​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – September 2015

Unsere Pressemitteilungen informieren Sie über aktuelle Ereignisse aus der Universität. Dazu zählen neue Forschungsergebnisse, universitäre Themen und Veranstaltungsankündigungen. Sie wollen regelmäßig über Neuigkeiten aus der Goethe-Universität informiert werden? Abonnieren Sie unsere Pressemitteilungen.

Pressestelle Goethe-Universität

Theodor-W.-Adorno Platz 1
60323 Frankfurt 
presse@uni-frankfurt.de

Sonstige

Sep 30 2015
16:35

Aventis Foundation fördert „Academic Welcome Program“: qualifizierten Flüchtlingen soll Teilhabe an Bildung ermöglicht werden.

Begrüßungsprogramm für Flüchtlinge an der Goethe-Universität

FRANKFURT. Als Bürgeruniversität möchte die Goethe-Universität zur Lösung von gesellschaftlichen Herausforderungen beitragen. Mit dem "Academic Welcome Program for highly qualified refugees" soll ein Beitrag dazu geleistet werden, hochqualifizierten Flüchtlingen die Integration in Deutschland zu erleichtern. Durch den Zugang zu universitärer Bildung, akademischer Infrastruktur und Netzwerken will die Goethe-Universität Geflüchteten, die einen Hochschulzugang in Deutschland haben oder die im Heimatland bereits studiert haben, sowohl Orientierung vermitteln als auch Teilhabe ermöglichen.

Universitätsvizepräsidentin Prof. Tanja Brühl betont: „Ich freue mich, das in kurzer Zeit das Begrüßungsprogramm konzipiert werden konnte und nun auch mit der Förderung der Aventis Foundation umfassend umgesetzt werden kann. Als Universität, die von Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Frankfurt gegründet wurde, sehen wir uns in der Verantwortung, auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren. Daher wollen wir gerne den neu in unsere Stadt und Region hinzu gekommenen Menschen aus Krisenregionen Zukunftsperspektiven bieten.“

Gefördert wird das Programm mit 50.000 Euro von der Aventis Foundation. Deren Geschäftsführender Vorstand Eugen Müller erläutert das Engagement der Stiftung: "Die Aventis Foundation möchte einen Beitrag leisten zur Bewältigung der aktuellen, drängenden Flüchtlingsproblematik. Darum sind wir auf unsere langjährigen Projektpartner im Rhein-Main Gebiet zugegangen mit der Frage nach bereits laufenden oder geplanten Flüchtlings-Initiativen, die wir finanziell unterstützen können. Wir freuen uns, dass es mit der Goethe-Universität sehr schnell und unbürokratisch zu einer Vereinbarung gekommen ist. Durch das großartige Engagement der Universität und ihrer Studenten können unsere Mittel gezielt und effizient eingesetzt werden und kommen unmittelbar den Flüchtlingen zugute.“

Ebenfalls gefördert wird im Rahmen des Academic Welcome Program der von Studierenden der Goethe-Universität gegründete Verein aeWorldwide. Bereits seit zwei Jahren engagieren sich ehrenamtlich u.a. Studierende der Goethe-Universität und organisieren Projekte für hochqualifizierte Flüchtlinge. Beispielsweise helfen sich in Form von Tandems Flüchtlinge und Studierende gegenseitig. Regelmäßig können sich alle Teilnehmenden zu akademischen Themen austauschen. Mit Seminaren und Veranstaltungen wird eine Lobby für Flüchtlinge geschaffen. In Sprechstunden und Coachings-Sessions erhalten Flüchtlinge eine professionelle Beratung.

Weitere Informationen:

Academic Welcome Program: www.uni-frankfurt.de/58025323/Academic-Welcome-Program

aeWorldwide: www.aeWorldwide.de

Veranstaltungen

Sep 28 2015
15:05

Naturwissenschaftler und Philosophen treffen sich am Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ der Goethe-Universität

Interdisziplinäre Tagung zum Klimawandel

FRANKFURT. „The Moral Challenge of Dangerous Climate Change“ – die jüngste Studie von Darrel Moellendorf, Professor für Internationale Politische Theorie am Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ der Goethe-Universität, trägt es schon im Titel: Der Klimawandel ist nicht nur ein Thema für Naturwissenschaften und Technik, auch geisteswissenschaftliche, zumal philosophische Überlegungen sind gefragt – insbesondere bei den „moralischen Herausforderungen des gefährlichen Klimawandels“. Um das Gespräch zwischen den Wissenschaften zu fördern, veranstaltet Moellendorf am 1. und 2. Oktober die internationale und vor allem auch interdisziplinäre Konferenz „Overshooting 2° C: Moral and Policy Considerations“.

Es erscheint durchaus möglich, dass über das Zwei-Grad-Ziel „hinausgeschossen“ wird. Zwar haben sich die Staaten auf dem Weltklimagipfel des Jahres 2010 darauf geeinigt, dass die Erderwärmung höchstens auf zwei Grad Celsius steigen solle. Doch der Trend zur weiteren Erwärmung scheint ungebrochen. Laut aktuellen Schätzungen wäre die Zwei-Grad-Erwärmung nach dem Ausstoß von insgesamt einer Billion Tonnen CO2 erreicht. Vom Beginn der Industrialisierung bis heute sind etwa 585 Millionen Tonnen in die Atmosphäre gelangt. Bei der gegenwärtigen Emissionsrate würde die billionste Tonne in den ersten Monaten des Jahres 2039 ausgestoßen werden.

Bislang, so Darrel Moellendorf, habe der Prozess multilateraler internationaler Verhandlungen – häufig nach dem Prinzip „pledge and review“, das auf freiwilligen Zusagen beruht – keine hinreichenden Erfolge gezeitigt. Nun richten sich alle Augen auf den kommenden Klimagipfel, der Ende November in Paris beginnen wird. Dort soll ein Nachfolgevertrag für das Kyotoprotokoll von 1997 ausgehandelt werden. Der Pariser Gipfel hat den Anspruch, einen umfassenden Plan zur Schadensminimierung zu verabschieden, der 2020 in Kraft treten soll. Beobachter betonen die eminente Wichtigkeit des Pariser Treffens mit seinen, wenn’s gut geht, entscheidenden Weichenstellungen.

Auf der Frankfurter Konferenz geht Darrel Moellendorf in seinem Tagungsbeitrag der grundsätzlichen Frage nach, ob der gefährliche Klimawandel denn überhaupt noch abgewendet werden könne („Can Dangerous Climate Change Be Avoided?”). Insgesamt stehen 14 Vorträge von ebenso vielen Teilnehmern auf dem Programm. Besprochen werden beispielsweise die Möglichkeiten der so genannten „Mitigation”, der Entwicklung neuer Technologien, Verfahren und Strategien, mit denen eine deutliche Minderung des Ausstoßes klimarelevanter Gase erreicht werden kann. Auch „Adaption“, also die Anpassung an jetzt schon unvermeidbare Folgen des Klimawandels ist ein Thema. Hinzu kommt die Erörterung desGeo- oder Climate-Engineering. Damit verbunden sind großräumige Eingriffe in die chemischen und biochemischen Kreisläufe der Erde, um sie künstlich abzukühlen.

Und nicht zuletzt geht es um den Zusammenhang zwischen Klimawandel und globaler Gerechtigkeit: Welche Ansprüche haben die ohnehin ärmeren Länder, die unter einer ungebremsten Erderwärmung am meisten leiden würden? Nach Ansicht Darrel Moellendorfs dürfe sich eine globale Klimapolitik nicht darauf beschränken, allein den Klimawandel begrenzen zu wollen; sie müsse zugleich die Bekämpfung der Armut im Blick behalten.

Neben Moellendorf kommen noch vier andere Teilnehmer aus Frankfurt, unter ihnen Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und Wissenschaftlicher Koordinator des Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F), einer gemeinsamen Einrichtung der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Goethe-Universität. Weitere Experten reisen aus den USA, Australien und England an.

Veranstaltungsort der zweitägigen Konferenz ist das Gebäude „Normative Ordnungen“ des Exzellenzclusters (Raum EG.01) auf dem Campus Westend der Goethe-Universität. Die Konferenzsprache ist Englisch. Interessierte sind herzlich willkommen. Eine Anmeldung ist erforderlich.

Programm: www.normativeorders.net/de/veranstaltungen/alleveranstaltungen/3972-1-2-oktober-2015

Information und Anmeldung:  Professur für Internationale Politische Theorie, Sekretariat, Ellen Nieß, Exzellenzcluster Normative Orders, Campus Westend, Tel. (069) 798-31521, ellen.niess@normativeorders.net, www.normativeorders.net

Forschung

Sep 25 2015
14:09

Frankfurter Physiker untersuchen Entstehung protonenreicher Elemente in den Sternen/ schwere Ionen treffen auf ruhende Protonen

Astrophysik: Rollentausch beim Protonen-Einfang

FRANKFURT. Die Synthese schwerer Elemente in den Sternen oder bei Supernovae ist in großen Teilen verstanden: Die meisten Isotope der Elemente schwerer als Eisen enstehen durch eine Reihe von Neutronen-Einfangprozessen und anschließenden radioaktiven Zerfall. Rätselhaft bleibt bis jetzt die Entstehung einiger Dutzend natürlich vorkommender protonenreicher Kerne. Astrophysiker vermuten, dass sie zum Teil eine Folge von Protoneneinfängen an schon vorhandenem Material sind und untersuchen dies in Beschleunigern. Die Gruppe um Prof. René Reifarth von der Goethe-Universität hat nun eine clevere Methode gefunden, die Ausbeute dieser Reaktionen deutlich zu erhöhen.

