​​​​​​​Pressemitteilungen ​​​​​​ ​ – Juni 2020

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Pressestelle Goethe-Universität

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Jun 5 2020
11:39

​Studie von Goethe-Uni und den Universitäten Bonn und Mannheim nimmt die Folgen für berufstätige Eltern in den Fokus – Frauen wohl besonders betroffen

Corona lässt Arbeitszeit schrumpfen

FRANKFURT. Der Wegfall der Kinderbetreuung während der Corona-Krise hat signifikante Effekte auf das Arbeitsangebot. Dies macht eine Studie deutlich, an der auch Prof. Dr. Fuchs-Schündeln, Wirtschaftswissenschaftlerin an der Goethe-Universität, beteiligt war.

Seit Wochen sind Schulen und Kindergärten geschlossen, die Wirtschaft wird jedoch allmählich wieder hochgefahren. Dieses Hochfahren geht einher mit mehr Präsenzzeiten am Arbeitsplatz – für berufstätige Eltern eine kaum zu erfüllende Anforderung. Nicola Fuchs-Schündeln, Professorin für Makroökonomie und Entwicklung an der Goethe-Universität, hat gemeinsam mit ihrem Bonner Kollegen Prof. Dr. Moritz Kuhn und der Mannheimer Kollegin Prof. Michèle Tertilt die Folgen mangelnder Betreuungsangebote für Kinder und deren Auswirkungen auf die verfügbare Arbeitszeit berufstätiger Eltern untersucht. Das Ergebnis: Der Anteil der Eltern, die von geschlossenen Schulen und Kindergärten betroffen ist, ist doppelt so hoch wie die Gesamtzahl der Arbeitslosen in Deutschland.

Denn auch wenn Schulen und Betreuungseinrichtungen ebenfalls vorsichtig wieder öffnen: Von Normalität kann noch lange nicht die Rede sein. Regelunterricht findet in den meisten Bundesländern nach derzeitigen Planungen bis zu den Sommerferien erst einmal nicht statt. „Jeder vierte Erwerbstätige in Deutschland hat Kinder unter 14 Jahren im Haushalt, deren Betreuungsmöglichkeiten nun wegfallen“, sagt Fuchs-Schündeln. Die Menge der Betroffenen entspreche den rund zehn Millionen Beschäftigten des Verarbeitenden Gewerbes und der Bauindustrie in Deutschland. Das Forscherteam nutzt für seine Schätzungen die Daten der Arbeitskräfteerhebung der EU (AKE) aus dem Jahr 2018.

Selbst wenn man berücksichtige, dass beispielsweise ältere Geschwister oder ein nicht arbeitender Elternteil die Betreuung der Kinder übernimmt, sind immer noch 21 Prozent der Erwerbstätigen von geschlossenen Schulen und Kindertagesstätten betroffen. Häufig wird das Betreuungsproblem dann dadurch gelöst, dass ein Elternteil zu Hause bleibt. In diesem Fall – so schätzen die Forscher – würden den Arbeitgebern elf Prozent der Erwerbstätigen fehlen. Damit ist der Anteil der von der Betreuungsnot betroffenen Eltern fast doppelt so hoch wie die derzeitige Arbeitslosenquote in Deutschland (5,8 Prozent im April 2020).

Wenn die Kinder klein sind, ist es zumeist die Mutter, die ihre Arbeitszeit reduziert. Die untersuchten Daten zeigen, dass in 82 Prozent der untersuchten Haushalte die Frau weniger arbeitet als der Mann. Berücksichtigt man die reduzierte Arbeitszeit eines Elternteils, so der Befund der Forscher, wären 8,4 Prozent der geleisteten Arbeitsstunden von einem Arbeitsausfall auf Grund fehlender Kinderbetreuung betroffen– das entspräche dem achtfachen kurzarbeiterbedingten Stundenausfall während der Finanzkrise 2009. Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung arbeitender Eltern zeigt sich hier deutlich.

