibiotika gegen resistente Keime und zur (Weiter-)Entwicklung anderer Medikamente. Das Startup-Unternehmen kez.biosolutions GmbH wird die Forschungsergebnisse in die Anwendung bringen (Nature Chemistry, DOI 10.1038/s41557-022-00996-z).

FRANKFURT. Seit Jahrzehnten werden medizinische Wirkstoffe mit Fluor chemisch verändert. Denn Fluor hat viele therapeutisch nützliche Effekte: Es kann die Bindung des Wirkstoffs an das Zielmolekül verbessern, den Wirkstoff leichter für den Körper verfügbar machen und seine Verweildauer im Körper verändern. Mittlerweile enthalten nahezu die Hälfte der von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA zugelassenen Medikamente mit kleinen Wirkstoffmolekülen (bis ca. 100 Atome) mindestens ein gebundenes Fluoratom. Darunter befinden sich so unterschiedliche Medikamente wie Cholesterinsenker, Antidepressiva und Antibiotika.

Komplexe Naturstoffe werden oftmals von Bakterien oder Pilzen hergestellt, um sich einen Wachstumsvorteil zu verschaffen. Eine Möglichkeit, um Naturstoffe zu Medikamenten zu entwickeln, ist ihre Modifikation mit einem oder mehreren Fluoratomen. Im Fall des Antibiotikums Erythromycin bringt das angehängte Fluor entscheidende Vorteile: Das neue Erythromycin ist im Körper einfacher verfügbar und wirkt besser gegen Krankheitskeime, die eine Resistenz gegen Erythromycin entwickelt haben. Die synthetisch-chemischen Verfahren zur Einführung von Fluor in Naturstoffe sind sehr aufwendig und aufgrund der dafür notwendigen Chemikalien und Reaktionsbedingungen oftmals „brachial“, sagt Martin Grininger, Professor für Organische Chemie und Chemische Biologie an der Goethe-Universität. „Das führt zum Beispiel dazu, dass man in der Auswahl der Position an die das Fluor angefügt werden soll, sehr eingeschränkt ist“, fügt er hinzu.

Einem deutsch-amerikanischen Wissenschaftsteam um Prof. Martin ­­Grininger und Prof. David Sherman, Professur für Chemie an der University of Michigan, ist es jetzt gelungen, sich die Biosynthese eines Antibiotika-produzierenden Bakteriums zunutze zu machen. Hierbei wird das Fluoratom als Teil eines kleinen Substrats während der biologischen Synthese eines Makrolid-Antibiotikums eingebaut. „Wir schleusen die fluorierte Einheit während des Herstellungsprozesses ein, das ist effektiv und elegant“, betont Grininger, „denn es erlaubt die sehr flexible Positionierung des Fluors im Naturstoff, wodurch dessen Wirksamkeit beeinflusst werden kann.“

Dazu führten die Frankfurter Projektleiter Dr. Alexander Rittner und Dr. Mirko Joppe aus Griningers Arbeitsgruppe eine Untereinheit des Enzyms namens Fettsäuresynthase in das bakterielle Protein ein. Das Enzym wirkt natürlicherweise an der Biosynthese von Fetten und Fettsäuren in Mäusen mit. Die Fettsäuresynthase sei wenig wählerisch in der Verarbeitung der Vorprodukte, die auch für die Herstellung von Antibiotika in Bakterien wichtig sind, erklärt Rittner. Mit intelligentem Proteindesign gelang es dem Team, einen Teil des Mäuseenzyms in den entsprechenden Biosyntheseweg des Antibiotikums zu integrieren. Rittner: „Das Spannende ist, dass wir mit dem Erythromycin einen Vertreter einer ungeheuer großen Stoffklasse fluorieren konnten, den sogenannten Polyketiden. Es sind rund 10.000 Polyketide bekannt, und viele werden als Naturstoffmedikamente wie zum Beispiel als Antibiotika, Immunsuppressiva oder Krebsmittel genutzt. Unser neues Verfahren hat daher ein riesiges Potenzial zur chemischen Optimierung dieser Naturstoffgruppe – bei den Antibiotika vor allem die Überwindung von Resistenzen.“ Um dieses Potenzial zu heben, gründete Dr. Alexander Rittner das Startup-Unternehmen kez.biosolutions GmbH.

Prof. Martin Grininger forscht bereits seit einigen Jahren an der maßgeschneiderten Biosynthese von Polyketiden: „Die erfolgreiche Fluorierung eines Makrolid-Antibiotikums ist ein Durchbruch, für den wir viel getan haben und auf den ich jetzt sehr stolz bin. Gleichzeitig ist es ein Aufbruch: Wir arbeiten bereits daran, die antibiotische Wirkung verschiedener fluorierter Erythromycin-Verbindungen und weiterer fluorierter Polyketide zu testen und werden die neue Technologie auf weitere Fluormotive ausweiten. Dabei werden wir auch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Prof. David Sherman und seinem Team an der University of Michigan fortsetzen.“

Die Suche nach Resistenzen-überwindenden Medikamenten ist eine Daueraufgabe, denn – abhängig von der Häufigkeit des Einsatzes – ist es ganz normal, dass sich früher oder später Resistenzen bildeten. Vor diesem Hintergrund versteht Dr. Mirko Joppe seine Arbeit auch als gesellschaftlichen Auftrag. „Die Forschung an Antibiotika ist aus verschiedenen Gründen wirtschaftlich nicht lukrativ. Es ist daher die Aufgabe der Universitäten diese Lücke zu füllen, um gemeinsam mit Pharmaunternehmen neue Antibiotika zu entwickeln. Unsere Technologie kann einfach und schnell neue Antibiotika generieren und bietet nun ideale Anknüpfungspunkte für Projekte mit industriellen Partnern“.

Die beschriebenen Forschungsarbeiten an Polyketiden wurden durch die Volkswagen-Stiftung im Rahmen einer Lichtenberg-Professur, durch den LOEWE-Schwerpunkt MegaSyn des Hessischen Wissenschaftsministeriums und durch das National Institute of Health (USA) unterstützt.

Publikation: Alexander Rittner, Mirko Joppe, Jennifer J. Schmidt, Lara Maria Mayer, Simon Reiners, Elia Heid, Dietmar Herzberg, David H. Sherman, Martin Grininger: Chemoenzymatic synthesis of fluorinated polyketides. Nature Chemistry (2022) https://www.nature.com/articles/s41557-022-00996-z

Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/122764926

Bildtext: Wissenschaftler der Goethe-Universität haben ein Enzym erzeugt, das über mehrere nacheinander ausgeführte Reaktionen fluorierte Antibiotika herstellen kann. Zur Veranschaulichung sind die unterschiedlichen Bereiche des Hybrids, die hierbei zusammenwirken, in verschiedenen Farben dargestellt. (Grafik: Grininger)

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Martin Grininger
Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie
Buchmann-Institut für Lebenswissenschaften
Goethe-Universität Frankfurt
Tel.: +49 (0)69 798-42705
grininger@chemie.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Markus Bernards/Dr. Anke Sauter, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Aug 2 2022
15:05

Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität zum Thema „Perspektive Afrika“ erschienen – Frankfurter Filmwissenschaftler kooperieren mit Universität in Nigeria

Die Zukunft des Kinos liegt in Afrika

Die Erfolgsgeschichte des nigerianischen Kinos hat einen Namen: Nollywood. Aus einer Notlage geboren, hat der nigerianische Film das US-amerikanische Vorbild an Umsatz und Zuschauerzahlen längst überholt. An der Goethe-Universität beschäftigen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in enger Kooperation mit Kollegen in Afrika mit dem nigerianischen Filmerbe. Über gemeinsame Forschungs- und Lehrprojekte berichtet die aktuelle Ausgabe von Forschung Frankfurt mit dem Titel „Perspektive Afrika“.  

FRANKFURT. Wer den Blickwinkel der europäischen Medien- und Kulturindustrien erweitern will, sollte auf die afrikanischen Medien- und Filmindustrien sehen. Davon sind die Frankfurter Filmwissenschaftler und Filmwissenschaftlerinnen überzeugt, die die afrikanische Medienkultur mit afrikanischen Kooperationspartnern erforschen und auch gemeinsam einen einzigartigen Masterstudiengang zur Filmarchivierung anbieten. „Es ist die unglaubliche Energie, der Erfindungsreichtum von Kleinunternehmern und die kreative Kapazität, mit sehr wenig sehr viel zu bewegen“, die den Filmwissenschaftler Vinzenz Hediger am afrikanischen Kino faszinieren.

Nach dem Zusammenbruch der nigerianischen Celluloid-Filmkultur in den 1990er Jahren entwickelte sich der Filmmarkt Nigerias zu einem der größten der Welt, indem die Filmschaffenden das Vorhandene – Technik und Vertrieb – kreativ nutzten: Per VHS-Kassette und auch als Raubkopie vertrieben sie mit einfachen Mitteln gedrehte Homevideos. Das New Nollywood genannte Kino wiederum feiert seit den Nullerjahren Erfolge, indem es sich der neuen digitalen Technik und der neuen Vertriebswege im Internet bedient. Wie verändert sich die Kulturbranche, wenn die Produktion von Film und Musik zunehmend digitalisiert wird? Diesen Fragen gehen die Wissenschaftler der Goethe-Universität in dem interdisziplinären, internationalen Forschungsprojekt Cultural Entrepreneurship and Digital Transformation in Africa and Asia (CEDITRAA) nach – gemeinsam mit Partnern in Mainz im Rahmen der strategischen Allianz der Rhein-Main-Universitäten (RMU) und dem Kooperationspartner Pan-Atlantic University in Lagos in Nigeria.