Bisher untersuchten Physiker die Protonen-Einfangreaktion, indem sie einen Protonenstrahl erzeugten und auf die Probe eines der protonenreichen Elemente prallen ließen. Problematisch wird diese Methode, wenn die Probe aus einem schnell zerfallenden radioaktiven Isotop besteht. Da solche Isotope an vielen wichtigen Proton-Einfang-Prozessen beteiligt sind, entzogen sich diese bisher der experimentellen Untersuchung. Nun hat die Gruppe von René Reifarth gezeigt, dass man die Rollen von Probe und Teilchenstrahl vertauschen kann. Sie schoss dazu einen Strahl frisch erzeugter Ruthenium-96-Ionen im Ionenspeicherring des GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung auf ein quasi ruhendes Protonengas.

„Auf diese Weise können wir später den teuren und kurzlebigen radioaktiven Schwerionenstrahl am effizientesten nutzen“, erklärt Reifarth die Vorteile der Methode. Zwar könnte man die Zahl der Protenen-Einfangreaktionen auch erhöhen, wenn man die durchquerte Protonenschicht dicker machte, müsste dann aber in Kauf nehmen, dass der Schwerionenstrahl deutlich abgebremst wird. Die Forscher verwenden daher nur eine sehr dünne Protonenschicht und lassen den Ionenstrahl im Ring kreisen, so dass er eine Million Mal pro Sekunde mit dem Protonengas kollidiert. In jedem Umlauf wird dann die im Protonengas verlorene Energie mit einem Elektronenkühler wieder zugeführt.

Publikation: Bo Mei et al. : First measurement of the Ru 96 (p,gamma)Rh 97 cross section for the p-process with a storage ring, in: Phys. Rev. C 92, 035803 (2 .9.2015) http://journals.aps.org/prc/abstract/10.1103/PhysRevC.92.035803

Informationen: Prof. René Reifarth, Institut für Angewandte Physik der Goethe-Universität und Sprecher des Helmholtz International Center for FAIR, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-47442, Reifarth@physik.uni-frankfurt.de.

Veranstaltungen

Sep 25 2015
14:07

Schöpfer der Frankfurter „Ampelmännchen“-Installation spricht auf Einladung des Marketing Club Frankfurt und der Goethe-Universität/Preisverleihung der Deutschen Gesellschaft für Kreativität

25. Jahrestag der Wiedervereinigung: Exklusiv-Vortrag von Konzeptkünstler Ottmar Hörl an der Goethe-Uni

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren,

Prof. Ottmar Hörl zählt zu den führenden, innovativen deutschen Konzeptkünstlern. Seine Kunstprojekte sind immer öffentlichkeitswirksame, identitätsstiftende Großereignisse. Doch hinter dem internationalen Erfolg steht die zentrale Vision: Kunst näher an ALLE Menschen heranzubringen. Ob 2500 Ampelmännchen anlässlich des 25. Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung, Wagner-Skulpturen zu den Festspielen in Bayreuth oder über 400 Goethe-Figuren zum 100. Jubiläum der Goethe-Universität 2014 auf der Rasenfläche des IG-Farben-Hauses: Ottmar Hörls serielle Kompositionen – immer mit konzeptuellem Bezug zum jeweiligen Aufstellungsort – beeindrucken durch ihre Lebendigkeit, ihren bisweilen subversiven Humor, ihr großflächiges Arrangement und ihre kommunikative nachhaltige Wirkung.

Seine vom Ost-Ampelmännchen inspirierten Einheitsmännchen – sympathisches Symbol der deutschen Wiedervereinigung – bevölkern derzeit den Frankfurter Römer und haben bereits in der ersten Woche ein enormes Echo in der Öffentlichkeit ausgelöst. Die etwa 40 cm hohen grünen Kult-Figuren bilden gleichsam die Vorhut für die zentralen Wiedervereinigungsfeierlichkeiten, die dieses Jahr vom 2. bis 4. Oktober in Frankfurt stattfinden.

Auf Einladung des Marketing Club Frankfurts und der Goethe-Universität hält Prof. Ottmar Hörl an der Goethe-Universität einen Vortrag über sein Werk und seine Arbeitsweise. 

am Donnerstag, den 1. Oktober 2015, 19:00 Uhr (Einlass 18:30 Uhr)
Campus Westend, Casino Gebäude, Renate von Metzler-Saal
Nina-Rubinstein-Weg 1, 60323 Frankfurt am Main

Bevor Ottmar Hörl das Wort ergreift, erhält er jedoch zunächst von der Deutschen Gesellschaft für Kreativität e.V. den CREO, einen Preis, der jährlich an besonders verdiente, in der Öffentlichkeit stehende Personen verliehen wird, die sich auf innovative Weise für die Förderung von Kreativität ausgezeichnet haben. Die Laudatio hält der hessische Wissenschaftsminister Boris Rhein.

Medienvertreter sind herzlich eingeladen, an der Preisverleihung und dem Vortrag von Ottmar Hörl teilzunehmen. Bitte teilen Sie uns mit (ott@pvw.uni-frankfurt.de), ob Sie kommen können.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Olaf Kaltenborn
Pressesprecher

Veranstaltungen

Sep 24 2015
14:22

Offizielle Eröffnung mit dem hessischen Wissenschaftsminister Boris Rhein

Einladung zum medienöffentlichen Termin / Neue Kita auf dem Campus Riedberg

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren,

auf dem Campus Riedberg der Goethe-Universität wird am

Dienstag, den 29. September 2015, 14:30 Uhr,
Max-von-Laue-Str. 20, 60439 Frankfurt am Main

Hessens größte Uni-Kindertagesstätte „KAIROS“ von Wissenschaftsminister Boris Rhein, Finanzstaatssekretärin Dr. Bernadette Weyland sowie Unipräsidentin Prof. Birgitta Wolff offiziell eröffnet.

Wir laden Sie herzlich ein, an diesem medienöffentlichen Termin teilzunehmen. Bitte teilen Sie uns mit, ob Sie kommen (ott@pvw.uni-frankfurt.de).

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Olaf Kaltenborn
Pressesprecher

Forschung

Sep 24 2015
14:19

Fressorgan von C. elegans ist Modell für genetisch bedingte Arrhythmie

Herzrhythmusstörungen am Fadenwurm studieren

FRANKFURT. Ein einfaches Modell, mit dem man Substanzen zur Behandlung genetisch bedingter Herzrhythmusstörungen testen könnte, haben Forscher der Goethe-Universität in dem Fadenwurm Caenorhabditis elegans  erzeugt. Dazu verwendeten sie das Fressorgan des Tieres: eine rhythmisch aktive Muskelpumpe, die den Muskelzellen des Säugerherzens ähnelt. Dies könnte ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer individuellen Therapie sein.

Herzrhythmusstörungen sind oftmals genetischen Ursprungs. Bei Patienten mit der gleichen Form von Arrhythmie lässt sich oft auch die gleiche Mutation nachweisen lässt. Doch ist nicht von vornherein klar, ob andere Mutationen in demselben Gen gleiche Auswirkungen haben. Je nach Art der Mutation können die Ausprägungen der Arrhythmien auch unterschiedlich sein. Für die Therapie könnte dieses Wissen durchaus von Bedeutung sein. Denn ein Medikament, das bei einer bestimmten Mutation besonders gut wirkt, könnte bei einer anderen weniger hilfreich sein. Forscher wünschen sich deshalb schon länger ein einfaches Modell, in dem man bestimmte genetische Defekte erzeugen und die Wirksamkeit von Substanzen testen kann.

Die Forschergruppe um Alexander Gottschalk vom Institut für Biochemie der Goethe-Universität verwendete den Fadenwurm Caenorhabditis elegans, weil er sehr einfach genetisch veränderbar ist. Das Fressorgan des Tieres ist eine rhythmisch aktive Muskelpumpe, die ähnliche Ionenkanäle verwendet, wie die Muskelzellen des Säugerherzens. Ionenkanäle spielen für die Reizleitung im Herzmuskel eine wichtige Rolle und oft führen Mutationen in deren Genen zu Arrhythmien.

Dadas Fressorgan, der Pharynx, natürlicherweise nicht so regelmäßig pumpt wie es notwendig wäre, um Arrhythmien erkennen zu können, verwendeten die Forscher optogenetische Methoden. Sie brachten mit Licht steuerbare Ionenkanäle auf genetischem Weg in die Muskelzellen des Pharynx ein. So lässt sich das Organ, angetrieben von Licht, in eine regelmäßig arbeitende Pumpe verwandeln. Dann brachten sie verschiedene Mutationen eines Ionenkanals ein, die beim Menschen für das sogenannte Timothy-Syndrom (LQT8) verantwortlich sind. Tatsächlich zeigte der mutierte Pharynx nun abweichendes Pumpverhalten.

„Mit einer bereits bekannten pharmakologisch wirksamen Substanz , die in abgewandelter Form bei Timothy-Syndrom verabreicht wird, konnten wir diese Arrhythmieeffekte verbessern beziehungsweise umkehren“, erklärt Prof. Alexander Gottschalk. Sein Ziel ist es, im Wurm nach neuen Wirkstoffen für weitere Arrhythmiesorten zu suchen. Eventuell wäre dies sogar patientenspezifisch möglich, wenn man die genaue Mutation auf den Wurm überträgt. Die leichte genetische Manipulierbarkeit des Fadenwurms ist hierbei sehr vorteilhaft im Vergleich zu einem Mausmodell, das sehr umständlich zu erstellen wäre. Um die Suche nach neuen Medikamenten zu erleichtern, haben die Forscher außerdem eine neue optische Methode entwickelt, mit der sich viele Tiere parallel analysieren lassen.

