​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – März 2019

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

 

Mär 29 2019
11:38

Frühere Vizepräsidentin der Goethe-Universität im Alter von 54 Jahren verstorben

Goethe-Universität trauert um Brigitte Haar

FRANKFURT. Die Goethe-Universität trauert um ihre frühere Vizepräsidentin, Frau Professor Dr. Brigitte Haar. Die Professorin für Bürgerliches Recht, deutsches, europäisches und internationales Wirtschaftsrecht, Law and Finance und Rechtsvergleichung verstarb am 27. März 2019 in Frankfurt im Alter von 54 Jahren nach langer schwerer Krankheit. 2004 war sie an die Goethe-Universität berufen worden.

Brigitte Haar war als Juristin an der Schnittstelle zwischen Rechts- und Wirtschaftswissenschaften national und international sehr profiliert: Gastprofessuren führten sie an die University of Pennsylvania und die Columbia Law School. An der Columbia war sie Principal Investigator beim Global Law in Finance-Network. An der Goethe-Universität lag ihr besonders das Graduiertenkolleg Law and Economics of Money and Finance am Herzen, auf dessen Einwerbung sie mit gutem Recht stolz war und dessen treibende Kraft sie gewesen ist. Sie war Präsidiumsmitglied des House of Finance und Mitglied des Scientific Board von SAFE. Zudem war sie Vertrauensdozentin der Studienstiftung des Deutschen Volkes.

Auch in der Praxis war ihr Rat geschätzt: Seit 2013 war Brigitte Haar Mitglied im Verwaltungsrat der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. 2017 wurde sie in diesem Amt nochmals bestätigt.

Von 2015 bis 2018 war sie Vizepräsidentin für Internationalisierung der Goethe-Universität. In diesem wichtigen Leitungsamt war sie entscheidende Impulsgeberin für die weitere Internationalisierung der Goethe-Universität. In ihre Amtszeit fallen wichtige Weichenstellungen für die Strategischen Partnerschaften mit führenden Universitäten auf der ganzen Welt.

Universitätspräsidentin Prof. Dr. Birgitta Wolff trauert: „Prägend für Brigitte Haar war eine charakteristische Kombination von Bestimmtheit und Bescheidenheit. So wirkte sie in unserem Präsidialteam. Noch vor wenigen Tagen war ich bei ihr und habe bewundert, wie tapfer sie kämpft. Zugleich war sie noch immer neugierig auf die Entwicklungen in der Uni. Auch ihren Humor hatte sie nicht verloren. Als uns die Nachricht von ihrem Tod erreichte, waren wir fassungslos. Wir trauern um sie und werden in ihrem Spirit weiterarbeiten.“

Der Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaft, Prof. Dr. Albrecht Cordes, sagte: „Mit Brigitte Haar verliert unser Fachbereich eine herausragende, international vernetzte Wissenschaftlerin. Sie hat stets uneitel, aber entschlossen für die Angelegenheiten gekämpft, die ihr wichtig waren. Für viele junge Frauen in ihrem immer noch von Männern dominierten Feld wurde sie so zum Vorbild. Ihr Vermächtnis wird uns ein dauerhafter Ansporn bleiben.“

Foto zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/77082401

 

Mär 28 2019
12:14

Goethe-Uni wirbt drei ERC-Advanced Grants ein/ Insgesamt rund 7,7 Millionen Euro für fünf Jahre

EU fördert Forschung zu synthetischen Wirkstoffen,  Cookies im Internet und sozialer Ungleichheit

FRANKFURT. Drei ERC-Advanced Investigator Grants des Europäischen Forschungsrats mit einer Gesamtfördersumme von 7,7 Millionen Euro gehen an Forscher der Goethe-Universität Frankfurt. Der Soziologe Prof. Markus Gangl befasst sich mit der Frage, ob ökonomische Ungleichheit zu einer Bedrohung für liberale Gesellschaften werden kann. Der Betriebswirt Prof. Bernd Skiera untersucht die wirtschaftliche Dimension von Cookies, und Helge Bode, Professor für Molekulare Biotechnologie, will neue Wirkstoffe nach dem Vorbild der Natur suchen.

„Zum ersten Mal ist es der Goethe-Universität gelungen, drei ERC-Projekte gleichzeitig in einer Ausschreibungsrunde einzuwerben. Das ist eine ganz besondere Herausforderung für uns, ich freue mich riesig“, kommentiert Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff die Bekanntgabe der Preisträger. „Die Entwicklung synthetischer Wirkstoffe aus Naturstoffen, die Erforschung ökonomischer Mechanismen im Internet sowie die wissenschaftliche Auslotung des Zusammenhangs zwischen sozialer Ungleichheit und gesellschaftlicher Stablität – mit diesen Projekten gehen unsere Wissenschaftler wichtigen Fragen der Gegenwart auf den Grund“, so Wolff.

Projekt „SYNPEP“ programmiert natürliche Peptide zu Wirkstoffen um
Viele klinisch genutzte Wirkstoffe sind Peptide, die oft von Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilzen produziert werden. Dazu gehören so wichtige Antibiotika wie Vancomycin, Daptomycin oder Penicillin, aber auch Immunsuppresiva wie Ciclosporin oder Krebs-Medikamente wie Bleomycin. Will man diese Peptide verändern, muss man die beteiligten Enzyme umprogrammieren. Dadurch können dann auch nicht-natürliche Peptide erzeugt werden, die es so in der Natur nicht gibt und die unter Umständen bessere Eigenschaften aufweisen. Dies ist das Ziel von SYNPEP (Synthetic biology of non-ribosomal peptide synthetases to generate new peptides) von Helge B. Bode, Professor für Molekulare Biotechnologie am Fachbereich Biowissenschaften der Goethe Universität. Das Projekt wird über fünf Jahre mit 3.16 Millionen Euro gefördert.

Helge Bode wurde 2008 als Merck-Stiftungsprofessur für Molekulare Biotechnologie an die Goethe Universität berufen. Seit 2018 ist er Professor für Molekulare Biotechnologie. Er arbeitet zu allen Aspekten mikrobieller Naturstoffe, wobei der Schwerpunkt auf der natürlichen Funktion dieser Moleküle liegt. Diese erforschte er u.a. von 2013 bis 2018 im Rahmen eines ERC Starting Grants. Sein zweiter Schwerpunkt ist die Manipulation von nicht-ribosomalen Peptidsynthetasen, die im Fokus des jetzt bewilligten ERC Advanced Grants stehen.

Projekt „POLAR“ nimmt die Folgen sozialer Ungleichheit in den Blick
Prof. Markus Gangl wurde mit einem Advanced Grant für das Forschungsprojekt POLAR (Polarization and its discontents: does rising economic inequality undermine the foundations of liberal societies?) ausgezeichnet. Das Projekt wird sich der Frage widmen, ob die zunehmende ökonomische Ungleichheit dazu beiträgt, wichtige Grundpfeiler westlich-liberaler Gesellschaften zu unterminieren. Prof. Gangl und sein Projektteam werden Befragungsdaten aus etwa 30 Ländern nutzen, um die Zusammenhänge zwischen wachsender Ungleichheit einerseits und sozialer Mobilität, gesellschaftlichem Zusammenhalt und der Zustimmung zu demokratischen Werten und Institutionen andererseits empirisch zu beleuchten. Die Fördersumme beträgt knapp 2,5 Millionen Euro.

Markus Gangl ist seit 2011 Professor für Soziologie mit dem Schwerpunkt Sozialstruktur und Sozialpolitik an der Goethe-Universität und gleichzeitig Honorary Fellow am Department of Sociology der University of Wisconsin-Madison, USA. Zuvor hatte er Professuren an der University of Wisconsin-Madison und an der Universität Mannheim inne. Prof. Gangl ist gewähltes Mitglied der Leopoldina (Nationale Akademie der Wissenschaften), gewähltes Mitglied des Boards des Research Committee 28 (Social stratification and mobility) der International Sociological Association und als Editor-in-Chief des European Sociological Review derzeit Herausgeber der wichtigsten europäischen Fachzeitschrift seiner Disziplin. Aktuell leitet er u.a. das ebenfalls vom European Research Council (ERC) geförderte CORRODE-Projekt, in welchem die sozio-ökonomischen Folgen der Finanzkrise empirisch untersucht werden.

Projekt „COOKIES“ untersucht den Wert von Cookies für Werbende
Cookies ermöglichen es Unternehmen, Informationen über Nutzer im Internet zu sammeln. Diese Informationen dienen auch dazu, die Erlöse aus Online-Werbung zu steigern, die Webseiten benötigen, um weiterhin kostenlos nutzbar zu sein. Das Sammeln von Informationen schränkt jedoch die Privatsphäre der Nutzer ein. Deswegen begrenzt die EU die Verwendung von Cookies (z.B. über die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) oder die geplante ePrivacy-Verordnung).

Über den Wert von Cookies für Werbetreibende gibt es bisher nur sehr wenig empirisches Wissen. Deshalb kann die Politik nur schwer abwägen, ob die Beschränkungen für Cookies im Interesse der Privatsphäre nicht mit hohen Verlusten für Unternehmen einhergehen, deren Förderung auch ein politisches Ziel ist. Diese Wissenslücke soll das Forschungsprojekt COOKIES (Economic Consequences of Restrictions on the Usage of Cookies) von Prof. Bernd Skiera schließen.
Dafür sollen mehrere Datensätze analysiert werden, u.a. einen Cookie-Datensatz, der Preise für Online-Werbung von mehr als 2,8 Milliarden (anonymen) Cookies enthält und einen Implementierungsdatensatz, der zeigt, wie Tausende von Webseiten die 2018 in Kraft gesetzte EU-Datenschutzgrundverordnung implementiert haben. Die Fördersumme beträgt knapp 2 Millionen Euro.

Bernd Skiera hat seit 1999 die Professur für Electronic Commerce an der Goethe-Universität inne. Das Handelsblatt kürte ihn in seinem jüngsten Ranking (2014) zum forschungsstärksten BWL-Professor in Deutschland, Österreich und der Schweiz. 13 seiner früheren Doktorandinnen und Doktoranden sind heute Professoren in Deutschland, Österreich, USA, England und Spanien, neun davon auf Lebenszeitstellen.

Bilder zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/77056325

Informationen: Prof. Dr. Helge B. Bode, Institut für Molekulare Biowissenschaften, Fachbereich Biowissenschaften, Campus Riedberg, Telefon (069) 789-29557, H.Bode@bio.uni-frankfurt.de; Prof. Dr. Markus Gangl. Institut für Soziologie, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Campus Westend, Telefon 069 798-36633, E-Mail mgangl@soz.uni-frankfurt.de; Prof. Dr. Bernd Skiera, Professur für Betriebswirtschaftslehre, insb. Electronic Commerce, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Campus Westend, Telefon 069 798-34649, E-Mail skiera@wiwi.uni-frankfurt.de; Homepage: https://www.marketing.uni-frankfurt.de/professoren/skiera/prof-dr-bernd-skiera.html.

 

Mär 27 2019
11:45

U4-Verlängerung: Goethe-Universität erwartet mehr Engagement der Stadt für die Anbindung des Campus Westend 

Weichenstellung für mehr nachhaltige Mobilität!