In der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ berichten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität über ihre Forschungsprojekte mit Perspektive Afrika. Da geht es zum Beispiel um die Frage, warum afrikanische Migranten im Rhein-Main-Gebiet besonders schnell Deutsch lernen, wie die Bevölkerung in Burkina Faso und Gambia das Engagement von innerafrikanischen Friedensorganisationen bewerten und wie die Verknüpfungen zwischen afrikanischen und asiatischen Ländern jenseits von Stereotypen beschaffen sind. Zu lesen ist von archäologischen Forschungen, die die Wanderungsbewegungen und Ernährungsgewohnheiten früherer Kulturen in den Blick nehmen, oder aber von der Erkundung bislang unbekannter Felsbilder in der Namib-Wüste. Auch die postkoloniale Debatte hat ihren Platz im Themenheft: Sie fragt danach, wer eigentlich über wen forschen darf und welche Rolle dabei die Herkunft der Forschenden spielen sollte.  

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2022) kann von Journalistinnen und Journalisten kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de.

Alle Beiträge sind online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Aug 2 2022
10:18

Studie unter Studierenden aus 41 Ländern gibt Orientierung für universitäre Bildung

Umwelt-Studierende aus ärmeren Regionen schätzen UN-Nachhaltigkeitsziele wichtiger ein als solche aus reicheren Regionen

Umweltstudierende aus Ländern mit niedrigeren Wohlstandsindikatoren halten die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele für wichtiger als Umweltstudierende aus Ländern mit höheren Wohlstandsindikatoren. Zudem ordnen sie die Ziele meist nur einer Säule der Nachhaltigkeit zu, entweder der sozialen, der ökonomischen oder der ökologischen. Das hat eine Studie der Goethe-Universität Frankfurt ergeben, die auf einer Online-Umfrage in 41 Ländern basiert. Damit liegen jetzt erstmals Erkenntnisse vor, wie eine bestimmte Gruppe von möglichen künftigen Entscheidungsträgern die 17 Ziele aktuell wahrnimmt. Daraus lassen sich ganz konkrete Handlungsempfehlungen für die universitäre Bildung ableiten.

FRANKFURT. Im Jahr 2015 haben die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verabschiedet. Kernstück sind 17 Nachhaltigkeitsziele, die Sustainable Development Goals (SDGs). Dazu gehören „Kein Hunger“, „Sauberes Wasser“, „nachhaltiger Konsum" und „Leben unter Wasser“. Die SDGs beziehen sich auf alle drei Säulen der Nachhaltigkeit: die soziale, die ökonomische und die ökologische. Das Erreichen der Ziele soll weltweit ein menschenwürdiges Leben ermöglichen und die natürlichen Lebensgrundlagen des Planeten dauerhaft bewahren. Doch wie werden die SDGs überhaupt wahrgenommen, und was lässt sich daraus schließen? Hier gab es bisher eine Forschungslücke. Die wenigen internationalen Studien hatten meist eher breite Bevölkerungsgruppen befragt. Es fehlte an Daten, die konkrete Handlungsempfehlungen für bestimmte gesellschaftliche Bereiche hätten liefern können, zum Beispiel, wie die universitäre Praxis im Sinne der Agenda 2030 zu verbessern wäre.

Eine neue Studie der Goethe-Universität Frankfurt schließt nun diese Forschungslücke. Sie basiert auf einer Online-Umfrage in 41 Ländern in Nordamerika, Südamerika, Afrika, Asien, Ozeanien und Europa, die zwischen September 2020 und Juli 2021 durchgeführt wurde. Befragt wurden 4305 Studierende ausschließlich aus umweltrelevanten Fächern wie Umweltwissenschaft, Biologie oder Naturmanagement. Auf einer Skala von 1 bis 5 gaben sie an, für wie wichtig sie die einzelnen SDGs halten. „Unserer Studie ist die erste, welche die Wahrnehmung der UN-Nachhaltigkeitsziele in einer so stark selektierten Gruppe von zukünftigen Entscheidungsträgern erfasst und bewertet“, sagt der Erstautor, Dr. Matthias Kleespies von der Abteilung Didaktik der Biowissenschaften und Zootierbiologie am Fachbereich Biowissenschaften der Goethe-Universität.

Die Daten zeigten, so Kleespies, dass die SDGs bei Umweltstudierenden weltweit eine hohe Akzeptanz haben, unabhängig von der Region. Für Kleespies ein erfreuliches Ergebnis: „Die großen sozialen, ökonomischen und ökologischen Probleme, mit denen wir aktuell weltweit konfrontiert sind, werden auch als solche wahrgenommen.“

Durch Faktorenanalyse, einem gängigen statistischen Verfahren, konnte Kleespies noch etwas feststellen: Die Befragten ordneten einzelne SDGs überwiegend nur einer einzigen der drei Säulen der Nachhaltigkeit zu. Zum Beispiel das Ziel „Armut beenden" ausschließlich der ersten Säule (sozial) oder das Ziel „Klimaschutz“ ausschließlich der dritten Säule (ökologisch). Diese Zuordnungen führten zu einem weiteren Ergebnis, so Kleespies: „Wir konnten sehen, dass es zwischen den Ländern erhebliche Unterschiede bei der Bewertung der drei Säulen gibt.“ Beispiel: Die Befragten aus Deutschland sahen die ökologischen Säule als besonders wichtig an, die Befragten aus Thailand bewerteten dagegen alle drei Säulen als etwa gleichwichtig.

Um die Länderunterschiede noch genauer auswerten zu können, folgte eine weitere statistische Analyse: Die Ergebnisse der einzelnen Länder wurden fünf Wohlstandsindikatoren gegenübergestellt, unter anderem dem Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index, HDI) und dem Index der ökologischen Leistungsbilanz (Environmental Performance Index, EPI). Bei allen fünf Indikatoren ergab sich ein ähnliches Bild. Im direkten Vergleich bewerteten Länder mit niedrigeren Indizes –  wie die Philippinen –  die SDGs als wichtiger als Länder mit höheren Indizes wie Kanada. „Dieses Ergebnis hat uns überrascht, da ältere Studien oft zeigten, dass sich gerade Personen in modernen Industriegesellschaften vermehrt für Umweltschutz einsetzen“, so Kleespies.

Auch wenn sie nicht auf die Gesamtbevölkerung eines Landes übertragbar ist, liefere die Studie doch wichtige neue Erkenntnisse, so Prof. Paul Dierkes, Leiter der Abteilung Didaktik der Biowissenschaften und Zoobiologie. „Um die SDGs in einem Land in die Tat umsetzen zu können, bedarf es großer Akzeptanz nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch bei den Personen an den gesellschaftlichen und politischen Schnittstellen. Studierende im Umweltbereich sind da als mögliche spätere Entscheidungsträger und Multiplikatoren besonders wichtig. Zwar ist eine universitäre Ausbildung in diesem Bereich noch keine Garantie für eine Entscheidungsträgerposition. Allerdings vermitteln Universitäten wichtige Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissen, die für solche Positionen qualifizieren.“

Welche Verbesserungsmaßnahmen für die universitäre Ausbildung lassen sich aus der Studie ableiten? Dazu meint Kleespies: „Die Umweltstudiengänge sollten intensiver darauf eingehen, dass die SDGs mehrdimensional sind und jedes der Ziele eine soziale, ökologische und ökonomische Komponente enthält.“ Die Untersuchung habe ja gezeigt, dass Studierende diese Mehrdimensionalität meist übersehen. Zum Beispiel wurde SDG 15 – „Leben an Land“ – oft als exklusives ökologisches Ziel eingeordnet. „Der Schutz von Landökosystemen beinhaltet aber auch sehr wichtige ökonomische und soziale Komponenten.“ Ein zweiter Vorschlag richtet sich speziell an die wohlhabenderen Länder, in denen die SDGs im Vergleich als weniger wichtig bewertet wurden. Kleespies ruft die Universitäten dort dazu auf, Bildungsprogramme zum Thema UN-Nachhaltigkeitsziele im aktuellen Curriculum der Studiengänge zu verankern: „So werden Studierende besser als bisher über den Nutzen und die Vielschichtigkeit der SDGs informiert.“

Mehr als 4.000 Studierende hatten sich an der Online-Umfrage beteiligt. Die Umfrage-E-Mails wurden an Institute in mehr als 50 Ländern verschickt. Bei 41 Ländern waren die Datensätze am Ende ausreichend für eine statistische Analyse.

Publikation: „The importance of the Sustainable Development Goals to students of environmental and sustainability studies – a global survey in 41 countries" Matthias Winfried Kleespies & Paul Wilhelm Dierkes; https://doi.org/10.1057/s41599-022-01242-0

Weitere Informationen
Abteilung Didaktik der Biowissenschaften und Zootierbiologie
Goethe-Universität Frankfurt
Dr. Matthias Kleespies
Tel: +49 (0)69 798-42276
kleespies@em.uni-frankfurt.de

Prof. Dr. Paul W. Dierkes
Tel: +49 (0)69 798-42273
dierkes@bio.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Aug 1 2022
16:07

Goethe-Universität Frankfurt unterstützt mit ihren digitalen Infrastrukturen und mit Unterstützung studentischer Helferinnen und Helfer die Durchführung von elektronischen Prüfungen.  

