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Öffentliche Tagung des Forschungsinstituts „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ widmet sich der Kommunikation zwischen Wissenschaft und Praxis
FRANKFURT. „Gesellschaftlicher
Zusammenhalt“: Der Begriff ist nach steiler Karriere mittlerweile kaum noch aus
politischen wie öffentlichen Debatten wegzudenken – ob als vielbeschworener
„Kitt“ der Gesellschaft oder im Kontext seiner (vermeintlichen) Gefährdung. Das
Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) analysiert
interdisziplinär Möglichkeiten und Herausforderungen des gesellschaftlichen
Zusammenhalts. Dabei ist die Forschung auch auf Wissen und Praktiken aus der
Gesellschaft angewiesen, um die eigenen Fragestellungen und Erkenntnisse
einordnen zu können. Doch wie kann die Kommunikation zwischen Wissenschaft und
Gesellschaft gelingen, vor allem in Zeiten von Wissenschaftsskepsis und
schwindendem Vertrauen in demokratische Institutionen? Und wie kommt man von
„Zusammenhalt denken“ zu „Zusammenhalt machen“?
Um den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis geht es in der zweitägigen Transfertagung des FGZ
„Gesellschaftlicher
Zusammenhalt? – Zwischen Wissenschaft und Praxis“
13.
Oktober, ab 16 Uhr
und 14.
Oktober, ab 13.30 Uhr
Campus
Westend
I.G.-Farben-Haus, Eingangshalle, Räume 311, 411
Norbert Wollheim-Platz 1.
Neben Wissenschaftler*innen sind auch die Praxispartner des
Forschungsinstituts, interessierte Praxiseinrichtungen sowie die Bürger*innen Frankfurts
und der Region herzlich eingeladen. Zudem beteiligt sich das Clusterprojekt
„ConTrust. Vertrauen im Konflikt“ mit einem Praxisforum am Programm der Tagung.
Begleitet wird die Tagung vom StreitBus des FGZ, der für kontroversen Austausch
auf dem Campusgelände bereitsteht.
Referierende sind: Prof. Dr. Nicole Deitelhoff (Goethe-Universität), Dr. Anna
Hofmann (ZEIT-Stiftung, Allianz für Zusammenhalt), Doron Kiesel
(wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden),
Thomas Krüger (Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung) und andere.
Um Anmeldung wird gebeten unter: veranstaltungen-fgz@uni-frankfurt.de
Tagungsprogramm: https://www.fgz-risc.de/veranstaltungen/details/transfertagung-2022
Informationen zum Praxisforum „Krisenwissen kommunizieren“: https://contrust.uni-frankfurt.de/contrust-praxisforum/
Weitere Informationen
Yvonne
Blum
Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Goethe-Universität
Telefon 069/798-31550
E-Mail: yvonne.blum@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro PR
& Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Ausstellungseröffnung mit Lesung im IG-Farben-Haus der Goethe-Universität
FRANKFURT. Zum 100-jährigen Jubiläum der Veröffentlichung von James Joyces Roman Ulysses (1922) hat das Generalkonsulat von Irland in Frankfurt die Wanderausstellung „100 Years of Ulysses“ organisiert. Die Ausstellung macht jetzt in Frankfurt an der Goethe-Universität Station und wird
am 20.
Oktober um 17 Uhr
im
IG-Farben-Gebäude (Raum 411)
am
Campus Westend
feierlich eröffnet.
In „Ulysses“ beschreibt Joyce
in 18 Episoden einen einzigen Tag, den 16. Juni 1904, im Leben des Leopold
Bloom, der als Anzeigenaquisiteur bei einer Dubliner Tageszeitung arbeitet. In
Anlehnung an Homers Irrfahrten des Odysseus lässt er Bloom durch Dublin
wandern, während seine Ehefrau (anders als Odysseus' treue Penelope) zu Hause
ihren Liebhaber empfängt. Ulysses wurde zum modernistischen Klassiker, weil der
Roman auf radikale Weise mit neuen Erzählformen experimentiert. Eine davon ist
der Bewusstseinsstrom, der seine Leser scheinbar ungefiltert an den
gedanklichen Assoziationen, Erinnerungsfetzen und geheimen Wünschen der Figuren
teilhaben lässt. Die Ausstellung im IG-Farben-Haus, die bereits in Mainz und
Darmstadt zu sehen war, führt an 22 Stationen ins Leben des Autors ein und
vermittelt spannende Informationen zu seinem Werk und den Hintergründen des
Entstehens, aber auch über Joyces Familie.
Bei der Eröffnung wird der irische Botschafter Dr. Nicholas O'Brian sprechen. Im Anschluss liest die vielfach
ausgezeichnete irische Autorin Emilie Pine aus ihrem neuen Roman „Ruth
& Pen“, der Ulysses für unsere Gegenwart neu erzählt. Die Veranstaltung
mündet in eine Diskussionsrunde mit Prof. Astrid Erll und Dr. John Greaney,
beide Mitveranstalter von der Goethe-Universität.
Dr. John Greaney ist
derzeit Marie Curie Hessen Fellow bei der Anglistin Astrid Erll an der
Goethe-Universität. Er wurde am University College Dublin in Irland
promoviert, an dem auch James Joyce studiert hat. Greaney hat zwei Bücher zum
Thema irischer Modernismus publiziert, „The Distance of Irish Modernism:
Memory, Narrative, Representation“ und „Irish Modernisms: Gaps, Conjectures, Possibilities“,
beide bei Bloomsbury erschienen. Prof. Astrid Erll arbeitet derzeit an
einem Buch zur Erinnerungsgeschichte der Odyssee, wofür sie ein Opus Magnum der
VolkswagenStiftung erhalten hat. Dabei geht es auch zentral um James
Joyces „Ulysses“ als Kristallisationspunkt der modernen Erinnerung an die
Odyssee. „Joyces Roman hat das Verständnis der Figur Odysseus verändert, er
wurde nun als der ‚wandernde Andere' wahrgenommen“, erklärt Erll. Auch in der
so genannten Flüchtlingskrise von 2015/16 sei in der Presse von den
Geflüchteten im Mittelmeer oft als Menschen auf einer „neuen Odyssee“ die Rede
gewesen. Emilie Pines „Ruth and Pen“ (2022) könne man ebenfalls in dieser Linie
der Erinnerungsgeschichte im 20./21. Jh. verstehen, denn darin werde die Odyssee
zu einer weiblichen, queeren und neurodiversen Reise durch Dublin.
Das
Veranstaltungsplakat zum Download unter: https://www.memorystudies-frankfurt.com/wp-content/uploads/2022/09/Ulysses-100.pdf
Informationen:
Prof.
Dr. Astrid Erll
erll@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Abteilung PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Konferenz an der Goethe-Universität befasst sich mit den ökonomischen und sozialen Auswirkungen der Automatisierung
FRANKFURT. Welchen Einfluss haben Robotik und Automatisierung auf Wirtschaft und Gesellschaft? Mit dieser Frage befasst sich erstmals eine Tagung, die gemeinsam von der Goethe-Universität und der International Federation of Robotics (IFR) veranstaltet wird. Die „Conference on Robots and Automation“ (CORA) findet
am Donnerstag, 13. Oktober,
und
Freitag,
14. Oktober
im
House of Finance auf dem Campus Westend
statt. Ziel der Konferenz ist es, Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler in diesem rasch wachsenden Forschungsgebiet zusammenzubringen,
das die ökonomischen und sozialen Auswirkungen von Robotik, Automatisierung und
Künstlicher Intelligenz in den Blick nimmt. Entscheidend für diese Forschung
ist die Verfügbarkeit von Daten über den weltweiten Einsatz von Robotern. Der
wichtigste Anbieter solcher Daten ist die International Federation of Robotics
(IFR), der größte internationale Verband von Roboterherstellern, nationalen
Robotikverbänden und Forschungseinrichtungen, der seinen Sitz in
Frankfurt-Niederrad hat. Im Rahmen der Konferenz, die auch dem Austausch mit
den Datennutzern dienen soll, wird der IFR exklusiv die neuesten Daten seines
World Robotics Reports vorstellen.
„Der Verband erhebt seit 1993 Daten zur weltweiten
Roboterproduktion“, sagt Prof. Rainer Klump, der an der Goethe-Universität
Volkswirtschaft lehrt und die Tagung organisiert hat. „Auf Basis dieser Daten
kann zum Beispiel der durch die Automatisierung induzierte Strukturwandel in
einzelnen Ländern und Branchen analysiert werden, aber auch die Auswirkung auf
Löhne und Beschäftigung“, sagt Klump weiter. Diese Auswirkungen können im
internationalen Vergleich sehr unterschiedlich ausfallen: Während zum Beispiel
in den USA Roboter Arbeitsplätze von gering Qualifizierten ersetzen, erhöht ihr
industrieller Einsatz in manchen Ländern Europas eher die Wettbewerbsfähigkeit,
sodass mehr Arbeitsplätze entstehen. „Wir beobachten auch, dass sich als Folge
der kostensenkenden Automatisierung die globalen Lieferketten verändern und
sich Produktionen, die in Schwellenländer ausgelagert worden waren, wieder in
die Industrieländer zurückverlagern,“, berichtet Klump.
Zu CORA kommen insgesamt 40 Forscherinnen und Forscher aus den
Wirtschafts- und Sozialwissenschaften aus zehn Ländern nach Frankfurt, um über
ihre aktuellen Arbeiten zu sprechen und neue Projekte anzustoßen. Den ersten
Keynote-Vortrag hält Christopher Müller, ein Alumnus des Fachbereichs
Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität, vom Mitveranstalter IFR, den
zweiten Philippe Aghion (Collège de France Paris und INSEAD Fontainebleau). Die
Konferenz wird, außer vom IFR, unterstützt von den Freunden und Förderern der
Goethe-Universität, dem Institut Franco-Allemand de Sciences Historiques et
Sociales (IFRA/SHS) sowie der Oddo BHF AG.
Weitere Informationen zur Tagung finden Sie unter https://www.wiwi.uni-frankfurt.de/abteilungen/eq/professoren/klump/cora-2022-conference.html
Medienvertreter sind herzlich eingeladen, an der Tagung
teilzunehmen. Anmeldung unter cora@wiwi.uni-frankfurt.de
Das
Veranstaltungsplakat zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/126129697
Kontakt
Prof.
Dr. Rainer Klump
Professur für Wirtschaftspolitik
Goethe-Universität
Telefon798-34782
E-Mail cora@wiwi.un-frankfurt.de
EmpirischeWirtschaftsforschung und Internationale Wirtschaftspolitik: Home(uni-frankfurt.de)
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Podiumsgespräch an der Goethe-Universität zu neuesten Entwicklungen der Herzforschung
FRANKFURT. Wie können Stammzellen dazu benutzt werden, um die Diagnose von Herz-Kreislauferkrankungen zu verbessern? Welche neuen, zielgerichteten Therapien zur Regeneration des Herzens gibt es? Und mit welchen Medikamenten können Herzpatientinnen und -patienten derzeit behandelt werden? Um diese und weitere Themen geht es in dem Podiumsgespräch, zu dem die Friedrich-Merz-Stiftungsgastprofessur an der Goethe-Universität den Herzspezialisten Joseph C. Wu geladen hat. Wu ist Professor an der Stanford University, USA, und Präsident der „American Heart Association“.
Die öffentliche Veranstaltung „Regeneration und Reparatur:
Neues aus der Herzforschung“ findet statt am
12.
Oktober
um 18
Uhr
Im
Goethe-Haus, Arkadensaal
Großer
Hirschgraben 23-25
60311
Frankfurt.
Podiumsgäste neben Prof. Dr. Joseph C. Wu sind: Prof. Dr. Stefanie Dimmeler, Leiterin des
Exzellenzclusters „Cardio-Pulmonary Institute“ an der Goethe-Universität und Sprecherin des Deutschen
Zentrums für Herz-Kreislauferkrankungen, Prof. Dr. David M. Leistner, neuer Leiter der Medizinischen Klinik III, Kardiologie des
Universitätsklinikums Frankfurt, und Prof. Dr. Andreas M. Zeiher,
Kardiologe an der Goethe-Universität. Moderiert wird die Veranstaltung von
Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Pharmazeut an der Goethe-Universität.
Über die
Friedrich-Merz-Stiftungsgastprofessur
Die Friedrich-Merz-Gastprofessur ermöglicht es der Goethe-Universität, jedes
Jahr eine/n angesehene/n Wissenschaftler*in aus den Bereichen Pharmazie oder
Humanmedizin für eine Woche nach Frankfurt einzuladen. Die Gastprofessur
wurde im Dezember 1985 anlässlich des 100. Geburtstags von Firmengründer
Friedrich Merz gestiftet, der als einer der ersten Mitglieder der
Senckenbergischen Gesellschaft mit der Frankfurter Universität eng verbunden war.
