​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – 2020

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Pressestelle Goethe-Universität

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Jun 5 2020
11:39

​Studie von Goethe-Uni und den Universitäten Bonn und Mannheim nimmt die Folgen für berufstätige Eltern in den Fokus – Frauen wohl besonders betroffen

Corona lässt Arbeitszeit schrumpfen

FRANKFURT. Der Wegfall der Kinderbetreuung während der Corona-Krise hat signifikante Effekte auf das Arbeitsangebot. Dies macht eine Studie deutlich, an der auch Prof. Dr. Fuchs-Schündeln, Wirtschaftswissenschaftlerin an der Goethe-Universität, beteiligt war.

Seit Wochen sind Schulen und Kindergärten geschlossen, die Wirtschaft wird jedoch allmählich wieder hochgefahren. Dieses Hochfahren geht einher mit mehr Präsenzzeiten am Arbeitsplatz – für berufstätige Eltern eine kaum zu erfüllende Anforderung. Nicola Fuchs-Schündeln, Professorin für Makroökonomie und Entwicklung an der Goethe-Universität, hat gemeinsam mit ihrem Bonner Kollegen Prof. Dr. Moritz Kuhn und der Mannheimer Kollegin Prof. Michèle Tertilt die Folgen mangelnder Betreuungsangebote für Kinder und deren Auswirkungen auf die verfügbare Arbeitszeit berufstätiger Eltern untersucht. Das Ergebnis: Der Anteil der Eltern, die von geschlossenen Schulen und Kindergärten betroffen ist, ist doppelt so hoch wie die Gesamtzahl der Arbeitslosen in Deutschland.

Denn auch wenn Schulen und Betreuungseinrichtungen ebenfalls vorsichtig wieder öffnen: Von Normalität kann noch lange nicht die Rede sein. Regelunterricht findet in den meisten Bundesländern nach derzeitigen Planungen bis zu den Sommerferien erst einmal nicht statt. „Jeder vierte Erwerbstätige in Deutschland hat Kinder unter 14 Jahren im Haushalt, deren Betreuungsmöglichkeiten nun wegfallen“, sagt Fuchs-Schündeln. Die Menge der Betroffenen entspreche den rund zehn Millionen Beschäftigten des Verarbeitenden Gewerbes und der Bauindustrie in Deutschland. Das Forscherteam nutzt für seine Schätzungen die Daten der Arbeitskräfteerhebung der EU (AKE) aus dem Jahr 2018.

Selbst wenn man berücksichtige, dass beispielsweise ältere Geschwister oder ein nicht arbeitender Elternteil die Betreuung der Kinder übernimmt, sind immer noch 21 Prozent der Erwerbstätigen von geschlossenen Schulen und Kindertagesstätten betroffen. Häufig wird das Betreuungsproblem dann dadurch gelöst, dass ein Elternteil zu Hause bleibt. In diesem Fall – so schätzen die Forscher – würden den Arbeitgebern elf Prozent der Erwerbstätigen fehlen. Damit ist der Anteil der von der Betreuungsnot betroffenen Eltern fast doppelt so hoch wie die derzeitige Arbeitslosenquote in Deutschland (5,8 Prozent im April 2020).

Wenn die Kinder klein sind, ist es zumeist die Mutter, die ihre Arbeitszeit reduziert. Die untersuchten Daten zeigen, dass in 82 Prozent der untersuchten Haushalte die Frau weniger arbeitet als der Mann. Berücksichtigt man die reduzierte Arbeitszeit eines Elternteils, so der Befund der Forscher, wären 8,4 Prozent der geleisteten Arbeitsstunden von einem Arbeitsausfall auf Grund fehlender Kinderbetreuung betroffen– das entspräche dem achtfachen kurzarbeiterbedingten Stundenausfall während der Finanzkrise 2009. Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung arbeitender Eltern zeigt sich hier deutlich.

Hierin zeigten sich den Autoren zufolge die gegenwärtigen Kosten fehlender Kinderbetreuung. Darüber hinaus könne langfristig jedoch auch die Gleichberechtigung von Frauen am Arbeitsmarkt einen Rückschlag erleiden. Karriereunterbrechungen im ersten Drittel des Erwerbslebens führten zu einer langfristigen Verschlechterung des Einkommens. „Wir haben in unserer Forschung zu Karriereverläufen gesehen, dass unterschiedliche Karriereverläufe von Männern und Frauen zu 50 Prozent die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede erklären“, so der Bonner Wirtschaftswissenschaftler Moritz Kuhn.


Ein Porträt von Nicola Fuchs-Schündeln zum Download finden Sie unter folgendem Link: http://www.uni-frankfurt.de/88964858

Bildtext: Die Frankfurter Wirtschaftswissenschaftlerin Nicola Fuchs-Schündeln ist Mitautorin einer Studie zu den langfristigen Folgen mangelnder Kinderbetreuung durch die Corona-Krise. Foto: Kay Nietfeld

Informationen: Prof. Dr. Nicola Fuchs-Schündeln, Ph.D., Professur für Makroökonomie und Entwicklung, Campus Westend, Telefon 069 798-33815, E-Mail fuchs@wiwi.uni-frankfurt.de. Link zum Paper: https://voxeu.org/article/short-run-implications-school-closures

 

Jun 5 2020
10:59

​Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) an der Goethe-Universität legt Indikatoren zur Einschätzung der Auswirkungen der Corona-Krise auf die regionalen Arbeitsmärkte in Hessen vor

Corona und der Arbeitsmarkt in Hessen: Differenzierter Blick tut not

FRANKFURT. Durch die Berichterstattung in den Medien konnte in den vergangenen Wochen leicht der Eindruck entstehen, dass Kurzarbeit ein sehr weitverbreitetes Phänomen sei. Doch dies entspricht zumindest in Hessen nicht ganz der Realität, wie die heute vorgelegten Daten des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) zeigen.

Nur für ein knappes Drittel der Beschäftigten in Hessen ist von März bis Mai 2020 Kurzarbeit angemeldet worden, wobei es zwischen den Regionen große Unterschiede gibt: Während in der Stadt Darmstadt nur für einen von fünf Beschäftigten eine Meldung zur Kurzarbeit gemacht wurde, trifft dies im Kreis Groß-Gerau auf jeden zweiten Beschäftigten zu. „Dies liegt daran, dass die einzelnen Wirtschaftszweige in unterschiedlichem Maße von Kurzarbeit betroffen sind“, sagt Dr. Christa Larsen, Geschäftsführerin des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK), eines Zentrums der Goethe-Universität, das nun den Regionaldatenreport veröffentlicht hat.

Zwischen den Wirtschaftszweigen gibt es große Unterschiede: Während im Gastgewerbe von März bis Mai 2020 für 91 Prozent der Beschäftigten Kurzarbeit angemeldet wurde, waren in der Logistik sowie im verarbeitenden Gewerbe jeweils rund die Hälfte der Beschäftigten davon betroffen. Hingegen trifft dies in der öffentlichen Verwaltung nur auf 3 Prozent der Beschäftigten und im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen auf 4 Prozent zu. In den Kreisen und kreisfreien Städten Hessens, wo jene Wirtschaftszweige, die stark von Kurzarbeit betroffen sind, dominieren, ist der Anteil an Kurzarbeit entsprechend hoch. Der zeitliche Peak der Anmeldungen von Kurzarbeit war im April 2020. Im Mai war das wirtschaftliche Geschehen offenbar wieder so weit in Gang gekommen, dass nur noch 4 Prozent der Betriebe in Hessen Kurzarbeit angemeldet hatten.

Ein ähnlicher Befund zeigt sich im Mai 2020 auch bei den Personen, die sich arbeitslos gemeldet haben.  Im Vergleich zum Vormonat war deren Zahl deutlich rückläufig, nämlich insgesamt um 21 Prozent. Besonders stark ist dieser Trend in den meisten Kreisen und kreisfreien Städten zu beobachten. „Dies ist zunächst ein hoffnungsvolles Signal“, meint Oliver Lauxen, Leiter der Studie im IWAK. Allerdings seien die absoluten Zahlen deutlich höher als im Vorjahr, und im Vergleich zu 2019 seien auch weniger arbeitslose Menschen wieder in Beschäftigung gekommen. Insofern gebe es sicherlich Handlungsbedarf. Wichtig sei, dass im Mai die Rekrutierung bei den Betrieben wieder stärker angelaufen sei. Während im April 2020 die bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten offenen Arbeitsstellen noch um 52 Prozent unter den Vorjahreswerten lagen, schließt sich die Schere im Mai im Vergleich zu 2019 und liegt nur noch bei 39 Prozent. Dies sind dem IWAK zufolge Zeichen, dass sich die Lage leicht entspannt.

Dies gilt allerdings noch nicht für den Ausbildungsbereich. Im Mai 2020 sind 9 Prozent weniger Berufsausbildungsstellen bereits besetzt, als dies zur gleichen Zeit im Vorjahr der Fall war. Im April 2020 lag der Abstand zum Vorjahr noch bei 7 Prozent, die Lücke wächst hier also, wobei die Unterschiede zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten sehr groß sind. Während im Kreis Darmstadt-Dieburg im Mai 2020 noch 27 Prozent weniger Ausbildungsstellen besetzt waren als im Vorjahr, stellt sich die gegenteilige Lage im Wetteraukreis, im Vogelsbergkreis und im Kreis Groß-Gerau dar. Dort sind im Mai 2020 schon mehr Ausbildungsstellen besetzt als zum gleichen Zeitpunkt in 2019.

„Wir sehen in den Daten erste Signale, dass immer größere Teile der Wirtschaft in Hessen langsam wieder Fahrt aufnehmen“, so Larsen weiter. „Die Kurzarbeit und die Arbeitslosigkeit hatten bisher im April ihren Peak erreicht, und die Dynamik ist im Mai deutlich zurückgegangen. Die Zurückhaltung der Betriebe bei der Besetzung offener Stellen scheint abzunehmen. Die Ausbildung bleibt allerdings ein Sorgenkind, das besonderer Aufmerksamkeit bedarf. Allerdings ist hier eine regional differenzierte Betrachtung wichtig“, sagt Christa Larsen.

Das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität unterstützt seit vielen Jahren die Akteure in Arbeitsmarkt und Wirtschaft in Hessen regelmäßig mit Daten, um Transparenz und Orientierung zu schaffen. Die Darstellung der regionalen Unterschiede nimmt dabei einen großen Stellenwert ein. Der hier vorgelegt IWAK-Regionaldatenreport ist auf Wunsch vieler Akteure aus regionaler Wirtschaft und Arbeitsmarkt nach einem kontinuierlichen Monitoring der Lage entstanden.

„Wir knüpfen dabei an die in vielen Bereichen gute Kooperation zwischen Hochschule und Wirtschaft in Hessen an“, stellt Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz fest, der an der Goethe-Universität für die „Third Mission“ zuständig ist – also für das Zusammenwirken von Wissenschaft und Gesellschaft und Wirtschaft.

Von jetzt an plant das IWAK monatliche Berichte, die zeitnahe Einblicke in die Entwicklungen vor Ort, aber auch auf Landesebene ermöglichen. Dafür steht das Institut in kontinuierlichem Austausch mit den Nutzenden, so dass der bedarfsorientierte Einbezug weiterer Indikatoren möglich ist. Anfang Juli 2020 soll der nächste Bericht mit einem Schwerpunkt auf dem Thema Arbeitslosigkeit vorgelegt werden.


Informationen:
Dr. Christa Larsen, Geschäftsführerin des IWAK, Telefon: 069 798 22152, Mail: C.Larsen@em.uni-frankfurt.de, www.iwak-frankfurt.de. Ein Abonnement des monatlichen Berichts erhalten Sie auf E-Mail-Anfrage bei Christa Larsen. Den aktuellen Bericht zum Download finden Sie unter:
http://www.iwak-frankfurt.de/wp-content/uploads/2020/06/IWAK_Regionaldatenreport_2.pdf

 

Jun 4 2020
15:50

Der Theologe Prof. Christof Mandry spricht im neuen UniReport über moralisch-ethische Dilemmata der Corona-Pandemie.

Freiheit oder Leben?

