​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – 2020

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Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
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Aug 3 2020
10:05

​Universität wirbt in der Krise Spenden für talentierte Studierende ein

Goethe-Universität knackt Ziel von 5.000 Deutschlandstipendien

FRANKFURT. Sie sind talentiert, vielseitig interessiert und engagiert. Oft sind sie die ersten in der Familie, die studieren, haben einen Migrationshintergrund oder erhalten BAföG: die Stipendiat*innen des Deutschlandstipendiums, die mit 300 Euro im Monat gefördert werden und deren Studium dadurch oft erst möglich wird. In diesen Tagen wirbt die Goethe-Universität wieder Spenden ein. Obwohl die Frist noch läuft, zeigt eine erste Bilanz: die 5.000 Stipendien-Marke des seit 2011 bestehenden bundesdeutschen Stipendien-Programms ist geknackt.

Das Matching-Modell des Deutschlandstipendiums – so einfach wie erfolgreich – hat sich bewährt: Jeder Beitrag, den eine Universität durch Spenden einwirbt, wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung verdoppelt. Aus den Spenden in Höhe von 9 Millionen Euro sind auf diese Weise 18 Millionen Euro Fördergelder für talentierte und sozial engagierte Studierende aus allen Fachbereichen geworden. Damit ist die Goethe-Universität die erfolgreichste Volluniversität Deutschlands.

„Ich bin sehr froh, dass wir zusammen mit unseren vielen Freunden in Stadt und Region ein wirksames Stipendienmodell aufbauen konnten, das – gerade in Corona-Zeiten – unseren Studierenden hilft“, sagt Universitätspräsidentin Prof. Dr. Birgitta Wolff. Besonders schön ist, dass uns unsere Spender in der Krise die Treue halten und offenkundig nicht wollen, dass der wissenschaftliche Nachwuchs an der Goethe-Universität leidet. Wir danken allen Spenderinnen und Spendern sehr herzlich dafür. Unsere Gesellschaft braucht gut ausgebildete und kreative Köpfe. Deshalb freuen wir uns, mit dem Deutschlandstipendium viele von ihnen sichtbar zu machen.“

„Wir legen Wert darauf, die jungen Menschen nicht nur finanziell zu fördern“, ergänzt Vizepräsident Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz. „Mit unserem speziell entwickelten ideellen Förderprogramm sorgen wir auch dafür, dass das Deutschlandstipendium als Türöffner wirkt – und zwar nach vielen Seiten. Wir wollen die Wirkung des Stipendiums so stark wie möglich potenzieren.“

Als Türöffner wirken etwa die Patenschaften, durch die Spender „ihre“ Stipendiaten kennen lernen können. Aber auch die Netzwerke der Förderer sind für die jungen Talente von hohem Interesse. Das Deutschlandstipendium ist das einzige der großen Stipendienprogramme, bei dem ein direkter Austausch zwischen den Geförderten und ihren Förderern entstehen kann. Die meisten Förderer – ob Privatpersonen, Stiftungen, Unternehmen oder Vereine – nehmen diese Möglichkeit wahr und suchen den persönlichen Kontakt mit den Studierenden; im Fall von Unternehmen bieten sie z. B. über das Stipendium hinaus Praktika an. Diese ergänzen das universitäre ideelle Förderprogramm, für das die Goethe-Universität in einem bundesweiten Wettbewerb des Stifterverbandes ausgezeichnet wurde. Hier können die Stipendiaten an studienfachübergreifenden Projekten teilnehmen. So wurde zum Beispiel in einem Projekt das Konzept einer Jobmesse für Geisteswissenschaftler entwickelt – die erste ihrer Art in Deutschland. Inzwischen wird sie von der Universität selbst veranstaltet. Was die Stipendiaten daran aber vor allem schätzen: sie entwickeln Freundschaften über ihre Studienfächer hinweg.

Als Anschubfinanzierung erweist sich das Deutschlandstipendium aber auch über die maximale zweijährige Förderdauer der Stipendiaten hinaus: viele qualifiziert es für weitere, langfristigere Förderungen.

Im ersten Jahr 2011 warb die Universität Spenden für 161 Stipendien ein. Inzwischen erreicht das jährliche Spendenaufkommen eine Summe, die etwas mehr als 500 Stipendienvergaben möglich macht. Bis zur maximalen Anzahl der vom Bund mit einem Zuschuss geförderten Stipendien, also 1,5 % der Anzahl eingeschriebener Studenten im vergangenen Wintersemester, ist eine Beteiligung nach wie vor möglich. An der Goethe-Universität entspricht diese Anzahl 698 Stipendien.


Weitere Hinweise zum Deutschlandstipendium sowie die Möglichkeit zum Spenden unter www.chancen-schenken.de

 

Jul 29 2020
14:38

​Apothekergenossenschaft Sanacorp stiftet 100.000 Euro für Goethe-Corona-Fonds

Corona-Forschungsmarathon der Goethe-Universität bekommt Unterstützung

FRANKFURT. „Rasche Hilfe ist doppelte Hilfe, nein, dreifache Hilfe.“ In der Covid-19-Pandemie komme es darauf an, Wissenschaftlern so schnell und unbürokratisch wie möglich eine Anschubfinanzierung für ihre Forschungen zur Verfügung zu stellen. Dass nun ein langjähriger Förderer der Universität, die Sanacorp eG Pharmazeutische Großhandlung, mit der Summe von 100.000 Euro dem Goethe-Corona-Fonds seine Unterstützung zusagt, erfüllt den Vizepräsidenten der Universität, Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz, mit Dankbarkeit. „Ich werte dies als Zeichen einer strategisch-freundschaftlichen Verbindung mit der Goethe-Universität.“

Welche Proteine helfen dem Virus bei der Vervielfältigung? Wie reagieren die Immunzellen eines Patienten im Verlauf der Krankheit? Mehr als zwanzig Projekte aus den Forschungsbereichen von Anästhesiologie bis zu Wirtschaftswissenschaften wurden bereits durch den Goethe-Corona-Fond auf den Weg gebracht bzw. unterstützt. Eine Unterstützung, die allerdings einen langen Atem braucht. „Wir müssen uns auf einen Forschungsmarathon einstellen“, ist Pharmazeut Schubert-Zsilavecz überzeugt. Es sei ein Irrglaube, dass man Wege abkürzen könne, indem man erprobte Virusmittel dem Sars-CoV-2-Virus lediglich etwas anpasse. „Wir müssen das Virus zunächst einmal sehr viel besser verstehen, bevor wir Wirkstoffe finden können. Und dann muss es maßgeschneiderte Impfstoffe geben, wenn wir langfristig etwas gegen das Virus ausrichten wollen.“

„Uns hat die Qualität der aktuellen Projekte überzeugt“, begründet die Apothekergenossenschaft Sanacorp ihre Initiative, sämtliche finanziellen Fördermöglichkeiten für den Goethe-Corona-Fonds zu bündeln. „Und wir schätzen auch die Qualität der Forschungsinstitute der Goethe-Universität wie etwa die Pharmazeutischen Institute, die wir aus unserer langjährigen Kooperation kennen“, so Dr. Herbert Lang, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft. „Auf diese Weise wollen wir unseren Beitrag dazu leisten, die Entwicklung eines Medikaments gegen das gefährliche Virus voranzubringen.“

Die Sanacorp eG fördert die Pharmazeutischen Institute bereits seit vielen Jahren. Die von ihr unterstützte „Frankfurter Pharmazieschule e.V.“ lädt die Pharmaziestudierenden des 4. Semesters jeweils im Winter bzw. Sommer in die österreichischen Alpen, wo sie sich vor Ort gemeinsam mit ihren Frankfurter Dozenten auf das 1. Staatsexamen vorbereiten. Das gute Abschneiden bei diesem Examen im landesweiten Durchschnitt werten alle Teilnehmer als Bestätigung ihrer Initiative. Außerdem finanziert die „Frankfurter Pharmazieschule“ den Studierenden im 7. Semester den Besuch eines Pharmacon-Kongresses in Schladming oder Meran, um sie neben der akademischen Lehre auf den Berufseinstieg vorzubereiten.

Der Goethe-Corona-Fonds wurde im März zur Anschubfinanzierung von Forschungsprojekten von der Goethe-Universität und dem Universitätsklinikum Frankfurt ins Leben gerufen. Das ehrgeizige Spendenziel der Universität liegt bei 5 Millionen Euro, mehr als 2,5 Millionen sind bislang zusammengekommen.

 

Jul 29 2020
11:45

Frankfurter Wissenschaftler identifizieren mögliche Schwachstelle des SARS-CoV-2-Virus

COVID-19-Forschung: Antivirale Strategie mit Doppelwirkung

FRANKFURT. Wenn das SARS-CoV-2-Virus in menschliche Zellen eindringt, lässt es eigene Proteine durch die menschliche Wirtszelle herstellen. Eines dieser Virus-Proteine namens PLpro ist essenziell für die Vermehrung und schnelle Ausbreitung des Virus. Ein internationales Team von Wissenschaftlern unter der Federführung der Goethe-Universität Frankfurt und des Universitätsklinikums Frankfurt hat nun herausgefunden, dass die pharmakologische Hemmung dieses viralen Enzyms nicht nur die Virusvermehrung blockiert, sondern gleichzeitig auch die antivirale Immunantwort stärkt (Nature, DOI 10.1038/s41586-020-2601-5).

Bei einer Infektion muss das SARS-CoV-2-Virus verschiedene Abwehrmechanismen des menschlichen Körpers überwinden. Dazu gehört die unspezifische oder angeborene Immunabwehr. Dabei setzen befallene Körperzellen Botenstoffe frei, so genannte Typ-I-Interferone. Diese locken natürliche Killerzellen an, die die infizierten Zellen abtöten.

Das SARS-CoV-2-Virus ist unter anderem auch deshalb so erfolgreich – und damit gefährlich –, weil es die unspezifische Immunantwort unterdrücken kann. Dazu lässt es die menschliche Zelle das Virus-Protein PLpro (Papain-like Protease) herstellen. PLpro hat zwei Funktionen: Es wirkt bei der Reifung und Freisetzung neuer Virenpartikel mit, und es unterdrückt die Bildung von Typ-I-Interferonen. Diese Prozesse konnten die deutschen und niederländischen Wissenschaftler jetzt in Zellkultur-Experimenten beobachten. Blockierten sie zudem PLpro, so wurde die Virusproduktion gehemmt und gleichzeitig die angeborene Immunantwort der menschlichen Zellen gestärkt.

Prof. Ivan Đikić, Direktor des Instituts für Biochemie II am Universitätsklinikum Frankfurt und Letztautor der Arbeit, erklärt: „Wir haben den Wirkstoff GRL-0617 verwendet, einen nicht kovalenten Inhibitor von PLpro, und dessen Wirkweise biochemisch, strukturell und funktionell genau untersucht. Wir kamen zu dem Schluss, dass die Hemmung von PLpro eine vielversprechende therapeutische „Doppelschlag“-Strategie zur Behandlung von COVID-19 ist. Die Weiterentwicklung PLpro-hemmender Substanzklassen zum Einsatz in klinischen Studien ist nun eine zentrale Herausforderung für diesen Therapieansatz.“

Eine weitere wichtige Erkenntnis dieser Arbeit ist, dass das Virus-Protein PLpro von SARS-CoV-2 mit höherer Aktivität ISG-15 (Interferon-stimuliertes Gen-15) von zellulären Proteinen abspaltet als das SARS-Äquivalent, was zu einer stärkeren Hemmung der Interferon-Typ-I-Produktion führt. Dies steht im Einklang mit neueren klinischen Beobachtungen, die zeigen, dass COVID-19 im Vergleich zu anderen Atemwegsviren wie Influenza und SARS eine reduzierte Interferonantwort aufweist.