Weitere Informationen:
Lisa Haag
Büro PR & Kommunikation
haag@pvw.uni-frankfurt.de
Tel. 069/798-12444
www.uni-frankfurt.de/Friedrich-Merz-Stiftungsgastprofessur
Goethe-Universität erleichtert Verfahren zur Namens- und Geschlechtseintragsänderung von TIN*-Studierenden
FRANKFURT. Die Goethe-Universität hat ihr Verfahren zur Änderung des Vornamens und Geschlechtseintrags für trans*, inter* und non-binäre Studierende (abgekürzt TIN-Studierende) erleichtert und erweitert. Anders als bisher reicht es für die Studierenden von nun an aus, den Ergänzungsausweis der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (DGTI) gemeinsam mit dem entsprechenden Formular für die Namens- und Geschlechtseintragsänderung der Goethe-Universität vorzulegen. War die Änderung des Namens und des Geschlechtseintrags bis jetzt nur in allen hochschulinternen Dokumenten und Kommunikationen möglich, werden von nun an auch Abschlusszeugnisse und Urkunden auf den selbst bestimmten Vornamen und das selbst bestimmte Geschlecht ausgestellt.
Für
eine niederschwellige und unkomplizierte Änderung des Vornamens und
Geschlechtseintrags für TIN*-Studierende setzte sich vor allem die
Hochschulgruppe Rosa*Liste mit Unterstützung des Autonomen Queer-Referats ein.
Unter anderem das Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft
bekräftigte die Forderungen. Unterstützt und beraten vom Gleichstellungsbüro
fand bereits letztes Jahr zusammen mit Präsident Enrico Schleiff, der Abteilung
Studien- und Prüfungsrecht und dem Hochschulrechenzentrum ein Gespräch zur
Überprüfung und Abstimmung einer niederschwelligen Vornamens- und
Geschlechtseintragsänderung statt. Der Beschluss hierzu fiel jetzt schließlich
gemeinsam mit allen Beteiligten.
Nach
Präsident Enrico Schleiff ist damit ein wichtiger Schritt hin zur
Gleichbehandlung gegangen worden; die geschlechtliche Vielfalt der Gesellschaft
spiegelt sich auch an der Goethe-Universität wieder. Mit dem niederschwelligen
Angebot, den Vornamen und den Geschlechtseintrag ändern zu können, setze sich
die Goethe-Universität für Chancengerechtigkeit und geschlechtliche
Selbstbestimmung ein und positioniere sich klar und unmissverständlich gegen
die Diskriminierung von TIN*-Studierenden, so der Präsident.
Auch
die Rosa*Liste ist erleichtert darüber, dass TIN*-Studierende nun endlich einen
barriereärmeren und diskriminierungsfreieren Umgang an der Universität
erfahren. Damit wird nun endlich eine Forderung umgesetzt, die die Rosa*Liste
bereits seit ihrer Gründung im Jahre 2019 gestellt hatte und die den Bedarfen
und Rechtsansprüchen von TIN* Studierenden entspricht. „Wir freuen uns sehr,
dass die Gespräche mit dem Präsidenten Enrico Schleiff und allen anderen
Beteiligten nicht nur auf Augenhöhe und konstruktiv geführt wurden, sondern am
Ende auch zu diesem erfreulichen Ergebnis führten und nun diskriminierende
Situationen wie u.a. Zwangsoutings für TIN*-Studierende an der Goethe
Universität hoffentlich der Geschichte angehören", äußert sich Gönni
Christian Landsmann, seit 2019 für die Rosa*Liste im Studierendenparlament sitzend.
TIN*Studierenden, so die Rosa*Liste weiter, kämen nun ihr Recht zu, sich in
ihrer selbstbestimmten Identität und Persönlichkeit entfalten zu können und
auch anerkannt zu werden, so wie dies auch anderen Studierenden an der
Goethe-Universität zustehe. Weiter betont die Rosa*Liste, dass die
niederschwellige Vornamens- und Geschlechtseintragsänderung ein für sie
rechtlich seit langem überfälligen Schritt darstelle, den sie sich nun mit
Erfolg erkämpft haben. Ihrer Meinung nach stelle das einfachere Verfahren zu
Vornamens- und Geschlechtseintragsänderung der Goethe-Universität aber nur
einen ersten Schritt für eine inklusivere und diversitätsgerechtere Hochschule
dar.
Redaktion: Dr. Olaf Kaltenborn, Leiter PR & Kommunikation, Tel: 069 798-13035, Fax:
069 798-763 12531, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de
Konferenz „Queer im Islam“ an der Goethe-Universität diskutiert Rolle von Homosexualität und Transgender in der islamischen Welt
FRANKFURT. Unbestritten ist, dass Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt gegen queere Menschen in der islamischen Welt religiös legitimiert und kulturell tradiert werden. Dennoch bietet sich bei genauerer Betrachtung ein widersprüchliches Bild: Im Iran werden Homosexuelle hingerichtet, ein Geschlechtswechsel ist hingegen erlaubt. Transgender gilt nicht als schuldhaftes Vergehen, sondern als Schicksal. Auch in Pakistan, Oman und Indonesien sind sogenannte „dritte Geschlechter“ offiziell anerkannt. In der indonesischen Provinz Aceh jedoch, in der die Scharia streng befolgt wird, werden Homosexualität und Transsexualität mit staatlichen Strafmaßnahmen verfolgt.
Die
Konferenz „Queer im Islam. Homosexualität und Transgender – Kulturelle
Tradition oder religiöses Verbot?“ an der Goethe-Universität geht den
religiösen, sozialen, historischen und rechtlichen Dimensionen des Themas nach
am 7.
Oktober
von
11:30 Uhr bis 17:30 Uhr
im
Gebäude „Normative Ordnungen“, Max-Horkheimer-Str. 2, Goethe-Universität
Frankfurt.
Wie werden Diskriminierungen und die Verfolgung queerer Menschen
bis hin zur Todesstrafe theologisch gerechtfertigt, und welche Interpretationen
des Korans und der Sunna eignen sich für einen diskriminierungsfreien Islam –
diese Fragen greift die hochkarätig besetzte Konferenz auf. Darüber hinaus
widmet sie sich der Diskrepanz zwischen Theologie und gelebtem Alltag in
islamisch geprägten Ländern, dem Fundamentalismus und liberalen Islam und den
Erfahrungen von Muslimen in Deutschland, die sich selbst als homosexuell, trans
oder im weitesten als queer bezeichnen oder die sich grundsätzlich für Toleranz
und Offenheit einsetzen.
Diskussionsgäste sind:
-
Seyran Ates, Imamin der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin
-
Diplom Psychologe Ahmad Mansour, Geschäftsführer von MIND
prevention
-
Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische
Theologie, Universität Münster
-
Dr. Ali Ghandour, Universität Münster
-
Tugay Sarac, muslimisch schwuler Aktivist
-
Kween Gipsy, muslimische Dragqueen
-
Prof. Dr. Susanne Schröter, Direktorin des Frankfurter
Forschungszentrums Globaler Islam, Goethe-Universität
Die Konferenz, die unter der Schirmherrschaft des Hessischen
Ministers für Soziales und Integration Kai Klose steht, wird von der Susanne
Schröter, Professorin am Institut für Ethnologie an der Goethe-Universität
Frankfurt, ausgerichtet.
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Um Anmeldung wird gebeten per Email bei: ffgi@normativeorders.net
Programmablauf: https://www.normativeorders.net/de/veranstaltungen/alleveranstaltungen
Weitere Informationen
Oliver
Bertrand
Forschungsverbund
“Normative Ordnungen"
an
der Goethe-Universität Frankfurt
Max-Horkheimer-Str.
2
60629
Frankfurt
o.bertrand@em.uni-frankfurt.de
069/798-33062
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Büro PR
& Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main,
Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de
Röntgenstrukturanalyse zeigt, wie MHC I-Moleküle mit Peptiden beladen werden
Für eine angemessene Immunantwort ist es essentiell, dass infizierte oder entartete Zellen von T-Lymphozyten erkannt werden. T-Lymphozyten erkennen solche Zellen anhand von antigenen Peptiden, die diese Zellen mithilfe spezialisierter Oberflächenmoleküle (MHC I-Moleküle) präsentieren. Ein Frankfurter Forschungsteam konnte nun mittels Röntgenstrukturanalyse zeigen, wie die MHC I-Moleküle mit Peptiden beladen und wie dafür geeignete Peptide ausgewählt werden.
FRANKFURT.
T-Lymphozyten sind als Taskforce des adaptiven Immunsystems dafür
verantwortlich, mit Viren infizierte oder Krebszellen anzugreifen und zu töten.
Solche Zellen präsentieren wie alle Körperzellen auf ihrer Oberfläche
Bruchstücke aller Proteine, die sie im Inneren herstellen. Sind darunter Peptide,
die ein T-Lymphozyt als fremd erkennt, wird dieser scharf geschaltet und tötet
die betreffende Zelle ab. Für eine robuste T-Zell-Antwort ist es daher wichtig,
dass der T-Lymphozyt geeignete Protein-Bruchstücke präsentiert bekommt. Wie die
Zelle diese Protein-Bruchstücke oder Peptide auswählt, hat nun das
Forschungsteam um Simon Trowitzsch und Robert Tampé vom Institut für Biochemie
der Goethe-Universität Frankfurt aufgeklärt.
Die Präsentation der Peptide erfolgt auf sogenannten
Haupthistokompatibilitätsmolekülen der Klasse I (MHC I).
MHC I-Moleküle sind eine Gruppe sehr vielfältiger Oberflächenproteine, die
entsprechend eine Vielzahl unterschiedlicher Peptide binden können.
MHC I-Moleküle sind in der Zellmembran verankert und bilden mit ihrem nach
außen gerichteten Anteil eine Peptidbindetasche. Wie alle Oberflächenproteine
durchlaufen die MHC I-Moleküle den sogenannten sekretorischen Weg: Sie
werden in das Hohlraumsystem (Endplasmatisches Retikulum (ER) und
Golgi-Apparat) der Zelle hinein synthetisiert und dort gefaltet. Aus dem
Hohlraumsystem schnüren sich danach kleine Bläschen (Vesikel) ab, wandern zur
Zellmembran und verschmelzen mit ihr.
Der Reifeprozess der MHC I-Moleküle wird sehr streng
kontrolliert: Im ER unterstützen Chaperone – als „Anstandsdamen“ bezeichnete
Eiweiße – ihre Faltung. Das Chaperon Tapasin ist dabei entscheidend für die
Beladung mit Peptiden. „Wenn ein MHC I-Molekül ein Peptid gebunden hat,
prüft Tapasin, wie fest die Bindung ist“, erklärt Trowitzsch die Aufgabe des
Chaperons. „Ist die Bindung instabil, wird das Peptid entfernt und durch ein
fest bindendes ausgetauscht.“ Wie genau Tapasin diese Aufgabe ausführt, konnte
jedoch bisher nicht geklärt werden – vor allem, weil der Beladevorgang extrem
schnell abläuft.
Dem Team um Trowitzsch und Tampé ist es nun erstmals gelungen, die
kurzlebige Interaktion zwischen Chaperon und MHC I-Molekül durch eine
Röntgenstrukturanalyse sichtbar zu machen. Dafür produzierten sie Varianten der
beiden Interaktionspartner, die nicht mehr in der Membran steckten, reinigten
diese und brachten sie zusammen. Ein Trick half, den Beladekomplex in Aktion
für die Kristallisation einzufangen: Zuerst belud das Forschungsteam das
MHC I-Molekül mit einem hochaffinen Peptid, so dass eine stabile Bindung
zustande kam. Durch ein Lichtsignal konnte eine Spaltung des Peptids ausgelöst
werden, die die Fähigkeit, das MHC I-Molekül zu binden, stark herabsetzte.
Sofort trat Tapasin auf den Plan und ging mit dem Peptid-freien
MHC I-Molekül einen Verbund ein. „Die lichtinduzierte Spaltung des Peptids
war für den Erfolg unseres Experiments entscheidend“, so Tampé. „Mit Hilfe
dieser neuartigen Optochemischen Biologie können wir nun gezielt komplexe
zellbiologische Prozesse einzeln nachbilden.“
Anhand der Röntgenstrukturanalyse der Kristalle ließ sich
erkennen, wie Tapasin die Peptidbindetasche des MHC I-Moleküls weitet und
dadurch die Festigkeit der Peptidbindung prüft. Dazu bilden die
Interaktionspartner eine große Kontaktfläche aus; eine Schleife des Tapasins
ragt zur Stabilisierung in die geweitete Bindetasche. „Damit zeigen wir
erstmals einen wichtigen Vorgang innerhalb des Antigen-Beladens in hoher
Auflösung“, freut sich Tampé. Aus den Aufnahmen lasse sich auch ableiten, wie
ein einzelnes Chaperon mit der enormen Vielfalt an MHC I-Molekülen
interagieren kann, so der Biochemiker: „Tapasin bindet genau die
nicht-variablen Bereiche der MHC I-Moleküle.“ Die neue Struktur verbessert
aber nicht nur das Verständnis der komplexen Vorgänge bei der Beladung der
MHC I-Moleküle. Sie soll auch dabei helfen, geeignete Kandidaten für die
Impfstoffentwicklung auszuwählen.