FRANKFURT. Die Bekämpfung der Corona-Pandemie hat weltweit für zum Teil massive Einschränkungen des wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Lebens gesorgt und in einer Reihe von Staaten das Gesellschaftssystem an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Viele Maßnahmen wurden zwar bereits zurückgenommen, doch bei weiteren Pandemiewellen könnte es (wieder) zu erheblichen medizinischen Versorgungsengpässen kommen. Christof Mandry, Professor für Moraltheologie und Sozialethik an der Goethe-Universität, bringt in seinem Essay in der neuen Ausgabe des UniReport den Konflikt zwischen den Grundrechten auf Freiheit und auf Gesundheitsschutz auf den Punkt, wenn er fragt: „Welchen Stellenwert kann die Selbstbestimmung von Erkrankten haben, wenn die Behandlungskapazitäten nicht für alle ausreichen und faktisch entschieden werden muss, wer eine potenziell lebensrettende (intensiv-) medizinische Versorgung erhält und wem sie mit potenziell tödlichen Konsequenzen verwehrt werden muss?“

Mandry sieht eine Zuspitzung dieses Dilemmas gegeben, wenn weitere Kranke, die in einer Pandemie-Überlastungssituation in die Klinik gebracht werden, nach dem medizinischen Prognoseverfahren bessere Erfolgsaussichten haben. Dann müssten nach dem Verfahren der sogenannten „Triage-Reevaluation“ Patienten mit weniger guten Heilungschancen das Intensivbett verlassen – die ethische Problematik, so der Theologe, bestehe unter anderem darin, dass in einem solchen Fall Patienten gegen ihren Willen und bei fortbestehender Sinnhaftigkeit die Behandlung entzogen werde und sie sterbengelassen werden. Mandry fragt weiter: „Sollte der Bundestag hier tatsächlich tätig werden und durch Gesetz festlegen, dass Bürger in solchen Situationen verpflichtet sind – und folglich gezwungen werden können –, ihr Lebensrecht für andere aufzugeben – gäbe er damit nicht seine Legitimation preis, die gerade in der Garantie der Grundrechte des Einzelnen besteht?“
 

Die weiteren Themen im UniReport 3/Juni 2020:


  • „Die Gefahr durch dieses Virus ist jetzt nicht geringer als Anfang März“: Die Virologin Prof. Sandra Ciesek über den aktuellen Stand der Forschung zu Covid-19.
  • Das Experiment virtuelles Semester läuft besser als gedacht: Der Online-Lehrbetrieb – Eindrücke, Erfahrungen und Ausblicke von Lehrenden und E-Learning-Experten.
  • Mehr Flexibilität, weniger „realer“ Austausch: Wie Corona den Alltag im Studium verändert.
  • Was Corona über Nacht aus Studierenden macht (oder machen kann): Gedanken aus der Fachdidaktik von Prof. Daniela Elsner und Dr. Heike Nielsen.
  • Konsequente Unterdrückungsstrategien führen zu niedrigeren Gesamtkosten: Die Physiker Prof. Roser Valenti und Prof. Claudius Gros haben sich mit den sozioökonomischen Folgen von „Social Distancing“ beschäftigt.
  • Nichts Neues bei den Masken: Der Japanologe Prof. Michael Kinski wirft einen Blick in die Geschichte der Mund-Nasenschutz-Masken in Japan.
  • Covid-19-Erkrankung ist keine Grippe: Erfahrungsgesättigte Einschätzungen aus der Virologie und der Medizin.
  • „Kleine Fächer“ an der Goethe-Universität: Prof. Zhiyi Yang über die Sinologie in Frankfurt und Chinas Rolle in der Welt.
  • Teilchen Billard mit drei Partnern: Physiker der Goethe-Universität haben das Rätsel um den Compton-Effekt gelöst.
  • Wem die Bücher wirklich gehören: Die Universitätsbibliothek will Raubgut in ihren Beständen aufspüren.
  • Innovative Ideen für das Lehren mit digitalen Medien: Digi_Gap ist ein neues Forschungsprojekt in der Lehrkräftebildung.
  • EU-Projekt zum akut-auf-chronischen-Leberversagen vereint Experten im Taunus: Nachbericht zur zweiten Vollversammlung des Horozon-2020-Projekts MICROB-PREDICT.
  • Neue Goethe-Fellows: Prof. Sabine Andresen, Prof. Beatrice Brunhöber und Prof. Cornelia Ebert werden am Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg forschen.
  • Porträt in der Rubrik Goethe, Deine Forscher: Der Amerikanist Johannes Völz verbindet in seiner Forschung Literaturwissenschaft, Politikwissenschaft und Philosophie.
  • Eingebunden in die Bewältigung der Corona-Krise: Fazilet Duygu arbeitet als Stipendiatin der Philipp-Schwartz-Initiative in der Infektiologie des Universitätsklinikums
  • Luminale kommt ans Uniklinikum: Licht-Anemonen des Künstlers Malte Kebbel leuchten für die kommenden Wochen auf dem Vorplatz des Universitätsklinikums.
  • „Die digitale Lehre wird bleiben“: Das E-Learning-Projekt „StudyCore“ verbindet Forschung mit pädagogischer Praxis.
Der UniReport 3/2020 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe

 

Jun 4 2020
09:43

​Expertise der Frankfurter Wirtschaftswissenschaftlerin international gefragt

Nicola Fuchs-Schündeln in französische Wirtschafts-Kommission berufen

FRANKFURT. Nicola Fuchs-Schündeln, Professorin für Makroökonomie und Entwicklung an der Goethe-Universität, ist in eine neu eingesetzte internationale Expertenkommission berufen worden, die den französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu den großen wirtschaftlichen Herausforderungen beraten wird.

Geleitet wird die Kommission von dem Nobelpreisträger Jean Tirole und dem ehemaligen Chefökonomen des Internationalen Währungsfonds Olivier Blanchard. Die darin vertretenen 24 Ökonominnen und Ökonomen aus der ganzen Welt sollen Zukunftskonzepte zu den Themen Ungleichheit, Klimawandel und Demographie erarbeiten.

Fuchs-Schündeln ist bereits seit September 2019 Mitglied des deutsch-französischen Expertenrats für Wirtschaft. Dieses Gremium besteht aus fünf deutschen und fünf französischen Wirtschaftsexpertinnen und -experten.

Nicola Fuchs-Schündeln hat seit 2009 die Professur für Makroökonomie und Entwicklung an der Goethe-Universität inne. 2018 erhielt sie den renommierten Leibniz-Preis sowie einen Forschungspreis des European Research Councils. Sie ist Vorsitzende des Vereins für Socialpolitik, des Vereins der deutschsprachigen Ökonomen, und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundesfinanzministeriums. Außerdem ist sie Vorsitzende der Review of Economic Studies, einer renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschrift. Vor ihrem Wechsel an die Goethe-Universität war Fuchs-Schündeln an der US-amerikanischen Harvard University tätig. Forschungsaufenthalte führten sie an die Stanford University und die University of New South Wales.


Ein Porträt von Nicola Fuchs-Schündeln zum Download finden Sie unter folgendem Link: http://www.uni-frankfurt.de/88964858
Bildtext:
Nicola Fuchs-Schündeln, Professorin für Makroökonomie und Entwicklung an der Goethe-Universität, ist Mitglied in der neu eingesetzten internationalen Expertenkommission, die den französischen Präsidenten beraten wird. Foto: Kay Nietfeld

Informationen:

https://www.elysee.fr/emmanuel-macron/2020/05/29/climat-inegalites-demographie-installation-dune-commission-dexperts-sur-les-grands-defis-economiques

 

Jun 3 2020
16:40

Museum Giersch der Goethe-Universität zeigt erstmals 180 Bilder von Nini und Carry Hess - Sonderausstellung wird Partnerprojekt der RAY Fototriennale 2021

Sonderausstellung mit Fotoschätzen aus der Weimarer Republik

FRANKFURT. Das Museum Giersch der Goethe-Universität stellt im Frühjahr/Sommer nächsten Jahres Leben und Werk der Frankfurter Fotografinnen Nini (1884–1943) und Carry Hess (1889–1957) in einer umfangreichen monographischen Ausstellung mit rund 180 Originalfotografien vor. Das Fotoatelier der beiden Schwestern gehörte zu den renommiertesten der Weimarer Republik. Zahlreiche Prominente suchten es auf, um sich porträtieren zu lassen, unter anderen Max Beckmann, Thomas Mann und Mary Wigman. Spezialisiert auf Porträt- und Theaterfotografien, schufen Nini und Carry Hess aber auch Tanz-, Akt-, Mode- und Architekturaufnahmen und prägten durch ihre Fotos das Bild der „Neuen Frau“ in den 1920er-Jahren entscheidend mit. Die beiden jüdischen Fotografinnen wurden von den Nationalsozialisten verfolgt und ihr Atelier in der Reichspogromnacht vollständig zerstört. Nini Hess wurde in Auschwitz ermordet, ihre Schwester Carry verstarb 1957 im Exil.
 
Die Sonderausstellung im Museum Giersch der Goethe-Universität ist nun als Partnerprojekt in das Programm der Triennale RAY Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain aufgenommen worden. Die Triennale RAY Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain wurde 2010 auf Initiative des Kulturfonds Frankfurt RheinMain gegründet – mit dem Ziel, die Vielfalt und die Kompetenz der zahlreichen Sammlungen und Institutionen, die sich dem Thema der künstlerischen Fotografie in der Region Frankfurt/Rhein-Main widmen, zu bündeln und besonders herauszustellen. Vom 3. Juni bis 12. September 2021 zeigen zum vierten Mal zwölf Institutionen der Region ein breites Kaleidoskop an Fotoausstellungen, die von zahlreichen weiteren Aktivitäten begleitet werden. Das Thema dieses Fotografie-Sommers lautet IDEOLOGIES.
 
„Wir freuen uns mit dem aufwändigen Forschungs- und Ausstellungsvorhaben zu Nini und Carry Hess Teil von RAY 2021 sein zu dürfen und so Schicksal wie Werk der beiden beeindruckenden Fotografinnen einem größeren Publikum bekannt machen zu können“, sagt Dr. Birgit Sander, Direktorin des Museum Giersch der Goethe-Universität. „Mit der Aufarbeitung des fotografischen Schaffens von Nini und Carry Hess knüpfen wir an erfolgreiche Fotoausstellungen unseres Museums an – z. B. zur frühen Fotografie im Rhein-Main-Gebiet oder zum fotografischen Werk von Laura J. Padgett oder von Inge Werth. Und wir lenken den Blick abermals auf wenig bekannte Künstlerinnen unserer Region, die der Entdeckung lohnen.“
 
Foto zum Download unter: http://www.uni-frankfurt.de/88956976
 
Pressefoto: Nini & Carry Hess: Thomas Mann, 1925, ETH-Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv
 
 
RAY 2021 im Internet: www.ray2021.de
 
RAY 2021 Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain ist eine Kooperation von Darmstädter Tage der Fotografie, Deutsche Börse Photography Foundation, DZ BANK Kunstsammlung, Fotografie Forum Frankfurt,Frankfurter Kunstverein, Museum Angewandte Kunst, Museum MMK für Moderne Kunst sowie der RAY Partner Historisches Museum Frankfurt, Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim, Kunstforum der TU Darmstadt, Marta Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie e.V. im Stadtmuseum Hofheim, Museum Giersch der Goethe-Universität und Nassauischer Kunstverein Wiesbaden.
 
Informationen: Christine Karmann, Kommunikation und Marketing Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/138210121, E-Mail: presse@museum-giersch.de
Adresse: Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main

 

Jun 3 2020
13:50

​Studie zum Unterrichtshandeln von Lehrkräften während der Corona-Schulschließungen

Schule auf Distanz: Herausforderung und Chance

FRANKFURT. Herausforderung und Chance zugleich – so erleben hessische Lehrkräfte das Unterrichten auf Distanz, das durch die Schulschließungen während der Corona-Krise notwendig wurde. Eine Studie an der Goethe-Universität zeigt, welche unterschiedlichen Wege die Lehrerinnen und Lehrer dabei gegangen sind.
 
Mit der bundesweiten Schulschließung im März 2020 standen Lehrerinnen und Lehrer in ganz Deutschland quasi über Nacht vor der Herausforderung, den Lernprozess der Schüler von zu Hause aus als Fern-Unterricht zu organisieren. Die Bedingungen, Voraussetzungen und Strukturen des Unterrichts und des schulischen Lernens änderten sich für alle Beteiligten ebenso plötzlich wie tiefgreifend.
 
Wie gestalten nun Lehrerinnen und Lehrer ihr praktisches Lehrhandeln unter den veränderten Bedingungen? Das hat das Team der mediendidaktischen Abteilung von studiumdigitale, der zentralen eLearning-Einrichtung der Goethe-Universität, in einer qualitativen Studie mit rund 70 Lehrkräften verschiedener Schulformen (Grundschule, Sekundarstufe 1 und 2, Berufsschule) untersucht. Qualitativ heißt: Die Befragten konnten ihre Erfahrungen individuell schildern. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, inwiefern die Lehrpraxis durch die Krise beeinflusst wird und wie sie sich unter den neuen Bedingungen verändert. Sehen die Lehrkräfte die Situation auch als Chance, Lernszenarien ganz neu zu gestalten? Erhoben wurden die Daten in der ersten Aprilwoche, als die Schulen seit etwa zwei Wochen geschlossen waren. Die Lehrkräfte beschrieben ihr Lehrhandeln also unter dem Eindruck der ersten Wochen der Krise.
 
