Jun 10 2005

Internationale Promotionsprogramme haben sich bewährt / Evaluation übertrifft Erwartungen

Ziel erreicht!

FRANKFURT. Die Projektverantwortlichen von 50 Internationalen Promotions-Programmen (IPP) in Deutschland konnten auf ihrer vierten Jahrestagung in Berlin nach der Implementie-rungsphase einer intensiven Programmentwicklung und –umsetzung eine sehr positive Bilanz ziehen: Nach drei Jahren Laufzeit hat das Beratungsunternehmen Mummert Consulting das Programm evaluiert. Befragt wurden die Projektleiter, Projektkoordinatoren und Doktoranden der 40 IPP, die sich seit mindestens drei Jahren in der Förderung befinden. Die Ergebnisse dokumentieren: Das vom BMBF initiierte und von DAAD und DFG getragene PHD-Programm (‚Promotion an Hochschulen in Deutschland’) hat die gesetzten Ziele - fachliche Exzellenz, Strukturierung und Transparenz sowie Internationalität - in vollem Umfang erreicht; die Mehrzahl der Doktoranden ist sehr zufrieden.

Die im Netzwerk ‚IPP made in Germany’ zusammengeschlossenen Pilotprojekte bieten deutschen und ausländischen Doktoranden eine attraktive Alternative zur herkömmlichen Promotion. Intensive Betreuung, interdisziplinärer und internationaler Austausch sowie auf die Bedürfnisse der Teilnehmer zugeschnittene Lehrveranstaltungen werden großgeschrieben. Das Angebot englischsprachiger Veranstaltungen ist eine Selbstverständlichkeit.

Die im Programm versammelten Studiengänge sollen Breitenwirkung an den Hochschulen entfalten, die sich in der konsequenten Reformierung der Promotionsordnungen, der fach- und fakultätsübergreifenden Vernetzung, aber auch in der zunehmenden institutionellen Verankerung der Promotionsprogramme an den Hochschulen dokumentiert. Vielfach sind Graduiertenzentren entstanden, in die die mit den IPPs erreichte Professionalität bei der Rekrutierung, Auswahl und Betreuung von Doktoranden fortgeführt und auf größere Einheiten innerhalb der Hochschule übertragen wird. Auch an der Universität Frankfurt, die mit zwei Internationalen Promotionsprogrammen, dem IPP ‚Gesellschaftswissenschaften’ und dem IPP ‚Religion im Dialog’ an dem PHD-Programm beteiligt ist, wird zur Zeit an der Entwicklung von fachbereichsübergreifenden Graduate Schools gearbeitet.

PD Dr. Helmut Brentel, der geschäftsführende Direktor des IPP-Gesellschaftswissenschaften an der Universität Frankfurt, sieht den großen Erfolg des PHD-Programms in seinem Zuschnitt als explizites Strukturprogramm. Durch die IPP sei es gelungen, innovative Strukturen an Fachbereichen und Uni-versitäten zu etablieren, die ohne diese Initiative so nicht finanzierbar und innerinstitutionell auch nicht verhandelbar gewesen wären. Mit dem gesamten Bündel an organisatorischen und strukturellen Maßnahmen und Ressourcen sei es, so Brentel, gelungen, den Abstand zu der Betreuungsintensität der US-amerikanischen Elitehochschulen deutlich zu verringern. Die entscheidende und früher uneinholbar scheinende Differenz zu den amerikanischen PHD-Programmen, ihre Fähigkeit einen intensiven Arbeits-, Kommunikations- und Betreuungsprozess für eine Gruppe von Promovierenden anzubieten und auf Dauer zu stellen, könne nun durch das PHD-Programm und die darauf aufbauenden Strukturmaßnahmen der Universitäten besser identifizierbar und bearbeitbar werden. Zugleich verstünden immer mehr Hochschullehrer, wie sehr sie durch solche Strukturmaßnahmen für ihre Kernaufgaben in Lehre und Forschung entlastet werden. Das Programm liefere so ganz entscheidende Anstöße und Erfahrungen für dringend erforderliche Qualitäts-, Struktur- und Personalentwicklungsprogramme an den deutschen Universitäten.

Das PHD-Programm hat sich als ein überaus erfolgreiches Instrument erwiesen, um die Doktorandenausbildung auch im nationalen Kontext voranzutreiben, sie international wettbewerbsfähig zu machen und die Diskussion um die Zukunft der Promotionsphase im europäischen Bildungsraum zu bereichern. Diesen Anstoß zur Internationalisierung der Doktoranden- und Forscherausbildung hat die Universität Frankfurt auch durch ihre Beteiligung am ‚Doctoral Programmes Project’ der European University Association (EUA) aufgegriffen. Zusammen mit acht europäischen Universitäten werden zur Zeit Leitlinien für eine strukturierte und besser betreute Promotion an europäischen Hochschulen erarbeitet. Erste Ergebnisse sind in das gemeinsame Kommuniqué des Treffens der europäischen Wissenschaftsminister im Mai 2005 im norwegischen Bergen eingeflossen. Die detaillierten Leitlinien zu einem ‚3rd cycle of higher education in Europe’ sollen dann auf dem Folgetreffen 2007 in London verabschiedet werden.

Die am PHD-Programm beteiligten Universitäten haben sich zu Exzellenzzentren für Nachwuchsförderung und Strukturreform der Doktorandenausbildung entwickelt. Dennoch werden für Fortsetzung und Verstetigung des PHD-Programmes weitere Anstrengungen zu leisten sein. Die Projektverantwortlichen der IPP haben deshalb in einer Resolution zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses Bund und Länder aufgefordert, „dass das PHD-Programm über das Jahr 2006 hinaus fortgeführt wird“ und „die sich aus den Programmen entwickelnden Graduiertenzentren durch die Exzellenzinitiative besonders unterstützt werden“ sollen.

Kontakt: PD Dr. Helmut Brentel; geschäftsführender Direktor des IPP-Gesellschaftswissenschaften; Robert-Mayer-Str. 5; 60325 Frank-furt; Tel.: 069/798-28374; Tel: 069/798-25151; E-Mail: brentel@soz.uni-frankfurt.de
Zum Beispiel:
IPP-Gesellschaftswissenschaften

Hier promovieren zur Zeit 100 Dok-torandInnen, davon ein Drittel ausländische Promovierende. Die hohe Qualität der neuen Betreuungs- und Programmstrukturen dokumentiert sich unter anderem in dem Angebot auf die aktuellen Bedürfnisse der Promovierenden zugeschnittener Themen- und Methodenworkshops sowie General Skill-Programme wie Schreibwerkstätten, Präsentations- und Moderationstechniken in deutscher und englischer Sprache.

Die Promovierenden erhalten finanzielle Unterstützung für Forschungsaufenthalte und Konferenzpräsentationen im Ausland.

Das IPP unterstützt insbesondere die nationale und internationale Netzwerkbildung und Selbstorganisation der Promovierenden bei der Bildung von themenzentrierten PHD-AGs und bei der Organisation und Durchführung von kleineren Konferenzen und Workshops. Das IPP verfügt mit einem eigenen PC-Cluster, mit Seminar- und Konferenzräumen und einem Internet-Café über eine sehr gut ausgestattete Forschungs- und Kommunikationsinfrastruktur.