FRANKFURT. Frankfurt und die Goethe-Universität befinden sich in einem dynamischen Prozess der Weiterentwicklung und des Wachstums: „Für Stadt und Region ist die Goethe-Universität ein starker Magnet für die Gewinnung junger Menschen und innovativer Köpfe aus aller Welt“, sagte Universitätspräsidentin Prof. Dr. Birgitta Wolff. „Bis 2030 werden täglich 10 bis 12.000 Menschen mehr als heute auf den Campus Westend der Goethe-Universität strömen, 80 bis 90 Prozent davon mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Damit steht die Stadt vor einer wichtigen verkehrspolitischen Weichenstellung!“ Mit einem Anschluss des Campus Westend an die U4 könne die Stadt Frankfurt – wie bereits in vielen großen Städten Deutschlands mit Universitäten der Fall – ein starkes Zeichen für eine bessere Vernetzung des Campus Westend mit der Stadt und dem Hauptbahnhof sowie für mehr nachhaltige Mobilität setzen. Gleichzeitig stärke dies die Entwicklung der Campusmeile, so die Uni-Präsidentin.

„Die gegenwärtige Realität am Campus Westend in Sachen Mobilität ist sehr unbefriedigend“, erklärte der Mobilitätsforscher Prof. Dr. Martin Lanzendorf: „Die Wege zum Campus Westend der Goethe-Universität mit öffentlichen Verkehrsmitteln, insbesondere über die U-Bahn-Linien mit dem hochfrequentierten Haltepunkt ‚Holzhausenstraße', sind inzwischen chronisch überlastet.“ An einem Ausbau der seit dem Jahr 1968 in unveränderter Größe betriebenen U-Bahn-Station führe schon aus Sicherheitsgründen kein Weg vorbei.

Die große Zahl derzeit und künftig entstehender Neubauten im Norden des Campus Westend ließen sich zudem über die U-Bahn-Haltestelle Holzhausenstraße nicht mehr erschließen, so der Mobilitätsforscher. Der derzeit in Realisierung befindliche dritte Bauabschnitt auf dem Campus Westend, das Studierendenhaus, das neue Center for Humanities, der geplante Bau der Universitätsbibliothek sowie die Verlagerung von zwei Leibniz-Instituten auf den Campus Westend und nicht zuletzt auch der Bau des Adorno-Gymnasiums werden die heutigen Nutzerzahlen auf dem Campus Westend um weitere 30 Prozent steigern. Da mutmaßlich mehr als 80 % dieser Menschen den ÖPNV nutzen, sei dies mit der gegenwärtigen Verkehrsinfrastruktur nicht mehr zu bewältigen. Von städtischer Seite müsse daher entschieden gehandelt werden. Allein nach der Verlagerung der Universitätsbibliothek von Bockenheim an den Campus Westend werden künftig mindestens 750.000 Menschen mehr pro Jahr den Campus Westend frequentieren, rund 2.500 am Tag.

Frank Nagel, Vorsitzender des Fachausschuss Verkehr der CDU Frankfurt, betonte: „Der Campus Westend wächst künftig im Nordwesten besonders stark. Daher hat die Realisierung der vom Magistrat der Stadt Frankfurt noch im Juli 2015 leicht favorisierten Planungsvariante ‚Ginnheimer Kurve' mit einer U-Bahn-Campus-Station langfristig den höchsten erwartbaren Nutzwert. Mit einer solchen Trassenführung werden deutlich mehr Menschen ans U-Bahn-Netz angebunden, als dies bei der anderen derzeit öffentlich diskutierten Streckenvariante der Fall ist.“ Sogar eine Station auf dem Campus Westend zwischen Hörsaalzentrum und dem Gebäude der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften (RuW) sei vorstellbar. Nagel forderte den Verkehrsdezernenten auf, jetzt zügig der Öffentlichkeit Informationen über die Kosten der verschiedenen Varianten und eine aktuelle Kosten-Nutzen-Untersuchung vorzulegen.“

Laut Verkehrszählungen von traffiQ bewegen sich allein auf den Linien U1, U2, U3, U8, U9 inzwischen mehr als 120.000 Menschen pro Tag – Tendenz weiter steigend. Damit ist die Strecke die meistfrequentierte U-Bahn-Strecke in Frankfurt überhaupt. Ein entscheidender Grund für die verstärkte Nutzung dieser Strecke ist auch der starke Anstieg an Studierenden und Mitarbeitenden auf dem Campus Westend auf heute weit mehr als 30.000 Personen seit 2001. Auch das Verkehrsverhalten hat sich stark geändert: Dank Semesterticket und Hessen-Ticket steigen immer mehr Studierende und Beschäftigte auf öffentliche Verkehrsmittel um.

Sebastian Heidrich, Verkehrsreferent des AStA, sieht die Stadt in der Pflicht, mehr für die Studierenden und eine nachhaltige Mobilität zu tun. „Etwa 48.000 Studierende sind heute an der Goethe-Universität eingeschrieben, über 30.000 davon allein am Campus Westend. Wir finden es ärgerlich, dass angesichts immer größerer Entfernungen, die Studierende heute täglich wegen hoher Frankfurter Mietpreise pendeln müssen, keine direkte U-Bahn-Anbindung an den Frankfurter Hauptbahnhof besteht.“ Aufgrund der schlechten Anbindung verlieren viele Studierende Tag für Tag viel Zeit, die dann zum Lernen fehlt. Der Anteil studentischer ÖPNV Nutzer ließe sich im Vergleich zu heute noch deutlich weiter steigern, wenn eine Anbindung des Campus Westend an die U4 erfolge. In der mangelnden Bereitschaft der Stadt, sich um die Universität zu kümmern, sieht Heidrich auch ein Mentalitätsproblem: „Trotz inzwischen über 80.000 Studierender begreift sich Frankfurt weiterhin nicht als Studierendenstadt. Studierende sind hier immer noch kaum ein relevanter Faktor.“

Dr. Sönke Bästlein, Mitglied des Hochschulrats erinnerte daran, dass das Land Hessen mit einer Milliardeninvestition die fast vollständige Erneuerung der Goethe-Universität finanziert. Er sieht die Stadt Frankfurt in der Verantwortung, die Universität, immerhin die drittgrößte in Deutschland, durch eine angemessene Infrastruktur mit der Stadt zu vernetzen, wie auch die Universitätsstandorte untereinander, da die Fachbereiche zunehmend interdisziplinär arbeiten. „Wenn der Campus Bockenheim und die Universitätsbibliothek verlagert werden, dann braucht der Campus Westend auch seine eigene 'Bockenheimer Warte'. Die Goethe-Universität ist aus der einzigartigen bürgerschaftlichen Tradition zum Wohle Frankfurts entstanden, sie kann langfristig nur attraktiv bleiben, wenn die Stadt sie mit ihren Verkehrsadern in das Stadtleben einbindet.“

 

Mär 26 2019
11:04

Klein-, Groß- und Patchwork-Familien sind Themenschwerpunkt auf der Jahrestagung der Analytischen Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten an der Goethe-Universität

Geschwister kann man sich nicht aussuchen

FRANKFURT. Die 66. Jahrestagung der Vereinigung Analytischer Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten in Deutschland (VAKJP), die vom 4. bis 7. April auf dem Campus Westend der Goethe-Universität stattfindet, beschäftigt sich mit Geschwisterbeziehungen. Nicht nur die Patchwork-Familie wird dabei thematisiert, in zahlreichen Workshops und Vorträgen geht es unter anderem auch um Geschwister-Szenen in der psychoanalytischen Familientherapie.

Ob Einzelkind, Erstgeborener, Sandwichkind oder Nesthäkchen – man wird in eine Gruppe geboren und muss in ihr seinen Platz finden. Aber was folgt eigentlich aus dieser Geburtenfolge – prägt sie wirklich die eigene Persönlichkeit, gar das weitere Lebensschicksal? Wurde und wird die Bedeutung der geschwisterlichen Beziehungen als Ressource, als Zuneigung und Unterstützung innerhalb des psychoanalyischen Diskurses vernachlässigt? All das werden die rund 250 Kinder-und Jugendlichen-Psychotherapeuten auf ihrer Jahrestagung diskutieren.

Eröffnet wird die Jahrestagung mit einem öffentlichen Vortrag von Prof. Marianne Leuzinger-Bohleber, die bis 2016 geschäftsführende Direktorin des Frankfurter Sigmund-Freud-Instituts war,

Titel:Loving Vincent – Entwicklungspsychologische und psychoanalytische Überlegungen zur Ambivalenz in Geschwisterbeziehungen
am Donnerstag, dem 4. April um 20.00 Uhr
im Hörsaalzentrum auf dem Campus Westend der Goethe-Universität, Hörsaal HZ 3.

Im Mittelpunkt steht des Vortrags steht der eindrückliche Film von Dorota Kobieta und Hugh Welchman (2017) über einen Brief von Vincent van Gogh an seinen Bruder Theo, der erst nach seinem Tod gefunden wurde. Im Hauptteil des Vortrags geht es um den Einfluss früher Geschwisterbeziehungen auf aktuelle Beziehungen in Peergroups (Forschungsgruppen, Arbeitsbeziehungen, Freundschaften). Dort werden diese frühen Beziehungen unbewusst wiederbelebt und können so zur unerkannten Quelle von intensiven Sehnsüchten, Phantasien und Konflikten werden. Anhand einiger Beobachtungen aus dem Pilotprojekt „STEP-BY-STEP“ zur Unterstützung von Geflüchteten in der Erstaufnahmeeinrichtung „Michaelisdorf“ in Darmstadt wird zudem illustriert, welchen entscheidenden Einfluss traumatische Erfahrungen auf Geschwisterbeziehungen ausüben.

Informationen: Dr. Kerstin Graupner, Verantwortliche für die Pressearbeit der VAKJP, k.graupner@hamburglive.com, Tel. 0171 5329633.

Das vollständige Programm der Jahrestagung finden Medienvertreter hier: https://www.vakjp.de/dateien/JT2019_Programm.html

Um vorherige Anmeldung wird gebeten. Darüber hinaus vermitteln wir vorab und während der Tagung Kontakte zu Gesprächspartnern.

 

Mär 21 2019
19:00

Direkte Verkettung von Stickstoffmolekülen gelungen

Durchbruch in der Stickstoffchemie

FRANKFURT. Stickstoff macht über 78 Prozent der Atemluft aus. Er ist das Element, das auf der Erde am häufigsten in seiner reinen Form vorkommt. Der Grund für diese Fülle an elementarem Stickstoff ist die unglaubliche Stabilität des Moleküls N2, das aus zwei Stickstoffatomen besteht. In dieser Form kommt der meiste Stickstoff auf der Erde vor. Nur in extremen Umgebungen, etwa in der Ionosphäre, kann N2 zu längeren Stickstoffketten zusammengefügt werden, die N4-Ionen mit sehr kurzer Lebensdauer bilden.

Trotz seiner Trägheit kann die Natur den Luftstickstoff als wichtigen Rohstoff nutzen. In biologischen Systemen kann die sehr starke Stickstoff-Stickstoff-Bindung in N2 gespalten und Ammoniak (NH3) erzeugt werden. Letzteres wird dann zur Stickstoffquelle für die gesamte Nahrungskette auf der Erde.