Publikation: C. Schüler, E. Fischer, L. Shaltiel, W. Steuer Costa, A. Gottschalk. (2015) Arrhythmogenic effects of mutated L-type Ca2+-channels on an optogenetically paced muscular pump in Caenorhabditis elegans. Scientific Reports 5: 14427. DOI: 10.1038/srep14427

Ein Bild zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/58253225

Bildtext: Das Fressorgan (Pharynx) eines optogenetisch veränderten Fadenwurms kann zuverlässig verschiedenen „Kommando“-Frequenzen folgen (blaue Schrift). Die Kontrolle zeigt die Reaktion des gesunden Wurms. Unten ein „kranker“ Wurm mit defektem Kalzium-Kanal, der bei hohen Frequenzen unregelmäßig pumpt.

Informationen: Prof. Alexander Gottschalk, Institut für Biochemie, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-42518, a.gottschalk@em.uni-frankfurt.de.

Hochschulpolitische Themen

Sep 23 2015
15:39

Rückblick auf 100 Jahre Goethe-Universität, zwei Wechsel in Spitzenämtern und weitere Meilensteine in Forschung, Lehre und Bürgeruni

„100 Jahre Begeisterung“ - Neues Jahrbuch der Goethe-Universität erschienen

FRANKFURT. Das neue Jahrbuch der Goethe-Universität ist da. Es wirft den Blick zurück auf ein besonderes Jahr in der hundertjährigen Geschichte, die 1914 begann: Mit 100 Veranstaltungen, fast 150.000 Gästen und viel Prominenz aus dem In- und Ausland wie Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Schauspielerlegende Klaus Maria Brandauer, Stardirigent Zubin Mehta sowie Schriftsteller Daniel Kehlmann zog das Jubiläumsjahr 2014 nicht nur die Frankfurter Stadtgesellschaft in den Bann. Auch als Stiftungsuniversität hat sich die Goethe-Uni 2014 gut in Szene gesetzt: 71 Millionen € hat das Jubiläum an Spenden und Sponsoringbeiträgen erbracht, darunter den mit 20 Millionen € dotierten Jubiläumsfonds von Johanna Quandt (1925-2015) und die dauerhafte Nutzung des Museum Giersch als Einrichtung der Universität. Das Jubiläumsjahr thematisierte aber auch die Schattenseiten der hundertjährigen Geschichte, insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus. Auch hierzu finden sich Beiträge im neuen Jahresbericht, etwa die Geschichte des Pathologen Philipp Schwartz, dem die Universität am Campus Niederrad eine Stele widmete.

Neben dem Jubiläum gab es auch in Forschung und Lehre viele wichtige Meilensteine, Veränderungen und Wechsel in Spitzenämtern: Im Juli 2014 wurde Prof. Birgitta Wolff zur neuen Universitätspräsidentin gewählt. Sie folgte nach sechsjähriger Amtszeit Prof. Werner Müller-Esterl. Im Dezember kündigte der langjährige Hochschulratsvorsitzende Dr. Rolf-E. Breuer an, für das Amt nicht mehr zu kandidieren. Sein Nachfolger wurde der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Prof. Matthias Kleiner. Mit dem Historiker Hartmut Leppin hat Goethe-Universität ihren 16. Leibniz Preisträger.

Und dann gab‘s noch einen großen Knall: Am 2. Februar 2014 verschwand der berühmt-berüchtigte AfE-Turm aus der Frankfurter Skyline. Er wurde gesprengt, um Platz zu machen für eine Neubebauung im südlichen Bereich des Bockenheimer Campusgeländes.

Diese und weitere Themen rund um die Goethe-Universität finden sich in der gerade freigeschalteten Online-Version des Jahrbuchs unter

http://www.muk.uni-frankfurt.de/58232553/jahresbericht_2014_deu.pdf

Die Papierversion liegt in zwei Wochen vor, auch eine englische Fassung ist in Vorbereitung.

Veranstaltungen

Sep 21 2015
14:08

Schüler informieren sich über naturwissenschaftliche Studiengänge an der Goethe-Universität

13. Tag der Naturwissenschaften

FRANKFURT. Etwa 3.000 Teilnehmer werden zum 13. Tag der Naturwissenschaften auf dem Campus Riedberg erwartet. Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse aus dem Rhein-Main-Gebiet, die kurz vor der Kurswahl stehen, können sich  im Rahmen der zweitägigen Veranstaltung (22./23. September, jeweils 9.00-13.30 Uhr) über Fächer, Studiengänge und berufliche Perspektiven informieren. In Vorträgen, Experimenten und Laborführungen werden Disziplinen wie Mathematik, Physik, Biowissenschaften, Chemie, Medizin, Pharmazie, Geowissenschaften, Meteorologie und Informatik vorgestellt. Auch der beliebte Roboterfußball mit den  Bembelbots wird wieder zu sehen sein.

Wissenschaftliche Mitarbeiter und Studierende erteilen den jungen Besuchern Auskunft rund um das Studium. Auch für Lehrkräfte wird wieder etwas geboten: In Workshops erhalten Lehrende unter anderem Einblicke in die Arbeit der Schülerlabore.

Am Dienstag, 22. September, eröffnet Staatsekretär Elmar Jung gemeinsam mit Univizepräsident Prof. Enrico Schleiff die zweitägige Veranstaltung. 9.00 Uhr, Campus Riedberg, Raum H1 im Otto-Stern-Zentrum (OSZ).

Medienvertreter sind herzlich eingeladen, sich einen Eindruck vom Informationstag zu verschaffen. Ansprechpartnerin ist Susanne Mombers vom Studien-Service-Center. Tel. (069) 798-479 55; mombers@em.uni-frankfurt.de 

Mehr Informationen auch zum Programm unter www.tdn.uni-frankfurt.de

Forschung

Sep 21 2015
13:26

Hochauflösende NMR-Geräte für Forschung zu Gesundheit und Green Economy

Strukturbiologie: Goethe-Uni ist in neuem EU-Netzwerk

FRANKFURT. Die Goethe-Universität ist Teil eines neuen Netzwerks, das Forschern aus ganz Europa moderne Methoden wie NMR, Elektronenmikrokopie und Röntgen-Strukturanalyse zugänglich macht. Ziel der Initiative iNEXT ist es, die Struktur und Funktion von Proteinen und Proteinkomplexen aufzuklären. Das Projekt, das von der Europäischen Union mit insgesamt 10 Millionen Euro gefördert wird, ist ein Beitrag zu den Forschungszielen Gesundheit und nachhaltige Wirtschaftsweise (Green Economy).

„Grundlegende Kenntnisse biologischer Prozesse sind notwendig, um beispielsweise neue Wirkstoffe oder nachhaltige Methoden der Lebensmittelproduktion zu entwickeln“, erklärt der Frankfurter Projektleiter Prof. Harald Schwalbe die Ziele von iNEXT. Partner in dem Netzwerk unter der Leitung der Universität Utrecht und des Niederländischen Krebsforschungsinstituts sind die Synchrotronstrahlungsquellen in Grenoble, Hamburg, Oxford, Lund und Paris, die Hochfeld-NMR-Einrichtungen in Frankfurt, Utrecht, Florenz, Brno, Lyon und Grenoble. Hinzu kommen bildgebende Verfahren an den Universitäten Oxford, Brno, Heidelberg, Leiden und Madrid sowie Methoden der moderne biophysikalischen Charakterisierung in Amsterdam.

Informationen: Prof. Harald Schwalbe, Institut für organische Chemie und chemische Biologie, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-29130, schwalbe@nmr.uni-frankfurt.de.

Veranstaltungen

Sep 17 2015
13:30

Roald Hoffmann an der Goethe-Uni und im internationalen Theater/ Talkrunde über das Verhältnis von Natur- und Geisteswissenschaften

Chemie-Nobelpreisträger: Theaterstück über den Holocaust

FRANKFURT. Den Namen Roald Hoffmann kennt jeder Chemie-Student aus dem Lehrbuch. Seit etwa 20 Jahren engagiert sich der Chemie-Nobelpreisträger auch moralisch mit Gedichten, Essays, Dokumentationen und Theaterstücken für die Verantwortung des Wissenschaftlers und schreibt über die Nachwirkungen des Holocausts. Anlässlich seines Besuchs in Frankfurt hält er einen wissenschaftlichen Vortrag an der Goethe-Universität. Zwei Tage später wird sein Theaterstück „Was Euch gehört“ im Internationalen Theater Frankfurt aufgeführt. In einer halbstündigen Talkrunde vor der Aufführung äußerst sich Roald Hoffmann über das Verhältnis von Natur- und Geisteswissenschaften.

Das Theaterstück des 1937 in Polen geborenen Roald Hoffmann trägt autobiographische Züge. Wie die Protagonisten seines Stücks entstammt er einer jüdischen Familie. Er überlebte mit seiner Mutter im Keller eines Schulhauses. Der Vater und die meisten Familienmitglieder starben im Holocaust.1949 gelang Roald Hoffmann die Flucht und Auswanderung in die Vereinigten Staaten. Er studierte Chemie und war 1981der jüngste Nobelpreisträger für Chemie. Sein erstes Theaterstück, in dem er über die Verantwortung des Wissenschaftlers reflektrierte, schrieb er 2007 anlässlich einer Tagung der Internationalen Chemikervereinigung in Turin.

In dem Stück „Was Euch gehört“, das erstmals 2014 in deutscher Übersetzung aufgeführt wurde, geht es um eine 81-jährige Jüdin polnisch-ukrainischer Herkunft, die den Holocaust mit ihrem Sohn auf einem Speicher versteckt überlebt und später in die USA auswandert. Über die traumatischen Erlebnisse schweigt sie, bis ihre Enkelkinder sie wegen eines Schulprojekts befragen und die Tochter der ukrainischen Familie, die sie damals versteckte, ihren Besuch ankündigt. Roald Hoffmann fragt in seinem Stück, wie man Hass überwinden, Verlust verschmerzen und sich versöhnen kann.