Hochschulzugangstests für ukrainische Geflüchtete gestartet 

FRANKFURT. Um 9.00 Uhr ging es heute los: Die ersten ukrainischen Geflüchteten haben an der Goethe-Universität einen Hochschulzugangstest absolviert, der erforderlich ist, um ein Studium in der Ukraine aufzunehmen oder fortzuführen. Die Goethe-Universität gehört zu den insgesamt sechs Standorten in Deutschland, an denen solche Online-Examina durchgeführt werden. Ermöglicht wird dies unter anderem durch die finanzielle Unterstützung des Wissenschafts- und Technologieunternehmens Merck. Insgesamt werden in dieser Woche und an zwei weiteren Folgetagen bis zu 800 ukrainische Schülerinnen und Schüler an den Tests teilnehmen – am ersten Tag waren es bereits knapp 180.

„Dass sich angesichts des brutalen Angriffes auf ihr Land dennoch so viele junge Ukrainerinnen und Ukrainer auf ein Studium in ihrer Heimat vorbereiten, ist sehr beeindruckend und spricht für den Mut und die Zuversicht der jungen Generation der Ukrainerinnen und Ukrainer. Indem wir vor Ort die Hochschulzugangstests unterstützen, können die ukrainischen Schülerinnen und Schüler ihre Bildungsbiografie nahtlos fortführen – dies ist ein wichtiger Beitrag für die Zukunft der Schülerinnen und Schüler sowie für das ganze Land“, betont Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität.

Das ukrainische Ministerium für Bildung und Wissenschaft hatte sich mit der Bitte um Unterstützung an das Bundesministerium für Bildung und Forschung gewandt. Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) konnte in Abstimmung mit dem BMBF und der Kultusministerkonferenz (KMK) fünf Hochschulen gewinnen, die über die entsprechenden Voraussetzungen verfügen, um die rechtssichere Durchführung der Online-Examina sicherzustellen. Um übermäßig lange Anreisen zu verhindern, wurde bei der Auswahl auf eine geografische Verteilung geachtet. 


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jul 28 2022
16:47

Goethe-Universität, Institut für Ethnologie und Frobenius-Institut gratulieren ihrem Sozial- und Kulturanthropologen

Prof. Mamadou Diawara ist Fellow der British Academy

Als Anerkennung seiner Leistungen in den Geistes- und Sozialwissenschaften ist Mamadou Diawara zum Fellow der British Academy gewählt worden. Diawara ist Professor für Sozial- und Kulturanthropologie am Institut für Ethnologie und stellvertretender Direktor des Frobenius Instituts an der Goethe-Universität sowie Direktor von Point Sud, dem Forschungszentrum für lokales Wissen in Bamako (Mali).

FRANKFURT. Professor Mamadou Diawara ist von der Jahreshauptversammlung der British Academy zum „Corresponding Fellow“ und damit zum Mitglied der British Academy gewählt worden. Er wird zukünftig der Fachsektion „Afrika, Asien und Naher Osten“ innerhalb der Akademie angehören. Die Wahl zum „Corresponding Fellowship“ ist die höchste wissenschaftliche Auszeichnung in den Geistes- und Sozialwissenschaften der Akademie. „Zum Corresponding Fellow kann“, so heißt es in der Satzung der British Academy „nur gewählt werden, wer in einem der von der Akademie zu fördernden Forschungsbereichen hohes internationales Ansehen erlangt hat“. Eine weitere Voraussetzung für die Ernennung ist ein permanenter Wohnsitz außerhalb der Vereinigten Königreiche, der Isle of Man oder der Kanalinseln.

„Die Nachricht hat mich komplett überrascht, und ich habe mich natürlich sehr darüber gefreut“, sagt Prof. Mamadou Diawara. Es sei eine große Ehre, in den Kreis so vieler Koryphäen aufgenommen zu werden. Die Britische Akademie sei eine bedeutende Instanz, die sich auch in öffentlichen Debatten immer wieder zu Wort melde und deren Stimme großes Gewicht habe. Er selbst freue sich auf interessante Vorträge und regelmäßigen Austausch mit Geistes- und Sozialwissenschaftlern aus der ganzen Welt. Diawara kann nun lebenslänglich den Titel „FBA“ als Namenszusatz tragen.

Mamadou Diawara, Jahrgang 1954, hat an der École Normale Supérieure, Bamako, und an der École des hautes études en sciences sociales, Paris, studiert. In Paris wurde Diawara 1985 im Fach Anthropologie und Geschichte promoviert. 1998 folgte die Habilitation an der Universität Bayreuth, 2004 der Ruf an die Goethe-Universität. Diawara war an Universitäten in Europa und Amerika tätig. Er war Henry Hart Rice Visiting Professor in Anthropology and History an der Yale University (USA) und Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. 1998 gründete Diawara mit Moussa Sissoko und Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, Österreich und Mali Point Sud, das Forschungszentrum für lokales Wissen in Bamako (Mali). Er hat mehrere Forschungsförderungsprojekte mitinitiiert, die sich insbesondere an Nachwuchskräfte aus Afrika richten, und engagiert sich in Programmen zur Kooperations-Förderung zwischen afrikanischen und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus anderen Erdteilen. In seiner Forschung beschäftigt sich Mamadou Diawara mit Geschichte, oralen Kulturen, Medien, Normenwandel, Mobilität und Migration in Afrika. Sein regionaler Schwerpunkt liegt auf Subsahara-Afrika, insbesondere den Sahelländern, und auf Beziehungen zwischen Afrika und Südostasien, insbesondere Thailand, wo er sich mit dem Handel u.a. mit Edel- und Halbedelsteinen befasst. Dafür erhielt er eine starke Unterstützung vom Exzellenzcluster Die Herausbilddung normativer Ordnungen.

Die British Academy wurde 1902 gegründet und ist die nationale Akademie des Vereinigten Königreichs für Geistes- und Sozialwissenschaften. Sie ist eine Gemeinschaft von mehr als 1400 führenden Köpfen in diesen Fächern. Die Akademie versteht sich als Einrichtung zur Förderung der Forschung auf nationaler und internationaler Ebene und als ein Forum für Diskussionen und Engagement. 

In diesem Jahr wurden insgesamt 85 Fellows gewählt, darunter 52 aus dem Vereinigten Königreich, 29 Corresponding Fellows und vier Honorary Fellows. 

Die Präsidentin der British Academy, Professor Julia Black, sagte in ihrer Begrüßungsrede: „Ich freue mich, diese angesehenen und bahnbrechenden Wissenschaftler in unserem Fellowship willkommen zu heißen. (…) Mit dem Fachwissen und den Erkenntnissen unserer neuen Fellows ist die Akademie besser denn je in der Lage, neue Wege des Wissens und des Verständnisses zu beschreiten und das Wohlergehen und den Wohlstand von Gesellschaften auf der ganzen Welt zu fördern. Ich gratuliere jedem unserer neuen Fellows zu ihrer Leistung und freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihnen." 

Ein Porträt von Prof. Diawara zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/122595166

Bildtext: Der Ethnologe Prof. Mamadou Diawara ist zum Corresponding Fellow der British Academy gewählt worden. (Foto: Normative Orders, Frankfurt)

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Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jul 27 2022
14:38

DFG-Forschungsgruppe will Abstraktion im Gehirn verstehen und KI-Systeme verbessern

Austausch zwischen Hirnforschung und Künstlicher Intelligenz

Wie abstraktes Wissen im Gehirn gespeichert wird, untersuchen Psycholog:innen und Informatiker:innen in der neuen DFG-Forschungsgruppe ARENA. Die Erkenntnisse sollen umgekehrt dazu beitragen, künstlich intelligente (KI)-Systeme effizienter und flexibler zu machen.

FRANKFURT. Seitdem künstlich intelligente Systeme Objekte und Sprache zuverlässig erkennen können, hat die KI-Forschung einen Boom erlebt. Doch nach wie vor müssen die Systeme mit hohem Arbeits- und Energieaufwand trainiert werden – und speichern ihr Wissen über Objekte und Wörter trotzdem anders als das menschliche Gehirn: Moderne KI-Systeme sind in der Regel neuronale Netzwerkmodelle. Sie bestehen aus mehreren Schichten von künstlichen Nervenzellen, die miteinander verknüpft sind. Deshalb werden sie auch als tiefe neuronale Netze („deep neural networks“) bezeichnet. Ein KI-System, das für die Bilderkennung und die Spracherkennung entwickelt wurde, kann ein Bild von einer Orange (Input) mit dem Wort „Orange“ (Output) verknüpfen. Auf andere Sinneseindrücke verallgemeinern kann ein solches KI-System jedoch nicht – was unser Gehirn dagegen mühelos schafft.

Denn eine der wichtigsten Eigenschaften des menschlichen Gehirns ist die Fähigkeit zur Abstraktion: So kann unser Wissen über eine Orange aktiviert werden, wenn wir sie sehen, sie fühlen, schmecken oder riechen. Unser semantisches Wissen über Orangen wird also im Gehirn abstrakt abgebildet oder repräsentiert – unabhängig davon, wie wir Orangen über die Sinne wahrnehmen.

Diese Art der abstrakten Wissensrepräsentation könnte die KI vom menschlichen Gehirn lernen. Allerdings ist das ‚Format‘, in dem unser semantisches Wissen im menschlichen Gehirn gespeichert ist, noch nicht gut verstanden. Hier wiederum kann die Hirnforschung von den mächtigen KI-Modellen profitieren. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte interdisziplinäre Forschungsgruppe ARENA (Abstrakte Repräsentationen in neuronalen Architekturen) an der Goethe-Universität, dem Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) und dem Max-Planck-Institut für Softwaresysteme in Saarbrücken schlägt eine Brücke zwischen Informatik, Psychologie und Neurowissenschaften, um diese Fragestellungen zu erforschen. Sie erhält in den kommenden vier Jahren insgesamt rund 3,7 Millionen Euro.