Völlig neue chemische Reaktion 

Der Mensch nutzt das Haber-Bosch-Verfahren, um Stickstoff zu Ammoniak zu zerlegen. Dieses wird dann zu Düngemitteln weiterverarbeitet. Oder es liefert Stickstoff unter anderem für die Herstellung von Pigmenten, Kraftstoffen oder Pharmazeutika. Die Herstellung von Verbindungen, die Ketten aus zwei, drei oder vier Stickstoffatomen enthalten – solche sind beispielsweise für blutgefäßerweiternde Medikamente von Bedeutung – erfordert den Zusammenbau von Monostickstoffmolekülen wie Ammoniak, da keine direkte Reaktion existiert, die Distickstoffmoleküle direkt verbinden kann.

Forschungsteams von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und der Goethe-Universität Frankfurt stellen nun im Journal „Science“ eine völlig neue chemische Reaktion vor. Das neue Verfahren nutzt borhaltige Moleküle, um zwei Moleküle N2 direkt zu einer N4-Kette zu koppeln. Erstmals ist es ihnen gelungen, zwei Moleküle N2 direkt miteinander zu koppeln, ohne sie vorher in Ammoniak aufspalten zu müssen. Diese neue Methode könnte die direkte Erzeugung längerer Stickstoffketten ermöglichen.

Weg zu einer neuen Chemie 

Der neue Syntheseweg funktioniert unter sehr milden Bedingungen: bei minus 30 Grad Celsius und unter einem moderaten Stickstoffdruck von rund vier Bar. Er erfordert zudem keinen Übergangsmetallkatalysator, im Gegensatz zu fast allen biologischen und industriellen Reaktionen von Stickstoff. 

„Damit wird der Weg frei für eine Chemie, mit der völlig neue, kettenförmige Stickstoffmoleküle synthetisiert werden können“, sagt JMU-Chemieprofessor Holger Braunschweig. Erstmals könnten nun auch Stickstoffketten, die eine spezielle Variante von Stickstoff (15N-Isotope) enthalten, problemlos hergestellt werden. Dieser wissenschaftliche Durchbruch basiert auf der experimentellen Arbeit von JMU-Postdoc Dr. Marc-André Légaré und Doktorand Maximilian Rang.

Theoretische Erkenntnisse der Goethe-Universität 

Doktorandin Julia Schweizer und Professor Max Holthausen von der Goethe-Universität Frankfurt waren für den theoretischen Teil der Arbeit zuständig. Sie beschäftigten sich mit der Frage, wie die vier Stickstoffatome chemisch verbunden sind. „Mithilfe aufwändiger Computersimulationen gelang es uns, die unerwartet komplizierten Bindungsverhältnisse in diesen wunderschönen Molekülen zu verstehen. Damit können wir zukünftig Prognosen zur Stabilität solcher Stickstoffketten aufstellen und unsere experimentellen Partner bei der Weiterentwicklung ihrer Entdeckung unterstützen“, sagt der Frankfurter Chemieprofessor. Das nächste Ziel der Forschungsteams ist es, die neuen Stickstoffketten in organische Moleküle zu integrieren, die für Medizin und Pharmazie relevant sind und insbesondere die Herstellung ihrer 15N-Analoga ermöglichen.

Publikation: The Reductive Coupling of Dinitrogen. Marc-André Légaré, Maximilian Rang, Guillaume Bélanger-Chabot, Julia I. Schweizer, Ivo Krummenacher, Rüdiger Bertermann, Merle Arrowsmith, Max C. Holthausen und Holger Braunschweig. Science, 22. März 2019, DOI: 10.1126/science.aav9593

Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://uni-frankfurt.de/76939366 

Bildtext: Erstmals wurden zwei Moleküle Luftstickstoff (blau, Mitte) von Chemikern aus Würzburg und Frankfurt direkt miteinander gekoppelt. 

Bildrechte: Dr. Rian Dewhurst / Dr. Marc-André Légaré / Universität Würzburg 

Informationen: Prof. Dr. Max Holthausen, Institut für Anorganische und Analytische Chemie, Fachbereich 14, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-29412, max.holthausen@chemie.uni-frankfurt.de Prof. Dr. Holger Braunschweig, Institut für Anorganische Chemie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, h.braunschweig@uni-wuerzburg.de

 

Mär 20 2019
11:34

Innovative Methode führte zur Gründung des Start-up Vivlion GmbH

CRISPR/Cas-Bibliotheken eröffnen neue Chancen für die Krebsforschung

FRANKFURT. Die „CRISPR/Cas“-Technologie ermöglicht es, Gene gezielt auszuschalten, indem sie DNA an vorab festgelegten Stellen schneidet. Dazu versieht man das Cas-Enzym mit einer Art genetischer Postleitzahl. Mit einer ganzen Bibliothek solcher Postleitzahlen wäre es möglich, in einem einzigen Experiment viele Bereiche der Erbsubstanz parallel prüfen, um beispielsweise festzustellen, welche Gene für das Überleben von Krebszellen wichtig sind. Das könnte die Suche nach neuen Medikamenten revolutionieren.

Leider ist es jedoch schwierig, Bibliotheken herzustellen, die alle für die verschiedenen Zielorte benötigten Postleitzahlen beinhalten. Forschern der Goethe-Universität ist es nun gelungen, dieses Problem zu lösen. Wie Dr. Manuel Kaulich im Fachjournal „eLife“ berichtet, hat er gemeinsam mit Kollegen eine Methode gefunden, mit der sich Bibliotheken in allen Größenordnungen zuverlässig herstellen lassen. „Mit der 3Cs-Technologie ist es uns gelungen, erstmals eine Bibliothek anzufertigen, mit der man das ganze Genom gleichzeitig untersuchen kann – also auch die Regionen außerhalb von Genen. Insgesamt enthält unsere Bibliothek 16,5 Millionen einzigartige Zieladressen“, berichtet Kaulich, der am Institut für Biochemie II eine unabhängige Forschungsgruppe leitet.

Die nach dieser Methode produzierten CRISPR/Cas-Reagenzien können zum Beispiel dazu verwendet werden, nach den Gründen für die bei Krebstherapien immer wieder auftretenden Resistenzen gegen Chemotherapeutika zu fahnden. Das ist insbesondere deshalb so spannend, weil in den 98 Prozent unserer DNA, die keine Gene enthalten, zahlreiche wichtige Steuerelemente vermutet werden.

Die Idee zu 3Cs-Methode kam Manuel Kaulich gemeinsam mit Dr. Andreas Ernst, der seinerzeit ebenfalls Gruppenleiter am Institut für Biochemie II war. „Wir haben uns über unsere Fachgebiete unterhalten, die methodisch recht verschieden sind, und plötzlich war da dieser zündende Funke, wie man die Vorteile des einen mit dem anderen verbinden könnte“, so Kaulich und Ernst.

Seither hat Manuel Kaulich zahlreiche weitere Kooperationen etabliert, zum Beispiel mit Dr. Anja Bremm, ebenfalls Gruppenleiterin am Institut für Biochemie II, um die biologische Relevanz einer bestimmten Proteinklasse zu untersuchen. Gemeinsam mit Institutsdirektor Prof. Ivan Dikic hat er das „Frankfurt CRISPR/Cas Screening Center“ (FCSC) eingerichtet, das die Technologie für die Erforschung unbekannter zellulärer Funktionen breit anwendbar machen soll. Ivan Dikic kommentiert: “Diese spannende Entdeckung ist auch der Kultur an unserem Institut zu verdanken, die in besonderem Maße die Kreativität, neue Ideen und Kooperationen zwischen Gruppen beflügelt."

Inzwischen hat die Goethe-Universität über Ihre Technologietransfer-Tochter Innovectis die zündende Idee zum Patent angemeldet. Sie bildet die Grundlage für das ausgegründete Start-up Unternehmen Vivlion GmbH, das kürzlich unter Beteiligung der Goethe-Universität von drei Mitarbeitern des Instituts für Biochemie II gegründet wurde. Dazu Vizepräsident Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz: „Dies ist ein Meilenstein für die Goethe-Universität: Vivlion ist das erste Start-Up, das unter Beteiligung von Mitarbeitern der Goethe-Universität gegründet wurde.“ 

Den Weg hatte ebenfalls die Innovectis geebnet. Geschäftsführer Martin Raditsch: „Die erfolgreiche Ausgründung der Vivlion GmbH aus der Goethe-Universität freut mich sehr, denn hier treffen eine vielversprechende Technologie aus einer hervorragenden Arbeitsgruppe mit einem perfekt aufgestellten Gründer-Team zusammen.“ Das Unternehmen wird in den nächsten Monaten die ersten 3Cs-Reagenzien auf den Markt bringen.

Publikation: Wegner M, Diehl V, Bittl V, de Bruyn R, Wiechmann S, Matthes Y, Hebel M, Hayes MG, Schaubeck S, Benner C, Heinz S, Bremm A, Dikic I, Ernst A, Kaulich M. Circular synthesized CRISPR/Cas gRNAs for functional interrogations in the coding and noncoding genome. Elife. 2019 Mar 6;8. pii: e42549. doi: 10.7554/eLife.42549. https://elifesciences.org/articles/42549

Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/76899967

Bildtext: Das Team von Manuel Kaulich (2.v.r.) im Labor. Foto: Uwe Dettmar

Informationen: Dr. Kerstin Koch, Institut für Biochemie II, Universitätsklinikum, Tel.: (069) 6301 84250, k.koch@em.uni-frankfurt.de

 

Mär 19 2019
15:41

Informationsabend für Betroffene und Interessierte im Rahmen einer bundesweiten Studie zur Therapie „Anhaltender Trauer“ 

Vortrag: „Ab wann wird Trauer zur Krankheit?“

FRANKFURT. Im Rahmen eines Informationsabends im Zentrums für Psychotherapie der Goethe-Universität Frankfurt erhalten Interessierte sowie Betroffene die Möglichkeit, sich allgemein über das Thema Trauer zu informieren. Neben einer allgemeinen Einführung werden mögliche Risikofaktoren, mögliche Folgen sowie auch Behandlungsmöglichkeiten vorgestellt. Dabei soll auch näher auf eine mögliche Behandlung im Rahmen der Studie „PROGRID“ (die Abkürzung steht für „Prolonged Grief Disorder“, dem englischen Ausdruck für Anhaltende Trauerstörung) eingegangen werden. Der Vortrag wird von der Studienkoordinatorin M.Sc. Octavia Harrison gehalten. Sie behandelt auch selbst Betroffene im Rahmen der Studie.

Vortrag und Informationsabend / Donnerstag, den 28.03.2019, von 18.30 bis 20 Uhr in den Räumlichkeiten des Zentrums für Psychotherapie der Goethe-Universität. Raum 408, 4. Stock, Varrentrappstraße 40-42, 60486 Frankfurt.