Um im Detail zu verstehen, wie die Hemmung von PLpro das Virus stoppt, haben Wissenschaftler in Frankfurt, München, Mainz, Freiburg und Leiden in enger Zusammenarbeit ihre biochemischen, strukturellen, computergestützten und virologischen Fachkenntnisse kombiniert.

Donghyuk Shin, Postdoktorand und Erstautor des Manuskripts, kommentiert: „Persönlich möchte ich die Bedeutung von Wissenschaft unterstreichen und insbesondere das Potenzial hervorheben, das aus einer Kultur der Zusammenarbeit entsteht. Als ich unsere gemeinsamen Ergebnisse sah, war ich wirklich dankbar dafür, Wissenschaftler zu sein.“

Prof. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, erklärt, dass die Papain-like Protease für sie als Ärztin ein äußerst attraktives antivirales Ziel ist, da dessen Hemmung ein „Doppelschlag“ gegen SARS-CoV-2 wäre. Sie betont die exzellente Zusammenarbeit beider Institute: „Insbesondere bei der Erforschung eines neuen Krankheitsbildes profitieren alle von der interdisziplinären Zusammenarbeit und den unterschiedlichen Erfahrungen und Sichtweisen.“


Publikation: Donghyuk Shin, Rukmini Mukherjee, Diana Grewe, Denisa Bojkova, Kheewoong Baek, Anshu Bhattacharya, Laura Schulz, Marek Widera, Ahmad Reza Mehdipour, Georg Tascher, Klaus-Peter Knobeloch, Krishnaraj Rajalingam, Huib Ovaa, Brenda Schulman, Jindrich Cinatl, Gerhard Hummer, Sandra Ciesek, Ivan Dikic. Inhibition of papain-like protease PLpro blocks 1 SARS-CoV-2 spread and 2 promotes anti-viral immunity. Nature, DOI 10.1038/s41586-020-2601-5, https://www.nature.com/articles/s41586-020-2601-5

Informationen:
Prof. Dr. Dr. Ivan Đikić
Direktor des Instituts für Biochemie II des Universitätsklinikums Frankfurt
Gruppenleiter am Buchmann Institute for Molecular Life Sciences, Goethe-Universität Frankfurt
Max-Planck-Fellow am Max-Planck-Institut für Biophysik, Frankfurt
Telefon + 49 (0)69 6301-5964, E-Mail: dikic@biochem2.uni-frankfurt.de, Twitter: @iDikic2

 

Jul 24 2020
09:49

​Die jüngste Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ geht den Möglichkeiten der Digitalisierung an Schule und Hochschule nach

„Learning Analytics“: Lernen in Zeiten von KI

FRANKFURT. Persönliches Feedback bei Vorlesungen mit Hunderten Studierenden erscheint bisher utopisch – auch nach dem Digitalisierungsschub in Corona-Zeiten. Tools aus dem Forschungsgebiet der „Learning Analytics“ könnten das bald ändern. Ein Beitrag über die Arbeit von Prof. Dr. Hendrik Drachsler vom Forschungsbereich „Educational Technologies“ in der jüngsten Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ legt dar, wie das funktionieren könnte. Das Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität hat diesmal das Schwerpunktthema „Wir in der digitalen Welt“.


Für eine digitale Rückmeldung zum Lernprozess verwendet Drachslers Forschungsrichtung „Learning Analytics“ (LA) die Prozessdaten, die die Studierenden bei jedem Zugriff auf einem Computersystem hinterlassen. Diese Logdateien gleichen Spuren im Hintergrund, die aussagekräftige und auswertbare Informationen enthalten. Das sind neben Aktivität, Datum und Uhrzeit auch inhaltliche Angaben, die mit einer entsprechenden Software ausgewertet werden können. Ein vergleichbares Beispiel für eine solche Datenanalyse ist der Flugschreiber, dessen Auswertung nach einem Unfall Rückschlüsse auf die Abläufe im Cockpit zulässt.

Eine häufig im Lehrbereich verwendete Plattform ist beispielsweise „moodle“. Dort hinterlassen Schüler oder Studierende mit jeder Aktion – Downloads, Posts, Fragen oder Nachrichten – ihre Logdaten und damit auswertbare Informationen. „Diese Daten dürfen wir nutzen, solange sie anonym sind“, erklärt Drachsler den datenschutzrechtlichen Hintergrund. Häufig sei es aber sinnvoll, eine Einwilligung zu erbitten, um auch eine persönliche Analyse und damit personalisierte Hilfestellungen zu ermöglichen.

Lernen in zehn oder zwanzig Jahren wird ein Umdenken erfordern, ist sich der Informatiker sicher: „Wir müssen uns von einer Assessment-Kultur, also vom Hochleistungsdenken, zu einer Feedback-Kultur weiterentwickeln.“ So könne viel früher eingegriffen und Frust und zielloses Pauken vermieden werden. Die Hochschulen seien prädestiniert, hier voranzugehen. In den Schulen seien LA-Anwendungen auch aufgrund der sensitiven Daten von Minderjährigen problematisch.

Damit auch die Datensicherheit ausreichend Beachtung findet, prägte Drachslers Arbeitsgruppe den Begriff „Trusted Learning Analytics“. Zusammen mit der TU Darmstadt hat seine Arbeitsgruppe einen Verhaltenskodex für Universitäten erstellt. „Es ist uns ganz wichtig, dass wir hier nicht ‚big brother' spielen, sondern die Studierenden unterstützen.“ Die entsprechenden Anwendungen sollten als Open Source und Open Educational Ressource öffentlich zur Verfügung stehen. Denn vieles auf dem Digitalmarkt sei schon fest in der Hand der großen US-Konzerne – wie etwa die Tools zur Spracherkennung. „Damit wandern viele Daten aus dem Bildungsbereich zu privaten Firmen ab“, warnt Drachsler und fordert kontrollierte EU-eigene Server und die notwendigen Fördermittel für den Aufbau unabhängiger europäischer Systeme und Plattformen.

 
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2020) kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: ott@pvw.uni-frankfurt.de.

Im Web: www.forschung-frankfurt.de. Unter www.aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung-frankfurt-englisch finden Sie ausgewählte Beiträge in englischer Übersetzung.

 

Jul 22 2020
11:13

​Warum Marketingforschung statistische Modelle mit Bauchgefühl kombinieren muss

Daten sprechen nicht allein

FRANKFURT. „Das könnte Ihnen auch gefallen“ – jeder kennt die Empfehlungen von Amazon & Co., die zu einem Folgekauf anregen sollen. Diese Empfehlungen beruhen auf einfachen Hochrechnungen. Der Frankfurter Professor für Betriebswirtschaftslehre Thomas Otter hingegen arbeitet mit einem dynamischen Modell der Marketingforschung – wie in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“ zum Schwerpunktthema Chancen und Risiken der Digitalisierung zu lesen ist.

Die Daten eines Nutzers analysieren und mittels eines Extrapolationsverfahrens sein Verhalten über den gesicherten Bereich hinaus bestimmen – so ermitteln Unternehmen heutzutage die Kaufinteressen ihrer Kunden. Dabei kommt zwar moderne Technologie wie maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz zur Anwendung. Nicht berücksichtigt wird hingegen, dass die Daten über die Kunden dynamisch sind, dass sie sich verändern, weil die Marketing-Entscheidung selbst in die Umgebung eingreift. Wie reagiert etwa der Kunde, wenn ein Unternehmen sein Produkt und dessen Preis ändert? Wenn ein Händler sein Sortiment erweitert oder ein Konkurrenzunternehmen mit einem attraktiveren Angebot mitmischt? „Antworten auf solche Fragen sind für eine Marketing-Entscheidung von elementarer Bedeutung“, sagt Wirtschaftswissenschaftler Otter.

Der englische Mathematiker Thomas Bayes (1701-1761) gibt Thomas Otter mathematische Methoden an die Hand, mit deren Hilfe solche bedingten Wahrscheinlichkeiten bei geringer Datenmenge ermittelt werden können. Dank moderner Computertechnologie sind die komplizierten Rechenoperationen nun problemlos möglich. Die Voraussetzung: die Aufgabenstellung muss vorab in Mathematik übersetzt worden sein. Ohne die Kenntnis von Programmiersprachen geht für Thomas Otter und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deshalb nichts.

Auch das „Bauchgefühl“ von Mitarbeitern eines Unternehmens hat in Otters Modellen seinen Platz – und erweitert die üblichen statistischen Verfahren damit um den menschlichen Faktor. Wann eine Anzeige in den Medien sinnvoll ist, an welchen Tagen oder Wochen die meisten Kunden auf Werbung ansprechbar sind, haben langjährige Mitarbeiter einer Firma oft im Gespür. Ein externer Berater, der mit statistischen Modellen operiert, dagegen nicht. „Ich möchte dazu beitragen“, führt Otter aus, „dass man bei Marketing-Anwendungen die Hoffnung aufgibt, dass die Daten sprechen, denn das tun sie nicht. Auch maschinelles Lernen ändert daran in der Regel nichts. In entscheidungsrelevanten Situationen“, ist der Professor an der Goethe-Universität überzeugt, „übertrifft die Bayes'sche Methode der bedingten Wahrscheinlichkeitsrechnung einfachere Theorien um Längen.“


Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2020) kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: ott@pvw.uni-frankfurt.de.

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Jul 21 2020
12:32

​Geowissenschaftler der Goethe-Universität erstellen anhand von Sedimenten ein Archiv mit jährlicher Auflösung

2000 Jahre Stürme in der Karibik

FRANKFURT. Die Wirbelstürme in der Karibik wurden häufiger und ihre Stärke variierte deutlicher um dieselbe Zeit, als die klassische Mayakultur in Zentralamerika ihren endgültigen Niedergang erlitt: Diese und andere Erkenntnisse kann man bei einem Blick in das Klimaarchiv gewinnen, das unter Federführung von Geowissenschaftlern der Goethe-Universität erstellt wurde – präsentiert in einem Beitrag im Nature-Journal „Scientific Reports“ am 16. Juli.

Tropische Wirbelstürme im Atlantik (Hurrikane) stellen eine substantielle Gefahr für Leben und Besitz der Bewohner der Karibik und angrenzender Gebiete wie des Südostens der USA dar. Die zunehmende Stärke der Stürme, beschrieben im 15. Kapitel des Berichts des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change/IPCC-Reports), erhöht die Wahrscheinlichkeit ökologischer und sozialer Katastrophen, wie das Auftreten der Wirbelstürme in den zurückliegenden 20 Jahren gezeigt hat, die verheerende Schäden anrichteten. Bisherigen Klima-Modellen, die die Gefahr besser einschätzen helfen könnten, liegen Daten zugrunde, denen es jedoch an räumlicher und zeitlicher Tiefe fehlt. Instrumentelle Klimadaten, wie regelmäßige Messungen der Oberflächentemperaturen der Ozeane sowie verlässliche Aufzeichnungen über Hurrikane, reichen maximal bis ins 19. Jahrhundert zurück.