Ein wichtiges Ziel der ARENA-Forschungsgruppe ist es zu untersuchen, ob KI-Systeme, die mit Daten unterschiedlicher Formate – mit Bildern, Sprache oder Videos, also mit multimodalen Daten –trainiert werden, abstraktere oder zumindest dem menschlichen Gehirn ähnlichere Wissensformen entwickeln. Bei diesen Arbeiten nimmt Prof. Gemma Roig, die in der Forschungsgruppe als Brückenprofessorin zwischen Informatik und Psychologie fungiert, eine tragende Rolle ein.

Umgekehrt interessiert die Psycholog:innen und Neurowissenschaftler:innen, wie gut KI-Systeme die Arbeitsweise des Gehirns bei der Verarbeitung abstrakter Bedeutungen erklären können. Dazu wollen sie vergleichen, wie ein KI-System und das menschliche Gehirn arbeiten, wenn sie dieselben Aufgaben lösen. Zur Beantwortung dieser Fragestellung werden KI-Modelle als ein statistisches Werkzeug zur Analyse von Hirnaktivität verwendet, die mit den Methoden der funktionellen Magnetresonanztomographie und der Magnetenzephalographie am Brain Imaging Center der Goethe-Universität während der Bearbeitung von Sprach- und Objekterkennungsaufgaben gemessen werden. Die Forscher:innen erwarten, dass dabei auf dem höchsten Abstraktionsgrad die gleichen Repräsentationen im Gehirn angesprochen werden.

Ein Kernstück dieser Arbeit wird die Erhebung eines sehr großen Datensatzes an Versuchspersonen sein, die in mehreren Untersuchungssitzungen eine ganze Reihe von entsprechenden Aufgaben bearbeiten, während ihre Hirnaktivität gemessen wird. „Der geplante Datensatz ist einzigartig und soll in der Zukunft auch im Sinne des Open Science-Gedankens mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geteilt werden“, erläutert Prof. Christian Fiebach, der Sprecher der ARENA-Forschungsgruppe.

Doch zunächst dienen die erhobenen Daten den Modellierer:innen in der ARENA-Forschungsgruppe dazu, zu erforschen, ob sie KI-Systeme nach dem biologischen Vorbild des menschlichen Gehirns flexibler und effizienter machen können. Hierzu werden auch Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie einbezogen. Umgekehrt möchten die Experimentator:innen von den Modellierer:innen neue Analysetechniken lernen, um ihre Modelle des Gehirns zu präzisieren. Oder anders gesagt: Wie lässt sich das neuronale Abbild der Orange im Gehirn besser entschlüsseln, und wie kann diese Erkenntnis dazu beitragen, KI-Modellen in der Zukunft ein menschenähnlicheres Wissen über die Orange zu vermitteln?

Weitere Informationen (nur in englischer Sprache)
Prof. Dr. Gemma Roig (PhD)
Computer Science Department (FB12)
Telefon 069/798-28692
E-Mail roig@cs.uni-frankfurt.de
Homepage: https://www.izn-frankfurt.de/mitglied/fiebach/


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Jul 25 2022
11:17

Forschungsservices an der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg werden ausgebaut. 

Fördermittel für Jüdische Studien und Israel-Studien 

FRANKFURT. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert den Fachinformationsdienst (FID) Jüdische Studien für weitere drei Jahre mit 1,6 Mio Euro und sichert damit den Ausbau einer zentralen fachlichen Informationsinfrastruktur für Forschungen zu Judentum und Israel in Geschichte und Gegenwart. Der FID Jüdische Studien wird seit 2016 an der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Kooperation mit Professor Dr. Kai Eckert, Hochschule der Medien Stuttgart, aufgebaut und stärkt den Forschungsschwerpunkt Jüdische Studien an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Der FID Jüdische Studien richtet sich an Forschende der Judaistik, Jüdischen Theologie, Jüdischen Studien und Israel, an Geistes- und Sozialwissenschaftler*innen mit einschlägigem Forschungsinteresse, sowie Vertreter*innen fachlich bedeutsamer Sammlungen in Museen, Archiven und Bibliotheken. Er sichert die überregionale Bereitstellung aktueller Fachliteratur und elektronischer Medien und baut hierbei auf der national und international herausragenden Hebraica- und Judaica-Sammlung der Universitätsbibliothek auf. Zu den einschlägigen Ressourcen gehört auch eine der größeren Digitalen Sammlungen in den Jüdischen Studien, die zentrale Texte und Quellen zur jüdischen Geschichte und Kultur der Forschung und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich macht.

Die FID Jüdische Studien bietet darüber hinaus fachlich zugeschnittene Informations- und Serviceangebote und wird diese im Rahmen der nun bewilligten dritten Förderphase in enger Abstimmung mit Fachwissenschaftler*innen weiterentwickeln. Hierzu zählt der Ausbau des FID-Portals – www.jewishstudies.de – einschließlich des Fachkatalogs Jüdische Studien.

Ein Schwerpunkt des FID bildet die Aufbereitung und Kontextualisierung fachlich relevanter qualitativer Daten und damit verbunden die Bereitstellung von Datenservices für Forschung und Bibliotheken. Hierzu zählt im Besonderen das von Professor Eckert verantwortete Teilprojekt JudaicaLink, das fachlich relevante Datenbestände als Linked Open Data aufbereitet und über einen Wissensgraphen (Knowledge Graph) bereitstellt. JudaicaLink Labs entwickelt darüber hinaus automatisierte Verfahren zur Aufbereitung digitaler Datenbestände. In der dritten Förderphase werden diese forschungsnahe Dienstleistungen für die digitalen Jüdischen Studien weiterentwickelt. Zur Verbesserung der Auffindbarkeit hebräischer Werke in Bibliothekskatalogen hat der FID Jüdische Studien zudem ein Verfahren zur automatischen Anreicherung von transliterierten Titeldaten in Originalschrift entwickelt, für das in Kooperation mit anderen Fachinformationsdiensten ein Nachnutzungskonzept für weitere Sprachen erarbeitet wird.

Kontakt: Dr. Kerstin von der Krone, Fachinformationsdienst Jüdische Studien, Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Bockenheimer Landstraße 134-138, 60325 Frankfurt am Main, Tel.: +49 (69) 798 39665, k.vonderkrone@ub.uni-frankfurt.de

Kontakt für Presseanfragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsabteilungen Öffentlichkeitsarbeit und Personalentwicklung, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: b.wirth@ub.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jul 22 2022
20:08

Laborstudie: Schon 3 Monate nach zweiter Impfung oder Booster geringer Infektionsschutz – Antikörperpräparate teilweise wirkungslos. Ergebnisse geben jedoch keine Auskunft darüber, wie schwer Menschen erkranken

Wirkung von Antikörpern gegen Omikron-Varianten BA.1 und BA.2 lässt schnell nach

Die von etwa Dezember bis April dominanten Omikron-Varianten BA.1 und BA.2 des SARS-CoV-2-Virus können bereits nach drei Monaten den Schutz vor einer Infektion unterlaufen, den Impfungen oder überstandene Infektionen bieten. Dies zeigt eine Studie aus Frankfurt unter Federführung des Universitätsklinikum Frankfurt und der Goethe-Universität. Außerdem wirken laut Studie verschiedene pharmazeutische Antikörperpräparate (monoklonale Antikörper) höchst unterschiedlich auf die beiden Virusvarianten. Die Studienautor:innen betonen daher, wie wichtig die Abstimmung von Schutzmaßnahmen auf die genetischen Veränderungen des Virus sind.

FRANKFURT. Die Omikron-Variante des SARS-CoV-2-Virus wurde erstmals im November 2021 in Südafrika beschrieben. Die hohe Infektiosität des Virus und seine Fähigkeit, rasch weitere Varianten hervorzubringen, wurden auch in Deutschland sichtbar: Seit Januar 2022 herrschte hierzulande zunächst die Omikron-Variante BA.1 vor, zu der in den folgenden Monaten die Variante BA.2 hinzukam. Inzwischen ist das Virus weiter mutiert, und seit Juni haben die Varianten BA.4 und BA.5 ihre Vorgänger abgelöst. 

Das Abwehrsystem des menschlichen Körpers stellt dies vor große Herausforderungen: Bei einer SARS-CoV-2-Infektion werden Antikörper gebildet, die an Oberflächenstrukturen des Virus binden und es auf diese Weise daran hindern, in menschliche Zellen einzudringen. Zentral ist hier das virale Spike-Protein. Genau dieses ist in den Omikron-Varianten an mehr als 50 Stellen gegenüber des ersten, in Wuhan identifizierten SARS-CoV-2-Virus verändert. Die Folge: Die nach einer Infektion oder einer Impfung gebildeten Antikörper erkennen die Varianten schlechter. Daher können sich Menschen trotz überstandener Infektion erneut mit einer neuen SARS-CoV-2-Variante anstecken, oder es kommt zu Impfdurchbrüchen. Wie gut die Immunitätsantwort auf eine Infektion ist, hängt allerdings nicht nur von den Antikörpern ab. 