Dabei zeigte sich: Die veränderte Situation bedeutete für Lehrkräfte Herausforderung und Chance zugleich. Einerseits wurde ein gewisser Druck empfunden, digitale Medien zu nutzen, um den Unterricht überhaupt zu ermöglichen. Das Fehlen bekannter Strukturen und Abläufe wie Schulstunden im 45 bzw. 90 Minutentakt oder Fachunterricht im Klassenverband wurde jedoch andererseits auch genutzt, um Schule, Unterricht und Lernen ganz anders zu denken und zu organisieren.
 
„Beides ist eng miteinander verwoben: Der mit der digitalen Transformation verbundene Wechsel von der Buchdruckgesellschaft zur digitalen globalisierten Netzwerkgesellschaft erfordert ein neues Verständnis von Lehren und Lernen. Der Lernprozess sollte stärker projekt- und problemorientiert sein, Lernende sollten, losgelöst von spezifischen ‚Lernorten', kollaborativ in Lernnetzwerken und Projektgruppen an fächerübergreifenden Themen arbeiten“, erklärt Prof. Dr. Alexander Tillmann, kommissarischer Leiter von studiumdigitale.
 
Die Studie zeigt, dass bisherige Lehrpraktiken offenbar weitgehend erhalten bleiben, auch wenn die üblichen Rahmenbedingungen schulischen Lernens, wie der Unterricht entlang strenger Fächergrenzen in vorgegebenem Stundentakt de facto außer Kraft gesetzt sind. Gefördert wird das auch von vielen Schulleitungen, die klare Aufgaben mit Angabe der Bearbeitungszeit und Abgabeform verlangen, wobei sich die Bearbeitungszeit an Umfang und Dauer der Unterrichtsstunden im jeweiligen Fach orientieren sollen. Die Forderung, dass Lernerfolg und Lernweg regelmäßig in kleinen Schritten kontrolliert werden sollen, führt zu einer sehr starken Arbeitsbelastung für die Lehrkräfte. Wo zudem keine Lernplattformen für Kommunikation und Austausch zur Verfügung stehen, sondern vor allem über E-Mail kommuniziert wird, werden Abläufe und Kommunikation als schwierig empfunden, wie eine Lehrkraft ausführt: „Ich erstelle Arbeitsaufträge im Homeoffice und schicke sie per E-Mail an die Schülerinnen und Schüler. […] Die Kommunikation mit den Schülerinnen und Schülern erfolgt nur per E-Mail, was sehr umständlich ist. Eine Schulplattform ist aktuell für unsere Schule noch nicht freigeschaltet.“ Der zeitliche Aufwand für Korrekturen, Kommunikation und Feedback erscheine gegenüber dem Präsenzunterricht deutlich höher: „Sowohl Lehrkräfte als auch Schüler arbeiten gefühlt doppelt so viel. Lehrkräfte haben viel zu viele Korrekturen […] ein echter Lernertrag bleibt gefühlt aber auf der Strecke“.
 
Zum Teil lässt sich ein Nachdenken über neue Lernformen bei den Lehrkräften beobachten: So stellt sich eine Lehrerin die Frage, „…ob man nicht den Schülern im Sinne des offenen Lernens mehr Spielräume statt eines starren Stundenplans geben kann, um so zu arbeiten und sich dann in regelmäßigen Präsenzzeiten in der Schule zusammenfindet“. Die Reflexion der aktuellen Erfahrungen mit digitalen Werkzeugen führt bei einzelnen Lehrkräften dazu, dass sich ihr praktisches Lehrhandeln bereits verändert hat: „Tatsächlich hat sich eher die Art der Arbeitsaufträge hin zu offenen Lernformen verändert als die 'digitalen Praktiken'“. Aber auch wenn Lehrkräfte durchaus gegenüber neuen Lehrformaten, wie sie die Bildungsforschung für die digitale Netzwerkgesellschaft fordern, aufgeschlossen sind, werden digitale Medien im aktuellen „Homeschooling“ kaum für projektorientierte und fächerübergreifende kollaborative Aktivitäten der Wissenskonstruktion eingesetzt. Ausnahme sind Schulen, an denen solche Handlungspraktiken bereits vor Corona etabliert waren.
 
Die Krise könne erfolgreich als Ausgangspunkt für positive Veränderung genutzt werden, wenn die gegenwärtigen Erfahrungen reflektiert und für zukünftiges Handeln fruchtbar gemacht würden, so Prof. Tillmann. Die Reflexion der während der Schulschließung gemachten Erfahrungen sei also in der Zeit nach der Krise für Schulen eine wichtige Aufgabe.
 
Die Studie wird im August bei der Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW) in Winterthur vorgestellt und im Tagungsband unter „Michael Eichhorn, Alexander Tillmann, Ralph Müller, Angela Rizzo (2020). Unterrichten in Zeiten von Corona: Praxistheoretische Untersuchung des Lehrhandelns während der Schulschließung“ publiziert.
 
 
Informationen: Michael Eichhorn, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei studiumdigitale, Qualifizierung und Beratung, Telefon 069 798-23609, E-Mail eichhorn@sd.uni-frankfurt.de; Prof. Dr. Alexander Tillmann, kommissarischer Leiter von studiumdigitale, Telefon 069 798-24618, E-Mail tillmann@sd.uni-frankfurt.de; die Studie ist auf Anfrage vorab erhältlich.

 

Mai 29 2020
15:41

​Neues bundesweites Forschungsinstitut nimmt seine Arbeit auf – Frankfurt auch Standort der allgemeinen Geschäftsführung

Was fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt?

FRANKFURT. In einer Pressekonferenz hat Bundesministerin Anja Karliczek gestern den Startschuss für das neue Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) gegeben. Nun kann auch das Frankfurter Teilinstitut seine Arbeit aufnehmen. An der Goethe-Universität ist außerdem die allgemeine Geschäftsstelle des Forschungsinstituts angesiedelt.

83 Forschungsprojekte an elf Teilinstituten in zehn Bundesländern: Nach einer eineinhalbjährigen Vorbereitungsphase startet am 1. Juni das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ). 40 Millionen Euro Fördermittel stehen für die vierjährige Hauptphase zur Verfügung. Das FGZ soll unterschiedliche Perspektiven zusammenführen und wissenschaftliche Expertise bündeln. Die Themen reichen von neuen sozialen Konflikten über das Auseinanderdriften von Stadt und Land bis hin zu Populismus und zunehmendem Antisemitismus. „Um zu verstehen, was uns als Gesellschaft zusammenhält, brauchen wir noch tiefere Erkenntnisse“, sagte Bundesministerin Karliczek während der Konferenz. „Und wir brauchen konkrete Lösungsvorschläge, wie wir diesen Zusammenhalt stärken können.“

Der Begriff des „gesellschaftlichen Zusammenhalts“ sei eine Einladung, grundsätzliche Fragen gesellschaftlicher Entwicklung zu untersuchen und dabei die Instrumente aller Geistes- und Sozialwissenschaften einzusetzen, sagte Matthias Middell, Professor für Kulturgeschichte in Leipzig und Geschäftsführender Sprecher des FGZ. Neben der Universität Leipzig fungieren auch die Uni Bremen und die Goethe-Universität als koordinierende Standorte. Olaf Groh-Samberg, Professor für Soziologie an der Universität Bremen und ebenfalls FGZ-Sprecher, wies in der Pressekonferenz darauf hin, dass derzeit mithilfe des BMBF ein zusätzliches Forschungsprojekt zur Untersuchung der nachhaltigen Auswirkungen der Corona-Krise auf globale, internationale und nationale Vernetzung sowie auf Vorstellungen von gesellschaftlichen Zusammenhalt entwickelt werde.

Nicole Deitelhoff, Professorin für Internationale Beziehungen an der Goethe-Universität Frankfurt und ebenfalls FGZ-Sprecherin: „Die öffentliche Auseinandersetzung, eine lebhafte Debatten- und Streitkultur sind zentrale Elemente gesellschaftlichen Zusammenhalts, die gerade in Krisenzeiten wie der jetzigen Corona-Pandemie gefährdet sind. Wenn wir gegenwärtig über wachsende Polarisierung und um sich greifende Verschwörungstheorien sprechen, dann sind das auch Reaktionen auf tief empfundene Ungewissheiten und Unsicherheit. Welche Gruppen besonders zu Verunsicherung neigen bzw. besondere Schwierigkeiten haben, damit umzugehen, wie Verschwörungstheorien öffentliche Debatten zersetzen und welche Bewältigungsstrategien es dafür gibt, gehört zu den Forschungs- und Transferaufgaben des FGZ.“

Deitelhoff betonte auch die Bedeutung des am Standort Frankfurt koordinierten Wissenstransfers für das FGZ. Das FGZ biete die Chance, in vielfältigen Formaten gemeinsame Erkenntnisse und Orientierungswissen durch den Austausch mit Praxispartnern zu entwickeln. Dies hob auch Bundesministerin Karliczek unter Verweis auf das Transferprojekt „Frankfurt streitet“ des Frankfurter FGZ-Teilinstituts hervor.

Das interdisziplinär besetzte Frankfurter FGZ-Team, das im Forschungsverbund Normative Ordnungen der Goethe-Universität angesiedelt ist, geht unter der Leitung von Prof. Dr. Nicole Deitelhoff (Stellvertretung: Prof. Dr. Daniela Grunow und Prof. Dr. Rainer Forst) der Frage nach, wie die Pluralisierung moderner Gesellschaften auf Fragen des Zusammenhalts einwirkt und wie Konflikte so gestaltet werden können, dass sie demokratischen Zusammenhalt stabilisieren, nicht schwächen.

„Ich freue mich sehr, dass das neue Forschungsinstitut nicht nur mit einem Teilinstitut, sondern auch mit einer Sprecherin und der allgemeinen Geschäftsführung an der Goethe-Universität angesiedelt ist“, kommentierte Universitätspräsidentin Prof. Dr. Birgitta Wolff den Start des FGZ. Viele dringende gesellschaftliche Fragen knüpften an die bereits elfjährige Zusammenarbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ mit der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung und dem Frankfurter Fachbereich Gesellschaftswissenschaften an. „Aus dieser Zusammenarbeit ist viel Forschungsexpertise vorhanden, hier wurde schon immer Disziplinen übergreifend gearbeitet. Der gesellschaftliche Zusammenhalt hat viele fachliche Bezüge; er zwingt dazu, kulturelle, soziale, politische, ökonomische und rechtliche Fragen zusammenzudenken. Ich wünsche allen beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern viel Erfolg bei ihrer wichtigen Arbeit“, so Wolff weiter.

Auch die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn beglückwünscht alle Beteiligten am koordinierenden Standort des FGZ in Frankfurt: „Ich freue mich sehr darüber, dass die Goethe-Universität so maßgeblich an dem neuen Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt beteiligt ist und dass Hessen damit einer der Hauptstandorte ist. Es ist wichtig, dieses Thema intensiv zu erforschen, gerade Zeiten, in denen Spalter und Hetzer viel Gehör finden. Wir erhoffen uns wesentliche Impulse dafür, wie wir als Gesellschaft auch künftig in Frieden und Wohlstand miteinander leben können. Deshalb unterstützen wir auch gern die Geschäftsstelle des Instituts an der Goethe-Universität in Frankfurt aus Landesmitteln."

Informationen: Rebecca Caroline Schmidt, Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt, Administrative Geschäftsführerin, c/o Forschungsverbund Normative Ordnungen der Goethe-Universität, Telefon +49 69 798-31400, E-Mail rebecca.schmidt@normativeorders.net. Weitere Informationen zum Start des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt finden Sie in der Pressemitteilung des BMBF https://www.bmbf.de/de/karliczek-verstehen-was-eine-moderne-gesellschaft-zusammenhaelt-10704.html?utm_source=hootsuite und der Website des FGZ unter www.fgz-risc.de/.

 

Mai 29 2020
12:37

​DFG bewilligt neuen Transregio-Sonderforschungsbereich an der Goethe-Universität

Gebündelte Forschung zu Quantenmaterialien

FRANKFURT. Quantenmaterialien zeichnen sich durch ungewöhnliche physikalische Eigenschaften aus, die sich nur mithilfe der Quantentheorie erklären lassen – etwa die Supraleitung. Ein neuer Transregio-Sonderforschungsbereich (SFB-TRR) unter Federführung der Goethe-Universität in enger Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie dem Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz und dem Max-Planck-Institut für chemische Physik fester Stoffe in Dresden wird Quantenmaterialien untersuchen, deren Eigenschaften sich in besonderem Maße durch elastische Verformung verändern lassen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Vorhaben in den kommenden vier Jahren mit insgesamt rund 10 Millionen Euro.

„Jedes Quantenmaterial ist ein eigenes Universum für sich“, sagt Sprecherin Prof. Maria-Roser Valentí vom Institut für Theoretische Physik der Goethe-Universität. Denn in den chemisch komplexen Materialien treten eigene Gesetzmäßigkeiten, Felder und Teilchen auf. So finden sich in Supraleitern paarweise gekoppelte Elektronen (Cooper-Paare), die gemeinsam wie ein einziges Teilchen widerstandslos durch das Kristallgitter wandern. In den vergangenen Jahren haben Physikerinnen und Physiker zahlreiche neue Materialien mit solchen außergewöhnlichen Eigenschaften entdeckt und synthetisiert.