Hierin zeigten sich den Autoren zufolge die gegenwärtigen Kosten fehlender Kinderbetreuung. Darüber hinaus könne langfristig jedoch auch die Gleichberechtigung von Frauen am Arbeitsmarkt einen Rückschlag erleiden. Karriereunterbrechungen im ersten Drittel des Erwerbslebens führten zu einer langfristigen Verschlechterung des Einkommens. „Wir haben in unserer Forschung zu Karriereverläufen gesehen, dass unterschiedliche Karriereverläufe von Männern und Frauen zu 50 Prozent die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede erklären“, so der Bonner Wirtschaftswissenschaftler Moritz Kuhn.


Ein Porträt von Nicola Fuchs-Schündeln zum Download finden Sie unter folgendem Link: http://www.uni-frankfurt.de/88964858

Bildtext: Die Frankfurter Wirtschaftswissenschaftlerin Nicola Fuchs-Schündeln ist Mitautorin einer Studie zu den langfristigen Folgen mangelnder Kinderbetreuung durch die Corona-Krise. Foto: Kay Nietfeld

Informationen: Prof. Dr. Nicola Fuchs-Schündeln, Ph.D., Professur für Makroökonomie und Entwicklung, Campus Westend, Telefon 069 798-33815, E-Mail fuchs@wiwi.uni-frankfurt.de. Link zum Paper: https://voxeu.org/article/short-run-implications-school-closures

 

Jun 5 2020
10:59

​Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) an der Goethe-Universität legt Indikatoren zur Einschätzung der Auswirkungen der Corona-Krise auf die regionalen Arbeitsmärkte in Hessen vor

Corona und der Arbeitsmarkt in Hessen: Differenzierter Blick tut not

FRANKFURT. Durch die Berichterstattung in den Medien konnte in den vergangenen Wochen leicht der Eindruck entstehen, dass Kurzarbeit ein sehr weitverbreitetes Phänomen sei. Doch dies entspricht zumindest in Hessen nicht ganz der Realität, wie die heute vorgelegten Daten des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) zeigen.

Nur für ein knappes Drittel der Beschäftigten in Hessen ist von März bis Mai 2020 Kurzarbeit angemeldet worden, wobei es zwischen den Regionen große Unterschiede gibt: Während in der Stadt Darmstadt nur für einen von fünf Beschäftigten eine Meldung zur Kurzarbeit gemacht wurde, trifft dies im Kreis Groß-Gerau auf jeden zweiten Beschäftigten zu. „Dies liegt daran, dass die einzelnen Wirtschaftszweige in unterschiedlichem Maße von Kurzarbeit betroffen sind“, sagt Dr. Christa Larsen, Geschäftsführerin des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK), eines Zentrums der Goethe-Universität, das nun den Regionaldatenreport veröffentlicht hat.

Zwischen den Wirtschaftszweigen gibt es große Unterschiede: Während im Gastgewerbe von März bis Mai 2020 für 91 Prozent der Beschäftigten Kurzarbeit angemeldet wurde, waren in der Logistik sowie im verarbeitenden Gewerbe jeweils rund die Hälfte der Beschäftigten davon betroffen. Hingegen trifft dies in der öffentlichen Verwaltung nur auf 3 Prozent der Beschäftigten und im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen auf 4 Prozent zu. In den Kreisen und kreisfreien Städten Hessens, wo jene Wirtschaftszweige, die stark von Kurzarbeit betroffen sind, dominieren, ist der Anteil an Kurzarbeit entsprechend hoch. Der zeitliche Peak der Anmeldungen von Kurzarbeit war im April 2020. Im Mai war das wirtschaftliche Geschehen offenbar wieder so weit in Gang gekommen, dass nur noch 4 Prozent der Betriebe in Hessen Kurzarbeit angemeldet hatten.