Die Arbeitsgruppe Biosedimentologie am Institut für Geowissenschaften des FB 11 (Prof. Dr. Eberhard Gischler) der Goethe-Universität konnte im Rahmen eines von der DFG geförderten Forschungsprojektes (Gi 222/31) nun ein sedimentäres „Sturmarchiv“ gewinnen und analysieren, das fast die gesamte moderne Zeitrechnung (2000 Jahre) in jährlicher zeitlicher Auflösung umfasst. Es handelt sich um feinkörnige, jährlich geschichtete Sedimente vom 125 m tiefen Grund des Blue Hole, einer überfluteten Karsthöhle im Lighthouse Reef Atoll vor der Küste von Belize (Zentralamerika). Dort sammeln sich Jahr für Jahr 2,5 mm Kalkschlamm, bestehend aus Schalenresten von Organismen aus der Rifflagune mit wechselnden Gehalten an organischer Substanz an. In diese feinkörnigen Sedimente sind gröbere und bis zu mehreren Zentimetern dicke Lagen eingeschaltet, die Tempestite (Sturm-Sedimente) darstellen. Sie bestehen zum Großteil aus Schalenresten von Rifforganismen, die am Rand des Atolls leben. Der fast 9 Meter lange Bohrkern vom Boden des Blue Hole, der mit Hilfe eines elektrischen Vibrationslotes gewonnen wurde, umfasst die letzten 1885 Jahre mit insgesamt 157 Sturmlagen.

Im Rahmen der umfassenden Untersuchungen des Doktoranden Dominik Schmitt und Kooperationen der AG Biosedimentologie mit Kollegen von der Universität Bern (Schweiz) hat sich gezeigt, dass sowohl kurz- als auch langfristige Klimaphänomene wie die El Niño-Southern Oscillation (ENSO), die Nordatlantische Oszillation (NAO) und die Atlantische Multidekadische Oszillation (AMO) das Sturmgeschehen der vergangenen 2000 Jahre beeinflusst haben und sich im neuen Klima-Archiv widerspiegeln. Der Beginn der Mittelalterlichen Warmzeit (ca. AD 900-1100) stellt eine wichtige Übergangszeit dar, in der sich die Aktivität tropischer Wirbelstürme deutlich veränderte, vermutlich in Zusammenhang mit der Verschiebung der Intertropischen Konvergenzzone (Tiefdruckzone, wo Nord- und Südpassatwinde aufeinandertreffen) nach Süden: Von AD 100-900 war die Sturmaktivität in der Region eher stabil und schwächer ausgeprägt, während sie seit AD 900 bis heute variabler und stärker entwickelt ist. Interessanterweise ist dieser Wechsel der Zunahme der Wirbelsturm-Häufigkeit mit dem Auftreten einiger sehr dicker und grobkörniger Sturmlagen gekennzeichnet und fällt mit dem endgültigen Niedergang der klassischen Mayakultur in Zentralamerika zusammen. Möglicherweise waren verstärkt Hurrikan-Einschläge am mittelamerikanischen Festland verbunden mit großflächigen Überflutungen im Anbaugebiet des Maya-Tieflandes und niederschlagsbedingter Erosion im Hinterland der Maya-Berge von Belize – neben den bereits bekannten wiederkehrenden Dürreperioden –  ein weiterer Umwelt-Faktor, der das Ende der Maya-Hochkultur beeinflusste.
 

Publikation: https://www.nature.com

Bilder zum Download finden Sie unter folgendem Link: www.uni-frankfurt.de/90131465

Bildtext:
Bild 1: Luftbild des Blue Hole, einer überfluteten Karsthöhle im Lighthouse Reef, Belize, wo das Team der Frankfurter Forscher eine 2000-jährige Sedimentabfolge erschließen konnte. (Foto: Gischler)

Bild 2: Dieser Bohrkernabschnitt aus dem Blue Hole zeigt die jährliche Schichtung (grün-beige) und die Sturmereignisse (hell). (Foto: Schmitt)

Informationen: Prof. Dr. Eberhard Gischler, Institut für Geowissenschaften, Campus Riedberg, Telefon: 798 40183, E-Mail: gischler@em.uni-frankfurt.de

 

Jul 20 2020
14:47

„Forschung Frankfurt“ zum Thema Digitalisierung: Wie Rechtswissenschaft und Informatik gemeinsam vor Diskriminierung durch digitale Dienste schützen können

Was wir wen mit unserem Handy wissen lassen 

FRANKFURT. Wenn alle das nutzen, wird es schon nicht so schlimm sein – beim Handy- und Computergebrauch auf „Schwarmintelligenz“ zu setzen, ist nicht unbedingt eine gute Idee. „Denn wir wissen zum einen nicht, wer unsere Daten hat, wir wissen aber auch nicht, was über uns gewusst wird – und was mit diesem Wissen unternommen wird“, so die Frankfurter Datenrechtsexpertin Prof. Indra Spiecker in einem Beitrag im Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität. Schwerpunktthema der gerade erschienenen jüngsten Ausgabe ist die digitale Transformation. Nur ein Zusammenspiel zwischen Rechtswissenschaft und Informatik, so die Direktorin der Forschungsstelle Datenschutz an der Goethe-Universität Frankfurt, könne Einzelne und bestimmte gesellschaftliche Gruppen vor Diskriminierung schützen.

Wie soll ein Hotelgast, der aus einem bundesweit bekannten Problemviertel stammt, wissen, dass ihm ein Hotelzimmer zu einem höheren Preis angeboten wird als jemandem aus einem bürgerlichen Viertel? Nicht immer sind es konkrete Daten zu einer bestimmten Person, die zu einer Benachteiligung führen können. Moderne Datenauswertung mithilfe künstlicher Intelligenz arbeite längst damit, so Spiecker, „den Einzelnen Gruppen zuzuordnen und ihn nach den Kriterien der Gruppe zu beurteilen. Auf dieser Basis werden dann Preise für Produkte je nach Zielgruppe variabel bestimmt.“

Dabei kommt es nicht immer zu einer „Diskriminierung im juristischen Sinne“, erklärt die Professorin für Öffentliches Recht, Informationsrecht, Umweltrecht und Verwaltungswissenschaften. Diskriminierung könne auch verdeckt erfolgen – indem Ersatzkriterien gewählt werden, die vordergründig in keinem Zusammenhang mit Zuordnungen wie Geschlecht, Rasse, Herkunft oder Religion stehen. Die aber denselben Effekt haben. Solche Ersatzkriterien sind mit Hilfe digitaler Technik leicht zu finden – aber von Datenschützern schwer aufzudecken. So liegt es nicht auf der Hand, dass die Vorliebe einer Fernsehzuschauerin für eine bestimmte Serie ihre Kreditwürdigkeit senkt. Der wirklichen Ursache für die Benachteiligung ist kaum auf den Grund zu kommen, rechtliche Schritte dagegen sind folglich unmöglich.

Rechtswissenschaftlerin Spiecker plädiert deshalb für ein „enges Zusammenspiel von Technologie und der Werteordnung des Rechts“: Es müssten technische Lösungen gefunden werden, die rechtlichen Anforderungen entsprechen. Und umgekehrt müssten rechtliche Anforderungen so formuliert werden, dass sie technische Lösungen akzeptieren könnten. Auch müsse vom konkreten Programmierer oder seinem Unternehmen mehr Verantwortung eingefordert werden.

Hat der Einzelne dennoch eine Chance, sich vor dem ungewollten Datenabfluss zu schützen? „Was immer hilft“, sagt Spiecker im Interview mit „Forschung Frankfurt“, „ist die Macht der Masse.“ Wer seinem Kind nicht beibringe, „google das mal“, als ob es keine alternativen Suchmaschinen gäbe, oder beim Fernsehkauf nicht nur „toll, internetfähig!“ ausrufe, sondern auch mal nachhake, wer denn sonst noch von den familiären Sehgewohnheiten erfahre, trage dazu bei, dass Märkte sich verändern. Jeder intelligente Nutzer, der sein Verhalten ändere, könne etwas bewirken.

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2020) kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: ott@pvw.uni-frankfurt.de.

Im Web: www.forschung-frankfurt.de. Unter www.aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung-frankfurt-englisch finden Sie ausgewählte Beiträge in englischer Übersetzung.

 

Jul 20 2020
11:58

Schneller und einfacher zu hochaufgelösten dreidimensionalen elektronenmikroskopischen Bildern von Biomolekülen 

Smarte hauchdünne Nanoblätter fischen Proteine 

FRANKFURT/JENA. Eine Art Köder, um gezielt Proteinkomplexe aus Mischungen fischen zu können, hat ein interdisziplinäres Team aus Frankfurt und Jena entwickelt. Dank dieses „Köders“ ist das gewünschte Protein wesentlich schneller für die weitere Untersuchung im Elektronenmikroskop verfügbar. Diese neuartige Schicht aus hauchdünnem molekularen Kohlenstoff taufte das Forschungsteam „smartes Nanoblatt“. Mit Hilfe der Neuentwicklung lassen sich beispielsweise Krankheiten und deren Behandlung mit Medikamenten besser verstehen.

„Mit unserem Verfahren lassen sich innerhalb einer Woche neuartige Proteine aus Mischungen isolieren und charakterisieren“, erklärt Daniel Rhinow vom Frankfurter Max-Planck-Institut für Biophysik. „Bisher war alleine die Isolierung der reinen Proteine oft Teil einer mehrjährigen Doktorarbeit“. Zusammen mit Andreas Terfort (Goethe-Universität Frankfurt) und Andrey Turchanin (Friedrich-Schiller-Universität Jena) entstand vor einigen Jahren die Idee, die gewünschten Proteine direkt aus Mischungen herauszufischen, indem man ein Nanoblatt mit Erkennungsstellen ausrüstet, an die das Zielprotein bindet. Nun ist es den Wissenschaftlern gelungen, Proteine dank eines „smarten Nanoblatt“ umgehend für eine Untersuchung im Kryo-Elektronenmikroskop zugänglich zu machen.

Die Kryo-Elektronenmikroskopie basiert auf dem Schockgefrieren einer Probe bei Temperaturen unter -150 Grad Celsius. Dabei behält das Protein seine Struktur, störende Fixierungs- oder Färbemittel sind nicht nötig, und die Elektronen können das vereiste Objekt leicht durchstrahlen. Es entstehen hochaufgelöste dreidimensionale Aufnahmen kleinster Strukturen – etwa von Viren und DNA, bis fast hinab zur Größenordnung eines Wasserstoffatoms.

Zur Vorbereitung werden die Proteine in einer äußerst dünnen Wasserschicht auf einem winzigen Metallnetz schockgefroren. Bislang mussten die Proben vor einer elektronenmikroskopischen Untersuchung aufwendig und oft unter großen Verlusten gereinigt werden. Nur wenn lediglich eine Sorte von Proteinen in der Wasserschicht gebunden ist, ist die elektronenmikroskopische Untersuchung erfolgreich.

Die Gruppe um Turchanin setzt nun Nanoblätter ein, die lediglich einen Nanometer dünn sind und aus einer vernetzten molekularen selbst-organisierenden Monoschicht bestehen. Dieses Nanoblatt versieht Terforts Arbeitsgruppe mit einem Gelbildner als Grundlage für den zum Gefrieren notwendigen dünnen Wasserfilm. Daran binden die Forscher eine Erkennungsgruppe (eine spezielle Nitriloessigsäure-Verbindung mit Nickelionen). Das Team um Rhinow nutzt die so präparierten „smarten Nanoblätter“, um gezielt Proteine aus einer Mischung zu fischen. Sie wurden vorab mit einer Histidin-Kette markiert, mit der sie an die Erkennungsgruppe binden; alle anderen störenden Teilchen lassen sich abspülen. Das Nanoblatt mit dem gebundenen Protein kann anschließend direkt mit dem Elektronenmikroskop untersucht werden.