Zum Hintergrund: Alle Menschen machen im Laufe ihres Lebens die Erfahrung, dass ein geliebter Mensch stirbt. Obwohl Trauer meist individuell erlebt wird, ähneln sich die Reaktionen auf den Verlust einer geliebten Person bei den meisten Menschen. Die Hinterbliebenen erfahren nach dem Verlust einer Bezugsperson oftmals eine große Sehnsucht, die jedoch nach einigen Wochen und Monaten wieder abnimmt. Den Betroffenen fällt es dann wieder leichter, Alltagsaktivitäten nachzugehen und soziale Kontakte zu pflegen Trauer stellt somit einen zwar schmerzlichen, aber auch natürlichen Prozess im Leben dar. Allerdings gibt es Menschen, die besonders lange und intensiv unter dem Verlust leiden und dadurch anhaltend in ihrer Lebensführung beeinträchtigt sind. Studien gehen davon aus, dass etwa fünf Prozent der Trauernden eine sogenannte „Anhaltende Trauerstörung“ entwickeln. Kernsymptome der Anhaltenden Trauerstörung sind eine intensive Sehnsucht nach bzw. Beschäftigung mit der verstorbenen Person, begleitet von starken Gefühlen wie Schmerz, Wehmut, Trauer oder auch Schuldgefühlen. Betroffenen fällt es zudem oft schwer, den Tod der geliebten Person zu akzeptieren.

Bereits seit Juni 2017 bietet das Zentrum für Psychotherapie im Rahmen der Studie „PROGRID“ Betroffenen zwei verschiedene Therapieprogramme zur Behandlung Anhaltender Trauer an. Bei beiden Therapieprogrammen handelt es sich um Einzeltherapien, die aus 20 wöchentlich stattfindenden Sitzungen bestehen. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Die erste Behandlungsform konzentriert sich dabei insbesondere auf die Trauer selbst, während die zweite Behandlungsform insbesondere die durch Trauer verursachten Schwierigkeiten im Alltag näher betrachtet.

Die Studie, die nicht nur in Frankfurt, sondern auch an drei weiteren Standorten in Deutschland durchgeführt wird (Marburg, Ingolstadt & Leipzig), wird von der renommierten Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Bisher konnten bereits einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Studie aufgenommen werden und erste Therapien erfolgreich abgeschlossen werden.

„Wir freuen uns sehr, dass sich bereits viele Betroffene bei uns gemeldet haben und wir ihnen so haben weiterhelfen können, denn oft sind Betroffene bereits länger auf der Suche nach einem passenden therapeutischen Angebot, was den Leidensdruck nur weiter erhöht“, berichtet Privatdozentin Dr. Regina Steil, Leiterin der Studie in Frankfurt, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Goethe-Universität. „Wir sind jedoch weiterhin auf der Suche nach Teilnehmerinnen und Teilnehmern und hoffen so weiteren Betroffenen helfen zu können“. Gesucht werden weiterhin Betroffene aus dem Rhein-Main-Gebiet, die zwischen 18 und 75 Jahren alt sind und aktuell keine weitere Psychotherapie in Anspruch nehmen. Die Studie läuft bis 2021.

Kontaktperson für weitere Informationen und ein Erstgespräch ist M.Sc. Octavia Harrison, Studienkoordinatorin am Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie (harrison@psych.uni-frankfurt.de, 069 798 23973).

Für weitere Informationen und eine Anmeldung zum Vortrag wenden Sie sich bitte an M.Sc. Octavia Harrison, Zentrum für Psychotherapie der Goethe-Universität, Tel. (069) 798 23973; harrison@psych.uni-frankfurt.de; www.trauer-therapie.de)

 

Mär 19 2019
14:34

Biotechnologen entschlüsseln Mechanismen zur Diversifizierung von Phenazinen

Wirkstoff-Vielfalt aus Bakterien

FRANKFURT. Bakterien stellen einen Cocktail verschiedener Wirkstoffe her, um sich in einer lebensfeindlichen Umgebung und gegen Konkurrenten zu behaupten. Dass sie dabei ähnlich vorgehen wie die pharmazeutische Wirkstoff-Forschung, indem sie biologisch aktive Grundstrukturen modifizieren, zeigen Biotechnologen der Goethe-Universität in der aktuellen Ausgabe von Nature Chemical Biology. 

Phenazine sind weit verbreitete und chemisch vielfältige Naturstoffe aus Bakterien, die verschiedene biologische Funktionen haben können. So sind Derivate bekannt, die ähnlich wie Antibiotika Bakterien abtöten, andere wirken auf Pilze und/oder Krebszellen. Es gibt auch Derivate, die den Bakterien das Überleben in einer für sie lebensfeindlichen Umgebung wie dem menschlichen Körper ermöglichen. Diese Virulenzfaktoren machen die Bakterien erst pathogen. 

Biochemisch leiten sich alle Phenazine aus einfachen Grundstrukturen ab, wie der Phenazin-1,6-dicarbonsäure oder der Phenazin-1-carbonsäure, deren Bildung gut verstanden ist. Durch Enzyme können diese Grundstrukturen in der Peripherie jedoch stark verändert werden, so dass eine Vielzahl möglicher Phenazin-Derivate denkbar ist, die zum Teil auch in verschiedenen Bakterien gefunden wurden. Die Arbeitsgruppe Molekulare Biotechnologie von Prof. Helge Bode konnte nun Mechanismen identifizieren, die es den Bakterien ermöglichen, diese einfache Grundstruktur so zu modifizieren, dass sowohl Derivate mit Aktivität gegen Gram-positive und Gram-negative Bakterien als auch gegen Zellen höherer Organismen entstehen. 

„Die Bakterien können über die Bildung eines zentralen neuen Aldehyd-Zwischenprodukts und die Aktivierung eines zweiten Biosynthese Genclusters festlegen, welche Derivate gebildet werden sollen“, erläutert der Postdoktorand Yi-Ming Shi, der dieses System im Rahmen eines Humboldt Stipendiums erforscht hat. Das heißt: Die Bakterien nutzen im Grunde ähnliche Prinzipien wie die industrielle Wirkstoff-Forschung, wenn sie neue Derivate auf der Basis gleichbleibender Grundstrukturen erzeugt. Die Bakterien nutzen die Phenazine vermutlich, um andere Bakterien und Pilze abzutöten, die als Nahrungskonkurrenten in ihrem spezifischen Ökosystem auftreten können. Mit der Strategie, viele verschiedenen Derivate herzustellen sind sie in jedem Fall auch gut für unbekannte Konkurrenten gerüstet, da der Cocktail an Derivaten eine sehr breite biologische Aktivität aufweist. 

„Spannend ist nun herauszufinden, wie die Bakterien eigentlich merken, welche Derivate gerade benötigt werden“, erklärt Helge Bode. „Entweder wird hier nur gerade das hergestellt, was auch wirklich benötigt wird, oder die Bakterien halten ein Arsenal an Derivaten vor, die möglicherweise demnächst benötigt werden“. 

In der Arbeitsgruppe geht die Forschung auf diesem Gebiet also weiter. Erste Ergebnisse zu den zugrundeliegenden Regulationsmechanismen, die auch für biotechnologische Anwendungen genutzt werden könnten, sehen vielversprechend aus.

Publikation: Yi-Ming Shi, Alexander O. Brachmann, Margaretha Westphalen, Nick Neubacher, Nicholas J. Tobias, Helge B. Bode, Dual phenazine gene clusters enable diversification during biosynthesis. Nature Chemical Biology, 2019, 10.1038/s41589-019-0246-1.

Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/76883939

Bildtext: Beispiele des Phenazin Cocktails, der von dem Bakterium Xenorhabdus szentirmaii produziert wird. Phenazine sind nicht nur biologisch aktiv, sondern weisen auch die hier gezeigten Farben auf. Bildrechte: Dr. Yi-Ming Shi 

Information: Prof. Dr. Helge B. Bode, Molekulare Biotechnologie, Fachbereich 15, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-29557, h.bode@bio.uni-frankfurt.de.

 

Mär 13 2019
11:11

Nächster Termin der „Goethe Lectures Offenbach“ des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und der Stadt Offenbach am 20. März 2019 im Klingspor Museum

Katastrophenschutz und amerikanische Gesellschaft

FRANKFURT/OFFENBACH. Die Gesellschaft vor Naturkatastrophen zu schützen, ist auch in den USA eine Staatsaufgabe. Doch was passiert, wenn dieser gesellschaftliche Konsens in Zeiten des Klimawandels aufgekündigt wird und die Zivilgesellschaft selbst für ihren Katastrophenschutz sorgen muss? Unter Bezug auf zeitgenössische Fallstudien von „Hurricane Katrina“ bis „Superstorm Sandy“ steht diese Frage im Mittelpunkt der kommenden „Goethe Lecture Offenbach“. Der Soziologe Peer Illner spricht über „Krise und Gesellschaft: Eine Katastrophengeschichte“ am Mittwoch, dem 20. März 2019, um 19.00 Uhr im Klingspor Museum, Herrnstraße 80, 63065 Offenbach am Main.

Ein schrittweiser Rückzug des Staates aus der Katastrophenhilfe ist in den USA seit den 1970er Jahren zu beobachten. Seitdem nehmen verstärkt auch zivilgesellschaftliche Initiativen diese ursprünglich hoheitlichen Aufgaben wahr. Diese Verschiebung geht Hand in Hand mit einer öffentlichen Sparpolitik, die ebenso andere Bereiche der Daseinsvorsorge betrifft. Das verringerte Engagement des Staates in der Katastrophenhilfe kann als Ausdruck für eine systematische Umgestaltung des sozialen Lebens gewertet werden, die eine steigende soziale Ausgrenzung zur Folge hat.

Dr. Peer Illner ist Postdoktorand am Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ der Goethe-Universität. Er studierte Soziologie, Philosophie und Medienwissenschaften und Visual Culture am Goldsmiths College der Universität London. Nach Forschungsaufenthalten an der Humboldt-Universität und der Universität der Künste, beide in Berlin, wurde er am ‚Copenhagen Center for Disaster Research' der Universität Kopenhagen promoviert. In seiner Doktorarbeit widmete er sich der Erforschung der „Amerikanischen Katastrophenhilfe als Problem für die soziale Reproduktion“ (Titel der Dissertation). Derzeit entwickelt er seine Forschung am Exzellenzcluster weiter, wo er an der Veröffentlichung seiner ersten Monographie mit dem Titel „Disaster in Crisis“ arbeitet.

Veranstalter des Vortragsabends im Klingspor Museum und auch der Gesamtreihe „Goethe Lectures Offenbach“ sind neben dem Exzellenzcluster die Wirtschaftsförderung der Stadt Offenbach, die einen deutlichen Fokus auf die Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft legt, und das Klingspor Museum Offenbach, das sich mit seinen Schwerpunkten Schriftkunst und Typografie auch überregional einen Namen gemacht hat. Ziel der Partnerschaft der Institutionen, der bereits mehrere erfolgreiche Kooperationsprojekte in Offenbach vorausgegangen sind, ist der Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Stadtgesellschaft. Im Anschluss an den Vortrag besteht auch dieses Mal die Möglichkeit zur Diskussion. Der Eintritt ist frei.

Die „Goethe Lectures Offenbach“ im Internet: www.normativeorders.net/glo

Informationen: Ria Baumann, Wirtschaftsförderung Stadt Offenbach, Tel.: 069 80652392, kreativwirtschaft@offenbach.de, www.offenbach.de/wirtschaft 

Bernd Frye, Pressereferent des Exzellenzclusters, Tel.: 069/798-31411, bernd.frye@normativeorders.net; www.normativeorders.net/de

 

Mär 12 2019
16:33

Praxisfellow der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft will Beratungs-App entwickeln

Was tun bei Diskriminierung?