GDCh-Vortrag: „All the ways to have a bond“

Wann? Freitag, 25.September, 15:00 Uhr
Wo? Goethe-Universität, Campus Riedberg, Chemische Institute, Max-von-Laue-Straße 7, Hörsaal H1/ Dauer ca. 2 Std

Für Interviews steht Prof. Roald Hoffmann vor dem Vortrag am Freitag, dem 25. September zwischen ca. 13:00 und 14:30 Uhr zur Verfügung. Wir bitten um Terminvereinbarung mit Anna Paulus: a.paulus@nmr.uni-frankfurt.de

Theaterstück "Was Euch Gehört"

Wann? Sonntag, 27. September, 19:00 Uhr
Wo? Internationales Theater Frankfurt, Hanauer Landstr. 7 (Zoo-Passage)

Vor der Aufführung, um 18:30 Uhr, wird eine Talkrunde mit Prof. Hoffmann über das Verhältnis von Natur und Geisteswissenschaften stattfinden.

Weitere Aufführungen im Beisein von Prof. Hoffmann: Donnerstag, 24.September in Amberg/Oberpfalz und Samstag, 26. September in Darmstadt im "West Side Theatre", Landwehrstr. 58.

Informationen: Prof. Harald Schwalbe, Institut für organische Chemie und chemische Biologie, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-29130, a.paulus@nmr.uni-frankfurt.de.

Veranstalter der Theateraufführungen:
Cheesefondue / Integralis e.V. , Prof. Hartmut Frank, Uni Bayreuth (auch Übersetzer des Stücks)
E-mail: Hartmut.Frank@uni-bayreuth.de

http://youtu.be/OtB3fnfAv6I

Veranstaltungen

Sep 17 2015
13:27

Frankfurter Wissenschaftler kooperieren im Rahmen des Projekts „PolECule“ mit drei Schulen im Rhein-Main-Gebiet

Medieneinladung: Neue Impulse für bilingualen Unterricht zu Politik, Wirtschaft und Kultur

FRANKFURT. Ob es um das Renten- und Steuersystem oder Fragen von Migration und „Global Governance“ geht, in einer von Internationalität geprägten Gesellschaft müssen junge Menschen über ökonomische, politische und kulturelle Kenntnisse verfügen, um sich ihre Lebenswirklichkeit erschließen zu können. Diese sollen Schülerinnen und Schüler im bilingualen Unterrichtsfach „Politics, Economics & Culture“ (kurz PolECule) erlernen. Im Rahmen dieses Projekts der Goethe-Universität arbeiten Prof. Dr. Daniela Elsner, Institut für Didaktik und Sprachlehrforschung Englisch, und Prof. Dr. Tim Engartner, Professor für Didaktik der Sozialwissenschaften, seit Beginn des neuen Schuljahrs mit drei Schulen im Rhein-Main-Gebiet zusammen: dem Heinrich-von-Gagern-Gymnasium (Frankfurt), der Phorms-Schule (Frankfurt) und der Heinrich-Heine-Gesamtschule (Dreieich).

Einladung: Medienvertreter sind herzlich eingeladen zur Auftaktveranstaltung mit den beteiligten Schulden und Unterstützern am Dienstag (22. September) um 18 Uhr auf dem Campus Westend, Casino, Raum 1.812. Dort wird das Projekt im Detail vorgestellt – von Wissenschaftlern, Projektpartnern und Sponsoren. Einzelinterviews sind möglich, gern auch vorher zu vereinbaren; Rückantwort bitte an: Helena McKenzie, mckenzie@em.uni-frankfurt.de

Das Projekt „PolECule“ hat das Ziel, bereits ab Jahrgangsstufe 6 Inhalte der politisch-ökonomischen Bildung systematisch mit kulturellen Dimensionen zu verzahnen. „So soll die kommunikative Kompetenz in der Unterrichtssprache Englisch gefördert werden, die den alltagssprachlichen Wortschatz ebenso einbezieht wie die fachspezifische Sprache und Vermittlung neuer politisch-ökonomischer, aber auch kultureller Inhalte“,  erläutert Daniela Elsner. Was bisher an Handreichungen für die bilinguale Unterrichtsvorbereitung angeboten wird, ist spärlich. Nur selten sind die Materialien auch für einen Unterricht geeignet, der die kulturellen Besonderheiten sowohl des anglo-amerikanischen Raums als auch Deutschlands berücksichtigt. Wenn es beispielsweise um die Unterschiede der Gewerkschaftssysteme geht, könnte eine Folge der Simpsons – natürlich auf Englisch! – spannendes Anschauungsmaterial liefern“, so Elsner.

Erste eigene Forschungen und Forschungsergebnisse anderer Wissenschaftler belegen: Der Lerneffekt auf sprachlicher wie sachfachlicher Ebene ist höher, wenn sich Schülerinnen und Schüler gleich bilingual neuen Inhaltsfeldern zuwenden. Die in beiden Sprachen unbekannten Begriffe verlinken und verstärken sich dann im „mentalen Lexikon“ gegenseitig; Experten nennen das „deep learning“. Die Einführung eines neuen Curriculums im Rahmen des PolECule-Projekts wird nicht nur im Gespräch mit den Lehrerinnen und Lehrern an den drei Schulen intensiv besprochen. Darüber hinaus wird neben verschiedenen Leistungstests unter anderem auch in qualitativen Interviews mit den Schülerinnen und Schülern den Fragen nachgegangen, ob sich die Lernenden zum Beispiel im interkulturellen Dialog nach diesen Unterrichtseinheiten mehr zutrauen und wie sich ihre Kompetenzen im sprachlichen wie im Bereich der politisch-ökonomischen Bildung verbessert haben.

Finanziert wird dieses über drei Jahre laufende Projekt von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft sowie AXA Investment Managers (AXA IM). „Die ökonomische Bildung der Bevölkerung liegt uns seit Langem am Herzen. Weil wir seit fast einem Jahrzehnt durch Studien erfassen, wie es um das Finanzwissen der Bevölkerung bestellt ist, wissen wir allerdings, dass es in dieser Hinsicht kaum Fortschritte gibt“, erklärt Uwe Diehl, Head of Client Group Germany & Austria bei AXA IM. „Daher wollen wir die Entwicklung nun nicht mehr nur kritisch beobachten, sondern aktiv dazu beitragen, dass sich etwas zum Positiven ändert – indem wir ein innovatives Projekt unterstützen, das bereits in der Schule ansetzt.“

Der kulturell-komparatistische Ansatz der zwei Professoren, die beide schon für ihre hervorragende Lehre an der Goethe-Universität ausgezeichnet wurden, verfolgt ambitionierte Ziele: Im Unterrichtsfach PolECule sollen die Lernenden zentrale ökonomische Werte kennen lernen, die „mit Partizipation (participation), gesellschaftlicher Teilhabe (partnership), sozialem Zusammenhalt (social cohesion), Einsicht (access), Gerechtigkeit (equity), Verantwortung (accountability) und Solidarität (solidarity) umschrieben werden können.

Das Projekt, das zunächst in der Kooperation mit den drei Partnerschulen auf drei Jahre angelegt ist und stetig evaluiert wird, soll Impulse für die dringend notwendige Entwicklung des Kerncurriculums im Rahmen des „kompetenzorientierten Unterrichts“ im Bereich „bilingualer Politik- und Wirtschaftsunterricht“ geben. Neben zwei Doktorarbeiten sind ebenfalls Masterarbeiten zu diesen Themen in Planung.

Informationen: Prof. Daniela Elsner, Institut für England und Amerikastudien, Sprachlehrforschung und Didaktik, Campus Westend, Tel. (069) 798-32518, E-Mail: Elsner@em.uni-Frankfurt.de

Veranstaltungen

Sep 16 2015
17:05

13. Frankfurter Kinder-Uni vom 28.9. bis 2.10. auf dem Campus Westend/ Nachmittags ohne Anmeldung für alle Kinder von 8 bis 12 Jahren

Hörsaal auf für neugierige Kinder

FRANKFURT. Zur 13. Frankfurter Kinder-Uni lädt die Goethe-Universität in der Woche vom 28. September bis 2. Oktober auf dem Campus Westend ein. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erklären in fünf verschiedenen Vorlesungen ihr Forschungsgebiet auf anschauliche und unterhaltsame Weise für Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren. Ziel ist es, auf Wissenschaft neugierig zu machen und Kindern aller Schulformen einen ersten Eindruck vom Uni-Leben im Hörsaal und in der Mensa zu vermitteln. Erstmals in diesem Jahr findet die Kinder-Uni mit großzügiger Unterstützung der Frankfurter Dr. Marschner Stiftung statt.

Zum Auftakt der Kinder-Uni am 28. September erklärt der Pharmazeut Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz in seiner Vorlesung „Wirksame Waffen gegen gefährliche Erreger“, was Antibiotika sind und wie sie wirken. Diese erste Vorlesung besucht auch der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann. Er wird im Anschluss mit einigen Schülerinnen und Schülern über ihre Anregungen und Kritik zur Frankfurter Stadtpolitik diskutieren.

Den Begriff der Toleranz auf eine kindgerechte Weise zu vermitteln, hat sich der renommierte Philosoph und Leibniz-Preisträger Prof. Rainer Forst am Dienstag (29. September) vorgenommen. Er will mit seinen jungen Zuhörern über die Schwierigkeiten eines respektvollen Umgangs in der Familie, der Schule und im Freundeskreis nachdenken.

Knochenwachstum, Fehlstellungen und -haltungen sind das Thema der Ärztin Laura Kremer am Mittwoch (30. September). Sie erklärt, wie Kinder durch Sport und Ernährung zu gesundem Knochenwachstum und einer guten Haltung beitragen können. Dabei gibt es viel Anschauungsmaterial vom Skelett bis zum Gipsverband.

