Unsere Pressemitteilungen informieren Sie über aktuelle Ereignisse aus der Universität. Dazu zählen neue Forschungsergebnisse, universitäre Themen und Veranstaltungsankündigungen. Sie wollen regelmäßig über Neuigkeiten aus der Goethe-Universität informiert werden? Abonnieren Sie unsere Pressemitteilungen.
Amerikanische Akademie prämiert Studie zur regenerativen Behandlung von Kieferknochenabbau mit R. Earl Robinson Regeneration Award
Wissenschaftler der Goethe-Universität präzisieren bisherige 2D-Modelle im internationalem Konsortium COVID19-NMR
Das Archiv des Frobenius-Instituts an der Goethe-Universität wurde zur Ausarbeitung eines Nominierungsantrags aufgefordert
Diskussionsreihe widmet sich der Frage, inwiefern Rassedenken und Rassismus bei Immanuel Kant zu finden ist. Die virtuellen Sitzungen beginnen ab dem 20. November und sind online verfügbar.
Studie zu Berufsperspektiven von Absolventinnen und Absolventen der islamisch-theologischen Studien und der Religionspädagogik gestartet
Was wird eigentlich aus den Alumni der islamisch-theologischen Studien und der Religionspädagogik? Wie gelingt ihnen der Berufseinstieg? Welche Beschäftigungsmöglichkeiten bietet der Arbeitsmarkt? Antworten soll eine Verbleibstudie liefern, die nun von der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft an der Universität Frankfurt gemeinsam mit den Universitäten Gießen und Mainz durchgeführt wird.
FRANKFURT. Seit 2011 fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) zusammen mit den Bundesländern mehrere Standorte für
islamisch-theologische Studien und Religionspädagogik an deutschen
Universitäten. Zentrales Ziel ist es, Lehrkräfte für den islamischen
Religionsunterricht und muslimische Theologen und Theologinnen auszubilden
sowie Studierende für Gemeindepädagogik, soziale Arbeit und Seelsorge in
muslimischen Kontexten zu qualifizieren. Mittlerweile studieren mehr als 2.500
junge Menschen einen der beiden Studiengänge. Seit 2014 treten Absolventinnen
und Absolventen dieser Studiengänge in den Arbeitsmarkt ein. Fachleute gehen
davon aus, dass diese jungen Menschen in den schulischen, universitären oder
sozialen Bereich und in religionsgemeinschaftliche Beschäftigungsfelder gehen.
Eine nun
gestartete Verbleibstudie wird dies erstmals näher untersuchen. Sie wird von
der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) gemeinsam mit
der Universität Gießen (Dr. Naime Cakir-Mattner, Professorin für Islamische
Theologie mit Schwerpunkt muslimische Lebensgestaltung) und der Universität
Mainz (Dr. Constantin Wagner, Professor für Erziehungswissenschaft mit dem
Schwerpunkt Heterogenität) durchgeführt. „Bis jetzt besteht kein gesichertes
Wissen darüber, ob Absolventinnen und Absolventen tatsächlich in den
angenommenen Berufsfeldern beschäftigt sind, wie sie selbst ihre
Beschäftigungssituation einschätzen und wie gut ihr Studium sie auf den
Arbeitsmarkt vorbereitet“, sagt Professorin Naime Cakir-Mattner.
Die
Verbleibstudie soll qualitative und quantitative Erkenntnisse liefern. Die
quantitative Erhebung wird einen Überblick über die angewählten Berufsfelder,
die beruflichen Positionen sowie die Beschäftigungssituation der Alumni bieten
und erfassen, welche Faktoren zu (Miss-)Erfolg führen. „Im qualitativen Teil
der Studie werden wir die Alumni zu ihren Erfahrungen und Bewertungen sowie
ihren beruflichen Zukunftsperspektiven befragen“, so Professor Constantin
Wagner.
Dr. Jan Felix
Engelhardt, Geschäftsführer an der AIWG, über die Verbleibstudie: „Aus unserer
Expertise ‚Wer studiert Islamische Theologie?' wissen wir, dass die
Studierenden nur selten konkrete Berufsperspektiven haben. Die Ergebnisse aus
der Verbleibstudie sollen dazu beitragen, die Studienangebote in islamischer
Theologie und Religionspädagogik besser an arbeitsmarktliche Bedürfnisse anzupassen.“
Über die
Projektleitung:
Dr. Jan Felix
Engelhardt ist Geschäftsführer an der AIWG. Zu seinen Forschungsschwerpunkten
zählen die Akademisierung muslimischer Wissensproduktion in Deutschland und
Europa sowie das Verhältnis zwischen Theologie, Gesellschaft und Politik.
Dr. Naime
Cakir-Mattner ist Professorin für Islamische Theologie mit Schwerpunkt
muslimische Lebensgestaltung an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Zu ihren
Forschungsschwerpunkten zählen unter anderem Migration, Gender und Religion,
Islamfeindlichkeit und Rassismus, Islam und Muslime im europäischen Kontext.