„Unsere smarten Nanoblätter sind besonders leistungsfähig, weil die Hydrogelschicht den notwendigen dünnen Wasserfilm stabilisiert und gleichzeitig die unspezifische Bindung störender Teilchen unterdrückt,“ erklärt Julian Scherr von der Goethe-Universität. „Damit kann die molekulare Strukturbiologie nun viel schneller Proteinstrukturen und -funktionen erforschen“. Mit daraus gewonnenen Erkenntnissen lassen sich beispielsweise Krankheiten und deren Behandlung mit Medikamenten besser verstehen.

Das Team hat sich die neuen Nanoblätter patentieren lassen und auch schon einen Hersteller gefunden, der dieses hilfreiche Werkzeug auf den Markt bringen wird.


Publikation: Smart Molecular Nanosheets for Advanced Preparation of Biological Samples in Electron Cryo-Microscopy, ACS Nano 2020, https://doi.org/10.1021/acsnano.0c03052

Julian Scherr, Zian Tang, Maria Küllmer, Sebastian Balser, Alexander Stefan Scholz, Andreas Winter, Kristian Parey, Alexander Rittner, Martin Grininger, Volker Zickermann, Daniel Rhinow, Andreas Terfort und Andrey Turchanin; Abteilung Strukturbiologie, Max-Planck-Institut für Biophysik, Max-von-Laue-Str. 3, 60438 Frankfurt am Main; Fakultät für Biochemie, Chemie, Pharmazie, Goethe-Universität Frankfurt, Max-von-Laue-Str. 7, 60438 Frankfurt am Main; Institut für Physikalische Chemie, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Lessingstr. 10, 07743 Jena

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/90123573

Bildtext: Das neue Nanoblatt-Verfahren: Der zu untersuchende Proteinkomplex (gelb) wird mithilfe einer Markierung (rote Kette mit Fünfecken) über einen Nickelkomplex an das smarte Nanoblatt gebunden. Unerwünschte Proteine (grau) werden durch das Hydrogel (schwarzes Geflecht) abgestoßen. Nach dem Einfrieren des gesamten Gebildes inklusive eines dünnen Wasserfilms kann es mit Elektronen durchleuchtet werden, um Bilder der gebundenen Proteine zu erhalten. Daraus kann ein Computer die 3D-Struktur des Proteins berechnen.

Informationen: Univ.-Prof. Dr. Andreas Terfort, Institut für Anorganische und Analytische Chemie, Telefon +49-69-798-29181, E-Mail aterfort@chemie.uni-frankfurt.de, https://www.uni-frankfurt.de/53459866/terfort

Univ.-Prof. Dr. Andrey Turchanin, Institut für Physikalische Chemie, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Lessingstr. 10, 07743 Jena, andrey.turchanin@uni-jena.de,, +49-3641-48370, www.apc.uni-jena.de

 

Jul 17 2020
11:52

​Forscherinnen und Forscher der Goethe-Universität wagen in der neuen Ausgabe des UniReport eine Zwischenbilanz

Wie hat die Corona-Pandemie die Welt verändert?

FRANKFURT. Nach knapp vier Monaten Corona-Krise stellen sich auch der Wissenschaft viele Fragen: Sind bestimmte Teile der Gesellschaft stärker von den Folgen betroffen, klafft eine Gerechtigkeitslücke? Öffnen sich vielleicht Wege für neue medizinische, wirtschaftliche und ökologische Ansätze? Forscherinnen und Forscher der Goethe-Universität aus den Sozial- und Geisteswissenschaften, aber ebenso aus Medizin und Naturwissenschaft analysieren im UniReport die aktuelle Lage und stellen Prognosen an.

Der Pharmazeut Prof. Theo Dingermann hebt die Transparenz in der Berichterstattung über die Pandemie positiv hervor: Dies werde zu gegebener Zeit ermöglichen, beispielsweise Versorgungskonzepte kritisch zu bewerten. Der Politische Philosoph Prof. Rainer Forst diskutiert aus demokratietheoretischer Perspektive verschiedene Deutungen des Lockdowns: Er warnt davor, dass eine „absolutistische“ Lesart, nach der der Staat den Bürgerinnen und Bürgern die Freiheiten weggenommen habe, bis ihnen wieder zugetraut werde, sie gescheit zu nutzen, die Demokratie gefährde. Die Volkswirtin Nicola Fuchs-Schündeln wiederum beleuchtet kritisch die Schul- und Kitaschließungen; diese beeinträchtigten die Chancengleichheit zwischen Schülern aus unterschiedlichen sozioökonomischen Verhältnissen; sie erwartet, dass sich die Ungleichheit der Geschlechter im Arbeitsmarkt weiter erhöhen wird. Weitere Beiträger sind der Wirtschaftspädagoge Prof. Gerhard Minnameier, der Psychologe Prof. Ulrich Stangier und die Infektiologin Prof. Maria Vehreschild.

Wer kommt gut durch die Corona-Krise, wer verliert und wer profitiert davon? In ihrem Essay „Intersektionalität – ein zentrales Konzept feministischer Gegenwartsanalyse“ gehen Prof. Bettina Kleiner, Prof. Helma Lutz und Dr. Marianne Schmidbaur einleitend auf die sozialen Ungleichheitsverhältnisse ein, wie sie sich unter den Bedingungen der Corona-Krise besonders deutlich zeigen. Davon ausgehend erläutern die Autorinnen, warum sie das Konzept der Intersektionalität nicht nur in der Corona-Pandemie für einen zentralen wissenschaftlichen, juristischen und politischen Zugang zur Analyse und Veränderung von Macht- und Ungleichheitsverhältnissen halten.

Die weiteren Themen im UniReport 4/Juli 2020:

  • „Ich lade alle Mitglieder unserer Universität zur Zusammenarbeit ein“: Prof. Enrico Schleiff tritt sein Amt als Präsident der Goethe-Universität am 1. Januar 2021 an.
  • Nordöstliche Campusseite nimmt Form an: Der Rohbau der Sprach- und Kulturwissenschaften (SKW) ist fertig, das geplante Center for Humanities könnte mit Kunst und Theater das Uni-Schaufenster zur Stadt werden.
  • Begehrt - die Kunstpädagogik: Das „Kleine Fach“ sieht sich zwischen Kunstschaffenden und Vermittelnden.
  • „Das Erbe der Lynchjustiz spukt nach wie vor in den Köpfen herum“: Ein Gespräch mit dem Amerikanisten Prof. Simon Wendt über Rassismus und Protestbewegung in den USA.
  • „Ich bin so gestresst“: Lernräume zu, Nebenjob weg. Auslandsstudium abgesagt – wie die Corona-Krise für Studierende zum Problem wird.
  • Ein Haus für die Bürgergesellschaft und die universitäre Community: Dr. Birgit Sander, neue Leiterin des Museum Giersch der Goethe-Universität, im Gespräch.
  • Lehre ist für sie Herzensangelegenheit: Die Rechtswissenschaftlerin Prof. Katja Langenbucher im Porträt.
  • Die Kinderstube der Honigbienen: Erstmals wurden Videos der kompletten Larvenentwicklung gemacht.
  • Weniger Formalitäten und Besprechungen, mehr Austausch: Die chinesische Mineralogin Qiao Shu genießt ihre Arbeit als Gastwissenschaftlerin am Institut für Geowissenschaften.
  • Transnational unterwegs – in der Wissenschaft wie im Leben: Wilhelm-Bender-Dissertationspreis für die Politikwissenschaftlerin Eva-Maria Schäfferle.
  • Transatlantische Beziehungen neu denken: Die 4. Bad Homburg Conference am Forschungskolleg Humanwissenschaften widmet sich dem belasteten Verhältnis zwischen USA und Europa.
  • 20.000 Funde: Die Archäologin Stephanie Döpper hat im Rahmen eines DFG-Projektes mit Studierenden im Oman nach Objekten von der Steinzeit bis heute gesucht.
  • „Der NSU-Strafprozess“: Prof. Jörg Arnold über ein gemeinsames strafrechtliches Schwerpunktseminar der Universitäten Münster und Frankfurt.

Der UniReport 4/2020 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe

 

Jul 17 2020
11:20

Die jüngste Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ fragt nach den psychischen Auswirkungen moderner Technologien

Wahrnehmen, Denken, Handeln im digitalen Zeitalter

FRANKFURT. Welchen Einfluss haben digitale Technologien auf das menschliche Wahrnehmen, Denken und Handeln? Werden Jugendliche durch Computerspiele wirklich aggressiver? Und gibt es so etwas wie eine „digitale Demenz“? Mit derlei Fragen befassen sich in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“ zwei Psychologinnen und ein Psychologe der Goethe-Universität. Schwerpunktthema des Heftes, das dieser Tage erschienen ist, sind Chancen und Risiken der Digitalisierung – für den Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft.

Auch in Deutschland verbringen Jugendliche mit durchschnittlich rund drei Stunden täglich sehr viel Zeit online. 22,4 Prozent der jugendlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer an einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung schätzten ihre eigene Mediennutzung als problematisch ein. Die Psychologen Prof. Dr. Yee Lee Shing, Prof. Dr. Christian Fiebach und Isabelle Ehrlich gehen anhand aktueller Schlüsselbefunde aus den Bereichen der Kognitionspsychologie, der kognitiven Neurowissenschaft und der Entwicklungspsychologie Fragen von allgemeinem gesellschaftlichem Interesse nach.

So stand insbesondere das exzessive Computerspielen bereits im Fokus zahlreicher Studien – spätestens seit dem Massaker an der Columbine High School im US-amerikanischen Bundesstaat Colorado vor 20 Jahren. Die Ergebnisse seien jedoch widersprüchlich, und ein kausaler Zusammenhang zwischen der Beschäftigung mit gewalthaltigen Computerspielen und aggressivem Verhalten ist keineswegs eindeutig nachzuweisen. Außer Frage stehe indes, dass das Spielen von Computerspielen unser Gehirn prägt. So konnte gezeigt werden, dass regelmäßiges Spielen von „Super Mario 64“ zu einer Volumenvergrößerung von Gehirnregionen führt, die mit räumlicher Koordination assoziiert sind. Das regelmäßige Spielen von Action-Spielen bringe zudem u.U. kleine, aber robuste Verbesserungen von Aufmerksamkeitsleistungen mit sich. Die morphologischen Veränderungen im Belohnungssystem wiederum ähneln Veränderungen, die auch bei Drogensucht beobachtbar sind. Inwiefern Computerspiele eingesetzt werden können, um positive Lerneffekte zu erzielen, ist hingegen noch nicht abschließend erforscht.

Welche Rolle spielt jedoch die Nutzungsdauer von digitalen Medien durch Jugendliche? Diese Frage dürfte viele Eltern brennend interessieren. Und auch hier sind die Zusammenhänge komplex, und eine einfache Proportionalität zwischen Dauer und negativen Folgen existiert nicht. Wesentlich wichtiger ist offenbar, welche Vorerfahrungen die Nutzer haben und in welchen Umständen sie aufwachsen. Durchaus besorgniserregend ist eine Art digitale Kluft: Die Risiken sind gerade bei denjenigen Jugendlichen höher, die auch im analogen Leben verletzlicher sind.