Passend zum internationalen Jahr des Lichts beschäftigt sich der Physik-Didaktiker Roger Erb am Donnerstag (1. Oktober) mit dem „Rätsel des Lichts“. In zahlreichen Experimenten beleuchtet er ein alltägliches Phänomen neu. Auch eine Messung der Lichtgeschwindigkeit steht auf dem Programm. Bei der letzten Vorlesung am Freitag (2. Oktober) wird es richtig eklig. Aber das hat alles seinen Sinn, weiß die Psychologie-Professorin Sonja Rohrmann. Sie erforscht, warum wir uns ekeln und erklärt, wie dieses starke Gefühl uns schützt.

Die Organisatorinnen rechnen in diesem Jahr mit mehr als 13.000 Kindern. Die beiden Vormittagsvorlesungen (jeweils 9:30 Uhr und 11:00 Uhr) sind nur für Schulklassen reserviert, das Anmeldeverfahren ist bereits abgeschlossen. Nachmittags um 16 Uhr sind alle Kinder von 8 bis 12 Jahren in Begleitung Erwachsener ohne Anmeldung eingeladen. Für Kinder, die keine Möglichkeit haben, die Kinder-Uni zu besuchen, gibt es einen Live-Stream (siehe Link auf www.kinderuni.uni-frankfurt.de). Die Aufzeichnungen können auch im Nachhinein im Internet angeschaut werden, dort finden sich auch Aufzeichnungen aller Kinder-Uni-Vorlesungen seit 2004 (http://bit.ly/kinderuni-videos).

Wer vom vielen Denken hungrig geworden ist, kann sich in der Mensa, den Cafeterien des Studentenwerks oder im Bistrorante „Sturm und Drang“ im Erdgeschoss des Hörsaalgebäudes stärken. Nachmittags ist auch die Caferia im Gebäude der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften für Kinder und ihre Eltern geöffnet. In den Betrieben des Studentenwerks Frankfurt bekommen die Schüler gegen Vorlage ihres „Studentenausweises“ ein Kinder-Menü oder einen Snack und ein Getränk für 3 Euro.

Auch in diesem Jahr gibt es zu jeder Vorlesung ein Quiz. Unter den Teilnehmern, die das Richtige angekreuzt haben, werden Buchpreise verlost. Auf der Homepage der Kinder-Uni (www.kinderuni.uni-frankfurt.de) sind die Quizfragen und später die richtigen Antworten einsehbar. Besonders eifrige Besucher der Kinder-Uni, die an drei oder mehr Vorlesungen teilgenommen haben, können an einer weiteren Verlosung teilnehmen. Zu gewinnen sind Sach– und Hörbücher, Geoliono-Abonnements sowie Kinder-Uni-T-Shirts.

Dank der Unterstützung der Frankfurter Dr. Marschner Stiftung können alle Vorlesungen weiterhin kostenlos bleiben und die rabbatierten Preise für Snacks und Essen in der Mensa des Studentenwerks aufrecht erhalten werden. Ebenso konnten zahlreiche Buchpräsente für Vielhörer und Quiz-Gewinner erworben werden. Medienpartner sind die Frankfurter Rundschau und das Magazin GEOlino.

Informationen: Ulrike Jaspers und Dr. Anne Hardy, Referentinnen für Wissenschaftskommunikation, Campus Westend, Tel: (069) 798-13066 und 798- 12498; kinderuni@vdv.uni-frankfurt.de;

www.kinderuni.uni-frankfurt.de

Personalia/Preise

Sep 16 2015
14:15

Sechsköpfiges Präsidium der Goethe-Universität kann die Arbeit fortsetzen

Tanja Brühl als Vizepräsidentin wiedergewählt

FRANKFURT.Prof. Tanja Brühl wurde heute vom erweiterten Senat der Goethe-Universität mit großer Mehrheit in ihrem Amt als Vizepräsidentin bestätigt. Die Politologin gehört dem Präsidium bereits seit drei Jahren an; nach Ablauf der regulären Amtszeit trat sie heute zur Wiederwahl an. Brühl ist schwerpunktmäßig für Studium und Lehre einschließlich Lehrerbildung zuständig. Das Präsidium, an der Goethe-Universität mit drei Frauen und drei Männern paritätisch besetzt, bildet die Exekutive der Universität - Senat und Hochschulrat begleiten seine Arbeit aus interner und externer Sicht.

„Ich danke den Senatsmitgliedern für das Vertrauen, dass sie mir erneut entgegen gebracht haben. Ich freue mich auf die nächsten drei Jahre des gemeinsamen Gestaltens im Bereich Studium und Lehre“, sagte Tanja Brühl nach ihrer Wiederwahl. Sie freue sich darauf, auch zukünftig eng mit den Fächern und Fachbereichen zusammen arbeiten. „Gemeinsam mit Studierenden und Mitarbeitenden möchte ich gerne die Bedingungen in Lehre und Studium verbessern“, so Brühl. Studium und Lehre stünden angesichts der hohen Studierendenzahlen und der zunehmenden Heterogenität der Studienanfängerinnen und –anfänger vor besonderen Herausforderungen. Sie freue sich, hierzu einen Beitrag leisten zu können. Schwerpunkte der nächsten drei Jahren sollen die Umsetzung des Leitbilds Lehre und die qualitative Studiengangsentwicklung inklusive Lehramt sein.

Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff freut sich über die Wiederwahl von Brühl: „Tanja Brühl ist eine hervorragende Wissenschaftlerin und zugleich erfahrene Expertin für alle Fragen rund um die universitäre Lehre. Ich gratuliere ihr herzlich zur Wiederwahl und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit im Präsidium.“

Tanja Brühl studierte in Frankfurt Biologie und Sozialkunde auf Lehramt an Gymnasien und schloss ihr Studium 1994 mit dem Staatsexamen ab. Es folgten Tätigkeiten als wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten Duisburg, Tübingen und Frankfurt. Dort promovierte sie auch 2002 über „Nichtregierungsorganisationen als Akteure internationaler Umweltverhandlungen“ und wurde anschließend auf die Juniorprofessur für Friedens- und Konfliktforschung berufen. Seit 2007 ist sie Professorin für Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt internationale Institutionen und Friedensprozesse an der Goethe-Universität. Tanja Brühl ist u.a. Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Zeitschrift für Internationale Beziehungen, der Friedens-Warte und des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (ISFH). Ihre Gutachtertätigkeit umfasst Zeitschriften (European Journal of International Relations, die Peripherie, die Zeitschrift für Internationale Beziehungen, etc.), Verlage (u.a. United Nations University Press) und Stiftungen (Studienstiftung des Deutschen Volkes, Thyssen Stiftung, etc.). Zusammen mit Thorsten Bonacker und Christoph Weller gibt sie im Namen des Vorstands der Arbeitsgemeinschaft Friedens- und Konfliktforschung (AFK) die „Zeitschrift für Friedens- und Konfliktforschung“ (ZeFKo) heraus.

Foto zum Download: hier.

Veranstaltungen

Sep 16 2015
14:14

Literatur- und kulturwissenschaftliche Tagung zum 150. Geburtstag des Schriftstellers, Übersetzers und Herausgebers

Otto Julius Bierbaum – zwischen Berliner und Münchner Moderne

FRANKFURT. In diesem Jahr jährt sich der Geburtstag des Schriftstellers, Übersetzers und Herausgebers Otto Julius Bierbaum (1865–1910) zum 150. Mal. Das Jubiläum ist Anlass, das vielfältige literarische und editorische Schaffen Bierbaums bei einer literatur- und kulturwissenschaftlichen Tagung kritisch zu würdigen. „Otto Julius Bierbaum – zwischen Berliner und Münchner Moderne“, so der Titel der Veranstaltung, zu der sich vom 28. bis 29. September (Montag und Dienstag) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland und Österreich auf dem Campus Westend der Goethe-Universität treffen.

Die Tagung beleuchtet ästhetische und kulturwissenschaftliche Aspekte von Bierbaums Schaffen ebenso wie seine medialen und sozialhistorischen Kontexte. Der Autor gilt als ein wichtiger und zugleich streitbarer Repräsentant der literarischen Moderne, dessen Werk sowohl im Kontext der Berliner als auch der Münchner Moderne zu sehen ist. Insbesondere verbindet sich sein Name mit dem literarischen Jugendstil, den er als Herausgeber der Zeitschrift „Die Insel“ maßgeblich mitprägte. Die „Monatsschrift mit Buchschmuck und Illustrationen“, wie sich die „Insel“ im Untertitel nannte, stellt einen der wichtigsten Beiträge zu den buchgestalterischen Innovationen des Jugendstils dar und bildet den Vorläufer des heutigen Insel-Verlags.

Diese und weitere Herausgeber- und Redakteurstätigkeiten machen Bierbaum zu einer zentralen Figur im Netzwerk der Moderne. Dazu Privatdozent Dr. Bernd Zegowitz, Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik der Goethe-Universität, der gemeinsam mit Dr. Björn Weyand diese Tagung organisiert hat: „Bierbaums literarisches Oeuvre ist breit gestreut. Er gilt als Vorläufer der Kabarettlyrik, schreibt Opern- und Operettentexte sowie Lustspiele. Seine Prosa – Erzählungen und Romane wie der 1897 publizierte ‚Stilpe‘ – ist meist eng an literarische Vorbilder angelehnt, spielt jedoch mit der Tradition.“ Übrigens hat Bierbaum mit seiner „Empfindsamen Reise im Automobil“ (1903) das erste Autoreisebuch in deutscher Sprache verfasst.

Am Montag um 19.15 Uhr findet ein öffentliches Konzert in der Lobby des PA-Gebäudes auf dem Campus Westend statt: Die Sopranistin Britta Stallmeister singt Bierbaum-Vertonungen u.a. von Richard Strauss und Arnold Schönberg.