FRANKFURT. Digitale Antidiskriminierungsberatung – geht das? Mit dieser Frage befasst sich der Jurist Said Haider in seinem Projekt „Digitalisierung der muslimischen Sozialen Arbeit. Zwischen Praxis und islamisch-theologische Studien“. Ein Fulltime Praxisfellowship der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Goethe-Universität Frankfurt ermöglicht es ihm, ein Jahr in Vollzeit an diesem Vorhaben zu arbeiten.

„Ich möchte eine App entwickeln, die Menschen mit Diskriminierungserfahrungen eine unverbindliche und zugleich juristisch fundierte Erstberatung bietet“, erklärt Said Haider seine Motivation. Ein Chatbot, also eine Art Kommunikationsroboter, der auf bestimmte Schlüsselwörter reagiert, soll Nutzer und Nuzerinnen der App über ihre Rechte informieren. Hilfesuchende sollen ihre Erfahrung in eine Maske eintragen können und am Ende eine individuelle, juristisch valide Antwort erhalten. Dafür soll der Chatbot als lernendes System eingerichtet werden, d. h. der Wissensfundus des Kommunikationsroboters erweitert sich zunehmend.

Das Projekt soll Wissenschaft und Praxis eng miteinander verzahnen: Said Haider möchte wissenschaftliche Erkenntnisse u. a. aus den islamisch-theologischen Studien – insbesondere zum Feld der sozialen Arbeit – für die Konzeption des Chatbot nutzbar machen. Im Gegenzug sollen die über den Bot gewonnenen Erkenntnisse der Wissenschaft zur Verfügung gestellt werden. Die technische Umsetzung der App wird im Rahmen eines Hackaton – eine Art Marathon für Programmierer – von IT-Spezialisten gemeinsam erarbeitet. 

Die geplante App richtet ihren Fokus in der Entwicklungsphase zunächst auf religions- und kulturbezogene Diskriminierung. Nach Fertigstellung soll die erarbeitete digitale Antidiskriminierungsberatung auch für weitere von Diskriminierung betroffene Gruppen geöffnet werden. Auch sieht es das Projekt vor, die digitale Lösung in die Arbeit von Wohlfahrtsverbänden und Antidiskriminierungsstellen einzubetten. 

Für die Zeit seines Fulltime Praxisfellowship erhält Said Haider ein Stipendium der AIWG, das es ihm ermöglicht, sich zwölf Monate lang intensiv und mit Unterstützung und Begleitung der AIWG seinem Projekt zu widmen. „Das sind für mich optimale Voraussetzungen. Ich bin sehr glücklich über die finanzielle und ideelle Unterstützung durch das Praxisfellowship der AIWG. Ohne diese hätte ich mich nur in meiner Freizeit der Umsetzung meiner Idee widmen können“, sagt Haider. „Für mich ist das eine einmalige Chance.“

Das AIWG-Praxisfellowship richtet sich an ideenreiche Persönlichkeiten mit praktischen Erfahrungen zu Fragen der Religion und der gesellschaftlichen Teilhabe von Muslimen in Deutschland. Es unterstützt deren persönliches Engagement und ihre individuellen Projektideen und ermöglicht ihnen, ihre bisherigen Kenntnisse zu islambezogenen Themen auszubauen und sie in die Wissenschaft einzubinden. Weitere Informationen: https://aiwg.de/transferformate/#praxisfellowship 

Über die AIWG
Die AIWG ist eine universitäre Plattform für Forschung und Transfer in islamisch-theologischen Fach- und Gesellschaftsfragen. Sie ermöglicht überregionale Kooperationen und Austausch zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der islamisch-theologischen Studien und benachbarter Fächer sowie Akteurinnen und Akteuren aus der muslimischen Zivilgesellschaft und weiteren gesellschaftlichen Bereichen. Die AIWG wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Stiftung Mercator.

Weitere Informationen: Ariana Neves, Koordinatorin Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, Telefon 069 798-22459, E-Mail: neves@aiwg.de. Näheres zum Projekt finden Sie unter: https://aiwg.de/praxisfellows/

 

Mär 12 2019
11:02

​ Experiment an der GSI simuliert, wie schwere Elemente Protonen einfangen

Wie schwere Elemente im Universum entstehen

FRANKFURT. Bei Sternenexplosionen oder an der Oberfläche von Neutronensternen entstehen schwere Elemente durch den Einfang von Wasserstoff-Kernen (Protonen). Das geschieht bei extrem hohen Temperaturen, jedoch bei relativ geringen Energien. Einem internationalen Forscherteam unter Leitung der Goethe-Universität ist es nun gelungen, den Protoneneinfang am Experimentierspeicherring des GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung zu untersuchen.

Wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Physical Review Letters berichten, wollten sie die Wahrscheinlichkeit für einen Protoneneinfang in astrophysikalischen Szenarien genauer bestimmen. Dabei waren sie mit zwei Herausforderungen konfrontiert, wie Dr. Jan Glorius aus der GSI-Forschungsabteilung Atomphysik erläutert: „Die Reaktionen treten am wahrscheinlichsten unter astrophysikalischen Bedingungen in einem Energieintervall auf, das wir als Gamow-Fenster bezeichnen. In diesem Intervall sind die Atomkerne eher langsam und damit in der benötigten Intensität schwer zu bekommen. Des Weiteren fällt der Wirkungsquerschnitt, also die Wahrscheinlichkeit für den Protoneneinfang, sehr stark mit der Energie ab. Es war bisher kaum möglich, geeignete Bedingungen für solche Reaktionen im Labor herzustellen.“

Eine Lösung schlug bereits vor 10 Jahren René Reifarth, Professor für Experimentelle Astrophysik an der Goethe-Universität, vor: Die niedrigen Energien im Bereich des Gamow-Fensters lassen sich präziser einstellen, wenn man die schweren Reaktionspartner in einem Beschleuniger kreisen lässt, in dem sie auf ein ruhendes Protonengas treffen. Erste Erfolge erzielte er im September 2015 mit einer Helmholtz-Nachwuchsforschergruppe. Inzwischen hat seine Gruppe von Professor Yuri Litvinov, der das von der Europäischen Union geförderte Forschungsprojekt ASTRUm bei GSI leitet, hervorragende Verstärkung bekommen.

Im Experiment stellten die beiden Forschergruppen zunächst Xenon-Ionen her. Im Experimentierspeicherring ESR wurden sie abgebremst und mit Protonen zur Wechselwirkung gebracht. Dabei kam es zu Reaktionen, in denen Xenon-Kerne ein Proton einfingen und sich in das schwerere Cäsium umwandelten – ein Vorgang, wie er auch in astrophysikalischen Szenarien stattfindet.

„Das Experiment trägt entscheidend dazu bei, unser Verständnis der Nukleosynthese im Kosmos voranzubringen“, sagt René Reifarth. „Denn Dank der leistungsstarken Beschleunigeranlage an der GSI konnten wir die experimentelle Technik zum Abbremsen des schweren Stoßpartners verbessern. Wir wissen jetzt auch genauer, in welchem Bereich die bisher nur theoretisch vorhergesagten Reaktionsraten liegen. So können wir künftig die Entstehung der Elemente im Universum noch präziserer modellieren.“

Die Experimente fanden im Rahmen der Forschungskollaboration SPARC (Stored Particles Atomic Physics Research Collaboration) statt, die Teil des Forschungsprogramms von FAIR ist. Bei der Durchführung kamen durch die Verbundforschung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung geförderte Geräte zum Einsatz.

Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/76756294

Bildtext: Erstmals konnte mit Hilfe eines Ionenspeicherrings die Fusion von Wasserstoff und Xenon bei Temperaturen untersucht werden, wie sie bei Sternexplosionen vorkommen. Bildrechte: Mario Weigand, Goethe-Universität

Publikation:J. Glorius et al: Approaching the Gamow window with stored ions: Direct measurement of 124Xe(p,γ) in the ESR storage ring, in PRL, DOI:10.1103/PhysRevLett.122.092701

Informationen: Prof. René Reifarth, Institut für Angewandte Physik der Goethe-Universität, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-47442, Reifarth@physik.uni-frankfurt.de.

 

Mär 11 2019
08:55

​ Jahrestagung der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie

Traumatisierte Menschen besser versorgen

FRANKFURT. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat eine überarbeitete Fassung der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) angekündigt. Darin wird die komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (k-PTBS) als eigene Diagnose aufgenommen. Neu im ICD-11 ist auch die anhaltende Trauerstörung. Diese und weitere Neuerungen sowie deren Konsequenzen für die Behandlung sind ein Schwerpunkt der Tagung der deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie, die vom 14. bis 16. März auf dem Campus Westend der Goethe-Universität stattfindet.

Die komplexe Posttraumatische Belastungsstörung ist eine Folge langanhaltender, sich wiederholender Traumatisierungen, beispielsweise durch sexuellen Missbrauch oder körperliche Gewalt in der Kindheit. Neben den Kernsymptomen der PTBS (wie etwa Flashbacks, Alpträume, Vermeidungsreaktionen und erhöhte Schreckhaftigkeit) ist sie charakterisiert durch ein breites Spektrum kognitiver, affektiver und psychosozialer Beeinträchtigungen. Dazu gehören beispielsweise interpersonelle Probleme, Störungen des Selbstkonzepts und eine Störung der Emotionsregulation.

„Die neue Diagnose k-PTBS erlaubt es, ein in der Praxis häufig anzutreffendes Symptombild besser abzubilden“, erklärt Tagungsleiterin Dr. Meike Müller-Engelmann. „Gemeinsam werden wir den sich hieraus ergebenden neuen wissenschaftlichen und klinischen Fragestellungen nachgehen und neue Ansätze der Behandlung von akuten bis komplex chronischen Symptomen nach Traumatisierung diskutieren.“

Eröffnet wird die Tagung durch einen öffentlichen Vortrag von Prof. Edgar Franke, dem Beauftragten der Bundesregierung für die Anliegen von Opfern und Hinterbliebenen von terroristischen Straftaten im Inland,

am Donnerstag, dem 14. März ab 18.00 Uhr
im Festsaal Campus Westend.
Titel: „Terroristische Straftaten im Inland: Was sind Bedürfnisse von Opfern und Hinterbliebenen?“


Weitere Themen der Tagung sind u.a. experimentelle und neurobiologische Ansätze, die Vorstellung der aktuellen S3-Leitlinie zur Behandlung der PTBS, innovative Behandlungsmöglichkeiten der PTBS bei Erwachsenen sowie Kindern und Jugendlichen sowie traumapädagogische Ansätze.

Einige Highlights der Tagung:

Prof. Dr. Britta Bannenberg, Justus-Liebig-Universität Gießen: Erscheinungsformen und Ursachen von Amoktaten durch junge und erwachsene Täter Prof Alain Brunet, Montreal:
Reconsolidation: toward a new innovative intervention for the treatment of trauma-related disorders

Prof Chris Brewin, London
ICD-11: A revolution in PTSD diagnosis

Die Referentinnen und Referenten können bei Interesse gerne für Interviews angefragt werden.
Die Jahrestagung der DeGPT findet statt im Hörsaalzentrum auf Campus Westend, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt.