Publikation: Ines
Katharina Müller, Christian Winter, Christoph Thomas, Robbert M. Spaapen, Simon
Trowitzsch, Robert Tampé. Structure of an MHC I–tapasin–ERp57 editing complex
defines chaperone promiscuity. Nature Communications (2022) https://www.nature.com/articles/s41467-022-32841-9
Weitere
Informationen
Prof. Dr. Robert Tampé / Dr. Simon
Trowitzsch
SFB 1507 – Protein
Assemblies and Machineries in Cell Membranes
Institute of Biochemistry, Biocenter
Goethe-Universität Frankfurt
tampe@em.uni-frankfurt.de
trowitzsch@biochem.uni-frankfurt.de
Tel: +49 69 798-29475
Homepage: https://www.biochem.uni-frankfurt.de/index.php?id=10
Die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) startet in die zweite Förderphase
Die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Goethe-Universität wird für weitere fünf Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Das BMBF unterstützt die Arbeit der Akademie mit 6,4 Millionen Euro.
FRANKFURT. Bis zum Jahr 2027
will die AIWG mit den Fördermitteln weiterhin die bisherigen Leitziele der
Konsolidierung der islamisch-theologischen Studien (ITS) im Wissenschaftssystem
und des Transfers beibehalten, sich hierbei jedoch verstärkt als zentraler Knotenpunkt
für universitätsübergreifende Verbundprojekte sowie für weitere
wissenschaftliche und gesellschaftliche Maßnahmen in den Bereichen Islamische
Theologie sowie gesellschaftliche Diversität und Partizipation aufstellen.
Unter anderem wird sie hierzu gezielte Forschungsimpulse im Sinne einer
standortübergreifenden Fachkonsolidierung geben und sich weiter als bundesweite
Forschungs- und Transferinstitution an der Goethe-Universität zu islam- und
religionsbezogenen Fragen etablieren.
„Das
BMBF fördert die Islamische Theologie an deutschen Hochschulen seit mehr als
einem Jahrzehnt. In dieser Zeit sind sieben universitäre Zentren und fast 40
Professuren entstanden“, sagt Sandro Holzheimer, Referent beim
Bundesministerium für Bildung und Forschung, und betont: „Dass die Etablierung
der jungen Disziplin so erfolgreich verlaufen ist, ist auch das Verdienst der
AIWG. Sie hat die Vernetzung und Kooperation innerhalb des Fachs entscheidend
vorangetrieben und setzt sich mit vielfältigen Formaten für eine konstruktive
und sachliche Debatte über den Islam in Wissenschaft und Gesellschaft ein.“
Die
Arbeit der AIWG wird weiterhin an der Goethe-Universität in Frankfurt a.M.
umgesetzt, aber mit bundesweiter, teilweise auch internationaler Ausrichtung.
Universitätspräsident
Prof. Enrico Schleiff gratuliert der AIWG zur Weiterförderung: „Die AIWG konnte
sich als eine bundesweit einmalige Plattform für die Forschung und die
Vernetzung von Expert_innen zum Islam etablieren. Die Weiterförderung ist
zugleich Ausweis des bisherigen Erfolgs und Ansporn, die strategischen
Entwicklungsziele konsequent weiterzuverfolgen. Die AIWG bildet eine zentrale
Säule der islambezogenen Expertise an der Goethe-Universität, von der wichtige
Beiträge zur inter- und transdisziplinären Wissensproduktion zum Islam und zu
einer stärkeren Profilierung der islambezogenen Forschung an unserer
Universität zu erwarten sind.“
Die
AIWG hat in der ersten durch das BMBF finanzierten Förderphase über ihre
Wissenschaftsformate bundesweit mehr als 20 Forschungsprojekte von muslimischen
Theologen und Theologinnen aus unterschiedlichen Subdisziplinen des Fachs an
verschiedenen Partnerhochschulen erfolgreich durchführen können. Außerdem
konnten zahlreiche Praxisprojekte zu verschiedenen gesellschaftlichen Themen
und ein Mentoringprogramm umgesetzt werden. Über ihre Formate hat sich die AIWG
mit zahlreichen Partnern wichtigen und zukunftsweisenden Forschungs- und
Gesellschaftsthemen gewidmet – zum Beispiel den digitalen Technologien in den
islamisch-theologischen Studien oder der Frage nach der beruflichen
Beschäftigungssituation von ITS-Absolventinnen und Absolventen. Zudem wurden in
zahlreichen Gesprächsrunden mit Expertinnen und Experten aus verschiedenen
Bereichen und teilweise interreligiös zukunftsträchtige Themen wie
Digitalisierung und Religion oder moderne Religionspolitik bearbeitet.
„Wir
freuen uns, dass die AIWG auch in den nächsten fünf Jahren die
islamisch-theologische Forschung in Deutschland weiter voranbringen kann. Wir
werden künftig auch selbst wichtige wissenschaftliche Fragen bearbeiten und den
Wissenstransfer zur Gesellschaft hin noch gezielter betreiben. Wir nehmen Fragen auf, die sich aus der
Beheimatung von Muslimen in Deutschland für Muslime und Nichtmuslime praktisch
ergeben und bringen diese mit der Wissenschaft in Austausch. Wir danken den
Förderern für das Vertrauen in unsere innovativen Formate und die Anerkennung
unserer bisherigen Arbeit“, sagt AIWG-Direktor Prof. Bekim Agai.
Ein Bild
von AIWG-Direktor Prof. Bekim Agai zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/125809442
Bildtext: Prof. Bekim Agai leitet die
Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft an der Goethe-Universität.
Die Akademie hat nun eine Förderzusage für weitere fünf Jahre erhalten. (Foto:
Julius Matuschik)
Weitere
Informationen
Stefanie
Golla
Koordinatorin
Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Akademie
für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft
Goethe-Universität
Telefon 069
798-22459
E-Mail golla@aiwg.de
Homepage https://aiwg.de/
Reihe StreitClub im English Theatre mit Deitelhoff und Friedman fortgesetzt / Diesmal zu Gast: Rainer Hank und Marcel Fratzscher
FRANKFURT. Die Veranstaltungsreihe „StreitClub“ geht in eine neue Runde. Nicole Deitelhoff, Professorin für Politikwissenschaft an der Goethe-Universität und Sprecherin des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt, lädt gemeinsam mit dem Publizisten und Moderator Michel Friedman zum Diskutieren ein. Die Veranstaltung steht diesmal unter dem Titel „Angst vor der Armut – versagt der Staat?“ und findet
am
Montag, 10. Oktober, um 19:30 Uhr
im The
English Theatre Frankfurt,
Gallusanlage
7
60329
Frankfurt am Main
statt.
Die Inflation in der Eurozone steigt und
steigt, die Lebenshaltungskosten ebenso. Manche Stimmen aus Wissenschaft und
Gesellschaft sagen bereits eine tiefe Rezession voraus. Kein Wunder, dass viele
Menschen nicht nur dem nächsten Winter, sondern auch den kommenden Jahren mit
ängstlichen Gefühlen entgegensehen. Wie kann der Staat eingreifen? Wie kann er
das Vertrauen der Menschen (wieder-)gewinnen? Die bereits beschlossenen
Maßnahmen sind jedenfalls äußerst umstritten. Auch von Staatsversagen ist die
Rede. Zurecht? Darüber diskutieren diesmal der Wirtschaftsjournalist Rainer
Hank und der Präsident des diw (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung)
Prof. Marcel Fratzscher mit den beiden Gastgebern.
Dr. Rainer Hank (Jahrgang 1953)
ist Publizist und Kolumnist, in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung
schreibt er unter dem Titel „Hanks Welt“ über Wirtschaftsthemen. Hank hat in
Tübingen und Fribourg (Schweiz) Literaturwissenschaft, Philosophie und Katholische
Theologie studiert und wurde 1983 mit einer literaturwissenschaftlichen Arbeit
promoviert. Von 1988 an war er Mitglied der Wirtschaftsredaktion der FAZ, 1997
war er im Rahmen eines Sabbaticals Visiting Scholar an der Business School des
Massachusett Institute of Technology und am Center for European Studies der
Harvard University. Von 1999 bis 2001 leitete er die Wirtschaftsredaktion des
„Tagesspiegels“ (Berlin), von 2001 bis 2018 das Ressort Wirtschaft und „Geld
& Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Prof. Marcel Fratzscher (Jahrgang 1971),
Ph.D. befasst sich als Wissenschaftler, Autor und Kolumnist mit wirtschafts-
und gesellschaftspolitischen Themen. Er ist Präsident des Deutschen Instituts
für Wirtschaftsforschung (DIW) und Professor für Makroökonomie an der
Humboldt-Universität zu Berlin. Er gehört dem High-level Advisory Board der
Vereinten Nationen zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) an und ist
Mitglied des Beirats des Bundeswirtschaftsministeriums und Mitglied des Kuratoriums
der Hertie School of Governance. Inhaltlich fokussiert er sich auf die Themen
Makroökonomie und Finanzmärkte, soziale Ungleichheit, Globalisierung und
europäische Integration. Fratzscher ist zudem Kolumnist bei Zeit Online und
veröffentlicht regelmäßig Kommentare in deutschen und internationalen Medien
wie der Financial Times und Project Syndicate. Im März 2022 erschien von ihm:
„Geld oder Leben – Wie unser irrationales Verhältnis zum Geld unsere
Gesellschaft spaltet“.
Prof. Dr. Nicole Deitelhoff ist Professorin
für Internationale Beziehungen an der Goethe-Universität Frankfurt und
Direktorin des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und
Konfliktforschung. Sie forscht und lehrt zu internationaler politischer
Theorie, globalem Regieren und Konflikten um Institutionen und Normen sowie zu
sozialen Bewegungen und der Zukunft der Demokratie. 2008 erhielt sie den Heinz
Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft und 2017 wurde ihre
Arbeit mit dem Schader-Preis prämiert. Sie ist Geschäftsführende Sprecherin des
bundesweiten Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ),
Sprecherin des Leibniz-Forschungsverbunds „Krisen einer globalisierten Welt“
und Co-Sprecherin des Forschungsverbunds „Normative Ordnungen“ sowie der Forschungsinitiative
„ConTrust – Vertrauen im Konflikt“. Im August 2022 hat sie außerdem die Leitung
des Expertengremiums zur fachwissenschaftlichen Begleitung der documenta15
übernommen.
Dr. Julien Michel Friedman ist ein
deutsch-französischer Jurist, Philosoph, Publizist und Autor. Von 2016 bis 2021
war er zudem Honorarprofessor an der Frankfurt University of Applied Sciences
und Geschäftsführender Direktor des Center for Applied European Studies (CAES).
Aktuell moderiert er für den Südwestrundfunk (SWR) das Demokratieforum im
Hambacher Schloss und empfängt seit 2017 beim Berliner Ensemble regelmäßig
Gäste für das Format „Friedman im Gespräch“. Seit September 2020 ist Michel
Friedman außerdem Moderator der Veranstaltungsreihe „Denken ohne Geländer“ des
Jüdischen Museums in Frankfurt. Folgende Bücher von ihm sind bisher erschienen:
„Kaddisch vor Morgengrauen“ (2005), „Zeitenwende“ (2020), das in Zusammenarbeit
mit Harald Welzer entstand, „Streiten? Unbedingt!“ (2021) und jüngst „Fremd“.
Der StreitClub ist ebenso wie die Formate
„StreitBus“ (in Kooperation mit dem DemokratieWagen von mehralswählen e.V. und
dem Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung) und
die Online-Debattenreihe „Kontrovers: Aus dem FGZ“ Teil des Projekts „Frankfurt
streitet!“ des Frankfurter FGZ-Standorts. Dabei geht es um die Bedeutung von
Streitkultur für die Demokratie.
Tickets für den StreitClub sind für 12 bzw.
10 Euro über das English Theatre Frankfurt erhältlich, https://cutt.ly/streitclub_tickets, Telefon 069
242316-20, E-Mail: box-office@english-theatre.de. Pressekarten
bei Katja Maasch, maasch@em.uni-frankfurt.de.
Das Veranstaltungsplakat und Porträtfotos von Nicole
Deitelhoff, Michel Friedman, Rainer Hank und Marcel Fratzscher finden Sie zum
Download unter: https://cutt.ly/streitclub-pressebilder
Informationen:
Katja
Maasch
Referentin
für Wissenstransfer
Telefon +49 (0)69
798-31548
maasch@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Abteilung PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Geisteswissenschaftliche Fachbereiche auf Campus Westend werden komplett – großes Gebäude für die „Kleinen Fächer“
In einem Festakt weihten heute Universitätspräsident Prof. Enrico Schleiff, der hessische Finanzminister Michael Boddenberg und Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, das neue Gebäude für Sprach- und Kulturwissenschaften auf dem Campus Westend der Goethe-Universität ein. Thomas Platte, Direktor des Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen übergab im Beisein des Teams von „BLK2 Architekten“ die Schlüssel an den Präsidenten. Das Gebäude wird die bislang noch in Frankfurt-Bockenheim verbliebenen geisteswissenschaftlichen Fächer sowie verschiedene Serviceeinrichtungen aufnehmen.