Frankfurter Forscher:innen um Dr. Marek Widera und Prof. Sandra Ciesek von Institut für Medizinische Virologie des Universitätsklinikum Frankfurt und der Goethe-Universität haben jetzt untersucht, wie lange die im Blut enthaltenen Antikörper nach einer Impfung oder überstandenen Erkrankung die Virusvarianten Omikron BA.1 und BA.2 noch neutralisieren konnten. Dazu sammelten sie Blutproben von zweifach und dreifach geimpften (geboosterten) Menschen, gaben den flüssigen Blutbestandteil (Blutserum), der Antikörper enthält, zusammen mit SARS-CoV-2-Viren auf kultivierte Zellen und beobachteten, wie viele der Zellen infiziert wurden. Außerdem bestimmten sie jeweils die Menge der Antikörper in den Proben, die das Spike-Protein erkannten. 

Das Ergebnis: Ein halbes Jahr nach der zweiten Impfung hatten die getesteten Seren praktisch keine neutralisierende Wirkung mehr auf die Omikron-Varianten BA.1 und BA.2. Auch der Effekt der Booster-Impfung lies rasch nach: Zwar konnten die Seren kurz nach der Booster-Impfung noch sehr gut schützen, drei Monate später war die Schutzwirkung nur noch sehr schwach, sodass die Mehrheit der getesteten Seren nicht mehr in der Lage war, die beiden Virusvarianten zu neutralisieren. „Dies liegt daran, dass der Antikörpertiter im Serum – sozusagen die Menge der Antikörper – nach einer Impfung oder Infektion im Laufe der Zeit abnimmt“, erklärt Widera. „Weil die Antikörper neuere Virusvarianten deutlich schlechter erkennen, reicht ein niedrigerer Antikörperspiegel dann nicht mehr aus, um die Virusvarianten zu neutralisieren und eine Infektion der Zellen in Zellkultur zu verhindern. Die Daten aus dieser Studie lassen allerdings nur Rückschlusse auf die Ansteckungsgefahr zu und keine Aussage zum Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf.“ Denn ausschlaggebend für die Immunabwehr sei nicht nur der Antikörpertiter, sondern auch die zelluläre Immunantwort, die in dieser Studie jedoch nicht untersucht wurde.

Besonders problematisch seien die Ergebnisse für den Einsatz monoklonaler Antikörper, die zum Beispiel Patienten mit geschwächtem Immunsystem vorbeugend verabreicht werden, sagt Prof. Sandra Ciesek. Ciesek ist Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie des Universitätsklinikums Frankfurt und Letztautorin der Studie. Sie erklärt: „Wir haben beispielhaft drei solcher monoklonalen Antikörper im Labor untersucht und gesehen, dass sie ihre Wirksamkeit sehr stark von der Virusvariante abhängt. Damit wir vulnerable Patientinnen und Patienten mit solchen Präparaten schützen können, ist es daher dringend erforderlich auch am Patienten zu testen, inwieweit solche Antikörper aktuell verbreitete Virusvarianten neutralisieren können.“ In Deutschland seien zwar die in der Studie untersuchten Virusvarianten BA.1 und BA.2 mittlerweile nicht mehr dominant verbreitet, so die Virologin. „Unsere Studie zeigt jedoch, dass wir nicht darin nachlassen dürfen, unsere Schutzmaßnahmen an die genetischen Veränderungen des SARS-CoV-2-Virus anzupassen, derzeit also an die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5.“

Publikation: Alexander Wilhelm, Marek Widera, Katharina Grikscheit, Tuna Toptan, Barbara Schenk, Christiane Pallas, Melinda Metzler, Niko Kohmer, Sebastian Hoehl, Rolf Marschalek, Eva Herrmann, Fabian A. Helfritz, Timo Wolf, Udo Goetsch, Sandra Ciesek: Limited Neutralisation of the SARS-CoV-2 Omicron Subvariants BA.1 and BA.2 by Convalescent and Vaccine Serum and monoclonal antibodies. eBioMedicine (2022) https://doi.org/10.1016/j.ebiom.2022.104158 

Weitere Informationen
Prof. Dr. Sandra Ciesek
Dr. rer. nat. Marek Widera
Institut für Medizinische Virologie
Universitätsklinikum Frankfurt über Pressestelle Universitätsklinikum Frankfurt
Christoph.Lunkenheimer@kgu.de
Tel. +49 (0)69 6301 – 86442


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Jul 22 2022
19:14

Seit 2013 besteht das Goethe-Schülerlabor Physik am Institut für Didaktik der Physik – jährlich bis zu 2600 Schülerinnen und Schüler

10.000ster Schüler im Physik-Schülerlabor der Goethe-Universität begrüßt

Nach einer durch die Pandemie bedingten Pause konnten 2022 erstmals wieder viele Schülerinnen und Schüler aus dem Großraum Frankfurt im Goethe-Schülerlabor Physik begrüßt werden, darunter der 10.000sten Schüler seit dem Start des Schülerlabors 2013: Fynn Wiesner von der Georg-Büchner-Schule in Rodgau. Fynn Wiesner erhielt vom Begründer des Goethe-Schülerlabor Physik, dem Physikdidaktiker Prof. Thomas Wilhelm, eine Ehrenurkunde und als Geschenk einen Bausatz für einen Elektromotor. Finanziert wird das Schülerlabor Physik durch die Stiftung Giersch. 

FRANKFURT/RODGAU. Es geht um Spiegel, Magnetismus, Kriminalistik oder Elektromobilität: Ein breites Themenspektrum erwartet die Schülerinnen und Schüler im Goethe-Schülerlabor Physik. Von Angeboten für Grundschulen bis zur gymnasialen Oberstufe reicht die Themenvielfalt, die Schulen im Rhein-Main-Gebiet bei einem Besuch der Goethe-Universität buchen können. Ein Bezug zum Alltag ist dabei wichtig, weiß der Physikdidaktiker Prof. Thomas Wilhelm, der das Schülerlabor 2013 begründete und seither leitet: „Der Praxisbezug hilft sehr dabei, eventuelle Hemmungen gegenüber dem Fach zu überwinden“, betont Wilhelm, der vor seiner Zeit an der Universität Physiklehrer an einer Schule in der Nähe von Würzburg war. 

Das Physik-Schülerlabor steht nicht nur Schülerinnen und Schülern offen, sondern ist auch Teil des Lehrangebots für Studierende des Lehramts Physik. Seit 2018 hat die Stiftung Giersch die Finanzierung übernommen. 

Neben diesem Goethe-Schülerlabor Physik gibt es an der Goethe-Universität für das Fach Physik noch das Schülerlabor „Radioaktivität und Strahlung“ für die Jahrgangsstufen 9 und 10 sowie für die gymnasiale Oberstufe, in dem unter anderem Nachweistechniken der modernen Teilchenphysik erlernt werden können. Dieses Schülerlabor wird ebenfalls von der Stiftung Giersch sowie vom Hessischen Kultusministerium gefördert. Darüber hinaus veranstaltet die Goethe-Universität zu zahlreichen weiteren Themen naturwissenschaftliche Schülerlabore, unter anderem zu Chemie, Künstlicher Intelligenz, Mathematik, Biologie und Geologie. 

Nicht nur Schülerinnen, Schüler und Studierende lernen in den Schülerlaboren. Thomas Wilhelm: „Natürlich lernen auch wir Didaktiker eine Menge, mein wissenschaftlicher Mitarbeiter Jannis Weber hat gerade seine Doktorarbeit im Kontext des Schülerlabors abgeschlossen. Wir entwickeln unsere Lehrkonzepte ständig weiter und können direkt feststellen, auf welche Weise wir die Themen unseren Zielgruppen gut vermitteln können.“ Das gelte natürlich nicht nur für das Goethe-Schülerlabor Physik, sondern auch für den Physikunterricht an Schulen, zu dem Thomas Wilhelm forscht. 

Internet:

Das Goethe-Schülerlabor Physik: 

Angebote der Goethe-Universität für Schülerinnen und Schüler im Bereich Naturwissenschaften

Hintergrundinformation: 

Wissenschaftspreis für Physikdidaktiker Thomas Wilhelm 

Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/122352667 

Bildtext:
(1) Fynn Wieser aus Rodgau war der 10.000ste Schüler im Goethe-Schülerlabor Physik. Foto: privat
(2) Prof. Dr. Thomas Wilhelm, Goethe-Universität. Foto: Jürgen Lecher für Goethe-Universität 

Weitere Informationen
Prof. Dr. Thomas Wilhelm
Institut für Didaktik der Physik
Goethe-Universität Frankfurt
Tel.: 069 798-47845 T
el. Sekretariat: 069 798-46451
wilhelm@physik.uni-frankfurt.de
Homepages: www.thomas-wilhelm.net , www.physikdidaktik.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Jul 21 2022
13:32

Forscher der Goethe-Universität klären zusammen mit Teams der Universitäten Marburg und Basel die atomare Struktur eines wasserstoff- und kohlendioxidspeichernden Bakterienproteins auf

Bakterienforschung: Elektronen-Highway für Wasserstoff- und Kohlendioxid-Speicherung entdeckt

Mikrobiologen der Goethe-Universität haben zusammen mit Forschern aus Marburg und Basel die Struktur eines Enzyms aufgeklärt, das aus molekularem Wasserstoff (H2) und Kohlendioxid (CO2) Ameisensäure bildet. Das Enzym des Bakteriums Thermoanaerobacter kivui war vor einigen Jahren von Mikrobiologen der Goethe-Universität entdeckt worden. Kürzlich hatten die Wissenschaftler sein Potenzial zur Herstellung eines flüssigen Wasserstoffspeichers vorgestellt. Die jetzt erstmals atomgenau beschriebene fadenförmige Struktur des Enzyms wirkt wie ein Nanodraht und ist offenbar für die extrem effiziente Umwandlung der beiden Gase verantwortlich (Nature, DOI 10.1038/s41586-022-04971-z).

