Okt 2 2008

Hochkarätige Tagung zu ›Warenästhetiken‹ beleuchtet Literatur, Kunst und Konsumkultur

Sind Duschgeltuben Hochkultur?

FRANKFURT. Zu einer internationalen und interdisziplinären Tagung über ›Warenästhetiken‹ lädt vom 3. bis 5. Oktober das Institut für Deutsche Sprache und Literatur II auf den Campus Westend ein. Veranstaltet von Prof. Heinz Drügh will die Tagung das Phänomen der Warenästhetik kritisch hinterfragen und revidieren. Und das mit der gebotenen wissenschaftlichen Distanz und Ausgewogenheit: Denn weder soll die Stichhaltigkeit vieler Kritikpunkte an den Verblendungsmechanismen der Warenästhetik und des Massenkonsums geleugnet werden, noch will man sich den mitunter einseitigen Implikationen der kulturkritischen, neomarxistisch gefärbten Debatte verschreiben, die in den 1960er- und 1970er-Jahren geführt wurde.

Vor diesem Hintergrund will sich die Konferenz der Warenästhetik mit historisch/phänomenologischer Genauigkeit annehmen, sie im Lichte ihrer literarischen und künstlerischen Aneignung vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart in den Blick nehmen und dabei die Vielzahl von Überlegungen sichten und auswerten, die seit den 1970er-Jahren die Perspektive auf die Warenästhetik verfeinert haben. Eingedenk der ästhetischen Produktivität der Warenästhetik, der Ambivalenz jenes geistigen Mischungsverhältnisses aus Abgestoßen-Sein und Faszination, mit der viele auf die Verführungsangebote der Warenwelt reagieren, sowie die methodologische Erweiterung und Diversifizierung im Zugriff auf die Phänomene der Warenästhetik soll der Blick vor allem auf die enorme und dennoch meist vernachlässigte oder gering geschätzte ästhetische Produktivkraft gelenkt werden, die von der Warenkultur seit etwa 1850 ausgeht. Dazu erwartet werden WissenschaftlerInnen aus den USA, Israel, Österreich, Bulgarien und Deutschland.

Ein Höhepunkt der Tagung verspricht dabei das Podiumsgespräch ›Globalisierte Populärkultur und postkommunistisches Begehren‹ zu werden,

am: Samstag, den 4. Oktober 2008, um 18.30 Uhr,
Ort: Museum für Angewandte Kunst (MAK)
Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt.

Als Diskutanten erwartet werden unter anderem Prof. Benjamin R. Barber (New York), Robert Misik (Wien) und Prof. Wolfgang Ullrich (Karlsruhe). Barber war Professor für Politische Wissenschaft an der Rutgers University und Professor für Zivilgeschichte an der University of Maryland. Er gilt als einer der führenden internationalen Theoretiker des Politischen und Vordenker des Kommunitarismus und beriet unter anderem Bill Clinton und Roman Herzog. Robert Misik war Redakteur diverser Tages- und Wochenzeitungen und lebt heute als freier Autor in Wien. Unter anderem schreibt er regelmäßig für Zeitungen wie taz, profil und Standard und trat wiederholt als Sachbuchautor hervor. Bei Wolfgang Ullrich schließlich handelt es sich um einen zentralen Protagonisten der europäischen Konsumkulturforschung. Er wirkt als Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und ist Autor zahlreicher Bücher, darunter der 2007 erschienenen Grundlagenuntersuchung ›Habenwollen. Wie funktioniert die Konsumkultur?‹. Weitere Teilnehmer des Podiums sind Prof. Ivaylo Ditchev (Sofia), Prof. Eva Illouz (Jerusalem) und Prof. Schamma Schahadat (Tübingen), es moderiert Prof. Heinz Drügh von der Goethe-Universität Frankfurt. Die Podiumsdiskussion ist öffentlich, der Eintritt ist frei. Dies gilt auch für die übrigen Programmpunkte der Tagung.

Informationen: Prof. Heinz Drügh, Institut für Deutsche Sprache und Literatur II, Campus Westend, Tel.: (069) 798-32676, druegh@lingua.uni-frankfurt.de