FRANKFURT. Der
Campus Westend der Goethe-Universität ist in seiner dritten Ausbaustufe um einen
entscheidenden baulichen Meilenstein reicher: Nach vierjähriger Bauzeit wurde
heute, am 28. September, in einem Festakt der Neubau der „Sprach- und
Kulturwissenschaften“ an der Hansaallee in Frankfurt eingeweiht. Das mit
Ausstattung knapp 120 Millionen teure Gebäude stellt ein wichtiges Etappenziel
der Verlagerung der Goethe-Universität von ihrem Gründungscampus Bockenheim auf
den Campus Westend und den Campus Riedberg dar, der 2001 mit dem Bezug des
IG-Farbengebäudes begann. Damit verbunden ist eine milliardenschwere, durch das
Land Hessen finanzierte bauliche Rundumerneuerung fast des gesamten
Gebäudebestandes.
Prof. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität und
Hausherr, meinte: „Das neue Gebäude ist ein weiterer Meilenstein des
strategischen Ausbaus des Campus Westend und unserer Universität – durch kurze
Wege und die Symbiose zwischen universitären und außeruniversitären Instituten
wird mehr als interdisziplinäre Forschung und Lehre ermöglicht. Ich bin mir
sicher: Die Wissenschaft wird durch die ansprechende Gebäudegestaltung und die
Integration der Sprach- und Kulturwissenschaften am Westend beflügelt. Und
natürlich feiern wir heute mit der Einweihung einen wichtigen Schritt der
räumlichen Neuordnung unserer Universität. Diesem Schritt wird in Kürze mit der
finalen Unterzeichnung des in 2021 angekündigten Flächentauschvertrags ein
weiterer wichtiger Meilenstein folgen. Wir sind dem Land Hessen für das
außerordentliche Engagement sehr dankbar, welches es in den letzten 20 Jahren
bei dieser Neuordnung bewiesen hat. Wir bedanken uns auch bei der Stadt für das
klare Bekenntnis zu ihrer Goethe-Universität und wünschen uns für die Zukunft
auch weiterhin eine direkte und unproblematische Zusammenarbeit.“
Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für
Wissenschaft und Kunst sagte:
„Mit dem Neubau bereichern jetzt auch viele ‚Kleine Fächer' den
Campus Westend, und der Fachbereich Sprach- und Kulturwissenschaften kann seine
Institute an einem Standort vereinen. Das schafft kurze Wege und noch
intensiveren Austausch. Das Projekt ist zudem ein wichtiger Meilenstein für die
Standortneuordnung der Goethe-Universität. Wir ermöglichen diesen weiteren
starken baulichen Akzent für die Campusentwicklung mit rund 120 Millionen Euro
aus dem Hochschulinvestitionsprogramm HEUREKA und dem Programm Hochschulpakt
Invest III. Wir investieren in unsere hessischen Hochschulen, ermöglichen es
ihnen, zu expandieren und neue Wissenschaftsgebiete zu besetzen, um sich selbstbewusst
dem internationalen Wettbewerb zu stellen. Der Campus Westend ist ein
Aushängeschild für diese erfolgreiche Strategie.“
Der hessische Finanzminister Michael Boddenberg erklärte: „In
Bildung investieren heißt, in die Zukunft Hessens und seiner Menschen zu
investieren. Mit rund 120 Millionen Euro finanziert das Land Hessen
die Errichtung und den Ausbau des Fachbereichs Spach- und Kulturwissenschaften
an der Goethe-Universität. Die Weiterentwicklung des Campus Westend ist ein
wichtiger Teil unserer Strategie, die mit der heutigen Einweihung des Neubaus
einen großen Schritt vorangemacht hat. Mit Freude übergeben wir heute den
Neubau der Universität und den Studierenden.“
Thomas Platte, Direktor des Landesbetriebs Bau und Immobilien
Hessen (LBIH), erklärte: „Unser Landesbetrieb hat gern die Bauherrenschaft für
dieses Projekt übernommen, und das Ergebnis ist durchaus imposant. Das Gebäude
hat schließlich eine Gesamtnutzfläche von mehr als 20.000 Quadratmetern und
Abmessungen von 120 mal 80 Metern. Das Gebäude verfügt unter anderem über eine
Cafeteria mit Vollküche und Speisesaal, einen ovalen, teilbaren Hörsaal für 700
Personen und eine zweigeschossige öffentliche Tiefgarage mit 242 Plätzen.“
Der bis zu sechsgeschossige Komplex wurde von dem Architekturbüro
„BLK2 Böge Lindner K2 Architekten“ entworfen. Er ist von seinen Dimensionen her
mit dem 2013 eröffneten Gebäude der Psychologie und Erziehungswissenschaften
vergleichbar und wurde aus Mitteln des Hochschulbauprogramms HEUREKA sowie des
Programms Hochschulpakt 2020 INVEST Phase III finanziert.
Das neue „SKW“-Gebäude erstreckt sich entlang der Hansaallee in
Nachbarschaft des Seminargebäudes und beherbergt künftig insbesondere die
Fachbereiche der Sprach- und Kulturwissenschaften, aber auch etliche zentrale
Serviceeinrichtungen der Goethe-Universität sowie des Studierendenwerks
Frankfurt. Beheimatet sind dort künftig die Fächer Kunstgeschichte,
Kunstpädagogik, Musikwissenschaften, außereuropäische Sprachen, Empirische
Sprachwissenschaften) sowie das Dekanat des Fachbereichs und die gemeinsame
Bereichsbibliothek.
Bilder zum Download:
https://www.uni-frankfurt.de/125789592
Bildtext: Das neue Gebäude für die Sprach- und Kulturwissenschaften der
Goethe-Universität von innen und außen. Gruppenfoto: Schlüsselübergabe
im Hörsaal des neuen SKW-Gebäudes. v.l.: Finanzminister Michael Boddenberg,
Präsident Enrico Schleiff, Wissenschaftsstaatssekretärin Ayse Asar,
LBIH-Direktor Thomas Platte. alle Fotos: Uwe Dettmar für Goethe-Universität
Frankfurt
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax
069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Am 4. Oktober beginnt die Vorlesungsreihe für wissbegierige Kinder – endlich wieder in Präsenz!
FRANKFURT. Noch sechs Tage, dann geht sie los, die 19. Frankfurter Kinder-Uni! Von 4. bis 7. Oktober lädt die Goethe-Universität Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren auf den Campus Westend ein. Nachdem die Veranstaltung 2020 pandemiebedingt abgesagt werden musste und 2021 in einem reduzierten Onlineformat stattfand, werden die Kinder und ihre erwachsenen Begleitpersonen endlich wieder den großen Hörsaal auf dem Campus Westend füllen, um den Vorträgen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu lauschen. Die Goethe-Universität will damit Kinder aller Schularten auf Wissenschaft neugierig machen und ihnen einen ersten Eindruck vom Uni-Leben vermitteln.
Das Programm
Zum Auftakt der Kinder-Uni am Dienstag (4.
Oktober) widmet sich die Politologin Prof. Nicole Deitelhoff einem sehr
aktuellen Thema. „Wie schließt man Frieden. Von der Schwierigkeit, einander
die Hände zu reichen“, lautet der Titel ihres Vortrags. Sie erklärt den
Kindern, was genau man unter einem Krieg versteht und was der Unterschied
zwischen einem positiven und einem negativen Frieden ist. Vor allem aber geht
es darum, wie Frieden herzustellen ist und wie man erreicht, dass er auch hält.
Ins gar nicht so finstere Mittelalter nimmt
Prof. Bernhard Jussen die Kinder-Uni-Studis dann am Mittwoch (5. Oktober) mit.
In seiner Vorlesung „Ins Kloster! Vom Schreiben, Spielen und Bierbrauen in
St. Gallen“ macht der Geschichtswissenschaftler sein junges Publikum mit
dem Leben im Kloster vertraut, über das der berühmte Sankt Galler Klosterplan
detailliert Auskunft gibt. So ein Kloster war wie eine kleine Stadt für sich –
mit sehr unterschiedlichen Bewohnern und Funktionen.
Am Donnerstag (6. Oktober) dreht sich dann
alles um Energie und um die Frage: „Wofür braucht ein Computer Strom? Über
energiesparende Riesenrechner“. Der Computerwissenschaftler Prof. Volker
Lindenstruth erklärt, wofür Smartphones, Laptops, Tablets und Co. eigentlich
den ganzen Strom brauchen und wie – nicht zuletzt im Dienste der Umwelt – Strom
gespart werden kann. Er selbst hat eine Methode entwickelt, wie sogar riesige
Supercomputer weniger Energie verbrauchen.
Den Abschluss der diesjährigen Frankfurter
Kinder-Uni macht am Freitag (7. Oktober) die Vorlesung „Was passiert beim
Impfen. So schützt uns ein ‚Piks' vor Krankheiten“. Die Virologin Prof.
Sandra Ciesek erklärt gemeinsam mit den Kinderärzten Dr. Sebastian Hoehl und
Dr. Christoph Königs, wie eigentlich Impfen funktioniert und was nach dem
kleinen Piks im Körper abläuft, so dass wir gegen Viren geschützt sind.
Die Vorlesungen finden jeweils am Vormittag
um 9 und 11:30 Uhr vor angemeldeten Schulklassen statt, am Nachmittag um 16 Uhr
ist der Besuch der Kinder-Uni ohne vorherige Anmeldung möglich. Größere Gruppen
werden dennoch gebeten, sich vorab beim Kinder-Uni-Team zu melden.
In diesem Jahr ist auch das Museum
Experiminta wieder mit im Boot: Im Foyer des Hörsaalgebäudes warten
spannende Versuche auf neugierige Kinder. Darüber hinaus informieren an den
Nachmittagen Teams aus Psychologie und Pädagogik über ihre aktuellen Studien.
Das Organisationsteam rechnet mit mehr als
11.000 Kinder-Uni-Studis. Alle acht Vormittagsvorlesungen, die für angemeldete
Schulklassen reserviert sind, sind ausgebucht – bei einer Kapazität von bis zu
1200 Personen pro Vorlesung im Audimax. Leider mussten auch wieder zahlreiche
Absagen verschickt werden. Ein Trost: Nachmittags um 16 Uhr sind alle Kinder
von 8 bis 12 Jahren in Begleitung Erwachsener ohne Anmeldung willkommen. Für
Kinder, die keine Möglichkeit haben, die Kinder-Uni zu besuchen, gibt es bei
den beiden Vormittagsvorlesungen jeweils einen Live-Stream (http://live.uni-frankfurt.de). Die
Aufzeichnungen stehen nach einer kurzen Bearbeitungszeit auch im Nachhinein im
Internet zur Verfügung. Dort finden sich auch Mitschnitte aller
Kinder-Uni-Vorlesungen seit 2004 (http://www.rz.uni-frankfurt.de/68128012/Kinderuni).
Nach beiden Vormittagsvorlesungen können
die Schülerinnen und Schüler sich in der Mensa, den Cafeterien des
Studentenwerks oder im Café-Bistro „Sturm und Drang“ im Erdgeschoss des
Hörsaalgebäudes stärken – so wie „echte“ Studentinnen und Studenten. In der
Mensa Casino-Anbau des Studentenwerks erhalten sie gegen Vorlage ihres
„Studi-Ausweises“ für 3 Euro ein Kinder-Menü.
Auch in diesem Jahr gibt es zu jeder
Vorlesung ein Quiz. Wer die richtigen Antworten angekreuzt hat, kann tolle
Buchpreise und andere Preise gewinnen. Auf der Homepage der Kinder-Uni (www.kinderuni.uni-frankfurt.de)
sind die Quizfragen und später die richtigen Antworten einsehbar. Besonders
eifrige Besucher, die an mindestens drei Vorlesungen teilgenommen haben, können
zudem einen Vielhörerpreis gewinnen, neben Büchern auch Freikarten für Museen
und Theater sowie Kinder-Uni-T-Shirts und -Tassen.
„Ich bin sehr froh, dass die Kinder-Uni
jetzt wieder in Präsenz stattfinden kann, und ich freue mich schon sehr auf das
bunte Leben auf dem Campus. Die Pandemie war für Schülerinnen und Schüler ein
großer Einschnitt und eine sehr erlebnisarme Zeit. Mit Friedensforschung,
Mittelaltergeschichte, Informatik und Virologie haben wir wieder ein besonders
vielfältiges und spannendes Programm zusammengestellt, das die Kinder sicher
ansprechen wird“, sagt Universitätspräsident Prof. Enrico Schleiff.
Dr. Marschner Stiftung fördert weitere drei
Jahre
Seit 2015 unterstützt die Dr. Marschner
Stiftung die Frankfurter Kinder-Uni erfolgreich. Nun hat sie bekanntgegeben,
dass sie diese Förderung um weitere drei Jahre bis 2025 verlängern wird.
„Die Dr. Marschner Stiftung freut sich, dieses wichtige Veranstaltungsformat
auch weiterhin mit umsetzen zu können“, erklärt Peter Gatzemeier, Vorstand der
Stiftung. „Es ist ein wunderbares Konzept, Kinder in diesem frühen Alter mit
dem Universitätsleben in Kontakt zu bringen – unabhängig von Herkunft, Schulart
und Elternhaus. Der Ausflug auf den schönen Campus Westend und die engagierten
Vorlesungen von Professoren und Professorinnen werden vielen bestimmt lange in
Erinnerung bleiben“, so Peter Gatzemeier weiter.