Shing, Fiebach und Ehrlich klären zudem die Frage, welche Auswirkungen der Gebrauch von Suchmaschinen als „ausgelagertes Gedächtnis“ habe und wie sich der exzessive Gebrauch von Medien auf die Aufmerksamkeitsspanne auswirkt. Und sie nehmen auch die künstliche Intelligenz in den Blick: Viele Prozesse menschlicher Entscheidungsfindung – von alltäglichen Konsumentscheidungen bis hin zu Investitionsentscheidungen am Finanzmarkt und medizinischen Diagnosen – werden mehr und mehr durch maschinelles Lernen und prädiktive Algorithmen unterstützt. Aber auch hier seien nicht automatisch negative Auswirkungen zu erwarten; Art und Umfang der Nutzung, vermittelt über die Mechanismen von Wahrnehmung, Kognition und neuronaler Plastizität, wirken sich in allen Bereichen differenziert auf das menschliche Denken, Entscheiden und Handeln aus – wobei ein wichtiger Faktor die individuelle Kompetenz im Umgang mit KI-Algorithmen sei. Bei richtigem Einsatz und unter Einbeziehung differenzierter psychologischer Kenntnisse könnten gerade sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen besonders von der neuen Technologie profitieren, meint das Autorenteam.


Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2020) kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: ott@pvw.uni-frankfurt.de.

Im Web: www.forschung-frankfurt.de. Im Web: www.forschung-frankfurt.de. Unter www.aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung-frankfurt-englisch finden Sie ausgewählte Beiträge in englischer Übersetzung.

 

Jul 15 2020
14:39

„Forschung Frankfurt“ über Digitalisierung: Große Datensätze sollen Früherkennung von Epilepsie ermöglichen

Wenn künstliche Systeme mehr sehen

FRANKFURT. Leidet dieser Patient an Epilepsie? Für eine sichere Diagnose sind viele Informationen notwendig: Mittels eines EEG (Elektroenzephalogramm) müssen Mediziner die Gehirnaktivitäten des Patienten messen und diese dann in einem komplexen Verfahren interpretieren und mit früheren Daten vergleichen. Oft finden sich Messdaten zu einem einzigen Patienten verstreut in mehreren Praxen und Kliniken. Erst die Zusammenschau aller Daten bringt vollständige Sicherheit.

Welche Chancen, aber auch welche Risiken bringt die Digitalisierung mit sich? Damit befasst sich die neueste Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, des Wissenschaftsmagazins der Goethe-Universität. In der Medizin etwa verspricht man sich viel davon, die vorhandene Datenfülle von Patienten zukünftig zusammenzuführen – und sie außerdem mittels KI (Künstlicher Intelligenz) intensiver auszuwerten, als es bisher möglich war. So wollen sie Zusammenhänge zwischen Krankheitsbildern erkennen, Krankheiten früher diagnostizieren oder ihnen gar vorbeugen können. Ein Beitrag über die Epilepsieforschung an der Goethe-Universität veranschaulicht die neuen Möglichkeiten.

„Für eine Epilepsiediagnose brauchen wir im Schnitt acht oder zwölf Montagen“, erklärt Prof. Felix Rosenow vom Epilepsiezentrum Rhein-Main in der Klinik für Neurologie und spricht damit an, dass allein schon die Auswertung eines einzigen EEG sehr aufwendig ist. Oft scheitert sie daran, dass das zur Expertise zugesandte EEG auf einem anderen Gerät aufgezeichnet wurde, als es im Epilepsiezentrum benutzt wird. Dann sind die Daten nicht lesbar. Einheitliche EEG-Standards zu bestimmen, ist deshalb das Ziel internationaler Organisationen wie der DICOM, einer internationalen Organisation zur Speicherung von Daten in der Medizin. Einheitlich dokumentierte Daten wären auch ein Fortschritt für das Telemedizin-Projekt zur Epilepsie, das Rosenow mit Landesmitteln 2017 begonnen hat. Am Ende des Pilotprojekts sollen zehn hessische Krankenhäuser und Kinderkliniken sowie zehn Arztpraxen angeschlossen sein.

Daten sind der Rohstoff der Zukunft: Die bereits jetzt vorliegenden großen Datenmengen intensiver nutzen will das Bundesforschungsministerium gemeinsam mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen der 2018 initiierten Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI). Das ist auch eine Hoffnung für das Epilepsiezentrum. Das Ziel: große, anonymisierte Datenmengen zu untersuchen, um das Krankheitsbild der Epilepsie, die bislang nicht behandelbar ist, besser zu verstehen.

Die Physiker um Jochen Triesch vom Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) haben einen Computer so programmiert, dass sie mithilfe von Deep Learning-Algorithmen charakteristische Muster oder Zusammenhänge in Datensätzen erkennen – völlig unabhängig von menschlichen Vorgaben. Der Algorithmus wurde mit Daten von sechs Ratten trainiert. Bei einer siebten Ratte konnte er dann mit 97-prozentiger Sicherheit unterscheiden, ob das Tier gesund war oder eine Epilepsie entwickelte. „Das Spannende an diesem Ansatz ist“, so Triesch, „dass wir das System dann fragen können, auf welche Merkmale es geachtet hat“ – Merkmale, die Experten nicht im Blick haben.

Das Risiko einer Epilepsie vor dem ersten Anfall bei Menschen einschätzen zu können, davon ist die Medizin jedoch noch weit entfernt. Mindestens zehn Jahre, glaubt Rosenow, könne es dauern, bis mithilfe künstlicher Intelligenz die Vorhersage sicherer sei.

 
Mehr zu diesem Thema lesen Sie im Beitrag von Dr. Anne Hardy, der in der aktuellen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2020) erschienen ist. Die Ausgabe kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: ott@pvw.uni-frankfurt.de.

Im Web: www.forschung-frankfurt.de. Unter www.aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung-frankfurt-englisch finden Sie ausgewählte Beiträge in englischer Übersetzung.

 

Jul 14 2020
16:08

​Wissenschaftsrat würdigt die erfolgreiche Arbeit des Sigmund-Freud-Instituts seit 2016

Engagierter Neubeginn

FRANKFURT. Das Sigmund-Freud-Institut (SFI) in Frankfurt ist vom Wissenschaftsrat sehr gut bewertet worden. Nach einer ausführlichen Begehung bescheinigten die Gutachter dem Institut, das sich forschend mit der Psychoanalyse und ihren Anwendungen befasst, für die Zukunft gut aufgestellt zu sein – und gab ihm wegweisende Empfehlungen mit. Das vom Land Hessen finanzierte Institut kooperiert eng mit der Goethe-Universität Frankfurt und der Universität Kassel. 2016 gab es einen doppelten personellen Neubeginn an der Spitze des SFI.

In seinem Bericht würdigt der Wissenschaftsrat, der vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst beauftragt worden war, die Verbindungen von klinischer Psychoanalyse, Sozialpsychologie und kulturwissenschaftlichen Perspektiven, die das Programm des Instituts auszeichnen. Mit Nachdruck hob er die Interdisziplinarität in den als innovativ und zukunftsweisend bewerteten Forschungsprojekten des SFI hervor. Auch hinsichtlich Organisation und Struktur sei intensive Arbeit geleistet worden. „Die Leistungen, die die neue Institutsleitung im Hinblick auf die Konsolidierung und wissenschaftliche Weiterentwicklung des SFI seit 2016 erbracht hat, verdienen große Anerkennung“, heißt es in der Stellungnahme.

Insbesondere unterstreicht der Wissenschaftsrat in seinem Gutachten die Bedeutung des bei der Volkswagenstiftung in deren Förderlinie „Schlüsselthemen für Wissenschaft und Gesellschaft“ eingeworbenen Verbundprojekts „Das vermessene Leben“. Auch mit seinen Präventions- und Evaluationsprojekten, etwa zur Beteiligung an den Psychosozialen Zentren zur Versorgung von Flüchtlingen in Hessen, wie sie vom hessischen Sozialministerium gefördert werden, nehme das Institut eine wichtige Aufgabe wahr. Und nicht zuletzt unterstreicht das Gutachten die wertvollen Verdienste der Ambulanz im klinischen Bereich und begrüßt die Forschung zu psychoanalytischen Therapien bei Zwangserkrankungen. Mit Blick auf die Qualität der Nachwuchsförderung wird das bei der Hans-Böckler-Stiftung eingeworbene Promotionskolleg hervorgehoben, an dem alle Abteilungen des SFI beteiligt sind.

Auch die produktiven Kooperationen des SFI fanden beim Rat viel Zustimmung. Die Professur für psychoanalytisch ausgerichtete Soziologie und Sozialpsychologie an der Goethe-Universität, eine der Leitungspositionen am SFI, sei ein Alleinstellungsmerkmal. Auch erweise sich die Verbindung von Gesellschaftstheorie und Psychoanalyse als wertvoll für die Arbeit des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Studierenden. Die inhaltliche Ausrichtung des SFI, das auch mit anderen außeruniversitären Instituten kooperiert, füge sich gut in den sozialwissenschaftlichen Forschungsschwerpunkt der Goethe-Universität ein. Auch die Kooperation mit der Universität Kassel funktioniere gut. Der Rat lobte die Besonderheit, dass das SFI und der Fachbereich Erziehungswissenschaft in Kassel beim Thema Therapie und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen eng zusammenwirkten. So könnten in Bildungsforschung und Lehrerbildung psychoanalytische Ansätze einfließen.

Um die positive Entwicklung des Instituts zu unterstützen und dessen Leistungsfähigkeit nicht zu überfordern, empfiehlt der Wissenschaftsrat, das Forschungsprogramm noch stärker zu fokussieren. Mittelfristig sei es ratsam, sich mit ausdifferenzierten Strategien am Wettbewerb um Drittmittel und Internationalisierung zu beteiligen. So könne das erfolgreiche Modell der deutschlandweiten Kooperationen auch im europäischen und außereuropäischen Raum stärker verankert werden. Für eine organisatorische Stärkung des Instituts empfiehlt der Wissenschaftsrat insbesondere eine zusätzliche Kooperationsprofessur mit der Goethe-Universität in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Psychologie einzurichten. Die Geschäftsführende Direktorin Prof. Dr. Vera King und ihre Leitungskollegen Prof. Dr. Patrick Meurs und Prof. Dr. Heinz Weiß (SFI-Ambulanzleitung & Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart) freuten sich über die positive Bewertung und die wertvollen Anregungen des Wissenschaftsrats.