FRANKFURT/MARBURG/BASEL. 2013 entdeckten Mikrobiologen um Prof. Volker Müller von der Goethe-Universität ein außergewöhnliches Enzym in einem wärmeliebenden (thermophilen) Bakterium: die wasserstoffabhängige CO2-Reduktase HDCR. Sie stellt aus gasförmigem Wasserstoff (H2) und Kohlendioxid (CO2) Ameisensäure (Formiat) her, wobei der Wasserstoff Elektronen an das Kohlendioxid überträgt. Damit ist die HDCR das erste bekannte Enzym, das direkt Wasserstoff nutzen kann. Alle bis dahin bekannten Enzyme, die Ameisensäure produzieren, nutzen dagegen einen Umweg: Sie erhalten die Elektronen von löslichen zellulären Elektronenüberträgern, die die Elektronen ihrerseits mit Hilfe weiterer Enzyme vom Wasserstoff empfangen. 

Das Bakterium Thermoanaerobacter kivui lebt fern vom Sauerstoff zum Beispiel in der Tiefsee und nutzt CO2 und Wasserstoff zur Energiegewinnung. Die HDCR von Thermoanaerobacter kivui besteht aus 4 Protein-Modulen, einem wasserstoffspaltenden und einem ameisensäurebildenden Modul und zwei kleinen Eisen-Schwefel-haltigen Modulen. „Schon nach der Entdeckung war uns klar, dass es die beiden kleinen Untereinheiten sein müssen, die Elektronen vom einen zum anderen Modul leiten“, sagt Müller. 2016 beobachteten die Forscher, dass das Enzym lange Fäden (Filamente) bildet. Müller: „Wie wichtig diese Struktur war, konnten wir daran erkennen, dass die Fadenbildung die Enzymaktivität stark stimuliert.“

Jetzt haben die Forscher der Goethe-Universität zusammen mit der Gruppe von Dr. Jan Schuller, Philipps-Universität Marburg und LOEWE Zentrum für Synthetische Mikrobiologie, eine molekulare Nahaufnahme des Enzyms gemacht. Durch kryo-elektronenmikroskopische Analysen gelang Schullers Gruppe die Bestimmung der HDCR-Raumstruktur in atomgenauer Auflösung. Damit wurden die Details der langen Filamente sichtbar, die das Enzym unter den experimentellen Bedingungen im Labor (in vitro) bildet: Das Rückgrat der Filamente besteht aus den beiden kleinen Untereinheiten der HDCR, die so zu einer Art Nanodraht mit Tausenden von elektronen-leitenden Eisenatomen zusammengelagert sind. „Dies ist der bisher einzige enzymatisch dekorierte Nanodraht. Auf diesem Draht sitzen das Hydrogenase-Modul und das Formiat-Dehydrogenasemodul wie Pilzköpfe auf einer Leitung“, erklärt Schuller. 

Helge Dietrich, Doktorand an der Goethe-Universität in der Gruppe von Volker Müller, testete eine genetische Modifikation der kleinen Module, die die Bildung der HDCR-Fäden verhinderte. Das Ergebnis: Die einzelnen Bausteine oder Monomere waren weit weniger aktiv als das Filament. 

Auch in Bakterienzellen lagern sich Enzym-Monomere zu Fadenstrukturen zusammen. Diese Erkenntnis steuerten der Baseler Zellstrukturbiologe Prof. Ben Engel und sein Team durch kryo-elektronentomografische Untersuchungen bei. Mithilfe dieser Spitzentechnologie gelang den Forschern eine besondere Entdeckung: „Hunderte dieser Filamente sind umeinandergewunden und bilden übergeordnete ringförmige Strukturen“, erklärt Engel. Die Bündel sind offensichtlich in der inneren Membran der Bakterienzelle verankert und durchspannen fast die gesamte Breite der Zelle. Dr. Ricardo Righetto, Wissenschaftler in Ben Engels Team, analysierte, wie diese Strukturen aus HDCR-Filamenten in Bakterien aussehen: „Mithilfe der Kryo-Elektronentomografie konnten wir mit hoher Auflösung direkt in die Zellen hineinsehen. Wir waren überrascht, dass wir nicht nur die Bildung HDCR-Filamente bestätigen konnten, sondern auch, dass sie große Bündel bilden, die in der Membran verankert sind.“ 

Mit der Struktur wird deutlich, woran es liegt, dass HDCR um Größenordnungen effizienter als alle chemischen Katalysatoren und deutlich besser als alle bekannten Enzyme Ameisensäure als „flüssigen Wasserstoffspeicher“ aus Wasserstoff und CO2 herstellen kann (vgl. Hintergrundinformation). Volker Müller: „Die Wasserstoffkonzentrationen im Ökosystem dieser Bakterien sind gering, und darüber hinaus können die CO2- und H2 -Konzentrationen wechseln. Die Bildung und darüber hinaus die Bündelung der Filamente schaffen nicht nur eine deutliche Erhöhung der Konzentration dieser Enzyme in der Zelle. Die Tausenden von elektronen-leitenden Eisenatomen in diesem ‚Nanodraht' können auch die Elektronen aus der Wasserstoffoxidation zwischenspeichern, wenn gerade mal eine Wasserstoffblase an den Bakterien vorbeizieht.“ 

Durch die atomare Auflösung der Struktur sind die Rätsel der HDCR noch nicht alle gelöst, ist das Team überzeugt. Jan Schuller meint: „Wir wissen noch nicht, wie der Draht die Elektronen speichert, warum die enzymatische Aktivität durch die Filamentbildung so stark stimuliert wird und wie die Bündel in der Membran verankert sind. An diesen Forschungsfragen arbeiten wir.“ Doch die Zukunft der HDCR könnte sehr spannend werden, glaubt Volker Müller: „Vielleicht können wir einmal synthetische Nanodrähte herstellen, mit denen wir CO2 aus der Atmosphäre einfangen können. Auch die biologische Wasserstoffspeicherung ist jetzt einen Schritt näher gerückt.“ 

Hintergrund: Forscher der Goethe-Universität entwickeln neue Biobatterie zur Speicherung von Wasserstoff (23. Mai 2022) https://tinygu.de/BakterienBatterie 

Publikation: Helge M. Dietrich, Ricardo D. Righetto, Anuj Kumar, Wojciech Wietrzynski, Raphael Trischler, Sandra K. Schuller, Jonathan Wagner, Fabian M. Schwarz, Benjamin D. Engel, Volker Müller & Jan M. Schuller. Membrane-anchored HDCR nanowires drive hydrogen-powered CO2 fixation. Nature (2022) https://www.nature.com/articles/s41586-022-04971-z 

Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/122162542 

Bildtext: Wie ein Zopf umeinander gewunden sind die Filamente des bakteriellen Enzyms HDCR, das aus gasförmigem H2 und CO2 Ameisensäure herstellt. Bild: Verena Resch -- https://luminous-lab.com/ 

Weitere Informationen
Prof. Dr. Volker Müller
Abteilung Molekulare Mikrobiologie & Bioenergetik
Institut für Molekulare Biowissenschaften
Goethe-Universität Frankfurt
Tel.: +49 (0)69 798-29507
vmueller@bio.uni-frankfurt.de 

Dr. Jan Michael Schuller
KryoEM von Molekularen Maschinen
SYNMIRKO Research Center
Philipps-Universität Marburg
Tel.: +49-6421 28 22584
jan.schuller@synmikro.uni-marburg.de 

Prof. Dr. Ben Engel
Biozentrum
Universität Basel
Tel.: +41 61 207 65 55
ben.engel@unibas.ch


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Jul 19 2022
13:11

Noch freie Plätze für Veranstaltung, die am 16./17. September 2022 erstmals an der Goethe-Universität stattfindet.  

Fitnesswissenschaft: Kongress an der Goethe-Universität 

FRANKFURT. Der Fitnesswissenschaftskongress ist erstmals zu Gast an der Goethe-Universität. Ziel ist es, Wissenschaftler*innen aus den unterschiedlichen Fachbereichen zusammenzubringen und unter der Überschrift „Fitnesswissenschaft“ an einen Tisch zu holen. Interessierte haben noch die Möglichkeit, sich unter www.fitnesswissenschaftskongress.de ein Ticket für die Veranstaltung zu sichern, die am 16. und 17. September in Frankfurt stattfindet.

Die Kongresspräsidenten Prof. Dr. Dr. Michael Behringer von der Goethe-Universität in Frankfurt und Prof. Dr. Stephan Geisler von der IST-Hochschule in Düsseldorf versprechen sich dadurch, dass sich Referent*innen und Besucher*innen weiterbilden und das Wissen aus dem Kongress raus in die Fitnessstudios tragen. Die Wissenschaftler und motivierten Nachwuchsforscher referieren zu den acht Themenschwerpunkten Krafttraining, Ausdauertraining, Muskelphysiologie, Gesundheitssport, Regenerationsmanagement, Ernährung, Athletiktraining und Sportmedizin.

Neben zahlreichen prominenten Speakern aus Deutschland und der Schweiz, sind auch in diesem Jahr wieder ausgewiesene Experten aus Nordamerika mit dabei. Darunter der weltbekannte Hypertrophie-Forscher Brad Schoenfeld von der City University of New York City, Prof. Stuart Phillips von der McMaster University im kanadischen Hamilton sowie Keith Baar von der University of California. Angesprochen sind alle, die sich wissenschaftlich mit Fitness auseinandersetzen oder das in Zukunft machen möchten – also Sportwissenschaftler*innen, Physiotherapeut*innen, Fachleute aus der Fitness- und Gesundheitsbranche sowie Interessierte aus dem universitären und dem Bildungsumfeld.

