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Ein Projekt am Frobenius-Institut an der Goethe-Universität untersucht informelle Spar- und Versicherungspraktiken in der äthiopischen Diaspora
Wie kommen Menschen ohne Besitz zu einem Kredit? Und wer hilft ihnen in einer finanziellen Notlage aus der Patsche? Äthiopier außerhalb ihrer Heimat haben einen Weg gefunden: Sie tun sich zusammen, um einander im Bedarfsfall unter die Arme zu greifen. Diese „informellen Spar- und Versicherungspraktiken“ untersucht ein neues DFG-Projekt am Frobenius-Institut an der Goethe-Universität.
FRANKFURT. „On
the saf(v)e side: Informelle Wirtschaftsvereinigungen und Zukunftsaspirationen
in der äthiopischen Diaspora“, so lautet der etwas sperrige Titel des Projekts,
das Dr. Sophia Thubauville am Frobenius-Institut an der Goethe-Universität
gemeinsam mit Dr. Elias Alemu der Universität Hawassa in Äthiopien leitet. Zum
Forschungsteam gehören außerdem Dr. des. Kim Glück, ebenfalls
Frobenius-Institut, Prof. Dr. Worku Nida der UCL Riverside, USA, und Debela
Gindola, Doktorand an der Universität Hawassa. Das Projekt nimmt Äthiopier in
der Diaspora in den Blick, also Menschen, die fern der Heimat versuchen, ein
Auskommen zu finden. Die größten Diasporagemeinden finden sich in den USA
(500.000 Menschen), in Israel (130.000 Menschen) und Südafrika (120.000
Menschen), diesen Gemeinschaften sind drei Teilprojekte gewidmet. Ein viertes
Teilprojekt nimmt die Situation in Äthiopien selbst in den Fokus.
Was aber versteht man unter „informellen
Wirtschaftsvereinigungen“? „Oft handelt es sich um Freundes- oder
Kollegenkreise, die sich zu ganz unterschiedlichen Sparzielen zusammenfinden“,
erklärt Sophia Thubauville. Diese Zusammenschlüsse gibt es weltweit in vielen
Kulturen, in Äthiopien gehören ihnen alle Ebenen der Gesellschaft an, vom
Schuhputzer bis zum erfolgreichen Geschäftsmann. Im Land selbst sei ein
häufiges Sparziel die Finanzierung der Auswanderung, in den USA dann sparten
die Menschen zum Beispiel, um sich ein Taxi kaufen zu können. Auf einen Kredit
von der Bank haben Migranten kaum eine Chance. Oft ergibt sich dann ein
gewisser Ketteneffekt: Wem die Auswanderung durch die Gruppe ermöglicht wurde,
der schickt Geld an die Zurückgebliebenen, sobald er es geschafft hat.
Besonders große Summen werden notwendig, wenn ein lieber Angehöriger stirbt.
Denn Trauerfeiern sind die größten und kostenaufwendigsten Feierlichkeiten von
Äthiopiern, sowohl in ihrer Heimat als auch in der Diaspora – meist verbunden
mit einer Rückführung des Verstorbenen in die Heimat. Das kann nur bezahlen,
wer zuvor Mitglied einer Versicherungsgemeinschaft geworden ist und regelmäßig
einbezahlt hat.
Für Sophia Thubauville ist diese Praxis ein zukunftsweisendes
Modell: „Hier tun sich Menschen zusammen, um sich gemeinsam für ein besseres
Morgen einzusetzen“, sagt sie. Es sei faszinierend, wie dieses auf Solidarität
beruhende System funktioniere, wie sich jeder auf diese Weise Träume erfüllen
kann. Zudem helfe es dabei, kulturelle Identität zu bewahren. Erste
Erkenntnisse hat eine Pilotstudie erbracht, die vor zwei Jahren in Israel und
den USA durchgeführt wurde. Das nun angelaufene Projekt soll Unterschiede und
Parallelen zwischen den Spar- und Versicherungsverbänden aufzeigen, die
verschiedenen Bestrebungen und Ideen hinter der Praxis analysieren und so einen
Beitrag zu einer „Ethnologie des guten Lebens“ und einer „Ethnologie der
Zukunft“ beitragen. Das Projekt läuft bis zum März 2024.