Allen Quantenmaterialien ist gemein, dass die Elektronen darin einen geordneten „Tanz“ vollführen. Die Choreografie ist oft über weite Energiebereiche und Zeiträume hinaus erhalten. Die Effekte hängen dabei nicht nur von der chemischen Zusammensetzung des Materials ab, sondern auch von äußeren Bedingungen wie Temperatur, Druck oder magnetischen Feldern. Indem man diese ändert, kann man die Eigenschaften eines Quantenmaterials gezielt „frisieren“. Im neuen SFB-TRR wollen Forscherinnen und Forscher insbesondere Quantenmaterialien untersuchen, deren Eigenschaften stark auf elastische Verformung reagieren. „Langfristig möchten wir elektronische Quantenmaterialien entwickeln, die außergewöhnlich gut auf mechanische Verformung ansprechen“, so Valentí.

https://transregio288.org


Weitere Informationen:
Prof. Dr. Maria-Roser Valenti
Institut für Theoretische Physik
Tel.: (069) 798-47816
valenti@itp.uni-frankfurt.de

 

Mai 28 2020
11:07

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg will im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit der Stadt Frankfurt am Main und der Senckenbergischen Gesellschaft für Naturforschung Raubgut in ihren Beständen aufspüren

Die Herkunft der Bücher

FRANKFURT. Welche Bücher befinden sich zu Unrecht in den Magazinen der Unibibliothek? In einem umfangreichen Projekt wird die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg der Goethe-Universität ihre Altbestände daraufhin überprüfen, ob sich darunter Raubgut aus dem vormaligen Besitz von Verfolgten des NS-Regimes befindet. Kooperationspartner sind die Stadt Frankfurt am Main und die Senckenbergische Gesellschaft für Naturforschung, die als Eigentümer und Dauerleihgeber für einen beträchtlichen Teil der UB-Bestände verantwortlich sind. Die aufwändige Arbeit wird möglich durch Fördergelder vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste.

„Eine Universitätsbibliothek sollte keine zu Unrecht erworbenen Werke in ihren Beständen haben. Das widerspräche dem Ethos von Forschung und Lehre, dem wir uns verpflichtet fühlen“, sagt Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität. „Mit den bewilligten Mitteln können wir uns zunächst einen Überblick verschaffen und in die erste Phase der Aufarbeitung treten“, sagt Wolff. Das Präsidium habe sich besonders für den Antrag beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg stark gemacht. Mit dessen wichtiger Mission fühlt sich Wolff auch noch aus ihrer Zeit als damals dafür zuständige Kultusministerin von Sachsen-Anhalt sehr verbunden.

Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig: „Frankfurt hat mit der gemeinsamen Museumsinitiative ‚Gekauft. Gesammelt. Geraubt?' 2018 einen wichtigen Aufschlag auf dem Gebiet der Provenienzforschung geleistet. Diesen Weg gilt es konsequent weiterzugehen und alle Objekte in den städtischen Instituten einer kritischen Revision zu unterziehen. Was für die Frankfurter Museen gilt, muss auch für die Bestände der ehemaligen Stadtbibliothek gelten: keine städtische Sammlung darf sich im 21. Jahrhundert noch mit Objekten schmücken, die ihren Eigentümern geraubt oder unter dem Druck der nationalsozialistischen Verfolgung abgepresst worden sind.“

265.000 Euro sind vom Zentrum Kulturgutverluste genehmigt worden, hinzu kommen Eigenmittel der UB und Zuschüsse der Stadt Frankfurt, so dass für das Projekt insgesamt 333.000 Euro zur Verfügung stehen. Damit können zwei wissenschaftliche Mitarbeiterstellen finanziert werden sowie studentische Hilfskräfte. In den nächsten beiden Jahren steht der Altbestand in der Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek im Fokus, und zwar die Bestände der Erscheinungsjahre bis 1945. Stichproben haben bereits mehrere Verdachtsfälle ergeben, etwa durch Indizien wie den handschriftlichen Namenszug einer jüdischen Wissenschaftlerin oder das Ex Libris einer jüdischen Krankenschwester. Diese Bücher gehören seit vielen Jahrzehnten zum Bestand – doch woher kamen sie? Darüber soll das jetzt bewilligte Projekt Aufschluss geben.

Bereits in den 1950er Jahren waren Bände aus verschiedenen Teilbibliotheken der damaligen Stadt- und Universitätsbibliothek an das Institut für Sozialforschung zurückgegeben (restituiert) worden. Das Institut war von den Nationalsozialisten geschlossen, die Bücher in unterschiedliche Hände übergeben worden. Eine kontinuierliche Suche nach belasteten Beständen parallel zum Alltagsbetrieb hat sich jedoch als schwierig erwiesen. Im neuen Jahrtausend kam jedoch Bewegung in die Sache. „Schon dem früheren Direktor der Universitätsbibliothek Dr. Heiner Schnelling war es ein besonders wichtiges Anliegen, den Bestand auf eine etwaige NS-Belastung zu untersuchen“, sagt Dr. Mathias Jehn, der in der Universitätsbibliothek die Abteilung Bestandserhaltung und Digitalisierung leitet. Bei zwei unabhängigen Historikern hatte das Fritz-Bauer-Institut an der Goethe-Universität 2014 ein Gutachten in Auftrag gegeben. Sie sollten herausfinden, ob sich eine vertiefte Provenienzforschung lohnen würde. Die Antwort war eindeutig: Ja, denn es wurden einige Indizien gefunden.

Insgesamt rund 79.000 Bände sollen in den zunächst zwei Jahren der Projektförderung durchgesehen werden, dabei wird man sich auf die Zentralbibliothek in Bockenheim konzentrieren. Es geht um die Bücher, die zwischen 1942 und 1945 in den Bestand aufgenommen wurden, sowie die Bände mit der Signatur 00. Ein Großteil davon stammt aus dem Offenbach Archival Depot, das nach dem Zweiten Weltkrieg von den Amerikanern eingerichtet worden war, um Raubgut an die Besitzer zurückzugeben. Bei vielen Exemplaren war das damals nicht möglich, weil man die Herkunft nicht genau ermitteln konnte. Und so wurden die Restbestände an verschiedene Bibliotheken verteilt. „Heute haben wir ganz andere Recherchemöglichkeiten“, sagt Maria Nüchter, die als Bibliotheks-Referendarin in der UB arbeitet und als Projektmitarbeiterin in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart bereits Erfahrung in der Provenienzforschung gesammelt hat. Über das Internet seien zahlreiche Datenbanken verfügbar, in denen man Hinweise auf Vorbesitzer finden könne. Wenn kein Eigentumsvermerk in Form eines Stempels, eines Exlibris-Aufklebers oder einer handschriftlichen Eintragung vorhanden ist, wird es allerdings schwierig: „Bücher sind ja keine Unikate wie Kunstwerke, die eindeutig zugeordnet werden können“, sagt Nüchter. Dann bleibe nur, die Bücher in die Datenbank „Lost Art“ beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste einzutragen, um auf diese Weise ein wenig Gerechtigkeit herzustellen – und vielleicht doch noch den rechtmäßigen Eigentümer zu finden.

Insgesamt rund 2,87 Millionen Euro hat der Vorstand des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste in Magdeburg auf Empfehlung des Förderbeirates „NS-Raubgut“ in der ersten Antragsrunde 2020 zur Verfügung gestellt, damit Museen, Bibliotheken, wissenschaftliche Einrichtungen, aber auch Privatpersonen der Herkunft ihrer Objekte auf den Grund gehen können. Seit 2008 fördern Bund und Länder Projekte zur Provenienzforschung, bis heute wurden dafür 34,7 Millionen Euro für 358 Projekte ausgegeben. Eine gesetzliche Verpflichtung zur Rückgabe gibt es in Deutschland nicht, allerdings hat sich auch die Bundesrepublik im Rahmen der Washingtoner Erklärung dazu verpflichtet.

 
Ein Bild zum Download finden Sie unter folgendem Link: http://www.uni-frankfurt.de/88763256

Bildtext:
Problemlos zuzuordnen sind Bücher mit dem Stempel des Frankfurter Instituts für Sozialforschung. Dessen Bibliothek war 1933 beschlagnahmt und über mehrere Bibliotheken in Deutschland verteilt worden, unter anderem auch an die Universitätsbibliothek. (Foto: Nüchter)

Informationen: Dr. Mathias Jehn, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Bockenheimer Landstr. 134-138, Telefon 069 798-39007, E-Mail: m.jehn@ub.uni-frankfurt.de

 

Mai 27 2020
15:14

​Klinische Psychologen der Goethe-Universität bieten mit BESTFORCAN bundesweit Traumatherapie für Kinder und Jugendliche an

Je früher behandelt wird, desto weniger Langzeitfolgen gibt es

FRANKFURT. Ängste, Schlafstörungen oder wiederkehrende Erinnerungen – dies sind nur einige Symptome von Kindern und Jugendlichen, die vernachlässigt werden oder körperliche und sexualisierte Gewalt erlebt haben. Die psychischen Folgen der Traumata verfolgen die Betroffenen bis ins Erwachsenenalter. Werden die jungen Menschen jedoch therapeutisch behandelt, können Langzeitfolgen oft verhindert werden.

Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis zwanzig Jahren können nun schnell und unkompliziert eine umfassende Diagnostik und Traumabehandlung erhalten, indem sie an der Studie BESTFORCAN teilnehmen. 60 Kinder- und Jugendtherapeuten werden derzeit im Rahmen der bundesweiten Studie von der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Goethe-Universität unter der Leitung von Prof. Dr. Regina Steil weitergebildet, um Kinder und Jugendliche vor Ort in ihren Praxen zu behandeln. Zeitgleich werden Mitarbeiter der Jugendhilfe und Kinderärzte geschult, damit sie mit den Therapeuten ein qualifiziertes Netzwerk bilden können.

Die in BESTFORCAN angewandte Psychotherapie ist die sogenannte Traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie – eine Therapieform, deren Wirksamkeit in internationalen Studien nachgewiesen worden ist und deren Kosten von Krankenkassen übernommen wird.

Die wissenschaftliche begleitete Studie startet in Kürze in den Städten und Landkreisen Köln, Bonn, Bremen, Leipzig, Halle, Erfurt, Berlin, Potsdam, Hamburg und Hannover.

Kinder und Jugendliche sowie ihre Bezugspersonen finden die Kontaktdaten von BESTFORCAN-Therapeuten in ihrer Nähe unter:
http://www.bestforcan.de/betroffene-kinder-jugendliche-und-ihre-bezugspersonen/

Die Klinische Psychologin Prof. Dr. Regina Steil von der Goethe-Universität hat das Projekt gemeinsam mit Prof. Dr. Rita Rosner von der Universität Eichstätt-Ingolstadt und dem verstorbenen Prof. Dr. Lutz Goldbeck von der Universität Ulm angestoßen, um bundesweit das Angebot der Behandlung von Traumastörungen in Deutschland zu verbessern.

Die Studie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt und in Kooperation mit den Universitäten Marburg (Prof. Dr. Hanna Christiansen), Eichstätt-Ingolstadt (Prof. Dr. Rita Rosner) und Erlangen-Nürnberg (Assoc. Prof. Dr. David Daniel Ebert) durchgeführt.
 

Informationen: Prof. Dr. Regina Steil, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie, Institut für Psychologie, Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaften, Varrentrappstr. 40-42, 069 798-23848, a.fischer@psych.uni-frankfurt.de

 

Mai 27 2020
12:58

Erste Ergebnisse aus der Studie KiCo – Erfahrungen und Perspektiven von Eltern und ihren Kindern während der Corona-Maßnahmen

Die Familien als Seismograph der Krise

FRANKFURT. Mehr als 25.000 Eltern haben an einer Befragung zum Familienalltag in Zeiten der Pandemie teilgenommen. Nach der Veröffentlichung der Studie „JuCo“ zu den Erfahrungen junger Menschen zu den Auswirkungen der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie vor zwei Wochen stellt der Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ nun erste Ergebnisse der bundesweiten Studie „KiCo“ zu den Erfahrungen und Perspektiven von Eltern und ihren Kindern während der Corona-Maßnahmen vor. Der Forschungsverbund setzt sich zusammen aus dem Institut für Sozial- und Organisationspädagogik an der Stiftung Universität Hildesheim und dem Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung an der Goethe-Universität Frankfurt in Kooperation mit der Universität Bielefeld.