Die Tagung ist öffentlich, der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Informationen: Privatdozent Dr. Bernd Zegowitz, Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik, Campus Westend, Tel. (069) 798-32693, zegowitz@lingua.uni-frankfurt.de; Link zum Tagungsflyer: http://www.uni-frankfurt.de/58014135/Flyer-Bierbaum.pdf

Sonstige

Sep 15 2015
13:26

Neues Institut: Goethe-Universität stärkt Europäisierung gemeinsam mit französischen Partnern

Deutsch-französische Wissenschaftskooperation in den Geistes- und Sozialwissenschaften

FRANKFURT. Die Goethe-Universität hat die institutionelle Kooperation mit Frankreich ausgebaut und damit ihre europäische Ausrichtung strukturell gestärkt: Ab September wird im IG-Farben-Haus der Uni­versi­tät auf dem Campus Westend das Deutsch-Französische Institut der Geschichts- und Sozialwissenschaften (DFI-GS) – Institut Franco-Allemand de Sciences Historiques et Sociales (IFA-SHS) seine Arbeit aufnehmen. Es löst das Institut Français d’Histoire en Allemagne (IFHA) ab. Das neue Institut verfolgt eine deutlich erweiterte Agenda – es wird die deutsch-französische Wissenschafts­kooperation nicht nur in den Geschichts-, sondern auch in den Sozialwissenschaften unterstützen. Auch seine Trägerschaft wurde substantiell erweitert: Die renommierte Pariser Universität École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS) trägt das Institut gemeinsam mit dem französischen Außenministerium und der Goethe-Universität; sie ordnet ihren Professor und Forschungsdirektor Pierre Monnet als Institutsleiter nach Frankfurt ab.

Die Gründung des IFA-SHS soll Ausgangspunkt für eine weitere Europäisierung der Goethe-Universität im Bereich der Spitzenforschung und des Austauschs von Lehrenden und Studierenden in den Geistes- und Sozialwissenschaften sein. Sie stellt den Einstieg in eine strukturell anspruchsvolle Form internationaler Integration der Universität und ihrer Wissenschaftskooperation dar. Die Goethe-Universität stellt daher nicht nur Infrastrukturen für das Institut zur Verfügung, sondern bringtauch ein Postdoc-Stipendium für deutsch-französische Forschungsthemen im europäischen Gesamtkontext in die Kooperation ein.

In den ersten fünf Jahren der deutsch-französischen Zusammenarbeit im Rahmen des IFHA wurden Drittmittel für ein interdisziplinäres deutsch-französisches Forschungsprogramm mit dem Titel „Europa als Herausforderung“ eingeworben. In Zusammenarbeit mit dem Forschungskolleg Humanwissenschaften der Goethe-Universität in Bad Homburg ist zudem die Konferenzreihe „Europa-Dialoge“ ins Leben gerufen worden. Kürzlich begann darüber hinaus die Bearbeitung eines deutsch-französischen Forschungsprogramms zur Geschichte der Ethnologie. Die erfolgreiche Kooperation mit dem Frankfurter Historischen Seminar führte dazu, dass Pierre Monnet zum Adjunct Professor der Goethe-Universität ernannt wurde. Für die kommenden Jahre ist geplant, insbesondere die Kooperation mit den Wirtschaftswissenschaften, der Ethnologie und der Philosophie an der Goethe-Universität auszubauen. Die bewährte Zusammenarbeit mit dem universitären Forschungszentrum für Historische Geisteswissenschaften soll intensiviert werden. Insbesondere auch die international ausgewiesenen Forschungsschwerpunkte der EHESS bieten hierfür eine Fülle von Ansatzpunkten.

Veranstaltungen

Sep 15 2015
12:20

Kooperation von Goethe-Universität und Hertie-Stiftung/ Wissenschaft zum Anfasssen mit modernen Forschungsgeräten

Schülerlabor Neurowissenschaften eröffnet

FRANKFURT. Das neue Schülerlabor Neurowissenschaften am Goethe BioLab der Goethe-Universität ist eröffnet. Es vermittelt innovative, schülerorientierte Angebote, die neurowissenschaftliche Forschung für die Jahrgangsstufen 7 und 9 sowie für die Oberstufe durch eigenes experimentieren erfahrbar machen. Jährlich werden bis zu 1000 Schülerinnen und Schüler das Schülerlabor nutzen können. Die Hertie-Stiftung unterstützt das Schülerlabor Neurowissenschaften mit 318.000 Euro in den nächsten drei Jahren, beteiligte sich aber auch an der inhaltlichen Entwicklung der Experimente

„Die experimentell-analytische Vorgehensweise der neurowissenschaftlichen Forschung ist in der Schule schwierig zu vermitteln. Das liegt an aufwendigen Versuchsaufbauten, der Problematik des Tierversuchs und kostspieligen Apparaturen“, erklärt Prof. Paul Dierkes, Leiter des Goethe BioLab und Professor für Didaktik der Biowissenschaften an der Goethe-Universität. „Dank der großzügigen Förderung durch die Hertie-Stiftung konnten wir für das Schülerlabor Neurowissenschaften Experimente mit modernsten Geräten entwickeln, die realistische Einblicke in die moderne Forschung geben“, so Prof. Enrico Schleiff, Vizepräsident der Goethe-Universität.

Vereinbart wurde die Gründung des Schülerlabors Neurowissenschaften bereits im Rahmen der 100-Jahr-Feier im Jahr 2014 zwischen dem Geschäftsführer der Hertie-Stiftung, Prof. Michael Madeja und den Professoren Schleiff und Dierkes der Goethe-Universität Frankfurt. „Die Stiftung will ein Bewusstsein dafür schaffen, welche zentrale Rolle das Gehirn hat und wie wichtig Hirnforschung für unsere Gesellschaft ist. Neben finanzieller Förderung konnten wir auch unsere neurowissenschaftliche Expertise in die Konzeption des Schülerlabors einbringen. Mit der Förderung zeigen wir zudem unsere besondere Verbundenheit mit der Goethe-Universität und den Menschen der Stadt Frankfurt.“, so Prof. Michael Madeja, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung.

Das Angebot orientiert sich an den Inhalten der Lehrpläne. In der 7. Jahrgangsstufe sollen die Schüler lernen, Tier- und Pflanzenzellen zu unterscheiden. Dabei untersuchen sie nicht nur Blattschnitte in klassischen Mikroskopen. Dierkes und seine Mitarbeiterinnen Zimmermann und Greßler haben viel Arbeit in die Entwicklung virtueller Präparate von Nervenzellen gesteckt. Sie ersetzen die klassischen Mikroskopiepräparate und markieren Zellbestandteile mit Farbmolekülen, so wie es beispielsweise in der Fluoreszenzmikroskopie üblich ist. So entfallen Tierexperimente und die Präparate bleiben dauerhaft erhalten. Die Schüler arbeiten dabei mit einem speziell entwickelten „virtuellen Mikroskop“.

„Großen Spaß haben die Schüler der 9. Klasse, in der die Sinnesorgane behandelt werden, an den Versuchen mit Eyetracking Systemen“, berichtet Dierkes. Im Selbstversuch entdecken die Schüler, wie das Gehirn visuelle Informationen wahrnimmt und verarbeitet. Dabei zeichnet der Eyetracker auf, in welche Richtung das Auge blickt und wie lange es einzelne Bildbereiche fixiert.

Umfangreich ist auch das Angebot für Oberstufenschüler., Um die Reizleitung in Nervenzellen ohne Tierversuche nachvollziehen zu können, kommen auch hier künstliche Präparate in einem authentischen Messaufbau zum Einsatz, die einen realistischen Eindruck von elektrophysiologischen Messungen in einem Forschungslabor geben.

Zudem kommt die Elektroenzephalografie (EEG) zur Anwendung. Die Schüler können damit ihre eigenen Gehirnaktivitäten unter verschiedenen Versuchsbedingungen messen.

Auch werden eigene Modellvorstellungen von der Funktion und Struktur der Nervenzellen auf der submikroskopischen Ebene entwickelt. Die Schüler erarbeiten Modellsysteme zu Ionenkanälen oder der Biomembran und deren Funktionsweise. Auch hier kommen wieder Hightech-Geräte zum Einsatz: Das Labor verfügt über moderne 3D-Scanning und -Printing Verfahren, um Strukturen zu vergrößern und visuell sowie haptisch erfahrbar zu machen.

Bilder zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/58141691

Informationen: Prof. Paul Dierkes, Abteilung für Didaktik der Biowissenschaften, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-42273, dierkes@bio.uni-frankfurt.de.

Forschung

Sep 15 2015
12:18

Während und nach den „Tagen“ sind Frauen kooperativer

Beeinflusst Östrogenspiegel die Bereitschaft zu teilen?

FRANKFURT. Hormonschwankungen tragen dazu bei, dass sich das soziale Verhalten einer Frau über den Menstruationszyklus hinweg ändert. Bekannt sind Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit vor der Regelblutung, aber auch die erhöhte Bereitschaft zu Sex um die Zeit des Eissprungs. Jetzt haben Psychologen der Goethe-Universität herausgefunden, dass auch die Bereitschaft, eigene Ressourcen mit Fremden zu teilen mit dem Hormonspiegel schwankt. Während und kurz nach der Menstruation sind Frauen eher bereit zur Kooperation - so das Ergebnis zweier Internet-Studien, an denen mehr als 400 deutsche und US-amerikanische Frauen teilnahmen.

Voraussetzung war, dass die Probandinnen einen natürlichen Menstruationszyklus hatten, also keine hormonellen Verhütungsmittel anwendeten, nicht schwanger waren und noch nicht in den Wechseljahren. Die Forscher untersuchten die Kooperationsbereitschaft der Frauen in der Zeit während und kurz nach der Menstruation (frühe Follikularphase), wenn die Konzentration der Hormone Östrogen und Progesteron niedrig ist, und einige Tage nach dem Eisprung (mittlere Lutealphase), wo der Östrogen- und Progesteronspiegel besonders hoch ist. Der Hormonspiegel wurde aufgrund der Angabe des Zyklustags geschätzt.