Medienpartner der Frankfurter Kinder-Uni
ist auch in diesem Jahr die Frankfurter Rundschau, die täglich über die
Veranstaltungen berichten und ebenfalls ein Gewinnspiel anbieten wird.
Informationen: Dr. Anke Sauter
und Dr. Markus Bernards, Wissenschaftskommunikation, Campus Westend, Tel: (069)
798-13066 bzw. 798-12498; kinderuni@uni-frankfurt.de;
Homepage: www.kinderuni.uni-frankfurt.de.
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Abteilung PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Betreibergesellschaft für Green-Tech-Accelerator gegründet
GERNSHEIM/FRANKFURT. Auf dem Gelände des Green-Tech-Parks FLUXUM in Gernsheim soll ein so genannter Beschleuniger (Accelerator) für Start-ups aus dem Bereich der Umwelttechnologien (Green Tech) entstehen. Ende März wurden die Unterschriften unter die Absichtserklärung gesetzt, jetzt folgte der nächste Schritt: Das Wissenschafts- und Technologieunternehmen Merck, die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank), die landeseigene Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Hessen Trade & Invest GmbH (HTAI) sowie die Technische Universität Darmstadt und Goethe-Universität Frankfurt haben eine Betreibergesellschaft gegründet, die den Aufbau und Betrieb des Accelerators übernehmen soll. Die beiden beteiligten Universitäten werden dabei den Transfer von der Wissenschaft in die umwelttechnologische Praxis leisten. Perspektivisch ist eine Zusammenarbeit mit weiteren Hochschulen geplant. Das Vorhaben wird von einer Arbeitsgruppe begleitet, in der auch die hessischen Ministerien für Finanzen, Wirtschaft, Wissenschaft und Digitales mitwirken.
Noch
in diesem Jahr soll der Accelerator auf Interimsflächen seine Arbeit aufnehmen,
Anfang 2025 wird zusätzlich ein eigens errichtetes Gebäude in Betrieb gehen,
das Labor-, Technikums- und Büroflächen umfasst. Der Accelerator soll
industrielle GreenTech-Start-ups bei der technischen und
betriebswirtschaftlichen Weiterent-wicklung begleiten. Darüber hinaus soll er
Partnerschaften zu Investoren und Großunternehmen vermitteln und
bedarfsorientiert Infrastruktur zur Verfügung stellen. Auch bereits etablierte
Unternehmen sollen die Möglichkeit erhalten, dort GreenTech-Innovationen,
Geschäftsmodelle und Start-ups zu entwickeln.
Das
Angebot richtet sich an Firmen, die sich mit innovativen und nachhaltigen
Themenfeldern wie Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft oder künftigen
Mobilitätslösungen beschäftigen. Ziel ist es, Gernsheim langfristig zu einem Zentrum
für GreenTech in der Region zu machen und dabei ideale Rahmenbedingungen für
grüne Innovationen zu bieten. Weitere Infos: https://www.fluxum-gernsheim.com/
Foto zum Download
unter: https://www.uni-frankfurt.de/125754267
Bildunterschrift: Bei dem Foto mit sitzenden Teilnehmern v.l.n.r.: Dr. Stefan Fandel/Merck KGaA, Dr. Maximilian Meister/TU Darmstadt, Prof. Dr. Enrico Schleiff/Goethe-Universität, Dr. Rainer Waldschmidt/HTAI, Antje Rützel/WI Bank.
Internationales Forschungsteam mit Beteiligung der Goethe-Universität analysiert Einschlüsse in Diamanten
Korrektur Im ersten Absatz muss es heißen: ...hatte einen seltenen Diamanten aus 660 Kilometern Tiefe mithilfe... (nicht „Metern“)
Die Übergangszone zwischen oberem und unterem Erdmantel enthält erhebliche Mengen Wasser. Dies hat eine internationale Studie ergeben, an der das Institut für Geowissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt beteiligt war. Das deutsch-italienisch-amerikanische Forschungsteam hatte einen seltenen Diamanten aus 660 Kliometern Tiefe mithilfe unter anderem von Raman-Spektroskopie und FTIR-Spektrometrie analysiert. Die Studie zeigt, was bisher lange Zeit nur vermutet wurde: Ozeanwasser gelangt zusammen mit abtauchenden Platten bis in die Übergangszone. Der Wasserkreislauf unseres Planeten bezieht also auch das Erdinnere mit ein (Nature Geoscience, DOI 10.1038/s41561-022-01024-y).
FRANKFURT. Übergangszone (transition zone, TZ) heißt die Grenzschicht, die den oberen und den unteren Erdmantel voneinander trennt. Sie liegt zwischen 410 und 660 Kilometern Tiefe. Hier herrscht ein immenser Druck von bis zu 23.000 bar, unter dem das olivgrüne Mineral Olivin, das rund 70 Prozent des oberen Erdmantels ausmacht und auch Peridot genannt wird, seine Kristallstruktur ändert: Am Beginn der Übergangszone in rund 410 Kilometern Tiefe wandelt es sich zum dichter gepackten Wadsleyit; in 520 Kilometern Tiefe dann in eine noch dichter gepackte Struktur, den Ringwoodit, um.
“Durch diese Mineralumwandlungen werden die Bewegungen der Gesteine im Erdmantel massiv behindert", erklärt Prof. Frank Brenker vom Institut für Geowissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt. Zum Beispiel bleiben die Mantel-Plumes – aufsteigende Ströme heißer Gesteinsmassen aus dem tiefen Erdmantel – manchmal an der Unterseite der Übergangszone hängen. Und auch die Massebewegung in die umgekehrte Richtung wird gestoppt. Brenker: „Abtauchende Platten haben oft Schwierigkeiten, die Übergangszone komplett zu durchdringen. So kommt es, dass unter Europa ein ganzer Friedhof solcher Platten in dieser Zone herumliegt.“
Bisher war jedoch nicht bekannt, welchen langfristigen Effekt das “Einsaugen" von Material in die Übergangszone auf ihre geochemische Zusammensetzung hat und ob es dort größere Wasservorkommen gibt. Brenker erklärt: “Mit den abtauchenden Platten werden auch Tiefseesedimente huckepack mit ins Erdinnere transportiert. Diese Sedimente können große Mengen Wasser und CO2 speichern. Wie viel davon aber in Form von stabileren, wasserhaltigen Mineralen und Karbonaten die Übergangszone erreicht, war bisher unklar. Und damit auch, ob dort tatsächlich große Mengen an Wasser gespeichert sind."
Die Voraussetzungen dafür sind jedenfalls gut. Die dicht gepackten Minerale Wadsleyit und Ringwoodit können – ganz anders als das darüber existierende Olivin - große Wassermengen speichern - so große, dass die Übergangszone theoretisch das Sechsfache der Wassermenge unserer Ozeane aufzunehmen in der Lage wäre. “Wir wussten also, dass die Grenzschicht enorme Wasserspeicherkapazität hat“, meint Brenker. „Wir wussten aber nicht, ob sie auch tatsächlich Wasser speichert."
Eine internationale Studie, an der der Frankfurter Geowissenschaftler beteiligt war, hat nun die Antwort geliefert. Das Forschungsteam analysierte einen Diamanten aus dem afrikanischen Botswana. Er ist in 660 Kilometern Tiefe entstanden, direkt im Kontaktbereich der Übergangszone mit dem unteren Erdmantel, wo Ringwoodit das typische Mineral ist. Diamanten aus dieser Region sind sehr selten, selbst bei den ohnehin schon seltenen Diamanten supertiefen Ursprungs, die nur ein Prozent der Diamanten ausmachen. Die Analysen ergaben, dass der Stein zahlreiche Ringwoodit-Einschlüsse hat – und diese einen hohen Wassergehalt aufweisen. Zudem konnte die Forschergruppe die chemische Zusammensetzung des Steins ermitteln. Diese entspricht ziemlich genau der Zusammensetzung fast jeder Erdmantelknolle, die sich weltweit in Basalten finden lässt. Damit steht fest, dass der Diamant aus einem normalen Stück Erdmantel stammt. “Wir haben mit dieser Studie nachgewiesen, dass die Übergangszone kein trockener Schwamm ist, sondern erhebliche Mengen Wasser speichert", sagt Brenker. “Damit kommen wir auch der Idee von Jules Verne wieder einen Schritt näher, der bekanntlich einen Ozean im Erdinnern postulierte." Der Unterschied zu Vernes Verstellungen besteht aber darin, dass sich dort unten kein Meer, sondern wasserhaltiges Gestein befindet, welches sich laut Brenker nicht feucht anfühlen würde und auch nicht tropft.
Schon 2014 war wasserhaltiges Ringwoodit in einem Diamanten aus der Übergangszone erstmals nachgewiesen worden, Brenker hatte an der Studie mitgewirkt. Die genaue chemische Zusammensetzung des Steins ließ sich damals jedoch nicht messen, weil er zu klein war. Daher blieb unklar, wie repräsentativ die erste Studie für den durchschnittlichen Erdmantel ist, da der Wassergehalt des damaligen Diamanten auch aus einem chemisch exotischen Umfeld hätte resultieren können. Die Einschlüsse in dem 1,5 Zentimeter großen Diamanten aus Botswana, den das Forschungsteam in der aktuellen Studie untersucht hat, waren dagegen groß genug, um auch die chemische Zusammensetzung exakt zu messen. So ließen sich die vorläufigen Ergebnisse von 2014 endgültig bestätigen.
Der hohe Wassergehalt der Übergangszone verändert die dynamische Situation in der Erde, denn der Erdmantel darüber und darunter kann nicht annähernd so viel Wasser aufnehmen. Wozu das führt, zeigt sich zum Beispiel an von unten kommenden heißen Mantle Plumes, die unterhalb der Übergangszone hängenbleiben. Dort heizen diese die wasserreiche Übergangszone auf, was wiederum zur Folge hat, dass sich dort dann neue kleinere Mantle Plumes bilden.Wandern diese kleineren wasserhaltigen Mantle Plumes nun weiter nach oben und durchbrechen die Grenze zum oberen Erdmantel, passiert Folgendes: Das in den Mantle Plumes enthaltene Wasser wird freigesetzt, wodurch der Schmelzpunkt des aufstrebenden Materials sinkt. Es schmilzt also sofort und nicht erst kurz bevor es die Oberfläche erreicht, so wie es sonst passiert In Folge sind die Gesteinsmassen in diesem Teil des Erdmantels insgesamt nicht mehr so zäh, was den Massebewegungen mehr Dynamik verleiht. Die Übergangszone, sonst eigentlich eine Barriere für die Dynamik, wird plötzlich zum Antrieb im globalen Stoffkreislauf.
Publikation: Tingting Gu, Martha G. Pamato, Davide Novella, Matteo Alvaro, John Fournelle, Frank E. Brenker, Wuyi Wang, Fabrizio Nestola: Hydrous peridotitic fragments of Earth's mantle 660 km discontinuity sampled by a diamond. Nature Geoscience (https://www.nature.com/articles/s41561-022-01024-y)Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/125674824
Bildtext: Der Diamant aus Botswana verriet den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, dass in mehr als 600 Kilometern Tiefe erhebliche Mengen an Wasser im Gestein gespeichert sind. Foto: Tingting Gu, Gemological Institute of America, New York, NY, USA
Weitere InformationenRedaktion: Dr. Markus Bernards, Referent
für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax 069
798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Ausgezeichnet werden Qualifikationsarbeiten im Feld der Umwelt- und sozial-ökologischen Nachhaltigkeitsforschung an der Goethe-Universität.
FRANKFURT. Die Preisträger*innen stehen fest: Der „Frankfurter Preis für Umwelt und Nachhaltigkeit 2022“ geht in diesem Jahr an insgesamt fünf Nachwuchswissenschaftler*innen der Goethe-Universität. Lukas Sattlegger (Fachbereich Gesellschaftswissenschaften) und Lisa Zimmermann (Fachbereich Biowissenschaften) erhalten für ihre Dissertationen jeweils die Hauptpreise, Natalie Reininger (Fachbereich Biowissenschaften), Katrin Wagner (Fachbereich Geowissenschaften/Geographie) und Alexandra Werwitzke (Fachbereich Geowissenschaften/Geographie) für ihre Masterarbeiten bzw. Wissenschaftlichen Hausarbeiten jeweils die Förderpreise. Ausgewählt wurden die Preisträger*innen vom Kuratorium Frankfurter Preis für Umwelt und Nachhaltigkeit unter Vorsitz von Professorin Birgit Blättel-Mink. Der „Frankfurter Preis für Umwelt und Nachhaltigkeit 2022“ (Haupt- und Förderpreis) wird vergeben für Qualifikationsarbeiten im Feld der Umwelt- und sozial-ökologischen Nachhaltigkeitsforschung. In diesem Jahr kooperiert das Kuratorium bei der Ausstattung und der Preisverleihung mit dem GRADE Center Sustain der Goethe-Universität.