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben den Alltag vieler Familien in erheblichem Umfang verändert. Wie es Eltern und ihren Kindern damit geht, wie ihr aktuelles Wohlbefinden ist, was ihren Alltag kennzeichnet, wie die Passung zu den Regelungen der Kitabetreuung, Schulöffnung und auch der Arbeitgeber*innen ist – dies sind die Kernfragen der Onlinebefragung „KiCo“, welche im Zeitraum vom 24.04.2020 – 03.05.2020 durchgeführt wurde. Über 25.000 Personen haben in dieser kurzen Zeit mindestens 95 Prozent des Fragebogens beantwortet und sich damit viel Zeit genommen. „Die umfangreiche Beteiligung an der Befragung verstehen wir als einen Indikator dafür, dass es unter Müttern und Vätern einen hohen Mitteilungsbedarf gibt“, so die Wissenschaftlerin Dr. Severine Thomas. Aufgabe von Wissenschaft ist es aus Sicht des Forschungsverbundes „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“, Informationen der Befragten möglichst zügig aufzubereiten und die Ergebnisse zu kommunizieren. In diesem Grundverständnis werden erste Einblicke in die Auswertung des Datenmaterials gegeben.

Vor allem haben sich erwerbstätige Mütter beteiligt. Sie berichten von Schuldgefühlen gegenüber ihren Kindern und dem Arbeitgeber, weil sie alles gleichzeitig managen müssen. Die befragten Eltern versuchen ihren Kindern Rückzugsmöglichkeiten zu Hause zu ermöglichen, für sich selbst haben sie diese häufig nicht. „Doch es gibt auch Mütter und Väter, die durch ihre Erfahrungen eine neue Perspektive gewonnen haben und den Alltag vor der Pandemie zwischen Erwerbsarbeit, Schule, Freizeit, Fürsorge nun als äußerst aufreibend beschreiben“, so Johanna Wilmes aus dem Forschungsteam.

Die ersten Einblicke in die Ergebnisse der Befragung KiCo werden heute open access über den Universitätsverlag Hildesheim veröffentlicht. Abgerufen werden kann das Papier unter:
https://doi.org/10.18442/121

Weitere Informationen zu beiden Studien sind auf der Seite des Instituts für Sozial- und Organisationspädagogik der Stiftung Universität Hildesheim zu finden unter https://t1p.de/studien-corona. Weitere Auswertungen werden folgen.

Zum Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“: Entstanden sind darin bisher die bundesweite Studie JuCo zu den Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen sowie die bundesweite Studie KiCo zu den Erfahrungen und Perspektiven von Eltern und ihren Kindern während der Corona-Maßnahmen. Aktuell gehören zum Team Prof. Dr. Sabine Andresen, Anna Lips, Dr. Renate Möller, Dr. Tanja Rusack, Prof. Dr. Wolfgang Schröer, Dr. Severine Thomas und Johanna Wilmes.

 

Mai 26 2020
11:21

​Einzigartige Langzeitvideos zeigen Kinderstube der Bienen im Stock

Honigbienen: Pflanzenschutzmittel stört Brutpflegeverhalten und Larven-Entwicklung

FRANKFURT. Durch eine neu entwickelte Videotechnik konnten Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt am Institut für Bienenkunde der Polytechnischen Gesellschaft erstmals die komplette Entwicklung einer Honigbiene im Bienenstock aufzeichnen. Dabei stellten die Forscher fest, dass bestimmte Pflanzenschutzmittel – Neonikotinoide – das Verhalten der Ammenbienen veränderten: Sie fütterten die Larven seltener. Die Larven benötigten bis zu 10 Stunden länger in ihrer Entwicklung. Eine längere Entwicklungszeit im Stock kann den Befall mit Bienenschädlingen wie der Varroa-Milbe begünstigen (Scientific Reports, DOI 10.1038/s41598-020-65425-y)

Honigbienen haben ein sehr komplexes Brutverhalten: Eine Putzbiene reinigt eine leere Wabe (Brutzelle) von den Resten der vorherigen Brut, bevor die Bienenkönigin ein Ei hineinlegt. Sobald die Bienenlarve geschlüpft ist, wird sie sechs Tage lang von einer Ammenbiene gefüttert. Dann verschließen die Ammenbienen die Brutzelle mit einem Deckel aus Wachs. Die Larve spinnt sich in einen Kokon ein und durchläuft eine Metamorphose, während der sie ihren Körper umformt und Kopf, Flügel und Beine entwickelt. Drei Wochen nach der Eiablage schlüpft die ausgewachsene Biene aus dem Kokon und verlässt die Brutzelle.

Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt konnten nun am Institut für Bienenkunde der Polytechnischen Gesellschaft durch eine neue Videotechnik erstmals die komplette Entwicklung einer Honigbiene im Bienenvolk aufzeichnen. Dazu konstruierten die Forscher einen Bienenstock mit einer Glasscheibe und konnten auf diese Weise viele Brutzellen von insgesamt vier Bienenvölkern gleichzeitig über mehrere Wochen hinweg mit einem speziellen Kamera-Aufbau filmen. Dabei nutzten sie Rotlicht, um die Bienen nicht zu stören, und zeichneten alle Bewegungen der Bienen an den Brutzellen auf.

Die Forscher interessierten sich dabei speziell für das Brutpflegeverhalten der Ammenbienen, deren Futter (ein Zuckersyrup) sie geringe Mengen an Pflanzenschutzmitteln, so genannten Neonikotinoiden, zusetzten. Neonikotinoide sind hoch wirksame Insektizide, die in der Landwirtschaft vielfach eingesetzt wurden und werden. In natürlicher Umgebung gelangen Neonikotinoide durch Nektar und Pollen, den die Bienen sammeln, in das Bienenvolk. Es ist bereits bekannt, dass diese Stoffe unter anderem die Navigationsfähigkeit und das Lernverhalten der Bienen stören. Einige Neonikotinoide hat die Europäische Union für den Pflanzenbau verboten, was seitens der Agrarindustrie kritisiert wurde.

Über Machine-Learning-Algorithmen, die die Wissenschaftler zusammen mit Kollegen des Centers for Cognition and Computation der Goethe-Universität entwickelten, konnten sie das Brutpflegeverhalten der Ammenbienen halbautomatisch auswerten und quantifizieren. Das Ergebnis: Bereits geringe Dosen der Neonikotinoide Thiacloprid oder Clothianidin führen dazu, dass die Ammenbienen an einigen Tagen der 6-tägigen Larvenentwicklung weniger häufig und somit kürzer fütterten. Manche der so aufgezogenen Bienen benötigten bis zu 10 Stunden länger bis zum Verschluss der Zelle mit einem Wachsdeckel.

„Neonikotinoide wirken auf das Nervensystem der Bienen, indem sie den Rezeptor für den Nerven-Botenstoff Acetylcholin blockieren“, erklärt Dr. Paul Siefert, der in der Arbeitsgruppe von Prof. Bernd Grünewald am Institut für Bienenkunde Oberursel die Experimente durchgeführt hat. Siefert: „Wir konnten erstmals zeigen, dass Neonikotinoide auch das Sozialverhalten der Bienen verändern. Das könnte ein Hinweis auf die von anderen Wissenschaftlern beschriebenen Störungen der Brutentwicklung durch Neonikotinoide sein.“ Auch Parasiten wie die gefürchtete Varroa-Milbe (Varroa destructor) profitieren von einer verlängerten Entwicklung, denn die Milben legen ihre Eier in Brutzellen kurz vor der Verdeckelung ab: wenn diese länger geschlossen sind, können sich die Milbennachkommen ungestört entwickeln und vermehren.

Es sei allerdings noch zu klären, so der Wissenschaftler, ob die Verzögerung der Larvenentwicklung auch auf die Verhaltensstörung der brutpflegenden Bienen zurückzuführen sei oder ob sich die Larven durch veränderten Futtersaft langsamer entwickeln. Solchen Futtersaft produzieren die Ammenbienen und füttern die Larven damit. „Wir wissen aus anderen Studien aus unserer Arbeitsgruppe“, so Siefert, „dass sich durch Neonikotinoide die Konzentration von Acetylcholin im Futtersaft verringert. Andererseits haben wir beobachtet, dass sich bei höheren Dosierungen auch die frühe Embryonalentwicklung im Ei verlängert, in einem Zeitraum also, in dem noch nicht gefüttert wird.“ Weitere Studien müssten klären, welche Faktoren hier zusammenwirken.

Die neue Videotechnik und die Auswertungs-Algorithmen jedenfalls bieten großes Potenzial für weitere Forschungsprojekte. Denn neben den Fütterungen konnten auch Heiz- oder Bauverhalten zuverlässig erkannt werden. Siefert: „Unsere innovative Technologie erlaubt es, grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen über die sozialen Interaktionen im Bienenvolk, über die Biologie von Parasiten und die Sicherheit von Pflanzenschutzmitteln.“

Publikation: Paul Siefert, Rudra Hota, Visvanathan Ramesh, Bernd Grünewald. Chronic within-hive video recordings detect altered nursing behaviour and retarded larval development of neonicotinoid treated honey bees. Sci. Rep. 10, 8727 (2020).

 
Video: Entwicklung einer Bienenlarve https://www.nature.com/articles/s41598-020-65425-y (Supplementary Material)

Bilder zum Download finden Sie unter folgendem Link: http://www.uni-frankfurt.de/88682581

Bildtexte:
Abb. 1 Schema/Aufsicht Bienenwaben – Seitenansicht des Aufbaus und Kamerabild des Brutbereichs. Der Brutbereich der Bienen wurde mit einer Kamera (grün) durch eine Dombeleuchtung (grau) hindurch gefilmt. Der speziell angefertigte Bienenstock (braun) war nur 3,5 cm breit, damit die Bienen möglichst rasch in den äußeren Zellen Brut aufzogen (rechts). Bild: Paul Siefert/Institut für Bienenkunde Oberursel/Goethe Universität Frankfurt

Abb. 2 Ausschnitte des Entwicklungsvideos einer Arbeiterin. Links oben: Die Königin legt ein Ei (Pfeil) in die Zelle. Rechts oben: Die heranwachsende Larve (Pfeil) wird mit Futtersaft gefüttert. Links unten: Die Metamorphose dauert etwa eine Stunde und beinhaltet das Aufreißen der alten Larvenhaut (Pfeil), darunter befindet sich die Puppe. Rechts unten: Die Puppe entwickelt sich bis zur letzten Häutung. Abschließend schlüpft die adulte Biene aus der Zelle. Bild: Paul Siefert/Institut für Bienenkunde Oberursel/Goethe Universität Frankfurt

Weitere Informationen:
Dr. Paul Siefert
Institut für Bienenkunde Oberursel
Tochterinstitut der Polytechnischen Gesellschaft Frankfurt am Main,
Fachbereich Biowissenschaften
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Tel.: +49 (0)6171 21278
siefert@bio.uni-frankfurt.de
www.institut-fuer-bienenkunde.de

 

Mai 22 2020
14:26

Zwei Forschungsflugzeuge untersuchen verringerte Schadstoffkonzentrationen in der Luft

BLUESKY-Flüge in der Atmosphäre des Corona-Lockdowns

FRANKFURT. Die COVID19-Pandemie wirkt sich nicht nur auf nahezu jeden Aspekt des Alltagslebens aus, sondern auch auf die Umwelt. Ein deutsches Team, darunter Atmosphärenforscher um Prof. Joachim Curtius von der Goethe-Universität Frankfurt, will nun herausfinden, wie stark diese Auswirkungen auf die Atmosphäre sind. Im Rahmen der Forschungsmission BLUESKY werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter Federführung des Max-Planck-Instituts für Chemie und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in den kommenden zwei Wochen Konzentrationen von Spurengasen und Schadstoffen in der Luft über europäischen Ballungszentren sowie im Flugkorridor nach Nordamerika messen. Ziel der Flugzeug-Mission ist es abzuschätzen, wie die verringerten Emissionen aus Industrie und Verkehr die Atmosphärenchemie und -physik verändern.

Ein klarer blauer Himmel ohne Kondensstreifen und leere Straßen – eine typische Situation während des Corona-Lockdowns. Der Verkehr, vor allem der Flugverkehr und die Industrieproduktion wurden durch die CoViD19-Pandemie weltweit heruntergefahren, und noch immer sind in Europa weniger Flugzeuge und Autos unterwegs als vor der Krise. Die Luftverschmutzung ist um 20 bis 40 Prozent zurückgegangen, und die der Luftfahrt sogar um 85 Prozent, wodurch die Atmosphäre deutlich geringer mit Schadstoffen aus Verkehr und Industrie belastet ist.

Diese Besonderheit will ein deutsches Forscherteam nun kurzfristig für das Projekt BLUESKY nutzen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), des Max-Planck-Instituts für Chemie, der Goethe-Universität Frankfurt sowie der Forschungszentren Jülich und Karlsruhe untersuchen weltweit erstmals mit zwei Forschungsflugzeugen die Veränderungen in der Erdatmosphäre. Die DLR-Messflugzeuge HALO und Falcon wurden dafür mit hochspezialisierten Instrumenten ausgestattet und fliegen in den kommenden zwei Wochen über Deutschland, Italien, Frankreich, Großbritannien, Irland sowie hinaus auf den Nordatlantik in den Flugkorridor nach Nordamerika.