Dr. Constantin
Wagner ist Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt
Heterogenität an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Zu seinen
Forschungsschwerpunkten zählen Heterogenität und soziale Ungleichheit in der
postmigrantischen Gesellschaft sowie Islam(verständnisse) im postkolonialen
Europa. Er ist Autor der AIWG-Expertise „Wer studiert Islamische Theologie? Ein
Überblick über das Fach und seine Studierenden“.
Informationen:
Stefanie
Golla
Koordinatorin
Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Akademie
für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft
Telefon
069 798-22459
E-Mail
golla@aiwg.de
https://aiwg.de/
Chemiker der Universität Göttingen und der Goethe-Universität charakterisieren Schlüsselverbindung für katalytischen Stickstoffatom-Transfer
Synthetisch erzeugte Bläschen sind Mini-Labore für maßgeschneiderte Moleküle – möglicher Ersatz für Rohstoffgewinnung aus Öl
DFG-Graduiertenkolleg „Doing Transitions“ an der Goethe-Universität geht in die zweite Runde
Förderung ermöglicht Projekte zum Originalerhalt von schriftlichem Kulturerbe an der Universitätsbibliothek
Forscherteams der Goethe-Universität und der Universität Hildesheim starten zweite Studie zur Befindlichkeit von Jugendlichen in der Corona-Krise
Die Theatergruppe am Institut für England- und Amerikastudien der Goethe-Universität präsentiert im Wintersemester drei Produktionen online.
Lyrikerin übernimmt die Stiftungsgastdozentur im Wintersemester 2020/21. Vorlesung wird digital stattfinden.
Politikwissenschaftler*innen der Goethe-Universität untersuchen Auswirkungen von direkter Bürgerbeteiligung auf Gleichheit in europäischen Demokratien
Ringvorlesung der Hessischen Theaterakademie bringt Künstler*innen und Wissenschaftler*innen ins Gespräch
Der Frankfurter Strafrechtler Matthias Jahn und Kollegen der Universitäten Tübingen und Düsseldorf haben im Auftrag des Bundesjustizministeriums die Realität gerichtlicher Absprachen untersucht
Kultusministerium und Goethe-Universität vereinbaren Kooperation
Förderer unterstützen mit insgesamt 1,45 Millionen für klinische Covid-19-Studie zu Schwersterkrankten
Die Ethnologin Lene Faust hat für ihre herausragende Dissertation den Forschungsförderungspreis des Frobenius Instituts erhalten
IWAK der Goethe-Universität entwickelt im Auftrag des Hessischen Wirtschaftsministeriums regionale Roadmaps für flexible Angebote
Forscher der Goethe-Universität untersuchen zusammen mit italienischen Kollegen vier 40.000 bis 70.000 alte Milchzähne
Als Grund für das Aussterben der Neanderthaler vermuten einige Forscher, dass die damaligen Mütter ihre Säuglinge lange stillten und die Säuglinge so nicht früh genug vielfältige Nährstoffe für eine Höherentwicklung des Gehirns erhielten. Ein internationales Forscherteam hat nun vier Milchzähne auf die Elemente Strontium und Calcium hin untersucht, die auch noch nach 70.000 Jahren zuverlässig Auskunft über die Ernährung der Kinder geben. Das Ergebnis: Die Mütter begannen, wie heute üblich, ihre Kinder nach fünf bis sechs Monaten abzustillen. Das Stillverhalten und die damit zusammenhängenden Geburtsintervalle spielten also keine Rolle für das Aussterben der Neanderthaler.
FRANKFURT/KENT/BOLOGNA/FERRARA. Aus Höhlen in Nordostitalien
stammen die Milchzähne, die vier Kinder vor 40.000 bis 70.000 Jahren beim
Zahnwechsel verloren hatten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des
Frankfurt Isotope and Element Research Center (FIERCE) am Institut für
Geowissenschaften der Goethe-Universität untersuchten sie mit chemischen
Methoden. "Wir betteten die Zähne in Harz ein und schnitten sie dann in
hauchdünne Schichten - ein für solch seltene Funde äußerst ungewöhnliches
Vorgehen, zumal wir die kostbaren Proben hinterher wieder zusammensetzen
mussten“, erklärt Wolfgang Müller, Leiter der Arbeitsgruppe. Jede dieser Lagen
ist höchstens 150 Mikrometer dünn, das entspricht etwa der Dicke von zwei Blatt
Papier. Anschließend trug ein spezieller Laser das Zahnmaterial ab. Dieses
Material untersuchte Müllers Arbeitsgruppe mit moderner Massenspektrometrie auf
den Gehalt der natürlichen Elemente Strontium und Kalzium: „Beides ist in
Zähnen und Knochen enthalten“, erklärt Müller, „aber Strontium als natürliche
Unreinheit von Kalzium scheidet der Körper nach und nach aus, sodass uns das
Verhältnis von Strontium zu Kalzium (Sr/Ca) Hinweise auf die Nahrung gibt“. Bei
Muttermilch ist dieses Verhältnis anders als etwa bei Körnern, Gemüse, Fleisch
oder tierischer Milch.