Verleihung
Frankfurter
Preis für Umwelt und Nachhaltigkeit 2022
Montag, 21.
November 2022,
ab 14 Uhr
Renate von Metzler
Saal (Casino, Campus Westend).
Mit Vorträgen der
beiden Haupt-Preisträger*innen.
Laudator*innen: Dr. Carolin Völker (ISOE/FB 15 - Biowissenschaften) und
Prof. Dr. Martin
Schmidt (FB 14 - Biochemie, Chemie und Pharmazie).
Die
beiden Preisträger*innen im Bereich Hauptpreise
Lukas Sattlegger
hat sich in seiner Dissertation im Fach Soziologie mit „Schwierigkeiten und
Potentiale der Verpackungsvermeidung – Eine Arbeitsethnographie im
Lebensmittelhandel“ beschäftigt. In seiner Arbeit, die im Rahmen der
transdisziplinär angelegten BMBF-Nachwuchsforschungsgruppe „PlastX –
Kunststoffe als systemisches Risiko für sozial-ökologische Versorgungssysteme“
erstellt wurde, befasst Sattlegger sich aus praxistheoretischer Perspektive mit
folgender Frage: „Wie wird im Lebensmittelhandel mit und an Verpackungen
gearbeitet?“ Ethnographisch an mehreren Orten des Lebensmittelhandels
arbeitend, identifiziert er eine Vielzahl von spezifischen Funktionen von
Verpackungen insbesondere im Supermarkt, die bei einer Transformation hin zu
einer nachhaltigeren Verpackung berücksichtigt werden müssen, so die
Gutachter*innen Prof'in Dr. Birgit Blättel-Mink und Prof. Dr. Thomas Scheffer,
beide Fachbereich 03 – Gesellschaftswissenschaften. So untersuchte er den
Transformationsprozess hin zur Vermeidung von Plastikverpackungen in einem Bio-Großhandel
(Problematisierung und Substitution von Plastikfolie in der Palettensicherung
unter Aushandlung der Beziehung von menschlichen und nicht-menschlichen
Akteuren) und schließt aus einer Analyse der Beziehungen zwischen den
Arbeiter*innen und dem Plastik, dass nicht einfach auf Plastik verzichtet
werden kann, sondern erst neue Praktiken für den Umgang mit dem Plastikersatz
entwickelt werden müssen.
„Toxicity
of Plastic Consumer Products: A Biological, Chemical and Social-Ecological
Analysis“ war das Thema der zweiten Preisträgerin des Hauptpreises, Lisa
Zimmermann, deren Dissertation im Fach Aquatische Ökotoxikologie
angesiedelt ist. Sie nehme in ihrer Dissertation (ebenfalls:
BMBF-Nachwuchsforschungsgruppe „PlastX – Kunststoffe als systemisches Risiko
für sozial-ökologische Versorgungssysteme“ am ISOE) eine umfassende
toxikologische und chemische Charakterisierung der chemischen Gemische vor,
welche in einem Großteil von Alltagskunststoffen enthalten sind und vielfach
aus diesen austreten, so die Gutachter*innen des Fachbereichs 15 –
Biowissenschaften, Dr. Carolin Völker (ISOE/FB15) und Prof. Dr. Jörg Oehlmann
(FB15). Ihre Auswahl umfasst Alltagsprodukte sowie Produkte bestehend aus
biobasierten und bioabbaubaren Materialien, welche als nachhaltigere Alternativen
zu konventionellen Kunststoffen beworben werden. In ihren In-vitro- und
In-vivo-Toxizitätsuntersuchungen konnte Lisa Zimmermann mehr als 1400
Chemikalien nachweisen, welche mehrheitlich mit chemischer Analytik nicht
identifizierbar waren und somit in Risikobewertungen nicht berücksichtigt
werden.
Im Bereich Förderpreise gibt es drei Preisträgerinnen
Natalie Reininger
hat sich in ihrer Masterarbeit im Fach Umweltwissenschaften mit dem Thema
„Comparative Study of Bisphenol A and of Selected Analogues in in Vitro and in
Vivo Tests“ beschäftigt. Für Bisphenol A (BPA), eine in großen Mengen als
Weichmacher in der Plastikproduktion verwendeten Substanz, die sich nun auch in
relevanten Mengen in der Umwelt findet und diverse unerwünschte bzw. schädliche
Auswirkungen auf Organismen und Ökosysteme hat (z.B. östrogene Wirkung), wurden
Ersatzstoffe entwickelt (Bisphenolanaloga). Natalie Reininger habe die
ökotoxikologischen Wirkungen von sechs dieser Ersatzstoffe untersucht,
schreiben die beiden Gutachter des Fachbereichs 15 – Biowissenschaften, Prof.
Dr. Jörg Oehlmann und Prof. Dr. Henner Hollert.
Dafür
hat sie umfangreiche In-vitro und In-vivo-Untersuchungen zur biologischen
Wirkung der Substanzen durchgeführt. So wurden Mutagenität, Basistoxizität und
endokrine Aktivität mit In-vitro-Assays untersucht sowie Reproduktionstests mit
einer Wasserschnecke durchgeführt. Die Untersuchungen zeigen, dass die
verwendeten Ersatzstoffe ebenfalls problematisch, d.h. toxisch sind, und z.T.
stärkere unerwünschte Wirkungen haben als Bisphenol A.
„Hydroclimate
Reconstruction from Annually Laminated Lake Sediments from Kapp Linné,
Svalbard, Norwegian High Arctic“ – so lautete das Thema von Katrin Wagners
Masterarbeit im Fach Physische Geographie. Die Arktis sei ein besonders
empfindliches Ökosystem, und im gegenwärtigen globalen Klimawandel ein Ort
massiver Veränderungen durch rapide Erwärmung, so die Gutachter des Fachbereichs 11 - Geowissenschaften/Geographie, Prof.
Dr. Jürgen Wunderlich (FB 11) und Prof. Michael J. Retelle (Bates College,
Lewiston, USA). In der Arktis stieg die Jahresmitteltemperatur in den letzten
fünf Dekaden etwa dreimal so schnell wie im globalen Mittel. Diese besonders
drastische Erwärmung habe nicht nur starke Konsequenzen für das polare Ökosystem,
sondern auch einen Einfluss auf das globale Klima durch die Veränderung von
globalen Zirkulationsmustern in Atmosphäre und Ozeanen. Katrin Wagner befasste
sich in ihrer Arbeit mit der Analyse eines Sedimentbohrkernes in einem
proglazialen See (Linnévatnet am Kapp Linné) im westlichen Spitzbergen. Durch
die Auswertung des Bohrkerns sollten die Klimaänderung im westlichen
Spitzbergen in einen historischen Kontext eingeordnet und insbesondere die
Frage sich ändernder Niederschlagsmuster untersucht werden.
„Auswirkungen
des ‚Great Garuda Sea Wall'-Projekts auf Fischerei und Fisch im Küstengebiet
Jakartas“: Damit beschäftigte sich Alexandra Werwitzke in ihrer
Wissenschaftlichen Hausarbeit im Lehramt. Das Verhältnis von ökonomischen und
ökologischen Zielen müsse in gesellschaftlichen und politischen Diskussionen
stets mühsam verhandelt werden und unterliegt dabei nicht zuletzt verschiedenen
Vorstellungen von Natur und Nachhaltigkeit, schreiben die beiden
Gutachter*innen Prof'in Dr. Antje Schlottmann und Dr. Eva Nöthen, Fachbereich
11 – Geowissenschaften/Geographie. Die Abschlussarbeit von Alexandra Werwitzke
widmet sich diesem Spannungsfeld. Am Beispiel des von der Regierung Indonesiens
in Zusammenarbeit mit den Niederlanden geplanten Projekts Great Garuda Sea Wall
(GGSW) wurde mittels einer Diskursanalyse die interessengruppenspezifische
Darstellung der Auswirkungen des Projekts auf Fischerei und Fischfauna
analysiert. Im Ergebnis würden die prekäre Situation Jakartas und die sich
zuspitzende ökologische Handlungsdringlichkeit zwar sowohl von Seiten der
Regierung als auch von lokalen Oppositionellen wahrgenommen, allerdings in
unterschiedlichen Argumentationssträngen.
Kontakt:
Prof'in
Dr. Birgit Blättel-Mink, Vorsitzende des Kuratoriums, Fachbereich 03/
Gesellschaftswissenschaften, Goethe-Universität. Tel. (069) 798 36661, E-Mail: b.blaettel-mink@soz.uni-frankfurt.de
Start einer Online-Ausstellung – das europäische Filmforschungsprojekt ViCTOR-E präsentiert seine Ergebnisse im Filmmuseum
FRANKFURT. Filmbilder von Zerstörung und Wiederaufbau öffentlicher Räume und öffentlichen Lebens in Europa standen im Zentrum eines internationalen EU-geförderten Projekts an der Goethe-Universität, das in diesen Tagen seinen Abschluss findet. Im Rahmen einer Veranstaltung am Freitag, 30. September, 18 Uhr im Kino des Deutschen Filmmuseums, Schaumainkai 41 · 60596 Frankfurt am Main wird die Online-Ausstellung „Frames of Reconstruction. Realities and Visions of Recovering Europe. Documentary Film in Postwar Visual Culture“ offiziell gestartet. Sie wurde im Rahmen dieses Projekts erarbeitet, das unter dem Titel ViCTOR-E (Visual Culture of Trauma, Obliteration and Reconstruction in Post-WW II Europe) rangiert.
Die Ausstellung geht entlang von vier zentralen Themen der Frage nach, wie insbesondere Dokumentarfilme und Wochenschauen das Nachkriegseuropa und seine öffentlichen Räume nicht nur festgehalten, sondern auch entscheidend mitgestaltet haben. Sie führt das Publikum an unterschiedliche Formen des nichtfiktionalen Films heran, die im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs zwischen 1945 und 1956 in unterschiedlichen europäischen Ländern entstanden sind. Darunter sind zahlreiche Dokumentarfilme, sogenannte Reeducation-Filme, Wochenschauen und Amateurfilme. Viele davon sind eigens digitalisiert worden und stehen erstmals online zur Verfügung. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben das Filmmaterial mit Einführungstexten versehen; Illustrationen, Textdokumente und Zeitzeugeninterviews sollen das Verständnis und die Einordnung erleichtern. Ein besonderes Fundstück ist zum Beispiel ein Interview mit dem Kameramann und Filmsammler Ernst Hirsch, der den Wiederaufbau des zerstörten Dresden selbst gefilmt hat. Genutzt werden kann die Ausstellung, die in fünf Sprachen verfügbar ist, nicht nur im Forschungszusammenhang, sondern auch von interessierten Laien und im schulischen Unterricht. Die Online-Ausstellung ist zudem mit dem European Film Gateway verbunden, das Zugang zu weiteren Filmdokumenten der Nachkriegszeit bietet und viele Filme aus der Online-Ausstellung in voller Länge zugänglich macht.
„Visual Culture of Trauma, Obliteration and Reconstruction in Post-WW II in Europa“ – kurz ViCTOR-E – lautet der Titel des Projekts, in dessen Rahmen die Ausstellung entstanden ist. Drei Jahre haben Filmwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus Deutschland, Italien, Frankreich und Tschechien unter der Projektleitung von Prof. Vinzenz Hediger aus der Filmwissenschaft der Goethe-Universität untersucht, wie der europäische Wiederaufbau und die öffentlichen Räume der Nachkriegszeit durch Filme dokumentiert, gestaltet und geformt wurden. Dazu wurde ein umfangreiches Corpus erstellt und zugänglich gemacht, mehrere Publikationen sind entstanden. Von besonderem Interesse waren die unterschiedlichen Perspektiven auf den beiden Seiten des Eisernen Vorhangs. Das Projekt wurde im europäischen HERA-Programms mit rund einer Million Euro gefördert.
Im Filmmuseum werden aus Anlass des Ausstellungsstarts mehrere Filme gezeigt, die im Verlauf des Projekts digitalisiert wurden. Die Dokumentarfilme LA VIE A BERLIN (F 1945), AU REVOIR KALOVY VARY (CS 1949), LA FRONTIERA (BRD 1953) und CONFINI AL NORD (I 1954) haben gemeinsam, dass sie den Blick auf und über neue und alte Grenzen in Europa lenken. Das Deutsche Filminstitut zeigt zudem aus dem eigenen Archiv den Film DAS JAHR 48 (D 1948), der dokumentiert, wie die Paulskirche 100 Jahre nach dem ersten gesamtdeutschen Parlament in Trümmern liegt.