„Das DLR bringt seine einzigartige Forschungsflotte in die Luft, für eine nahezu einmalige Gelegenheit. Dabei wird die Atmosphäre in einem Zustand vermessen, der in Zukunft durch nachhaltiges Wirtschaften erreicht werden könnte. Wir werden intensiv beobachten, wie sich die Umwelt mit dem Hochfahren unseres industriellen Lebens wieder ändern wird. Damit bekommen wir einen völlig neuen Blick auf den Einfluss des Menschen auf unsere Atmosphäre“, erklärt Rolf Henke, DLR-Vorstand für Luftfahrtforschung. „Gemeinsam mit unseren Partnern leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Neubestimmung nach der Krise.“

Koordinierte Forschungsflüge mit zwei Messflugzeugen

Jos Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie will mit der Mission BLUESKY klären, ob es einen Zusammenhang zwischen dem klaren Blau des Himmels während der Lockdowns und der Menge an Aerosolpartikeln in der Atmosphäre gibt. „Der einzigartige blaue Himmel der vergangenen Wochen lässt sich nicht durch die meteorologischen Verhältnisse und den Rückgang der Emissionen in Bodennähe erklären. Eventuell haben Flugzeuge einen größeren Einfluss auf die Bildung von Aerosolpartikeln als bisher gedacht,“ sagt der Atmosphärenforscher und wissenschaftliche Leiter der HALO-Flüge. Aerosole sind fein verteilte, mikroskopisch kleine Partikel in der Luft, die auch die Wolkenbildung beeinflussen. Sie streuen und absorbieren Sonnenstrahlung und haben so auch einen Einfluss auf unser Klima, denn sie beeinflussen die Strahlungsbilanz der Atmosphäre. Aerosole entstehen unter anderem bei der Verbrennung fossiler Energieträger.

Auch Christiane Voigt, Leiterin der Abteilung Wolkenphysik des DLR-Instituts für Physik der Atmosphäre und wissenschaftliche Leiterin der Flüge mit der Falcon, sieht in BLUESKY eine einmalige Chance. „Der derzeitige Zustand der Atmosphäre stellt für die Wissenschaft eine Art ‚Nullpunkt' dar. Wir messen eine Referenz-Atmosphäre die nur wenig mit Emissionen aus Industrie und Verkehr einschließlich der Luftfahrt belastet ist. Das gibt uns die einzigartige Möglichkeit, die Effekte der erhöhten Emissionen vor dem Shutdown besser zu verstehen.“ Die Atmosphärenphysikerin betont, dass es nur durch die exzellente und sehr flexible Zusammenarbeit aller Partner möglich war, sehr kurzfristig eine wissenschaftlich wie logistisch hochkomplexe Mission bei schwierigen Umständen zu planen und umzusetzen.

Emissionen des Luftverkehrs sowie von Industrie und Verkehr in Ballungszentren Voigt und ihre Kolleginnen und Kollegen erhoffen sich von den BLUESKY-Daten ein klareres Bild des anthropogenen Einflusses auf die Zusammensetzung der Erdatmosphäre. Mit den Geräten an Bord der Forschungsflugzeuge nehmen die BLUESKY-Wissenschaftler neben den wenigen verbliebenen Kondensstreifen die Emissionen von Flugzeugen wie Stickoxide, Schwefeldioxid sowie Aerosole in Reiseflughöhe in den Blick. Sie wollen unter anderem herausfinden, wie stark diese Emissionen über Europa und im nordatlantischen Flugkorridorzurückgegangen sind. Über Europa sind in normalen Zeiten täglich etwa 30.000 Flugzeuge unterwegs mit entsprechend markanten Emissionen. Der gegenwärtig deutlich geringere Flugverkehr wird den Forschungsflugzeugen auch flexiblere Flugrouten für die Messungen erlauben.

Zudem wollen die Forscher die reduzierten Emissionsfahnen der urbanen Ballungsräume untersuchen und klären, wie sich die Emissionen in der Ebene verteilen. So wollen die BLUESKY-Wissenschaftler das Ruhrgebiet sowie die Regionen um Frankfurt/Main, Berlin und München überfliegen. Aber auch Flüge über der Poebene in Italien sowie rund um Paris und London sind geplant. „Nahe der Ballungszentren werden wir die atmosphärische Grenzschicht in ein bis zwei Kilometern Höhe ansteuern, da sich dort Emissionen von Straßenverkehr und Industrie konzentrieren“, erklärt Jos Lelieveld, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie. „Uns interessiert, wie sehr sich die Konzentrationen an, Schwefeldioxid, Stickoxiden, Kohlenwasserstoffen und deren chemischen Reaktionsprodukten sowie Ozon und Aerosolen verändert haben.“ Auch deren Effekte auf die tiefe Bewölkung untersuchen die Wissenschaftler. Dass das Team weltweit das erste ist, das eine solche Messkampagne startet, mache ihn zudem sehr stolz.

Kurzfristige Vorbereitung für Flüge mit besonderen Hygieneregeln

In den vergangenen Wochen war es gelungen, die beiden Forschungsflugzeuge Falcon 20E und Gulfstream G550 HALO kurzfristig für die Mission BLUESKY im DLR-Flugbetrieb in Oberpfaffenhofen umzurüsten. „Zahlreiche Instrumente mussten eingebaut, angepasst und die Flugzeuge für die anstehende Mission modifiziert werden“, sagt Burkard Wigger, Leiter der DLR-Flugexperimente. „Die enge Zusammenarbeit der Wissenschaftsorganisationen hat es ermöglicht, dass zwei Forschungsflugzeuge gleichzeitig unter den herausfordernden Corona-Bedingungen zum Einsatz kommen.“

Die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung aller Flüge findet unter Beachtung der aktuell gültigen Verhaltens- und Hygieneregeln statt. Gemeinsame Flüge von Falcon und HALO sind bis in die erste Junihälfte hinein geplant. Die Auswertung der Daten und die Analyse der Ergebnisse werden anschließend mehrere Monate in Anspruch nehmen. In die Analyse werden Vergleichsdaten früherer HALO-Forschungsflugkampagnen zu Emissionen des Luftverkehrs sowie zu Emissionen von Ballungszentren mit einfließen.

Über HALO

Das Forschungsflugzeug HALO (High Altitude – Long Range) ist eine Gemeinschaftsinitiative deutscher Umwelt- und Klimaforschungseinrichtungen. Gefördert wird HALO durch Zuwendungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Helmholtz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), der Leibniz-Gemeinschaft, des Freistaates Bayern, des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), des Forschungszentrums Jülich und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Bilder zum Download finden Sie unter folgendem Link: http://www.uni-frankfurt.de/88619587

Bildtexte:
(Flugzeug) Das Forschungsflugzeug HALO beim Start am 21. Mai 2020. An Bord ist auch ein Messgerät der Goethe-Universität Frankfurt. Foto: DLR
(Innenraum) Ein Mitarbeiter des Instituts für Atmosphäre und Umwelt richtet das Messgerät der Goethe-Universität ein. Foto: DLR

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Joachim Curtius
Institut für Atmosphäre und Umwelt
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. 069 798-40258
E-Mail: curtius@iau.uni-frankfurt.de

Prof. Dr. Jos Lelieveld
Max-Planck-Institut für Chemie
Tel: 06131-3054040
E-Mail: jos.lelieveld@mpic.de

Prof. Dr. Christiane Voigt
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Institut für Physik der Atmosphäre
Tel: 08153-282579
E-Mail: Christiane.Voigt@dlr.de

Dr. Burkard Wigger
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Einrichtung Flugexperimente
Tel: +49 531 295 2930
E-Mail: Burkard.Wigger@dlr.de

 

Mai 19 2020
11:48

Spendenbereitschaft ist ungebrochen, doch Forschung ist weiterhin nötig

Forschungsförderung per Spende: Goethe-Corona-Fonds knackt 2-Millionen-Marke

FRANKFURT. Durch die große Spendenbereitschaft von Menschen, Unternehmen und Stiftungen aus Frankfurt und der ganzen Welt ist der Goethe-Corona-Fonds mittlerweile auf 2 Millionen Euro angewachsen. Das Geld wird vor allem für die Forschung benötigt, denn auch wenn der Lockdown nun schrittweise aufgehoben wird, ist die Corona-Krise noch lange nicht überstanden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Frankfurter Goethe-Universität und des Uniklinikums Frankfurt arbeiten nach wie vor intensiv daran, das neue SARS-CoV2-Virus besser zu verstehen und aufzuklären, was es im Körper von Patienten anrichtet. Auf diese Weise legen die Frankfurter Wissenschaftler wichtige Grundlagen für die Entwicklung neuer Medikamente und Therapien: Erst in der vergangenen Woche veröffentlichten sie eine viel beachtete Studie, auf deren Basis in den USA und in Kanada bereits klinische Studien geplant werden.

Der Goethe-Corona-Fonds unterstützt nun eine Reihe weitere Forschungsvorhaben in Frankfurt, darunter ein Projekt zu Blutgerinnungsstörungen bei einer COVID-19-Erkrankung. Projektleiterin Dr. Elisabeth Adam, Oberärztin an der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, erklärt: „Derzeit behandeln wir vorbeugend mit Gerinnungshemmern, weil beobachtet wurde, dass bis zu einem Drittel der schwer erkrankten COVID-19-Patienten Embolien entwickeln. Die Ursachen für das höhere Thrombose- und Embolie-Risiko sind jedoch noch nicht bekannt. Dies wollen wir mit Unterstützung des Goethe-Corona-Fonds klären, um unsere Therapiestrategien zu optimieren.“

Insgesamt werden derzeit mehr als 20 Forschungsprojekte zu Infektionen mit SARS-CoV2 und COVID-19 durch den Goethe-Corona-Fonds unterstützt. „Dies alles ist nur möglich dank großherziger Spenden, die wir von allen Seiten erhalten.“, zeigt sich Vizepräsident Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz der Goethe-Universität begeistert und er ergänzt: „Viele global agierende Unternehmen und Stiftungen wie die Deutsche Börse, American Express und die S&P Global Foundation unterstützen uns hier in Frankfurt, und auch die Frankfurter Stiftungen wie die Albert und Barbara von Metzler-Stiftung, die Stiftung Polytechnische Gesellschaft und die Aventis Foundation zeigen wieder einmal, dass wir uns als Stiftungsuniversität auf sie verlassen können. Sogar Stiftungen aus anderen Regionen, wie die in Hamburg ansässige Adalbert-Zajadeacz-Stiftung, konnten wir mit unserem Spendenaufruf erreichen. Diesen und allen unseren großen und kleinen Spendern sagen wir ein herzliches Dankeschön!“

Prof. Wilhelm Bender, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung von Freunden und Förderern, meinte: „Die rund 1.600 Freunde der Goethe-Universität pflegen ein großes Netzwerk privaten Engagements. Dies kommt uns jetzt in der Einwerbung von Spenden für den Goethe-Corona-Fonds sehr zugute. Als ich kürzlich mit Friedrich von Metzler sprach, dem großen Frankfurter Bankier und Mäzen, erklärte er sich spontan bereit, den Fonds mit einer namhaften Summe zu unterstützen. Das ist großartig, denn jeder Euro, der in die Corona-Forschung fließt, ist gut angelegt. Deshalb appellieren wir an alle Bürgerinnen und Bürger: Bitte lassen Sie nicht nach in Ihrer Spendenbereitschaft! Denn nur gemeinsam mit unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wird es uns gelingen, die Pandemie zu besiegen.“

Spendenmöglichkeiten:

Betterplace:
www.goethe-corona-fonds.betterplace.org

Spendenkonto des Goethe-Corona-Fonds
IBAN DE95 5005 0000 0001 0064 10
Landesbank Hessen-Thüringen
Verwendungszweck: Goethe-Corona-Fonds

Weitere Meldungen zur Spendenkampagne: https://www.uni-frankfurt.de/86720349/Goethe_Corona_Fonds?legacy_request=1

Weitere Informationen:
Goethe-Universität
Abteilung Private Hochschulförderung
Susanne Honnef
Telefon 069 798-12433,
E-Mail honnef@pvw.uni-frankfurt.de

 

Mai 18 2020
16:05

Goethe-Universität und Universitätsklinikum Frankfurt danken für Unterstützung in Corona-Krise

Vietnam spendet deutschen Kliniken Atemschutzmasken

FRANKFURT. Bei der Bewältigung der COVID-19-Pandemie benötigen besonders Krankenhäuser eine professionelle Schutzausrüstung, um das Leben der Patienten und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. Auch in Deutschland ist es seit dem Ausbruch der Pandemie zu einer starken Nachfrage vor allem an Schutzmasken gekommen. In dieser Situation hat die vietnamesische Regierung zügig gehandelt und Deutschland Anfang April 110.000 Schutzmasken und Schutzausrüstung gespendet, 10.000 davon kamen dem Universitätsklinikum Frankfurt zugute.

Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, sagt: „Ein herzliches Dankeschön der vietnamesischen Regierung für diese überraschende und hilfreiche Spende! Und mein Dank gilt auch dem Verein World University Service (WUS), ihrem Vorstandsvorsitzenden Dr. Kambiz Ghawami sowie der vietnamesischen Community in Deutschland, ohne die diese Spende nicht zustande gekommen wäre.“

Prof. Dr. Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums, betont: „Die Atemmasken aus dem Vietnam unterstützen uns dabei, sowohl Patientinnen und Patienten als auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. Ich freue mich sehr über die internationale Solidarität in dieser außergewöhnlichen Zeit!“

 

Mai 15 2020
14:03

Professorin für Öffentliches Recht in eines der höchsten Richterämter berufen

Goethe-Universität freut sich über Wahl von Astrid Wallrabenstein ins Bundesverfassungsgericht

FRANKFURT. Die Goethe-Universität gratuliert „ihrer“ Jura-Professorin Astrid Wallrabenstein, die seit 2010 in Frankfurt Öffentliches Recht lehrt: Sie ist heute als Richterin in den 2. Senat des Bundesverfassungsgerichts gewählt worden.

„Wir sind sehr stolz und freuen uns: Wieder wird ein Mitglied der Goethe-Uni in ein wichtiges öffentliches Amt berufen. Zu dieser überaus ehrenvollen Wahl gratuliere ich der künftigen Verfassungsrichterin Prof. Dr. Astrid Wallrabenstein und unserem Fachbereich Rechtswissenschaft von Herzen“, reagierte Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität, auf die Bekanntgabe der Wahl. Es sei für die Goethe-Universität sehr ehrenvoll, dass nach Winfried Hassemer und Lerke Osterloh mit Wallrabenstein wieder eine Frankfurter Rechtswissenschaftlerin Frankfurter Ideen in ein solch hohes Amt in unserem Staat einbringen könne.

„Das ist eine wirklich erfreuliche Nachricht in diesen schwierigen Zeiten: Unsere Kollegin Astrid Wallrabenstein geht als Nachfolgerin von Andreas Voßkuhle ans Bundesverfassungsgericht. Mit ihrer anerkannten wissenschaftlichen Expertise vor allem im Sozialrecht sowie im Ausländer- und Migrationsrecht wird sie eine wichtige Rolle in diesem für unseren Verfassungsstaat zentralen Gericht spielen. Neben dem großen persönlichen Erfolg, zu dem ich ihr herzlich gratuliere, zeigt dieses Wahl erneut, dass Frankfurter Rechtswissenschaftlerinnen und Rechtswissenschaftler bundesweit wahrgenommen werden“, kommentiert Prof. Dr. Klaus Günther die Entscheidung.

In der heutigen Sitzung des Bundesrates ist Prof. Dr. Astrid Wallrabenstein einstimmig in den 2. Senat des Bundesverfassungsgerichts gewählt worden. Sie übernimmt damit das Amt von Andreas Voßkuhle, der nach zwölf Jahren in Karlsruhe als Präsident des Verfassungsgerichts von Stephan Harbarth abgelöst wird. Bundesverfassungsrichter werden wechselweise mit Zweidrittelmehrheit von Bundestag oder Bundesrat gewählt. Das Vorschlagsrecht liegt bei den Parteien. Wallrabenstein ist von den Grünen nominiert worden. Sie ist nun – wie alle anderen 15 Verfassungsrichter – für zwölf Jahre ins Amt gewählt.

Astrid Wallrabenstein hat seit Oktober 2010 die Professur für Öffentliches Recht mit Schwerpunkt Sozialrecht an der Goethe-Universität inne. Außerdem leitet sie zusammen mit ihrer Kollegin Indra Spiecker gen. Döhmann das Institut für europäische Gesundheitspolitik und Sozialrecht (ineges), ein Kooperationsprojekt der Goethe-Universität mit den Spitzenverbänden der Gesetzlichen Krankenversicherung. 2012 wurde sie Mitglied im Sozialbeirat der Bundesregierung, seit 2013 ist sie außerdem als Richterin am Hessischen Landessozialgericht tätig. Mit dem Projekt „Migration und Gerechtigkeit im Sozialstaat“ wurde sie 2018 als Goethe-Fellow am Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität aufgenommen. An der Goethe-Universität hat Wallrabenstein die Einrichtung einer Law Clinic initiiert, wo Studierende der Rechtswissenschaft kostenlose Rechtsberatung im Aufenthalts- und Sozialrecht anbieten. Wallrabenstein selbst hat u.a. an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, bevor sie nach Promotion und Habilitation an die Goethe-Universität kam, hatte sie von 2008 bis 2010 den Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Bildungsrecht und Recht der sozialen Sicherung an der Universität Bielefeld inne. Wallrabenstein ist 50 Jahre alt und hat zwei Kinder.

Ein Bild zum Download finden Sie unter folgendem Link: http://www.uni-frankfurt.de/88427685

Bildtext: Astrid Wallrabenstein, Juraprofessorin an der Goethe-Universität, wird Richterin am Bundesverfassungsgericht. (Foto: privat)

Informationen: professur-wallrabenstein@jur.uni-frankfurt.de

 

Mai 14 2020
15:00

Blitzaktion zur Unterstützung der Corona-Forschung in Frankfurt

Johanna Quandt-Jubiläumsfonds - Starker Partner an der Seite der Goethe-Universität

FRANKFURT. Innerhalb von nur 24 Stunden wurde der Antrag bewilligt: Mitte März zeichneten sich die Ausmaße der weltweiten Corona-Pandemie bereits deutlich ab, der Johanna Quandt-Jubiläumsfonds zögerte nicht lange und stellte der Virologin Prof. Dr. Sandra Ciesek quasi über Nacht eine Viertelmillion Euro zur Verfügung. Mit dem Geld können nun Sandra Ciesek und ihre Kolleg*innen am Universitätsklinikums Frankfurt die Suche nach wirksamen Medikamenten gegen COVID-19 vorantreiben. Universitätsvizepräsident Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz freut sich: „Der Fonds fördert Forschungsprojekte von größter gesellschaftlicher Bedeutung – dafür bin ich ungemein dankbar!“

Der Johanna Quandt Jubiläums-Fonds (JQJ) wurde zum 100-jährigen Bestehen der Goethe-Universität ins Leben gerufen und von der Bad Homburger Unternehmerin Johanna Quandt mit 20 Millionen Euro ausgestattet. Er unterstützt herausragende Forschungsprojekte, besonders begabte Studierende und renommierte Forscher an der Goethe-Universität und ihren kooperierenden Partnerinstitutionen.

„Frankfurt hosts Fraunhofer“ ist eine Programmlinie des JQJ, die zum Aufbau des ersten Fraunhofer-Instituts in Frankfurt beitragen soll. Dr. Tilo Knape, Mitarbeiter am LOEWE-Zentrum für Translationale Medizin und Pharmakologie (TMP) und an der Abteilung für Biochemische Pathologie des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie (IME), hat im Rahmen dieses Förderprogramms eine Summe von 100.000 € zum Aufbau einer unabhängigen Nachwuchsgruppe erhalten. Ebenso erhielt das Trägerinstitut vom JQJ eine Starthilfe von ca. 12.000 Euro für „ProxiDrugs“ im Rahmen einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).

„Goethe meets Leibniz“ heißt eine weitere Förderlinie: Dem Thema „Radikalisierung und Gewaltforschung“ ist eine Qualifikationsprofessur an dem Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) gewidmet, die vom JQJ mit 420.000 Euro über drei Jahre finanziert wird. Aus einem Pool von mehr als 100 Bewerbern fiel die Wahl auf die Politikwissenschaftlerin Dr. Hanna Pfeifer.

Jüngst konnten mit Mitteln des JQJ externe Rufe für Prof. Dr. Robert Tampé (Institut für Biochemie) und Prof. Dr. Ömer Özsoy (Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam) erfolgreich abgewehrt und die beiden Wissenschaftler an der Goethe-Universität gehalten werden. Dazu Prof. Werner Müller-Esterl, Mitglied, Vorsitzender des JQJ-Beirats: „Die Qualifizierung von jungen Forscher*innen liegt dem Fonds ebenso am Herzen wie das Anliegen, renommierte Forscherpersönlichkeiten dauerhaft an die Goethe-Universität zu binden.“

Schließlich unterstützt der Fonds auch Veranstaltungen wie „Science meets Music“, das am Campus Riedberg auf eine große Resonanz stieß. Dabei wurde ein Vortrag zum Thema Klimawandel des Atmosphärenforschers Prof. Dr. Joachim Curtius, „Scientist of the Year“ 2017, musikalisch von 15 Mitgliedern der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker umrahmt.

Der Johanna Quandt Jubiläums-Fonds steht im Zentrum der Förderaktivitäten der Johanna Quandt Universitäts-Stiftung. Mit den Mitteln des Fonds werden seit 2015 exzellente Projekte gefördert, deren Finanzierung nicht durch staatliche Zuwendungen oder andere Förderquellen gedeckt ist. Dazu zählen die Förderung herausragender Nachwuchskräfte in der Wissenschaft sowie die Unterstützung von ausgewählten nationalen wie internationalen Partnerschaften der Goethe-Universität.

Weitere Informationen: https://www.johanna-quandt-stiftung.de/universitaets-stiftung

 

Mai 14 2020
14:19

Erste Ergebnisse der bundesweiten Studie JuCo veröffentlicht: Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen.

Jugendliche wollen gehört werden: Sie sind mehr als „Homeschooler*innen“

FRANKFURT. Wie gehen Jugendliche mit der Corona-Krise um? Jugendforscher*innen der Goethe-Universität Frankfurt und der Universität Hildesheim haben hierzu eine Onlinebefragung durchgeführt. Circa 6.000 Jugendliche haben sich in sehr kurzer Zeit an der bundesweiten Studie JuCo beteiligt, um von ihren Erfahrungen und Perspektiven während der Corona-Krise zu berichten. Die Forscher*innen des Verbundes sehen darin ein Signal und einen Auftrag, die Ergebnisse der Studie möglichst schnell der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.
Zwei Ergebnisse stechen heraus: „Jugendliche“, so Tanja Rusack aus dem Forschungsteam, „wollen nicht nur auf die Rolle als Homeschooler*in reduziert werden“. Ihr veränderter Lebensalltag und ihre Sorge werden kaum wahrgenommen. Zudem, ergänzt Johanna Wilmes, die ebenfalls in dem Verbund mitarbeitet: „Die Jugendlichen sehen nicht, dass sie mit ihren Anliegen Gehör finden, die Beteiligungsformate von jungen Menschen scheinen nicht krisenfest“. Die jungen Menschen hätten den Eindruck, dass gegenwärtig die Erwachsenen allein entscheiden, wie sie in der Corona-Krise ihren Alltag zu gestalten haben. Die Jugendlichen haben die Befragung genutzt, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. „Dies sehen wir auch daran, wie viele Jugendliche die Freitextfelder ausgefüllt haben, die es auch im Fragebogen gibt“, berichtet Anna Lips aus der Auswertungsarbeit. „Schon daran kann abgelesen werden, wie groß das Bedürfnis ist, gehört zu werden.“

Die ersten Ergebnisse können open access unter https://doi.org/10.18442/120 heruntergeladen werden. In den kommenden Wochen werden weitere Ergebnisse veröffentlicht, unter anderem auch aus der Studie KiCo, in der zeitgleich Eltern mit Kindern unter 15 Jahren befragt wurden.

Der Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ setzt sich zusammen aus dem Institut für Sozial- und Organisationspädagogik an der Stiftung Universität Hildesheim und dem Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung an der Goethe-Universität Frankfurt in Kooperation mit der Universität Bielefeld. Entstanden sind darin bisher die bundesweite Studie JuCo zu den Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen sowie die bundesweite Studie KiCo zu den Erfahrungen und Perspektiven von Eltern und ihren Kindern während der Corona-Maßnahmen. Aktuell gehören zum Team Prof. Dr. Sabine Andresen, Anna Lips, Dr. Renate Möller, Dr. Tanja Rusack, Prof. Dr. Wolfgang Schröer, Dr. Severine Thomas und Johanna Wilmes.