Ayse Asar, Staatssekretärin im Wissenschaftsministerium und Vorsitzende des SFI-Stiftungsrates: „Das SFI ist eine von nur wenigen Einrichtungen für psychoanalytische Forschung in Deutschland und leistet einen einzigartigen Beitrag zur Erforschung der Ursachen und Funktionsweisen von seelischem Leid und Krankheit. Die Bewältigung von Traumata und das Wiedererlangen psychischer Gesundheit sind Ziel der Arbeit seiner Ambulanz. Projekte zu den psychosozialen Folgen von Migration und Flucht, nicht zuletzt zu den psychischen Folgen der Digitalisierung, zeigen die Aktualität seiner Forschungsfragen. Ich freue mich, dass der Wissenschaftsrat die von der neuen Leitung unternommenen Anstrengungen zur inhaltlich-strategischen Profilschärfung dieses traditionsreichen Instituts so positiv beurteilt.“

„Auch die Goethe-Universität sieht die intensive Zusammenarbeit mit dem SFI sehr positiv und nimmt die Empfehlungen, diese Zusammenarbeit weiter zu intensivieren, gern auf. Prof. Dr. Vera King hat die psychoanalytisch-sozialwissenschaftliche Forschung erfolgreich vorangebracht, auch zum Nutzen unserer Studierenden. Und es ist ein guter Vorschlag, bei einer künftigen Neuberufung in der Psychologie die Bande noch enger zu knüpfen“, sagt Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität. Und Prof. Dr. Reiner Finkeldey, ihr Amtskollege an der Universität Kassel, betont: „Die Kooperation mit dem SFI ist für die Universität Kassel ein großer Gewinn. Es freut mich, dass dies auch in der positiven Evaluation des Wissenschaftsrats entsprechend aufgenommen wurde. Von der Berufung von Prof. Dr. Patrick Meurs zum Institutsdirektor und Professor für Psychoanalyse 2016 profitieren unsere Studierenden und der Fachbereich Humanwissenschaften ganz erheblich.“

Das Sigmund-Freud-Institut (SFI) ist ein Forschungsinstitut für Psychoanalyse in Frankfurt am Main. Es wurde 1960 als Institut und Ausbildungszentrum für Psychoanalyse und Psychosomatik gegründet und trägt seit 1964 den Namen des Begründers der Psychoanalyse Sigmund Freud. Bis 1994 bestand das Institut in der Rechtsform einer Landesbehörde, 1995 wurde es in eine Stiftung öffentlichen Rechts umgewandelt. Seither dient es als reine Forschungseinrichtung.  Mittelgeber der das SFI tragenden Stiftung ist das Land Hessen.


Bilder zum Download finden Sie unter folgendem Link: www.uni-frankfurt.de/90023599

Bildtext: Der gläserne Anbau für die Hörsäle des Sigmund-Freud-Instituts wurde 2015 eröffnet. (Bild: SWAP Architekten)

Informationen: Prof. Dr. Vera King, Geschäftsführende Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts, king@soz.uni-frankfurt.de, Homepage des SFI: www.sigmund-freud-institut.de

Link zur Stellungnahme des Wissenschaftsrats zur SFI-Evaluation: https://www.wissenschaftsrat.de/download/2020/8523-20.pdf;jsessionid=55ED3F9F290DE78ED03744158F064903.delivery1-master?__blob=publicationFile&v=3

Link zur Pressemitteilung des Wissenschaftsrates: https://www.wissenschaftsrat.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/PM_2020/pm_2120.html

 

Jul 13 2020
15:11

Neue Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ befasst sich mit dem Thema Digitalisierung / Interview mit Arbeitssoziologin Friedericke Hardering

„Wir brauchen immer eine Verzahnung von Online und Offline“

FRANKFURT. Die Corona-Krise hat vieles verändert – auch in der Arbeitswelt. Die Digitalisierung ist auch hier einen großen Schritt vorangekommen. Defizite bei Ausstattung und Infrastruktur wurden dabei schmerzhaft deutlich, aber auch die Bereiche, in denen analoge Formen des Arbeitens nicht zu ersetzen sind. Die jüngste Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, die heute erscheint, trägt den Titel: „Wir in der digitalen Welt – Chancen Risiken Nebenwirkungen“. Darin versammelt ist ein facettenreiches Spektrum an Beiträgen aus der Soziologie, der Rechtswissenschaft, der Psychologie, den Wirtschaftswissenschaften und natürlich auch der Informatik. Den Auftakt macht ein Interview mit der Arbeitssoziologin Friedericke Hardering, die auch Fragen zu den Entwicklungen des zurückliegenden Halbjahres beantwortet.

Deutschland hinke bei der Digitalisierung hinterher, diese weit verbreitete Kritik teilt Hardering – allerdings nur begrenzt: „Es gibt inzwischen durchaus genug Akteure, die Deutschland analog zum Silicon Valley zum Silicon Germany machen wollen. Die Relevanz des Themas wird gesehen.“ Deshalb sieht die Soziologin, die an der Goethe-Universität habilitiert wurde, durchaus optimistisch in die Zukunft. Wobei sie auch den Staat in der Pflicht sieht: „Auch das Silicon Valley hätte es ohne staatliche Hilfe so nicht gegeben: Das ist ja nicht durch die Initiative von Unternehmern entstanden, sondern nur auf der Basis massiver Fördergelder. Ohne eine gute Infrastruktur und die entsprechende Förderung kann es nicht funktionieren.“

Dass analoge Formen des Arbeitens und der Begegnung bald der Vergangenheit angehören könnten, diese Möglichkeit sieht Hardering nicht: „Unter normalen Bedingungen – ohne Corona-Krise – brauchen wir immer eine Verzahnung von Online und Offline, in der Arbeitswelt, aber auch darüber hinaus.“ Denn digitale Technologien seien keineswegs ein Allheilmittel für Krisen jeder Art, sondern sie brächten andere Risiken mit sich. Die in der Corona-Zeit vielgenutzte Möglichkeit des Homeoffice habe Hardering zufolge vor allem gezeigt, wie gespalten die Gesellschaft sei in Bezug auf materielle Ausstattung, aber auch in Bezug auf die Kenntnisse. Die Digitalisierung verschärfe die Ungleichheit zwischen den Menschen weiter.

Unabhängig von der Coronakrise bringt die Digitalisierung auch neue Formen der Arbeitsorganisation hervor, zum Beispiel Crowdworking-Plattformen. Dieser wachsende Bereich stelle auch die Gewerkschaften vor große Herausforderungen: „Soloselbstständigkeit ist ja auch unabhängig von Digitaltechnologie immer ein relativ ungeschützter Bereich mit vielen Unsicherheiten und Prekaritäten.“ Die Frage sei, wie man Soloselbstständige zum kollektiven Handeln bringen könne. Auch in anderer Hinsicht verschärfe die Digitalisierung prekäre Arbeitssituationen. Bei der Rasanz der Entwicklung könnten Regulierungsinstanzen oft nicht mithalten.  

Hardering, die derzeit in einem Projekt zur Entfremdung der Menschen von der Arbeit forscht, spricht im Interview auch darüber, wie sich die Erfahrungen von Beschäftigten in Hinblick auf die Digitalisierung ändern, wie diese sich unter den Bedingungen neuer digitaler Technik die Arbeit aneignen. „Ein Phänomen der Entfremdung wäre zum Beispiel, wenn die Leute davon berichten, dass eine bestimmte Form des Zusammenseins früher in der Arbeit gegeben war, die jetzt, zum Beispiel durch Beschleunigungsprozesse, durch immer höheren Zeit- und Leistungsdruck, nicht mehr da ist“, erklärt die Soziologin. Arbeit sei immer auch ein Ort des sozialen Zusammenseins und somit wichtig für die Weltaneignung.

Auch die sonstigen Beiträge im aktuellen „Forschung Frankfurt“ betrachten die Digitalisierung vor allem unter dem Aspekt der Auswirkungen auf den Einzelnen und die Gesellschaft.

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2020) kann von Journalisten kostenlos bestellt werden bei: ott@pvw.uni-frankfurt.de.

Im Web: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de.

Informationen: Dr. Friedericke Hardering, E-Mail: f.hardering@soz.uni-frankfurt.de

 

Jul 10 2020
14:07

​Führung am Campus Riedberg vermittelt historische und botanische Aspekte. 17. Juli, 16.00-17.30 Uhr

Der Wissenschaftsgarten im Hochsommer

FRANKFURT. Auch im Hochsommer ist der Wissenschaftsgarten der Goethe-Universität immer einen Besuch wert. Immerhin zählte ihn kürzlich die Hessenschau zu den Top 10 unter den Tipps für die Ferienzeit in Hessen. Robert Anton, Landschaftsarchitekt und Technischer Leiter des Wissenschaftsgartens, wird bei dem Rundgang über die botanische Geschichte der Stadt Frankfurt, die planerische Konzeption des neuen Universitätsgartens, aber auch über die darin laufenden wissenschaftlichen Arbeiten sprechen. Die Teilnehmer erwartet ein gepflegter Garten mit Weitblick zur Skyline.

Die Führung beginnt am Eingang an der Infotafel und führt dann durch die gesamte rund drei Hektar große Gartenanlage. Die Anreise ist auch mit der U-Bahn-Linie U8 gut möglich (einfach Beschilderung Wissenschaftsgarten folgen). Treffpunkt ist am Eingang des Wissenschaftsgartens.

„Der Wissenschaftsgarten im Hochsommer“. 17. Juli 2020, 16.00-17.30 Uhr,  Wissenschaftsgarten, Altenhöferallee 1.

Eine Anmeldung ist notwendig unter wissenschaftsgarten@bio.uni-frankfurt.de, maximal sind 15 Teilnehmer möglich.

 

Jul 9 2020
14:19

​Wegen der Corona-Krise müssen sich neugierige Nachwuchsstudis bis 2021 gedulden

Kinder-Uni 2020 wird verschoben

FRANKFURT. Die 18. Frankfurter Kinder-Uni wird erst im nächsten Jahr stattfinden. Der ursprünglich vorgesehene Termin im September 2020 muss wegen der Corona-Beschränkungen abgesagt werden.

Für viele Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte im Frankfurter Raum ist die Kinder-Uni längst eine feste Größe im Schuljahr. Jahr für Jahr zieht sie an vier aufeinander folgenden Tagen mehr als 10.000 Kinder und ihre erwachsenen Begleitpersonen in den großen Hörsaal am Campus Westend. Nun muss die Veranstaltung erstmals seit ihrem Start im Jahr 2003 abgesagt werden: Wegen der coronabedingten Kontaktbeschränkungen wäre die Durchführung in der gewohnten Weise nicht möglich. Zwar hat das Hessische Kultusministerium den Schulklassen Tagesausflüge in gewissem Umfang inzwischen wieder erlaubt, allerdings nicht im Rahmen einer solchen Großveranstaltung. Zudem besteht nach wie vor das Risiko einer zweiten Infektionswelle, die erneut strengere Vorsichtsmaßnahmen notwendig machen würde.

Die mit den Professorinnen und Professoren bereits vereinbarten Vorlesungen werden um ein Jahr verschoben auf den turnusgemäß nächsten Termin in der Woche vom 27. September bis 1. Oktober 2021. Dabei wird es voraussichtlich ums Klima gehen, um Tierrechte, Märchen und amerikanische Geschichte, soviel sei bereits verraten.

„Natürlich tut es uns besonders leid, dass wir diese Veranstaltung absagen müssen“, sagt Unipräsidentin Prof. Dr. Birgitta Wolff. „Die Kinder-Uni liegt mir persönlich am Herzen – nicht etwa, weil es sich um die größte Veranstaltung im Jahreskalender der Goethe-Uni handelt, sondern weil sie sich an unsere jüngste Zielgruppe wendet. Es ist immer etwas Besonderes, wenn die Schulklassen über den Campus ziehen oder auf den Wiesen Picknick machen. Aber die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler geht vor“, so Wolff weiter. Der Hauptförderer der Kinder-Uni, die Dr. Marschner-Stiftung, befürwortet die Absage ebenfalls mit großem Bedauern.

Damit die Wartezeit auf die nächste Kinder-Uni nicht zu lang wird, arbeitet das Kinder-Uni-Team derzeit daran, das Videoangebot auf der Website der Goethe-Universität zu verbessern, so dass die bisherigen Vorlesungen sämtlicher Kinder-Unis seit 2004 zu Hause oder im Unterricht nachgeschaut werden können.