Die Ausstellung ist ab 30. September 2022 in fünf Sprachen (Englisch, Deutsch, Französisch, Tschechisch, Italienisch) zugänglich über: www.frames-reconstruction.eu
Bilder zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/125484787
Bildtexte:
01: Der Frankfurter Römerberg im Nachkriegsjahr 1946. (Quelle: Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt, S7B Nr. 1998-12, Landesbildstelle Hessen)
02: Der Eiserne Steg war im Krieg gesprengt worden, wie diese Aufnahme aus dem Jahr 1945 zeigt. (Quelle: Wikimedia Commons; Familiäre Fotosammung, Fotograf: Walter Olshausen; Fundort: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Eiserner_Steg_Frankfurt_gesprengt_1945.jpg; Lizenzregelung: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode)
03: Diese Aufnahme eines Amateurfotografen zeigt eine Freiwilligenbrigade während des Wiederaufbaus in Brno, 1954. (Quelle: National Archive CR, Fund Ministry of Local Economy)
04: Filmstill aus dem Dokumentarfilm CONFINI AL NORD. (Italien 1954)
Informationen:
Andrea Haller
Projektkoordinatorin „ViCTOR-E“
Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Goethe-Universität Frankfurt
haller@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Abteilung PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Team der Goethe-Universität an Veröffentlichung in Science beteiligt
Eine kleine Landekapsel brachte im Dezember 2020 Bodenpartikel vom Asteroiden Ryugu zur Erde – Material aus den Anfängen unseres Sonnensystems. Gesammelt hatte die Proben die japanische Raumsonde Hayabusa 2. Geowissenschaftler Prof. Frank Brenker und sein Team von der Goethe-Universität Frankfurt gehörten zu den weltweit ersten Forschenden, die die wissenschaftlich kostbaren Proben wortwörtlich durchleuchten durften. Dabei entdeckten sie Bereiche mit starker Anreicherung von Seltenen Erden und unerwartete Strukturen. Darüber berichten sie als Teil einer internationalen Forschungskooperation jetzt im Wissenschaftsmagazin Science (DOI 10.1126/science.abn8671).
FRANKFURT. Das Team um Frank Brenker ist weltweit führend in einer Methode, die es erlaubt, vollkommen zerstörungsfrei und ohne aufwendige Probenvorbereitung Material in allen drei Raumrichtungen auf seine chemische Zusammensetzung hin zu untersuchen – und zwar mit einer Auflösung von weniger als 100 Nanometern. Die Auflösung gibt den kleinsten wahrnehmbaren Unterschied zwischen zwei Messwerten an. Der ausführliche Name der Methode lautet „Synchrotron Radiation induced X-Ray Fluorescence Computed Tomography“, kurz SR-XRF-CT.
Japan hatte Ryugu (deutsch: Drachenpalast) als Ziel einer Sonde ausgewählt, weil es sich um einen Asteroiden handelt, der wegen seines hohen Kohlenstoffgehalts versprach, besonders viele Informationen über die Entstehung des Lebens in unserem Sonnensystem zu liefern. Die Analysen der Forschenden unter Beteiligung der Frankfurter Wissenschaftler an 16 Partikeln zeigen nun, dass Ryugu aus CI-Material besteht, das in seiner chemischen Zusammensetzung der Sonne äußerst ähnlich ist. Von diesem CI-Material wurde bisher auf der Erde nur selten etwas gefunden – Material, von dem unklar war, wie stark es durch den Eintritt in die Erdatmosphäre sowie den Aufprall auf der Erde verändert oder verunreinigt wurde. Außerdem bestätigen die Analyse die Annahme, dass Ryugu von einem Mutterasteroiden stammt, der sich im äußeren Sonnennebel bildete.
Bisher ging die Wissenschaft davon aus, dass es bedingt durch die niedrigen Temperaturen bei der Entstehung des CI-Materials in der Frühzeit des Sonnensystems kaum Materialtransport innerhalb des Asteroiden gab und damit auch kaum eine Chance für die massive Anreicherung von Elementen. Die Frankfurter Forschenden fanden jedoch mittels SR-XRF-CT in einem der Körner des Asteroiden eine feine Ader aus Magnetit – einem Eisenoxid-Mineral – und Hydroxylapatit, einem phosphathaltigen Mineral. Andere Wissenschaftler-Gruppen ermittelten, dass sich die Struktur und andere Magnetit-Hydroxylapatit-Bereiche in den Ryugu-Proben bei einer überraschend niedrigen Temperatur von unter 40 Grad Celsius gebildet haben müssen. Diese Erkenntnis ist wesentlich für die Interpretation nahezu aller Ergebnisse, die die Untersuchung der Ryugu-Proben erbracht haben und noch erbringen werden.
Das Team von Frank Brenker wies in Hydroxylapatit-haltigen Bereichen der Proben zudem Metalle der Seltenen Erden nach – eine Gruppe von chemischen Elementen, die heutzutage unter anderem für Legierungen und Gläser in High-Tech-Anwendungen unentbehrlich ist. „Die Seltenen Erden kommen in dem Hydroxylapatit des Asteroiden in 100-fach höheren Konzentrationen vor als sonst im Sonnensystem“, sagt Brenker. Zudem seien alle Elemente der Seltenen Erdmetalle in dem Phosphat-Mineral in gleichem Maße angereichert – auch das ist ungewöhnlich. „Diese gleiche Verteilung der Seltenen Erden liefert einen weiteren Hinweis darauf, dass Ryugu ein sehr ursprünglicher Asteroid ist, der die Anfänge unseres Sonnensystems repräsentiert“, ist Brenker überzeugt.
Es ist keineswegs selbstverständlich, dass Forschende der Goethe-Universität Frankfurt Proben der Hayabusa-2-Mission untersuchen durften: Immerhin hat Japan diese Weltraummission komplett in eigener Regie gestaltet und laut Angaben aus dem Jahr 2010 dafür 123 Millionen Euro aufgewendet. Daher möchte das Land jetzt auch einen großen Teil der wissenschaftlichen Ernte einfahren. Doch auf die Expertise der deutschen SR-XRF-CT-Experten mochte Japan dann doch nicht verzichten.
Publikation: T. Nakamura et.al. Formation and evolution of carbonaceous asteroid Ryugu: Direct evidence from returned samples Science (2022) https://doi.org/10.1126/science.abn8671
Bilder zum Download: https://www.hayabusa2.jaxa.jp/en/galleries/ryugu/pages/fig11_fmhome_front.html
Bildtext: Der Asteroid Ryugu aus 20 Kilometern Entfernung, aufgenommen von der Raumsonde Hayabusa 2. Foto: JAXA, University of Tokyo, Kochi University, Rikkyo University, Nagoya University, Chiba Institute of Technology, Meiji University, University of Aizu and AIST
Hintergrundinformationen: Pressemitteilung der japanischen Weltraumagentur JAXA https://global.jaxa.jp/press/2022/09/20220923-1_e.html
Weitere Informationen
Prof. Dr. Frank Brenker
Institut für Geowissenschaften
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. +49 (0)69 798-40134
f.brenker@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent
für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation,
Telefon 069 798-12498, Fax 069
798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Verfahren zur Studienplatzvergabe nach Frankfurter Zulassungsfehler steht und wird bereits umgesetzt.
FRANKFURT. Gute Nachricht für die Betroffenen des Zulassungsfehlers im Bereich der Humanmedizin an der Goethe-Universität: Die Kandidatinnen und Kandidaten aus der s.g. Angebotsgruppe werden morgen (21.9.) von der Stiftung für Hochschulzulassung ein Studienplatzangebot erhalten. Die Betroffenen werden individuell per Bescheid informiert. Möglich wurde dies durch das Engagement vieler deutscher Hochschulen inklusive der Goethe-Universität, die in einem untereinander abgestimmten Prozess noch unbesetzte Studienplätze an die Stiftung gemeldet hatten. Diese werden nun an die Betroffenen gemäß dem Angebot verteilt, das ihnen ohne den Überbuchungsfehler vorgelegen hätte - unabhängig davon, ob es sich um Medizin oder einen anderen Wunschstudiengang handelt.
Die Goethe-Universität hat den Betroffenen der Angebotsgruppe bereits letzte Woche angeboten, an den in dieser Woche gestarteten Vorbereitungskursen für die Medizin in Frankfurt teilzunehmen, um den Betroffenen, die nach dem beschriebenen Verfahren einen Medizinstudienplatz erhalten, einen möglichst reibungslosen Einstieg zu bieten.
Dieses Angebot kann – falls gewünscht – im Hinblick auf einen möglichen Studienplatz in Medizin auch von Mitgliedern der Chancengruppe wahrgenommen werden, denn auch für die Betroffenen dieser Gruppe wurde eine Lösung erarbeitet. Für sie wird nach Abschluss des koordinierten Nachrückens – also nach dem 30.09.2022 – ein s.g. „nachgestelltes koordiniertes Nachrückverfahren“ durchgeführt. Hierfür wurde heute in der Sitzung des Stiftungsrats der Stiftung für Hochschulzulassung ein verbindlicher Fahrplan für das weitere Vorgehen festgelegt: Vom 20. bis 23.9. wird bei den Betroffenen der Chancengruppe durch die Stiftung abgefragt, ob und wenn ja, mit welchen ihrer ursprünglichen Anträge sie am nachgestellten Nachrückverfahren teilnehmen möchten. Dieses wird ab dem 30.9. auf Basis der durch die Hochschulen gemeldeten Studienplätze von der Stiftung für Hochschulzulassung durchgeführt. Die Stiftung prüft dabei, ob die Bewerberinnen und Bewerber der Chancengruppe auf Grundlage ihres Rangplatzes im koordinierten Nachrücken für eine ihrer ZV- oder Orts-NC-Bewerbungen eine Zulassung erhalten hätten.
Universitätspräsident Prof. Dr. Enrico Schleiff: „Ich bin erleichtert und froh gleichermaßen, dass wir nunmehr beiden Gruppen – in einem zeitlich gestaffelten Verfahren – eine konkrete Lösung anbieten können, das den jeweiligen Wunschkonstellationen am nächsten kommt. In den letzten Wochen haben wir, und damit meine ich die Kolleginnen und Kollegen der Stiftung für Hochschulzulassung, der Universitäten und der Ministerien der Länder, enorme Anstrengungen unternommen, ein solches Verfahren rechtssicher und fair aufzubauen und umzusetzen. Mir ist bewusst, dass die Komplexität dieses Prozesses kaum vermittelbar ist und auch ich hätte mir schneller Lösungsvorschläge gewünscht, aber ich hoffe, dass die Betroffenen jetzt mit dem Licht am Ende des Tunnels ihr Studium aufnehmen und auf ihrem Lebensweg weitergehen können.“
Begriffsklärung Angebots- und Chancengruppe: Zu der sogenannten Angebotsgruppe gehören diejenige, die vor dem Medizinangebot aus Frankfurt bereits ein anderes Zulassungsangebot sicher hatten. Neben Angeboten für Medizin können das auch andere Wunschstudienplätze sein. Zur sogenannten Chancengruppe gehören jene, die zum Zeitpunkt der Annahme des Medizinstudienplatzes in Frankfurt kein anderes Platzangebot im Verfahren der Stiftung für Hochschulzulassung hatten.
Preisträger haben Wissen über die Entwicklung des Immunsystems auf neue Stufe gehoben
Die Immunologen Frederick W. Alt (73) von der Harvard Medical School und David G. Schatz (64) von der Yale Medical School erhalten den Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2023. Das gab der Stiftungsrat der Paul Ehrlich-Stiftung heute bekannt. Die beiden Forscher werden für die Entdeckung von Molekülen und Mechanismen ausgezeichnet, die unser Immunsystem zu der erstaunlichen Leistung befähigen, Milliarden verschiedener Antigene schon beim ersten Kontakt zu erkennen.
FRANKFURT. Über die Fähigkeit, Antigene abzufangen, verfügen sowohl die von B-Zellen gebildeten Antikörper als auch Strukturen auf der Oberfläche von T-Zellen. Zusammenfassend werden sie als Antigenrezeptoren bezeichnet. Ihre ungeheure Vielfalt ist in erster Linie einer lotterieähnlichen Kombination verschiedener Genbruchstücke zu funktionsfähigen Genen zu verdanken. Das wurde am Beispiel von Antikörpern vor fast 50 Jahren erstmals gezeigt. Die Details dieser somatischen Rekombination blieben aber weitgehend im Dunkeln, bevor Alt und Schatz zunehmend Licht in die Sache brachten. „Das Bild, das wir heute von der Diversifikation von Antigenrezeptoren im Immunsystem von Wirbeltieren haben, ist vor allem den beiden Preisträgern zu verdanken“, erklärt der Vorsitzende des Stiftungsrates, Prof. Dr. Thomas Boehm. „Sie haben unser Wissen über die Entwicklung des Immunsystems auf eine neue Stufe gehoben.“
Antigenrezeptoren sind Proteine, die aus konstanten und variablen Anteilen bestehen. In jedem Antikörper zum Beispiel sind zwei schwere und zwei leichte Ketten zu einem Ypsilon zusammengefügt. Von den variablen Anteilen in den Armen des Ypsilons hängt es ab, welches Antigen der Antikörper erkennen kann. In jeder B-Zelle in unserem Knochenmark reift ein anderer Antikörper heran. Insgesamt kann unser Körper rund zehn Milliarden verschiedene Antikörper bauen, obwohl er nur über rund 20.000 Proteinbaupläne in Form von Genen verfügt. Das gelingt ihm durch Anwendung eines außerordentlich wagemutigen Verfahrens, das das Zerschneiden und Zusammensetzen der Erbinformation DNA auf bestimmten Chromosomen heranreifender Lymphozyten zur Norm macht.