Ein ähnlicher Befund zeigt sich im Mai 2020 auch bei den Personen, die sich arbeitslos gemeldet haben.  Im Vergleich zum Vormonat war deren Zahl deutlich rückläufig, nämlich insgesamt um 21 Prozent. Besonders stark ist dieser Trend in den meisten Kreisen und kreisfreien Städten zu beobachten. „Dies ist zunächst ein hoffnungsvolles Signal“, meint Oliver Lauxen, Leiter der Studie im IWAK. Allerdings seien die absoluten Zahlen deutlich höher als im Vorjahr, und im Vergleich zu 2019 seien auch weniger arbeitslose Menschen wieder in Beschäftigung gekommen. Insofern gebe es sicherlich Handlungsbedarf. Wichtig sei, dass im Mai die Rekrutierung bei den Betrieben wieder stärker angelaufen sei. Während im April 2020 die bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten offenen Arbeitsstellen noch um 52 Prozent unter den Vorjahreswerten lagen, schließt sich die Schere im Mai im Vergleich zu 2019 und liegt nur noch bei 39 Prozent. Dies sind dem IWAK zufolge Zeichen, dass sich die Lage leicht entspannt.

Dies gilt allerdings noch nicht für den Ausbildungsbereich. Im Mai 2020 sind 9 Prozent weniger Berufsausbildungsstellen bereits besetzt, als dies zur gleichen Zeit im Vorjahr der Fall war. Im April 2020 lag der Abstand zum Vorjahr noch bei 7 Prozent, die Lücke wächst hier also, wobei die Unterschiede zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten sehr groß sind. Während im Kreis Darmstadt-Dieburg im Mai 2020 noch 27 Prozent weniger Ausbildungsstellen besetzt waren als im Vorjahr, stellt sich die gegenteilige Lage im Wetteraukreis, im Vogelsbergkreis und im Kreis Groß-Gerau dar. Dort sind im Mai 2020 schon mehr Ausbildungsstellen besetzt als zum gleichen Zeitpunkt in 2019.

„Wir sehen in den Daten erste Signale, dass immer größere Teile der Wirtschaft in Hessen langsam wieder Fahrt aufnehmen“, so Larsen weiter. „Die Kurzarbeit und die Arbeitslosigkeit hatten bisher im April ihren Peak erreicht, und die Dynamik ist im Mai deutlich zurückgegangen. Die Zurückhaltung der Betriebe bei der Besetzung offener Stellen scheint abzunehmen. Die Ausbildung bleibt allerdings ein Sorgenkind, das besonderer Aufmerksamkeit bedarf. Allerdings ist hier eine regional differenzierte Betrachtung wichtig“, sagt Christa Larsen.

Das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität unterstützt seit vielen Jahren die Akteure in Arbeitsmarkt und Wirtschaft in Hessen regelmäßig mit Daten, um Transparenz und Orientierung zu schaffen. Die Darstellung der regionalen Unterschiede nimmt dabei einen großen Stellenwert ein. Der hier vorgelegt IWAK-Regionaldatenreport ist auf Wunsch vieler Akteure aus regionaler Wirtschaft und Arbeitsmarkt nach einem kontinuierlichen Monitoring der Lage entstanden.

„Wir knüpfen dabei an die in vielen Bereichen gute Kooperation zwischen Hochschule und Wirtschaft in Hessen an“, stellt Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz fest, der an der Goethe-Universität für die „Third Mission“ zuständig ist – also für das Zusammenwirken von Wissenschaft und Gesellschaft und Wirtschaft.

Von jetzt an plant das IWAK monatliche Berichte, die zeitnahe Einblicke in die Entwicklungen vor Ort, aber auch auf Landesebene ermöglichen. Dafür steht das Institut in kontinuierlichem Austausch mit den Nutzenden, so dass der bedarfsorientierte Einbezug weiterer Indikatoren möglich ist. Anfang Juli 2020 soll der nächste Bericht mit einem Schwerpunkt auf dem Thema Arbeitslosigkeit vorgelegt werden.