Bilder zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/101010199
Bildtext:
Bild
1: Geschäfte im Viertel „Little Ethiopia“ in Los Angeles. (Foto: Thubauville)
Bild
2: Äthiopische Juden bei der Ankunft in Israel. (Foto: Thubauville)
Weitere Informationen
Dr.
Sophia Thubauville
Frobenius Institut für kulturanthropologische Forschung
an der Goethe-Universität
Telefon 49(0)69 798-33240
E-Mail thubauville@em.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Reihe „New Frontiers in Memory Studies“ an der Goethe-Uni lädt ein zum Vortrag von Prof. Dr. Melanie Unseld (Wien)
FRANKFURT. Die Wiener Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Melanie Unseld ist zu Gast an der Frankfurt Memory Studies Platform. Im Rahmen der Vorlesungsreihe „New Frontiers in Memory Studies“ spricht sie
am Dienstag, 18. Mai, um
18 Uhr
via Zoom
über das Thema „Musik- und
Erinnerungskultur: Grundsätzliche Überlegungen (nicht nur) aus Anlass des
Beethoven-Gedenkjahres 2020“.
Musik
wird erinnert: Vom so genannten Ohrwurm und der eigenen Lieblingsmusik über
erinnerungsbasierte musikalische Formen (Refrain, Leitmotive,…) bis hin zu
Repertoire und Kanon – das Wiederhören und das erinnernde Hören konstituiert
unsere individuellen wie kollektiven Identitäten. Dieser „Klangraum der
Erinnerungskultur“ aber tangiert ganz grundlegend eine der heikelsten Fragen im
Zusammenhang mit Musik: Was ist Musik? Klingendes Ereignis,
physikalisch bestimmbare Schwingungen, das Körperwissen von InterpretInnen,
Notat oder musikalisches (Kunst)Werk? Damit sind die Medialität und
Materialität von Musik angesprochen, die eng mit Fragen des Erinnerns verbunden
sind: Welche Musik kann unter welchen Bedingungen (nicht) erinnert werden? Wie
hängt die Materialität der Musik mit Erinnerungskultur zusammen? Diesen
grundlegenden Fragen geht der Vortrag anhand des konkreten Beispiels des
Beethoven-Gedenkjahres 2020 nach.
Melanie
Unseld ist Professorin für Historische
Musikwissenschaft am Institut für Musikwissenschaft und
Interpretationsforschung (IMI) der Universität für Musik und Darstellende Kunst
Wien. Zu ihren Publikationen zählen BEETHOVEN.AN.DENKEN
(2020, mit Julia Ackermann), Biographie und Musikgeschichte (2014)
und Mozarts Frauen (2005).
Der Vortrag
findet über Zoom statt. Registrierung hier:
https://www.memorystudies-frankfurt.com/event/melanie-unseld-vienna-on-music-and-memory-cultures-in-german/
Über FMSP
Die
Frankfurt Memory Studies Platform (FMSP) ist eine Initiative des
Forschungszentrums für Historische Geisteswissenschaften (FzHG). Sie wurde 2011
von Prof. Astrid Erll gegründet. FMSP führt Gedächtnisforscherinnen und
-forscher aus der ganzen Welt in einem interdisziplinären Forum zusammen. Die
Mitglieder kommen aus den Literatur-, Medien- und Geschichtswissenschaften, aus
der Soziologie und der Psychologie.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Astrid Erll
Institut für England- und Amerikastudien
erll@em.uni-frankfurt.de
Den Flyer zur Veranstaltung zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/100813701
Das gesamte Semesterprogramm von FMSP finden Sie auf: https://www.memorystudies-frankfurt.com/
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
80 Prozent der SARS-CoV-2-Proteine im Labor hergestellt – Anleitungen für weltweite Forschung verfügbar – Fäden des Forschungsnetzes aus 17 Ländern laufen an Goethe-Universität Frankfurt zusammen
Für die Entwicklung von Medikamenten oder Impfstoffen gegen
COVID-19 benötigt die Forschung Virus-Proteine in hoher Reinheit. Für die
meisten der SARS-CoV-2-Proteine haben jetzt Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt mit insgesamt 36 Partnerlabors
Anleitungen erarbeitet, die die hochreine Herstellung jeweils mehrerer
Milligramm dieser Proteine ermöglichen und die Bestimmung der dreidimensionalen
Proteinstrukturen erlauben. Die Laboranleitungen und die dafür erforderlichen
gentechnischen Werkzeuge stehen Forscherinnen und Forschern der ganzen Welt
frei zur Verfügung.