Kontakt: Prof. Dr. Dr. Michael Behringer, Leiter Sportmedizin und Leistungsphysiologie, Goethe-Universität Frankfurt. Tel. (069) 798-24505; behringer@sport.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jul 19 2022
10:37

Auszeichnung für NMR-Forscher der Goethe-Universität

Harald Schwalbe erhält Richard-R.-Ernst-Preis für Magnetische Resonanz

Mit dem Richard-R.-Ernst-Preis für Magnetische Resonanz der internationalen EUROMAR-Konferenz in Utrecht wurde jetzt Prof. Harald Schwalbe von der Goethe-Universität, Chemiker und Spezialist für Kernspinresonanz-(NMR)-Spektroskopie, ausgezeichnet. Er erhielt den Preis für seine wegweisenden Beiträge zur Entwicklung und Anwendung neuartiger Methoden in der biomolekularen NMR-Spektroskopie. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert und wird vom Laborgerätehersteller Bruker gesponsert. Ein internationales Komitee aus renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern kürte den Preisträger.

FRANKFURT/ UTRECHT. Prof. Lucio Frydman, Vorsitzender des Richard-R.-Ernst-Preis-Komitees und Chemiker am Weizmann-Institut, Israel, sagte: „Wir freuen uns sehr, dass wir Prof. Harald Schwalbe mit dem diesjährigen Richard-R.-Ernst-Preis auszeichnen konnten. Nicht nur seine Forschung mit der NMR-Spektroskopie ist in ihrer Tiefe und Breite außergewöhnlich; seine Arbeit mit der Gründung des COVID-19 NMR-Konsortiums hat zu wesentlichen Fortschritten im Kampf gegen diese abscheuliche Krankheit geführt.“

Der Preis würdigt insbesondere die neuen Erkenntnisse, die Schwalbe und sein Team über die Faltung und Regulierung von RNA und DNA gewonnen haben sowie über die Faltungsprozesse, die Proteine außerhalb von Zellen (in vitro) durchlaufen. Ferner hob das Komitee die innovativen Ideen der Frankfurter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hervor, wie die NMR für das Wirkstoff-Screening und beim Design von Medikamenten angewandt werden kann. Ebenso wird Schwalbes Initiative bei der Gründung des internationalen wissenschaftlichen COVID-19-NMR-Konsortiums ausgezeichnet, innerhalb dessen mehr als 200 Forscherinnen und Forscher mithilfe von NMR-Spektroskopie und anderen Methoden zur Aufklärung molekularer Vorgänge im Zusammenhang mit SARS-CoV-2-Infektionen beitragen.

Prof. Harald Schwalbe, der im Zentrum für Biomolekulare Magnetische Resonanz der Goethe-Universität tätig ist, freute sich über die Ehrung: „Dieser Preis geht in erster Linie an mein großartiges Team. Es macht unglaublich viel Spaß, solch ein gleichermaßen wissenschaftlich brillantes wie hoch engagiertes Team zu leiten. Dass wir diesen Preis bei der EUROMAR-Konferenz in Utrecht erhalten, freut mich besonders, weil er dadurch auch die langjährigen engen Beziehungen insbesondere zwischen Utrecht, Florenz und Frankfurt, aber auch anderen europäischen NMR-Exzellenzzentren widerspiegelt.“

Der Richard-R.-Ernst-Preis wurde 2017 von der EUROMAR-Konferenz (A European Magnetic Resonance Meeting) mit dem Sponsor Bruker ins Leben gerufen, um innovative Methoden und Anwendungen in der Magnetresonanzforschung zu würdigen. Er wird jährlich auf der EUROMAR-Konferenz verliehen. Der Preis trägt seinen Namen nach Prof. Richard R. Ernst, der 1991 den Nobelpreisträger für Chemie für seine Beiträge zur Entwicklung der hochauflösenden Kernspinresonanz (NMR) erhielt.

Hintergrundinformationen (Auswahl):

7.3.2022: „Tele-Forschung“: Fernsteuerungsprojekt soll Kernspin-Strukturanalysen erleichtern und Vernetzung der europäischen Forschung weiter vorantreiben https://www.puk.uni-frankfurt.de/113824790/Tele_Forschung___Fernsteuerungsprojekt_soll_Kernspin_Strukturanalysen_erleichtern_und_Vernetzung_der_europ%C3%A4ischen_Forschung_weiter_vorantreiben

9.11.2021: Innovationswettbewerb: Team um Goethe-Uni-Forscher entwickelt neuartige Anti-SARS-CoV2-Wirkstoffe https://www.puk.uni-frankfurt.de/108466418/Innovationswettbewerb__Team_um_Goethe_Uni_Forscher_entwickelt_neuartige_Anti_SARS_CoV2_Wirkstoffe

5.8.2021: Biochemiker der Goethe-Universität erkennen interaktiven Mechanismus bakterieller Genschalter
https://www.puk.uni-frankfurt.de/104158226/Vom_Schalten_und_Walten_in_Bakterien

20.7.2021 SARS-CoV-2: Achillesfersen im Viren-Erbgut
https://www.puk.uni-frankfurt.de/103357579/SARS_CoV_2__Achillesfersen_im_Viren_Erbgut

Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/111177368

Bildtext: Prof. Dr. Harald Schwalbe, Goethe-Universität Frankfurt. Foto: Jürgen Lecher für Goethe-Universität

Weitere Informationen
Prof. Dr. Harald Schwalbe
Institut für organische Chemie und chemische Biologie
Biomolekulares Magnet-Resonanz-Zentrum (BMRZ)
Goethe-Universität Frankfurt
Tel +49 69 798-29137
schwalbe@nmr.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de

 

Jul 15 2022
10:24

Sommerfest der Goethe-Uni für Studierende und Mitarbeitende

Ein Fest für alle Sinne

FRANKFURT. Fast drei Jahre musste die Uni-Community darauf verzichten. Nun ist es wieder soweit: unter dem Motto „Sommer-Campus-Feiern“ findet am 18. Juli 2022 ab 15.00 Uhr das erste Sommerfest der Goethe-Universität seit Ausbruch der Corona-Pandemie auf dem Campus Westend statt. Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff begrüßt die Anwesenden um 16 Uhr; gefeiert wird bis in die Nacht. Eingeladen sind Studierende und Mitarbeitende mit ihren Familien und Freunden sowie Mitglieder der Stadtgesellschaft. Geboten werden nicht nur kulinarische Leckerbissen an verschiedenen Foodtrucks, Getränkeständen und Bars, sondern auch ein Musikprogramm der Extraklasse: Stars wie Shantel alias Stefan Hantel –früherer Student der Goethe-Universität –, der zuletzt zum 100. Uni-Geburtstag 2014 mit einem Konzert auf dem Campus gastierte und ATA-DJ sorgen zu späterer Stunde für das richtige Sommer- und Feierfeeling. Weitere Music-Acts:  Quartett Bohèmes, Revolte Tanzbein und The Urban Socks, nicht zu vergessen Jazztanz des Hochschulsports der Goethe-Universität.

Spielbegeisterte kommen zwischen 15 und 19 Uhr beim Goethe Play Bike auf ihre Kosten, für Kinder organisiert das Museum Giersch der Goethe-Universität Malkurse. Mathematik an der frischen Luft erfahren die Besucher*innen  mit der MathCityApp des Instituts für Didaktik der Mathematik und Informatik. Die MathCityMap- App führt via GPS zu Mathematikaufgaben der besonderen Art. Auf einem Umsonstflohmarkt können Besucher*innen nach Belieben stöbern und alles kostenlos mitnehmen, das ihnen gefällt. Die Evangelische Studierenden Gemeinde (ESG) organisiert ein Spielzeugboot-Rennen bei dem bis zu drei Personen parallel an den Start gehen können. Angetrieben von einer Kerze fahren die kleinen Blechbötchen in umfunktionierten Regenrinnen um die Wette.

Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff: „Es ist ein schönes Gefühl, dass wir als Universitätscommunity endlich wieder gemeinsam feiern können. Darauf haben wir lange warten müssen. Das Programm unseres Goethe-Uni-Sommerfestes bietet für jeden etwas. Ich lade Sie alle ein, mit dabei zu sein und einen großartigen Nachmittag und Abend auf unserem Campus zu verleben.“ 

Das Sommerfest wird unterstützt von langjährigen Förderern wie der Sparda-Bank und Lotto Hessen.

Mehr Informationen:
www.uni-frankfurt.de/sommerfest


Redaktion: Dr. Olaf Kaltenborn, Leiter PR & Kommunikation, Tel: 069 798-13035, Fax: 069 798-763 12531, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jul 14 2022
13:35

Großer internationaler Kongress an der Goethe-Universität im Rahmen des Festjahres 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Franz Rosenzweig und die Geschichte

FRANKFURT. Der Historiker und Philosoph Franz Rosenzweig (1886-1929) steht im Mittelpunkt einer großen Tagung im Rahmen des Festjahres 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Der Kongress „Der Stern der Erlösung – ein Jahrhundert später: Franz Rosenzweig und die Geschichte“ findet von

17. bis 20. Juli
im Casino-Gebäude
am Campus Westend der Goethe-Universität

statt. Veranstalter sind die Internationale Rosenzweig-Gesellschaft e.V, das Buber-Rosenzweig-Institut für jüdische Geistes- und Kulturgeschichte der Moderne und Gegenwart, die Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie und das Franz Rosenzweig Minverva Research Center an der Hebräischen Universität von Jerusalem.