Informationen:
Dr. Christa Larsen, Geschäftsführerin des IWAK, Telefon: 069 798 22152, Mail: C.Larsen@em.uni-frankfurt.de, www.iwak-frankfurt.de. Ein Abonnement des monatlichen Berichts erhalten Sie auf E-Mail-Anfrage bei Christa Larsen. Den aktuellen Bericht zum Download finden Sie unter:
http://www.iwak-frankfurt.de/wp-content/uploads/2020/06/IWAK_Regionaldatenreport_2.pdf

 

Jun 4 2020
15:50

Der Theologe Prof. Christof Mandry spricht im neuen UniReport über moralisch-ethische Dilemmata der Corona-Pandemie.

Freiheit oder Leben?

FRANKFURT. Die Bekämpfung der Corona-Pandemie hat weltweit für zum Teil massive Einschränkungen des wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Lebens gesorgt und in einer Reihe von Staaten das Gesellschaftssystem an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Viele Maßnahmen wurden zwar bereits zurückgenommen, doch bei weiteren Pandemiewellen könnte es (wieder) zu erheblichen medizinischen Versorgungsengpässen kommen. Christof Mandry, Professor für Moraltheologie und Sozialethik an der Goethe-Universität, bringt in seinem Essay in der neuen Ausgabe des UniReport den Konflikt zwischen den Grundrechten auf Freiheit und auf Gesundheitsschutz auf den Punkt, wenn er fragt: „Welchen Stellenwert kann die Selbstbestimmung von Erkrankten haben, wenn die Behandlungskapazitäten nicht für alle ausreichen und faktisch entschieden werden muss, wer eine potenziell lebensrettende (intensiv-) medizinische Versorgung erhält und wem sie mit potenziell tödlichen Konsequenzen verwehrt werden muss?“

Mandry sieht eine Zuspitzung dieses Dilemmas gegeben, wenn weitere Kranke, die in einer Pandemie-Überlastungssituation in die Klinik gebracht werden, nach dem medizinischen Prognoseverfahren bessere Erfolgsaussichten haben. Dann müssten nach dem Verfahren der sogenannten „Triage-Reevaluation“ Patienten mit weniger guten Heilungschancen das Intensivbett verlassen – die ethische Problematik, so der Theologe, bestehe unter anderem darin, dass in einem solchen Fall Patienten gegen ihren Willen und bei fortbestehender Sinnhaftigkeit die Behandlung entzogen werde und sie sterbengelassen werden. Mandry fragt weiter: „Sollte der Bundestag hier tatsächlich tätig werden und durch Gesetz festlegen, dass Bürger in solchen Situationen verpflichtet sind – und folglich gezwungen werden können –, ihr Lebensrecht für andere aufzugeben – gäbe er damit nicht seine Legitimation preis, die gerade in der Garantie der Grundrechte des Einzelnen besteht?“
 

Die weiteren Themen im UniReport 3/Juni 2020:


