„Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität jetzt neu erschienen – wie Forscherinnen und Forscher sich in fremde Koordinatensysteme vorwagen
Wenn wir die Welt um uns herum verstehen wollen, suchen wir nach Strukturen, nach Mustern und Regeln, nach Ursachen und Wirkungen. Ordnungen geben uns Halt und Orientierung. Nicht nur für das Individuum sind sie unabdingbar, auch das Zusammenleben der Menschen gelingt nur mit ihrer Hilfe. Doch wie entstehen Ordnungen, die für alle gelten sollen? Wie verändern sie sich? Damit befasst sich der Profilbereich „Ordnungen und Transformationen“ an der Goethe-Universität – und auch die neueste Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“. Unter dem Titel „(Un)Ordnung“ gibt das Magazin Einblick in aktuelle Forschungen aus Politik-, Rechts- und Geschichtswissenschaft, aber auch aus den Naturwissenschaften. Denn auch die Naturforschung sucht vor allem nach einem: nach belastbaren Erkenntnissen über Strukturen und Regeln.
FRANKFURT. Ist
die Demokratie westlicher Prägung tatsächlich in der Krise, wie derzeit häufig
zu hören und zu lesen ist? Prof. Rainer Forst, politischer Philosoph und
Sprecher des Profilbereichs „Orders and Transformations“, betrachtet die Frage
differenzierter: „Wir leben in einer Zeit vieler Krisen in der
Demokratie, und es könnte zu einer echten Krise der Demokratie kommen,
wenn diese sich nicht lösen oder abmildern lassen“, erklärt er im
Auftaktinterview. Es gebe durchaus Prozesse der Entfremdung vom existierenden
System der Demokratie, die vor allem in kulturellen Vorbehalten gegen
gesellschaftliche Veränderungen und in sozialen Benachteiligungen lägen. Forst
betont den Aspekt der Gerechtigkeit, der der Demokratie eigentlich
eingeschrieben sei, aber in der realen Politik häufig zu kurz komme. Dadurch
gehe wichtiges Vertrauen verloren. Wie man das Vertrauen wieder stärken kann?
Das hat nach Forsts Auffassung viel mit Konflikten zu tun – aber auf andere
Weise, als mancher denken würde. Spannend und nachvollziehbar erklärt der
politische Philosoph, warum vor allem Konflikte wichtig sind für das
Zustandekommen von Vertrauen und warum dies im Fokus eines großen
Forschungsprojekts an der Goethe-Universität steht.
In weiteren
Artikeln von „Forschung Frankfurt“ geht es zum
Beispiel um die Frage, wie Rebellen nach dem Chaos eine eigene Ordnung
schaffen, es geht um die Initiation des bundesdeutschen Grundgesetzes, die im
I.G. Farben-Bau stattfand (heute Campus Westend), aber auch um die Frage, wie
verschwundene Bücher in einer großen Universitätsbibliothek wiedergefunden
werden können. Weitere Beiträge handeln etwa davon, wie der Klimawandel die
Evolution vorantreibt oder wie eine neue mikroskopische Technologie ein viel
genaueres Bild von den dynamischen Strukturen in lebenden Zellen zu vermitteln
vermag.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (2/2023) kann von
Medienschaffenden kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de
Ein
PDF der Ausgabe ist online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de.
Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/147598855
Bildtext: Forschung Frankfurt: (Un)Ordnung (Titelblatt). Bild:
Goethe-Universität Frankfurt
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de