Die individuelle Kooperationsbereitschaft der Probandinnen bestimmten die Psychologen mithilfe einer bewährten psychologischen Skala, der „sozialen Wertorientierung“. Dazu baten sie die Frauen, fiktiv Geld zwischen sich selbst und einer anderen, ihnen völlig unbekannten Person aufzuteilen. „Durch eine Vielzahl an Studien ist belegt, dass Menschen, die bei diesem Test eine hohe Bereitschaft zum Teilen zeigen, auch im echten Leben häufiger und mehr Geld für einen guten Zweck spenden, öfter mit der Bahn statt mit dem Auto zur Arbeit fahren und in Verhandlungen kompromissbereiter sind als Menschen mit einer weniger stark ausgeprägten prosozialen Wertorientierung“, erklärt Christine Anderl, Erstautorin der Studie.

In beiden Studien zeigte sich, dass die Frauen während der Menstruation und kurz danach deutlich eher bereit waren, ihre eigenen Ressourcen mit einer fremden Person zu teilen, als Frauen einige Tage nach dem Eisprung. Je höher der Zyklus abhängige Spiegel des „weiblichen“ Geschlechtshormons Östrogen, desto geringer war, rein statistisch gesehen, die Teilungsbereitschaft der Frauen. „Wir sind zwar stark davon überzeugt, dass es sich bei der Schwankung der Teilungsbereitschaft über den Zyklus um einen echten und systematischen Effekt handelt, aber ob er wirklich von Östrogen verursacht wird, wie wir auf Basis der Daten vermuten, müssen wir noch prüfen“, so Christine Anderl.

„Das passt zu früheren Befunden anderer Forschergruppen, die zeigen konnten, dass auch Hormone wie Oxytocin und das ‚männliche‘ Geschlechtshormon Testosteron die menschliche Kooperationsbereitschaft beeinflussen“, kommentiert Prof. Sabine Windmann vom Institut für Allgemeine Psychologie 2 der Goethe-Universität. Wie stark sich die zyklusbedingten Schwankungen in der Kooperationsbereitschaft auf das alltägliche Leben von Frauen auswirken und welche Lebensbereiche dadurch besonders betroffen sind, muss in weiteren Studien untersucht werden. Allerdings haben die Forscher bereits erste Hinweise darauf, dass die beschriebenen Effekte auch auftreten, wenn es für die Probandinnen um echtes Geld geht. Interessant sind diese Ergebnisse auch im Hinblick auf die hormonelle Verhütung. Bisher weiß man noch wenig darüber, wie synthetische Hormone auf die Rezeptoren im Gehirn wirken und welchen Einfluss sie auf das Verhalten von Frauen haben.

Publikation: Anderl, C., Hahn, T., Notebaert, K., Klotz, C., Rutter, B., & Windmann, S. (2015). Cooperative preferences fluctuate across the menstrual cycle. Judgment and Decision Making, 10(5), 400–406.

http://journal.sjdm.org/15/15701/jdm15701.pdf

http://journal.sjdm.org/15/15701/jdm15701.html

Informationen: Christine Anderl, Institut für Allgemeine Psychologie 1, Campus Westend, Tel.: (069) 798- 35315, anderl@psych.uni-frankfurt.de

Sonstige

Sep 14 2015
15:51

Campus Ginnheim wird zur temporären Flüchtlingsunterkunft

Goethe-Uni nimmt Flüchtlinge auf

FRANKFURT. Seit dem frühen Montagmorgen (14. September) wird der Sportcampus Ginnheim der Goethe-Universität temporär als Unterkunft für bislang rund 150 Flüchtlinge genutzt. Die Menschen hatten in der Nacht Frankfurt erreicht und waren mit Bussen in den Stadtteil Ginnheim gefahren worden. Bereits am frühen Sonntagmorgen hatten die Einsatzteams der beteiligten Hilfsorganisationen Rotes Kreuz, ASB und Feuerwehren zusammen mit Mitarbeitenden der Goethe-Universität auf dem Gelände des Sportcampus die Voraussetzungen geschaffen, um bis zu 250 Personen aufnehmen zu können. Es werden dafür vier „kleine“ Sporthallen und zahlreiche Versorgungsräume genutzt.

Das Uni-Präsidium hat die Aufnahme der Flüchtlinge in Abstimmung mit der Landesregierung und der Stadt kurzfristig ermöglicht. Uni-Präsidentin Prof. Birgitta Wolff sagt: „Nicht-Helfen geht schlichtweg nicht.“ Wolff dankte den Mitarbeitenden der Sportwissenschaften und des Immobilienmanagements für die große Unterstützung buchstäblich rund um die Uhr. Zugleich bat sie die Mitarbeitenden und Studierenden um Verständnis für Beeinträchtigungen des Lehr- und Trainingsbetriebs.

Auch dankte sie für die bereits vorliegenden Hilfsangebote von Bürgerinnen und Bürgern sowie Universitätsangehörigen. Allerdings hätten die Hilfsorganisationen die Situation vor Ort derzeit gut im Griff. Weitere Hilfe sei momentan nicht angefragt. „Sollte sich diese Einschätzung ändern, sind wir dankbar, wenn wir gezielt um Unterstützung bitten können“, so Wolff.

Personalia/Preise

Sep 11 2015
15:28

4. INNOVATIONSFORUM: Goethe-Innovations-Preis geht an drei Startups / Prominente Unternehmenslenker diskutieren über die Innovationsziele ihrer Unternehmen

INNOVATIONSFORUM prämiert die besten Startups des Goethe-Unibator

FRANKFURT. Drei Innovationspreise für universitäre Gründer, ein von Handelsblatt-Herausgeber Gabor Steingart moderiertes Podium mit vier Vorstandsvorsitzenden und rund 600 Gäste, darunter Vertreter der Wirtschaft und Institutionen wie IHK und SOFFIN: Das ist die Bilanz des 4. INNOVATIONSFORUMs, das in Kooperation mit dem Handelsblatt zugunsten der Goethe-Universität stattfand. Die drei Innovationspreise im Gesamtwert von 17.000 Euro wurden von der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität gestiftet.

Dr. Friederike Lohse, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität und Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff gratulierten den Gründern der drei Gewinner-Startups, deren Unternehmen aus dem Goethe-Unibator – der Startup-Brutstätte der Goethe-Uni – hervorgegangen sind:

Den mit 10.000 € dotierten 1. Preis erhielt Dr. Severin. Das Startup hat ein neuartiges Ganzkörper-Aftershave auf reiner Naturbasis entwickelt und damit bereits einen fulminanten Start auf verschiedenen Märkten geschafft. Begründet hat die Jury ihre Entscheidung mit den Worten: „Hier wurde auf ein Lifestyle-Thema gut reagiert: mit einem klugen Kosmetik-Produkt und geschicktem Marketing. Gefallen hat uns das unternehmerische Geschick, einen Trend für sich sehr erfolgreich nutzbar zu machen, d.h. bereits mit einem beachtlichen Erfolg am Markt.“ Im Unibator ist das Unternehmen von Peter Hart seit August 2014 mit dabei. Mehr zum Startup hier: http://drseverin.com/de/

Der mit 5000 € dotierten 2. Preis ging an SECDASH. Das junge Unternehmen bietet eine Internet-basierte Software, die eine beliebige Anzahl von Websites überwacht und dabei alle großen Content-Management-Systeme unterstützt. Die Jurybegründung: „Spätestens nach NSA ist jedem klar, dass Internet-Sicherheit ein neuer Megatrend ist. Es wird immer mehr Geld dafür ausgegeben: nicht nur von jedem von uns persönlich, sondern vor allem von Industrie und Behörden. Vor diesem Hintergrund war für uns ausschlaggebend die konsequente und zielgruppengerechte Entwicklung der Cloud-Software-Lösung durch das Gründerteam." Gründer: Patrick Helmig und Khanh Tuong, im Unibator seit Februar 2015. Mehr zum Startup hier: https://www.secdash.com/

MINDS-Medical erhielt den mit 2000 Euro dotierten 3. Preis. Das Startup hat es sich zum Ziel gesetzt, im Bereich Gesundheits-IT eine Optimierung und Automatisierung von Patientenabrechnungen zwischen Krankenhäusern und Krankenkassen zu erreichen. Die Jury begründete ihre Entscheidung mit den Worten: „Das Thema ist von großer Relevanz für den Gesundheitsbereich. Die maßgeschneiderte Software-Lösung, die zusammen mit dem Pilot-Krankenhaus entwickelt wird, erscheint uns Juroren vielversprechend, um sich auf dem Markt durchzusetzen und zur Zukunftssicherung der Krankenhäuser beizutragen.“ Gründer: Matthias Bay und Lukas Naab, im Unibator seit 26. April 2015. Mehr zum Startup hier: http://www.minds-medical.de/

Welchen wesentlichen Beitrag die Startups mit ihren Innovationen für den Markt leisten, betonten auch die Keynote-Speaker des INNOVATIONSFORUMs: Martina Koederitz, Vorsitzende der Geschäftsführung der IBM Deutschland GmbH, forderte gerade von langjährig bestehenden Unternehmen mehr Mut zur Innovation. IBM selbst arbeitet mit einem jährlichen Etat von sechs Milliarden Euro an neuen Technologien und Geschäftsfeldern. Uwe Weiss, CEO des Software-Unternehmens Blue Yonder GmbH, fordert vor allem die Stärkung der Startup-Szene und mehr Investitionsbereitschaft von Venture-Capital-Gebern. Deutsche Startups seien stark in der App-Entwicklung, ständen aber in der Softwaregrundlagen-Entwicklung hinter anderen Ländern zurück.