  • „Die Gefahr durch dieses Virus ist jetzt nicht geringer als Anfang März“: Die Virologin Prof. Sandra Ciesek über den aktuellen Stand der Forschung zu Covid-19.
  • Das Experiment virtuelles Semester läuft besser als gedacht: Der Online-Lehrbetrieb – Eindrücke, Erfahrungen und Ausblicke von Lehrenden und E-Learning-Experten.
  • Mehr Flexibilität, weniger „realer“ Austausch: Wie Corona den Alltag im Studium verändert.
  • Was Corona über Nacht aus Studierenden macht (oder machen kann): Gedanken aus der Fachdidaktik von Prof. Daniela Elsner und Dr. Heike Nielsen.
  • Konsequente Unterdrückungsstrategien führen zu niedrigeren Gesamtkosten: Die Physiker Prof. Roser Valenti und Prof. Claudius Gros haben sich mit den sozioökonomischen Folgen von „Social Distancing“ beschäftigt.
  • Nichts Neues bei den Masken: Der Japanologe Prof. Michael Kinski wirft einen Blick in die Geschichte der Mund-Nasenschutz-Masken in Japan.
  • Covid-19-Erkrankung ist keine Grippe: Erfahrungsgesättigte Einschätzungen aus der Virologie und der Medizin.
  • „Kleine Fächer“ an der Goethe-Universität: Prof. Zhiyi Yang über die Sinologie in Frankfurt und Chinas Rolle in der Welt.
  • Teilchen Billard mit drei Partnern: Physiker der Goethe-Universität haben das Rätsel um den Compton-Effekt gelöst.
  • Wem die Bücher wirklich gehören: Die Universitätsbibliothek will Raubgut in ihren Beständen aufspüren.
  • Innovative Ideen für das Lehren mit digitalen Medien: Digi_Gap ist ein neues Forschungsprojekt in der Lehrkräftebildung.
  • EU-Projekt zum akut-auf-chronischen-Leberversagen vereint Experten im Taunus: Nachbericht zur zweiten Vollversammlung des Horozon-2020-Projekts MICROB-PREDICT.
  • Neue Goethe-Fellows: Prof. Sabine Andresen, Prof. Beatrice Brunhöber und Prof. Cornelia Ebert werden am Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg forschen.
  • Porträt in der Rubrik Goethe, Deine Forscher: Der Amerikanist Johannes Völz verbindet in seiner Forschung Literaturwissenschaft, Politikwissenschaft und Philosophie.
  • Eingebunden in die Bewältigung der Corona-Krise: Fazilet Duygu arbeitet als Stipendiatin der Philipp-Schwartz-Initiative in der Infektiologie des Universitätsklinikums
  • Luminale kommt ans Uniklinikum: Licht-Anemonen des Künstlers Malte Kebbel leuchten für die kommenden Wochen auf dem Vorplatz des Universitätsklinikums.
  • „Die digitale Lehre wird bleiben“: Das E-Learning-Projekt „StudyCore“ verbindet Forschung mit pädagogischer Praxis.
Der UniReport 3/2020 steht zum kostenlosen Download bereit unter https://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe

 

Jun 4 2020
09:43

​Expertise der Frankfurter Wirtschaftswissenschaftlerin international gefragt

Nicola Fuchs-Schündeln in französische Wirtschafts-Kommission berufen

FRANKFURT. Nicola Fuchs-Schündeln, Professorin für Makroökonomie und Entwicklung an der Goethe-Universität, ist in eine neu eingesetzte internationale Expertenkommission berufen worden, die den französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu den großen wirtschaftlichen Herausforderungen beraten wird.

Geleitet wird die Kommission von dem Nobelpreisträger Jean Tirole und dem ehemaligen Chefökonomen des Internationalen Währungsfonds Olivier Blanchard. Die darin vertretenen 24 Ökonominnen und Ökonomen aus der ganzen Welt sollen Zukunftskonzepte zu den Themen Ungleichheit, Klimawandel und Demographie erarbeiten.

Fuchs-Schündeln ist bereits seit September 2019 Mitglied des deutsch-französischen Expertenrats für Wirtschaft. Dieses Gremium besteht aus fünf deutschen und fünf französischen Wirtschaftsexpertinnen und -experten.

Nicola Fuchs-Schündeln hat seit 2009 die Professur für Makroökonomie und Entwicklung an der Goethe-Universität inne. 2018 erhielt sie den renommierten Leibniz-Preis sowie einen Forschungspreis des European Research Councils. Sie ist Vorsitzende des Vereins für Socialpolitik, des Vereins der deutschsprachigen Ökonomen, und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundesfinanzministeriums. Außerdem ist sie Vorsitzende der Review of Economic Studies, einer renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschrift. Vor ihrem Wechsel an die Goethe-Universität war Fuchs-Schündeln an der US-amerikanischen Harvard University tätig. Forschungsaufenthalte führten sie an die Stanford University und die University of New South Wales.