FRANKFURT. Wenn
das SARS-CoV-2-Virus mutiert, bedeutet das zunächst einmal nur eine Änderung im
Virenbauplan. Die Mutation führt dazu, dass zum Beispiel an einer Stelle in
einem Virus-Protein eine Aminosäure ausgetauscht wird. Um schnell abschätzen zu
können, welche Auswirkung diese Änderung hat, ist ein dreidimensionales Bild
des Virus-Proteins extrem hilfreich. Denn daran lässt sich erkennen, ob die
ausgetauschte Aminosäure wichtig für die Funktion des Proteins ist – oder für
die Interaktion mit einem potenziellen Medikament oder Antikörper.
Forscherinnen und Forscher der Goethe-Universität Frankfurt und
der TU Darmstadt haben bereits zu Beginn der Pandemie damit begonnen, sich
international zu vernetzen. Ihr Ziel: die dreidimensionalen Strukturen von
SARS-CoV-2-Molekülen mithilfe der Kernspinresonanzspektroskopie (NMR) zu
beschreiben. Bei der NMR-Spektroskopie werden Moleküle zunächst mit speziellen
Atomsorten (Isotopen) markiert und dann einem starken Magnetfeld ausgesetzt.
Mittels NMR kann dann auch mit hohem Durchsatz im Detail geschaut werden, wie
potenzielle Wirkstoffe an virale Proteine binden. Dies geschieht unter anderem
am Biomolekularen Magnet-Resonanz-Zentrum (BMRZ) der Goethe-Universität.
Grundvoraussetzung ist jedoch, große Mengen der Proteine in hoher Reinheit und
Stabilität sowie korrekter Faltung für die vielen Tests zu produzieren.
Das Netzwerk, das von Prof. Harald Schwalbe vom Institut für
Organische Chemie und Chemische Biologie der Goethe-Universität koordiniert
wird, umspannt den ganzen Globus. Die Erstellung von Laboranleitungen für die
Proteine ist bereits der zweite Meilenstein. Das Virus besteht neben den
Proteinen aus RNA, und das Konsortium konnte bereits im vergangenen Jahr alle wichtigenRNA-Fragmente von SARS-CoV-2 zugänglich machen. Mit
der Expertise von 129 Kolleg:innen ist es nun gelungen, 23 der insgesamt knapp
30 Proteine von SARS‑CoV‑2 komplett oder in wichtige Teilen „im Reagenzglas“
herzustellen und aufzureinigen, und zwar in großen Mengen.
Dazu wurden die genetischen Informationen für diese Proteine in
kleine, ringförmige DNA-Stücke (Plasmide) eingebaut. Diese Plasmide konnten
dann zur Proteinproduktion in Bakterien eingeschleust werden. Einige spezielle
Proteine wurden daneben in zellfreien Systemen hergestellt. Ob diese Proteine
nach ihrer Isolierung und Anreicherung noch immer korrekt gefaltet waren, wurde
unter anderem durch NMR-Spektroskopie bestätigt.