Franz Rosenzweig wurde 1886 in Kassel geboren. Er studierte zunächst Medizin, dann Geschichte und Philosophie. Seine Dissertation leistete die erste umfassende kritische Analyse der politischen Philosophie Hegels. 1920 nahm er die Berufung an, das Freie Jüdische Lehrhaus in Frankfurt am Main aufzubauen, dessen Aufgabe es war, neue, lebensnahe Bildungsstrategien für eine jüdische Renaissance nach dem Ersten Weltkrieg zu entwickeln. Neben Rosenzweig lehrten dort u.a. der Religionsphilosoph Martin Buber, der Chemiker und Philosoph Eduard Strauss, Ernst Simon, Siegfried Kracauer und Erich Fromm.

Der Frankfurter Kongress, der vor allem das 1921 veröffentlichte Hauptwerk „Der Stern der Erlösung“ in den Blick nimmt, wird am Sonntag, 17. Juli, um 18 Uhr feierlich eröffnet mit Grußworten des Präsidenten der Internationalen Rosenzweig-Gesellschaft, Prof. Ephraim Meir von der Bar-Ilan-University, des Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Volker Jung, und von Prof. Dr. Doron Kiesel vom Zentralrat der Juden in Deutschland. Den Eröffnungsvortrag hält Ephraim Meir über „Autobiographische Spuren in Rosenzweigs Stern der Erlösung“ (in englischer Sprache). Musikalisch wird der Abend von dem renommierten Jerusalem Duo (Hila Ofek und Andre Tsirlin) gestaltet.

Am Montag, 18. Juli, hält Dr. Inka Sauter (Goethe-Universität) den Abendvortrag zum Thema „Vielerlei Geschichte. Franz Rosenzweig und der Grundbegriff der Moderne“. Prof. Dr. Christian Wiese, Inhaber der Martin-Buber-Professur und Direktor des Buber-Rosenzweig-Instituts an der Goethe-Universität, spricht am Dienstag, 19. Juli, um 18 Uhr über „‚Die weltgeschichtliche Bedeutung der Bibel': Franz Rosenzweigs und Martin Bubers biblische Reflexionen in dunkler Zeit“. Die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, eröffnet den Abend mit einem Grußwort. Sämtliche Abendvorträge finden im Casino-Festsaal statt.

Der Kongress wird vom Bundesministerium des Inneren und für Heimat im Rahmen des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ finanziert. Christian Wiese, der die Veranstaltung initiiert hat, betont mit Blick auf das Thema: „Mit Franz Rosenzweigs Denken über Geschichte, Religion und Politik, die Beziehungen von Judentum und Christentum und die jüdische Gemeinschaft als integralen Teil der deutschen Gesellschaft erinnert der Kongress an eine Konstellation vor der Zeit des Nationalsozialismus, deren Verständnis auch für gesellschaftliche und kulturelle Diskurse in der heutigen pluralen Gesellschaft von großer Aktualität ist“. 

Die Teilnahme am Kongress ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Das gesamte Programm finden Sie unter:
https://www.uni-frankfurt.de/121734615/buber_Programmheft_Rosenzweig_Kongress_Juli_2022.pdf

Informationen:
Eva Kramberger
Telefon 069 798-33312
E-Mail kramberger@em.uni-frankfurt.de

Prof. Dr. Christian Wiese
Martin-Buber-Professur für jüdische Religionsphilosophie
Fachbereich Evangelische Theologie
Goethe-Universität
Telefon 069 798-33313
E-Mail c.wiese@em.uni-frankfurt.de


Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de


 

Jul 14 2022
11:02

Prof. Dr. Luciano Rezzolla und Prof. Dr. Roser Valenti erhalten Laureatus-Professuren der Walter Greiner Gesellschaft

Frankfurter Physik feiert Laureatus-Professuren an der Goethe-Universität

FRANKFURT. Gleich zwei Professor*innen vom Institut für Theoretische Physik an der Goethe-Universität dürfen sich über eine sogenannte Laureatus-Professur für herausragende Leistungen in Forschung und Lehre freuen. Prof. Dr. Luciano Rezzolla erhielt die Carl Wilhelm Fueck-Laureatus-Professur für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Theoretischen Astrophysik während Prof. Dr. Roser Valenti mit der Stefan Lyson-Laureatus-Professur für ihre Leistungen in der Forschung auf dem Gebiet der Theoretischen Festkörperphysik geehrt wurde.

Bereits seit 1999 werden die Laureatus-Professuren von der Walter Greiner Gesellschaft zur Förderung der physikalischen Grundlagenforschung, die sich der ideellen und finanziellen Förderung der Forschung im Bereich Physik an der Goethe-Universität und am Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) widmet, verliehen. Im Rahmen einer gemeinsamen akademischen Feier der drei Institutionen fand am 8. Juli 2022 die Ehrung der beiden Physiker*innen statt, auf der auch mehrere Preise verliehen wurden.

„Ich habe mich wirklich sehr über die Auszeichnung gefreut und fühle mich geehrt.“ sagt Valenti. Für Rezzolla ist die Laureatus-Professur nicht nur aus wissenschaftlichen Gründen eine Ehre: „Durch die Anerkennung einer Gesellschaft, die explizit die Forschung in Frankfurt fördert, fühle ich mich in der Stadt mehr denn je willkommen.“ Die Physiker*innen schätzen an ihrer Arbeit auch die Herausforderungen, die eine akademische Karriere mit sich bringt. „Die wissenschaftliche Arbeit ist meine größte Energiequelle“ so Rezzolla. Valenti ergänzt: „Die Lösung für ein kniffliges Problem zu finden treibt mich an.“

Beiden gemein ist auch ihre Rolle als Gründungssprecher*innen von "Space, Time & Matter“, einer der sechs neu gegründeten Profilbereiche an der Goethe-Universität Frankfurt. Hier forschen hunderte Wissenschaftler*innen an den physikalischen und mathematischen Grundlagen der Naturwissenschaften, von den kleinsten Teilchen bis zum Universum.

Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/121778606

Bildtext: Roser Valenti und Luciano Rezzolla vom Institut für Theoretische Physik bei der Verleihung der Laureatus-Professuren an der Goethe-Universität (Foto: Fabian Feldmann)

Weitere Informationen
Dr. Uta Hamers
Dekanat Fachbereich Physik
Tel: +49 (0)69 798 47271
E-Mail: hamers@physik.uni-frankfurt.de
http://www.physik.uni-frankfurt.de/


Redaktion: Dr. Phyllis Mania, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13001, Fax 069 798-763-12531, mania@physik.uni-frankfurt.de

 

Jul 11 2022
15:21

Prof. Luciano Rezzolla wird Fellow der International Society on General Relativity and Gravitation

Internationale Fachgesellschaft ehrt Physiker Luciano Rezzolla von der Goethe-Universität

FRANKFURT. Alle drei Jahre ernennt die “International Society on General Relativity and Gravitation” eine Handvoll herausragender Wissenschaftler*innen zu Fellows, unter ihnen so berühmte Persönlichkeiten wie Stephen Hawking oder Nobelpreisträger Roger Penrose. Nun kann sich Luciano Rezzolla, Professor für Theoretische Astrophysik an der Goethe-Universität Frankfurt, bei ihnen einreihen. Er wird für seine „führenden Beiträge zur Entwicklung robuster numerischer relativitätstheoretischer Simulationen von astrophysischen Objekten“ geehrt – also beispielsweise die Berechnungen, die das Bild des Schwarzen Lochs Sagittarius A* im Zentrum unserer Milchstraße überhaupt erst möglich gemacht haben.

Rezzolla ist der erste Wissenschaftler einer deutschen Universität, dem diese Ehre zuteilwird. „Ich bin überglücklich, dass mein Beitrag zur Gravitationsphysik bedeutend genug war, um in diese ausgewählte Gruppe von Fellows aufgenommen zu werden.“ so Rezzolla „Ich betreibe Wissenschaft mit großer Leidenschaft und freue mich, wenn diese auch bei meinen wissenschaftlichen Kolleginnen und Kollegen Anerkennung findet.“ Zwar konnte er zur Verleihung am 08. Juli nicht nach Peking reisen. „Die Auszeichnung motiviert mich jedoch ungemein, meine Wissenschaft weiterhin mit Enthusiasmus zu betreiben – insbesondere auch als Sprecher des Clusterprojekts ELEMENTS.“

Für die nächsten Jahre legt Rezzolla damit einen Schwerpunkt auf die Entstehung schwerer Elemente bei der Verschmelzung von Neutronensternen. Im Clusterprojekts ELEMENTS forschen Wissenschaftler*innen der Goethe-Universität, TU Darmstadt, GSI und JLU Gießen aus unterschiedlichsten Bereichen der Physik an der Frage, wie unser Gold im Universum entsteht.

Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/121674596

Bildtext: Prof. Dr. Luciano Rezzolla, Professor für Theoretische Astrophysik an der Goethe-Universität Frankfurt (Foto: Uwe Dettmar)

Weitere Informationen
Dr. Phyllis Mania
Referentin für Wissenschaftskommunikation
Clusterprojekt ELEMENTS
Fachbereich Physik
Tel 069 798-13001
mania@physik.uni-frankfurt.de
www.elements.science


Redaktion: Dr. Phyllis Mania, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13001, Fax 069 798-763-12531, mania@physik.uni-frankfurt.de