Ein Porträt von Nicola Fuchs-Schündeln zum Download finden Sie unter folgendem Link: http://www.uni-frankfurt.de/88964858
Bildtext:
Nicola Fuchs-Schündeln, Professorin für Makroökonomie und Entwicklung an der Goethe-Universität, ist Mitglied in der neu eingesetzten internationalen Expertenkommission, die den französischen Präsidenten beraten wird. Foto: Kay Nietfeld

Informationen:

https://www.elysee.fr/emmanuel-macron/2020/05/29/climat-inegalites-demographie-installation-dune-commission-dexperts-sur-les-grands-defis-economiques

 

Jun 3 2020
16:40

Museum Giersch der Goethe-Universität zeigt erstmals 180 Bilder von Nini und Carry Hess - Sonderausstellung wird Partnerprojekt der RAY Fototriennale 2021

Sonderausstellung mit Fotoschätzen aus der Weimarer Republik

FRANKFURT. Das Museum Giersch der Goethe-Universität stellt im Frühjahr/Sommer nächsten Jahres Leben und Werk der Frankfurter Fotografinnen Nini (1884–1943) und Carry Hess (1889–1957) in einer umfangreichen monographischen Ausstellung mit rund 180 Originalfotografien vor. Das Fotoatelier der beiden Schwestern gehörte zu den renommiertesten der Weimarer Republik. Zahlreiche Prominente suchten es auf, um sich porträtieren zu lassen, unter anderen Max Beckmann, Thomas Mann und Mary Wigman. Spezialisiert auf Porträt- und Theaterfotografien, schufen Nini und Carry Hess aber auch Tanz-, Akt-, Mode- und Architekturaufnahmen und prägten durch ihre Fotos das Bild der „Neuen Frau“ in den 1920er-Jahren entscheidend mit. Die beiden jüdischen Fotografinnen wurden von den Nationalsozialisten verfolgt und ihr Atelier in der Reichspogromnacht vollständig zerstört. Nini Hess wurde in Auschwitz ermordet, ihre Schwester Carry verstarb 1957 im Exil.
 
Die Sonderausstellung im Museum Giersch der Goethe-Universität ist nun als Partnerprojekt in das Programm der Triennale RAY Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain aufgenommen worden. Die Triennale RAY Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain wurde 2010 auf Initiative des Kulturfonds Frankfurt RheinMain gegründet – mit dem Ziel, die Vielfalt und die Kompetenz der zahlreichen Sammlungen und Institutionen, die sich dem Thema der künstlerischen Fotografie in der Region Frankfurt/Rhein-Main widmen, zu bündeln und besonders herauszustellen. Vom 3. Juni bis 12. September 2021 zeigen zum vierten Mal zwölf Institutionen der Region ein breites Kaleidoskop an Fotoausstellungen, die von zahlreichen weiteren Aktivitäten begleitet werden. Das Thema dieses Fotografie-Sommers lautet IDEOLOGIES.
 
„Wir freuen uns mit dem aufwändigen Forschungs- und Ausstellungsvorhaben zu Nini und Carry Hess Teil von RAY 2021 sein zu dürfen und so Schicksal wie Werk der beiden beeindruckenden Fotografinnen einem größeren Publikum bekannt machen zu können“, sagt Dr. Birgit Sander, Direktorin des Museum Giersch der Goethe-Universität. „Mit der Aufarbeitung des fotografischen Schaffens von Nini und Carry Hess knüpfen wir an erfolgreiche Fotoausstellungen unseres Museums an – z. B. zur frühen Fotografie im Rhein-Main-Gebiet oder zum fotografischen Werk von Laura J. Padgett oder von Inge Werth. Und wir lenken den Blick abermals auf wenig bekannte Künstlerinnen unserer Region, die der Entdeckung lohnen.“
 
Foto zum Download unter: http://www.uni-frankfurt.de/88956976
 
Pressefoto: Nini & Carry Hess: Thomas Mann, 1925, ETH-Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv
 
 
RAY 2021 im Internet: www.ray2021.de
 
RAY 2021 Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain ist eine Kooperation von Darmstädter Tage der Fotografie, Deutsche Börse Photography Foundation, DZ BANK Kunstsammlung, Fotografie Forum Frankfurt,Frankfurter Kunstverein, Museum Angewandte Kunst, Museum MMK für Moderne Kunst sowie der RAY Partner Historisches Museum Frankfurt, Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim, Kunstforum der TU Darmstadt, Marta Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie e.V. im Stadtmuseum Hofheim, Museum Giersch der Goethe-Universität und Nassauischer Kunstverein Wiesbaden.
 
