Internationales Team von Goethe-Uni und University of Kent identifiziert Nitroxolin als mögliches Medikament
Die Mpox – landläufig bekannt unter dem Namen „Affenpocken“ – verbreiten sich derzeit weltweit. Ein grenzüberschreitendes Forschungsteam von Goethe-Universität und University of Kent hat nun einen Wirkstoff identifiziert, der gegen die Krankheit helfen könnte. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Journal of Medical Virology“ erschienen.
FRANKFURT. Nitroxolin
heißt der neue Arzneistoffkandidat, der womöglich zur Behandlung von Mpox
eingesetzt werden kann. Identifiziert haben ihn Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler der Goethe-Universität und der University of Kent in einer
standortübergreifenden Studie. Die Ergebnisse ihrer Forschung ermöglichen nun
den baldigen Start klinischer Studien.
Der derzeitige Mpox-Ausbruch ist der erste in dieser Größe
außerhalb von Afrika und zugleich der erste Mpoxausbruch, der durch
Mensch-zu-Mensch Übertragung verursacht wird. Insbesondere Personen mit einem
geschwächten Immunsystem sind stark gefährdet. In experimentellen Modellen
wurden bereits antivirale Wirkstoffe getestet, die Replikation des Mpoxvirus
hemmen können. Am Menschen konnte die Wirksamkeit dieser Stoffe jedoch noch
nicht bestätigt werden. Einige der Wirkstoffe können erhebliche Nebenwirkungen
haben. Außerdem sind derzeit nicht für alle Mpoxpatienten solche Medikamente
verfügbar. Und gegenüber Tecovirimat, dem bisher vielversprechendsten
Mpoxmedikament, sind bereits Resistenzen aufgetreten.
In der vorliegenden Studie hat das von Professor Jindrich Cinatl
(Goethe-Universität und Dr. Petra Joh-Haus, Frankfurt am Main) und Professor
Martin Michaelis (School of Biosciences, University of Kent) geleitete Konsortium
mit dem für den Menschen gut verträglichen Antibiotikum Nitroxolin ein weiteres
Medikament identifiziert, das die Vermehrung von Mpoxviren in
Zellkulturmodellen und Gewebekulturen menschlicher Haut effektiv hemmt.
Nitroxolin ist darüber hinaus gegen einen Tecovirimat-resistenten
Mpoxvirusstamm wirksam, sowie gegen weitere bakterielle und virale
Krankheitserreger, die häufig gemeinsam mit Mpoxviren übertragen werden. Daher
unterdrückt Nitroxolin gleichzeitig mehrere Krankheisterreger, die häufig an
schweren Mpoxverläufen beteiligt sind. Da Nitroxolin ein gut verträgliches
Antibiotikum ist, das seit langem zur Behandlung von Menschen eingesetzt wird,
kann es direkt in klinischen Studien gegen Mpox getestet werden.
„Die Entstehung von resistenten Virusstämmen gibt Anlass zu
ernsthafter Besorgnis“, sagt Professor Jindrich Cinatl von der
Goethe-Universität und dem Dr. Petra Joh-Haus. „Daher ist die Wirkung von
Nitroxolin gegenüber Tecovirimat-resistenten Viren besonders vielversprechend.”
Professor Martin Michaelis von der University of Kent fügt hinzu:
„Je mehr unterschiedliche Medikamente zur Behandlung von viralen Erkrankungen
zur Verfügung stehen, umso besser. Wir hoffen, dass Nitroxolin zur effektiven
Behandlung von Mpoxpatienten beitragen wird.”
Publikation:
Denisa Bojkova, Nadja Zöller, Manuela Tietgen, Katja Steinhorst, Marco Bechtel,
Tamara Rothenburger, Joshua Kandler, Sandra Ciesek, Holger Rabenau, Jindrich
Cinatl (Goethe-University Frankfurt); Mark Wass, Martin Michaelis (University
of Kent); Julia Schneider, Victor Corman (Charité Berlin), Repurposing of the
antibiotic nitroxoline for the treatment of mpox. In: Journal of Medical
Virology
DOI: https://doi.org/10.1002/jmv.28652
Weitere Informationen
Prof.
Jindrich Cinatl
Arbeitsgruppenleiter
Institut für Medizinische Virologie
Goethe-Universität
Telefon 069 6301-6409
E-Mail Cinatl@em.uni-frankfurt.de
https://www.kgu.de/einrichtungen/institute/zentrum-der-hygiene/medizinische-virologie/forschung/research-group-cinatl/
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de