Der Zahnschmelz bildet tägliche Wachstumsringe
Das Faszinierende: Jeden Tag lagert sich eine messbare Schicht
Zahnschmelz ab, sodass jeder Zahn wie die Wachstumsringe eines Baums die
Lebenstage widerspiegelt. Schon in der Zahnanlage im Ungeborenen zeigt eine
klare Linie den Tag der Geburt an, die „Neonatallinie“. Jeder weitere Lebenstag
bei gestillten Kindern ist geprägt von der Kalzium-reichen, Strontium-ärmeren
Muttermilch – oder eben mit dem Beginn des Abstillens von höheren
Konzentrationen an Strontium. Dank ihrer feinaufgelösten Methoden konnten die
Arbeitsgruppen diesen Zeitpunkt anhand der Milchzähne sehr genau auf 3,8 bis
5,3 Monate - je nach Individuum - datieren.
Zähne erzählen auf den Tag genau von Geburt und Ortswechsel
Ein Vergleich mit in den jeweiligen Höhlen gefundenen
Nagetierzähnen zeigt zudem, wie lange die Kinder oder ihre Mütter in dieser
Umgebung lebten. „Das Strontium-Isotopen-Verhältnis (87Sr/86Sr)
liefert uns Informationen über das Gestein und den Boden der Umgebung, in der
die Menschen und Nagetiere lebten“, so Müller. Die Zähne erzählen damit Lebensgeschichten:
So verbrachte eine der Mütter das Ende der Schwangerschaft sowie die ersten 25
Tage nach Geburt nicht am Fundort, denn die Isotopenzusammensetzung des
Milchzahns berichtet von einer anderen Umgebung. Diese Mutter und ihr Kind
zählen zu den modernen Menschen des Paläolithikums (40.000 Jahre) und
unterscheiden sich deutlich von den früheren Neanderthalern (50.000 Jahre) aus
derselben Höhle: Der jüngere Zahn weist – verglichen mit einem
Neanderthaler-Zahn vom selben Fundort - auf unterschiedliche Nahrung und
größere Migration in einem kälteren Klima hin. Alle drei Neanderthaler-Mütter
und -Kinder lebten hingegen die ganze Zeit in derselben Region, waren also
anders als bisher vermutet, sehr ortstreu.
Die Erkenntnisse des internationalen Forschungsteams aus
Anthropologen, Archäologen, Chemikern, Physikern und Geologen aus den
untersuchten vier Milchzähnen weisen darauf hin, dass spätes Abstillen nicht
für das Aussterben der Neanderthaler verantwortlich ist. Die täglich
angelagerten Zahnschmelzschichten ähneln chemisch jener heutiger Babys – ein
Hinweis darauf, dass die Ernährung und Entwicklung erstaunlich ähnlich
verliefen.
Publikation: Alessia Nava, Federico Lugli, Matteo Romandini, Federica Badino,
David Evans, Angela H. Helbling, Gregorio Oxilia, Simona Arrighi, Eugenio
Bortolini, Davide Delpiano, Rossella Duches, Carla Figus, Alessandra Livraghi,
Giulia Marciani, Sara Silvestrini, Anna Cipriani, Tommaso Giovanardi, Roberta
Pini, Claudio Tuniz, Federico Bernardini, Irene Dori, Alfredo Coppa, Emanuela
Cristiani, Christopher Dean, Luca Bondioli, Marco Peresani, Wolfgang Müller,
Stefano Benazzi: Early life of Neanderthals. Proceedings
of the National Academy of Sciences Oct 2020, DOI: 10.1073/pnas.2011765117
Bilder zum Download:
1. Gotta di Fumane bei Verona (Wikipedia):
Hier
wurden mehrere der Milchzähne von Neanderthaler-Kindern gefunden, die Forscher
um Prof. Wolfgang Müller an der Goethe-Universität untersucht haben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Grotta_di_Fumane#/media/Datei:Grotta_di_Fumane_3.jpg
2. Neanderthaler-Milchzahn:
Vermutlich beim Zahnwechsel verlor ein
Neanderthaler-Kind vor 40.000 bis 70.000 Jahren diesen Milchzahn. Foto: ERC project SUCCESS, University of Bologna, Italy
http://www.uni-frankfurt.de/93639226
3. Ultradünnschnitte:
Forscher der Goethe-Universität schneiden papierdünne Scheiben von
einem Neanderthaler-Milchzahn ab. Anschließend wurden die Zähne wieder
zusammengesetzt und rekonstruiert. Standbild eines Videos: Luca Bondioli and
Alessia Nava, Rome, Italy
http://www.uni-frankfurt.de/93639334
Weitere Informationen:
Prof.
Dr. Wolfgang Müller
Institut
für Geowissenschaften /
Frankfurt
Isotope and Element Research Center (FIERCE)
Tel.
+49 (0)69 798 40291,
w.muller@em.uni-frankfurt.de
http://www.uni-frankfurt.de/49540288/Homepage-Mueller