Dr. Martin Hengesbach vom Institut für Organische Chemie und
Chemische Biologie der Goethe-Universität erläutert: „Wir haben die
funktionellen Einheiten der SARS-CoV-2-Proteine so isoliert, dass ihre
Struktur, ihre Funktion und ihre Interaktionen nun von uns selbst und anderen
charakterisiert werden können. Damit liefern wir in unserem großen Konsortium
die Arbeitsvorschriften, mit deren Hilfe Labore weltweit schnell und
reproduzierbar an SARS‑CoV‑2-Proteinen und auch den kommenden Mutanten arbeiten
können. Diese Arbeit von Anfang an zu verteilen, war eines unserer wichtigsten
Anliegen. Über die Protokolle hinaus stellen wir auch die Plasmide frei zur
Verfügung.“
Dr. Andreas Schlundt vom Institut für Molekulare Biowissenschaften
der Goethe-Universität meint: „Mit unseren Arbeiten beschleunigen wir die
weltweite Suche nach Wirkstoffen: Entsprechend ausgerüstete wissenschaftliche
Labore müssen nicht mehrere Monate lang Systeme zur Herstellung und
Untersuchung der SARS-CoV-2-Proteine etablieren und optimieren, sondern können
nun dank unserer Laborprotokolle innerhalb von zwei Wochen mit ihren
Forschungsarbeiten beginnen. Angesichts der zahlreichen Mutationen von
SARS-CoV-2 ist es besonders wichtig, verlässliche, schnelle und gut etablierte
Methoden zur Untersuchung des Virus im Labor zu besitzen. So wird
beispielsweise auch die Erforschung der so genannten Hilfsproteine von
SARS-CoV-2 erleichtert, über die bisher wenig bekannt ist, die aber im
Mutationsgeschehen auch eine Rolle spielen.“
Unterdessen gehen im NMR-Konsortium die Arbeiten weiter: Derzeit
untersuchen die Forscher:innen mit Hochdruck, ob die viralen Proteine an
potenzielle Wirkstoffe binden.
Die Forschungsarbeiten wurden und werden mit Mitteln der Deutschen
Forschungsgemeinschaft sowie des Goethe-Corona-Fonds gefördert. Der hohe
logistische Aufwand und permanente Austausch an Forschungsergebnissen wurde
durch die Firma Signals unterstützt, einem Spin-Off der Goethe-Universität.
Publikation: Nadide
Altincekic, Sophie Marianne Korn, Nusrat Shahin Qureshi, Marie Dujardin, Martí Ninot-Pedrosa et. al. Large-scale recombinant production of the SARS-CoV-2
proteome for high-throughput and structural biology applications. Frontiers in Molecular
Biosciences. https://doi.org/10.3389/fmolb.2021.653148
Ergänzende Information: Faltung von SARS-CoV2-Genom zeigt Angriffspunkte für Medikamente
– auch Vorbereitung auf „SARS-CoV3“ https://tinygu.de/sEhyD
Bild zum Download: www.uni-frankfurt.de/100668377
Bildtext: Dr. Martin Hengesbach (links) und Dr. Andreas Schlundt am
Kernspinresonanz-Spektrometer der Goethe-Universität Frankfurt. Foto: Uwe
Dettmar für Goethe-Universität
Das COVID-19-NMR-Konsortium:
https://covid19-nmr.de/
Wissenschaftliche Ansprechpartner an der Goethe-Universität
Frankfurt:
Dr.
Andreas Schlundt
Emmy Noether Junior Group Leader
Institute for Molecular Biosciences
Goethe-Universität Frankfurt
Tel.: +49 69 798-29699
schlundt@bio.uni-frankfurt.de
Dr. Martin Hengesbach
Junior Group Leader
Goethe-Universität Frankfurt
Institute for Organic Chemistry and Chemical Biology
SFB 902 “Molecular Principles of RNA-based Regulation“
Tel.: +49 69 798-29130
hengesbach@nmr.uni-frankfurt.de
Beteiligte Partner:
Brasilien
Frankreich
Deutschland
Griechenland
Italien
Lettland
Schweiz
Spanien
USA
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, bernards@em.uni-frankfurt.de
Studie von IWAK und Wohlfahrtsverbänden zeigt große Defizite bei den Organisationen der Wohlfahrtspflege
Die Hilfsprogramme der Regierung erreichen die Organisationen der
Wohlfahrtspflege nicht. Dies macht eine Umfrage deutlich, die das Institut für
Wirtschaft, Arbeit und Kultur für die Liga der freien Wohlfahrtspflege in
Hessen durchgeführt hat. Durch fehlende Einnahmen und gestiegene Ausgaben sind
den Wohlfahrtsverbänden mehr als 15 Millionen Euro Defizite entstanden, wie der
heute präsentierte Bericht deutlich macht.
