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Apr 17 2014
14:10

Eröffnung der Ausstellung im IG-Farben-Haus auf dem Campus Westend

Jochem Hendricks „Revolutionäres Archiv“ in der Studiengalerie 1.357

FRANKFURT. Die Studiengalerie 1.357 der Goethe-Universität zeigt im April Arbeiten aus der Werkgruppe „Revolutionäres Archiv“ des Frankfurter Konzeptkünstlers Jochem Hendricks: die Fotoserien „Banküberfall“ (1973/2011), „Hausräumung“ (1980/2011) und die Fotografie „Großkundgebung“ (1976/2011). Sämtliche Arbeiten stammen aus dem Sammlungsbestand der „DZ BANK Kunstsammlung“. Die Ausstellung wird am Mittwoch (23. April) um 20 Uhr im IG-Farben-Haus auf dem Campus Westend eröffnet.

Hendricks setzt sich in „Revolutionäres Archiv“ mit Überwachung und Bildgebrauch auseinander. Als Ausgangsmaterial dienen ihm Polizeifotos aus den 1970er Jahren. Die Abzüge fertigte die Fotografin Magdalena Kopp an, ein ehemaliges Mitglied der Frankfurter Revolutionären Zellen. „Hendricks’ Arbeit kehrt damit nicht nur die Situation von Beobachtern und Beobachteten um. Seine Anverwandlung der Polizeifotos ermöglicht Beobachtungen zweiter Ordnung: Beobachtungen der Beobachtung, die auch den heutigen Betrachter einschließen“, formuliert es die Studiengruppe „Geschichtspolitik Gedächtnispolitik, Gedächtniskultur und Bildgebrauch“, die regelmäßig Ausstellungen in der Studiengalerie 1.357 konzipiert. „Hendricks zeigt, durch welche Art von Dokumenten unser heutiges Bildwissen von der 68er- und RAF-Zeit geprägt ist.“

Die Titel der einzelnen Arbeiten – „Banküberfall“, „Hausbesetzung“, „Großkundgebung“ – geben bereits Aufschluss über den Bildinhalt. „Banküberfall“ besteht aus fünfzehn Einzelbildern und einem Detailplan des Tatorts. Die Polizeifotos dokumentieren ausschnittweise den Tathergang. Zu sehen sind die Umgebung einer Bank in Neu-Isenburg, beteiligte sowie unbeteiligte Personen und Nahaufnahmen von beschädigten Autos. Die erste Fotografie der Serie „Hausbesetzung“ zeigt eine Gruppe von jungen Leuten aus der Hausbesetzerszene. Die zweite Fotografie dokumentiert einige SEK Polizisten vor dem besetzten Haus. „Großkundgebung“ zeigt eine Menschenmenge, in deren Mitte sich eine kleine Gruppe eines SEK, eines Spezialeinsatzkommandos der Polizei, befindet. Hendricks reproduzierte nicht einfach die vollständigen Polizeifotos, sondern wählte in Zusammenarbeit mit Kopp Ausschnitte aus und arrangierte das vorgefundene Material in neuer Weise. Kopps Fotoabzüge auf hochwertigem Barytpapier entfernen die Bilder zusätzlich von ihrem ursprünglichen Gebrauchskontext.

Jochem Hendricks (Jahrgang 1959) lebt und arbeitet in Frankfurt. Er studierte Bildende Kunst an der Städelschule. Seine Arbeit ist der Konzeptkunst zuzuordnen. Er arbeitet mit verschiedenen Medien wie Film, Ready-made, Skulptur, Fotografie, Malerei und Installation. Inhaltlich beschäftigt er sich mit Themen aus den Bereichen der Wissenschaft, Gesellschaft und Geschichte. In die Realisierung seiner künstlerischen Projekte bezieht er gerne Personen ein, die in die behandelten Themenbereiche involviert sind.

Die Studiengalerie 1.357 ist während des Semesters von Montag bis Donnerstag zwischen 12 und 17 Uhr geöffnet. In der Studiengruppe „Geschichtspolitik Gedächtnispolitik, Gedächtniskultur und Bildgebrauch“ arbeiten Studierende und Lehrende verschiedener Disziplinen in enger Kooperation mit dem Städel Museum projektorientiert an der Erforschung des bildlichen Umgangs moderner Gesellschaften mit Geschichte. Die Studiengruppe stellt vier Mal im Jahr zeitgenössische Videokunst in den Räumen des IG-Farben-Gebäudes aus.

Informationen: Prof. Dr. Bernhard Jussen, Historisches Seminar, Campus Westend, Tel.: 069/798-32424, jussen@em.uni-frankfurt.de; Dr. Martin Engler, Sammlungsleiter für Kunst nach 1945 am Städel Museum, Tel.: 069/605098210, engler@staedelmuseum.de; Dr. Henning Engelke, Kunsthistorisches Institut, Campus Bockenheim, Tel 069/798-23470, engelke@kunst.uni-frankfurt.de; Nicole Kreckel, Studentische Mitarbeiterin der Studiengalerie 1.357, frau.n.kreckel@stud.uni-frankfurt.de; Blog der Studiengalerie: http://studiengalerie1357.wordpress.com