Auch das Podium zum INNOVATIONSFORUM sprach sich für mehr und konsequente Innovation aus: Gisbert Rühl, CEO des börsennotierten Stahl- und Metallhändlers Klöckner & Co SE, machte deutlich: „Auch die über 180 Jahre währende Stahlindustrie setzt auf Innovation.“ Sein Unternehmen hatte sich im Berliner Betahaus, einem Coworking-Space für junge Unternehmen, einquartiert, um nahe am Puls der innovativen Szene zu sein und hat selbst Startups zur Digitalisierung gegründet. Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender Techniker Krankenkasse, sprach über die Schwierigkeiten, trotz oft restriktiver gesetzlicher Regelungen ein innovatives und kundenfreundliches Unternehmen zu führen. Und Dr. Christoph Franz, Präsident des Verwaltungsrats der Roche Holding AG, eröffnete den etwa 600 Zuschauern: „Ich bin selbst ein Frankfurter Bub“. Sein Unternehmen arbeitet mit etwa neun Milliarden Euro Forschungsgeldern jährlich und ist stetig auf der Suche nach innovativen Ideen. Er lobte die Initiativen der Goethe-Uni für mehr Innovation. Die Deutsche Bahn AG bündelt Gründer und ihre Innovationen in Gründungslabs des Konzerns, berichtet ihr Vorstandsvorsitzender Dr. Rüdiger Grube. „Man kann sich nicht auf der Marktführerschaft ausruhen“, so sein Hinweis auch in Richtung der prämierten Unibator-Startups.

Forschung

Sep 11 2015
11:58

Nach Abzug des römischen Militärs blieben offensichtlich die Zivilisten zurück

Frankfurter Archäologen stoßen auf „Römerdorf“ in Gernsheim

FRANKFURT/GERNSHEIM. Vermutet hatten die Frankfurter Uni-Archäologen schon bei ihrer ersten Gernsheimer Grabung im vergangenen Jahr, dass dort im Hessischen Ried auch eine kleine römische Siedlung bestanden haben muss. Jetzt stießen sie auf eindeutige Relikte eines Römerdorfs, das nach dem Abzug der Soldaten, dort teilweise auf den Fundamenten des Kastells entstanden war. Das dürfte um 120 n. Chr. gewesen sein, damals wurde die Kohorte (etwa 500 Soldaten) vom Rhein an den Limes verlegt und bis etwa 260 n. Chr. begann mit der Zeit der „Pax Romana“ eine friedliche Phase in dem Römerdorf, das zur römischen Provinz Obergermaniens gehörte. Am „Tag des offenen Denkmals“, am Sonntag (13. September), können interessierte Bürger die Grabung zwischen 10 und 17 Uhr besichtigen und sich über die Römer in dieser Region informieren.

Über das römische Gernsheim war bis vor einem Jahr wenig bekannt, obwohl hier seit dem 19. Jahrhundert immer wieder römische Funde zutage treten. „Jetzt wissen wir, dass hier vom 1. bis 3. Jahrhundert eine bedeutende dorfartige Siedlung, ein ‚vicus‘, gelegen haben muss, vergleichbar etwa mit ähnlichen Dörfern, die bereits in Groß-Gerau, Dieburg oder Ladenburg nachgewiesen werden konnten“, erläutert Grabungsleiter Dr. Thomas Maurer von der Goethe-Universität, der seit Jahren von Frankfurt aus nach Südhessen auf Spurensuche geht und seine Ergebnisse in einer großen Publikation über das nördliche Hessische Ried in der römischen Kaiserzeit veröffentlich hat.

Bei der zweiten Grabungskampagne, die vom 3. August bis Anfang Oktober läuft, haben die 20 Studierende des Faches „Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen“ unter Maurers Leitung bereits das gut erhaltene Fundament eines Steingebäudes, Feuerstellen und mindestens zwei Brunnen sowie Kellergruben freigelegt. Darüber hinaus haben sie noch Kisten mit Scherben von Fein-, Grob- und Transportkeramik angefüllt, mit deren Hilfe sich dann im weiteren Verlauf der wissenschaftlichen Untersuchungen genaue Zeitangaben über das Kastell und das Dorf machen lassen. „Wir sind auch auf wirkliche Kleinodien gestoßen wie seltene Gewandspangen, mehrere Perlen, Teile eines Brettspiels (Würfel, Spielstein) oder eine Haarnadel aus Bein, bekrönt mit einer weiblichen Büste“, freut sich Maurer.

Die Menschen, die sich im Kastelldorf ansiedelten, waren überwiegend Angehörige der Soldaten und Gewerbetreibende, die von der Kaufkraft des Militärs profitierten. „Als die Truppe abzog, kam es wahrscheinlich zu einem temporären Niedergang – das wissen wir von besser erforschten Plätzen“, ergänzt Maurer. Bereits im 2. Jahrhundert wurden im „Römerdorf Gernsheim“ jedoch Steingebäude errichtet, die dafür sprechen, dass die Siedlung prosperierte. Die Bevölkerung dürfte überwiegend gallisch-germanischen Ursprungs gewesen sein, vielleicht mischten sich darunter auch ein paar „echte“ Römer, also Personen mit römischem Bürgerrecht und Zugezogene aus fernen Provinzen. Diese geben sich anhand bestimmter archäologischer Funde zu erkennen, besonders den Bestandteilen von Trachten, aber auch Münzen. So liegt als Altfund aus Gernsheim eine Münze aus Bithynien (Nordwest-Anatolien) vor, die sicher nicht zum Münzumlauf Obergermaniens gehörte, sondern als Mitbringsel anzusehen ist.

Zwischen 70/80 und 110/120 n. Chr. war in diesem Areal eine Truppeneinheit mit etwa 500 Soldaten (Kohorte) stationiert. Nachgewiesen wurden im vergangenen Jahr zwei für entsprechende Kastelle typische Spitzgräben sowie weitere Befunde, die bereits aus der Zeit nach der Auflassung des Kastells stammten. Ungewöhnlich zahlreich sind die Funde. Denn die römische Truppe legte bei ihrem Abzug das Kastell nieder und verfüllte die Gräben. Dabei wurde vor allem im inneren Spitzgraben viel Abfall entsorgt – „ein Glücksfall für uns“ – so Prof. Dr. Hans-Markus von Kaenel vom Institut für Archäologische Wissenschaften der Goethe-Universität, der seit 2014 pensioniert ist. Fast 20 Jahre hat sich von Kaenel zusammen mit seinen Mitarbeitern und Studierenden im Rahmen von Surveys, Ausgrabungen, Materialaufarbeitungen und Auswertungen mit dem römischen Südhessen beschäftigt; die Ergebnisse sind in über 50 Beiträgen publiziert worden.

Das Kastell mit der Siedlung war errichtet worden, um in den 70er Jahren des 1. Jahrhundert n. Chr. den rechtsrheinischen Raum großflächig in Besitz zu nehmen und die Verkehrsinfrastruktur vom und zum Zentrum Mainz-Mogontiacum auszubauen. Für die große Bedeutung von Gernsheim am Rhein in römischer Zeit spricht seine verkehrsgünstige Lage, hier zweigte eine Straße an den Mainlimes von der Fernstraße Mainz – Ladenburg – Augsburg ab. Auch die Existenz eines Rheinhafens wird vermutet, was durch diese Grabung allerdings nicht bestätigt werden konnte – „das war schon durch die Auswahl des Areals nicht zu erwarten“, so Maurer. Gernsheim hat sich im 20. Jahrhundert immer stärker ausgedehnt, wasdie archäologischen Spuren mehr und mehr zu verwischen drohte. Im August des vergangenen Jahres startete auf einem der wenigen noch unbebauten Grundstücke, ein Doppelgrundstück an der Nibelungenstraße 10-12, die erste Lehrgrabung des Instituts für Archäologische Wissenschaften der Goethe-Universität.

Die 20 Studierenden sorgen in der diesjährigen Grabungskampagne auf dem Grundstück, die sich mit 600 Quadratmetern über eine doppelt so große Fläche wie im ersten Jahr erstreckt, dafür, dass das Erdreich sorgsam abgetragen, die Befunde vermessen und dokumentiert sowie Gegenstände sorgsam geborgen und verpackt wurden. Unterstützt wird die Tätigkeit der Frankfurter Archäologen vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen (hessenARCHÄOLOGIE, Außenstelle Darmstadt) sowie vom Kunst- und Kulturhistorischen Verein der Schöfferstadt Gernsheim. Einige Mitglieder dieses Vereins, der auch das Heimatmuseum betreibt, stehen dem Grabungsteam täglich mit Rat und Tat zur Seite. Die Dokumentation und das Fundmaterial aus dieser Grabungskampagne bilden die Grundlage für die wissenschaftliche Bearbeitung, die u.a. in Form von universitären Abschlussarbeiten demnächst an der Goethe-Universität erfolgen wird.

„Tag des offenen Denkmals“

Am „Tag des offenen Denkmals“ (Sonntag, 13. September) lädt das Grabungsteam zwischen 11 und 17 Uhr zur öffentlichen Besichtigung der Grabung ein. Bei Führungen wird über die Ergebnisse der archäologischen Forschungen und über die römische Vergangenheit Gernsheims informiert. Gezeigt werden auch Funde aus der aktuellen Grabung. Die Veranstaltung findet nur bei trockener Witterung statt.

Informationen: Dr. Thomas Maurer, Institut für Archäologische Wissenschaften, Campus Westend, Tel: 0177-5672114, t.maurer@em.uni-frankfurt.de

Fotos und Bildtexte zum Download unter: www.uni-frankfurt.de/58104336