FRANKFURT. Mehr
als zwölf Monate Corona-Pandemie haben in allen Bereichen des Lebens Spuren
hinterlassen. Viele Menschen haben mit Jobverlust und Existenzängsten zu
kämpfen. Die Soziale Arbeit hat mit ihren Angeboten flexibel reagiert und viele
Hilfen für bedürftige Menschen angepasst. Kinder- und Jugendhilfe,
Beschäftigungsförderung, Migrationsarbeit oder Frauen- und Familienbildung sind
jedoch selbst direkt betroffen und auf finanzielle Hilfen angewiesen. Um sich
ein genaues Bild zu verschaffen, hat die Liga der freien Wohlfahrtspflege in
Hessen e. V. zusammen mit dem Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur der
Goethe-Universität eine Blitzlichtbefragung in ihren Einrichtungen
durchgeführt. Die wichtigsten Ergebnisse und Lösungswege wurden bei einer
virtuellen Pressekonferenz am Freitag vorgestellt.
„Die Wohlfahrtsverbände sind für den Zusammenhalt der Gesellschaft
systemrelevant. Mit unseren Angeboten und Dienstleistungen integrieren wir
schwache Gruppen und verhindern so eine weitere Spaltung der Gesellschaft.
Brechen diese Angebote wegen der Pandemie weg, hat das weitreichende gesellschaftliche
Folgen“, sagt Nils Möller, Vorsitzender der AG Finanzen in der Liga Hessen.
„Viele Angebote sind gerade in der Pandemie für Menschen in sozialen
Schwierigkeiten eine wichtige, manchmal sogar die einzige Stütze.“ Monika
Maier-Luchmann, Koordinatorin im Mehrgenerationenhaus Langen: „Dass wir unseren
Offenen Treff – das Herzstück unserer Vereinsarbeit – schließen mussten, trifft
alle hart. Schon so lange kein Mittagstisch für Senioren und Schulkinder, keine
sozialen Kontakte, keine Hausaufgabenhilfe, keine persönliche Begegnung
zwischen Jung und Alt – alle vermissen es schmerzlich. Als krisenerprobtes
Mütterzentrum sind wir so flexibel und kreativ wie möglich mit den immer wieder
neuen Situationen umgegangen, um Familien, kranke und ältere Menschen nicht
völlig allein zu lassen. Dennoch fehlten nicht nur plötzlich die Freiwilligen,
die sich bisher bei uns engagierten und unser Team unterstützten, sondern auch
Spenden und Teilnahmebeiträge. Für einen Verein, der einen Großteil seines
Etats aus eigenen Mitteln bestreiten muss, ein riesiger Kraftakt.“
„Das ist ein wesentliches Ergebnis unserer Befragung. Viele
Hilfen, die aufgelegt worden sind, haben für die heterogen strukturierte
Soziale Arbeit nicht oder zumindest nicht ausreichend gepasst“, sagt Dr. Christa
Larsen, Geschäftsführerin des IWAK. „Die Alten- und Behindertenhilfe ist hier
eine Ausnahme; hier hat ein Teil der aufgelegten Hilfsprogramme von Bund und
Land gegriffen. Aber es gibt viele Leistungen, die nicht über
Leistungsvergütungssysteme, sondern über Kursgebühren, Mitgliedsbeiträge oder
kommunale Zuschüsse finanziert werden, insbesondere Bildungsangebote, Kurse,
Sozialkaufhäuser, zum Teil Schuldnerberatung, Familien- oder Alltagshilfen und
vieles mehr. Viele dieser Organisationen konnten keine Hilfen beantragen.“
Allein für das vergangene Jahr rechnen nur die an der Befragung teilnehmenden
Organisationen mit Verlusten von mehr als 15 Millionen Euro. Die Gründe: Die
Angebote mussten umgestellt werden, Kursgebühren, Einnahmen durch Spenden und
Gastronomie sind weggefallen, die Ausgaben stiegen jedoch, etwa für
Schutzausrüstung, Digitalisierung oder Mietzahlungen.
„Bisher versuchen die Träger, die Defizite aus eigener Tasche zu
finanzieren, aber es ist eine Grenze erreicht“, sagt Nils Möller. „Gerade
kleinere Vereine und Organisationen sind in akuter Existenznot.“ Sein
Vorschlag: ein „Sonderfond Soziales, um die Mindereinnahmen und
Mehraufwendungen zu finanzieren“. Die Hilfen müssten passgenauer als bisher auf
die sozialen Arbeitsfelder zugeschnitten sein, damit die soziale Infrastruktur
in den Kommunen erhalten bleiben könne. Eine Möglichkeit sei auch, bestehende
Förderprogramme für die Organisationen der Sozialwirtschaft zu öffnen und
zielgenauer auszurichten.