Informationen: Christine Karmann, Kommunikation und Marketing Museum Giersch der Goethe-Universität, Tel: 069/138210121, E-Mail: presse@museum-giersch.de
Adresse: Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt am Main

 

Jun 3 2020
13:50

​Studie zum Unterrichtshandeln von Lehrkräften während der Corona-Schulschließungen

Schule auf Distanz: Herausforderung und Chance

FRANKFURT. Herausforderung und Chance zugleich – so erleben hessische Lehrkräfte das Unterrichten auf Distanz, das durch die Schulschließungen während der Corona-Krise notwendig wurde. Eine Studie an der Goethe-Universität zeigt, welche unterschiedlichen Wege die Lehrerinnen und Lehrer dabei gegangen sind.
 
Mit der bundesweiten Schulschließung im März 2020 standen Lehrerinnen und Lehrer in ganz Deutschland quasi über Nacht vor der Herausforderung, den Lernprozess der Schüler von zu Hause aus als Fern-Unterricht zu organisieren. Die Bedingungen, Voraussetzungen und Strukturen des Unterrichts und des schulischen Lernens änderten sich für alle Beteiligten ebenso plötzlich wie tiefgreifend.
 
Wie gestalten nun Lehrerinnen und Lehrer ihr praktisches Lehrhandeln unter den veränderten Bedingungen? Das hat das Team der mediendidaktischen Abteilung von studiumdigitale, der zentralen eLearning-Einrichtung der Goethe-Universität, in einer qualitativen Studie mit rund 70 Lehrkräften verschiedener Schulformen (Grundschule, Sekundarstufe 1 und 2, Berufsschule) untersucht. Qualitativ heißt: Die Befragten konnten ihre Erfahrungen individuell schildern. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, inwiefern die Lehrpraxis durch die Krise beeinflusst wird und wie sie sich unter den neuen Bedingungen verändert. Sehen die Lehrkräfte die Situation auch als Chance, Lernszenarien ganz neu zu gestalten? Erhoben wurden die Daten in der ersten Aprilwoche, als die Schulen seit etwa zwei Wochen geschlossen waren. Die Lehrkräfte beschrieben ihr Lehrhandeln also unter dem Eindruck der ersten Wochen der Krise.
 
Dabei zeigte sich: Die veränderte Situation bedeutete für Lehrkräfte Herausforderung und Chance zugleich. Einerseits wurde ein gewisser Druck empfunden, digitale Medien zu nutzen, um den Unterricht überhaupt zu ermöglichen. Das Fehlen bekannter Strukturen und Abläufe wie Schulstunden im 45 bzw. 90 Minutentakt oder Fachunterricht im Klassenverband wurde jedoch andererseits auch genutzt, um Schule, Unterricht und Lernen ganz anders zu denken und zu organisieren.
 
„Beides ist eng miteinander verwoben: Der mit der digitalen Transformation verbundene Wechsel von der Buchdruckgesellschaft zur digitalen globalisierten Netzwerkgesellschaft erfordert ein neues Verständnis von Lehren und Lernen. Der Lernprozess sollte stärker projekt- und problemorientiert sein, Lernende sollten, losgelöst von spezifischen ‚Lernorten', kollaborativ in Lernnetzwerken und Projektgruppen an fächerübergreifenden Themen arbeiten“, erklärt Prof. Dr. Alexander Tillmann, kommissarischer Leiter von studiumdigitale.
 