 

Mai 14 2020
11:55

​Internationales Forschungsprojekt beobachtet ultraschnelles Partikelwachstum durch Ammoniak und Salpetersäure

Wie Feinstaub aus Schadstoff-Gasen entsteht

FRANKFURT. Wenn in asiatischen Mega-Cities Winter-Smog herrscht, misst man in den Straßen mehr Feinstaub, als es eigentlich geben dürfte. Ein internationales Team mit Beteiligung von ForscherInnen der Goethe-Universität Frankfurt sowie der Universitäten en Wien und, Innsbruck und Frankfurt hat jetzt herausgefunden, dass vor allem Salpetersäure- und Ammoniak-Dämpfe zur Bildung weiterer Feinstaubpartikel beitragen. Salpetersäure und Ammoniak entstehen in Stadtzentren vorwiegend aus Autoabgasen. Die hohe lokale Konzentration der Dämpfe in den Straßenschluchten beschleunigt den Experimenten zufolge das Wachstum winziger Nanopartikel zu stabilen Aerosolpartikel rasant. (Nature, DOI 10.1038/s41586-020-2270-4)

In urbanen Ballungszentren führen hohe Konzentrationen von Feinstaub zu erheblichen Beeinträchtigungen der Gesundheit. Besonders in den Wintermonaten ist die Situation in vielen asiatischen Mega-Cities dramatisch, wenn Smog die Sichtweite stark reduziert und das Atmen schwerfällt.

Feinstaubpartikel, deren Durchmesser kleiner als 2,5 Mikrometer ist, entstehen vorwiegend direkt durch Verbrennungsprozesse zum Beispiel in Kraftfahrzeugen oder Heizungen, man spricht von primärem Feinstaub. Darüber hinaus entsteht Feinstaub auch in der Luft als sekundärer Feinstaub, indem sich Gase aus organischen Substanzen, Schwefelsäure, Salpetersäure oder Ammoniak an winzige Nanopartikel anlagern. Dadurch wachsen Partikel heran, die einen Teil des Feinstaubs bilden.

Rätselhaft war bisher, wie sich sekundäre Feinstaubpartikel in den Straßenschluchten von Mega-Cities neu bilden können. Berechnungen zufolge sollen sich die winzigen Nanopartikel eher an die reichlich vorhandenen größeren Partikeln anlagern als neue Feinstaubpartikel zu bilden.

Am Teilchenbeschleuniger CERN in Genf haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im internationalen Atmosphären-Forschungsprojekt CLOUD jetzt in einer Klimakammer Bedingungen nachgestellt, die in den Straßen von Mega-Cities herrschen, und die Entstehung sekundären Feinstaubs nachgestellt: In den Straßenschluchten einer Stadt kommt es zu einer lokalen Erhöhung von Schadstoffen. Die Ursache für die ungleichmäßige Verteilung der Schadstoffe sind einerseits die hohen Schadstoffemissionen auf Straßenniveau. Andererseits dauerte es einigen Minuten bis sich die Straßenluft mit Luft aus der Umgebung vermischt. Dies führt dazu, dass sich die beiden Schadstoffe Ammoniak und Salpetersäure in der Straßenluft kurzzeitig stark anreichern. Die hohen Konzentrationen, dies zeigten die CLOUD-Experimente, schaffen Bedingungen, unter denen die beiden Schadstoffe an Nanopartikel kondensieren können: An wenige Nanometer großen Kondensationskernen bildet sich Ammoniumnitrat und lässt diese Partikel rasch anwachsen.

„Wir haben beobachtet, dass diese Nanopartikel innerhalb weniger Minuten sehr rasch anwachsen. Sie wachsen teilweise einhundert Mal schneller, als wir dies bisher von anderen Schadstoffen kennen, wie zum Beispiel Schwefelsäure“, erläutert der Klimaforscher Prof. Joachim Curtius von der Goethe-Universität Frankfurt. „In urbanen Ballungszentren liefert der von uns beobachtete Prozess damit einen wichtigen Beitrag zur Bildung von Feinstaub im Wintersmog. Denn der Prozess läuft nur bei Temperaturen von weniger als etwa plus fünf Grad Celsius ab“. Der Aerosolphysiker Paul Winkler von der Universität Wien erklärt dazu: „Bei wärmeren Bedingungen sind die Teilchen zu flüchtig und könnten daher keinen Beitrag zum Wachstum liefern.“

Die Bildung von Aerosolpartikeln aus Ammoniak und Salpetersäure tritt vermutlich nicht nur in Städten und Ballungsgebieten auf, sondern auch gelegentlich in höheren Luftschichten der Atmosphäre. Ammoniak, das hauptsächlich in der Landwirtschaft entsteht, gelangt durch aufsteigende Luftströmungen aus bodennaher Luft in die obere Troposphäre, und Salpetersäure entsteht durch Blitze aus dem Stickstoff der Luft. „Es bilden sich bei den dort herrschenden niedrigen Temperaturen neue Ammoniumnitratpartikel, die als Kondensationskeime bei der Wolkenbildung eine Rolle spielen“, verdeutlicht der Ionenphysiker Armin Hansel von der Universität Innsbruck die dadurch auch bestehende Klimarelevanz des Forschungsergebnisses.

Das Experiment CLOUD (Cosmics Leaving OUtdoor Droplets) am CERN untersucht, wie neue Aerosolpartikel in der Atmosphäre aus Vorläufergasen gebildet werden und weiter zu Kondensationskeimen wachsen. Damit liefert CLOUD ein grundlegendes Verständnis zur Entstehung von Wolken und Feinstaub. CLOUD wird von einem internationalen Konsortium – bestehend aus 21 Instituten – durchgeführt. Die CLOUD-Messkammer wurde mit CERN-Know-how entwickelt und erreicht bedeutend besser definierte Messbedingungen als andere vergleichbare Experimente. Bei CLOUD-Messkampagnen wird mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Messgeräten der physikalische und chemische Zustand der Atmosphäre bestehend aus Teilchen und Gase charakterisiert. Das Team um Joachim Curtius vom Institut für Atmosphäre und Umwelt der Goethe-Universität Frankfurt entwickelt und betreibt im CLOUD-Projekt zwei Massenspektrometer, um Spurengase wie den Ammoniak und Schwefelsäure auch bei kleinsten Konzentrationen nachzuweisen. An der Fakultät für Physik der Universität Wien entwickelt das Team um Paul Winkler im Rahmen eines ERC-Projektes ein neues Partikelmessgerät, mit dem speziell die Aerosoldynamik im relevanten Größenbereich von 1 bis 10 nm Nanometern quantitativ untersucht werden kann. Armin Hansel vom Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik der Universität Innsbruck entwickelte mit seinem Forschungsteam im Rahmen eines FFG-Projektes ein neues Messverfahren (PTR3-TOF-MS) um die Spurengase beim CLOUD Experiment noch empfindlicher zu analysieren.

Publikation: Wang, M., Kong, W., et al. Rapid growth of new atmospheric particles by nitric acid and ammonia condensation. Nature, DOI 10.1038/s41586-020-2270-4.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Joachim Curtius Institut für Atmosphäre und Umwelt Goethe-Universität Frankfurt am Main Tel: +49 (69) 798-40258 email: curtius@iau.uni-frankfurt.de

Univ.-Prof. Dr. Armin Hansel Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik Universität Innsbruck Tel.: +43 512 507 52640 E-Mail: armin.hansel@uibk.ac.at

Assoz.-Prof. Dr. Paul Winkler, Privatdoz. Aerosolphysik und Umweltphysik Fakultät für Physik Universität Wien Tel: +43-1-4277-734 03 paul.winkler@univie.ac.at 

 

Mai 14 2020
11:21

​Die ersten Orientierungsstudierenden im neuen Studiengang erschließen sich die Universität trotz Corona-Krise

Goethe-Orientierungsstudium in den Geistes- und Sozialwissenschaften erfolgreich digital gestartet

FRANKFURT. Gerade für Erstsemester ist der digitale Semesterstart eine besondere Herausforderung. Auch das neue Goethe-Orientierungsstudium (GO) Geistes- und Sozialwissenschaften hat seine Studienanfängerinnen und -anfänger digital begrüßt. Doch ist Studienorientierung unter diesen Umständen überhaupt möglich?

Ihren Studienstart hatten sie sich sicher anders vorgestellt: die fast 4000 „Erstis“, die im Sommersemester 2020 ihr Studium an der Goethe-Universität aufgenommen haben. Für sie ist es ein „Ankommen auf Distanz“, verbunden mit Herausforderungen besonderer Art. Denn die Universität hat ihren gesamten Lehrbetrieb auf Distanzlehre umgestellt: Statt in Vorlesungssälen, Seminarräumen und Laboren wird am heimischen Schreibtisch gelernt. Ohne Campus als gemeinsamen Raum, ohne die persönliche Begegnung mit den Lehrenden und den direkten Kontakt mit den neuen Kommilitoninnen und Kommilitonen ist es für Studienanfängerinnen und -anfänger besonders schwierig, sich zurechtzufinden.

Auch für die gut 150 Erstsemester im neuen Goethe-Orientierungsstudium (GO) Geistes- und Sozialwissenschaften ist es ein über Medienportale und Online-Plattformen vermittelter Studienstart. Das Semesterthema scheint aus jetziger Perspektive treffend gewählt: „Lost in Translation? Macht und Möglichkeit von Kommunikations- und Übersetzungsprozessen von Wissen“. Im einsemestrigen Orientierungsstudium wird dieses Thema aus verschiedenen fachlichen Perspektiven betrachtet und von den Studierenden in einem ersten eigenen Forschungsprojekt beleuchtet. Natürlich steht das Thema schon seit Monaten fest.

An der Universität anzukommen, unterschiedliche Fächerkulturen kennenzulernen, das passende Studienfach zu finden – ist das, was die Orientierungsstudierenden leisten sollen, auf Distanz tatsächlich möglich? Im Wintersemester 2019/20 startete das Orientierungsstudium in den Natur- und Lebenswissenschaften, nun wird es auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften angeboten. Das vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst geförderte Modellprojekt verbindet systematische Orientierungsangebote wie Ringvorlesungen, Projektseminare, Workshops zum akademischen Schreiben, Workshops aus den Studienfächern und Mentoring-Angebote mit einem Einblick in unterschiedliche Studiengänge. „Die Orientierungsstudierenden kommen mit breit gefächerten Interessen, jedoch meist wenig konkreten Vorstellungen von den einzelnen Fächern an die Universität“, sagt die wissenschaftliche Koordinatorin, Dr. Johanna Scheel. „Daher ist für sie die Teilnahme an regulären Lehrveranstaltungen verschiedener Fächer besonders wichtig.“ Hier bekommen sie einen realistischen Eindruck von den Studienbedingungen, Inhalten und Methoden des Fachs und können diese Erfahrungen bei ihrer Studienfachentscheidung einbeziehen.

Die Studienorientierung auf Distanz kann gelingen, davon sind die Beteiligten überzeugt: „Wir haben beispielsweise eine digitale Einführungswoche mit Gruppenaktionen und vielen Informations- und Austauschmöglichkeiten geplant und digital durchgeführt. Der Vizepräsident für Studium und Lehre hat die Orientierungsstudierenden per Videobotschaft begrüßt; für das Kennenlernen untereinander konnten Steckbriefe mit Foto und kurzem Text erstellt werden“, berichtet Scheel. Vorträge und Vorlesungen werden inzwischen als Videoaufnahmen zur Verfügung gestellt, die Lerninhalte in Liveformaten gemeinsam diskutiert, Sprechstunden über Online-Chats abgehalten.

Der anfangs als Irrgarten aus Plattformen und Webseiten erlebte virtuelle Raum der Universität wird allmählich übersichtlicher – auch dank der vielfachen Unterstützung durch Studierende fortgeschrittenen Semesters, die den jüngeren Kommilitoninnen und Kommilitonen beim Weg in den Studienalltag zur Seite stehen. „Beim Tutorium das erste Mal Zoom zu benutzen war sehr, sehr ungewohnt. Aber es bietet eine tolle Alternative, dass auch alles ohne Präsenzlehre zu schaffen ist“, sagt eine „GO“-Studentin.

Neue Räume erobern, sich offen auf ungewohnte Lern- und Kommunikationsformate einlassen und sich in unerwarteten Settings selbst strukturieren – das passt eigentlich gut zum Orientierungsstudium. Denn, wie ein Lehrender ausführt: „Es geht nicht darum, dass wir die Studierenden orientieren. Orientierung ist ein aktiver Prozess.“ In diesem Sinne bietet das „Ausnahmesemester“ der ersten Studierendengeneration im Orientierungsstudium Geistes- und Sozialwissenschaften eine besondere Gelegenheit zum selbstständigen Ausprobieren, Lernen und Studieren.

Bilder sowie ein Plakat zum Download finden Sie unter dem folgenden Link: http://www.uni-frankfurt.de/88238405

Bildtext: Geistervorlesung? Der Hörsaal ist fast leer, doch die Studierenden des neuen Orientierungsstudienganges beteiligen sich rege an den digitalen Angeboten der Goethe-Universität. (Fotos: Scheel)

Informationen: www.orientierungsstudium.uni-frankfurt.de; Orientierungsstudium Natur- und Lebenswissenschaften: Dr. Bianca Bertulat (Koordination), Telefon 069 798-12482; Orientierungsstudium Geistes- und Sozialwissenschaften: Dr. Johanna Scheel (Koordination), Telefon 069 798-32943