Insbesondere der Ausbau der Digitalisierung habe viel Geld
gekostet. Die Organisationen in der sozialen Arbeit haben Hard- und Software
beschafft, Mitarbeitende geschult, Onlineberatungsangebote aufgebaut – auch das
großteils aus eigenen Mitteln. Hier wäre eine kurzfristige Unterstützung durch
das Land dringend notwendig.
Die Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen e. V.
ist der Zusammenschluss der sechs hessischen Wohlfahrtsverbände. Sie vertritt
gegenüber der Politik die Interessen der hilfebedürftigen und benachteiligten
Menschen sowie die Interessen ihrer Mitgliedsverbände. Mit ca. 7.300
Einrichtungen und Diensten sind die Mitgliedsverbände auch ein bedeutender
Wirtschaftsfaktor. Die Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege beschäftigen
113.000 Menschen beruflich, rund 160.000 sind ehrenamtlich darin engagiert.
Weitere Informationen
Dr.
Christa Larsen
Geschäftsführerin
IWAK
c.larsen@em.uni-frankfurt.de
Nils
Möller
Vorsitzender
AG Finanzen I Liga Hessen
Nils.moeller@drk-hessen.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für
Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat das Kooperationsprojekt zur Zugänglichmachung von audiovisuellen Forschungsdaten der Darstellenden Kunst für 24 Monate bewilligt.
FRANKFURT. Ab Mai 2021 startet das
DFG-Projekt „Mediatheken der Darstellenden Kunst digital vernetzen“ der
Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt am Main /
Fachinformationsdienst Darstellende Kunst und des Internationalen Theaterinstituts
Deutschland / Mediathek für Tanz und Theater, Berlin in Zusammenarbeit mit der
Wissenschaftlichen Videothek und Audiothek des Instituts für Theater-, Film-
und Medienwissenschaft der Universität Wien.
Das Ziel des Mediatheken-Projektes ist die digitale Zusammenführung von Metadaten zu audiovisuellen Beständen der Darstellenden Kunst, die verteilt bei theater- und tanzwissenschaflichen Instituten an Universitäten, Kunsthochschulen oder Medienarchiven in Deutschland vorliegen. Durch den Aufbau eines zentralen Recherchezugangs über das Portal www.performing-arts.eu des Fachinformationsdienstes Darstellende Kunst wird es möglich, Informationen zu audiovisuellen Medien und den in ihnen repräsentierten Aufführungen, Performances und Ereignissen der Darstellenden Kunst zu recherchieren.
Die digitale Zugänglichmachung und Kuratierung audiovisueller Forschungsdaten
ist ein zentrales Anliegen des Mediatheken-Projekts. Sukzessive werden in den
24 Monaten der Förderung die Mediatheksmetadaten von insgesamt sechs Projekt-
und Datenpartner*innen eingebunden bzw. zusammengeführt, unter der Prämisse den
freien Zugang im größtmöglichen Umfang zu ermöglichen. Sowohl die technischen
Entwicklungen, die erarbeiteten Serviceangebote als auch die
Evaluationsergebnisse stehen der Fachwelt und den Gedächtnisinstitutionen der
Darstellenden Kunst zur Nachnutzung dauerhaft und frei zur Verfügung. Die
technischen Entwicklungen werden als Open-Source-Quellcodes veröffentlicht und
die Anwendungsszenarien der Projektergebnisse als frei zugängliche
Projektdokumentationen publiziert.
Ansprechpartner*innen
für diese Pressemitteilung:
Franziska
Voß, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg /
Fachinformationsdienst Darstellende Kunst
Sara
Tiefenbacher, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg / Mediatheken
der Darstellenden Kunst digital vernetzen
Christine
Henniger, Internationales Theaterinstitut Deutschland, Mediathek für Tanz und
Theater
mediathek@performing-arts.eu
Kontakt
für Pressefragen allgemein: Bernhard Wirth, Stabsstelle Ausbildung und
Öffentlichkeitsarbeit, Tel. +49 (69) 798 39223; Mail: b.wirth@ub.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Dirk Frank,
Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon: 069 798–13753, E-Mail: frank@pvw.uni-frankfurt.de