Informationen: Dr. Meike Müller-Engelmann Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie, Fachbereich 5, mueller-engelmann@psych.uni-frankfurt.de. Organisationskomitee: (040) 7410-54203 Erreichbarkeit während der Tagung über das Tagungsbüro 0173 17 90 171. Tagungsprogramm: http://jahrestagungdegpt.org/programm/

 

Mär 11 2019
08:50

​ Laserlicht entscheidet über Händigkeit von Molekülen

Bild oder Spiegelbild?

FRANKFURT. Sieben der zehn häufigsten Medikamente enthalten chirale Wirkstoffe. Das sind Moleküle, die in rechts- oder linkshändiger Form auftreten. Bei der chemischen Synthese entstehen beide Formen meist zu gleichen Teilen und müssen anschließend getrennt werden, weil Händigkeit über die Wirkung im Körper entscheidet. Physikern der Goethe-Universität ist es nun mithilfe von Laserlicht gelungen, gezielt rechts- oder linkshändige Moleküle herzustellen.

„Für die Pharmazie wäre es ein Traum, wenn man statt mit nasser Chemie ein Molekül mit Licht von einer in die andere Händigkeit überführen könnte“, erklärt Prof. Reinhard Dörner vom Institut für Kernphysik der Goethe-Universität. Sein Doktorand Kilian Fehre ist der Realisierung dieses Traumes nun einen entscheidenden Schritt nähergekommen. Seine Beobachtung: Je nachdem, aus welcher Richtung Laserlicht auf das Ausgangsmolekül trifft, entsteht die rechts- oder linkshändige Variante.

Für sein Experiment verwendete Kilian Fehre ein planares Molekül, die Ameisensäure. Dieses regte er mit einem intensiven, zirkular polarisierten Laserpuls an, um es in eine chirale Form zu überführen. Gleichzeitig zerbrach das Molekül durch die Bestrahlung in seine atomaren Bestandteile. Die Zerstörung des Moleküls war für das Experiment notwendig, um überprüfen zu können, ob die Bild- oder Spiegelbild-Variante entstanden war.

Für die Analyse verwendete Fehre das am Institut für Kernphysik entwickelte „Reaktionsmikroskop“ (COLTRIMS-Methode). Damit kann man einzelne Moleküle in einem Molekülstrahl untersuchen. Nach der explosionsartigen Zerlegung des Moleküls misst der Detektor mit hoher Genauigkeit, aus welcher Richtung und mit welcher Geschwindigkeit die Fragmente ankommen. So lässt sich die räumliche Struktur des Moleküls rekonstruieren.

Um künftig chirale Moleküle mit der gewünschten Händigkeit selektiv herstellen zu können, wird man gewährleisten müssen, dass die Moleküle im Verhältnis zum zirkular polarisierten Laserstrahl gleich orientiert ist. Das könnte man erreichen, indem man sie vorher mit einem langwelligen Laserlicht räumlich ausrichtet.

Die Erkenntnis könnte auch für die Herstellung größerer Mengen von Molekülen mit einheitlicher Händigkeit eine Schlüsselrolle spielen. Hier jedoch, vermuten die Forscher, würde man eher Flüssigkeiten als Gase mit Laserlicht bestrahlen. „Bis dahin jedoch ist noch viel Arbeit zu tun“, schätzt Kilian Fehre.

Nachweis und Manipulation chiraler Moleküle mittels Licht ist das Thema eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit 2018 geförderten Sonderforschungsbereiches mit dem griffigen Namen „ELCH“, zu dem sich Wissenschaftler aus Kassel, Marburg, Hamburg und Frankfurt zusammengeschlossen haben. „Diese langfristige Förderung und die enge Zusammenarbeit in dem Sonderforschungsbereich gibt uns den langen Atem, um in Zukunft Chiralität in einer großen Klasse von Molekülen steuern zu lernen“, freut sich Markus Schöffler, einer der Frankfurter Projektleiter des Sonderforschungsbereiches

Publikation: K. Fehre, S. Eckart, M. Kunitski, M. Pitzer, S. Zeller, C. Janke, D. Trabert, J. Rist, M. Weller, A. Hartung, L. Ph. H. Schmidt, T. Jahnke, R. Berger, R. Dörner und M. S. Schöffler: Enantioselective fragmentation of an achiral molecule in a strong laser field, in: Science Advances, doi: 10.1126/sciadv.aau7923

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/76731281

Bildtext: Im Zentrum befindet sich das Modell der Ameisensäure. Der Farb-Code der ihr umgebenden Sphäre zeigt die mittlere Händigkeit der Ameisensäure für jede Richtung aus welcher der Laser kommt. Schießt man von der rechten Seite (rechter Pfeil), so erhält man die rechtshändige Ameisensäure, von der linken Seite, die Linkshändige Ameisensäure. Die beiden chiralen Ameisensäuren spiegeln die gemessene Struktur der Moleküle wider.

Informationen: Kilian Fehre, Telefon: (069) 798-47004, fehre@atom.uni-frankfurt.de; Prof. Reinhard Dörner, Telefon: (069) 798-47003, doerner@atom.uni-frankfurt.de; Dr. Markus Schöffler, (069) 798-47022, schoeffler@atom.uni-frankfurt.de. Institut für Kernphysik, Fachbereich Physik, Campus Riedberg.

 

Mär 7 2019
09:55

Ehrung für die Erforschung des frühen Christentums

Erwin-Stein-Preis für Hartmut Leppin

FRANKFURT. Professor Hartmut Leppin, Althistoriker an der Goethe-Universität, wird am kommenden Mittwoch, 13. März, in Gießen mit dem Erwin-Stein-Preis 2019 ausgezeichnet. Damit sollen vor allem seine Verdienste um die Erforschung der Vielfalt des frühen Christentums gewürdigt werden. 

Hartmut Leppins „bahnbrechende Arbeiten“ zeichneten sich dadurch aus, dass sie Antworten suchten auf fundamentale theologische, historische und politische Fragen insbesondere in Bezug auf das frühe orientalische Christentum, begründet die Erwin-Stein-Stiftung die Auswahl des Preisträgers. Er sei der Transformation antiker Religionen nachgegangen und habe sich mit dem Phänomen religiöser Toleranz und den Beziehungen zwischen religiösen und politischen Formationen beschäftigt. Die Laudatio wird Prof. Mischa Meier von der Tübinger Eberhard-Karls-Universität halten. 

Hartmut Leppin hat in Marburg, Heidelberg, Pavia und Rom Geschichte und Klassische Philologie studiert und wurde in Marburg promoviert. 1995 habilitierte er sich an der Freien Universität Berlin. Seit 2001 ist er Professor für Alte Geschichte in Frankfurt, seither erfolgte Rufe aus Hannover, Berlin (HU) und Köln lehnte er ab. 2015 erhielt er den Leibnizpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der ihm das Projekt „Polyphonie des spätantiken Christentums“ finanziell ermöglicht. Darin erforscht er vor allem Texte, die in Armenisch, Syrisch, Georgisch, Koptisch und Altäthiopisch verfasst wurden und somit eine globale Perspektive auf die Geschichte der Spätantike vermitteln. Leppin ist auch u.a. beteiligt am Graduiertenkolleg „Theologie als Wissenschaft“ und am Exzellenzcluster „Herausbildung normativer Ordnungen“.

Die Erwin-Stein-Stiftung wurde vom ehemaligen hessischen Kultus- und Justizminister Prof. Erwin Stein gegründet und hat ihren Sitz in Gießen. Der gleichnamige Preis soll für hervorragende interdisziplinäre wissenschaftliche Arbeiten verliehen werden, die von großer geistiger Unabhängigkeit zeugen. Zudem von Bedeutung ist, dass die in Frage kommende Arbeit für die europäische Kultur in kritischer Auseinandersetzung mit der Gegenwart bedeutsam ist. 

Ein Porträt zum Download finden Sie unter dem Link: http://uni-frankfurt.de/76657101 

Bildtext: Prof. Hartmut Leppin, Althistoriker an der Goethe-Universität, wird mit dem Erwin-Stein-Preis geehrt. (Foto: Dettmar)

 

Mär 6 2019
09:17

​ Goethe-Universität bewirbt sich gemeinsam mit Hochschulen aus Birmingham, Lyon, Mailand, Lodz und Tel Aviv

„TruMotion Alliance“: Auf dem Weg zur Europäischen Hochschule

FRANKFURT. Europäische Bürger, die gemeinsam und konstruktiv an einem friedlichen und erfolgreichen Europa arbeiten – das ist der Grundgedanke hinter den „Europäischen Universitäten“, die Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im September 2017 angeregt hat. Auch die Goethe-Universität will daran mitwirken. Gemeinsam mit sechs weiteren Universitäten aus fünf Städten hat sie jetzt bei der Europäischen Union einen Antrag zur Finanzierung im Rahmen des EU-Pilotprogramms gestellt. Die Entscheidung darüber fällt im Juli.

„Vertrauen durch Mobilität“ – dieses Thema hat sich das Netzwerk schon bei den ersten Treffen im Vorjahr gesetzt. „TruMotion Alliance“ lautet denn auch der Name, den sich das Bündnis gegeben hat. Als Partner-Universitäten der Goethe-Uni sind die Hochschulen Birmingham, Lyon Lumière II, Sciences Po Lyon und die Cattolica (Mailand) beteiligt. Als assoziierte Partner sind außerdem die Unis in Lodz und Tel Aviv mit im Boot.

Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff betont: „Europa ist zu wichtig, um es den Populisten zu überlassen. Deshalb haben wir den Ball des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron auch an der Goethe-Universität gern aufgenommen und beteiligen uns in diesem Wettbewerb um die besten Konzepte für eine europäische Universität zusammen mit unseren Partnern aus insgesamt fünf Ländern. Wissenschaft wird durch internationale Kooperation besser, und Europa steht in der Wissenschaft zusammen.“

„Die Europäische Universität setzt die Idee der Strategischen Partnerschaften fort, die die Goethe-Universität schon seit längerem mit internationalen Partnern verzahnt“, sagt Prof. Rolf van Dick, der als Vizepräsident für Internationalisierung zuständig ist. Alle Standorte der Partnerunis bei der gemeinsamen Bewerbung mit Frankfurt sind auch als Partnerstädte miteinander verbunden. Die Goethe-Universität hat die Federführung im Konsortium übernommen und ist zuständig für die Projektkoordination, die Nachhaltigkeit und die Verbreitung. Birmingham kümmert sich schwerpunktmäßig um den Bereich Leitungsstruktur und das gegenseitige Lernen; Lyon Lumière II und Sciences Po Lyon sind für die Entwicklung neuer Studiengänge und für den studentischen Austausch zuständig, Mailand für bürgerschaftliches Engagement.

Insgesamt sind im ersten Anlauf 60 Millionen Euro für zwölf Pilotprojekte zu vergeben. Das Konsortium unter Federführung der Goethe-Universität hat mit 6,20 Millionen Euro (davon 1,20 Millionen Euro Selbstbeteiligung in Form von Personalkosten) für drei Jahre in ihrem Antrag die höchstmögliche Summe ausgeschöpft. Die EU plant nach der Pilotphase weitere Antragsrunden mit bis zu 1,3 Mrd. Gesamtvolumen.

