Mai 11 2010

Internationales Symposium beschäftigt sich mit einem der bedeutendsten Reformer des deutschen Judentums

Zum 200. Geburtstag des Frankfurter Rabbiners Abraham Geiger

FRANKFURT. Aus Anlass des 200. Geburtstags des Frankfurter Rabbiners, Historikers und Reformers Abraham Geiger (1810-1874) veranstaltet die Martin Buber Professur für jüdische Religionsphilosophie am 16. und 17. Mai im Casino auf dem Campus Westend ein internationales Symposium. Zu den öffentlichen Abendvorträgen (Beginn 18 Uhr) sind auch interessierte Bürger eingeladen: Am Sonntag (16. Mai) spricht Prof. Michael A. Meyer, Hebrew Union College, Cincinnati, zu „Abraham Geiger, der Mensch“; am Montag (17. Mai) hält Prof. Susannah Heschel, Dartmouth College, Hanover (New Hampshire) einen Vortrag mit dem Titel „Von Mohammed bis Jesus: Abraham Geiger und die Herausforderung der Wissenschaft im Judentum“. Prof. Christian Wiese, der ab 1. Oktober die Martin Buber Professur für jüdische Religionsphilosophie an der Goethe-Universität übernehmen wird und zurzeit noch Direktor am Centre for German-Jewish Studies an der University of Sussex ist, hat das Symposium maßgeblich konzipiert.

Der am 24. Mai 1810 in Frankfurt geborene Rabbiner und Historiker Abraham Geiger, einer der Gründungsväter der Reformbewegung und der Wissenschaft des Judentums, gehört zu den bedeutendsten intellektuellen Gestalten des deutschen Judentums im 19. Jahrhundert. In Auseinandersetzung mit den neuesten Tendenzen der Geschichtswissenschaft, Theologie und Orientalistik in Deutschland begann er in den 1830er Jahren ein intensives Studium des Arabischen und des Koran und unternahm es in seinem berühmten Essay „Was hat Mohammed aus dem Judenthume aufgenommen?“, nachzuweisen, dass weite Teile des Koran von der rabbinischen Literatur beeinflusst sind.

Dieses Buch wurde ein erster Schritt in Geigers wichtigstem Projekt: Er wollte die Existenzberechtigung des Judentums in der Moderne gegen jene verteidigen, die es zu einer überholten, toten Erscheinung ohne Belang für die europäische Moderne herabwürdigten. Dazu Wiese: „Indem Geiger den tiefgreifenden Einfluss der jüdischen Tradition auf Christentum und Islam betonte, dem Judentum die Rolle der Bewahrung des reinen prophetischen Monotheismus und somit eine messianische Rolle in der Geschichte zuschrieb, forderte er die triumphalistische christliche Theologie seiner Zeit heraus. Damit stellte er die jüdisch-christlichen Beziehungen auf eine völlig neue Grundlage.“ Zugleich wandte Geiger sich als Historiker und Theologe gegen den orthodoxen jüdischen Traditionalismus und wurde – als kontroverser Rabbiner in Wiesbaden, Breslau und Frankfurt sowie als Mitbegründer der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums in Berlin – zu einer der führenden Stimmen des Reformjudentums.

Das internationale Symposium anlässlich des 200. Geburtstages Abraham Geigers wird in Zusammenarbeit mit dem Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam, dem Centre for German-Jewish Studies an der University of Sussex und der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft des Leo Baeck Instituts veranstaltet.

Informationen: Jonas Bauer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie; Fachbereich Evangelische Theologie; Campus Westend, Tel.: (069) 798-33314; J.Bauer@em.uni-frankfurt.de http://www.evtheol.uni-frankfurt.de/buber/Aktuelles/index.html