Diese Schnitte vollzieht der von David Schatz und Kollegen entdeckte Enzymkomplex RAG1/2 an vorbestimmten Stellen. Für die Bildung der variablen Anteile schwerer Antikörperketten liegen diese Stellen auf Chromosom 14. Dort flankieren sie relativ weit auseinanderliegende Abschnitte in drei verschiedenen Bereichen, die V (für variable), D (für diversity) und J (für joining) genannt werden. Aus jedem dieser Bereiche schneidet RAG1/2 für jeden Antikörper einen zufälligen Abschnitt heraus. DNA-Reparaturenzyme fügen daraus ein VDJ-Gen für die variable Region einer schweren Kette zusammen. Frederick Alt entdeckte die Reparaturenzyme, deren Zusammenwirken zur Verknüpfung der ausgeschnittenen Abschnitte führt. Im nächsten Schritt der B-Zell-Reifung werden auf vergleichbare Art die leichten Ketten gebildet, allerdings kommt es in diesem Fall nur zu einer VJ-Rekombination.
Die RAG-Enzyme wandern jedoch nicht ziellos durch den Zellkern unreifer Lymphozyten. Im Gegenteil, sie führen die Chromatinfäden, in denen die DNA platzsparend aufgewickelt ist, vorübergehend immer wieder zu V(D)J-Rekombinationszentren zusammen. Dort nehmen sie ein Chromatin-Scanning vor. Dabei zieht eine Chromatinschlaufe, die mehr als eine Million DNA-Buchstaben lang sein kann, durch das Rekombinationszentrum, so dass weit auseinanderliegende Textabschnitte sicher miteinander verknüpft werden können. Der von Frederick Alt beschriebene loop extrusion-Mechanismus der V(D)J-Rekombination erklärt in eleganter Weise, wie diese Schlaufen entstehen und durch das Rekombinationszentrum hindurchgezogen werden.
Frederick Alt hat weitere entscheidende Beiträge zum Verständnis der Antigenrezeptordiversität geleistet. So gelang es ihm zu zeigen, dass die kombinatorische Vielfalt durch das enzymatische Einfügen sehr kurzer zufälliger DNA-Sequenzen, N-Nukleotide genannt, an den Schnittstellen der zu verknüpfenden Gensegmente um ein Vielfaches gesteigert wird. In B-Zellen wird die Antikörper-Vielfalt durch das Phänomen der somatischen Hypermutation weiter potenziert. Dabei wird die normale Rate von Mutationen, die nur einen DNA-Buchstaben betreffen, in den Regionen der V-Segmente durch ein Enzym millionenfach erhöht. Alt, Schatz und andere zeigten auf, wie Enzym seine Arbeit zielgenau verrichtet. Damit schufen sie einen Rahmen zur Lösung der Frage, wie sich B-Zellen die enorme Mutationsfähigkeit von AID für die Antikörperreifung zunutze machen können, ohne Gefahr zu laufen, dabei tumorauslösende Mutationen zu erleiden.
Ohne den Rekombinations-aktivierenden Enzymkomplex RAG1/2 ist die Diversifikation von Antigenrezeptoren unmöglich, die Reifung der Lymphozyten gestört und ein schwerer Immundefekt die Folge. Umso bemerkenswerter ist es, dass RAG 1/2 ursprünglich offenbar ein springendes Gen war – ein Transposon. Das sind eigennützige DNA-Parasiten, die sich irgendwann in unser Genom eingeschlichen haben und dort von einer Stelle zu einer anderen gelangen können. Aufgrund ihrer unkontrollierten Verteilung können sie in die Entstehung von Krankheiten involviert sein. RAG1/2 stammt nach den Erkenntnissen von David Schatz von einem Transposon ab, das alle kiefertragenden Wirbeltiere, zu denen wir Menschen gehören, sehr früh in der Evolution zu ihren eigenen Zwecken gezähmt haben. Damit es nicht weiterspringen kann, mussten sie es fixieren. Welche biochemischen Mechanismen sie dafür anwandten, hat Schatz gezeigt. Außerdem konnte er in strukturbiologischen Studien den Akt der Transposition über mehrere Stufen nachvollziehen. Damit eröffnet er der Wissenschaft einen faszinierenden Blick zurück auf einen revolutionären Vorgang am Beginn der Wirbeltier-Evolution: Die Ausbildung des adaptiven Immunsystems zusätzlich zu der schon bestehenden angeborenen Immunität. An diesen Blick der Grundlagenforschung anknüpfend, wird die translationale Forschung neue therapeutische Perspektiven für Krankheiten erschließen können, bei denen unser Immunsystem eine entscheidende Rolle spielt.
Frederick W. Alt ist Charles A. Janeway Professor of Pediatrics und Director of the Program in Cellular and Molecular Medicine am Boston Children's Hospital, Howard Hughes Medical Institute Investigator und Professor of Genetics an der Harvard Medical School. https://www.childrenshospital.org/research/labs/alt-laboratory-research
David G. Schatz ist Professor of Molecular Biophysics and Biochemistry an der Yale University and Chairperson of the Department of Immunobiology an der Yale School of Medicine. https://medicine.yale.edu/profile/david_schatz/
Fotos der Preisträger sind unter www.paul-ehrlich-stiftung.de zur Verwendung hinterlegt.
Hintergrundinformation unter dem Titel „Beschützt von einem gezähmten Parasiten“.
Die Preise werden am 14. März 2023 um 17 Uhr vom Vorsitzenden des Stiftungsrates der Paul Ehrlich-Stiftung in der Frankfurter Paulskirche verliehen. Wir bitten Sie, dies bei Ihrer Terminplanung zu berücksichtigen. Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Weitere Informationen
Pressestelle Paul Ehrlich-Stiftung
Joachim Pietzsch
Tel.: +49 (0)69 36007188
E-Mail: j.pietzsch@wissenswort.com
www.paul-ehrlich-stiftung.de
Mehr Biodiversität in Frankfurt – das ist Ziel des gemeinsamen Ideenwettbewerbs von Goethe-Universität, Palmengarten, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Umweltdezernat der Stadt Frankfurt und Frankfurter Sparkasse.
Die erste Bewerbungsphase des Ideenwettbewerbs für Biodiversität startet heute. Engagierte Einzelpersonen und Gruppen können sich bis zum 15. November mit Projektideen für den Ideenwettbewerb für mehr Biodiversität in Frankfurt bewerben und bis zu 15.000 € Preisgeld gewinnen.
FRANKFURT. Die gemeinsame Initiative für den Wettbewerb stammt von der Goethe-Universität, dem Palmengarten, der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, dem Dezernat für Klima, Umwelt und Frauen der Stadt Frankfurt und der Frankfurter Sparkasse. Letztere stiftet das Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro (1. Preis), 10.000 Euro (2. Preis) und 5.000 Euro (3. Preis). Gesucht werden realisierbare Projektideen, die modellhaft, kreativ und wirkungsvoll die städtische Biodiversität in Frankfurt erhalten und fördern und dabei das Gemeinwohl der Stadtgesellschaft im Blick haben. Einzelpersonen können sich ebenso wie Schulklassen, Projektgruppen oder Vereine online auf der Projektwebseite mit ihren Konzepten zur Unterstützung bereits laufender Projekte oder neuer Projektideen bewerben.
Über die Gewinner*innen entscheidet eine Jury aus den austragenden Institutionen: Prof. Dr. Enrico Schleiff (Goethe-Universität), Dr. Julia Krohmer (Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung), Dr. Katja Heubach (Palmengarten), Rosemarie Heilig (Stadt Frankfurt) und Bernd Jenne (Frankfurter Sparkasse). Die Auswahl erfolgt in einem zweistufigen Verfahren. Aus den eingesandten Vorschlägen wählt die Jury zehn Ideen, die sogenannte „Shortlist“, aus. Die ausgewählten Gruppen oder Personen werden im Dezember 2022 bekanntgegeben und zur Ausarbeitung eines detaillierten Konzepts aufgefordert. Im Februar 2023 organisieren die beteiligten Institutionen einen Workshop, um die Ausarbeitung der zehn Ideen fachlich zu unterstützen. Voraussichtlich im März 2023 findet die Preisverleihung statt, bei der die drei Gewinner*innen benannt werden. Um die Projekte der gesamten Shortlist in ihrer Umsetzung zu unterstützen, benennen die Institutionen Pat*innen, die bei Rückfragen im direkten Austausch mit den Teilnehmenden stehen.
Auf der Projektwebseite www.ideen-biodiversitaet-frankfurt.de finden Interessent*innen und Bewerber*innen Informationen über den Ablauf und die Bewerbungsmodalitäten.
Zum Hintergrund: Städtische Biodiversität – also die Vielfalt der Ökosysteme, die genetische Vielfalt und der Reichtum an Arten bei Tieren, Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen – bietet zahlreiche Chancen für unser urbanes Zusammenleben. Diese Vielfalt ist in Gefahr: Der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) schätzt, dass weltweit rund eine Million Arten vom Aussterben bedroht sind. Veränderungen der Land- und Meeresnutzung, direkte Ausbeutung von Organismen, Klimaveränderungen, Verschmutzung und invasive Arten bewirken den massiven Rückgang von Arten und den Verlust von Ökosystemen. Dieser Entwicklung entgegenzuwirken ist eine der zentralen Aufgaben unserer Zeit, die eng verwoben ist mit drängenden Themen wie Ernährungssicherheit, Klimaschutz und -anpassung oder funktionierenden Stoffkreisläufen.
Weitere Informationen
www.ideen-biodiversitaet-frankfurt.de
Bilder zum Download: https://hessenbox-a10.rz.uni-frankfurt.de/getlink/fi6f2bZyFHz3oLvXvSEVhwwC/IWBF-2022-09-15
Bildtext: [Gestaltung: Max Köhler und Lukas Röber]
Weitere Informationen
Nachhaltigkeitsbüro der Goethe-Universität
Peggy Feige
Campus Westend
Theodor-W.-Adorno-Platz 1
60323 Frankfurt am Main
Telefon +49 (0)69 798-12359
E-Mail: feige@nachhaltigkeit.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank,
Pressereferent / stv. Leiter, Büro für PR & Kommunikation,
Telefon 069 798–13753, frank@pvw.uni-frankfurt.de
Internationale Konferenz an der Goethe-Universität diskutiert neue Ansätze des computerisierten adaptiven Testens
FRANKFURT. Tests, die sich bei der Anwendung an das befragte Individuum anpassen, sind mit Hilfe künstlicher Intelligenz zunehmend möglich. Dieses „adaptive Testen“ von menschlichen Eigenschaften wie Intelligenz oder Lesekompetenz steht im Zentrum einer Konferenz, die von Dienstag, 20. September, bis Donnerstag, 22. September, auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt stattfindet. Die „Conference of the International Association for Computerized Adaptive Testing – IACAT“, die in ihrer achten Auflage nach Tagungsorten wie Sydney, Princeton, Cambridge und Minneapolis nun in Frankfurt stattfindet, lädt führende Expertinnen und Experten aus der ganzen Welt zur Diskussion ein.
Die Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) eröffnen in vielen Bereichen des Lebens neue Möglichkeiten. Auch bei der Messung menschlicher Merkmale wie Lesekompetenzen von Kindern und Jugendlichen, Intelligenz, berufsbezogenen Aspekten oder Merkmalen körperlicher, psychischer und sozialer Gesundheit spielt sie in der Form des computerisierten adaptiven Testens (CAT) eine wachsende Rolle. Bei CAT werden die gestellten Fragen dynamisch an das untersuchte Individuum angepasst. Dies ermöglicht es, die interessierenden individuellen Merkmale sehr differenziert in kurzer Zeit zu ermitteln.
Bei der Frankfurter Tagung werden rund 150 Gäste aus 29 Staaten erwartet. Zur Anerkennung herausragender Leistungen in diesem jungen akademischen Feld wird außerdem der IACAT-Early Career Researcher Award verliehen. Er geht im Jahr 2022 an Professor Miguel A. Sorrel von der Autonomen Universität Madrid für seine Forschung zum adaptiven Testen. Von großem allgemeinen Interesse wird das von Vertretern der OECD organisierte Symposium zur Zukunft der PISA-Studie sein; am Nachmittag des 21. Septembers geht es um Möglichkeiten der adaptiven Umgestaltung dieser großen internationalen Bildungsvergleichsstudie. Die fünf Hauptvorträge der Konferenz werden kostenfrei als Video-Streams über die Konferenzhomepage www.iacat2022.com zur Verfügung gestellt.
Informationen und Anmeldung
Prof. Dr. Andreas Frey
Pädagogische Psychologie mit Schwerpunkt Beratung, Diagnostik und Evaluation
frey@psych.uni-frankfurt.de
Die Medien sind herzlich eingeladen, an der Konferenz teilzunehmen. Um vorherige Anmeldung wird gebeten. Auch Interviews im Vorfeld sind möglich.
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Abteilung PR & und Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de