In einer vielbeachteten Grundsatzrede hatte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron im September 2017 den Aufbau von zwanzig Europäischen Universitäten bis 2024 vorgeschlagen, womit er keine neu zu schaffenden Institutionen meinte, sondern die europäische Vernetzung und Ausrichtung der bestehenden Hochschulen. In einer für die Europäische Union schwierigen Zeit soll die universitäre Wissenschaft als wichtiger Motor der europäischen Integration gestärkt werden. Gerade die jüngere Generation könnte dadurch wieder mehr Verbundenheit mit dem Projekt Europa entwickeln, so die damit verbundene Erwartung. Doch auch allgemein ist die Wissenschaft für die Herausbildung einer europäischen Identität von großer Bedeutung – Ausdruck davon sind zum Beispiel das Austauschprogramm Erasmus oder durch die EU geförderte Forschungsverbundprojekte. An der Goethe-Universität hatte Macron seine Vorstellungen bei einem Besuch im Oktober 2017 eindrucksvoll bekräftigt und dabei viel Begeisterung gefunden.

Sollte der Antrag erfolgreich sein, plant das Konsortium bis 2022 weitreichende Aktivitäten im Bereich Lehre und Studium und bürgerschaftlichem Engagement. So sollten gemeinsame Bachelor-Studiengänge in den Sozialwissenschaften, den Biowissenschaften und Medienwissenschaften konzipiert werden, in die ein Mobilitätsmodul integriert ist – das heißt: Auslandssemester gehören fest dazu. Der Start hierfür ist schon für 2021 geplant. Als Vorbild dient dabei der Masterstudiengang Audiovisual and Cinema Studies Master an der Goethe-Universität, der gemeinsam mit 14 internationalen Partnern angeboten wird. Ergänzt werden die Studiengänge durch andere, eher niederschwellige Formate, die den Studierenden internationale Erfahrungen vermitteln sollen, etwa digital vernetzte internationale Lerngruppen, Praktika bei Firmen und öffentlichen Einrichtungen, Gastdozenturen und gemeinsame Summer Schools. Aber auch für das Hochschulpersonal in Lehre und Verwaltung soll es neue Möglichkeiten des intensiven Austauschs von Wissen und Erfahrung geben, etwa durch Hospitationen und Workshops zur Erarbeitung gemeinsamer Forschungsideen und -anträge. Außerdem soll die Konferenzreihe „The University and the City“ mit Partnern aus Stadt- und Regionalverwaltungen und der Privatwirtschaft fortgesetzt werden.

Ein Bild zum Download finden Sie unter dem folgenden Link: http://uni-frankfurt.de/76643796

Bildtext: Vertreter der am Antrag beteiligten Hochschulen bei einem Treffen an der Università Cattolica im Februar. (Foto: Goethe-Universität)

 

Mär 5 2019
15:23

Gasmotor verbrennt Kohlenmonoxid und produziert Wasserstoff 

Ursprüngliche Zellatmung entdeckt

FRANKFURT. Forscher der Goethe-Universität haben die vielleicht älteste Form der Zellatmung auf der Erde entdeckt. Sie konnten hitzeliebende Bakterien dazu bringen, das für viele Organismen giftige Kohlenmonoxid als Energiequelle zu verwenden. Der dabei entstehende Wasserstoff könnte auch biotechnologisch für die Energiegewinnung interessant sein. 

Am Anfang war die Erde wüst und leer, oder wissenschaftlich gesagt: Bevor die ersten Lebewesen entstanden war es sehr heiß, es gab keinen Sauerstoff zum Atmen, dafür aber eine Atmosphäre mit Gasen wie Wasserstoff, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Stickstoff. Aus diesen einfachen Stoffen haben sich unter harschen Bedingungen erste Lebensformen entwickelt. Aber wie gewannen sie die Energie, um aus diesen Bausteinen langkettige Moleküle wie Proteine, Fette oder Kohlenhydrate zu synthetisieren? 

„Kohlenmonoxid ist das energiereichste Gas in diesem Gemisch und daher wurde schon lange vermutet, dass die ersten Bakterien es verwerteten, um wachsen zu können“, erklärt Prof. Volker Müller aus der Abteilung Molekulare Mikrobiologie und Bioenergetik von der Goethe-Universität. Seiner Doktorandin Marie Schölmerich schlug er deshalb vor, das hitzeliebende Bakterium Thermoanaerobacter kivui zu untersuchen. „Es erfüllt alle Voraussetzungen, sich an die primitiven Lebensbedingungen dieser Zeit anzupassen: Bei 70 Grad wächst es optimal, ernährt sich nur von Gasen und kann Zellmaterial allein aus Kohlendioxid und Stickstoff aufbauen. Nur leider war es bisher noch niemanden gelungen, das Bakterium an Kohlenmonoxid zu gewöhnen“, so Volker Müller. 

Marie Schölmerich ist es mit Geduld und Beharrlichkeit gelungen, das Bakterium auf die zunächst unverdauliche Kost umzustellen. Zunächst mischte sie dem Gas nur ganz wenig Kohlenmonoxid bei und steigerte dann allmählich den Anteil, bis das Bakterium nach mehreren Monaten unter einer hundertprozentigen Kohlenmonoxid-Atmosphäre wuchs. So konnte sie untersuchen, wie ein altertümlicher Organismus aus Kohlenmonoxid Energie gewinnt. 

Wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe der Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) berichten, wird Kohlenmonoxid zu Kohlendioxid oxidiert und die dabei freiwerdenden Elektronen durchlaufen eine membrangebundene Turbine. Diese überträgt die Elektronen auf Protonen, wodurch gasförmiger Wasserstoff entsteht. Die Turbine ist ein Enzym (Hydrogenase) in der Zellmembran, das nicht nur gasförmigen Wasserstoff produziert, sondern die Energie der bergab-fließenden Elektronen auch nutzt, um Protonen und Natriumionen aus dem Zellinneren bergauf an die Zelloberfläche zu pumpen - in etwa so wie Wasser in einen höher gelegenen See gepumpt wird. Die zelluläre Energiewährung Adenosintriphosphat (ATP) entsteht, indem diese Protonen durch eine andere Turbine, die ATP-Synthase, bergab fließen. 

Der Wasserstoff, der bei diesem Urtyp der Zellatmung aus Kohlenmonoxid entstand, könnte wiederum von anderen Bakterien oder Archaeen als Energiequelle verwendet worden sein. „Bis heute hat sich der Stoffwechsel auf der Basis von Wasserstoff in wenigen Bakterien und Archaeen gehalten“, erklärt Marie Schölmerich, „allerdings haben diese Organismen inzwischen auch gelernt, wohlschmeckendere Nährstoffe zu verwerten“. 

Die meisten Organismen, einschließlich des Menschen, tragen noch Erinnerungen an diese einfache membran-gebundene Hydrogenase in sich, und zwar in den Mitochondrien. Deren Komplex I der Atmungskette hat sich aus dieser ursprünglichen Form entwickelt. Wie die Wasserstoff-entwickelnde Turbine im Detail funktioniert, ist jetzt Gegenstand der Untersuchungen in einem DFG-geförderten Projekt.

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/76635900

Publikation: Schölmerich, M.C., Müller, V. (2019). Energy conservation by a hydrogenase-dependent chemiosmotic mechanism in an ancient metabolic pathway. Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A., in press

Informationen: Prof. Volker Müller, Molekulare Mikrobiologie und Bioenergetik, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-29507; VMueller@bio.uni-frankfurt.de.

 

Mär 5 2019
13:14

​Institute for Law and Finance (ILF) der Goethe-Universität rangiert auf den vorderen Plätzen in weltweitem Ranking

Mit den Besten auf Augenhöhe

FRANKFURT/BRÜSSEL. Das Institute for Law and Finance (ILF) der Goethe-Universität wird international stark wahrgenommen. Nun ist es vom Online-Portal „LL.M. Guide“ für das Jahr 2019 in das Ranking der zehn weltweit besten LL.M-Programme auf den Gebieten des Bank-, Finanz- und Wertpapierrechts aufgenommen worden.

„LL.M.“ steht für „Master of Laws“. Dabei handelt es sich um einen juristischen Postgraduierten-Abschluss, der sowohl von schon ausgebildeten Juristen als auch von Absolventen anderer Disziplinen erlangt werden kann. Vor allem im englischsprachigen Raum ist dieser Abschluss verbreitet. Am Institute for Law and Finance der Goethe-Universität werden die Studiengänge LL.M. Finance und LL.M. International Finance angeboten. Das Institut ist noch relativ jung: Es wurde im Jahr 2002 als Stiftung der Goethe-Universität im Zusammenwirken mit Aufsichtsbehörden, Banken und Anwaltssozietäten gegründet, um Lehre und Forschung im Bereich Law and Finance zu betreiben.

Das Portal „LL.M Guide“ ist eines der führenden einschlägigen Webportale. Studieninteressierte finden hier umfassende Informationen zu den weltweit angebotenen LL.M.-Masterstudiengängen und ein Diskussionsforum, aber auch redaktionelle Beiträge über rechtswissenschaftliche Studiengänge. Bewerberinnen und Bewerbern aus aller Welt, die einen LL.M.-Studiengang anstreben, nutzen dieses Portal zur Vorbereitung auf die Bewerbung um einen Studienplatz.

Der „LL.M. Guide“ hat die beiden Studiengänge des ILF mit den LL.M.- Master-Studiengängen weltweit renommierter internationaler Universitäten (z.B. Harvard, Columbia, Boston, London School of Economics, National University of Singapore, etc.) verglichen und bewertet. Außerhalb der angloamerikanischen Welt ist das ILF das weltweit beste Institut seiner Art.

Link zum Ranking: https://llm-guide.com/lists/top-llm-programs-by-speciality/top-llm-programs-for-banking-finance-securities-law 

Informationen: Prof. Dr. Andreas Cahn, Institute for Law and Finance, House of Finance, Campus Westend, Telefon: 069/798-33753, E-Mail: Cahn@ilf.uni-frankfurt.de; Homepage Institute for Law and Finance: https://www.ilf-frankfurt.de

 

Mär 5 2019
10:44

Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Frobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung an der Goethe-Universität Frankfurt im Museum Giersch der Goethe-Universität vom 24. März bis 14. Juli 2019

Frobenius – Die Kunst des Forschens

FRANKFURT. Das Frobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung an der Goethe-Universität Frankfurt besitzt die weltweit bedeutendste Sammlung an Nachzeichnungen prähistorischer Felsbildkunst und einen faszinierenden ethnographischen Bildbestand an Zeichnungen, Werken in Öl sowie Fotografien. Dieser Bilderschatz stammt von Zeichnerinnen und Zeichnern, die den Institutsgründer, den Ethnologen Leo Frobenius (1873–1938), auf seine Expeditionen nach Afrika, Indonesien, Südamerika, Australien sowie Nord- und Südeuropa begleiteten, und ihr künstlerisches Können in den Dienst der Wissenschaft stellten.

Nach mehreren, auch international erfolgreichen Präsentationen zeigt die Ausstellung „Frobenius – Die Kunst des Forschens“ mehr als 200 Bildwerke dieses herausragenden universitären Bilderschatzes nun endlich auch in Frankfurt am Main.