 
Bilder zum Download finden Sie unter folgendem Link: http://www.uni-frankfurt.de/89924761

Bildtext: Neugierige Kinder – wie hier 2018 bei einer Vorlesung von Pilzforschering Prof. Meike Piepenbring – müssen sich leider noch etwas gedulden. Erst 2021 heißt es wieder: Hörsaal frei für die Kinder-Uni und damit für die jüngsten Studis der Goethe-Universität. (Foto: Uwe Dettmar)

Informationen: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Campus Westend, Telefon 069 789-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de, www.kinderuni.uni-frankfurt.de.

 

Jul 8 2020
15:56

​Schleiff: „Gemeinsam für ambitionierte Ziele in Lehre und Forschung“

Biologe Enrico Schleiff wird Präsident der Goethe-Universität

FRANKFURT. Prof. Dr. Enrico Schleiff, früherer Vizepräsident und Professor für Molekulare Zellbiologie der Pflanzen an der Goethe-Universität, ist am Mittwoch (8. Juli) vom Erweiterten Senat zum Präsidenten der Goethe-Universität gewählt worden. Die Amtszeit beträgt sechs Jahre und beginnt nach der Ernennung durch den Hochschulrat am 1. Januar 2021.
 
Schleiff erreichte im 3. Wahlgang die notwendige absolute Mehrheit von 18 Stimmen. Stimmberechtigt waren 34 Mitglieder des Erweiterten Senats. Nach dem zweiten Wahlgang hatte die amtierende Präsidentin ihre Kandidatur im Interesse des Gesamtwohls der Universität und unter Betonung der eigenen Unabhängigkeit zurückgezogen.
 
„Ich bin sehr froh über die Wahl und danke dem Erweiterten Senat für das damit gewährte Vertrauen. Ich werde mit aller Kraft darauf hinwirken, die in den letzten Wochen in der Universität aufgetretenen Spannungen konstruktiv zu überwinden. Dabei kann ich auch an meine bereits sechsjährige Erfahrung als Vizepräsident der Goethe-Universität anknüpfen.  Ich lade alle Mitglieder unserer Goethe-Universität zur Zusammenarbeit ein. Nur gemeinsam können wir unsere ambitionierten Ziele in Lehre und Forschung erreichen.“
 
„Denn davon“, so Schleiff, „bin ich überzeugt: Die Goethe-Universität braucht jetzt einen Energieschub, um ihre große Forschungsqualität auch in der vor uns liegenden, neuen Runde der Exzellenzinitiative noch besser sichtbar zu machen.“ Programmatisch entwickelte Schleiff das Bild einer „exzellenten, internationalen Universität im digitalen Zeitalter“ mit der wissenschaftlichen Kompetenz für die Fragen von Entwicklung, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit im 21. Jahrhundert. Eine große Bedeutung misst er dabei Förderstrukturen für die Mitglieder der Universität auf allen Ebenen und dem Ausbau der forschungsfördernden Strukturen und Prozesse bei. Sein Ziel ist es, diese zur Schaffung kreativer Freiräume für alle hochschulrelevanten Bereiche zu nutzen. Einen großen Schwerpunkt seiner Arbeit sieht er auch in der Internationalisierung der Lehre und einer nachhaltigen digitalen Transformation der Universität. Mit den Partnern in der Stadtgesellschaft und in der Region will Schleiff die Kooperation vertiefen und die Universität als zentralen Ort gesellschaftlicher Diskurse verankern.
 
„Bei der Verfolgung ihrer Ziele kann sich die Goethe-Universität auf die ganze Breite einer ‚Volluniversität‘ stützen. Sie ist auf allen Wissenschaftsfeldern hervorragend aufgestellt. Eine große Tradition haben vor allen die Geistes- und Sozialwissenschaften, die auch das nächste Präsidium weiter stärken wird. Spitzenleistungen werden auch in den Natur- und Lebenswissenschaften auf dem Riedberg-Campus und in Niederrad in der Medizin erbracht. Ihrer Arbeit kommt ganz besonders die einzigartige Organisationsform der Goethe-Universität als Stiftungsuniversität zugute. Sie verschafft ihr ein hohes Maß an Autonomie, die es für eine optimale Entwicklung zu erhalten und zu nutzen gilt. Die enge Verbindung der Goethe-Universität mit vielen Stifterinnen und Stiftern ist gerade in jüngster Zeit deutlich sichtbar geworden bei der Unterstützung der Covid-19 Forschung.“
 
Der Vorsitzende des Hochschulrats, Prof. Dr. Matthias Kleiner, gratulierte Schleiff zur Wahl als Präsident: „Der Hochschulrat wird dem neuen Präsidenten mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wir hatten zwei hervorragende Persönlichkeiten auf der Wahlliste. Daher bin ich überzeugt, dass mit Herrn Schleiff die positive Entwicklung der Universität fortgesetzt wird. Ich freue mich auf die zukünftige Zusammenarbeit.“
 
Kleiner dankte zugleich der bisherigen Amtsinhaberin, Birgitta Wolff: „Die Goethe-Universität hat in Ihrer Amtszeit einen enormen Sprung gemacht in Richtung von mehr Vernetzung und öffentlich sichtbarer innerer und äußerer Dialogbereitschaft. Sie haben die Universität für neue, auch wissenschaftlich fruchtbare Kooperationen geöffnet und auch bei der weiteren Realisierung des universitären Bauprogramms Meilensteine gesetzt. Dafür gebührt Ihnen der Dank der gesamten Universitätsgemeinschaft.“
 
Kleiner äußerte außerdem die Hoffnung, dass die vor der Wahl auch öffentlich gewordenen, unterschiedlichen Perspektiven von Senat und Hochschulrat auf die Governance der Stiftungsuniversität einvernehmlich zusammengeführt werden können. Er betonte, dass das Wahlverfahren zum Gesamtwohl der Goethe-Universität regelgerecht dem Prinzip von „checks and balances“ und damit einer Gewaltenteilung der Gremien folge.
 
Prof. Dr. Enrico Schleiff ist seit 2007 Professor für Molekulare Zellbiologie der Pflanzen an der Goethe-Universität Frankfurt und war u.a. von 2014 bis 2018 als Direktor des Buchmann Institute for Molecular Life Sciences (BMLS) tätig und ist derzeit Direktor des Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS). Er hat von 2012-2017 das International Training Network „SPOT-ITN“ geleitet, war Vize-Sprecher des Exzellenzcluster „Makromolekulare Komplexe“ und leitet heute den RMU-LOEWE Schwerpunkt „DynaMem“. Von April 2012 bis März 2018 war Enrico Schleiff Vizepräsident der Goethe-Universität Frankfurt mit dem Ressort wissenschaftlicher Nachwuchs, Gleichstellung und akademische Infrastrukturen. Er ist unter anderem seit 2013 stellvertretender Vorsitzender des Universitätsverbandes UniWiND.

 

Jul 8 2020
12:06

DFG bewilligt neues Graduiertenkolleg zur Bildanalyse in den Lebenswissenschaften

Mikroskopie für Fortgeschrittene

FRANKFURT. Moderne Mikroskopietechniken gewähren faszinierende Einblicke in Gewebe, Zellen, ja sogar große Moleküle. Doch die Datensätze sind mittlerweile so groß, dass man zu ihrer Interpretation fortgeschrittene Kenntnisse in der Bildanalyse benötigt. Diese wird nun ein interdisziplinäres Graduiertenkolleg an der Goethe-Universität vermitteln, das an der Schnittstelle von Lebenswissenschaften und Informatik angesiedelt ist. Das Vorhaben wird in den kommenden 4,5 Jahren von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

„Hochauflösende Bilder sind heute so komplex, dass es immer schwieriger wird, die darin verborgenen Informationen effektiv auszuwerten“, erklärt Prof. Achilleas Frangakis, Experte für Elektronenmikroskopie am Institut für Biophysik. Gemeinsam mit Prof. Ernst Stelzer, der am Institut für Physikalische Biologie die Lichtscheiben-Mikroskopie etabliert hat, will er Doktoranden aus Biologie, Physik und Informatik nun eine gezielte Forschungsausbildung bieten, die sowohl Kenntnisse in der Mikroskopie als auch in der Informatik vermittelt.

Derzeit erwerben Informatiker und Physiker, die Algorithmen für die Bildanalyse entwickeln, erst gegen Ende ihrer Ausbildung Kenntnisse in den Lebenswissenschaften. Diesen Weg haben Frangakis und Stelzer, beide studierte Physiker, selbst beschritten. „Biologen fehlt es dagegen an Datenverarbeitungskompetenz“, sagt Stelzer. „Sie sind sich relevanter Entwicklungen nicht bewusst und können fortschrittliche Technologien nicht eigenständig einsetzen.“

Im Graduiertenkolleg „Verknüpfung von Bildanalyse und Molekularen Lebenswissenschaften“ sollen die Doktorandinnen und Doktoranden nun das Design, die Konstruktion und den automatisierten Einsatz moderner Mikroskopietechniken in multidisziplinären Arbeiten optimieren. Die Goethe-Universität verfügt über zahlreiche Techniken, mit denen sie eine große Breite von zeitlichen und räumlichen Auflösungen abdeckt: Kryo-Elektronentomographie, hochauflösende und lichtscheibenbasierte Fluoreszenzmikroskopie, Raman-Mikroskopie sowie Multiphotonen-Mikroskopie. Im Graduiertenkolleg lernen die Doktoranden, die großen Datensätze mit modernen Algorithmen zu untersuchen. Geplant ist weiterhin, Algorithmen für teilautonome Bildanalysen und Interpretationen auf Supercomputern zu implementieren.


Weitere Informationen:
Prof. Dr. Achilleas Frangakis,
Institut für Biophysik
Buchmann Institut für Molekulare Lebenswissenschaften
Tel.: (069) 798-46462
E-mail: achilleas.frangakis@biophysik.uni-frankfurt.de

Prof. Dr. Ernst Stelzer
Institut für Physikalische Biologie
Buchmann Institut für Molekulare Lebenswissenschaften
Tel.: (069) 798-42547
E-mail: ernst.stelzer@physikalischebiologie.de

 

Jul 7 2020
15:53

​Fonds erreicht mit 2,5 Millionen Euro Hälfte des Spendenziels – Medizinische Forschung im Fokus

Goethe-Corona-Fonds: Mit der Eintracht in die zweite Halbzeit!

FRANKFURT. Eine Spende von Eintracht Frankfurt hat den Goethe-Corona-Fonds jetzt die 2,5 Millionen Euro-Marke übersteigen lassen. Damit ist die Hälfte des anvisierten Spendenziels von fünf Millionen Euro erreicht.

Der Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic erklärt: „Die Solidarität über alle Bereiche hinweg – ob Tageskartenbesitzer, Businesskunden oder Sponsoren – ist einfach bemerkenswert. Es ist ein super Zeichen für Frankfurt, dass jeder, der konnte, uns dieses Vertrauen geschenkt hat und das ihm zugestandene Geld freiwillig weitergegeben hat.“ Der Sportvorstand ist sich zugleich sicher, dass die finanziellen Zuwendungen an der richtigen Adresse landen: „Die Arbeit des Universitätsklinikums während der Coronakrise ist nicht hoch genug zu bewerten“, sagt Bobic während der Scheckübergabe.