Die Studie zeigt, dass bisherige Lehrpraktiken offenbar weitgehend erhalten bleiben, auch wenn die üblichen Rahmenbedingungen schulischen Lernens, wie der Unterricht entlang strenger Fächergrenzen in vorgegebenem Stundentakt de facto außer Kraft gesetzt sind. Gefördert wird das auch von vielen Schulleitungen, die klare Aufgaben mit Angabe der Bearbeitungszeit und Abgabeform verlangen, wobei sich die Bearbeitungszeit an Umfang und Dauer der Unterrichtsstunden im jeweiligen Fach orientieren sollen. Die Forderung, dass Lernerfolg und Lernweg regelmäßig in kleinen Schritten kontrolliert werden sollen, führt zu einer sehr starken Arbeitsbelastung für die Lehrkräfte. Wo zudem keine Lernplattformen für Kommunikation und Austausch zur Verfügung stehen, sondern vor allem über E-Mail kommuniziert wird, werden Abläufe und Kommunikation als schwierig empfunden, wie eine Lehrkraft ausführt: „Ich erstelle Arbeitsaufträge im Homeoffice und schicke sie per E-Mail an die Schülerinnen und Schüler. […] Die Kommunikation mit den Schülerinnen und Schülern erfolgt nur per E-Mail, was sehr umständlich ist. Eine Schulplattform ist aktuell für unsere Schule noch nicht freigeschaltet.“ Der zeitliche Aufwand für Korrekturen, Kommunikation und Feedback erscheine gegenüber dem Präsenzunterricht deutlich höher: „Sowohl Lehrkräfte als auch Schüler arbeiten gefühlt doppelt so viel. Lehrkräfte haben viel zu viele Korrekturen […] ein echter Lernertrag bleibt gefühlt aber auf der Strecke“.
 
Zum Teil lässt sich ein Nachdenken über neue Lernformen bei den Lehrkräften beobachten: So stellt sich eine Lehrerin die Frage, „…ob man nicht den Schülern im Sinne des offenen Lernens mehr Spielräume statt eines starren Stundenplans geben kann, um so zu arbeiten und sich dann in regelmäßigen Präsenzzeiten in der Schule zusammenfindet“. Die Reflexion der aktuellen Erfahrungen mit digitalen Werkzeugen führt bei einzelnen Lehrkräften dazu, dass sich ihr praktisches Lehrhandeln bereits verändert hat: „Tatsächlich hat sich eher die Art der Arbeitsaufträge hin zu offenen Lernformen verändert als die 'digitalen Praktiken'“. Aber auch wenn Lehrkräfte durchaus gegenüber neuen Lehrformaten, wie sie die Bildungsforschung für die digitale Netzwerkgesellschaft fordern, aufgeschlossen sind, werden digitale Medien im aktuellen „Homeschooling“ kaum für projektorientierte und fächerübergreifende kollaborative Aktivitäten der Wissenskonstruktion eingesetzt. Ausnahme sind Schulen, an denen solche Handlungspraktiken bereits vor Corona etabliert waren.
 
Die Krise könne erfolgreich als Ausgangspunkt für positive Veränderung genutzt werden, wenn die gegenwärtigen Erfahrungen reflektiert und für zukünftiges Handeln fruchtbar gemacht würden, so Prof. Tillmann. Die Reflexion der während der Schulschließung gemachten Erfahrungen sei also in der Zeit nach der Krise für Schulen eine wichtige Aufgabe.
 
Die Studie wird im August bei der Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW) in Winterthur vorgestellt und im Tagungsband unter „Michael Eichhorn, Alexander Tillmann, Ralph Müller, Angela Rizzo (2020). Unterrichten in Zeiten von Corona: Praxistheoretische Untersuchung des Lehrhandelns während der Schulschließung“ publiziert.
 
 
Informationen: Michael Eichhorn, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei studiumdigitale, Qualifizierung und Beratung, Telefon 069 798-23609, E-Mail eichhorn@sd.uni-frankfurt.de; Prof. Dr. Alexander Tillmann, kommissarischer Leiter von studiumdigitale, Telefon 069 798-24618, E-Mail tillmann@sd.uni-frankfurt.de; die Studie ist auf Anfrage vorab erhältlich.