Die Ausstellung stellt den Ethnologen Leo Frobenius und seine Forschungen im zeithistorischen Kontext vor. Sie lenkt den Blick auf sein bislang weniger bekanntes Expeditionsteam und rückt besonders die Frauen in den Fokus, von denen die überwiegende Mehrheit des Bildmaterials stammt. Die beeindruckenden Nachzeichnungen prähistorischer Felsbilder, die an oft schwer zugänglichen Orten, in europäischen Eiszeithöhlen, afrikanischen Wüsten oder im australischen Outback bildlich dokumentiert wurden, geben einen überwältigenden Einblick in die weltweite Kunst der Vorzeit. Mit Werken von Paul Klee, Willi Baumeister und Wols stellt die Ausstellung schließlich den Einfluss prähistorischer Vorbilder auf die europäische Moderne dar.

Der Katalog erscheint im Michael Imhof Verlag und kostet 29,- € im Museum.

Pressekonferenz: Donnerstag, 21. März 2019, 11 Uhr

  • Dr. Manfred Großkinsky, Museumsleiter
  • Dr. Gisela Stappert, Kuratorin der Ausstellung
  • Dr. Birgit Sander, Stellvertretende Museumsleiterin und Kuratorin der Ausstellung
  • Dr. Richard Kuba, Frobenius-Institut, Kurator der Sammlungen

Ausstellungseröffnung: Sonntag, 24. März 2019, 11 Uhr

  • Begrüßung und Dank: Dr. Manfred Großkinsky, Museumsleiter
  • Grußworte: Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität
    Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft
    Prof. Dr. Roland Hardenberg, Direktor des Frobenius-Instituts
  • Einführungen: Dr. Gisela Stappert, Kuratorin der Ausstellung
    Dr. Birgit Sander, Stellvertretende Museumsleiterin, Kuratorin der Ausstellung

Bilder zum Download unter: http://www.museum-giersch.de/#/Presse.

Weitere Informationen zu Öffnungszeiten, Führungen, Eintritt,Vorträgen, Kinderprogramm und Sonderveranstaltungen unter www.museum-giersch.de.

Finanzierung: Stiftung Giersch; Förderung: Hessische Kulturstiftung, Ernst von Siemens Kunststiftung, Frobenius-Gesellschaft, Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main

Informationen: Christine Karmann, Presse und Marketing Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/138210121, E-Mail: presse@museum-giersch.de

Adresse: Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main

 

Mär 1 2019
09:55

Rukmini Mukherjee sucht molekulare Ursachen der hereditären spastischen Paraplegie 

Humboldt-Stipendiatin erforscht seltene Erbkrankheit

FRANKFURT. Die hereditäre spastische Paraplegie ist eine seltene Erbkrankheit, bei der schon im Kindesalter fortschreitende spastische Lähmungen der Beine auftreten können. Bisher sind die Ursachen auf der molekularen Ebene noch weitestgehend unbekannt. Diese will die neue Humboldt-Stipendiatin Dr. Rukmini Mukherjee erforschen. Sie ist kürzlich aus Indien an das Institut für Biochemie 2 der Goethe-Universität gekommen. 

Im Fokus ihrer Forschung steht die Familie der Reticulon-Proteine, die das endoplasmatische Retikulum, ein weitverzweigtes Membransystem im Inneren unserer Zellen, aufrechterhalten. Es ist nämlich aufgefallen, dass bei vielen Patienten in Nord-Europa und Nord-Amerika Mutationen im Protein Reticulon2 auftreten. Rukmini Mukherjee will nun herausfinden, welche Rolle diese Mutationen bei der Entstehung der hereditären spastischen Paraplegie spielen. 

„Aus Vorstudien wissen wir, dass Reticulon2 mit vielen Proteinen wechselwirkt, die nicht Teil des endoplasmatischen Retikulums sind. Das weist auf eine einzigartige Funktion bei der Regulation der Struktur dieses Zellorgans hin“, erklärt die Nachwuchsforscherin. Die molekularen Zielstrukturen zu identifizieren, die an dem Krankheitsprozess beteiligt sind, ist der erste Schritt zur Entwicklung von Wirkstoffen. Bisher gibt es für die Krankheit keine Behandlung. 

Rukmini Mukherjee promovierte am Saha Institute of Nuclear Physics in Kolkata, Indien, über die Zellbiologie von Ubiquitin. Sie untersuchte, wie dieses kleine Protein in Stresssituationen kleine Zellorganellen wie Mitochondrien oder das endoplasmatische Retikulum beeinflusst. „Meine Interessen passen perfekt zu den Schwerpunkten im Institut von Prof. Ivan Dikic. Ich war begeistert, als ich erfahren habe, dass ich meine Forschung als Postdoktorandin an der Goethe-Universität fortsetzen kann“, erklärt die Wissenschaftlerin.

Ein Bild zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/76568980 

Bildrechte: Institut für Biochemie II

Informationen: Dr. Rukmini Mukherjee, Institut für Biochemie 2, Fachbereich Medizin, Campus Niederrad, Telefon: (069) 798-42582, mukherjee@biochem2.de

 

Mär 1 2019
09:34

Studie des Instituts für Arbeit, Wirtschaft und Kultur (IWAK) zeigt gegenseitige Verständnisprobleme auf – und Lösungswege

Pflegefachkräfte aus dem Ausland: Beide Seiten müssen mehr voneinander wissen

FRANKFURT. Ohne Fachkräfte aus dem Ausland wäre der Pflegenotstand hierzulande noch deutlicher spürbar. Doch die Integration dieser Menschen in den Arbeitsalltag könnte besser laufen – und das liegt nicht in erster Linie an sprachlichen Schwierigkeiten. Dies zeigt eine Studie des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität, die gemeinsam mit dem Institut für Sozialforschung (IfS) erstellt wurde.

Krankenhäuser und Altenpflegeeinrichtungen stellen immer mehr Menschen ein, die ihren Berufsabschluss im Ausland erworben haben. Die Zahl der Fachkräfte in diesem Bereich, die jährlich einwandern, ist innerhalb von fünf Jahren um das Fünffache angestiegen: Waren es 2012 noch 1.500 Pflegekräfte mit einem ausländischen Abschluss, wurden 2017 schon 8.800 solcher Mitarbeiter gezählt. Vor allem in Großstädten schreitet diese Entwicklung rasch voran: In den Frankfurter Krankenhäusern, so schätzen Experten, stammt inzwischen fast jede zweite neue Pflegefachkraft aus dem Ausland.

Allerdings gelingt es in vielen Fällen nicht, die Fachkräfte auch in den Einrichtungen zu halten. Vor diesem Hintergrund ist die durch die Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie „Betriebliche Integration auf globalisierten Arbeitsmärkten (BIGA)“ konzipiert worden. Wie die Zusammenarbeit in Kliniken und Pflegeeinrichtungen im Alltag funktioniert, wurde in knapp 60 ausführlichen Interviews ergründet. Befragt wurden vor kurzem eingewanderte Fachkräfte, aber auch deren in Deutschland ausgebildete Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzte, Arbeitnehmervertreter und Migrationsexperten. Dabei zeigte sich: Alle Beteiligten sind mit der Zusammenarbeit oft unzufrieden. „Differenzen und Missverständnisse werden immer wieder auf ‚kulturelle Unterschiede' zurückgeführt, haben ihre Ursache aber woanders“, stellt Sigrid Rand, wissenschaftliche Mitarbeiterin des IWAK fest. Dabei hätten die Spannungen in Wirklichkeit vor allem mit gegenseitiger Unkenntnis der unterschiedlichen Arbeitszuschnitte zu tun: „In vielen Herkunftsländern werden Pflegefachkräfte an Hochschulen ausgebildet. Eine hochqualifizierte schulisch-betriebliche Ausbildung wie in Deutschland ist dort nicht bekannt. In ihren Heimatländern konnten die Pflegekräfte mehr Management- und Behandlungsaufgaben übernehmen, die in Deutschland den Ärzten vorbehalten sind. Aufgaben der ‚Grundpflege' wie die Unterstützung beim Essen oder bei der Körperpflege sind dort Sache spezieller Service-Kräfte oder der Angehörigen.“

Ausländische Pflegekräfte fühlen sich aufgrund sprachlicher Barrieren von Informationen ausgeschlossen, ihre alteingesessenen Kollegen kritisieren an ihnen wiederum mangelnde Kenntnisse in der Grundpflege und beim Sozialverhalten, heißt es in der Studie. Die ausländischen Fachkräfte könnten allenfalls als Lernende angesehen werden, wurde im Interview geäußert. Die neu migrierten Pflegefachkräfte reagierten auf die Konflikte mit „systematischem Lernen“, einer „ambivalenten Anpassung“ – und bei anhaltender Unzufriedenheit mit einer Abkehr von ihrem Arbeitsplatz und unter Umständen mit der Rückkehr ins Heimatland. 

Die Autoren der Studie plädieren dafür, dass Arbeitgeber die Beschäftigten – ob neu hinzugekommen oder alteingesessen – mit den Herausforderungen nicht allein lassen. Sie sollten vielmehr Raum für fachlichen Austausch und Konfliktlösung schaffen, unabhängige Coaches zur Verbesserung der Kommunikation einsetzen. Entscheidend sei auch, dass der Stress am Arbeitsplatz nicht zu groß sei: Wenn die Pflege permanent unterbesetzt ist, bleibt kaum Freiraum für solche wichtigen Aufgaben. Letztlich könne man die andersartigen Erfahrungen ausländischer Kräfte aber auch nutzen, um den Arbeitsalltag in Deutschland besser zu organisieren. 

Ergänzend zur Studie wurde ein „Working Paper“ erstellt, an dem sowohl die Forscher als auch Betriebsräte und Personalverantwortliche aus den Pflegeeinrichtungen beteiligt waren. Darin finden Entscheider wichtige Hinweise, um die Situation möglichst rasch zu verbessern. Darüber hinaus bewirkte die Studie, dass das Hessische Ministerium für Soziales und Integration das „Zentrum zur Anwerbung und nachhaltigen Integration internationaler Pflege- und Gesundheitsfachkräfte (ZIP Hessen)“ ins Leben gerufen hat. „Das ist ein gutes Beispiel für den direkten Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Gesellschaft“, sagt Dr. Christa Larsen, Geschäftsführerin des IWAK: „Hier können Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser sich über den fachlichen Hintergrund ihrer neumigrierten Pflegefachkräfte informieren und Missverständnisse vermeiden. Manche schaffen es sogar, die zusätzlichen Kompetenzen für ihren Betrieb nutzbar zu machen. Das hilft allen Seiten.“ 

Das IWAK an der Goethe-Universität befasst sich seit fast 20 Jahren mit den Entwicklungen auf dem Pflegearbeitsmarkt. Die vom IWAK aufgebauten Monitoringsysteme für Hessen und Rheinland-Pfalz liefern kontinuierlich nützliche Daten für die Pflege, zum Beispiel zur Ausbildungsplanung. In diesen beiden Bundesländern wird dadurch eine Transparenz im Pflegesektor geschaffen, die bundesweit einmalig ist.

Informationen: Dr. Christa Larsen, Geschäftsführerin am Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur, Zentrum der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Bockenheim, Telefon +49 (0)69-798-22152, E-Mail c.larsen@em.uni-frankfurt.de