Seit Beginn der Spendenaktion von Goethe-Universität und Universitätsklinikum Frankfurt haben neben den Eintracht-Fans weitere 1.500 meist Frankfurter Bürger, Stiftungen und Unternehmen den Fonds unterstützt, darunter auch langjährige Förderer der Goethe-Universität wie die Deutsche Apotheker- und Ärztebank und die Sanacorp eG Pharmazeutische Großhandlung. Und auch Stiftungen haben sich sehr großzügig gezeigt. So zum Beispiel die BHF BANK Stiftung, die Detlef Hübner Stiftung, die Uniscientia Stiftung und die Lilly Deutschland Stiftung. Für eine Plakat-Kampagne in Frankfurt, stellte die Ströer Deutsche Städte Medien GmbH über 300 Litfaßsäulen zur Verfügung. Knapp 200 weitere Säulen machen im Frankfurter Umland auf den Fonds aufmerksam.

Der Pharmazeut und Vizepräsident der Goethe-Universität, Professor Manfred Schubert-Zsilavecz, betonte die Herausforderungen für die Forschung: „Trotz großer Fortschritte ist die Suche nach wirksamen Medikamenten gegen diesen neuen Erreger ein langwieriger Forschungsprozess, der unsere langfristige Unterstützung benötigt. Wir danken allen, die diesen Forschungs-Marathon durch Spenden für den Goethe-Corona-Fonds ermöglichen. In unserem Corona-Marathon haben wir noch ein gutes Stück des Weges vor uns. Bitte begleiten Sie uns und unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch weiterhin durch Ihre großherzige Unterstützung!“


Spendenmöglichkeiten:

Betterplace:
www.goethe-corona-fonds.betterplace.org
Spendenkonto des Goethe-Corona-Fonds
IBAN DE95 5005 0000 0001 0064 10
Landesbank Hessen-Thüringen
Verwendungszweck: Goethe-Corona-Fonds

Weitere Informationen:
Goethe-Universität
Abteilung Private Hochschulförderung
Susanne Honnef
Telefon 069 798-12433,
E-Mail honnef@pvw.uni-frankfurt.de

 

Jul 6 2020
18:45

Röntgenstrukturanalyse gibt detaillierte Einblicke in molekulare Wirkstoff-Fabrik

Wie bauen Bakterien Naturstoffe auf?

FRANKFURT. Die Wirkstoffe vieler Medikamente sind Naturstoffe, so benannt, weil oft nur Mikroorganismen die komplexen Strukturen herstellen können. Ähnlich wie am Fließband einer Fabrik setzen große Enzymkomplexe diese Wirkstoff-Moleküle zusammen. Einem Team der Goethe-Universität Frankfurt und der Technischen Universität München (TUM) ist es jetzt gelungen, die grundlegenden Mechanismen einer dieser molekularen Fabriken aufzuklären. (Nature Chemistry, DOI: 10.1038/s41557-020-0491-7)

Viele wichtige Medikamente, beispielsweise Antibiotika oder Wirkstoffe gegen Krebs, sind Naturstoffe, die von Mikroorganismen wie zum Beispiel Bakterien oder Pilzen aufgebaut werden. Im Labor können sie diese Naturstoffe oft gar nicht oder nur mit großem Aufwand hergestellt werden. Ausgangsbasis für eine große Zahl solcher Verbindungen sind Polyketide, Kohlenstoffketten, bei denen jedes zweite Atom eine Doppelbindung zu einem Sauerstoffatom besitzt.

In der Zelle eines Mikroorganismus wie des Bakteriums Photorhabdus luminescens entstehen sie mit Hilfe von Polyketidsynthasen (PKS). Um schrittweise die gewünschten Moleküle aufzubauen, arbeiten bei Typ II PKS-Systemen in der ersten Stufe vier Proteine in wechselnden „Teams“ zusammen.

In einer zweiten Stufe werden diese dann durch weitere Enzyme zum gewünschten Naturstoff modifiziert. Beispiele für so hergestellte bakterielle Naturstoffe sind unter anderem die klinisch genutzten Tetracyclin-Antibiotika oder das Krebsmedikament Doxorubicin.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Während die modifizierenden Schritte der zweiten Stufe für viele Wirkstoffe gut untersucht sind, gab es bisher kaum Einblicke in die grundsätzliche Arbeitsweise der ersten Stufe dieser molekularen Wirkstoff-Fabriken, bei der das sehr reaktive Polyketid-Zwischenprodukt am Enzymkomplex gebunden und geschützt vorliegt, so dass es nicht spontan reagieren kann.

Diese Lücke schließen nun die im renommierten Fachjournal Nature Chemistry veröffentlichten Ergebnisse der Kooperation zwischen den Arbeitsgruppen von Michael Groll, Professor für Biochemie an der TU München, und Helge Bode, Professor für Molekulare Biotechnologie der Goethe-Universität Frankfurt.

Erkenntnisse inspirieren zu neuen Wirkstoffsynthesen

„Im Rahmen dieser Arbeit konnten wir erstmals Komplexe der verschiedenen Partner-Proteine der Typ II Polyketidsynthase mit Hilfe der Röntgenstrukturanalyse analysieren und so den ganzen katalytischen Zyklus im Detail verstehen“, erläutert Michael Groll.

„Basierend auf diesen Erkenntnissen wird es in Zukunft möglich sein, gezielt in die zentralen biochemischen Prozesse einzugreifen und damit die Grundstrukturen zu verändern, anstatt sich auf die dekorierenden Enzyme zu beschränken“, ergänzt Helge Bode.

Bis verbesserte Antibiotika und andere Medikamente entstehen ist es zwar ein weiter Weg, aber beide Gruppen sind optimistisch, dass nun auch die noch fehlenden Teile der molekularen Fabrik in Struktur und Mechanismus aufgeklärt werden können. „Wir haben bereits vielversprechende Daten von den weiteren Protein-Komplexen“, sagt Maximilian Schmalhofer, der als Doktorand in München an der Studie beteiligt war.

Die Arbeiten wurden gefördert mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des SPP 1617, des SFB 1035 sowie des Exzellenzclusters Center for Integrated Protein Science München (CIPSM) und des LOEWE Schwerpunkts MegaSyn des Landes Hessen. Röntgenstrukturdaten wurden am Paul Scherrer Institut in Villigen (Schweiz) gemessen. Die Swedish National Infrastructure for Computing stellte Rechenzeit für die theoretische Modellierung zur Verfügung.


Publikation: Alois Bräuer, Qiuqin Zhou, Gina L.C. Grammbitter, Maximilian Schmalhofer, Michael Rühl, Ville R.I. Kaila, Helge B. Bode und Michael Groll: Structural snapshots of the minimal PKS system responsible for octaketide biosynthesis, Nature Chemistry, DOI: 10.1038/s41557-020-0491-7, Link: https://www.nature.com/articles/s41557-020-0491-7


Weitere Informationen:
Goethe-Universität Frankfurt
Prof. Dr. Helge B. Bode
Molekulare Biotechnologie
Fachbereich Biowissenschaften &
Buchmann Institute for Molecular Life Sciences (BMLS)
Tel. +49 (0)69 798 29557
h.bode@bio.uni-frankfurt.de
https://www.bio.uni-frankfurt.de/40690675/Institut_MBW?locale=de

Technische Universität München
Prof. Dr. Michael Groll
Lehrstuhl für Biochemie
Tel.: +49 89 289 13360
michael.groll@tum.de
Web: https://www.department.ch.tum.de/biochemie/

 

Jul 3 2020
12:52

​Straßen nach Naturwissenschaftlern der Goethe-Universität benannt

Drei Schilder für den Campus Riedberg

FRANKFURT. Nun ist es für jedermann sichtbar: Die Mikrobiologin Emmy Klieneberger-Nobel, der Atomphysiker Friedrich Hermann Hund und der Chemiker Sir Alexander Todd sind die mit der Goethe-Universität verbundenen Naturwissenschaftler, die drei bislang namenlosen Straßen auf dem Campus Riedberg einen Namen geben.

Der Ortsbeirat 8 hatte sich im Sommer 2018 für die Namensvorschläge der Universität ausgesprochen; nun wurden die neuen Straßennamen Ende Juni mit dem Anbringen der Schilder öffentlich gemacht.

Vizepräsident Manfred Schubert-Zsilavecz, der im Ortsbeirat engagiert für die drei Wissenschaftler geworben hatte, ist froh über diesen Schritt. „Wir erinnern nicht nur an drei hervorragende Forscher, die mit der Goethe-Universität verbunden sind und von denen zwei – Hund und Todd – in die Geschichte ihres Fachs eingegangen sind. Wir würdigen im Fall von Emmy Klieneberger auch eine Frau und Jüdin, die ihre wissenschaftliche Laufbahn nur unter schwersten Bedingungen beginnen und fortsetzen konnte.“

Die Bakteriologin Emmy Klieneberger-Nobel (1892-1985) war die erste Frau, die in den 20er Jahren an der Universität Frankfurt gegen Widerstände von Kollegen habilitiert wurde. Mit ihr wird nicht nur an eine der wenigen Frauen in den Anfängen der Universität erinnert, sondern auch an das Schicksal der jüdischen Universitätsangehörigen im Nationalsozialismus: 1933 wurde der Bakteriologin aufgrund ihrer jüdischen Abstammung die Lehrbefugnis entzogen. Kurz darauf emigrierte sie nach London, wo sie ihre Forschungen bis zu ihrer Emeritierung fortsetzen und sich als Mitentdeckerin der sogenannten Mykoplasmen einen Namen machen konnte. Ihren Namen trägt nun der Weg am Biologicum.

Die campusinterne Verbindung von Physikalischen und Chemischen Instituten ist nach dem renommierten Atomphysiker Friedrich Hund (1896-1997) benannt. Der Assistent Max Borns und Kollege Werner Heisenbergs war von 1951 bis 1957 in Frankfurt Ordinarius für Theoretische Physik. Mit den berühmten „Hundschen Regeln“ über Elektronen prägte er den Wandel der Quantentheorie in den zwanziger Jahren; er gilt ebenso als Entdecker des später sogenannten, für die Entwicklung der Quantenmechanik bedeutenden „Tunneleffekts“.

Die Zufahrtsstraße von der Altenhöferallee in Richtung Biozentrum erinnert an den Chemiker und Nobelpreisträger Sir Alexander Robertus Todd (1907-1997). Der Brite Todd promovierte an der Universität Frankfurt, danach kehrte er nach Großbritannien zurück, wo er nach mehreren Stationen bis zu seiner Emeritierung an der Universität Cambridge lehrte. Alexander Todd war einer der Pioniere der Erforschung der Nukleinsäuren, mit denen er Grundsteine für die moderne Genetik, Biochemie und Molekularbiologie legte. 1957 wurde ihm der Nobelpreis für Chemie verliehen.

Die Entscheidung für die drei Naturwissenschaftler war in der Goethe-Universität bereits Anfang 2015 gefallen. Mit dem Anbringen der Straßenschilder auf dem Campus der Naturwissenschaften kommt der Prozess der Straßenbenennung nun zu einem Abschluss.

 
Bilder zum Download finden Sie unter folgendem Link: http://www.uni-frankfurt.de/89815490

Bildtext:
(Foto Klieneberger) Die Bakteriologin Emmy Klieneberger-Nobel habilitierte sich als erste Frau an der Universität Frankfurt
(Foto Hund) Friedrich Hund war von 1951 bis 1957 Ordinarius am Fachbereich Physik der Universität Frankfurt
(Foto Todd) Sir Alexander Robertus Todd, Nobelpreisträger im Fach Chemie, promovierte an der Goethe-Universität